EINBLICK | 2.5.2022 | 37
Was machen Sie da, Frau Saladin?
Bild: Nik Hunger
«Meine Arbeit besteht darin, be- stimmten Früchten oder Pflanzen die Stammzellen zu entnehmen und sie in einer sterilen Umgebung zu kultivieren. Oder einfach ausgedrückt: Ich reproduziere hier im Labor, was die Natur draussen tut, und mein Arbeitsplatz ist ein Garten. Damit die Zellen wachsen können, lege ich sie in eine Petrischale, die mit den Nährstoffen gefüllt ist, die sie für ihr Wachstum benötigen. Sobald die Nährstoffe aufgebraucht sind, setze ich die Zellen in eine neue Schale mit neuen Nährstoffen. Ziel ist es, in grossen Mengen und kontinuierlich Pflanzenmaterial für kosmetische Wirkstoffe herzustellen, die dann auf der ganzen Welt zur Herstellung von Kosmetika eingesetzt werden. Dies gilt etwa für den Wirkstoff auf Basis einer alten Schweizer Apfelsorte: Er ist in der von Michelle Obama verwendeten Anti-AgingPflege enthalten und wurde hier in Buchs entwickelt, aber ich bin nicht die Schöpferin. Ich kam später dazu. In den elf Jahren, die ich in dieser Position tätig bin, habe ich ‹nur› drei neue Wirkstoffe entwickelt. Man muss also Durchhaltevermögen zeigen und wissen, wie man reagiert, wenn man nicht sofort den gewünschten Erfolg erzielt. Für mich ist ein Misserfolg nie wirklich ein Misserfolg, denn er führt immer dazu, dass man sein Wissen verfeinert. Dieser Beruf, bei dem man mit Seh- und Riechsinn arbeitet, erfordert viel Beobachtungsgabe. Nur wenn wir sorgfältig jeden Schritt beobachten und dokumentieren, können wir verstehen, wie sich die Zellen entwickeln und wie wir sie optimal unterstützen können.»
Klara Saladin-Hürlimann (60) ist Lab Technician Cell Cultures bei der Mibelle Biochemistry in Buchs AG.