Leben mit Krebs

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Leben mit ...

KREBS

Seite 6

Sarkom – kleine Kämpferin Zoé (2)

Seite 12

Brustkrebs – wie Biomarker die Therapie positiv beeinflussen

Seite 18

Glioblastom – Sandra: „Aufgeben? Niemals!“

Seite 20

BPDCN – eine seltene und oft spät erkannte Blutkrebserkrankung

„Hoffnung!“

Sandra besiegte den Krebs schon einmal – nun ist er zurück. Im Interview erzählt sie, wie sie mit ihrer Angst umgeht und es schafft, zuversichtlich in die Zukunft zu schauen.

Konrad Swinarski, 73, sieht sein Leben wie ein Pokerspiel: „Du bestimmst, wie du deine Karten spielst.“ Seit der Lymphomdiagnose 2021 kämpft er tapfer, ohne Angst vor dem Tod: „Ich denke an Ruhe.“

Hubert Harbacher, 65, erhielt 2018 die Diagnose metastasierter Prostatakrebs. Seine Frau Doris schenkte ihm Halt, Mut und Zuversicht. Heute sagt er: „Die Liebe zu meiner Frau ist mein Anker.“

Vorwort

Kerstin Haake, 44, erhielt 2020 die zweite Brustkrebsdiagnose und erfuhr von ihrem BRCA1-Gendefekt. Sie kämpft weiter, feiert das Leben und hofft, ihre Töchter vor Krebs zu schützen.

#gemeinsamstärker

Eine Krebserkrankung verändert das Leben – für Betroffene ebenso wie für Angehörige und Begleiter. Sie fordert Mut, Kraft und Zusammenhalt. Mit diesem Magazin möchten wir informieren, inspirieren und Hoffnung schenken. Unser Dank gilt allen Mitwirkenden – Experten, Partnern und besonders den Betroffenen, die ihre Geschichten teilen und dadurch diesem oft angstbesetzten Thema ein menschliches Gesicht geben.

Wir wünschen Ihnen viel Kraft, Hoffnung und Zuversicht auf Ihrem Weg!

Ihre Redaktion von Leben mit Krebs

Robin Lyn Gooch, 63, erhielt 2015 die Diagnose Eierstockkrebs. Ein Traum vom nicht genommenen Fahrstuhl erinnert sie daran, dass noch etwas zu erledigen ist. Trotz Rezidiven kämpft sie weiter.

In „Tief in mir“ sprechen Krebspatienten über ihr Leben mit Krebs.

ISBN: 978-3-8375-2682-0

Stefan Schmitz, 56, erhielt 2019 die Diagnose Darmkrebs. Nach Jahren voller Behandlungen lebt er heute krebsfrei mit einem Stoma. Die Erfahrung hat ihn gelehrt, das Leben angstfreier zu genießen.

Leben mit... Magazine Healthcare Mediapartner GmbH | Pariser Platz 6a | 10117 Berlin | www.healthcare-mediapartner.de Herausgeberin Franziska Manske Redaktionsleitung Benjamin Pank Layout Elias Karberg Coverbild privat Druck BNN Badendruck GmbH Kontakt redaktion@lebenmit.de | www.lebenmit.de

Alle Artikel, die mit „in Zusammenarbeit mit“ gekennzeichnet sind, sind gesponserte Beiträge. Die Texte der Ausgabe schließen alle Geschlechter mit ein. Zur besseren Lesbarkeit wird jedoch nur eine Geschlechtsform verwendet.

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Träumen, Reden & Leben

Ein Zuhause für das Leben

Frische Blumen stehen in einer Vase auf dem Tisch. Es duftet nach Kaffee. Die ersten Frauen trudeln ein. Zusammen wollen sie malen. Und reden. Denn sie haben etwas gemeinsam: Sie haben Krebs.

Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit und umgesetzt.

Si e treffen sich im Survivors Home in Berlin-Wilmersdorf. Für viele von ihnen ist das mehr als ein Treffpunkt – es ist ein Zuhause. Eine Anlaufstelle und ein geschützter Raum für Menschen, die von Krebs betroffen sind, und ihre Angehörigen. Der Ladies' talk for life richtet sich an krebskranke Frauen. Sie sprechen in vertrauensvoller Atmosphäre über ihren Körper, ihre Gefühle, Ängste und Visionen. Das Survivors Home bietet viele Gelegenheiten, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, z um Beispiel bei Vorträgen über neue Therapieformen für bestimmte Krebsarten. Aber auch Momente der Stille und Zeit für gemeinsames Ko-

chen, Backen und Lachen. Hier geht es um das Leben, nicht nur um die Krankheit, um die sich sonst so vieles dreht.

Sebastian Röder, einer der Initiatoren und Geschäftsführer von Survivors Home, erklärt den Leitgedanken: „Das Survivors Home ist ein Begegnungsort. Hier kommen krebserfahrene und neu diagnostizierte Menschen zusammen. Dieser Austausch ist für alle unglaublich wertvoll.“

Ein Ort der Begegnung

Auf der Website und in der Survivors-HomeApp finden Interessierte eine Übersicht über die Veranstaltungen und können sich einen Platz reservieren. Vom Austausch mit medi-

zinischen Experten bis hin zu Gedächtnistraining, der Stärkung der Psyche, Bewegungsaktivitäten wie Yoga, Kreativem und Basteln oder einem Treffpunkt speziell für junge Erwachsene mit Krebs – über all dies und mehr reicht die Bandbreite des Angebotes.

Die Räume im Gründerzeithaus in der Hildegardstraße sind mit viel Liebe modern und geschmackvoll eingerichtet. Auf 200 Quadratmetern gibt es gemütliche Sitzecken, Seminarräume und Platz für Kochkurse. Nichts erinnert hier an das oft nüchterne Ambiente von Beratungsstellen. Die Einrichtung zeugt von Wertschätzung für die Menschen und ihre Geschichten. Die Geschichte des Hauses beginnt mit seiner

Vorbesitzerin: Christina Hahn. Die systemische Therapeutin lebte selbst 14 Jahre mit einer Krebserkrankung. Sie wurde palliativ behandelt. Dennoch wollte sie dem Krebs nie viel Raum überlassen, sondern sich auf das Wesentliche fokussieren: das Leben. Ihr größter Wunsch war eigentlich ein gelbes Haus am See, in dem Betroffene ein und aus gehen können. Nach ihrem Tod wurde das Haus an eine Stiftung übergeben. Seit 2022 beherbergt es das Survivors Home.

Sebastian Röder und Veranstaltungsmanagerin Dr. Kati Burchart organisieren das vielfältige Programm. Ein Team von Experten, Botschaftern, Referenten und engagierten Beiräten steht ihnen zur Seite. Offenheit ist dem Team von Survivors Home sehr wichtig. Es soll keine Barrieren oder Hürden geben, das Angebot anzunehmen. „Alles, was wir anbieten, ist komplett kostenfrei“, sagt Sebastian Röder. „Ob Kunstkurse, Kochworkshops oder Gesprächsgruppen –niemand muss hier etwas bezahlen.“ Finanziert wird die Einrichtung über Mieteinnahmen und Sponsoren.

Das Programm von Survivors Home bietet Krebspatienten und Angehörigen Selbsthilfegruppen, kreative Workshops, Vorträge und Veranstaltungen, die Austausch, Unterstützung und Lebensqualität fördern. Für mehr Informationen besuchen Sie die Website survivors-home.de oder scannen Sie den QR-Code.

Räume zum Reden

Ein Format, auf das Sebastian Röder besonders stolz ist, ist „Räume zum Reden“. Mit Unterstützung des Sponsors Ipsen wurde dieses Angebot, das sich speziell an Angehörige von Menschen mit Krebs richtet, ins Leben gerufen. „Angehörige sind oft die stillen Helden im Hintergrund“, sagt er. „Sie tragen eine enorme Last, jonglieren Beruf, Familie und die Sorge um ihre Liebsten. Dabei bleiben ihre eigenen Bedürfnisse häufig auf der Strecke.“

In den „Räumen zum Reden“ können sie durchatmen. Hier treffen sie auf Menschen mit ähnlichen Erfahrungen, können offen sprechen und auch mal Dampf ablassen, wenn ihnen etwas zu viel wird. Ein zentraler Aspekt: Diese Treffen finden ausschließlich unter Angehörigen statt, ohne dass Betroffene dabei sind. „Wir haben gemerkt, dass es wichtig ist, einen Raum zu schaffen, in dem die Angehörigen sich untereinander austauschen können – ohne die Last, stark sein zu müssen.“

Eine Psychoonkologin begleitet und moderiert die Gespräche und fängt die Teilnehmer mit ihren Fragen und Sorgen professionell auf. „Es geht darum, Erfahrung zu teilen, zu verstehen und zu entlasten“, erklärt Sebastian Röder. „Viele Angehörige erkennen hier, dass sie nicht allein sind mit ihren Gefühlen von Überforderung, Wut oder Traurigkeit.“

Ob Kunstkurse, Kochworkshops oder Gesprächsgruppen –alles, was wir bei Survivors Home anbieten, ist komplett kostenfrei.

Die „Räume zum Reden“ finden einmal pro Monat im Survivors Home statt, mit maximal zehn Teilnehmern. Es gibt zwei Gruppen: Angehörige von Patienten, die auf Heilung hoffen, und Angehörige von Patienten, die palliativ behandelt werden. „Die Themen und Herausforderungen sind einfach unterschiedlich. Wir haben gemerkt, dass diese Aufteilung enorm wichtig ist“, sagt Sebastian Röder. „Wer weiß, dass sein Partner nur noch eine begrenzte Zeit zu leben hat, steht vor anderen Fragen und hat andere Gedanken und Emotionen als jemand, der hofft, weil Aussicht auf Heilung besteht.“

Gespräch im Roten Sessel Der 47-Jährige engagiert sich seit Jahren für die Sichtbarkeit von Menschen mit Krebs oder anderen Erkrankungen. Auch aus eigener Erfahrung in der Familie. Seine Mutter konnte vom Krebs geheilt werden. „Dennoch ist diese Diagnose für eine Familie einschneidend. Das prägt.“ Als Filmemacher und Produzent hat er für die Initiative „Menschen mit Krebs“ das Videoformat „Gespräch im Roten Sessel“ ins Leben gerufen. Betroffene und Angehörige nehmen hier Platz für ein Interview und erzählen von ihrer Diagnose, ihrem Weg und dem Leben mit Krebs. Eine von ihnen ist Janina Seifert, die mit einem

neuroendokrinen Tumor (NET) lebt. Diese seltene Krebsart kann in verschiedenen Organen auftreten. In ihrem Fall führte eine Metastase im Kopf zur Diagnose. Da war sie gerade Anfang 30, beruflich erfolgreich, frisch verlobt und viel auf Reisen. Janina erlebte alle Gefühle von Unsicherheit, Angst, Ohnmacht und Hilflosigkeit, aber auch Zuversicht und Mut. Durch eine schnelle Operation schöpfte sie Hoffnung. Die Therapien haben bei ihr zu Erschöpfungssyndromen wie Fatigue geführt, doch sie lässt sich nicht entmutigen. „Gefühlt ist der Krebs hinter mir“, sagt sie, „aber die Unsicherheit bleibt.“ Sie meistert ihr Leben mit einem klaren Fokus auf das Positive.

Scannen Sie den QR-Code oder besuchen Sie die Website menschen-mitkrebs.de und schauen Sie sich inspirierende Geschichten von Betroffenen an, die ihren Weg zurück ins Leben teilen.

Geschichten wie die von Janina zeigen, dass ein Leben mit Krebs nicht nur aus Einschränkungen besteht, sondern auch aus Chancen und Neuanfängen. Viele Betroffene setzen neue Prioritäten und gestalten ihr Leben bewusster. Dazu leistet auch das Survivors Home einen Beitrag. Sebastian Röder beobachtet gern die Menschen, die zu den Veranstaltungen kommen. Menschen, die sich umarmen, reden, lachen und sich einander verbunden fühlen. Dann weiß er, dass Christina Hahns Wunsch tatsächlich in Erfüllung gegangen ist: Nicht am See, aber mitten in Berlin gibt es ein Zuhause für das Leben. .

Weitere Mutmachergeschichten, u. a. von unterstützenden und pflegenden Angehörigen, die Menschen mit Krebs begleiten, und Informationen zum Leben mit Krebs finden Sie auf der Website raeume-zum-reden.eu

Sebastian Röder CEO Survivors Home
Janina Seifert NET-Patientin
Weichteilsarkom
„Hallo, mein Name ist Zoé, ich bin 20 Monate alt und kämpfe seit acht Monaten gegen den Krebs“

So könnte die kleine Zoé ihre Geschichte beginnen, wenn sie schon Worte für das finden könnte, was sie und ihre Eltern Nathalie und Yanic seit der schrecklichen Diagnose durchleben. Doch trotz der unvorstellbaren Herausforderung ist Zoés Geschichte nicht nur von Angst und Schmerz, sondern auch von unglaublicher Stärke, Liebe und unerschütterlicher Hoffnung geprägt.

Ein harmloser Verdacht wird zum Albtraum

Alles begann kurz vor Zoés geplantem Start in die Kinderkrippe. Ihre Mutter Nathalie bemerkte, dass Zoé ihre linke Hand kaum noch bewegte. Zunächst erschien es wie eine vorübergehende Unpässlichkeit, doch das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, ließ Nathalie keine Ruhe. Ein Arztbesuch brachte schließlich Klarheit – und eine Welle von Sorgen. Der Kinderarzt überwies Zoé ins Elisabethen-Krankenhaus in Lörrach, wo sie einen Kopfultraschall erhielt. Die Ergebnisse waren zunächst unauffällig. Doch ein MRT brachte schließlich die erschütternde Wahrheit ans Licht: eine Raumforderung, wie die Ärzte es nennen – ein Tumor –, im Bereich der linken Schulter und des Nackens. Die Welt der Familie brach zusammen, als Zoé sofort in die Uniklinik Freiburg überwiesen wurde. Hier, im Zentrum für Kinderonkologie, begannen die schmerzhaften und belastenden Untersuchungen: Biopsien, Tests und unzählige Gespräche. Schließlich die Diagnose, die alles veränderte: ein bösartiger Tumor, ein seltenes und aggressives Sarkom.

Auch kleine Freuden wie ein Eis in der Eisdiele sind für Zoé tabu. „Es ist so schwer zu sehen, wie viel sie verpasst“, sagt Nathalie.

Die größte Sorge der Eltern bleibt jedoch die Gesundheit ihrer Tochter. „Manchmal fragen wir uns, ob wir jemals ein normales Leben führen werden“, sagt Vater Yanic. Doch gleichzeitig schöpfen sie Hoffnung aus jedem kleinen Fortschritt. „Ein erster Schritt, ein Wort, ein Lächeln – das gibt uns die Kraft, weiterzumachen.“

Zoé hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, niemals aufzugeben.

Die Härte der Therapie – und Zoés unglaublicher Kampfgeist Zoés Behandlung begann umgehend. Neun Monate Chemotherapie, später gefolgt von einer Bestrahlung, sollten ihr Leben retten. Diese Medikamente, eigentlich für Erwachsene entwickelt, waren ihre einzige Hoffnung. Doch die Nebenwirkungen sind besonders für ein Kleinkind schwer zu ertragen. Zoé verlor ihre Haare, sie erlebte Übelkeit und Schwäche, ihr Körper wurde immer wieder an die Grenzen gebracht.

Und doch passierte etwas, das niemand erwartet hätte: Trotz all der Strapazen hat die kleine Zoé nie ihr Lächeln verloren. Ihre Mutter Nathalie beschreibt es als „das Licht in der Dunkelheit“. Inmitten der Therapie lernte Zoé nicht nur laufen, sondern entwickelte auch ihre ersten Wörter in Babysprache. „Mama“ und „Papa“ – für ihre Eltern klangen diese Wörter wie kleine Wunder. „Ich weiß nicht, wie sie es schafft, aber Zoé zeigt eine unglaubliche Stärke“, sagt Nathalie. „Sie nimmt jeden Tag, so schwer er auch ist, mit einer bewundernswerten Gelassenheit.“

Ein Alltag voller Einschränkungen

Doch das Leben mit einer schweren Krankheit bedeutet auch unzählige Entbehrungen. Zoé darf wegen ihres geschwächten Immunsystems nicht mit anderen Kindern spielen, keine Spielplätze besuchen und keine Ausflüge machen. An heißen Sommertagen kann sie nicht ins Schwimmbad oder in den Pool, weil die Gefahr einer Infektion zu groß ist.

Kinder und Krebs: eine erschütternde Realität Zoés Schicksal steht für viele Kinder, die an Krebs erkranken. Jedes Jahr sind es in Deutschland etwa 2.000 Kinder und Jugendliche. Obwohl Krebs bei Kindern insgesamt selten ist, stellen Tumorerkrankungen die zweithäufigste Todesursache dar – nach Unfällen. Zu den häufigsten Krebsarten gehören Leukämien, Hirntumoren und Lymphome, wobei Zoés rhabdoider Tumor zu den aggressivsten und seltensten Krebsformen zählt. Diese seltenen Tumoren machen den Kampf gegen die Krankheit besonders schwierig. Doch dank moderner Therapien hat sich die Überlebensrate für Kinder mit Krebs in den letzten Jahrzehnten erheblich verbessert. Heute überleben rund 80 Prozent der Kinder die Erkrankung.

Die Behandlung von Krebs im Kindesalter ist jedoch eine große Herausforderung. Chemotherapien und Bestrahlungen können schwere körperliche und langfristige gesundheitliche Folgen haben, wie Wachstumsstörungen oder Lernprobleme. Umso wichtiger ist es, die medizinische Versorgung und Forschung im Bereich der Kinderonkologie weiter voranzutreiben, um die Heilungschancen noch weiter zu erhöhen und langfristige Auswirkungen der Behandlung zu minimieren.

Neue Diagnose, gleiche Sorgen Mitte Oktober kamen neue Metastasen in der Wirbelsäule und im Kopf hinzu, was zu einer neuen Diagnose führte: Rhabdoidtumor, ein aggressives Weichteilsarkom. Aufgrund dieser veränderten Situation wurde eine neue Off-Label-Chemo- und -Immuntherapie begonnen. Trotz der intensiven und herausfordernden Behandlung, die Zoé durchläuft, richten die Eltern ihren Blick weiterhin hoffnungsvoll nach vorn. Denn die Therapie ist damit noch lange nicht abgeschlossen. Sobald Zoé zwei Jahre alt ist, soll sie mit der Bestrahlung beginnen, die ihre Heilungschancen stark erhöht. Und die Familie hofft, dass nach diesem langen und beschwerlichen Weg endlich der Moment kommt, an dem Zoé wieder gesund ist. „Wenn dieser Tag kommt, möchte ich ihr die Welt zeigen“, träumt Nathalie. „Ich will, dass sie all das nachholen kann, was sie jetzt verpasst: im Meer baden, auf den Spielplatz gehen, mit anderen Kindern toben.“ Die Eltern sprechen oft über die Zukunft, auch wenn die Ungewissheit über Zoés Genesung bleibt. „Jeder Tag zählt und jeder Fortschritt gibt uns Hoffnung“, sagt Yanic.

Zoés Geschichte zeigt, wie viel Kraft in einem kleinen Menschen stecken kann. Ihr unermüdlicher Kampfgeist, ihr Lächeln und ihre kleinen Schritte sind ein Symbol für die Stärke, die sie und ihre Familie vereint. Doch gleichzeitig macht ihre Geschichte auch auf die Herausforderungen aufmerksam, die Familien mit krebskranken Kindern bewältigen müssen – physisch, emotional und finanziell.

Jeder Tag zählt und jeder Fortschritt gibt uns Hoffnung.

Eine Familie im Ausnahmezustand Die Chemotherapie und die ständige Betreuung von Zoé machen ein normales Leben für ihre Eltern unmöglich. Nathalie und Yanic mussten ihre beruflichen Pläne auf Eis legen, um ihre Tochter zu begleiten. Die vielen Krankenhausaufenthalte und die Belastungen des Alltags bringen die Familie an ihre Grenzen. „Manchmal fühlt es sich an, als würde die Welt um uns herum stehen bleiben“, sagt Nathalie. Doch in den kleinen Momenten der Freude finden sie Kraft. Besonders Zoés Lächeln gibt ihnen Mut. „Sie zeigt uns jeden Tag, wie wichtig es ist, niemals aufzugeben“, sagt Yanic.

„Zoé hat uns gezeigt, wie wichtig Zusammenhalt und Liebe sind“, sagt Nathalie. „Sie hat das Laufen gelernt, während sie gegen den Krebs kämpft. Wenn sie das schafft, dann schaffen wir es auch.“

Unterstützung für Zoés Zukunft Neben der emotionalen Belastung bringt die Krankheit auch finanzielle Herausforderungen mit sich. Die Familie hat sich entschieden, Unterstützung zu suchen, um Zoé nach ihrer Genesung ein unbeschwertes Leben zu ermöglichen. Mit einer Spendenaktion soll es gelingen, Zoé all das zurückzugeben, was sie jetzt verpasst. Jede Unterstützung hilft, ihr die Freude und Unbeschwertheit zurückzubringen, die ein Kind in ihrem Alter verdient. „Wir möchten ihr eine Zukunft ermöglichen, in der sie einfach Kind sein darf“, erklärt Nathalie. „Einmal im Meer baden, Eis essen, auf dem Spielplatz toben – all das, was sie jetzt nicht erleben kann.“

Wer Zoé und ihre Familie in dieser schweren Zeit unterstützen möchte, findet alle Informationen zur Spendenaktion auf www.bit.ly/ fuer-zoe. Jede Hilfe, ob groß oder klein, wird von Herzen geschätzt..

Visite auf der Kinderkrebsstation

Die Kraft des Lachens

Tom* ist sechs Jahre alt. Sein Zuhause ist seit Monaten nicht mehr sein Kinderzimmer mit den bunten Spielsachen, sondern die kinderonkologische Station der Charité in Berlin. Ein Hirntumor hat ihn aus dem normalen Leben gerissen. Lange Tage, gefüllt mit Untersuchungen, Therapien und Schmerzen, bestimmen seinen Alltag. Die meiste Zeit kann Tom nur liegen, denn sobald er sich aufsetzt, wird ihm schwindelig. Doch es gibt Momente, in denen das Krankenhauszimmer zu einem Ort des Lachens wird. Dann kehrt für einen Augenblick Unbeschwertheit zurück – dank der Visiten der ROTE NASEN Clowns.

Diese Artikel wurden in Zusammenarbeit mit umgesetzt.

Fotos: Gregor
Zielke/ROTE NASEN
Deutschland e. V.

Seit über einem Jahrzehnt sind die ROTE NASEN Clowns ein fester Bestandteil des Stationsalltags auf der Kinderonkologie der Berliner Charité. Ihre Visiten bringen nicht nur ein Stück Freude und Leichtigkeit in die oft düsteren Krankenhausflure, sondern schenken den Kindern und ihren Familien auch Hoffnung. Viele Kinder haben die Clowns auf ihrem Weg begleitet – manche haben sie zurück ins Leben geführt, andere bis zum Abschied. Doch in jedem Fall haben sie gezeigt, wie wichtig es ist, dass Kinder auch in den schwierigsten Momenten ihres Lebens die Möglichkeit haben zu lachen.

Ein magisches Fingerballett für Tom Für Tom sind diese Besuche ein Lichtblick. An diesem Tag klopfen Emma Dilemma und Mimi Rizzi vorsichtig an seine Tür. Mimi Rizzis Zeigefinger verwandelt sich in den neugierigen Wurm Fluppi, der durch den Türspalt lugt. Toms Neugier ist geweckt, und auch Flappi, Emmas Handwurm, betritt die Bühne. Gemeinsam beginnen sie eine Show mit Tanz und Gesang, bei der die zwei Würmer sich nie ganz einig sind, in welche Richtung sie wackeln sollen. Gerade als ein Streit droht, hören die Clowns ein „Wiehern“. Sie glauben, ein Pferd sei im Zimmer, bis sie merken, dass es Toms Mutter ist, die vor Lachen wiehert. Tom selbst lüftet seine Decke, unter der er sich versteckt hatte, und setzt sich lachend auf. Die Clowns verlassen das Zimmer, während Tom ihnen kichernd nachsieht. Später erzählt seine Mutter, wie glücklich sie darüber ist, ihren Sohn so unbeschwert zu sehen.

Samuel und die Angst vor der Blutdruckmessung

Auch Samuel*, ein neunjähriger Junge, hat Ängste, besonders vor der Blutdruckmessung. Als Bella und Emma Dilemma an diesem Tag die Station betreten, hören sie ihn weinen. Sofort testen die Clowns das Blutdruckgerät auf humorvolle Weise: Bella zieht die Manschette an, lässt sie sich aufblasen und sorgt für Lacher. Mit Emmas Zauberschleife wird die Untersuchung zu einem magischen Erlebnis. Am Ende wagt Samuel es, die Manschette selbst anzulegen, und fühlt sich stolz, als die Messung gelingt. Der Superhelden-Sticker, den er als Belohnung bekommt, erinnert ihn an seinen Mut.

Die ROTE NASEN Clowns: Hoffnungsträger und Freudebringer

Die Geschichten von Tom und Samuel sind nur zwei von unzähligen Momenten, in denen die ROTE NASEN Clowns Kindern helfen, ihre Ängste zu überwinden und inmitten von Krankheit und Schmerz Augenblicke der Freude und Zuversicht zu erleben. Für die Clowns steht nicht die Krankheit im Fokus, sondern der Mensch dahinter. Mit Empathie und Kreativität schaffen sie eine Bühne, auf der Kinder und ihre Familien ihre Gefühle frei ausleben können – sei es durch herzliches Lachen, staunende Augenblicke oder ein stilles, tröstliches Miteinander..

*

Namen zum Schutz geändert

„Ein Kind, das lacht, hat keine Angst“

Juliane Altenburg ist Clown bei ROTE NASEN Deutschland e. V. und bringt als Emma Dilemma seit zwei Jahrzehnten Lachen und Leichtigkeit in schwierige Situationen.

Wie kam es dazu, dass Sie Clown wurden? Ich bin ausgebildete Schauspielerin und absolvierte 2005 eine Clownfortbildung bei ROTE NASEN, entwickelte dort meinen Clowncharakter und bin seitdem dabei.

Eines Ihrer Einsatzgebiete ist die Kinderonkologie. Wie bereiten Sie sich auf die Clownvisiten vor?

Vor jeder Visite gibt es eine Übergabe mit dem medizinischen Fachpersonal auf der Station. Dort wird jedes Kind durchgesprochen: Wie geht es ihm heute? Hat es Schmerzen? Müssen wir einen Mundschutz tragen? Wir klären alles, damit wir sicher und verantwortungsvoll handeln können. Danach bereiten wir unser Equipment vor und ziehen uns um. Die Stimmung im Zimmer bestimmt, wie wir uns verhalten – ob mit einem leisen Lied, Seifenblasen oder lustigen Aktionen. Wir passen uns flexibel an jedes Kind und jede Situation an.

Wie kann man sich eine Clownvisite vorstellen?

Jede Clownvisite ist anders, situativ und energiegeleitet. Aber ich erzähle gern ein Beispiel: Meine Kollegin Flotte Lotte und ich besuchten ein siebenjähriges Mädchen. Gerade hatten wir uns vorgestellt, da kam ein Arzt mit einem Ultraschallgerät herein. Für uns Clowns war das Ultraschallgerät natürlich ein Geschenk! Wir schauten es neugierig an und fragten das Mädchen: „Was ist das? Vielleicht kann man damit in die Zukunft reisen oder zum Mond fliegen?“ Wir nahmen die Schallköpfe als Mikrofone und sangen hinein, dann taten wir so, als wäre das Gel Shampoo und „duschten“ uns. Das Mädchen lachte herzlich über unsere Naivität und erklärte uns ganz geduldig, wie das Gerät wirklich funktioniert.

In solchen Momenten sieht man, wie Kinder ihre Krankheit vergessen können und einfach nur Freude haben. Das ist das Besondere an unserer Arbeit.

Welche Geschichte werden Sie nie vergessen?

Da gibt es viele. Aber eine hat mich besonders bewegt: Ich habe ein Mädchen begleitet, das im Kinderheim lebte und mit acht Jahren die Diagnose Krebs bekam. Sie hatte einen langen, schwierigen Weg vor sich: Chemotherapie, Haarausfall, eine Beinamputation. Ich habe sie über Monate begleitet und war immer wieder erstaunt über ihre Stärke und Lebensfreude. Am Ende hat sie den Krebs besiegt und wurde von einer Erzieherin adoptiert. Ihre Kraft und ihr Lachen haben mich tief beeindruckt.

Warum ist Lachen für die Kinder und ihre Familien so wichtig?

Lachen holt die Kinder aus der oft schweren Krankenhausrealität. Es ist eine kleine Reise in eine Welt, die nichts mit Angst oder Schmerz zu tun hat. Kinder leben im Moment, und wenn sie lachen, denken sie nicht an ihre Krankheit. Außerdem ist Lachen ansteckend: Wenn die Eltern sehen, dass ihr Kind lacht, können auch sie loslassen, und das gibt dem Kind wiederum das Gefühl, wirklich Kind sein zu dürfen. Lachen mobilisiert den ganzen Körper, stärkt das Immunsystem und verdrängt die Angst. Es ist tatsächlich eine Medizin, die keinen Beipackzettel braucht..

ROTE NASEN

Deutschland e. V.

ROTE NASEN Deutschland e. V. ist ein gemeinnütziger Verein, der seit über 20 Jahren fester Bestandteil in vielen Gesundheitseinrichtungen und Kliniken in Deutschland ist. Derzeit schenken 87 ROTE NASEN Clowns jedes Jahr rund 79.000 jüngeren und älteren Menschen bei regelmäßigen Clownvisiten fröhliche Augenblicke. www.rotenasen.de

Schenken Sie krebskranken Kindern Lachen und Hoffnung!

Spendenkonto

IBAN: DE06 3702 0500 0020

2020 20

BIC: BFSWDE33XXX Sozialbank

ROTE NASEN Clown Emma Dilemma
„Der Weg zur Heilung ist nicht immer gerade, aber jeder Schritt zählt“

Mit 71.000 Neuerkrankungen in Deutschland pro Jahr ist Brustkrebs die mit Abstand häu fi gste Krebserkrankung der Frau. Die meisten Patientinnen sind über 65 Jahre alt. So wie Helga. Im Interview erzählt die Rentnerin von den Ängsten, die sie zu Beginn der Diagnose begleiteten, und von den Herausforderungen, die die Therapie mit sich brachte.

Helga, könnten Sie uns zunächst etwas über sich selbst erzählen? Wie geht es Ihnen heute?

(lacht leicht) Na ja, ich bin 72 Jahre alt, da hat man nicht mehr immer so viel Energie wie früher. Aber ansonsten geht es mir gut. Ich habe meine Höhen und Tiefen durchgemacht, aber ich bin stolz, noch hier zu sein. Ich versuche, positiv zu bleiben. Diese Krankheit hat mir einiges abverlangt, aber ich habe gelernt, damit umzugehen.

Wie haben Sie die Diagnose erhalten? Ich hatte einen Knoten in meiner Brust ertastet. Zuerst habe ich gedacht, es sei nichts Ernstes, aber meine Ärztin hat mir dringend zu einer weiteren Untersuchung geraten. Nach einer Mammografie und einer Biopsie kam die Diagnose: Brustkrebs. Das hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Meine Ärztin hat mir jedoch erklärt, dass Brustkrebs heute gut behandelbar ist. Das gab mir Hoffnung. Ich entschied mich für eine Operation, um den Tumor zu entfernen, gefolgt von einer Bestrahlung und Chemotherapie.

Wie haben Sie die Behandlung erlebt? Die Chemotherapie war sehr herausfordernd. Besonders die ersten Sitzungen waren

hart. Ich hatte starke Übelkeit, Haarausfall und fühlte mich ständig müde. Es gab Tage, da wollte ich einfach nur im Bett bleiben. Aber ich wusste, dass ich kämpfen musste. Die Unterstützung meiner Familie hat mir unglaublich geholfen. Sie waren immer an meiner Seite, auch an den schwersten Tagen.

Haben noch andere Menschen oder Dinge Ihnen geholfen, durch diese Zeit zu kommen?

Ja, ich habe gelernt, mich selbst zu stärken. Unterstützt hat mich dabei meine Familie und oft auch mein Handy als digitaler Begleiter (lacht). Ich habe angefangen, auf meine Ernährung zu achten und kleine Spaziergänge zu machen, auch wenn ich anfangs nur wenige Meter gehen konnte. Die Bewegung hat mir geholfen, mich ein Stück weit lebendig zu fühlen. Außerdem habe ich mich mit anderen Betroffenen ausgetauscht. Zu hören, dass andere es geschafft haben, hat mir Mut gemacht.

Hat sich Ihre Sicht auf das Leben seit der Diagnose verändert?

Oh ja, früher habe ich mich oft über Kleinigkeiten geärgert. Jetzt habe ich gelernt, vieles lockerer zu sehen. Gesundheit ist ein Luxus, den ich jetzt noch mehr schätze.

Gab es auch Momente des Zweifels?

Es gab Tage, da wollte ich einfach aufgeben. Besonders nach der Chemotherapie, wenn ich mich extrem schwach fühlte, war der Zweifel groß. Aber meine Familie und Freunde haben immer an mich geglaubt, auch wenn ich es selbst nicht konnte.

Welche Ratschläge würden Sie anderen geben, die eine ähnliche Diagnose erhalten haben?

Mein wichtigster Rat ist: Nicht die Hoffnung verlieren! Suchen Sie sich ein gutes Ärzteteam und lassen Sie sich unterstützen. Es ist auch wichtig, Fragen zu stellen und aktiv an der Behandlung teilzunehmen. Glauben Sie an Ihre Stärke – der Körper kann mehr aushalten, als man denkt.

Möchten Sie noch etwas hinzufügen? Ja, ich möchte allen Frauen ans Herz legen, regelmäßig ihre Brüste abzutasten und zur Vorsorge zu gehen. Zudem sollte man diesen Kampf nicht allein kämpfen. Es gibt viele Hilfestellungen: digitale Angebote, Selbsthilfegruppen und vieles mehr. Und: Versuchen Sie, trotz allem zu lächeln. Das Leben hat immer noch schöne Seiten, die es wert sind, gesehen zu werden..

Redaktion Emma Howe

Digitale Begleitung für Brustkrebspatientinnen

Ganzheitliche und wissenschaftlich fundierte Unterstützung – von der Diagnose über die Therapie bis in die Nachsorge

Die Diagnose Brustkrebs verändert das Leben. Mit der App PINK! Coach erhalten Betroffene eine wissenschaftlich fundierte Begleitung, die sie auch außerhalb der Praxen unterstützt. Sie hilft dabei, sowohl körperliche Beschwerden als auch psychische Belastungen zu reduzieren, und fördert eine bessere Lebensqualität.

Ganzheitliche Begleitung in Therapie und Nachsorge

PINK! Coach wurde von der Gynäkologin und Brustkrebsspezialistin Prof. Dr. Pia Wülfing gemeinsam mit führenden Experten aus Onkologie, Psychologie, Bewegungs- und Ernährungswissenschaften entwickelt. Die App unterstützt Patientinnen mit Inhalten, die auf aktuellen Leitlinien und Therapiestandards basieren, und kombiniert diese mit leicht umsetzbaren Tipps für den Alltag. Im Mittelpunkt stehen vor allem das Nebenwirkungsmanagement und die Förderung des seelischen Wohlbefindens. Ein einzigartiger Nebenwirkungs-Chatbot steht rund um die Uhr zur Verfügung, um gezielt Fragen zu unerwünschten Therapieeffekten zu beantworten. Dieser Service hilft Patientinnen, Beschwerden frühzeitig zu erkennen und besser einzuordnen.

Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit umgesetzt.

Prof. Dr. Pia Wülfing Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Gründerin von PINK!

Stärkere Psyche – bessere Lebensqualität Neben körperlichen Beschwerden kann Brustkrebs auch eine erhebliche psychische Belastung darstellen. PINK! Coach unterstützt Betroffene dabei, Stress zu reduzieren und innere Stärke zu entwickeln. Durch Videos, Podcasts und praktische Übungen lernen Patientinnen, achtsamer mit sich selbst umzugehen und aktiv Einfluss auf ihre Lebensqualität zu nehmen.

„Die Erkrankung bringt viele Herausforderungen mit sich – doch Betroffene können aktiv

dazu beitragen, sich besser zu fühlen“, erklärt Prof. Dr. Pia Wülfing. PINK! Coach bietet hierfür personalisierte Tagesziele und motiviert zu kleinen, aber wirksamen Schritten: mehr Bewegung, gesündere Ernährung und mentale Entspannung.

Einfach auf Rezept erhältlich PINK! Coach ist als Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zugelassen. Das bedeutet: Die App kann budgetneutral auf Rezept verschrieben werden und die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten vollständig.

Für die Verordnung benötigt man ein Rezept mit den Angaben „DiGA“, der Pharmazentralnummer (PZN 18206191) und dem Namen „PINK! Coach“.

Mit PINK! Coach haben Brustkrebspatientinnen einen starken Partner an ihrer Seite – für mehr Sicherheit, weniger Beschwerden und eine bessere Lebensqualität..

Für weitere Informationen zum PINK! Coach scannen Sie den QR-Code oder besuchen Sie pink-brustkrebs.de

PINK! Coach

Die Bedeutung von Biomarkern in der Brustkrebsbehandlung

Biomarker sind ein unverzichtbares Werkzeug in der modernen Krebsmedizin. Im Interview mit Prof. Dr. Nina Ditsch werfen wir einen Blick auf die Rolle von Biomarkern im Kampf gegen Brustkrebs und darauf, welche spezifischen Marker wichtig sind und wie diese die Therapie positiv beeinflussen können.

Liebe Frau Prof. Dr. Ditsch, beginnen wir mit einer grundlegenden Frage: Was genau sind Biomarker?

Biomarker sind messbare biologische Indikatoren, die Informationen über den Zustand eines Körpers oder spezifische Krankheitsprozesse liefern. Im Kontext von Krebserkrankungen, einschließlich Brustkrebs, ermöglichen Biomarker eine detaillierte Analyse der Tumoreigenschaften und liefern entscheidende Informationen für die Diagnostik, Prognose und Therapieplanung. Ein Biomarker kann entweder ein Molekül wie ein Protein oder eine genetische Veränderung, wie zum Beispiel eine Mutation in der DNA, unserer Erbsubstanz sein. Besonders wichtig sind sie für die Identifizierung von Zielstrukturen im Tumor, die für eine personalisierte Behandlung genutzt werden können. Ein Beispiel für einen Biomarker ist die BRCA-Mutation, eine genetische Veränderung, die das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs erhöht und eine präventive, also vorbeugende, und therapeutische Bedeutung hat, da sie zur Entscheidung über risikoreduzierende chirurgische Maßnahmen oder die Wahl bestimmter medikamentöser Therapien führt. Insgesamt sind Biomarker ein unverzichtbares Werkzeug, um Therapien zu individualisieren und die Prognose von Krebspatienten zu verbessern.

Welche Biomarker spielen beim Mammakarzinom eine Rolle?

Beim Mammakarzinom gibt es eine Reihe von Biomarkern, die eine entscheidende Rolle bei der Diagnose, Prognose und Therapieplanung spielen. Zu den am häufigsten untersuchten Biomarkern gehören hormonelle Marker wie die Östrogen- und Progesteronrezeptoren, die auf der Oberfläche von Tumorzellen nachgewiesen werden. Wenn ein Tumor diese Rezeptoren exprimiert, spricht man von einem hormonempfindlichen Tumor, der auf hormonelle, also endokrine Therapien anspricht. Ein weiterer wichtiger Biomarker ist HER2, der bei etwa 20 Prozent der Brustkrebspatientinnen überexprimiert ist. Tumoren, die HER2-positiv sind, können durch spezifische Therapieansätze gezielt und sehr effizient behandelt werden. Ein weiteres wichtiges Kriterium für das Wachstum und die Proliferation von Tumorzellen ist der Marker Ki-67, der den

Prof. Dr. med. Nina Ditsch Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Geschäftsführende Oberärztin und Leiterin des Brustzentrums an der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Augsburg

Zellteilungsprozess widerspiegelt. Genexpressionsprofile bieten zusätzlich eine tiefere Einsicht in die biologischen Eigenschaften eines Tumors und erlauben eine genauere Prognose. Diese Tests helfen dabei, das Risiko eines Rückfalls besser einzuschätzen und die Notwendigkeit einer Chemotherapie zu bestimmen. Für die Metastasierung haben viele weitere Marker eine Bedeutung. Jüngst zugelassen sind zum Beispiel Medikamente, die bei Mutationen im ESR1-Gen wirken.

Gehen wir näher auf die ESR1-Mutation ein. Was genau ist das und wie wird sie bestimmt?

Die ESR1-Mutation ist eine Veränderung im Gen, das für den Östrogenrezeptor codiert, der eine wichtige Rolle im Wachstum von hormonempfindlichen Brusttumoren spielt. Eine Mutation im ESR1-Gen kann in Tumorzellen auftreten, insbesondere bei Patientinnen, die bereits eine endokrinbasierte Therapie erhalten haben. Diese Mutation verändert die Struktur des Östrogenrezeptors und führt dazu, dass er auf die endokrine Therapie nicht mehr empfindlich reagiert. Diese Veränderung ist besonders in fortgeschrittenen Krankheitsstadien und bei der Metastasierung von Bedeutung.

Die Bestimmung der ESR1-Mutation erfolgt durch molekulargenetische Tests, die aus einer Blutprobe entnommen werden. Etwa 40 Prozent der Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom weisen diese Mutation im Blut auf, was sie zu einem wichtigen Marker für die Therapieplanung macht. In solchen Fällen sind gezielte Therapien eine wirksame Option, um die Krankheit weiter zu kontrollieren. Der Nachweis der ESR1-Mutation bietet somit eine wichtige Grundlage für die Wahl individuellerer Behandlungsstrategien und hilft dabei, unnötige Therapieversuche zu vermeiden.

Welche Vorteile bieten Biomarkertests für die Patientinnen?

Biomarkertests bieten viele Vorteile. Ein wesentlicher ist die Personalisierung der Therapie. Durch die Identifizierung spezifischer Biomarker kann die Behandlung genau auf die Patientin abgestimmt werden, was die Wirksamkeit erhöht. Bestimmte Biomarkertests können auch dabei helfen, das Risiko eines Rückfalls nach der Behandlung zu bestimmen und die Notwendigkeit einer zusätzlichen Chemotherapie einzuschätzen. Außerdem ermöglichen sie eine frühzeitige Erkennung von Behandlungsresistenzen, sodass die Therapie rechtzeitig angepasst werden kann. Insgesamt verbessern diese Tests die Lebensqualität und tragen dazu bei, die Überlebensrate zu erhöhen, indem sie die Wahl der besten Behandlungsstrategie ermöglichen.

Wie wichtig ist die Kommunikation mit den Patientinnen?

Kommunikation ist essenziell, wird aber oft zugunsten anderer medizinischer Maßnahmen vernachlässigt. In meiner Arbeit setze ich mich dafür ein, dass mehr Wert auf Gespräche gelegt wird, da sie nicht nur Ängste abbauen, sondern auch unnötige Untersuchungen wie Überdiagnostik vermeiden können. Besonders bei schwerwiegenden Diagnosen ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen. Dies fördert nicht nur das Wohlbefinden der Patientinnen, sondern spart auch Kosten und trägt zur Verbesserung des Gesundheitssystems bei..

Redaktion Emma Howe

Bis zu 40 % der Patientinnen zeigen nach Therapie mit einem Aromatase-Inhibitor ESR1-Mutationen 1

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„Der Krebs hat mir schon vieles genommen … meine Brüste, meine Gebärmutter, meine Eierstöcke –alles, was die Weiblichkeit ausmacht –, aber meinen Stolz und die Zuversicht auf Heilung nicht!“

Sandra hat in ihrem Leben bereits eine schwere Zeit hinter sich. Vor vier Jahren kämpfte sie gegen eine Brustkrebserkrankung. Mit unerschütterlichem Mut und der Unterstützung ihrer Familie meisterte sie die intensiven Herausforderungen, die mit der Behandlung einhergingen. Doch nun, nur wenige Jahre später, erhielt sie erneut die Diagnose Krebs.

Redaktion Emma Howe

Liebe Sandra, du hast in der Vergangenheit schon schwere Zeiten durchgemacht, als du gegen Brustkrebs gekämpft hast. Nun bist du erneut mit einer Krebsdiagnose konfrontiert worden. Bitte erzähl uns davon.

Es war Anfang letzten Jahres, als ich plötzlich sehr starke Blutungen bekam. Das hat mich sofort beunruhigt, weil ich durch meine vorherigen Therapien bereits in den Wechseljahren bin und seit fast zwei Jahren keine Blutungen mehr hatte. Doch plötzlich, nach dieser langen Zeit, traten sie wieder auf – und das in einer Intensität, die mich völlig aus der Bahn geworfen hat. Es war so stark, dass ich keine Tampons oder Binden mehr nutzen konnte, weil das Blut mir buchstäblich die Beine hinunterlief.

Dann bin ich zu meiner Frauenärztin gegangen. Sie beruhigte mich und meinte, dass sich wahrscheinlich mein Hormonspiegel erholt hatte und es sich um normale Regelblutungen handelte. Ich war zu dem Zeitpunkt 43 Jahre alt. Und im Prinzip hat man da ja noch die Regel. Doch die Blutungen hörten nicht auf – sie zogen sich über vier Wochen hin. Ich ging wieder zu meiner Frauenärztin und sie ordnete eine Ausschabung an. Bei dieser wurde ich leider verletzt und die Wunde musste in der Scheide genäht werden. Einige Wochen später bekam ich dann die Diagnose aggressiver, schnell wachsender Gebärmutterschleimhautkrebs.

erklären. Ich sagte ihm: „Mama ist wieder krank, aber wir kriegen das hin.“ Es war mir wichtig, ihm Hoffnung zu geben, ihn nicht im Unklaren zu lassen. Der Große hat mich wie beim ersten Mal unterstützt, als die Haare ausfielen. Er hat sie mir abgeschnitten und sie rasiert. Mit zwölf Jahren versteht er leider schon, was die Krankheit Krebs bedeutet, und er fragt mich immer wieder, ob ich gesund werde. Da ich fest daran glaube und ihm natürlich auch die Angst nehmen möchte, seine Mama zu verlieren, sage ich ihm: „Mama wird wieder gesund.“

Meine Kinder sind mein größter Halt. Für sie schaffe ich es, jeden Morgen aufzustehen und nicht aufzugeben.

Meine Kinder waren und sind mein größter Halt. Besonders auch in den dunklen Momenten, wenn ich mich schwach, verletzlich und überfordert fühle, geben sie mir die Kraft, nicht aufzugeben. Schließlich will ich mindestens 80 Jahre alt werden (lacht) und eine tolle Oma sein. Genauso wie es meine Mama für meine Kinder war, bevor sie starb.

gibt mir Struktur und lenkt mich ab. Der Alltag hält mich am Leben und verhindert, dass ich in ein dunkles Loch falle. Zudem habe ich das große Glück, von einem unterstützenden Umfeld umgeben zu sein. Mein Partner, meine Freunde, meine Kollegen und auch mein Chef stehen immer hinter mir. Diesmal habe ich sogar während der Chemotherapie gearbeitet – von zu Hause aus, wann immer es mir möglich war. Dieses Gefühl, gebraucht zu werden, gibt mir Kraft. Es ist nicht nur das physische Durchhalten, sondern auch das Gefühl, dass ich nicht allein bin. Dieses Gefühl, von anderen getragen zu werden, hilft mir, wieder aufzustehen, selbst wenn ich mich völlig ausgelaugt fühle.

Was sind deine Hoffnungen für die Zukunft?

Wie hast du die Nachricht aufgenommen?

Es war wirklich hart. Als ich das erste Mal Kebs bekam, hatte ich Panikattacken, ich hyperventilierte und war völlig überwältigt von der Angst. Diesmal war ich gefasster – vielleicht, weil ich wusste, was auf mich zukommt. Aber ich war auch sehr wütend auf meinen Körper, weil mehrere Ärzte mir sagten, dass es sich um eine neue Erkrankung handelt, die nichts mit meinem früheren Brustkrebs zu tun hat. Es gab keinen genetischen Hintergrund, keine klare Ursache – es war einfach nur Pech. Der Moment, als mir die Ärzte erklärten, dass mir die Gebärmutter, die Eierstöcke, die Eileiter, 28 Lymphknoten und sogar der Blinddarm entfernt werden müssten, war wirklich ernüchternd. Ich versuchte, stark zu bleiben, besonders für meine Familie. Aber nach der Operation, mit einer riesigen Narbe über meinem Bauch und den starken Schmerzen, fühlte ich mich oft einfach nur erschöpft und ausgelaugt.

Wie hat deine Familie auf die Diagnose reagiert?

Mein Kleiner ist gerade mal vier Jahre alt, der Große ist jetzt zwölf. Es war mir wichtig, ihm die Situation so einfach wie möglich zu

Wie ging es nach der Operation weiter? Nach der Operation hatte ich einen dauerhaften Ausfluss, der wie Wasser war. Anfangs dachte ich, es sei Wundwasser, doch kurz darauf wurde ein Polyp entdeckt. Es stellte sich heraus, dass es sich wieder um Krebs handelte – diesmal eine Scheidenmetastase. Der Verdacht war, dass während der Ausschabung Krebszellen in die Verletzung geschmiert worden waren. Ich musste erneut operiert werden, und es stellte sich heraus, dass die Schnittränder leider nicht frei von Krebszellen waren. Danach folgten sechs Chemotherapien mit zwei unterschiedlichen Medikamenten. Gegen Ende hatte ich starke Nebenwirkungen, aber ich zog es durch – für meine Familie und für mich selbst. Jetzt steht noch eine intensive Bestrahlungstherapie an.

Ich hoffe, wieder gesund zu werden und nie wieder mit der Diagnose Krebs in meinem Leben konfrontiert zu werden. Der Krebs hat mir schon vieles genommen – meine Brüste, meine Gebärmutter, meine Eierstöcke, unzählige Lymphknoten, alles, was die Weiblichkeit ausmacht. Aber meinen Stolz und die Zuversicht auf Heilung hat er mir nicht genommen! Mein Vertrauen in meinen Körper ist zwar erschüttert, aber ich versuche, positiv zu bleiben. Ich lasse jetzt jede Kleinigkeit abklären, weil ich nichts übersehen möchte.

Am wichtigsten ist mir, für meine Kinder da zu sein. Ich möchte sie aufwachsen sehen, und ich möchte zurück zu einem Leben, das nicht ständig von Angst geprägt ist. Ich weiß, dass das Zeit braucht, aber ich werde es schaffen – denn es gibt keinen Plan B.

Die Hoffnung und Zuversicht sind entscheidend für den Therapieerfolg und die Lebensqualität.

Ich denke oft darüber nach, was ich nach dieser ganzen Zeit erreichen möchte. Natürlich will ich einfach gesund werden, aber ich möchte auch das Leben in vollen Zügen genießen – mit meinen Kindern, mit meiner Familie und mit den Menschen, die mir nahestehen. Es gibt so viel, worauf ich mich freuen kann, und darauf will ich mich konzentrieren.

Wie schaffst du es, trotz all dieser Rückschläge so stark zu bleiben?

Ehrlich gesagt, manchmal weiß ich es selbst nicht. Aber ich habe schon früh im Leben gelernt, zu kämpfen. Ich habe beide Elternteile verloren und meinen großen Sohn lange Zeit allein großgezogen. Diese Erfahrungen haben mich geprägt. Aber vor allem sind es meine Kinder, die mich immer wieder aufrichten. Sie brauchen mich, und ich muss einfach funktionieren. Jeden Morgen aufstehen, Frühstück machen, sie für die Schule und den Kindergarten fertig machen – das

Was möchtest du anderen Betroffenen raten?

Sucht den Austausch mit anderen Betroffenen und holt euch Unterstützung. Die Hoffnung und Zuversicht sind entscheidend für den Therapieerfolg und die Lebensqualität. Die Medizin entwickelt sich ständig weiter, und es gibt immer neue Therapieansätze. Vertraut nicht blind auf Statistiken, denn dann wäre ich schon tot – jeder Fall ist individuell, und wir sind mehr als eine Zahl. Seid stolz auf das, was ihr bereits gemeistert habt!.

Experteneinblick

Regionale Chemotherapie in Kombination mit Elektrochemotherapie

Brustkrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen in Deutschland: Jährlich erkranken rund 70.000 Patientinnen daran. Während die Überlebensraten dank moderner Therapieoptionen gestiegen sind, ist die psychische Belastung durch standardisierte Behandlungsansätze wie Operation oder systemische Chemotherapie nach wie vor enorm. Sie bringen nicht nur erhebliche Nebenwirkungen mit sich, sondern sind oft auch mit einschneidenden Lebensveränderungen verbunden. Doch es gibt Fortschritte: Innovative Ansätze wie die Regionale Chemotherapie (RCT), die Elektrochemotherapie und die TumorDNA-Analyse versprechen eine gezieltere, individualisierte Behandlung. Prof. Dr. Aigner und Kornelia Aigner vom Medias Klinikum erklären, wie diese Verfahren zusammenwirken und welche Fortschritte sie ermöglichen.

Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit dem umgesetzt.

Prof. Dr. med. Karl R. Aigner Ärztlicher

Herr Prof. Dr. Aigner, was genau versteht man unter Regionaler Chemotherapie (RCT) und wie unterscheidet sich dieser Ansatz von der klassischen Chemotherapie?

Die Regionale Chemotherapie unterscheidet sich grundlegend von der klassischen, systemischen Chemotherapie. Während bei der systemischen Chemotherapie der Wirkstoff über den ganzen Körper verteilt wird und damit auch gesundes Gewebe belastet, zielt die Regionale Chemotherapie darauf ab, die Wirkstoffe gezielt in das betroffene Gebiet zu

bringen. Dadurch erreichen wir eine hohe lokale Konzentration des Medikaments im Tumor, während die systemischen Nebenwirkungen deutlich reduziert werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir in vielen Fällen auf eine operative Entfernung der Brust verzichten können, was für die Patientinnen eine enorme Erleichterung bedeutet.

Und wie kann die Elektrochemotherapie diesen Ansatz ergänzen?

Prof. Dr. Aigner: Die Elektrochemotherapie verstärkt die Wirkung der Regionalen Chemotherapie, indem sie die Aufnahme der Medikamente in die Tumorzellen erleichtert. Hierbei setzen wir auf die sogenannte reversible Elektroporation. Durch kurze elektrische Impulse wird die Zellmembran der Tumorzellen für einen Moment durchlässiger, wodurch die Wirkstoffe besser in die Zellen eindringen können. Das Zusammenspiel aus diesen Verfahren und der Tumor-DNA-Analyse ermöglicht es uns, die Therapie noch gezielter auf die individuellen Bedürfnisse der Patientinnen abzustimmen.

Frau Aigner, wie passt die Tumor-DNAAnalyse in die innovative Krebstherapie? Die Tumor-DNA-Analyse ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einer personalisierten Krebstherapie. Mit dieser Methode analysieren wir die genetische Struktur

Kornelia Aigner Dipl.-Biologin und Leiterin der Abteilung für Tumorbiologie

des Tumors, um herauszufinden, welche Mutationen vorliegen und wie der Tumor auf bestimmte Therapien reagieren könnte. Grundlage der Analyse ist die Tatsache, dass das Tumorgewebe kleine Veränderungen in der Erbsubstanz, also eine etwas veränderte DNA, aufweist im Vergleich zu gesundem Gewebe. Diese veränderte DNA kann sowohl im Tumor als auch im Blut nachgewiesen und durch eine einfache Blutprobe isoliert werden. Daraus gewinnen wir wichtige Informationen über den Krankheitsverlauf und können gezielt die wirksamsten Medikamen-

te und Therapieverfahren auswählen, sei es in Kombination mit Regionaler Chemotherapie oder Elektrochemotherapie.

Prof. Dr. Aigner, welche Patientengruppen profitieren besonders von der Kombination aus Regionaler Chemotherapie, Elektrochemotherapie und Tumor-DNA-Analyse?

Diese Kombination ist vor allem für Patientinnen mit fortgeschrittenen Tumoren vielversprechend, insbesondere für Patientinnen mit triple-negativem Brustkrebs oder Patientinnen mit chemoresistenten Tumoren. Dank der Tumor-DNA-Analyse können wir auch Patientinnen, die auf andere Therapien nicht mehr ansprechen, eine personalisierte Therapieoption bieten.

Können Sie uns die bisherigen klinischen Ergebnisse schildern?

Prof. Dr. Aigner: In unseren klinischen Studien und in der Praxis sehen wir beeindruckende Ergebnisse. Durch die gezielte Kombination der Verfahren gelingt es häufig, Tumoren zu verkleinern, sodass sie operativ besser entfernt werden können. Ein weiterer Vorteil ist die deutlich geringere Belastung durch Nebenwirkungen. Diese positiven Ergebnisse zeigen, dass wir mit der personalisierten Therapie auf dem richtigen Weg sind.

Wie steht es um die Sicherheit dieser Verfahren? Gibt es mögliche Risiken?

Prof. Dr. Aigner: Die Sicherheit steht bei uns

immer an erster Stelle. Durch den gezielten lokalen Einsatz der Chemotherapie minimieren wir systemische Nebenwirkungen. Die Elektroporation verstärkt die lokale Wirkung am Tumor und erlaubt es, die Dosierung der Chemotherapie bis auf ein Minimum zu reduzieren. Die Erkrankung wird durch eine Analyse der zirkulierenden Tumor-DNA überwacht. Diese Tumor-DNA-Analyse kann zeigen, ob die regionale Therapie ausreicht, ob weitere Metastasen lokal behandelt werden können oder ob zusätzlich eine systemische Behandlung notwendig ist. Zur Absicherung wird zusätzlich eine standardisierte radiologische Diagnostik durchgeführt.

Frau Aigner, welche Rolle spielt die TumorDNA-Analyse bei der Risikoabschätzung? Die Tumor-DNA-Analyse ist ein wertvolles Instrument, um beispielsweise festzustellen, ob ein Tumor gegen bestimmte Therapien resistent ist und welche Wirkstoffe am erfolgversprechendsten sind. In Kombination mit der radiologischen Diagnostik kann mit der Analyse zirkulierender Tumor-DNA genauer festgestellt werden, wie der Krankheitsverlauf ist. So können wir Risiken gezielt minimieren und sicherstellen, dass jede Patientin die für sie beste Behandlung erhält.

Welche Rolle wird die Kombination von Regionaler Chemotherapie, Elektrochemotherapie und Tumor-DNA-Analyse in der Onkologie der Zukunft spielen?

Prof. Dr. Aigner: Diese Verfahren werden zunehmend als integraler Bestandteil moderner Krebstherapien angesehen. Sie eröffnen nicht nur für Subtypen wie den triple-negativen Brustkrebs, sondern auch für andere Tumorentitäten neue Möglichkeiten. Geplante Studien sollen die Integration in den Behandlungsstandard weiter vorantreiben.

Welche Entwicklungen erwarten Sie generell in der interventionellen Onkologie?

Prof. Dr. Aigner: Der Trend geht eindeutig in Richtung Präzisionstherapie und personalisierte Medizin. Technologische Fortschritte, wie wir sie bei der Tumor-DNA-Analyse und der Elektroporation sehen, werden die Onkologie revolutionieren und noch gezieltere Behandlungen ermöglichen.

Vielen Dank, Prof. Dr. Aigner und Frau Aigner, für diese spannenden Einblicke in die Zukunft der Krebstherapie!.

Für weitere Informationen zur Elektrochemotherapie oder zum Medias Klinikum als onkologischem Kompetenz- und Dienstleistungszentrum, mit mehr als 40 Jahren Erfahrung, scannen Sie den QR-Code oder besuchen Sie www. medias-klinikum.de

Die Elektrochemotherapie auf einen Blick

Elektrischer Impulsgeber

Chemotherapeutikum umgibt die Zelle

Erhöhte Durchlässigkeit durch entstandene Poren erlaubt den Eintritt in die Krebszelle

Membranporen verschließen sich wieder, Chemotherapeutikum kommt zur Wirkung

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Elektroden

Chemotherapie

Die Elektrochemotherapie eignet sich zur Behandlung von Hauttumoren, Brustkrebs, Kopf-Hals-Krebs, Tumoren der Mundhöhle, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Leberkarzinomen, Metastasen in der Le -

ber und weiteren Tumoren nach individueller ärztlicher Beurteilung. Sie kann bei Patienten ab 18 Jahren ohne obere Altersgrenze angewendet werden, sofern der Tumor für die Therapie zugänglich ist.

Tumor

Aus Liebe zum Leben

Im Jahr 2023 erhielt Sandra eine Diagnose, die ihr Leben für immer verändern sollte: Glioblastom. Im

Interview erzählt die 39-jährige Berlinerin, wie sie mit der Diagnose umging, welche Therapien sie wählte und wie sie trotz allem ihr Leben aktiv und bewusst gestaltet.

Sandra, erzähle uns bitte, wie alles begann. Es war 2023, als ich nach meiner Rückkehr aus der Elternzeit bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Ich war wieder in meiner Führungsposition und hatte mich an den Arbeitsalltag gewöhnt, als plötzlich täglich in Schüben ein Kribbeln in meiner linken Körperhälfte auftauchte, begleitet von Schwindel. Zuerst dachte ich, es sei nur Stress. Doch als die Symptome nicht besser wurden, ging ich zum Hausarzt, und nach einer MRT-Untersuchung bekam ich die schockierende Diagnose: ein Hirntumor – vermutlich gutartig, aber er musste operiert werden.

Wie hast du die Zeit vor und nach der Operation erlebt?

Vor der OP hatte ich große Angst. Ich fragte mich: „Werde ich wieder ich sein? Werde ich mein Kind erkennen?“ Als ich nach der Operation aufwachte und alles bewegen konnte, war die Erleichterung riesig. Ich war voller Optimismus, als ich entlassen wurde, und bat den Arzt, mich sofort zu informieren, sobald der Befund vorliegt.

Wie ging es dann weiter?

Drei Wochen später rief der Arzt an. Seine erste Frage lautete: „Sind Sie allein zu Hause?“ Da

wusste ich, dass es keine gute Nachricht war. Es stellte sich heraus, dass es sich um ein Glioblastom handelte – mit einer mittleren Überlebenszeit von anderthalb bis zwei Jahren. Diese Worte rissen mir den Boden unter den Füßen weg. Die ersten Wochen danach waren extrem schwer. Sogar das Lachen meines Kindes tat mir weh, weil ich dachte: „Wie lange habe ich noch mit meinem Sohn?“ Ich begann, Dinge für ihn aufzuschreiben, damit er später wissen würde, wer seine Mutter war.

Hast du dir professionelle Unterstützung gesucht?

Redaktion Emma Howe

Ich versuchte, eine Psychoonkologin zu finden, aber die Wartezeiten waren lang. Über die Empfehlung einer anderen Betroffenen kam ich zu einer Coachin. Sie half mir, meine negativen Gedanken zu relativieren. Es war ein großer Schritt, um aus dem emotionalen Tief herauszukommen. Vor allem gab es mir das Gefühl, meine Umstände aktiv mitgestalten zu können.

Wie wirst du therapiert?

Ich habe mich entschieden, alle schulmedizinischen Therapien zu nutzen, und parallel dazu informiere ich mich viel über alternative Heilansätze. Zuerst begann ich mit der Bestrahlung und einer Doppelchemo, was herausfordernd war, da ich alle Infekte von meinem Kleinkind mitnahm. Jetzt bin ich in der letzten Phase einer Monochemotherapie. Nach der Bestrahlung startete ich außerdem mit TTFields, die mir von meinen Neurochirurgen empfohlen wurden.

Wie funktioniert diese Therapie und wie integrierst du sie in deinen Alltag?

Die Therapie nutzt elektrische Wechselfelder und funktioniert durch vier Arrays auf dem Kopf, die die Teilung der Tumorzellen stören und damit das Fortschreiten der Erkrankung verhindern sollen. Ich trage die Pflaster und einen kleinen Rucksack, der die Technologie enthält, mindestens 18 Stunden am Tag, also bei fast allem, was ich tue – beim Schlafen, Spielen mit meinem Sohn, beim Sport oder auf Reisen. Nur bei besonderen Anlässen wie meiner Hochzeit pausiere ich die Therapie, um mich komplett frei zu fühlen. Abgesehen von gelegentlichem Jucken auf der Kopfhaut kann ich relativ unbeschwert leben, bisher ohne Rückfälle. Ich genieße die Zeit mit meiner Familie, schmiede Zukunftspläne. Seit Neuestem habe ich einen Podcast mit dem Namen Stabil in Berlin.

Woher nimmst du die Kraft, so positiv in die Zukunft zu schauen?

Anfangs war der Tumor für mich der Feind, den es zu bekämpfen galt. Doch mit der Zeit habe ich gelernt, anders damit umzugehen. Der Tumor hat mich viel über mich gelehrt. Ich lebe jetzt bewusster im Moment, esse gesünder und höre auf die Signale meines Körpers. Glück und Freude finde ich in meinem Umfeld, meinen Hobbys und einfachen Momenten des Alltags – eine Umarmung von einem lieben Menschen, wärmende Sonnenstrahlen, ein schöner Song im Radio, das Lächeln einer fremden Person.

Was möchtest du anderen Betroffenen raten?

Umgebt euch mit Menschen, die euch Mut machen und zum Lachen bringen. Geht aktiv mit der Krankheit um und gebt euch selbst die Freiheit, herauszufinden, was euch guttut – sei es durch Gespräche, Therapie oder kleine Dinge im Alltag. Folgt immer eurer Intuition. Die stärkste Medizin trägt jeder von uns in sich selbst..

„Ein Gliom kann jeder bekommen“

Im Interview erläutert Prof. Dr. Friederike Schmidt-Graf, was Gliome sind, wie häufig sie vorkommen, wie sie diagnostiziert werden und welche Therapieoptionen es gibt. Zudem erklärt sie, warum eine vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehung von entscheidender Bedeutung ist.

Prof. Dr. Friederike Schmidt-Graf Fachärztin für Neurologie, Palliativmedizin, Medikamentöse Tumortherapie; Oberärztin am Klinikum rechts der Isar, TU München

Frau Prof. Dr. Schmidt-Graf, was ist ein Gliom?

Ein Gliom ist ein Hirntumor, der aus den Gliazellen des Nervensystems entsteht und meist im Gehirn, seltener im Rückenmark auftritt. Nach der WHO-Klassifikation gibt es vier Grade: Grad 1 ist gutartig, Grad 4 sehr bösartig. Leider sind die Grad-4-Gliome, dazu gehören auch die sogenannten Glioblastome, am häufigsten. Gliome machen 30 bis 50 Prozent der Hirntumoren aus. Grad-1-Tumore treten häufiger bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf, während Grad-4-Tumore häufig zwischen 55 und 65 Jahren diagnostiziert werden.

Wie sind die Überlebensraten bei Gliomen?

Die Überlebensraten variieren stark je nach Tumorgrad. Bei Glioblastomen liegt die Überlebenszeit oft nur bei wenigen Monaten.

Wie läuft die Diagnosestellung ab?

Die Diagnose erfolgt meist aufgrund neurologischer Symptome wie Kopfschmerzen oder epileptischer Anfälle. Zunächst wird ein Bild vom Kopf erstellt – in Notfällen per CT, standardmäßig jedoch per MRT. Die Bestätigung der Diagnose erfolgt durch eine Biopsie oder eine Operation. Bei einer OP unterscheidet man zwischen Teil- und Komplettresektionen, wobei immer darauf geachtet wird, neurologische Funktionen wie Sprache oder Motorik zu erhalten.

Welche Therapien kommen bei Gliomen zum Einsatz?

Standardmäßig besteht die Behandlung aus einer Operation, meist gefolgt von Bestrahlung und Chemotherapie. Besonders bei Glioblastomen wird eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie durchgeführt. Im Krankheitsverlauf kann es zusätzlich hilfreich sein, im Rahmen eines molekularen Tumorboards nach einer möglichen zielgerichteten Therapie zu suchen, was leider nicht immer gelingt.

Gibt es Fortschritte in der Behandlung?

In den letzten Jahren haben sich die Überlebensdaten verbessert. Fortschritte gibt es vor allem bei präziseren Operationstechniken, nebenwirkungsärmeren Strahlentherapien und experimentellen Ansätzen wie Immuntherapien. Eine interdisziplinäre Betreuung in neuroonkologischen Zentren hat ebenfalls die Versorgung optimiert. Darüber hinaus wird bei Glioblastomen die sogenannte TTFields-Therapie eingesetzt.

Was ist die TTFields-Therapie?

TTFields sind Tumortherapiefelder (Tumor Treating Fields), eine innovative Behandlungsmethode, die bei Glioblastomen als Teil der Standardtherapie angeboten wird. Sie wird aktuell nach Abschluss der kombinierten Strahlen- und Chemotherapie eingesetzt. Dabei tragen Patienten Elektroden (sogenannte Arrays, dabei handelt es sich um Keramik-Gelpads) auf der Kopfhaut, die elektrische Felder erzeugen, um das Wachstum von Tumorzellen zu hemmen. Die Therapie kann die Lebensdauer der Patienten verlängern.

Wie wichtig ist ein vertrauensvoller ArztPatienten-Kontakt?

Ein vertrauensvolles Verhältnis zum behandelnden Arzt ist entscheidend. Fühlt sich ein Patient nicht gut betreut, ist es sinnvoll, eine zweite Meinung einzuholen oder sich einen anderen Arzt zu suchen. In jedem Fall ist ein Kontakt zu einem interdisziplinären neuroonkologischen Zentrum wichtig und sinnvoll. Die Gewissheit, optimal betreut zu werden, trägt wesentlich dazu bei, dass sich Patienten bestmöglich unterstützt fühlen – medizinisch und menschlich.

BPDCN: Eine seltene und oft spät erkannte Blutkrebserkrankung

Blastische plasmazytoide dendritische Zellneoplasie, kurz BPDCN, ist eine seltene, aber äußerst aggressive Form des Blutkrebses, die aufgrund unspezifischer Symptome häufig erst spät diagnostiziert wird. Prof. Dr. med. Niklas Gebauer spricht über die Herausforderungen bei der Diagnostik, die Besonderheiten der Therapie und die Auswirkungen der Erkrankung auf die Lebensqualität der Patienten.

Lieber Herr Prof. Dr. Gebauer, wie viele Patienten mit BPDCN behandeln Sie pro Jahr?

In unserem Zentrum sehen wir jährlich maximal ein bis zwei Patienten, in manchen Jahren auch keinen einzigen. Innerhalb unseres lokalen Netzwerks blicken wir in derselben Zeit auf höchstens drei bis vier Fälle. Dabei ist der „typische“ Patient mit BPDCN männlich, etwa 70 Jahre alt und hat gelegentlich eine Vorgeschichte von anderen hämatologischen Erkrankungen.

Mit welchen Symptomen äußert sich die Erkrankung?

Die Symptome der BPDCN sind vielfältig und werden insbesondere durch die individuelle Ausbreitung bestimmt. Oft zeigen sich bei diesen Patienten zunächst schmerzlose Hautveränderungen, wie rötlich violette Plaques oder Knoten. Unbehandelt folgen nach wenigen Wochen bis Monaten systemische Symptome wie Müdigkeit, Gewichtsverlust oder Fieber. Die initialen Hautläsionen werden leider oftmals nur verzögert der BPDCN zugeordnet, da sie Ähnlichkeit mit anderen Hauterkrankungen aufweisen können, speziell mit Autoimmunerkrankungen, Ekzemen oder Lymphomen. Im späteren Verlauf kommen dann die typischen Symptome einer akuten Leukämie mit Blutbildveränderungen und einer Infektanfälligkeit hinzu. Diese ergeben sich aus dem Befall und der zunehmenden Verdrängung des Knochenmarks.

Warum wird BPDCN häufig erst spät erkannt?

Die Seltenheit der Erkrankung – weniger als ein Prozent aller Blutkrebserkrankungen – und die zu Beginn unspezifischen Symptome tragen dazu bei, dass die BPDCN oftmals spät diagnostiziert wird. Nicht nur die Hautveränderungen, sondern auch die späteren systemischen Symptome sind nicht spezifisch und können auch bei anderen Krankheiten auftreten. Die Diagnose erfordert eine spezialisierte hämatologische bzw. histologische Untersuchung bei der spezifische Oberflächenmarker der

Prof. Dr. med. Niklas Gebauer Oberarzt und Leiter des Bereichs für Translationale Lymphomforschung an der Klinik für Hämatologie und Onkologie, UKSH, Campus Lübeck

bösartigen Zellen, insbesondere in Abgrenzung zur deutlich häufigeren akuten myeloischen Leukämie (AML), geprüft werden. Hierfür bedarf es oft der Zweitbegutachtung durch spezialisierte Zentren.

Wie erfolgt die Diagnose und welche Rolle spielen die Oberflächenmarker?

Die Diagnose der BPDCN basiert auf einer Kombination aus klinischer Untersuchung, histopathologischer Analyse und immunologischer Charakterisierung. Haut- oder Knochenmarksbiopsien sind in der Regel notwendig, um die Diagnose zu stellen. Eine Schlüsselrolle kommt dabei einer spezifischen Kombination aus Oberflächenmarkern zu, insbesondere CD123, CD4 und CD56, die bei BPDCN charakteristisch exprimiert werden. Das spezifische Zusammentreffen dieser drei Marker ist entscheidend, um die BPDCN von anderen Erkrankungen zu unterscheiden.

Was passiert nach der Diagnosestellung und wie wird der Behandlungsplan festgelegt?

Nach der Diagnosestellung wird die systemische Ausbreitung evaluiert, unter anderem durch bildgebende Verfahren und

eine Untersuchung des Knochenmarks, um die Diagnose zu sichern und Organbeteiligungen festzustellen. Der Behandlungsplan wird in der Regel interdisziplinär, im Rahmen einer Tumorkonferenz, festgelegt. Faktoren wie das Alter und der allgemeine Gesundheitszustand der Patienten spielen dabei eine entscheidende Rolle. Ziel ist es, eine personalisierte Therapie zu entwickeln, die sowohl die Heilungschancen maximiert als auch die Lebensqualität berücksichtigt.

Welche Therapieoptionen gibt es für Patienten?

Die Therapieoptionen haben sich in den letzten Jahren erheblich entwickelt. Traditionell wurden intensive Chemotherapien aus der Leukämietherapie eingesetzt, gefolgt von einer Stammzelltransplantation. Diese Ansätze sind jedoch oft mit ausgeprägten Nebenwirkungen verbunden, was die Therapie von Patienten mit relevanten Begleiterkrankungen erschwert. Inzwischen stehen spezifisch entwickelte, gezielte Therapien mit deutlich besserer Verträglichkeit und Wirksamkeit zur Verfügung. In geeigneten Fällen ermöglicht eine Stammzelltransplantation im Therapieverlauf eine Heilung.

Wie beeinflusst die Behandlung die Lebensqualität der Patienten?

Der Einfluss auf die Lebensqualität der Patienten unterscheidet sich interindividuell erheblich. Während moderne gezielte Therapien häufig besser verträglich sind als klassische Chemotherapien, können dennoch schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten, insbesondere auch im Rahmen der Stammzelltransplantation. Eine enge Begleitung durch ein spezialisiertes, interdisziplinäres Team spielt eine entscheidende Rolle, um eine bestmögliche Lebensqualität der Patienten während und nach der Behandlung zu erreichen und auch Spätfolgen der Therapien rechtzeitig zu entdecken und zu behandeln. .

Redaktion Emma Howe

TATORT HAUT

Ihre Gesundheit im Fokus. Übersehen Sie nichts!

Ungewöhnliche Flecken oder Verfärbungen auf der Haut? Dies könnten Hinweise auf eine bösartige Erkrankung sein1, wie die BPDCN*, eine seltene und aggressive Krebserkrankung des Blutes. Deshalb ist es wichtig die ärztliche Fahndung so schnell wie möglich einzuleiten!

Zögern Sie nicht: Eine frühzeitige Abklärung beim Arzt kann entscheidend sein!

* BPDCN = Blastische plasmazytoide dendritische Zellneoplasie

1. Klemke CD. Die Blastische plasmazytoide dendritische Zellneoplasie (BPDCN) – Pathogenese, Diagnostik und Therapie. 1. Auflage – Bremen: UNI-MED, 2021, ISBN 978-3-8374-2432-4.

Yoga bei Krebs

Bewegung und Achtsamkeit für mehr Lebensqualität

„Yoga ist eine der wenigen Methoden, die auf allen Ebenen wirken: körperlich, mental und emotional. Das macht es für Krebspatienten besonders wertvoll“, erklärt Gaby Kammler, Yogalehrerin und Ausbilderin für Yoga und Krebs. Mit ihrer eigenen Entwicklung des „Yoga und Krebs“-Konzepts – basierend auf ihrer medizinischen Expertise – bietet sie einen ganzheitlichen Ansatz für Menschen, die sich mit den Herausforderungen einer Krebserkrankung auseinandersetzen. Das gilt für alle Stufen der Krebserkrankung, also während der Primärbehandlung genauso wie bei Rezidiven und in der palliativen Phase.

Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit umgesetzt.

Linderung von Nebenwirkungen Yoga ermöglicht Krebspatienten, ihre Beschwerden aktiv zu lindern. „Durch gezielte Atemübungen und sanfte Körperbewegungen können Symptome wie Schmerzen, Übelkeit oder Fatigue gemildert werden“, so Gaby Kammler. Besonders bei Schlafstörungen zeigt Yoga eine nachweislich beruhigende Wirkung. Spezielle Entspannungstechniken und Meditationen fördern besseren Schlaf und ermöglichen eine tiefere Regeneration in der Nacht. Auch in der palliativen Phase kann Yoga den Patienten helfen, ihre Lebensqualität zu steigern, indem es dabei unterstützt, Schmerzen zu lindern und die emotionalen Belastungen zu verringern.

Reduzierung von Ängsten und Steigerung der mentalen Stärke

Angst ist ein häufiges Thema bei Krebspatienten – sei es vor der Krankheit selbst oder vor den Nebenwirkungen der Behandlung. Gaby Kammler erläutert: „Viele kommen zu mir und fühlen sich vollkommen machtlos. Yoga gibt ihnen die Kontrolle über ihren Körper zurück.“

Durch Atemlenkung und das Fokussieren auf den gegenwärtigen Moment können Ängste abgebaut und kann das Vertrauen in den eigenen Körper gestärkt werden.

Jeder kann Yoga – immer!

Ein weitverbreitetes Missverständnis ist, dass Yoga anstrengend oder nur für körperlich fitte Menschen geeignet sei. Kammler betont: „Yoga passt sich dem Menschen an, nicht umgekehrt. Selbst wenn jemand nur auf dem Stuhl sitzt oder Atemübungen macht – das ist genauso wirksam wie eine körperliche Praxis.“

Auch Patienten, die aufgrund von Operationen, Bestrahlungen oder anderen Beeinträchtigungen nicht in der Lage sind, komplexe Asanas auszuführen, können von Yoga profitieren. Schon Atemübungen, einfache Entspannungsübungen oder kleine Meditationen haben eine tiefgreifende Wirkung. Jeder kann Yoga, egal in welchem Zustand der Körper ist. Es geht nicht darum, Leistung zu erbringen, sondern darum, sich selbst mit Fürsorge zu begegnen.

Stärkung des Immunsystems und Unterstützung der Selbstheilungskräfte Yoga stärkt nicht nur das körperliche Wohlbefinden, sondern aktiviert auch die Selbstheilungskräfte des Körpers. „Es hilft, den natürlichen Heilungsprozess zu fördern und das Immunsystem zu stärken“, so Gaby Kammler. Besonders für Patienten, deren Körper durch

Fotos:

die Behandlung geschwächt wurde, ist dies von entscheidender Bedeutung.

Wissenschaftlich fundiert und anerkannt Yoga ist nicht nur eine traditionelle Praxis, sondern wird zunehmend auch von der modernen Medizin anerkannt. Gaby Kammler erklärt: „Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen die Wirksamkeit von Yoga für Krebspatienten. Diese Erkenntnisse sind nicht nur subjektiv, sondern auch wissenschaftlich fundiert.“ Die S3-Leitlinie für Onkologie empfiehlt Yoga explizit als unterstützende Maßnahme in der Krebstherapie. Immer mehr Ärzte raten ihren Patienten, Yoga auszuprobieren, um ihre Lebensqualität zu verbessern und die Heilung zu fördern.

Onkologische Yoga-Ausbildung: Expertise für eine sichere Praxis Für die Sicherheit und den Nutzen von Yoga ist es entscheidend, dass die Übungen auf die spezifischen Bedürfnisse von Krebspatienten abgestimmt sind. „Während und nach der Behandlung sind viele klassische Yoga-Übungen nicht durchführbar oder sogar kontraindiziert. Eine speziell ausgebildete Yoga-Lehrerin ist entscheidend“, erklärt Gaby Kammler. Sie betont, dass eine onkologische Yoga-Ausbildung notwendig ist, um auf die körperlichen Einschränkungen und psychischen Belastungen der Patienten einzugehen und eine sichere, unterstützende Praxis zu gewährleisten.

Yoga als Lebensbegleiter: Unterstützung auch für Langzeitüberlebende Für viele Krebspatienten wird Yoga zu einem lebenslangen Begleiter. „Ich sehe immer wieder, wie Patienten durch Yoga neue Lebensfreude gewinnen“, sagt Gaby Kammler. Dabei geht der Nutzen weit über die körperliche Ebene hinaus. Yoga hilft auch Langzeitüberlebenden, die häufig noch Jahre nach der Behandlung unter den Langzeitnebenwirkungen der Therapie leiden. Diese Patienten erfahren durch Yoga eine spürbare Linderung und lernen, mit den Herausforderungen der Nachbehandlung aktiv umzugehen. „Yoga kann nicht nur während der Krankheit helfen, sondern auch den Weg zurück ins Leben begleiten“, so Gaby Kammler abschließend..

Noch heute ausprobieren

Alle Interessierten sind eingeladen, mit geeigneten Onlineangeboten von zu Hause aus zu testen, ob Yoga für sie passt. Der YouTube-Kanal von Gaby Kammler bietet kostenfreie kurze Videos, die speziell für Krebspatienten entwickelt wurden: www. bit.ly/Yoga_und_Krebs

„Gebt

euch die Erlaubnis, Hilfe anzunehmen“

Als Christine Fischer vor einigen Jahren die Diagnose Brustkrebs erhielt, war das ein Moment, der ihr Leben radikal veränderte. Die medizinische Behandlung war wichtig, doch schnell wurde ihr klar: Es braucht mehr als nur medizinische Behandlungen, um eine solche Herausforderung zu bewältigen.

Christine

Ehemalige Brustkrebspatientin, psychoonkologische Beraterin, zertifizierte „Yoga und Krebs“-Trainerin, Heilpraktikerin für Psychotherapie

Christine, bitte erzähl uns deine Geschichte. Vor einigen Jahren erhielt ich die Diagnose Brustkrebs, ein Moment, der mein Leben komplett auf den Kopf stellte. Ich war überwältigt von Angst, Unsicherheit und der Frage: Wie geht es jetzt weiter? Während der medizinischen Behandlungen spürte ich jedoch bald, dass es nicht nur darum geht, den Körper zu heilen. Meine Psyche, meine Seele – all das schrie nach Unterstützung. Die Behandlung war herausfordernd, aber ich wusste schnell, dass ich zusätzlich etwas für mich tun musste. So begann ich mit psychoonkologischer Beratung und entdeckte Yoga als wichtige Begleitung. Diese beiden Ansätze gaben mir Kraft, wieder einen Zugang zu mir selbst zu finden, meine Ängste besser zu bewältigen und vor allem das Vertrauen in meinen Körper zurückzugewinnen.

Wie kam Yoga genau in dein Leben, und wie unterstützt es dich?

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Kurz nach Beginn meiner Therapie entdeckte ich „Yoga und Krebs“ – ein spezielles YogaAngebot für Krebspatienten. Es war beeindruckend zu sehen, wie dieses Konzept die körperlichen und emotionalen Bedürfnisse während und nach der Therapie berücksichtigt. Yoga half mir, Nebenwirkungen wie Fatigue und Schmerzen zu lindern, und gab mir das Gefühl, meinen Körper wieder zu spüren und anzunehmen.

Wie unterscheidet sich „Yoga und Krebs“ von anderen Yoga-Programmen?

„Yoga und Krebs“ kombiniert medizinisches Wissen über Krebserkrankungen mit der Wissenschaft des Yoga. Die Übungen sind speziell auf die verschiedenen Therapiephasen und die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten. Ich fühlte mich stets gut aufgehoben, weil meine Grenzen respektiert wurden. Diese Yoga-Einheiten halfen mir nicht nur physisch, sondern auch emotional – sie gaben mir die Energie, die ich brauchte, um den Alltag zu bewältigen.

Welche Rolle spielt Yoga heute in deiner Selbstfürsorge?

Yoga ist zu einer wichtigen Säule meiner Selbstfürsorge geworden. Es hilft mir, zur Ruhe zu kommen und meine Resilienz zu stärken. Die bewusste Atmung und die sanften Bewegungen sind nicht nur entspannend, sondern auch eine Möglichkeit, mich mit mir selbst zu verbinden. Es zeigt mir, dass ich trotz aller Herausforderungen noch viele Ressourcen in mir trage.

Wie kam es dazu, selbst in der psychoonkologischen Unterstützung und im Yoga aktiv zu werden?

Die Unterstützung, die ich erfahren habe, war lebensverändernd. Sie hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, auch die emotionale Seite einer Krebserkrankung zu adressieren, und das wollte ich auch an andere Betroffene weitergeben. Nach meiner Genesung wollte ich anderen Betroffenen helfen, diese Art von Halt und Unterstützung zu finden. Ich entschloss mich, eine Ausbildung zur psychoonkologischen Beraterin zu machen, um gezielt Menschen in ähnlichen Situationen beistehen zu können. Parallel dazu ließ ich mich zur YogaLehrerin mit Spezialisierung auf „Yoga und Krebs“ ausbilden.

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Es ist wichtig, dass man sich erlaubt, nach Unterstützung zu suchen – ihr seid nicht allein. Es gibt so viele Menschen und Methoden, die euch auf diesem Weg begleiten können. Gebt euch selbst die Erlaubnis, diese Unterstützung anzunehmen..

Fischer
Redaktion Leonie Zell

Foto: privat

Jörg, wann haben Sie die Diagnose erhalten?

Die Diagnose bekam ich Ende September 2024. Ich war gerade 52 Jahre alt geworden und fühlte mich bis dahin gesund. Doch über Monate hinweg hatte ich immer wieder Symptome wie einen hartnäckigen Husten, Atemnot und starke Müdigkeit. Erst als Schmerzen in der Brust auftraten, suchte ich einen Arzt auf. Nach dem Röntgen kam dann die niederschmetternde Diagnose: Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium.

Wie haben Sie auf diese Nachricht reagiert?

Zuerst war da einfach nur Leere. Mein Leben fühlte sich plötzlich wie ausgelöscht an. Ich war beruflich erfolgreich, sportlich aktiv, hatte Pläne für die Zukunft – und dann das. Besonders schwer war es, meinen Angehörigen davon zu erzählen. Meine Frau und meine Kinder haben sehr mit der Nachricht gekämpft, und ich wusste nicht, wie ich sie trösten sollte, wo ich selbst so verzweifelt war.

Wie ging es weiter?

Nach der Chemotherapie war klar, dass keine kurative Behandlung mehr möglich war. Mein Arzt erklärte mir, dass ich vielleicht noch elf Monate zu leben hätte und dass der Fokus jetzt auf der Linderung von Beschwerden liegen würde, nicht mehr auf Heilung. Diese sogenannte Therapiezieländerung war für mich erst schwer zu akzeptieren, weil ich immer noch gehofft hatte, den Krebs vielleicht doch besiegen zu kön-

Lungenkrebs

„Viel Zeit bleibt mir nicht mehr“

Lungenkrebs zählt zu den häufigsten und tödlichsten Krebserkrankungen in Deutschland und stellt Betroffene vor immense Herausforderungen. Jörg, 52, erhielt die Diagnose im fortgeschrittenen Stadium. Im Interview berichtet er über seine Erfahrungen, den Umgang mit der Krankheit und die Unterstützung durch Palliativmedizin, die ihm half, seine Lebensqualität zu erhalten.

nen. Aber das Team der Palliativmedizin hat mir geholfen, diesen Schritt zu verstehen und anzunehmen, um meine Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten.

Wie genau hat Ihnen die Palliativmedizin geholfen?

Ein großer Teil der Hilfe war die Symptomkontrolle. Ich hatte starke Schmerzen in der Brust und später auch in den Knochen, die durch Schmerztherapien deutlich gelindert wurden. Auch meine Atemnot wurde durch Medikamente und Atemübungen besser. Aber die palliative Begleitung ging über die rein medizinische Hilfe hinaus. Es gab auch Gespräche mit Psychologen, die mir halfen, meine Ängste und Sorgen zu verarbeiten. Das Team hat auch meiner Familie beigestanden, was für mich eine große Erleichterung war.

Wie hat sich die Krankheit auf Ihren Alltag ausgewirkt?

Mein Alltag hat sich komplett verändert. Anfangs war ich noch berufstätig, aber nach der Diagnose konnte ich kaum mehr arbeiten. Die Erschöpfung und die Behandlungen haben mich sehr geschwächt. Ich musste lernen, meinen Alltag umzugestalten – mit weniger Belastung und mehr Pausen.

Mein Leben ist anders, aber es ist noch nicht vorbei. Die Krankheit begleitet mich jeden Tag, und ich weiß, dass meine Zeit begrenzt ist. Aber ich versuche, die Momente, die ich habe, bewusst zu genießen – sei es ein Spaziergang, ein Gespräch mit meiner Familie

oder einfach ein Sonnenstrahl auf meinem Gesicht. Dank der Palliativmedizin kann ich viele Beschwerden in den Griff bekommen, und das gibt mir die Möglichkeit, die Zeit, die ich habe, so gut wie möglich zu nutzen.

Wie sind Freunde und Familie mit Ihrer Krankheit umgegangen?

Sehr unterschiedlich. Meine Familie war und ist eine riesige Stütze, aber es war auch für sie eine schwere Zeit. Einige Freunde zogen sich zurück, weil sie nicht wussten, wie sie mit mir umgehen sollten. Das war enttäuschend, aber ich habe versucht, es nicht persönlich zu nehmen. Andere wiederum überraschten mich mit ihrer Hilfsbereitschaft und ihrem Einfühlungsvermögen. Durch die palliative Begleitung habe ich gelernt, diese Unterstützung zu schätzen und auch schwierige Emotionen besser zu bewältigen.

Was möchten Sie anderen Betroffenen mitgeben?

Mein wichtigster Rat ist: Nehmt Hilfe an. Die Palliativmedizin ist nicht nur für die letzte Phase da, sondern sie kann euch helfen, besser mit der Krankheit zu leben. Ihr müsst diesen Weg nicht alleine gehen. Sprecht offen mit eurem medizinischen Team, mit eurer Familie und euren Freunden. Und vor allem: Konzentriert euch auf die kleinen Dinge im Leben, die euch Freude machen. Jeder Moment zählt. .

Redaktion Emma Howe

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Erfahre mehr über das Leben mit schwerer Krankheit auf dasistpalliativ.de

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Wissen, das am Ende zählt.

BUCHTIPP

Wer tiefer in die Arbeit der DEUTSCHEN KINDERKREBSNACHSORGE – Stiftung für das chronisch kranke Kind und die Geschichten betroffener Familien eintauchen möchte, findet in dem Buch „Zurück ins Leben – Wenn ein Kind stirbt ...“ wertvolle Einblicke. Es schildert berührende Schicksale, zeigt, wie betroffene Familien ihre Trauer bewältigen, und gibt zugleich Hoffnung und Orientierung für alle, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

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Zurück ins Leben Unterstützung für verwaiste Familien

Der Tod eines Kindes ist das wohl Schlimmste, was einer Familie widerfahren kann. Es ist ein Verlust, der Herzen bricht, Lebenswege verändert und den Alltag unwiederbringlich erschüttert. Die emotionale, körperliche und soziale Belastung ist oft kaum zu bewältigen. Trauer, Schmerz und die Herausforderung, das eigene Leben neu zu ordnen, erfordern eine enorme Kraft. In dieser tiefen Krise bietet die Deutsche Kinderkrebsnachsorge – Stiftung für das chronisch kranke Kind mit ihrer einzigartigen Reha für verwaiste Familien eine unvergleichliche Hilfe an. Dieser Ort ist nicht nur ein Zufluchtsort in einer schier aussichtslosen Zeit, sondern auch ein Raum, in dem Heilung und Neubeginn möglich werden. Hier erhalten Familien die Möglichkeit, ihre Trauer in einem geschützten Rahmen und begleitet von erfahrenen Fachkräften zu verarbeiten.

Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit umgesetzt.

Fotos: Deutsche Kinderkrebsnachsorge
Wenn deine Eltern sterben, stirbt deine Vergangenheit. Wenn dein Kind stirbt, stirbt deine Zukunft.
Elliot Luby

Ein Ort, der Raum für Trauer schafft Seit 2001 bietet die Deutsche Kinderkrebsnachsorge in der Nachsorgeklinik Tannheim eine bundesweit einzigartige Rehabilitationsmaßnahme für verwaiste Familien an. Hier steht die gesamte Familie im Mittelpunkt –Eltern ebenso wie Geschwister. Der Verlust eines Kindes ist für alle ein unbeschreiblicher Einschnitt, der das familiäre Gefüge oft aus der Bahn wirft. Tannheim ist ein geschützter Raum, in dem Schmerz und Trauer Platz haben und Familien lernen können, diesen Verlust als Teil ihres Lebens zu integrieren.

Die Nachsorgeklinik Tannheim ist Teil des umfassenden Engagements der Deutschen Kinderkrebsnachsorge – Stiftung für das chronisch kranke Kind. Die Stiftung wurde vor 35 Jahren gegründet, um Kindern mit schweren Erkrankungen wie Krebs, Herz- und Mukoviszidoseleiden sowie ihren Familien auf ihrem schweren Weg Unterstützung zu bieten. Dabei verfolgt die Stiftung einen ganzheitlichen Ansatz, der weit über die medizinische Versorgung hinausgeht: Neben der Behandlung der betroffenen Kinder und Jugendlichen wird auch die gesamte Familie mit einbezogen. Insbesondere in Zeiten der Trauer und des Verlustes hilft die Stiftung mit speziellen Rehabilitationsangeboten für verwaiste Familien. Diese Angebote sind in Deutschland einzigartig und ermöglichen es Eltern und Geschwistern, wieder Kraft zu schöpfen und trotz des erlittenen Verlustes einen Weg in ein neues Gleichgewicht zu finden.

Der Patient ist die Familie Geschwisterkinder geraten im Kontext des Verlusts oft in den Hintergrund. In Tannheim wird jedoch großer Wert darauf gelegt, auch ihre Perspektive und Gefühle zu berücksichtigen. Die Geschichte von Familie BrauneYilmaz macht deutlich, wie wichtig das ist. Selma starb mit neun Jahren an einem Muskeltumor. Ihre Schwestern Helin und Ava waren ihr sehr nah, besonders Helin. Die beiden steckten immer zusammen, verbrachten nahezu jeden Nachmittag miteinander. Selbst Selmas Freizeitgestaltung begleitete Helin, indem sie sie wie selbstverständlich wöchentlich zur Musikschule brachte und sie mit zum Ballettunterricht nahm. „Helin hat ihre Seelenkameradin verloren. Nach Selmas Tod fühlte sie sich verlassen und verloren“, berichtet Jana Braune-Yilmaz. Auch Ava litt sehr unter dem Verlust ihrer großen Schwester. Ihre Eltern erkannten früh, dass beide Mädchen intensive

Unterstützung brauchten, um mit der Trauer umzugehen und einen neuen Platz in der Familie zu finden. In Tannheim fanden Helin und Ava einen geschützten Rahmen, um ihre Gefühle zu verarbeiten. Besonders die Kunsttherapie half Helin, ihre Trauer auszudrücken. Sie bemalte einen Gedenkstein für Selma, was für sie zu einem Symbol für ihre Liebe und die Verbindung zu ihrer Schwester wurde. Ava, die jüngere der beiden, begann in den Gruppensitzungen über ihre Gefühle zu sprechen – etwas, das ihr zu Hause schwerfiel. Durch die gemeinsamen Erfahrungen in der Reha fühlten sich die Schwestern gestärkt und verstanden.

Trauerarbeit für die ganze Familie „Wirkliche Unbeschwertheit gibt es für uns nicht mehr“, schildern Jana und Aykut BrauneYilmaz ihre Situation. „Aber wir müssen lernen, mit den Ereignissen zurechtzukommen, müssen hinnehmen, dass Selma uns auf unserem weiteren Lebensweg nicht mehr begleitet, einfach nicht mehr da ist.“ Damit es gelingen kann, wieder Glück zu finden, in Liebe zum verstorbenen Kind weiterzuleben, ohne den Tod von Selma zu verdrängen, brauche es die Erfahrung von Tannheim. Die Reha für verwaiste Familien ist ein intensives, vierwöchiges Programm, das individuell auf jede Familie zugeschnitten wird. Der Alltag in der Klinik gibt den Familien die Möglichkeit, innezuhalten und sich ganz auf ihre Trauer zu konzentrieren. Dabei wird nicht nur die seelische, sondern auch die körperliche Gesundheit in den Blick genommen, denn Trauer ist oft auch mit psychosomatischen Beschwerden wie Schlafstörungen, Erschöpfung oder Schmerzen verbunden. Für viele Eltern sind die Arbeit mit erfahrenen Therapeuten und der Austausch mit anderen Familien besonders wertvoll. In den Gesprächen dürfen sie über Gefühle sprechen, die sie oft für sich behalten – wie Schuld, Wut oder die Angst vor dem weiteren Leben ohne ihr Kind. „Wir alle denken sehr gern an Tannheim zurück!“, sagt Jana Braune-Yilmaz. „Die Reha hat eine gute Basis geschaffen für unser weiteres Leben, unser zweites Leben ohne Selma. Ich bin auf jeden Fall gestärkt aus der Reha zurückgekehrt.“ Auch der Abstand vom Alltag spielt eine zentrale Rolle. Der strukturierte Tagesablauf, die Zeit in der Natur und die intensive Betreuung durch das Team der Klinik schaffen einen Raum, in dem Familien zur Ruhe kommen können. Besonders wichtig ist, dass die Trauer hier nicht kleingeredet wird. Im Gegenteil, sie wird als natürlicher Teil des Lebens akzeptiert. Gleichzeitig wird den Familien gezeigt, dass es möglich ist, wieder Momente der Freude zu erleben, ohne die Erinnerung an das verstorbene Kind zu verdrängen.

Rituale, die verbinden

Ein besonderes Element der Reha ist das Abschlussritual am „DenkMal“, der Gedenkstätte der Klinik. Hier legen die Familien Gedenksteine nieder, die sie in der Kunsttherapie gestaltet haben. Dieses Ritual hilft vielen, einen Schritt in Richtung Abschied zu gehen, ohne die Verbindung zu ihrem Kind zu verlieren.

Hoffnung auf ein neues Gleichgewicht Die Erfahrungen in der Verwaisten-Reha sind intensiv, schmerzhaft und doch heilsam. Viele Familien berichten davon, dass sie hier nicht nur Trost gefunden haben, sondern auch das Lachen zurückkehrte. Auch nach der Reha bietet die Deutsche Kinderkrebsnachsorge Unterstützung, etwa durch Nachtreffen mit begleitenden Gesprächen, wofür die Familien die Ferienappartements der Stiftung nutzen können. Viele Familien kehren immer wieder zurück, um am DenkMal ihres Kindes zu gedenken oder an Begegnungswochenenden teilzunehmen. Mit dem Verlust des eigenen Kindes leben zu lernen, bedeutet, sich ein Leben lang damit auseinanderzusetzen. „Die Trauerarbeit ist für mich wie eine Brücke, über die ich immer wieder gehen muss. Und obwohl ich diese Brücke nie ohne Schmerz werde überqueren können, wird es jedes Mal etwas leichter und weniger schmerzhaft.“ Und die gesamte Familie ist sich darin einig: „Für Selma finden wir in unser Glück zurück und schaffen es, glücklich zu leben und auch die Freude und die schönen Momente im Leben genießen zu können. Sie hätte es so gewollt.“ Die Geschichte von Familie Braune-Yilmaz zeigt, wie wertvoll es ist, einen geschützten Raum für Trauer und Heilung zu haben. Die Reha für verwaiste Familien schenkt nicht nur Trost, sondern eröffnet auch neue Wege, wieder Lebensfreude zu finden – in Liebe und Erinnerung an die Kinder, die für immer Teil ihres Lebens bleiben..

Scannen Sie den QR-Code oder besuchen Sie www. kinderkrebsnachsorge. de für weitere Informationen.

Warum Ihre Hilfe zählt

Die DEUTSCHE KINDERKREBSNACHSORGE ist für viele verwaiste Familien ein Rettungsanker in ihrer dunkelsten Zeit. Doch die Arbeit stößt auch an Grenzen. Obwohl die Nachfrage groß ist, sind die Kapazitäten begrenzt. Jährlich finden elf Reha-Maßnahmen statt, jede für maximal acht Familien. Oftmals müssen Familien lange kämpfen, bis Krankenkassen oder Rentenversicherungsträger die Kosten übernehmen. Zudem kommen für die Familien lange Wartezeiten von bis zu 20 Monaten hinzu. Aktuell werden weitere dringend benötigte Behandlungsplätze geschaffen, was eine enorme finanzielle Herausforderung ist. Mit Ihrer Spende können Sie helfen, Hoffnung zu schenken und verwaisten Familien auf ihrem Weg zurück ins Leben zu unterstützen.

Spendenkonto

IBAN: DE41 6945 00650

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BIC: BFSWDE33XXX

Sparkasse Schwarzwald-Baar

Anne-Sophie Mutter

Präsidentin der Deutschen Krebshilfe

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