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Journal fĂźr Literatur Journal littĂŠraire Herausgeber: LKS Literarischer Kreis e. V. Vol | 07


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L Journal fĂźr Literatur Journal littĂŠraire

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Impressum Herausgeber: Verein LKS Literarischer Kreis e. V. c/o Susanna Bur Blumenstr. 20 66111 Saarbrücken

Kontakt: literarischerkreis@gmail.com www.lksev.wordpress.com

Redaktion: Stefan Weigand Susanna Bur

Grafische Gestaltung: Stefan Weigand Susanna Bur Titelbild: Fotografie von Erwin Altmeier

Erscheinungstermine: Das Journal erscheint vierteljährlich. Nächste Ausgabe: 15. März 2015

ISSN 2197-9316 Copyright©: Für die Inhalte der jeweiligen Texte sowie grammatikalische und stilistische Fehler sind die Autorinnen und Autoren selbst verantwortlich. Das vorliegende Werk ist in all seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte und Pflichten verbleiben bei den Autorinnen/Autoren sowie Fotografinnen/ Fotografen. Ungeachtet der Sorgfalt, die auf die Erstellung von Text, Abbildungen und Programmen verwendet wurde, können weder die Autorinnen/Autoren oder Herausgeber für mögliche Fehler und deren Folgen eine juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung übernehmen.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort ..................................................................................................... 7 Eingefangener Herbst, Barbara Würtz ...................................................... 8 Herbstgedichte Elfchen, Haiku, Senryu, Barbara Würtz ................................................... 9 Auf der Terrasse, Barbara Würtz ............................................................ 13 Ganz unverhofft, Robert Bruckart .......................................................... 14 Herbstzeit, Heinz-Josef Scherer .............................................................. 26 Novembersplitter, Heinz-Josef Scherer................................................... 27 Zeit des Abschieds, Heinz-Josef Scherer ................................................ 28 Das leere Blatt, Heike S. Rogg ................................................................ 30 Manchmal, Elin Bell ................................................................................ 34 Geschlagen, Elin Bell .............................................................................. 35 So still, Elin Bell...................................................................................... 36 Hey Du!, Erwin Altmeier ........................................................................ 38 Sprachä, Erwin Altmeier ......................................................................... 40 Bescheidenheit, Birgit Burkey ................................................................. 42 Fremdbestimmt, Birgit Burkey ................................................................ 43 Schneeblüten, Birgit Burkey .................................................................... 44 Bombenleger, Marlin Wall...................................................................... 46 Ein Dienstag im Mai, Werner Thöne ...................................................... 54 Das Weihnachtsbäumchen, Hans-Joachim Grötschel ............................ 56 Selbstgespräch Hans-Joachim Grötschel ................................................ 57 Ich bin treu, Hans-Joachim Grötschel .................................................... 58 Hopp und Topp, Hans-Joachim Grötschel ............................................. 59 Das Grau, Barbara Wehlen-Leibrock...................................................... 62 O, du fröhliche, Susanna Bur .................................................................. 64 Im Wald, da sind die Schweine, Tina Kraus ........................................... 68 Verzeichnis, Redaktion, Fotografen, AutorInnen ................................... 75

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VOR WORT

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Es ist in jedem Jahr das Gleiche: Die Sehnsucht danach, dass ein weiteres hektisches Jahr zu Ende geht, dass das Chaos und die Belastungen irgendwie einen Abschluss finden. Mit Schlag Mitternacht zu Sylvester erhalten wir eine neue Jahreszahl, eine reine, unbelastete Zeit liegt vor uns, die wir ganz so prägen wollen, dass es am Ende ein gutes Jahr gewesen sein wird. Ein herrliches Gefühl! Von allem trennen, was uns überlastet, den ein oder anderen guten Vorsatz leben. Mit dem Rauchen aufhören - na ja, heute Nacht noch nicht unbedingt. Weniger essen - aber doch nicht im Winter, da braucht der Körper Kraft, um sich gegen die Kälte zu wehren. Keinen Alkohol mehr - nur gerade jetzt schmeckt der Irish Coffee so gut. Sich weniger um Arbeitsstress kümmern, das Sozialleben verbessern aber zur Zeit sind halt alle Telefonleitungen besetzt, da kann man niemanden anrufen. Überhaupt wird alles anders, besser, schöner, lebenswerter. Beginnen wir das neue Jahr doch einfach damit, dass wir uns nicht selbst enttäuschen. Susanna Bur

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Eingefangener Herbst Barbara Würtz

Vier Wochen schon ist es Herbst Regen, Gewitter, Kälte in den letzten 14 Tagen Heute ein gefühlter Sommertag Früh am Morgen scheint die Sonne Wandergruppen sind unterwegs Am Nachmittag flanieren Besucher durch die Fußgängerzone und bewundern das barocke Ensemble der Altstadt Fast alle Plätze am Eiscafé sind besetzt Sommerlich gekleidet genießt man die warmen Sonnenstrahlen Dazu schlemmt man einen der köstlichen Eisbecher oder eine warme Waffel mit heißen Kirschen, Eis und Sahne Überall herrscht Urlaubsstimmung am Sonnenherbsttag in Blieskastel

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Herbstgedichte (Elfchen) Barbara Würtz

Blätter werden älter Licht und Farben bunt ihre letzten Tage Herbst Garten Blühender Frühling Ernte im Spätsommer Blätter tanzen im Wind Herbst Frühling voller Blüten Reifen der Früchte Jedes Blatt eine Blüte Herbst

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Herbstgedichte (Haiku) Barbara Würtz

Im Frühling Blüten Im Sommer reife Früchte Im Herbst Blatt-Blüten Junges Blätter-Grün Kraftvolles Laub im Sommer Lichtfarben im Herbst

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Erwin Altmeier


Herbstgedichte (Senryu) Barbara Würtz

Laub voller Farbe Wind weht bunte Blätter auf Der Weg ein Teppich Veilchen im Frühling Mildes Wachsen im Sommer Reifes Obst im Herbst Blüten im Frühjahr Bald entwickeln sich Früchte Obsternte im Herbst Blüte, Frucht, Ernte Frühjahr –Sommer – Herbst - Winter Ablauf des Lebens Der milde Frühling Erfreut unsere Sinne Der Herbst ernährt uns Herbstliche Milde Sommeratem in der Luft Frühlings-Vorboten

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Auf der Terrasse Barbara Würtz

Die Herbstsonne scheint dazwischen der Himmel weint Die Wolken ziehen weiter Das Wetter wird heiter Die Sonne erwärmt Land und Leute Die Menschen genießen voller Freude Man kann sitzen auf der Terrasse neben einer schnurrenden Katze Am Strauch, dem blattlosen hängen die letzten beiden Rosen Noch blüht die Tomatenpflanze Gelbe Minitomaten zieren das Ganze Zarte Winde wehen lass´ es geschehen Denk an den Sommer denn bald wieder kommt er

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Ganz unverhofft Robert Bruckart

Putlik wohnte in der Erdgeschosswohnung. Unten links, wie alle im Haus sagten. Er war der Hausmeister und jeder im Anwe -sen kannte ihn. Doch nicht nur in seinem Wohnanwesen kannte man ihn. Schließlich betreute er die Nachbaranwesen auch. Die Häuser gehörten der Siedlungsgesellschaft und die Wohnungen darin waren vermietet. Wann und wo auch immer etwas nicht funktionierte, undicht war oder klemmte, Putlik richtete es. Dafür war er da. Sein Lebensinhalt bestand darin, morgens in der Frühe aufzustehen und zunächst die Außenanlage in Augenschein zu nehmen. Mal waren um diese Zeit die Mülltonnen parat zu stellen, mal die Papiertonnen, mal zu fegen und zu bestimmten Zeiten auch Schnee zu schaufeln, Wege zu räumen und abzustreuen. Putlik kümmerte sich von Montag bis Freitag. Dafür bekam er sein Geld und am Wochenende kümmerte er sich auch, aber nur deshalb, weil ihm sonst langweilig gewesen wäre. Für diese Sonderdienste erhielt er allerdings kein Geld, doch das war Putlik egal. Die Hauptsache war für ihn, dass sein Einkommen zum Leben reichte. Dies war der Fall und so beschwerte er sich nicht und teilte sich seine Arbeit über die gesamte Woche so ein, wie er es für richtig hielt. Putlik war immer gleich gestimmt, trug immer das gleiche gelangweilte Gesicht durch die Gegend und bewegte sich nicht schneller, als er unbedingt musste. Er fand selber, dass er ein langweiliger Mensch war und oft fragte er sich, wie langweilig die anderen ihn erst finden mussten. Sein Leben verlief absolut gleichmäßig, Tag für Tag. Jeden Morgen stand er um die gleiche Zeit auf, ging ins

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Bad und setzte sich auf die Toilette. Anschließend wusch er sich die Hände, das Gesicht und die Achselhöhlen, putzte die Zähne und danach schäumte er sich das Gesicht mit Rasierschaum ein. Nach dem Bad kochte er sich Kaffee, trank zwei Tassen davon und zog sich dabei an. Die Tasse spülte er unter dem fließenden Wasser aus und stellte sie in die Spüle. Er nahm seinen Kittel vom Garderobenhaken und streifte ihn über, schlüpfte in die Sicherheitsschuhe, band diese zu, richtete sich auf und nahm die Schiebermütze von der Hutablage an der Garderobe. Sein Blick fiel in den Spiegel, während er sich die Mütze aufsetzte, denn damit war er ganz eigen. Seine Hand drehte den Schlüssel im Türschloss, zog den Schlüssel aus dem Schloss heraus, um ihn anschließend von außen wieder in gleiches einzuführen und die Tür abzusperren. Sogleich verschwand der Schlüssel in der rechten Hosentasche und seine Schritte wandten sich dem Ausgang zu, wo er entweder nach dem Besen oder dem Schneeschieber griff. Es war tagein tagaus die gleich Prozedur und es spielte sich in jedem Jahr auf die gleiche Weise ab. Langweilig, wie Putlik selber fand. So war das schon immer in seinem Leben und wahrscheinlich würde es sich nie ändern. Allenfalls während des Tages gab es etwas Abwechslung, weil mal an der Elektrik in einem Anwesen etwas zu reparieren war und ein anderes Mal lag es an den Wasser- oder Abwasserinstallationen. Wenn Putlik sein Tagewerk vollbracht hatte, dann zog er sich in seine Wohnung zurück. Meist war seine bezahlte Arbeitszeit dann schon lange überschritten, aber das störte Putlik nicht. Für ihn blieb am Abend sowieso nur das Fernsehprogramm und die Katze, denn eine Frau, mit der er sich eventuell hätte unterhalten können, die gab es in seinem Haushalt nicht. Also erzählte er all seinen Kummer und seine Nöte Paula, seiner Katze. Paula hatte

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Erwin Altmeier

er sie nach seiner Lieblingstante benannt und der hatte er als Kind auch immer all das anvertraut, was er sonst niemandem sagen wollte oder konnte. Zumindest nach seiner damaligen Einschätzung. Paula zog er jeder Frau vor, denn mit Frauen kam er nicht zurecht, wie er fand und das war so, seit Elvira. Elvira war eine junge Frau, mit einem für Putlik sehr anziehenden Körper. Ihre Taille war sehr schmal, ihr Hinterteil auffallend rund und vorne schien es, als trage sie zwei vollkommen gleichmäßig geformte Bälle in ihrer Bluse. Sehr groß war Elvira eigentlich nicht und trotzdem erschien es so, als habe sie endlos lange Beine. Ihr Gesicht war nicht hübsch und ihre Haare zeigten oft ein glanzloses Aschblond und trotzdem strahlte sie für Putlik unglaubliche Reize aus. Für ihn verkörperte Elvira die Frau schlechthin. Putlik war damals sechzehn und Elvira war fast dreißig. Sie war in die Wohnung im ersten Stock des Nachbarhauses eingezogen. Putlik hatte sie beobachtet, vom Fenster aus, als sie mit einem kleinen Transporter ankamen, sie und mehrere junge Männer. Die Jungs schleppten alles in die kleine Wohnung und

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bis zum Abend war aus der Wohnung Gerumpel und Geklapper zu hören. Danach war es einige Zeit still und plötzlich hörte man das Quietschen von Elvira. Putlik wurde mit jedem Quietschen nervöser und neugieriger und schließlich hielt er es nicht mehr aus, stieg in die Schuhe, streifte die Jacke über und ging nach draußen. Er begab sich hinter die Anwesen, dort an die Böschung, die genau gegenüber von Elviras Fenstern lag und stieg ein Stück die Böschung hinauf, so dass er in die Fenster zu ihrer Wohnung Einblick nehmen konnte. Sie und die Jungs alberten herum, spielten wohl Nachlauf und Putlik wunderte sich, dass dieses Quietschen der fremden Frau ihn so sehr in ein Gefühl versetzt hatte, welches ihm bis dahin sehr fremd war, nun aber irgendwie einschneidend in sein Leben eingriff. Er wollte es im Innersten seines Herzens nicht, dass diese Kerle das mit ihr machten. Er selbst wollte vielmehr mit ihr Spaß haben. Einige Zeit stand er dort an der Böschung und schaute. Mit einem Schlag wurde ihm bewusst, dass er schon eine Ewigkeit da stehen musste, denn die Jungs waren längst weg und er hatte auch irgendwie wahrgenommen, dass der Motor des Transporters gestartet worden war. Elvira wandelte in der Wohnung herum, verschob Möbelstücke, trug Bilder durch die Gegend und hielt sie gegen Wände. Irgendwann war sie im Bad verschwunden, hatte das Fenster gekippt und Putlik hörte das Wasser der Dusche laufen. Er stapfte die Böschung hinunter und kehrte in die Wohnung zurück. Seine Mutter sah ihn ganz merkwürdig an. »Wo warst du um diese Zeit noch, Franz?« Er gab ihr keine Antwort, streifte Schuhe und Jacke ab und ging in sein Zimmer. Dort schaltete er das Tonbandgerät ein, spulte das Band ein gutes Stück zurück, setzte den Kopfhörer auf und hörte Creedence Clearwater Revival. Looking out my

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backdoor. Putlik vibrierte mit. Als ihn am Morgen der Wecker aus dem Schlaf riss, blieb er zunächst einen Moment auf der Bettkante sitzen. Dies hatte zwei Gründe. Der erste Grund war der, dass ihm bewusst wurde, in der Nacht einen sehr aufregenden Traum gehabt zu haben, in dem es um Elvira und ihn ging und der zweite Grund war, dass er eine frische Unterhose brauchte, da jener Traum sehr feucht verlaufen war. Er erinnerte sich an einzelne Szenen des Traums, jedoch nicht an das ganze Traumgeschehen und das ärgerte ihn. Putlik machte eine Lehre, wollte Elektriker werden, doch als er sich bewarb, war diese Lehrstelle bereits vergeben und so blieb ihm nur eine Lehrstelle als Installateur. Als er die Lehrstelle angetreten hatte und sich erstmals danach mit seinen Kumpels traf, fragte ihn einer, was er denn nun für eine Lehre begonnen habe. Putlik sagte: »Ich mache eine Ausbildung zum Installateur.« Einer in der Runde lachte laut auf und gab dann zum Besten: »Heißt das bei uns hier auf dem Land nicht, du lernst Gas, Wasser, Scheiße?« Alle lachten und Putlik zahlte sein angetrunkenes Bier und ging beleidigt. Er nahm sich fest vor, nie wieder würde er sich mit diesen Idioten treffen und er hielt sich daran. Zu Mädchen hatte er sowieso keinen Kontakt und er fragte sich, was die anderen machten, um ein Mädchen kennenzulernen. Putlik war sehr unglücklich darüber, dass er kein Mädchen traf, das auf ihn zukam, denn er selbst hatte längst erkannt, dass er viel zu schüchtern war in dieser Hinsicht. Nun zog im Nachbarhaus diese Elvira ein und machte ihn ganz verrückt. Den ganzen Tag während seiner Arbeit hatte er über diese Frau nachgedacht und auch darüber, dass er am Abend dort an der Böschung gestanden

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und sie beobachtet hatte. Als er am Nachmittag nach Hause kam, begab er sich zunächst hinter die Häuser, weil ihm eingefallen war, dass es dort noch das alte Baumhaus gab. Er blickte hinauf und fragte sich, ob die Konstruktion wohl noch stabil genug war, ihn zu tragen, doch er wagte es einfach und kletterte hinauf. Als er schließlich oben war, überprüfte er alles sehr genau, denn er hatte Zeit, weil es in Elviras Wohnung noch nichts zu sehen gab. Das Holz hatte an der ein oder anderen Ecke etwas gelitten, aber insgesamt würde das Häuschen dem Wetter noch einige Zeit trotzen. Er konnte in die Wohnung von Elvira hineinschauen, und genau das wollte er auch, aber um etwas erkennen zu können, dafür war die Entfernung doch zu groß. Es fiel ihm allerdings etwas ein. Sein Vater hatte in den Urlaub stets ein Fernglas mitgenommen und er wusste genau, wo in der Wohnung dieses Teil verstaut war. Also nahm er es bei nächster Gelegenheit mit ins Baumhaus. Sehr aufgeregt nahm er das erste Mal das Fernglas mit. Es war schon dunkel als er in seinen Ausguck kletterte und als er das Glas an seine Augen setzte, da zuckte er zunächst einmal kräftig zusammen. Elvira stand in ihrem Schlafzimmer, dessen Fenster noch immer keine Gardinen trugen und hatte sich komplett entkleidet. Putlik konnte ihren Körper genau sehen und er schaute sich mit dem Glas alles ganz genau an. Dabei zitterte er so sehr, dass das Bild vor seinen Augen ständig verwackelte und er wäre vor Aufregung fast aus dem Häuschen gestürzt. Doch mit der Zeit gewöhnte er sich an ihren Anblick. Wann immer sich die Gelegenheit bot, Putlik kletterte in seinen Beobachtungsstand und erkundete die Wohnung von Elvira und ihren Körper, wenn sie ihm diesen denn zeigte. Aber er hatte zwischenzeitlich schon ein sicheres Händchen dafür entwickelt,

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wann Elvira so wichtige Dinge wie duschen und sich anschließend im Schlafzimmer einzucremen, absolvierte. Putlik war dann in seinem Baumhaus parat und auch schlechtes Wetter konnte seine Pläne nicht durcheinander bringen. Doch an diesem Abend war alles anders. Er hatte gehofft, sie würde, ihren Gewohnheiten folgend, auch diesmal und um diese Zeit unter die Dusche steigen, doch er hatte sich getäuscht. Offensichtlich war sie schon damit fertig, als er sie mit dem Rund des Fernglases erfasste. Sie hatte sich zurecht gemacht und sie machte auf ihn den Eindruck, als erwarte sie jemanden. Kurz darauf verschwand sie aus dem Zimmer, um recht bald wieder in Begleitung einer Person das Zimmer erneut zu betreten. Putlik fiel fast aus dem Baumhaus, als er wahrnahm, wer bei Elvira in der Wohnung weilte. Es war der alte Putlik, sein Vater. Franz Putlik begann augenblicklich zu zittern und er hatte keine Ahnung, warum das so war. Er war sich auch nicht sicher, ob er weiter beobachten oder lieber vom Baum steigen und in sein Zimmer gehen sollte. Er hatte bereits einen Fuß auf die oberste Sprosse der Leiter gesetzt, als er es sich doch noch einmal anders überlegte. Er setzte sich wieder auf das Holzstück, das im Baumhaus lag, führte das Glas vor die Augen und schaute. Sein Vater bohrte Löcher, steckte Dübel ein und drehte Schrauben in die Wand. Elvira kam und hängte Bilder an den Schrauben auf. Immer wieder verlor er die beiden aus den Augen, immer wieder weilten die beiden Objekte der Beobachtung außerhalb des Bereichs, den Putlik einsehen konnte. Die Abstände, in denen er sie nicht sehen konnte wurden immer länger und die Verweildauer der beiden innerhalb seines Sichtbereiches immer kürzer. Putlik wurde nervös. Er fragte sich, was die beiden dort taten. Sein

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Blick konzentrierte sich auf das Wohnzimmer, doch mit einem Mal wurde seine Aufmerksamkeit auf das Fenster des Schlafzimmers gelenkt, als dort das Licht anging. Putlik drehte den Kopf und das Fernglas gleich mit. Elvira fiel rücklings auf das Bett und Putliks Vater beugte sich über sie. Putlik spürte, wie ihm plötzlich eiskalt wurde. Etwas schnürte ihm die Kehle zu, doch er wich nicht von der Stelle. Er registrierte, wie sein Vater sich noch weiter nach unten beugte und Elvira küsste. »Putlik, klettere die Leiter hinunter und geh in dein Zimmer. Was du da siehst, das ist nicht gut für dich. Das kannst du nicht verkraften, also verschwinde endlich. Mach dich vom Baum und geh und vergiss diese Elvira. Sie ist eine Hure, sonst nichts und deinen Vater vergiss einfach auch. Du hast keinen Vater, es gab nie jemanden, den du als Vater bezeichnet hast. Geh endlich in dein Zimmer Putlik!« Leise murmelnd hatte er dies vor sich hin gesagt, ehe er nochmals das Glas ansetzte und hinüber schaute. Er sah Elviras hochgestreckte Beine und er nahm die Bewegungen seines Vaters über ihr war. Das nächste, was ihm bewusst wurde war, dass

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ihm Tränen übers Gesicht rannen und er nichts mehr durch das Fernglas sehen konnte. Er hatte die Tür zu seinem Zimmer verschlossen, das Tonbandgerät eingeschaltet und im Schrank nach der Flasche gesucht. Der erste Schluck waren eigentlich drei Schlucke. Die Flasche aus der er trank war eckig und trug ein Etikett mit der Aufschrift Jim Beam. Nachdem er dreimal an der Falsche genippt hatte, spürte er den Alkohol sehr deutlich. Trotzdem setzte er den Kopfhörer auf und hörte Musik, trank immer weiter und spürte schließlich, dass es allerhöchste Zeit für ihn war, endlich ins Bett zu gehen. Die Flasche war halb geleert und Putlik streifte sich die Kleider vom Leib und ließ sich auf sein Bett fallen. Er hatte den ganz großen Schraubendreher mitgenommen und er hoffte, es würde ihn niemand hören. Da die Häuser zusammengebaut waren, gab es eine Möglichkeit, durch den Keller in das andere Gebäude zu gelangen. In seiner Hosentasche befand sich die Taschenlampe und er schlich sich die Treppe hinunter bis in den Keller. Dort lauschte er zunächst einmal, ehe er sich weiter den Gang entlang schlich und schließlich am Treppenaufgang im Nachbaranwesen stand. Noch vorsichtiger stieg er Stufe um Stufe hinauf und lauschte an jeder Wohnungstür, doch es war nichts zu hören. Alle schienen zu schlafen und so kam er unbemerkt vor der Tür an, hinter der Elvira nun wohl schlummerte. Er wollte es ihr zeigen, wollte es sich auf gar keinen Fall gefallen lassen, dass sie, für die er doch so viel empfand, ihn mit seinem eigenen Vater betrogen hatte. Putlik musste nicht viel Gewalt anwenden, das Schloss und der Türrahmen gaben dem großen Schraubendreher in Windeseile nach und Franz Putlik, der noch immer vor Eifersucht kochte, stand in der Diele von Elviras Wohnung. Er drückte die Wohnungstür hinter sich zu

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und seine Hand suchte den Türgriff der Schlafzimmertür, den er vorsichtig herunterdrückte. Im fahlen Licht, das von draußen in den Raum drang, konnte er Elvira sehen. Sie hob den Kopf und blickte in seine Richtung. Noch bevor sie etwas sagen konnte, hatte er sich auf sie gestürzt, den Schraubendreher vor sich haltend und sie dort irgendwo zwischen ihren wunderschönen Brüsten getroffen. Nicht einmal geschrien hatte sie, nur kurz gequietscht. Der Schraubendreher stach bis zum Griff in ihrer Brust. Putlik überlegte einen Moment, dann entschloss er sich, das Werkzeug wieder aus Elvira herauszuziehen und mitzunehmen. Als er dies jedoch tat, spritzte das Blut ihm entgegen und tränke alles in rote Farbe. Putlik spürte, wie ihm die Flüssigkeit auch vom Gesicht rann und an seinem Kinn abtropfte. Für einen Moment blieb er noch vor dem Bett stehen und sah Elvira an. Er richtete die Taschenlampe auf ihr Gesicht und schaltete sie für einen Augenblick ein. Elviras Mund war leicht geöffnet, ihre Augen hatten einen starren Blick und schon jetzt erschien die Farbe ihrer Haut genauso aschfahl wie das Licht, das von draußen in ihr Schlafzimmer drang. Er war sich ganz sicher, dass sie nicht mehr lebte und so wandte er sich ab, um zu gehen, als er die Schritte in der Diele wahrnahm. Er fuhr auf. Schweißperlen liefen ihm übers Gesicht und sein Herz überschlug sich regelrecht in seiner Brust. Seine Hand fasste nach dem Lichtschalter und er knipste das Licht neben dem Bett an. Seine Füße berührten den Boden und er rang nach Luft. »Putlik, es war nur ein Traum. Beruhige dich, es war ganz einfach nur ein Albtraum, sonst nichts. Elvira lebt und es geht ihr gut. Beruhige dich also Putlik! Du hast gar nichts Schlimmes getan.«

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Immer wieder sprach er so mit sich, flüsternd, damit bloß kein fremdes Ohr es wahrnehmen sollte. Es war um die Mittagszeit, als es plötzlich an seiner Tür klingelte. Putlik hatte sich an den Tisch gesetzt, zwei Scheiben Brot mit etwas Wurst und Käse belegt und Paula schlich ihm um die Beine. Putlik fühlte sich in seiner Mittagsruhe gestört und deshalb maulte er, doch trotzdem erhob er sich von dem Küchenstuhl und machte sich auf den Weg zur Tür. Er öffnete diese und blickte in ein Augenpaar, das ihm irgendwie sehr bekannt erschien, aber zunächst wusste er nicht, wer die Person war, die gerade vor ihm stand. Doch irgend etwas in ihm sagte, dass er diese Frau kannte. Auch sie blickte unsicher und schien zu rätseln. »Ich wollte fragen, ob die Wohnung noch frei ist, die letzte Woche inseriert war.« Putlik fing an zu lachen und schlug sich mit der flachen Hand auf den Oberschenkel. Er lachte immer weiter und konnte sich gar nicht beruhigen. Schließlich schnappte er nach Luft und eine Träne rann ihm über die Wange. Er versuchte ruhig zu werden. »Ja, die Wohnung im ersten Stock des Nachbarhauses, die man vom Baumhaus einsehen kann. Jaja, ganz recht, die ist noch frei, Elvira!« Wieder begann er zu lachen und schlug sich auf den Schenkel. Elvira blickte ihn ganz ernsthaft an. Man hätte denken können, sie wollte ihn mit ihren Augen röntgen. »Putlik, bist du das? Franz Putlik, wenn du das bist, dann sag doch einen Ton und hör endlich auf, so fürchterlich zu lachen!«

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Gesichter der Zweisamkeit Robert Bruckart ISBN: 978-3-944306-06-3 Seitenanzahl: 270 € 9,90 www.amazon.de Auch als E-Book erhältlich Nichts beschäftigt uns Menschen in unserem Leben wahrscheinlich mehr, als in glücklicher Zweisamkeit zu leben und trotzdem stellen wir immer wieder fest, dass es nicht gerade einfach ist, eine solche zu finden. Dabei entgeht uns oft, dass wir es meist selbst sind, die einer solchen Zweisamkeit hinderlich im Weg stehen. Und noch eins sei gesagt; Zweisamkeit ist nicht gleich Zweisamkeit. Der Kurzgeschichtenband mit dreizehn verschiedenen Lebensabschnitten erzählt Episoden aus den Leben von Menschen, bei denen Zweisamkeit und die Suche nach ihr, wie auch das Ende einer Zweisamkeit, eine wesentliche Rolle spielt.

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Herbstzeit Heinz-Josef Scherer

Heinz-Josef Scherer

Es ist die Zeit der sich bunt färbenden Blätter, des mehr und mehr den Boden füllenden und unter den Schritten vernehmbaren raschelnden Laubes, der kürzer werdenden Tage und länger währenden Nächte – die Zeit der Tempodrosselung, des Herunterfahrens, der Reduktion, der Introspektion – die Zeit der Romantiker und Träumer, der Sommerverdrossenen und Herbst-, Wintergeneigten, der Innen- statt Außengeleiteten – die Zeit des Abschiednehmens, der Hoffnung auf und des Glaubens an Wiedererwachen, Wiedergeburt – irgendwann.

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Novembersplitter Heinz-Josef Scherer

Heinz-Josef Scherer

Novembernebel verkündet Vergehen, Ende Blick zurück - Erinnern in Melancholie Bäume - todeskahl spät - mahnen Reduktion Ankommen ermöglicht Glück.

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Zeit des Abschieds Heinz-Josef Scherer

Heinz-Josef Scherer

Jahresausklang fordert Abschied Außen trüb - Nebel richtet Blick nach innen Dominanz der Dunkelheit lässt Binnenraum zu Extra- weicht Introversion Vergehen, Erwachen, Neubeginn in Erinnerung Hoffnung schafft Vertrauen, Zuversicht in Zukünftiges Wechsel Fortbestand Gesetz des Lebens.

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Sehnsucht nach dem innern Land - Kurzgeschichten/Erzählungen/ Stories/Gedichte/Aphorismen/Beobachtungen/ Ansichten/Autobiographisches/ Photographien von

Heinz-Josef Scherer’ ISBN 978385438102-0 172 Seiten, € 18,40€ erhältlich beim Autor oder über den Verlag www.united-pc.eu ‘Belletristik-Sonstiges/Allerlei’ sowie bei Amazon

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Das leere Blatt Heike S. Rogg

Da sitze ich nun. Vor mir ein leeres Blatt. So leer wie mein Kopf. Dennoch soll ich es füllen, dieses blütenweiße Stück Papier. Noch ist es mein Feind. Jemand, der was von mir will. Etwas von mir einfordert. Was will es von mir? Ein Wort? Einen Satz? Eine Kurzgeschichte? Eine Kolumne? Eine Satire? Einen vollständigen Roman? Ich weiß es nicht, es antwortet nicht auf meine stumme Frage. Wie hypnotisiert starre ich auf die weiße Fläche. In der Hoffnung, dass wie von Geisterhand eine Antwort auftaucht. Aber nichts passiert. Außer, dass es vorwurfsvoll zurück stiert. Das Einzige, was es zu mir sagt, ist: »Füll mich! Schenk mir deine Gedanken, deine Fantasie, deine Buchstaben, Worte und Sätze.« Nein, es ist kein Freund von mir. Ein Freund würde mir helfen, mich unterstützen, mir sagen, was ich tun soll. Dieses Blatt aber stellt nur eine Forderung - Mach! Dabei wäre es vielleicht schon von Nutzen, stünde dort eine Überschrift. Etwas woran ich mich entlang hangeln kann. Was meine Fantasie anregt. Aber da steht - Nichts! Minuten verrinnen, Stunden vergehen und noch immer ziert kein einziges Wort diesen Bogen. Ich könnte ihn zerknüllen und an die Wand werfen, aber dazu ist er zu schade, denn er ist ja ungebraucht. Ich könnte etwas darauf zeichnen, doch mir fehlt das Talent. Ich greife zum Äußersten. Ich stehe auf, verlasse meinen Gegner, lasse ihn allein auf dem Schreibtisch zurück. Das ist

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Susanna Bur


meine Rache, meine Antwort auf seine unverschämte Forderung. Da liegt es nun, einsam und nackt, ein weißes Papier, wie jedes andere, das noch in der Schublade wartet. Ich werde es jetzt nicht mit Worten über die übrigen erheben. Ich lasse es genauso uniform zurück, wie die fünfhundert weitere. Eine kurzzeitige Befriedigung überkommt mich. Ich verfüge über die Macht, es liegt in meiner Hand, es zu beschreiben. Aber nicht lange bleibt mir dieser Triumph, es scheint mich magisch anzuziehen. Dauernd zieht es meinen Blick auf sich. Es scheint zu schreien: »Lass dir was einfallen!« Aber noch immer leistet es keine Hilfestellung. Ich verlasse den Raum, aber es verfolgt mich, steckt im Kopf fest. Ich lenke mich ab, unternehme etwas, beschäftige mich mit anderen Dingen. Aber es bleibt in meinen Gedanken gegenwärtig. Ein weiteres Mal ruft es: »Ich liege hier und rühre mich nicht von der Stelle.« »Toll, dann bleib liegen, bis du verrottest«, will ich antworten. Aber ich weiß genau, dass ich wieder davor sitzen werde. Ich will es ja füllen, mit meinen Gedanken, meiner Fantasie, meinen Worten. Warum nur begreift es nicht, dass exakt das nicht auf Befehl funktioniert? Es kann nicht einfach rufen und ich gehorche. Es versteht nicht, dass außer ihm und mir noch mehr dazugehört. Wir können nur dann Partner werden, wenn beide es wollen. Nur dann, wenn mir endlich etwas einfällt ... Aber meine Rache ist fürchterlich! Ich schalte den PC an, rufe ein Textprogramm auf und sitze - vor einer leeren Seite ...

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Einmal Dresen - nicht zurück Heike S. Rogg Ein Busfahrer Hannes Krimi … Website: www.busfahrer-hannes.de IBSN 978-3-945600-26-9 Elvea Verlag 2014 Dresden ist eine Reise wert. So sieht es auch eine saarländische Reisegruppe und bucht eine Fahrt in die sächsische Hauptstadt. Zusammen mit Busfahrer Hannes und seiner Frau Susanne erleben sie eine informationsreiche Woche, bis … Ja, bis plötzlich ein Fahrgast spurlos verschwindet. Sofort begeben sich Hannes und Susanne auf Spurensuche, werden aber von der zuständigen Polizei ausgebremst. Das wiederum hindert sie nicht daran, den Fall auf ihre Art weiter zu verfolgen. Die Spur, die sie dabei entdecken, führt in die Abgründe. Gelingt es Busfahrer Hannes trotz allem, seinen vermissten Fahrgast lebend wieder zu finden? Fragen Sie sich vielleicht, was Eierschecke und Frauenkirche verbindet? … ich wünsche Ihnen ein unterhaltsames Lesevergnügen, Ihre Heike S. Rogg

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Manchmal Elin Bell

Manchmal Bewirft mich das Leben Mit Steinen Ich hebe sie auf und baue etwas Manchmal Eine hohe Mauer um meine Seele Manchmal Eine Treppe in meine Dunkelheit Manchmal Einen Leuchtturm in mondloser Nacht Manchmal Eine Br端cke zu meinem Herzen Manchmal Aber m旦chte ich die Steine Dir 端berlassen Damit du daraus ein Haus F端r uns baust

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Geschlagen Elin Bell

Ein weiteres Gefecht In dieser sinnlosen Schlacht Dass wir uns Nicht einigen können Ist das Einzige Worüber wir uns einig sind Verbale Messer sind scharf Verletzen tief und Erinnerungen bluten lange Aus vielen Wunden Du wirst mich bezwingen Doch auch ich werde gewinnen Geschlagen Besiegt Steht am Ende nur das „wir“ Mit dem Rücken zur Wand Bittet mit einer weißen Fahne Um Kapitulation

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So still Elin Bell

In tiefer Nacht Leise Klingen wehmütig Knisternde Melodien Erinnerungen Tanzen Kann sie nicht mehr Doch schließt sie ihre Augen Fühlt sie ihr Herz Behutsam noch Im Rhythmus schlagen Hört das Flüstern Hauchzarter Seide Nichts bleibt Ihre Liebe Wartet auf der anderen Seite Wenn die Dunkelheit Dem Tag weicht Wird es So still So still

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Adinavoicu, pixabay.com


Hey Du! Erwin Altmeier

Es ist schon ein Jammer mit der neuen deutschen Rechtschreibung, die ja mittlerweile gar nicht mehr sooo neu ist. Auch wenn man grundsätzlich die Reform beim Schreiben umsetzt in EINEM Punkt habe ich immer ein Problem, nämlich bei den Anredepronomen „du“/“dich“/“dein“/“ihr“/“euch“/“euer“! Doch nein, eigentlich habe ich selbst KEINE Schwierigkeiten damit, aber ich weiß, dass viele LESER ein Problem haben. Warum? Weil sie denken, dass ich etwas falsch geschrieben habe, was eigentlich richtig ist. Während früher ALLE Anredepronomen groß zu schreiben waren, ist die Sache heute anders geregelt. Wenn man eine Person oder mehrere Personen „siezt“, wird das entsprechende Anredepronomen nach wie vor groß geschrieben. Also: „Ich begrüße Sie!“/„Wie geht es Ihnen?“ „Duzt“ man sich aber, so ist die Kleinschreibung der Anredepronomen die EMPFOHLENE Schreibweise. Das bedeutet, die Großschreibung ist weiterhin erlaubt (wenn man z.B. Angeschriebenen gegenüber seine besondere Hochachtung ausdrücken möchte). Die Großschreibung ist also richtig bzw. nicht falsch, aber die Kleinschreibung ist empfohlen will sagen: “RICHTIGER”! ;-) Leider wissen dies aber viele nicht und sind evtl. verwundert darüber, wenn sie in einem ansonsten einwandfrei geschriebenen Text plötzlich vermeintliche Fehler bei den Anredepronomen entdecken. Ich versuche oft (z.B. bei SMS oder Facebook-Messages), dieses Problem durch die totale Kleinschreibung zu umgehen.

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Erwin Altmeier

Wenn ich dies jedoch nicht für angemessen halte, muss ich eben damit leben, dass manche denken: „Wow, der Erwin weiß noch nicht einmal, dass man „Du“ groß schreibt!“ Und wenn ich absolut nicht möchte, dass das gedacht wird, dann greife ich halt zur alten und immer noch erlaubten Regelung. Vielleicht könnte ich ja auch in allen künftigen Schreiben einen Link zu dieser Seite anbringen, damit klar ist, warum ich geschrieben habe: „Hey du, wie geht es dir?“

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Sprachä Erwin Altmeier

Sie kennen das ja sicher: Wenn man eine Rede halten muss, interviewt wird oder im beruflichen oder privaten Kreis etwas sagen will, kommt es vor, dass man – um Lücken zu überbrücken – ein mehr oder weniger lang gezogenes „ä” einfügt. Diese kleine Denkpause nutzt man dann, um sich den Folgetext zu überlegen. Nur wenige schaffen es, fließend zu sprechen, ohne das besagte „ä” zu verwenden. Was mir allerdings seit geraumer Zeit immer häufiger auffällt, wenn ich im Fernsehen Politikern, Reportern und Moderatoren beim Sprechen zuhöre, ist ein ganz besonderes Phänomen: Man fügt das „ä” nicht als Denkpause ein, sondern hängt es direkt an ein Wort an, so als ob es zu diesem gehören würde. Es ist offensichtlich chic geworden so zu sprechen und der Nachahmungseffekt ist mittlerweile so groß geworden, dass es nur noch wenige Statements ohne „ä” an so manchem Wortende gibt bzw. gibtä. Es istä also gewissermaßenä eine Erscheinung der Zeitä, die hoffentlich baldä (gesprochen: baltä) vorübergehtä. Denn mir wirdä (gesprochen: wirtä) immer ganz schlechtä, wenn ich so etwas zu oftä hören mussä. Natürlichä übertreibe ich hier etwasä, aber wenn Sie einmal daraufä achten, werden Sie merken, dassä diese Artä des Redensä offensichtlich eine Modeerscheinung geworden undä so manches Wortä davon betroffen istä. Ich will mich jetzt aber mäßigen und Sie nicht länger nerven. Achten Sie einmal darauf, wenn in Radio oder Fernsehen Politiker interviewt werden, Auslandskorrespondenten berichten oder

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Erwin Altmeier

Moderatoren zu Ihnen sprechen – Sie werden z.B. kaum noch ein “und” hören, sondern viel häufiger ein „undä” (gesprochen: „untä”). Ich habe mir einmal den Spaß gemacht und ä-Wörter notiert, die ich bei Fernsehdarbietungen aufschnappte. Hier eine kleine Auswahl: hatä, istä, kommtä, gutä, zumindestä, auchä, schwachä, vonä, Dienstagä, dassä, aufä, Herzä, bisä … Die Liste könnte spielend leicht fortgesetzt werden. Ich sehne mich jedenfalls nach einem baldigen Ende dieses Sprachsspuksä!

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Bescheidenheit Birgit Burkey

Wir trinken Hoffnung, bis zur Selbstaufgabe, für Bescheidenheit fehlen die Gründe. Wir suhlen uns im seichten Überfluss, die Zukunft auf dem Schoß, dennoch fließen Zweifelgedanken.

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Fremdbestimmt Birgit Burkey

Mit deinem Schatten löschst du mein Licht, quälend verglimmen letzte Funken Leben. Während ich durch aufdiktierte Zeit treibe, verliere ich meine Gedanken, und begrabe Erinnerungen an die letzten, in Freiheit geborenen Atemzüge.

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Schneeblüten (Miniaturgedichte in 100 Worten) Birgit Burkei

An einem stillen Dezembermorgen dreht sich der Winter träumend noch einmal um in seinem Wolkenbett, blinzelt neugierig hinunter auf braune Felder, wirft einige Schneeblumen, wie Samen, übers Land. Ihre Saat trägt reiche Früchte, Weiß überzieht Bäume und Wiesen, Sterne erkeimen an Fensterscheiben, Häuser tragen ein Wattekleid und Kindernasen tanzen mit Flockennixen einen Reigen. Schlitten erobern Waldwege, mit verwegenen Kufen gleiten Eisköniginnen über frostige Seen. Schneemänner flanieren am Ufer, trinken Punsch, erfreuen sich am Blütentreiben in der Wintermärchenzeit. Staunend blicken Kinderaugen auf die Zauberwelt in ihren Händen, schütteln die Schneekugeln, wieder und wieder, damit das Wirbeln der fruchtbaren Kristalle niemals endet.

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Susanna Bur


Bombenleger Marlin Wall

Prolog Nr. 2 sah von seinem Sudokurätsel auf, als er die Geräusche aus dem Obergeschoss hörte. Die Musik des Filmabspanns endete abrupt, der Fernseher verabschiedete sich mit einem Klingelton. Er folgte dem schwerfälligen Tritt über seinem Kopf, litt fast mit unter dem Schmerz, den jeder Schritt ihr bereitete. Nun würde seine Frau ins Bad gehen, die Zähne putzen, sich zur Nacht umziehen. Noch immer war sie eitel, wollte erhalten, was die Zeit noch nicht zerstört hatte, für ihn. Dabei liebte er dieses Gesicht noch heute wie vor vierzig Jahren; jede ihrer Falten schien eine Geschichte des gemeinsamen Lebens zu erzählen. Er stand ebenfalls auf, räumte seinen Block und den Stift in die Schublade der Eckbank, begann mit der Vorbereitung für das Frühstück am nächsten Morgen. Füllte Wasser in den altmodischen Kessel, maß die Wassermenge anhand des Gewichts ab. Genau einen Liter; das hatte er im Gefühl. Die Schäferhündin, die neben dem Kachelofen geschlafen hatte, sah auf; ihr fast fragender Blick ließ ihn lächeln und er nickte ihr zu. Ja, sie würden noch eine Runde drehen, ein Depot überprüfen, sobald er Marie für die Nacht warm zugedeckt hatte. Das Summen der elektrischen Zahnbürste oben erstarb, nun folgte ihre letzte Aufgabe des Tages. Das Ablegen der Kleidung, diese alltägliche Routine, verstärkte den Schmerz in ihren Gliedern, doch sie wollte sich nicht helfen lassen; musste ein winziges Stück Würde bewahren.

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Nr. 2 stellte Tassen und Teller auf den Frühstückstisch, suchte ihren Lieblingseierlöffel aus der Schublade, nahm den Salzstreuer aus dem Regal und stellte ihn genau in die Mitte des Tisches. Eine Blume würde er ihr aus dem Garten mitbringen, morgen nach dem Frühspaziergang. Er wandte sich um, öffnete die Tablettenschachteln und legte die Medikamente auf das kleine Tablett, stellte ein Glas Milch dazu, maß die Tropfen des Schmerzmittels ab. Die Badezimmertür oben öffnete sich; durch die Holzdecke hörte er sie langsam ins Schlafzimmer gehen, stellte sich ihr erleichtertes Seufzen vor, wenn sie sich aufs Bett setzte. »Bertrand?«, rief sie. »Ich bin schon unterwegs!« Er balancierte das Tablett die Treppe hinauf, wandte sich nach rechts und betrat das Schlafzimmer. Wie jeden Abend traf ihn ihr bittender Blick und er nickte. Er stellte das Nachtmahl auf den Tisch, schlug die Bettdecke zurück, drehte sie mit geübtem Griff ins Bett. Während sie die Tabletten einnahm, schloss er die Rollläden, kippte das Fenster und deckte sie sorgfältig zu, küsste sie auf die Stirn. »Bonne nuit, Marie!« Sie lächelte ein wenig. »Gehst du noch einmal los?« »Ja, Losa wartet schon.« »Bleib nicht so lang fort«, bat sie. »Nein, heute nicht.« Er fuhr ihr übers Haar. »Träume´ schön, mein Schatz!« Sie streckte sich wohlig. »Erst, wenn du wieder zurück bist.« Er nickte und schaltete die Nachttischlampe aus. Losa erwartete ihn bereits am Fuß der Treppe. Er legte ihr das Halsband an, nahm die Joppe vom Haken und zog die Taschen-

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lampe aus einer der Taschen. So leicht sie auch in der Hand lag, so zuverlässig warf sie ihren Strahl fast 100m weit. Solche Materialien hätten wir uns früher gewünscht, dachte er. Die alten Weitstrahler waren echte Batteriefresser, die Birnen so unzuverlässig, dass man immer Ersatz mit sich herumtragen musste. Doch am Asselscheuerhof hatte auch die alte Lampe ihren Dienst getan, fast wäre die tödliche Falle zugeschnappt. Heute war er froh über den glücklichen Zufall, der damals zwei Menschen gerettet hatte. Nein, dieser Krieg gegen Gegner, die nie existiert hatten, musste endlich beendet werden. Er zog seine Mütze über, öffnete die Haustür, trat in den Regen. Die Werkstatt lag quer zum Wohnhaus; aus Gewohnheit kontrollierte er das alte Schloss: Alles in Ordnung. Losa zog ihn weiter, wollte laufen, drüben im Wald. »Ruhig, Mädchen!«, ermahnte er sie. »Erst die Kontrolle.« Sie umrundeten die Halle, er ließ den Strahl der Taschenlampe über das Brachgelände wandern, auf dem der Neubau entstehen sollte. Seit zwei Jahren lagen die Architektenpläne in seinem Schreibtisch, doch die Baugenehmigung wurde durch miese Tricks verzögert. Er seufzte, als Losa aufgeregt umher tänzelte, folgte ihrem Ziel. Sie erreichten die Barriere am Ende der Stichstraße und er ließ sie von der Leine. Sie stürzte in den Wald, während er in seinen Wanderschritt fiel. An der zweiten Wegbiegung sah er sich prüfend um, dimmte die Taschenlampe und verließ den Waldweg. Ein Strauch verbarg den Trampelpfad, dem er in leichten Kehren folgte; der direkte Aufstieg forderte zu viel Kraft. Früher wäre er den Hügel im Laufschritt mit schwerem Gepäck hinauf gehetzt, aber auch seine Kondition hatte nachgelassen. Kurz vor dem Gipfel wand-

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Gwalter, pixabay.com


te er seinen Schritt nach rechts, eiliger jetzt, denn er hatte das leichte Knurren von Losa gehört. Sie wartete am Eingang des Depots, die Ohren wachsam aufgestellt. Er ging auf sie zu und tätschelte ihren Kopf. »Was ist denn, mein Mädchen? Stimmt etwas nicht?« Er schaltete die Lampe aus und horchte in die Dunkelheit, vernahm nur die Laute des Waldes. »Such, Losa«, wies er die Schäferhündin leise an. Sie lief in den Wald, folgte einer Spur den Hügel hinauf, die er nicht sah. Er pfiff kurz und sie kehrte zu ihm zurück. »Gleich gehen wir dort hinauf und dann zeigst du mir den Weg.« Die Taschenlampe flammte auf kleinster Stufe wieder auf und in ihrem schwachen Schein überprüfte er den Waldboden, fand nur frische Spuren von Wildschweinen. Trotzdem sah er sich noch einmal um, bevor er die mit Farn bewachsene Bodenklappe des Depots vorsichtig öffnete, die Stütze ausklappte und die wenigen Stufen hinunterstieg. Der Strahl seiner Lampe wanderte über mehrere Kisten auf einem Regal am Ende des Unterstandes. Alle waren verschlossen und wirkten unberührt. Er ging auf einen Tisch an der linken Seite zu, öffnete die Schublade und hob eine Metallkassette heraus. Der Deckel sprang auf, nachdem er den Code am Ziffernblock eingestellt hatte. Die Unterlagen waren geordnet; er sah das Kürzel des letzten Kontrolleurs. Nr. 4 führte die Aufsicht über dieses Depot, das kleinste von allen. Unter dem Schreibblock befanden sich die beiden Armeepistolen und das Geld, das er vor Jahren nach der Währungsreform von DM und Franc in Euro umgetauscht hatte. Er legte es zur Seite und blätterte durch das Codebuch mit dem Natostern. Die Ziffern und Buchstaben hatten ihre Bedeutung schon vor Jahren

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verloren, waren nie zum Einsatz gekommen. Er erinnerte sich an all die Übungen für den Ernstfall, der nie eingetreten war, dessen vage Möglichkeit jedoch sein ganzes Leben überschattet hatte. Nun musste alles ein Ende haben. Er legte das Buch zurück, verschloss die Kassette und kontrollierte die Kisten. Dynamit, Sprengkapseln, Zündschnüre, Batterien, Drähte, Quecksilberschalter. Sogar die Metallwäscheklammern lagen noch am Platz, wie er erleichtert feststellte. Nein, dieses Waffenlager war unentdeckt und hier würde er in den nächsten Tagen mit dem Aufräumen beginnen. Er verließ den kleinen Unterstand, legte die Bodenklappe auf, tarnte die Ränder mit Laub. Losa wartete geduldig, doch ihr leises Winseln ließ ihn wieder aufmerken. Sie war ein erstklassiger Spürhund, selbst auf ihre alten Tage. Eine Witterung von Nr. 4 hätte sie nicht anschlagen lassen. Er nickte ihr zu. »Nun zeig mir den Weg!« Sofort sprang sie auf, nahm die Spur durch das Unterholz des Waldes auf. Langsam folgte er ihr, bemerkte den Richtungswechsel nach Westen. Auf diesem Weg würden sie den Wald bald wieder verlassen, über die Wiesen nach Orscholz gelangen. Dort lag ein weiteres Depot versteckt und noch nicht einmal Nr. 3 kannte seine Lage. Kein Mitglied seines Kommandos kannte alle Unterstände; eine Sicherungsmaßnahme für den Fall, dass der Feind sie angreifen würde. Losa hatte den Waldrand fast erreicht, als er einen weiteren Lichtpunkt sah. Wer trieb sich hier mitten in der Nacht herum? Er löschte seine Lampe sofort. Waren die Jäger schon so früh unterwegs? Nein, die kamen zu dieser Jahreszeit nicht vor 5 Uhr

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am Morgen. Und das Leuchten schien ihm statisch, etwa eineinhalb Meter über dem Waldboden. Langsam und vorsichtig näherte er sich, versuchte, zu Losa aufzuschließen. Der Geruch stieg ihm plötzlich in die Nase; dieser Gestank, den er nie wieder riechen wollte. Ätzend und unverwechselbar. Sie mussten sofort hier weg! Er pfiff nach Losa, nun jegliche Deckung aufgebend. Sah sie im plötzlichen Lichtblitz auf ihn zu laufen, dachte an Marie, die nicht schön träumen würde. Dann traf ihn die Druckwelle der Explosion mit aller Wucht, löschte seine Gedanken aus. ...

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Marlian Wall: Bombenleger Kriminalroman Ein Bombenanschlag tötet einen Spaziergänger am Kewelsberg. Während die Polizei zunächst von einem zufälligen Opfer in einem Krieg der Jäger gegen die Umweltschützer ausgeht, verfolgt das Team um Theodora und Falk auch die Spur eines Geheimkrieges, der vor vielen Jahren begann. Ein zweiter Anschlag bringt den jungen Polizisten Tim 'Viggi' Feldmann bei seinen Ermittlungen in höchste Gefahr. Erscheinungsdatum: 15.1.2015 Auf Amazon und als Ebook Marlian Wall hat in verschiedenen Bereichen gearbeitet, bevor das Schreiben zur Leidenschaft wurde. Bombenleger ist nach ‚Schwesternmorde‘ der zweite Fall des Teams um Theodora und Falk, Gloria und Viggi.

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Ein Dienstag im Mai Werner Thöne

Es geschah an einem Dienstag im Mai. An diesem milden, sonnigen Tag sollte mein Alltag mal wieder um eine Facette bereichert werden. Ich war dazu auserkoren, einem lieben weiblichen Mitmenschen…die Haare zu färben! Nun war es ja schon länger mein Wunsch, ihr mal gründlich den Kopf zu waschen, aber färben? Mit Männerhänden einem weiblichen Wesen Farbe in die Haare massieren? Bei dem Gedanken lief mein Gehirn zur Höchstform auf. Was würde sie später beim Blick in den Spiegel sehen. Würde sie sich noch erkennen? Hätte sie etwa danach farblich eine gewisse Ähnlichkeit mit einer südamerikanischen Papageienart? Mit welcher Reaktion müsste ich rechnen? Reichte meine Sportlichkeit, um mich geschickt wegzuducken, wenn sie mir eine ihrer schönen Tonskulpturen nachwarf, die sie einst mit viel Liebe angefertigt hatte? Wie weit ist es bis zur Haustür, um schnell verschwinden zu können? Eine Menge Fragen die sich mir in diesem Moment aufdrängten. Na ja, ich hatte in ihrem Hause ja schon das eine oder andere hingekriegt, aber jetzt stand die Reifeprüfung an. Eine neue Herausforderung, die jetzt auf mich zukam. Und mutig ließ ich mich auf das Wagnis ein. Bei mildem Sonnenschein wurde im Garten auf einem Tisch alles Nötige aufgestellt. Dann streifte ich mir Plastikhandschuhe über und bereitetete mich auf das Experiment vor. Ihre etwas misstrauischen Blicke galt es auszuhalten und dann ging man zügig ans Werk. „Knie dich vor mich!“ lautete genüsslich meine

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erste Anweisung. Nein, nein, nein, nicht das, was ihr womöglich denkt und ich mir vielleicht wünschte, sollte jetzt kommen, sondern ich musste ja bequem ihren Kopf in Händen halten, um für sie und auch für mich in möglichst bequemer Position das Haarfärbemittel einmassieren zu können. Erst zaghaft, dann immer kräftiger knetete ich die Paste ein und achtetete natürlich darauf, ihr nicht weh zu tun oder dass von dem Mittel etwas auf die übrigen Hautflächen gelangte. Während des ganzen Prozedere machte es mir immer mehr Spaß, ihren kleinen zarten Kopf zu massieren und nach ihren Anweisungen hier und da noch etwas Paste aufzutragen. Dabei hatte ich das Gefühl als würde ihr Kopf permanent schrumpfen. Nach getaner Arbeit zog ich schweißgebadet wie ein Chirurg nach einer schwierigen Operation, die dünnen, mit Haarfarbe bemusterten Latex-Handschuhe aus. Wenn die Haare nachher so ausschauten wie die Handschuhe... ich wagte nicht weiterzudenken. Nach einer halben Stunde Einwirkzeit ging sie ins Bad um sich die Haare gründlich auszuwaschen. Mir wurde dann doch ein wenig mulmig. Sollte ich mich morgen vorsichtshalber krank melden, den Tag im Bett verbringen, das Handy ausschalten und keine Pressenachrichten hören? Am anderen Tag dann der erlösende Anruf. Sie war mit dem Ergebnis zufrieden. Die Floskel „Alles im grünen Bereich“ wäre an dieser Stelle unpassend. Ihre Zufriedenheit ersparte mir glatt einen Migräneanfall. Ich musste den Tag nicht im Bett verbringen und schmunzelnd schaute ich auf meine Hände.

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Das Weihnachtsbäumchen Hans-Joachim Grötschel

Lanur, pixabay.com

Das Bäumchen da, es war sehr schön, tat geschmückt, in ‘ner Kapelle steh‘n. Ich hab’s bewundernd angeseh‘n, konnt‘ nicht grad‘ so vorüber geh‘n. Drum geb‘ ich zu, ich hab’s geklaut, damit auch ihr den Christbaum schaut.

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Selbstgespräch Hans-Joachim Grötschel

Ich denke grad‘, mein lieber Alter, dir fehlt ein Nachttisch-Brillenhalter. Ach, wär‘ so ein Brillenhalter fein, denn ich schlaf‘ öfters mit der Brille ein; Des Morgens ist sie dann verschmiert, wenn ich durchschau, bin leicht irritiert. Ob sich der Nebel lichten mag? Hauptsache, es wird ein schöner Tag!

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Ich bin treu Hans-Joachim Grötschel

Im Lied „Treu sein, das kann ich nicht!“ dabei man nicht die Wahrheit spricht. Die Lieb‘, das Leben ist so wunderschön und ihr wollt wissen wie ‘s tut gehen. Mein liebstes Hobby sind die Frauen, ich tu‘ so gern‘ nach ihnen schauen. Und lächeln sie mir lieb zurück, werd‘ ich zum Giacomo im Glück. Ein Casanova bin ich dann, die Frauen sind in meinem Bann. Ich nehm‘ sie gerne in den Arm, dann wird es mir ums Herz so warm. Ihr glaubt mir nicht, wie ich mich freu‘, bin einer Jeden, einzeln treu!

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Hopp und Topp Hans-Joachim Grötschel

Oma Lotte, 78 wird angerufen: … »Hier ist der Glücksbote von MMS. Halli, Hallo, ich habe eine freudige Nachricht für Sie, sie haben gewonnen und dazu darf ich sie erst einmal herzlich beglückwünschen und noch alles Gute zum Geburtstag und ein langes Leben wünschen.« »Guter Mann, ich danke für die guten Wünsche, aber für mich ist das, da wir uns nicht kennen nur Larifari, wenn ich nun schon mal gewonnen habe, will ich auch wissen was mein Preis ist.« »Liebe Frau, das wird erst am Wochenende ausgelost. Jedenfalls sind sie bei den letzten fünf Gewinnern.« »Toll, und was kann ich gewinnen?« »Ja sehen sie, der 1. Preis ist ein Goldbarren oder 90.000 €. Hätten sie lieber den Goldbarren oder das Geld?« Oma Lotte pfiffig: »Natürlich den Goldbarren!« »Nun, der 2. Preis ist ein Auto oder 45.000 €.« Oma Lotte eifrig: »Natürlich das Auto!« »Aber gnädige Frau, haben sie denn noch einen gültigen Führerschein?« Oma Lotte leicht gereizt: »Das geht sie doch einen feuchten Kehricht an!« »Oh, Entschuldigung, natürlich haben sie recht, also der 3. Preis wäre ein TV-Gerät oder 1.000 €.«

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»Dann das Fernsehgerät!«, sagte Oma Lotte schnell. »Okay, der 4. Preis wäre ein ganz modernes Handy oder 500€«, sagte der Glücksbote in der Hoffnung, dass Oma Lotte vor der modernen Technik zurückschrecke. Doch Oma Lotte antwortete wie aus der Pistole geschossen: »Dann wünsche ich mir das Handy um mit meiner Enkelin zu telefonieren« »Womit wir dann beim 5. Preis wären, es geht um einen Geldpreis in Höhe von 200 €. Wohin dürfen wir Ihnen das Geld überweisen?« »Guter Mann, sie haben mich im Telefonbuch gefunden, dann wissen sie auch meine Adresse. Jetzt dürfen sie wählen, entweder schicken sie mir einen Verrechnungsscheck oder sie können sich den Preis sonst wohin stecken! Tschüss!«

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Susanna Bur


Das Grau Barbara Wehlen-Leibrock

Er liebte es ,wenn es nieselte. Dieser feine Regen, der durch und durch ging. Dann ging er hinaus und wurde eins mit der grauen Natur. Grau war auch seine Lieblingsfarbe. Es war nicht schwarz, es war nicht weiß. Grau war immer richtig. Es war nicht JA, es war nicht NEIN. Das passt immer, da legt man sich nicht fest. Da schwimmt man mit, da eckt man nicht an. Sie war ganz anders. Sie war blau, sie war gelb, sie war grün, sie war rot. Sie eckte an, sie vertrat ihre Meinung. Sie hatte Blessuren, sie war ohne Kompromisse. Es schüttelte ihn, so wollte er nicht sein. Warum bist du nicht grau, fragte er sie. Warum bist du nicht glücklich, fragte sie ihn kess. Sein Grau war lau, es bot ihm Schutz. Und das Leben gab ihm recht, denn er überlebte sie. Das war schade, denn insgeheim hatte er sie bewundert.

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Cafepampas, pixabay.com

Doch er traute sich nicht, etwas zu 채ndern. So blieb er bei seinem Grau, bis es eines Tages im Grau der anderen verlief. Aber das fiel niemandem auf.

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O, du fröhliche … Susanna Bur

Ja, das 'o' schreibt man wirklich ohne 'h', einfach nur 'o', es ist das kürzeste Wort in der Deutschen Sprache. Darüber machten wir uns damals keine Gedanken, an Heiligabend 1968. Wir Kinder aus der Nachbarschaft überlegten uns vielmehr, wie wir es unseren Eltern beibiegen konnten, dass wir uns unbedingt abends noch treffen wollten. War gar nicht so einfach, in unserer Clique waren 12-16jährige, und die hatten an Heiligabend gefälligst zu Hause zu sein. Ein plausibler Grund musste her und war auch schnell gefunden: Wir mussten dringend zur Mitternachtsmette! Die Eltern verstanden das und waren ja so stolz auf unser Vorhaben. Außerdem waren wir zu siebt, das war auch ganz und gar ungefährlich für uns 'Kinder'. Meine jüngere Schwester durfte auch mitgehen. Endlich war es halb zwölf, nichts wie raus aus dem Familienfest, denn draußen lag die schönste Weihnachtswelt im Schnee. Wir hakten uns unter und stapften singend den Berg hinab Richtung Dorfmitte. Plötzlich kramte Klaus eine Flasche unter seinem Mantel heraus: »Jägermeister, habe ich mitgehen lassen, hat niemand gemerkt«. Die Flasche - es war eine etwas größere - wurde von einem zum anderen gereicht, wir wollten den Alkohol dringend probieren. Nach ein paar Schluck waren wir alle sehr 'o, du fröhliche …'. Für die meisten war es der erste Kontakt mit Alkohol, er wirkte allzu schnell.

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Erwin Altmeier

Jetzt noch den Berg rauf bis zur Kirche, das Gegackere einstellen und brav einen Platz in der ersten Reihe der Empore einnehmen. In Kirchen wird nicht gelacht, schon gar nicht in protestantischen! Aber das hielten wir nicht durch. Selbst die Texte der Weihnachtslieder brachten uns zum Lachen. Der ernste Pfarrer Gräber warf uns ab und zu einen bösen Blick zu. Das ein oder andere spießig ernste Gemeindemitglied gesellte sich dazu. Die Noten und Buchstaben der Texte aus den Gesangbüchern tanzten vor unseren Augen. Die sich ewig hinziehende Predigt des Pfarrers wurde mit geflüsterten Kommentaren etwas lustiger gestaltet, worüber wir wieder lachten. Was konnte ein Besuch in der Kirche lustig sein! Rausgeworfen hat uns niemand, aber all die bösen Blicke, als

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wir die Kirche verließen. War uns aber alles egal, wir gingen wieder fröhlich singend durch den Schnee nach Hause. Jedenfalls versuchten wir es. War gar nicht so einfach, denn die Jägermeisterflasche musste dringend ganz geleert werden. Der Heimweg wurde lang und länger, unterbrochen durch Schneeballschlachten und immer wieder dem Gesang von Weihnachtsliedern, deren Texte wir nach Lust und Laune veränderten. Was hatten wir für einen Spaß! „Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Dann eins, dann zwei, dann drei, dann vier Und wenn das fünfte Kerzlein brennt, dann hast du Weihnachten verpennt.“ Als meine Schwester und ich an unserer Haustür klingelten, öffnete uns Oma - bereits im Nachthemd. Sie war leicht sauer und schimpfte mit uns. Ob das wohl morgen Ärger gibt? Die Strafe ereilte mich am nächsten Tag von ganz alleine: Was war mir übel!

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Der Orangenkrieg wie aus einer Mücke ein Elefant wird Satire Susanna Bur ISBN 978-3-944306-08-7 Seitenzahl: 96 € 6,50 Auch als E-Book für 1€ erhältlich Was passiert, wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will. Nur so, aus Spaß, weil es ihnen wie ein Abenteuer erscheint, eine Abwechslung in ihrem Ehealltag bedeutet. Während Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff nehmen und so gar keine Probleme damit haben, lösen sie in ihrem sozialen Umfeld, ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus. Der Grund dafür sind ihre 16 Orangenbäumchen, die sie selbst gezogen haben aus einer wohl nicht ganz ungefährlichen Orange aus Málaga.

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Im Wald, da sind die Schweine Tina Krauss

[1] Nini Im Wald, da sind die Schweine, ’s gibt große und ’s gibt kleine, Als wir 1984 in das große, alte Haus mit den hohen Decken zogen, war ich schon eine ganze Weile elf. Eigentlich war ich also schon halb zwölf. Ich war eine ganze Menge halb, wenn ich mir´s recht überlegte. Also war ich in dem Sinn eine ganze Menge Halbes und noch nichts Ganzes. Zum Beispiel war ich halb Türkin, halb Deutsche. Das war die Schuld meines Vaters, der ganz Türke war. Gut, genaugenommen war es auch die Schuld meiner Mutter, die ihres Zeichens ganz Deutsche war. Aber das fiel nicht so stark ins Gewicht, da ich die Deutsche Hälfte an mir lieber mochte, weil sie nicht so laut, gefühlvoll und einfach weniger auffällig war. Meinen Bruder mochte ich nicht so. Manchmal dachte ich, das wäre, weil er auch das Vorrecht hatte, ein richtiger Deutscher zu sein. Er hieß Thomas, war schlaksig, dreizehn und blond wie ein Engel und mein Papa war nicht seiner. Meine Mutter sagte, ich solle nicht traurig sein darüber, dass ich türkisches Blut habe, denn auf so einen Papa, wie Thomas ihn hat oder eigentlich niemals hatte, müsse man nicht neidisch sein. Das Einzige, was er gut könne, sei sich vom Acker machen, wenn es brenzlig würde. So einen könne sie echt nicht mehr gebrauchen, da kriege sie Plaque, meinte sie immer,

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während sie mir einen Kuss auf die Stirn gab. Ich dachte, meine Mutter wüsste, dass ich dann und wann unter meinem Halb-Sein litt und ab und zu unter meinem Halb-Bruder ganz besonders. »Na, wie geht´s denn unserem kleinen Äffchen heute?«, fragte er oft am Frühstückstisch und zog mich an meinen schwarzen Haaren. Nicht so doll zwar, aber fest genug, dass ich mich ärgerte und meine Mutter ihm einen abschätzigen Blick zuwarf, der ihn verstummen ließ. Trotzdem sah er mich dann immer so seltsam an. Meine Mutter jedenfalls machte außer mir normalerweise keine halben Sachen. So hatte sie meinen Vater Kerim geheiratet und war bei dieser Gelegenheit gleich zum Islam übergetreten, was man daran erkennen konnte, dass sie seitdem tatsächlich ein Kopftuch trug. Ich sagte es bereits, sie machte keine halben Sachen. Draußen auf dem großen Platz spielten ein paar Kinder. Zwei Mädchen schlugen ein Seil und eines mit langen blonden Zöpfen sprang darüber. Das machte sie gar nicht so übel. Jedenfalls war sie bisher nicht hängengeblieben. Die Fensterscheibe war etwas blind vor Dreck, man konnte darauf schreiben. Mein Finger zogen ein N, I, N, I, V, schließlich ein E. Als meine Mutter mit einem Umzugskarton ins Zimmer schneite, wischte ich schnell mit dem Handrücken über die Buchstaben. »Ach, die muss ich bald mal putzen! Aber nicht heute und so wie es aussieht auch nicht morgen.«, sagte sie während sie einen Karton auf die alten Holzdielen knallte. »Würden wir nicht so oft umziehen, hättest du mehr Zeit zum Putzen!« »Mir ist klar, dass es für dich nicht leicht ist. Aber denk doch mal, hier hat Papa einen guten Job. Und du weißt, seit dieser

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Rebecca Brill

dummen Geschichte mit dem Führerschein, ist es wichtig, dass er mit dem Bus dorthin kommt!« »Ja, ja schon klar, es ist ja alles wichtig, nur ich nicht!« »Ach, Nini!«, sagte sie nur und sie hatte dabei einen so traurigen Klang in der Stimme und fuhr sich so müde über die Stirn, dass mir das Gesagte gleich leid tat. Dennoch drehte ich mich einfach um und hörte nur, wie sie die Tür zuzog.

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[2] Lutz ’s gibt dicke und ’s gibt dünne. Sie gründeln in der Rinne ... Da saßen wir nun in der Herbstsonne und alles brummte und summte. Alle wuselten um mich rum, nur ich, ich konnte nicht und ich mochte nicht, denn mir tat auf Deutsch gesagt der Arsch weh. Aber das war ja nix Neues. Neulich hatte die Frau Hantel mich nach der Stunde gefragt: »Sag mal Lutz, wo holst Du dir denn immer diese blauen Flecke?« Da hatte ich gesagt: »Ach Frau Hantel. Das kommt vom Ringen, da geh‘ ich doch immer mit meinem Cousin hin. Das macht Spaß!« Und ich hatte dabei so toll gegrinst wie es nur ging mit meiner geschwollenen Backe. »Na sieht aber so aus, als ob du noch üben musst«, hatte sie gemeint und mir liebevoll über den Kopf gestreichelt. »Versprochen!« In diesem Moment hätte ich ihr am liebsten alles gesagt. Es tat so gut, wie sie mir die Hand auflegte. Doch, was hätte sie getan? Und was, wenn sie mich dann von Leon trennen würden? Nein, dann ertrag ich das lieber weiter. Ich musste auch an Mama denken. Sehnsüchtig beobachtete ich Leon. Ich war etwas neidisch auf ihn. Wie er immer wieder den roten Eimer mit Sand füllte und auskippte, als ob es nichts um ihn gäbe. Als sei dies sein Sandkastenuniversum und selbst ich käme dort nicht mehr hinein. Niemand täte das, der älter als fünf ist. Es sei denn er stellte Asyl und Grund genug hätte ich ja. Es war ihm gelungen eine beachtliche Sandburg aufzutürmen. »Toll gemacht!«, lobte ich ihn, und er strahlte über sein paus-

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bäckiges Kindergesicht. Leon bedeutet 'Löwe' und natürlich sind Löwen auch gute Kämpfer. Mein Bruder machte seinem Namen alle Ehre. Er kämpfte für sein Sandreich und strich mit Eifer die Seitenwände seiner Burg glatt. Ich half ihm dabei, wie ein großer Bruder hilft, was Leon nicht wusste: Am liebsten wäre ich in seine Sandburg eingezogen, hätte eine Sandprinzessin geheiratet und alles wäre gut. Leider wäre mein Asyl sicherlich abgelehnt worden. Es gab keines für Kinder über fünf, denn dann fängt es an. Oder konnte man sich dann nur daran erinnern. Versonnen spielte ich das Spiel, das ich immer spielte, - ich mache mich unsichtbar: »Ich bin die Strahlen der Sonne - fass mich nicht an. Ich bin der Wind den niemand fangen kann. Ich bin das Rascheln der Blätter, hab die Augen zu, flieg durch die Welt und wer dagegen bist du?« Immer wieder sagte ich mir diesen Zauberspruch, ich versuchte mich zu lösen aus meinem Körper und rief: »Bitte lieber Gott, schicke mir jemanden, der mich versteht!« Aber ich war schlecht in meinem Spiel. Niemand beachtete mich, niemand sah mich, außer mein Vater! »Aber ich übe weiter Frau Hantel! Versprochen

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[3] Nini Sie grunzen und sie schaben. Sie wälzen sich im Graben. Mittlerweile hatte ich ein Loch in den Staub der Scheibe gekratzt. Es fühlte sich besonders angenehm an, die Außenwelt zu beobachten und selbst absolut geschützt zu sein, selbst wenn es nur von Staub war. Müßig spähte ich zu den Hüpfern hinaus, die sich endlich abgewechselt hatten. Ein Mädchen von etwa acht Jahren im mausgrauen Sommerkleid sprang. Nicht nur der Wind machte ihr Unterfangen fast unmöglich, er blies das unpassende Kleidungsstück, wohin es ihm gefiel. Auch ihre Beine schienen ihr nicht wirklich zu gehorchen. Da sah ich ihn unter der großen Eiche, deren Blätter schon begannen sich herbstlich zu färben, obgleich die Sonne unbeeindruckt brüllend heiß vom Himmel schien. Unscheinbar war er, dunkelblondes, zipfeliges Haar auf denen die Sonne schimmerte und der Wind spielte. Die Haare harmonierten gut mit seiner gebräunten Haut und dem hellen, ärmellosen Hemd. Ich sah den Jungen, der etwas älter als ich zu sein schien, nur von hinten. Und doch; etwas in sagte mir, dass sich unser beider Schicksale verflechten würden. Sei es für einen Sommer oder für ein ganzes Leben. Wer wusste das schon? In dem Moment, als ich mich näher an die Scheibe drückte, beugte er sich vor und steckte ein Zweiglein sehr sorgfältig in eine Sandburg. Das Kleinkind in meinem Augenwinkel war nur schemenhaft zu erkennen und ich beschloss meinen Beobachtungsposten zu verlassen. ...

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Im Wald, da sind die Schweine Jugendroman Tina Kraus ISBN 978-3-944306-16-2 www.bur-verlag.de Auch als E-Book Erscheinungstermin: 15. Januar 2015 Wenn es Lutz schlecht geht, spielt er sein Spiel, das ihn unsichtbar macht. Hätte er nicht seinen kleinen Bruder, wäre er schon längst abgehauen. Denn wenn sein Vater betrunken ist, dann schlägt er Lutz brutal. Das allerdings darf niemand erfahren, selbst Nini nicht, in die er sich Hals über Kopf verliebt. Und als ob Lutz nicht schon genug Probleme hätte, muss er bald herausfinden: Warum faselt der Gärtner ,Jupp ständig von gefährlichen Schweinen? Und was hat er zu verheimlichen? http://imwalddasinddieschweine.wordpress.com/

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Verzeichnis: Redaktion, Autorinnen und Autoren

Erwin Altmeier

Heike S. Rogg

Fotograf, Autor erwinaltmeier@gmail.com www.erwinaltmeier.com

Autorin heikerogg@aol.de Heinz-Josef Scherer

Elin Bell ars-poetica@gmx.de http://elinbell.wordpress.com

Dipl.-Soziologe/Systemischer Therapeut und Berater Autor, Poet Jozsy@web.de

Robert Bruckart

Marlian Wall

Autor bruckart.r@gmail.com

Autor marlian.wall@gmx.de

Birgit Burkey

Werner Thöne

Autorin, Poetin b.burkey@t-online.de

Verwaltungsangestellter, Autor werner-thoene@t-online.de

Susanna Bur Stefan Weigand

Redakteurin, Autorin, Layout literarischerkreis@gmail.com www.bur-verlag.de

Redaktion, Layout nfo@bur-verlag.de, www.bur-verlag.de

Hans-Joachim Grötschel Barbara Wehlen-Leibrock

Dipl. Des. / Innen- / Architekt AKS hgroetschel@web.de

Rechtsanwältin, Autorin bmleibrock@online.de

Tina Krauss Barbara Würtz

Erzieherin, Autorin Lilyn@web.de www.imwalddasinddieschweine. wordpress.com

Malerin, Grafikerin, Autorin, Kalligrafin bee.wuertz@gmail.com

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