DR. LEONHARD LOIMER Gründer und Geschäftsführer der Kinderwunschkliniken
Schwanger durch EIZELLSPENDE A
ls Leonhard Loimer 2001 in Wels seine Kinderwunschklinik eröffnete, waren künstliche Befruchtungen ein absolutes Tabuthema. Zwischen 50 und 60 Behandlungen wurden damals pro Jahr durchgeführt. Zum Vergleich: Heute sind es in seinem Institut 1.800 Behandlungen jährlich. Eizellspenden waren sogar per Gesetz verboten. Viele Paare mussten deshalb für ihr Wunschkind ins Ausland fahren. Vor eineinhalb Jahren trat das neue Fortpflanzungsmedizingesetz in Kraft, wonach nun auch in Österreich Eizellspenden erlaubt sind. Hohe Erfolgsrate. „Seit dieser Gesetzesänderung ist die Nachfrage im Bereich der Eizellspende groß“, sagt Loimer. „Wir haben seitdem bereits 57 Eizellspenden durchgeführt. Die Schwangerschaftsrate liegt bei 68 Pro-
zent pro Versuch. Etwa 50 Prozent der Paare kommt übrigens aus Österreich, der Rest stammt aus Deutschland.“ Im Moment warten noch mehr als 30 Paare auf eine passende Spenderin. Aus diesem Grund sei man laufend auf der Suche nach neuen Spenderinnen. Diese müssen zwischen 18 und 30 Jahre alt sein und sollten im Idealfall bereits ein Kind haben. Ob eine Frau als Spenderin in Frage kommt, wird auch bei einer detaillierten Untersuchung in Bezug auf Genetik, Fruchtbarkeit und Infektionskrankheiten festgestellt. „Aktuell stammt rund ein Drittel unserer Spenderinnen aus Österreich, der Rest aus Osteuropa“, erklärt Loimer. Familien Gutes tun. Zu ihnen zählt auch die 24-jährige Lisa Vasylyna aus Wien. Die aus der Ukraine stammende Sportstudentin hat schon mehrmals
Eizellen gespendet und freut sich, Familien damit etwas Gutes tun zu können. Ein Paar hat mit ihren Eizellen bereits gesunde Zwillinge auf die Welt gebracht. Als Grund für das besondere Engagement nennt Vasylyna ihre Cousine. „Sie hat Kinder adoptiert, weil sie keine eigenen bekommen konnte“, erzählt sie. „Als ich gesehen habe, wie glücklich sie darüber war, habe ich mich entschieden, meine Eizellen zu spenden.“ Im Gegensatz zu Tschechien oder Spanien werden die Spenderinnen in Österreich übrigens offengelegt. Das bedeutet: Ist das Kind 14 Jahre alt, hat es ein Recht darauf, Informationen über die Spenderin zu erhalten. Das ist besonders dann von großer Bedeutung, wenn das Kind krank ist und etwa eine Stammzellenspende benötigt.
© Shutterstock, KinderWunschKliniken
Seit Februar 2015 sind Eizellspenden in Österreich gesetzlich erlaubt. Seitdem ist die Nachfrage groß – auch aus dem benachbarten Deutschland.
94
Eizellspende.indd 94
20.10.16 19:05