Leben
BUNT WIE DIE MENSCHHEIT. Das „klassische“ Frau-Mann-Modell ist heute nur noch eines von vielen Liebeskonzepten
Wenn AMOR mehrfach zuschlägt Sina Muscarina war 15, als sie spürte, dass sie mit einem monogamen Beziehungskonzept nicht glücklich wird. Heute ist die Psychologin Expertin für Polyamorie. Warum geheime Affären und freie Liebe nichts im gleichen Topf zu suchen haben, beleuchtet sie im Interview. Text: Viktória Kery-Erdélyi
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ass sie ein Interview gibt, ist nicht selbstverständlich. „Sehr lange war die Berichterstattung über uns schrecklich“, erklärt Sina Muscarina ihre mediale Enthaltsamkeit. Über einen Kamm geschoren mit der „freien Liebe“, landeten polyamoröse Menschen zumeist in einer schmuddeligen Ecke. Nur innerhalb der Community sprach die Psychologin über das Thema, das nicht nur Schwer-
Fotos: Markus Sepperer, Shutterstock, Viktória Kery-Erdélyi
punkt ihrer Diplomarbeit war, sondern auch ihr persönliches Liebeskonzept. „Jetzt befinden wir uns endlich in einem Wandlungsprozess; Polyamorie ist nicht mehr so klischeebehaftet, das Interesse ist breiter“, sagt sie. Sina Muscarina gehört zum Organisationsteam der transdisziplinären Konferenz „Nicht-Monogamien und kontemporäre Identitäten“ („Non-Monogamies and Contemporary Intimacies“) ab 31. August in Wien; aus ihrer 42
Diplomarbeit ging ein Buch hervor: „Polyamorie. Mehr als eine Liebe“ (siehe Zusatzbericht). NIEDERÖSTERREICHERIN: Wie definieren Sie Polyamorie? Sina Muscarina: Das Wort Polyamorie hat eine griechisch-lateinische Herkunft (polýs: viel, amor: Liebe, Anm.); das ursprüngliche „Polyamory“ entstand in den USA. Es bedeutet nicht freie Liebe, es ist nicht einfach Sex mit