Schlaganfall –Dagmar erzählt ihre bewegende Geschichte
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Migräne – Sabrina über ihr Leben mit Unwetter im Kopf
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Primär biliäre
Cholangitis – Kristina lebt mit einer seltenen Autoimmunerkrankung
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Wechseljahre –Peggy spricht über Women in Balance
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Lipödem –jede zehnte Frau ist betroffen
Leben mit ... Magazin
stark WOMEN’S HEALTH
Gemeinsam
Vor vier Jahren erhält die beliebte TV-Moderatorin Tanja Bülter die Diagnose Brustkrebs – und der Kampf ihres Lebens beginnt. Dabei immer an ihrer Seite: Mutter Elke. Im Interview sprechen die beiden über die Wichtigkeit des Zusammenhalts.
Vorwort
Wenn man die Bevölkerung fragt, denkt man: Natürlich handeln Ärzte danach, ob man eine Frau oder einen Mann vor sich hat, das ist doch selbstverständlich – nein, das ist aktuell absolut nicht selbstverständlich.
Gendern in der Medizin rettet Menschenleben!
Prof. Dr. med. Ute Seeland Fachärztin für Innere Medizin und Gendermedizinerin, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Geschlechtsspezifische Medizin e. V. (DGesGM)
Die Geschlechtersensible Medizin (GSM), auch als Gendermedizin bekannt, ist ein Fachgebiet der Medizin, das sich mit den Unterschieden zwischen Männern und Frauen in Bezug auf Gesundheit und Krankheit befasst. Experten der GSM untersuchen, wie sich zum Beispiel Geschlechtshormone, die Geschlechtsidentität und die Geschlechterrollen auf die Gesundheit und den Verlauf von Krankheiten auswirken. Sie entwickeln und evaluieren auch neue Therapien und Präventionsmaßnahmen für Frauen und Männer unter Berücksichtigung ihres Alters, ihrer Ethnizität und ihrer Lebenssituation.
kung zeigen, können bei Frauen nicht so gut wirken oder sogar unerwünschte Wirkungen hervorrufen.
„Medizin ist geschlechterspezifisch, wenn sie in Forschung, Krankenversorgung oder Pflege die Unterschiede zwischen Männern und Frauen berücksichtigt.“
Hier hat Deutschland Nachholbedarf. Die Kardiologie ist ein gutes Beispiel der Unterschiede. Nehmen Sie beispielsweise den Herzinfarkt. Es herrscht die Vorstellung, dass insbesondere Männer ab einem bestimmten Alter Herzinfarkte bekommen. Sogar Laien kennen die Symptome: ein Schmerz in der linken Brust, der in den linken Arm ausstrahlt. Nur: Auch Frauen bekommen Herzinfarkte, allerdings können bei ihnen die Symptome anders sein. Außerdem sind vor allem bei jüngeren Frauen die Infarkte besonders gefährlich. Das muss man als Mediziner wissen, um richtige Diagnosen stellen und richtig handeln zu können. Umgekehrt werden Männer viel seltener auf Osteoporose getestet; die Krankheit wird immer noch eher bei Frauen vermutet. Tatsächlich sind aber auch ältere Männer betroffen. Depressionen sind auch so ein Fall, bei dem die typischen Symptome weiblicher Patienten eher bekannt sind und erkannt werden – Traurigkeit, Lethargie und so weiter. Bei Männern kann aggressives Verhalten eine Depression anzeigen. Entwickelt man ein Medikament, ist es auch wichtig, Männer und Frauen differenziert zu betrachten: Die Körperzusammensetzung und der Stoffwechsel von Frauen und Männern sind unterschiedlich. Medikamente, die in einem männlichen Körper eine gute Wir-
Warum die medizinische Forschung, die Krankenversorgung und auch die medizinische Ausbildung so wenig auf die Geschlechtersensible Medizin ausgerichtet sind, hat unterschiedliche Gründe. Der Körper von Frauen verändert sich stärker als der von Männern, sie erleben kurz- und langfristig stärkere hormonelle Umstellungen. Das macht es schwieriger, Frauen in der medizinischen Forschung zu berücksichtigen, es gibt bei Studien viel mehr Faktoren zu beachten. Lange Zeit wurde deswegen auf männliche Probanden zurückgegriffen. Das ist einfach einfacher. Dann herrschte lange ein eingeschränkter Blick auf unseren Körper vor: Frauen wurden in der Medizin nur dann gesondert berücksichtigt, wenn es um die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale ging. Der Rest wurde über einen männlichen Kamm geschoren. Lange wussten wir nicht einmal, wie weitreichend die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Körpern oder gar Zellen überhaupt sind.
Abgesehen von der medizinischen Forschung und Versorgung müssen auch in anderen Bereichen die Unterschiede zwischen den Geschlechtern in den Blick genommen werden. Alle Disziplinen sollten sich mit der geschlechtersensiblen Denkweise beschäftigen und ihre Lehrenden schulen. Denn es braucht in jedem Forschungsbereich eine geschlechterspezifische Datenbasis, um Innovationen auf die Bedürfnisse aller Menschen abstimmen zu können. Natürlich ist die neue Generation auch anders erzogen und entwickelt sich weiter, aber die gläsernen Decken gibt es, und an die stößt man meistens erst dann, wenn man eine eigene Familie gründet und sein eigenes Geld verdient. Abschließend lässt sich feststellen, dass es noch keine echte Parität gibt. Aber Schritte in die richtige Richtung sind gemacht und zeigen einen Weg in eine gerechtere Zukunft auf..
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Herausgeberin Franziska Manske Redaktionsleitung Benjamin Pank Design Elias Karberg
Coverbild Deutsche Krebshilfe Druck BNN Badendruck GmbH Kontakt redaktion@lebenmit.de | www.lebenmit.de
Alle Artikel, die mit „In Zusammenarbeit mit“ gekennzeichnet sind, sind gesponserte Beiträge. Die Texte der Ausgabe schließen alle Geschlechter mit ein. Zur besseren Lesbarkeit wird jedoch nur eine Geschlechtsform verwendet.
Herzinfarkt bei Frauen
Übelkeit
Atemnot
Schwindel
Der Herzinfarkt ist keine reine „Männerkrankheit“. Da die Symptomatik bei Frauen nicht immer klar ist, werden ihre Symptome oftmals fehlgedeutet. Dies führt dazu, dass Frauen häufig deutlich später in die Klinik eingeliefert werden als Männer.
Typisch sind Schmerzen im Brustkorb, häufig hinter dem Brustbein (A). Zusätzlich können Schmerzen im Rücken (zwischen den Schulterblättern, C) oder Oberbauch (Verwechslung mit „Magenschmerzen“ möglich, B) ein Alarmzeichen sein. Die Schmerzen können in den Arm, den Hals oder den Oberbauch ausstrahlen (B).
Symptome für einen Herzinfarkt:
Kurzatmigkeit / Atemnot
Schweißausbrüche
Rückenschmerzen
Übelkeit
Erbrechen
Schmerzen im Oberbauch
Ziehen in den Armen
Unerklärliche Müdigkeit
Depressionen
Bei Verdacht:
anrufen!
Bestellen Sie den Ratgeber „Koronare Herzkrankheit und Herzschwäche –was ist bei Frauen anders?“ der Herzstiftung kostenfrei unter 069 955128-400 oder online herzstiftung.de/bestellung
SONDERDRUCK
Koronare Herzkrankheit und Herzschwäche –was ist bei Frauen anders?
Schlaganfall
Als ich aus dem Koma erwacht bin, konnte ich mich nicht mehr bewegen. Ich dachte, mein Leben ist zu Ende.
Vom Schlag getroffen
Rund 270.000 Menschen erleiden pro Jahr in Deutschland einen Schlaganfall, Frauen sind statistisch gesehen häufiger betroffen als Männer. Eine von ihnen ist Dagmar. Sie erlitt einen Schlaganfall, der ihr Leben auf den Kopf stellte. Von einem Moment auf den anderen war nichts mehr, wie es war. Im Interview spricht die heute 77-Jährige über ihren Kampf zurück ins Leben, den Rückhalt ihrer Familie und den Umgang mit der Spastik.
Dieses Interview wurde in Zusammenarbeit mit umgesetzt.
Liebe Dagmar, bitte erzählen Sie uns von dem Tag, an dem Sie einen Schlaganfall erlitten haben.
Ich war nie krank, ich war immer gesund. Aber an diesem Tag hatte ich wahnsinnige Kopfschmerzen. Ich habe gedacht, mir platzt der Kopf auseinander. Mein Mann sagte zu mir: „Setz dich hin, ruh dich aus, nimm mal eine Tablette.“ Aber es half nichts. Ich hatte dann die Augen zugemacht, und als ich sie wieder öffnete, sah ich nichts mehr – ich war blind. In der Notaufnahme wurde eine Angiografie gemacht und die Ärzte haben festgestellt, dass ich einen Thrombus in der Carotis, also in der großen Hauptschlagader des Halses, hatte.
Danach bin ich ins Koma gefallen und habe vier Tage nichts gemerkt.
Wann haben Sie von der Diagnose erfahren und wie haben Sie darauf reagiert? Als ich erwacht bin, konnte ich mich nicht mehr bewegen. Meine gesamte linke Körperseite war von oben bis unten gelähmt. Dann haben die Ärzte zu mir gesagt, dass ich einen schweren Schlaganfall erlitten habe. Ich habe dann erst mal nur geheult und dachte, mein Leben ist zu Ende.
Wie ging es weiter?
Nach einem Vierteljahr bin ich das erste Mal
zu Hause gewesen. Ich hatte die Pflegestufe 3, musste rund um die Uhr betreut und versorgt werden: Ich wusste nicht, was ein Kugelschreiber ist. Ich wusste nicht, was eine Zahnbürste ist. Ich wusste nicht, was ein Glas ist. Ich musste alles wieder neu lernen und kennenlernen. Ich habe in dieser Zeit sehr viel geweint. Ich habe gedacht, dass ich das nicht mehr schaffe. Mein Mann hat dann immer zu mir gesagt: „Zerfleisch dich nur.“ Das waren seine Worte. Er hat mich so sehr angetrieben, sodass sogar Freunde von uns gesagt haben, dass er zu viel von mir verlangt. Aber das war genau das Richtige. Er hat mich immer wieder gereizt, sodass der Punkt kam, an dem ich ihm
Foto: Ipsen
beweisen wollte, dass ich es schaffe – und ich habe es geschafft.
Was hat Ihnen in dieser Zeit am meisten geholfen?
Mein Mann. Seine Art, mit der Krankheit umzugehen, war das, was mir am allermeisten geholfen hat. Und natürlich meine Kinder. Die standen immer hinter mir, die haben alles mit mir gemacht. Sie sind mit mir in den Urlaub gefahren, haben mir immer wieder Rätsel aufgegeben, haben immer versucht, mit mir zu arbeiten. Das alles hat mich motiviert. Ich wollte einfach wieder normal und die Mutti sein, die von anderen gebraucht wird – so wie das vor dem Schlaganfall war. Das habe ich und das haben wir gemeinsam als Familie geschafft.
Hatten Sie neuropsychologische Hilfe?
Ja, und die Unterstützung vom Psychologen hat mir auch sehr geholfen. Er hat viele Übungen mit mir gemacht und er hat sich an meine Wünsche angelehnt. Mein Ziel war es, wieder für andere da zu sein, und ich wollte auch die Krankheit richtig erforschen. Er hat mich dabei unterstützt.
20 bis 40 Prozent leiden nach einem Schlaganfall unter spastischen Bewegungsstörungen. Die meisten Spastiken machen sich spätestens drei bis sechs Monate nach dem Schlaganfall bemerkbar. Wie ist das bei Ihnen?
Vor 13 Jahren bekam ich Spastikerscheinungen in meinem linken Bein. Das war ganz schön heftig. Das Bein zitterte und es krampfte. Schon bei einer kleinen Unebenheit auf der Straße und kurzer Unkonzentriertheit fiel ich hin. Daraufhin habe ich mich mit meinem Neuropsychologen zusammengesetzt. Seitdem bekomme ich alle Vierteljahre Spritzen – und das hilft wirklich. Ich habe deutliche Verbesserungen und ich merke, kurz bevor das Vierteljahr abläuft, dass die Spastiken wiederkommen. Nicht so heftig wie vorher, aber der Körper signalisiert, dass es wieder Zeit für die Spritze ist. Angenehm ist die Spritzerei nicht, muss ich sagen. Es tut schon weh. In den ersten Tagen nach der Spritze fühlt sich das Bein komisch an, aber nach einer Woche ist alles weg und dann kann ich das Bein ganz ruhig bewegen und normal laufen, ohne dass das Knie nach hinten ausschlägt. Das ist einfach toll.
Was möchten Sie anderen Betroffenen raten?
Ich habe viel gearbeitet, bevor ich den Schlaganfall hatte. Ich war immer fleißig und habe auch viel ehrenamtlich gemacht. Als ich dann aus meinem ganz tiefen Tief raus war, habe ich beschlossen, dass mein Körper jetzt meine Arbeit ist. Ich kann allen nur raten, niemals aufzugeben und zu kämpfen. Jedes Erfolgserlebnis, was du mit deinem Körper schaffst, ist wie ein Arbeitserfolgserlebnis..
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Arm- und Beinspastik
Spastik – eine Definition
Als Spastik wird eine Bewegungsstörung bezeichnet, die mit einer Erhöhung der Muskelspannung (Steifigkeit) einhergeht. Man unterscheidet zwischen einer fokalen Spastik, die z. B. nur einen Arm oder ein Gelenk betrifft, und einer regionalen oder generalisierten Spastik, bei der mehrere Körperregionen oder auch der ganze Körper betroffen sind.
Typische Symptome einer Spastik
Bei einer Schädigung des Nervensystems, die zu einer Spastik führt, treten neben der Spannungszunahme der Muskulatur typischerweise weitere Beschwerden auf. Wie z. B.:
• verminderte Kraft
• eine Einschränkung der aktiven und passiven Beweglichkeit
• ungewollte, rhythmische Kontraktionen der Muskeln (Klonus)
• schmerzhafte, plötzliche Muskelkrämpfe und plötzlich zuckende/ ruckartige unwillkürliche
Für weitere Infos zur Spastik nach einem Schlaganfall scannen Sie den QR-Code.
Bewegungen
• Schmerzen
• eine Einschränkung der Koordination und Feinmotorik
• eine Störung der Wahrnehmung
Durch diese Beschwerden sind Menschen sehr unterschiedlich stark eingeschränkt. Manche Menschen mit einer Arm- oder Beinspastik sind nur leicht bewegungseingeschränkt, während andere erhebliche Schwierigkeiten bei der Bewältigung selbst kleiner, alltäglicher Aufgaben haben.
So kann eine Spastik am Arm aussehen:
Durch die Spastik in bestimmten Muskeln bzw. Muskelgruppen entstehen typische sogenannte Spastikmuster. Das Haltungs- und Bewegungsmuster bei einer spastischen Lähmung des Armes oder Beines lässt sich bei den meisten Betroffenen einem der folgenden Muster zuordnen, wobei die Übergänge fließend sind:
So kann sich eine Beinspastik äußern:
Ein guter Weg der „Selbst-Hilfe“ Eine spastische Bewegungsstörung und die damit verbundenen Einschränkungen im Alltag oder im sozialen Umfeld sind nicht immer leicht zu bewältigen. Ein erster Schritt ist, wie bei allen anderen chronischen Erkrankungen auch, sich zu informieren, damit Sie auf Augenhöhe mit Ihren behandelnden Ärzten oder weiteren Therapeuten kommunizieren können.
Weitere Informationen unter: www.schlaganfall-hilfe.de und www.ipsen.com/germany
instagram.com/ unwetterimkopf
Unwetter im Kopf
Migräne ist laut WHO eine der am stärksten einschränkenden Erkrankungen des Menschen und wird gleichzeitig in vielen Teilen der Gesellschaft nicht ernst genommen. „Kopfschmerzen? Die hat doch jeder mal!“ Migräne begleitet Sabrina Wolf durch ihr Leben. Im Interview spricht die Personalreferentin, Podcasterin und Vizepräsidentin der MigräneLiga e. V. Deutschland über ihr Leben mit chronischen Schmerzattacken.
Redaktion Emma Howe
Seit wann hast du Migräne und wie fing es bei dir an?
In der Pubertät. Ich erinnere mich noch genau an meine erste Attacke: Es war ein Samstagmorgen. Ich wachte mit sehr starken, einseitigen Kopfschmerzen auf. Mir war übel, ich war lichtempfindlich und mir ging es sehr schlecht. Da meine Mama auch unter Migräne leidet, wusste ich sofort, was ich habe. Das hat mir auch den Weg zur Diagnose erleichtert. Anders als viele andere Betroffene, die einen jahrelangen Leidensweg gehen, bevor sie endlich eine Diagnose erhalten.
Rückblickend hatte ich die ersten Anzeichen aber schon als Kind. Ich hatte oft Kopf- und Bauchschmerzen. Was darauf hindeutet, aber nie diagnostiziert wurde, dass ich wahrscheinlich als Kind bereits Migräne hatte. Die Diagnose habe ich dann erst mit 16 Jahren erhalten.
Wie bist du damit umgegangen?
Da meine Mama eher ab und zu mit Migräneattacken zu kämpfen hat, war mir damals nicht bewusst, was das für mich bedeuten würde. Als sich die Attacken häuften, wurde mir jedoch schnell bewusst, dass es so nicht weitergehen kann. Ich war bei vielen Ärzten und hatte das Glück, auf eine Neurologin zu treffen, die mich ernst nahm. Sie verschrieb mir eine Akutmedikation, legte mir Ausdauersport und Meditation nah. Sie empfahl mir auch eine medikamentöse Prophylaxe, doch damals war ich noch nicht dazu bereit, jeden Tag Medikamente zu nehmen.
Was hast du stattdessen getan?
Ich habe begonnen, mich intensiv mit meiner
Erkrankung zu beschäftigen, und jahrelang Maßnahmen, die teilweise auch nicht wissenschaftlich belegt sind, ausprobiert.
Welche waren das?
Ich war bei der Akupunktur, habe mir einen Migränepiercing stechen lassen, ich habe mir meinen Atlas korrigieren lassen, war bei Osteopathen und Physiotherapeuten. Es gab in dieser Zeit immer wieder Phasen, wo es besser wurde und ich nur eine Attacke im Monat hatte. Doch das wurde dann deutlich mehr. Es gab Monate, da hatte ich 20 Migränetage.
Bitte versuche, den Schmerz zu beschreiben. Ich merke schon beim Aufstehen, dass etwas nicht stimmt. Die eine Kopfhälfte fühlt sich schwerer an, auch wenn es bewölkt ist, ist es mir zu hell, mir ist übel und langsam steigt der Schmerz. Dieser ist stark, stechend, pulsierend. Teilweise kommen Kiefer- und Schulterschmerzen hinzu. Hinzu kam, dass ich während meiner Periode häufiger im Migränestatus gelandet bin, also eine Attacke länger als 72 Stunden andauert. Meine längste Attacke hielt zwölf Tage an.
Wie schaffst du es, mental stark zu bleiben? In den vorher genannten Situationen war ich es nicht mehr. Ich war körperlich und mental am Ende. Normalerweise schaffe ich es, gut mit der Migräne zu leben. Ich mache Sport, Atemübungen, Meditation und führe einen gesunden Lebensstil. Wenn ich in ein Tief rutsche, schaffe ich es damit, mich wieder rauszuziehen. Das alles unterstützt meine mentale Gesundheit, die bei einer chronischen Erkrankung sehr, sehr wichtig ist. Doch es funktio-
niert auch nicht immer, und das ist auch völlig in Ordnung.
Wie geht dein Umfeld mit der Erkrankung um, und was würdest du dir diesbezüglich von der Gesellschaft wünschen?
Durch Gespräche mit anderen wird mir immer wieder bewusst, dass ich mich mit meinem Umfeld sehr glücklich schätzen kann. Viele erleben das leider anders, erfahren Unverständnis und werden teilweise ausgegrenzt. Das darf nicht sein. Ich wünsche mir viel mehr Aufklärung rund um das Thema.
Hast du aus diesem Grund dein Buch „Unwetter im Kopf – Mein Leben mit Migräne“ geschrieben?
Mit meinem Buch, das ab 19. Februar erhältlich ist, möchte ich aufklären und – das Wichtigste – anderen Betroffenen Mut machen, indem ich meinen Weg zeige, wie ich gelernt habe, mit der Migräne umzugehen und Symptome zu lindern. Ich teile meine Geschichte sowie Strategien für den Akutfall und die Vorbeugung von Migräneschüben.
Wie geht es dir heute?
Als die Migränetage immer mehr wurden, kam ich an den Punkt, mich mit der medikamentösen Prophylaxe auseinanderzusetzen – und das war die richtige Entscheidung. Ich habe eine Prophylaxe mit Antikörpern, die ich mir alle vier Wochen mittels subkutaner Injektion verabreiche. Seitdem geht es mir deutlich besser. In der Kombination mit allen anderen Selbstfürsorgemaßnahmen habe ich deutlich an Lebensqualität gewonnen. Dafür bin ich sehr dankbar. .
Foto: privat
Migräne: Viel mehr als Kopfschmerzen
Der Schmerzexperte Dr. Johannes Horlemann erklärt im Interview, was Migräne ist, wie sie entsteht und welche Prophylaxemöglichkeiten es gibt.
Das Interview wurde in Zusammenarbeit mit umgesetzt.
Lieber Herr Dr. Horlemann, was ist eine Migräne und wodurch wird sie ausgelöst?
Eine Migräne ist eine neurologische Erkrankung, die mit wiederkehrenden Kopfschmerzattacken und neurologischen Begleitsymptomen auftritt. Migräneattacken sind meistens unvorhersehbar. Es werden seit vielen Jahren Trigger zur Migräneauslösung diskutiert, beispielsweise Schokolade, Käse, Rotwein oder Wetterbedingungen, jedoch besteht für diese Auslöser keine wissenschaftliche Evidenz bis heute. Gesichert ist hingegen, dass die Migräne mit mehreren Genorten eine genetische Grundlage besitzt, die vererbt wird.
Was passiert bei einer Migräneattacke im Kopf?
Die Migräneattacke ist ein komplexes Geschehen mit elektrophysiologischen Veränderungen des Gehirns, Ausschüttung von Neurotransmittern und Durchblutungsveränderungen. Diese Veränderungen lösen starke, meist einseitige, pochend-pulsierende Kopfschmerzen aus, die typischerweise bei körperlicher Aktivität stärker werden. Etwa 15 bis 20 Prozent der Betroffenen haben eine Auraphase vor der eigentlichen Kopfschmerzphase. In der Aura sind Störungen der Sinneswahrnehmung und Sensibilität, seltener auch der Motorik möglich. Die zentralnervösen Veränderungen führen zu Übelkeit und
Erbrechen und Erhöhung der Licht- und Geräuschempfindlichkeit. Vorrangig sind Frauen betroffen.
Was unterscheidet sie von anderen Kopfschmerzen, und was sind typische Migränesymptome?
Die wichtigste Abgrenzung der Migräne betrifft den Kopfschmerz vom Spannungstyp. Diese Kopfschmerzen sind meist milder, von dumpf-drückendem Charakter und meist beidseitig, häufig auch vom Nacken ausgehend, als sogenannter Haubenkopfschmerz, bei dem auch Übelkeit auftreten kann. Dieser Kopfschmerztyp ist häufig mit Anspannungen assoziiert und mit typischen Nackenschmerzen.
Reicht eine „Selbstdiagnose“ bei seltenen Attacken oder sollte man bei einem Verdacht auf Migräne immer in die Arztpraxis zur neurologischen Abklärung gehen?
Eine Selbstdiagnose, auch bei seltenen Attacken, reicht nicht aus. Da die Diagnose klinisch-anamnestisch erstellt wird, kann sie in der Regel, außer in komplizierten Fällen, in der Primärversorgung gestellt werden: Der erste Ansprechpartner ist der Hausarzt, daneben ein Schmerzmediziner oder Neurologe. In komplizierten Fällen stehen Kopfschmerzzentren zur Verfügung.
DAS SOLLTE NICHT
Dr. med. Johannes Horlemann Leiter des DGS-Schmerzzentrums Kevelaer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V.
Wie erleben Sie das Leid von Migränepatienten in Ihrer Praxis?
Die Migräne ist eine echte Volkserkrankung. Deshalb gehört diese Diagnose zum Alltag fast aller versorgenden Ärzte: in der Hausarztpraxis, Schmerzmedizin, Neurologie, aber auch in anderen Fächern wie Orthopädie, Innere Medizin. Das Leid der Migränepatienten ist geprägt von einer Unkalkulierbarkeit der Alltagsgestaltung, weil aufgrund der Unberechenbarkeit der Attacken zuverlässige Planungen nicht möglich sind. Aus diesem Grunde sind Patientinnen und Patienten mit Migräne chronisch schmerzkrank: Sie sind auch außerhalb der Attacken von der Migräne geprägt, allein durch Erwartungsangst. Viele der Migränepatienten, wie auch Krankenkassendaten belegen, sind depressiv und durch Ängste verstört. Es entsteht ein Gefühl der Ohnmacht, unberechenbaren Attacken ausgeliefert zu sein.
Welche Möglichkeiten gibt es, Migräne-Attacken präventiv vorzubeugen?
Zum Glück hat die Medizin in den letzten Jahren sehr wirksame vorbeugende Medikamente gegen Migräne-Attacken entwickelt, sogenannte CGRP-Antikörper. Daneben gibt es viele Medikamente, beispielsweise Betablocker, die vorbeugend auf die Migräneentstehung wirken. Amitriptylin wirkt sowohl bei Migräne als auch bei Kopfschmerz vom Spannungstyp vorbeugend..
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Ich habe wochenlang geheult und mich gefragt:
Warum ich?
Heute gehört meine primär biliäre Cholangitis zu mir!
„Nehmt eure Erkrankung aktiv in die Hand!“
Kristina ist eine der rund 31.000 Menschen in Deutschland, die an primär biliärer Cholangitis (PBC) erkrankt sind. Seit 2021 weiß die 37-Jährige, dass sie an der nicht heilbaren, aber behandelbaren Autoimmunerkrankung der Leber leidet, die zu 90 Prozent Frauen betrifft.
Dieses Interview wurde in Zusammenarbeit mit umgesetzt.
Liebe Kristina, dein Weg bis zur Diagnose der primär biliären Cholangitis war ja keineswegs einfach für dich. Kannst du bitte beschreiben, wie alles begann? Sie begann mit dem Tod meines Vaters 2013. Er hatte Dünndarmkrebs und ist an einer Leberzirrhose gestorben. Im histologischen Befund kam dann heraus, dass er an einer seltenen Lebererkrankung litt. Weil solche Erkrankungen relativ häufig vererbbar sind, hat man mir dann dazu geraten, das überprüfen zu lassen. Mir ging es zu dem Zeitpunkt aber gut, und ich habe das nicht gemacht. Ein Jahr später hatte ich einen Bandscheibenriss. Weil ich nach der Reha nicht gleich wieder arbeitsfähig war, hat der medizinische Dienst mich zu einem Check-up eingeladen. Nach einer Woche hatte ich dann einen auffälligen Befund. Ich erhielt eine Überweisung mit Verdacht auf primär biliäre Cholangitis an die Uniklinik. Die habe ich dann daheim erst mal in die Ecke gepfeffert und gedacht: Mir geht‘s gut, ich mache da jetzt nichts. Das ging fast über ein Jahr so.
Wie ging es dann weiter?
Irgendwann habe ich mich sehr erschöpft gefühlt und einen Juckreiz bekommen, der immer schlimmer wurde. Erst 2017 habe ich mich dann doch in der Uniklinik untersuchen lassen. Die Diagnose, die ich dort bekam, schwankte zwischen PBC und PSC – das heißt primär sklerosierender Cholangitis. Außerdem erhielt ich dort die Telefonnummer eines Seelsorgers, der mir mehr über die Krankheit erzählen könne. Ich habe dann einen Termin gehabt mit einem netten Herrn, der mir erzählt hat, ich solle mich psychisch darauf einstellen, dass ich spätestens in circa 15 Jahren eine neue Leber bräuchte. Das war natürlich erst mal ein Schock für mich. Ich habe in dieser Zeit gedacht: Ich möchte keine weiteren Arztbesuche oder irgendeine Untersuchung mehr. Ich habe damals wochenlang geheult und mich gefragt: Unvorstellbar, warum ich?
Du hast relativ lange gebraucht, um zu akzeptieren, dass du tatsächlich primär biliä-
re Cholangitis hast. Wann war der Wendepunkt?
Nach weiteren anderthalb Jahren habe ich mich doch dazu aufgerafft, mir die Diagnose bestätigen zu lassen. Mit Unterstützung meiner Hausärztin habe ich mich für die Uniklinik in Heidelberg entschieden. 2021 wurde dort die Diagnose PBC bestätigt. Ich wurde sofort medikamentös eingestellt. Der Juckreiz war innerhalb von einer Woche fast komplett weg. Und ich war so glücklich darüber! Die Erschöpfung ist geblieben, die habe ich auch heute noch – mal mehr, mal weniger.
Was hat sich geändert, als du schwarz auf weiß hattest, dass du an PBC erkrankt bist? Ich bin immer ein sehr positiver Mensch gewesen. Und ich genieße das Leben in vollen Zügen. Die Klarheit darüber, primär biliäre Cholangitis zu haben, hat mir geholfen, die Situation zu akzeptieren. Ich denke, wenn irgendwelche Hürden im Leben kommen, muss man sich ihnen einfach stellen. Ich habe lernen müssen, dass ich diese Erkrankung habe
Foto: Ipsen
und dass das okay ist. Ich musste mich damit identifizieren und akzeptieren, dass die PBC jetzt zu mir gehört und dass ich Wege finden muss, damit umzugehen. Je länger ich mich damit auseinandergesetzt hatte, desto mehr habe ich dann gedacht, die PBC hat sogar auch etwas Gutes. Denn ich muss jetzt besser auf mich achten und mich mehr um mich kümmern! Und das hat ja positive Effekte!
Wie lebst du heute mit der PBC?
Wichtig ist, dass ich weiß, wie ich mit meiner Erkrankung umgehen muss. Ich habe eine positive Einstellung zu meiner PBC gefunden. Ich bin glücklich. Ich mache alles, was mir Spaß macht! Und das ist auch mein Lebensmotto. Ich habe einen Sohn, der fast 14 ist, bin alleinerziehend und arbeite als Konstruktionsingenieurin. In meiner Freizeit spiele ich gerne Tennis. Und bis letztes Jahr war ich auch Leichtathletiktrainerin und habe hier viele Jahre mit Kindern gearbeitet. Bis letztes Jahr habe ich Vollzeit gearbeitet und dann auf 90 Prozent reduziert. Ich merke aber, dass mir auch das noch zu viel ist und ich das nicht gut schaffe. Eine Vier-Tage-Woche wäre ideal. Die Wochenenden sind mir mittlerweile einfach zu kurz. Ich brauche Erholungsphasen und Zeit zum Durchatmen. Außerdem achte ich darauf, dass ich mich ausreichend bewege. Ich fahre jeden Abend eine Runde Fahrrad. Und wenn ich dann noch ein- oder zweimal die Woche Tennis spiele, geht’s mir gut. Die Ernährung ist natürlich auch ein Faktor. Sie hängt mit der Leber und dem Darm zusammen. Ich musste lernen, dass ich bestimmte Dinge nicht vertrage. Die lasse ich jetzt weg. Wenn ich in dieser Hinsicht bewusst auf mich achte, habe ich die Symptome der PBC viel
besser im Griff. Ich habe viel mehr Energie. Und ich fühle mich auch psychisch besser!
Gehst du zu regelmäßigen Kontrollen zum Arzt?
Ich achte sehr darauf, dass ich regelmäßige Kontrollen machen lasse. Einmal im Jahr gehe ich in die Uniklinik. Da werden dann Ultraschall und weitere größere Untersuchungen durchgeführt. Alle drei Monate lasse ich von meiner Hausärztin außerdem meine Blutwerte kontrollieren, um möglicherweise meine Therapie anzupassen. Nachdem ich über lange Jahre die Augen vor meiner PBC mehr oder weniger verschlossen habe, ist mir diese engmaschige Überwachung jetzt total wichtig. Denn ich habe verstanden, dass ich meine Symptome viel besser im Griff haben kann, wenn ich weiß, was los ist.
Was rätst du anderen Menschen mit PBC?
Ich möchte Mut machen und anderen sagen: Nehmt eure PBC aktiv in die Hand! Betroffene sollten akzeptieren, dass die Erkrankung ein Teil von ihnen ist, dass sie aber mit einem aktiven Symptom- und Therapiemanagement ganz viel für ihr eigenes Wohlbefinden tun können. Wichtig sind meiner Meinung nach auch regelmäßige Kontrollen ihrer Leberwerte, damit sie bei der Therapiefindung beim Arztgespräch auf Augenhöhe mitreden können. Und: Sie sollten vor allem nicht zulassen, dass sie die Freude am Leben verlieren! Sie sollten die kleinen Dinge zu schätzen wissen und jeden Tag genießen!
Du engagierst dich bei Patiententagen im Rahmen der Veranstaltungsreihe „PBC on Tour“ für andere Betroffene. Was ist dir dabei wichtig?
Diese Initiative liegt mir total am Herzen und macht mir ganz viel Spaß. Sie klärt auf zum aktuellen Stand der Wissenschaft, will die Versorgungswege in PBC verbessern und bietet Betroffenen Raum für persönlichen Austausch. Ich begleite die PBC-Tour seit Anfang des Jahres. Sie geht durch fünf Städte – Kiel, Bühl, Leipzig, Bochum und Berlin. Es gibt jeweils drei Workshops an diesen Patiententagen. Und ich betreue den zum Thema Selbstmanagement – das heißt: Was kann ich selbst für mich tun, damit es mir gut geht? Und damit ich gesund bleibe bzw. das Stadium halte, in dem ich jetzt bin.
Was bringt dir der Austausch mit anderen PBC-Patienten im Rahmen der Tour? Durch das Gespräch mit Menschen, die auch primär biliäre Cholangitis haben, lerne ich total viel dazu. Es gibt immer wieder tolle Anregungen und Gedankenanstöße, und ich profitiere unglaublich viel von den Erfahrungen der anderen. Sie eröffnen noch mal ganz neue Perspektiven und zeigen oft auch andere Strategien für das individuelle Selbstmanagement auf.
Außerdem ist es schön zu sehen, wie ermutigend Gespräche mit anderen Betroffenen sind. Oft sind die Teilnehmer total verunsichert, wenn sie ankommen. Der Austausch mit den anderen bestärkt sie ungemein –und am Ende gehen sie dann mit einem positiven Gefühl nach Hause. Das ist für mich genau die Motivation, weshalb ich mich bei diesen Veranstaltungen engagiere. Und das gibt mir dann auch den Mut, mir zu sagen: „Hey, du brauchst keine Angst vor der Zukunft zu haben und vor dem, was kommt!“ Das macht mich stärker! Und das ist wirklich schön!.
PBC – eine seltene Erkrankung der Leber
Die Symptome variieren von Person zu Person, häufige Anzeichen sind:
Fatigue
„Es ist eine bleierne Müdigkeit, die ich nicht erklären kann.“ *
!„Es ist ein quälender Juckreiz, der mich im Alltag sehr einschränkt.“ *
„Meine Augen brennen, tränen und sind gerötet. Oft sehe ich verschwommen.“ *
PBC ist eine seltene autoimmune Leberkrankheit. Zunächst werden die kleinen Gallengänge in der Leber angegriffen und können zerstört werden. Langfristig greift die Entzündung auf das gesamte Lebergewebe über und kann im Endstadium zur Zirrhose führen. Die Symptome sind von Person zu Person unterschiedlich. So können einige der hier genannten Symptome in mehr oder weniger starker Ausprägung auftreten – andere wiederum gar nicht. Zudem können Symptome im Laufe der Zeit zunehmen oder sich verändern. Für Betroffene ist es wichtig, dass sie ihre Laborwerte im Blick behalten und ihre Beschwerden mit dem Arzt besprechen. Für weitere Informationen zu Kristinas Leben mit primär biliärer Cholangitis und Informationen zum Leben mit der Erkrankung scannen Sie den QR-Code.
„Es ist ein Schmerz, den niemand sonst sehen kann.“ *
Wechseljahre
Die Wechseljahre sind nicht der Anfang vom Ende, sondern der Beginn einer neuen, spannenden Lebensphase.
Den Grundstein für Gesundheit und Vitalität im Alter legen
Peggy Reichelt spürte mit Anfang 40 die ersten Symptome: Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und Schlafstörungen. Als sie keine Anlaufstelle fand, die sie zuverlässig und umfassend beraten konnte, gründete sie XbyX – Women in Balance und wurde selbst zur Wechseljahresexpertin.
Redaktion Miriam Rauh
Die Wechseljahre betreffen jede Frau – aber selbst Ärzte scheinen wenig darüber zu wissen. Woran liegt das?
Ja, das ist fast ein wenig verrückt, oder? Tatsächlich ist es so, dass Gynäkologen weder im Studium noch in der Facharztausbildung umfassend zu den Wechseljahren ausgebildet werden. Es gibt auch keine Abrechnungszahl der Krankenkassen für Wechseljahresbeschwerden. Gespräche, Behandlung und Aufklärung sind allerdings sehr zeitintensiv – Zeit, die kaum vergütet wird. Lediglich 16 Euro pro Quartal können für allgemeine Beratung abgerechnet werden. Da wundert es kaum, dass nur wenige, sehr engagierte Ärzte sich intensiv mit den Wechseljahren beschäftigen und auskennen.
Ist diese „allgemeine Unwissenheit“ der Grund, warum Sie das Buch „Women in Balance“ geschrieben haben?
Auf jeden Fall! Das war überhaupt die Motivati-
on, weshalb wir 2019 XbyX – Women in Balance gründeten. Schließlich war ich mit Anfang 40 selbst betroffen, spürte erste Symptome, fand aber keine Anlaufstelle, die mich zuverlässig und umfassend beraten hätte. Mit dem Buch möchte ich Frauen befähigen, ihren individuellen Weg durch die Wechseljahre zu finden. Mein größter Wunsch: ganz viele Eselsohren, Markierungen, Post-its in jedem Buch – dann ist mein Ziel, ein hilfreiches Nachschlagewerk für jede Frau ab 40 zu schaffen, gelungen.
Was ist, aus Ihrer Sicht, das Wichtigste für Frauen in den Wechseljahren?
Ein gesunder Lebensstil ist ab jetzt das A und O.Mit dem Absinken von Progesteron und Östrogen während der Perimenopause, dem Beginn der Wechseljahre, entfallen viele der Schutzfunktionen dieser beiden Hormone –und das müssen wir kompensieren. Deshalb empfehlen wir in unserem Buch die „fünf Säu-
len der Wechseljahres-Balance“, und zwar ganz unabhängig davon, ob einen Symptome plagen oder nicht. Meist mit Anfang 40 ist der richtige Zeitpunkt, um so den Grundstein für Gesundheit und Vitalität im Alter zu legen:
1. Vielfältige Ernährung mit allen wichtigen Nährstoffen
2. Entspannung, Ruhepausen und ausreichend Schlaf
3. Hormone bestmöglich ausbalancieren
4. Alltagsbewegung und regelmäßiger (Kraft-)Sport
5. Eigene Grenzen respektieren und einfordern
Kann man erreichen, dass Symptome wie Hitzewallungen, Haarausfall und Herzrasen aufhören oder gar nicht erst aufkommen? Es gibt leider kein Wundermittel oder Patentrezept, das für alle Frauen gleichermaßen funktioniert. Die hormonellen Umstellungen sind so individuell wie jede Frau selbst – die
Foto: Johannes C. Hüsch
eine erlebt das absolute Hormonchaos, für die andere ist es eher eine sanfte körperliche Veränderung mit leichten Symptomen. Was sicher ist: Wer die genannten fünf Säulen in den Alltag integriert, schafft eine gute Basis für jegliche Veränderung und gesundes Altern. Im Buch widmen wir den zehn häufigsten Symptomen jeweils ausführliche Kapitel und bieten Praxistipps an, mit denen jede Frau Hilfe für ihre Beschwerden findet. Es ist ein Mix aus Ausprobieren und besser auf die Bedürfnisse des eigenen Körpers zu hören. Überdies haben wir bei XbyX zahlreiche Produkte für die speziellen Anforderungen ab den Wechseljahren entwickelt, die bei Symptomen wie Schlafstörungen, Hitzewallungen oder Stimmungsschwankungen unterstützen.
Was halten Sie von Hormonen gegen Wechseljahresbeschwerden? Und: Welche Alternativen gibt es?
Ob Hormone oder nicht, ist eine sehr individuelle Entscheidung, die mit dem Arzt getroffen werden muss. Es fließen persönliche Vorlieben, Beschwerdebild, Genetik und Krankheitsgeschichte ein. Dank der modernen bioidentischen Hormone ist eine Hormonersatztherapie heute deutlich weniger risikobehaftet. Gerade bei Hitzewallungen sowie für die Knochen ist die Studienlage recht eindeutig und positiv.
Für alle, die keine Hormone nehmen können oder wollen, gibt es zahlreiche pflanzliche Alternativen. So zeigen Adaptogene wie Ashwagandha, die Mariendistel oder der beliebte Mönchspfeffer tolle Effekte. Ebenso Phytoöstrogene wie Rotklee, Soja, Nachtkerze oder Schisandra. Die Knochen profitieren von Proteinen, Vitamin D, K2 und Magnesium. Im Buch erklären wir die Wirkungsweisen und Einsatzgebiete der einzelnen Phytostoffe ganz ausführlich. Grundsätzlich sollte man immer im Hinterkopf behalten: Jede Frau ist anders und nicht alles funktioniert für jede von uns gleich gut. Man muss ausprobieren und stets neu justieren.
Ich selbst habe erlebt, dass eine proteinreiche Ernährung, insbesondere ein proteinreiches Frühstück, ein echter „Gamechanger“ sein kann, was verschiedene Wechseljahresbeschwerden betrifft. Haben Sie eine Erklärung dafür? Mit Beginn der Wechseljahre kann unser Körper Proteine nicht mehr so effektiv verwerten, wir entwickeln eine „anabole Resistenz“. Proteine sind jedoch unerlässlich für Muskelaufbau, Knochendichte und für die Sättigung. Werden Proteine gemeinsam mit Kohlenhydraten gegessen, stabilisieren sie zudem den Blutzuckerspiegel. Dadurch sind sie hilfreich bei Stimmungsschwankungen, Energielosigkeit sowie Brainfog und senken das Risiko für Insulinresistenz und Diabetes. Zudem unterstützt eine über den Tag verteilte Proteinzufuhr von 1,4 bis 1,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht beim Gewichthalten und Abnehmen. Wer das mit der Ernährung nicht immer schafft, der kann zusätzlich zu pflanzlichen Proteinshakes wie XbyX Energie greifen.
Welche weiteren „Wunderwaffen“ gibt es für Frauen in den Wechseljahren? Neben Proteinen gehören Vitamine – vorwiegend aus Gemüse – und Mineralien, Ballaststoffe und Probiotisches täglich auf den Teller. Eine gesunde Darmflora macht uns resistenter. Außerdem bitte nicht die gesunden Fette weglassen! Gerade die Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA benötigen Herz und Gehirn dringend. Im Buch finden sich vielfältige, köstliche Rezepte, die all das vereinen. Zudem gibt es einige Pflanzenextrakte, die unsere hormonelle Balance positiv beeinflussen. Wir setzen in unseren wissenschaftlich fundierten Wirkkomplexen Phytostoffe wie Ashwagandha, Ginseng, Vitalpilze wie Cordyceps und Reishi, aber auch traditionelle Kräuter wie Mariendistel, Mönchspfeffer, Nachtkerzenöl und andere ein.
Angebracht sind zudem Sport und Stressabbau. Im Buch haben wir dafür zahlreiche praktische Anleitungen: vom effektiven Workout bis hin zur entspannenden Tiefenatmung und Faszienpflege.
Alternative Präparate gegen Wechseljahresbeschwerden werden meist nicht als Medikament eingestuft, sondern als Nahrungsergänzungsmittel und unterliegen somit weit weniger Kontrollen. Gilt das für alle? Wie kann frau sich sicher sein, Wirkstoffe zu sich zu nehmen, die nicht mit Schwermetallen oder Pflanzenschutzmitteln belastet sind? Indem man auf ein paar Kriterien achtet, bekommt man Sicherheit in puncto Qualität: Wird in Deutschland nach strengen Qualitätsstandards wie HACCP, DIN EN ISO 9001 und GMP produziert? Ist der Anbieter vertrauenswürdig und sehe ich, wer hinter der Marke steckt? Sind alle Zutaten transparent auf Etikett und Website ausgewiesen? Sind die Produkte von unabhängigen Drittlaboren geprüft?
Wir produzieren mit XbyX in deutschen Betrieben, die für die Einhaltung guter Herstellungsprozesse zertifiziert sind. Wir achten darauf, dass all unsere Produkte ohne Gentechnik, Füllmittel, Zuckerzusatz, Konservierungsstoffe und Schwermetalle sind. Alles wird einzeln wissenschaftlich validiert und kontrolliert. Das ist mir immens wichtig, schließlich nutze ich unsere Produkte täglich selbst.
Worauf sollte man außerdem achten, wenn man nach Nahrungsergänzungsmitteln gegen Wechseljahresbeschwerden sucht? Machen aus Ihrer Sicht beispielsweise ein Hormonspiegel und eine Blutanalyse auf ggf. fehlende Nährstoffe Sinn?
Oft gibt ein Hormonspiegel keine exakte Antwort, da die Hormone gerade zu Beginn der Perimenopause sehr stark schwanken. Er ist deshalb häufig nur eine Momentaufnahme. Wir empfehlen gern unseren XbyX Selbsttest (kostenfrei auf xbyx.de), der auf Basis diverser Parameter eine erste Indikation zur Phase der Hormonumstellungen gibt, verknüpft mit Empfehlungen für den persönlichen Lebensstil. Sinnvoll ist auf jeden Fall ein regelmäßiger Check-up der wichtigsten Blutwerte. Darunter Blutfette, Blutzucker, Schilddrüsenhormone,
Vitamin D, B-Vitamine (wie Folsäure, B12, ggf. B1, B6), Eisen, Kalzium, Magnesium, Zink, Selen. Am besten mit der Ärztin besprechen, welche Werte je nach Lebenssituation, Alter, Symptomen und Krankheitsgeschichte sinnvoll sind.
Haben Sie einen besonderen Tipp, den Sie mit Frauen in den Wechseljahren teilen können?
Ja, im Grunde gleich drei, wenn ich darf.
1. Sei mutig: Sprich darüber. Indem wir uns offen austauschen, erschaffen wir ein Netzwerk, das uns hält und in dem wir einander unterstützen. So verlieren die Wechseljahre den Schrecken und finden ihren natürlichen Platz in der Gesellschaft, wo sie längst hingehören.
2. Priorisiere dich: Hör auf deinen Körper und pflege ihn. Achte auf einen gesunden, aktiven Lebensstil, aber bau auch Ruhepausen für dich selbst ein. Sei milde mit dir, wenn dein Körper nicht so performt wie früher.
3. Freu dich: Die Wechseljahre sind nicht der Anfang vom Ende, sondern der Beginn einer neuen, spannenden Lebensphase. Immerhin leben wir quasi genauso lange ohne unseren Zyklus wie mit ihm. Und wenn du Tipp 2 beherzigst, wirst du gestärkt aus dem Hormonstrudel auftauchen und diese Zeit bereichert erleben..
Buchtipp
WOMEN IN BALANCE
Die Wechseljahre haben ein echtes Imageproblem. Gäbe es einen Preis für die unbeliebteste Lebensphase, die Wechseljahre würden ihn gewinnen. Statt darüber zu sprechen, wird durchgehalten. Geht man zum Arzt, gibt es, außer Medikamenten oder Hormontherapie, wenig Unterstützung. Höchste Zeit, für Abhilfe zu sorgen! Mit diesem Buch bekommen Frauen das an die Hand, was sie brauchen: komprimiertes Wissen darüber, was in ihrem Körper passiert, und praktische Lösungsansätze für die 10 häufigsten Symptome der Wechseljahre. Alltagstaugliche Tipps, Übungen und Rezepte führen wie ein Kompass durch diese spannende Lebensphase und ermöglichen ein energievolles Lebensgefühl bis ins hohe Alter.
ISBN 978-3-8338-9486-2 GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
Lipödem – jede 10. Frau!
Die Erkrankung ernst nehmen und zeitnah handeln
Weniger essen, mehr Sport – für Betroffene mit Lipödem klingen diese Empfehlungen wie blanker Hohn, denn sie helfen bei der Erkrankung nicht. Der Bedarf an Aufklärung ist groß, obwohl rund zehn Prozent aller Frauen von einem Lipödem betroffen sind. Wir sprachen mit Experten: dem Hamburger Chirurgen Prof. Dr. Dr. Klesper, der seit rund zehn Jahren erfolgreich Frauen mit Lipödem operiert, und der Klinikmanagerin Carina G.-Weise.
Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mitumgesetzt.
Was ist ein Lipödem und was passiert dabei im Körper?
Prof. Dr. Dr. Klesper (PK): Ein Lipödem ist eine entzündliche Fettgewebeverteilungsstörung, die vorwiegend die untere Körperhälfte betrifft, insbesondere Ober- und Unterschenkel, manchmal auch die Oberarme, Unterarme und Hüften. Es wird eine genetische Komponente vermutet, wobei die Vererbung nicht immer eindeutig ist. Ich habe zum Beispiel oft Patientinnen, deren Mütter schlank sind, während sie selbst an einem Lipödem leiden.
Die Entzündung fördert das Wachstum des Lipödems; sie führt auch zu den typischen Beschwerden wie Schmerzen, Schwellungen und Berührungsempfindlichkeit. Die Kapillaren, die kleinen Blutgefäße, werden fragil und brechen leicht, was zu blauen Flecken führt. Viele Betroffene klagen zudem über ein Kältegefühl.
Wie bemerken Betroffene die Erkrankung?
PK: Sie äußert sich meist zunächst in einer erhöhten Druckempfindlichkeit und einer Disproportion von einem schlanken Ober- und
Carina G.-Weise und Prof. Dr. Dr. Klesper Klinikmanagerin und Ärztlicher Direktor der Beauty Klinik an der Alster
einem voluminösen Unterkörper. Schnell kommen auch ein Schweregefühl und Schmerz hinzu, was die Beweglichkeit beeinträchtigt. Viele Betroffene berichten, dass sie viel Sport treiben, aber trotzdem nicht abnehmen können.
Die Gesundheit leidet in mehrfacher Hinsicht. Wir haben Untersuchungen zur psychischen Gesundheit von Lipödempatientinnen im Rahmen meiner Professur an der MSH durchgeführt. Insbesondere im Hinblick auf Selbstwert, Selbstbewusstsein und depressive Verstimmungen. Wenn das Lipödem chirurgisch, mittels einer schonenden Liposuktion, behandelt wird, bessern sich diese Symptome deutlich oder verschwinden ganz.
Was bedeutet es, mit einem Lipödem zu leben?
Carina G.-Weise (CGW): Vor allem geht es darum, die Schmerzen zu bewältigen. Viele Betroffene müssen ihre Aktivitäten stark einschränken – ein Stadtbummel oder längere Wanderungen sind oft nicht mehr möglich. Auch im Alltag, zum Beispiel als junge Mutter, sind Einschrän-
kungen spürbar, wenn man nicht mehr mit dem Kind auf dem Boden spielen kann. Ein Leben mit Lipödem erfordert zudem ein hohes Maß an Selbstmanagement.
In den kurzen Terminen beim Phlebologen bleibt oft keine Zeit für umfassende Aufklärung, deshalb ist es wichtig, dass sich die Betroffenen selbst informieren und sich in Selbsthilfegruppen austauschen.
Welche Behandlungsmethoden gibt es für das Lipödem?
PK: Zunächst empfehlen wir die konservative Behandlung ohne Operation. Dazu gehören das Tragen von maßgeschneiderter Kompressionskleidung, Lymphdrainagen und eventuell eine antientzündliche Ernährung. Diese Maßnahmen können das Fortschreiten des Lipödems verlangsamen, aber nicht stoppen. Im Gegensatz dazu kann die operative Lipödemtherapie, also eine besondere Form des Fettabsaugens, die Beschwerden in den betroffenen Bereichen dauerhaft lindern, vorausgesetzt, die Operation wird korrekt und konsequent durchgeführt. Wichtig ist, dass ein großer Teil des erkrankten Fettgewebes entfernt wird, damit die Patientinnen nicht wieder erhebliche Zunahmen am erkrankten Fettgewebe in diesen Bereichen erleben.
Wann raten Sie zu einer Operation?
PK: Ich rate keiner Patientin aktiv zu einer Operation. Der Wunsch muss von der Patientin selbst kommen. Oft ist der richtige Zeitpunkt erreicht, wenn die Patientin sagt, dass sie mit den Beschwerden/Schmerzen ihrer Beine so nicht mehr leben möchte. Dann sollte sie sich ernsthaft Gedanken über eine Operation machen.
Wie findet man den geeigneten Chirurgen?
PK: Ist die Entscheidung für eine Operation gefallen, sollten Patientinnen darauf achten, dass sie sich in erfahrene Hände begeben. Es gibt große Unterschiede zwischen einer rein kosmetischen Fettabsaugung und einer speziell auf das Lipödem zugeschnittenen Operation. Hierbei ist neben der Erfahrung des Chirurgen das richtige Verfahren der Fettabsaugung wesentlich. Hierzu eignen sich laut den Fachgesellschaften zwei Methoden, die PAL und die WAL. Patientinnen sollten sich gut informieren, die Erfahrung des Arztes prüfen und idealerweise jemanden wählen, der diese Operationen schon viele Jahre durchführt.
Was ist nach dem Eingriff besonders wichtig?
PK: Besonders wichtig ist im Nachgang, dass die Patientinnen die Anweisungen ihres Operateurs befolgen. Direkt nach der OP bekommen sie eine spezielle Kompressionsware, die hilft, Schwellungen zu reduzieren und den Heilungsprozess zu unterstützen. Ruhe und Erholung sind ebenfalls entscheidend, und wir empfehlen, sich ein bis zwei Wochen Auszeit zu gönnen. Ab dem zweiten Tag sind leichte Spaziergänge gut, aber die Patientinnen sollten es langsam und im eigenen Tempo angehen. Von klinischer Seite aus ist es zudem unerlässlich, dass die verordneten Medikamente korrekt eingenommen werden. Außerdem sollten Patientinnen innerhalb von einer Woche mit der Lymphdrainage beginnen, die mindestens zwei- bis dreimal pro Woche durchgeführt werden sollte. Das ist ein wesentlicher Bestandteil des Heilungsprozesses und hilft, die Wundschwellungen schneller abzubauen.
LIPÖDEMSELBSTTEST
Sie leiden häufiger an blauen Flecken, ohne dass Sie sich stark gestoßen haben?
Trotz Diäten und Sport können Sie an den Oberschenkeln kein Gewicht verlieren?
Wie erleben Sie Ihre Patientinnen einige Monate nach der Operation?
CGW: Die meisten Patientinnen fragen sich, warum sie den Eingriff nicht schon viel früher haben durchführen lassen, da sie ihre alte Leichtigkeit, über die Lebensjahre schon vergessen, plötzlich wiedergewonnen haben. Wir beobachten, dass viele Patientinnen über die zurückgewonnene Mobilität einen Motivationsschub erhalten und dadurch „wie von allein“ weiter an Gewicht verlieren, was vor der OP den meisten unmöglich war. Selbst depressive Verstimmungen sind bei den jüngeren Patientinnen schon nach kurzer Zeit verschwunden.
Wo können sich Patientinnen austauschen und informieren?
CGW: Selbsthilfegruppen sind eine hervorragende Möglichkeit zum Austausch, da sie einen neutralen Raum für den Erfahrungsaustausch bieten. Auch Instagram kann hilfreich sein, obwohl man hier vorsichtig sein muss, da es viele Informationen gibt, die nicht immer verlässlich sind. Es gibt auch größere Portale, aber diese sind oft kommerziell ausgerichtet und weniger neutral.
Was sind die Vorteile Ihrer Klinik? Was schätzen Ihre Patientinnen besonders?
CGW: Unsere Patientinnen schätzen besonders die persönliche und fast Rund-um-dieUhr-Betreuung, die sie bei uns erhalten. Wir nehmen uns Zeit für jede Patientin, und es gibt keine Massenabfertigung. Jede Patientin wird von dem Arzt operiert, der sie auch aufgeklärt hat, und wir sind auch nach der OP jederzeit für sie da. Das schafft Vertrauen und Sicherheit, und das wissen unsere Patientinnen sehr zu schätzen..
Auswertung
Wenn Sie die meisten Fragen mit einem beantwortet haben, liegt bei Ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit ein Lipödem vor.
Stellen Sie sich bitte zur Abklärung der Diagnose bei einem Phlebologen, also einem Facharzt für Venenheilkunde, vor.
Gern beraten wir Sie zur operativen Therapie dieser Erkrankung in unserer Lipödem Klinik an der Alster.
Alltägliche Aktivitäten sind durch die Beschwerden der Beine eingeschränkt?
Trotz eines schlanken Oberkörpers haben Sie deutlich kräftigere Oberschenkel
Ihre Beine fühlen sich schwer an, besonders am Abend?
Sie sind an den Beinen sehr druck- und schmerzempfindlich?
Auf unserem Instagramkanal @lipoedemklinikhamburg und auf unserer Website www.lipödem. hamburg finden Sie viele weitere Informationen zum Thema Lipödem, Behandlungsmöglichkeiten, Nachsorge sowie Erfahrungsberichte von anderen betroffenen Frauen.
Lipödem Klinik an der Alster Mittelweg 18 20148 Hamburg Tel.: 040 41622819
Vorsorge als Selbstfürsorge –hinfühlen statt wegsehen
Brustkrebs ist bei Frauen die häufigste Krebsart – jede Achte erkrankt im Laufe ihres Lebens daran. Das Risiko für eine Erkrankung steigt dabei bis zum Alter von 65 Jahren zunehmend an. In den meisten Fällen ist die Heilungschance umso besser, je früher der Krebs erkannt wird. Die Krebsfrüherkennung ist deshalb besonders wichtig – in jedem Alter!
Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit umgesetzt. Brustkrebsfrüherkennung
Die Überlebensrate bei Brustkrebs beträgt 83 Prozent, bezogen auf zehn Jahre. Die Früherkennung und die damit einhergehende Behandlungsmöglichkeit der Krankheit tragen zu einer möglichen Heilung bei. Dabei gilt: Keine Maßnahme kann allein eine hundertprozentige Sicherheit geben. Vielmehr geht es darum, Frauen zu ermutigen, einen achtsamen Umgang mit sich selbst zu pflegen und mögliche Veränderungen wahr- und ernst zu nehmen, ohne in Angst zu verfallen.
Die folgenden Möglichkeiten der Brustkrebsfrüherkennung sollte jede Frau kennen:
Abtasten der Brüste: Das Kennenlernen und die Wahrnehmung der eigenen Brust sind ein wirkungsvoller Baustein bei der Früherkennung von Brustkrebs. Außerdem ist die Selbstabtastung die einzige Früherkennungsmöglichkeit, die jede Frau selbstständig zu Hause durchführen kann. Bemerkenswert ist, dass etwa 80 Prozent der Mammakarzinome entdeckt werden, weil Frauen selbst Veränderungen in ihrer Brust feststellen. Wichtig: Eine Veränderung bedeutet nicht direkt Brustkrebs – auch Zysten können beispielsweise die Ursache für eine Auffälligkeit sein. Trotzdem sollten Veränderungen immer mit einem Arzt abgeklärt werden.
Auf folgende Merkmale sollte bei der Brustabtastung geachtet werden:
• Schmerzen an einer Stelle der Brust
• Knötchen in der Achselhöhle oder der Brust
• Anschwellen der Haut oder Entstehung von Cellulite im Bindegewebe der Brust
• Flüssigkeitsaustritt aus der Brustwarze
• Veränderungen der Brustwarze
• Veränderung der Größe der Brust
• Beim Heben der Arme verformt oder bewegt sich eine Brust anders als die andere
•Hautrötungen (teils aussehend wie Schorf), die nicht abklingen
Der ideale Zeitpunkt für die Selbstabtastung ist zum Ende der Regelblutung bzw. in der ersten Woche nach dem Zyklus. Zu diesem Zeitpunkt ist das Brustgewebe weicher und weniger druckempfindlich. Nach den Wechseljahren ist der Zeitpunkt beliebig, da sich das Gewebe nicht mehr so stark verändert.
Mindestens einmal pro Monat! Beim Abtasten der Brüste ist eine Regelmäßigkeit sehr wichtig. Bei einer Abtastung mindestens einmal im Monat ist schon nach kurzer Zeit die Wahrnehmung deutlich gesteigert. Zur Unterstützung der Selbstabtastung wurde die breastcare App entwickelt. Durch einen Zykluskalender wird monatlich der ideale Zeitpunkt zur Selbstabtastung ermittelt und die App erinnert an den Check.
Ärztliche Tastuntersuchung: Die ärztliche Tastuntersuchung ist für Frauen ab 30 Jahren vorgesehen. Einmal jährlich werden dabei vom Arzt die Brüste sowie die Lymphknoten in den Achselhöhlen abgetastet und mögliche Auffälligkeiten der Größe, Form oder der Hautstruktur und der Brustwarzen geklärt.
Die Teilnahme an den regelmäßigen Früherkennungsuntersuchungen ist freiwillig. Die Kosten werden von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Die Leistungen können von Patientin zu Patientin und möglicherweise auch unter den verschiedenen Krankenkassen variieren.
Brustultraschall: Bei der Sonographie werden kurze Schallwellenimpulse durch die Haut gesendet. Gewebeanteile mit unterschiedlicher Dichte reflektieren diese Impulse unterschiedlich stark, entsprechend farblich abgegrenzt werden diese dann auf dem Ultraschallbild dargestellt. Die meisten Gewebeschichten werden in verschiedene Grautöne umgewandelt. Auffälligkeiten wie etwa Zysten oder Knoten können durch diese Methode oft problemlos identifiziert werden.
Die Sonographie kommt deshalb vor allem bei unklaren Tast- oder Mammographiebefunden zum Einsatz. Als alleinige Untersuchungsmethode eignet sie sich jedoch nicht. Vor allem auch bei jungen Frauen mit sehr dichtem Brustgewebe oder Frauen mit Brustimplantaten liefert die Sonographie wertvolle Einblicke. Die Ultraschalluntersuchung ist schmerzfrei. Da keine Röntgenstrahlung zum Einsatz kommt, kann das Verfahren ohne Risiko durchgeführt werden.
Mammographie: Die Mammographie ist eine Röntgenuntersuchung der Brust, bei der bereits sehr kleine, noch nicht zu ertastende Knötchen oder sogenannter Mikrokalk (ein Vorstadium von Brustkrebs) erkannt werden können. Die Mammographie wird im Stehen durchgeführt. Dabei werden die Brüste kurz zwischen zwei Plexiglasplatten gepresst, was für einige Frauen etwas unangenehm oder schmerzhaft ist. Von vorne sowie von der Seite werden dabei Röntgenaufnahmen erstellt.
Die Mammographie wird angewandt, um Auffälligkeiten bei der ärztlichen Tastuntersuchung abzuklären. Vor allem bei jüngeren Frauen mit sehr dichtem Brustgewebe ist diese Methode jedoch nicht so wirksam wie die Sonographie.
Unabhängig von Symptomen wird diese Methode im Rahmen des MammographieScreening-Programms bundesweit Frauen zwischen 50 und 75 Jahren alle zwei Jahre als Vorsorgeuntersuchung angeboten. Diese erfolgt zusätzlich zur ärztlichen Tastuntersuchung und wird in der Regel von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.
Appell an alle Frauen: Tasten Sie regelmäßig Ihre Brüste ab, nutzen Sie Vorsorgeangebote und betreiben Sie dadurch Vorsorge als Selbstfürsorge – für sich selbst, aber auch für Ihre Liebsten!.
2020 ertastete Moderatorin, Buchautorin und Coach Tanja Bülter einen Knoten in der Brust –dann ging alles schnell. Im Interview berichtet sie von der großen Unterstützung ihrer Mutter Elke und davon, was ihr in dieser schweren Zeit die Kraft gegeben hat, optimistisch zu bleiben und wieder gesund zu werden.
Redaktion Miriam Rauh
Foto: privat
Als Sie die Krebsdiagnose erhielten, kämpfte die Welt mit der Corona-Pandemie – und für Sie kamen von einem Tag auf den anderen noch mehr Sorgen hinzu. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Tanja Bülter: Ich entdeckte im Oktober 2020 unter der Dusche einen kleinen Knubbel und ging damit zum Arzt. Es folgten mehrere Untersuchungen und schließlich eine Biopsie, die leider die Gewissheit brachte, dass es sich um einen sehr aggressiven Tumor handelte –triple-negativ, eine der schlimmeren Formen.
Aufgrund der Kontaktbeschränkungen in dieser Zeit machte ich damals alle Arztbesuche alleine. Auch die Genesung und die Behandlungszeit habe ich weitgehend allein bewältigt. Es war hart für mich, besonders das erste Diagnosegespräch, bei dem man eigentlich eine vertraute Person an seiner Seite haben sollte. Wenn man gesagt bekommt, dass man Krebs hat, schaltet das Gehirn aus. Ich bin zwar als Journalistin gewohnt, schlechte Nachrichten aufzunehmen und zu verarbeiten – aber wenn es einen persönlich betrifft, fehlt die Distanz.
Wie lange dauerte es vom ersten Verdachtsmoment, bis Sie Klarheit hatten?
TB: Vom Ertasten des Knotens bis zum Arztbesuch vergingen etwa zehn Tage; rund vier Wochen später begann bereits die Chemotherapie. Es ging alles sehr schnell und erforderte Organisationstalent. Ich habe mich an meinen Hausarzt gewandt und ihn um Unterstützung gebeten. Er hat teilweise andere Termine für mich gemacht, zum Beispiel. für ein MRT.
Wo wurden Sie behandelt?
TB: Ich wurde in der Charité operiert und habe meine Chemotherapie in einer Ambulanzpraxis gemacht, die haarerhaltende Maßnahmen anbot. Das ist in Deutschland immer noch recht selten. Mein Arzt in der Ambulanzpraxis und mein Professor an der Charité waren in ständigem Austausch; das hat gut funktioniert.
Sie konnten Ihre Haare erhalten?
TB: Ja, das ist ein modernes Verfahren. Eine spezielle, sehr fest sitzende Kappe kühlt den Kopf auf wenige Grad. Dadurch nehmen die Haarzellen die Chemotherapie nicht mehr auf. Die Prozedur ist unangenehm und ein gewisser Haarverlust ist dennoch gegeben, aber ich habe etwa 60 bis 70 Prozent meiner Haare behalten. Psychologisch war das ein großer Gewinn für mich.
Elke Bülter: Jeder Frau ist ihr Haar wichtig. Leider gibt es diese Möglichkeit noch viel zu selten.
Ich habe manchmal den Eindruck, das Thema Haarverlust wird teils von Ärzten als nebensächlich abgetan. Aber es hat einen großen Effekt auf die Psyche, und das ist wichtig für die Genesung.
TB: Absolut. Die Anwendung der Kühlkappe ist zwar unangenehm, aber es hat funktioniert, und dafür bin ich sehr dankbar.
Hatte Ihnen jemand zu dieser Maßnahme geraten?
TB: Bei einer Krebsdiagnose muss man sich von heute auf morgen mit einer neuen Thematik auseinandersetzen. Ich habe viel recherchiert, mit Ärzten gesprochen und Freunde und Bekannte um Rat gebeten. Auch auf der Yes!APP von YesWeCancer.org findet man viele Informationen. In Großbritannien bietet man 80 Prozent aller Brustkrebspatientinnen eine Kühlkappe an, während das Verfahren in Deutschland wenig bekannt ist und oft selbst bezahlt werden muss.
EB: Was sich nicht jeder leisten kann.
Sie sind Mutter und alleinerziehend – eine zusätzliche Herausforderung, wenn man sich auf die eigene Gesundheit konzentrieren muss. Sie erhielten damals Unterstützung durch Ihre Mutter?
TB: Meine Mutter hat mich sehr unterstützt –ich bin sehr glücklich, sie an meiner Seite zu haben! Sie hat eine angeborene Fröhlichkeit und hat mich an den Tagen, an denen sie hier war, aufgemuntert und gekocht. Es gab diesen einen Pommestag, an den wir beide noch heute denken. Während einer Chemo hat man oft einen intensiven Eisengeschmack im Mund und hat teilweise gar keinen Appetit – oder auf Dinge, die man sonst nicht isst. Ich hatte plötzlich Heißhunger auf Pommes frites, und dann hat meine Mutter mir ein Backblech davon gemacht –und noch eins …
EB: Ich hätte alles gemacht für Tanja. Als mein Mann und ich von der Diagnose erfahren haben, sagten wir sofort, dass wir für Tanja und die Kinder da sind. Es gab kein Zögern. Wir sind eng miteinander, das ist schön.
So wertvoll für Ihre Tochter! Wie sind Sie mit Ihren eigenen Sorgen umgegangen?
EB: In der Zeit war das überhaupt nicht wichtig für mich, ich habe funktioniert, und das kam aus tiefstem Herzen. Wenn ich Sorgen hatte, habe ich sie nicht gezeigt. Ich habe immer zu Tanja gesagt: „Du schaffst das.“ Mit einer guten Freundin konnte ich über alles sprechen, für Tanja war ich stark. Sie ist eine Kämpferin; sogar während der Behandlung hat sie gearbeitet und Sport gemacht. Ich habe das immer bewundert.
TB: Es hat mir sehr geholfen, dass du da warst. Und es hat mir auch geholfen, zu arbeiten, Sport zu machen und mich auf andere Dinge zu konzentrieren. Das war eine Art Therapie für mich.
Dennoch eine schwierige Zeit. Wie haben Sie es geschafft, nicht in eine negative Gedankenspirale zu geraten?
EB: Bei einer solchen Diagnose kommen natürlich Ängste auf, aber wir haben immer positiv gedacht. Das war nicht einfach, aber es ist gelungen.
Wie haben Ihre Kinder diese Zeit erlebt?
TB: Wir haben einen eigenen Rhythmus entwickelt. Die Kinder und ich haben stundenlang Schiffe versenken gespielt oder haben uns alte Serien angeguckt. Es war eine sehr intensive Zeit, die wir hier zu Hause hatten. Ich habe die Kinder auch einbezogen; meine Tochter zum Beispiel durfte immer meine Pflaster wechseln, das hat sie auch sehr gewissenhaft gemacht (lacht).
EB: Tanja sagte immer: „Ich schaffe das für meine Kinder!“
TB: Auch hier war ich sehr dankbar für die Unterstützung meiner Mutter. Sie hat das Homeschooling für meine Tochter übernommen und sich in Teams und andere Online-Tools eingearbeitet. Mein Sohn war schon größer, er hat das gut alleine hinbekommen. Aber ich musste lernen, bestimmte Dinge abzugeben.
Sie hatten den Tumor selbst entdeckt, nicht im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung?
TB: Ja, richtig. Tatsächlich war ich erst ein paar Monate vorher bei der Vorsorge, aber so ein Tumor ist unberechenbar. Ich kann jeder Frau nur raten, sich regelmäßig selbst abzutasten. Auf der Seite von Pink Ribbon gibt es Anleitungen, wie man das richtig macht. Man kann es einfach in die tägliche Routine einbauen, beispielsweise unter der Dusche. Das ist kein großer Aufwand und es kann Leben retten.
EB: Frühes Erkennen ist so wichtig! Jede Frau sollte sich regelmäßig die Zeit nehmen, ihre Brüste abzutasten – egal ob jung oder alt. Brustkrebs kennt kein Alter.
Sie haben nicht nur ein Buch zum Thema Brustkrebs geschrieben, „Brust raus“, sondern auch ein Online-Webinar entwickelt. Was ist der Inhalt des Programms?
TB: Positives Denken kann man trainieren. Ich wollte ein Programm entwickeln, das ich auch in Firmen und Kliniken vortragen kann. Mittlerweile kann man es auch auf meiner Website www.tanja-buelter.de finden, zum Download, mit Übungen und Workbooks. Ein positives Mindset ist nicht nur wichtig, wenn man erkrankt ist, sondern generell für ein erfolgreiches und glückliches Leben. Je mehr Menschen ein optimistisches Weltbild haben, desto besser geht es uns allen.
Ich biete zudem vierwöchige Online-Coachings an, vorwiegend für Frauen. Das Oberthema ist: „Wie man Ballast loswird, positiver denkt und mit System durch den Alltag navigiert.“ Auch das Coaching richtet sich nicht zwingend an kranke Menschen, sondern an alle, die sich konkrete Ziele setzen möchten, resilienter werden und effektive Stressmanagement-Techniken erlernen möchten. Ich wende diese Techniken selbst an, die Methodik funktioniert bestens!.
Blasenentzündung
Alltagsleiden Harnwegsinfekte
Wiederkehrende Blasenentzündungen und andere Harnwegsinfekte sind für viele Frauen ein leidiges Problem. Doch es gibt Möglichkeiten, den schmerzvollen Entzündungen vorzubeugen und im Fall der Fälle die Beschwerden zu lindern.
Als Harnwegsinfekte bezeichnet man Schleimhautentzündungen der ableitenden Harnwege, also des Nierenbeckens, des Harnleiters, der Harnblase oder der Harnröhre. Die häufigste Form ist die Blasenentzündung. Sie betrifft Frauen viermal öfter als Männer. Etwa 60 Prozent aller Frauen leiden in ihrem Leben mindestens einmal darunter, jede zehnte Frau erlebt dies sogar ein oder mehrmals im Jahr
Ursachen einer Harnwegsinfektion Ausgelöst wird ein Harnwegsinfekt meist durch Bakterien, vor allem durch die natürlichen Darmbakterien E. coli. Diese können bei Frauen aufgrund der Nähe zwischen Harnröhren- und Darmausgang leicht den Weg in die Blase finden. Auch beim Geschlechtsverkehr können Bakterien in die Harnröhre gelangen
und von dort in die Harnblase oder schlimmstenfalls bis in die Nieren aufsteigen. Ein geschwächtes Immunsystem sowie hormonelle Einflüsse, beispielsweise in den Wechseljahren, begünstigen ebenfalls eine bakterielle Infektion. Typische Symptome sind dann häufiger Harndrang, Brennen beim Wasserlassen, unkontrollierter Urinverlust, Schmerzen im Unterbauch, ein allgemeines Krankheitsgefühl oder sichtbares Blut im Urin.
Wie Sie einer Entzündung vorbeugen können Zur Vorbeugung gegen wiederkehrende Harnwegsinfekte ist es wichtig, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um die Harnwege durchzuspülen und Bakterien auszuscheiden. Entleeren Sie Ihre Blase regelmäßig und auch immer zeitnah nach dem Geschlechtsverkehr. Achten Sie bei der Reinigung nach dem Stuhlgang darauf, dass keine Darmbakterien in den Intimbereich gelangen können.
Redaktion Jo Leonardt
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BEI BLASENENTZÜNDUNG,
NIEREN- & HARNWEGSBESCHWERDEN
Wie wird ein Harnwegsinfekt behandelt? Ist dennoch eine Infektion aufgetreten, gibt es verschiedene Möglichkeiten der Behandlung. Bei einer sogenannten unkomplizierten Blasenentzündung ohne Begleiterscheinungen helfen krampflösende und durchspülende Arzneimittel, die Beschwerden zu lindern. Die Entzündung heilt dann nach einigen Tagen oft von allein aus. Geschieht dies nicht, muss zwingend ein Arzt aufgesucht werden, um schwere Verläufe zu verhindern. Gelegentlich wird ein unkomplizierter Infekt auch mit Antibiotika behandelt, etwa bei sehr starken Schmerzen. Unumgänglich ist eine Antibiotikatherapie hingegen bei komplizierten Harnwegsinfekten. Im Anschluss an die Therapie helfen wiederum pflanzliche Präparate zur Harnwegsspülung, einer erneuten Infektion vorzubeugen. . REZEPTFREI
Traditionelles p anzliches Arzneimittel, bewährt seit 1946, bei Entzündungen der Harnwege (Blasenentzündung) und zur Vorbeugung und Durchspülungstherapie bei Nierengrieß. erschwert das Einnisten von Bakterien wirkt harntreibend wirkt natürlich gegen die Entzündung beugt Rückfällen vor entkramp die Blasenmuskulatur erhältlich auch als Hartkapseln
In einer Gesellschaft, die sich ständig weiterentwickelt und offen über verschiedene Themen spricht, die viele betreffen, gibt es immer noch Bereiche, die weniger Beachtung finden. Ein Thema ist Blasenschwäche. Für zwei Drittel aller Frauen gilt es als Tabuthema, dabei ist knapp ein Viertel aller Frauen in Deutsch land davon betroffen. Babett Haußmann ist eine von ihnen. Jahrelang schwieg sie über ihr Leiden. In unserem Magazin bricht sie ihr Schwei gen, um anderen Frauen Mut zu machen.
„Lasst uns offen über Blasenschwäche reden!“
Frau Haußmann, wann wurde Ihnen Ihre Blasenschwäche zum ersten Mal bewusst?
Schon seit der Geburt meiner beiden Söhne vor über 40 Jahren kam es immer mal vor, dass ich etwas Urin verloren habe. Doch ich habe mir keine weiteren Gedanken darüber gemacht, weil es nicht häufig vorkam und auch nicht viel Urin war. Doch vor sechs Jahren, bei einem Fußballspiel meiner Enkeltochter, wurde mir bewusst, dass etwas nicht stimmen kann. Ich feuerte meine Enkelin an, die im Tor stand. Und jedes Mal, wenn sie einen Ball hielt und ich vor Freude hüpfte, ging etwas in meine Hose. Irgendwann war es richtig nass – das war mit furchtbar unangenehm. Ich fuhr direkt nach Hause. Sehr gern wäre ich dort geblieben und hätte meine Enkelin weiter unterstützt, doch es ging nicht. Zu Hause habe ich mich gewaschen und etwas Neues angezogen. Danach habe ich das Erlebte verdrängt. Was sollte ich auch sonst tun? Darüber spricht man nicht.
Wie ging es weiter?
Ich verdrängte es noch eine ganze Weile. Doch die Vorfälle mehrten sich, bis ich schon beim Niesen den Urin nicht halten konnte. Der Drang, ständig zur Toilette zu müssen, wurde immer stärker. Manchmal ging ich viermal pro Stunde. Hinzu kamen die sozialen Einschränkungen. Ich ging kaum noch vor die Tür, und wenn wir uns mit Freunden trafen, kniff ich krampfhaft die Beine zusammen, wenn es lustiger wurde, damit nichts in die Hose ging. Das war sehr belastend für mich.
Haben Sie sich jemandem anvertraut oder mit einem Arzt darüber gesprochen?
Nein, das kam für mich damals nicht infrage. Ich schämte mich viel zu sehr und erzählte nicht mal meinem Mann davon. Er fragte nur immer mal wieder, warum ich so ruhig bin. Das tat ich dann mit Kreislaufproblemen oder Kopfschmerzen ab. Mein Allgemeinarzt ist ein Mann, und dem wollte ich auch nicht davon erzählen. Doch vor vier Jahren vertraute ich mich schließlich meiner Frauenärztin an. Es kostete mich große Überwindung und ich schämte mich sehr dafür. Die Frauenärztin reagierte jedoch völlig unbeeindruckt, als würde ich ihr von einer Erkältung erzählen. Das half mir sehr. Sie gab mir einen Überweisungsschein für den Urologen.
Sind Sie zum Urologen gegangen? Ja, aber erst drei Monate später. Da der Urologe in meiner Nähe ein Mann ist, begann ich wieder, mit mir zu hadern, machte dann aber doch einen Termin. Er bemerkte sofort mein Schamgefühl bezüglich des Themas und klärte mich erst einmal auf, dass sehr viele Frauen davon betroffen sind. Das half mir – das Gefühl, nicht allein mit diesem Problem zu sein. Er machte einige Untersuchungen und diagnostizierte schließlich eine starke Belastungsinkontinenz. Einige Wochen später hatte ich eine Schlingenoperation. Dabei wird unterhalb der Harnröhre, durch die der Urin aus der Blase abfließt, ein Band angebracht. Wenn man hustet, drückt das Band die Harnröhre zusammen und schafft somit die erforderliche Verstärkung, um einen Harnverlust zu verhindern.
Wie sieht Ihr Alltag heute mit Belastungsinkontinenz aus?
Lange Zeit hatte ich dank der OP keine großen Probleme, doch das ist leider nicht mehr so. Ich verliere wieder häufig Urin – mal mehr, mal weniger – und habe ständig das Gefühl, zur Toilette zu müssen. Doch ich habe mich daran gewöhnt und nutze Einlagen. Die geben mir das Gefühl von Sauberkeit und Sicherheit.
Inkontinenz ist ein gesellschaftliches Tabuthema. Sie reden heute offen mit uns darüber. Warum?
Weil ich weiß, dass es vielen so geht wie mir. Doch alle schweigen aus Scham, gehen nicht zum Arzt und isolieren sich. Das darf einfach nicht sein. Natürlich ist es kein angenehmes Thema, aber es wegzuschweigen macht es nicht besser. Wir sind viele, und das sollte sich jeder, der an Inkontinenz leidet, bewusst machen. Und ich mache heute den Anfang –für mich, aber auch für andere Betroffene!
Was möchten Sie anderen Betroffenen raten?
Schämt euch nicht. Wer an Inkontinenz leidet, hat ein ordentliches Päckchen zu tragen, doch ist es keine tödliche Krankheit. Es gibt also Schlimmeres. Versucht, offen damit umzugehen, nutzt Hilfsmittel und genießt euer Leben, denn das ist mit Inkontinenz nicht vorbei!.
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