Marketing Digest 61

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WS 2013 - Ausgabe #61



Vorwort

Vorwort Wir haben uns die Frage gestellt: Wie kann man den MD #61 möglichst prägnant zusammenfassen? Unser Vorschlag: Der Marketing Digest hat nichts Geringeres als die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen und demografischen Wandel unter Berücksichtigung von Marketing- und Werbeaspekten zum Ziel. Na ja, nicht so ganz. Zwar tauchen diese Themen im MD auf, allerdings nicht derartig theoretisch und geschwollen, sondern eher in der Hoffnung, dass Kurzweile für den Leser dabei herumkommt. Unter dem Titelthema „Schizophrenie“ behandeln wir nicht die klinische Diagnose, sondern gewisse Diskrepanzen, von denen wir behaupten sie in der Gesellschaft und bei ihren Mitgliedern gefunden zu haben. Außerdem kommen die Autoren auf Generationsproblematiken sowie selbstredend marketing- und werbespezifische Themen zu sprechen, da wir hier obligatorisch unsere Kernkompetenz vermuten. Ebenfalls nicht fehlen dürfen die Auslandssemester- und Praktikumsberichte unserer Globetrotter und Working Force. Viel Spaß beim Lesen wünschen Lea Schneider und Guido Reher.

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SCHNUTE SÜSS-SAUER!


Inhalt

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Happy Kommerztag!

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Nicht klotzen, sondern kleckern

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Dem Datenstaubsauger ausgeliefert?

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How to be a Stalker

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Gibt’s das auch als APP?

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Gehirn aus, Gadget an

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Krumme Gurken und schiefe Ansichten

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Die Erfindung des Rads

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Doppelmoral

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Liebes Dr. Sommer-Team

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Die Leiden des modernen Konsumenten

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Montevideo - The city that never wakes up?

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Holy Cow – das indische Abenteuer

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Kamele und Pauschalurlaub

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From Hongkong with love!

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Meine Zeit bei Scholz & Friends

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Dann geh‘ doch woanders einkaufen!

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Hassliebe Pforzheim

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Momentum Hipster

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Horrorskop

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Impressum

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Happy Kommerztag!

Happy Kommerztag!

Die Abenddämmerung legt sich über die Stadt. Die weithin gefürchteten Street-Gangs lauern wieder auf den Straßen. Unschuldige Bürger haben sich in den letzten Tagen bereits auf den Angriff der maskierten Kleinwüchsigen vorbereitet. Schutzgelder wurden bereitgelegt, um sich freizukaufen, falls das eigene Heim zum Ziel der Banden wird. Denn selbst angsteinflößende Wächter, die vor zahlreichen Häusern glühend auf ihren Posten stehen, können sie nicht abschrecken. Wer sich den Forderungen der kleinen Erpresser nicht beugt, bekommt ihren Zorn zu spüren und büßt mit üblen Streichen. Handelt es sich hier etwa um die Anfangssequenz einer neuen Sat.1Krimiserie? Nein, bei den hier beschriebenen Geschehnissen geht es um das alljährliche Treiben auf Deutschlands Straßen am Abend des 31. Oktobers. Millionen Kinder schwirren an Halloween in gruseligen Kostümen durch die Nachbarschaft und fordern Süßes, denn sonst gibt’s Saures. In den USA ist das Gruselfest schon seit Jahrzehnten ein Milliardengeschäft. Egal ob künstliche Spinnweben, Vampir-Plastikzähne, Fruchtgummi-Augäpfel oder makabere Kostüme, hier kennt die Shopping-Laune der Amerikaner keine Grenzen. Sie lieben das Geschäft mit dem Grauen. In Deutschland sind die US-Dimensionen zwar noch lange nicht erreicht, allerdings nimmt der HalloweenWahnsinn auch hierzulande immer größere Ausmaße an. Ohne zu wissen, was der eigentliche Anlass hinter diesem Irrsinn ist, geben Feierwütige Unmengen an Geld für allerlei Schwachsinn in orangener Kürbisverpackung aus. Hauptsache gruselig. Handel und Hersteller freuen sich. Als wären Verkleidungen und Standardsüßigkeiten für die Kinder nicht genug – neuerdings stößt man auch auf Fake-Finger aus Würstchen, Fruchtgummi-Gebisse, HalloweenSchnittkäse, Halloween-Frühstückseier, Halloween-Joghurt, Halloween-Backmischungen, eingelegten Halloween-Kürbis im Glas und sogar auf den „blutrünstigen Fruchtmix mit Himbeer-CitrusGeschmack“ der Marke Fanta. Der Konsumgüterindustrie fehlt es hier nicht an Fantasie, ganz nach dem Motto: Wo kein Halloween draufsteht, ist auch kein Halloween drin. Die Konsumenten springen darauf an und finden immer neue Gründe für den Kauf von PlastikStaubfängern, Kalorienbomben und Co. So stark der innere Widerstand auch sein mag, früher oder später landet dann doch der ein oder andere neue Unsinn im Einkaufswagen. Ausreden finden sich dabei genug: „Was ist, wenn ich nichts für die kleinen Kinder habe, die voller Vorfreude an meiner Tür klingeln? Ich brauch’ doch eh was Süßes, und der 5kg-Halloween-Eimer ist gerade im Angebot!“, „Jetzt bin ich schon zu einer Halloween-Party eingeladen, da will ich auch nicht als Spielverderber dastehen und außerdem kann ich das Kostüm ja auch wieder an Fasching anziehen.“ So schnell kann’s

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gehen und man ist in den Sog der Halloween-Maschinerie geraten. Am Ende landet dann alles im Speicher, wo es verstaubt und nächstes Jahr sind die unechten Spinnweben nicht mehr von den echten zu unterscheiden. Prima! Ein guter Anlass, sich neu einzudecken. Zum Spaß an der ganzen Sache sind wir bereit, einen Haufen Unfug zu kaufen, den die Menschheit nicht braucht, aber trotzdem jeder haben will. Irgendwie absurd, wo die Deutschen doch sonst so preisorientiert sind und extra zum Discounter fahren, um möglichst wenig Geld auszugeben. Dieses paradoxe Verhalten ist nicht nur einmal im Jahr an Halloween zu beobachten. Kurze Zeit später beginnt der nächste Konsum-Marathon: Weihnachten steht vor der Tür und alle sind völlig aus dem Häuschen. Auch wenn das Fest der Liebe im Gegensatz zu Halloween in der deutschen Kultur tief verwurzelt ist und es auch eine religiöse Bedeutung hat, wird selbst dieses bis zum Äußersten ausgeschlachtet. Was ist aus Klein-Jesus in der Krippe geworden? Statt des Christkinds bringt heute ein dicker, bärtiger Mann in weiß-rotem Mantel, der nachts über den Schorns tein in fremde Häuser einsteigt, die Geschenke. Die Transportlogistik übernimmt dabei Rudolf mit der roten Nase, der ein Team aus weiteren acht Rentieren leitet. Weihnachtsmann samt Gefolge und Zubehör sind natürlich in jeder erdenklichen Form und Größe käuflich zu erwerben und strahlen uns auch so von allen Bildschirmen und Fassaden an. Macht ja auch mehr her als eine öde Holzkrippe. Aus unerfindlichen Gründen ist außerdem ein Wettkampf um die schillerndste Hausbeleuchtung in deutschen Nachbarschaften entbrannt. Insbesondere für die Süßwarenhersteller, die Filmbranche, Hersteller von Dekorations-Artikeln und Geschenkkarten ist die Weihnachtszeit nicht nur lukrativ, sondern das Verkaufsevent des Jahres. Für uns gehören Importe aus Amerika wie Zuckerstangen, der Weihnachtsfilm „Kevin – Allein zu Haus“ und Rudolf genauso zu Heiligabend wie Nürnberger Lebkuchen und die Weihnachtsgans. Daher werfen wir der Industrie das Geld geradezu in den Rachen, ohne darüber nachzudenken. Damit ist noch lange nicht Schluss. Bereitwillig beugen wir uns ein weiteres Mal im Jahr begeistert der Geldmacherei. Gerade vom Weihnachtsfest erholt, steht der nächste große Kaufanlass vor der Tür. Die Medien haben uns gelehrt, dass es einen bestimmten Tag im Februar gibt, an dem die Männer ihrer Liebsten zeigen sollen, wie viel sie ihnen wert ist. Dabei gilt der Grundsatz: Je kitschiger und größer das Geschenk, desto größer die Liebe. Logisch, oder? Vergisst der Göttergatte oder Freund den großen Tag, hängt der Haussegen schief. Folglich ist jährlich das gleiche Phänomen zu beobachten: Unzählige Männer rennen an einem normalen Wochentag

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Happy Kommerztag!

im Februar die Türen der Blumenläden ein, um noch kurz vor Ladenschluss eine letzte Rose zu ergattern. Geschenkartikelläden sind mit hektisch und unbeholfen umherirrenden Männern konfrontiert, die sich nicht zwischen den einfallsreichen Alternativen Parfum oder Pralinen entscheiden können. Damit auch Gastronomie und Filmindustrie nicht zu kurz kommen, wird der für den Mann bisher überaus gelungene Tag mit einem besonderen Drei-Gänge-Menü bei Kerzenschein und dem neuen Hollywood-Streifen mit dem passenden Namen „Valentinstag“ abgerundet. Na dann: Happy Kommerztag! Wem haben wir diesen Tag eigentlich zu verdanken? Wer hätt’s gedacht, dem Valentin. Wer das ist, ist eigentlich egal. Hauptsache Rosen und Herzchen. Aber wenn sich Pärchen an nur einem einzigen Tag im Jahr besondere Aufmerksamkeit schenken sollen, läuft hier doch irgendetwas gewaltig schief! In regelmäßigen Abständen geht’s weiter. Auf den Valentinstag folgen die Klassiker Ostern, Muttertag und Vatertag. Wieder lassen wir uns für Süßigkeiten, Blumen und Deko-Artikel freudig das Geld aus der Tasche ziehen. Danach ist es eigentlich erst einmal geschafft und wir haben Sommerpause. Falsch gedacht! Eine Marktlücke wurde entdeckt, das Sommerloch wurde gestopft. Wieder einmal wurde sich dem ausländischen Festtagskalender bedient. Seit letztem Jahr ist ein neuer Trend nach Deutschland übergeschwappt: das HoliFestival. Das farbenfrohe indische Frühlingsfest wurde in den deutschen Hochsommer verlegt. Der ursprüngliche Sinn hinter dem Fest wurde zu diesem Zweck über Bord geworfen (alle Schranken durch Kaste, Geschlecht, Alter und gesellschaftlichen Status sind für dieses Fest aufgehoben) und als Anlass für eine exzessive Farbschlacht inmitten einer Techno-Tanzparty missbraucht. Wer mitmachen will, zahlt. Tolle Bilder sind garantiert, verfärbte Klamotten und Haare, tränende Augen sowie verdreckte Atemwege aber auch. Hauptsache bunt.

Daher genug mit der Stänkerei! Denn Hand aufs Herz: Alles in allem bringen die importierten Events und Feste einen Riesenspaß. Auch die Umsatzzahlen sprechen für sich und scheinen der ganzen Sache Recht zu geben. Solange die Leute Freude daran haben, ist dagegen nichts einzuwenden. So bleibt nur noch eins zu sagen: Leider geil!

Die Autorin: Melanie Körnig Creative Communication & Brand Management (3. Semester) „Gerade durchgezählt. Habe sie tatsächlich nicht mehr alle.“

Die Autorin: Linda Rehberger Creative Communication & Brand Management (3. Semester) „Manchmal, wenn ich ein bisschen neben mir stehe und gucke, was ich da so mache, muss ich plötzlich grinsen. Und dann lachen wir beide.“

Nachdem man den verbleibenden Sommer damit verbracht hat, die restliche Farbe auszuhusten und aus den Haaren zu waschen, steht wieder Halloween vor der Tür. Der Teufelskreis beginnt erneut und wir öffnen bereitwillig unser Portemonnaie. Solange die Kalender anderer Kulturen neue Feieranlässe hergeben und solange es Leute gibt, die ihrer Festtags- und Shopping-Laune freien Lauf lassen, bestimmt die Industrie darüber, wann das Geld fließt. Vieles kommt dabei aus den USA nach Deutschland und wird von den Medien im großen Stil aufgebauscht. Einen Trost gibt es allerdings: Auch deutsche Feste wandern aus. So erfreuen sich andere Kulturen am „German Weihnachtsmarkt“ und am typisch deutschen Oktoberfest. Jeder muss eben selbst wissen, wofür er sein Geld ausgibt.

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Nicht klotzen, sondern kleckern

Die Autorin: Janina Feucht Media Management & Werbepsychologie (3. Semester) „Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.“ (Kafka)

Die Autorin: Alina Rüger Media Management & Werbepsychologie (3. Semester) „Keiner mag die Ente.“

Nicht klotzen, sondern kleckern Zum Glück haben wir noch Vorbilder in der Öffentlichkeit! Sie vermitteln uns gesellschaftliche Normen und Werte wie Nächstenliebe, Ehrlichkeit und Enthaltsamkeit. Bekannte Beispiele hierfür sind, neben der alkoholabstinenten Jenny Elvers-Elberzhagen, der brave Steuerzahler Uli Hoeneß und natürlich unser allerliebster christlicher Mentor Franz-Peter Tebartz-van Elst, Bischof zu Limburg. Sie alle verbindet eins: Sie führen kein Doppelleben, sie haben nichts zu verheimlichen, sie teilen alles mit der Allgemeinheit. Eben wie echte Vorbilder. Als Beispiel für selbstloses Handeln und pure Nächstenliebe möchten wir besonders Herrn Tebartz-van Elst hervorheben. Mit seinem 40-Millionen-€-Bischofsanwesen war er nicht nur beim Bau besonders sparsam, sondern auch seine Einrichtung (ca. 478.000 €) ließ er spartanisch gestalten. Diese umfasst unter anderem schwarze

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Ledermöbel, einen Glastisch und Wände aus grobem, historischem Gemäuer. Sein Badezimmer ist mit einer weißen Designer-Badewanne – natürlich frei stehend – mit Nackenstützen an beiden Seiten für 15.000 € und zwei (!) nebeneinander platzierten Kloschüsseln bestückt. Außerdem befinden sich große, goldene Wappen an den Wänden. Wie es sich für einen Christen gehört, hat er einen kostengünstigen Adventskranz (100.000 €) in seiner neuen 2,67 Millionen € günstigen Kapelle befestigen lassen. Den kleinen Lichthof mit Säulen und Brunnen hat er sich nur schlappe 2,3 Millionen € kosten lassen. Tebartz-van Elst ist also ein christliches Konsumvorbild ohnegleichen, weshalb wir ihn für seine Sparsamkeit belohnen möchten und seinen Wunschzettel bereits für das kommende Jahr an das Christkind weiterleiten:

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Wunschzettel von Tebartz Liebes Christkind, ich, Franz-Peter Tebartz-van Elst, wuensche mir zu deinem alljaehrlichen Fest der Geburt ein paar Kleinigkeiten, die ich noch unbedingt benoetige, um in deinem Namen auf Erden wirken zu koennen: Eine schwebende Lampe (Silhouette Floating Lamp von LightLight, Preis 1.199,98 Euro), um deine Kraft zu demonstrieren und dein Licht in die Welt zu tragen. Mit einem Jet Pack (Preis 250.000 Euro) kann ich dir und unserem himmlischen Vater endlich naeher kommen. Den Luxustresor CRYSTAL STAR 1500 IV mit SwarovskiSteinen verziert (Preis 160.050 Euro) benoetige ich, um meinen kirchlichen Reichtum vor der Ausbeutung durch das heidnische Volk zu schuetzen. Da mein Lichthof (2,3 Millionen Euro) noch ein besonderes Highlight benoetigt, wuensche ich mir ein massstabsgetreues Marmormonument meiner Selbst, damit dein goettliches Auge auch vom Himmelreich aus auf mein Haupt blicken kann.

Ein goldenes 24 Karat MacBook mit Diamantenlogo (Preis 25.000 Euro, mit Echtheitszertifikat und fuenf Jahren Garantie), denn deine goettliche Botschaft kann in unserer heutigen Gesellschaft nur ueber Social Media verbreitet werden. Bekanntlich verdienen deine himmlischen Worte nur die edelsten Geraetschaften. Um mich von den alltaeglichen Strapazen der letzten Wochen erholen zu koennen, bedarf es einer engelsgleichen Schlafstaette. Das Luxusbett Gloria mit eingebauter Beleuchtung (Preis 14.798,99 Euro) wuerde sich dafuer gut eignen, jedoch waeren zusaetzliche Einrichtungen wie Massagefunktion, Nackenstuetzen und eine beheizbare Matratze sehr loeblich.

Des Weiteren benoetige ich fuer mein Badezimmer heiliges Interieur, das da waere: Zwei vergoldete Klobuersten (Preis je 425 Euro), um meine Oblaten- und Messweinexkremente optimal entfernen zu koennen (Falls deine himmlischen Helfer nicht so viel tragen koennen, beschraenke ich mich vorerst auch auf eine Klobuerste). 2 x Klodeckel-Aufkleber “Holy Shit“ (zum Schnaeppchenpreis von je 22,90 Euro plus Versand) fuer meine nebeneinander platzierten Kloschuesseln.

Das “Tried and Poo“-Set von Poo-Pourri, dem geruchsneutralisierenden Wunderspray fuers grosse Geschaeft (Preis etwa 30 Euro).

Wie du siehst, habe ich meine Wuensche auf das Noetigste reduziert und hoffe, dass Du sie mir im naechsten Jahr erfuellen wirst.. Mit meiner Sparsamkeit und Zurueckhaltung moechte ich als Vorbild des christlichen Glaubens gelten. Ich hoffe, du kannst alle meine Wuensche beruecksichtigen und so verbleibe ich mit einem weihnachtlichen Halleluja,

dein treuer Diener Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. (Alias der Protz-Bischof von Limburg)


Dem Datenstaubsauger ausgeliefert?

Dem Datenstaubsauger ausgeliefert? Unser Umgang mit Daten im Alltag und der Abhörskandal

Abgehörte Telefongespräche, gespeicherte Smartphonedaten, geöffnete E-Mails, angezapfte Leitungen: Die Liste der Überwachungsund Spionageziele der NSA ist lang. Selbst Angela Merkels Handy ist vor dem großen Datenstaubsauger aus den USA nicht sicher. Die Gerüchte über weitere mögliche Abhörziele häufen sich – sind vielleicht sogar wir die nächsten, die auf der Schwarzen Liste stehen? Weltweit sorgt der Abhörskandal für Furore. Ein aktuelles Beispiel ist der Bericht des amerikanischen Senders CNN über den Besuch des deutschen Politikers Hans-Christian Ströbele (Bündnis 90/Die Grünen) bei Edward Snowden in Moskau. Gesammelt würden alle Berichte über den Skandal mehrere Bücher füllen. Doch ist dies nur ein weiterer Medienhype oder besteht in diesem Fall wirklich ein Grund zur Sorge? Was passiert mit unseren eigenen Daten? Wo werden sie gespeichert? Ist nicht jeder von uns ein Lieferant für die Datenkammer der NSA? Täglich nutzen wir Medien, die uns dazu zwingen, Daten bereitzustellen. Wir sind über Facebook, Twitter und Xing im Internet global vernetzt, mit unseren Smartphones nutzen wir WhatsApp. Ohne diese Dinge scheint unser Alltag nicht mehr machbar zu sein. Doch all diese Anwendungen nötigen uns dazu, persönliche Daten preiszugeben. Und diese werden gespeichert. Dessen sind wir uns bewusst, mit dem Akzeptieren der AGB geben wir sogar unsere Zustimmung. Niemand weiß jedoch sicher, wo diese Informationen überall hinfließen. Dabei sind diese Daten ein gefundenes Fressen für die NSA, die mit ihrem PRISM-Programm die Leichtsinnigkeit der Bürger nutzen kann – und dies auch tut. Eines ist hierbei unumstritten: Die uns vorenthaltene Datenspeicherung durch die NSA ist ein massiver Eingriff in die Privatsphäre. Trotzdem begeben wir uns mehr oder weniger freiwillig (gesellschaftlicher Druck) in diese „Online-Welt“. Um immer up to date zu sein, nehmen wir dieses Risiko wohlwollend in Kauf. Und genau dieses widerstandslose und bewusste Teilen von Daten ist der große Unterschied zu dem heimlichen Beschaffen von Informationen. Es ist allgemein bekannt, dass Facebook sämtliche Daten von uns speichert, ständig werden zudem die Datenschutzbestimmungen geändert. Dass wir über unsere Daten fast keinen Überblick mehr haben, wissen wir. Dass die NSA Daten über Facebook speichert, wussten wir allerdings bis vor Edward Snowdens Whistle-Blowing nicht. Wir können uns von Facebook lösen, falls wir diesem Problem nicht ausgesetzt sein wollen. Aber dann bekommt die NSA die Daten auf anderem Wege.

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Doch wie viel Gewicht haben unsere Daten, die aus Netzwerken oder mithilfe anderer Anwendungen herangezogen werden? Generell ist ein Chat auf unserem Smartphone so interessant wie Linsen-Eintopf. Also braucht sich der Normalbürger eigentlich nicht vor Konsequenzen fürchten – es sei denn, er hat etwas zu verbergen. Und sollte dies der Fall sein, ist Überwachung dann nicht gut und sinnvoll? Dient die Überwachung der Kriminalitätsprävention, scheint das Problem plötzlich keines mehr zu sein. Jedoch sollte diese Überwachung vom staatseigenen Geheimdienst, also vom Bundesnachrichtendienst, vollzogen werden. Und Selbst dann sind wir misstrauisch, denn einen Überwachungsstaat à la DDR wünscht sich keiner zurück. Wenn die Überwachung von deutschen Staatsbürgern dann auch noch durch ausländische Geheimdienste erfolgt, stellt sich natürlich schnell die Frage, wo die Grenze gezogen werden soll. Dazu kommt das Abhören des Handys unserer Bundeskanzlerin, was noch weitreichendere Konsequenzen hat. Das Bespitzeln eines Landes in diesem Ausmaß sorgt für einen großen diplomatischen Schaden und zerstört das internationale Vertrauen. Doch genau dieses Vertrauen ist die Basis für eine gute Zusammenarbeit – gerade bei großen Wirtschaftsnationen wie Deutschland und den USA. Noch folgenschwerer ist ein Vertrauensbruch innerhalb der Europäischen Union, wie es schon 2001 der Fall war. Damals spionierte Großbritannien seinen Unionspartner Deutschland aus. Fraglich ist, ob dies mit publik werden ein Ende fand. Dieses Verhalten erregt beim Normalbürger Unmut. Unsere scheinbar ahnungslose Regierung wird unbehelligt abgehört, und das von Staaten, mit denen eine diplomatische Kooperation unerlässlich ist. Auch für unsere Kanzlerin muss das Wissen, dass alle ihre Gespräche aufgezeichnet werden, ein unbehagliches Gefühl auslösen. Doch ist unsere Regierung wirklich so unwissend und naiv wie in der Presse dargestellt? Nach sämtlichen Abhörskandalen der Vergangenheit müssten die hochrangigen Politiker eigentlich von der Spionage gewusst haben. Zumindest der Bundesnachrichtendienst dürfte wohl über diese Situation Kenntnis gehabt haben. Zu oft schon gab es in den letzten Jahren Enthüllungen über Spionage in Deutschland. Ist es nicht das, was den Skandal ausmacht? Dem Bürger wird im eigenen Land eine heile Welt vorgespielt, und die führenden Politiker machen mit. Belastet das nicht das Verhältnis zwischen Bürgern und ihren demokratischen Vertretern?

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Dem Datenstaubsauger ausgeliefert?

Dank den Enthüllungen von Edward Snowden sind wir uns bewusst, dass unsere Daten für mehr Leute verfügbar sind, als uns vielleicht lieb ist. Eventuell nutzen wir Anwendungen nun vorsichtiger, die uns zur Abgabe von Daten zwingen. Politisch interessierte Menschen haben nach dem Skandal möglicherweise etwas weniger Vertrauen in die Arbeit unserer Regierung und prüfen diese auf ihre Glaubwürdigkeit. In Zukunft werden die Verhandlungen und Gespräche zwischen den Wirtschaftsnationen vermutlich angespannter ablaufen. Auch wenn sich die Medien zukünftig auf andere Themen stürzen werden, verliert das Thema nicht an Aktualität und Relevanz für die Gesellschaft.

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Die Autorin: Yvonne Knauer International Marketing (1. Semester) „Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen“ (Goethe)

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Gefördert durch die Europäische Union, Europäischer Fonds für regionale Entwicklung, und das Land Baden-Württemberg

Europäische Union Investition in Ihre Zukunft Europäischer Fonds für regionale Entwicklung

Verwaltungsbehörde des RWB-EFREProgramms. Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz www.rwb-efre.baden-wuerttemberg.de


How to be a Stalker

How to be a Stalker

Du hast keine Lust mehr, mit anderen Menschen zu reden? Die meisten Leute finden dich aufdringlich und wollen nicht mit dir befreundet sein? Du wurdest sogar schon einmal als „creepy“ bezeichnet? Mit dieser Anleitung wird sich dein Leben verändern. In nur fünf einfachen Schritten wirst du neue Bekanntschaften für‘s Leben schließen.

Schritt 1: Informationen beschaffen. (Falls du bei einem amerikanischen Geheimdienst arbeitest, dann springe direkt zu Schritt 4) Optimal ist es, wenn du den Namen deines Stalking-Opfers bereits kennst. Aber auch, wenn du den Namen noch nicht herausgefunden hast, können wir dir weiterhelfen. Nutze jede Möglichkeit, die sich dir bietet, um dein Ziel auszuspionieren. Verstecke dich hinter Bäumen oder unter Tischen, um Gespräche zu belauschen. Auch nächtliches Verfolgen kann dich zum Ziel führen – aber lass dich nicht erwischen, deine Intentionen könnten leicht missverstanden werden.

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Manchen Menschen soll es möglich sein, den Namen eines anderen Menschen durch ein bloßes Gespräch herauszufinden. Aber sind wir ehrlich – du wärst nicht hier, wenn du an so etwas glauben würdest.

Schritt 2: Vorbereitungen treffen. Mit den gefundenen Informationen solltest du dich bei Facebook einloggen – natürlich mit einem falschen Account. Am besten bearbeitest du Fotos von dir mit Photoshop, so wird dich in kürzester Zeit nicht einmal mehr deine eigene Mutter erkennen. Wähle einen möglichst weit verbreiteten Namen, wie beispielsweise Jeremy-Pascal, Zementa oder Rambo Ramón Rainer. Schließlich solltest du noch einige Freunde bei Facebook finden, um glaubwürdig zu wirken. Falls du dich nicht traust, jemanden anzuschreiben, dann erstelle doch einfach etwa 20 weitere Fake-Profile. Es kann sich dabei nur um Tage oder Wochen handeln. Sobald dein Profil vollständig ist, bist du bereit, die gesammelten Informationen in die Suchleiste einzugeben und somit auf das Profil deines Zielobjektes zu gelangen.

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How to be a Stalker

Schritt 3: Dieser Inhalt ist derzeit leider nicht verfügbar!

Schritt 5: Das Happy End!

Das Einzige, was dich noch daran hindert, einfach alles über dein Opfer herauszufinden, sind die Sicherheitseinstellungen von Facebook. Es soll wohl immer noch Menschen geben, die sich dort anmelden, aber trotzdem auf ihre Privatsphäre achten. Nur keine Panik. Facebook ändert die Sicherheitseinstellungen so oft, dass es immer ein neues Schlupfloch gibt. Sollte es mit dem Zugriff auf das Profil der Zielperson doch nicht direkt funktionieren, dann sende doch einfach eine Freundschaftsanfrage mit deinem falschen Account. Da du dank Photoshop aussiehst wie ein Supermodel, wird sicher keiner Verdacht schöpfen.

Du verbringst deine Tage und Nächte nur noch vor dem Computer, um auch bloß keine Statusmeldung zu verpassen. Alle Menschen meiden dich, weil du ihre Geheimnisse ausgeplaudert hast. Lass dich nicht unterkriegen – die sind nur neidisch auf dein Talent. Ab heute darfst du dich einen staatlich anerkannten Facebook-Stalker nennen. Herzlichen Glückwunsch!

Es wird keine Haftung für zerstörte Beziehungen und Rufmord übernommen. Ebenso geben wir keine Garantie dafür, dass du durch Stalking deinen Seelengefährten triffst.

Schritt 4: Sie haben ihr Ziel erreicht. Unangenehme Veröffentlichungen auf eigene Gefahr! Du hast es geschafft! Du hast jegliche Hindernisse überwunden und kannst dich jetzt auf dem Wühltisch der Informationen austoben. Wenn du dir Bilder ansiehst, wirst du auf ein Phänomen namens „Selfie“ stoßen. Wundere dich nicht! Die hundert gleich aussehenden Aufnahmen sind Absicht. Das Badezimmer auch. Ebenso wie der komische Gesichtsausdruck, der stark an einen gefiederten Teichbewohner erinnert. Falls du die Statusmeldungen abonnierst, wirst du bald jeden Schritt deines Zielobjekts verfolgen können – vom bedeutsamen Event bis hin zum Toilettenbesuch. Ab jetzt steht dir die Welt offen. Du kannst herausfinden, was im Leben anderer passiert und bekommst sogar meist mehr Informationen als dir lieb ist.

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Die Autorin: Lea Schneider International Marketing (3. Semester) „Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.“ (Augustinus)

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Gibt’s das auch als APP?

Gibt’s das auch als APP?

Geschäftsleute, die ganz wild auf den Displays ihrer Handys herumtippen, Studenten im Bus, die mit Stöpseln im Ohr lässig zur Musik wippen, Jugendliche in der S-Bahn, die gemeinsam YouTube-Videos gucken, oder Autofahrer, die sich von ihrem Handy den Weg erklären lassen: Smartphone-Nutzer sind längst Teil unserer Alltagskultur und nicht mehr wegzudenken. Laut der ARD/ZDF-Onlinestudie 2013 nutzen 44% aller deutschen Onlinenutzer ab 14 Jahren mobile Applikationen – 2012 waren es noch 24%. Dies zeigt deutlich die rasante Veränderung der Mediennutzung und zugleich, wie stark Smartphones und verschiedene Apps unterschiedlichster Kategorien inzwischen den Alltag der Deutschen durchdringen. Am häufigsten auf dem Smartphone genutzt werden Instant Messaging Programme (37%) gefolgt von sozialen Netzwerken, Nachrichten und natürlich Spiele-Apps. Die mobilen Endgeräte ermöglichen uns jederzeit den Zugang zur digitalen Welt, Apps ermöglichen den noch schnelleren und bequemeren Zugriff auf Inhalte und Programme unserer Wahl.

Wozu? NervSound Die App bietet eine Auswahl der fiesesten Geräusche überhaupt: z.B. ein unnachgiebiges Mückensummen, das Kratzen von Fingernägeln auf einer Wandtafel, ein wirklich mieser Geigenspieler oder ein erschreckender Pistolenschuss.

Nützlich: Sun Seeker Stellt den Lichteinfall der Sonne anhand der Kamera und der geographischen Daten am Bildschirm dar. Die App zeigt Sonnenverlauf und Lichteinfall für jede Tagesstunde. Hilfreich z.B. für Fotografen, Architekten, Immobilienkäufer oder Gärtner.

Die App für den Didakten: Toonoisy Ist die Geräuschkulisse im Klassenzimmer zu hoch? Die App hilft, den Lärmpegel im Unterricht zu steuern: Wird es zu laut, ertönt ein Alarm.

Verrückt: Der Pocket Hipster (bisher nur für iPhone) Verschiedene Hipster belustigen mit „hipstermäßigen“ Sprüchen und scannen außerdem die eigene Musiksammlung, um dann neue Indie-Bands vorzuschlagen, die gefallen könnten.

Toll: MovingTwice Macht die Joggingrunde zum Spendenlauf. Für jeden gelaufenen Meter spendet der Sponsor – Unternehmen wie beispielsweise Bahlsen oder comdirect – an das vom Nutzer ausgewählte gemeinnützige Projekt. Die App bietet eine Auswahl an verschiedenen geprüften Hilfsorganisationen und automatische Spendenübertragung.

Teuer: BarMax CA Als eine der teuersten Apps kostet sie 799,99 €. Die App wurde von Jura-Absolventen aus Harvard entwickelt und soll Studenten optimal auf Prüfungen an der traditionsreichen Universität vorbereiten.

Ästhetisch: Yahoo Wetter Die schönste Wetter-App gibt es von Yahoo mit beeindruckenden Fotos.

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Wir, die Generation Y – die Digital Natives – kommunizieren anders als die Generationen vor uns. Wir sind so gut wie immer mit dem Netz verbunden und können uns ein Leben ohne Smartphones und Apps nicht mehr vorstellen. Zwar nutzen die meisten die Apps für Spiele und Entertainment, dennoch werden die mobilen Applikationen auch immer öfter für Berufliches eingesetzt. Und nicht nur dafür, längst kaufen deutsche Verbraucher auch über Apps ein oder bestellen Pizza. Es gibt inzwischen unendlich viele Applikationen in jeder erdenklichen Kategorie. Die meisten sind gratis, einige sind wirklich sinnvoll und nützlich und noch viele mehr sind völlig überflüssig. Es gibt wohl nichts, was es nicht gibt:

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Nett: Sternenkarte Portabler Sternenatlas, der Sterne, Planeten und Sternbilder anzeigt, die in Abhängigkeit des Standortes und Zeitpunktes sichtbar sind.

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Gibt’s das auch als APP?

Die Klassiker: Shazam Egal ob im Radio, Fernsehen, oder im Club: Einfach auf den ShazamKnopf drücken und die App erkennt nach wenigen Sekunden Musik, Shows oder auch Werbespots und bietet die Möglichkeit zum direkten Kauf an.

Will man das wirklich wissen? Sleep Talk Recorder Der Sleep Talk Recorder überwacht den Schlaf, aber ohne Daueraufnahme. Eine Filterfunktion macht Geräusche aus und löst den Sleep Talk Recorder nur bei Schlafgeräuschen aus. (Ja, auch bei Schnarchen!)

WhatsApp Über die wohl beliebteste Messaging-App lassen sich kostenlos Nachrichten, Bilder, Sprachnotizen und Videos über eine bestehende Internetverbindung verschicken. Neben Direktgesprächen lassen sich auch akkuzährende Gruppenchats einrichten. Früher einmalig 0,89 €, inzwischen gratis.

Braucht man das? Das perfekte Frühstücksei Je nach Eigröße und vorher angegebener Wunschkonsistenz errechnet die App die genaue Zeit und klingelt, sobald das Ei fertig ist.

Skype-App: Mit der Skype-App telefoniert man kostenlos mit oder ohne Video über sein Smartphone. Entschleunigung: Die Achtsamkeit App Die App soll mit geleiteten Meditationen und Achtsamkeitsübungen helfen, Zeit für sich zu finden. Nice to have für’s iPhone: Mosaic.io Verbindet die Displays mehrerer iPhones/iPads zu einem großen Riesendisplay und erlaubt die geteilte Nutzung von Daten über das Internet.

Gemeinsamer Spaß: Draw something Mal- und Ratespiel zwischen Freunden mit Suchtpotential. Sinnlos: let’s create! Pottery Töpfern auf dem Smartphone. Hold The Button Den Finger aufs Display drücken und gedrückt halten. Man kann seine Zeiten mit anderen Spielern vergleichen, der Rekord liegt momentan bei über 6 Tagen. Die Heizungsapp Eine virtuelle Heizung erscheint auf dem Smartphone und macht... rein gar nichts. Wärmt nicht. Braucht man nicht. Oder doch? Grillmeister Virtuelles Grillen, für Grillfeeling auf dem Smartphone.

Die Autorin: Johanna Clas Creative Communication & Brand Management (3. Semester) „You can‘t use up creativity. The more you use, the more you have.“

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Gehirn aus, Gadget an

Gehirn aus, Gadget an

Die Technik erleichtert uns den Alltag auf undenklich viele Weisen – keine Frage. Aber dass sie unser Leben dadurch auch besser macht ist damit nicht gesagt. Wenn sie immer weiter in unser Leben eindringt, kann das durchaus zwiespältig gesehen werden. Zuviel des Guten ist eben auch wieder nichts. Es gibt zahlreiche Beispiele für diese Gegensätzlichkeit: Navigationssysteme ermöglichen es uns, auf dem schnellsten Weg unser Ziel zu finden. Aber wer kennt sie nicht: Die Meldungen, in denen jemand arglos auf die Anweisungen des Navis hörte und durch ein kurzes „Bitte wenden!“ zum Geisterfahrer wurde. Auf Facebook wird man daran erinnert, dass jemand Geburtstag hat und kann so immer rechtzeitig gratulieren. Aber spätestens, wenn derjenige ein falsches Datum eingestellt hat, wird deutlich, wie viele (bzw. wenige) ihn wirklich kennen. Den vollen Terminkalender und die zahllosen Kontakte hat man dank entsprechender Funktionen im Smartphone immer parat – zumindest bis der Akku leer ist. Man könnte hier sicher noch viele weitere Beispiele anführen.

Bekanntester und meistdiskutierter Vertreter der Wearable Technologies ist sicherlich Google Glass. Mit Funktionen wie Foto-, Videooder Sprachaufnahmen können wir zukünftig unbemerkt unsere Umgebung aufzeichnen. Die Steuerung erfolgt ganz einfach per Sprachbefehl oder Berührung am Brillenrand. Auf dem im Sichtfeld hängenden Display können ganz bequem Navigationsanweisungen oder Kontaktinformationen eingeblendet werden. Wäre ja auch ganz schön umständlich, sich diese Informationen zu merken! Dem Gegenüber wird bestimmt nicht auffallen, dass man dessen Namen erst noch kurz nachschlagen muss. Letztlich bietet Google Glass die meisten Funktionen eines Smartphones, mit dem Unterschied, dass während der Nutzung immer die Hände frei sind. Dem unbeschwerten Chatten zu jeder Tageszeit steht dann auch nichts mehr im Wege, ganz zur Freude der physischen Gesellschaft. In den Handel kommen soll die Brille übrigens frühestens 2014. Bis dahin bleibt sie einigen Test-Usern vorbehalten, Interessierte können sich aber schon einmal in eine Warteliste eintragen.

Daran sieht man, dass wir uns immer weiter von der Technik abhängig machen. Wir geben unsere Selbstständigkeit auf, werden denkfaul. Man könnte auch sagen, wir haben unser Gehirn „outgesourct“. „Die Computer sind die Zivilisation. Wenn wir die Computer abschalten, fallen wir in eine Art von Zivilisation zurück, von der wir vergessen haben, wie sie geht.“ (Aus „A Logic named Joe“ von Murray Leinster) Dieses Zitat war zur Erscheinung in 1946 noch eine Zukunftsvision, heute dagegen scheint es sehr realistisch. Es mag zwar drastisch klingen und sicherlich ist nicht jedes einzelne Beispiel ein Problem, insgesamt lässt sich jedoch ein gewisser Trend feststellen: Ohne die Hilfe der Technik fühlen wir uns oft ins kalte Wasser geworfen. Das beginnt mit dem unwohlen Gefühl, das Smartphone zu Hause vergessen zu haben, und reicht bis zur geballten Unproduktivität, wenn in einem Unternehmen mal einen Tag die Computer ausfallen. Eine Woche ohne Internet gilt schon als Selbstversuch und auch im Urlaub will man heutzutage nicht mehr „abschalten“.

Ein weiterer wichtiger Vertreter der Wearable Technologies sind sogenannte Smart Watches, die man anstelle der Armbanduhr am Handgelenk trägt. Samsungs GALAXY Gear und Sonys SmartWatch sind nur zwei Beispiele dieser Geräte, die wie aus einem ScienceFiction-Film entsprungen nun Einzug in unseren Alltag nehmen wollen. Neben Anrufen, Terminen, Musiksteuerung und Nachrichtenfunktionen können sie tatsächlich auch die Uhrzeit anzeigen. Mit der Smart Watch am Ohr wird für jeden ein bisschen Geheimagenten-Flair greifbar. Die passenden Überwachungsfotos dazu schießt man unauffällig aus dem Handgelenk. Allerdings funktioniert eine Smart Watch im Gegensatz zu Google Glass meist nur in Verbindung mit einem Smartphone. Gleich zwei Geräte, bei denen im entscheidenden Moment der Akku leer sein wird. Nichtsdestotrotz wird den intelligenten Uhren eine glanzvolle Zukunft vorausgesagt. 2016 sollen bereits 80 Millionen Exemplare weltweit verkauft werden. Marketing-Experten sehen in ihnen schon die Mobile-Payment-Lösung der Zukunft. Und mal ehrlich, so ein Ding um den Arm zu schnallen dürfte für die meisten besser vorstellbar sein, als mit einer Datenbrille auf dem Kopf herumzulaufen. Vielleicht wäre es ganz angenehm, die Smartphones nicht permanent auf dem Tisch liegen zu haben. Ob die ständige Begleitung am Arm das Problem behebt, bleibt allerdings dahingestellt.

Der heutige Stand ist allerdings erst der Anfang. Ständig werden neue Technologien, Geräte und Funktionen entwickelt. Diese können Probleme lösen, von denen man bis dato nicht mal wusste, dass man sie hat. Ein wichtiger aktueller Trend in diesem Bereich sind die Wearable Technologies, auch Wearable Devices genannt. Dabei handelt es sich um technische Funktionen, die in Kleidung oder Accessoires integriert sind. Diese Geräte kann man ständig um sich, an sich, teilweise sogar in sich tragen (beispielsweise implantierte Chips). Das verleiht der Bezeichnung „always-on“ ganz neue Dimensionen und wird sicherlich unsere Abhängigkeit noch weiter erhöhen.

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Ein dritter Bereich unter dem Oberbegriff Wearables wird unter „Quantified Self“ zusammengefasst. Der geneigte Nutzer misst mithilfe von elektronischen Geräten die eigenen Körperwerte und Verhaltensweisen, beispielsweise konsumierte Kalorien, Blutdruck, Bewegungsintensität oder Schlafdauer. Diese werden mit Hilfe des Smartphones ausgewertet und ermöglichen eine Optimierung in

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Gehirn aus, Gadget an

Bezug auf auf Fitness und Gesundheit. Allerdings scheinen viele zu vergessen, dass Einsicht zwar der erste Schritt zur Besserung ist, aber eben nur der erste Schritt. Vom Kalorien zählen allein wird man kein Gramm leichter. Ein Produkt aus diesem Bereich ist NikeFuel, ein Armband, das alle körperlichen Aktivitäten misst – vom Workout bis zur Partynacht. So kann man auf dem Smartphone die aktuelle Leistung kontrollieren, erhält Bewegungserinnerungen, kann sich Ziele setzen, Trophäen gewinnen und sich mit Freunden vergleichen (Stichwort: Gamification). Allerdings könnte man meinen, dass jeder selbst in der Lage ist, zu beurteilen, ob er sich fit fühlt – ganz ohne kg, kcal, BMI und Co. Da muss guter Rat nicht teuer sein; und anstatt 139,00 € für NikeFuel auszugeben, wäre das Geld besser in eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio investiert.

überhaupt ohne sie leben konnte (man schaue sich nur die rasante Verbreitung von Smartphones an). So verschmelzen Mensch und Maschine immer mehr und der Mensch kann immer weniger alleine zurechtkommen. Eine Zivilisation, die ohne Computer nicht mehr funktioniert, scheint fast unumgänglich zu werden. Vielleicht sollten wir dem heute schon vorbeugen und doch mal wieder den Kopf einschalten, statt blind der Technik zu vertrauen. Ein guter Anfang wäre, das nächste Mal trotz Anweisung des Navis nicht in die Sackgasse zu fahren.

Die Autorin: Diese drei Beispiele stellen nur einen Ausschnitt der Geräte und Techniken dar, an denen gerade entwickelt wird. Von implantierten Chips oder Display-Kontaktlinsen wollen wir hier erst gar nicht anfangen. Doch selbst wenn das meiste davon bisher noch unausgereift und teuer ist, könnte sich das bald ändern. Das Angebot schafft sich seine Nachfrage, die Konsumenten gewöhnen sich schnell an die neuen Funktionen, bald schon weiß man kaum noch, wie man

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Diana Lang Creative Communication & Brand Management (3. Semester) „Save the earth – it’s the only planet with chocolate.“

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Krumme Gurken und schiefe Ansichten

Krumme Gurken und schiefe Ansichten

In der EU werden jährlich 90 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Das entspricht einer Lastwagenkolonne rund um den Äquator. Wie entstehen Müllberge, was ist daran so schlimm und was kann man dagegen unternehmen?

Wie landet Essen im Müll? Vom Anbau bis zum Konsumenten. Die Bananenzahl am Strunk, die Tomatenfarbe die via Farbscanner geprüft wird, Äpfel mit Mindestdurchmesser von 55 Millimetern, die perfekte Kartoffel, gerade Gurken – Lebensmittel müssen vielen Normen entsprechen. Dem Druck des Handels ausgesetzt, wird weniger Wert auf die Ernährungsqualität, als auf die Handelsqualität und Ästhetik bzw. Konformität gelegt. Für einen hohen Umsatz nimmt der Handel nur die Lebensmittel ab, die der Konsument gewillt ist zu kaufen. Krumme Gurken? Sind schwerer zu verpacken und in Kisten zu legen. Kartoffeln mit Dellen? Sehen nicht frisch aus. Zwischen 8% und 40% der Ernte sortiert der Bauer aus. Den geernteten und selektierten Früchten steht noch ein langer Weg bis zum Konsumenten bevor. Durch 33 Paar Hände geht jedes Lebensmittel im Schnitt, bevor wir es aus dem Supermarktregal nehmen. An jeder neuen Umschlagstelle gehen Lebensmittel verloren und landen im Abfall. Unzulängliche Transporte und Lagerung führen unter Anderem in Südostasien zu einer Verschwendung von rund 180 Millionen Tonnen Reis im Jahr. Einmal im Supermarkt angekommen, sind Lebensmittel aber noch lange nicht vor dem Wegwerfen gesichert. In Österreich wurden zwei Supermärkte von durchschnittlicher Größe über zehn Wochen beobachtet. Das Ergebnis: 45 kg pro Filiale und Tag! Produkte mit demnächst ablaufendem Mindesthaltbarkeitsdatum oder Kisten in denen nur eine einzige Frucht verdorben ist. Backwaren, die in den Bäckereien im Eingangsbereich der Supermärkte verkauft werden sollen, aber es nicht bis zum Konsumenten schaffen, weil das vom Supermarkt geforderte stets volle Regal um 18:30 Uhr einfach nicht mehr leer gekauft wird – alles landet im Müllcontainer. Aber es sind nicht nur die bösen Supermärkte, sondern auch die Konsumenten, die eine beträchtliche Menge an Lebensmittelabfall produzieren und den Müllberg vergrößern: Zwei vollgepackte Einkaufswagen pro Person im Wert von insgesamt rund 235 € landen jährlich in Deutschland im Mülleimer – das ermittelte eine Studie der Universität Stuttgart. Oft sind die Gründe ein überschrittenes Mindesthaltbarkeitsdatum, schlechtes Aussehen oder nicht leer gegessene Teller.

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Müllberge – ja und? Das Wegwerfen der Lebensmittel offenbart sich als fatale Verschwendung an Manpower und kostbaren Ressourcen. Weggeworfen werden neben dem Warenwert auch die gesamten Aufwendungen für das Erreichen des Endproduktes. Ein geerntetes Kilogramm Äpfel verbraucht beispielsweise 700 Liter Wasser, die gleiche Menge an Rindfleisch über 15.000 Liter. Die Müllberge sind nicht nur unökonomisch, sondern auch unökologisch: 15% der Methan-Emissionen entstehen durch Lebensmittelabfall. Und Methan ist für die Ozonschicht bedeutend schlimmer als CO2. Auch moralische Zwickmühlen werden uns nicht erspart. Während wir so viel Essbares entsorgen, verhungern Millionen Menschen weltweit. Ja klar… Die Reste vom Abendessen können wir wohl schlecht nach Afrika oder Bangladesch schicken. Aber auf gewisse Weise tun wir das trotzdem, nämlich in Form eines höheren Weltmarktpreises: Hohe Nachfrage und Verknappung führen automatisch zu einem Preisanstieg.

Oh – und was nun? Ansätze zur Verbesserung. Prinzipiell findet man enormes Potenzial für Einsparungen und Erhöhung der Effizienz. Mit dem Abbau von Handelsstufen könnte man die Macht von Spediteuren, Groß- und Einzelhändlern einschränken. Denn dann entscheiden Hersteller und Konsument darüber, was auf den Tisch kommt. Aber man muss nicht die komplette Handelsstruktur aufmischen, um eine Verbesserung zu erzielen. Generell sollte man einfach öfter auf regionales Gemüse und Obst zurückgreifen, um die CO2-Bilanz zu schonen und die Gefahr des Verderbens durch langen Transport zu reduzieren. Supermärkte könnten den „Abfall“ sinnvoll weiterverwerten: Zwar darf aus diesem kein Tierfutter gemacht werden (Seuchenschutz), aber als Energielieferant in Biogasanlagen oder als Brennmittel (Brotpellets für den Ofen) könnte man ihn nutzen. Aufgrund strenger Auflagen des Gesundheitsamtes dürfen weggeworfene Lebensmittel nicht an bedürftige Einzelpersonen abgegeben werden. Aber es gibt glücklicherweise Tafeln, die Container sortieren und so fast 30% bis 40% genießbare Lebensmittel weitergeben können. Produzenten- oder Konsumentensouveränität? Das ist eine umstrittene Frage. Sind Handel bzw. Supermärkte noch so mächtig, können wir Konsumenten trotzdem einen kleinen Beitrag leisten: Vorräte im Überblick behalten, nach Plan einkaufen und nicht bei „2 zum Preis von 1“-Angeboten schwach werden, souveräner Umgang mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum (Mindest!), bessere Lagerung, Kauf von regionalen („biologischen“) und saisonalen Lebensmitteln,

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Foodsharing, richtige Entsorgung und vor allem Mäßigung. Supermärkte tragen nunmal nicht die alleinige Schuld. Unsere hohen Erwartungen führen zu einer breiten Sortimentsauswahl, dieses wiederum zu Kalkulationsschwierigkeiten für Händler und Produzenten.

Die Autorin: Kim Ta Thuy International Marketing (3. Semester) „Größe zeigen.“

Klar ist: In industrialisierten Nationen, in Zeiten des Überflusses, der Konsum- und Wegwerfgesellschaft, haben wir den Bezug zu Lebensmitteln verloren. Schnelle Mahlzeiten, schnelle Einkäufe zwischendurch und günstige Preise lassen die Wertschätzung für das Essen schwinden: Wir wissen oft nicht, wie viel Arbeit und Ressourcen in den Nahrungsmitteln stecken, geschweige denn wo sie herkommen. Die Kuh ist nicht lila und grast auch meist nicht fröhlich auf der Weide. Der Konsument ist ambivalent: Primark missbilligen, auf Plastiktüten beim Einkauf verzichten, Bio-Kartoffeln und Fair-Trade-Schokolade kaufen, aber dann andere Lebensmittel wegschmeißen? Komplett „öko“ zu leben, ist kein Muss. Jeder Ansatz für verantwortungsbewusstes Konsumieren ist immerhin ein Ansatz.

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Die Erfindung des Rads

Die Erfindung des Rads

Jede Berufsgruppe leistet ihren Beitrag für die Gesellschaft. Wenn wir morgens aus dem Haus gehen, halten wir noch für einen kleinen Zwischenstopp beim Bäcker, um unseren knurrenden Magen mit einem belegten Brötchen zu besänftigen und unsere Müdigkeit mit einem Kaffee zu bekämpfen. Anschließend steigen wir in den Bus, damit uns der Busfahrer mehr oder weniger sicher ans Ziel bringt. Optimal ist es natürlich, wenn man noch einen Sitzplatz bekommt, um blaue Flecken und Quetschungen zu umgehen. Einige Studenten werden trotz erwartungsvollem Blick und klirrender Kälte vom Busfahrer eiskalt stehen gelassen. Für andere besteht die Chance auf das pünktliche Erreichen der Hochschule, wenn sie sich beim Ansturm auf den Bus höchsten körperlichen Belastungen aussetzen. An der Hochschule angelangt und den richtigen Raum gefunden(!), versuchen uns die Professoren mit dem nötigen Wissen auszustatten, damit wir in der heutigen Welt als Werber gut gerüstet sind. Jeder hat in beruflicher Hinsicht eine klare Funktion, mit der er das Leben der Menschen bereichert, es einfacher, wertvoller oder bequemer macht. Es scheint, als erhalte jeder Beruf gesellschaftlich eine gewisse Wertschätzung. Da stellt sich die Frage: Was ist später unser sinnvoller Beitrag für die Gesellschaft? Der Werber ist erst einmal unbeliebt. Man sagt, er sei ein „kreativer“ Freak, überheblich und zudem auch noch Schuld daran, dass der Freitag-Abend-Blockbuster an den spannendsten Stellen unterbrochen wird. Liegt es vielleicht auch daran, dass unsere Dienstleistung Geschmackssache und nicht zwingend essentiell ist? Man möchte online nur kurz die Nachrichten abrufen und schon ertönt in einem Pop-up die Stimme einer bekannten Fernsehmoderatorin, die versucht uns die neueste Anti-Aging-Creme zu verkaufen. Das trifft besonders während der Vorlesung auf Unverständnis der Kommilitonen sowie vor allem des Professors. Wenn man nach einem anstrengenden Tag via YouTube oder Spotify bei etwas Musik entspannen oder sich auf die nächste Party vorbereiten möchte, wird die Stimmung schnell getrübt. Gerade setzt man dazu an, lauthals zum erwarteten Partykracher mitzugrölen, aber was man wider Erwarten hört ist „My girl“ von den Temptations. Mit irritiertem Blick auf den Laptop stellt man fest, dass dazu ein Milchglas und ein Schokoriegel zusammen im Sandkasten spielen. Wer möchte denn einen Schokoriegel essen, der schon im Sand lag? War Werbung schon immer so nervig? Wir haben uns gefragt, wie das wohl früher war, und setzten unser Szenario zu der Zeit an, in der die Menschen noch unter etwas anderen Bedingungen gelebt haben: In der Steinzeit. Wir gehen davon

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aus, dass sich die Menschen damals hauptsächlich auf das Jagen und Sammeln konzentriert haben. Wie hätten wir Werber uns wohl unter solchen Lebensumständen sinnvoll einbringen können? Eine Möglichkeit wäre gewesen, ein geschlachtetes Tier so in Szene zu setzen, dass es als Tauschmittel fungiert und der Stamm davon profitiert. Wir hätten versucht, die vorhandenen Flächen zu nutzen und mit Tierblut zu illustrieren. Was soll’s, wenn dabei die StammesGötterbilder kommerziell aufgepeppt und so leider auch übermalt werden – Jesus kommt ja später noch! Rauchzeichen als Werbemittel würden sich auch nicht unbedingt eignen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Womöglich wäre das Entsetzen über das dafür ausgelöschte Feuer, das damals überlebensnotwendig war, größer als die dahinterstehende Werbebotschaft. Sind wir ehrlich: Unsere Mittel waren begrenzt. Wie sollten wir denn unsere Ideen überhaupt veranschaulichen? Ein Tierfell als Flip-Chart? Verschwendung! Und Blut auf Felsen bildet kaum einen Kontrast und ist nach dem ersten Regenschauer weggewaschen. Wie hätten wir also die anderen Menschen mit unseren Werbebotschaften erreichen sollen? Vielleicht ist es sinnvoller, unser Gedankenexperiment etwas später anzusetzen: im Mittelalter. Wir sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort, denn gerade jetzt steht die Taufe des Prinzen Sigibert bevor. Wir als Werber fühlen uns dazu berufen, dieses Event öffentlichkeitswirksam in Szene zu setzen. Kurzerhand werden die königlichen Flaggen entfernt und die von uns gestalteten Werbebanner gehisst, um die Bruttoreichweite in astronomische Höhen zu treiben. Unsere Werbeaktion wäre womöglich ein zu großer Erfolg geworden. Man stelle sich vor, das Fußvolk hätte dem König voller Euphorie über das festliche Geschehen die Bude eingerannt. Einem guten Werber wäre sicher auch die Idee zur Live-Übertragung der Taufe auf Großleinwänden gekommen, um den ein oder anderen Werbeblock dazwischen zu schalten. Inhalt eines solchen Blocks könnte des Werbers neueste Erfindung sein: das dreieckige Wagenrad. Wozu? Um dem Volk das Bewusstsein für Individualität und Stil in der Produktauswahl nahezulegen. Dieses Konzept wäre in der heutigen Zeit sicherlich erfolgsversprechend, hätte im Mittelalter allerdings eher für Verwirrung gesorgt. Man kann sich ja vorstellen, wie praktisch und komfortabel dieses Konzept der Fortbewegung ist. Ist es nicht ambivalent, dass trotzdem jährlich alleine in Deutschland mehrere Milliarden für Werbung ausgegeben werden? Oder dass es wohl einige gibt, die Werbung tatsächlich gut, beeindruckend oder lustig finden und z.B. Werbespots an Freunde verschicken? Darüber hinaus ist es beachtlich, dass gewisse Marken einen solchen Bekanntheitsgrad und Status erreicht haben, dass der Verbraucher vor dem Geschäft campiert – nicht selten mehrere Stunden

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Die Erfindung des Rads

oder gar Tage. Werbung muss also doch eine dementsprechende Wirkung und einen tieferen Sinn für die Existenz von Werbern haben. Ist der Werber in der heutigen Zeit vielleicht sogar unentbehrlich? Wir sind überzeugt davon und glauben, mit der richtigen Herangehensweise werden auch wir die gebührende Akzeptanz in der Berufswelt finden.

Die Autorin: Christine Schwarz Media Management & Werbepsychologie (1. Semester) „One man‘s trash, that‘s another man‘s come up.“ (Macklemore)

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Die Autorin:

Die Autorin:

Marielle Sträter Werbung & Marketingkommunikation (1. Semester)

Julia Reichenbach Werbung & Marketingkommunikation (1. Semester)

„Anteilnehmende Freundschaft macht das Glück strahlender und erleichtert das Unglück.“ (Cicero)

„Wer einatmet muss ausatmen, wer einschläft muss ausschlafen.“

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Doppelmoral

Doppelmoral

„Ich bin ein guter Mensch. Ich verstehe mich als Kämpfer für Menschen am Existenzminimum, kaufe meine Bananen im Bioladen und bekämpfe die Ausbeutung in Niedriglohnländern. Ich habe auch für die Flutopfer in Asien gespendet und jedes Jahr an Weihnachten gehe ich in die Kirche und unterstütze Brot für die Welt. Und danach esse ich die Tiefkühltorte vom Discounter meines Vertrauens.“ Merkwürdig, dieser Konsument: Was treibt ihn an, sich öffentlich als moralisch besonders integer hervorzutun, um dann genau gegen diese Normen zu verstoßen? Warum hält uns das Wissen, dass Billigprodukte auf Kosten von Umweltstandards und Menschenrechten produziert werden, nicht vom Kauf ab? Und machen uns „grüne“ Produkte wirklich zu besseren Menschen? Die Kluft zwischen moralischer Verlautbarung und dem Verhalten existiert also noch immer – trotz des Wissens über Klimawandel, Niedriglöhne und Stellenabbau. Der Konsument weigert sich, ein Dreiliterauto zu fahren. Stattdessen fährt der umweltbewusste Bio-Käufer mit seinem spritdurstigen SUV direkt vor die Ladentüre. Schon klar, im Schnitt verbrauchen Autos inzwischen weniger Kraftstoff, doch wir fahren auch immer mehr. Nicht nur aufgrund des Berufs, bei dem wir vielleicht keine andere Wahl haben. Auch als Touristen, so just for fun. Aber das erscheint uns als gerechtfertigt: Man hat sich ja durch seinen Bio-Einkauf bereits in positivem Licht präsentiert und rein gewaschen. Die Ambivalenz, auf der einen Seite moralisch für etwas einzutreten und sich auf der anderen Seite dazu diskrepant zu verhalten, wird schnell deutlich: In dem Augenblick, in dem man sich in einem Bereich selbst bestätigt hat, erlaubt man sich anderswo eine Abweichung. Der Kunde erwirbt also die Lizenz für verschwenderische, luxuriöse Dinge, indem er zuvor etwas Gutes tut. Und wo das Gute einfach ist, da tun wir es auch. Wir boykottieren Konzerne,

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die Menschenrechte und Umweltschutz missachten, empören uns über die Verlagerung der Produktionen ins Ausland, Stellenabbau und (Sozial-)Dumping. Und dann kaufen wir zu Preisen ein, die eine umweltgerechte Produktion ausschließen. Ebenso wie einen angemessenen Gewinn für die Produzenten. Wir wissen, dass Hosen, Pullover, Röcke und Jacken von Hennes & Mauritz nicht in Deutschland, sondern im Ausland - in so genannten Niedriglohnländern genäht werden. Gleich neben den Sweatshops von Aldi, Lidl, Ikea und Tchibo. Aber wir haben uns davor ja auch ausgiebig für deren Rechte eingesetzt – uns moralisch selbst entlastet. Man hat es sich ja irgendwie verdient. Wir betreiben Greenwashing unserer eigenen Seele. Und kaufen uns das auch noch selbst ab. Wir verfolgen also stark widersprüchliche Ziele. Auf der einen Seite wollen wir ethisch korrekt Handeln. Auf der anderen Seite sparsam sein. Ein moderner Lebensstil darf dabei aber auch nicht zu knapp kommen. Wie kann das funktionieren? Es gibt also nicht mehr die eine Schublade, in die man einen Konsumenten stecken kann. Wir wollen unsere verschiedenen Alter Egos für den Sparsamen, den Öko und den Trendbewussten ausleben, und das am besten gleichzeitig. An dieser Stelle möchten wir Euch gerne die „LOHAS“ vorstellen. LOHAS steht für Lifestyles of Health and Sustainability. Seitens der Presse werden sie oft kritisch betrachtet und als Heuchler bezeichnet, die sich durch ihr ökologisches Konsumverhalten ein reines Gewissen erkaufen wollen. Dabei sind die Grundsätze dieser Gruppe mehr als nur vertretbar. Sie streben ein nachhaltiges und bewusstes Leben an. Begutachten Unternehmen und deren Corporate Social Responsibility Maßnahmen kritisch. Um auch wirklich Produkte zu kaufen, bei denen weder Natur noch Mensch ausgebeutet werden, sparen sie an Luxusartikeln. LOHAS haben stärkere Prinzipien als andere Menschen. Sie sind konsequent in ihrem Lebensstil und führen dies auch auf anderen Ebenen weiter.

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Soweit die Theorie, in der Praxis sieht es wie immer etwas anders aus. Sie verhalten sich oft überheblich gegenüber uns schizophrenen Otto Normalverbrauchern und brüsten sich mit ihrer Überlegenheit.

Die Autorin: Janina Feucht Media Management & Werbepsychologie (3. Semester)

An dieser Stelle muss man den typischen LOHAS vom allgemeinen Grundgedanken dieser Ideologie trennen, denn an dieser gibt es nichts auszusetzen. Natürlich sind gute Taten – wenn man genau hinsieht – immer eine Art „Selbstbefriedigung fürs Gewissen“. Na und? Eine Welt voller gewissensbefriedigter und nachhaltiger Menschen – wir können uns Schlimmeres vorstellen. Wenn wir nun alle ein bisschen mehr LOHAS verfolgen und weniger schizophren handeln, dann glauben wir, dass man auch etwas bewegen und die Macht des Konsumenten sinnvoll genutzt werden kann.

„Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.“ (Franz Kafka)

Die Autorin: Marie Schreuder Werbung & Marketingkommunikation (4. Semester) „Nothing ruins your Friday like realizing that it‘s only Tuesday.“

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Praktikant (m/w) Marketing-Kommunikation jeweils zum WS oder SS für 6 Monate Das Unternehmen: Mitten in einer der stärksten Wirtschaftsregionen Europas. Bevorzugter Standort nationaler sowie internationaler Messen, Kongresse, Events. Ein Unternehmen mit Zukunftsperspektiven – die Messe Stuttgart bietet mit Europas modernstem Messegelände direkt am Flughafen faszinierende Möglichkeiten. Ihr Einsatzgebiet: Die Abteilung Marketing-Kommunikation gestaltet und organisiert das äußere Erscheinungsbild der Landesmesse Stuttgart GmbH. Zu ihren Aufgaben gehört u.a. die Imagewerbung der Messe Stuttgart, die Betreuung und Entwicklung von Internet-Auftritten und Neuen Medien, das Adressmanagement sowie die Organisation der Abläufe im hauseigenen Pressecenter.

Wir freuen uns über Ihre Bewerbung über unser Online-Bewerbungsformular! Zur Online-Bewerbung: www.messe-stuttgart.de/karriere Kontakt: Landesmesse Stuttgart GmbH Carolina Büning Personal & Organisation Messepiazza 1 70629 Stuttgart Tel: (0711) 18560-2233

Ihr Tätigkeitsbereich: Wir bieten jeweils ein Praktikum in den Schwerpunktbereichen Werbung, Neue Medien oder Pressearbeit an. Im Bereich Werbung entwickeln Sie neue Ideen für die unterschiedlichsten Werbemittel. Für die neuen Medien setzen Sie Social Media-Anwendungen direkt um und arbeiten an unserem modernen Internetauftritt mit. Und wenn Sie lieber texten, dann haben Sie die Möglichkeit, Pressemitteilungen und Newsletter zu erstellen und in der Onlineredaktion mitzuarbeiten. Ihr Profil: Insbesondere Studenten oder Absolventen aus den Bereichen Werbung, Marktkommunikation und BWL mit Schwerpunkt Marketing finden bei uns interessante und anspruchsvolle Einsatzmöglichkeiten. Wir erwarten fundiertes betriebswirtschaftliches Wissen und Grundkenntnisse aus den Bereichen Druckvorstufe und neue Medien. In MS Word, Excel und Powerpoint sind Sie sattelfest und haben im Idealfall bereits Vorkenntnisse in InDesign und Photoshop. Fühlen Sie sich angesprochen?

Interesse an weiteren Stellenangeboten?


Liebes Dr. Sommer-Team

Liebes Dr. Sommer-Team, meine Freundin hat ein Nokia 3410, ich aber ein iPhone 5S. Hat unsere Beziehung überhaupt eine Zukunft?“ (Max, 13)

19 % aller Smartphone-Nutzer haben ihr Handy bereits einmal ins Klo fallen lassen. So etwas würde dir selbstverständlich niemals passieren, das versteht sich von selbst. Doch nun mal ehrlich: Hast du jemals auf der Toilette eine Textnachricht verfasst? Oder in der Badewanne? Irgendwie ist das auch vollkommen nachvollziehbar. Schließlich muss man diese Zeit auch nutzen. Wir leben nun mal in einer modernen Welt, Zeit ist Geld. Egal wo man ist, es gibt immer jemanden, der grade sein Smartphone in der Hand hat.

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Auf Partys oder beim Treffen mit Freunden. Warum nicht? Zusammen aufs Handy-Display zu starren ist schließlich auch eine Art von gesellschaftlicher Unternehmung. Auch beim ersten Date ist es vollkommen sinnvoll, das Smartphone im Blick zu behalten. Selbst wenn man sich dicke verknallt hat, ist das noch lange kein Grund, die anderen Freunde warten zu lassen oder gar ganz auszublenden. Dieses unhöfliche Verhalten sollte man zumindest seinen guten Freunden nicht entgegenbringen. Und mal unter uns: So ganz ohne Smartphone, das wäre ja nahezu verstörend! Was würde das Date denken? „Hat unsere Beziehung überhaupt eine Zukunft?“

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Liebes Dr. Sommer-Team

Ein neuer Trend sind „Selfies“ (Selbstportraits) – am liebsten mit dem sogenannten Duckface – die auf Beerdigungen gemacht werden. Irgendwie muss man die drückende Stimmung schließlich auflockern. So makaber es klingen mag, da wird auch die langweilige Beerdigung der nervigen „Bist du groß geworden!“- Tante ein wenig abwechslungsreicher. Geschmacklos oder zeitgemäß? Jedenfalls auf dem besten Wege, total normal zu werden.

Wenn die Smartphonenutzer immer jünger werden Wisst ihr noch, wie es war, als man es kaum erwarten konnte, endlich vom Küchentisch aufstehen zu dürfen, um sich mit seinen Freunden zu treffen? In die Stadt zu gehen oder Fußball zu spielen – was Kinder eben so machen? Mal ehrlich, wer kennt es nicht. Die kleine Nachbarin, die gerade in die 5. Klasse gekommen ist postet: „Es dauert eine Sekunde, sich in eine Person zu verlieben, doch es dauert eine Ewigkeit, diese wieder zu vergessen“ via Facebook. Und wer kennt nicht die dröhnende Kay One- oder Bushido-Mukke aus jeder Richtung, sobald man in den Bus einsteigt. Damals wurde noch auf einem schönen, mit Herzchen verzierten Briefchen „Ja/ Nein/Vielleicht?“ gefragt, heute bekommt man eine plumpe Beziehungsanfrage bei Facebook. Da könnte es zum Problem werden, sollte die angehende Freundin nicht das neueste Smartphone besitzen. Wie soll man da auch bloß in Kontakt bleiben?

Die Generation Smartphone nervt sich selbst Vorsicht! Die Zweisamkeit mit dem Smartphone kann schnell süchtig machen! Wie steht es mit dir? Du schreibst während eines Gesprächs Nachrichten an andere, fotografierst dein Essen und postest das Foto auf Facebook oder Instagram. Du musst dein Handy mehrmals am Tag aufladen, schreibst lieber mit Leuten anstatt dich zu unterhalten, auch wenn ihr euch im selben Raum aufhaltet. Wenn dein Datenvolumen aufgebraucht ist, wirst du ungehalten, und wenn man dir nicht sofort zurückschreibt, breitet sich Nervosität aus. Richtig? Dann solltest du schnellstmöglich einen Therapeuten deines Vertrauens aufsuchen. Denn all das sind Indizien, dass die Sucht eingetreten ist. Wenn du dir unsicher bist, hier ein Tipp: Versuche eine Woche ohne dein Smartphone auszukommen.

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Möglicherweise leidest du dann auch unter der berühmt-berüchtigten Nomophobie (von „no-mobile-phone-phobia“). Dieser Begriff bezeichnet die Angst, das Handy beispielsweise zu Hause zu vergessen und somit unerreichbar zu sein. Man würde sich schließlich sein Leben lang ärgern, möglicherweise einmal etwas Wichtiges verpasst zu haben. Die ältere Generation mag es trotz des Wandels der Zeit immer noch als unhöflich empfinden, am Tisch oder im Gespräch ständig mit seinem Mobiltelefon zu hantieren. Doch diesem schnöden Verhaltenskodex ist die Generation Smartphone schon lange überlegen. Das häufig zu beobachtende Phänomen, seinem Smartphone mehr Aufmerksamkeit zu schenken als dem Gegenüber, hat mittlerweile ebenfalls eine Bezeichnung: „phubbing“, zusammengesetzt aus „phone“ und „snubbing“ (dt.: Jemanden vor den Kopf stoßen). Aber das lässt sich noch steigern. Wie wäre es, den Gesprächspartner einfach durch einen weiteren Bildschirm, beispielsweise den Laptop, zu ersetzen? Die Kommunikationsmöglichkeiten steigen dadurch exponentiell an! Noch anspruchsvoller wird das Ganze, wenn man nebenher noch den Fernseher laufen lässt. Multi-Tasking nennt man das, auch für Männer geeignet. Echtes Training fürs Gehirn.

Stadtplan vs. Google-Maps Für nahezu jede Situation unseres Lebens stehen Apps zur Verfügung die uns weiterhelfen. Einen Menschen um Hilfe zu bitten, ist in vielen Situationen nicht mehr nötig. Ohne Zweifel ist es praktischer, anstelle eines Stadtplans mal eben das Handy aus der Tasche zu kramen, den Titel des Songs, der gerade läuft, über eine Musikerkennungs-App zu finden und statt 0,73 €/min für ein Gespräch ins Ausland zu bezahlen, lieber per Skype kostenlos mit seinen Freunden zu quatschen. Man braucht die offensichtlichen Vorteile des Smartphones eigentlich nicht weiter zu erwähnen. Mit dem mobilen Internet kann an jedem Ort der Welt (vorausgesetzt man hat eine Auslandsflat) das heutige Kino-Programm, die Staumeldungen und der Busfahrplan gecheckt werden. Aber wirklich interessant wird es erst bei folgenden, überlebensnotwendigen Apps:

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Liebes Dr. Sommer-Team

1. Keine Parkscheibe zur Hand? Wie gut, dass jemand die Parkscheiben-App - inklusive idiotensicherer Anleitung - erfunden hat. Stell die Zeit ein, leg es hinter die Windschutzscheibe und mach deine Erledigungen. Wenn du zurückkommst, kann es allerdings sein, dass du doch einen Strafzettel und gegebenenfalls zusätzlich eine Strafanzeige bekommen hast. Oder dass dein Auto aufgebrochen wurde und deine innovative Parkscheibe verschwunden ist. 2. Hattest du zufällig schon mal das Bedürfnis, eine virtuelle Toilettenpapierrolle abzuwickeln? Bei Langeweile auf der Toilette gibt es für läppische 0,79 € die richtige App für Klopapier-Fans: iDragPaper.

Die Autorin: Christine Schwarz Media Management & Werbepsychologie (1. Semester) „One man‘s trash, that‘s another man‘s come up.“ (Macklemore)

Die Autorin:

3. Unser größter Respekt gebührt jedoch den Entwicklern von Brozermo, der Solarium-App. Selbst stundenlanges Braten vor dem iPhone resultiert eher in einer vornehmen Blässe. Warum auch nicht, immerhin besteht mit Sicherheit kein Hautkrebsrisiko – einen Vorteil muss die App ja haben!

Lisa Weber Mediamanagement & Werbepsychologie (1. Semester) „Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg.“ (Laozi)

„Lieber Max, überlege dir gut, was du von deiner Beziehung erwartest. Möchtest du mit deiner Freundin in die weite Welt ziehen, um etwas zu erleben, oder möchtest du dich deinem Smartphone mit den ganzen Apps und Spielen, mit WhatsApp und Candy Crush Saga widmen? Selbst wenn es heute noch gut bei euch läuft, ein iPhone 5S und ein Nokia 3410 haben rein gar nichts gemeinsam. Dass ihr euch in unterschiedliche Richtungen entwickelt, liegt leider auf der Hand. Dein Dr. Sommer-Team“

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Die Leiden des modernen Konsumenten

Die Leiden des modernen Konsumenten Markengroupies auf Suchtwegen

Wenn der Vorhang fällt und Bands wie Coldplay die Bühne betreten, ist es keine Seltenheit, dass man vor lauter hysterischem Geschrei die Musik kaum noch hört. Bereits in den 60er Jahren brachten Künstler wie die Beatles oder Elvis die Stimmbänder weiblicher Massen zu Höchstleistungen – also nichts Neues. Dieses Phänomen und das daraus resultierende, ungezügelte Verhalten wird meist mit (weiblichen) Teenagern assoziiert und das nicht vollkommen grundlos. Gerade diese suchen sich in ihrer Entwicklungsphase Stars als Identifikationspersonen. Sie dienen als Grundlage für Projektionen aller Art. Genauso werden diese Idole Objekte der Verehrung und nicht selten der Begierde. Wenn sich heute hunderte Menschen schon Tage vor Verkaufsstart in eine Reihe stellen oder setzen, um das neue iPhone der Saison zu kaufen, gleicht das Szenario so ziemlich dem eines Konzerteinlasses, der gerade neu aufgestiegenen Boyband am Pop-Himmel. Menschen vegetieren erschöpft und gezeichnet in ihren Schlafsäcken vor sich hin – selbstredend bei arktischen Temperaturen. Lange Streifen aus Getränkedosen und Essensverpackungen ziehen sich neben den Wartenden her und dem Vorbeilaufenden bleibt nichts als ungläubig den Kopf zu schütteln. Was auffällt: Während die Konzertteilnehmer größtenteils dem Klischee des pubertierenden Teenagers mit Träumen und Identifikationsdrang entsprechen, fällt die Masse vor dem Apple Store weitaus heterogener aus. Aus Cola und Fanta sind inzwischen Bierdosen geworden und sowohl Studenten, Geschäftsleute als auch Eltern und ihre Sprösslinge geben sich in der stets wachsenden Menschentraube zu erkennen. Marktforscher hätten leuchtende Augen, weil sie hier einen wahrlich repräsentativen Querschnitt der Gesellschaft finden würden. Nehmen wir einmal an, dass Teenager in ihrem Handeln hauptsächlich durch ihren Entwicklungsdrang angetrieben werden. Was regt dann erwachsene Menschen - mit vollständig ausgebildeten Persönlichkeiten - an, tagelang in der Kälte auf „das neue“ Smartphone zu warten? Welches sie doch auch problemlos noch zwei Tage nach Verkaufsstart bestellen und liefern lassen können? Bittet man sie, Licht ins Dunkel zu bringen, erhält man Antworten wie „Das ist einfach das Beste“, „Ich muss es eben haben“ oder „Da gibt‘s riesige Unterschiede“ (obwohl diese eher verschwindend gering sind).

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Wenn also nicht einmal die Beteiligten selbst genau wissen, warum sie eigentlich da stehen, muss die Motivation für ihr Verhalten tiefer liegen. Ist es das Gefühl des Gemeinschaftserlebnisses, das als Trieb aus dem Menschen selbst kommt oder ist doch alles nur ganz bewusste Berechnung der Unternehmen? Gerade die Marketingstrategen von Apple sind Koryphäen darin, einen künstlichen Knappheitszustand zu schaffen und auf diese Weise die Kunden zum Kauf anzutreiben. Ganz nach dem Motto „Was du kaufst, bestimmen die anderen.“, das aus dem 2011 von Martin Lindstrom veröffentlichten Buch „Brandwashed.“ stammt. In der heutigen Gesellschaft gibt sich somit ein neues Phänomen der Massenpsychologie zu erkennen: Anstatt „nur“ reale Personen wie Halbgötter zu verehren, werden zunehmend (Marken-)Gegenstände in den Olymp gehoben. Abgesehen von der schwer zu ergründenden Motivation dieser Konsumenten, stellt sich die Frage – ist dieses Verhalten noch gesund? Der Grat zwischen enthusiastischem, vielleicht etwas übersteigertem Verhalten und Fanatismus ist und war schon immer schmal – wann also verfällt der „Markengroupie“ seiner Obsession und entwickelt ein ungesundes Suchtverhalten? Markensucht ist ein Begriff, der sicher erst mit der Globalisierung und der Entwicklung unserer Massenkonsumgesellschaft entstanden ist und dem Großteil bisher eher als bloßer Hokuspokus erscheint. Viele schmunzeln nur, wenn Markensucht im selben Atemzug mit Alkohol-, Drogen- oder Spielsucht genannt wird, doch das Thema ist tatsächlich ernster, als man denkt. Kaufsucht, auch Oniomanie genannt, ist schon länger als psychische Zwangsstörung anerkannt und wird in der Verhaltenstherapie sogar mit Psychopharmaka behandelt. Der unbewusste Zwang ist das, was den Süchtigen vom schieren Markenfan zu unterscheiden vermag. Der Motivation des Süchtigen liegt ein zugkräftiger Drang zugrunde, den er selbst zwar nicht als fremdgesteuert empfindet und somit das Gefühl hat, aus eigenem freien Willen zu handeln, der ihn aber trotzdem bis in den existenziellen Ruin treiben kann. Während „Markengroupies“ mit ihren errungenen Statussymbolen wie mit Trophäen umgehen, steht bei dem Süchtigen zunehmend die Kaufhandlung im Vordergrund – sie bringt ihn in einen Zustand höchster Zufriedenheit. Doch

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die objektivierten Glückshormone bleiben nach Besitz oft unausgepackt und unbeachtet in der Ecke liegen. Sie verlieren mit dem Akt des Erlangens ihre einst so unwiderstehliche Anziehungskraft. Auch wenn beide Phänomene sich unterscheiden, die Triebfeder der beiden Konzepte ist dieselbe. Wer das Leben eines wahren „Markengroupies“ lebt, begibt sich auf eine gefährliche Reise, eventuell mit Endstation: Depression, Scham, Verschuldung. Marken- und Luxusprodukte gelten heutzutage als Statussymbol und Erkennungsmerkmal. Viele erhoffen sich vom Kauf der geschätzten Artikel von der Gesellschaft als selbstbewusst, attraktiv und/oder wohlhabend wahrgenommen zu werden. Man hofft auf Akzeptanz und Anerkennung in der Öffentlichkeit und darauf, zu einem eigenen, dem gewünschten Selbstwertgefühl zu gelangen. Hier werden wir Passagier des „Fanzugs“ und beginnen die holprige Reise. Wohin? –„ Ziel unbekannt!“, das denken wir jedenfalls. Unternehmen nutzen unser Verlangen nach Anerkennung und Liebe aus, um uns in den ungesunden Rausch der Marken zu versetzen. Sie präsentieren dafür verlockende Angebote, die unseren Zug geradlinig in die gewünschte Richtung bringen.

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Manche verstehen es, diesen Angeboten zu wiederstehen, andere nicht. Und genau das entscheidet, wo und wie wir den Zug wieder verlassen. Glücklich und einfach nur ein paar Euro ärmer oder von den Marktvampiren finanziell ausgesaugt und sozial blutend zurückgelassen, wenn wir doch eigentlich nichts weiter wollten, als nur einmal ganz schnell, ganz kurz, die wunderbare Welt der Luxusgüter zu berühren.

Die Autorin: Anna-Sophia Dahlen Media Management & Werbepsychologie (1. Semester) „Der Künstler ist der Pionier.“

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Montevideo – The city that never wakes up?

Montevideo – The city that wakes up?

Uruguay. Aaaaaha. Wenn man nicht gerade Fan der Simpsons ist oder sich auf Anhieb in die sepiafarbenen Zeiten der Fußballweltmeisterschaften von 1930 und 1950 zurückversetzt fühlt, macht sich bei den meisten erst einmal Ratlosigkeit breit. Wo liegt denn das überhaupt? Welche Sprache spricht man da? Und wie nennt man eigentlich die Bewohner dieses kleinen Landes mit dem seltsamen Namen? Und wenn wir schon bei Fragen über Fragen sind: Was hat dieses Land im MD verloren? Wir wollen hier schließlich investigativen Journalismus lesen und keinen exotischen Geografie-Aufklärungskurs vorgesetzt bekommen. Tja, aber ganz genau da bin ich momentan. Der MD hat wie immer keine Kosten und Mühen gescheut, um der treuen Leserschaft einen exklusiven Einblick in das Land der (– Achtung Wortspiel –) begrenzten Möglichkeiten zu gewähren. Und wie Uruguay letzten Endes doch irgendwie in die aktuelle Ausgabe des MD passt, wird dann (hoffentlich) auch noch klar. Aber noch mal ganz von vorne: Warum Uruguay? Okay, auf diese Frage hätte ich eigentlich schon vorbereitet sein müssen, nachdem man sie in der guten alten Heimat doch das ein oder andere Mal gehört hat. Aber tatsächlich ist das die mit Abstand am meisten gestellte Frage der Uruguayos. Jeder, wirklich jeder stellt einem diese Frage. Und um ehrlich zu sein, kann ich sie bis heute nicht beantworten, ohne irgendwas von „mal was Anderes“ oder „interessante Erfahrung“ vor mich hinzustammeln. Und das nachdem ich schon fast vier Monate hier bin und sich meine Zeit schon merklich dem Ende nähert. Die Begründung „weil’s so schön zwischen Argentinien und Brasilien liegt (wäre eine der Eingangsfragen auch geklärt) und man reisetechnisch schnell raus ist“ möchte man den Einheimischen natürlich auch nicht gerade unter die Nase reiben. Wegen Südamerika, Sonne, Party und Strand vielleicht? Ich geb’s ja zu, das war sicher ein Hauptgrund, aber leider muss man feststellen: Strand gibt’s. Party auch. Ein bisschen. Sonne? Sicherlich auch ab und zu, aber auch viel Regen und Wind.

Der typische Einheimische trinkt ununterbrochen seinen Mate-Tee (auch während Präsentationen an der Uni), ist immer ruhig und gelassen („tranqui, tranqui“), feiert komische Bräuche und ungewöhnliche Traditionen (der 29. jeden Monats ist Gnocchi-Tag!) und ernährt sich hauptsächlich von Süßigkeiten und Fleisch. Aber abgesehen von den stereotypen Eigenheiten zeigen Land und Leute gerne zwei Gesichter: Im Normalfall tut der Uruguayo so, als wäre er ein typischer Südamerikaner, entspannt, total cool und die Lage immer im Griff. Kommt man allerdings an die Wursttheke und vergisst eine Nummer zu ziehen, wird man a) entweder gar nicht bedient und abwertend angeschaut oder b) löst eine mittelschwere Staatskrise aus, da man sich ja mutwillig jeglicher Ordnung widersetzt. Vieles in diesem Land erscheint einem merkwürdig und unzusammenhängend. Ein Land zwischen eigenwilligen Traditionen und dem Willen zum Aufbruch in bessere Zeiten, der aber nicht so recht gelingen will. Ein Land, flächenmäßig halb so groß wie Deutschland, mit 1,5 Mio. Einwohnern in der Hauptstadt und genauso vielen im Rest des Landes verteilt. Ein Land, das eigentlich nie so genau weiß, was es eigentlich will. Ein Land mit mehreren Persönlichkeiten und vielen Facetten. Ein Land zwischen Argentinien und Brasilien. Irgendwie schizophren eben. Und das liegt nicht nur an der Herkunft der meisten Einwohner: Vorfahren aus Deutschland, Italien, Großbritannien oder Spanien hat hier jeder irgendwie. Und trotzdem haben die meisten im Gegensatz zu anderen Ländern Südamerikas auch indigene Wurzeln. Bei allen Widersprüchen, die man feststellen kann, muss man auch festhalten, dass wir von einem Land reden, das es zugegebenermaßen nicht leicht hat. Durch seine Lage zwischen Argentinien und Brasilien eigentlich strategisch nicht schlecht positioniert, kehrt sich dieser Vorteil aber schnell in einen Nachteil um. Bei so großen Schatten um einen herum ist es kaum möglich, aus diesen herauszutreten und wahrgenommen zu werden. Als Testmarkt für den großen Bruder Argentinien mag das Land in einigen Fällen durchaus akzeptabel sein, aber ist es sonst ein erstrebenswerter Markt?

Aber vor allem steht jetzt fest: Uruguay ist nicht Brasilien. Nicht so lebhaft, keine Dauerparty auf den Straßen, und wenn die Ampel rot ist, wird meistens ganz brav angehalten. Was zu meinem Glück aber anscheinend nicht für Fahrradfahrer gilt. Insgesamt sehr europäisch alles, wenn man einmal von den Lumpensammlern auf ihren Pferdegespannen absieht.

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Montevideo – The city that never wakes up?

Die wenigen Einwohner, von denen die Hälfte auch noch weitläufig im gesamten Land verstreut lebt, reizen die meisten Unternehmen eben nicht, was der Hauptgrund dafür ist, dass alles teuer aus Argentinien importiert werden muss. Mal abgesehen von den Fleischpreisen (kein Wunder bei einem Rind-Mensch-Verhältnis von 4:1), sind die Preise für Lebensmittel und andere Konsumgüter auf einem unglaublich hohen Niveau. Hier wird das Land seinem Ruf als „Schweiz Südamerikas“ gerecht, aber eben nur hier. Die Waage mit Lebenshaltungskosten auf der einen, Einkommen auf der anderen Seite mag ja in der „Original-Schweiz“ ausgeglichen sein. Hier sicher nicht. Die Abhängigkeit von Importen, die fehlenden Exporte, die geringe Attraktivität als Absatzmarkt kombiniert mit den geringen Reallöhnen führen zu einem Bild, das zwiespältiger kaum sein könnte. Auf der einen Seite würde man gerne im Konzert der Großen mitmischen; der Ansporn, mit den Industriestaaten mithalten zu können, ist sicherlich spürbar und vorhanden, aber es mangelt einfach an Kapazitäten und dem entscheidenden Impuls, den Sprung am Ende auch wirklich zu schaffen. So findet man hier moderne Bürogebäude voller Optimismus und Unternehmergeist (wie das World Trade Center – kein Scherz) neben alten Prachtbauten aus längst vergessenen wirtschaftlichen Glanzzeiten und kulturellen Bauwerken wie dem bekannten Teatro Solis. Im nächsten Moment kann es einem sehr gut passieren, dass man am nächsten Eck einen Obdachlosen findet, der sich sein Nachtlager eingerichtet hat, lediglich durch einen Karton von der Straße getrennt. Und zwischen all diesen widersprüchlichen Eindrücken macht sich allerorten immer deutlicher das Gefühl von Resignation und Fatalismus breit. Bereitwillig wird hier alles hingenommen. Die Buspreise steigen? In Brasilien wird vielleicht dagegen demonstriert, hier sicher nicht. Die Lebensmittelpreise schießen immer weiter in die Höhe? Ist halt nun mal so in einem kleinen Land. Wenn eines hier niemals seinen Ursprung nehmen wird, dann sind es wahrscheinlich Revolutionen.

Das Resultat daraus? Die Menschen gestehen es sich zwar nur sehr ungern ein, aber es ist ihnen klar, dass sie in einem Land leben, das die Augen verschließt vor seinen Widersprüchen. Jeder geht hier irgendwie seinen Weg, ohne allzu große Hoffnung darauf, den Sprung auf die ganz große Bühne zu schaffen. Im Vergleich zu Argentinien hält man sich zwar gerne mal für den Besseren, aber eigentlich ist man sich bewusst, dass man sich ein aufgeblähtes Selbstbewusstsein gar nicht leisten kann („Uruguay? Was wollt ihr eigentlich hier? Hier gibt’s doch gar nichts zu erleben.“). Zusammen mit dem Hang dazu, bei allem irgendwie anders sein zu wollen, ergibt sich ein Bild, das die Eingangsfrage dann doch noch „irgendwie“ beantwortet. Genau wie hier immer „irgendwie“ alles gemacht wird, „irgendwie“ in den Tag hineingelebt wird. Ist Montevideo also die Stadt, die niemals aufwacht, wie der Titel vermuten lässt? Das trifft die Realität genauso wenig wie die Bezeichnung pulsierende Metropole. Die Wahrheit liegt wie immer irgendwo dazwischen. Hat man sich erst einmal daran gewöhnt, dass hier Thermoskannen für den unverzichtbaren Mate-Tee statt schicken Autos und ordentlichen Reihenhäusern als Statussymbol herhalten müssen, Hektik keine Chance hat und man etwas an der Oberfläche von Land und Leuten kratzt, dann merkt man, dass Montevideo mehr zu bieten hat, als es auf den ersten Blick offenbart. Wenn dann noch die ersten kräftigen Sonnenstrahlen des Sommers die Menschen aus den Häusern treiben, dann wacht die Stadt aus ihrem scheinbar ewig andauernden Dornröschenschlaf auf und fängt endlich an zu leben, anstatt immer nur in Erinnerungen und Träumen vergangener goldener Epochen zu schwelgen.

Der Autor: Kevin Gerlach International Business (5. Semester) Momentan: Universidad Católica del Uruguay in Montevideo „Gäbe es die letzte Minute nicht, so würde niemals etwas fertig.“

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Holy Cow - das indische Abenteuer

Holy Cow - das indische Abenteuer

Wenn man einen Reiseführer aufschlägt und unter „Tipps für Indien“ nachschaut, wird man meist einführend vor Taschendieben gewarnt. „So schlimm wird es schon nicht sein“ dachte ich mir und machte mich auf den Weg in mein sechsmonatiges Abenteuer. Am 30. August diesen Jahres ging es von Frankfurt am Main über Delhi weiter nach Pune. Schon am Flughafen in Delhi fielen mir die Tipps aus dem Reiseführer wieder ein: „Nehmen Sie sich in Acht vor Taschendieben“. Total übermüdet von dem anstrengenden Flug durch die Nacht saß ich nun ganz allein an einem der größten Flughäfen Asiens. Wie gerne hätte ich die Augen nur für ein, zwei Stunden geschlossen, um mich auszuruhen. Doch die Angst, ohne mein Gepäck wieder aufzuwachen, hielt mich wach. In Pune angekommen, konnte ich mir dann mein eigenes Bild von der indischen Lebensweise machen. Pune ist mit etwa 3,5 Millionen Einwohnern die achtgrößte Stadt Indiens und neben Mumbai eine der wichtigsten Industriestädte des Bundesstaates Maharastra. Aufgrund der hohen Universitätsdichte wird Pune auch als das „Oxford Indiens“ bezeichnet. Die Firma, für die ich hier arbeite, hat sich auf das Schulen von Führungskräften spezialisiert. Meine Aufgabe ist es, eine Vermarktungsstrategie für einen neuen Workshop im Bereich Verkaufstraining zu entwickeln. Bisher macht mir die Arbeit großen Spaß und meine Kollegen sowie mein Chef helfen mir wo es nur geht. Auch sie haben mir schon zahlreiche Tipps für meinen Aufenthalt in Indien gegeben. Einer dieser Tipps: sich vor den Rikscha-Fahrern in Acht nehmen. Mit Vorliebe versuchen sie Ausländer auszunehmen. Es wird ein Festpreis vereinbart, der weit über dem tatsächlichen Preis liegt, mit manipulierten Taxametern gefahren oder man dreht Extrarunden. Streng genommen sind die Beträge, um die es geht, nicht der Rede wert. Aber am Ende eines halben Jahres kommt schon einiges zusammen. Auch nach fast drei Monaten in Indien ist jede zweite Fahrt ein kleiner Kampf um den Preis. Die Rikscha-Fahrer sehen in Ausländern eine Goldkuh, die es zu melken gilt. Wer kann ihnen das schon übel nehmen? An ihrer Stelle würde ich vermutlich das Gleiche versuchen. Leider bekommt mein Aufenthalt dadurch einen

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kleinen Beigeschmack: Ich werde misstrauischer, lasse mich nicht auf Gespräche auf der Straße ein und bin vorsichtiger und aufmerksamer geworden. In Deutschland habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht, ob ich nachts ab einer gewissen Uhrzeit noch zu Fuß nach Hause gehen kann oder nicht. In Indien ist das anders. Gerade Frauen sollten besonders vorsichtig sein, da sie in der Gesellschaft leider eine niedrigere Stellung als Männer haben. Alle Frauen, mit denen ich über das Thema gesprochen habe, fürchten sich nicht vor Übergriffen. Sie sind sich aber der Situation durchaus bewusst und verhalten sich dementsprechend. Wenn man sich auf diese Besonderheiten und kulturellen Unterschiede Indiens einstellt, kann es ein unvergesslich schöner Aufenthalt werden. Mein Abenteuer Indien ist es definitiv. Es wird auch sicher nicht das letzte sein. Für Interessierte gibt es weitere Berichte und Fotos in meinem Blog unter: www.theindianchrisblog.tumblr.com

Der Autor: Christian Haase Werbung & Marketingkommunikation (5. Semester) Momentan: Auslandssemester in Pune „Die Deutschen haben in Indien einen guten Ruf. Ob dies an der Außenpolitik, der hohen Qualität der Produkte oder der Fußballnationalmannschaft liegt, kann ich nicht sagen.“

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Kamele und Pauschalurlaub

Kamele und Pauschalurlaub

Die Türkei. Ein weit entferntes Land im Osten, außerhalb der EU. Erste Assoziationen sind wahrscheinlich Döner, Kamele und Frauen mit Kopftuch. Vielleicht noch Ehrenmord, Islam oder Pauschalurlaub in Antalya. Dort leben? Für ein halbes Jahr? Böse Zungen brachten mir das Argument entgegen, da könne man auch in Pforzheim bleiben, wo circa 45% der Bürger einen – zumeist türkischen – Migrationshintergrund haben. Und ich gebe zu, meine erste Wahl war es – vor allem wegen der damaligen politischen Unruhen – nicht. Eher das Versagen des Auslandsamtes (Tipp an alle: Auslandssemester als Freemover selbst organisieren und Stress ersparen!) brachte mich hierher. Und ich hätte nicht positiver überrascht werden können! Die Bilkent University in Ankara ist eine hochrangige Privatuniversität und die beste im Lande. Und oh, wie süß das Privatuni-Leben ist! Das luxuriös ausgestattete Wohnheimzimmer erstrahlt durch den täglichen Reinigungsservice und das Wohnheim ist mit Billardtischen, einem Restaurant und Waschservice ausgestattet. Allerdings herrschen strenges Alkoholverbot und Geschlechtertrennung. Ersteres lässt sich umschleichen. Letzteres nicht. Der Campus, der die Ausmaße der Pforzheimer Innenstadt hat, bietet neben zahlreichen Cafés und Restaurants ein voll ausgestattetes Gym mit Squash Courts, Fitnessstudio und Basketball-Halle. Das Schwimmbad ist gerade im Bau. Die Vorlesungen werden fast ausschließlich auf Englisch angeboten, was das Erstellen des Learning Agreements im Vergleich zu anderen Partner-Unis extrem erleichtert. Für mich als Werberin gab es eine Vielzahl interessanter Kurse zur Auswahl.

Die Autorin: Sarah Mager Werbung & Marketingkommunikation (5. Semester) Momentan: Bilkent University Ankara „Pandaliebe.“

Und neben all diesem ernsten Uni-Quatsch gibt es natürlich noch das aufregende Leben als Erasmus-Student. Ich würde fast behaupten, neben dem, was einem hier vom Bilkent Erasmus Student Network (ESN) an Amüsement geboten wird, kann Barcelona einstecken. Neben allem Bürokratischen organisiert ESN auch allerlei feine Feste, türkische Nächte und Ausflüge durch das gesamte Land. Nebenbei findet man jede Menge Freunde aus der gesamten Welt und lernt eine der ältesten Kulturen der Welt kennen, die – auf eine sehr wunderschöne Art – ganz anders ist als unsere. Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass es in der Türkei keine Kamele gibt. Gab es noch nie. Ist nur ein Gerücht.

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From Hongkong with love

From Hongkong with love

Eine Stadt, die Metropolen wie New York oder Tokyo in Nichts nachsteht. Eine Stadt, in der Tradition und Moderne aufeinandertreffen. Eine Stadt, in der Ost und West in friedlicher Koexistenz das Stadtbild prägen und Wolkenkratzer aus grünen Oasen hervorstechen. Mit einer Einwohnerdichte von über 7 Millionen Einwohnern auf 1.104 km2 (danke Wikipedia), gehört Hongkong zu den engsten Großstädten der Welt. Riesige Menschenmassen schieben sich tagtäglich durch die Straßen und Metro-Stationen, stets genormt nach ausgeschrieben Fußgänger-Regeln. Hongkong hat also Einiges zu bieten: Metropole, Tradition, Natur – Im “Spatially Adjusted Liveability Index" der Economist Intelligence Unit landet Hongkong sogar auf Platz eins der “best cities to live”. Jede Menge Gründe für mich, mein Auslandssemester in Hongkong zu verbringen. Die Hongkong Baptist University befindet sich in Kowloon, dem größten Stadtteil Hongkongs, der nördlich von Hongkong Island liegt. Da es sich um eine Partner-Universität handelt, bleibe ich vor Gebühren verschont, lediglich für das Wohnheim muss ich bezahlen. Hach, das Wohnheim. Bestehend aus zwei Türmen, lebt hier ein Großteil der Studenten zu zweit oder zu dritt in großzügig eingerichteten 14 m2 Zimmern, die einem das Kennenlernen auf Anhieb vereinfachen. Je zwei Zimmer teilen sich ein Bad und jedes Stockwerk hat seine eigene Küche. In der ersten Etage sind die beiden Türme durch eine Gemeinschaftsfläche verbunden, welche Aufenthalts-, Wasch-, Fitness- und Computer-Räume bietet. Die ersten Tage brachten einige Kuriositäten mit sich, das Video zur Erläuterung der Hausordnung bildet hier nur die Spitze des Eisbergs. Wer in den Halls lebt, wird – ähnlich wie in Hogwarts – in eines der vier Häuser sortiert. Jede Hall hat ihr eigenes Motto, eigene Corporate Identity, eigene Aktivitäten und einen eigenen Schlachtruf. Mit „Learning, Living, Giving“ gehöre ich der Soong Hall an und fühle mich doch ein bisschen schlecht, dass ich bisher mehr gelebt als gelernt habe.

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Eine Metropole wie Hongkong ist für ein Kind vom Dorf dann schon etwas überwältigend. Die erste Konfrontation mit der chinesischen Kultur verursachte hauptsächlich Bewunderung, Erstaunen, und Verwirrung. Neben der gelegentlichen Sprachbarriere macht mir hier vor allem der Links-Verkehr zu schaffen, das offensichtlichste Überbleibsel der britischen Kolonialzeit. Autos scheinen ganz von allein zu fahren, Straßenüberquerungen gleichen Nah-Tod-Erlebnissen… Gott sei Dank steht an jeder Kreuzung, ob ich nach links oder rechts zu schauen habe. Aber inzwischen fühle ich mich so wohl, dass ich mir sogar zutraue, dem Taxifahrer die Adresse der Uni auf cantonesisch zu nennen – Erstaunlicherweise funktioniert das nach einer durchzechten Nacht besser als am helllichten Tage. Der erwartete Kulturschock kam später als gedacht. Nach einer kurzen Gewöhnungsphase an platzsparend eingerichtete Räume, Gerichte, die zu gleichen Teilen aus Fleisch und Knochen bestehen als auch chinesische Schlachtrufe mitten in der Nacht, haben die meisten Austauschstudenten schnell hingenommen, dass man gewisse Dinge einfach nicht in Frage stellen muss. Für Heimweh bleibt hier keine Zeit, mittlerweile neigen sich die vier Monate auf der anderen Seite der Erde dem Ende zu und als Resümee erscheint mir die Beschreibung einer typischen Woche eines HKBU-Austauschstudenten recht passend. Montag: Dieser startet verboten früh – oder fühlt sich zumindest so an. Mein Kaffeekonsum hat dann sein Maximum erreicht. Gott sei Dank gibt es einen Starbucks am Campus (Studenten-Rabatt, Wuhuu!). Nach ein bis zwei Vorlesungen bleibt ab und an Zeit für ein paar Stadterkundungen, gefolgt von Feierabend-Bierchen bei Billy Boozer, der Lieblingskneipe eines jeden Studenten, direkt zwischen altem und neuem Campus. Dienstag: In meinem Fall vorlesungsfrei. Je nach Wetterverhältnissen werden die Dienstage typischerweise auf diversen Inseln und Stränden rund um Hongkong oder mit ausgiebigen Stadterkundungen verbracht. Es erstaunt mich immer noch, wie schnell man hier

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aus der Metropole heraus und in die Wildnis hinein gelangt. Natürliche Infinity Pools, zahlreiche Wasserfälle, Strände, Wanderwege noch und nöcher. Abends geht es dann gerne zum Taco Tuesday. Mittwoch: Eine einzige Vorlesung am Morgen lässt für den Mittwoch alle Möglichkeiten offen. Mentale Vorbereitungen für den Abend prägen den Tag, ein gemütliches All-You-Can-Eat Dinner bei Mr. Wong leitet die Festivitäten ein, Wan Chai‘s Ladies Night steht an. Donnerstag: Erkundungstag, die Zweite. Neben der umliegenden Natur hat auch die Stadt viel zu bieten. Als eine Stadt der Gegensätze bildet Hongkong eine einzigartige Balance aus westlichen Einflüssen und traditionellen chinesischen Praktiken. Konventionelle Dim Sum Restaurants befinden sich neben westlichen Fast Food Ketten. Freizeitparks, Malls und Shoppingcenter gibt es ebenso wie traditionelle Teehäuser, Schneidereien und Straßenmärkte. Gegenstände wie die Ba Gua Spiegel werden immer noch regelmäßig dazu genutzt, böse Geister abzuwehren. So haben beispielsweise viele Häuser keinen vierten Stock, da die Zahl der cantonesischen Vokabel für das Wort “sterben” zu nahe kommt. Konzepte wie Feng Shui werden sehr ernst genommen und resultieren in teuren Bauprojekten, die über den Erfolg des jeweiligen Geschäfts entscheiden sollen. Erschöpft und erschlagen von Kultur treibt es abends viele in Central‘s Nachtleben, ob zu einer weiteren Ladies Night oder als Teilnehmer des wöchentlichen Pub Crawls.

Wenn ich mir das hier nun so durchlese, kommt es einem so vor, als hätte ich hier wirklich nichts Akademisches zu tun. Das stimmt so natürlich auch nicht. Obwohl ich hier nur vier Kurse belegen konnte, ist der Studienalltag durch zahlreiche Projekte, Seminararbeiten, Präsentationen und Field Trips geprägt, und das alles in Gruppen von mindestens sechs Studenten. Das kann die Nerven schon einmal überstrapazieren. Und beim Anblick so mancher Präsentation, die hier abgeliefert wird, blutet das Werberherz. Alles in allem habe ich hier dennoch die Zeit meines Lebens verbracht, viele tolle Menschen aus der ganzen Welt kennen gelernt (der nächste Roadtrip kommt bestimmt :D) und mich ein bisschen in Asien verliebt. Hongkong, ich komme wieder.

Die Autorin: Julia Mutter Werbung & Marketingkommunikation (6. Semester) Momentan: Hongkong Baptist University „Steak it easy!“

Freitag bis Sonntag: Wochenende! Je nach Stundenplan verschlägt es viele der Austauschstudenten am Wochenende auf Reisen. Beliebte Ziele der Kommilitonen: Mainland China, Taiwan, Malaysia, Japan, die Philippinen und Thailand. Wer ein bisschen Geld sparen, gewinnen oder es verlieren möchte, ist mit einem Kurztrip nach Macau gut bedient. Nur eine Stunde via Fähre entfernt, bietet dieses asiatische El Dorado des Glücksspiels einige der größten Casinos der Welt. Und da sich Glücksspiel in Hongkong selbst auf Pferdewetten beschränkt – sogar Spielkarten sind auf dem Campus und in den Halls verboten! – ist dort immer die Hölle los.

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Scholz & Friends

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Moin! Nachdem ich Guido versprochen habe, mich kurz zu fassen, werde ich jetzt auch versuchen, kurz und knapp über mein Praktikum und alles drum herum zu berichten. Mein Praxissemester absolviere ich gerade bei der Scholz & Friends Strategy Group in Hamburg im Bereich, wer hätte es gedacht, strategische Planung. Für mich stand schon relativ früh fest, dass es mich eher in die Strategie als in die Kundenberatung ziehen würde. Scholz & Friends fiel mir hier als eine der renommiertesten deutschen Agenturen im Planning-Bereich relativ früh ins Auge. Über ein paar Umwege gelangte ich unter anderem als Teilnehmer des S & F Strategy Weekends zu meinem momentanen Arbeitgeber und bereue meine Entscheidung bisher nicht. Ein Bewerbungsgespräch hatte ich nach besagtem Weekend nicht mehr, dementsprechend kann ich dazu also wenig erzählen. Ich kann aber jedem, der sich für Strategie interessiert, empfehlen, sich dafür zu bewerben. Der Alltag in der Agentur ist extrem abwechslungsreich und interessant. Morgens geht es in der Regel um neun Uhr los. Montags ist Status Meeting, bei dem jeder Planner kurz seine anstehenden Projekte vorstellt und die freien Kapazitäten verteilt werden. Das Spannende hierbei ist, dass man die Möglichkeit hat, auf verschiedensten Projekten und mit verschiedensten Personen zu arbeiten. Das Aufgabengebiet ist dementsprechend vielseitig. Natürlich nehmen Arbeiten wie Präsentationen zusammenbasteln und recherchieren einen großen Teil ein, jedoch durfte ich auch schon nach Berlin & München reisen, um dort bei Projekten zu unterstützen und viele andere spannende Projekte begleiten. Das Team der Strategy Group ist wirklich klasse. Nicht nur mein Empfang war sehr herzlich, auch das sonstige Miteinander ist sehr freundschaftlich und respektvoll. Die Eingliederung der Praktikanten „als vollwertiges Teammitglied“ entspricht hier absolut der Wahrheit. Das Team besteht aus knapp 20 Plannern, vier Praktikanten, einer Werkstudentin sowie der Assistentin unseres Vorstandes. Konzentriertes Arbeiten und professionelle Arbeiten gehört ebenso zum Alltag wie lustig-lockere Gespräche.

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In der Mittagspause gehen wir in der Regel gemeinsam raus, um uns etwas zu essen zu besorgen. Die Agentur hat dazu eine super Lage, direkt neben der Elbphilharmonie in der Hafencity. Die Umgebung ist traumhaft und etwas Abwechslung beim Mittagessen ist auf jeden Fall vorhanden. Da Hamburg ziemlich teuer ist und mein Praktikantengehalt selbstredend nicht gerade üppig ist, versuche ich aus betriebswirtschaftlichem Antrieb so oft es geht Essen von zuhause mitzubringen. Als nächstes Highlight der Agentur steht die große Weihnachtsfeier an, der alle Mitarbeiter heiß entgegen fiebern. Bisher kennen wir nur das Motto (70er Disco Nights), die Location erfahren wir erst am Tag der Feier. Da ich aus Vertragsgründen leider nichts über konkrete Inhalte berichten darf, kann ich abschließend nur so viel sagen: die Scholz & Friends Strategy Group ist eine der Top-Adressen für strategische Planung. Das Team ist spitze, die Aufgaben vielseitig und herausfordernd und ich lerne unglaublich viel. Ich würde es also immer wieder genauso machen!

Der Autor: Marco Kohm Werbung & Marketingkommunikation (5. Semester) „Eine kohmplexe Sammlung von Themen aus der Marketing-Kohmunikation kohmbiniert mit News rund um die Hochschule. Kohmpliment.“

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Dann geh’ doch wonaders einkaufen!

Dann geh‘ doch woanders einkaufen!

WO WANN WAS WER Zu Gast waren wir im Gebäude der International School of Management in Frankfurt. Unter den zum Gespräch eingeladenen Personen fanden sich Vertreter von Hochschulen (Michael Geffken, Direktor und Geschäftsführer der Leipzig School of Media (ehemaliger Chefredakteur von Werben und Verkaufen) und Prof. Dr. Eckhard Marten der ISM), Vorstandsmitglieder des GWA (Raphael Brinkert, Geschäftsführer bei Jung von Matt, Philipp Bierbaum, Geschäftsführer bei DAMM & BIERBAUM und Mirco Hecker, Geschäftsführer GWA Services, der den Geschäftsführer des GWA, Herrn Dr. Ralf Nöcker, vertrat). Außerdem dabei waren noch Christian Schmachtenberg vom Art Directors Club (ADC) Deutschland sowie Eva-Maria Schmidt von Horizont und Anja Janotta von Werben und Verkaufen als Vertreter der Presse. Und natürlich wir, Alexander Schulze, Florian Kratz und Guido Reher.

Der Auslöser Am 8. August des Jahres 2013 hat die Werbeliebe offiziell Stellung zu den „Vorwürfen“ der Werbebranche genommen. Der Gesamtverband deutscher Kommunikationsagenturen (GWA) hatte bei der European Association of Communications Agencies (EACA) eine Studie in Auftrag gegeben, welche die Nachwuchs- und Mitarbeitersituation in Kommunikationsagenturen untersuchen sollte. Kritisiert wurden vor allem die Arbeitsbedingungen, sowohl für Einsteiger, als auch für Mitarbeiter, deren Einstieg in die Werbebranche bereits mehrere Jahre zurück liegt. Nach der Veröffentlichung war die bekannte Reaktion seitens der Agenturen, dass dies wohl eher am Nachwuchs liege: zu anspruchsvoll, zu verwöhnt, nicht in ausreichender Menge und Güte vorhanden. Werbeliebe-intern schlug das große Wellen. Denn wir sind besagter Nachwuchs. Man fühlt sich ja erst einmal prophylaktisch angegriffen, wenn man etwas Schlechtes über sich hört. Ob das angebracht ist oder nicht, lassen wir hier vorerst offen. Also haben wir debattiert. Und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir uns diesen Schuh nicht anziehen müssen. Relativ schnell danach veröffentlichten wir das #Augenhöhe-Statement, das über unsere Facebook-Seite, W&V und Horizont schnell Fahrt aufnahm

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und eine solide Anzahl werbeaffiner Leser erreichte. Und da wir nicht nur uns als Nachwuchs-Werber aus der Schussbahn nehmen, sondern tatsächlich an dem Problem arbeiten wollten, haben wir den GWA direkt angesprochen und um ein Gespräch auf Augenhöhe gebeten. Denn dieser vertritt immerhin die wichtigsten Werbe- und Kommunikationsagenturen Deutschlands. Dieser Roundtable kam dann am 27. September in Frankfurt am Main zustande und wir gehörten zu den Glücklichen, die daran teilnehmen durften.

Angebot und Nachfrage Frankfurt also. Wie ist das passiert? Es ging und geht darum, dass wir uns einen Vorwurf nicht gefallen lassen müssen. Die Branche spricht über die EACA Studie, die besagt, dass Nachwuchskräfte vier Jahre nach Einstieg in die Werbebranche (immer noch) schlecht bezahlt werden, die Aufstiegsaussichten immer noch bescheiden sind und diese Nachwuchskräfte eine – in Relation zur Entlohnung betrachtet – viel zu schlechte Work-Life-Balance geboten bekommen. Man kriegt also eine wissenschaftliche Studie präsentiert, in der repräsentative, große und bekannte GWA-Agenturen befragt wurden. Keine 5-Euro-Agenturen, die genauso viel Werbeagentur sind, wie der schmierige Curry-Wohnwagen-Imbiss im Industriegebiet Restaurant ist. Und es ist auch keine Fußgängerzonen-Umfrage des regionalen Radiosenders. Aber anstatt diese Studie als Warnsignal zu verstehen, dreht man den Flutlichtmasten und will das Licht auf den Nachwuchs lenken, der ja nicht mehr so gut, strapazierfähig, existent oder was auch immer sei. Aber darauf, dass eben dieser Nachwuchs intelligent genug ist, andere Bereiche der Agenturseite vorzuziehen (Unternehmensberatungen, Strategieagenturen, Marketingabteilungen, etc.), lässt man sich nicht ein. Als wir den Hinweis dazu gaben, sagte man uns recht trotzig, wir sollten doch froh sein, dass wir woanders so tolle Bedingungen vorfinden und dort arbeiten könnten. Und das sind wir auch – keine Frage. Aber was tut das zur Sache? Die Problematik ist ja damit nicht gelöst. Wenn man so will, haben wir damit einen „Ausweg“, aber das strukturelle Defizit der Werbebranche ist damit nicht behoben. Wir weisen auf eine negative Entwicklung hin, die noch viel negativer wird, wenn man nicht zeitig etwas unternimmt. Wir sind in diesem Fall die Kunden. Gemäß der VWL wären wir zwar eher Anbieter unserer Arbeitskraft, da wir aber deutlich attraktivere Arbeitgeber zur Auswahl haben, sind wir hier in der stärkeren Position. Vergleichbar mit dem Kunden, der zwischen verschiedenen Su-

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sowie zu schauen, was er tun könnte, reagiert der Inhaber wie ein kleines Kind, schlägt trotzig um sich und brüllt: „Dann geh‘ doch woanders einkaufen!“.

ZUM THEMA WORK-LIFE-BALANCE: Work-Life-Balance wird aus meiner Sicht oft fälschlicherweise mit „möglichst wenig Arbeit, dafür wesentlich mehr Freizeit“ übersetzt und einem ebenso zur Last gelegt. Nein, es geht (uns) nicht darum, dass pünktlich um 15, 16 oder 17 Uhr alles liegen gelassen wird. Es geht um die Balance: Wenn man einen Job machen muss, der einem keinen Spaß macht, dann ist vielleicht schon 15 Uhr zu spät, um in der Freizeit noch einen Ausgleich zu finden. Die Agenturarbeit hat den meisten, die sie erlebt haben, jedoch Spaß gemacht. Und deswegen sind wir auch in der Werbeliebe aktiv. Deshalb ist es auch kein Problem, wenn mal bis 23, 24 oder 1 Uhr gearbeitet werden muss. Wenn das jedoch systematisch (oder gar böswillig) zum Standard gehört – so lange, bis es einem den Spaß an der Arbeit verdirbt – dann ist etwas aus der Balance geraten. Diejenigen, denen der Spaß an der Arbeit dort schon vergangen ist, kennen wir leider auch. Und, nur damit es ein einziges Mal erwähnt wurde: es gibt ein verbindliches Arbeitszeitgesetz (ArbZG) in Deutschland.

permärkten auswählen kann. Also sollten uns die Agenturen – ob sie das einsehen wollen oder nicht – etwas bieten, das uns davon überzeugt, bei ihnen arbeiten zu wollen. Dazu kommt noch etwas: Professor Marten hat es mit dem demografischen Wandel ganz gut erklärt. Als er sich „damals“ um eine Stelle beworben hatte, nahm er gerne den Stift in die Hand, um einen „Knebelvertrag“ zu unterschreiben. Warum? Weil er aus der Baby-Boomer-Generation stammt und weil die Machtverhältnisse dementsprechend andere waren, als sie es heute sind. Er musste sich gegen viel mehr Konkurrenz durchsetzen, weshalb er so ziemlich nichts fordern konnte. Heutzutage ist es aber so, dass es immer weniger junge Menschen gibt, die aber an allen Enden benötigt werden. Das versteht man auch ohne VWL-Vorlesung. Eigentlich. Man muss sich das Ganze einmal in einem anderen Kontext vorstellen: Jemand geht zum Inhaber eines Geschäfts und sagt ihm, dass er sich auf die Wünsche der Kunden einstellen muss, wenn er nicht von der Konkurrenz auf der Strecke gelassen werden will. Anstatt den Einwand objektiv zu prüfen, bewusst zu reflektieren

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Augenhöhe und Respekt Der Ansatz des Gesprächs war #Augenhöhe. Also eine Diskussion auf einer Ebene. Ein gleichberechtigter Austausch von Argumenten und Meinungen. Problemerörterung und -behebung auf einer Grundlage von Respekt und Anerkennung des jeweiligen Gegenübers. Nun denn. Zu Beginn wurde uns von allerlei Seiten auf die Schulter geklopft. Es sei super, dass wir jetzt auf den Tisch hauen, uns öffentlich äußern und „da was starten“. Doch nach dieser Lobhudelei zum Einstieg wurde recht schnell klar, wie die einzelnen Personen und vielleicht auch die Institutionen des GWA und Art Director’s Club Deutschland wirklich zu der Thematik stehen. Es wurde nach allen Regeln der Kunst abgeblockt, geleugnet und klein geredet, anstatt den Einwand objektiv zu prüfen, bewusst zu reflektieren sowie zu schauen, was getan werden kann.

ZUM THEMA STUDIEN Die EACA-Studie hat europaweit die Nachwuchsund Mitarbeitersituation in Kommunikationsagenturen untersucht und wurde vom GWA initiiert. Weitere auf Deutschland bezogene Studien des GWA gibt es ebenfalls. Ein grundsätzliches Interesse am Thema Nachwuchs seitens des Verbandes kann also unterstellt werden. Die Frage ist nur, welche Schlüsse daraus gezogen werden. Bereits seit Jahren scheinen die Ursachen für die Nachwuchsproblematik immer wieder in diesen Studien durch: dazu gehören nun einmal auch die Themen Freizeit, Arbeits- bzw. Einstiegsgehalt. Anstatt dies einfach anzuerkennen und darauf aufbauend Lösungen zu entwickeln, wurden diese GWA(!)-Studien je nach Bedarf als nicht repräsentativ oder von uns falsch interpretiert dargestellt. Wenn aber 33% der Agentur-Chefs ihren Kindern nicht empfehlen würden, in einer Agentur zu arbeiten, gibt es wenig Interpretationsspielraum (GWA Frühjahrsmonitor 2013, S.15).

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Vorwürfe unsererseits – bezüglich Wochenarbeitszeit und der dazugehörigen Entlohnung – wurden damit beantwortet, dass es ja in „unserem Haus“ nicht so sei, da würde niemand nach 18:00 Uhr noch arbeiten und am Wochenende erst recht nicht. Dass jeder von uns jemanden kennt, der das exakte Gegenteil bestätigen kann, haben wir unerwähnt gelassen. Dass oft das eine gesagt wird und das andere tatsächlich passiert, war dann doch zu offensichtlich, als dass es hätte gesagt werden müssen. Auf einen Hinweis von Professor Marten, dass Trainees bei Lidl 63.000 € im Jahr verdienen, riet man uns, dann eben dorthin zu gehen, wenn wir es so toll fänden. Diese Aussage ist auch eine unserer liebsten, weil sie sehr einfach zeigt, welche Standpunkte die Seiten vertraten. Wir lieben Werbung und sehen Missstände, die in nicht allzu ferner Zukunft dafür sorgen könnten, dass Agenturen langjährige, für die Werbung brennende Mitarbeiter entlassen und teilweise ganze Agenturen geschlossen werden müssen. Darauf machen wir diejenigen aufmerksam, die an den Hebeln sitzen. Diese wiederum wollen davon nichts hören. Stattdessen wird versucht, uns und unser Anliegen zu diskreditieren, unsere Glaubwürdigkeit zu untergraben und uns als gierig darzustellen. Natürlich kann jeder von uns sagen: „Wisst ihr was: dann eben nicht“ und auf Unternehmensseite wechseln, wo man vielleicht nicht in Badehose arbeiten kann (ja, der Dresscode war auch ein von den Agenturvertretern vorgebrachtes Argument für ihre Seite). Aber immerhin erfährt man Wertschätzung in Form von Verantwortung, Weiterentwicklung, angemessenem Lohn und Aufstiegschancen. Ich für meinen Teil würde dann lieber auf den Casual Look verzichten, als mir einzureden, dass Arbeitsatmosphäre lediglich eine Frage des Dresscodes ist. Wir wurden oft gefragt, warum genau wir uns einschalten und was wir wollen. Das war und ist immer noch Vielen nicht klar. Die Herren des Roundtables haben nicht verstanden, dass es um den oben genannten Vorwurf geht. Aber auch in den Kommentaren zu den Berichten von W&V und Horizont kann man erkennen, dass bei einigen unsere Botschaft immer noch nicht angekommen ist. Da wird sich kräftig gefeiert, weil man für die Hälfte des Geldes das Doppelte gearbeitet hat. Das grenzt teilweise an Masturbation.

Fehlersuche Doch selbstredend sind aus Sicht der Agenturen nicht nur der Nachwuchs und seine Faulheit respektive Inkompetenz schuld. Ein GWA-Vorstand wandte sich an die Pressevertreterinnen und machte ihnen den Vorwurf, die Branchenmedien würden immer nur über die negativen Aspekte berichten, weil das ja mehr Klicks und Leser gebe. Anstatt auch einmal die positiven Seiten hervorzuheben, so zum Beispiel die entspannte Arbeitsatmosphäre, das

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ZUM THEMA ZUKUNFT Warum haben wir uns mit einem offenen, kritischen Brief quasi Aufmerksamkeit erzwungen? Wir hätten uns den Aufwand auch sparen, uns damit abfinden, dass sich diese Situation nicht verändert, und eben unser Glück in anderen Branchen versuchen können. Uns ist es jedoch wichtig, dass sich etwas verändert – weil wir der Ansicht sind, dass sich etwas verändern muss. Eine Agentur steht und fällt mit ihrem Personal: vordergründig mit kreativen Talenten, aber natürlich auch durch strategische Beratungsleistung und professionelle Kundenbetreuung. Dafür sind zwangsläufig die richtigen Leute notwendig und nicht einfach irgendwelche. Noch einmal zur Veranschaulichung: Wenn man sich den Fuß gebrochen hat, dann geht man zu einem Arzt und nicht zu irgendjemandem, der „darüber einmal etwas gelesen hat“. Wenn man ein Haus bauen will, dann geht man zu einem Architekten und nicht zu jemandem, der sich „schon immer auch für Architektur interessiert hat“. Der Marketingleiter muss jedes Jahr mit Tausenden von Euros hantieren. Selbstverständlich kriegt er dabei mit, wie sich einzelne Agenturen lächerlich machen, wenn sie sich mit Schlagworten wie „Big Data“ aufplustern wollen, ohne ansatzweise die Kompetenz solcher Themen zu besitzen. Er bekommt natürlich auch mit, wie Agenturen um Nachwuchs kämpfen müssen, wie dieser behandelt wird und wie kompetent dieser in Zukunft sein wird. Oder eben auch nicht, wenn es niemanden mehr in diese Branche zieht, der halbwegs vernünftig ist. Deshalb will der „böse Kunde“ auch zählbare Leistungsnachweise und deshalb wird sich der „böse Kunde“ in Zukunft vielleicht auch die Lebensläufe seiner Dienstleister anschauen, wenn er pitchen lässt. Dann kann es schnell düster werden – und das ist nicht einmal so schwarz gemalt, wie es vielleicht klingt.

kreative Arbeiten, das Freitags-Feierabendbier und so weiter. Aber nein, die Medien würden aus Klicksucht ständig nur die schlechten Seiten zeigen.

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Auch die Hochschulen haben ihr Fett wegbekommen. Sie mussten sich vorwerfen lassen, dass die vermittelten Inhalte nicht auf die ständig wechselnden Anforderungen der Agenturen abgestimmt seien. Im gleichen Atemzug wurde dann die Jung von Matt Akademie erwähnt, deren Aufbau mit großem medialem Interesse verfolgt wird. Dass junge Nachwuchskräfte dort genau so viel ausgezahlt bekommen, wie sie an „Studiengebühren“ bezahlen müssen, fällt da gerne unter den Tisch. Und dass die dort erhaltene Ausbildung nicht staatlich anerkannt ist und einen höchstwahrscheinlich nur in der Werbebranche voran bringt, scheint ebenso irrelevant. Weil man unternimmt ja etwas, damit es voran geht. Wiederum wies Professor Marten darauf hin, dass die Studenten die aufgenommenen Kredite auch mal zurückzahlen müssen. Und das lieber früh als spät, um nicht unnötig lang abhängig zu sein. Unter diesem Aspekt werden die großen Discounter dann eben doch immer reizvoller. Die Hochschulvertreter wiesen dann in einer Art Verteidigung darauf hin, dass die Agenturen heutzutage mit Big Playern wie Google, Facebook, Daimler, Bosch, McKinsey und eben Lidl um

Gut, dass wir darüber gesprochen haben. Jetzt wäre nur noch zu klären, warum wir überhaupt damit angefangen, tagelang unbezahlt gearbeitet und uns selber in die Schusslinie gestellt haben. Simpel: Weil wir nicht umsonst Werbeliebe heißen.

Der Autor:

ZUM THEMA KREDITE Ja, das ist kein schönes Thema, aber das ist nun einmal eine Sache, mit der man sich als Student beschäftigen muss, wenn man nicht in der Hamburger Schickeria groß geworden ist. Studieren kostet Zeit und Geld und bedeutet in der Regel ein gewisses Maß an Verzicht. Dass sich jemand überlegt, ob sich das am Ende auch lohnt, ist nicht kalt-rationale Berechnung, sondern schlicht gesunder Menschenverstand. Ein greifbares Beispiel zum Schluss: Bevor wir nach FFM gefahren sind, haben wir die Nachricht einer MasterStudentin bekommen, die zu ihrer neuen Agenturarbeitsstelle pendeln muss, weil sie bei den potentiellen Vermietern der Stadt ihrer Wahl mit ihrem befristeten Arbeitsvertrag keine große Begeisterung auslöst und keinen Mietvertrag bekommt – aber ja, man sollte unbedingt „mehr über den Spaß berichten“.

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Nachwuchskräfte konkurrieren müssten. Doch auch darauf hatten die Agenturen eine Antwort parat. Denn diese besagten Big Player würden ja über ganz andere finanzielle Mittel verfügen als so eine „kleine“ Agentur (am besten noch eine Netzwerk-Agentur), die ja meist ziemlich verbissen am Hungertuch nagt. Letzteres zeigt sich hauptsächlich bei der Büro- und Geschäftsausstattung, dem Beziehen von Bürokomplexen in den Ghettos der Stadt, dem Fuhrpark und natürlich bei den Gehältern der Führungsetage. Zusammenfassend kann man also sagen, dass der Nachwuchs faul und gierig ist, die Medien immer nur schlecht berichten und die positiven Seiten komplett unbeleuchtet lassen, während die Hochschulen nicht richtig ausbilden und den Bedürfnissen der Arbeitgeber konstant hinterherhinken.

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Guido Reher Werbung & Marketingkommunikation (3. Semester) „Früher war mehr Lametta.“ (Opa Hoppenstedt)

Der Autor: Florian Kratz Werbung & Marketingkommunikation (7½. Semester) „Als Jacko noch nicht wusste welche Hautfarbe er wählt, lernte ich von ihm, dass Hautfarbe nicht zählt“ (Yassin)

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Hassliebe Pforzheim

Hassliebe Pforzheim Es ist nicht immer nur Gold, das glänzt.

Während ich darüber nachdenke, was ich in diesem Artikel sagen möchte, über meine Zeit in Pforzheim, meine Erlebnisse, gute und schlechte Erfahrungen, Anekdoten und Missstände, wird mir erst bewusst, wie lange ich schon in dieser Stadt lebe. Im Wintersemester 2009 habe ich hier mit meinem Bachelorstudium begonnen. Seit vier Jahren habe ich meinen Erstwohnsitz in Pforzheim angemeldet (zum Leidwesen meines Geldbeutels bereits vor der Erstwohnsitzkampagne der Stadt) und drei dieser Jahre hier verbracht. Mittlerweile habe ich sogar mein Konto bei der Sparkasse in Pforzheim, meinen Lieblings-Bäcker, den allerbesten Döner der Stadt und die Tankstelle meines Vertrauens ausfindig gemacht. Gleichzeitig merke ich aber auch, wie wenig ich eigentlich über diese Stadt weiß, über ihre Geschichte und ihre Vorzüge. Aber nochmal auf Anfang: Als ich mich für Pforzheim entschied, war es nicht die Stadt, die mich anzog, sondern das Studium. Betriebswirtschaft mit Vertiefung Werbung, das klingt doch spannend, und das gibt es so sonst auch nicht. Die Stadt kannte ich nicht, obwohl ich nur knapp 70 Kilometer entfernt wohnte. Erst als ich mich entschieden hatte hierher zu kommen, erfuhr ich von der „Goldstadt“, davon, dass die Stadt lange Zeit die Hochburg für Schmuck war und im Zweiten Weltkrieg leider weitreichender Zerstörung zum Opfer fiel. Der erste Eindruck war dann auch eher ernüchternd. Die Hochschule: Ein grauer Klotz. Die Innenstadt: Viele graue Klötze. Zwei Flüsse, ein Sparkassenturm und eine Handvoll Clubs. Nicht gerade das, was man sich unter einer lebendigen Studentenstadt vorstellt. Wenn mich jemand fragt, wo ich studiere, ist die Antwort immer ein langgedehntes „Pfooorzheeiiim“, bei dem ich meist ein leicht verzerrtes Gesicht mache. Wenn man sich mit anderen Studierenden unterhält, wird meist an irgendetwas herumgenörgelt und keiner scheint so richtig glücklich darüber, in dieser Stadt gelandet zu sein. Aber wieso eigentlich? Ich habe drei Jahre hier verbracht und werde nun mindestens eineinhalb weitere Jahre hier verbringen und eigentlich kann ich mich wirklich nicht beklagen. Ich hatte eine wahnsinnig schöne Zeit in Pforzheim. Ich habe tolle Menschen kennengelernt, wirkliche Freunde fürs Leben gefunden, habe gefeiert, gelacht, geweint, gelernt, getanzt, gearbeitet, gejubelt und mich geärgert.

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Klar, ein Nachtbus wäre oftmals schön gewesen, allerdings boten die Heimwege in geselliger Runde auch immer Unterhaltung und Zeit zum Ausnüchtern. Die eher beschränkte Auswahl an Clubs nervt ab und an, andererseits freut es mich, zu wissen, dass sich alle Leute, die ich gerne um mich habe, abends an ein und demselben Ort einfinden werden. Die Busse sind eigentlich immer zu voll und dazu kommen sie meistens noch zu spät, aber selbst dem Umstand kann ich noch einen Vorteil abgewinnen: Ich bin froh, wenn ich meine persönliche Unpünktlichkeit wenigstens ab und zu auf den VPE schieben kann. Wobei man über die Unfreundlichkeit der Mehrheit der Busfahrer noch einmal gesondert sprechen müsste. Aber das dann vielleicht im nächsten MD. Wer findet, dass die Innenstadt zu wenige Einkaufsmöglichkeiten bietet, dem empfehle ich, sich mal auf die Wilferdinger Höhe zu verirren. Zumindest in Sachen Schuhläden macht denen dort oben keiner was vor. Darüber hinaus liegt Pforzheim praktischerweise ziemlich genau zwischen Stuttgart und Karlsruhe, beides sehr schöne Städte mit ausreichend Potenzial, um Shoppen und Feiern zu gehen, und beide mit nicht allzu viel Geld- und Zeitaufwand erreichbar. Und da die Mietpreise hier vergleichsweise günstig sind, kann man dann beim Shoppen mal so richtig auf die Kacke hauen. Auch was das Studium in Pforzheim betrifft, kann ich nicht schwerwiegend meckern. Natürlich kann man unseren Campus nicht mit Oxford vergleichen. Allerdings nimmt uns auch niemand die Aussicht, die wir haben, wenn wir in der Bibliothek unsere Zelte aufschlagen und im Sommer kann man es sich ganz hervorragend mit einem Skript auf der Wiese gemütlich machen. Dass in letzter Zeit kein Rechner mehr mit dem Drucker verbunden zu sein scheint, man sich an das System der Raumbenennung nur langsam bis gar nicht gewöhnt, ab 12.30 Uhr in der Mensa die Tagliatelle immer schon aus sind und man zum Lernen oft vergeblich nach einem freien Plätzchen sucht, wird vielleicht auch irgendwann besser. Alles in allem habe ich mich aber während des Studiums immer gut aufgehoben gefühlt. Außerdem – und das ist womöglich entscheidend – bin ich davon überzeugt auch etwas gelernt zu haben. In wissenschaftlicher, praktischer und vor allem aber auch in persönlicher Hinsicht. Dazu hat sicherlich auch meine Mitarbeit in der Werbeliebe beigetragen, die ich hier stellvertretend für alle Initiativen der Hochschule

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Hassliebe Pforzheim

nennen kann. Vor allem der Kontakt zu höheren Semestern hat mir zu Beginn des Studiums vieles erleichtert. Aber auch die praxisnahen Projekte waren ein schöner Gegenpol zum anfangs recht theorielastigen Unterricht. Und die Moral von der Geschicht‘? Ich bin mir nicht sicher, ob das nun ein Plädoyer für Pforzheim ist. Ich mir aber sicher: Pforzheim, welches wir auch liebevoll Pforzelona nennen, hat seine guten Seiten und auch viele schöne Fleckchen, von denen ich wohl selbst noch zu wenige kenne. Ich habe es in drei Jahren nicht auf den Wallberg geschafft, habe noch nie am Fluss gegrillt, und das eine Mal, als ich zum Biergarten im Enzauenpark gelaufen bin, war der bereits dabei zu schließen. Die Stadt hat mehr zu bieten, als es zunächst erscheinen mag, man darf nur keine Angst haben mal etwas Neues auszuprobieren. Im Anschluss gleich noch ein paar Anregungen.

International 101: Einer von drei Irish Pubs in Pforzheim. Den Besitzer darf man duzen und die Karte bietet neben 101 verschiedenen Bieren auch leckere Cocktails vom „Dick in the Dirt“ bis zum „Sex with the Bartender“. (Tunnelstr. 2, 75172 Pforzheim; Mo. – So.: 11.00 – 03.00 Uhr)

Schmuckwerkstatt in den Schmuckwelten:

Pforzheim Wilddogs: Jap, Pforzheim hat ein American Football-Team. Wem bisher eine USA-Reise vergönnt blieb, kann sich ja hier schon mal mit dem Volkssport der Amis vertraut machen. (Infos und Termine unter: www.wilddogs.de)

Der Floh-Laden: Hier gibt es alles, was das Herz begehrt, von der Eichenkommmode für die WG bis hin zum Porzellan-Entchen. Wer gerne stöbert, wird hier sicher fündig und das zu angenehmen, verhandelbaren Preisen. (Adresse und Öffnungszeiten unter: www.floh-laden.com)

Die Autorin: Lisa Berberich Creative Communication & Brand Management (1. Semester) „I honestly believe that advertising is the most fun you can have with your clothes on.” (J. D. Femina)

Wer sich gerne kreativ austobt, kann hier seine künstlerischen Fähigkeiten beim Gestalten eigener Schmuckstücke unter Beweis stellen. (Mehr Infos unter: www.schmuckwelten.de)

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Momentum Hipster Mc Fitti: Über Bart und Art des Ausverkaufs – eine Konzertkritik

War das eine Promo-Aktion oder ein Konzert? Es ist eigentlich egal, was es war. Denn erstens hätte man es wissen müssen; und zweitens: Mc Fitti, der nette Hipster-Handwerker aus Club Mate City, darf das. Die Show als Teil der „Hits und Brummer Tour 2013“ im Karlsruher Substage beginnt überpünktlich, dafür aber sehr lahm. Da steht er auf der Bühne, freut sich bartbewachsen hinter seiner Sonnenbrille und unter seinem Cappy – Ja, er freut sich, wirkt aber unbeholfen. Das Bühnenpräsenz-Update aus dem App Store muss unbedingt her. So stolpert er rein in seine Lieder, unterstützt von Vokalmatador, der zumindest bis jetzt ein Rap-Nobody ist, aber in den nächsten Jahren bestimmt hier und da in der Berliner Hip-Hop-Szene auftauchen wird, und, was schrullig klingt, technisch versierter als Fitti ist. Er darf dann auch selbst drei Lieder singen; die Stimmung geht in den Keller. Hätte man ihn nicht als Vorband platzieren können?

Dann kommt ein neues Lied. Erster Gedanke: Cool. Dann die Ankündigung: „Der Song ist so neu, den muss ich Playback singen.“ Das macht er. Und es sieht witzig aus. Dann Zugabe. Dann aus. Puh. Also: Konzert oder Dauerwerbesendung? Es klingt feige, aber es war beides. Darin liegt das Potenzial von Mc Fittis Konzept: Uns, der Facebook-Generation, und sich selbst (Berlin-HipstertumFetisch) den Spiegel vorzuhalten und schulterzuckend mit einem Emoticon alle Gesellschaftskritik peinlich wegzuschmunzeln. Aber verdammt noch mal: mehr Bühnenpräsenz, mehr Eskalation, mehr Allüren – und vor allem: Mehr Musik!

Aber Mc Fitti ist ein Zeitgeist-Kenner: „Na, sind eure Handy-Akkus alle noch voll?“, fragt er nach dem dritten Lied. Sein Publikum ist die WhatsApp-Teilen-Taggen-Generation, und das weiß der Showmann nur allzu gut. Die Musik? Jeder Song ist basslastig, hat Ausrast-Potenzial. Mc Fitti macht zu wenig daraus. Er will die demokratische Party, partnerschaftlich mit dem Publikum sein. „Wollt ihr Konfetti?“ Nein, wir wollen nicht mitentscheiden, ob wir welches wollen; beschmeißen soll er uns damit, wenn er Bock drauf hat! Bespucken mit Club Mate hätte er uns müssen! Konzerte sind Rockstar-Willkür und keine Restaurantbesuche. Und das hätte Mc Fitti als Grenzgänger aller Lebensstile (Hauptsache #yolo) wissen müssen. Stattdessen verteilt er Vitamin-Water-Fläschchen, buntes Workaholic-Wasser für urbane Excel-Tabellen-Jogger – Ja, das ist Werbung; und mögen auch die Getränke munden, es bleibt ein Ausverkaufs-Geschmäckle zurück: Mc Fitti, Werbefläche.

Der Autor: Frederic Vuillermin Creative Communication & Brand Management (3. Semester) „Nutze den Hashtag.“

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Horrorskop

Horrorskop

Ja ja, Horoskope… So ein Quatsch. Das glaubt doch eh keiner. Mhm, exakt, deshalb liest du diesen Beitrag gerade ja auch nicht. Aber Glauben, Nicht-Glauben, Wissen, Halbwissen, Aszendent, Mond, Pipapo. Wir finden, es ist an der Zeit, dass mal jemand Tacheles redet. Viel Spaß beim Lesen, wünscht euch eure Hobby-Astrologin und Sternbildhauerin Shakira Hägele.

Widder 21.03. – 20.04.

Stier 21.04. – 20.05.

Liebe/Familie: Du hattest das Gefühl, dass dein Liebesleben in letzter Zeit Käse war? Lass dir gesagt sein, dass Sexspielzeug auch für die nahe Zukunft eine lohnende Investition bleibt.

Liebe/Familie: Am besten du rätst deiner Großmutter vom nächsten Jahresabonnement der „Neuen Revue“ ab. Das geht nur vom Erbe ab und niemand hat etwas davon.

Karriere/Gesundheit: Deinen Nagelpilz solltest du schnellstmöglich behandeln lassen. Dann fühlst du dich zum Jahreswechsel fit wie ein Turnschuh.

Karriere/Gesundheit: Jeder hat manchmal das Bedürfnis, eine rote Ampel zu überqueren. Wenn du das nächste Mal dieses Verlangen verspürst, solltest du versuchen zu widerstehen.

Zwillinge 21.05. – 21.06.

Krebs 22.06. – 22.07.

Liebe/Familie: Man könnte sagen: „Es wird schon!“ Aber die Redaktion des Marketing Digest bemüht sich stets um neutrale und vor allem wahrheitsgemäße Beiträge. Karriere/Gesundheit: Dass es mit deiner Model- und Schauspielkarriere noch etwas wird, glaubst du selbst nicht, oder? Es wird Zeit, ein wenig Geld auf die Seite zu legen. Nicht einmal Lenßen hätte dich gerne zum Partner.

Liebe/Familie: Die Sterne stehen gut. Vor allem für Krebse mit dem Aszendenten Waage wird der Januar verheißungsvoll. Aber das nützt dir ja nichts. Wenn du weiterhin so ein Dummschwätzer bleibst, wirst du nie einen Partner finden... Karriere/Gesundheit: … geschweige denn einen Job.

Die Astrologin: Lisa Berberich Creative Communication & Brand Management (1. Semester) „I honestly believe that advertising is the most fun you can have with your clothes on.” (J. D. Femina)

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Löwe 23.07. – 23.08.

Schütze 23.11. – 21.12.

Liebe/Familie: Puuuuh. Da fällt selbst unserer Redaktion nichts mehr ein. Karriere/Gesundheit: Auch wenn es ausgesprochen charmant wirkt, am Tresen immer mit den großen Geldscheinen herumzufuchteln, bei deinem nächsten Discobesuch solltest du ein wenig Acht geben. Der Herr im Kapuzenpullover… Du wirst schon sehen, was gemeint ist.

Liebe/Familie: Wenn dein Partner das nächste Mal Zigaretten holen geht, hast du die Wahl, ihm hinterher zu rennen, oder ihm den gepackten Koffer gleich mitzugeben. Karriere/Gesundheit: Es liegt nicht an dir, dass du dieses Jahr schon den fünften Job verloren hast. Die Leute begreifen einfach nicht, wie ideal du für ihre Abteilung als Mobbingopfer geeignet wärst.

Jungfrau 24.08. – 23.09. Steinbock 22.12. – 20.01. Liebe/Familie: Wenn du deinen Lebensabend nicht gänzlich alleine verbringen möchtest, wäre es vielleicht eine gute Idee, sich langsam nach der ersten Katze umzusehen. Und nicht vergessen: die Wohnung tiergerecht einrichten! Karriere/Gesundheit: Einen Vorteil hat dein derzeitiger Gesundheitszustand: Mit dem Rauchen aufzuhören ist ein guter Vorsatz, den du dir schenken kannst.

Liebe/Familie: Wenn du es satt hast, dich jeden Morgen zu fühlen, als seist du von einem Lkw überrollt worden, solltest du vielleicht darüber nachdenken, dich von deinem Partner zu trennen. Karriere/Gesundheit: Ein Leben mit Leber ist wie Pommesfrites ohne Ketchup. In diesem Sinne: Weiter so, denn es gibt kein Bier auf Hawaii.

Wassermann 21.01. – 19.02. Waage 24.09. – 23.10. Liebe/Familie: Wir werden alle einmal wie unsere Mütter und Väter. Alle. Sorry. Karriere/Gesundheit: Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute Nachricht: In drei Wochen wird dein Partner im Lotto gewinnen. Die schlechte Nachricht: Ab nächster Woche wird er/sie nicht mehr dein Partner sein. Skorpion 24.10. – 22.11.

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Liebe/Familie: Zum Thema Liebesleben, liebe Wassermänner, mal ganz im Vertrauen: In der Regel kommt die Regel höchstens ein Mal pro Monat. Karriere/Gesundheit: Wenn deine Mitbewohnerin das nächste Mal ihre Freunde in eurer Wohnung bekocht, solltest du im Nachhinein den Herd checken. Denn wie heißt es so schön: Viel Gas, wenig Spaß.

Fische 20.02. – 20.03.

Liebe/Familie: Falls du dir zu Weihnachten etwas anderes wünschst als Seife, Duschgel oder Deodorant, solltest du deiner Familie vielleicht von selbst ein wenig entgegenkommen.

Liebe/Familie: Wenn dir deine Tante bei der nächsten Familienfeier in die Wange kneift, mit den Worten: „Mensch, bist du aber groß geworden!“, dann meint sie das nicht im Hinblick auf die vertikale Ausdehnung.

Karriere/Gesundheit: Vergiss deine Sorgen wegen der anstehenden Nierentransplantation. Warte das nächste ernste Gespräch mit deinen „Eltern“ ab, danach kannst du dir Sorgen machen.

Karriere/Gesundheit: Du solltest in nächster Zeit mal den Arzt deines Vertrauens aufsuchen. Der soll sich mal um die ungebetenen Gäste in deinem Schritt kümmern.

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Impressum

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Herausgeber: werbeliebe e.V. – studentische Kommunikationsagentur

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht zwingend die Meinung der Redaktion wieder. Der Abdruck von Beiträgen ist nur unter Angabe der Quelle gestattet; um ein Belegexemplar wird gebeten.

Projektleitung: Danksagung:

Lea Schneider Guido Reher

Redaktion, Autoren & Korrektorat: Johanna Appenzeller, Lisa Berberich, Johanna Clas, Anna-Sophia Dahlen, Janina Feucht, Kevin Gerlach, Christian Haase, Nina Heidelk, Yvonne Knauer, Melanie Körnig, Florian Kratz, Diana Lang, Sarah Mager, Johanna Morawski, Linda Rehberger, Guido Reher, Julia Reichenbach, Alina Rüger, Lea Schneider, Marie Schreuder, Christine Schwarz, Philippo Tataranni, Kim Ta Thuy, Frederic Vuillermin, Ralf Weckenmann

Vielen lieben Dank an alle, die an der Erstellung dieser Ausgabe des MD beteiligt waren und ihre Finger im Spiel hatten. Besonderer Dank gilt dabei Johanna und Dominik für die tatkräftige Hilfe bei der Leitung, dem Redaktionsteam, natürlich den Autoren für die fleißige Schreibarbeit, den Korrektoren und den Illustratoren für all die kleinen Meisterwerke. Besonderes Dankeschön und Lob geht an die Layouter für die nächtliche Bastelarbeit und ihre Strapazierfähigkeit. Außerdem bedanken wir uns recht herzlich bei den Anzeigenkunden.

Bildrechte: Layout & Grafik:

Gibt‘s das auch als APP? - mosaic.io, http://www.mosaic.io/ Momentum Hipster - CB Music Management, http://mcfitti.de/

Adrian Bader Konstantin Koller Mario Pöschke

Anschrift: Hochschule Pforzheim Werbeliebe e.V./Marketing Digest Tiefenbronner Str. 65, 75175 Pforzheim

Illustrationen: Konstantin Koller Isabel Stark

Akquise & Angebotsabwicklung: Johanna Appenzeller Guido Reher

Fotoshooting: Anna-Sophia Dahlen Konstantin Koller

Druck: viaprinto – CEWE COLOR AG & Co. OHG

Auflage: 1.500 Exemplare

Erscheinung: Einmal pro Semester

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