Die Krebsliga will die Zahl der Krebserkrankungen verringern und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern. 18 kantonale und regionale Krebsligen beraten und unterstützen an über 70 Standorten in der Schweiz.
1 Krebsliga Aargau
Telefon 062 834 75 75 krebsliga-aargau.ch
2 Krebsliga beider Basel
Telefon 061 319 99 88 klbb.ch
3 Krebsliga Bern
Telefon 031 313 24 24 krebsligabern.ch
4 Krebsliga Freiburg
Telefon 026 426 02 90 freiburg.krebsliga.ch
5 Ligue genevoise contre le cancer
Téléphone 022 322 13 33 lgc.ch
6 Krebsliga Graubünden
Telefon 081 300 50 90 krebsliga-gr.ch
7 Ligue jurassienne contre le cancer
Téléphone 032 422 20 30 liguecancer-ju.ch
8 Ligue neuchâteloise contre le cancer
Téléphone 032 886 85 90 liguecancer-ne.ch
9 Krebsliga Ostschweiz
SG, AR, AI, GL Telefon 071 242 70 00 krebsliga-ostschweiz.ch
10 Krebsliga Schaffhausen
Telefon 052 741 45 45 krebsliga-sh.ch
11 Krebsliga Solothurn Telefon 032 628 68 10 krebsliga-so.ch
12 Krebsliga Thurgau
Telefon 071 626 70 00 krebsliga-thurgau.ch
13 Lega cancro Ticino Telefono 091 820 64 20 legacancro-ti.ch
14 Ligue vaudoise contre le cancer
Téléphone 021 623 11 11 lvc.ch
15 Krebsliga Wallis Telefon 027 604 35 41 krebsliga-wallis.ch
17 Krebsliga Zürich Telefon 044 388 55 00 krebsligazuerich.ch
18 Krebshilfe Liechtenstein Telefon 00423 233 18 45 krebshilfe.li
Impressum Herausgeberin: Krebsliga Schweiz, Postfach, 3001 Bern, Telefon 031 389 94 84, aspect@krebsliga.ch, krebsliga.ch/aspect, IBAN: CH 95 0900 0000 3000 4843 9 –Redaktionsleitung: Pia Schüpbach (spa) – Autorinnen und Autoren: Joëlle Beeler (jbe), Manuela Daboussi (mda), Danica Gröhlich (dag), Markus Ossola (mao), Adrian Ritter – Gestaltung: Oliver Blank – Koordination: Olivia Schmidiger – Druck: Schellenberg Druck AG, Pfäffikon ZH – Ausgabe: 2/25, Mai 2025, erscheint 4-mal jährlich. Magazin für die Spenderinnen und Spender der Krebsliga Schweiz.
Zurück ins Arbeitsleben: Wie der Neustart gelingt
Liebe Leserin, lieber Leser
Jean-Pierre steckte mitten im zweiten Lehrjahr zum Bauern. Sein Traumberuf. Doch dann: Schilddrüsenkrebs. Fünf Jahre lang musste Jean-Pierre (38) seine Lehre unterbrechen. Statt um Kühe, Feld und Stall musste er sich um seine Gesundheit kümmern. Nun ist er zurück – auch dank der Unterstützung der Krebsliga. Lesen Sie ab Seite 10 von seiner Rückkehr auf den Bauernhof.
Krebs verändert alles. Auch der berufliche Wiedereinstieg stellt viele Betroffene vor grosse Fragen und macht Angst: Schaffe ich das? Was ist noch möglich? Wie gehe ich mit den Folgen um? Und wie verständnisvoll sind meine Vorgesetzten? In dieser Ausgabe von aspect dreht sich vieles um den Weg zurück ins Arbeitsleben.
Die Krebsliga und ihre Ligen vor Ort stehen den Betroffenen bei: Mit individueller Beratung und massgeschneiderten Programmen helfen wir, den Wiedereinstieg zu erleichtern. Ein Beispiel? Das Job Coaching der Krebsliga Freiburg. Lernen Sie das Angebot kennen (Seite 6).
Jean-Pierre lebt mit den Folgen von Krebs –Schmerzen und Fatigue bremsen ihn bisweilen aus. Zum Glück kann er voll auf seine Arbeitgeberin zählen. Zurzeit arbeitet er in reduziertem Pensum. Doch Jean-Pierres Traum bleibt: ein eigener Bauernhof. Krebs bedeutet selten das Ende der Karriere, oft aber einen Neuanfang mit neuen Grenzen.
Jeder Schritt zurück ins Berufsleben ist ein Schritt nach vorn. Dank Ihnen, liebe Spenderinnen und Spender, können wir Betroffene auf diesem Weg begleiten – mit viel Fachwissen und ebenso viel Herz. Ein grosses Merci dafür.
Herzliche Grüsse
Mirjam Lämmle
CEO Krebsliga Schweiz
Inhalt
Kündigung bei Krebs: Was das Gesetz sagt.
Aktuell 6
Job Coaching: Wie die Wiedereingliederung besser gelingt.
KrebsInfo 7
30-Jahr-Jubiläum: Woran sich eine Beraterin der ersten Stunde erinnert.
Forschung
Brustkrebs: Was Risikofaktoren am Arbeitsplatz sein können.
Leben mit Krebs
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10 Zurück im Stall: Wie Krebs den Bauernlehrling Jean-Pierre ausbremste.
Fokus
Screenings: Welche Krebsfrüherkennung sinnvoll ist.
In Kürze
Neues HPV-Leporello: Was sind Mythen und Fakten zu humanen Papillomaviren.
Rätsel
Mitmachen: Gewinnen Sie zwei Übernachtungen im Parkhotel Bellevue Adelboden!
Persönlich
Meine Erfahrung mit Krebs: Wie Isabelle wieder Tritt fand im Arbeitsleben.
Fragen? Feedback?
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Schreiben Sie uns: aspect@krebsliga.ch
Besuchen Sie uns auf Social Media:
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Spendendienst
Ein herzliches Merci für Ihre Spende
Wünsche,
und Thomas Riesen (von links) vom Spendendienst sind gerne für Sie da.
Zahlreiche Menschen unterstützen uns mit einer Spende – oft ohne dass sie ein Danke erwarten oder persönlich erwähnt werden möchten. Doch wir wissen, dass die Unter-
Kommunikationskampagne
«Schütze dich vor Hautkrebs»
Um die Zahl der Hautkrebsfälle langfristig zu senken, verstärken die Krebsliga Schweiz, die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (Suva), das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und die Schweizerische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (SGDV) ihre Zusammenarbeit: Mit der nationalen Kommunikationskampagne «Schütze dich vor Hautkrebs» von 2025 bis 2027 wollen sie zusammen das Bewusstsein für Sonnenschutz in der Bevölkerung schärfen. Eine zentrale Landingpage bietet die wichtigsten Informationen sowie Links zu den jeweiligen Organisationen für weiterführende Themen. Zudem sorgen kreative Videos in den sozialen Medien für Aufmerksamkeit und sensibilisieren die Menschen für das Thema Hautkrebs. (spa) gegen-hautkrebs.ch
stützung von Spenderinnen und Spendern alles andere als selbstverständlich ist.
Deshalb sagen wir an dieser Stelle von Herzen DANKE!
Ob einmalige Spende, langjährige Gönnerschaft oder eine persönliche Spendenaktion – Ihr Engagement macht den Unterschied. Sie unterstützen damit Krebsbetroffene und ihre Angehörigen, ermöglichen wertvolle Beratungsangebote und tragen zu Fortschritten in der Prävention und Forschung bei.
Haben Sie Fragen zu Ihrer Spende oder sind Ihre Daten nicht mehr aktuell? Dann melden Sie sich bei unserem Spendendienst per Telefon oder E-Mail.
Auf dem Bild sehen Sie, wer hinter unserem Spendendienst steckt. Sie freuen sich auf Ihre Kontaktaufnahme. (spa)
krebsliga.ch/spenden
Weltnichtrauchertag
Den Reiz entlarven
Der 31. Mai ist Weltnichtrauchertag. Anlässlich dieses Tages wollen die Weltgesundheitsorganisation und Gesundheitsexperten aus aller Welt gemeinsam auf die schädlichen Praktiken der Tabakindustrie aufmerksam machen. Das ist auch ein wichtiges Anliegen der Krebsliga. Vor drei Jahren feierten wir einen grossen Erfolg, als die von uns mitgetragene Initiative «Kinder ohne Tabak» vom Volk angenommen wurde. Kurz nach dem Weltnichtrauchertag wird nun die Umset-
zung im Parlament abgeschlossen. Tabakwerbung ist omnipräsent. Minderjährige sind bis zu 70 Mal pro Tag mit diesen Reizen konfrontiert: ob am Bildschirm am Kiosk, im Zeitungsinserat oder im Einblender auf Websites. Die Tabakfirmen bewerben gezielt Minderjährige – mit Erfolg. All das wird mit dem neuen Gesetz nicht mehr möglich sein. Das Parlament hat beschlossen, Tabakwerbung im Internet und im öffentlichen Raum sowie das Sponsoring von Veranstaltungen einzuschränken. Nun werden in der Sommersession die letzten Differenzen zwischen den Räten geklärt. Dabei gibt es vor allem noch einen Schönheitsfehler, den wir bekämpfen: Der Nationalrat möchte Zigarillos von der Umsetzung ausnehmen. Das sind kurze, schmale Zigarren mit gesüsstem Filter und Namen wie «Peach Passion» – Zielgruppe? Jugendliche. (mao)
Fragen,
Anliegen? Raynela Mercedes, Dana Raone, Martina Diallo
Krebs und Arbeit
Kündigung bei Krebs: Was sagt das Gesetz?
Ist eine Krebserkrankung ein Kündigungsgrund? Die Antwort der Krebsliga-Juristin, Patricia Müller: «Viele Berufstätige erkranken an Krebs – doch die Diagnose allein ist kein zulässiger Kündigungsgrund. Während der gesetzlichen Sperrfrist (30 bis 180 Tage, je nach Dienstjahr) ist eine Kündigung ausgeschlossen. Danach ist sie möglich, sofern sie nicht missbräuchlich ist. Falls die gesundheitlichen Folgen die Arbeitsfähigkeit dauerhaft einschränken,
kann eine Kündigung gerechtfertigt sein – etwa, wenn ein Buschauffeur nicht mehr fahren darf. Wer seine Arbeit weiterhin ausüben kann, darf nicht allein wegen der Erkrankung entlassen werden. Passiert es dennoch, sollten Betroffene sich bei der kantonalen oder regionalen Krebsliga sowie bei einer arbeitsrechtlichen Beratungsstelle Unterstützung holen.» (spa)
Mehr Informationen zu Krebs und Arbeit: krebsliga.ch/krebsundarbeit
Prävention
Self Check: Wie Sie Ihr Krebsrisiko gering halten
Wie hoch ist Ihr persönliches Krebsrisiko? Mit dem Self Check der Krebsliga finden Sie es in wenigen Minuten heraus. Beantworten Sie 13 Fragen und erfahren Sie, welche Ihrer Gewohnheiten gesund sind – und welche Ihr Krebsrisiko erhöhen. Der Test deckt fünf relevante Bereiche ab: Nichtrauchen, Ernährung, Gewicht, Bewegung, Sonnenschutz und Krebs-Früherkennung.
Neben dem Self Check hat die Krebsliga auch den Smart Screen entwickelt. Er kommt das ganze Jahr über an verschiedenen Messen zum Einsatz. Vor dem lebensgrossen Bild-
schirm ermitteln Sie spielerisch und interaktiv ihr eigenes Krebsrisiko. Zudem erfahren Sie, welches die wichtigsten Massnahmen für einen gesunden Lebensstil sind. Warum das so wichtig ist? In der Schweiz erhalten täglich 125 Menschen die Diagnose Krebs. Dabei wären ungefähr vier von zehn Krebsfällen vermeidbar. Schon kleine Veränderungen der Alltagsgewohnheiten helfen, das Krebsrisiko zu senken. (spa)
Machen Sie jetzt den Selbsttest: krebsliga.ch/selfcheck
Die Zahl 70 000
Menschen im erwerbsfähigen Alter sind von Krebs betroffen. Zwei Drittel von ihnen schaffen den Schritt zurück in den Beruf –doch der Weg ist oft steinig. Damit der Wiedereinstieg gelingt, braucht es achtsame Vorgesetzte, verständnisvolle Teamgspänli, einen guten Austausch und bei Bedarf Unterstützung. krebsliga.ch/krebsundarbeit
Das Zitat
«Den Wiedereinstieg in den Arbeitsalltag habe ich geschafft, indem ich kleine Schritte gemacht habe. Ich habe versucht, nicht zu viel auf einmal zu wollen und stetig das Pensum zu steigern.»
Nach Abschluss der Therapien kehrte der Informatiker Gregor (56) mit 50 % wieder in seinen Beruf zurück und erhöhte nach zwei Monaten sein Pensum auf 80 %.
Inzwischen hat Gregor sein Pensum freiwillig fix von 100 % auf 80 % reduziert. Seine grösste Herausforderung beim Wiedereinstieg? «Mit mir selbst geduldig zu bleiben und kleine statt zu grosse Schritte gehen.»
Krebs rettet auch Leben
Sie verlor ihren Lebensgefährten durch einen Herzinfarkt und dann ihren Job, nachdem bei ihr Brustkrebs diagnostiziert worden war. Patricia Multari (53), wohnhaft im Greyerzerland, hat schwierige Jahre hinter sich. Die Krebsliga Freiburg begleitete sie bei ihrem beruflichen Wiedereingliederungsprozess.
Interview: Joëlle Beeler
Patricia Multari – Sie sagen, dass der Brustkrebs Ihr Leben gerettet hat. Was war der Grund dafür?
Nach dem Tod meines Lebensgefährten hatte ich die Freude am Leben verloren und wusste nicht mehr, wer ich war. Ich schaltete mein Leben auf Autopilot. Als ich meine Krebsdiagnose erhielt, weinte ich allein (während Corona), aber diesmal weinte ich, weil ich leben wollte!
Sie haben Ihren Job wegen Ihrer Brustkrebserkrankung verloren. Was hat Ihnen geholfen, positiv zu bleiben? Am Anfang fühlte ich mich an einem Abgrund; ohne Arbeit und Einkommen, mit Krebs und einer herausfordernden Behandlung. Dann lernte ich die Sozialarbeiterin der Krebsliga Freiburg kennen, die mir half, Krankentaggeld zu erhalten, da ich sonst Sozialhilfe riskiert hätte. Diese Begleitung hat mir gezeigt, dass es Perspektiven für mich gibt. Das wiederum hat meinen Überlebensinstinkt geweckt. Die Fachleute, die mich unterstützt haben (Psychoonkologin, Pflegefachfrau, Sozialarbeiterin, ...), haben meine Qualitäten gesehen und an mich geglaubt. Sie haben mir geholfen, Vertrauen und Hoffnung zu finden.
Sie wollten nach der Krankheit erfolgreich ins Berufsleben zurückkehren. Wie hat die Krebsliga Freiburg Sie dabei unterstützt?
Ich nahm an monatlichen Treffen für Berufsrückkehrende teil. In dieser Gruppe teilten wir unsere Erlebnisse und Erfahrungen. Die Sozialarbeiterin der Krebsliga informierte mich über die Unterstützung durch die Invalidenversicherung (IV). Nach einer Spontanbewerbung wurde ich zu 40 % angestellt, mit einer geplanten Erweiterung bis auf 80 %. Die IV ernannte eine Beraterin für berufliche Wiedereingliederung, die eine Wiedereingliederungsmassnahme einleitete und meinem Arbeitgeber während
meiner Wiedereingliederung IJ auszahlte, was für ihn und für mich eine Win-win-Situation war.
Sie haben ein Buch geschrieben. Was hat Sie dazu inspiriert und was möchten Sie Personen in einer ähnlichen Situation vermitteln?
Ich wollte meinen Weg mit anderen teilen, um zu zeigen, dass man trotz aller Widrigkeiten wieder aufstehen kann. Ich war ganz unten und glaubte, dass ich das Glück nicht mehr finden würde. Dieses Buch war eine Therapie für mich und soll denjenigen Mut machen, die auch etwas durchmachen müssen. Ich möchte bekräftigen, dass Krebs nicht ansteckend oder beschämend ist. Ich möchte aufzeigen, dass es möglich ist, nach einer Krebserkrankung wieder ins Leben zurückzufinden.
Wie definieren Sie Glück und Zufriedenheit?
Für mich bedeutet Glück, jeden Moment zu leben und die einfachen Dinge zu geniessen. Das Leben und die schönen Menschen um mich herum zu schätzen. Nachdem ich dachte, ich sei nichts mehr, merke ich jetzt, dass ich in meinem Beruf kompetent bin und geschätzt werde, und das gibt mir viel Befriedigung. •
Das Buch «Résiliente» von Patricia Multari: p-multari.ch
Job Coaching
In den Arbeitsprozess einsteigen
Das von der Krebsliga Freiburg angebotene JobCoaching-Angebot besteht in der Begleitung einer krebskranken Person mit einer Arbeitsfähigkeit von 20 % mit Aussicht auf eine schrittweise Steigerung. Ziel ist die Wiedereingliederung an ihrem Arbeitsplatz oder an einem angepassten Arbeitsplatz innerhalb desselben Unternehmens. Ein partnerschaftliches Vorgehen mit der betroffenen Person, ihrem Arbeitgeber, ihrem Arzt, dem Spezialisten für berufliche Wiedereingliederung der IV-Stelle des Kantons Freiburg und dem Job-Coach der Krebsliga Freiburg. Der Prozess wird entsprechend den Besonderheiten der betroffenen Person und denen ihres beruflichen Umfelds aufgebaut. Der Prozess kann sich über einen Zeitraum von 12 bis 15 Monaten erstrecken, bis eine Rückkehr auf eine Vollzeitstelle möglich ist.
Mehr Infos: freiburg.krebsliga.ch/krebs-und-arbeit
Beraterin und Angehörige: Irma kennt beide Seiten
Ein Blick zurück mit Irma Boving (72): Die Beraterin der ersten Stunde setzte sich über 20 Jahre lang mit viel Herzblut für Krebsbetroffene und ihr Umfeld ein. Sie weiss auch, was es heisst, «auf der Seite der Anrufenden zu sein».
Interview: Pia Schüpbach
Wenn Sie an Ihre Zeit bei KrebsInfo zurückdenken: Welche Begleitung ist Ihnen am meisten in Erinnerung geblieben?
Irma Boving: Im Krebsforum habe ich mal unter einem Pseudonym monatelang eine alleinstehende, schwangere Frau begleitet. Sie befürchtete, an Darmkrebs erkrankt zu sein und die Geburt ihres Kindes nicht mehr zu erleben. Ihre Ängste habe ich ernst genommen, obwohl ihr Verdacht medizinisch unbegründet war. Nach der Geburt bedankte sie sich und erzählte, es gehe ihr gut. Zudem hat sie ihr gesundes Mädchen nach meinem Pseudonym benannt – das hat mich sehr berührt.
Was war Ihr traurigstes Erlebnis?
Besonders schwierig fand ich, wenn es um junge, unheilbar Kranke ging. Bei einem jungen Mann mit HIV und einem Lymphom merkte ich bei jedem Anruf, wie er schwächer und verzweifelter wurde. Gleichzeitig hing er noch so sehr am Leben und an seiner Liebe. Er hat die Krankheit nicht überlebt.
Oder es kam ein verzweifelter Anruf eines Vaters von zwei Kleinkindern: Seine Frau hatte eben die Diagnose Hirntumor in einem sehr fortgeschrittenen Stadium erhalten. Wenige Tage nach dem ersten
Schon seit 30 Jahren für Sie da!
Irma Boving arbeitete von 1995 bis 2017 bei KrebsInfo und danach noch fast fünf Jahre als Springerin. Die 72-Jährige wohnt im Seeland. Sie geniesst die Zeit mit ihrer Familie und ist gerne draussen – beim Gärtnern, Spazieren mit ihrem Hund oder beim Tennis. Zudem reist sie gerne.
Anruf starb sie. Als ich den Namen der Frau erfuhr, wurde mir klar, dass ich früher einmal mit ihr zusammengearbeitet hatte.
Bei all den schwierigen Momenten: Gab es zwischendurch Grund zum Schmunzeln?
Einmal rief ein Mann an und gab uns einen Tipp: Frauen bekämen nie Prostatakrebs, weil sie beim Wasserlassen sitzen. Deshalb wolle er sich fortan immer setzen – ein Schutz vor Prostatakrebs! Oder eine Frau hatte gelesen, dass Chemotherapie aus Eiben gewonnen wird. Darum bot sie an, die Krebsliga könne ihren Baum fällen und abholen.
Welches Erlebnis war das prägendste?
Mein Mann erkrankte an einem Nierenkarzinom und verstarb nach wenigen Monaten. Diese Erfah-
rung und das Sterben eines geliebten Menschen haben meine Arbeit bei KrebsInfo nachhaltig beeinflusst: Meine Art zuzuhören und unterschiedliche Emotionen mit ihren Höhen und Tiefen zu verstehen. Plötzlich war ich auf der anderen Seite des Telefons.
KrebsInfo
Haben Sie Fragen zu Krebs? Möchten Sie über Ihre Ängste oder Erfahrungen sprechen? Wir helfen Ihnen weiter:
Gratis-Telefon 0800 11 88 11
E-Mail krebsinfo@krebsliga.ch
Chat krebsliga.ch/cancerline
WhatsApp +41 31 38 99 240
Stress, Schlafmangel und Schichtarbeit: Risikofaktoren für Brustkrebs?
Der Lebensstil und die Genetik spielen eine entscheidende Rolle für das Risiko von Brustkrebs. Ob auch die Arbeitsbedingungen, unregelmässiger Schlaf und Stress dieses erhöhen können, untersucht nun ein Forschungsteam.
Interview: Danica Gröhlich
Dr. Rose van der Linden und Prof. Arnaud Chiolero: Ihnen beiden liegt die Forschung zu Krebs und besonders über Brustkrebs sehr am Herzen.
Dr. Rose van der Linden: Absolut, Krebs betrifft viele Menschen. Fast jeder kennt jemanden, der erkrankt ist. Ich habe die Auswirkungen der Krankheit auf Menschen und ihre Familien selbst erlebt, auch bei Brustkrebs. Als Epidemiologin kann ich die Faktoren, die den Verlauf von Krebs beeinflussen, besser verstehen und möchte dazu beitragen, das Brustkrebsrisiko zu senken und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Prof. Arnaud Chiolero: Ich beschäftige mich mit der Gesundheit der Bevölkerung und möchte herausfinden, warum immer mehr Menschen an Krebs und anderen chronischen Krankheiten erkranken. Viele Missverständnisse und Ängste bestehen in diesem Bereich. Mein Ziel ist es, verlässliche Informationen zu liefern, damit Menschen bessere Entscheidungen treffen können, auch bei Brustkrebs.
Welche Risikofaktoren für Brustkrebs sind bereits erforscht?
Van der Linden: Es gibt viele Faktoren, die das Brustkrebsrisiko beeinflussen, aber das bedeutet nicht, dass eine Person auch tatsächlich erkrankt. Familiäre Vorbelastung erhöht das Risiko, besonders wenn nahe Verwandte in jungem Alter erkrankt sind. Auch der Lebensstil spielt eine grosse Rolle: Regelmässige Bewegung, gesunde Ernährung, weniger Alkohol und Nichtrauchen verringern das Risiko. Aber auch Arbeitsbedingungen könnten eine Rolle spielen. Genau das möchten wir nun erforschen.
Weshalb gibt es bisher so wenig Forschung zu Arbeitsbedingungen als Risikofaktor?
Chiolero: Es gibt viele Studien, die sich mit dem Einfluss von Lebensstilfaktoren auf Krebs befassen, aber der Ein-
Forschungsprojekt dank Spendengeldern
Population Health Laboratory der Universität Fribourg untersuchen in ihrem Forschungsprojekt die Zusammenhänge zwischen Arbeitsbedingungen und Brustkrebs. Start ist in diesem Sommer. Ihr Forschungsprojekt wird von der Krebsliga Schweiz unterstützt.
fluss von Arbeitsbedingungen wurde bisher wenig untersucht. Ein Grund ist, dass es nur wenige umfassende Daten gibt, die verschiedene Faktoren über das Leben hinweg berücksichtigen. Die Analyse solcher Daten ist komplex, doch neue Methoden ermöglichen nun eine genauere Untersuchung.
Van der Linden: In der Krebsforschung wird meist auf biologische und Lifestyle-bedingte Risikofaktoren geschaut, die leichter zu erforschen sind. Arbeitsbedingungen variieren jedoch je nach Job und verändern sich im Laufe der Zeit. Zudem hängen sie oft von individuellen Verhaltensweisen ab. Das erschwert die Forschung.
Wie wirken sich unregelmässiger Schlaf bei Schichtarbeit und Stress aus?
Van der Linden: Unregelmässiger Schlaf, wie er durch Nachtschichten oder lange Arbeitszeiten entsteht, kann den natürlichen Rhythmus des Körpers stören. Das beeinflusst wichtige Hormone wie Melatonin, Östrogen und Cortisol. Auch Stress, ob mental oder körperlich, verändert Hormone und das Immunsystem. Körperlich anstrengende Arbeit kann je nach Art und Intensität sowohl posi-
Dr. Rose van der Linden (l.), PhD, und Prof. Arnaud Chiolero (r.), MD PhD, vom
Wenn der Rhythmus gestört wird: Was kann Nachtarbeit für das Brustkrebsrisiko bedeuten?
tive als auch negative Auswirkungen auf das Brustkrebsrisiko haben. Diese Zusammenhänge möchten wir genauer erforschen.
Worauf liegt Ihr Forschungsfokus?
Van der Linden: Unser Ziel ist es herauszufinden, ob Arbeitsbedingungen wie Nachtschichten oder körperlich schwere Arbeit das Brustkrebsrisiko beeinflussen. Zusätzlich wollen wir den Lebensstil vor der Diagnose und die Auswirkungen auf die Rückkehr zur Arbeit und die Lebenszufriedenheit von Brustkrebsüberlebenden untersuchen. Dafür nutzen wir eine grosse britische Studie mit mehr als 270 000 Frauen, da wir in der Schweiz noch keine vergleichbaren Daten haben.
Die Rückkehr an den Arbeitsplatz ist sicher ein grosser Schritt.
Van der Linden: Ja, viele Krebsüberlebende haben körperliche Einschränkungen oder Symptome, die es schwer machen, wieder zur Arbeit zurückzukehren. Doch die Rückkehr an den Arbeitsplatz ist nicht nur finanziell wich-
tig, sondern steigert auch das Wohlbefinden. Sie fördert das Gefühl der sozialen Verbundenheit und stärkt das Selbstvertrauen. Lebenszufriedenheit ist ein wichtiger Teil der Genesung, vor allem, wenn sich durch die Krankheit viel im Leben verändert hat. Es gibt immer mehr Studien, die zeigen, dass körperliche Aktivität die Lebensqualität von Krebsbetroffenen verbessern kann.
Was erhoffen Sie sich von Ihrer Forschung für die Zukunft?
Chiolero: Ich hoffe, dass unsere Forschung verdeutlicht, wie wichtig es ist, die Auswirkungen von Arbeitsbedingungen auf die Gesundheit zu untersuchen. Diese Erkenntnisse könnten nicht nur Frauen nach Brustkrebs, sondern allen Menschen zugutekommen, die mit Krebs zu tun haben. Deshalb sind wir sehr dankbar für die Unterstützung der Spenderinnen und Spender, die mit ihrem Beitrag auch unser Forschungsprojekt überhaupt möglich machen. •
Weitere unterstützte Forschungsprojekte: krebsliga.ch/forschung
Ein anderes Leben
Fünf Jahre lang musste Jean Pierre (38) seine Lehre zum Landwirt wegen Schilddrüsenkrebs unterbrechen. Nun nimmt er es bei der Arbeit auf dem Biohof gelassener. Auf dem Weg zurück halfen ihm Marie, Merlin, Therapien und die Sozialberaterin der Krebsliga Freiburg.
Text: Pia Schüpbach, Fotos: Gaëtan Bally, ZVG
Gaston: 180 Kilo, halbjährig und «der Kopf noch breiter als sonst bei den Stieren üblich». JeanPierre: zartgliedrig, 38. Der angehende Bauer zückt sein Handy und zeigt ein Foto seines Stiers. «Ich liebe diese Tiere und wollte immer einen haben.» Nun weidet Gaston nicht weit entfernt von Jean-Pierres Zuhause im Freiburgischen und erhält jeden zweiten Tag Besuch von seinem Besitzer. Die beiden haben eine Gemeinsamkeit: «Mein eigener ‹Stieregrind› hat mir in den vergangenen fünf Jahren sehr geholfen», erzählt Jean-Pierre. Gaston – «eine Art Symbol» für sein neues Leben.
Doch von vorne. Ende November 2019 war es, als JeanPierre die Diagnose erhielt: Schilddrüsenkrebs mit Befall der Lymphknoten im Mittelfell und Metastasen auf der Lunge. Der ausgebildete Holzfäller steckte im zweiten Lehrjahr zum Bauern. «Dieser Beruf vereint alles, was ich mag: die Arbeit mit Tieren, mit Maschinen, draussen auf dem Feld und drinnen im Stall. Und dass man immer wieder erfinderisch sein muss.»
Elfstündige Operation
Aber dann: Stillstand. Drei Wochen nach der Schockdiagnose stand Jean-Pierre eine komplexe Operation bevor. An einem Freitag, dem 13. Ausgerechnet. «Ich bin nicht abergläubisch, aber dieses Datum war nicht gerade beruhigend.» Sein Krebs war spät entdeckt worden und niemand konnte vorhersagen, wie es in seinem Brustkorb aussieht. Prognose gab es dementsprechend keine. Über elf Stunden lang operierten drei Chirurgen aus verschiedenen Abteilungen des Universitätsspital Lausanne (CHUV) im Hals-Nasen-Ohren-Bereich und im Brustkorb. Der Eingriff verlief gut, doch die Zeit danach war hart. «Ich wusste, was es heisst, Schmerzen zu haben. Nun lernte ich, was Leiden bedeutet.»
Während Jean-Pierre erzählt, sitzt er am Holztisch des Einfamilienhäuschens. Seine Kapuzenjacke gibt den Blick auf die Narben rechts und links vom Hals frei. «Sie sind schön verheilt», sagt er. Auf dem Handybild zeigt er Bilder von sich kurz nach der Operation und verzieht das Gesicht.
Auf Distanz
Nach dem Eingriff folgten zwei Radiojodtherapien, um den Schilddrüsenrest vollständig zu beseitigen. «Als ich nach Hause kam, spürte unser Hund Merlin sofort, dass er mir nicht zu nahe kommen durfte.» Doch nicht nur der australische Hirtenhund hielt Abstand – auch seine Partnerin Marie und Jean-Pierre mussten sich wegen der radioaktiven Strahlung sieben Tage lang voneinander fernhalten: «Das war hart.»
Weil ihn die sieben Metalldrähte im Brustkorb schmerzten, musste Jean-Pierre diese in einer weiteren Operation entfernen lassen. «So etwas will ich nie wieder erleben», sagte er sich und beschloss, alles zu tun, um wieder ganz gesund zu werden.
«Wegen meiner Fatigue muss ich meine Kräfte sehr genau einteilen.»
Jean Pierre, Betroffener
Marie – die grosse Stütze Im Garten bellen die Hunde Merlin und Astrée. Die Tür geht auf und Marie kommt nach Hause. Mittagspause für die Physiotherapeutin. In der schweren Zeit war sie Jean-Pierres Stütze. Sie begleitete ihn zu den Untersuchungen, fuhr ihn zu den Therapien und baute ihn wieder auf. Während des ersten Jahres war auch ein gewisses Schuldgefühl da. Denn schon sechs Jahre vor der Diagnose hatte Jean-Pierre einen Knoten am Hals. Weil dieser immer gleich gross blieb und mehrere Ärzte sich nicht beunruhigt zeigten, gingen die beiden jahrelang von einem Lipom, einem gutartigen Fetttumor, aus. Erst als sich der Knoten veränderte und ihn die Mutter seines Chefs darauf ansprach, liess er ihn untersuchen. Das Resultat: Krebs. «Hätten wir ihn früher erwischt, wäre es vielleicht nicht so weit gekommen», sagt Marie.
«Merlin hat genau gespürt, wenn es mir nicht gut ging», sagt Jean-Pierre über seinen treuen Begleiter.
Zwei Jahre lang kämpfte Jean-Pierre mit den Folgen seiner Krankheit und machte kaum Fortschritte. Doch sein Stieregrind, Marie, viele Spaziergänge mit Merlin und zahlreiche Therapien haben ihm geholfen, wieder auf die Beine zu kommen. Bis heute besucht Jean-Pierre Physio-, Faszientherapie und Osteopathie. Mehrmals betont Jean-Pierre, wie dankbar er allen ist, die ihn auf dem Weg zurück begleitet haben und weiter für ihn da sind.
Zurück im Beruf
Ebenso wichtig waren für den jungen Mann die Krebsliga Freiburg und die Invalidenversicherung (IV). Mit ihrer Hilfe gleiste er seine berufliche Eingliederung auf, angepasst auf seinen Zustand. Ab Januar 2022 half er stundenweise auf einem Biohof in Rossens VD aus. Ein Glücksfall: Die Familie nahm ihn mit offenen Armen auf. Seit September 2024 arbeitet Jean-Pierre dort zwei Tage pro Woche als Lernender, an einem Tag besucht er die Schule in Grangeneuve. Sein Wochenpensum ist reduziert. Aktuell beträgt es 25 Stunden, während er zuvor 55 Stunden pro Woche arbeitete und studierte. Mindestens für die nächsten vier Jahre wird die IV Jean-Pierre unterstützen, bis
von der über elfstündigen Operation:
klar ist, wie gut er sich von seiner Erkrankung erholt. Denn noch immer machen ihm Schmerzen zu schaffen, zudem plagt ihn Fatigue, eine bleierne Müdigkeit.
«Die Arbeit im Stall ist die beste Physiotherapie.»
Jean Pierre, Betroffener
Physiotherapie im Stall
Für zusätzliche Fotos geht es mit Jean-Pierre zum Biohof. In Rossens angekommen, wirft sich Jean-Pierre in sein Arbeitergewand und zieht die Mütze über den Kopf. Hofhündin Bella kommt mit wedelndem Schwanz angerannt. Im Stall packt Jean-Pierre sofort an, obwohl er nur fürs Foto posieren müsste. Mit Schwung verteilt er das Heu. «Die beste Physiotherapie!» Auch die Kühe freuts. Seine Bewegungen wirken kraftvoll. «Das täuscht», sagt Jean-Pierre. Besonders in einem Arm fehlt ihm Kraft, weil die Nerven während des Eingriffs geschädigt worden sind. Am meisten Energie hat er morgens. Darum beginnt er auch schon um 5.30 Uhr auf dem Hof. Bis Mittag arbeitet er und kehrt nach einer längeren Pause nochmals zurück für die Arbeiten am Abend. Um 19 Uhr schläft er oft schon auf dem Sofa ein. Die Fatigue – eine ständige Begleiterin von Jean-Pierre. Seine Kräfte muss er einteilen. «Ich überlege mir genau, ob ich am Freitagabend in den Ausgang gehe, wenn ich am Montag etwas Anstrengendes vorhabe. Das tut mir
Jeden zweiten Tag besucht Jean-Pierre seinen Stier Gaston.
Gezeichnet
Jean-Pierre am Tag seiner Rückkehr aus dem Spital.
Lebenspartnerin Marie steht Jean-Pierre immer zur Seite.
manchmal sehr leid für Marie, die vieles allein unternehmen muss.» Lässt es die Fatigue zu, geht Jean-Pierre an freien Tagen mit seinen Hunden spazieren oder arbeitet im Garten. Sehr gerne düst er auch auf seinem Rennrad durch die Gegend. «Meine Hobbys geben mir Kraft.»
Mit Gaston auf dem eigenen Hof
Es ist ein anderes Leben. Für Jean-Pierre, aber auch für sie beide als Paar. Doch Jean-Pierre ist glücklich, dass es ihm wieder so gut geht und er seine Lehre fortführen kann. Hündin Bella folgt ihm zum Auto. «Bis morgen früh!», ruft er ihr zu. Sollte er heute nach dem Mittagsschlaf noch genügend Energie haben, will er seinen Stier Gaston besuchen. Jean-Pierre ist sich sicher: Irgendwann werden Marie und er auf ihrem eigenen Hof leben. Mit ihren Tieren. Und mit Gaston. •
Die Krebsliga vor Ort unterstützt beim Neustart
Jean-Pierres Geschichte zeigt, wie wichtig Ausdauer und Hoffnung sind. Aber auch, dass Unterstützung von aussen entscheidend ist auf dem Weg zurück. Dank seiner Partnerin, seinem Hund, verständnisvollen Arbeitgeberinnen, der Invalidenversicherung und der Krebsliga konnte Jean-Pierre sein Leben neu aufbauen. Mehr zum Job Coaching der Krebsliga Freiburg lesen Sie auf Seite 6.
Die kostenlose Broschüre «Arbeiten mit und nach Krebs» der Krebsliga liefert Antworten auf Fragen zum Wiedereinstieg: krebsliga.ch/arbeiten-mit-und-nach-krebs
Auf dem Weg zum personalisierten Screening
Welche Krebsfrüherkennung ist sinnvoll?
Und wie wird diese in Zukunft aussehen?
Marcel Zwahlen, Präsident des nationalen Expertengremiums Krebsfrüherkennung, gibt Auskunft.
Interview: Adrian Ritter
Ob mithilfe von Bildgebung, einer Darmspiegelung oder Blutproben: Krebs Screenings dienen dazu, Tumoren zu finden, bevor Symptome auftreten. Dadurch ist die Behandlung meist erfolgreicher. Sind Krebs Screenings eine Erfolgsgeschichte?
Marcel Zwahlen: Von einer klaren Erfolgsgeschichte kann man sicher beim Screening auf Gebärmutterhalskrebs sprechen – zumindest in wohlhabenden Ländern. Die Häufigkeit und Sterblichkeit dieser Krebsart ist in den letzten 50 Jahren deutlich gesunken. Screenings haben massgeblich dazu beigetragen. Auch beim Darmkrebs verbessert sich die Situation langsam dank wirksamen Screenings. Der Effekt wäre noch grösser, wenn diese flächendeckender in der Form von Programmen angeboten würden. Ausserhalb von Programmen muss ich selber aktiv werden, wenn ich eine Untersuchung in Anspruch nehmen will. Im Rahmen von Screening-Programmen wird der Teil der Bevölkerung mit einem erhöhten Risiko systematisch zu einer Untersuchung eingeladen.
Wie sieht es bei anderen Krebsarten aus?
Ebenfalls wissenschaftlich nachgewiesen ist die Wirksamkeit von Screenings auf Brustkrebs und bei bestimmten Risikogruppen auf Lungenkrebs. Bei allen anderen Krebsarten erlauben die bisherigen Studien entweder keine abschliessende Beurteilung, ob ein Screening sinnvoll ist. Oder sie haben sich wie im Falle von einigen Krebsarten als nicht sinnvoll erwiesen.
Und bei Prostatakrebs?
Da ist bisher ungenügend klar, ob der Nutzen die Nachteile überwiegt. Die Sterblichkeit lässt sich mit Screenings zwar leicht senken. Bei Prostatakrebs besteht aber das Problem, dass beim Screening immer auch Tumoren gefunden werden, die so langsam wachsen, dass sie gar
Marcel Zwahlen ist emeritierter Professor für Epidemiologie am Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern. Er präsidiert das nationale Expertengremium Krebsfrüherkennung.
nie zu Beschwerden führen würden. Sie müssten somit gar nicht behandelt werden. Diese Fälle zu erkennen, gelingt noch nicht genügend gut, um eine systematische Früherkennung empfehlen zu können.
Bei vier Krebsarten können also Screenings aus wissenschaftlicher Sicht empfohlen werden. Inwiefern wird das auch umgesetzt?
Das ist von Land zu Land sehr unterschiedlich – was auch sinnvoll ist. Die Häufigkeit von Krebserkrankungen und deren Risikofaktoren sind nämlich ebenfalls geografisch ungleich verteilt. Länder, in denen das Gesundheitswesen zentral gesteuert und über öffentliche Gelder finanziert wird, bieten die empfohlenen Screenings oft in der Form von Programmen an. Das ist etwa in den skandinavischen Ländern und Grossbritannien der Fall.
Wie ist es in der Schweiz?
In der Schweiz gibt es keine nationalen Programme, es herrscht der normale kantonale Flickenteppich. Dort wo Programme angeboten werden, beschränken sie sich derzeit auf Darmkrebs und Brustkrebs. Unser Expertengremium empfiehlt zusätzlich Screenings für Gebärmutterhals- und Lungenkrebs.
Wie würde das konkret aussehen?
Derzeit lassen viele Frauen auf eigenen Wunsch jährlich einen Gebärmutterhals-Abstrich machen und auf Zellver-
Krebsfrüherkennung: Bildgebung, Darmspiegelung und Blutproben gehören zu den wichtigsten Methoden.
änderungen untersuchen. Wir fordern ein Screening-Programm mit moderneren Tests auf humane Papillomaviren, bei dem eine Untersuchung nur alle drei Jahre nötig wäre. Studien zeigen, dass ein solches Screening neben der Impfung gegen diese Viren wirksam ist. Beim Lungenkrebs empfehlen wir eine Computertomographie mit niedriger Dosis für starke oder ehemalige Raucherinnen und Raucher ab 55 Jahren.
Damit diese Vorschläge umgesetzt werden, muss der Bund erst über die Kostenübernahme entscheiden.
Wichtig ist, dass Untersuchungen im Rahmen von Screenings kostenlos sind, damit sie auch in Anspruch genommen werden.
Wie sieht die Zukunft von Screenings aus?
Screenings und ihre Wirksamkeit hängen immer auch von den verwendeten Technologien ab. Hier wird kontinuierlich an Verbesserungen geforscht: etwa bessere Bildgebung, die Auswertung mithilfe von Algorithmen und neuartige Biomarker. Es gibt auch Ansätze, den Zeitpunkt und die Häufigkeit der Früherkennung entsprechend dem persönlichen Risiko personalisierter zu gestalten – nicht nur wie heute nach Alter und Geschlecht. •
Expertengremium Krebsfrüherkennung: cancerscreeningcommittee.ch Swiss Cancer Screening: swisscancerscreening.ch/de
Erben
Nein, Geschwister haben keinen Pflichtteil!
Der Irrtum, Geschwister hätten einen Pflichtteil im Erbrecht, ist sehr verbreitet. Geschwister hatten aber bereits lange vor und auch jetzt nach
der Erbrechtsrevision von 2023 keinen Pflichtteil – unabhängig von der familiären Situation. Dennoch können Geschwister erben, wenn keine
Neues
Leporello: Richtig oder falsch?
Regelung vorliegt. Wer dies vermeiden möchte, kann mit einem persönlichen Testament Klarheit schaffen. Hinter dem Ausschluss von Geschwistern aus dem Nachlass steckt aber meistens eine positive Absicht: Die umfassende Absicherung der Partnerin oder des Partners oder die Berücksichtigung einer Herzensorganisation.
Wir erleben es ab und zu, dass Geschwister enttäuscht sind, wenn sie das Erbe mit gemeinnützigen Organisationen teilen müssen oder gar nicht zum Zug kommen. Offene Gespräche zu Lebzeiten können helfen, in der Familie Erwartungen zu klären und Verständnis zu schaffen. (mda)
Weitere Tipps und Beispiele für die Formulierungen finden Sie im Testamentratgeber der Krebsliga Schweiz: krebsliga.ch/erbschaften
Wissen kompakt über humane Papillomaviren (HPV)
«Die meisten HPV-Infektionen heilen ohne Folgen aus.» – «Nach der HPV-Impfung sind FrüherkennungsUntersuchungen nicht mehr nötig.»
Oder: «Der beste Schutz vor HPV ist die Impfung.» Das sind drei von sieben Aussagen, die sich auf dem neusten Leporello der Krebsliga finden. Titel des Falthefts: «Mythen und Fakten zu HPV. Richtig oder falsch?»
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Auf spielerische Weise fragt das Leporello Ihr Wissen ab und sensibilisiert für das Thema humane Papillomaviren. Information ist entscheidend. Zwar verlaufen die meisten Infektionen mit HP-Viren harmlos. Doch sie können auch chronisch werden und das Risiko für Gebärmutterhalskrebs oder
andere Krebsarten im Genitalbereich oder im Mund-/Rachenraum erhöhen. In der Schweiz werden jährlich mehrere Hundert HPV-bedingte Krebsfälle diagnostiziert. Eine gute Präventionsmassnahme: die Impfung. Für einen optimalen Schutz sollte sie vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen. Eine bestehende
HPV-Infektion kann sie nicht beseitigen. Die Impfung ist für 11- bis 26-Jährige im Rahmen der kantonalen Impfprogramme kostenlos. (spa)
Die Krebsliga hat das Leporello zu HPV mit Unterstützung der HPV Alliance Schweiz und von MSD realisiert. Hier können Sie es kostenlos bestellen oder herunterladen: krebsliga.ch/hpv
Kostenloses Webinar
Krebs und Intimität: Nähe neu erleben
Im Lauf einer Krebserkrankung und -therapie können sich die sinnlichen Bedürfnisse von Betroffenen verändern. Vielleicht fühlen sie sich nach den Behandlungen nicht mehr wohl in ihrem Körper, haben Sorgen und Schmerzen oder einfach keine Lust auf Nähe und Intimität. Liebevolle Zuwendung kann aber auch helfen, Herausforderungen zu meistern. Viele Krebsbetroffene wünschen sich weiterhin Nähe zur Partnerin oder zum Partner, Gespräche oder zärtliche Berührungen. Wie gestalten Betroffene und Paare trotz gesundheitlicher Probleme ein erfülltes Intimleben? Welche Arten
der Intimität gibt es? Und welche Kommunikationsstrategien sind für Paare in dieser besonderen Lage hilfreich? Antworten auf diese und weitere Fragen erhalten Sie im kostenlosen Webinar von KrebsInfo. Nach einem Input der Fachexpertin Petra Wohlwend berichten Betroffene von ihren Erfahrungen. Anschliessend beantworten Petra Wohlwend und die drei Peers Ihre Fragen anonym im Live-Chat. (spa)
Melden Sie sich jetzt an: Webinar «Krebs und Intimität: Nähe neu erleben» am 19. Juni 2025 von 17 bis 18 Uhr. krebsliga.ch/webinare
Sonnenschutz
Sonnencreme-Spender für besseren Hautschutz
Sonnenschutz für alle –überall! Nivea Sun und Eucerin setzen sich für Hautschutz ein und verteilen diesen Sommer in der ganzen Schweiz kostenlose Sonnencremespender an öffentlichen Plätzen, in Parks, Bädern und Freizeitorten. Denn regelmässiges Eincremen schützt die Haut nicht nur kurzfristig vor Sonnenbrand, sondern langfristig auch vor Hautkrebs. Diese Initiative ermöglicht Zugang zu Sonnenschutz und sensibilisiert für die Gefahren von UVStrahlen. Besonders in den Sommermonaten ist es wichtig, die Haut ausreichend zu schützen – egal ob im Alltag, beim Spaziergang, Sport oder
Relaxen am See. Der beste Schutz vor der Sonne besteht darin, Schatten aufzusuchen, schützende Kleidung zu tragen und die Haut sorgfältig einzucremen. Wenn das einmal vergessen geht oder es Zeit ist, nachzucremen, stehen die SonnencremeSpender bereit. Denn Nivea Sun und Eucerin machen Sonnenschutz für alle zugänglich – gemeinsam gegen Hautkrebs!
Weitere Informationen zur Initiative und zu den Standorten der Sonnencreme-Spender:
nivea.ch eucerin.ch
Agenda
Die regionalen und kantonalen Krebsligen organisieren regelmässig Kurse, Treffen, Workshops und Veranstaltungen für Krebsbetroffene und ihre Angehörigen. Diese Angebote in Ihrer Region ermöglichen es Ihnen und Ihren Liebsten, durchzuatmen, Unterstützung zu finden und sich auszutauschen. Schauen Sie vorbei, machen Sie mit und kehren Sie danach gestärkt in Ihren Alltag zurück. Wir freuen uns auf Sie!
Zu den Kursen und Veranstaltungen: krebsliga.ch/agenda
Agenda-Tipp
Malen und Meditation für Krebsbetroffene, Nahestehende und Survivors
Malen und Meditieren bieten die Möglichkeit, sich eine Auszeit vom Alltag zu schenken.
Die Meditation mit Daniel Adam unterstützt Sie dabei, achtsam mit sich in Kontakt zu treten, innere Ruhe zu finden. Mehrere geführte Sequenzen begleiten Sie durch den Tag. Im Malatelier, einem geschützten und wertfreien Raum, entstehen Ihre ganz persönlichen Bilder. Über die kreative Auseinandersetzung werden Emotionen reguliert. Es sind keine Vorkenntnisse notwendig.
Datum: 21. Juni 2025, 9.00 Uhr
Ort:
Treffpunkt & Meditation:
Krebsliga Solothurn
Wengistrasse 16, 4500 Solothurn
Malen:
Praxis für Kunst- und Maltherapie Doris Gnägi
Riedholzplatz 8, 4500 Solothurn
Anmeldung: solothurn.krebsliga.ch
Das Lösungswort
Machen Sie mit und gewinnen Sie zwei Übernachtungen im Bellevue Parkhotel & Spa in Adelboden
Das Parkhotel Bellevue in Adelboden ist ein Sehnsuchtsort. Menschen aus aller Welt erholen sich an diesem lieblichen Ort. Durch das charmante Design, die kreative Küche und das Badevergnügen inmitten der Natur ist der Alltag schnell vergessen.
Umgeben von einem lauschigen Garten mit knorrigen, alten Ahornen liegt das Hotel leicht erhöht über der Dorfmitte von Adelboden. Das Spa «pour» auf 1700 m2 steht mitten im Garten und bietet sommers wie winters ein prickelndes Naturerlebnis.
Alle Bergbahnen und der Busbahnhof von Adelboden sind zu Fuss in wenigen Minuten vom Hotel aus erreichbar.
Machen Sie mit und gewinnen Sie einen Gutschein für zwei Übernachtungen im Parkhotel Bellevue. bellevue-parkhotel.ch
So nehmen Sie teil
Online: krebsliga.ch/loesungswort – oder mit einer Postkarte: Senden Sie das Lösungswort, Ihren Namen und Ihre Anschrift an folgende Adresse: Krebsliga Schweiz, Effingerstrasse 40, Postfach, 3001 Bern Einsendeschluss ist der 23. Mai 2025. Viel Glück!
Die Gewinnerinnen und Gewinner der Januar-Ausgabe 2025, Lösungswort: TRAUER
Das Leben kann mit einer Darmkrebsdiagnose von einem Moment auf den anderen kippen. Doch statt aufzugeben, hat Isabelle gelernt, jeden Tag neu zu feiern.
Aufgezeichnet von Joëlle Beeler
«Eigentlich hätte ich die Vorsorgeuntersuchung zu Darmkrebs schon viel früher machen sollen. Doch wegen eines Sportunfalls schob ich die Darmspiegelung nach hinten. Ein Fehler! Als ich mit 55 Jahren in den Ferien in Mailand war, entdeckte ich Blut im Stuhl. Mir war sofort klar: Das hat nichts Gutes zu bedeuten.
Der Tag der Diagnose war auch der Geburtstag meiner Schwester. Ich brauchte eine vertraute Stimme am Telefon, mir war so kalt. Ich habe mich entschieden, meine Schwester anzurufen, danach eine Freundin. Es ist schon verrückt: Ich führte immer ein gesundes und sportliches Leben. Darum konnte ich fast nicht glauben, was mir da passierte. Ich verspürte ein sehr starkes Bedürfnis, alle zu informieren, um zu sagen: Es kann jede und jeden treffen.
Zum Erstgespräch in der Onkologie begleitete mich meine Schwester. Ich hatte mich darauf vorbereitet, dass es wohl eine Radio- und Chemotherapie geben würde. Dass ich aber vorübergehend auch ein Stoma bekommen würde, das realisierte ich erst vor Ort. Ich fiel aus allen Wolken.
Die Tatsache, dass ich einige Jahre davor ein Burnout hatte, half mir, mit dieser Situation besser umzugehen.
Ich bildete um mich herum eine Schutzhülle. Alles, was draussen passierte, hielt ich auf Distanz. Ich machte mir jeden Tag, wenn ich zur Radiotherapie ging, ein kleines Programm. Nach der Bestrahlung spazierte ich je nach Tagesform durch die Stadt oder traf mich auf einen Kaffee mit Freunden. Ich brauchte eine klare Trennung zwischen dem Spital und meinem Zuhause.
Die ganze Behandlung dauerte rund sechs Monate. Zum Glück hatte ich eine gute Prognose mit Aussicht auf Heilung und ich sprach gut auf die Therapie an.
Ich war unsicher, wie ich den Schritt zurück ins richtige Leben schaffen würde – trotz eines grosszügigen Arbeitgebers. Mir fehlte ein Plan für den Wiedereinstieg. Eine Psycho -
onkologin der Krebsliga Zürich begleitete mich durch diesen schwierigen Teil. Das war sehr hilfreich.
Meine Geschichte mit Krebs habe ich in einem Buch niedergeschrieben. Ich liebe meine Arbeit, habe mich aber selbst unter Druck gesetzt. Ich gehe das Ganze mit einer neuen Lebensphilosophie an, ohne Stress und mit täglicher Meditation. Ich treibe wieder Sport, für mein körperliches und geistiges Gleichgewicht. Ich muss mich immer noch bremsen, denn eigentlich ich bin ein ungeduldiger Mensch. Und dennoch geniesse ich das Jetzt: Jeder neue Tag ist ein Geschenk. »
Weitere Erfahrungsberichte von Menschen mit Krebs finden Sie hier: krebsliga.ch/story
Wieder mit beiden Beinen im Leben stehen: Die psychoonkologische Begleitung der Krebsliga hat Isabelle geholfen.