Sporthund Magazin Ausgabe 23

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Februar/März/April 2024

Kleinster Hund der Größte

MAGAZIN #23

Interview mit ISPU Weltmeisterin Carola Klein

Vom Gendarmenhund zum Pflegefall

Die Geschichte und ungewisse Zukunft des Dobermanns

Mit himmlischer Hilfe

Ortungssysteme für Hunde

Sehen im Dunkeln Hund vs. Mensch

LETZTE AUSGABE ∙ ∙ ∙ Hundesport-Themen ∙ kynolog. Fachbeiträge ∙ Interviews ∙ Produktvorstellungen ∙ ∙ ∙


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EDITORIAL

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne ...“ Hermann Hesse (* 1877-1962)

... und so ist dieses Heft Nr. 23 das letzte in unserer Reihe Kundenmagazin. Wir verabschieden uns vom Printmedium, von der visuellen Darstellung der Hundesportszene und beginnen ein neues Projekt: Podcast.

Autoren dieser Ausgabe MIKE SCHEFFNER ist Drehbuchautor und freier Journalist. Der zertifizierte Hundetrainer und Verhaltensberater (IHK) ist spezialisiert auf die Resozialisierung von ängstlichen und aggressiven Hunden. Auf seinem YouTube-Kanal „CaniKult“ gibt er Ausbildungstipps. Seine Hunde bildet er im IGP- Bereich aus. Seit Anfang 2023 ist er bei Sporthund im „Team Sporthund Blog“.

Im April starten wir mit der auditiven Darstellung der Szene und dann gibt es monatlich das Sporthund Magazin – der Hundesport Podcast.

INKA STONJEK lebt in Schweden und arbeitet von dort als freie Fachjournalistin, PR-Beraterin und Konzeptionerin. Inhaltlich geht es bei der Ernährungswissenschaftlerin meist um das große Themenspektrum Essen und Trinken. Mit ihrem 7-jährigen Australian Shepherd ist sie im schwedischen Brukshundklubben u. a. im Agility aktiv.

Was ändert sich also? Nichts, außer der Aufnahme der Informationen vom Auge zum Ohr. Ihr bekommt die Artikel sozusagen „vorgelesen“. Klassisch interviewt haben wir für dieses letzte Heft noch die ISPU Weltmeisterin der Fährtenspezialisten. Carola Klein hat sich mit ihrem Zwergpinscher Printe gegen alle Riesenschnauzer durchgesetzt. Wie beide trainieren und was Carola an ihrem Sport liebt, kann im Anschluss herausgefunden werden.

FLORIAN KÖNIG ist der Mitbegründer der Leroi GmbH. Unter den Marken SPORTHUND und WAIDWERK vertreibt er Hundezubehör für Gebrauchshunde. Das Thema Ortung ist seit fünf Jahren sein Themenschwerpunkt auf Messen und Seminaren.

Nun aber wieder viel Spaß beim Lesen und Rätseln! Wir hören uns!

Unser Titelbild „Kleine ganz groß“ zeigt Carola Klein und ihre Printe, die sich bei der ISPU WM gegen alle Riesenschnauzer im FH-Bereich durchgesetzt haben. HF: Albin Hamann Chefredakteurin SPORTHUNDMAGAZIN

Foto: Blackmore

sporthund.de ∙[Heft 1/2024]

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Foto: Nicole Meyer

TEXT: MIKE SCHEFFNER

KLEINSTER HUND DER GRÖSSTE Interview mit ISPU Weltmeisterin Carola Klein

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Kleinster Hund der Größte! HUNDESPORT

Wie bist du auf den Zwergpinscher gekommen? Schäferhund kann jeder! Das hab sogar ich geschafft! (Sie lacht.) Aber im Ernst: Das war eine Art Gag! Ich wollte immer mit einem Hund fährten, der so schwer wie eine Fährtenleine ist. Als ich nach einem gesucht

Fährtenarbeit ist Leidenschaft und mit einem so ungewöhnlichem Hund noch mehr!

Foto: Gabriele Luhofer

Treffen sich 18 Riesenschnauzer, ein Schnauzer und eine Zwergpinscher-Hündin in Österreich. Was sich anhört, wie der Anfang eines Witzes, fand tatsächlich statt. Und zwar bei der ISPU IGP-FH Weltmeisterschaft, die vom 24.-29.10.2023 in St. Veit ausgetragen wurde. Was zu lachen gab es auch. Vor allem für Carola Klein und ihre Zwergpinscher-Hündin Printe (vom Alten Kramerhof). Die beiden waren als amtierende Weltmeister angereist und es gelang dem Fährten-Dreamteam, ihren Titel souverän zu verteidigen. Mit 96 Punkten in der ersten und 97 in der zweiten Fährte standen die beiden erneut ganz oben auf dem Treppchen. Das hat uns neugierig gemacht und wir wollten gerne mehr über das außergewöhnliche Fährtenteam erfahren. Dankenswerterweise gab uns Carola bereitwillig Auskunft über ihre Fährtenphilosophie und ihr kleines Supertalent Printe.

habe, der dafür geeignet ist, bin ich zuerst auf den Prager Rattler gestoßen. Das war mein erster kleiner Hund, den ich in der Fährte ausgebildet habe. Mit Ludi (Vico vom Turmalin) bin ich einmal bei der DVG FH Deutschen Meisterschaft gestartet. Dann habe ich überlegt, dass ich ja auch über einen Rassezuchtverein starten könnte und bin so auf den Zwergpinscher gekommen.

Und dann ist Printe bei dir eingezogen. Wann ist dir ihr Talent aufgefallen? Das kann ich so genau nicht sagen. Ich habe halt angefangen, mit ihr zu fährten und habe gemerkt, dass sie Spaß daran hat. Und das ist für mich das allesentscheidende Kriterium. Es muss uns beiden Spaß machen. Und Printe fährtet sehr gerne. Sie macht da einfach ihr Ding. sporthund.de ∙[Heft 1/2024]

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Friert sie jetzt im Winter nicht? Die Witterungsbedingungen spielen bei so einem kleinen Hund, gerade wenn es kalt, windig und feucht wird, schon eine Rolle. Printe hat keine Unterwolle, sie ist völlig nackig am Bauch und wenn es dann richtig windig ist, dann ist sie schon mal etwas beeindruckt. Und wenn sie dann meint, sie könnte das Arbeiten einstellen, weil es etwas ungemütlich ist, dann muss ich ihr schon mal sagen, dass weitergearbeitet wird. Es ist ja nur Wind.

Aber nach getaner Arbeit wirds auch für die kleine Supernase wieder „windfrei“.

Foto: Nicole Meyer

Sie hat also schon auch ihren eigenen Kopf? Printe hat dieses Jahr mental 100 kg. Letztes Jahr hatte sie noch 80 kg, aber jetzt nach der WM hat sie 100 kg. Ziehst du Printe schon mal einen Mantel an, wenn du im Winter Fährten gehst? Nein. Das will sie nicht. Ich habe es ausprobiert. Beim Spazierengehen zieht sie ihn an. Da stört es sie komischerweise nicht, aber beim Arbeiten will sie es nicht. Und sie darf ihn ja auch bei einer Prüfung nicht anziehen. Und das ist der zweite Grund. Ich versuche im Training immer alles so prüfungsnah wie möglich zu machen.

Wie war das als du zum ersten Mal mit Printe auf einer LG FH aufgetaucht bist? Wie haben die Leute reagiert? Wurdest du unterschätzt oder haben sie gedacht, das ist ein Gag? Beides! Ganz krass war es auf der VDH FH DM letztes Jahr. Wenn ich Printe aus dem Auto hole und mit ihr Gassi gehe, dann denken die Leute, das ist ein Zuschauerhund oder ein Zweithund. Und wenn ich sie zum Suchen ansetze, dann ist das Staunen groß

und manche denken: Schöner Witz! Und klar werden wir dann auch unterschätzt. In der „Pinscher und Schnauzer Szene“ nicht mehr. Da ist Printe bekannt. Ich bin nicht so der große „Social-Media-Mensch“, aber wenn ich lese, was Leute unter den Videos von Printe posten, dann ist das zum Teil schon sehr berührend. Da denke ich manchmal, da ist so viel Achtung und auch Liebe dabei – das berührt mich fast mehr als der Weltmeistertitel.


Kleinster Hund der Größte! HUNDESPORT amerikanischen Besatzungstruppen im Reitstall gearbeitet hat, gilt er als Profi, und der Start bei Olympia wird ihm untersagt. Halla wird an andere Reiter weitergegeben, doch niemand kommt mit dem „störrischen Esel“ zurecht. Durch Glück erhält Winkler die Stute zurück. Er hat das richtige Händchen für die hochsensible Halla, die aber auch ihren eigenen Kopf hat.

Foto: Blackmore

ISPU WM 2023 Die kleine Printe ist im Gelände kaum sichtbar.

Freut mich, wenn die Leute so positiv regieren. Der niedlichste Kommentar war, dass Printe die Halla unter den Fährtenhunden ist. Ich wusste erst nicht, wer Halla ist. Mein Mann hat mir die Geschichte erzählt. Er hat einen sehr trockenen Humor und meinte dann scherzhaft: „Und du bist der Krüppel, der hinterher läuft“. (Sie lacht)

Da es wahrscheinlich noch mehr Leute gibt, die die Geschichte nicht kennen, hier die Story von Halla: Hans Günter Winkler lernt Halla in den 1940er Jahren als Rennpferd kennen. Ihm ist sofort klar, dass sie für den Rennsport nicht geeignet ist und trainiert die Stute als Vielseitigkeitspferd. Das macht er so gut, dass er sich mit Halla für die Olympischen Spiele 1952 qualifiziert. Da Winkler bei den

Die Erfolge lassen nicht lange auf sich warten: WM-Gold 1954 und 55. Weltbekannt wird Halla bei Olympia 1956: Winkler verletzt sich beim Sprung über das vorletzte Hindernis des ersten Umlaufs. Ein Muskelriss in der Leiste verursacht heftige Schmerzen. Fatales Timing, denn sowohl Winkler, als auch die deutsche Equipe, haben Chancen auf Gold. Doch Winkler müsste eigentlich ins Krankenhaus. An einen zweiten Ritt war eigentlich nicht zu denken. Eigentlich! Doch Winkler ließ sich vom Tierarzt der Mannschaft ein Schmerzmittel spritzen. Das haute ihn so um, dass er völlig benommen war und kein Hindernis mehr erkennen konnte. Starker Kaffee und kräftiges Wachrütteln sorgten dafür, dass Winkler sich zumindest im Sattel halten kann. So tritt er zum zweiten Umlauf an. Niemand hätte auch nur einen Pfennig darauf gewettet, dass er Olympiasieger werden würde. Winkler trägt auch nicht mehr sporthund.de ∙[Heft 1/2024]

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Wenn das Fährtenschild schon größer ist als du ...

dazu bei, als Halla in der richtigen Reihenfolge zu den Hindernissen zu bringen. Den Rest erledigt die Stute im Alleingang. Das macht sie so gut, dass Winkler als einziger Reiter fehlerfrei bleibt. Gold im Einzel! Gold für die Mannschaft! Wunderstute Halla wird zum Mythos! Eine beeindruckende Geschichte. Allerdings. Winkler brauchte das Vertrauen, dass Halla es schon machen wird. Und genauso müssen wir unserem Hund auf der Fährte vertrauen. Das hast du und das konntest du offensichtlich auch. 8

Das kann man wohl sagen, wenn man sieht, dass der Zweitplatzierte neun Punkte und der Drittplatzierte sogar 25 Punkte hinter dir lag. Das ist das Besondere am PSK. Es gibt beim PSK immer sehr selektives Gelände – zumindest was ich bisher erlebt habe. Die Fährten werden nach PO gelegt. Das heißt die Fährtenleger gehen in normaler Gangart. Die hinterlassen keinen Flurschaden. Die Hunde müssen da richtig arbeiten und dadurch hat man eine gewisse normale Selektion.

Die Richter müssen nicht danach gucken, wie hoch oder tief der Hund die Nase hält, sondern die entscheidenden Kriterien zählen. Welcher Hund kommt an? Und der Hund, der am besten ankommt, ist der Gewinner.

Foto: Gabriele Luhofer

Foto: Gabriele Luhofer

Ich denke, dass wir vor allem dieses Jahr auch bewiesen haben, dass Printe es kann und nicht ein Richter aus Versehen einen Punkt zu viel gegeben hat.

Das ist aber nicht überall so … Und darüber ärgere ich mich immer ein bisschen. Wenn zur VDH DM die besten Fährtenhunde aus ganz Deutschland kommen, warum muss ich dann einen Flurschaden in den Acker treten, dass kein Hund mehr suchen muss? Da hast du einen Punkt. Darüber sollte man vielleicht mal nachdenken. Aber zurück zur ISPU WM. Wann bist du angereist? Angereist bin ich direkt von der SV Bundes FH. Ich hatte mich unverhofft qualifiziert und hab dort meine Schäferhündin (Isolde


Kleinster Hund der Größte! HUNDESPORT

Und? Hattest du Losglück? Wir sind keine Frühaufsteher. Von daher passte es gut, dass wir mittags unsere Fährte hatten. Das war am Mittwoch, die letzte Fährte in der ersten Gruppe. Wie waren die Bedingungen in der Fährte? Die Fährten waren in der Steiermark, nicht in Kärnten. Da musste man eine Stunde hinfahren. Aber es war alles gut organisiert. Vom Parken bis zur Verpflegung. Und wie war das Gelände? Anspruchsvoll? Das war Wiese, relativ kurz. Man hat von der Fährte kaum was gesehen. Anspruchsvoll kann ich bei den Punkten, die ich bekommen habe, ja wohl kaum sagen. Aber es war offensichtlich selektiv. Als Printe in den spitzen Winkel gegangen ist, habe ich gedacht, sie ist in der Verleitung. Aber es war der spitze Winkel. So viel zum Thema Vertrauen.

... dann muss man bei der Siegerehrung schon cool sein. Weltmeister IGP wurde Greif vom Hatzbachtal mit Hundeführer Markus Neutz.

Wann war dann die zweite Fährte? Die war für Freitag geplant. Aber das Wetter war so schlecht, dass alle FH-Fährten für den Tag abgesagt wurden. Es war nicht nur Starkregen, es kam auch noch Gewitter dazu. Es hieß im Gelände standen regelrecht kleine Seen auf den Wiesen. Das wären irreguläre Bedingungen gewesen. Ich habe mich sehr gefreut, dass die Organisatoren so sportlich fair entschieden haben. Die Fährten wurden dann am Samstag nachgeholt. Wie war es für dich, als du dann am Ende wieder auf dem Treppchen standest? War es anders als beim ersten Mal? Ja, es war schlimmer. (Sie lacht.) Ich wusste am Samstag, dass ich wieder Weltmeisterin bin. Ich habe gedacht, jetzt kannst du die Nacht ruhig schlafen. Aber ich habe schlechter geschlafen als vor jeder Prüfung. Es ist schon was Besonderes, wenn für einen die Nationalhymne gespielt wird. Jedenfalls für mich. Es ging mir ziemlich nahe. Aber am schönsten fand ich den Jubel der Leute bei der Siegerehrung.

Foto: Maria Neutz

von der Angelika) geführt. Ich bin dann mit Printe nach Nürnberg zu ihrer Züchterin gefahren und am Montagmorgen dann weiter nach St. Veit. Am Dienstag war dann die veterinärmedizinische Kon­ trolle, das Vermessen der Leinen und die Auslosung.

Und ich bin mir sicher, selbst wenn Printe den dritten Platz gemacht hätte, wäre das trotzdem so gewesen. Wie fängst du mit deiner Fährtenausbildung an? Ich mache ein relativ großes Abgangsfeld, 75 cm x 75 cm. Das läuft oben spitz zu, also wie ein Dach obendrauf. Da lege ich Futter rein, dann trete ich die Fährte mit dem Wind, immer einen Fußabdruck an den nächsten, ohne dass es einen Abriss gibt. In jeden Tritt kommt Futter. Ich fange immer sporthund.de ∙[Heft 1/2024]

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auf Wiese an. Da bin ich ein bisschen abergläubisch, ich gehe dann auf meine „Anfängerwiesen“, weil es da immer gut geklappt hat. Die ersten Fährten, die ich lege, sind immer circa 75 Meter lang.

Ich versuche, zwei- bis dreimal pro Woche Fährten zu gehen. Da muss ich sagen, da hält mir mein Mann super den Rücken frei. Mit meinen Schäferhunden mache ich ja nebenbei auch noch IGP.

Damit sich der Hund in die Arbeit erstmal reinfinden kann?

Also langweilig wird es dir nicht. Wann baust du das Futter ab? Wovon ist das abhängig?

Genau. Weil ich gemerkt habe, dass die Hunde nach 20, 25 Metern eine Idee davon kriegen, dass in jedem Fußabdruck Futter liegt. Links und rechts. Ich mache das nicht in einer Linie, sondern schon ein bisschen versetzt. So dass sie links und rechts haben, aber dass da kein Abriss ist.

Wenn der Hund weiß, dass in jedem Tritt Futter liegt und zuverlässig jeden Schritt absucht, auch Bögen und andere Richtungsänderungen. Ich baue das Futter langsam ab. Ich habe dabei keinen Rhythmus. Da fehlt mal in drei Schritten das Futter. Das mache ich ein paar Fährten lang. Dann baue ich das aus. Fünf Schritte ohne Futter, dann sieben, vielleicht an zwei oder drei Stellen in der Fährte. Die Stellen merke ich mir und beobachte den Hund sehr genau, wie der sie ausarbeitet.

Wie oft gehst du zum Fährten?

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Foto: Gabriele Luhofer

Die ersten Fährten sind schon arbeitsintensiv, bis die gelegt sind. Da bekommt das Wort Hundesport eine völlig neue Bedeutung. Und zum Schluss lege ich eine Packung Katzenfutter hin. Das ist immer das Ende. Außerdem habe ich auf den ersten Fährten immer ein Päckchen Katzenfutter in der Tasche. Denn wenn ich merke, dass der Hund schon vorher nicht mehr kann, dann hol ich es raus und dann ist halt früher Ende. Auch zwei Deutsche Schäferhunde gehören zur Familie Klein und natürlich gehen die auch fährten.

Wie bringst du deinen Hunden das Verweisen bei? Auf der Fährte oder separat? Das mache ich auf der Fährte. Außerhalb der Fährte erschließt sich mir nicht. Wenn ich Gegenstände trainiere, dann muss der Hund schon weitestgehend sicher in der Fährte sein. Dann beginne ich mit den Ge-


Kleinster Hund der Größte! HUNDESPORT

Gleich so viele? Das ist wie bei den ersten Fährten. Sie dürfen nicht zu kurz sein, damit der Hund in die Arbeit reinfindet. Wenn man hier nur drei Gegenstände legt, dann hat der Hund nach dem dritten Gegenstand vielleicht eine leichte Idee, um was es geht und dann wars das. Und beim nächsten Mal fängt man wieder von vorne an. Das, was ich trainiere, mache ich ganz intensiv. Und wie bringst du deinen Hunden das Verweisen bei? Zuerst überlege ich mir, wie der Hund verweisen soll. Printe verweist im Sitzen. Aber da die meisten Hunde im Liegen verweisen, spielen wir es mal mit Platz durch. Wenn der Hund mit der Nase am Gegenstand ankommt, dann gebe ich ein ruhiges Platzkommando. Mir ist es egal, ob der Hund sich dann zu mir umdreht. Ich möchte nur, dass er sich hinlegt. Worauf ich vom ersten Gegenstand an Wert lege, ist, dass der Hund

so lange liegenbleibt, bis ich wieder „Such“ sage. Ich versuche, von Anfang an Ruhe am Gegenstand reinzubringen. Dass der Hund sich schnell, gerade und nah am Gegenstand hinlegt, ist noch nicht wichtig. Das kommt, wenn die Hunde sicher wissen, was sie machen sollen. Das heißt, dieses Fokussieren des Gegenstandes – wie einige es machen – trainierst du nicht? Wo steht das in der PO? Das steht nicht in der PO. Das ist der größte Humbug überhaupt. Finde ich. Was passiert, wenn der Hund den Gegenstand fokussieren soll? Er steht unter Spannung. Ich sehe den Gegenstand aber als eine Möglichkeit, wo der Hund sich mal entspannen kann. Gerade auch bei hohen Temperaturen. Dann kann er da mal hecheln. Er kann kurz zur Ruhe kommen. Wenn ich aber Spannung drauf bringe, geht beides nicht. Weil er dann wieder eine Aufgabe hat und nicht abschalten kann? Genau. Wenn die Fährte sehr fordernd ist, dann soll der Hund die Möglichkeit haben,

Foto: Gabriele Luhofer

genständen. Die Fährte lege ich dann relativ einfach, also so, dass nicht die Winkel oder andere Schwierigkeiten im Vordergrund stehen, sondern wirklich die Gegenstandsarbeit. Da lege ich dann zehn Gegenstände rein.

Fürs Belohnen muss man sich auch zu großen Hunden bücken.

sich am Gegenstand etwas zu erholen. Und das steht auch so in der Prüfungsordnung. Da darf er eine Pause machen. Er soll den Gegenstand anzeigen und dann ist es das. Meine Meinung. Klar, es gibt Leute, die das machen, es gibt auch Richter, die finden das toll. Da sind wir wieder an dem Punkt, wo ich sage, wenn die Fährten so einfach gelegt sind, dass ich mich auf solche Sachen konzentrieren muss, dass ich danach selektiere, ob ein Hund den Gegenstand bannt oder ob er ruhig am Gegenstand liegt, dann geht es hier nicht mehr ums Fährten. sporthund.de ∙[Heft 1/2024]

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Manchmal ist das Grün des Geländes höher als die kleine Printe.

Natürlich lege ich nicht die letzte Fährte vor der Weltmeisterschaft so, dass ich meinem Hund fertig mache.

Foto: Gabriele Luhofer

Und wenn du merkst, der Hund schwimmt, weil da ein Fährtenabriss ist, hilfst du ihm dann oder lässt du es ihn selbst ausarbeiten?

Stellst du deinem Hund auch absichtlich kleine Fallen? So falsch getretene Winkel, Fährtenabrisse oder vom spitzen Winkel in die Treckerspur rein? Ja, sicher. In Abhängigkeit zum Ausbildungsstand. Der Hund soll zum Ziel kommen. Aber meine Trainingsfährten sind nie für 100 Punkte gelegt. Im Intensivtraining präsentiere ich meinen Hunden alle Schwierigkeiten, auf die sie in einer Prüfung treffen können. 12

Ich lasse ihn das selbständig ausarbeiten. Beim Training verlieren die Hunde zwangsläufig mal die Fährte, durch die Schwierigkeiten, die ich ihnen präsentiere. Das ist nicht schlimm. Sie sollen nur weiterarbeiten und selber wieder reinfinden. Und das merkt man auch, dass die Hunde bei mir nicht hektisch werden, wenn sie mal von der Fährte abkommen. Weil sie nichts zu befürchten haben. Das braucht man auch in der Prüfung. Denn die Hunde, denen immer geholfen wird, die es nicht gelernt haben, selbst Probleme zu lösen, die werden dann hektisch oder sie kommen zurück zu Herrchen oder Frauchen. Du hast gerade gesagt, direkt vor einer Prüfung stellst du deinen Hund nicht vor große Schwierigkeiten. Wie gehst du denn an die Prüfungsvorbereitung ran?

Ich mache nichts Besonderes. Ich trainiere ganz normal weiter. Die letzte Fährte lege ich so, dass der Hund sie sehr gut beherrschen kann. So, dass wir am Ende beide mit einem guten Gefühl rausgehen. Ich lege die Fährten nie nach Schema, weil die Hunde das sonst so schnell lernen. Erfahrene Hunde wissen manchmal schon bei der zweiten Fährte einer IGP FH Prüfung, dass es z. B. nach dem Winkel eine Zeitlang geradeaus geht. Das ist eines der größten Probleme. Du vermeidest also, dem Hund ein erkennbares Schema zu liefern, um ihn nicht zu schlau zu machen. Das finde ich wichtig. Der Hund muss immer wissen, dass es auch auf einer langen Geraden jederzeit schräg zur Saat weitergehen kann oder dass ein Bogen oder nur ein kleiner Versatz kommen kann. Er darf sich nie sicher sein, dass es nur geradeaus geht. Auch das muss man natürlich der Größe des Hundes anpassen. Ein Schlenker, den ich für Printe lege, würde meiner Schäferhündin kaum auffallen. Das sind die Besonderheiten, wo man auf seinen Hund eingehen muss. Wo Hundeausbildung dann tatsächlich individuell ist.


Kleinster Hund der Größte! HUNDESPORT Es ist schon anders mit einem kleinen Hund. Zum Beispiel auch die Verteilung des Futters. Der ist ja viel schneller satt als ein Großer. Wie gestaltest du die Liegezeit? Drei Stunden ist ja schon ziemlich lang. Ein Marathonläufer trainiert ja nicht jeden Tag 42 Kilometer. Meine Hunde trainieren länger als Marathon. Du lässt die Fährten also länger liegen?

Wer diese PO gemacht hat ... Das erschließt sich mir nicht. Gerade auf Wiese gehen die Hunde dann mit hoher Nase. Warum? Weil sie es können. Weil da noch das Duftfeld ist. Das ist dann ja noch gar nicht weg. Die Hunde werden so um die Möglichkeit gebracht, 100 Punkte zu bekommen. Es ist schade, dass das so in der PO steht.

AuchHASENHIRSCH im Fährtenhundesport ist man allein BAMBI (9,5 JAHRE) nichts. Da kann jeder froh sein, der ein Team hat, das ihn unterstützt. Das wünsche ich Carola weiterhin und auch allen anderen, die mit ihrem Hund in irgendeinem Sport aktiv sind.

Ein klares Statement zum Abschluss. Vielen Dank für das nette Gespräch und die Einblicke in dein Fährtentraining.

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Wenn du Pech hast, bist du auf einer kleinen Prüfung die einzige IGP 1 Fährte. Dann geht das: Legen, ein paar Minuten warten und dann „Los, hol den Hund“!

Eins liegt mir noch am Herzen. Ich möchte mich bei meiner Sportfreundin Gabriele Luhofer für ihre Unterstützung bedanken. Sie berät mich und hilft mir immer. Ich habe ihr viel zu verdanken. Auch bei meinem Mann möchte ich mich bedanken, weil er mir ermöglicht, dass ich meinen Sport so machen kann, wie ich es möchte. Und auch den Bauern, die mich zum Training auf ihr Gelände lassen, möchte ich danke sagen. Danke Sonja Meyer und Laurenz Ehlen. Ich wäre nicht Weltmeister geworden, wenn ich nicht die Unterstützung dieser Leute und das Trainingsgelände hätte.

Dann würde ich zumindest auf die 20 min. bestehen, die die Fährte laut PO liegen soll.

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Natürlich nicht immer. Aber häufig liegen sie länger und die Fährten sind auch länger als bei einer Prüfung. Meine Hunde kennen alles zwischen 1,5 und 5 Stunden Liegezeit. Was ich nicht mag, ist, wenn sie kürzer als eine Stunde liegen. Muss man auch mal trainieren, vor allem für die IGP-Fährten, aber eine Dreiviertelstunde ist die unterste Grenze.

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VOM GENDARMENHUND ZUM PFLEGEFALL DIE GESCHICHTE UND UNGEWISSE ZUKUNFT DES DOBERMANNS Foto: Jan Redder

TEXT: MIKE SCHEFFNER FOTOS: CONSTANZE RÄHSE

DVG BSP IGP 2023 ATARAXIE’S ISIDOR HF: ROSEMARIE BACKENS

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D

er Morgennebel hüllte die Stadt in ein trübes Gewand. Nur vereinzelt drang Licht durch eines der Fenster. Dobermann hatte mit Bedacht diese unchristliche Uhrzeit für seinen Besuch gewählt. Er war Steuereintreiber und wusste, dass er nur selten freundlich empfangen wird. Er klopfte an die Tür der Strickerei. Es gehörte nicht viel dazu, sich auszurechnen, dass der kleine Familienbetrieb gegen die aufkommende Textilindustrie in Apolda nicht konkurrenzfähig sein konnte. Aber das durfte Dobermann jetzt nicht interessieren. Während er den Gedanken wegschob, öffnete sich die Tür vor ihm. Ein Mann, breit wie ein Kleiderschrank, versperrte ihm den Zutritt. Zeitgleich tauchten in der Gasse rechts und links neben ihm zwei Männer mit Knüppeln auf.

seiner Tätigkeit als Steuereintreiber war er auch Abdeckereiverwalter und städtischer Hundefänger. So hatte Dobermann Zugriff auf sämtliche Streuner, die sich in den Straßen Apoldas herumtrieben. Er fing sie ein und hielt sie eine Woche lang zur Abholung bereit. Die Hunde, die bis dahin nicht abgeholt wurden, erwartete ein bitteres Ende. Der Tierschutzgedanke war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland noch nicht verbreitet. Traurig, aber wahr. Die Zeiten waren hart für Mensch und Tier. Und so stand Dobermann eines Tages mit der Flinte im Anschlag und zielte auf den Fleischerhund, der vor ihm angebunden war. Der Hund stand in der straffen Leine, wütete und knurrte, zog die Lefzen hoch und zeigte Dobermann seine 42 Beißer.

Vielleicht war es so eine Situation, in der Friedrich Louis Dobermann beschloss, den Grundstein für die nach ihm benannte Hunderasse zu legen. Neben

Dobermann zögerte. Irgendwas hielt ihn davon ab, den Abzug durchzuziehen. Irgendetwas beeindruckte ihn an diesem Hund. Er hatte sich schon mit allen

Kräften gegen das Einfangen gewehrt und Dobermann war nur mit Glück mit heiler Haut davongekommen. Dieser Hund hatte Feuer in den Augen. Er war mutig und würde garantiert keine Gefangenen machen. Vor Dobermanns Augen lief die Szene vom Morgen noch einmal ab und er fragte sich, wie dieser Hund auf die Männer mit Knüppeln in der Hand reagiert hätte. Bei der Vorstellung grinste er verzückt. Dann nahm er die Flinte herunter. Sein Plan war geboren und mit diesem Hund wollte er ihn in die Tat umsetzen. Dieser Hund sollte seine Hündin Schnuppe decken. Die Dobermannzucht war geboren. Der Pionier der Hundezucht verpaarte besonders wachsame und scharfe Tiere miteinander. Die Stammmutter seiner Zucht, Dobermanns Lieblingshündin Schnuppe, war grau und da Apolda ganz in der Nähe von Weimar liegt, wird gemutmaßt, dass sie eine „Weimeranerin“ oder ein Mischling dieser im-

HUNDESPORT

Foto: Adobe Stock / Hitomi

Vom Gendarmenhund zum Pflegefall

Der Dobermann vor der optischen Wandlung. Seit 1986 ist das Kupieren der Ohren und seit 1989 auch der Rute in Deutschland und vielen europäischen Ländern verboten.

posanten Jagdhunderasse war. Was für Hunderassen Dobermann genau für die Zucht des nach ihm benannten Gebrauchshundes verwendet sporthund.de ∙[Heft 1/2024]

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hat, wurde bisher nicht genau rekonstruiert. Mit ziemlicher Sicherheit waren Metzgerhunde, also Vorläufer des Rottweilers, und eine Art Schäferhund, die es damals in Thüringen in schwarz mit rostroten Abzeichen gab, darunter. Außerdem sollen auch Pinscher und Jagdhunderassen verwendet worden sein. Geburt des Gendarmenhundes Dobermanns Zuchtbemühungen brachten schnell Erfolg. Sie dienten aber nicht nur zu seinem eigenen Schutz. Es sprach sich rasch herum, dass man bei ihm einen guten Wach- und Schutzhund bekommen konnte. So wird es niemanden wundern, dass die Polizeibehörden der Umgebung großes Interesse an den „ersten Dobermännern“ hatten. Sie wurden als Gendarmenhunde bekannt. Dennoch wurden sie keineswegs nur von Polizisten und Steuereintreibern eingesetzt, sondern auch zur Bewachung von Haus und Hof und zur Jagd auf Raubwild. 16

Bayerische Meisterschaft 2023 Ataraxie’s Hitchcock

Von Thüringen in die Welt Für die Verbreitung in ganz Deutschland und weit darüber hinaus ist Otto Göller maßgeblich verantwortlich. Er übernahm nach dem Tod Dobermanns einige Hunde aus dessen Bestand und züchtete den Dobermann weiter. Zeitweise hatte er bis zu 150 Hunde in seinem Besitz. Da Göller nicht nur ein gutes Händchen für die Hundezucht hatte, sondern auch geschäftstüchtig war, ist es ihm zu verdanken, dass der Dobermann so beliebt und bekannt geworden ist. Der Dobermann war also mal der Diensthund zusammen mit dem Deutschen Schäferhund, deren Rassezucht etwa zur gleichen Zeit entstand. Wie steht es heute um den Dobermann? Um seine Gesundheit und um den Einsatz in Sport und Dienst?

Der Dobermann im IGP-Sport Wir sind auf der BLV Bayerischen Meisterschaft auf Birgit Grömmingers Dobermann Ataraxie’s Hitchcock aufmerksam geworden. Er hat eine sehr gute Fährtenarbeit absolviert, die mit 93 Punkten belohnt wurde, obwohl er den letzten Gegenstand überlaufen hat.

vor mir war die läufige Hündin auf der Fährte. Vielleicht hat er deshalb den letzten Gegenstand überlaufen. Vielleicht spielte es auch eine Rolle, dass er am Ende den Fuß in der Leine eingewickelt hatte. Das hat ihn ein bisschen gestört. Man steckt halt nicht drin. Man kann den Hund ja nicht fragen, was das Problem war.“

„Ein bisschen fuchsig war es schon“, erzählt Birgit. „Es war ein relativ langer Anmarsch und

Birgit war trotzdem mit dem Ergebnis zufrieden. Sie ist auch keine der „Höher–Schneller-


Vom Gendarmenhund zum Pflegefall

HUNDESPORT

Weiter-Hundesportler“ für die nur Leistung zählt. „Ich trainiere nicht wie die Profis. Ich habe mir beim Fährtenaufbau auch keine richtigen Gedanken gemacht. Ich lauf halt über die Wiese, lass’ den Hund suchen und fertig.“

Wir haben auf einem Sportplatz immer nur das Voraus trainiert. Da hat er auf der ersten Geraden in der Freifolge die Torpfosten gesehen und war im falschen Film, als die Kehrtwendung kam. Die hat er dann etwas verpennt.“

Auch die Unterordnung war sehenswert. „Ich dachte schon, dass wir gar nicht zum Einsatz kommen. Als wir dran waren hat es wie aus Eimern geschüttet! Bei so einem Wetter gehen wir als Hobbyhundesportler normal gar nicht aus dem Haus. Deshalb habe ich nicht damit gerechnet, dass er in der Ablage überhaupt liegen bleibt.“

Der größte Fehler passierte beim „Voraus“. Da hat der Dobermann zwar das erste Platz-Kommando schnell ausgeführt, doch dann ist er noch einmal aufgestanden und losgerannt. Birgit konnte ihn mit einem zweiten „Platz“ stoppen und dann problemlos abholen. 92 Punkte!

Das hat Hitchcock aber zuverlässig gemacht und so konnte Birgit auch die restlichen Übungen mit ihrem Dobermann vorführen. Und die waren echt nicht schlecht. „Ja, ich bin auch voll zufrieden. Die Fehler, die wir gemacht haben, gehen auf meine Kappe.

Im Schutzdienst macht Hitchcock seinem berühmten Namenspaten alle Ehre. Man könnte auch sagen, er hat es, genau wie der Star-Regisseur es geliebt hätte, spannend gemacht und es dann doch noch zum Happy End gewendet. Schon beim Revieren wurde es dramatisch. Hitchcock hat einige Verstecke nicht, dafür andere doppelt umlaufen. sporthund.de ∙[Heft 1/2024]

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„Die Fehler beim Revieren gehen auch auf meine Kappe“, stellt Birgit klar. „Das habe ich beim Probetraining völlig unterschätzt. Aber sei’s drum.“ Stellen und Verbellen und die Fluchtvereitelung liefen gut. Nur die Griffe hätte Hitchcock für den Geschmack des Richters voller setzen und ruhiger halten müssen. Das zog sich durch den gesamten Schutzdienst. Ganz am Ende wurde es dann nochmal richtig spannend. Trennt Hitchcock vor der letzten Kampfhandlung? Das erste Kommando überhört er geflissentlich. Der Richter fordert Birgit auf, das nächste Kommando zu geben. Es scheint erst so, als würde Hitchcock wieder nicht reagieren, doch dann lässt er den Arm los und verbellt. Auch den Rest des Schutzdienstes bringen Birgit und Hitchcock gut zu Ende. 78 Punkte. Birgit ist mit ihrem Hund zufrieden. „Er hat sich gut gezeigt und alles gemacht. Viel trainiert 18

Bayerische Meisterschaft 2023 Ataraxie’s Hitchcock

2022 nahmen zwei Dobermänner an der Prüfung teil, beide konnten leider nicht bestehen. 2023 sah es etwas besser aus. Drei Dobermänner waren auf der VDH DM zu sehen; der bestplatzierte auf Platz 46 mit 235 Punkten, befriedigend. Der nächste folgte auf Platz 49 mit 225 Punkten, befriedigend. Der dritte Hund ist verletzt ausgeschieden. Keine berauschende Bilanz. haben wir ja auch nicht. Es gibt ja nur noch wenige Dobermänner, die Leistung bringen. Deshalb wollte ich gerne mal bei der Bayerischen mitmachen. Außerdem ist der BLV ja ein Gebrauchshundeverein. Wenn da nur noch Malis starten, wäre es doch langweilig.“ Ziel erreicht, Prüfung bestanden und mit Platz 7 abgeschlossen. Und das ohne jeden Ehrgeiz – oder vielleicht gerade deshalb.

Wie singen die Ärzte so schön: „Du bist immer dann am besten, wenn es dir eigentlich egal ist“. Es gibt also noch Dobermänner, die ansprechende Leistungen abliefern, aber es macht den Eindruck, dass Birgit recht hat, wenn sie sagt, es sind nur noch wenige. Schaut man sich die Ergebnisse der letzten zwei Jahre auf der VDH DM IGP an, dann kann kein Dobermann-Liebhaber damit zufrieden sein.

Aber wenn man sich die gesundheitlichen Probleme des Dobermanns ansieht, dann sind die sportlichen dagegen verschwindend klein. Ist der Dobermann noch zu retten? Dilatative Kardiomyopathie oder kurz DCM ist das Stichwort. Dabei handelt es sich um eine Herzmuskelschwäche, die im Falle der Dobermann Kardiomyopathie zu Herzrhythmus-


Vom Gendarmenhund zum Pflegefall störungen führt und in vielen Fällen mit dem plötzlichen Herztod endet. Dobermannbesitzer, deren Hund dieses Schicksal ereilt hat, sind meist noch Jahre später erschüttert. Die zwei, die ich persönlich kenne, sind bis heute geschockt, dass ihr geliebter Hund einfach tot umgefallen ist. Wie viele Hunde sind betroffen? Die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München ist führend in der Diagnose und Behandlung der DCM. Sie führt seit vielen Jahren eine Langzeitstudie zur DCM beim Dobermann durch, an der mittlerweile über 5000 Tiere teilgenommen haben. Das erschreckende Ergebnis: 58,7 % der Population sind betroffen. Das heißt mehr als jeder zweite Dobermann wird diese Krankheit im Laufe seines Lebens bekommen. Die Krankheit können Dobermannbesitzer anfangs nicht erkennen. Es scheint, dass der

HUNDESPORT

Hund völlig normal ist. Deshalb empfehlen die Experten der LMU München ein jährliches Screening auch bei anscheinend gesunden Hunden ab einem Alter von zwei bis drei Jahren. Dazu gehört ein Herzultraschall, ein 24-Stunden-EKG und eine Blutentnahme mit Untersuchung auf bestimmte Marker. Werden im 24-StundenEKG Herzrhythmusstörungen festgestellt, hat der Hund ein erhöhtes Risiko am plötzlichen Herztod zu sterben. Daran stirbt aber nur ein Teil der betroffenen Hunde. Die restlichen zeigen die klassischen Symptome: Husten, Leistungsschwäche, Atemnot. Das Herz vergrößert sich und Lunge läuft voll Wasser. Wenn die DCM früh erkannt wird, kann man versuchen, den plötzlichen Herztod durch Medikamente zu verhindern. Der Hund kann dann bestenfalls noch einige Jahre weiterleben. Wenn sich die klassische Pumpschwäche einstellt und die Lunge voll Wasser ist, dann sporthund.de ∙[Heft 1/2024]

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ist die Prognose leider schlecht. Mit modernen Medikamenten kann man die verbleibende Lebenserwartung bestenfalls auf ein weiteres Jahr ausdehnen. Wie konnte es soweit kommen? Der Dobermann Verein hat das Problem leider lange geleugnet und nichts dagegen unternommen. Traurig, aber wahr. Auf Drängen der Mitglieder wurde schließlich eine Herzuntersuchung eingeführt, testweise für zwei Jahre. Dabei wurden nur junge Hunde im Altersdurchschnitt von unter zwei Jahren untersucht. Es waren Hunde, die neu in die Zucht kamen, der Altbestand wurde nicht untersucht. Ergebnis: Von ca. 300 untersuchten Hunden waren „nur“ 6% erkrankt. Das Ergebnis wurde als Beweis missbraucht, dass man die Untersuchung für den Dobermann nicht braucht und die verpflichtende Herzuntersuchung wurde auf der Hauptversammlung 2009 wieder abgeschafft. 20

Bayerische Meisterschaft 2023 Ataraxie’s Hitchcock

War es wirklich ein Missbrauch? Ich würde sagen: Ja! Ich habe vor ein paar Jahren ein Interview mit Dr. Jan-Gerd Kresken, einem der Herzspezialisten in Deutschland, geführt. Und ich erinnere mich sehr genau, dass er damals zu diesem Thema sagte, es sei normal, dass man die Krankheit bei jungen Hunden nicht in einem größeren Ausmaß diagnostizieren kann. Und heute? Mittlerweile gibt es eine DCM Pflichtuntersuchung für alle Hunde, die ab dem 01.07.2020 in der Zucht eingesetzt werden. Der Bericht muss eine Gradangabe enthalten. Mit Grad 0 und 1 dürfen Hunde in die Zucht, mit Grad 2 und 3 nicht. Leider wird diese Maßnahme das Problem DVG BSP IGP 2023 Ataraxie’s Isidor (HF: Rosemarie Backens)


Vom Gendarmenhund zum Pflegefall HUNDESPORT die 40% der Population ausfindig machen, die bisher nicht von der DCM betroffen sind. Das geht meiner Meinung nach nur, indem Samen- und Eizellen von allen Tieren gesammelt und eingefroren werden. Hat sich nach dem natürlichen Tod dieser Tiere herausgestellt, dass sie tatsächlich „DCM-frei“ waren, könnte man durch künstliche Befruchtung eine

nicht lösen können. Es kommen trotzdem Tiere in die Zucht, die anschließend erkranken und so die DCM immer wieder weitergeben. Ist Dobermannzucht Qualzucht? Ich bin kein Experte was dieses Thema angeht, aber wenn man Qualzucht als die Züchtung von Tieren definiert, bei denen vorsätzlich in Kauf genommen wird, dass ein Großteil der Population Merkmale aufweist, die

sich negativ auf die Gesundheit auswirken und Schmerzen, Leiden und Schäden auslösen, dann befürchte ich, dass man auch diese Frage mit „Ja“ beantworten muss. Kann man das Problem noch irgendwie lösen? Auch auf diesem Gebiet bin ich kein Experte, aber ich könnte mir vorstellen, dass es noch einen Weg geben könnte: künstliche Befruchtung. Man müsste

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neue, gesunde Dobermann Population aufbauen. Science Fiction? Vielleicht! Die perfekte Lösung gibt es leider nicht mehr. Der Zug ist abgefahren. Mutige Entscheidungen sind gefragt. Ich finde es jedenfalls traurig, dem Niedergang dieser tollen Gebrauchshunderasse zusehen zu müssen. Rettet den Dobermann! 

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Mit himmlischer Hilfe Kurz nicht aufgepasst und schon ist es passiert. Der Hund ist weg. Das ist bestimmt fast jedem Hundebesitzer schon mal passiert. Jetzt heißt es warten, suchen und hoffen, dass nichts passiert.

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gal, ob Jagd-Gebrauchshund, Sporthund oder Couch-Bewohner. Immer mehr Hundeeltern statten ihre vierbeinigen Familienmitglieder mit High-tech aus. Mit Hilfe von Satelliten, Funk und Handynetz lässt sich die Position des Hundes im Notfall jederzeit orten – ein beruhigendes Gefühl. Auf dem Markt gibt es eine ganze Reihe unterschiedlicher Systeme. Für den technisch wenig affinen Laien ist es da gar nicht so einfach, die richtige Wahl zu treffen. Wie funktioniert die Technik eigentlich genau?

Foto: Hersteller

TEXT: FLORIAN KÖNIG

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Mit himmlischer Hilfe * dEr BLIcK Zum hImmEL Die Hundeortung fängt heute in den meisten Fällen mit einem Blick zum Himmel an. Über unseren Köpfen kreisen in einer Höhe von rund 20.000 km die US-Amerikanischen NAVSTAR-Satelliten, die uns das GPS-Signal zur Verfügung stellen. Jeder Satellit ist mit einer Präzisionsuhr ausgestattet. Er sendet ständig seine Kennung – sozusagen seinen Namen – und die genaue Uhrzeit zur Erde. Je weiter ein Satellit von der aktuellen Position des Empfängers entfernt ist, desto länger braucht das Funksignal, um zum Empfänger zu kommen. Der GPS-Empfänger benötigt mindestens drei unterschiedliche Signale, um aus den empfangenen Daten und den sich nur minimal unterscheidenden Uhrzeiten eine Position zu errechnen. Je mehr Satelliten dem GPSEmpfänger zur Verfügung stehen, desto genauer wird das Signal. Es lässt sich leicht vorstellen, wie kompliziert die Errechnung einer Position aus diesen Signalen ist. Diese komplexe Berechnung benötigt relativ viel Energie. Daher sind für GPS-Geräte leistungsstarke Akkus ein Muss. Das setzt der Miniaturisierung von Ortungsgeräten eine gewisse Grenze. Das NAVSTAR-System aus USA hat übrigens drei Wettbewerber. Einige Geräte auf dem Markt nutzen zur Positionsermittlung zusätzlich das russische GLONASS-System. Noch im Aufbau befindet sich GALILEO, das von der Europäischen Union betrieben wird und für die Zukunft einige Vorteile bringen soll. Aktuell spielt das EU-System allerdings noch keine wirkliche Rolle. Das Chinesische Beidou-System spielt auf dem Europäischen Markt keine Rolle. Unsere Auto-Navis verlassen sich genauso wie Hunde-Ortungssysteme in der Regel auf das Amerikanische GPS-System.

PRODUKTE

GPS

tracking

Mindestens drei unterschiedliche Satellitensignale ermöglichen einem GPS-Gerät die genaue Position zu berechnen.

* dEr WEG dEr InFOrmatIOn Dank „himmlischer Hilfe“ kennt der GPS-Empfänger am Hundehals nun seine eigene Position. Bleibt nur die Frage, wie diese Information vom Hund zu Herrchen oder Frauchen kommt. Hier gibt es auf dem Markt zwei Wege: Die Nutzung des Mobilfunknetzes oder die direkte Funk-Kommunikation zwischen Hundehalsband und Handgerät. sporthund.de ∙[Heft 1/2024]

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Mobilfunkgeräte, wie das „Tractive GPS“, sind klein und liefern Informationen rund um den Globus ... aber nur wenn sie ein stabiles Netz haben.

Pro und Contra beider Systeme liegen auf der Hand. Bei der Nutzung des Mobilfunknetzes braucht sich der Hundeführer keine Gedanken mehr zum Thema Reichweite machen. Es gibt praktisch keine Grenze. Ob sich der Hund einen, hunderte oder tausende Kilometer entfernt befindet, spielt keine Rolle. T-Mobile und Co. transportieren die Informationen bei Bedarf auch einmal rund um den Globus. Die Grenzen liegen hier an einer anderen Stelle: An der Netzabdeckung in wenig bewohnten Gebieten. Im Stadtwald sollte eine stabile Handy-Versorgung kein Problem sein. In ländlichen Gebieten kann das schon ganz anders aussehen. In Deutschland sind wir noch weit von einer Netzabdeckung von 100% in der Fläche entfernt. Liegt der Hund im schlimmsten Fall verletzt in einem Funkloch, gibt es keinen Plan B. Die Position kann nicht übermittelt werden. 24

Anders sieht es bei Geräten aus, die ihre Position direkt per Funk versenden. Diese Geräte werden aufgrund ihres höheren Anschaffungspreises meist von Jägern oder bei der Rettungshundearbeit eingesetzt. Ein Handgerät empfängt die Information vom Halsband direkt. Es ist kein Handynetz erforderlich. Der Vorteil ist offensichtlich: Selbst im unbewohntesten Gebiet „in der Pampa“ kann die Information empfangen werden. Allerdings hat diese Autarkie auch ihre Nachteile. Die Reichweite ist immer begrenzt. Je nach Hersteller wird mit technisch möglichen Reichweiten von zwölf Kilometer und mehr geworben. In der Praxis sieht das ganz anders aus. In schwierigem Gelände kann schon nach zwei bis drei Kilometern Schluss sein. Außerdem kostet der direkte Funk zwar keine Handygebühren, dafür aber gehörig Energie. Die Sendehalsbänder der Funk-Systeme sind nichts für kleine Hunderassen. * Was FÜr WEn? Für den Alltagsgebrauch sind die handybasierten Systeme sicher die erste Wahl. Sie sind günstig in der Anschaffung, klein und einfach zu nutzen. Funk-Ortungsgeräte findet man wie erwähnt eher bei Profis wie Jägern, die sich auch im unwegsamen Gelände bewegen. Diese Anwender kombinieren teils beide Techniken miteinander. Was spricht dagegen, an das Funk-Ortungshalsband ein günstiges und kleines Gerät auf Handybasis anzuclipsen? Einfache Geräte wie z. B. das Tractive GPS wiegen weniger als 30 g und sind für unter 50 Euro zu haben. Die mobilfunkbasierten Geräte helfen dabei, das grobe Gebiet des verloren gegangenen Hundes einzugrenzen. Dort angekommen spielt dann die Funk-Technik von Geräten wie Garmin Alpha, Dogtra Pathfinder oder Canicom GPS ihre Stärken aus. Garmin bietet seit kurzem neben den bekannten


Mit himmlischer Hilfe

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Funk-Systemen auch ein ein Alpha LTE an, das auf Mobilfunk setzt. Der Clou. Das Gerät lässt sich mit einem Funk-Ortungssystem koppeln und als Einheit nutzen. * GErÄtE auF FunK-BasIs Der Platzhirsch in deutschen Jagdrevieren und im Rettungshundewesen ist das System von Garmin. Der Profi-Nutzer hat die Wahl zwischen unterschiedlichen Handteilen, die sich in ihrer Ausstattung unterscheiden. Das Alpha 10K ist der Einstieg in die FunkOrtungswelt. Das Gerät verzichtet auf ein großes Farbdisplay. Will der Nutzer die Hundeposition auf eine Karte sehen benutzt er das eigene Smartphone als erweitertes Display. Die Modelle Alpha 200K und Alpha 300K haben hingegen große Farbdisplays und damit alles an Bord, was der anspruchsvolle Hundler braucht. Die Modelle unterscheiden sich nur noch in Ausstattungsdetails. Das Halsband namens T20K ist modular gestaltet und lässt sich beispielsweise mit einem größeren Akku nachrüsten. Wie bereits erwähnt, kann das neue Mobilfunksystem Alpha LTE mit dem T20K „verheiratet“ werden. Die beiden Geräte spielen dann zusammen und sorgen für eine nahezu hundertprozentige Ortungs-Sicherheit. Geräte auf Funk-Basis, wie nebenstehend das Garmin Atemos 200K mit T20K und das Alpha LTE unten, sind in der Anschaffung teurer. Und auch wenn der Empfänger am Halsband des Hundes größer ist, diese Geräte sind auch „in der Pampa“ stets verlässlich.

Relativ neu auf dem Markt ist das Dogtra Pathfinder 2. Dieses Gerät auf Funk-Basis ist mit 500 Euro ein ernstzunehmender Konkurrent zum Garmin. Der deutlich günstigere Preis wird durch einen cleveren Kniff realisiert. Als Bedienteil und Bildschirm dient das eigene Smartphone. Eine Mobilfunkversorgung ist nicht erforderlich. Karten können bei Bedarf vorab auf dem Handy gespeichert werden. In Sachen Verarbeitung und Reichweite spielt das Pathfinder in einer Liga mit dem Platzhirsch Garmin. Die Bedienung über das Smartphone ist etwas gewöhnungsbedürftig, geht aber dann schnell von der Hand. Die Trennung von Emsporthund.de ∙[Heft 1/2024]

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Zwischen Garmin und Dogtra platziert sich das Canicom GPS, das auch in der 500 €-Liga spielt. Das Handgerät hat aber – ähnlich wie das Garmin 10K – ein Display für Richtung und Entfernung. Für die Kartendarstellung verwendet auch dieses Modell ein Smartphone als Bildschirm. Die relativ teuren und eher klobigen Funk-Geräte von Garmin, Dogtra und Canicom adressieren sich eher an professionelle Anwender. Für den Freizeitbereich schrecken nicht nur die Halsbandgröße, sondern auch der Preis ab. Handy-Systeme wie das Tractive hingegen sind von Anschaffung und Betrieb her bezahlbar und sorgen trotz ihrer (Funkloch-)Schwächen für das gute Gefühl, im Fall des Falles zu wissen, wo die Samtpfote auf der Walz gerade steckt.

fangsantenne und Display (also Handy) hat in der Praxis einen enormen Vorteil. Bei schwierigem Gelände oder schlechtem Empfang lässt Dogtra Pathfinder 2 sich die Empfangsantenne z. B. auf einem Stab befestigen und damit für einen besseren Empfang nach oben halten. Die Bluetooth-Verbindung zwischen Empfangsteil und Smartphone sorgt hier für eine ganz neue Bewegungsfreiheit. Das verwendete Smartphone sollte allerdings nicht zu alt sein. Zuverlässig funktioniert die Software des Pathfinder nur bei aktuelleren Geräten. Erfreulich: Dogtra ergänzt per App-Update die Funktion des Pathfinder immer wieder mit interessanten Zusatzfunktionen wie einem virtuellen Zaun, der den Hundeführer warnt, sobald der Hund sich zu weit von ihm entfernt. 26

Die relativ teuren und eher klobigen Funk-Geräte von Garmin und Dogtra adressieren sich eher an professionelle Anwender. Für den Freizeitbereich schrecken nicht nur die Halsbandgröße, sondern auch der Preis ab.

* GErÄt auF mOBILFunKBasIs Am einfachsten gelingt der Start mit Geräten, bei denen eine fest verbaute SIM-Karte Verbindung zu einem Server aufnimmt und die Position dort ablegt. Über eine kostenlos Handy-App oder vom heimischen PC aus lässt sich diese Position dann abrufen und auf einer Karte darstellen. Auf dem Markt gibt es auch Hundeortungsgeräte, die mit einer eigenen Mobilfunkkarte ausgestattet werden können. Häufig ist die Inbetriebnahme dieser Geräte aber recht kompliziert und unkomfortabel.


Mit himmlischer Hilfe

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Profisysteme, wie Garmin können für Hundemeuten bis zu 20 Hunde eingesetzt werden. Auch im Rettungshundewesen sind Anlagen mit zehn oder mehr Halsbändern keine Seltenheit.

Das Tractive GPS aus Österreich dürfte zu den meistverkauften Geräten mit GSM-Verbindung gehören. Das etwa streichholzschachtelgroße Gerät wiegt unter 30 g und wird über einen Clip am Halsband befestigt. Praktisch: Beim neuen Modell lässt sich der Akku auswechseln. Ein optionaler zweiter Akkus sorgt für unterbrechungsfreie Nutzung des Gerätes. Neben dem Kaufpreis von rund 50 Euro fällt eine Servicegebühr an, deren Höhe sich nach der Vertragslaufzeit richtet. Soll das Abo monatlich kündbar sein schlägt es mit 4,90 Euro zu Buche, das Jahresabo gibt es schon für 49 Euro. Die Handy-Software ist kostenlos. In den Gebühren ist übrigens nicht nur der Betrieb des Servers erhalten, an den die Geräte ihre Position funken. Die fest eingebaute SIM-Karte bucht sich in alle verfügbaren Handynetzte ein. Es gibt keine Volumenbeschränkung zu beachten. Die Geräte können unbegrenzt benutzt werden – und das sogar in über 130 Ländern weltweit ohne Mehrkosten. Das Tractive GPS ist aufgrund seiner Größe auf das Energiesparen getrimmt. Im Ruhemodus wird nur in festen Abständen ein Lebenszeichen ins Mobilfunknetz geschickt. Nur wenn wirklich erforderlich, kann über die Handyapp eine Liveortung gestartet werden, die dann aber sehr energieintensiv ist. Alle vorgestellten Geräte gibt es bei unserem Partnershop www.waidwerk.de

* Braucht man das? Bei immer mehr Jägern gilt inzwischen die Regel „schnallen nicht mehr ohne GPS“. Bei selbstständig stöbernden Vierbeinern einen Draht zum Himmel zu haben ist ein unschätzbarer Vorteil. Profis wie Rettungshundeführer schätzen nicht nur das Plus an Sicherheit, sondern auch die Möglichkeiten, die Arbeit mit ihrem Hund live oder auch nachträglich auswerten und so verbessern zu können. Ob der Privathundebestitzer und Hundesportler ein „Handy ans Halsband“ packen muss ist sicher Geschmackssache. Aber gerade die kleinen Mobilfunksysteme belasten weder Hundehals noch Herrchens Geldbeutel übermäßig. Sie sorgen aber immer für das gute Gefühl, im Fall des Falles eine Chance zu haben, den ausgebüchsten Vierbeiner schnell wieder einsammeln zu können. sporthund.de ∙[Heft 1/2024]

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Foto: Adobe Stock / Eva

SEHEN IM DUNKELN

H

Hund vs. Mensch

unde sehen im Dunkeln deutlich besser als wir Menschen, denn ihre Augen unterscheiden sich in einigen entscheidenden Punkten von unseren. Sobald die Sonne untergeht, sind wir deshalb draußen auf Hilfsmittel

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TEXT: INKA STONJEK

angewiesen – um uns selbst besser zurechtzufinden und um für andere besser sichtbar zu sein. Mit Leuchtbekleidung und reflektierenden Details an deinem Hund wird der Abendspaziergang sicherer.


Sehen im Dunkeln: Hund vs. Mensch KYNOLOGIE „Bei Nacht sind alle Katzen grau“ – das alte Sprichwort beschreibt unter anderem, dass wir Menschen mit dem Einsetzen der Dämmerung Farben immer schlechter auseinanderhalten können. Dann nehmen wir alle Katzen in irgendwelchen Grau-Schattierungen wahr, egal, welche Farbe ihr Fell bei Tageslicht hätte. Im Hellen können wir nämlich etwa 200 Farbtöne voneinander unterscheiden; zählt man die Variationen durch Weißanteil und Helligkeit noch hinzu, ergeben sich sogar rund zwei Millionen Farbnuancen. Mehr Stäbchen, weniger Zäpfchen Das Farbsehen verdanken wir Menschen den unterschiedlichen Sinneszellen auf der Netzhaut unserer Augen. Davon gibt es zwei Gruppen, die nach ihrer Form als Stäbchen und Zapfen bezeichnet werden. In beiden Rezeptortypen sind Sehpigmente eingelagert, die auf unterschiedliche Mengen Licht reagieren:  Die ungefähr sechs Millionen Zapfen enthalten das Sehpigment Photopsin. Bei uns Menschen tritt es in drei verschiedenen Ausprägungen auf, wodurch jeder Zapfen auf das Licht einer bestimmten Wellenlänge reagiert: demnach lassen sich Rot-Zapfen, Blau-Zapfen und Grün-Zapfen unterscheiden. Menschen sind also trichromatisch. Leider sind die Zapfen nicht besonders empfindlich, sodass sie nur tagsüber oder von künstlicher Beleuchtung angeregt weden. Dann aber decken die Zapfen zusammen – wie die Grundfarben des Lichts – das gesamte Farbspektrum ab und lassen uns scharf sehen.  Auf das schwindende Licht der Dämmerung sind die etwa 120 Millionen Stäbchen ausgelegt, denn ihr eingelagertes Sehpigment Rhodopsin reagiert auf weitaus geringe Lichtmengen, weshalb es uns das Sehen in der Dunkelheit ermöglicht.

Die Augen von Hunden sind ganz ähnlich wie die von uns Menschen aufgebaut. Auf der Netzhaut sitzen ebenfalls Zapfen und Stäbchen, allerdings in einer anderen Anzahl und einem anderen Verhältnis zueinander. So haben Hunde nur zwei Zapfentypen, nämlich für Blau und Gelb – sie sind dichromatisch. Das schränkt sie in ihrer Wahrnehmung von Rot und Grün ein; sie nehmen ihre Umgebung also ungefähr wie ein Mensch mit Rot-Grün-Schwäche wahr. Dafür besitzen sie deutlich mehr Stäbchen als wir, weshalb sie auch wenig Licht optimal ausnutzen. Das verschafft ihnen einen großen Vorteil in der Dämmerung, wo sie trotzdem kleinste Helligkeitsunterschiede in ihrer Umgebung erkennen können. Übrigens: die Schnelligkeit, in der die Stäbchen Licht verarbeiten, beeinflusst die Flimmerverschmelzungsfrequenz. So wird die Folge von einzelnen Lichtreizen bezeichnet, die von einem Auge noch als kontinuierliches Bild wahrgenommen wird. Bei den meisten Menschen liegt sie bei etwa 60 Reizen pro Sekunde, Hundeaugen können jedoch 70 Reize pro Sekunde verarbeiten. Diese brauchen sie also auch, um ein einheitliches Bild wahrzunehmen. Fernsehen auf alten Geräten glich für sie deshalb bestenfalls einem Daumenkino und war für die meisten Hunde uninteressant. Erst modernere Geräte sorgten dafür, dass sich heute mehr Hunde fürs Fernsehen zu begeistern scheinen. Einen fliegenden Ball oder das geworfene Stöckchen sehen sie deshalb quasi in Zeitlupe. Reflektierende Schicht im Auge Doch die höhere Anzahl der Stäbchen ist nicht der alleinige Grund, warum Hunde in der Dämmerung besser sehen als wir Menschen. Hunde haben außerdem den großen Vorteil des Tapesporthund.de ∙[Heft 1/2024]

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tum lucidums, des sogenannten „leuchtenden Teppichs“. So wird die reflektierende Schicht im hinteren Teil des Auges bezeichnet, die zwischen den beiden Gefäßschichten der Aderhaut verläuft. Sie erzeugt das typische Schimmern der Augen in der Dunkelheit, denn sie reflektiert das einfallende Licht, das dadurch zweimal die Netzhaut reizen kann. Das wenige Licht in der Dämmerung wird dadurch besonders effektiv ausgenutzt. Zusätzlich können Hunde ihre Pupillen stark vergrößern und so den Lichteinfall erhöhen.

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Die Kopfform des Hundes beeinflusst zwar nicht das Dunkelsehen an sich, aber wie gut er sich insgesamt zurechtfindet. Denn die Kopfform bestimmt über die Lage seiner Augen und damit sein Sehfeld. Bei uns Menschen sitzen sie vorne im Kopf, wodurch sich das Sehfeld beider Augen vor der Nase weit überschneidet und ein Gesichtsfeld von etwa 180 Grad ergibt. Menschen haben dadurch ein ausgeprägtes räumliches und scharfes Sehvermögen. Hunderassen mit kurzen Schnauzen wie Mops oder Bulldogge sind uns diesbezüglich sehr ähnlich; bei Hunden mit langen Schnauzen sitzen die Augen hingegen seitlicher. Ihr Sehfeld überschneidet sich daher vor der Schnauze kaum, wodurch die räumliche und scharfe Wahrnehmung leidet: Objekte in einer Entfernung von 30-50 cm sehen sie bereits unscharf. Dafür umfasst ihr Gesichtsfeld bis zu 270 Grad, so dass sie sogar Gegenstände schräg hinter sich wahrnehmen. Hinweis: Einfach den Gutscheincode am Ende deiner Bestellung in das Gutscheinfeld eingeben und automatisch 15% Rabatt auf Visupart-Produkte erhalten. Nur ein Rabattcoupon pro Person einlösbar. Nicht mit anderen Rabatten kombinierbar. Der Coupon ist gültig bis 31.03.2024.

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Foto: Constanze Rähse

Seitliche Augen für größeres Sichtfeld


Sehen im Dunkeln: Hund vs. Mensch KYNOLOGIE Menschen im Dunkeln benachteiligt

Besser gesehen werden mit Reflektoren

In Kombination mit ihrem guten Geruchssinn und ihrem exzellenten Gehör finden sich Hunde auch bei Dämmerung und Dunkelheit bestens zurecht, während Menschen auf Hilfsmittel angewiesen sind. Ihr Einsatz ist nicht nur als Vorsichtsmaßnahme sinnvoll, um nicht über Wurzeln, Steine oder Bordsteinkanten zu stolpern. Wenn du gut siehst, ändert sich auch deine Wahrnehmung. Wer sich im Dunkeln unwohl fühlt, kann dies unbewusst auf seinen Hund übertragen. Je nach Rasse und Charakter kann es dann durchaus passieren, dass er dich zu beschützen versucht oder selbst ängstlich reagiert. Dann bellt er möglicherweise entgegenkommende Menschen an, erschrickt schnell und ist generell sehr nervös. Umgekehrt bedeutet das: Trittst du selbst souverän und unerschrocken auf, signalisierst du deinem Hund, dass du alles im Griff hast und es für ihn nichts zu tun gibt.

Achte auch darauf, nicht selbst zum unsichtbaren Hindernis zu werden. Besonders bei dürftiger Straßen- oder Parkbeleuchtung kannst du leicht von Joggern, Radfahrern und anderen Verkehrsteilnehmern übersehen werden. Wer möchte, kann in einen ganzen Satz aus Jacke, Hose und Schuhe mit Reflektoren investieren. Alternativ gibt es Leuchtwesten oder -gurte, die über der herkömmlichen Kleidung getragen werden. Deinen Hund stattest du am besten mit einem Geschirr aus, das es wahlweise mit reflektierenden Applikationen oder aufladbaren LEDs zu kaufen gibt. Zusätzlich lassen sich daran Leuchtanhänger und Blinkis befestigen. Besonders praktisch sind Leuchtutensilien, die über einen USB-Anschluss wiederaufladbar sind. Blinkende Halsbänder oder Leuchtringe sind eine gute Variante für Hunde mit kürzerem Fell. Leuchtringe lassen sich auf die Halsgröße deines Hundes zuschneiden und ihm vor dem Spaziergang einfach über den Kopf streifen. Sehr nützlich für andere ist auch eine reflektierende Leine, die deinen Hund optisch dir zuordnet – insbesondere, wenn er dazu neigt, nicht kontinuierlich perfekt bei Fuß zu gehen.

Besser sehen mit Stirn- und Taschenlampe Optimal ist eine praktische Stirnleuchte, die mit einem weichen Gummiband um den Kopf getragen wird. Je nach Preisklasse unterscheiden sich die verschiedenen Modelle vor allem in ihrer Leuchtstärke, der Leuchtreichweite und -dauer. Je höher die Lumenzahl, desto heller ist eine Stirnlampe. Wie viel du brauchst, hängt davon ab, wo du unterwegs bist (Stadt mit Beleuchtung oder Wald ohne Beleuchtung), wie schnell du dich bewegst (gehen oder Fahrrad fahren) und wie eben das Gelände ist. Ambitionierte Outdoorsportler können sich für Modelle mit 1.100 Lumen, 150 m Reichweite und 100 Stunden Leuchtdauer entscheiden. Für die Gassirunde um den Block reicht auch eine mit 100 Lumen, 100 m Reichweite und zweieinhalb Stunden Leuchtdauer.

Leuchtendes Spiel lässt sich wiederfinden Übrigens: Sogar leuchtendes Spielzeug gibt es. Das ist besonders praktisch für alle, die abends nicht nur im Haus oder in der Wohnung mit ihrem Hund spielen möchten. Solches aus lichtspeicherndem Kautschuk lädt sich unter einer Lichtquelle auf und gibt dann etwa eine halbe Stunde lang die Helligkeit ab. Modelle mit Batterie leuchten heller und länger, sollen aber aus Sicherheitsgründen nur zum Apportieren und nicht unbeobachtet als Kauspielzeug verwendet werden.  sporthund.de ∙[Heft 1/2024]

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Gesundheitscheck

Täglich kontrolliert ist früh entdeckt Foto: Adobe Stock / Michael Peschetnikow

TEXT: INKA STONJEK

Auch bei Hunden gilt: Je früher Auffälligkeiten und Krankheiten erkannt werden, desto schneller und effektiver können diese behandelt werden. Kontrolliere dein Tier deshalb regelmäßig von der Schnauze bis zur Pfote, um Veränderungen so frühzeitig wie möglich zu erkennen. Es war nur ein kleiner Knubbel an der Kralle, nicht größer als eine Zecke und versteckt zwischen dem Fell. Er schien unseren Hund nicht zu stören, er bemerkte ihn nicht mal. Wir hatten ihn selbst fast vergessen, bis er uns einige Wochen später wieder ins Auge fiel. Da war er nicht mehr groß wie eine Zecke, sondern wie eine kleine Rosine. Was immer es war, es wuchs und das nicht gerade langsam.

deines Hundes zu bekommen. Mit etwas Routine lässt sich der Check-up ganz einfach im täglichen Schmuseprogramm oder bei den Pflegeeinheiten unterbringen.

„Um zu erkennen, was nicht normal ist, muss man wissen, was normal ist“, erklärt Lotta, die als Tierärztin beim schwedischen Tierversicherer Agria Djurförsäkring arbeitet. Manche Erkrankungen entwickeln sich schleichend, manche sehr schnell. Und nicht alle lassen sich frühzeitig an der Aktivität, dem Fressverhalten und der Verdauung des Hundes ablesen. Sie empfiehlt deshalb, sich täglich die Zeit zu nehmen, den eigenen Hund mit allen Sinnen – also durch Schauen, Fühlen und Riechen – zu untersuchen. Wenige Minuten reichen bereits, um einen guten Eindruck vom Gesundheitszustand

Untersuche die Augen deines Hundes Stelle dich hinter deinen Hund und nimm seinen Kopf in beide Hände. Umfasse dabei sein Auge mit Daumen und Zeigefinger, so dass du beide Finger spreizen und so Ober- und Unterlied vorsichtig auseinanderziehen kannst. Nun kannst du nacheinander beide Pupillen und seine Bindehäute kontrollieren. Eine gesunde Pupille sollte klar sein, glänzen und den Hund mit neugierigem und erwartungsvollem Blick in die Welt schauen lassen. Eine trübe Linse hingegen kann eine normale Begleiterscheinung des Alterungsprozesses (Nukleus-

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Gesundheitscheck KYNOLOGIE sklerose) sein, die das Sehvermögen deines Hundes aber nicht stört. Oder allerdings auch das Leitsymptom des Grauen Stars, bei der sich die Linse trübt und langfristig zu einer Erblindung führt. Deshalb ist es gut, eine Trübung der Linse früh zu erkennen und das Tier gegebenenfalls einem Tierarzt vorzustellen. Er kann erkennen, ob die Linsentrübung harmlos ist oder behandelt werden sollte. Die Bindehaut deines Hundes sollte rosarot und nicht geschwollen sein. Eine sehr blasse Bindehaut hingegen kann Anzeichen einer Blutarmut sein, eine sehr rote Bindehaut ein Symptom für eine Bindehautentzündung. Das Auge selbst sollte insgesamt feucht sein, also weder zu trocken sein noch Ausfluss absondern. Augenausfluss beim Hund ist immer ein Anlass, genauer hinzuschauen. Hinter einem einseitig tränenden Auge steckt oft ein Fremdkörper, während eine Bindehautentzündung oft beidseitig auftritt. Das Sekret kann klar und wässrig, aber auch schleimig-weiß bis gelblich-eitrig sein. Untersuche die Nase deines Hundes Eine gesunde Hundenase ist leicht feucht und angenehm kühl. Eine trockene, warme Hundenase hingegen kann Anzeichen für erhöhte Temperatur oder Fieber als Folge eines Infektes sein. Achte außerdem darauf, dass die Nase nicht läuft. Dann steckt vielleicht auch eine Allergie dahinter, Parasiten, ein harmloser Infekt oder eine ernsthafte Erkrankung wie die Staupe. Achte auch auf den Atem deines Hundes. Ein gesunder Hund macht zwischen 10 und 30 Atemzügen in der Minute. Husten, Keuchen und würgen solltest du stets im Auge behalten. Untersuche die Mundhöhle deines Hundes Die Zähne deines Hundes kannst du im Sitzen oder im Liegen untersuchen. Lege dabei eine Hand unter den Kopf deines Hundes, die

andere auf oder – bei großen Hunden – seitlich an seinen Kopf und schiebe mit deinen Daumen seine Lefzen vorsichtig auseinander. Nun kannst du Zahn für Zahn den Seiten- und Schneidezahnbereich deines Hundes kontrollieren. Jeder Zahn sollte fest im Zahnhalteapparat sitzen, frei von Verfärbungen und Zahnstein sein und keine Risse oder Absplitterungen aufweisen. Achte auch darauf, dass sich in den Zahnzwischenräumen keine Knochensplitter oder Reste von irgendeinem Kauspielzeug verfangen haben. Das Zahnfleisch deines Hundes sollte rosarot sein und von klarem Speichel leicht befeuchtet. Außerdem sollten dort keine Wucherungen oder ähnliche Auffälligkeiten zu finden sein. Außerdem sollte er aus dem Maul gut riechen! Hilfreich ist, auch regelmäßig Mundhöhle und Rachen deines Hundes anzuschauen. Lege dazu wieder die eine Hand unter den Kopf deines Hundes, die andere auf oder – bei großen Hunden – seitlich an seinen Kopf. Schiebe dann Daumen und Zeigefinger vorsichtig hinter den Eckzähnen Deines Hundes ins Maul. Dabei wird er das Maul leicht öffnen, so dass Du mit Deiner zweiten Hand seinen Oberkiefer hochziehen kannst. Mit etwas Übung und viel positiver Verstärkung lassen die meisten Hunde dies gnädig über sich ergehen, ansonsten kannst du auch abwarten, bis er herzhaft gähnt. Dann checkst du Zahnfleisch und Zähne auch von innen. Untersuche die Ohren deines Hundes Klappe die Ohrmuschel deines Hundes nach hinten, so dass du gut in den äußeren Gehörgang schauen kannst. Das ist vor allem bei Rassen mit Knick- und Schlappohren wichtig, denn ihr feucht-warmes Ohrmilieu ist eine perfekte Umgebung für Parasiten und Entzündungen. Gesunde Hundeohren erkennst du an der hellrosa Farbe an der Innenseite der Ohrmuschel. Gesunde Hundeohren brauchst sporthund.de ∙[Heft 1/2024]

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Foto: Adobe Stock / o_lypa

du üblicherweise nicht zu reinigen, denn die Selbstreinigungskräfte befördern Ohrenschmalz und Dreck von selbst nach draußen. Nur, wenn du sehr viele Fremdkörper in den Ohren entdeckst, solltest du sie vorsichtig entfernen. Streiche dann einen mit einem um den Finger gewickelten feuchten Baumwolltuch mehrmals vorsichtig über die innere Ohrmuschel. Alternativ kannst du auch spezielle Reinigungstropfen und -tücher für Hunde benutzen. Wattestäbchen haben im Gehörgang deines Hundes nichts zu suchen. Ein gesundes Hundeohr riecht auch nicht. Ein unangenehmer Geruch aus dem Ohr ist meist Anzeichen einer Ohrenentzündung, die durch Pilze, Bakterien, Parasiten oder Fremdkörper ausgelöst worden sein kann. Manchmal ist sie auch Symptom einer Allergie oder einer Futterunverträglichkeit. 34

Untersuche den Körper deines Hundes Im Stehen solltest du deinen Hund am ganzen Körper abtasten. Fahre dazu mit den Fingerspitzen vorsichtig die Haut entlang, ob du zum Beispiel Zecken spürst. Besonders aufmerksam solltest du seine Achselhöhlen, die Haut unter dem Halsband und unter dem dichten Brustfell untersuchen. Auch Kratzer oder andere Verletzungen kannst du auf diese Weise entdecken. Insbesondere ältere Hunde neigen dazu, Tumore zu entwickeln, die du ebenfalls spüren kannst. Falls dir eine ungewohnte Wölbung oder ein Knoten auffällt, solltest du testen, ob sie beziehungsweise er sich mit der Haut verschieben lässt. Das ist eine wichtige Information für den Tierarzt, der solche Auffälligkeiten unbedingt untersuchen sollte. Behalte auch das Gewicht deines Hundes im Auge, indem du ihn von Zeit zu Zeit wiegst. Hebe in diesem Zusammenhang auch die Rute deines Hundes an und schaue seine Analöffnung an. Auch dort beißen sich gerne Zecken fest, die du gegebenenfalls direkt entfernen solltest. Wirf einen Blick auf die Analdrüsen, die sich – wenn du dir den After als eine Uhr vorstellst – auf etwa 4 und 8 Uhr links und rechts seines Afters befinden. Sie produzieren ein Sekret, das beim Absetzen des Kots aus den beiden Analbeuteln gedrückt wird und jedem Haufen seine individuelle Duftmarkierung verleiht. Allerdings können diese Analbeutel verstopfen und sich entzünden. Betroffene Hunde ziehen dann meist ihren After über den Boden, äußerlich lässt es sich anhand von Schwellungen und Rötungen erkennen. In dem Fall muss ein Tierarzt den Analbeutel manuell entleeren. Salben lindern eine Entzündung. Messe die Temperatur deines Hundes Nicht unbedingt täglich, doch regelmäßig solltest du auch die Temperatur deines Hundes messen. Nur so bekommen du und dein Hund Routine. Lass dir von einer zweiten Person helfen, die


Gesundheitscheck KYNOLOGIE

Untersuche die Geschlechtsorgane deines Hundes Erteile dann deinem Hund das Kommando, sich hinzulegen und auf den Rücken zu rollen. So kannst du seinen Bauch und Unterleib gut sehen. Schaue dir die beiden Gesäugeleisten deines Tieres genau an, die – wie beim Menschen auch – sowohl bei Hündinnen als auch bei Rüden vorhanden sind. Beim Rüden sind die einzelnen Zitzen nur rudimentär als kleine Pünktchen angelegt, während sie bei Hündinnen wie kleine rosa Perlen aussehen. In der Trächtigkeit schwellen sie etwa auf Rosinengröße heran und nehmen eine dunkelrote Farbe an. Schaue dir jede Zitze genau an, ob dort kleine Knoten vorhanden sind. Auch rote, geschwollene, erwärmte oder schmerzende Hautstellen sind verdächtig. Für die Entstehung von Mammatumoren spielen Hormone eine große Rolle, daher treten sie am häufigsten bei unkastrierten Hündinnen auf. Ebenso erhöht sich das Risiko enorm, wenn deine Hündin zum Beispiel zur Unterdrückung der Läufigkeit Hormone wie Östrogen bekommt. Trotzdem können auch Rüden an Mammatumoren erkranken. Häufig sind die Zitzen des hinteren Teils des Gesäuges betroffen; außerdem können sie nur an einer Gesäugeleiste auftreten oder an beiden. Falls du einen Rüden hast, solltest du auch seine Hoden regelmäßig untersuchen. Taste sie vorsichtig ab und fühle, ob einer größer ist als der andere.

Untersuche die Pfoten deines Hundes Wenn dein Hund so praktisch auf dem Rücken liegt, solltest du zum Abschluss noch seine Pfoten genau anschauen. Drücke die Ballen und Zehnen deines Hundes mit den Daumen vorsichtig auseinander und entferne alles, was dort angesammelt hat: das können Steine, kleine Äste oder auch Zecken sein. Denke daran, dass der Hund an den Vorderpfoten fünf Zehen und fünf Krallen hat, an den Hinterpfoten nur vier. Kürze die Krallen auch regelmäßig mit einer speziellen Krallenschere, denn lange Krallen können einwachsen und Schmerzen beim Gehen verursachen. Die Haut an den Krallen und Ballen sollte nicht rissig sein. Ansonsten kannst du solche Stellen mit einer fetthaltigen Pflegecreme behandeln.

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den Hund sanft hält und verhindert, dass er sich setzt. Verwende dazu ein handelsübliches Fieberthermometer aus Apotheke oder Drogeriemarkt und führe es ihm vorsichtig etwa zwei Zentimeter tief in den After ein. Um dich zu vergewissern, dass der gemessene Wert stimmt, solltest du im Abstand einiger Minuten erneut kontrollieren. Seine normale Körpertemperatur liegt zwischen 37,5 und 39 °C, bei Welpen etwas höher.

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16.-17.3.2024 VDH Qualifikation FCI WM/EO small/medium Mending (DE) 13.-14.4.2024 VDH Qualifikation FCI WM/EO small/medium Wülfrath (DE) 20.-21.4.2024 VDH Qualifikation FCI WM/EO intermediate/large Wülfrath (DE) 16.-17.5.2024 World Agility Open Ermelo (NED) 23.-28.4.2024 FMBB Weltmeisterschaft Bovolone (ITA) 24.-26.5.2024 Finalläufe FCI WM/EO Dortmund (DE)

OBEDIENCE

IGP

20.4.2024 VDH Qualifikation FCI WM Wittgensdorf (DE)

23.-28.4.2024 FMBB Weltmeisterschaft Bovolone (ITA)

1.6.2024 VDH Qualifikation FCI WM Emmendingen (DE)

30.5.-2.6.2024 DMC Championat Petersaurach (DE)

23.-28.4.2024 FMBB Weltmeisterschaft Bovolone (ITA)

10.-15.9.2024 FCI Weltmeisterschaft n.n. (HR)

2.6.2024 VDH Deutsche Meisterschaft Emmendingen (DE)

MONDIORING

6.7.2024 DVG BSP Lübeck (DE)

23.-28.4.2024 FMBB Weltmeisterschaft Bovolone (ITA)

25.-28.7.2024 FCI Weltmeisterschaft Riga (LET)

8.-13.10.2024 FCI Weltmeisterschaft Korinth (GRE)

FÄHRTE

THS

18.-21.7.2024 JO Europameisterschaft Opglabbeek (BEL)

17.-19.11.2024 VDH Deutsche Meisterschaft Stemwede-Westrup (DE)

31.8.-1.9.2024 DVG BSP Kiel

1.-4.8.2024 EO Europameisterschaft Southam (GBR)

25.-27.10.2024 DVG BSP Stockelsdorf (DE)

06.-08.09.2024 dhv Deutsche Meisterschaft n.n.

14.-15.9.2024 DVG BSP Ering (DE)

15.-17.11.2024 VDH Deutsche Meisterschaft Stockelsdorf (DE)

12.-13.10.2024 VDH Deutsche Meisterschaft Raum Hamburg (DE)

1.-6.10.2024 FCI Weltmeisterschaft Opglabbeek (BEL)

RALLY OBEDIENCE 21.-22.9.2024 DVG BSP Peine (DE)

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Foto: Constanze Rähse

AGILITY

DOGDANCE 16.-19.5.2024 FCI WM Budepest (HUN)

TOPHUNDESPORTTERMINE ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit


Gewinnspiel RUBRIK Löse mit folgenden Silben die nebenstehenden Fragen und trage den in Klammern stehenden Buchstaben in das Lösungswort unten ein.

SPORTHUNDGEWINNSPIEL Teilnahmebedingungen: Sende das Lösungswort, deinen Namen und deine vollständige Postanschrift per E-Mail an

AP-BALL-BER-DI-DIE-DO-ENCE-HOO-LYMANN-OBE-PART-PIN-POR-RAL-REN-SCHERSU-TER-TIE-TREIB-VI-WIN-ZWERG

1 2 3 4 5 6 7

gewinnspiel@sporthund.de Gewinner werden per E-Mail benachrichtigt. Unter allen Einsendungen verlosen wir einen von zwei DOGGER Winterhoodies. Eine Barauszahlung des Gewinns ist nicht möglich. Es besteht auch kein Anspruch auf Auszahlung oder Ausgabe eines Ersatzgewinns. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die vom Teilnehmer angegebenen Daten werden nach Maßgabe der DSGVO behandelt. Die Datenschutzerklärung findest du unter www.sporthund.de/ datenschutzerklaerung

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Unsere Marke für reflektierende Signalbekleidung (3.) Einsendeschluss:

31. März 2024

Hundefunsportart (1.)

Lösungswort: 1

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Sende das Lösungswort an: gewinnspiel@sporthund.de Damit sicherst du dir die Chance auf einen DOGGER Winterhoodie.

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RUBRIK Impressum & Vorschau

Herausgeber: LEROI GmbH Geschäftsführer: Florian König, Olaf König Am Schneckenhof 9 D-74626 Bretzfeld-Geddelsbach Email: magazin@sporthund.de Tel.: +49 (0) 79 45 / 9 41 01 01

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Gesamtkonzept & Layout: Constanze Rähse, Neuhaus an der Pegnitz Lektorat: Dipl.-Germanistin (Univ.) Cordula Scheffner, Viersen Erscheinungsweise: 4x jährlich (1.2. / 1.5. / 1.8. / 1.11.) Druck: Saxoprint GmbH

Wir wechseln die Sinne

Auflage: 5.000 Stück Fotoquellen:

Gabriele Luhofer, Maria Neutz, Nicole Meyer, Blackmore, Garmin, Dogtra, Constanze Rähse, Adobe Stock

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Kein Teil dieses Magazins darf ohne Genehmigung des Herausgebers vervielfältigt oder verbreitet werden. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Eine Haftung für Ratschläge unserer Experten kann nicht übernommen werden. Der Herausgeber behält sich das Recht vor, veröffentlichte Artikel, Beiträge und Fotos auch in seinen anderen Publikationen (In- und Ausland, im Web und elektronisch) ohne weitere Vergütung und Nachfrage zu veröffentlichen. Die Nutzungsrechte an eingesandten Leserfotos gehen mit Einsendung automatisch auf die Leroi GmbH über.

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Unser SPORTHUND Magazin gibts nun aufs Ohr! Bald überall da, wo es Podcasts gibt.


Bungee-Spielzeug Nackenschonend für den Hund beim gemeinsamen Zergeln

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GRÖSSE IST KEINE FRAGE VON GRÖSSE! Foto: Constanze Rähse

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