LaViaVita - Leben + Genießen 07.2011

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Bahamas

Auch Johnny Depp und viele berühmte Stars haben sich verliebt. 700 Inseln und über 2400 Korallenriffe, den „Cays“. Warmherzige, freundliche Bewohner, paradiesische Strände, helltürkisfarbenes Meer. Und man wird niemals alles gesehen haben – die Inselgruppe, 650 Kilometer lang und 750 Kilometer breit, ist dazu einfach zu groß.

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Big Major Cay – eine schweinische Insel

Nein, es ist nicht die verrückte Idee eines amerikanischen Millionärs, statt einer Delphin- eine Schweine-Show zu veranstalten. So genau weiß eigentlich kein Mensch, wie sie dort hin gekommen sind. Sie erfreuen nicht nur die Touristen, die im Boot anlanden, sie leben auch von ihnen. Und dabei fühlen sie sich „schweinewohl“.

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Mallorca – einmal anders erleben

Viele Menschen verbringen in jedem Jahr ihren Urlaub auf der Insel, doch nur wenige kennen eine der ursprünglichsten Berglandschaften der Insel, die Tramuntana. Das jüngst zum Welterbe gekürte Areal lädt nicht nur Bergwanderer und Mountain-Biker ein, sondern ist ein traumhafter Ort für Erholung und Entspannung der luxuriösen Art.


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Willich? Will ich!

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In dem kleinen Örtchen Willich zwischen Mönchengladbach und Düsseldorf verwöhnt ein bekennendes „Kein-Sterne-Restaurant“ die Gaumen seiner Gäste.

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Der Reiz der Jungfrau Über 3.400 Meter hoch den Berg erklimmen, um dann einen erlesenen Single Malt zu probieren? Wer einen echten „Swiss Highland Whisky“ am Ursprungsort genießen möchte, für den sollte die Jungfrau kein Hindernis sein.

Ein Eagle für Mülheim

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Die allerletzte Meldung!

Neue 18 Löcher mit Country-Feeling mitten in der Ruhr-Metropole

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Impressum

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Der teuerste Wein der Welt Offenbarung oder Farce? Ist er es wert, dass man sich für den bekannten Wein aus dem Pomerol derart in Kosten stürzt?

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100 Dinge ... ... die man einal im Leben gegessen haben sollte. Die Vorstellung eines Buches, welches Genuss ganz ohne Bilder beschreibt.


Ein Blick ins Paradies

Die Bahamas von Joachim Gärtner

J

ohnny Depp verliebte sich während der Dreharbeiten zu „Fluch der Karibik“ in die Bahamas und kaufte sich kurzerhand seine eigene Insel in den Exuma Cays. Es ist ihm ergangen, wie wohl den meisten Menschen, die einmal einen Fuß auf diese einmalige Vielfalt an Schönheiten der Natur setzten durften. 4


„The Islands of the Bahamas“, wie der seit 1973 unabhängige Staat offiziell heißt, besteht aus mehr als 700 Inseln

beaches for romance“ des Travel Channel aufgenommen wurde. Elle Macpherson und Richard Gere genießen die

und über 2400 Korallenriffen, den „Cays“. Kommt man an, spürt man sofort die ungeheur entspannte Atmosphäre, die

Abgeschiedenheit ihrer Ferienhäuser auf Harbour Island und Pop-Diva Mariah Carey und ihr Mann gaben sich 2008 auf

einen aus den Alltagssorgen reißt. Warmherzige, freundliche Bewohner, paradiesische Strände, helltürkisfarbenes Meer.

der nahegelegenen Insel Windemere das Ja-Wort.

Schon vor längerer Zeit hat Hollywood die Bahamas als Kulisse großer Blockbuster für sich entdeckt. Und mit ihnen viele prominente Namen aus Film, Musik und Mode. Von Nassau aus, Hauptstadt des Staates und der Insel New Providence sowie Standort des größten der 17 internationalen Flughäfen, ist man in drei Bootsstunden auf Harbour Island, im Hotspot der Stars. Julia Roberts oder Mick Jagger lieben das lässige Ambiente fernab vom Medienrummel und den feinen rosafarbenen Korallenstrand, der in die „World’s best

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Für viele Künstler ist die paradiesische Kulisse der Bahamas Quelle der Inspiration: Direkt am Strand von Nassau liegen die Compass Point Studios, wo David Bowie sein Album „Tin Machine“ aufnahm. Schon Bob Marley und die frühen Rolling Stones jammten in Nassau mit Besitzer Chris Blackwell, dem Entdecker der irischen Kultband U2. Lenny Kravitz’ Hit „Fly Away“ entstand in den Compass Point Studios, bevor er sich 2009 einen Lebenstraum erfüllte und sein eigenes Studio auf Eleuthera baute. Kravitz hat bahamaische Wurzeln und besucht häufig seine Familie in Nassau. Sein neuestes Werk, „Black and White America“, das diesen Herbst erscheinen soll, ist ebenfalls auf Eleuthera entstanden. Johnny Depp kennt die Bahamas wie seine Westentasche, als Captain Jack Sparrow durchquerte er die Gewässer um die unberührten Exuma Cays für Teil zwei und drei des Disney-

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Blockbusters „Fluch der Karibik“. Das Filmschiff Flying Dutchman liegt seit Drehschluss am Castaway Cay bei Abaco, wo sie die Gäste der Disney-Kreuzfahrten bewundern können. Penelopé Cruz, Star des vierten Teils der Piraten-Saga, hat im vergangenen Jahr auf den Bahamas ihren spanischen Kollegen Javier Bardem geheiratet. Daniel Craig vergnügte sich während der Dreharbeiten zum 2006 erschienenen


Erfolgsfilm „Casino Royale“ im One and Only Ocean Club in Nassau. Sean Connery hingegen kämpfte als Agent 007 im

Die vielen kleinen Inseln und Cays der Bahamas sind das ideale Urlaubsziel, wenn man sich einmal wie ein Holly-

James Bond Klassiker „Thunderball“ in der Thunderball Grotte in den Exuma Cays gegen den Schurken Emile Largo. Ein Besuch

wood-Star fühlen will: Private Hotels und Resorts, die teilweise auf ihren eigenen Inseln liegen, bieten Privatsphäre

in der Grotte lässt sich optimal mit einem Abstecher zu den schwimmenden Schweinen von Big Major Cay kombinieren.

und Abgeschiedenheit pur. Das Kamalame Cay Resort liegt zum Beispiel auf einer Privatinsel bei North Andros und auch Little Whale Cay mit eigenem Airstrip für maximal zwölf Gäste in der Nähe von Berry Island ist ein Hideaway mit PromiFaktor. Starmagier David Copperfield hat sich auf Musha Cay in den Exumas einen Traum erfüllt und ein exklusives Resort mit fünf luxuriösen Villen geschaffen. Die Bahamas gehören politisch zum Commonwealth und haben als höchstes Oberhaupt die britische Königin. Das Parlament ist strikt nach englischem Vorbild aufgebaut, es besteht aus zwei Kammern, dem Senat mit 16 Mitgliedern

Stayokay Amsterdam Vondelpark 7


und dem House of Assembly mit 40 Mitgliedern. Die Regierungspartei wird alle fünf Jahre gewählt. Es erscheint schwierig, einen Staat mit so vielen Inseln zu regieren – auch wenn von den gut 700 Inseln nur rund 30 bewohnt sind. Schon früh wurden die unübersichtlichen Inseln zum idealen Versteck für Piraten und Umschlagplatz für Schmuggelware. Das

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letztere Problem gibt es bis heute, viele Drogen finden hier, meist von Südamerika aus kommend, ihr Zwischenlager auf

zu spüren, wie auf den Bahamas. Seine bewegte Vergangen-

dem Weg in die USA. Der recht kleine, aber ausgeglichene Staatshaushalt von etwas mehr als 1 Mrd. US Dollar reicht

heit offenbart sich in der Vielfalt der Gewohnheiten und Traditionen, den Landschaften und der Architektur, und vor

nicht aus, um das Problem aus eigener Kraft zu lösen, man ist auf fremde Hilfe angewiesen.

allem in den Bahamians selbst. Sie sind einander und ihren Inseln seit Generationen verbunden. Im Lauf ihrer Geschichte

„Der Schlüssel der Geschichte ist nicht in der Geschichte, er ist im Menschen“, sagte der französische Philosoph und

haben sie aus eigener Kraft selbst dunkelste Kapitel wie die Sklaverei überstanden und immer wieder geschafft, auf die

Publizist Théodor Simon Jouffroy. Nirgendwo ist das so deutlich

Füße zu kommen.


Während sich die Bahamas mit Grand Bahama und New Providence als ein lebhaftes, modernes und amerikanisch geprägtes Urlaubsdomizil zeigen, haben sich die 13 umliegenden Inseln, die so genannten Out Islands, größtenteils ihre Ursprünglichkeit bewahrt. Ob Piraten, Puritaner, Sklaven oder die Briten, alle haben ihre Spuren hinterlassen. Ein weißes Kreuz steht am Strand, an dem Christopher Columbus am 12. Oktober 1492 die Insel Guanahani betrat und ihr den Namen San Salvador gab. Die friedlichen Ureinwohner nannte er, im Glauben Indien entdeckt zu haben, Indianer, die Inselgruppe taufte er Baja Mar (span. flaches

Meer). Wie so oft in solchen Geschichten waren die Entdecker weniger freundlich als die Einheimischen: Die Spanier verschleppten alle 40.000 Ureinwohner, die Lucayans, in ihre Minen auf Hispaniola, wo sie an Krankheit und Auszehrung starben und endgültig ausgerottet wurden. Die Bahamas sind ein Schmelztiegel der Kulturen. Von den mehr als 300.000 Einwohnern sind mehr als drei Viertel Nachfahren von Sklaven, die während des Bürgerkriegs in den Vereinigten Staaten auf die Inseln kamen. Auch die

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Sprache der Bahamians geht auf diese Zeit zurück. Sie ist

Piraten. Im 18. Jahrhundert war Nassau die Anlaufstelle von

kreolisch geprägt mit Einflüssen der Gullah Kultur, die die Sklaven entwickelten, um untereinander sowie mit ihren

etwa 3.000 Seeräubern, darunter Blackbeard – der Schrecken der Meere, Charles Vane – der Blutrünstige, Stede Bonnet –

englischsprachigen Herren zu kommunizieren. Der kleine Anteil der Weißen, der „Conchy Joes“, ist auf die Nachkommen

der Gentleman und der Weiberheld Calico Jack Rackam, zu dessen Crew Anne Bonny und Mary Read zählten.

der Loyalisten und der Eleutheran Adventurers zurückzuführen, die im 17. und 18. Jahrhundert auf den Bahamas eine neue

Seit den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts sind die Bahamas ein beliebtes Ziel für Urlauber – zunächst für

Heimat gefunden hatten. Mit ziemlicher Sicherheit findet man unter den Bahamians auch einige Nachkommen der

betuchte Amerikaner, und seit den 50er Jahren für Gäste aus der ganzen Welt. 1929 richtete Pan American World


Airways die erste Flugverbindung von Miami auf die Bahamas nach Nassau ein. Heute sind rund 60 Prozent der erwerbs-

von Nassau und Bimini an die Ostküste der USA einschleusten, gehörte William S. „Bill“ McCoy. Auf ihn geht der

tätigen Bevölkerung im Tourismus beschäftigt. Die Nähe zu den USA ist vor allem für den Tourismus

Ausdruck „a real McCoy“ für etwas Unverfälschtes, Originales zurück, da ihm nachgesagt wird, er habe nur qualitativ

und den Handel der Bahamas von Vorteil. Heute importieren die Bahamas die meisten Lebensmittel aus den Vereinigten

hochwertigen Alkohol verkauft. Der auf der Insel gebrannte Rum wird heute pur oder

Staaten, doch in der Vergangenheit machten sie immer wieder mit dem Export ein gutes Geschäft – auch wenn er

als Zutat zu phantasievollen Cocktails mit so klingenden

offiziell gar nicht statt gefunden hat. Ob im späten 18. Jahrhundert, während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges und des Bürgerkriegs und vor allem während der Prohibition in den USA (1920-1932): Der Alkoholschmuggel bescherte den Bahamians immer wieder, wenn auch nur vorübergehenden, Wohlstand. Zu den berühmtesten „Rum Runners“, die in den 20er Jahren in großem Stil Alkohol

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gastronomische Äquivalent zum „kleinen Schwarzen“ und auf jeder Speisekarte als Salat, Suppe oder gebeizt in Limonensaft und mit scharfen Chilis (Scourch Conch) präsent. Conch Salat wird immer frisch zubereitet und kostet acht bis zehn Dollar. Zutaten sind Zwiebeln, Paprika, Conch sowie Tomaten oder Äpfel und Chilli, Zitronen und Orangensaft. Die Conch besteht aus reinem Muskelfleisch und wird lebendig zerstückelt. Die Wahrscheinlichkeit, dabei auf eine der seltenen Conch-Perlen zu stoßen, ist allerdings eher gering: Auf 50.000 Schnecken kommen rund 2.000 Perlen. Übrigens: Auch wenn sie noch so schön schimmert, die Conchschale steht unter dem Washingtoner Artenschutzabkommen und darf nicht ausgeführt werden. Dennoch kann man sie an jeder Straßenecke kaufen. Dementsprechend gehört sie zu den meist konfiszierten Gegenständen des Zolls. Namen wie „Bahama Mama“, „Goombay Smash“ oder „Sex on the Beach“ serviert. Beliebte Getränke sind auch die lokalen Biere Kalik (sprich: „klick“) und „Sands“. Die Speiseauswahl auf den Bahamas wird hauptsächlich vom Meer bestimmt: Ob das weiße Salz, die Meeresfrüchte oder traditionelle Gerichte wie der Conch-Salat. Darüber hinaus spiegelt sich die Vergangenheit der Inseln natürlich auch in der Küche wider: Afrikanische Speisen mit Reis, Erbsen und Chillies aus der Sklavenzeit und einfache Eintöpfe aus Kartoffeln, Käse und gekochtem Fleisch von den Briten. Die Verlierer der Amerikanischen Revolution schließlich brachten die New England-Style Suppen mit und mischten sie mit Meeresfrüchten und gebratenem Hühnchen. Die wohl berühmteste Zutat der bahamaischen Küche ist die Conch (sprich „Konk“). Die Fechter- oder Meeresschnecke ist das

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Eine Conch braucht vier Jahre bis sie erwachsen ist – ältere werden bis zu 3 kg schwer und 40 cm lang. Das Weibchen legt bis zu eine Million Eier, was gerade so ausreicht, um den Heißhunger der Bahamians zu decken. Die Schalen der Conch werden gerne als Straßenschotter oder als Hausverzierung verwendet. Musik ist auf den Bahamas allgegenwärtig. Auch ihre Ursprünge liegen in der afrikanischen Heimat der ehemaligen Sklaven. Natürlich gibt es Calypso, Soca und Reggae. Doch der wahre Klang der Bahamas ist der Goombay, eine Mischung aus afrikanischen Rhythmen, karibischem Calypso und englischen Folksongs. Instrumente sind Gitarre, Klavier und Blechblasinstrumente, aber auch Ziegenfell-Trommeln, Rasseln und Glocken. Man kann den Goombay vor allem zur Weihnachtszeit und zur Sommersonnenwende auf den Straßen hören. Während der Goombay Holidays (Juli/August)


gibt es überall Festumzüge, Folklore-Shows, Konzerte, Ausstellungen und Musik. Ein weiterer typischer Musikstil für die Bahamas ist die Rake’n’ Scrape Musik, die besonders bei der ärmeren Bevölkerung beliebt ist. Gespielt wird auf improvisierten Instrumenten wie einem Sägeblatt. Goombay-Trommeln, Rumbarasseln und Kuhglocken sind die Instrumente des bahamesischen Karneval Junkanoo. Dieser beginnt frühmorgens am zweiten Weihnachtstag, wenn die Bahamians in phantasievollen Kostümen aus buntem Krepp-Papier zum Klang afrikanischer Rhythmen durch die Straßen von Nassau und Freeport ziehen. Im Ivern

Mehr Informationen in Internet: Offizielle Seiten des Bahamas Tourist Office Deutschland: www.bahamas.de Hotelbuchung: www.bahamastravel.eu Fotos: © The Islands of The Bahamas

House in Nassau findet das ganze Jahr über eine Dauerausstellung über den Junkanoo statt. Dort kann man zuschauen, wie in einem „Shack“, einer Junkanoo-Werkstatt, Kostüme hergestellt werden. Um die Bahamas kennenzulernen, reicht ein Besuch nicht aus. Es sollten viele sein, und der Wunsch, wieder zu kommen, wird nach dem ersten Besuch sicher stark sein. Trotzdem wird es wahrscheinlich unmöglich sein, alles einmal gesehen zu haben. Die Inselgruppe, in ihrer Nord-Süd-Ausdehnung 650 Kilometer lang und vom östlichsten zum westlichsten Punkt 750 Kilometer breit, ist einfach zu groß. www.LaViaVita.de

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Capoliveri

Der Beweis, dass es nicht immer ein Stern sein muss:

Bettina Linnig

W

Willich? Will ich!

illich. Irgendwo im Dreieck zwischen Düsseldorf, Mönchengladbach und Krefeld. Ein landschaftliches

Highlight nicht unbedingt. Es sei denn, man liebt es heute schon zu sehen, wer einen morgen besuchen wird. Also alles ein bisschen flach. Ob es kulinarisch genauso sein wird, werden wir heute Abend ausprobieren dürfen. Im Restaurant Ralf Müller werden wir aufs herzlichste von Andrea Koschinski, Lebenspartnerin von Ralf Müller, begrüßt. Sehr angenehm. Zum Wohlfühlen auch das geschmackvolle Ambiente in dem alten Backsteinhaus. An den Wänden Bilder von wechselnden Künstlern. Zurzeit präsentiert die Malerin Susanne Osten aus Willich dort ihre Werke. Wem sie besonders gefallen, der darf sie gerne käuflich erwerben.

Von links: Ralf Müller, Andrea Koschinski, Chefkoch Ralf Pontow

Frau Koschinski zeigt uns unseren Platz. Ein liebevoll eingedeckter Tisch am Fenster mit Blick auf den Biergarten.

Frau Koschinski und Herr Müller sind im Hintergrund stets allgegenwärtig und beantworten gerne Fragen zu den

Da wir aber gerne noch auf unseren Gast warten möchten, nehmen wir das Angebot von Ralf Müller an und setzen uns

einzelnen Gerichten oder geben besondere Empfehlung zu Speisen bzw. begleitenden Weinen. Das ist bei einem

bei einem Glas Winzersekt des Weingutes Peth-Wetz aus

Angebot von über 120 Weinen und 400 Spirituosensorten auch notwendig. Es hört sich alles lecker an, und wie häufig, kann ich mich nur schwer entscheiden. Es ist mir schon ein bisschen peinlich, als ich dann doch vorsichtig nach „Kann ich dies eventuell vielleicht auch ohne das dafür mit dem

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Rheinhessen an die Bar. Die kurzweilige und überaus

haben?“ frage. Verständnislose Blicke ob meiner vorsichtigen, um Diplomatie bemühten

amüsante Unterhaltung mit Herrn Müller vermittelt uns schnell das Gefühl, schon häufiger Gast des Hauses gewesen zu

Frage. Der Koch hat sich ja bei der Zusammenstellung was gedacht und schließlich will man ihn ja nicht direkt verprellen.

sein. Nachdem wir an unserem Tisch Platz genommen haben, gibt man uns Zeit die Speisekarte zu studieren. Die

„Unsere Speisekarte ist doch nur eine Empfehlung. Sie können das natürlich haben, wie immer sie wollen“, bekam

ausgesuchte Speisekarte bietet für jeden etwas. Die Zutaten werden, wenn möglich, in der Region gekauft. Aktuelle

ich zur Antwort. Tolles Ambiente, herzliche Wirte und mit Ralf Pontow

Gerichte findet man zusätzlich auf einer Wandtafel angeboten.

ein Koch, der einem Sonderwünsche nicht übel nimmt.


Sensationell. Alles wunderbar und in jedem Fall eine Reise wert. Man sollte, besonders am Wochenende, über eine Platzreservierung nachdenken. Als ich beim Telefonat um eine Reservierung gebeten wurde, habe ich ja, ehrlich gesagt, ein bisschen in den Hörer gelächelt. Ja, ja, klar, ´ne Platzreservierung. Ich machte eine. Und das war gut so. Denn wir hätten sonst sicherlich warten müssen. Was aber im vorderen Bereich des Restaurants ohne Probleme und sehr

auch ein Kochkurs angeboten. Dieser beginnt dann um 13.00 Uhr, kostet 80,– Euro (für den Partner zusätzlich 50,–) und beinhaltet angenehm möglich ist. Dort ist man auch dann immer gerne gesehen, wenn man sich z. B. mit Freunden nur auf ein „Gläschen“ treffen will. Einen kleinen Wermutstropfen gab es aber doch. Das Wetter. Dies verhinderte nämlich erfolgreich, dass wir den schönen Biergarten genießen durften. Aber wir kommen ja wieder. Entweder um diesen

unter anderem Kochrezepte und Schürze. www. LaViaVita .de

genussvollen Abend zu wiederholen oder vielleicht um selbst einmal neben dem Koch am Herd zu kochen. Es wird nämlich Weitere Informationen und die aktuellen Wochenmenüs finden Sie unter www.rm-restaurant.de

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Capoliveri 18 Löcher mit Country-Feeling im Ruhrgebiet

Ein Eagle für Mülheim Joachim Gärtner

E

s wurde gebaggert, gegraben, gesät und jetzt wird geerntet. Über ein halbes Jahr Bauzeit und rund eine Million Investi-

eines großen Japanischen Unternehmens und so vornehmlich betuchten Managern aus dem Land der aufgehenden Sonne

tionsgeld später ist es soweit: Der Golfclub Mülheim Raffelberg hat 18 Löcher und ist durch sein professionelles Layout und die schönen Anlagen nun internationalen Turnieren gewach-

vorbehalten war. Der Golfclub Mülheim Raffelsberg ist ein gutes Beispiel

sen. Der Club besteht schon seit 1999, die zweiten neun Löcher wurden aber erst am 2. Juli in einem festlichen Turnier den Spielern übergeben. Die Lage ist optimal, der zwischen den RuhrgebietsMetropolen Mülheim im Osten und Duisburg im Westen direkt an der Ruhr gelegene Platz ist von der Abfahrt am Autobahnkreuz

dafür, dass Golf kein Sport einer kleinen Elite mehr ist, sondern erschwingliches Vergnügen – mit sehr großem Wert für die körperliche Gesundheit und ausgeglichene Seele. Schönes Spiel. www.LaViaVita.de Info: www.golfplatz-raffelberg.de

Duisburg Kaiserberg, bei dem die A3 von der A40 – dem „Ruhrschnellweg“ gekreuzt wird, nur gut 2,5 Kilometer entfernt und dadurch von überall gut erreichbar. Der größte Teil des Platzes ist in die Pferde-Rennbahn des Mühlheimer Rennvereins Raffelberg eingebettet, ohne dass man sich gegenseitig stört. Ganz im Gegenteil – bei den Baumaßnahmen wurde sogar darauf Wert gelegt, gegenseitige Vorteile zu erlangen, wie zum Beispiel mit den Wasserhindernissen, die gleichzeitig als Wasserreservoirs für die Bewässerung der grasbewachsenen Rennstrecke dienen. Der Eröffnungstag fiel freundlich heiter aus – was das Wetter anging. Die vielen erschienenen Mitglieder und Gäste hatten ihre Freude bei meistenteils trockenem Spiel und waren begeistert. Verantwortlich für das Projekt sind Ralf H. Schmitz, Unternehmer in der Sportbranche und seine Frau Susanne Schmitz-Abshagen, ehemals eine der erfolgreichsten Investment-Bankerinnen Deutschlands. Neben diesem Golfplatz betreibt das golfbegeisterte Paar noch den Kosaido Golfclub in der Nähe Düsseldorfs – einen der nobelsten Clubs in dieser Gegend, der bis vor 3 Jahren noch in den Händen 16

Susanne Schmitz-Abshagen beim 1. Put, Ralf H. Schmitz an der Fahne


Pack die Badehose ein…

Big Major Cay – eine schweinische Insel

Bettina Linnig

H

ast du nicht einmal Lust etwas über die schwimmenden Schweine zu schreiben?“ Ich finde, bei so einer Frage darf man schon mal etwas irritiert gucken. Schwimmende Schweine? Wo soll es denn so etwas geben? Wahrscheinlich hat irgendein mit allen Luxusgütern ausgestatteter Mensch wieder einmal nicht gewusst, welches besondere Haustierchen er sich anschaffen soll. Ich gebe es zu, das war mein erster Gedanke... 17


Fliegende Schweine habe ich schon gesehen. Na ja gut, auch noch nicht in echt und lebendig. Aber auf Leinwand gebracht, als gusseiserne Spardose oder aus Keramik und als Kunstobjekt schon. Aber lebendige, schwimmende Schweine? Ich habe mich informiert und was ich rausgefunden habe, ist allemal einen Bericht wert. Die schwimmenden Schweine findet man auf den Bahamas. Genauer gesagt auf Big Major Cay. Jedem Boot, welches sich dort dem Strand nähert, strampeln die Schweine mit emporgerecktem Rüssel neugierig grunzend entgegen. Die verwilderten Hausschweine erwarten übrigens ein Begrüßungsgeschenk. Gerne angenommen werden Brot und Gemüsereste. Das Mitbringsel wird dann auch schon einmal mit einem energischen Stupser angefordert.

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Bis heute ist nicht wirklich geklärt, wie es dazu kam, dass die rosanen Rüsseltiere sich am Strand von Big Major Cay vergnügen. Es gibt allerdings drei Theorien, wie es dazu gekommen sein könnte: Die erste sagt, dass einmal Menschen auf dieser Insel, die heute nur von den Schweinen und ein paar wenigen anderen Tierarten bewohnt wird, lebten, die Schweine hielten.


Irgendwann verließen die Bewohner die Insel und ließen die rosafarbenen Grunztiere zurück. Mindestens ein Schweinepärchen muss es gewesen sein. Und die machten dann ganz viele Ferkelchen und diese wiederum wurden groß und machten ihrerseits dann wieder… und so weiter, und so weiter. Bei der zweiten Theorie mutmaßt man, dass es sich bei den Schweinchen um tierische Schiffbrüchige handelt, die bei einem Sturm von Deck eines Frachters gespült wurden und sich nach Big Major Cay retten konnten. Glaubt man der dritten Theorie, so gehören die Schweine den Bewohnern der benachbarten Insel Staniel Cay und sie nutzen den Strand von Big Major Cay als Weide. Zugegeben, das wäre etwas ungewöhnlich. Aber etwas ungewöhnlich sind schwimmende Schweine ja sowieso. Inzwischen sind sie über die Grenzen berühmt und von Big Major Cay nicht mehr wegzudenken. Sie leben von den dort wachsenden Pflanzen und Gräsern sowie den essbaren Mitbringseln der Besucher. Eine Begegnung mit den schwimmenden Schweinen ist inzwischen ein beliebter Ausflug für Bahamas-Urlauber. Denn richtig glauben kann man die Geschichte erst, wenn man sie mit eigenen Augen gesehen hat. Big Major Cay liegt im Norden der Inselgruppe Exumas. Die 365 (also für jeden Tag im Jahr eine) zumeist unbewohnten Inseln der Exumas erstrecken sich wie an eine Perlenschnur aufgereiht, über 190 Kilometer von Nord nach Süd. Erkundigen Sie sich also bei Ihrem nächsten Besuch auf den Bahamas nach einem Ausflug auf Big Major Cay. Und vergessen Sie das Gastgeschenk nicht! www.LaViaVita.de

Ein guter regionaler Anbieter ist z. B. Majestic Holidays: www.majesticholidays.com

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Helfer der Sinne:

Ein Buch, das ganz ohne Bilder Genuss erklärt.

Capoliveri

Bettina Linnig

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argit Schönberger und Jörg Zipprick sind sind rund, na und?“, der Andere schreibt u. a. für beide Journalisten und Autoren. Die Eine ist den stern, die Financial Times Deutschland, Der bekannt geworden mit Bestsellern wie z. B. „Wir Feinschmecker und Beef.


Zusammen sind sie noch stärker und beschreiben in ihrem Buch „100 Dinge, die Sie einmal im Leben gegessen haben sollten“ Dinge, die so intensiv und individuell schmekken, dass sie einem lange im Gedächtnis bleiben. Das Buch ist kein Bildband, doch werden selbst Blutorangen aus Sizilien so treffend und bildlich beschrieben, dass ich sie förmlich schmecke und vor mir sehen kann. Gut, werden Sie jetzt sagen. Blutorangen. Die habe ich auch schon gegessen. Was ist also mit den 99 anderen Dingen? In ihrem Buch geht es den Autoren nicht um das Produkt im Allgemeinen. Auch Schokolade findet man im Register. Vielmehr geht es den Autoren darum, die einzelnen Dinge

wie die richtige Heidelbeere schmeckt. Ganz ohne Bilder auskommend verhilft mir dieses Buch, die falschen von den echten Produkten zu unterscheiden. Führt dazu, dass mir wieder bewusst wird, warum zwar manchmal der Name gleich ist, die Schokolade ähnlich aussieht, aber die „richtige“ doch jeden Cent mehr wert ist. Ein Buch, das mich meinen zu lesen angefangenen Roman zur Seite legen lässt. Ein Buch, das hilft, die wahren Genüsse zu finden. www.LaViaVita.de

richtig kennenzulernen. Woher kommt der richtige Parmesan? Welcher Käse darf sich Parmesan nennen? Was macht ihn so besonders, dass selbst Banken ganze Lagerhallen von vor sich reifendem Parmesan als Sicherheit akzeptieren? Die Antworten findet man auf den Seiten 190 – 193 dieses Buches. Margit Schönberger und Jörg Zipprick haben recherchiert, gefragt, gesucht. Antworten bekommen und gefunden. Jetzt weiß auch ich, woran eine richtige Magret zu erkennen ist. Es erklärt mir Bottarga und Pekingenten. Erinnert mich,

Das Buch Autoren: Margit Schönberger, Jörg Zipprick Gebundenes Buch Format: 125 x 200 mm, 336 Seiten erschienen im Ludwig-Verlag empf. VK-Preis: 19,99 E ISBN 978-3-453-28025-0 www.ludwig-verlag.de

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Nicht nur Ötzi findet man in den Bergen

Der Reiz der Jungfrau Bettina Linnig

S

ie suchen noch einen Anreiz, das Jungfraujoch in den

Berner Alpen zu besteigen? 3.471 m zu bewältigen? Hier haben wir ihn, den Anreiz: Single Malt Whisky! Jim McEwan, mehrfach preisgekrönter „Distiller of the Year“ und Mitbesitzer der Bruichladdich Distillery auf Islay steht Pate für den Swiss Highland Single Malt Whisky aus dem Berner Oberland und beschreibt ihn mit folgenden Worten: „Eine Farbe, die an Kastanie erinnert, der Körper ist leicht, frisch, reich und voller jugendlicher Kraft. In der Nase und am Gaumen erinnert er an gemahlene warme Gerste mit Fruchtnoten von Aprikosen, Birnen und Sultaninen. Die Frische endet in einem faszinierenden Zitronen-PfefferminzAroma.“ Der Schweizer Whisky wird knapp vier Jahre in OlorosoSherry-Fässern aus amerikanischer Weißeiche gelagert. Außergewöhnlicher ist aber, was mit einer kleinen Anzahl dieser Fässer passiert. Einige Fässer, gefüllt mit Swiss Highland Single Malt Whisky, werden zur Lagerung auf eine Höhe von 3.454 Meter des Jungfraujochs gebracht, um ihn

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dort bei minus vier Grad Celsius reifen zu lassen.

Das Ergebnis: Swiss Higland Single Malt Whisky „Ice Label“. Ein goldfarbener Whisky mit lang anhaltender, intensiver Fülle und kräftiger Wärme, der unfiltriert und unverdünnt mit 58,8 Prozent Alkohol als Single Cask in 996 Flaschen abgefüllt wurde. Die Schweiz bietet halt schon lohnende Reiseziele für jeden Geschmack. www.LaViaVita.de Den Whisky kann man über www.alpenweit.de beziehen.


„La Residencia“, mitten im Welterbe der Serra de Tramuntana

Mallorca

einmal anders erleben von Joachim Gärtner

M

allorca – für viele das Synonym für einen kurzzeitigen Ausbruch aus dem Berufsleben und Alltag – hat viel mehr zu bieten, als die berühmte, hier nicht weiter zu erwähnende Meile für den Massentourismus. Das ist bekannt. Mallorca ist groß und schön, bietet wunderbare Küstenstreifen und traumhafte Landschaften im Inneren der Insel. Da mag sich schon mancher im Mietauto „verirrt“ haben auf der Suche nach dem ganz Besonderen, dem tollen Ausblick aus einiger Höhe aufs Meer, vielleicht für ein Foto, das noch keiner gemacht hat. 23


Eine besonders pittoreske Landschaft liegt unweit der Hauptstadt, im Nordwesten der Insel. Verlässt man Palma in nördlicher Richtung auf der MA-1130 und fährt über Valldemossa nach Deià, so sind es nur 28 km – zu schaffen in einer guten halben Stunde – mitten in eine der schönsten und schützenswertesten Landschaften der Welt hinein. So sah das die UNESCO, die die „Serra de Tramuntana“ am 27.06.2011 zum Weltnaturerbe erklärt hat. Mit verantwortlich dafür sind zahlreiche Prominente wie Michael Douglas und Annie Lennox – und das Orient-Express Hotel „La Residencia“,

Dr. Wolfgang Ulrich

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welches sich gleich oberhalb des Künstlerdorfes Dejà an einem wunderbaren Fleckchen Erde befindet. Eingebettet in Olivenhaine, Zitronenbäume und Zypressen ist es der perfekte Ort der Erholung für Körper und Geist, die Schönheit und Ruhe der Landschaft überträgt sich sehr schnell auf den Gast.


Unter der Leitung von Hoteldirektor Sven Gevers initiierte das La Residencia zahlreiche Projekte zum Erhalt des

hautnah erleben möchten, organisiert das La Residencia Wandertouren mit Picknick zu einer urigen Schäferhütte.

typischen Naturraums der Region und verbindet ländliche Traditionen mit den Annehmlichkeiten eines modernen Luxus-

Begleitet werden die Wanderer dabei von drei besonders liebenswerten Zeitgenossen – den drei Eseln des Hotels.

hotels. Für Gäste, die das frisch gekürte Weltnaturerbe

Der Weg führt durch Pinienwälder und Olivenhaine und eröffnet einen herrlichen Blick auf das kristallblaue Mittelmeer und die bis zu 1.455 Meter hohen Berge der Umgebung. Im Hotel stehen außerdem Vespas und Mountainbikes zur Verfügung, um die gewunden Straßen durch die Berge zu erkunden.

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Das Gebirge ist durch Straßen und viele Wanderwege gut erschlossen. Es ist bisher vom Massentourismus weitestgehend verschont geblieben und ideal zum Wandern und Fahrrad fahren. Die Serra de Tramuntana besticht durch die oft spektakulär schöne, wilde Landschaft, die noch über weite Strecken von einer ursprünglichen Vegetation überzogen ist und durch ihre weitgehend intakte, unverbaute Natur. Zurück im Hotel genießen die Gäste im El Olivo Restaurant die Kreationen von Küchenchef Guillermo Méndez, die aus dem hoteleigenen Biogarten und von einer lokalen Bauernkooperative stammen. Im Olivenhain des La Residencia werden unter anderem die endemischen „Empeltre“-Oliven kultiviert, aus denen später das spezielle Olivenöl des Hauses gepresst wird. Seit dem vergangenen Herbst können die

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Gäste übrigens einmal im Jahr auch selbst bei der Olivenernte helfen. Dieser Ort ist ein perfekter Fluchtpunkt für alle, die ein wenig auftanken möchten und dazu keinen Trubel brauchen. Wer das Wasser sucht und ein Bad im türkisleuchtenden Meer nehmen möchte, kommt auch nicht zu kurz: In nur drei Kilometern Entfernung liegt die kleine, malerische Bucht „Cala Deià“ – wie der Rest der Gegend vom Massentourismus verschont. www.LaViaVita.de

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Informationen zum Hotel: www.hotellaresidencia.de Informationen zur Landschaft: www.serratramuntana.de Ausflüge und Unternehmungen: www.tramuntanatours.com/ger/index.html


Der teuerste Wein der Welt

Foto: Frederik Vandaele

Offenbarung oder Farce?

Joachim Gärtner

W

ein, das ist ja so eine Sache. Die Einen nehmen ihn zum trinken – dazu zähle ich mich auch. Einige schließen

ihn in der „Weinbank“ ein und hoffen auf große Wertsteigerungen. Wieder andere kaufen ihn, um später bei Geschäftspartnern und Partygästen damit anzugeben. Der Wein, um den es hier geht, dient in den seltensten Fällen dem ersten Punkt – sorry, lieber Gault Millau, Vinum, Feinschmecker und Ihr anderen – zum trinken gibt es wirklich Weine mit einem wesentlich besseren Preis-Leistungsverhältnis. Die Weine des unscheinbaren und kleinen Weingutes

hier ist es schließlich schick, seine Dekadenz zur Schau zu tragen. Wer wie ich die seltene Gelegenheit hatte, gleich zwei Jahrgänge Petrus Pomerol zu probieren – es gab einen preiswerten 76er und einen sündhaft teuren 2000er – fragte sich spätestens beim zweiten Wein, ob der Schluck, den man gerade im Mund hatte, wirklich rund 100 Euro wert sein sollte… Bei einem Preis von rund 6.500 Euro für die 0,75er Flasche käme das schätzungsweise hin.

Chateaux Petrus auf den Hügeln des Pomerol, gut 30 Kilometer Luftlinie in nordöstlicher Richtung von Bordeaux entfernt,

aufgerufen wird. Der Wein ist gut, ohne Frage. Für 50 Euro würde man gerne eine Flasche kaufen – und austrinken! Für 3.999 Euro wird diese Flasche nur gezeigt oder im Safe versteckt – vielleicht, damit die Steuerfahndung sie nicht findet – jedenfalls wird in den seltensten Fällen eine geöffnet. Die Ausnahme bilden die nicht selten zu findenden Kunden aus dem Reich Chinas oder Kreisen russischer Oligarchen –

Foto: Ulrich Lieber pixelio.de

haben einen Hype erlebt, der sich im Produkt nicht wiederfinden lässt. Zumindest in Relation zum Preis, der dafür

Merlot Trauben erntereif

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Gut, andere Jahrgänge sind da etwas preisgünstiger, der

Insofern mag man die Lage des Pomerol-Plateaus gegenüber

gute 2005er für 4.800,-, der 69er für rund 1.200,- oder ein richtig „billiger“ 74er für 975,- Euro.

den prunkvollen Weinschlössern auf der südlichen Seite des Flusses als vorteilhaft ansehen. Die kleine Rebfläche von

Ich betone nochmals: Der Wein ist toll. Wirklich. Aber er wird nicht wie Wein gehandelt, sondern wie ein Artefakt von

nur 11,5 Hektar mit durchschnittlich rund 40 Jahre alten Rebstöcken erlaubt es, die Trauben schonend mit der Hand

einem anderen Planeten. Das kleine Weingut hat erstmalig im Jahr 1878 bei der Weltausstellung in Paris eine Gold-

zu ernten und zu verarbeiten. Heraus kommen dann zwischen 25.000 und 30.000 Flaschen, je nach Ertragsjahr. Obwohl

medaille für die Qualität erhalten, mehr nicht. Bis 1945 war er ein Bordeaux-Wein unter vielen, wenn er sich auch von

es in ganz Europa etliche kleine Weingüter mit ähnlicher oder sogar geringerer Produktion gibt, die auch ganz erlesene

den Premier Cru, Mouton Rothschild und Latour auf der südlichen Seite des Dordogne-Flusses stark unterschied.

Weine produzieren, wird die geringe Flaschenzahl immer gerne als Argument für den hohen Preis hergenommen. Es

Danach wurde er künstlich hochgehandelt – sogar zur Verwunderung von Madame Edmont Loubat und anderer Anteils-

gibt sogar Großhändler, die ihr Kontingent noch künstlich verknappen und einzelne, abgezählte Flaschen Petrus nur in Ver-

besitzer. Der Petrus ist ein reiner Merlot, der in gewissen Jahr-

bindung mit Großlieferungen anderer Weine herausrücken. Wie schade, dass der Wein kaum getrunken wird, er

gängen mit bis zu 5% Cabernet Franc vermischt wurde – allerdings nicht immer. Dieses Geheimnis wird vom Besitzer

wäre es wert. Das Ritz Carlton in Moskau bietet den 61er als Magnum für knapp 60.000,- Euro an – das muss wohl

Jean-Pierre Moueix und seinen Weinmachern streng gehütet und nur von sehr wenigen, bordeaux-geschulten Zungen

so sein, da einige neureiche Spinner ihn sonst vielleicht nicht kaufen würden. Der „normale“ Wein-Genießer sei jedoch

herausgeschmeckt. Der Merlot wächst auf dem kiesigen Lehmboden mit reichlich Mineralstoffen besonders gut.

getröstet. Wenn mal eine Flasche dieses Weines mit dem fast arroganten Etikettentext „Grand Vin“ vor einem zum

historisches Bild vom Chateau

Verkauf steht, ruhig mal lächelnd vorbeigehen. Es gibt excellente Weine aus dem Bordeaux für weit unter 100 Euro, die der erwähnten Flasche vielleicht hoch überlegen sind – wer weiß es genau? Es entscheiden schließlich Zunge und Gaumen. Und letztendlich ist Wein aus Bordeaux auch nicht der Weisheit alleiniger Schluss. www.LaViaVita.de

Das heutige, moderne Weingut

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Foto: Mikee-Germany


und das Allerletzte:

Der Hockenheimer Nürburgring:

Deutsche Wiedervereinigung?

Original-Fotos: www.amazon.de + www.kissafrog.de

D

er Bekleidungshersteller Hugo Boss bietet, laut Ver-

abbildung stand allerdings noch „Grand Prix of Germany“.

kaufsangebot von amazon.de, dieses T-Shirt an. Gezeigt wird der Hockenheimring, darunter steht: Nürburgring.

Diese „Mixversion“ war Ihnen selbst bislang nicht bekannt, es handelt sich um eine böse Fälschung. Hugo Boss hat

Als Ärmelaufdruck das Logo des McLaren Formel 1-Teams. Da ist doch alles Wichtige zusammengefasst, oder?

jetzt seine Rechtsabteilung eingeschaltet, um den Vorfall zu verfolgen. Generell muss man sich die Frage stellen, wie

Der Shopping-Riese bietet scheinbar völlig unkritisch Artikel von Fremdanbietern in seinem Portal an, ohne zu

weit man als Kunde denn Amazon trauen darf. Da hilft auch nicht der dezente Hinweis, dass die Verantwortlichkeit bei

prüfen, ob die Ware echt und authentisch ist. In diesem Falle kommt das Shirt von „Kiss a Frog“. Wie uns das Unter-

Dritten liegt. Fazit: Kaufen Sie keine Label-Ware online, sondern nur

nehmen Hugo Boss heute mitgeteilt hat, habe man 2007 ein T-Shirt mit verschiedenen Rennstrecken in der Kollektion

im renommierten Fachgeschäft. Dort passiert sowas nicht. Und was mag McLaren davon halten… www.LaViaVita.de

gehabt, auch den Hockenheimring. Über der Strecken-

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