Wirtschaftsmagazin Bodensee 2023 (Auszug)

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Labhards B u s i n e s s M a g a z i n e L a k e C o n s t a n C e W I R T S C H A F T S M A G A Z I N BODENSEE BODENSEE Nr 20 (40) 7,50 € / 8 – CHF W i r t s c h a f t s m a g a z i n B O D E N S E E WIND 2023 OF CHANGE Standorte am See weiter stärken WIRTSCHAFT & POLITIK Stimmen zur Energiewende STROM & WÄRME Ausbildungsoffensive in den Betrieben FACH- & ARBEITSKRÄFTE

Mobilität mit Zukunft: ETO

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Liebe Leserinnen und Leser,

„Wind of Change“, so lautet der Titel unserer diesjährigen Ausgabe des Wirtschaftsmagazin Bodensee Er zeigt die vertikaldrehende Windturbine auf dem Hotel aquaTurm in Radolfzell (siehe Titelstory), die – so könnte man sagen – die Wandlungsfähigkeit und den Ideenreichtum in der Bodenseeregion symbolisiert Sicherlich erinnern sich viele Leserinnen und Leser bei dem Titel an den gleichnamigen Song der Scorpions, der ab 1990 um die Welt ging Wind of Change“ stand für eine Zeit, die reif war für einen gesellschaftlichen Umbruch „Wind of Change war mehr als ein Stück Musikgeschichte, es war ein Zeichen für einen hoffnungsvollen, friedlichen Aufbruch in eine neue Ära

Damals wie heute stand und steht unsere Gesellschaft vor einer schwierigen Umbruchsphase Aktuell sind das Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine, die hohe Inflation, die explodierenden Kosten der Energieversorgung, der demografische Wandel und die Herausforderungen, die der Klimawandel an uns stellt – unsere Aufgaben werden wahrlich nicht weniger komplex Der oft zitierte Begriff der Zeitenwende ist in vielen Köpfen aber angekommen, und die Notwendigkeit von Veränderungsprozessen findet sich m ehr denn je in einem aktiven Gestaltungswillen auch in der Region wieder

Wie begegnen wir den Herausforderungen der Energieversorgung? Wie schaffen wir den Wandel zu einer nachhaltigen Produktion von Wärme und Strom? Welche Wege gibt es, um dem Fachkräftemangel entgegenzutreten? Dies sind nur einige Fragen, denen wir in diesem Magazin auf den Grund gegangen sind

Wir wünschen Ihnen eine anregende und inspirierende Lektüre, bleiben Sie optimistisch

I T O R I A L

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F o t o : H e l g a S t ü t z e n b e r g e r
Stephan Bickmann und Holger Braumann und das Team vom Wirtschaftsmagazin Bodensee
D

aquaTurm –Hotel plus Energie

Der 1956 für die betriebliche Wasserversorgung des ehemaligen Milchwerks in Radolfzell am Bodensee errichtete Turm wurde rund 30 Jahre nach seiner Stilllegung umfangreich saniert – und wurde so zum weltweit ersten Null-Energie-Passiv-Hochhaus umgebaut Und ist seit 2017 ein familiengeführtes, einzigartiges Hotel

Das höchste Hotelgebäude am Bodensee versorgt sich selbst zu 100 % über erneuerbare Energien (Hydrothermie, Photovoltaik, Solarthermie und Windkraft) In die Gebäudehülle aus wärmebrückenreduzierten Bauteilverbindungen sind 1 000 PV-Module integriert, die Hochleistungs-Verbundfenster sind fünffach verglast Es gibt Vollvakuumröhrenkollektoren mit Sonnenschutzfunktion, einen saisonalen Solarwärmespeicher aus Glasfaser, einen Lithium-Eisenphosphat-Speicher, leistungsgeregelte, hocheffiziente Wasserförderpumpen, dezentrale Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung, ein dezentrales Warmwasserkonzept, ein digitales Energiedatenmonitoring zu Feststellung und Optimierung des Energieverbrauchs, einen Aufzug mit PU-Gurt-Antrieb und Energierückgewinnungstechnik – und vieles mehr Und natürlich die vertikal-drehende Windturbine als Gebäudespitze, siehe Titelfot o Für die innenraum-Ausstattung wurden unter anderem Echthölzer, recycelte Holzwerkstoffe, Natursteinböden sowie Kalk- und Tonputz eingesetzt Durch regionale und nachhaltige Wertschöpfung ist es gelungen, ein Bauwerk mit ökologischem Vorbildcharakter zur entwickeln www aquaturm de

W I N D O F C H A N G E D I E T I T E L S T O R Y F o t o : M i c h a e l S c h e l l i n g e r a u f / w w w s e ms d e / F i l m u n d F o t o / 3 6 0 ° P a n o r a m e n / L u f t a u f n a h m e n / W e b d e s i g n

I N H A L T

Editorial 1

Impressum 96

Zahlen zur Bodenseeregion 4

Aptar Pharma 36

Bay GmbH 21

Bodensee Business Forum 20

CHG-Meridian 21

EnBW Interview Dr Georg Stamatelopoulos 7

ETO Gruppe 32

Fondium 35

Geberit 26

Holenstein 13

ifm electronic 38

Make org Interview Sarah Delahaye 10

Marquardt 30

Outletcity Metzingen 6

RAFI Eltec 9

Regio TV 83

Schindler Parent 15, 24 Schunk 31

Teledata 34

Thema Energie: Projekt Lünerseewerk II 18

Thema Energie: Seethermie 16

Thema Energie: ZF Friedrichshafen 14

Vetter Pharma-Fertigung 22

WPB Wirtschaft und Projekt Beratung AG 96

POLITIK, WIRTSCHAFT & BILDUNG 40

Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg 52 Handwerkskammer Konstanz 50

IHK Bodensee-Oberschwaben 56

IHK Hochrhein-Bodensee 54

ISC Konstanz e V 48

HTWG Hochschule Konstanz 46 Internationale Bodensee Konferenz IBK 44

Interreg Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein 42 Karrieremesse 53 Regionalbüro für berufliche Fortbildung 59

TAGUNGSHÄUSER & TOURISMUS 60

BODENSEEFORUM KONSTANZ 62 Hampton by Hilton Konstanz 66 Mainau 64

DEUTSCHLAND 68

Bad Saulgau 82 Pfullendorf 80 Radolfzell 70

RITZ 78

Singen 74

Wirtschaftsförderung Bodenseekreis 76 Wirtschaftsförderung WIS GmbH Landkreis Sigmaringen 86 Landkreis Ravensburg Frau und Beruf 84

SCHWEIZ 88

Arbon 94 Amt für Wirtschaft und Arbeit Thurgau (AWA) 90

Die ersten Windräder in unmittelbarer Nähe zum Bodensee sollen auf dem Höhenzug der Halbinsel Höri, dem Schienerberg, im äußersten Westen des Sees gebaut werden Den Zuschlag erhielt die ABO Wind AG aus dem hessischen Wiesbaden Frühestens 2027 werden die Windräder in Betrieb gehen

Zahlen & Fakten

W I R T S C H A F T S K R A F T Bruttoinlandsprodukt
66 000 € Deutsche
41 400 €
79 700 € Vorarlberg 49 000 €
150.900 € E I N W O H N E R & F L Ä C H E
4
4
14
Quelle: www statistik-bodensee
index
Stand
Foto:
Airbus
E I N - U N D A U S P E N D L E R
T O
S
E N E R G I E V O M S C H I E N E R B E R G
A R B E I T S L O S E
Deutsche
%
%
zu laufenden Marktpreisen je Einwohner
REGIO
Schweizer REGIO
Liechtenstein
Bevölkerung (Stand 2020)
173468 Prognose 2035
604381 Fläche
462,2 km² Einwohner je km² 317 Anteil der 20- bis 64-jährigen an der Bevölkerung 61,30 %
org/
php/arbeitsmarktmonitor html;
November 2021;
SPOT 6-Aufnahme ©
DS 2017
Einpendelnde Grenzgänger nach Herkunftsländern (2020) aus Deutschland 24 926 (davon 21 148 in die Schweizer REGIO) aus der Schweiz 13 614 (davon 13 073 nach Liechtenstein) aus Österreich 17 081 (davon 7 687 in die Schweizer REGIO, 8 551 nach Liechtenstein) aus Liechtenstein 1 697 (davon 1 639 in die Schweizer REGIO)
U R I
M U S & B I L D U N G Übernachtungen in der Hotellerie (Betriebe ab 10 Betten, 2019) REGIO Bodensee 21 536 633 Hochschullandschaft REGIO Bodensee 120 000 Studierende Universitäten (7) ca 66 000 weitere Hochschularten (25) ca 54 000
(Stand Okt 2022)
REGIO 2,8
Schweizer REGIO 1,6
Vorarlberg 5,3 % Liechtenstein 1,3 %

Bei der Agrophotovoltaik wird auf die Doppelnutzung von landwirtschaftlichen Flächen gesetzt Das Fraunhofer ISE arbeitet in diversen Forschungsprojekten an der Weiterentwicklung der Agri-Photovoltaik, Projekte gibt es u a in Herdwangen-Schönach und Kressbronn

Aktuell wird das Bodenseewasser bereits in 20 Anlagen zur Wärmegewinnung genutzt, im Thurgau sollen fünf weitere Werke am See-Ufer entstehen Auch Langenargen und Meersburg (Baden-Württemberg) ließen Potenzial-Analysen erstellen

Projekt Lünerseewerk II –eingebettet in eine bereits bestehende Infrastruktur planen die illwerke vkw AG in Voralberg Österreichs größtes Pumpspeicherkraftwerk mit einer Leistung von rund 1 000 Megawatt Das Projektvolumen beträgt ca 2 Milliarden Euro www luenerseewerk2 at

N A H W Ä R M E A U S D E M S E E
T U R B O D E R E N E R G I E W E N D E
D O P P E L T E C H A N C E

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Energiewirtschaft in Krisen- und Wendezeiten

IM

| Dr. Georg Stamatelopoulos, Vorstand für Nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur bei EnBW.

Herr Stamatelopoulos, was sind Ihre Aufgaben bei der EnBW?

In meinen Verantwortungsbereich fallen sowohl Erzeugung als auch Handel. Und zwar aller Art von Erzeugung, erneuerbar, konventionell, nuklear. Zu meinen Aufgaben gehört auch Forschung und Entwicklung und das Krisenmanagement. Letzteres erweist sich momentan als sehr zeitaufwendig.

Hat sich der Fokus der Branche verändert, insbesondere jetzt in einer Krisenzeit?

Als ich in dieser Branche Ende der 1990er Jahre begonnen habe, gab es ein goldenes Dreieck der Energiewirtschaft mit den Eckpunkten Versorgungssicherheit, Umweltverträglichkeit, gleichzusetzen mit dem, was heute Klimaschutz ist, und Bezahlbarkeit. In den letzten Jahren hat man im Prinzip die zwei Eckpunkte Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit als gegeben betrachtet. Und sich auf den Klimaschutz fokussiert. Nun wird uns die Bedeutung der anderen beiden Eckpunkte verstärkt in Erinnerung gerufen. Mit dem Exkurs in

die Vergangenheit will ich verdeutlichen, dass alle drei Themen im Gleichgewicht zu halten sind. Sonst funktioniert die Energiewirtschaft nicht.

Dennoch zum Punkt Klimaschutz: Was sind die Möglichkeiten im Süden Deutschlands bei der Produktion erneuerbarer Energie? Baden-Württemberg ist seit vielen Jahren ein Energie-Importland. Wir haben Strom importiert, vornehmlich aus Frankreich, aber auch aus Österreich und der Schweiz. Diese Lücke zwischen Verbrauch und Eigenproduktion wird in Zukunft sogar größer werden. Was unsere Investitionen angeht, so fokussieren wir uns auf Investitionen im Bereich der Erneuerbaren und des Netzausbaus. Wir geben im Zeitraum von 2021 bis 2025 vier Milliarden Euro für die Erneuerbaren aus. Bei der installierten Leistung aus der Onshore-Windenergie bewegen wir uns derzeit um ein Gigawatt, das wollen wir bis dahin nahezu verdoppeln. Ähnlich sind die Zahlen und Ausbaupläne offshore. Außerdem haben wir in Deutschland Photovoltaikanlagen mit

EnBW | Menschen & Innovationen 7
EnBW Solarpark „WeesowWillmersdorf“ in Werneuchen
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» Was unsere Investitionen angeht, so fokussieren wir uns auf Investitionen im Bereich der Erneuerbaren und des Netzausbaus.«
Foto: Baul Langrock Foto: Kathrin Moritz

» Schwerpunkt der Investitionen der EnBW wird nach wie vor BadenWürttemberg bleiben.«

rund 700 Megawatt installierter Leistung. Bis 2025 wollen wir dies ebenfalls nahezu verdoppeln. Auf diesem Weg zur hundertprozentig klimaneutralen Energieerzeugung sind wir für den Übergang weiterhin auf konventionelle Energieträger angewiesen. Nur so können wir den Energiebedarf decken, wenn nicht genügend Energie aus Erneuerbaren Energien verfügbar ist. Nach dem Ausstieg aus der Kernenergie bleibt deswegen nur ein doppelter Fuel Switch von Kohle auf Gas und dann von Gas auf grünen Wasserstoff. Um für Versorgungssicherheit zu sorgen, wollen wir verstärkt in Erneuerbare und Wasserstoff-ready Gaskraftwerke auch in BadenWürttemberg investieren.

Wo lohnt sich eine eigene Produktion von grünem Wasserstoff?

Für eine kostengünstige Wasserstoffproduktion benötigt man viel Fläche. Da eignet sich vor allem die Offshore-Windenergie-Technologie in der Ost- und Nordsee. Eine eigene Wasserstoffproduktion in Europa zu haben, ist wichtig für das Gelingen der Energiewende, um ausreichenden grünen Wasserstoff produzieren zu können. Neben dem Ausbau der Erneuerbaren Energien gehören Elektrolyse-Anlagen, Pipelines und andere Transportmöglichkeiten sowie Verstromungsmaschinen dazu. Das bedeutet aber nicht, dass vornehmlich woanders investiert wird. Schwerpunkt der Investitionen der EnBW

wird nach wie vor Baden-Württemberg bleiben. Voraussetzung für Investitionen bleibt aber auch die Wirtschaftlichkeit, sowie der Beitrag zur Erreichung der strategischen Ziele. Schließlich wollen wir unsere eigenen und die Ziele der Bundesregierung erreichen. Das heißt für die EnBW, bis 2030 eine Halbierung der CO 2-Emissionen und bis 2035 die Klimaneutralität endgültig erreicht zu haben. Ziele, die machbar sind, aber von vielen Faktoren abhängen.

Was wären ideale Rahmenbedingungen aus der Politik?

Die idealen Rahmenbedingungen fördern den massiven Ausbau der Erneuerbaren. Ein Ziel der neuen Bundesregierung ist die Erzeugung von 200 Gigawatt aus Solarstrom bis 2030. Zum Vergleich: Der derzeit größte PV-Park in Deutschland ist von der EnBW in Weesow-Willmersdorf mit einer Leistung von 187 Megawatt. Um die angestrebten 200 GW zu erreichen, müssten wir jeden zweiten Tag einen solchen Solarpark installieren. Zwei weitere Beispiele: Unser geplanter Offshore-Windpark in der Nordsee „He Dreiht“ wird 900 Megawatt Strom generieren. Um das Ziel der Regierung von 30 Gigawatt aus Windenergie auf See zu erreichen, müsste man alle zwei Monate einen solchen Windpark in Betrieb nehmen. Onshore müssten wir sieben Wind-Anlagen pro Tag installieren, im 1. Quartal

8 Menschen & Innovationen | EnBW
EnBW Offshore Windpark auf hoher See Foto: Rolf Otzipka

2022 waren es in ganz Baden-Württemberg nur drei. Hier muss eine Standardisierung der Genehmigungsprozesse erfolgen und in der Verwaltung müssen Energiewendeprojekte stärker priorisiert werden.

Was wäre erforderlich, um das zu beschleunigen?

Die Flächenausweisung müsste schneller gehen. Von den geforderten zwei Prozent der Flächen sind wir weit entfernt. Was die Genehmigungsprozesse angeht, so plädieren wir für ein standardisiertes Verfahren. Es müsste eindeutig sein, welche Kriterien erfüllt werden müssen, so dass wir diese abarbeiten können. Die Verortung der Prozesse in den Landkreisen ist richtig; vor Ort weiß man am besten, wie man mit Flächen umgehen muss. Um zu einem schnellen Ergebnis zu kommen, müssten aber einheitliche Normen angewendet werden.

Gibt es verstärkt kommunale Initiativen mit der EnBW als Partner, um energieautarker zu werden?

Es gibt Modelle für eine einfache Beteiligung von Kommunen, oder für eine Co-Investition mit lokalen Stadtwerken. Von einem Trend würde ich noch nicht reden, aber das Interesse der Kommunen, sich an solchen Anlagen sich zu beteiligen, ist derzeit größer geworden. Und wenn man durch die Mitwirkung der Kommunen schneller an Flächen kommt, dann ist eine solche Partnerschaft nur zu begrüßen.

Welche Potenziale mit gemeinsamen Projekten sehen Sie hier in der Region?

Potenzial liegt sicherlich im Bereich Photovoltaik. Es gibt eine hohe Sonnenintensität. Es gibt auch geeignete Pachtflächen, allerdings sind die vergleichsweise teuer. Einigt man sich über die Höhe der Pacht und die Rolle des Eigentümers, ist das Land infrastrukturell sehr gut geeignet. Es geht ja nicht nur um die Flächen selbst, sondern auch um die Distanz zu den Anschlüssen ans Netz. Ist ein Eigentümer bereit, uns mit allen Chancen und Risiken, die ein solcher Solarpark bereithält, zu begleiten, ist eine Partnerschaft natürlich einfacher als eine reine Pachtzahlung. Auch Agrophotovoltaik ist ein zukunftsfähiger Trend, allerdings ist das Interesse bei solchen Projekten in zum Beispiel Brandenburg mit seinen riesigen Agrarflächen größer.

Achten Firmen aktuell verstärkt darauf, wie und wo der Strom produziert wurde?

Es gibt Firmen, die sehr darauf achten, dass sie grünen Strom bekommen oder vom Versorger zumindest einen klaren Plan bekommen, wie man den Stromverbrauch vergrünen kann. Gerade für energieintensive Unternehmen, Industriekunden, und auch für Kommunen sind wir natürlich Ansprechpartner. Auch in der Vergangenheit haben wir immer eine grüne Alternative geboten, aber der Preis war immer der entscheidende Faktor für die Auswahl der anzuwendenden Technologie. Mittlerweile sehen wir doch eine andere Denkweise. Alle verstehen, dass sich das Preisniveau langfristig ändern wird. Und wenn weniger CO2 bei der Produktion anfällt, kann sich das positiv auf das Image des eigenen Produkts auswirken. Auch am Kapitalmarkt spielt dieser Faktor mittlerweile eine Rolle.

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EnBW | Menschen & Innovationen 9
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Und wenn weniger CO2 bei der Produktion anfällt, kann sich das positiv auf das Image des eigenen Produkts auswirken. «

Transformation durch Dialog und Partizipation

IM GESPRÄCH | Energiewende, Digitalisierung und Bürgerbeteiligung –um sich den Herausforderungen und Veränderungen der Zukunft zu stellen, braucht es dezentrale und partizipative Prozesse Make org ist eine europaweit agierende, neutrale und unabhängige Organisation, die eine digitale Konsultationsplattform entwickelt hat, über die Millionen Menschen in partizipatorische Demokratieprozesse mit einbezogen werden können Wir sprachen mit Sarah Delahaye, Geschäftsführerin von Make org Deutschland

Sarah Delahaye, Geschäftsführerin von Make org Deutschland mit Sitz in Berlin Seit 2021 ist sie verantwortlich für die Organisation und die Entwicklung der Geschäftsaktivitäten

Frau Delahaye, was ist unter digitalen Beteiligungsprozessen zu verstehen?

Bei Make org haben wir die Vision, die Zivilgesellschaft bei großen gesellschaftlichen Transformationen miteinzubeziehen Im öffentlichen Sektor unterstützen wir Ministerien, Bundesländer und Städte bei der Erarbeitung von Transformations-Strategien mittels eines partizipativen Ansatzes Unsere Plattform und Methodik können genutzt werden, um mit den Bürgerinnen und Bürgern in Kontakt zu treten Beteiligungsprojekte sollten offene und breite Fragen beinhalten, die zu konkreten Antworten führen; wie zum Beispiel: Was können wir tun, um unseren Energieverbrauch zu reduzieren?

Deutsch-französische Jugenddialoge in Lille, November 2021

Ein Team aus den Bereichen Soziologie und Data Science leitet auf Basis quantitativer und qualitativer Methoden aus den beliebtesten Vorschlägen der Teilnehmenden den Konsens ab, der wiederum als Grundlage für die Entwicklung konkreter Maßnahmen und Strategien dient

Welche Vorteile kann eine Teilhabe von Bürgerinnen und Bürgern haben, zum Beispiel bei der Energiewende?

Um große gesellschaftliche Transformationen wie die Energiewende zu gestalten oder den Energieverbrauch zu mindern, müssen Verhaltensweisen, die schon lange bestehen, in der Tiefe verändert werden Die Menschen müssen informiert, ihre Meinungen abgefragt und ein Raum für Diskussionen geöffnet werden Wenn gemeinsam an einer zukünftigen Strategie gearbeitet wird, erzeugt das eine neue Dynamik und schafft Verständnis füreinander Die Schwarmintelligenz der Bevölkerung kann kanalisiert und genutzt werden, zum Beispiel um die Demokratisierung und Dezentralisierung der Energieversorgung voranzubringen Zum Thema Energiewende und -versorgung gibt es viel, was die Bürgerinnen und Bürger beitragen können

F o t o : D F J W 10 Menschen & Innovationen | Make.org

Konsultationsplattform von Make org mit ihrer einzigartigen Vorschlagssequenz

Wie schaffen es Kommunen und Unternehmen, potenziell Teilnehmende zu erreichen?

Zunächst müssen die Kommunikations-Kanäle analysiert und deren unterschiedliche Potenziale herausgefunden werden Sprich, wie viele Menschen über diese Kanäle tatsächlich erreicht werden können Eine Rekrutierung von Teilnehmenden kann zum Beispiel über unsere digitalen Medienkampagnen erfolgen Eine Vorgehensweise is t auch das Versenden von Mailings an Multiplikatoren wie Vereine, Organisationen und Bürgerenergiegenossenschaften Darüber hinaus haben wir ein Widget, das in Artikel ausgesuchter Medien integriert werden kann Auf diesem Weg können wir eine breite Leserschaft, bei einem Projekt im Vorfeld der Präsidentenwahlen in Frankreich waren das 800 000 Menschen, in den Beteiligungsprozess miteinbeziehen Unternehmen können die Plattform auch intern nutzen, um Mitarbeitende zu strategischen oder organisatorischen Themen oder im Sinne einer gesellschaftlichen Unternehmensverantwortung zu befragen und mitzuwirken zu lassen

Über welche Größenordnung einzelner Online-Beteiligungsprojekte sprechen wir im Allgemeinen?

Die ganze Methodik greift durch die Sammlung von genügend Abstimmungen und Beteiligten Wichtig ist insbesondere, dass ausreichend Beiträge zum Thema eingehen Damit ein digitaler Ansatz funktioniert, braucht es deswegen mindestens 5 000 Teilnehmende In einer Region wie hier am Bodensee mit zahlreichen kleineren Gemeinden wäre es denkbar, dass sich mehrere Orte zusammenschließen, um ein Beteiligungsprozess zum Beispiel zu Energieeinsparmaßnahmen durchzuführen Für ein Projekt ist es zielf ührend, eine breite Beteiligung durchzuführen, um die Gesellschaft möglichst repräsentativ abbilden zu können

Transformationsworkshops im Nachgang der Konsultation Bekämpfung der Ungleichheiten gegenüber Frauen , um konkrete Maßnahmen zu erarbeiten

Make.org | Menschen & Innovationen 11
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Eine breite Beteiligung ist zielführend, um die Gesellschaft möglichst repräsentativ abbilden zu können.«

(oben) Abschlussbericht „Bürgerinnen und Bürger aus NRW: Wie wollen wir Europa konkret neu gestalten? , Quelle: MAKE ORG

Diskussion der Ergebnisse der Konsultation Unser Zukunft, unser Europa im Rahmen eines Zukunftsforums in Berlin, Juni 2022

Können Beteiligungsprozesse demnach eine unmittelbarere Form der Demokratie fördern?

Die asynchronen Prozesse auf der Online-Beteiligungsplattform geben mehr Menschen die Möglichkeit zur Teilhabe Menschen, die sonst nie teilgenommen hätten oder sich nicht legitimiert dazu gefühlt hätten, einen Vorschlag zu machen oder ihrer Meinung Ausdruck zu verleihen Online wird ihnen ein Raum gegeben Auf diese Weise können durch einen partizipativen Ansatz viele Menschen informiert und mitgenommen werden, um eine breite Basis und einen Konsens zu schaffen, mit dem dann kleinere Expertengruppen arbeiten kön-

nen Durch eine partizipative Demokratie können so die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger besser verstanden und frühzeitig Maßnahmen ergriffen werden Beteiligungsformate sind dafür geeignet, Bürgerinnen und Bürger für gewisse Themen zu sensibilisieren Außerdem kann mittels der Teilhabe an Diskussion von Vor- und Nachteilen die Akzeptanz von Projekten gesteigert werden Beim Thema Energieeinsparung zum Beispiel ist es zentral, die Bürgerinnen und Bürger mithilfe eines Bottom-Up-Ansatzes mitzunehmen, bei dem aus der gemeinsamen Erarbeitung von Teillösungen eine Gesamtstrategie erstellt wird

Wie ist der zeitliche und inhaltliche Ablauf eines solchen Prozesses?

Eine Konsultation sollte mindestens sechs Wochen dauern Anschließend gibt es eine Analyse mit einer darauffolgenden Präsentation der Ergebnisse, welche mit den Bürgerinnen und Bürgern in kleinen Workshops diskutiert werden Die Gemeinde könnte zum Beispiel überlegen, ob sie Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft, Wirtschaft und ausgewählte Bürgerinnen und Bürger zusammenbringt, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten – das wäre ein Weg Wichtig ist vor allem, dass den an der Beteiligung Teilnehmenden eine komplette Transparenz über die Ergebnisse, und was mit diesen passiert, gewährt wird Das Ziel ist es, einen offenen und ehrlichen Dialog mit den Teilnehmenden zu führen und für einige, nicht alle, Konsultationen transparente und konkrete Lösungsstrategien zu schaffen Von Anfang an sollte klar sein, was mit den Ergebnissen einer Bürgerbeteiligung passiert

12 Menschen & Innovationen | Make.org
Das Gespräch führten Sara Salmani und Holger Braumann

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Ein ungehobener Schatz

SEETHERMIE | Während die Nutzung der Geothermie als CO2- und emissionsfreie Wärmegewinnung schon recht weit fortgeschritten ist, ist das Thema Seewärme noch weitgehend unbekannt Dabei liegt in den tiefen Seen rund um die Alpen ein schier unerschöpfliches Energiepotenzial Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich reden von einem „ungehobenen Schatz“

F o t o s : M i c h a e l H ä f n e r

So gehen Experten davon aus, dass allein mit der Energie aus dem Bodensee bei nur geringen Auswirkungen auf die Temperatur des Seewassers alle Haushalte in den Anrainerstädten mit Wärme versorgt werden könnten Insbesondere in den Gemeinden am Schweizer Bodenseeufer werden die Weichen für den Bau von Seethermieanlagen neu justiert, um Wärmeverbünde auch für Privathaushalte aufzubauen Konkret geht es um Kommunen im Kanton Thurgau mit 14 interessierten Gemeinden Initiiert von den Thurgauer Elektrizitätswerken EKT sollen im Rahmen dieses Projektes an fünf verschiedenen Orten Werke für Seethermie erstellt werden Dafür wird derzeit an einer Anschubfinanzierung gearbeitet

Auch auf deutscher Seite schreiten die Planungen voran: so wurden in Meersburg und in Langenargen Potenzial-Analysen erstellt Aber allen Projektierern beidseits des Sees ist klar: Billig wird es nicht Der Bau von Seethermie-Kraftwerken ist kostspielig und eignet sich nur für Wohnviertel, Firmen, Fabriken oder Hotels in Ufernähe Ist es jedoch einmal installiert, sind die Kosten für Unterhalt und Wartung verglichen mit konventionellen Kraftwerken klein Zudem braucht eine solche Anlage wenig Platz und – in heutigen Zeiten ein nicht unwesentlicher Faktor – kann eine Region zumindest teilweise eine energetische Selbstständigkeit erreichen Nach Zählung der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee werden am Seeufer aktuell 20 meist kleinere Anlagen zur Wärme- oder Kältegewinnung genutzt, teilweise schon sehr lange Die Universität Konstanz nutzt seit 1972 Seewasser zum Kühlen ihres Rechenzentrums Das Kongressund Tagungszentrum Graf-Zeppelin-Haus in Friedrichshafen holt sich sowohl Wärme als auch Kälte aus dem See

Das Prinzip Seewärme-Nutzung

Von den Seethermieanlagen aus wird in einer Tiefe von 20 bis 40 Metern Wasser aus dem See gepumpt Die Energie des vier bis zehn Grad Celsius warmen Seewassers wird über einen Wärmetauscher auf ein Kältemittel in einen separaten Kreislauf übertragen Ohne mit diesem Kältemittel in Kontakt zu kommen, wird das Wasser anschließend wieder in den See geleitet Die dadurch entstehende leichte Abkühlung des Sees in den Wintermonaten wird vom Institut für Seenforschung der Landesanstalt für Umwelt (LUBW) in Langenargen als positiv bewertet So könne dem Trend zum Temperaturanstieg der Seen und dem damit einhergehenden früheren Einsetzen der thermischen Schichtung gegen Ende des Winters entgegengewirkt werden Auch im Sommer wäre trotz der leicht steigenden Wassertemperaturen die Nutzung von Seewasser ohne negative Auswirkungen auf das Ökosystem möglich, wenn strenge Vorgaben eingehalten werden Nachdem die Seewärme im Wärmetauscher an das Kühlmittel abgeben wurde, zirkuliert dieses in einem geschlossenen Kreislauf Beim Durchlaufen eines Kompressors erhöht sich die Temperatur des Kühlmittels weiter In einem zweiten Wärmetauscher gibt das Kühlmittel die Wärmeenergie an das Heiz- und Brauchwarmwasser ab, kann dort nach Wunsch erhitzt werden und an die angeschlossenen Haushalte weitergeleitet werden Im Sommer erfolgt dieselbe Systematik, nur umgekehrt, zur Kühlung der Häuser Die für die Wärmetauscher benötigte nicht unerhebliche Strommenge könnte aus der Region „grün“ zur Verfügung gestellt werden – zum Beispiel aus den Wasserkraftanlagen der Vorarlberger Illwerk e

Die technischen Voraussetzungen sind klar, die ökologischen Belange zum größten Teil ausgelotet Auch die Pläne sind ausgearbeitet Es fehlt der nur kleine Schritt zur Umsetzung, der ein großer sein könnte für den Wirtschaftsstandort Bodensee

» Seethermie | Menschen & Innovationen 17
Die Energie des vier bis zehn Grad Celsius warmen Seewassers wird über einen Wärmetauscher auf ein Kältemittel in einen separaten Kreislauf übertragen «

Projekt Lünerseewerk II

VORARLBERGER ILLWERKE VKW AG | Das Projekt „Lünerseewerk II“ bezeichnet das Vorhaben der Vorarlberger illwerke vkw AG, das Wasser des Lünersees, das schon bisher energiewirtschaftlich genutzt wurde, in einem neuen Kraftwerk zur Erzeugung von Spitzen- und Regelenergie nutzbar zu machen

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18 Menschen & Innovationen | Projekt Lünerseewerk II

Entstehen soll dabei das größte Pumpspeicherkraftwerk Mitteleuropas Mit einer Leistung von rund 1 000 Megawatt wäre es eines der zentralsten Infrastrukturprojekte Vorarlbergs in den kommenden Jahrzehnten Ausgehend vom Lünersee im Brandnertal soll das Wasser über eine rund zehn Kilometer lange Triebwasserführung im Berginneren bis nach Bürs gelangen und von dort die Maschinensätze in der unterirdischen Krafthauskaverne antreiben Dadurch ergibt sich eine Rekordfallhöhe von rund 1 300 Höhenmetern Der Kavernenstandort wäre nur wenige hundert Meter von der bestehenden Umspannanlage in Bürs entfernt Über diese Umspannanlage wäre das Kraftwerk an das Stromübertragungsnetz angebunden

bis nach Bürs

Minimaler Eingriff – maximaler Output

In einem ersten Konzeptentwurf kann das Lünerseewerk II mit riesigem Synergiepotenzial aufwarten Nicht nur der bestehende obere Speicher, der Lünersee, kann hier praktisch 1:1 genutzt werden, sondern auch die Anbindung an die bestehende Kraftwerksgruppe Obere Ill-Lünersee ist über den bereits bestehenden Walgaustollen möglich Zusätzlich punktet das Projekt durch die günstige Lage des Krafthauses in unmittelbarer Nähe der Rheintalautobahn und der bestehenden Umspannwerk-Infrastruktur in Bürs, über die die Anbindung an das europäische Stromnetz über kurze Wege erfolgen könnte

In den kommenden Jahren erfolgt die detaillierte Projektentwicklung und Einreichplanung, sodass bis 2027 ein Umweltverträglichkeitsprüfungs-Verfahren eingeleitet werden kann Bis 2031 könnte dann ein eventueller Baubeschluss erfolgen Die Bauzeit für ein solches Mammut-Projekt beträgt schä tzungsweise sechs Jahre, sodass das Lünerseewerk II im Jahr 2037 in Betrieb gehen könnte

www luenerseewerk2 at www illwerkevkw at

Auch das Kopswerk II wird von der illwerke vkw AG betrieben Das Pumpspeicherkraftwerk befindet sich in Gaschurn im Montafon und bezieht sein Wasser aus der Silvretta-Gebirgsgruppe

Mit einer Rekordfallhöhe von 1 300 Metern gelangt das Wasser vom Lünersee über eine rund zehn Kilometer lange Triebwasserführung im Berginnern
Projekt Lünerseewerk II | Menschen & Innovationen 19
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evonos bedient als ein weltweit führender Lieferant für neurochirurgische Implantate und Instrumente einen Spezialmarkt. Wer hier nach einer Lösung via Google sucht, verwendet sehr spezielle Schlagwörter, die vorrangig für Mediziner*innen und Neurochirurg*innen relevant sind. Genau diese Zielgruppe versucht evonos zu erreichen, um ihnen genau die Lösungen zu bieten, nach denen sie suchen.

Die Analyse ist aller SEO-Strategien Anfang

Doch das machen auch die Wettbewerber von evonos. Entsprechend begehrt sind die obersten Plätze der Suchergebnisse. Hier setzt die von Schindler Parent für evonos entwickelte SEO-Strategie an. Eine vorgängig durchgeführte SEO-Analyse, Stand November

2021, ergab, dass evonos mit 48 Keywords in den Top 100 der Suchergebnisse vertreten war – davon 3 8 auf den Plätzen 11-100, drei auf den Plätzen 4-10 sowie sieben auf den Plätzen 1-3. In einem gemeinsam mit dem evonos Produktmanagement durchgeführten SEO-Workshop ermittelten die SEO-Strategen der Agentur exakt die relevanten Begriffe, nach denen die Zielgruppe tatsächlich sucht. Ergänzt wurden diese Keywords durch die Ergebnisse von Interviews mit Neurochirurg*innen und Einkäufer*innen für medizinische Produkte, denn oft ist es eine Kombination mehrerer Worte, die Expert*innen für möglichst exakte Suchergebnisse nutzen.

Zielgruppenspezifischer Content ist der Schlüssel zum Erfolg

Einmal definiert, wurde auf genau diese Keywords optimierter Content erstellt, der in regelmäßigen Blogbeiträgen auf der Homepage des Unternehmens erschien. Geschrieben wurden die Blogbeiträge von einem Texter mit langjähriger medizintechnischer Branchenerfahrung. Die inhaltliche Abstimmung und die Qualitätssicherung erfolgten in enger Zusammenarbeit mit einer Ärztin, die Relevanz und Korrektheit der Beiträge prüfte.

In monatlicher Folge erschienen Blogartikel wie „Dekompressive Kraniektomie“, „Schädel-HirnTrauma“ oder „Subduralhämatom“. Der Erfolg dieser Beiträge war durchschlagend. Eine Mitte November

24 Menschen & Innovationen | Schindler Parent

Mehr Sichtbarkeit, mehr Wahrnehmung, mehr Klicks –für die herausragenden Optimierungen auf den Rängen 1-3 erhielt evonos ein Featured-Snippet, das an erster Stelle der Suchergebnisse erscheint.

Die mit Ahrefs durchgeführte Erfolgsmessung spricht für sich selbst. Ab Januar 2021 erfolgt ein sprunghafter Anstieg der organischen Keywords in den Top 100 bei Google.

2022 durchgeführte Erfolgsmessung ergab, dass evonos nun nicht mehr nur mit 48, sondern mit 803 Keywords in den Top 100 vertreten war, was einer Steigerung um 1.573 Prozent entspricht. Entscheidender aber als dieses schon für sich beeindruckende Er gebnis waren die Begriffe auf den vordersten Rängen. Statt nur mit drei Keywords auf den Rängen 4-11 vertreten zu sein, zeigt hier evonos nun mit 71 Keywords eine starke Präsenz. Hier liegt die Steigerungsquote sogar bei 2.267 Prozent. Auf den Rängen 1-3, bei denen evonos bislang nur sieben Begriffe platzieren konnte, finden sich nun 49 hochrelevante Keywords. Ein Plus von 600 Prozent.

Das Ergebnis überzeugt in jeder Hinsicht

Eines dieser Keywords ist die eingangs genannte „Trepanation“. Wer nach diesem Begriff googelt, findet nicht einfach ein Suchergebnis, sondern ein sogenanntes Featured-Snippet, eine Text-Bild-Kombination, die die Sichtbarkeit und die Wirkung für evonos er höht. Das Featured-Snippet, auch als „Position 0“ bekannt, erhielt evonos aufgrund von Contentoptimierungen, die Google als besonders hilfreich einstuft.

Die durchgeführte SEO-Strategie hat sich für evonos in jeder Hinsicht ausgezahlt. Auch budgetär. Denn am Ende des Tages war das veranschlagte Budget noch nicht einmal ausgeschöpft.

Fazit: Eine exakte Planung, eine konzentrierte Analyse, eine zielführende Strategie und ein genau auf die Zielgruppen zugeschnittener Content haben zu einem herausragenden Ergebnis geführt. Und das ist tatsächlich in jeder Branche möglich. Für jedes Unternehmen.

Unternehmen

Schindler Parent ist die kreative Verbindung von Marke & Marge®, die Komplexes einfach kommuniziert. Die Kommunikationsagentur am Bodensee wurde 1979 gegründet und betreut viele Unternehmen aus unterschiedlichen Industriezweigen. Sie beschäftigt an den Standorten Meersburg und Pforzheim rund 35 Mitarbeiter*innen, ist seit 1989 Mitglied im Gesamtverband Kommunikationsagenturen GWA e. V. und seit 2007 Mitglied im internationalen Agency-Network E3. Mehr unter www.schindlerparent.de

Michael Meier Geschäftsführender Gesellschafter · Schindler Parent GmbH
Jan2016Jan2017Jan2018Jan2019Jan2020Jan2021Jan20220 250 500 750 1K
Innovationen 25
Schindler Parent | Menschen &

Einfach stark

Carsten Wraae Jensen und sein Team erzeugen Orte der Gelassenheit und Wärme, indem sie die Kraft der klaren Linie und natürlicher Materialien nutzen Ein Statement für starkes Design, das auch nach Jahren wirkt

Geberit initiiert europäischen Designwettbewerb

GEBERIT | Viele Menschen wünschen sich ein großzügiges Bad mit viel Platz In kleineren Wohnungen oder Einfamilienhäusern im urbanen Raum liegt die gängige Größe für das Badezimmer allerdings oftmals nur bei rund sechs Quadratmetern In dem von Geberit initiierten 6x6 Design-Wettbewerb zeigen die Badentwürfe von sechs Architekten aus sechs europäischen Ländern, wie vielseitig kleine Bäder gestaltet werden können Sie belegen, dass sich auch auf kleinen Grundrissen hoher Komfort, große Individualität und anspruchsvolles Design umsetzen lassen

Das Bad ist heute ein multifunktionaler Raum, der auch als Entspannungs- und Rückzugsort genutzt wird und einen wohnlichen Charakter bekommt Ansprüche an funktionale Aspekte wie Komfort, Reinigungsfreundlichkeit und Stauraum sind gewachsen Als Komplettanbieter für Sanitärtechnik und Badausstattung bietet Geberit Lösungen, die maximalen kreativen Gestaltungsfreiraum eröffnen und in jeder Raumgröße Badeinrichtungen auf Top-Niveau möglich machen „Produkte für den Einsatz im Bad sollen elegant und zeitlos gestaltet und zugleich komfortabel sowie funktional sein , erläutert Volker Röttger, Leiter Marketing Kommunikation bei der Geberit Vertriebs GmbH Er führt aus: „Mit einer Vielzahl von Innovationen hat Geberit das Bad besser gemacht Waschtische mit gerin-

ger Ausladung, raumsparende Siphons, innovative Wandarmaturen oder Wandabläufe für die Dusche: Diese und viele weitere Produkte und Lösungen von Geberit machen es möglich, in kleinen Bädern großzügigen Stauraum und Bewegungsfreiheit zu realisieren Exemplarisch nennt er auch die Geberit AquaClean Dusch-WCs Die Wasserreinigung für den Po, integriert in formvollendete WC-Keramiken, steht für mehr Frische und Lebensqualität und benötigt nicht mehr Platz als eine normale WC-Keramik

Wie unterschiedlich kleine Bäder aussehen können, die Systemtechnik hinter der Wand Design und Funktion davor verbinden, zeigen die Entwürfe der sechs Architekturbüros aus sechs europäischen Ländern, die im Rahmen des Design-Wettbewerbs entstanden sind

Internationale Architekten gestalten Traumbäder auf sechs Quadratmetern
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f r e d G a c h a u 26 Menschen & Innovationen | Geberit
F o t o :
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Dänemark: Ein Erlebnis für alle Sinne

Werte wie Natürlichkeit und Qualität prägen seit jeher das dänische Design Carsten Wraae Jensen, Architekt bei BJERG Arkitektur A/S in Kopenhagen, hat sie in seinem Badentwurf „Serenity“ (Gelassenheit) aufgegriffen, der als Sieger aus dem 6x6-Designwettbewerb hervorging Aus Licht und natürlichen Werkstoffen schafft er eine Umgebung, die zur sinnlichen Wahrnehmung einlädt – „wie ein Spaziergang in der Natur“, erklärt Carsten Wraae Jensen Das Bad vereint charakteristische Geradlinigkeit und Funktionalität mit einladender, Ruhe ausstrahlender Gemütlichkeit Einheitliche Oberflächen erzielen eine edle und ausgleichende Wirkung Verstärkt wird sie durch Holzverkleidungen an Wand und Decke sowie ein großflächiges Panoramafenster, das den Blick in die Natur freigibt Nachhaltigkeit betrachten wir als Teil unserer DNA“, erklärt Carsten Wraae Jensen und betont, dass die Produkte von Geberit diese Anforderung erfüllen: Sie haben ein zeitloses Design und sind über viel Jahre äußerst beständig

Frankreich: Kulturübergreifender Entwurf

Innenarchitektin Eva Ivos aus Juvisy-sur-Orge bei Paris greift die Entwicklung des Bads hin zu einer flexiblen Nutzung auf und erweitert es um einen Aspekt Das mit einer bodengleichen Dusche plus Badewanne ausgestattete Bad wird den Bedürfnissen verschiedener Generationen sowie unterschiedlicher Badekulturen gerecht In Fernost ist die Reinigung des Pos mit Wasser etabliert, in Europa gewinnt diese Art der Intimpflege immer mehr Anhänger Ein Dusch-WC wird deshalb zunehmend nachgefragt Holzelemente an Wand und Decke sorgen für warme Akzente und fügen sich harmonisch in das zeitlose, klare Design ein Die Konzentration auf langlebige Produkte spielt in Ivos Konzept eine tragende Rolle Durch hohe Qualität und Komfort ist die Gestaltung auf langfristig uneingeschränkte Nutzbarkeit ausgelegt Ziel ist auch hier die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren

Großbritannien: Bad für alle Generationen

Die Londoner Architektin Nimi Attanayake stellte sich bei der Planung die Frage, wie ein Bad den verschiedenen Bedürfnissen einer Familie ein Leben lang gerecht werden kann Sie nennt ihren Entwurf daher bewusst „Loo of a Lifetime (Ein Bad für das ganze Leben) Attanayake setzt auf widerstandsfähige, langlebige Materialien, die Generationen überdauern können Dazu passen Produkte von Geberit, die grundsätzlich auf eine lange Lebensdauer sowie leichte Wartung und Instandhaltung ausgelegt sind Die Wände sind durchgängig als hochflexibles Aufbewahrungssystem aus recyceltem Kunststoff gestaltet und bieten viel Stauraum, der sich jederzeit verändern und anpassen lässt Das roséfarbene Terrazzomuster im Mid-Century-Look bildet einen belebenden Kontrast zum Weiß der Sanitärkeramik

Tauglich auf Lebenszeit

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Zukunftsfähiges Design muss so nachhaltig sein dass es ein ganzes Leben überdauern kann Für Nimi Attanayake ist das die Maxime, an der sie ihre Planung wie auch die Wahl der Materialien ausrichtet

F R A N K R E I C H

Raum für alle

Design ist für den Menschen da Format und Funktion der von Eva Ivos gestalteten Räume passen sich den Bedürfnissen aller flexibel an, Kulturen sowie Generationen übergreifend

G R O S S B R I T A N N I E
F o t o : G e b e r i t F o t o : G e b e r t / n m t i m a r c h i t e c t s F o t o : G e b e r t / E v a I v o s F o t o : G e b e r t Geberit | Menschen & Innovationen 27

Deutschland: Fließende Natur

Tilla Goldberg, Director Brand Spaces und Product Design bei der Ippolito Fleitz Group in Deutschland, hat den Trend zur Entspannung in der Natur unkonventionell und inspirativ interpretiert Sie schafft mit ihrem „biophilen Bad“ den fließenden Übergang in die Natur: Feminin weiche Linien, organische Formen, reflektierende Oberflächen, atmender Lehmputz, echte Flusskiesel in der Dusche und lebende Pflanzen Goldberg nutzt das Vorwand-Installationssystem Geberit GIS, um darin einen vertikalen Garten mit begrünten Nischen anzulegen In das Bad integriert ist eine Vanity Lounge-Nische mit beleuchtetem Spiegel, die den intimen Charakter des Raums verstärkt Es entsteht ein Ort für Self Care, der einlädt zu verweilen, zu entspannen und die Gedanken schweifen zu lassen Die Wellness-Oase als geschützte Ruhezone inmitten des oft hektischen Alltags ist zugleich ein faszinierender Lebensraum

S C H W E I Z

Hauptsache Stil

Geht nicht gibt es nicht bei Andrin Schweizer Seine große Leidenschaft ist die Gestaltung von Innenräumen mit Atmosphäre – einzigartig, unverwechselbar und immer ein Erlebnis

N D

Femininer Ansatz

Eintauchen in die sinnliche Erfahrung Tilla Goldberg stellt das menschliche Wohlbefinden, Zufriedenheit, Zugänglichkeit und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt ihres kreativen Schaffens

Schweiz: Size doesn’t matter Style does

Der Zürcher Architekt Andrin Schweizer stellt mit seinem Entwurf unter Beweis, dass nicht alleine die Größe eines Badezimmers zählt, sondern vor allem der Stil Er nimmt den Waschtisch der Serie Geberit ONE in Kombination mit einem Unterschrank in Nussbaum als Ausgangspunkt, der trotz seiner minimalistischen Formensprache und hohen Funktionalität Wärme und Eleganz ausstrahlt Schweizer kreiert auf dieser Basis ein funktionales, bis in das Detail durchkonzipiertes Bad zum Wohlfühlen Er greift das Material Nussbaum mit Elementen an Wand, Decke und als Raumteiler auf, setzt angenehm natürliche Akzente und schafft eine Raumstruktur, die Intimität vermittelt Es entsteht ein edles Bad für designaffine Menschen

D E U T S C H L A
F o t o : G e b e r i t F o t o : G e b e r t F o t o : G e b e r i t / A n d r i n S c h w e z e r F o t o : G e b e r i t 28 Menschen & Innovationen | Geberit

Tschechien: Up to the moon

Für ein junges Paar in der Großstadt hat die Architektin Iveta Lajdová, Mitbegründerin des Ateliers SLIM, ihren Badentwurf entwickelt Ihr Konzeptentwurf ist eine spielerische Komposition aus Kontrast, industriellem Charakter, Asymmetrie, Monumentalität sowie Verbundenheit mit der Natur Exklusive Materialien lassen das Bad trotz des begrenzten Raums mondän wirken Zwischen der eingelassenen Badewanne und dem Dusch-WC ist ein großzügig ausgelegter Doppelwaschplatz mit zwei runden Geberit Variform Aufsatzwaschtischen und einem schlanken Unterschrank eingepasst Zentrales Gestaltungselement ist ein großer runder, asymmetrisch angeordneter Spiegel mit indirekter Beleuchtung, der dem Entwurf als Mondsymbol seinen Namen gibt

Gestaltungsfreiraum und Vielseitigkeit

Die Unterschiedlichkeit der sechs Entwürfe zeigt exemplarisch die Vielfalt der Möglichkeiten, die Geberit durch das optimale Zusammenspiel von Sanitärtechnik, Keramik und Badeinrichtung bietet Verlässliche technische Lösungen hinter der Wand gehen eine perfekte Verbindung mit formvollendeter, benutzerorientierter Badausstattung vor der Wand ein und schaffen ästhetische sowie funktionale Mehrwerte Die zeitlosen Keramiken, Badmöbel und Ausstattungsdetails wie Betätigungsplatten und Armaturen lassen eine Vielzahl individueller Gestaltungslösungen zu und fügen sich in den persönlichen Badstil ein

T S C H E C H I E N

Ganz persönlich

In der eigenen Umgebung im eigenen Flow glücklich werden – in Räumen die dem individuellen Lebensstil entsprechen Iveta Lajdovás Entwürfe holen die Menschen bei sich selbst ab

GEBERIT INTERNATIONAL

Die weltweit tätige Geberit Gruppe ist europäischer Marktführer für Sanitärprodukte Der Konzernhauptsitz ist in Rapperswil-Jona in der Schweiz, die Deutschlandzentrale in Pfullendorf angesiedelt Ziel des Unternehmens ist es, die Lebensqualität der Menschen nachhaltig zu verbessern Das gelingt mit innovativen Produkten, umfassendem Knowhow und konsequenter Nachhaltigkeitsorientierung Das Portfolio von Geberit umfasst die Sanitärtechnik sowie ein großes Spektrum an Badkeramiken, Badmöbeln, Dusch-WCs und Duschlösungen So ermöglicht Geberit innovative und umfassende Badezimmerlösungen aus einer Hand Bei der Gestaltung legt das Unternehmen großen Wert auf Design und Funktion Die Produkte zeichnen sich durch ihre ansprechende Optik aus, sind besonders benutzerfreundlich und bieten hohen Komfort www geberit de

Geberit | Menschen & Innovationen 29
F o t o : G e b e r i t / v e t a L a d o v á F o t o : G e b e r t

POLITIK, WIRTSCHAFT & BILDUNG

Dem Fachkräftemangel entgegentreten – in diese Aufgabe wird sowohl von den Hochschulen, die unter dem Dach der Internationalen Bodensee-Hochschule (IBH) als größter derartiger Verbund Europas zusammenarbeiten, als auch von Körperschaften des öffentlichen Rechts und den ausbildenden Betrieben in der Region viel investiert Die internationale Bedeutung ihrer Arbeit im Blick haben immer auch die Institutionen aus Wirtschaft und Politik in der Vierländerregion Bodensee Insbesondere die Internationale Bodensee-Konferenz (IBK) steht stellvertretend seit einem halben Jahrhundert für die erfolgreiche grenzüberschreitende Zusammenarbeit am Bodensee

Auf dem Bild zu sehen ist die Bildungsakademie Singen, die 2023 10-jähriges Bestehen feiert Foto: Handwerkskammer Konstanz / Christoph Nadler

Startschuss für die nächste Förderperiode

INTERREG ALPENRHEIN-BODENSEE-HOCHRHEIN | Als internationales Förderprogramm ist es primäres Ziel, die grenzübergreifende Zusammenarbeit in der Vier-Länder-Region um den Bodensee weiter zu stärken und damit europäischen Mehrwert zu schaffen und darzustellen. An dieser erfolgreichen Kooperation beteiligen sich die Länder Baden-Württemberg, Bayern, Vorarlberg, neun Schweizer Kantone sowie das Fürstentum Liechtenstein.

Programmgebiet Interreg VI AlpenrheinBodensee-Hochrhein

Interreg VI Alpenrhein-BodenseeHochrhein nimmt Fahrt auf

Am 28.09.2022 wurde auf der Insel Mainau eine neue Runde der grenzübergreifenden Zusammenarbeit rund um den Bodensee und entlang des Alpen- und Hochrheins eingeläutet. In der nunmehr sechsten Förderperiode, die bis ins Jahr 2029 reicht, werden zahlreiche innovative Projekte zwischen Partnern aus verschiedenen Ländern entstehen, die finanzielle Unterstützung benötigen.

Allein für den Baden-Württemberg, Bayern und Vorarlberg betreffenden Gebietsteil stellt die EU-Kommission aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) bis 2029 rund 47,5 Millionen und damit fast 9 Millionen Euro mehr als bisher zur Verfügung. Zusammen mit den Fördermitteln der am Programm beteiligten Schweizer Kantone sowie des Schweizer Bundes in Höhe von

42 Politik, Wirtschaft & Bildung | Interreg Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein

Konstituierende Sitzung des Interreg-Begleitausschusses

mehr als 12 Millionen Euro ergeben sich Gesamtfördermittel in Höhe von rund 60 Millionen Euro. Rechnet man noch die Beteiligung des Fürstentums Liechtenstein sowie die Eigenbeteiligung der öffentlichen und privaten Projektträger hinzu, stehen für die grenzübergreifende Zusammenarbeit am Bodensee in den nächsten Jahren rund 103 Millionen Euro zur Verfügung.

Was steht hinter Interreg?

Interreg unterstützt grenzübergreifende Zusammenarbeit an den Binnen- und Außengrenzen der Europäischen Union, indem es Projekte zwischen Partnern der verschiedenen Länder fördert. Im Programmgebiet Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein besteht die Besonderheit, dass mit der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein auch Nicht-EUStaaten am Programm beteiligt sind. Der große Vorteil dieses grenzübergreifenden Programms liegt darin, dass die Förderschwerpunkte den Bedürfnissen und Potentialen der teilnehmenden Regionen angepasst sind.

Förderschwerpunkte

Das neue Interreg-Programm stellt vier Förderprioritäten in den Mittelpunkt: ↗ Digitalisierung und Innovation ↗ Umwelt-, Natur- und Klimaschutz ↗ Gesundheit, Bildung, Kultur und Tourismus ↗ Zusammenarbeit und bürgerschaftliches Engagement

In diesem Rahmen können neue Impulse gesetzt und grenzübergreifende Projekte unter anderem in den Bereichen Wirtschaft, Tourismus, Infrastruktur, Bildung, Forschung, Arbeitsmarkt und Beschäftigung, Standortattraktivität, Raumplanung, Umwelt- und Naturschutz, Kultur sowie Gesundheit und Soziales auf EU-Seite mit bis zu 70 Prozent und auf Schweizer Seite mit bis zu 50 Prozent ihrer Kosten gefördert werden.

» Der große Vorteil dieses grenzübergreifenden Programms liegt darin, dass die Förderschwerpunkte den Bedürfnissen und Potentialen der teilnehmenden Regionen angepasst sind.«

Von Ihrer Idee zur Förderung

Um eine Projektförderung können sich sowohl natürliche oder juristische Personen als auch öffentliche Träger sowie sonstige Einrichtungen aus dem Programmgebiet bewerben. Projektskizzen können jederzeit eingereicht werden. Ein Lenkungsausschuss, welcher mehrmals jährlich zusammentritt, entscheidet über die Zulassung der Skizzen zur Antragstellung und letztlich auch über die Genehmigung eingereichter Förderanträge.

Der Weg zu uns

Die Programmabwicklung erfolgt durch das Gemeinsame Sekretariat der Programmpartner, welches seinen Sitz im Regierungspräsidium Tübingen hat. Zugleich gibt es in der Schweiz, Vorarlberg, in Bayern sowie im Fürstentum Liechtenstein regionale Kontaktstellen als erste Anlaufmöglichkeiten für Projektinteressierte.

Die Programm-Webseite www.interreg.org bietet weiterführende Informationen. Zudem befinden sich dort Beiträge zu allen Projekten sowie Aktuelles aus der Förderperiode.

Christian Tetzel Leiter des Gemeinsamen Sekretariats Interreg Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein Regierungspräsidium Tübingen +49 7071 17-757 7586 christian.tetzel@rpt.bwl.de

Schon abonniert? Mit dem Newsletter werden etwa vierteljährlich Ankündigungen und Neuigkeiten verbreitet.

Zur Anmeldung

Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein

Kofinanziert von der Europäischen Union und Partnerstaaten

Interreg Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein | Politik, Wirtschaft & Bildung 43
Foto: RP Tübingen
F o t o : S K ü l c ü ( B o d e n s e e w o c h e K o n s t a n z )

TAGUNGEN & TOURISMUS

Die Menschen am Bodensee sind Experten, wenn es darum geht, gute Gastgeber zu sein Kaum eine Region ist zugleich touristisch so bedeutsam und ökonomisch stark wie die Bodenseeregion Das spiegelt sich auch in der Tagungskultur der Region wider Die Infrastruktur und Tagungshäuser in den Städten rund um den See bieten Möglichkeiten für Kongresse jeder Art und Größe und müssen einen Vergleich mit dem Angebot in den großen Metropolen nicht scheuen Und bieten sowohl für Urlaubsgäste als auch für die Teilnehmer eines Kongresses Einzigartiges: die Inspirationsquelle See

Veranstaltungen im Metaverse: Fahrplan in Richtung Zukunft

BODENSEEFORUM KONSTANZ | CO2-Emissionen, die Auswirkungen auf den Klimawandel und Ressourcenknappheit haben, sind wichtige Beweggründe, die Zukunft nachhaltig und effizient zu gestalten. Der Weg dorthin führt insbesondere über Digitalisierung und Vernetzung. Ein großer Teil dieser Entwicklung ist das Metaverse.

Es zu begreifen, ist dabei ähnlich diffizil, wie es in den 70er Jahren war, das Internet zu verstehen. Es ist nichts, was man auf ein System reduzieren kann, sondern nimmt vielfältige Formen an und ist eher die gesamte Veränderung, wie wir das Internet nutzen. Hybride Veranstaltungen zählen dabei zu innovativen Formaten, die hochwertigen Inhalten eine größere Reichweite ermöglichen, Realitäten erweitern und mit interaktiven Präsentationen bereichern.

Das BODENSEEFORUM KONSTANZ erweist sich mit seiner modernen Ausstattung und dem fundierten und erprobten Know-how als idealer Standort dafür. Das neue ViBoFo ist ein Schritt in die Zukunft. Es ist wie das Bodenseeforum, nur in virtuell! Das bedeutet, dass Begegnung, Mobilität und Interaktion zwischen den Eventteilnehmenden vor Ort und denen, die sich über den digitalen Zwilling zuschalten, entsteht. Gemeinsam mit dem Unternehmen Allseated und ihrer Plattform Meetaverse™, hat das Haus seine Räumlichkeiten in eine realitätsgetreue, immersive 3D Umgebung verwandelt, die es ermöglicht professionelle Brücken zwischen der physischen und der digitalen Welt zu bauen.

62 Tagungen & Tourismus | BODENSEEFORUM KONSTANZ
Das reale BODENSEEFORUM KONSTANZ am Seerhein

WAS IST DAS METAVERSE?

Auch wenn die Definition des Metaverse etwas kompliziert erscheint, ist doch die Idee des Metaversum im Grunde relativ simpel. Es handelt sich um einen virtuellen Raum, in dem Begegnungen digital stattfinden können. Das Metaverse soll dabei eine Art paralleles Universum darstellen, das darauf abzielt, Menschen einen Technik-gestützten Ort der Begegnung zu ermöglichen, der über die gewohnten Möglichkeiten des Internets herausgeht. Spätestens seit der Umbenennung von Facebook in Meta ist der Begriff in der breiten Öffentlichkeit bekannt. Dabei darf nicht vergesse werden, dass das Metaverse an sich, mit den sozialen Medien Facebook und Instagram nur bedingt etwas zu tun hat.

Das Metaverse kann die noch vorhandenen Grenzen und Hürden für virtuelle Eventteilnehmende überwinden und die digitale und reale Welt verbinden. Besonders die Mobilität in Verbindung mit der Interaktion per Videokonferenz in der virtuellen Welt ist einzigartig auf dem Eventmarkt. Als Avatar kann der Eventteilnehmende den virtuellen Raum frei erkunden. Das Besondere daran: Man kann sich frei bewegen, erlebt Zufallsmomente und spontane Begegnungen und kann genauso interagieren, wie auf jedem Live Event. Die menschlich-emotionale Komponente findet durch die vielen Interaktionsmöglichkeiten einen neuen starken Weg im digitalen Raum.

Die eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten resultierend aus Covid-19 und den Lockdowns haben dazu geführt, dass nicht bloß der Weg in die Arbeit zu ein paar kleinen

Schritten ins Homeoffice geworden ist, sondern Meetings und Geschäftsreisen sich teils der digitalen Kommunikation bedienen. Ein großes Plus ist auch hier der Aspekt der Nachhaltigkeit. Mit weniger Teilnehmenden an einer Veranstaltung vor Ort reduzieren sich automatisch CO2Emissionen, die durch Anreise, ein großes Angebot an Mahlzeiten, notwendige Transporte oder Müllproduktion entstehen würden. Besonders profitieren auch Teilnehmende, die aus zeitlichen, sozialen oder gar gesundheitlichen Gründen nicht an der Veranstaltung hätten teilnehmen können. Durch das Wegfallen der meist zeitintensiven An- und Abreise können diese Personen so oft doch virtuell an der Veranstaltung teilnehmen und ein neues Erlebnis erfahren. Das Tool allseated VISION ermöglicht es außerdem, virtuelle Hausführungen im BODENSEEFORUM KONSTANZ durchzuführen. Mit diesen virtuellen Rundgängen und Besichtigungen, wird ein größerer Markt erreicht und Kunden eine Möglichkeit geboten, ihren Veranstaltungsort zu besichtigen, ohne persönlich anwesend zu sein – das spart Zeit und Ressourcen. Außerdem kann die Veranstaltung zum Test im Vorfeld digital aufgebaut und so eine kleine Vorschau darauf gegeben werden, wie die Veranstaltung im Haus schlussendlich real aussehen wird. Die Zukunft der Veranstaltungsbranche ist digital und analog. Beide Welten sind ein Spiegelbild der jeweils anderen. Meetaverse™ ist smart und zukunftsgewandt, aber trotzdem nahbar und bedarfsorientiert. Es werden innovative, digital optimierte Prozesse und Lösungen geschaffen, die von Anfang an als solche durchdacht und an die neuen Anforderungen der Teilnehmenden an den Endgeräten angepasst werden.

BODENSEEFORUM KONSTANZ

Reichenaustraße 21 D-78467 Konstanz Tel. +49 7531 12728 0 info@bodenseeforum-konstanz.de www.bodenseeforum-konstanz

BODENSEEFORUM KONSTANZ | Tagungen & Tourismus 63
Hybride Tagungen im BODENSEEFORUM KONSTANZ Foto: Guido Kasper Foto: kuf.com
F o t o : M c h a e l H ä f n e r

DEUTSCHLAND

Der deutsche Bodenseeraum ist Standort von Hightech-Unternehmen, weltweit bekannter Konzerne und Hochschulen, darunter die Excellenz-Universität Konstanz Was mit Zeppelin und Dornier bergan, findet bis heute im Cluster Luft- und Raumfahrt seine Fortsetzung Automotive, IT und Elektronik und der Maschinenbau sind weitere starke Branchen mit einem hohen Bedarf an Fachkräften In der Rangliste der europaweit innovativsten Regionen erreichen die Landkreise am Bodensee regelmäßig Spitzenpositionen

Radolfzell am Bodensee

Eine wirtschaftsaffine Politik

IM GESPRÄCH | Simon Gröger, Oberbürgermeister der Stadt Radolfzell, und Wirtschaftsförderer Manuel Kern über Wirtschaftspolitik, die Radolfzeller Unternehmen und Fragen zur Energie

Herr Gröger, Sie sind seit Dezember 2021 Oberbürgermeister in Radolfzell. Was waren Ihre wirtschaftspolitischen Prioritäten in den ersten zwölf Monaten?

Gröger: In Radolfzell gibt es einen starken Mittelstand, mit Unternehmen, die zum Teil familiengeführt sind und eine lange Tradition haben. Auch historisch bedeutende Firmen wie Schiesser, Allweiler und Hügli haben hier ihren Sitz. Mir war klar, dass es Chefsache ist, schnell Vertrauen zu den Unternehmen aufzubauen.

Da ich der Wirtschaftsförderung einen größeren Stellenwert und ein stärkeres politisches Gewicht verleihen möchte, habe ich die neue Stabsstelle Wirtschaftsförderung und Liegenschaften eingerichtet und direkt an das Amt des

Oberbürgermeisters angegliedert. Dies soll gewährleisten, dass Unternehmen und Investoren jederzeit eine rasche und dynamische Unterstützung erhalten.

Unsere Priorität ist es, sich um die Unternehmen vor Ort zu kümmern. Weiteres Ziel ist natürlich, neue Unternehmen anzusiedeln.

Welche Anliegen haben die Radolfzeller Unternehmen? Gröger: Die Unternehmen wünschen sich mehr Gehör, das wurde mir in meinen ersten Wochen klar so kommuniziert.

Ich sehe es als meine Verpflichtung, aktiv auf die Unternehmen zuzugehen, deren Entwicklungen mitzubekommen und sie in ihrem Fortschritt zu unterstützen.

70 Standort D-A-CH-LI |
am
Radolfzell
Bodensee
Foto: TSR GmbH, Kuhnle + Knödler Fotodesign

Aktuell geht es oft um die grundlegende Infrastruktur wie die Mobilitätsanbindung. Auszubildende müssen schnell und komplikationslos mit dem ÖPNV zum Arbeitgeber kommen können. Der Fachkräftemangel hat sich bundesweit zugespitzt. Hiesige Unternehmen stehen zudem oft vor der Herausforderung, dass man zwar Fachleute findet, diese in einigen Fällen den Arbeitsvertag jedoch nicht unterschreiben, da sie vor Ort keinen adäquaten Wohnraum finden oder die Kinderbetreuung nicht gewährleistet ist. Beides sind wichtige Standortfaktoren, und wir müssen ihnen ein stärkeres Gewicht verleihen.

Kern: Weitere Anliegen der Unternehmen sind Fördermittel, Wachstumsmöglichkeiten und eine Anbindung an bestehende Netzwerke oder an wichtige Einrichtungen des Landes, insbesondere im Technologie- und Energiebereich. Auch Fachkräftegewinnung spielt eine große Rolle. Hier führen wir Gespräche mit den Agenturen, Berufsschulzentren und Verbänden.

Wichtig ist, dass wir die Bedarfe der Unternehmen bis ins Detail kennen und frühzeitig in die unternehmerischen Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Insbesondere, wenn diese eine entsprechende Vorbereitungszeit von unserer Seite voraussetzen, damit wir rechtzeitig handeln können.

Wie würden Sie Ihre Wirtschaftspolitik generell beschreiben?

Gröger: Die Rolle Radolfzells als eine der drei großen Kreisstädte im Landkreis Konstanz, neben Singen und Konstanz, möchte ich mit einer wirtschaftsaffinen Politik ausfüllen und neue, besondere Akzente setzen.

Dafür suche ich gezielt den Kontakt zu den Vertretern auf Landes- und Bundesebene. In Baden-Württemberg liegt die wirtschaftliche Kompetenz bekanntermaßen in der Fläche und nicht in einzelnen Ballungsräumen oder bei einigen wenigen Großunternehmen. Gerade weil die Wirtschaftskraft des Landes auf vielen Kommunen verteilt liegt, möchten wir als Wirtschaftsstandort Radolfzell unseren aktiven Teil dazu beitragen und schon frühzeitig wichtige Zukunftsthemen auf Landesebene mitgestalten.

Aus diesem Grund setzen wir verstärkt auf den Ausbau von Netzwerken und ein proaktives Clustermanagement, um dadurch Synergien feststellen und frühzeitig nutzen zu können. Dazu brauchen wir ebenso die Einbeziehung der Hochschulen wie auch der Kammern und Verbände. Letztlich soll hieraus eben auch ein entsprechender Wissenstransfer und vereinfachter Zugang zu Fördermitteln entstehen, der unseren Unternehmen bei deren Entwicklungsvorhaben die benötigte Unterstützung bietet.

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Radolfzell am Bodensee | Standort
» Gerade weil die Wirtschaftskraft des Landes auf vielen Kommunen verteilt liegt, möchten wir als Wirtschaftsstandort Radolfzell unseren aktiven Teil dazu beitragen und schon frühzeitig wichtige Zukunftsthemen auf Landesebene mitgestalten.«
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Der Oberbürgermeister von Radolfzell, Simon Gröger (links), und Wirtschaftsförderer Manuel Kern

Apropos Netzwerk – die Stadt Radolfzell wird Gründungsmitglied im künftigen Bodensee Institut für Technologie (BIT). Was hat es damit auf sich?

Kern: Unsere Unternehmen benötigen Zugang zu Fachkräften und Know-How. Hier setzt das BIT an. Auf Initiative von Hochschulen, Universitäten, Unternehmen und Kommunen entsteht am Bodensee ein Wissenszentrum für Zukunftstechnologien, das in der Lage sein wird, künftig noch verstärkter hochqualifizierte Fachkräfte an die Region zu binden und Forschungs- und Entwicklungsvorhaben interdisziplinär zu unterstützen.

Die Stadt Radolfzell ist Gründungsmitglied der ersten Stunde, setzt sich dadurch schon frühzeitig für die Bedürfnisse unserer örtlichen Betriebe ein und leistet somit einen aktiven Beitrag zur Fachkräftesicherung. Noch befindet es sich im Entstehungsprozess, aber wir sind mit die ersten, die dabei sind.

Welche Kriterien sollten neue Unternehmen, die sich in Radolfzell ansiedeln, erfüllen?

Gröger: Im Hinblick auf die Lebensqualität verfügt Radolfzell mit dem Bodensee vor der Haustür sowie den zahlreichen Biotopen und Naturschutzgebieten über einen einzigartigen Reichtum. Wirtschaftlich gesehen schränkt uns diese enorme Menge an ökologisch schützenswerten Flächen jedoch ein, denn Boden ist rar. Um unseren Handlungsspielraum

als Kommune zu verbessern, also höhere Steuereinnahmen zu generieren, sind wir abhängig davon, dass sich weitere Unternehmen hier ansiedeln. Diese Struktur verlangt nach Unternehmen, die auf wenig Fläche eine hohe Wirtschaftskraft entwickeln können, wie die IT oder die Medizintechnik.

Sie sprachen von Herausforderungen bei den Themen Wohnraum, Kinderbetreuung und ÖPNV – wie sehen Ihre Lösungsansätze aus?

Gröger: Wir haben ein Dialogforum Wohnen für das Jahr 2023 initiiert, in dessen Rahmen ein umfangreicher Austausch mit allen Beteiligten stattfinden wird. Wir müssen uns auf einen gemeinsamen neuen Weg fokussieren – mit mehr bezahlbarem Wohnraum und längeren Laufzeiten bei den Bindungsfristen im sozialen Wohnungsbau. Eine weitere Option wäre es, wenn die Stadt selbst beim Wohnungsbau aktiv werden würde. Damit einher ginge allerdings ein entsprechender finanzieller Aufwand für die Stadt. Bei der Kinderbetreuung haben wir einen massiven Personalmangel aufzuarbeiten, der zu Einschränkungen beim Betrieb der Kindertagesstätten geführt hat. Hier gilt es, einen Weg zu finden, um in diesem Bereich schnell mehr Fachkräfte zu gewinnen. Was die Mobilitätsanbindung angeht, so findet aktuell ein Workshop mit der Bürgerschaft statt. Zudem wurde die Stelle eines Radverkehrskoordinators geschaffen, um das kommunale Radwegenetz zu verbessern.

72 Standort D-A-CH-LI |
Radolfzell am Bodensee
Blick auf die Dächer der Altstadt Foto: TSR GmbH, Kuhnle + Knödler Fotodesign

» Es gibt in der Stadt sehr viele Menschen, die bereit wären, in Nachhaltigkeit vor Ort zu investieren. Diese Gelder könnten wir bei solchen Teilhabeprojekten einsetzen.

Das Thema, das gerade alle Unternehmen umtreibt, sind die Energiekosten. Ein Zurück zu günstigen Rohstoffen wird es kaum geben, was bedeutet das für die Radolfzeller Unternehmen?

Gröger: Die Unternehmen wollen weg vom Gas. Wir erzeugen hier in der Stadt keine Energie aus Wasser- oder Windkraft. Da bleibt nur die Photovoltaik. Vor 2022 war dies nur eine Option, jetzt ist es eine Notwenigkeit. Das umfangreiche Klimaschutzkonzept, das ich angestoßen habe, fährt einen klaren Kurs zum Ausbau der Photovoltaik - privat, städtisch und bei den Unternehmen. Die Frage ist: Wie speichern wir die Energie? Deswegen bin ich überzeugt, dass die Krise ein Booster für Wasserstoff sein wird. In diesem Bereich wollen wir uns als Kommune einbringen, wenn möglich mit einem Leuchtturmprojekt. Um transparent zu arbeiten, werden wir einmal im Jahr jeweils nach der Sommerpause eine öffentliche Bilanzierung über die Fortschritte im Klimaschutz machen.

Kern: Bei den Photovoltaik-Anlagen stellt sich für die Unternehmen nicht mehr die Frage, ob es gemacht wird, sondern wann. Hier befinden wir uns im engen Austausch mit den Firmen und beraten mit unserem eigenen Know-how und im Verbund mit unseren Netzwerkpartnern.

Welches Potenzial hat die Stadt auf ihrer Gemarkung hinsichtlich Photovoltaik?

Gröger: Bisher wird nur ein Bruchteil des Strombedarfs selbst regenerativ produziert. Das verfügbare Potenzial, das wir allein auf unseren Dachflächen haben, ist immens. Wir werden dennoch nicht umhinkommen, Großprojekte in diesem Bereich umzusetzen. Der massive Ausbau wird weitere finanzielle Ressourcen benötigen. Im Hinblick darauf prüfen wir gerade die Möglichkeiten von Contracting-Modellen. Bei kleineren Projekten sind auch Beteiligungsprojekte für die Bürgerschaft vorstellbar. Es gibt in der Stadt sehr viele Menschen, die bereit wären, in Nachhaltigkeit vor Ort zu investieren. Diese Gelder könnten wir bei solchen Teilhabeprojekten einsetzen.

Welchen Einfluss hat die aktuelle Wirtschaftslage auf die Ansiedlungen im neuen Gewerbegebiet Blurado?

Kern: Schon im Entwicklungsprozess der Gewerbeflächen des Blurado hatten wir eine große Nachfrage nach Flächen erwartet und daraufhin ein umfangreiches Bewertungssystem und Auswahlverfahren erarbeitet, unter anderem mit Fragen nach der Wirtschaftlichkeit, angemessenen Grundstücksflächen und der Nachhaltigkeit. Wie erwartet hatten wir zunächst auch eine Überzeichnung des Gebietes. Aufgrund der steigenden Zinsen und der allgemeinen Marktlage folgte nun jedoch eine gewisse Zurückhaltung. Zugesprochene Flächen wurden zwischenzeitlich zum Teil wieder zurückgegeben. Sinnvollerweise siedelt man ein Gebiet von einer Richtung her auf, sodass die Unternehmen eine passgenaue Fläche erhalten. Gibt es Rückzieher, entstehen Lücken, die dann für andere Vorhaben wieder erst nutzbar gemacht werden müssen. Im gemeinschaftlichen Austausch mit den künftigen Firmen erarbeiten wir daraufhin passgenaue Lösungen, und stehen zeitgleich im offenen Austausch mit weiteren neuen Interessenten.

Abschließend noch die Frage, welche Themen die Stadt Radolfzell im Jahr 2023 noch bewegen werden?

Gröger: Derzeit erarbeiten wir ein umfassendes Innenstadtkonzept zur Stärkung des Handels und der Gastronomie im Stadtkern. Auch der Gemeinderat hat den Ball aufgenommen und 120.000 Euro als investive Mittel bereitgestellt, zum Beispiel für eine Begrünung der Innenstadt. In Planung ist auch ein digitaler Einkaufsgutschein.

Wir werden uns auch Gedanken machen, wie Radolfzell in Zukunft als Wohn- und Arbeitsplatz attraktiv bleibt. Zudem werden wir die Digitalisierung der Schulen vorantreiben. Ein wichtiges Zukunftsthema ist darüber hinaus die Frage des Standortes eines möglichen neuen zentralen Krankenhauses.

Stadtverwaltung Radolfzell am Bodensee Marktplatz 2 (Rathaus) D-78315 Radolfzell am Bodensee www.radolfzell.de

| Standort D-A-CH-LI 73
Radolfzell am Bodensee
Oberbürgermeister Simon Gröger (2. v. re.) und das Team der neuen Stabsstelle Wirtschaftsförderung und Liegenschaften: Wirtschaftsförderer Manuel Kern, Marianne Lindenthal und Monika Wiesner (re.)
F o t o : A c h i m M e n d e

SCHWEIZ

Das wirtschaftliche Rückgrat der Schweizer Anrainer-Kantone am Bodensee St Gallen, Appenzell, Thurgau und Schaffhausen bilden neben der Nahrungsmittelindustrie die starken Ostschweizer Branchen Maschinenbau, Elektronik, Fahrzeugbau, Bankenwesen, Textilindustrie und die Forschung Nach dem Abbruch der Verhandlungen über ein Rahmenabkommen Schweiz-EU fußt die Zusammenarbeit der exportorientierten Unternehmen weiterhin im Wesentlichen auf die bilateralen Vereinbarungen aus den Jahren 1999 und 2004

Der Thurgau punktet mit Innovationskraft und neuem Wirtschaftsleitbild

IM GESPRÄCH | Er gilt als Mann am Puls der Thurgauer Wirtschaft: Daniel Wessner Der engagierte Leiter des Amtes für Wirtschaft und Arbeit besitzt die Fähigkeit, die unterschiedlichsten Gremien wie Wirtschaft, Politik, Gewerkschaft, Behörde und Verbände gleichermaßen für gemeinsame Ziele zu begeistern Das zahlt sich aus im Kanton Thurgau

Herr Wessner, „der Kanton schafft Rahmenbedingungen für einen wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort und einen funktionierenden Arbeitsmarkt“ – so steht es in den Thurgauer Regierungs-Richtlinien 2020 bis 2024 geschrieben. Sie sind als Leiter des Amtes für Wirtschaft und Arbeit (AWA) dafür zuständig und ernten viel Lob Wie sieht Ihre Strategie aus?

Angesichts der aktuellen Konjunkturlage ist die Strategieentwicklung für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eine komplexe Angelegenheit Die Wirtschaft ist ein vernetztes System mit verschiedenen Faktoren, welche die Rahmenbedingungen bestimmen und die in die Planung miteinbezogen werden müssen Geopolitische Einflüsse und ein wirtschaftspolitisch heikles Umfeld machen - nebst der Energiemarktlage, Digitalisierungsprozessen, Demografie, Fachkräftemangel sowie Klimawandel – ein Wirtschaftsleitbild anspruchsvoll In unserer Strategie fokussieren wir uns vor allem auf beeinflussbare Parameter Diese wollen wir intelligent und vorausschauend planen

beit Auch dieser Punkt darf nicht außer Acht gelassen werden Im Weiteren legen wir ein besonderes Augenmerk auf eine gute, zukunftsorientierte Bildung sowie Chancengleichheit

In Bezug auf die Innovationsförderung - ist die Innovation nicht eine Aufgabe der Unternehmen? Doch, grundsätzlich schon Wir investieren in einen Innovationsfonds, der eingesetzt wird für die Schaffung von idealen innovationsfördernden Rahmenbedingungen Die öffentliche Hand leistet folglich einen wertvollen Beitrag im Aufbau eines Ökosystems, indem sie für Anschub, Vernetzung, Transfer und Transparenz sorgt Damit unterstützen wir Unternehmen in ihren innovativen Prozessen und optimieren den Wissenssowie Technologietransfer

Dank einer guten Finanzlage senkte der Kanton Thurgau für 2022 seine Steuern um acht Prozent Eine solide Staatskasse ist wichtig, weckt aber Begehrlichkeiten. Wo macht Ihrer Meinung nach Staatshilfe Sinn und wo nicht?

Welche Parameter sind das?

Damit der Kanton Thurgau als Unternehmensstandort wettbewerbsfähig bleibt, ist die Sicherstellung einer modernen Infrastruktur absolut relevant Zudem brauch t es innovationsfördernde Rahmenbedingungen und ein attraktives Umfeld für Fachkräfte Meines Erachtens ist auch die Schaffung von Flächen zur unternehmerischen Entfaltung und Entwicklung wichtig Als Grenzkanton üben wir eine Brückenfunktion aus und fördern die grenzüberschreitende Zusammenar-

Die Wirtschaftshilfen während der Pandemie bewirkten im Kanton Thurgau, dass sich die Wirtschaft nach der Covid-19-Krise sehr schnell erholen konnte Das war sicher sinnvoll Wenn nun aber Banken, Luftfahrt, Medien, Energieunternehmen, Industrie und KMU gleich wieder Unterstützung fordern, weil die Energiekosten ansteigen oder Lieferengpässe das Unternehmertum erschweren, dann habe ich den Eindruck: Nach der Rettung ist vor der Rettung Da frage ich mich schon, ob der Staat eine Versicherungsfunktion für alle Fälle übernehmen muss Ich meine: Nein - der Staat ist keine Vollkasko-Versicherung Bei finanziellen Engpässen sollten nach wie vor die Banken oder andere Finanzdienstleister erste Ansprechpartner sein Staatliche Unterstützungsgelder sorgen für Wettbewerbsverzerrungen und verzögern den Strukturwandel Es gehört zur Wirtschaft, dass Unternehmen aus dem Markt ausscheiden und neue entstehen

Der Thurgau ist ein dynamischer Wachstumskanton Das verdeutlichen zum einen die vielen Neugründungen und Zuzüge von Firmen, zum anderen die Zunahme der Bevölkerungszahl « 90 Standort D-A-CH-LI | Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA)
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Wie sieht es aus, wenn die Energie nicht nur teuer ist, sondern nicht ausreichend zur Verfügung steht?

Bei einer Energiemangellage sieht die Situation anders aus Falls es tatsächlich zu einer behördlich verordneten Energiekontingentierung käme, verbunden mit Arbeitsausfällen, sehen wir Kurzarbeitsentschädigungen vor Diese finanzielle Unterstützung, die Massenentlassungen verhindern soll, befürworte ich ausdrücklich

Nebst dem angespannten Energiemarkt kämpft die Wirtschaft gegen den Fachkräftemangel Was unternimmt ihr Amt, damit die Thurgauer Unternehmen über genügend Fachkräfte verfügen können?

Das Thema Fachkräfte ist tatsächlich eine große Herausforderung Der Thurgau ist ein dynamischer Wachstumskanton Das verdeutlichen zum einen die vielen Neugründungen und Zuzüge von Firmen, zum anderen die Zunahme der Bevölkerungszahl Wir haben folglich einen hohen Bedarf an Fachkräften Grundsätzlich bringen innovative Unternehmen automatisch begehrte Fachkräfte in den Kanton Es liegt ja im Interesse der Firmen, dass sie Fachkräfte mit einem attraktiven Arbeitsplatz anziehen Wir können die Unternehmen und Branchen rungsveranstaltungen flankiere uns überkantonal bei der Organis bei „Wilder Osten und lanciere Kampagnen Für Aufsehen sorg sere Aktion Leben statt pendeln fen wir Thurgauer Unternehmen Employer Branding-Videos zu samkeit Dies geschieht im R Kampagne karriere-thurgau ch Wirtschaft und Arbeit ist auch marktbehörde So setzen wir u dass das Potential älterer Arbeitn und Arbeitnehmer in den Firme wird und dass diese für die W wichtige Generation dank Wer zung und Weiterbildung dem Ar markt erhalten bleibt

Daniel Wessner ist Leiter des Amtes für Wirtschaft und Arbeit und will den Thurgauer Unternehmen zu höherer Aufmerksamkeit verhelfen

Kultur meets business

Über dem Untersee vereint: das Napoleonmuseum, die moderne Ausbildung für Landwirte sowie beste Seminarmöglichkeiten mit Aussicht.

➔ arenenberg.ch

Qualität meets view

Innovation aus dem Thurgau, die keinen Rahmen kennt. Wenn Schiebefenster zur Aussicht werden.

➔ sky-frame.com

Idee meets rotation

Privat- und Gastroküchen weltweit setzen auf den Stabmixer aus dem Thurgau. 20’000 Umdrehungen in der Minute für eine Erfolgsgeschichte.

➔ bamix.com

Natur meets health

Gesundheit aus der Natur. Im Thurgau erforschte und hergestellte pflanzliche Arzneimittel sind in über 30 Ländern erhältlich.

➔ avogel.ch

Partner, Frauenfeld

Tradition meets apple

Innovativer Apfel-Getränkehersteller mit modernem Mostereimuseum. Eine einmalige Genusswelt entdecken.

➔ moehl.ch

Chance meets people

Die Thurgauer Wirtschaft erbringt Spitzenleistungen. Die Karriere-Chance für Fachkräfte aus allen Bereichen. ➔ karriere-thurgau.ch

Innovation meets pictures

Von Kreuzlingen aus in 15 Länder – Foto-Emotionen pur. Persönliche Momente in verschiedenster Form. ➔ ifolor.ch

Technik meets world

Seit 1836 kommen Seile aus Romanshorn. An Thurgauer Stahldrahtseilen hängt die ganze Welt.

➔ fatzer.com

Bild Donald Kaden : Kaden &

Thurgau meets you

Hidden Champions und Global Players haben den Thurgau bereits für sich entdeckt: Kurze Wege, perfekte Infrastruktur, Persönlichkeit, Anbindung an die Wirtschaftsräume Zürich und St. Gallen sowie die Nachbarschaft zu Deutschland, Österreich und Liechtenstein. Eine Wirtschaft, die leistungsfähig und innovativ ist, ein Lebensraum, der vieles bietet, und Menschen, die offen und freundlich sind –das ist der Thurgau. thurgau-switzerland.ch

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