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Buchholzweg & Eichholzweg

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Bildnachweise

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Wer wird Millionär?

Frage: Was ist ein Stockausschlag? A. Eine Zauberstab-Tirade Harry Potters („Ascendio“) B. Das Tänzeln einer Wünschelrute, die auf eine Wasserader triff t C. Die plötzliche Vermehrung einer Pilzart D. Die Ausbildung neuer Seitensprossen am Stumpf eines gefällten Baumes

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Aufl ösung: Antwort D.

Buchholzweg und Eichholzweg, zwei kürzere, jeweils ein- bis anderthalb Kilometer lange Forstwege am unteren Ebbenordhang, erinnern an eine vor- und frühindustrielle Form der Waldbewirtschaftung: den Kopfholzbetrieb beziehungsweise Stockausschlag.

Der Holzbedarf jener Menschen, die am Wald, im Wald und vom Wald lebten, war enorm groß. Das geschlagene Holz diente als Brennholz, als Bauholz und zur Gewinnung von Holzkohle für die Erz- beziehungsweise Metallverarbeitung; Reisig wurde zum Torfen* verwendet, das frische Laub als Viehfutter, trockenes Laub als wärmendes Dämmmaterial und Unterstreu.

Eine Methode, mehr Holz aus einem Baum zu generieren, ist: Nach einigen Jahren des Kernwuchses** werden die nun etwa armdicken Äste des Baumes mit der Axt abgeschlagen (und dieses Holz schon mal verwendet). Ein Trieb bleibt stehen, damit der Baum genug Kraft entwickeln kann, um wieder auszutreiben. Das tut er in der Regel auch, und zwar seitlich vom Stamm/Stock. Diese Stock- oder Kopfausschläge, je nachdem, wo der Stamm abgeschlagen wird, wachsen in den ersten zwei Jahrzehnten sehr schnell und erreichen einen beträchtlichen Durchmesser.*** Auf diese Weise lässt sich in relativ kurzen Zeiträumen (zwei Jahrzehnte) viel Holz erwirtschaften. Der Kopfholzbetrieb beziehungsweise Stockausschlag wurde im Ebbegebirge vor allem auf die Buchen (Fagus) angewandt, weil diese Holzart sich am besten für die Verwendungszwecke eignete. Aber auch Eichen (Quercus) und andere Baumarten können in dieser Weise bewirtschaftet werden.

In die Buchenbestände wurde außerdem das Vieh eingetrieben. Weil die Buchen, vor allem beim Stockausschlag, auf niedriger Höhe austrieben, waren viele Knospen und Blätter für Ziegen, Kühe und Schafe noch gut erreichbar, ebenso die Bucheckern, die zu Boden fi elen. Eine gute Alternative zu den mageren Weideböden im Ebbegebirge. Auch produzierten die Kopfbuchen oder Stockausschlaggehölze mehr Laub als die Kernbuchen.

Die Kopfbuchen oder Stockausschläge, die heute noch im Ebbegebirge zu fi nden sind, etwa am Beckerhof, bei Buschhausen, Brink, Buschhöh, Hellsiepen und Scherl, sind natürlich mittlerweile mehrere hundert Jahre alt**** und im wahrsten Sinne des Wortes auf dem absteigenden Ast. Immer noch sind sie imposante Baumriesen, die dem Wald einen magisch-mystischen Zauber verleihen und die Phantasie anregen. J.R.R. Tolkien, Autor des „Herrn der Ringe“ und des „Hobbit“, Erfi nder der Ents, der Baumhirten, hätte seine Freude an den sauerländischen Oldies gehabt.

* Eine Form der Bodendünnung, bei der Rasen und Reisig in die Ackerfurchen gelegt und verbrannt werden. ** Austrieb aus dem Pfl anzensamen (Buchecker, Eichel etc.) *** Stockausschlag: Der Stamm wird relativ nah am Boden gekappt. Kopfholzbetrieb: Der Stamm wird auf einer Höhe von anderthalb bis zwei Metern gekappt. **** In der Regel werden Buchen bis zu 300 Jahre alt. Es existieren aber auch deutlich ältere Exemplare. „Magisch-mystische Baum-Oldies, die Kopfbuchen im Ebbegebirge.“ - Markus Ingenohl -

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