Leben mit Schmerzen

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Leben mit...

Schmerzen

Seite 4–11

Lupus erythematodes, akute hepatische Porphyrie, Morbus Fabry, CRPS –schmerzhaft und selten

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Essen gegen Schmerzen –Johann Lafer und Liebscher & Bracht im Interview

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Bleiben Sie in Bewegung –Hilfe bei Rückenschmerzen, Osteoporose, Arthrose und Lipödem

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Multiple Sklerose –Nicole Kraß lässt sich von der Erkrankung nicht aufhalten

„Krämpfe im Kopf“

Carina Teresa leidet seit ihrer Kindheit an chronischer Migräne. Wie sie ihren Alltag meistert und was sie sich von der Gesellschaft wünscht, erzählt sie im Interview.

Jeder Mensch hat das Recht auf eine angemessene Schmerzlinderung und individuell bestmögliche Lebensqualität trotz Schmerzen!

Mehrere Millionen Menschen in Deutschland leiden an chronischen Schmerzen. Je nach individuellen Voraussetzungen sowie Verlauf können Schmerzen das Leben mehr oder weniger stark beeinträchtigen, nicht selten treten sie mit ihrem individuellen Leidensdruck auch in den Vordergrund. Folgende Zahlen verdeutlichen dies:

Thomas Isenberg

„Leider dauert es oftmals Jahre, bis Patienten den Weg zu einer guten erapie nden.“

Etwa 23 Millionen Deutsche (28 Prozent) berichten über chronische Schmerzen, 95 Prozent davon über chronische Schmerzen, die nicht durch Tumorerkrankungen bedingt sind. Legt man die „Messlatte“ der Beeinträchtigung durch die Schmerzen zugrunde, so erfüllen sechs Millionen Deutsche die Kriterien eines chronischen, nicht tumorbedingten, beeinträchtigenden Schmerzes. Die Zahl chronischer, nicht tumorbedingter Schmerzen mit starker Beeinträchtigung und assoziierten psychischen Beeinträchtigungen (Schmerzkrankheit) liegt bei 2,2 Millionen Deutschen. Damit ist der Schmerz Volkskrankheit wie Diabetes und Bluthochdruck.

Leider dauert es aber oftmals Jahre, bis Patienten den Weg zu einer guten Therapie finden. Während beispielsweise im Falle von Menschen mit tödlich verlaufenden Grunderkrankungen palliativmedizinische Versorgungsangebote für sterbenskranke Menschen eine gute Hilfe sein können, ist es gerade auch für nicht tumorerkrankte Menschen mit Schmerzen oftmals sinnvoll, gezielt fachlich speziell weitergebildete Ärzte aufzusuchen, die sich besonders gut mit Schmerzen auskennen. Deshalb der Tipp: Fragen Sie ruhig Ihren (Haus-)Arzt, ob für Sie die Überweisung zu einem „Speziellen Schmerztherapeuten“ oder in ein Schmerzzentrum infrage kommen könnte und wo in Ihrer Region es dazu Experten gibt. Für viele Schmerzpatienten ist oftmals die „Interdisziplinäre Multimodale Schmerztherapie“ ein guter Hoffnungsschimmer.

Und: Neue Versorgungsformen und innovative Therapiekonzepte setzen sich nicht immer schnell und gut im Gesundheitswesen durch. Deshalb hat die Bundesregierung vor rund sieben Jahren beschlossen, für die Ge-

setzliche Krankenversicherung (GKV) einen sogenannten Innovationsfonds einzuführen, der seitdem jährlich mit 200 bis 300 Millionen Euro ausgestattet worden ist. Das Ziel: Es sollen Versorgungsformen aufgebaut werden, deren Ergebnisse nach drei Jahren wissenschaftlich bewertet und, falls sinnvoll, in die Regelversorgung in ganz Deutschland eingeführt werden. Über zwei Dutzend Modellprojekte im Bereich Schmerz können so die Versorgung zukünftig hoffentlich verbessern. Beispielsweise schließt das Projekt PAIN 2.0 eine wichtige Versorgungslücke, denn bei vielen Patienten ist derzeit die Chronifizierung von Schmerzen unnötig weit fortgeschritten. In bundesweit rund 20 Partnerstandorten der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. steht derzeit ein maßgeschneidertes ambulantes zehnwöchiges Kurzzeitprogramm zur Verfügung, das berufsbegleitend bei wiederkehrenden Schmerzen durchgeführt werden kann. Die Behandlung erfolgt im Rahmen einer bundesweiten Versorgungsforschungsstudie (PAIN 2.0), die mit rund sieben Millionen Euro öffentlicher Mittel gefördert wird. Das neue Programm der Studie ist insbesondere sinnvoll, wenn die Schmerzleiden noch nicht chronisch geworden sind. Melden Sie sich jetzt, wenn Sie als Patient dort mitmachen wollen. Die über 20 Zentren, die derzeit Patienten zur Teilnahme rekrutieren, finden Sie online unter www.pain2punkt0.de oder auf Nachfrage per Mail an info@pain2punkt0.de.

Weitere Informationen, für Patienten „rund um das Thema Schmerz“ sowie Links zu Selbsthilfegruppen gibt es zudem auf der Seite der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V.: www.schmerzgesellschaft.de.

Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe Ihr Thomas Isenberg.

Leben mit... Magazin Healthcare Mediapartner GmbH | Pariser Platz 6a | 10117 Berlin | www.healthcare-mediapartner.de Herausgeberin Franziska Manske Redaktionsleitung Benjamin Pank Layout Elias Karberg Coverbild Theresa Wiedenbein Druck BNN Badendruck GmbH Kontakt redaktion@lebenmit.de | www.lebenmit.de

Alle Artikel, die als „Gastbeitrag“ oder „Advertorial“ gekennzeichnet sind, sind gesponserte Beiträge. Die Texte der Ausgabe schließen alle Geschlechter mit ein. Zur besseren Lesbarkeit wird jedoch nur eine Geschlechtsform verwendet.

KNOCHEN. STARK.MACHER.

Unterschätzte Erkrankung:

OSTEOPOROSE

6,3 Mio. Menschen mit Osteoporose 1

5,2 Millionen Frauen1

1,1 Millionen Männer 1

Nur jede:r fünfte Betroffene wird angemessen behandelt 1

885.000 jährliche Neuerkrankungen 1

Informieren Sie sich auf der Website des Aktionsbündnisses Osteoporose: www.aktionsbündnis-osteoporose.de

Dort erwarten Sie:

• praktische Tipps zum Leben mit Osteoporose

• motivierende Videos zu den Themen Ernährung und Bewegung

• informative Experteninterviews

• weiteres Servicematerial zum Download!

Am 20. Oktober ist WeltOsteoporoseTag!

Fakten/Wissenswertes:

• Bereits ab dem 30. Lebensjahr kann sich jedes Jahr unbemerkt Knochenmasse abbauen. 2

• In Deutschland erleiden jedes Jahr 831.000 Menschen osteoporosebedingte Knochenbrüche. 3

Das können Sie selbst tun:

• Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt über Ihr persönliches Osteoporose-Risiko.

• Achten Sie im Alltag auf ausreichend Bewegung und Sport und eine ausgewogene, knochenstärkende Ernährung

Denn:

• Eine kalzium- und Vitamin-D-reiche Ernährung

• Ein Jahr nach einer Hüftfraktur haben 80 Prozent der Betroffenen Probleme mit Alltagstätigkeiten wie Autofahren oder Einkaufen und 35,5 Prozent der über 90-jährigen Patient:innen sind auf Langzeitpflege angewiesen.4 und

• Bewegung sind die Grundpfeiler, um einer Osteoporose vorzubeugen oder diese zu behandeln.

Er hat wiederkehrende heftige Bauchschmerzattacken, doch die Ärzte finden keine Ursache. Es könnte eine akute hepatische Porphyrie sein. Illustratives Foto: P. Cordani

Akute hepatische Porphyrie

Steckt eine seltene Ursache hinter schweren Bauchschmerzen?

Heftigste Bauchschmerzen, aber auch Übelkeit, Müdigkeit, Angstzustände, Depressionen oder Schmerzen in den Gliedmaßen, dem Rücken oder dem Brustkorb quälen die Betroffenen. Manchmal sind die Beschwerden weg, ein normales Leben ist möglich. Und dann kommen die Symptome plötzlich zurück – nichts geht mehr. Meist beginnt dann eine diagnostische Odyssee – trotzdem wird keine Ursache für diese vielschichtigen und extrem belastenden Beschwerden gefunden. Denn der Auslöser kann eine seltene genetische Erkrankung sein, die akute hepatische Porphyrie (AHP).

Ist die Krankheit diagnostiziert, können Betroffene Strategien entwickeln, die das Auftreten der Attacken verringern.

Bei meiner ersten Attacke hatte ich Schmerzen, wie ich sie noch nie zuvor hatte“, erinnert sich Ania Kalinowska in der Dokumentation „Meine zwei Ichs. Leben mit Porphyrie“, die auf der Website www.lebenmitporphyrie.de angeschaut werden kann. „Es folgten Übelkeit und Erbrechen. Ich ging zum Arzt und der vermutete Gallensteine. Einen Monat später hatte ich die nächste Attacke und dann jeden Monat eine“, so Ania weiter. Ein normales Leben war für sie nicht mehr möglich, sie lebte praktisch im Krankenhaus.

Wie Ania geht es vielen Patienten mit akuter hepatischer Porphyrie, denn die Symptome sind unspezifisch. Ärzte denken bei den Beschwerden eher an häufigere Erkrankungen wie virale Gastroenteritis, Reizdarmsyndrom (RDS), Entzugssymptomatik, Appendizitis, Cholezystitis, akutes Abdomen, Hepatitis, psychiatrische Erkrankungen, Psychose, Guillain-Barré-Syndrom, psychogene Erkrankung, Morbus Crohn, Krampfanfälle, Polyneuropathie und Fibromyalgie. Für die Betroffenen bedeutet dies häufig einen langen Leidensweg. Sie werden mit ihren schweren Symptomen von vielen Menschen nicht ernst genommen, da die beschriebenen Symptome nicht zum klinisch nachvollziehbaren Bild passen. Sie erhalten oft eine falsche Diagnose und müssen manchmal sogar nicht notwendige Operationen über sich ergehen lassen. Bis sie eine Diagnose erhalten, können bis zu 15 Jahre vergehen.

Zumeist Frauen betroffen AHP kann sowohl bei Männern als auch bei Frauen auftreten. Jedoch sind Frauen mit 83 Prozent deutlich häufiger betroffen als Männer. Meist sind die Erkrankten bei den ersten Attacken zwischen 18 und 45 Jahre alt, stehen also mitten im Leben. Durch die Beschwerden sind viele in

ihrem Alltag und ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt: Die Patienten können oft längere Zeit oder gar nicht arbeiten oder zur Schule gehen. Ihr gesellschaftliches Leben, beispielsweise Familienfeiern, Treffen im Freundeskreis oder andere Freizeitaktivitäten, sind stark eingeschränkt. Besonders belastend kann es für Betroffene sein, wenn ihre häufig extremen und zum Teil chronischen Beschwerden als psychosomatisch abgetan werden. Hinzu kommt, dass mit der Zeit aufgrund der anhaltenden Belastung auch die Bereitschaft von Angehörigen, Freunden und Kollegen abnimmt, die Erkrankten zu unterstützen.

Akute AHP-Attacken können lebensbedrohlich sein und dauern mindestens drei bis sieben Tage an. Sie können in vielen Teilen des Körpers starke Probleme verursachen und erfordern häufig eine Krankenhauseinweisung. Aber akute Attacken sind nicht die einzigen Anzeichen der Erkrankung: Bei manchen Patienten mit AHP treten täglich belastende Symptome auf, sogenannte chronische Symptome wie Angst, Übelkeit, Schmerzen und Erschöpfung, selbst wenn sie keine Attacke haben. Dies erschwert unter anderem die Diagnose.

Ein Hinweis, dass es sich bei starken Bauchschmerzen, deren Ursache nicht gefunden werden kann, um AHP handelt, ist die Kombination mit mindestens einem der in der Grafik gezeigten Symptome. Dabei können die Symptome von Person zu Person variieren und sich im Laufe der Zeit verändern. Darüber hinaus können sie sich in Häufigkeit und Schwere unterscheiden.

Diagnose per Urintest Menschen, die die typischen Beschwerden der akuten hepatischen Porphyrie bei sich beob-

achten, sollten ihren Arzt darauf ansprechen. Es kann mit einem Spontanurintest während oder direkt nach einer Attacke festgestellt werden, ob die Erkrankung vorliegt. Dazu werden im Labor die Konzentrationen von PBG (Porphobilinogen), ALA (Aminolävulinsäure) und Porphyrin im Urin bestimmt. Einen ersten Hinweis können Betroffene mit einem einfachen Test zu Hause erhalten: Verfärbt sich der Urin beim Stehen an der Luft dunkel oder rötlich, kann dies auf eine AHP hindeuten.

Im nächsten Schritt kann ein genetischer Test mit einer Blut- oder Speichelprobe dazu beitragen, die Diagnose zu bestätigen. Darüber hinaus kann mit diesem Test bestimmt werden, welcher der vier Typen der AHP vorliegt.

Leben mit Porphyrie

Für Betroffene ist es wichtig, so wenige Attacken wie möglich zu erleiden. Daher sollten sie beobachten, wann die Beschwerden auftreten. Mögliche Auslöser können zum Beispiel bestimmte Medikamente, Hormone, Alkohol, Rauchen, körperlicher oder psychischer Stress oder auch Fasten sowie extreme Diäten sein. Kommt es zu einer Attacke, kann der Arzt konkrete Symptome behandeln oder, falls nötig, eine Krankenhauseinweisung veranlassen..

!Ausführliche Informationen zur akuten hepatischen Porphyrie, den Ursachen, der Diagnose, spezialisierten Behandlungszentren und zum Leben mit der Erkrankung finden Betroffene, Angehörige und Interessierte auf der Website www.lebenmitporphyrie.de. In Videos und Podcasts mit deutschen Untertiteln schildern unter anderem Betroffene ihre Krankheitsgeschichte und wie sie das Leben mit AHP meistern.

Akute hepatische Porphyrie (AHP) –was ist das?

der Patienten mit einer AHP klagen über starke Bauchschmerzen ohne eine spezifische Lokalisation

mindestens ein weiteres Symptom

PERIPHERES

Nervensystem

• Gliederschwäche oder -schmerzen

AUTONOMES

Nervensystem

• Übelkeit

• Erbrechen

ZENTRALES Nervensystem

• Angst

• Verwirrtheit

HAUT

• Hautläsionen an sonnenexponierten Stellen

Die AHP umfasst eine Gruppe seltener, genetisch bedingter Erkrankungen. Sie können zu lebensbedrohlichen Attacken führen, zu chronischen Beschwerden und zu langfristigen Komplikationen. Auslöser der AHP ist ein Gendefekt, der zu einer eingeschränkten Funktion eines Enzyms führt, das in der Leber an der Bildung des Häms beteiligt ist. Aufgrund des erhöhten Bedarfs an Häm wird ein Enzym, die Aminolävulinsäure-Synthetase 1 (ALAS1), hochreguliert und dieser Effekt wird durch die vermehrte Häm-Produktion nicht wieder herunterreguliert. Dadurch kommt es zu einer Überproduktion der potenziell toxischen Stoffwechselprodukte PBG (Porphobilinogen) und ALA (Aminolävulinsäure), die sich im ganzen Körper ansammeln. Da diese schädlich für die Nerven sind, kommt es zu den typischen Symptomen und Krankheitsbildern.

Je nach Enzymdefekt werden vier Typen der AHP unterschieden:

• Akute intermittierende Porphyrie (AIP)

• Hereditäre Koproporphyrie (HCP)

• Porphyria variegata (VP)

• ALA-Dehydratase-Mangel-Porphyrie (ADP)

Systemischer Lupus erythematodes

„Niemand

nahm

mich ernst“

Mehr von Lara erfahren Sie unter: www.instagram.com/ lupuswithlara, www.tiktok.com/ @lupuswithlara

Fotos: privat

Lara ist 18 Jahre alt und leidet an der seltenen Erkrankung Lupus. Schmerzen und ein Herzschrittmacher sind ihr täglicher Begleiter. Was das für ihr Leben bedeutet und wie sie es schafft, nicht die Hoffnung zu verlieren, erzählt sie uns im Interview.

Lara, du lebst mit der seltenen Autoimmunerkrankung systemischer Lupus erythematodes. Wie hat sich die Krankheit bemerkbar gemacht?

Als ich elf Jahre alt war, habe ich die ersten Symptome bekommen. Ich hatte starke Schmerzen in den Gelenken und war nicht mehr so belastbar. Unsere Hausärztin schob das auf die Pubertät und schickte meine Eltern und mich wieder nach Hause.

Wie ging es weiter?

Ich versuchte, einfach weiterzumachen. Als zu den Schmerzen Gelenkverfärbungen kamen, wurde ich zum Orthopäden überwiesen, der ein MRT veranlasste. Obwohl damals schon Entzündungen sichtbar waren, wurde ich lediglich zur Physiotherapie geschickt. Von Monat zu Monat verschlimmerten sich die Schmerzen, ich konnte teilweise kaum noch gehen. Daraufhin wurde eine Kniespiegelung gemacht und man sah, dass ich Entzündungen hatte. Mehr wurde nicht unternommen. Mittlerweile war ich 14 und ständig bei anderen Ärzten. Niemand nahm mich ernst und konnte mir helfen – ich wurde einfach mit meinen Schmerzen alleingelassen.

Wann kam es schließlich zur Diagnose?

Das dauerte insgesamt fünf Jahre. Es kamen immer neue Symptome hinzu: Hautausschläge, Haarausfall bis hin zu Herzrasen, sodass ich kaum noch Treppen steigen konnte. Mein Kinderarzt nahm Rheumawerte bei mir ab, die-

se waren auffällig und er überwies mich zum Kinderrheumatologen. Der vermutete Lupus, diagnostizierte aber eine juvenile idiopathische Polyarthritis und ich bekam eine Basistherapie mit MTX. Das Medikament schlug nicht an, es kamen Fieberschübe hinzu und mein Zustand verschlimmerte sich weiter. Schließlich wurde die Diagnose Lupus gestellt und ich bekam erste Medikamente.

Doch es ging dir nicht besser. Nein, ein paar Monate nach der Diagnose fing es an, dass die Krankheit in Schüben kam. Ich hatte plötzlich alle Symptome auf einmal und mir ging es immer schlechter. Mittlerweile waren Herz und Nieren stark angegriffen und ich war Dauergast im Krankenhaus. Dort erlebte ich oft, dass man mich und meine Erkrankung nicht ernst nahm – „So schlimm kann das doch nicht sein“, hörte ich sehr oft. Im November 2021 bekam ich einen Port für die Infusionen und Medikamente, damit auch eine Versorgung zu Hause möglich war. Den Port zu akzeptieren, war schwer für mich, doch ein Jahr später erreichte die Erkrankung ihren bisherigen Tiefpunkt.

Bitte erzähle uns davon. Ich hatte während eines Schubs Corona bekommen. Das hat mein Herz komplett durcheinandergebracht und ich kam auf die Intensivstation. Dort wurde bemerkt, dass mein Puls nicht mehr über 30 geht, Medikamente wirkten nicht. Als ich wieder zu Hause war, hatte ich panische

Redaktion Emma Howe

Angst, einzuschlafen und nicht mehr aufzuwachen. Ein paar Tage nach der Entlassung bin ich umgekippt, wieder ins Krankenhaus gebracht worden und dort wurde entschieden, dass ich einen Herzschrittmacher benötige, um zu überleben.

Was hast du in dem Moment gedacht? Es war sehr schwer für mich. Ich war 17 Jahre alt und brauchte einen Herzschrittmacher. Ich fragte mich, was als Nächstes kommt. Nach der Operation merkte ich jedoch, dass es mir besser ging und ich wieder belastbarer war. Dadurch konnte ich den Herzschrittmacher recht schnell akzeptieren.

Wie gelingt es dir, an schwierigen Tagen wieder positive Gedanken zu fassen?

Nicht zu wissen, wie es weitergeht, wann der nächste Schub kommt und wie man die Schmerzen ertragen soll, ist oft nicht leicht. Hätte ich meine Familie und meine Freunde nicht, die immer an meiner Seite stehen und mich unterstützen, wüsste ich nicht, wie ich das schaffen soll. Dieser Rückhalt ist meine größte Stütze.

Wie geht es dir heute?

Nicht so gut. Mein Alltag ist sehr eintönig. Von Januar bis April habe ich eine Therapie erhalten, die leider nicht den erhofften Erfolg gebracht hat. Nun muss ich warten, bis ich eine neue Therapie mit Antikörpern beginnen kann. Darin setze ich große Hoffnungen. .

Experteneinblick

Lupus – eine Erkrankung mit vielen Gesichtern

Viele Menschen haben schon einmal von Lupus gehört, doch die wenigsten wissen, was sich dahinter verbirgt und welchem Leidensdruck Betroffene ausgesetzt sein können. Mit Dr. med. Martin Krusche sprachen wir über Diagnostik, Behandlungsmöglichkeiten und den Umgang mit dieser seltenen Erkrankung.

Herr Dr. Krusche, Sie behandeln in Ihrer Klinik regelmäßig Lupus-Patienten. Was genau ist das für eine Erkrankung? Lupus ist eine chronische Autoimmunerkrankung. Dabei wenden sich die Antikörper der körpereigenen Immunabwehr aus ungeklärten Gründen in einer Art fehlgesteuerter Überreaktion gegen das körpereigene Gewebe, führen dort zu Entzündungen und können Organe schädigen. Ein Lupus verläuft typischerweise in Schüben und kommt in unterschiedlichen Formen vor. Der systemische Lupus erythematodes (SLE) macht den Großteil aller Lupus-Erkrankungen aus. In Deutschland leiden schätzungsweise 30.000 bis 40.000 Menschen an SLE, etwa 90 Prozent davon sind weiblich. Meistens wird die Diagnose im jungen Erwachsenenalter gestellt, wobei die Symptomatik dann häufig bereits seit Längerem besteht und die Betroffenen manchmal schon eine regelrechte ÄrzteOdyssee hinter sich haben. Die Symptome des SLE können nicht nur in ihrer Intensität variieren, sondern auch nahezu alle Organsysteme betreffen. Besonders häufig sind Gelenke und Haut betroffen und es besteht eine lähmende Müdigkeit, die sogenannte Fatigue. Mit besonderen Risiken verbunden sind die Beteiligungen lebenswichtiger Organe wie Nieren oder Herz. Es gibt aber nicht das eine Symptombild, sondern jeder Patient hat quasi seinen ganz individuellen Lupus.

Macht es das so schwierig, einen SLE zu erkennen?

Richtig. Durch die variablen Symptome wird der systemische Prozess im Hintergrund oft lange nicht erkannt, sondern nur punktuell das jeweils betroffene Organ vom jeweiligen Facharzt behandelt. Bis die dahinterliegende Ursache erkannt, die richtige Diagnose gestellt und eine gezielte Therapie des Lupus durch einen Rheumatologen begonnen wird, ist dieser häufig schon weiter fortgeschritten und im schlimmsten Fall sind bereits erste Organe dauerhaft geschädigt. Dieser lange Leidensweg sowie das fehlende Verständnis der sozialen Umgebung für diese seltene

Dr. med. Martin Krusche Stellvertretende Leitung der Sektion Rheumatologie, Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie, Uniklinikum Hamburg-Eppendorf

und meist nicht sichtbare Erkrankung tragen ebenfalls dazu bei, dass die Lebensqualität bei Lupus nachgewiesener Maßen sogar schlechter ist als bei Krebserkrankungen. Die psychische Belastung der Betroffenen aufgrund von Zukunftsängsten und Depressionen ist meist sehr groß.

Welche Herausforderungen gibt es bei der Therapie von Lupus-Betroffenen?

Da der SLE derzeit nicht heilbar ist, stellt eine bestmögliche und dauerhafte Beruhigung der Krankheitsaktivität das wichtigste Therapieziel dar. Nach der Diagnosestellung muss neben der Akutbehandlung der Schutz der Organe die erste Priorität sein, um die Lebensqualität des Betroffenen langfristig so gut wie möglich zu erhalten.

Durch das stetig wachsende Verständnis der Pathophysiologie sowie die Entwicklung innovativerer Therapeutika sind schwere Verläufe heutzutage zum Glück seltener geworden. Eine entscheidende Rolle für die Prognose spielt aber die frühzeitige Diagnose und konsequente Therapie. Je früher damit gestartet wird, desto besser. Und genauso individuell, wie der Lupus ist, muss auch

die Therapie an die jeweilige Ausprägung der Erkrankung und Situation des Patienten oder der Patientin angepasst werden. Basistherapeutikum dabei ist ein Antimalariamittel, das aber nur bei milden Verlaufsformen ausreicht. Darüber hinaus stehen Immunsuppressiva und Biologika zur Verfügung. Häufig werden auch Glukokortikoide eingesetzt – vor allem in Schubphasen. Und natürlich gibt es auch viele nicht medikamentöse Möglichkeiten, den Verlauf eines Lupus positiv zu beeinflussen. Auch wenn es sich dabei um eine lebenslange Erkrankung handelt, können Lupus-Betroffene dennoch ein gutes und lebenswertes Leben führen..

Weil Wissen stark macht:

Die Diagnose Lupus ist für Betroffene häufig mit vielen Fragen, Ängsten und Unsicherheiten verbunden, besonders weil die Erkrankung so viele „Gesichter“ hat. Nicht nur in der Zeit direkt nach der Diagnose, sondern über den gesamten Verlauf der Erkrankung wird der Betroffene immer wieder mit neuen Fragen und Problemen konfrontiert. Das Portal lupuscheck.de bietet nicht nur wichtige Details zur Krankheit und ihrer Therapie, sondern gibt Patienten auch hilfreiches Wissen und Tipps zu verschiedensten Lebensbereichen an die Hand, wie der Familienplanung, Reisen mit Lupus, beruflichen und finanziellen Themen und vielem mehr.

Weitere Informationen unter lupuscheck.de sowie auf Facebook und Instagram unter lupuscheck de –Mit Lupus leben

Gastbeitrag

„Ein Leben ohne Schmerzen kenne ich nicht“

Hände und Füße brennen wie Feuer, mit brennenden Nadelstichen. Muskel-, Knochenund Gelenkschmerzen kommen hinzu – so beschreibt Conny Landgraf seine Leiden. Er lebt mit Morbus Fabry. Wir haben ihn zum Interview getroffen.

Redaktion Emma Howe

Sie haben einen langen Weg gehen müssen, bis Sie die Diagnose erhalten haben. Wann sind die ersten Beschwerden aufgetreten?

Schon in früher Kindheit war ich nicht so leistungsfähig wie andere Kinder. Und in meinem neunten Lebensjahr begannen dann die Schmerzen. Plötzlich plagte mich ständig ein stechendes Gefühl in den Händen und Füßen. Das war teilweise unerträglich. Der Kinderarzt vermutete Wachstumsschmerzen, da er keine andere Ursache ausmachen konnte. Als die Schmerzen immer schlimmer wurden, Magen-Darm-Beschwerden und starke Kopfschmerzen hinzukamen, verwies er mich zum nächsten Arzt, der wiederum zum nächsten und so ging das jahrelang weiter, doch keiner fand den Grund für mein Leid. Das war sehr frustrierend, doch noch viel schlimmer war, dass viele Ärzte mich als Simulanten und Lügner darstellten.

Wie fühlte sich das an?

Unglaublich erniedrigend. Ich habe mich verloren gefühlt und mich immer gefragt, was mit mir nicht stimmt. Zum Glück hat meine Mutter mir immer geglaubt und zu mir gehalten. Sie hatte vom 14. bis 21. Lebensjahr die gleichen Schmerzen wie ich. Mit meiner Geburt ließen diese nach. Doch sie wusste, wie ich mich fühlte.

Wann kam es schließlich zur Diagnose?

Als ich 15 Jahre alt war, gingen meine Mutter und ich zu einem auf Homöopathie spezialisierten Kinderarzt. Dieser kam auf den entscheidenden Gedanken und tippte auf eine neurologische Ursache. Bei einer Nervenbiopsie zeigten sich verdächtige Ablagerungen und brachten Gewissheit. Als die Diagnose Morbus Fabry dann endlich fiel, war ich ungemein erleichtert. Nun wusste ich endlich, was ich hatte, und es gab einen Beweis, dass ich kein Simulant war. Es wurden eine Stammbaumanalyse, eine Blutentnah-

me und ein Trockenbluttest durchgeführt, und auch meine Mutter bekam dann die Diagnose Morbus Fabry. Von da an waren wir in der Uniklinik in Mainz Patienten. Das war damals die einzige Klinik in Deutschland, die sich mit Morbus Fabry beschäftigte, und dort gab es mehrere Patienten mit Morbus Fabry – es fühlte sich gut an, nicht allein mit seinem Schicksal zu sein.

Sie haben dann an einer Studie teilgenommen. Bitte erzählen Sie davon.

Im Jahr 2002 begann eine Kinder- und Jugendstudie zur Enzymersatztherapie, an der ich teilnehmen durfte. Alle zwei Wochen bin ich ins 180 Kilometer entfernte Mainz gefahren, um dort das Medikament über eine Infusion zu bekommen. Als die Studie beendet war, habe ich die Infusion bei meinem Hausarzt bekommen. Seit 2009 bekomme ich die Enzymersatztherapie als Heimtherapie.

Beschreiben Sie ein Leben mit Schmerzen. Ich lebe dauerhaft mit Schmerzen am gesamten Körper. Ich stehe mit Schmerzen auf und gehe mit Schmerzen ins Bett. Nach über 28 Jahren ist es für mich leichter, anzugeben, was mir nicht wehtut. Manchmal werden sie schubweise stärker, zum Beispiel beim Wetterumschwung, bei zu viel Stress, einem Infekt oder zu starker körperlicher Beanspruchung.

Ich hatte das große Glück, dass bei Diagnose noch keine Organe beteiligt waren und ich schnell mit der Therapie beginnen konnte. Dadurch geht es mir im Vergleich zu vielen anderen Fabry-Patienten recht gut, bis auf die chronischen Schmerzen.

Wir lernen Sie als einen sehr positiven, lebensbejahenden Menschen kennen – wie machen Sie das?

An ein Leben ohne Schmerzen kann ich mich nicht erinnern und ich habe gelernt, die Schmerzen zu akzeptieren. Keiner weiß, wie alt ich werden kann, und aus diesem Grund mache ich jeden Tag das Beste daraus. Ich arbeite, fahre in den Urlaub und genieße jeden Tag so gut es geht. Mein Motto ist: „Ich mache alles, was ich kann, solange ich es noch kann.“

Sind Sie mit anderen Morbus-FabryPatienten im Austausch?

Ja, das ist mir sehr wichtig. Da ich damals einer der ersten Jugendlichen war, der die Möglichkeit hatte, die Enzymersatztherapie zu bekommen, habe ich einen gewissen Erfahrungsschatz und unterstütze gern andere, wenn sie Fragen haben. Aus diesem Grund bin ich in der Selbsthilfe aktiv und ich kann jedem Fabry-Betroffenen nur raten, in Kontakt mit anderen Betroffenen zu treten. Gerade bei einer seltenen Erkrankung ist es wichtig zu realisieren, dass man nicht allein ist – das macht vieles leichter. .

Morbus Fabry Selbsthilfegruppe e. V

In Deutschland sind derzeit etwa 1.200 Morbus-Fabry-Patienten diagnostiziert, wobei eine hohe Dunkelziffer vermutet wird. Es ist wichtig, dass betroffene Patienten sichtbarer werden, sich gegenseitig mit Informationen über Kliniken und neue Therapieansätze versorgen und im persönlichen Austausch stehen. Mit mittlerweile über 200 Mitgliedern versucht die Morbus Fabry Selbsthilfegruppe (MFSH) unter anderem, in der Politik und in der Forschung auf dieses Krankheitsbild aufmerksam zu machen.

Weitere Informationen unter: https://fabry-shg.org

Foto: Jo Kirchherr Photographie

Experteneinblick

„Patienten fangen an zu weinen, wenn sie endlich eine Diagnose erhalten“

Unerträgliche Schmerzen ohne auffindbare Ursache – für Menschen mit Morbus Fabry eine lebenslange Tortur, die unbehandelt zu Organschäden führt. Dabei gibt es Wege, den Leidensweg abzukürzen. Prof. Dr. Ralf Baron sorgt für mehr Bewusstsein für die seltene Stoffwechselerkrankung und darüber, wie sie sich einfach diagnostizieren lässt.

Gastbeitrag

Herr Prof. Baron, was sind erste Anzeichen für einen Morbus Fabry?

Interessanterweise geht es bei vielen Patienten mit Schmerzen los, meist mit heftigen Schmerzen schon im Kindesalter. Da das ein häufiges Frühsyndrom ist, fahnden wir besonders nach diesen Symptomen. Das Problem ist, dass Morbus Fabry unbehandelt dann zu Organschäden führt. Es fehlt ein bestimmtes Enzym, wodurch Stoffwechselprodukte in die Organe gelangen – und diese schädigen.

Viele Morbus-Fabry-Patienten leiden jahrelang unter Schmerzen, bis sie endlich ihre Diagnose bekommen. Woran liegt das?

Kaum jemand kommt auf die Idee, dass es genau diese Stoffwechselerkrankung ist. In meiner Laufbahn habe ich schon so viele Patienten gesehen, bei denen die Erkrankung nicht diagnostiziert wurde. Ich hatte sogar einen nierentransplantierten Patienten, bei dem die Erkrankung nicht erkannt wurde. Ihm hätte anders geholfen werden können. Einigen Betroffenen wurde gesagt, sie würden sich die Schmerzen nur einbilden, weil keine Ursache gefunden wurde. Sie versuchen dann, so gut es geht damit zu leben, und denken, die Schmerzen gehörten einfach zu ihnen.

Wie wird die Erkrankung diagnostiziert?

Zunächst ist es wichtig, überhaupt an einen Morbus Fabry zu denken. Man kann im Blut Enzyme bestimmen. Ist wenig oder gar keine Enzymaktivität im Blut nachweisbar, würde eine genetische Untersuchung Sicherheit schaffen. Auch die Familien-Anamnese gehört dazu: Traten in der Familie zum Beispiel gehäuft Todesfälle durch Nieren- oder Herzversagen auf, leiden Verwandte ebenfalls an chronischen Schmerzen?

Bei welcher Art Schmerzen sollten Ärzte auf Morbus Fabry untersuchen?

Die Schmerzsymptome sind sehr charakteristisch: Es handelt sich um heterogene, polyneuropathische Schmerzen. Auch kommen

Prof. Dr. Ralf Baron

Leiter der Sektion Neurologische Schmerzforschung und -therapie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

evozierte, also ausgelöste Schmerzen vor. Wovon mir alle Patienten berichten: Wenn ihre Körpertemperatur erhöht ist, leiden sie unter extremen Schmerzen, etwa bei einem Infekt, beim Sport oder in der Sauna. Auch die Schulsportfrage gibt Aufschluss über den langen Leidensweg der Patienten, die bereits in jungen Jahren mit starken Schmerzen unklarer Ursache zu tun hatten. Ein weiteres Phänomen ist die Fabry-Krise – ein buntes Bild von heftigsten Schmerzen, über Tage hinweg.

Wie lässt sich der Leidensweg abkürzen?

Durch interdisziplinäre Zusammenarbeit: Augenärzte bei Veränderungen am Auge, Nephrologen bei frühen Nierenleiden, Internisten, Kinderärzte und Schmerztherapeuten sollten ihre Patienten auf Morbus Fabry screenen. Dazu haben wir den „FabryScan“ entwickelt mit spezifischen Fragen zur Schmerzqualität, aber auch zu bisherigen Fehldiagnosen. Das gibt dem Arzt eine gewisse Idee, ob bei unklaren, chronischen Schmerzen der Extremitäten möglicherweise ein Morbus Fabry vorliegt. Es dauert nur etwa zehn Minuten. Das Tool gibt es jetzt auch als digitalen Fragebogen unter www.fabryscan.de.

An wen sollten sich Patienten mit chronischen Schmerzen unklarer Herkunft wenden?

Die erste Anlaufstelle ist der Hausarzt, der das filtern muss. Dann kommen Schmerztherapeuten und Neurologen ins Spiel. Deshalb ist es so wichtig, mehr Bewusstsein für diese Erkrankung zu schärfen. Wenn man den Patienten sagt: „Wir haben etwas gefunden, wir können Ihnen helfen“, fangen sie an zu weinen.

Wie behandeln Sie Morbus Fabry?

Mit einer geeigneten Therapie lässt sich die Lebenssituation der Patienten deutlich verbessern. Für einen Arzt ist es klasse zu sehen, der bekommt feuchte Augen, wenn er seinen Patienten nach einem langen Leidensweg helfen kann. Neben der Enzymersatz-Therapie leiten wir auch eine symptomatische Schmerztherapie ein. Auch dabei ist mir Aufklärungsarbeit sehr wichtig, denn Nervenschmerzen müssen anders behandelt werden als andere Schmerzen.

Gibt es weitere Therapiemöglichkeiten?

Der Klassiker ist nach wie vor die Enzymersatz-Therapie. Bei der lebenslangen Therapie wird das fehlende Enzym ersetzt und dem Patienten per Infusion zugeführt. Für andere Verläufe gibt es Tabletten mit einem anderen Wirkungsprinzip. Sie verändern das entsprechende Enzym, sodass es „besser“ wird. Das funktioniert aber nur, solange das Enzym überhaupt noch vorhanden und aktiv ist.

Was wünschen Sie Morbus-Fabry-Patienten für die Zukunft?

Zum einen, dass sie auch anderen Kollegen davon berichten, denn man kann einen Morbus Fabry behandeln! Damit man früher daran denkt, auf Morbus Fabry zu untersuchen. Es werden neue Ideen kommen, um das Bewusstsein für diese Erkrankung zu stärken. Dann, dass die Therapieoptionen weiter verbessert werden. Am Horizont sehe ich noch andere, viel wirksamere Therapien. Ich bin davon überzeugt, dass Kinder, bei denen jetzt Morbus Fabry festgestellt wird, noch viele weitere Therapiemöglichkeiten erhalten werden..

„Ich

kann wieder alles machen“

Die Stuntfrau Suzanne Struben Séra hatte im Juli 2019 einen Unfall, der sich als dramatischer entpuppte als zunächst gedacht: Ihr Fußknochen war nicht nur gesplittert, sie entwickelte auch ein CRPS (Morbus Sudeck). Im Interview berichtet sie über ihren Umgang mit der Erkrankung und wie sie zurück ins Leben gefunden hat.

Redaktion Miriam Rauh

Frau Struben Séra, wie kam es zu dem Unfall? Ich war bei Dreharbeiten, plötzlich schoss das Pferd los. Ich sprang ab, kam dabei ungünstig auf und hatte sofort Fußschmerzen. Im Krankenhaus hieß es zunächst, es sei nur eine Prellung. Ich arbeitete dann mit Krücken weiter. Aber die Schmerzen wurden nicht besser, und als ich zu meinem Sportarzt ging, stellte der fest, dass die Bänder gerissen waren und der Fuß gesplittert war. Ich bekam einen Gips und durfte den Fuß erst mal überhaupt nicht belasten.

Wann bekamen Sie die Diagnose CRPS?

Als ich den Fuß wieder bewegen sollte, fühlte er sich merkwürdig an. Er war zum Teil sehr heiß, auch hatte ich ein pelziges, taubes Gefühl. Ich probierte, auf Gras zu laufen und unterschiedliche Untergründe zu spüren, aber es fühlte sich alles merkwürdig an und die Schmerzen waren sehr stark. Mein Arzt hat dann recht schnell einen Morbus Sudeck diagnostiziert, CRPS.

Wie kamen Sie ans Therapiezentrum Koblenz am Rhein?

Als ich mich mit dem Thema CRPS auseinandersetzte, konnte ich zunächst kaum mehr schlafen. Die vielen Berichte von anderen Betroffenen machten mir Angst. Ich wollte wieder laufen können, wieder gesund werden. Auch wollte ich es erst mal trotz der starken Schmerzen ohne Schmerzmittel probieren. Allerdings sind Schmerztabletten Bedingung in den meisten Rehaeinrichtungen. Es hieß, man könne mich nicht behandeln, wenn ich sie nicht nehme. Zum Glück wurde mir dann die Einrichtung von Herrn Dr. Kügelgen empfohlen, das Therapiezentrum Koblenz. Schon beim Erstgespräch hatte ich das Gefühl, dass er mich versteht.

Dann wurden Sie bei Dr. Kügelgen therapiert?

Ja, mein Fuß wurde zunächst ruhiggestellt und dann wurde langsam die Bewegung wieder aufgebaut, mit verschiedenen Maßnahmen, darunter Physiotherapie und Meditation. Herr Dr. Kügelgen verzichtet in der Behandlung bewusst auf Schmerztabletten.

Wie funktioniert das?

Die Therapie besteht aus verschiedenen Maßnahmen, Physiotherapie, Entspannungsübungen, auch Übungen zur Sensorik werden gemacht, es ist ein umfassendes Konzept. Neben der Behandlung sehr geholfen hat mir auch, dass Herr Dr. Kügelgen immer sehr positiv war und Zuversicht ausgestrahlt hat. Heute kann ich wieder laufen – ich kann überhaupt wieder alles machen, springen, hüpfen, tanzen.

Die Frage ist: „Möchte ich gesund werden?“ Das klingt so banal, aber nicht immer ist die Antwort „Ja“. Mein Ziel, wieder laufen zu können, habe ich fest visualisiert. Man muss sich fest vor Augen halten, dass jede Zelle danach strebt, sich zu regenerieren. Auch unsere Gedanken können die Heilung beeinflussen.

Und Sie arbeiten auch wieder?

Ja, ich arbeite wieder als Stuntfrau mit Pferden an Filmsets, ich trainiere Filmpferde und ich gebe auch wieder Workshops. Ich bin sehr glücklich, dass all das wieder möglich ist..

Fotos: privat

Experteneinblick

CRPS-Therapie: Die Funktionsstörung zurückbilden

Ins Therapiezentrum Koblenz kommen Menschen mit chronischen Schmerzen, auch mit der neurologischen Erkrankung CRPS (Morbus Sudeck). Für sie hat Dr. Kügelgen eine spezielle Behandlungsform entwickelt, mit der Betroffenen effektiv geholfen werden kann.

Herr Dr. Kügelgen, was macht die Behandlung von CRPS so schwierig?

Ein CRPS ist eine neurologische Erkrankung, die starke chronische Schmerzen verursacht. Es kann nach Unfällen oder Operationen auftreten. Die genaue Ursache ist nicht geklärt. In der Neurologie kennt man das Phänomen des erlernten Mindergebrauchs. Dies scheint der Auslöser eines CRPS zu sein, daher besteht kein Zusammenhang mit Art und Schwere des auslösenden Ereignisses.

Beim CRPS sind keine Strukturschäden des Gehirns vorhanden, wie zum Beispiel bei einem Schlaganfall oder einer MS. Man sieht allerdings bei Aktivitätsmessungen des Gehirns von Betroffenen sehr früh Veränderungen im Vergleich zu Personen, die kein CRPS entwickeln oder zur Gegenseite.

Sie haben viele CRPS-Patienten erfolgreich behandelt. Wie ist Ihr Ansatz? Wir gehen davon aus, dass es sich beim CRPS um eine Funktionsstörung handelt, die wir zurückbilden können. Dafür haben wir einen speziellen Behandlungsablauf entwickelt, der sich als wirksam erwiesen hat. Mit unserem Therapieablauf bilden sich die Störungen zurück, die Betroffenen erlangen ihre frühere Leistungsfähigkeit wieder.

Wichtig zu wissen ist, dass CRPS die Folge eines Lernprozesses des Gehirns ist. Dieser Prozess ist umkehrbar, aber nur sehr begrenzt zu beschleunigen. Man darf betroffene Extremitäten keinesfalls überfordern. Es braucht neben der konsequenten Einhaltung des Therapieablaufs auch Vertrauen und Geduld.

Warum verzichten Sie auf Schmerzmittel?

Betäubende Maßnahmen sind bei einem CRPS nicht zielführend. Viele, die zu uns kommen, haben schon von sich aus die Erfahrung gemacht, dass ihnen Schmerzmedikation nicht hilft.

Dr. med. Bernhard Kügelgen

Experte für spezielle Schmerztherapie, Facharzt für Neurologie, Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin und Facharzt für Psychiatrie

Die Behandlung unserer Patienten orientiert sich an Zielen, die leistungsorientiert sind. Die gesamte Reha ist nicht beschwerdeorientiert, wir führen auch ausdrücklich kein Schmerztagebuch. Die Ziele werden wöchentlich definiert und schriftlich mit den Betroffenen vereinbart.

Bei einem CRPS lässt mit der Besserung der aktiven und passiven Beweglichkeit der Ruheschmerz nach, auch bilden sich die vegetativen Veränderungen zurück. Dies folgt bald nach dem Entzug von Schmerzmitteln.

Wie können autogenes Training, Entspannungsübungen und Fantasiereisen helfen?

Entspannung trägt sehr dazu bei, dass Schmerzen als weniger intensiv und weniger bedrohlich wahrgenommen werden. Wir beginnen meist mit progressiver Muskelrelaxation und Fantasiereisen und leiten unsere Patienten dabei an. Schon ganz einfache Übungen können effektive Linderung verschaffen.

Lernen Betroffene, aktiv ihre Wahrnehmung zu verändern, um besser mit dem Schmerz zu leben?

CRPS ist eine neurologische Erkrankung, das Gehirn spielt eine entscheidende Rolle. Aber Schmerz betrifft den ganzen Menschen. Deswegen verknüpfen wir für die ganzheitliche Behandlung psychologische Schmerztherapie und Wahrnehmungstraining auch mit Übungen aus den Bereichen Ergotherapie, manuelle Therapie und Krankengymnastik. .

Therapiezentrum und MVZ Koblenz

Ambulante Rehabilitation bei chronischen Schmerzerkrankungen und neurologischen Erkrankungen

In Deutschland gibt es bundesweit spezialisierte Schmerzzentren. Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V. (DGS) organisiert diese spezialisierten Einrichtungen in sogenannten „Regionalen Schmerzzentren DGS“.

Das Therapiezentrum Koblenz & MVZ Koblenz wird von verschiedenen unabhängigen Institutionen empfohlen und ist gelistet im Leading Medicine Guide als Experteneinrichtung für Schmerztherapie.

Mitarbeiter dieser Einrichtung verfolgen damit einen integrierten multimodalen schmerztherapeutischen Ansatz, wobei besonderer Wert auf den Einsatz der Speziellen Schmerztherapie nach den konservativen Verfahren gelegt wird (nicht invasiv, nicht medikamentös). Die Einrichtung kann mit dem Therapieansatz und den Intensivprogrammen überdurchschnittlich hohe Behandlungserfolge erzielen.

Weitere Informationen unter: www.tz-mvz-koblenz.de

Gastbeitrag

Lebensmittel als Medizin

Wie gelingt ein schmerzfreies Leben? Die Ernährungsmedizinerin Petra Bracht, der Schmerzspezialist Roland Liebscher-Bracht und der Starkoch Johann Lafer haben eine Lösung! Gemeinsam haben sie ein ganzheitliches Anti-Schmerz-Programm entwickelt, das mit wenig Aufwand, aber großer Wirkung den Körper entlastet und Schmerzen lindert.

Herr Lafer, was macht denn Ihr rechtes Knie?

Johann Lafer (JL): Die Schmerzen sind weg. Ich kann wieder alles tun, was ich gerne mache –Wandern und Radfahren zum Beispiel. Das ist so viel mehr Lebensqualität, mit nichts aufzuwiegen.

Wie haben Sie es geschafft, trotz düsterer Vorhersagen Ihrer Ärzte, bis heute schmerzfrei zu bleiben?

JL: Das Zusammenspiel aus Ernährung und gezielten Übungen hat mir geholfen, den Schmerz zu vertreiben. Ich esse jetzt vorwiegend pflanzlich, lasse vor allem fettes Fleisch und Milchprodukte weitestgehend weg. Es hat mich anfangs Überwindung gekostet, weil ich es anders gewohnt war; allerdings wusste ich aus Asien, wie schmackhaft eine pflanzenbasierte Ernährung sein kann. Dazu mache ich täglich meine Übungen, jeden Morgen ca. 15 Minuten. Wenn man bedenkt, wie sehr man davon profitiert, ist diese Zeit nicht der Rede wert. Natürlich kann es auch mal Ausnahmen geben, wenn man eine gute Routine aufgebaut hat, aber ich wäre ja blöd, wieder in alte Muster zurückzufallen.

Frau Bracht, Herr Liebscher-Bracht, Sie reden von einer „Schmerzfalle“, gegen die Ihre Übungen helfen. Was genau ist damit gemeint?

Roland Liebscher-Bracht (RLB): Die meisten Menschen denken, sie könnten nichts gegen chronische Schmerzen tun, sie nehmen

Redaktion Miriam Rauh

Schmerzmittel, um den Alltag zu bewältigen. Viele trauen sich weniger zu und bewegen sich weniger, weil sie Angst haben, dass es schlimmer wird. Dabei verstärken sich die Schmerzen auch durch den Bewegungsmangel zusätzlich.

Petra Bracht (PB): Wenn sie wüssten, dass sie mit gezielten Übungen und unterstützt von gezielter Ernährung aus dem Schmerz herauskommen, würden viel mehr es versuchen. Das ist unsere Botschaft: Man kommt in den meisten Fällen wieder aus dem Schmerz heraus!

War auch Herr Lafer in die Schmerzfalle getappt, als Sie ihn zum ersten Mal getroffen haben?

RLB: Ja, absolut. Er hatte schlimme Erfahrungen gemacht mit seiner ersten Knie-OP und war verzweifelt, als auch das zweite operiert werden sollte. Wir waren ihm empfohlen worden, aber er glaubte zunächst nicht so richtig, dass unsere Methode ihm helfen kann. In unserer Praxis gibt es eine Treppe, die ließ ich Johann (Lafer) vor und nach der ersten Behandlung gehen. Er spürte nach den Übungen direkt eine Verbesserung.

PB: Wir schaffen es sehr schnell, mit unseren Übungen und der Behandlung positive Ergebnisse zu erzielen. Damit sie bleiben, ist Regelmäßigkeit wichtig.

Wie gelingt es Ihnen, so schnell mit den Übungen Effekte zu erzielen?

RLB: Es ist nicht die Arthrose, die Schmerzen bereitet – es sind Verspannungen. Diese mindern wir in der Behandlung; die Faszien spielen eine große Rolle.

Können Sie das ein bisschen erläutern?

PB: Unsere Theorie zu Schmerzen ist, dass das Gehirn bei zu viel Spannung oder Druck mit Schmerz reagiert, um zu warnen: „Wenn du so weitermachst, geht etwas kaputt.“ Oft werden diese Zeichen ignoriert, was in der Regel zu Schäden führt.

RLB: Bewegungen, die Schmerz auslösen, möchte der Körper in dieser Situation vermeiden. Wenn man das versteht, ist der Schmerz zwar immer noch unangenehm, aber man kann etwas daran ändern, indem man bestimmte Übungen macht.

Was sind das für Übungen, was zeichnet sie aus?

RLB: Es geht viel um Dehnung – aber anders als viele es kennen. Wir stellen Winkel her, machen das, was zu kurz ist, länger, entspannen, was zu angespannt ist, und kräftigen die Muskeln, die zu schwach sind – alles in den zwei Minuten einer Übung. Das ist deutlich länger als üblich, denn die Faszien beginnen erst ab 30 Sekunden zu reagieren; deswegen dehnen wir mindestens zwei oder sogar zweieinhalb Minuten. Dieses Übungsprogramm gegen Schmerzen am ganzen Körper haben wir über 35 Jahre optimiert.

Foto: Markus Basler

Kann man bei den Übungen auch etwas falsch machen?

RLB: Unmöglich. Das Schlimmste, was passieren könnte, ist, dass die Übungen zu wenig oder keinen Effekt haben. In den meisten Fällen werden Sie jedoch eine positive Wirkung spüren. Man muss auch nicht in der finalen Übungsposition anfangen, sondern kann sich herantasten – das „Hineinkommen“ in die Übung ist schon ein Teil des Wegs. Auch kann man erst mal mit wenigen Minuten starten und sich langsam steigern auf sieben oder – idealerweise – täglich 15 Minuten. Wer regelmäßig übt, wird jeden Tag ein Stückchen besser und beweglicher.

Die zweite wichtige Säule Ihres Ansatzes ist die Ernährung. Bereits in Ihrem Buch „Essen gegen Arthrose“ haben Sie viele köstliche Rezepte zusammengestellt – und Sie haben es mit Ihrem neuen Buch „Essen gegen Schmerzen“ wieder getan. Hat Sie der Erfolg des ersten Bandes überrascht?

JL: Wenn man selbst von Schmerzen betroffen ist, wird einem erst bewusst, wie viele andere Menschen es auch sind – und auch, wie wenig andere Konzepte als „dauerhafte Schmerzmitteleinnahme“, „Kortison“ oder „Operation“ es gibt. Insofern war ich wenig überrascht, dass dieses Thema viele interessiert. Berührt hat mich der Erfolg dennoch, weil es ein sehr persönliches Buch ist, in dem ich meine Erfahrungen mit dem Schmerz und die Rezepte, die dagegen helfen, teile.

Wie schon im ersten Buch sind die Rezepte vegan. Wäre eine vegetarische Ernährung nicht zum Einstieg leichter?

PB: Nur mit einer veganen Ernährung lassen sich die Entzündungsstoffe im Körper und damit Schmerzen reduzieren. Die Heilungsprozesse für den Körper sind bei vollwertiger pflanzlicher Ernährung enorm. Man muss allerdings längerfristig denken, etwa sechs Wochen dauert es, bis Sie wirkungsvolle Effekte sehen.

Verraten Sie uns Ihr Lieblingsrezept im neuen Buch?

RLB: Ich habe viel mehr als eins! Ehrlich gesagt, finde ich alle sehr lecker.

PB: Lebensmittel sind mein Fachgebiet, die Rezepte habe ich zusammen mit Herrn Lafer erarbeitet. Alle Rezepte spiegeln auch meine Lieblingsgerichte wider.

JL: Ich liebe beim Essen die Abwechslung, deswegen koche ich ganz verschiedene Rezepte regelmäßig nach. Aktuell mag ich den pikanten Kaiserschmarrn besonders gerne.

An wen richtet sich Ihr Buch?

RLB: Im Gegensatz zum ersten Buch geht es in „Essen gegen Schmerzen“ nicht nur um Arthrose, sondern um Schmerzen aller Gelenke und der Wirbelsäule. Es ist für alle, die effektiv etwas gegen ihre Schmerzen am ganzen Körper unternehmen möchten.

JL: Und an Genießer und Menschen mit wenig Zeit, für viele der Rezepte braucht man nur 15 oder 20 Minuten. Wenn ich meine Ernährung umstellen und mir Zeit für die Übungen nehmen kann, können Sie es auch! .

Rezeptidee

Pikanter Kaiserschmarrn

Zutaten für 2 Personen:

200 g Möhren, 100 ml Gemüsebrühe, 1 Stange Lauch, 6 EL Rapsöl, 150 g Dinkelmehl, 2 TL Backpulver, 1 TL Natron, Salz, Cayennepfeffer, 150 ml Pflanzendrink (z. B. Soja-, Mandel-, Hafer-, Reis-, Cashew- oder Kokosdrink), 1 TL Apfelessig, 80 g gemischter Salat, 1 EL Quittengelee, 2 EL Apfelessig, 1 TL Senf, 4 EL Leinöl, Salz, Pfeffer

Zubereitung:

1. Möhren schälen, in dünne Scheiben schneiden, mit der Brühe in einen Topf geben. Bei mittlerer Hitze ca. 12 Min. zugedeckt weich

Buchtipp

Essen gegen Schmerzen

Schmerzen kommen selten aus dem Nichts. In den meisten Fällen sind sie die Folgen einer schleichenden Entwicklung, die ihren Anfang in zu wenig oder zu einseitiger Bewegung hat. Dadurch verspannen die Muskeln, die Faszien verfilzen, der Knorpel wird überlastet – bis es irgendwann so schlimm ist, dass sich der Körper nicht mehr anders zu helfen weiß, als durch Schmerzen „um Hilfe zu rufen“. Dieser oh-

dünsten. Anschließend mit dem Pürierstab fein mixen und das Püree abkühlen lassen.

2. Inzwischen den Lauch putzen, waschen und in feine Ringe schneiden, 1 EL Öl in einer Pfanne erhitzen und den Lauch ca. 2 Min. darin anschwitzen.

3. Mehl, Backpulver, Natron sowie je 1 Prise Salz und Cayennepfeffer in einer Schüssel vermischen. Pürierte Möhren, Pflanzendrink, 2 EL Öl sowie Apfelessig dazugeben und alles kurz zu einem homogenen Teig verrühren.

4. Das verbliebene Öl in einer beschichteten Pfanne erhitzen. Den Teig in die Pfanne gießen und gleichmäßig mit einem Löffel verteilen. Den angeschwitzten Lauch daraufstreuen und den Pfannkuchen bei mittlerer Hitze ausbacken, bis die Unterseite leicht gebräunt ist und fest wird. Den Pfannkuchen mit einem Pfannenwender vierteln, die Stücke vorsichtig umdrehen und ebenfalls goldbraun ausbacken. Anschließend die Teigviertel in grobe Stücke teilen und wiederholt vorsichtig wenden.

5. Während der Schmarrn backt, den Salat waschen, trocken schleudern und ggf. etwas zerzupfen. Quittengelee, Apfelessig und Senf verquirlen. Das Leinöl untermischen und das Dressing mit Salz und Pfeffer abschmecken. Den Salat mit dem Dressing anmachen und mit dem Schmarrn auf Tellern anrichten.

nehin gesundheitsgefährdende Vorgang kann durch ungünstige Ernährung verschärft werden, denn Lebensmittel haben sehr viel mehr Einfluss auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit als vermutet.

Schmerzen von Kopf bis Fuß lindern mit dem Expertenteam Petra Bracht und Roland Liebscher-Bracht und veganen Genussrezepten von Spitzenkoch Johann Lafer.

Nach ihrem Bestseller „Essen gegen Arthrose“ haben die Ernährungsmedizinerin Petra Bracht, der Schmerzspezialist Roland Liebscher-Bracht und der Sternekoch Johann Lafer ein weiteres Buch herausgebracht –„Essen gegen Schmerzen“. Das ganzheitliche Anti-Schmerz-Programm entlastet den Körper und lindert Schmerzen.

90 raffinierte pflanzenbasierte Rezepte mit wertvollen Proteinen, gesunden Fettsäuren und vielen Ballaststoffen unterstützen den Körper bei der Heilung. Kombiniert mit sieben effektvollen Bewegungsübungen für alle großen Bereiche wie Kopf, Bauch, Rücken und Beine, können Schmerzen sofort aufgelöst und dauerhaft besiegt werden. Für mehr Beweglichkeit bis ins hohe Alter.

ISBN-10: 3833890797

ISBN-13: 978-3-8338-9079-6 GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH

Bleiben Sie in Bewegung

Ob nach einer Verletzung, bei neurologischen Erkrankungen oder im Alter – das medizinische Trampolin bellicon unterstützt Sie dabei, Ihre Beweglichkeit zurückzuerobern, fit zu werden und zu bleiben. Denn Lebensqualität heißt, sich schmerzfrei und ohne Einschränkungen bewegen zu können.

Der Rücken zwickt, die Gelenke sind instabil oder Sie wollen mehr Bewegung in Ihren Alltag integrieren? Dann ist das bellicon genau das Richtige für Sie. Mit dem bellicon trainieren Sie sicher und kontrolliert. Die flexiblen Seilringe ermöglichen ein gelenkschonendes Training. Verschiedene Seilringstärken werden individuell an Ihr Körpergewicht und Ihre Trainingsabsichten angepasst. Damit Sie sich beim Einstieg ins Training oder bei neuen Übungen sicher fühlen, wurde für das Gesundheitstrampolin Zubehör entwickelt wie zum Beispiel Haltestangen und -griffe.

Experteneinblick

Dr. Werner Michael Heller ist seit über 20 Jahren als Chiropraktor für neuromuskuloskeletale Beschwerden tätig. Im Interview spricht er über die Wichtigkeit der optimalen Bewegung für Wohlbefinden und Schmerzfreiheit.

Welche Wirkung hat das Training mit dem bellicon auf die Tiefen- und die primäre (autochthone) Muskulatur?

Die autochthone Muskulatur hat eine spezielle Funktion: Im Gegensatz zur „normalen Be-

Dr. Werner Michael Heller hat eine eigene Praxis in Schüpfheim und ist Oberarzt der Lehrklinik für Chiropraktische Medizin einer Universitätsklinik

wegungsmuskulatur“ ist sie darauf ausgelegt, anhaltende Kontraktionen aufrechtzuerhalten. Sie wird nicht stärker durch Gewichtheben, sondern durch Dehnung und Entspannung. Da die Menschen sich in ihrem Alltag immer weniger bewegen, kommt es häufig zu verstärkten, schmerzhaften Spannungen. Diese können mit dem bellicon ganz gezielt angegangen werden. Weiter denke ich, dass sich durch die Wirkungsweise des Minitrampolintrainings eine Synchronisierung der

Muskeln einstellt. Das Schwingen, insbesondere der Moment der Schwerelosigkeit, kann den Körper entspannen. Nebst der rasch wahrnehmbaren Entspannung beruhigt das Schwingen auf dem bellicon und es stellt sich ein Gefühl der Freude oder Heiterkeit ein. Dies ist meiner Meinung nach der Reiz dieses Gerätes.

Würden Sie sagen, dass das Training auf dem bellicon für alle geeignet ist?

Ich denke, ja, da mehrere Aspekte mitwirken. Kinder haben schlicht Freude an der Schwingung und Bewegung. Selbst Leistungssportler können vom Training profitieren (detonisierende Wirkung, Training des Gleichgewichts etc.). Generell finde ich das bellicon ein tolles Gerät für Menschen aller Altersklassen, unabhängig davon, ob sie schon an den Folgen einer Bewegungsmonotonie leiden oder nicht.

Eine Frage zum Abschluss. Kurz zusammengefasst: Was ist für Sie das bellicon?

Das bellicon ist ein multifunktionelles Gerät, schlicht, benutzerfreundlich und gelenkschonend, dessen Gebrauch Freude macht. Seine Schönheit liegt in seiner Einfachheit bei der Benutzung und seiner Weichheit..

Rückenschmerzen

Die Ursachen für Rückenschmerzen sind vielfältig. Oft sind sie auf Bewegungsmangel oder eine ungesunde Körperhaltung zurückzuführen.

Seien Sie aktiv statt passiv Körperliche Schmerzen schränken zusätzlich unsere Beweglichkeit ein, doch sich in solchen Situationen passiv zu verhalten, kann die Schmerzen zunehmend schlimmer machen.

Regelmäßige Bewegung ernährt die Bandscheiben, stärkt Ihre Rumpfmuskulatur, mobilisiert die Faszien und dehnt die verkürzten Muskeln effizient. So können Sie Rückenschmerzen verbessern und ihnen vorbeugen.

Die Vorteile von bellicon

.Tiefenmuskulatur stärken

Regelmäßige Rückenübungen auf dem bellicon stärken langfristig und ganzheitlich Ihre Muskulatur. Durch die Schwingung werden

Ihre Bandscheiben ordentlich durchsaftet und Rückenschmerzen sowie Verspannungen vorgebeugt.

.Aktion Gesunder Rücken e. V. Die Aktion Gesunder Rücken e. V. ist ein gemeinnütziger Verein, der besonders rückenschonende Produkte anhand strenger Prüfkriterien mit einem Gütesiegel auszeichnet. Das bellicon konnte durch seine einzigartige Seilringfederung überzeugen. Damit ist es das einzige Minitrampolin, das diese Auszeichnung je erhalten hat. ücken

.Von Studien belegt

Forscher der Universität Gent fanden heraus, dass bereits leichtes Schwingen auf einem Trampolin die Wirbelsäule entlastet und gleichzeitig die (untere) tiefliegende Rückenmuskulatur enorm stärkt. Dabei ist es auch noch weniger gefährlich als andere Bewegungs- und Trainingsformen.

Lipödem

Das Lipödem ist eine chronische Erkrankung, bei der eine Fettverteilungsstörung zu lokalen Vermehrungen von Unterhautfettgewebe führt. Durch diese Verteilungsstörung entsteht ein Missverhältnis der Fettverteilung im Körper und die Fetteinlagerungen sind deutlich ausgeprägter an den Beinen als im Rumpf. Mehrheitlich leiden Frauen, im Schnitt jede zehnte, in Phasen der hormonellen Umstellung (Pubertät, Schwangerschaft und Wechseljahre) am Lipödem.

Die Vorteile von bellicon . Lymphfluss anregen Die Bewegung auf dem Minitrampolin steigert den Lymphfluss und fördert den Abfluss der Lymphflüssigkeit. Das verhindert einen Lymphstau durch Wassereinlagerungen, die auf

Osteoporose

Osteoporose verursacht instabilere Knochen, weswegen das Verletzungsrisiko bei Betroffenen deutlich höher ist. Bei vielen Patienten steigt auch die Angst vor Stürzen, was Unsicherheiten im Alltag zur Folge hat. Mögliche degenerative Veränderungen der Wirbelsäule verschlechtern die Körperhaltung und können zu Verkrampfungen und starken Schmerzen führen. Bewegung zu vermeiden, ist jedoch der falsche Weg, denn die Knochen brauchen den Druck, der durch regelmäßige Bewegung entsteht, um nicht noch weiter abzubauen. Auch der Dachverband der Deutschsprachigen Wissenschaftlichen Osteologischen Gesellschaften e. V. empfiehlt regelmäßige Bewegung bei Osteoporose. In ihrem Leitfaden machen sie deutlich, dass verbesserte Muskelkraft und Koordination sowie ein verbessertes Gleichgewicht helfen, Osteoporose vorzubeu-

gen beziehungsweise Symptome einer bereits bestehenden Erkrankung zu verbessern.

Die Vorteile von bellicon

.Knochen werden gestärkt

Durch die regelmäßige Druck- und Zugbelastung bei Bewegungen auf dem Trampolin werden der Knochenstoffwechsel und das gesamte Skelett gestärkt.

.Muskeln aufbauen

Der Muskelaufbau trägt zur Stabilität bei und verbessert das Gleichgewicht.

.Sturzprophylaxe

Training auf der elastischen Matte eines Trampolins hilft Ihnen zusätzlich, Koordination und Gleichgewicht zu schulen. Dadurch bewegen Sie sich auch im Alltag auf festem Boden sicherer und können Stürze besser vermeiden.

das Gewebe drücken und Schmerzen verursachen können.

. Beschwerden verringern und vorbeugen

Durch die regelmäßige Bewegung und die damit einhergehende Verbesserung des Lymphflusses können Ihre Beschwerden gelindert und kann Lymphödemen vorgebeugt werden.

. Fettverbrennung ankurbeln

Trampolintraining regt Ihren Stoffwechsel an. Bereits leichte Übungen helfen, Fett zu verbrennen. So nehmen Sie ab, während Sie sich auf sanftes Training ohne Schmerzen konzentrieren können.

. Leichtigkeit spüren

Das Training auf dem Minitrampolin gibt Ihnen ein Gefühl der Leichtigkeit. Dadurch können Spannungen reduziert werden und Sie fühlen sich dynamisch und wohl. Beim Training und auch danach.

Arthrose

Arthrose ist die weltweit häufigste Gelenkerkrankung. Sie bezeichnet den fortschreitenden Verschleiß der Gelenke, der durch die Abnutzung des Gelenkknorpels verursacht wird. Dadurch ist die Pufferfunktion des Knorpels nicht mehr gewährleistet und die darunterliegenden Knochen werden stärker belastet. Bei fortgeschrittener Arthrose reiben die Gelenkknochen also aneinander. Dies verursacht starke Schmerzen und Beweglichkeitsverlust. Aufgrund der Schmerzen will man sich nicht mehr bewegen. Aber je weniger man sich bewegt, desto schlimmer werden die Schmerzen. Das Training auf dem bellicon kann Ihnen helfen, sich auf die Bewegung zu freuen. Die weiche Sprungmatte und die sanfte Belastung bereiten Ihnen wenig Schmerzen bei viel Bewegung. So bekommen Sie nach und nach wieder Freude am Sport.

Vorteile von bellicon

. Schonender Muskelaufbau

Durch die ganzheitliche Bewegung werden alle Muskeln Ihres Körpers schonend trainiert. Das hilft Ihnen nicht nur dabei, Arthrose vorzubeugen, sondern auch bei bereits bestehender Arthrose. So können Sie, dank gesteigertem Körpergefühl, das Fortschreiten der Krankheit eindämmen. . Verbesserte Koordination

Gleichgewicht und Koordination werden auf der elastischen Matte des bellicon trainiert. Dadurch verhindern häufiges Umknicken oder Stürze und Sie schützen Ihre Gelenke.

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„Manchmal muss ich den Pausenknopf drücken“

Rund 15,5 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Migräne. Eine von ihnen ist Carina Teresa. Welche Therapie ihr hilft, wie sie den Alltag meistert und was sie sich von der Gesellschaft wünscht, erzählt sie im Interview.

Redaktion Leonie Zell

Carina Teresa, seit wann haben Sie Migräne und wie fing es bei Ihnen an?

Ich habe Kopfschmerzen, solange ich mich zurückerinnern kann. Schon als Schülerin lag ich oft gerädert auf der Couch. Im Nachhinein ist es schwer nachzuvollziehen, ob es schon immer Migräne war, weil man sich als Kind keine Gedanken darüber macht, wie es sich anfühlt. Ich weiß noch, dass ich das sehr lange nicht richtig benennen konnte und mit den Fragen der Ärzte überfordert war, was zur Folge hatte, dass Ärzte sagten, dass es keine Migräne sei. Irgendwann wurde mir dann doch das Migränemittel Triptan verschrieben und siehe da, es wirkte, wenn ich einen Anfall bekam. Damit wusste ich, dass ich Migräne habe, und war froh, dass es endlich eine Diagnose für meine starken Kopfschmerzen gab.

Leider verschlechterte sich Ihr Zustand. Ja, nach der Schulzeit, als das Leben begann Fahrt aufzunehmen, wuchsen auch die Verantwortlichkeiten, stieg das Stresslevel und kamen immer neue Herausforderungen auf mich zu – mit alldem wurden auch meine Migränetage immer häufiger.

Bitte beschreiben Sie diese Tage. Es gibt zwei Arten von Anfällen. Da sind die ruhigen, eher leisen, die sich auf meinen Magen legen und mich benebeln. Mir geht es zu gut, um nur zu liegen, aber zu schlecht, um mich wirklich zu bewegen. Dann gibt es die Attacken. Sie kommen plötzlich und knocken mich komplett aus. Dann geht nichts mehr.

Wie geht Ihr Umfeld mit der Erkrankung um?

Mein nahes Umfeld hat viel Verständnis für mich. Sie bekommen es ja auch hautnah mit, wenn es mir schlecht geht. Leider ist es in Bereichen, wo Leistung gefordert wird, oft nicht so, dass Verständnis herrscht – hier wird man schnell zum „Drückeberger“ erklärt, wenn man mal nicht 100 Prozent geben kann.

Wie reagieren Sie auf dieses Unverständnis? Es gibt Momente bei der Erkrankung, da muss man den Pausenknopf drücken – egal was andere davon halten, denn man hat einfach keine andere Wahl. Dieses Aufhörenmüssen ist eine der schwersten, lebenslangen Übungen und die Erkenntnis zu erlangen, sich selbst wichtig genug zu sein, und sich die Pause zu nehmen, die der Körper in diesem Moment braucht.

Wie wird Ihre Migräne behandelt?

Ich behandle die Migräne prophylaktisch mit einer Antikörperspritze. Seitdem geht es mir besser und ich habe weniger Attacken. Bis dahin war es ein weiter Weg. Bevor ich damit angefangen habe, musste ich jegliche andere Therapieform ohne Erfolg probiert haben. Da bei mir nichts half, bekam ich die Antikörpertherapie – wofür ich sehr dankbar bin. In Akutfällen ist nach wie vor Triptan meine erste Wahl.

Ist ein normaler Alltag für Sie möglich?

Ja und nein. Die erfolgreiche Prophylaxe hat viel verändert. Denn ein Leben unter Dau-

erschmerzen, das knockt auch die Stärksten mental früher oder später aus. Wichtig war es für mich zu erkennen, dass die Migräne zu mir gehört – auch wenn ich sie eher als eine meiner Schwachstellen bezeichnen würde. Die Migräne zeigt mir aber auch, wenn irgendetwas nicht passt: zu wenig Schlaf, zu viel Stress, Unterzuckerung, Hitze. Durch die Migräne habe ich gelernt, mehr auf mich zu achten und mit meinem Körper an einem Strang zu ziehen.

Was würden Sie sich von der Gesellschaft wünschen?

Mehr Akzeptanz für die unsichtbaren Krankheiten! Viele Leute meinen, es verstehen zu können, denn Kopfschmerzen kennt ja fast jeder. Doch zwischen den Zeilen steht etwas anderes: Übertreibe doch nicht! Reiß dich mal zusammen! Du bist doch selbst schuld! Doch eine Migräne ist eben etwas anderes als gewöhnliche Kopfschmerzen. Bei einem Migräneanfall setzen plötzlich heftige Schmerzen ein, oft nur auf einer Kopfseite. Meist begleiten den heftigen Kopfschmerz weitere Symptome wie Übelkeit, Licht-, Geruchsoder Geräuschempfindlichkeit. Und diesen Leidensdruck können Nichtbetroffene einfach nicht nachvollziehen, und das müssen sie auch nicht. Echtes Verständnis würde uns Betroffenen schon reichen. .

Mehr über Carina Teresa erfahren Sie unter: www.instagram.com/ migraenemadame

Foto: privat

Attacke auf die Migräne statt auf dein Leben

HOL DIR DEIN LEBEN ZURÜCK UND SPRICH MIT DEINEM ARZT!

Informationen und Tipps zum Umgang mit Migräne findest du auch unter

www.kopf-klar.de Migräneinformationen mit Köpfchen

„Das

Migräne-Gehirn versteht keinen Spaß, wenn es um Energiedefizite geht“

Laut der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft leiden zehn bis 15 Prozent der Deutschen an Migräne. Für viele Betroffene können die Attacken aber so schwerwiegend sein, dass sie ihren Alltag nicht mehr bestreiten können. Ein Baustein der Migränetherapie ist die passende Ernährung. Die Neurologin Dr. Astrid Gendolla erklärt, welche Rolle der Energiestoffwechsel und der Blutzuckerspiegel dabei spielen.

Redaktion Ulrike Voß

Frau Dr. Gendolla, welchen Ein uss hat die Ernährung auf die Entstehung von Migräneattacken?

Der Lebensstil und die Ernährung spielen für Menschen mit Migräne eine enorme Rolle. Das bedeutet nicht, dass ganz bestimmte Lebensmittel immer Migräne auslösen und andere nicht. Ich kann von vielen Patienten berichten, die ihr Leben lang auf Käse, Rotwein, Weizen und all die Lebensmittel verzichtet haben, die so oft für Migräne verantwortlich gemacht werden. Migräne haben sie dennoch weiterhin. Ausschlaggebend für eine erfolgreiche Vorbeugung von Migräneattacken über die Ernährung ist, dass jeder Betroffene individuell betrachtet wird.

Wie nimmt die Ernährung Ein uss auf die Migräne Betro ener?

Das Gehirn versteht keinen Spaß, wenn es um Energiedefizite geht, denn im Unterschied zu anderen Organen kann es Energie nicht speichern. Also hat es die Evolution so eingerichtet, dass unser Gehirn das Vorrecht auf den Blutzucker als Energiequelle beanspruchen darf, der nach der Verdauung im Kreislauf zirkuliert. Um einen Mangel an Blutzucker frühzeitig zu erkennen, orientiert sich das Gehirn daran, wie stark der Gehalt des Blutzuckers schwankt. Bei Migränebetroffenen reagiert ihr Gehirn jedoch so extrem auf Blutzuckerschwankungen, dass es den ganzen Körper über die Migräneattacke in einen Energiesparmodus zwingt.

Wie kommt es, dass Lebensmittel, die Migräne triggern, von Patient zu Patient unterschiedlich sind?

Auch das hat mit dem Energiestoff wechsel zu tun, denn unsere Blutzuckerreaktionen sind individuell unterschiedlich, auch wenn wir das Gleiche gegessen haben. Tat-

Dr. med. Astrid Gendolla Fachärztin für Neurologie, Spezielle Schmerztherapie und Psychotherapie

„Es gibt zu viele Missverständnisse rund um Migräne und Ernährung, die Menschen dazu bringen, teilweise grundlos auf Genuss zu verzichten.“

sächlich hängt weniger als ein Drittel der Blutzuckerreaktionen vom Lebensmittel ab. Perfiderweise kann sich das im Laufe des Lebens verändern – also dass sie früher etwas gut vertragen haben, was aber später plötzlich zum Migränetrigger wird.

Warum ist es so wichtig, dass Betro ene ihre ganz persönlichen Trigger in der Ernährung identi zieren?

Es gibt zu viele Missverständnisse rund um Migräne und Ernährung, die Menschen dazu bringen, teilweise grundlos auf Genuss zu verzichten. Das liegt daran, dass man Migräneattacken zu sehr auf den Kopfschmerz reduziert. In Wahrheit gibt es Vorbotenphasen, die schon vor dem Einsetzen des Kopfschmerzes beginnen, und diese Phasen gehen mit Heißhunger auf Süßes einher. Deshalb ist aber die Süßigkeit, die der Körper verlangt hat, gar kein Auslöser für den Migränekopfschmerz, sondern der Heißhunger darauf war bereits Teil der Migräneattacke. Migränetriggernde Lebensmittel selbst herauszufinden, führt also oft in die Irre. Aufschluss bringen aber moderne, messdatenbasierte Verfahren, die den Energiestoff wechsel individuell analysieren.

Welche Verfahren sind das?

Migränepatienten können zum Beispiel über die Ermittlung personalisierter Ernährungsempfehlungen ihren Blutzucker stabil und ihr Gehirn bei Laune halten. Dafür bietet sich eine längere Blutzuckermessung mit Ernährungsanalyse an, die Migränepatienten heutzutage auf Rezept zur Verfügung steht. Die Erkenntnisse sorgen für eine bessere Migränekontrolle, erlauben gezielten Genuss und helfen Betroffenen, selbstbestimmt mit ihrer Erkrankung umzugehen –und das abseits von Medikamenten. .

„Es ist wie der Start in ein neues Leben“

Eine Migränepatientin erzählt von ihren Erfahrungen mit sinCephalea.

Seit sie ein kleines Kind war, lebte Pirkko mit unvorstellbaren Migräneattacken. Mehr als ein Drittel ihrer Lebenszeit verbrachte die heute 31-Jährige mit heftigen Kopfschmerzen, litt unter Sehstörungen und Schwindel bis hin zu starken Konzentrationsstörungen. Medikamente halfen ihr kaum und viele führten zu starken Nebenwirkungen. Deshalb achtete sie umso mehr auf einen gesunden Lebensstil, auch die Ernährung gehörte dazu. Die Notfallsanitäterin und Osteopathin aus der Nähe von Hanau kochte vielseitig, achtete auf frische Zutaten, viel Gemüse und Ballaststoffe, sie trank viel Flüssigkeit und probierte es ohne triggerverdächtige Stoffe. Doch nichts half.

Eines Tages las sie von einer neuen Migräneprophylaxe durch personalisierte Ernährung: sinCephalea, eine „App auf Rezept“, die sich Pirkko kostenlos verschreiben lassen konnte. Bei dieser zugelassenen digitalen Gesundheitsanwendung ging es darum, zwei Wochen lang den Blutzucker zu messen und über ein Ernährungstagebuch herauszufinden, welche Mahlzeiten den Blutzuckerspiegel hochtreiben und welche ihn eher stabil halten.

Wenn Vollkornbrot Migräne triggert Mit sinCephalea konnte Pirkko „live“ ihre Blutzuckermessdaten über das Smartphone verfolgen. Dabei fiel ihr auf, dass ihre Blutzuckerkurve nach manchen Mahlzeiten steil anstieg, um dann wieder stark abzufallen. Die Auswertung nach der Messphase überraschte sie abermals: Vollkornbrot war für ihren

Blutzuckerspiegel wie ein Ticket für eine Achterbahnfahrt – und die nächste Migräneattacke. Auch Nudeln und ihr gewohntes Müsli brachten ihren Blutzuckerspiegel extrem in Wallung. Alle diese Lebensmittel strich sie sofort von ihrem Speiseplan und aß stattdessen Weizen- oder Mischbrot und setzte auf Reis und Kartoffeln als Beilage.

Das Ergebnis war verblüffend und Pirkko schwärmt: „Seit ich meine Ernährung nach den Empfehlungen von sinCephalea angepasst habe, kann ich mich in vier Monaten nur an zwei Migräneattacken erinnern. Vorher hat mich die Krankheit mindestens jeden zweiten bis dritten Tag gequält. Die Ernährungsumstellung hat mir zum Start in ein neues Leben verholfen. Viele meiner Patienten haben diese App auch schon erfolgreich in Benutzung.“

Migränetage durchschnittlich um 44 Prozent gesenkt sinCephalea ist die erste App, die das Leiden von Migränepatienten über personalisierte, blutzuckerstabilisierende Ernährungsempfehlungen lindern kann. Denn die Gründe für starke Blutzuckerschwankungen nach dem Essen sind individuell unterschiedlich. Das Team von sinCephalea hat es mit künstlicher Intelligenz geschafft, eine App zu entwickeln, die Ernährungsempfehlungen personalisiert ermittelt. Das verhindert nicht nur starke Blutzuckerschwankungen, die Migräne triggern können, sondern macht auch gezielten Genuss wieder möglich. Laut Studien reduzieren Betroffene mit sinCephalea ihre Attacken um durchschnittlich 44 Prozent pro Monat. Für Pirkko steht fest, dass sie sich sinCephalea ein weiteres Mal verschreiben lässt, um noch mehr Mahlzeiten zu testen. „Man kann seine Ernährung gar nicht persönlich und individuell genug nehmen“, sagt sie..

sinCephalea auf einen Blick

• Weltweit erster ernährungsmedizinischer Ansatz zur Migräneprophylaxe – frei von Nebenwirkungen

• Ermittlung personalisierter Ernährungsempfehlungen – ohne komplette Ernährungsumstellung

• Klinisch bestätigte Wirksamkeit – im Mittel 44 % Migränetagereduktion pro Monat

• Kostenlos für Patienten – auf Rezept verschreibungsfähig bei Migränepatienten mit und ohne Aura

• Einfaches Handling der App –unkomplizierte Integration in den Alltag

Leiden Sie an Migräne?

Dann scannen Sie den QRCode oder erfahren

Sie mehr unter: www.sincephalea.de/ lebenmitschmerzen

App auf Rezept –digitale Helfer für Patienten

Digitale Gesundheitsanwendungen, kurz DiGA, eröffnen vielfältige Möglichkeiten, um bei der Erkennung, Überwachung und Behandlung verschiedener körperlicher und psychischer Erkrankungen Betroffene auf dem Weg zu einer selbstbestimmten gesundheitsförderlichen Lebensführung zu unterstützen. 5 wichtige DiGA-Infos:

Redaktion Emma Howe

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Kann jede Gesundheitsapp eine DiGA sein?

Eine DiGA ist ein CE-zertifiziertes Medizinprodukt, das auf digitalen Technologien basiert und erfolgreich vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geprüft werden muss. Der Zulassungsprozess ist dem bei einem neuen Medikament sehr ähnlich. Zudem muss der medizinische Nutzen in wissenschaftlichen Studien bewiesen sein. Vereinfacht ausgedrückt, müssen die Apps also bei einem bereits erkrankten Patienten eine positive Entwicklung des Krankheitsverlaufs ermöglichen. Apps, die sich an gesunde Menschen wenden und sie bei einem bewussten Lebensstil unterstützen wollen, wie etwa Fitnesstracker, Ernährungs- und Bewegungs-Apps, sind daher keine DiGA.

Für welche Indikatoren gibt es DiGA?

Digitale Gesundheitsanwendungen unterstützen beispielsweise bei:

• Migräne

• Tinnitus

• verschiedenen Arten von Krebs

• starkem Übergewicht (Adipositas)

• Multipler Sklerose

• Angststörungen

• Depression

• Schlafstörungen

• nach einem Schlaganfall

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Inwiefern können DiGA helfen? Zwischen Arztterminen liegen oft größere Abstände. Gerade bei chronischen Erkrankungen benötigt man jedoch häufig auch zwischen den Praxisbesuchen medizinische Unterstützung und möchte den Therapieverlauf im Blick behalten. Dabei können DiGA helfen, indem sie zum Beispiel ein Tagebuch zur Erfassung von Schmerz-, Medikations- und Messdaten anbieten. Bei anderen Behandlungen sind regelmäßige Übungen zu Hause wichtig für den Heilungserfolg. Hier können DiGA anleiten, erinnern und auswerten.

Einige DiGA bieten ihren Nutzern die Möglichkeit zum Austausch in einer Community.

Gesundheitsdaten können bei Bedarf in einigen DiGA auch zwischen den Arztbesuchen elektronisch an die Praxis übermittelt werden. Voraussetzung ist hierbei die ausdrückliche Zustimmung von Patienten. Auf diese Weise behält der Arzt den Verlauf im Blick und bekommt vorab wichtige Informationen für das nächste persönliche Gespräch.

Viele DiGA bieten zudem umfangreiche Informationen zur jeweiligen Erkrankung. Sie klären über Ursachen und Symptome auf oder es sind praktische Audios oder Videos integriert.

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Sind die Patientendaten in der App auf Rezept sicher?

Seit diesem Jahr gelten höhere Datenschutzstandards für DiGA: Die Anwendungen müssen ein Datensicherheitszertifikat des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) nachweisen und benötigen ein Datenschutzzertifikat nach Art. 42 DSGVO.

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Wie kommen Patienten an die App auf Rezept?

Eine DiGA kann von Ärzten und Psychotherapeuten budgetneutral per Rezept verordnet werden. In Kliniken muss die Verordnung über das sogenannte „Entlassmanagement“ erfolgen. Als Patient erhält man also ein rosa Kassenrezept, auf dem drei Angaben stehen sollten: 1) DiGA, 2) Name der App, 3) PZN-Nummer. Dann reicht der Patient dieses Rezept bei der Krankenkasse ein und erhält innerhalb weniger Tage einen Freischaltcode. Nachdem man die App im App Store oder Google Play Store auf sein Smartphone geladen hat, muss man diesen Freischaltcode in der App eingeben, um diese nutzen zu können – und los geht’s.

Die Benutzung von digitalen Gesundheitsanwendungen ersetzt keinen Arztbesuch oder die Einnahme eines Arzneimittels. Sie kann aber eine sinnvolle Ergänzung und Unterstützung bei der Therapie und dem Leben mit einer Erkrankung darstellen. .

Digitale Therapie bei Multipler Sklerose

Belastungen senken. Soforthilfe auf Rezept.

Die DiGA levidex richtet sich an Menschen mit Multipler Sklerose, unabhängig vom Diagnosezeitpunkt, der Erkrankungsdauer oder -schwere, die mindestens 18 Jahre alt sind. Ziel ist eine Verbesserung der Lebensqualität, welche durch die Erkrankung oft stark beeinträchtigt ist. Das Online-Programm vermittelt dazu wichtige Informationen zu MS und leicht verständlich aufbereitete Techniken zu Stressmanagement, Umgang mit Fatigue oder Begleiterscheinungen wie Depressionen und Angst. levidex präsentiert dazu eine Vielzahl therapeutisch hilfreicher Informationen und verschiedene Antwortmöglichkeiten. Je nach Antwort werden die dazu passenden Inhalte angeboten. Auf diese Weise wird ein therapeutisches Gespräch nachempfunden. Patienten werden zudem dazu motiviert, Tagebücher oder Protokolle zu führen und verschiedene Übungen zu bearbeiten, um bestimmte Inhalte selbstständig zu vertiefen und besser in ihren Alltag zu integrieren. Via SMS und E-Mail erinnert levidex regelmäßig an die Programmnutzung. Dr. Alexandra Widmer, Fachärztin für Neurologie und Psychotherapie, hat bereits Erfahrungen mit levidex gesammelt und sagt:

„Für die häu gen Begleiterscheinungen von MS – wie Ängste und Depressionen – kann ich meinen Patienten so einfach eine zusätzliche Unterstützung anbieten.“

Die Funktion von levidex levidex zielt darauf ab, Wissen zu vermitteln und Techniken anzubieten, die auf evidenzbasierten Psychotherapieverfahren und den neuesten Erkenntnissen der Psychoneuroimmunologie beruhen und die für Patienten mit Multipler Sklerose und Begleiterscheinungen wie depressiven Verstimmungen, Fatigue oder kognitiven bzw. körperlichen Einschränkungen geeignet sind, sie beim Management ihrer Erkrankung zu unterstützen. levidex ist zur eigenständigen Nutzung in Ergänzung zur üblichen Versorgung dieser Patienten bestimmt. Ein wichtiger Bestandteil des Programms sind Audios, Übungsblätter und Trainingspläne, letztere beide können bei Bedarf ausgedruckt und immer wieder genutzt werden – auch lange nach Abschluss des Programms. levidex erfordert nur grundlegende technische Fähigkeiten wie Texte lesen oder Antworten auf einem Smartphone oder Tablet klicken und ist daher auch für diejenigen geeignet, die mit moderner Technik weniger vertraut sind.

Die positiven Versorgungseffekte von levidex Für die Begründung der Versorgungsverbesserung wurde eine randomisierte kontrollierte Studie mit 421 Patienten mit Multipler Sklerose durchgeführt. Hierbei zeigte sich, dass die Lebensqualität nach sechs Monaten bei den Patienten, die levidex zusätzlich zur sonst üblichen Versorgung erhielten, signifikant besser war als bei denjenigen, die nur die übliche Behandlung nutzten. Frau Dr. Widmer:

„Ich war über das positive Feedback, das ich von meinen MS-Patienten nach der Verordnung einer digitalen erapie erhalten habe, überrascht.“

Eine weitere Studie mit geplant 470 Teilnehmenden in Kooperation mit der Charité Berlin, mehreren Universitäten und dem DMSG-Bundesverband zur Überprüfung der Wirksamkeit wird aktuell durchgeführt.

So wird levidex verschrieben levidex kann nach gestellter Diagnose, Information und Aufklärungsgespräch auf Kassenrezept (Muster 16) verordnet werden. Eine Begleitung des Programms durch einen Behandler ist nicht erforderlich. levidex funktioniert ergänzend zur gewohnten medizinischen und/oder therapeutischen Behandlung. Die Verordnung erfolgt hierbei als Einmallizenz, sodass sie DiGA-Patienten ab Verordnung 365 Tage und bei weiterer regelmäßiger Nutzung ein Leben lang zur Verfügung steht. Frau Dr. Widmer resümiert:

„Ich freue mich, wenn die Patienten zwischen unseren Terminen im Programm arbeiten. Die therapeutischen Gespräche haben dadurch noch mehr an Qualität gewonnen.“

!emyna –der digitale Begleiter bei Epilepsie emyna ist ein Online-Programm für Menschen mit Epilepsie und kann begleitend zur medikamentösen Behandlung eingesetzt werden. emyna kann Ihren Patienten beim Aufbau eines gesunden Lebensstils zur Seite stehen und bei der Bewältigung von Ängsten oder Stress sowie psychosozialen Belastungen helfen. emyna nutzt dazu kognitiv-verhaltenstherapeutische Methoden, um langfristige Veränderungen zu erreichen. emyna ist voraussichtlich ab Anfang 2024 als DiGA verfügbar.

Ihre Multiple Sklerose macht Ihnen das Leben schwer und Sie möchten …

lernen, wie Sie mit Sorgen, Ängsten und Stress im Alltag umgehen können? sich körperlich und seelisch wieder besser fühlen?

Ihr Immunsystem durch gesunde Gewohnheiten und einen verbesserten Lebensstil stabilisieren?

selbst für Ihre Gesundheit aktiv werden?

levidex unterstützt Sie zusätzlich digital zu Ihrer bisherigen Behandlung. Sie möchten es selbst probieren? Lassen Sie sich levidex auf Kassenrezept verordnen.

Mit levidex Ihr Wohlbefinden steigern und Ihr Immunsystem stabilisieren.

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Ihre Krankenkasse trägt die Kosten

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Jederzeit die passende Unterstützung für ein aktives und selbstbestimmtes Leben

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levidex fragt Sie aktiv nach Ihren Bedürfnissen und passt sich daran an

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Überall verfügbar - auf dem Handy, Tablet, oder PC

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So funktioniert es

So funktioniert es

„Ich

lasse mich von der MS nicht aufhalten“

Im Alter von 46 Jahren wurde ich mit der Diagnose „Multiple Sklerose“ konfrontiert. Damit hatte ich niemals gerechnet, aber im Nachhinein erschließt sich doch so einiges. Jahrelang hatte ich immer wieder mit Depressionen zu kämpfen. Habe das auf meine nicht ganz einfache Kindheit und Familienkonstellation geschoben. Die MS-Diagnose war der Gipfel einer Reihe von Erkrankungen ohne Namen, die mich in meinem Leben immer wieder begleiten. Zu den Depressionen gesellten sich nämlich seit Jahren immer wieder unerklärliche, schubweise Nesselsucht-Phasen, also schlimmster Juckreiz mit Bläschenbildung hier und da. „Stress“ – so hieß es einfach, Creme drauf, Medikamente, und irgendwann war’s dann immer wieder weg. Hinzu gesellte sich ein Treppensturz mit Folgen: Sprunggelenk kaputt, zwei Lebensjahre immer wieder Fehldiagnosen, Operationen, vermutlich aufgrund der Fehlstellung, dann Knorpelabbruch im Knie. Und hier kommt die MS wieder ins Spiel. Denn die ersten spürbaren Symptome kamen im Aufwachraum nach einer eher harmlosen Kniearthroskopie: Meine beiden Hände kribbelten, dann die Arme und mit der Zeit wanderten diese „Ameisenherden“ über meinen Rücken weiter abwärts bis zu den Füßen.

Fotos:

Wa s die Ärzte zunächst als Folge der Narkose, dann als Karpaltunnelsyndrom wegen des Gehens an Krücken abgetan hatten, entpuppte sich dann eben doch als neurologisches Problem. Zumal dann auch noch stromschlagartige Blitze durch meinen kompletten Körper zuckten, ich wie auf Watte ging und mir ständig eiskalte Schauer über den Rücken liefen. In Kombination mit den schlimmsten Kopfschmerzen meines Lebens bin ich letztlich als Notfall im Krankenhaus gelandet. MRT von Kopf und Halswirbelsäule, Lumbalpunktion und etliche weitere Untersuchungen führten dann zu diesem einen Satz, der zwar mein Leben auf den Kopf gestellt hat, aber auch endlich eine logische Erklärung bedeutete für so vieles, was mit meinem Körper nicht stimmte: „Frau Kraß, Sie sind unheilbar krank. Sie haben Multiple Sklerose.“

Das löste etwas in mir aus. Ich wollte endlich etwas für mich tun. Nur für mich. Eine kleine Auszeit vom Alltag, einfach eine kleine Pause. Geplant war, gemeinsam mit einer Freundin, mein altes Hobby wieder aufleben zu lassen: Tauchen. Wir planten eine zweiwöchige Traumreise nach Bali. Was es heißen kann, mit MS zu leben, wie sich Stress und Hitze, die ja bei so einer Reise quasi vorherbestimmt sind, auf das Voranschreiten der Erkrankung auswirken können, war mir bewusst. Trotzdem wollte ich nicht gleich aufgeben und fragte daher direkt meinen Neurologen, ob das trotz MS möglich sei. Für seine Antwort könnte ich ihn heute noch umarmen, denn sie war quasi der Freifahrtschein für ein erfülltes Leben

mit MS – insbesondere bezogen auf das Reisen und Tauchen mit MS. Seine Worte haben sich eingeprägt: „Lassen Sie sich nicht einschränken!“

Und das habe ich wörtlich genommen. Keine meiner Erkrankungen hält mich davon ab, zu tauchen und glücklich zu sein! Einfach ist es nicht, denn auch mir geht es nicht immer gut. Folgeschübe kamen, Medikamente mit enormen Nebenwirkungen, immer wieder Kortison-Stoßtherapie, weitere Knie-, Bein- und auch Rückenoperationen und einem Hörsturz habe ich zu verdanken, dass es nun leiser um mich herum wird. Außerdem dauerhafte Schmerzen, Verlust an Muskelschwäche, Koordinationsschwierigkeiten und noch viel, viel mehr. Auch Ängste und Sorgen, wie es weitergeht, schlaflose Nächte, regelmäßige Arztbesuche, Physiotherapie, angepasstes Sportprogramm und die ewige Suche nach der optimalen WorkLife-Balance. All das gehört nun zu meinem Leben. Besser wird es nicht mehr.

Mein Glück habe ich unter Wasser gefunden. Aus der geplanten Bali-Reise, kurz nach meiner MS-Diagnose, wurde nichts –was aber daran lag, dass der Vulkan Mount Agung plötzlich Lava spuckte. Wir mussten kurzfristig umbuchen und sind somit nahezu spontan auf den Philippinen gelandet. Mein Herz schlägt noch heute schneller, wenn ich an diese Reise denke. Was für ein Glück ich doch habe, dass ich das erleben durfte. Trotz MS, auch mit schwachem Bein, ausgefallenen Haaren infolge der MS-Therapie und etlicher Notfallmedizin im Gepäck. Ich habe jeden Moment genossen und dabei beschlossen, dass ich wieder abtauchen möchte. Seitdem kann ich vom Tauchen und

Reisen gar nicht genug bekommen. Und als ich – immer mit dem Gedanken, dass die MS mal doch noch gemeiner zuschlagen könnte als bislang bei allen Folgeschüben – bei einer Tauchreise im Roten Meer auf dem Nachbarschiff einen gehbehinderten Taucher beobachtet habe, wie er sich ganz alleine für den Tauchgang vorbereitet hat, seine Handflossen gerichtet und gemeinsam mit den nicht behinderten Tauchern abgetaucht ist … seitdem ist mir klar: Du kannst alles schaffen!

Meine „Reise“ hat gerade erst angefangen. Ich habe noch viel vor und lasse mich durch nichts und niemanden davon abhalten –schon gar nicht von meinen Erkrankungen und der MS! .

Wer selbst einmal tauchen möchte, Informationen und Unterstützung fürs Tauchen und Reisen mit Behinderung sucht, kann sich gerne an Nicole wenden –auf Instagram und www.tauchen-mit-handicap.de

IN

KOPF WAR CHAOS.

Dein direkter Link zu uns.

ICH BIN DARAN GEWACHSEN.

Alle fünf Minuten erhält ein Mensch die Diagnose MS. Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e. V. hilft, informiert und fördert die Forschung.

KONTAKT

DMSG Bundesverband e. V. Krausenstr. 50 30171 Hannover

Tel.: 0511 / 96834-0 Fax: 0511 / 9683450

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