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Gefahren für den Kinderschutz BERLIN (dpa) - Beschäftigte von Jugendämtern und Jugendhilfeträgern sehen den Kinderschutz in Deutschland wegen Personalmangels in Gefahr. Junge Kolleginnen müssten zum Berufsstart teils 70 bis 80 Familien betreuen, sagte Kerstin Kubisch-Piesk, Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Allgemeiner Sozialer Dienst. Der ASD fordert einen Kinderschutzgipfel unter Leitung der Bundesregierung. ● PANORAMA
Handballer nun gegen Österreich KÖLN (SID) - Angeführt vom überragenden Torhüter Andreas Wolff haben Deutschlands Handballer bei ihrer Heim-EM die Chancen aufs Halbfinale gewahrt und Island mit 26:24 bezwungen. Nun kommt es am Samstag (20.30 Uhr/ARD und Dyn) zum Bruderduell gegen das Überraschungsteam aus Österreich. ● SPORT
STUTTGART (dpa) - Tausende Menschen werden nach Schätzungen in süddeutschen Städten am Wochenende gegen Rechtsextremismus auf die Straße gehen. Bundesweit werden Zehntausende bei Demonstrationen erwartet. Angesichts der anstehenden drei Landtagswahlen in Ostdeutschland, der Wahl in den USA und der Kommunalwahlen könnte der Protest nach Einschätzung des Freiburger Politikexperten Michael Wehner auch nur ein Anfang sein. „Es könnte uns nicht nur ein heißes Wahljahr, sondern auch ein heißes Demonstrationsjahr bevorstehen“, sagte der Leiter der Außenstelle Freiburg bei der Landeszentrale für politische Bil-
sammen' für Demokratie und Vielfalt“ an diesem Sonntag mobilisiert, wie der schwäbische Fußball-Bundesligist mitteilte. Trainer Christian Streich vom Bundesligisten SC Freiburg rief ebenfalls dazu auf, sich bei den Demonstrationen gegen Rechtsextremismus zu beteiligen. „Wer jetzt nicht aufsteht, der hat nichts verstanden“, sagte Streich. „Es ist fünf Minuten vor zwölf. (….) Jeder in diesem Land ist dazu aufgerufen, aufzustehen und im Familienkreis, in der Arbeit oder sonst wo sich ganz klar zu positionieren“, erklärte der Bundesligatrainer auf die Frage, wie er die Rolle des Fußballs und seiner Fans beim Protest gegen Rechtsextremismus sehe.
Ministerpräsident stellt sich kritischen Fragen DITZINGEN (roh/dpa) - Baden-Würt-
tembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat am Freitag einen Bauernhof bei Ditzingen (Kreis Ludwigsburg) besucht, um sich über die Situation von landwirtschaftlichen Betrieben zu informieren. Nach Besichtigung des ökologischen Betriebs sprach Kretschmann mit einem Dutzend Landwirten aus biologischen und konventionellen Betrieben über aktuelle Themen. Nachdem es zu-
Nach dem württembergischen Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl haben sich auch die Spitzen der badischen Kirchen deutlich gegen rechts positioniert. „Wir stehen ein für eine demokratische Gesellschaft und für die unverlierbare Würde jedes Menschen“, heißt es in einer Stellungnahme des Freiburger Erzbischofs Stephan Burger und der Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Baden, Heike Springhart. „Wer diese Würde mit Füßen tritt und sich von Rassismus und Menschenverachtung leiten lässt, verlässt den Boden unserer Demokratie.“ Zuvor hatte Landesbischof Gohl erklärt, er halte die Wahl der AfD für unvereinbar mit dem christlichen Glauben. ● POLITIK
Arbeitszeit als Knackpunkt – Streiks weiter möglich BERLIN (AFP) - Im Tarifstreit zwi-
letzt deutschlandweit zu Bauernprotesten kam, verlief der Austausch ruhig und sachlich. Der Deutsche Bauernverband will kommende Woche eher verhalten gegen die geplanten Subventionskürzungen beim Agrardiesel demonstrieren. Verbandspräsident Joachim Rukwied kündigte am Freitag bei der Grünen Woche an, es werde zwar wieder Aktionen geben, aber „eher nadelstichartig“. ● SÜDEN
schen der Deutschen Bahn (DB) und der Lokführergewerkschaft GDL hat der Konzern am Freitag ein neues Angebot unterbreitet. Es enthält die Möglichkeit, dass Beschäftigte ab 2026 ihre Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich auf 37 Wochenstunden reduzieren können. Die Arbeitszeitreduzierung ist ein Knackpunkt in den Tarifverhandlungen, die Bahn hatte sich lange gewehrt, darüber
zu sprechen. Wer sich gegen die Absenkung der Wochenarbeitszeit entscheide, könne von einer zusätzlichen Lohnerhöhung profitieren, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler in Berlin. Es sei nun an der Zeit, „zu verhandeln und nicht zu streiken“, fuhr er fort. „Es gibt keinen Grund für Streiks.“ Die Lokführergewerkschaft ließ ihr weiteres Vorgehen indes offen und will das Angebot prüfen. ● WIRTSCHAFT
Unterm Strich ●
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Der vertippte Hamlet
Hochdruckwetter am Wochenende
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dung. „Haben Menschen das Gefühl, die Demokratie entwickele sich in die falsche Richtung, erheben sie Protest und ihre Stimme.“ Symbolische Ereignisse oder Schlüsselmomente brächten Menschen dazu, auf die Straße zu gehen. Ein solcher Moment könnte der Bericht des Medienhauses Correctiv über ein Treffen mit Rechtsradikalen in Potsdam sein. Unterstützt werden die Aufrufe vielerorts von großen gesellschaftlichen Bündnissen, an denen sich neben SPD, Grünen und Linken sowie Kirchen und Gewerkschaften auch Kultureinrichtungen und Fußballvereine beteiligen. Darunter der VfB Stuttgart, der seine Fans für „die Kundgebung ,Stuttgart hält zu-
Kretschmann bei den Bauern DB macht Lokführern Angebot
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Leitartikel ●
Von Thomas Hagenbucher
Landesweit Demonstrationen am Wochenende – Fußballer setzen Zeichen – Bischöfe mahnen
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Samstag, 20. Januar 2024
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ultureller Hochgenuss ist eine schöne Sache, sofern jene Menschen, die Theater, Konzert oder Oper mitgenießen, weder Probleme mit den Nasennebenhöhlen noch den Bronchien haben. Denn dass einem einer den Shakespeare verhustet oder in die fesselnden Dialoge bei Woyzeck hineinschnäuzt, ist eine nur schwer zu ertragende Katastrophe. Zumal bei den Eintrittspreisen, die heutzutage fällig werden. Vom Umstand, dass Livemomente auf der Bühne unmittelbar und unwiederbringlich
passieren, gar nicht zu reden. Von unf lätigen Zuschauern liest man regelmäßig eigentlich nur aus Fußballstadien. Aus Theatern eher selten. Der Schauspieler Andrew Scott hat neulich in einem Interview davon berichtet, wie er einen außergewöhnlichen Moment der vollkommenen Ignoranz erleben musste. Als er nämlich in der Rolle des Hamlet gerade zum berühmten „Sein oder Nichtsein“ ansetzte, holte ein Zuschauer seinen Laptop aus der Tasche und begann, fröhlich vor sich hin zu tippen.
Scott – als renommierter Shakespeare-Darsteller vom Vater-, Mutter- bis zum Brudermord so einiges gewöhnt – musste seine Darbietung sogar unterbrechen. Mord war dann zwar nicht nötig, um den tippenden Störenfried zur Räson zu bringen – ein unwirscher Hinweis seiner Sitznachbarin hat genügt. Aber Scott ist bis heute konsterniert und sehnt sich praktisch nach Husten und Schniefen, wenn bloß nicht wieder getippt wird. (nyf) » untermstrich@schwaebische.de ●
schwäbische.de/freizeit: Aktuelle Freizeit-Tipps für die Region
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Auch vor Hamlet machen Störenfriede FOTO: RONLAND RASEMANN keinen Halt.
RegioTV: Mediathek regio-tv.de
Neue Regenten lauern schon
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m Juni dürfte es für viele so wirken, als ob das Autoland Deutschland einen neuen Regenten hätte. Seine Logos und Fahnen mit der Aufschrift BYD werden dann Land auf, Land ab für alle sichtbar sein. Der chinesische E-Auto-Riese ist Hauptsponsor der bevorstehenden FußballEuropameisterschaft – und das mitten im Land der Autobauer. Nun ist es freilich deutlich zu früh, einen Abgesang auf die deutschen Hersteller zu halten – die Marktanteile von BYD, Nio, MG und Co. sind dafür noch viel zu bescheiden. Aber der Wind dreht sich merklich. Bis vor wenigen Jahren lebten die deutschen Autobauer noch in einer Art Paradies: Fast jeder wollte ein Auto „made in Germany“ haben – am liebsten von Mercedes-Benz, Audi oder BMW, wenigstens von VW. Die Folge waren goldene Zeiten für die Branche mit hohen Gewinnen und ebensolchen Löhnen – vom Topmanager bis zum Fließbandarbeiter. Die Neuwagenpreise sind entsprechend explodiert. Doch die Kunden wollten die Fahrzeuge unbedingt und haben bezahlt. Die meisten Menschen brauchen immer noch ein Auto, um von A nach B zu kommen. Dies muss heute praktisch, modern und sparsam sein – und vor allem in der Anschaffung bezahlbar. Ob nun ein Stern, vier Ringe oder sonst ein Logo auf der Motorhaube prangt, spielt für viele nicht mehr die entscheidende Rolle. Dies gilt umso mehr für E-Autos. Die deutschen Hersteller sind immer noch gut positioniert, und sie bauen nach wie vor sehr gute Autos – inzwischen auch elektrische. Das Problem ist vielmehr: Andere produzieren heute genauso gute Fahrzeuge, aber meist zu deutlich günstigeren Preisen. Volkswagen und Co. müssen schneller werden, viel mehr auf die Kunden schauen und vor allem deutlich ihre Produktivität steigern. Die alten Regenten haben ihr Reich längst nicht verloren, aber sie werden nur bestehen können, wenn sie moderner und volksnäher werden – und auch ein bisschen bescheidener. » t.hagenbucher@schwaebische.de ●