KOLUMNE | 21.3.2022 | 19
Getrennte Betten
1, 2 ODER 3 ? Der Kleine (6) liebt seine vielen Plüschtiere über alles. Am allerliebsten aber schläft er neben dem Grossen (11). Und zwar so nahe wie möglich. Jahrelang verbrachten die beiden die Nächte Arm in Arm. Seit auf der Zimmertür des Grossen «Keep out» steht und diese meist geschlossen ist, hat sich die Lage geändert. Der Kleine ist kein willkommener Gast mehr, sondern eine hie und da geduldete Nervensäge. Dennoch versucht er sein Glück jeden Abend von Neuem. Mit Eisbär, Husky und Schneeleopard im Arm klopft er jeweils an der Tür und schaut hoffnungsvoll zum grossen Bruder. Ein Blick in dessen Gesicht genügt, und der Kleine zottelt enttäuscht davon. Weil der Grosse das auch schlecht wegsteckt, hat er mit ihm einen Deal gemacht. Anfang Woche kriegt der Kleine zwei Übernachtungsgutscheine, die Ende Woche verfallen. Trotzdem sagt der Grosse sieben Tage am Stück «Nein». – Und jetzt? MM 1 Das ist nicht mein Problem. 2 Ich kläre den Grossen auf, dass Gut-
Illustration: Lisa Rock
scheine für grössere Dienstleistungen erst nach zehn Jahren verjähren. 3 Ich versuche dem Kleinen sein eigenes Bett schmackhaft zu machen.
Monica Müller (47) hat zwei B uben, einen Mann, einen Job, einen Haushalt. Mal wäre sie gern mehr Leitwölfin, mal mehr Gandhi.
Antwort 3: Ich befürchte, das Bedürfnis des Grossen nach mehr Privatsphäre wird sich eher verstärken. Je früher der Kleine sich damit abfindet, desto besser für ihn. Anzeige
Das Richtige tun
Wenn Armut ihr Gesicht zeigt Erfahren Sie mehr über Youssef: caritas.ch/youssef
Youssef Ghanem (43), Libanon, rutscht immer tiefer in die Armut, weil die gesamte Wirtschaft zusammenbricht.