Migros-Magazin-04-2022-d-VS

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44 | 24.1.2022 | SCHULE

Für jeden Fünfer einen Fünfliber? Vor den Sportferien gibts Schul­zeugnisse. Soll man den Nachwuchs für gute Noten belohnen? Und was, wenn nur schlechte im Zeugnis stehen? Eine Expertin weiss Rat. Text: Kristina Reiss  Illustration: illumueller

Zeugnisse und Noten nicht über­bewerten

Eltern sollten sich bewusst sein: «Das Zeugnis ist eine Momentaufnahme, bei der das eigene Kind in Bezug zu anderen gesetzt wird», findet Jolanda Hohl, Primarlehrerin, Lern- und Familiencoach mit eigenem Lernatelier in Oeschgen im Fricktal AG. Deshalb lieber auf das individuell Erreichte des Nachwuchses fokussieren («Wo bist du besser geworden?», «Was kannst du gut?»). Anstrengung und Bemühen dürften Eltern vom Kind erwarten – aber nie eine spezielle Leistung. Ausserdem sei es wichtig zu betonen: Du bist mehr als dein ­Notendurchschnitt! Gezielt loben

«Toll, eine 5 in Mathe!», freut sich der Vater für die Tochter. Und sagt dann idealerweise: «Wie hast du das gemacht?» Damit signalisiert er dem Kind: Du kannst es selbst beeinflussen! «Mit individuellen Reaktionen, die direkt Bezug auf die Tochter nehmen, lässt sich das Selbstbewusstsein von Kindern enorm stärken», weiss Jolanda Hohl. Wer sich sicher fühlt, wagt sich eher an schwierige Aufgaben und kann besser mit Frust umgehen.

Wenn andere bessere Noten haben

Irgendwann realisiert das Kind vielleicht: «Andere sind besser als ich.» In solchen Situationen liegt es an den Eltern, zuzuhören und das Kind die womöglich schlechten Gefühle aushalten zu lassen («Ich verstehe, dass du frustriert bist.»), aber auch Hilfe anzubieten («Was könnten wir tun, damit du besser wirst?»). Gibt es ­unter Geschwistern grosse Leistungsunterschiede, ist es wichtig, auf die Stärken des Kindes zu fokussieren, die womöglich ausserhalb der Schule liegen. Dabei ist die Haltung der ­Eltern («Das Leben ist so viel mehr als Schule!») ganz entscheidend.

Die beste Strategie bei schlechten ­Noten? Weiter lernen!

«Müht sich das Kind sehr, gilt es, auch kleine Fortschritte zu loben», rät die Fachfrau, «das wirkt Wunder!» Die beste Strategie bei schlechten Noten? «Weiter lernen!» Eine gute Beziehung zwischen Eltern und Kind ist dabei entscheidend. Denn: «Kinder im ­Primarschulalter lernen vor allem für Bezugspersonen.» Eltern oder Lehrpersonen vermögen deshalb am meisten zu motivieren. Worum geht es eigentlich?

Bringt Sohn oder Tochter ein schlechtes Zeugnis nach Hause, stellt sich


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