17 Krebsliga Zürich Telefon 044 388 55 00 krebsligazuerich.ch
18 Krebshilfe Liechtenstein Telefon 00423 233 18 45 krebshilfe.li
Die Krebsliga will die Zahl der Krebserkrankungen verringern und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern. 18 kantonale und regionale Krebsligen beraten und unterstützen an über 70 Standorten in der Schweiz. Impressum Herausgeberin: Krebsliga Schweiz, Postfach, 3001 Bern, Telefon 031 389 94 84, aspect@krebsliga.ch, krebsliga.ch/aspect, IBAN: CH 95 0900 0000 3000 4843 9 –Redaktionsleitung: Danica Gröhlich (dag) – Autorinnen und Autoren: Stefanie de Borba (stb), Pia Schüpbach (spa) – Gestaltung: Oliver Blank – Koordination: Olivia Schmidiger – Druck: Schellenberg Druck AG, Pfäffikon ZH – Ausgabe: 3/25, Juli 2025, erscheint 4-mal jährlich. Magazin für die Spenderinnen und Spender der Krebsliga Schweiz.
Stark trotz Sorge
Liebe Leserin, lieber Leser
Wer einmal die Diagnose Krebs erhalten hat, kennt sie – die Angst vor einem Rückfall. Sie bleibt, auch wenn die Therapie vorbei ist. Für viele beginnt mit dem Ende der Behandlung ein neues Kapitel der Unsicherheit. Mit dieser Sorge wenden sich Menschen auch an die Krebsliga. Und wir hören zu. Etwa über den Beratungsdienst KrebsInfo, der in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiert.
In dieser Ausgabe erzählen Betroffene, beispielsweise Anna aus unserer Titel-Story (Seite 10), wie sie mit dieser Angst leben – und wo sie Kraft schöpfen. Auch Barbara musste zwei Mal gegen Krebs kämpfen (Seite 19). Doch sie fand einen neuen Weg: Heute gibt sie als Resilienz-Trainerin ihre Stärke an andere weiter. Die Geschichten von Anna und Barbara zeigen: Resilienz ist nicht einfach da. Sie wächst aus Erfahrung, Unterstützung und der Hoffnung, dass es weitergeht. Diese Hoffnung möchten wir stärken.
Viele finden Kraft in der Natur. Damit Sie die Sommertage im Freien ohne Sorgen geniessen können, ist und bleibt guter Sonnenschutz ein brandaktuelles Thema. Sonnenschutz ist wichtig, um Hautkrebs vorzubeugen. Auch hier ist die Krebsliga da. Denn unsere Aufgabe ist es, Menschen in allen Phasen zu begleiten. Wir beraten, unterstützen und informieren. Doch vieles davon ist nur dank Spenden möglich. Dafür danken wir Ihnen von Herzen!
Mit Ihrer Hilfe geben wir nicht der Angst das letzte Wort – sondern der Zuversicht.
Kommen Sie gut durch den Sommer!
Herzlich,
Mirjam Lämmle CEO Krebsliga Schweiz
Einfache Sprache: Damit alle unsere Broschüren verstehen.
Aktuell 6 stopsmoking: Warum Begleitung beim Tabak- und Nikotinentzug hilft.
Neulich bei KrebsInfo 7 Antworten zu Angst vor Rückfällen, Resilienz und Sport bei Krebs.
Forschung
Zweittumoren früh erkennen: Wie Forschung und Prävention helfen.
Leben mit Krebs
8
10 Stark wie nie: Trotz Rückfall –Anna bezwingt die Angst.
Fokus 14
Ganze Familien betroffen: Wenn das Krebsrisiko in den Genen liegt. In Kürze 16
Neuer Testament-Ratgeber: Wenn alles geregelt ist. Rätsel 18
Sonnenbrille, -creme und UV-Knirps: Gewinnen Sie eines von 15 Sets!
Persönlich 19
Meine Erfahrung mit Krebs: Barbara stärkt andere Betroffene als Resilienz-Trainerin. Inhalt
Anregungen? Fragen? Feedback?
Schreiben Sie uns: aspect@krebsliga.ch
Besuchen Sie uns auf Social Media:
Die Zahl
3300
Menschen erkranken jedes Jahr in der Schweiz an Schwarzem Hautkrebs, 290 sterben jährlich daran. Das sogenannte Melanom ist der gefährlichste Hautkrebs.
Folgende Hautveränderungen sollten Sie untersuchen lassen:
• Ein Muttermal unterscheidet sich in Form und Farbe deutlich von anderen Muttermalen.
• Ein neues oder bestehendes Muttermal hebt sich von der Hautoberfläche ab, wächst schnell oder ist hart.
• Ein Muttermal ist mehrfarbig, juckt, blutet oder nässt.
• Sie haben Stellen am Körper, die wie eine Wunde aussehen, aber nicht heilen.
Reisen trotz Krebs? Darauf kommt es an
Krebs und Fernweh schliessen sich nicht aus – aber eine Reise erfordert eine sorgfältigere Vorbereitung. Wer mit einer Krebserkrankung Ferien machen möchte, muss zuerst mit dem Behandlungsteam klären, ob eine Reise möglich ist. Wichtig sind auch eine passende Versicherung und ein
Broschüren
Plan für Notfälle. Unsere Checkliste zeigt Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie Ihre Reise sicher, stressfrei und gut abgesichert antreten können – damit Sie sich in den Ferien auch wirklich erholen. (spa)
Was Sie vor der Reise beachten sollten: krebsliga.ch/reisen
Einfache Sprache – mehr Klartext
Weg mit dem Fachchinesisch: Seit 2022 erscheinen die Informationsbroschüren der Krebsliga Schweiz in Einfacher Sprache. Und das kommt an. «Endlich verständliche Texte!», schreibt eine Pflegefachfrau aus dem
Spital Lachen (SZ). Auch viele Patientinnen und Patienten freuts. Der Leiter der Redaktion Krebsinformationen, Tino Heeg, schätzt, dass die neuen Broschüren auf dem Sprachniveau B1 rund 80 Prozent der Menschen errei-
chen. Früher waren es mit schwierigeren Texten (B2) nur halb so viele. Aktuell ist bereits ein Drittel der 160 Broschüren überarbeitet. Jedes Jahr kommen etwa 30 neue dazu. Nächstens erscheinen die überarbeiteten Ausgaben zu Prostatakrebs, männlicher Sexualität und Darmkrebs.
Alle Inhalte finden sich auch online auf krebsliga.ch. Jährlich gibt die Krebsliga rund 200 000 Broschüren ab, die Website verzeichnet 3,2 Millionen Aufrufe.
«Soweit wir wissen, bieten wir europaweit das grösste Informationsangebot zu Krebs, Therapien und psychosozialen Themen», sagt Tino Heeg. Auf Deutsch, Französisch und Italienisch – und bald zusätzlich in Leichter Sprache (Niveau A1–A2) für Menschen mit kognitiven Einschränkungen. (spa)
Weitere Informationen: shop.krebsliga.ch
Ferien
Neue Informationen für Cancer Survivors im Web
Orientierung und Mut für das Leben mit und nach Krebs
Immer mehr Menschen leben mit und nach einer Krebserkrankung. Doch was kommt nach der Therapie? Viele Cancer Survivors fühlen sich plötzlich auf sich allein gestellt. Einige sind verunsichert, müde oder überwältigt von körperlichen, seelischen oder finanziellen Herausforderungen. Beziehungen verändern sich, das gewohnte Leben scheint in weite Ferne gerückt. Andere haben Angst
vor einem Rückfall. Oder das Umfeld erwartet, dass alles wieder wie vorher ist. Keine einfache Situation. Die Krebsliga steht Cancer Survivors auf diesem Weg zur Seite – mit echten Angeboten, konkreter Unterstützung und Geschichten von Menschen, die Ähnliches erlebt haben. Auf der neuen Startseite finden Sie alles auf einen Blick und übersichtlich gegliedert:
Prävention
Bräunen ist kein Schutz –sondern ein Risiko
«Vorbräunen bereitet die Haut auf die Sommerferien vor» – diese Meinung hält sich hartnäckig. Doch Joëlle Jufer, Verantwortliche für Sonnenschutz bei der Krebsliga Schweiz, macht klar: «Das ist leider eine gefährliche Illusion.» Zwar bräunt die Haut durch UV-Strahlen und versucht sich damit zu schützen – doch dieser Schutz ist minimal, während die Schädigung durch UV-Strahlen bereits beginnt. «Deshalb soll die Haut weder mit natürlichen noch mit künstlichen UV-Strahlen auf die Sonne vorbereitet werden.»
Vor allem Solarien stellen ein Risiko dar: «UVA-Strahlen im Solarium sind
bis zu 15-mal stärker als die natürliche Sonnenstrahlung an einem wolkenlosen Mittagshimmel. Sie lassen die Haut schneller altern, können Allergien auslösen, schädigen das Erbgut und erhöhen damit das Hautkrebsrisiko. Die Haut nimmt bei Solariumsbesuchen Schaden, auch wenn dieser erst Jahre später sichtbar wird.»
Auf Social Media kursieren zurzeit sogenannte Bräunungsgummibärchen mit Beta-Carotin oder anderen Zusatzstoffen. Aber die Gummibären schützen die Haut nicht. «Diese erzeugen – wie auch Selbstbräuner –nur eine optische Bräune. Der Hautschutz bleibt aus, was zu einem falschen Sicherheitsgefühl führen kann.»
Die Krebsliga empfiehlt stattdessen: Schatten zwischen 11 und 15 Uhr, Kleidung, Sonnenbrille, Hut – und Sonnenschutzmittel. Joëlle Jufers Botschaft: «Eine gesunde Bräune gibt es nicht. Und UV-Strahlen können auch ohne Rötung der Haut Schaden anrichten.» Wer seine Haut liebt, schützt sie also – und bräunt sie nicht. (spa)
Weitere Informationen: krebsliga.ch/solarium
• Inspiration und mutmachende Porträts und Videos von Cancer Survivors
• Angebote und Dienstleistungen für die vielfältigen Herausforderungen des Lebens mit und nach Krebs
• Weiterführende Links zu Beratungen, Kursen und weiteren Hilfsangeboten wie KrebsInfo (spa)
Entdecken Sie die neue Webseite: krebsliga.ch/lebenmitkrebs
Vor viereinhalb Jahren erhielt Patrick (41) die Diagnose Darmkrebs. Heute geht es dem Vater zweier Mädchen gut und er steht wieder hinter der Theke des Käseladens, den er gemeinsam mit seinem Bruder führt. Zudem engagiert sich der Berner als Peer bei der Krebsliga. krebsliga.ch/peerplattform «Die Angst vor einem Rückfall ist immer irgendwie da. Darum bleibe ich bei den Kontrollen voll dran und melde mich auch mal aktiv, falls ich das Gefühl habe, es wäre wieder einmal Zeit. Das beruhigt mich.»
Das Zitat
«Mit Begleitung schaffen 33 Prozent den Stopp»
Aufhören ist schwer: Gut, gibt es Hilfe beim Tabak- und Nikotinentzug. Catherine Abbühl hat die Rauchstoppberatung der Krebsliga über 15 Jahre mitgeprägt.
Interview: Pia Schüpbach
Catherine Abbühl, Sie haben die Rauchstoppberatung jahrelang geleitet und beraten nach Ihrer Pensionierung weiterhin. Welche Erfahrungen verknüpfen Sie persönlich mit Rauchen?
Catherine Abbühl: Mein Grosi sagte mir schon früh: Fang nie an mit Rauchen, sonst erstickst du. Das wollte ich nicht. Man muss auch nie geraucht haben, um Menschen beim Rauchstopp zu begleiten. Dazu gibt es sehr viele wissenschaftlich fundierte Studien. Zudem konnten wir von anderen Ländern profitieren, die vor uns sogenannte Quitlines (Rauchstopplinien) eingeführt haben. Das Wissen ist gross, die hohe Wirksamkeit von Rauchstopplinien belegt.
Wenn ich die auf dem Zigipäckli aufgedruckte Telefonnummer 0848 000 181 wähle, dann lande ich bei stopsmoking. Warum hilft eine persönliche Begleitung beim Rauchstopp?
Allein schaffen etwa drei bis fünf Prozent den Entzug. Mit enger Begleitung sind es gemäss einer externen Evaluationsstudie 33 Prozent. Wir helfen den Entzugswilligen zu verstehen, warum gewisse Ängste aufkommen oder was genau mit ihnen passiert – ob körperlich oder psychisch. Wir sind in kognitiver Verhaltenstherapie geschult und können ihnen zeigen, wie sie ihr Verhalten ändern können. Nicht zuletzt ermuntern wir nach Rückfällen wieder und schenken Hoffnung.
Ihre drei wichtigsten Tipps zum Aufhören?
1. Nicht kopflos in den Rauchstopp starten, sondern sich selbst genau beobachten und die eigenen Automatismen kennen.
2. Wenn nötig, nikotinhaltige Medikamente wie Kaugummis oder Lutschtabletten einnehmen. Diese mindern die Entzugserscheinungen. Übrigens: Diese Medis machen nicht abhängig.
3. Auf einen «Chlapf» aufhören, auch wenn es vielleicht Angst macht. Das geht schneller. Und am besten gleich alle Utensilien wie angefangene Päckli oder Aschenbecher wegwerfen.
An welche Erfolgsgeschichte denken Sie besonders gerne zurück?
Für Menschen mit psychischen Problemen ist ein Rauchstopp besonders schwierig, weil sie mit dem Nikotin ihre Stimmungen regulieren. Einmal habe ich eine Frau mit Depressionen begleitet. Wir hatten viele Gespräche und sie schaffte tatsächlich den Ausstieg. Dann wurde sie unschuldig in einen Autounfall verwickelt. Das wäre eine klassische Risikosituation, um rückfällig zu werden. Doch die Frau hat nicht geraucht. Sie erzählte mir, sie sei ganz ruhig geblieben. Das hat mich sehr gefreut.
Was ist die grösste Veränderung der vergangenen Jahre?
Die Quote der Erwachsenen, die in der Schweiz täglich rauchen, ist zwischen 2002 und 2022 von rund 30 auf etwa 20 Prozent gesunken. Bei Jugendlichen war der Rückgang noch ausgeprägter. Dafür sind neue Nikotinprodukte auf dem Markt, wie Snus, Pouches und Vapes (E-Zigaretten). Diese wirken harmloser, sind aber keinesfalls risikofrei –insbesondere bei Langzeitgebrauch und bei Jugendlichen. Da braucht es viel Aufklärungsarbeit und klare Informationen von einer Fachstelle. Die Arbeit geht stopsmoking leider nicht aus. •
stopsmoking
66 500 Menschen beim Entzug begleitet
Tabakkonsum ist weltweit die grösste vermeidbare Todesursache: Jährlich sterben gemäss der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 8 Millionen Menschen daran. Zudem ist rund ein Drittel aller Krebstodesfälle auf das Rauchen zurückzuführen (vor allem Lungen-, Kehlkopf-, Speiseröhrenkrebs). stopsmoking (ehemals Rauchstopplinie) unterstützt seit 20 Jahren Menschen auf ihrem Weg aus der Tabak- und Nikotinabhängigkeit – kostenlos und in zwölf Sprachen. Das speziell geschulte Beratungsteam wird bis Ende dieses Jahres insgesamt rund 6 500 Personen beim Rauchstopp begleitet haben. Auf der dazugehörigen Plattform finden sich Selbsthilfetools, Informationen und Kommunikationsmaterialien zum Rauchstopp. stopsmoking wird von der Krebsliga betrieben und durch den Tabakpräventionsfonds finanziert. stopsmoking.ch
«Resilienz
können Sie ein Stück weit trainieren»
Hier eine Auswahl aktueller Fragen, die das KrebsInfoBeratungsteam erreichen.
1«Was kann ich tun, wenn die Angst vor einem Rezidiv oder Zweittumor überhandnimmt?»
Eine Krebsdiagnose kann das Vertrauen in den eigenen Körper stark erschüttern. Die Angst kann manchmal übermächtig werden und die Lebensqualität stark einschränken. Was die Angst mindern kann: Nachsorgeuntersuchungen, bei denen kein neuer Befund festgestellt wird; das Gefühl, körperlich langsam wieder fitter zu werden; die Rückkehr in den Alltag oder auch der Austausch mit Menschen, die Ähnliches erlebt haben – in Selbsthilfegruppen oder mit Peers der Krebsliga Schweiz. Manchmal kann es aber auch notwendig sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Tauschen Sie sich mit Menschen aus, die Ähnliches durchgemacht haben: krebsliga.ch/peerplattform
2«Ich habe eine Freundin, die wie ich selbst auch an Krebs leidet. Mir scheint, sie kann besser mit ihrer Erkrankung umgehen als ich. Kann ich meine Resilienz trainieren?»
Resilienz, die psychische Widerstandskraft, hilft, sich vor Belastungen zu schützen und diese besser zu bewältigen. Resilienz können Sie ein Stück weit trainieren, indem Sie sogenannte Resilienzfaktoren stärken, das sind soziale und personale Ressourcen. Vielleicht sind diese unter den Sorgen und traumatischen Erlebnissen der Krebsdiagnose verschüttet, aber sie sind noch da! Hilfreich sein kann: soziale Beziehungen pflegen, Krisen nicht als unüberwindbar ansehen, Verän-
Schon seit 30 Jahren für Sie da!
derungen als Teil des Lebens akzeptieren, eigene Ziele verfolgen, aktiv werden, ein positives Selbstbild pflegen, hoffnungsvoll bleiben und gut für sich sorgen.
Bei der Krankheitsbewältigung können auch Psychoonkologinnen und Psychoonkologen unterstützen.
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«Hilft Sport und Bewegung gegen und bei Krebs?»
Studien haben gezeigt, dass regelmässige körperliche Aktivität das Krebsrisiko um bis zu 24 Prozent senken kann. Bewegung lässt sich leicht in den Alltag einbauen: zum Beispiel durch Treppensteigen oder Umhergehen beim Telefonieren. Auch während oder nach einer Krebsbehandlung profitieren Betroffene davon, sich zu bewegen. Studien zeigen: Das Risiko für mögliche Krankheits- und Behandlungsfolgen sinkt. Wer aktiv ist, fühlt sich seltener erschöpft, ist leistungsfähiger und
bleibt beweglicher. Zudem wirken sich Bewegung und Sport positiv auf die Lebensqualität und die Psyche aus: Sie können bei der Krankheitsbewältigung helfen und Depressionen vorbeugen oder lindern. Weitere Informationen finden Sie in dieser Broschüre: krebsliga.ch/bewegung
KrebsInfo
Haben Sie Fragen zu Krebs? Möchten Sie über Ihre Ängste oder Erfahrungen sprechen? Wir helfen Ihnen weiter:
Gratis-Telefon
0800 11 88 11
E-Mail krebsinfo@krebsliga.ch
Chat krebsliga.ch/cancerline
WhatsApp +41 31 38 99 240
Das KrebsInfo-Team beantwortet jährlich rund 5000 Anfragen.
Zweittumoren früh erkennen: Wie Forschung und Prävention helfen
Krebsüberlebende haben auch Jahrzehnte nach der Diagnose ein erhöhtes Risiko, erneut an einem Tumor zu erkranken.
Weshalb die Zahl der Menschen mit einem Zweittumor wächst, was diesen begünstigt und welche Nachsorgeprogramme nötig wären, sagt die Forscherin Dr. Lea Wildisen.
Interview: Danica Gröhlich
Dr. Lea Wildisen, Sie arbeiten in der Nationalen Krebsregistrierungsstelle. Weshalb forschen Sie für Menschen mit Krebs?
Dr. Lea Wildisen: Als Gesundheitswissenschaftlerin und Epidemiologin interessiert mich, wie Krankheiten entstehen und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen. Es motiviert mich, durch Auswertungen mehr darüber zu erfahren und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Besonders freue ich mich, wenn unsere Ergebnisse dazu beitragen, das Leben von Krebsbetroffenen zu verbessern.
Warum steigt die Zahl der Menschen mit einem zweiten Tumor nach einer überstandenen Krebserkrankung?
Das hängt mit einer grundsätzlich positiven Entwicklung zusammen: Die Behandlungen in den letzten Jahren sind viel besser geworden. Heute überleben mehr Menschen ihre erste Krebserkrankung. Dadurch wächst allerdings auch die Zahl der Menschen, die grundsätzlich ein Risiko für eine zweite, neue Tumorerkrankung haben. Wichtig ist hier: Ein Zweittumor ist etwas anderes als ein Rückfall oder Ableger (Metastase) des ersten Tumors. Es handelt sich um eine eigenständige, neue Krebserkrankung mit anderen Eigenschaften als der erste Tumor.
Wie hoch ist denn das Risiko für eine zweite
Tumorerkrankung?
Das Risiko hängt von vielen Faktoren ab. Unsere Analyse zeigt jedoch, dass Menschen, die bereits an Krebs erkrankt sind, ein 13 Prozent höheres Risiko für eine zweite Krebserkrankung haben – dies verglichen mit Menschen ohne Krebserkrankung unter Berücksichtigung von Alter und Geschlecht.
Krebs besser verstehen –dank nationalem Bericht
Der erste Gesundheitsbericht über Krebs in der Schweiz ist 2024 erschienen. Er ist ein gemeinsames Projekt des Nationalen Kinderkrebsregisters und der Nationalen Krebsregistrierungsstelle der Schweiz. Möglich wurde er durch ein Bundesgesetz, das seit 2020 vorschreibt, alle Krebserkrankungen in der ganzen Schweiz zu erfassen. Der Bericht untersucht aktuelle und gesundheitspolitisch relevante Fragen zum Krebsgeschehen und gibt Empfehlungen für Politik, Forschung und Versorgung. Ein interdisziplinäres Team aus Ärztinnen und Ärzten, Epidemiologinnen und Epidemiologen sowie weiteren Fachpersonen analysierte dafür die schweizweiten Krebsregisterdaten. So sind Analysen zum Risiko für Zweittumoren möglich. Gemäss der Gesundheitsbefragung von 2022 leben in der Schweiz rund 450 000 Menschen nach einer Krebsdiagnose.
Das Risiko für einen zweiten Tumor wird durch mehrere Faktoren beeinflusst, insbesondere aber durch das Alter bei der ersten Diagnose, die Art der ersten Krebserkrankung und deren Behandlung. Unsere Auswertungen zeigen, dass das Risiko besonders hoch ist bei Personen, die bereits in jungen Jahren eine erste Krebserkrankung hatten. Ausserdem beobachten wir ein deutlich erhöhtes Risiko für weitere Tumoren bei Krebsarten, die eng mit dem Konsum von Alkohol oder Tabak verbunden sind.
Was hat Sie am Gesundheitsbericht, bei dem Sie mitwirkten, besonders überrascht?
Überraschend ist, dass das Risiko für eine zweite Tumorerkrankung auch viele Jahre nach der ersten Krebsdiagnose erhöht bleibt – zum Teil über Jahrzehnte hinweg. Das unterstreicht, wie wichtig eine langfristig angelegte Nachsorge ist.
Wo sehen Sie den grössten Handlungsbedarf?
Ein zentrales Thema ist die Digitalisierung. Heute müssen Ärztinnen und Ärzte oft lange nach Dokumenten zu früheren Diagnosen und Behandlungen suchen. Wichtige medizinische Informationen sollten dauerhaft und gut zugänglich gespeichert sein, auch noch Jahre später.
Was wäre noch nötig?
Unsere Analysen zeigen: Das Risiko für einen Zweittumor ist sehr individuell. Deshalb braucht es eine massgeschneiderte Nachsorge mit persönlicher Risikoabschätzung. Spezialisierte Sprechstunden könnten Betroffene gezielt betreuen und so Zweittumoren früh erkennen oder sogar verhindern.
Können Betroffene also selbst etwas tun, um nicht in der Angst gefangen zu sein?
Es ist wichtig, keine Angst zu verbreiten, sondern Krebsüberlebende gut zu unterstützen. Nach der Therapie sollten sich Betroffene bei ihrer Ärztin oder ihrem Arzt über
ihr individuelles Risiko für Zweittumoren informieren und einen passenden Nachsorgeplan erstellen lassen. Zudem ist ein gesunder Lebensstil wichtig: ausgewogene Ernährung, kein Tabak, moderater Alkoholkonsum und ausreichend Bewegung.
Müsste auf dem Gebiet auch mehr geforscht werden? Absolut. Hier besteht grosser Nachholbedarf, besonders bei den Langzeitfolgen. Über das Risiko für Zweittumoren 30 Jahre oder mehr nach der ersten Erkrankung als Kind oder in der Jugend wissen wir noch zu wenig. Darüber hinaus sind detailliertere Studien zum Einfluss von Krebsbehandlungen, genetischen Faktoren und Lebensstil auf das Zweittumor-Risiko wichtig. Wir brauchen dazu langfristige Studien – idealerweise auch in Zusammenarbeit mit internationalen Projekten. Deshalb ist es unterstützenswert, dass sich die Krebsliga Schweiz dank Spenden auch für die Forschung einsetzt. •
Weitere Informationen: krebsliga.ch/zweittumoren
Das Risiko für eine zweite Tumorerkrankung bleibt über Jahre und sogar Jahrzehnte hinweg erhöht.
Anna startet neu ins Leben
Vor zwei Jahren erhielt Anna die Diagnose Lymphom. Heute – mehrere kräfteraubende Chemotherapien und einen Rückfall später – ist die Luzernerin krebsfrei. Wie sie wieder zu ihrer Stärke gefunden hat.
Text: Danica Gröhlich, Fotos: Gaëtan Bally
Dieses seltsame Bauchgefühl war wohl mein Rettungsanker», erzählt Anna, während wir durch Luzern spazieren. Eigentlich fühlt sich die damals 38-Jährige fit, steht mitten im Leben. Doch an einem kalten Januar-Morgen vor zwei Jahren bricht plötzlich ihre Welt zusammen.
Anna arbeitet da als Pflegeassistentin im Nachtdienst und ist bei ihrem Hausarzt. Niemand kann ihre erhöhten Entzündungswerte erklären. Sie meldet sich noch vor der Jahreskontrolle bei ihrer Frauenärztin. Diese entdeckt die geschwollenen Lymphknoten in Annas Bauch. Anna erinnert sich: «Ich verstand die Worte meiner Gynäkologin, gedanklich habe ich mich aber weggebeamt. Es war wie in einem Film, in dem ich jedoch keine Hauptrolle spielen wollte.»
Vor dem Behandlungszimmer wartet Annas beste Freundin. Diese weinte sofort. Anna schluckt, während sie von diesem Moment erzählt. «Sie hat mich aufgefangen. Dafür bin ich ihr unendlich dankbar!» Und sie sagt gleich: «Wir schaffen das, egal, was passiert.»
Der Chemo-Drache
Trotzdem hofft Anna noch bis zuletzt, dass es nichts Schlimmes ist. Dann steht eine Bauchspiegelung an. Ärzte führen eine Kamera durch kleine Schnitte in ihren Bauchraum ein. Sie entfernen einen Tumor im Bauchfell und untersuchen ihn. Die Diagnose: Krebs, ein Hodgkin-Lymphom. Für Anna ein Schock. Damit ist sie eine von etwa 280 Personen, die in der Schweiz jährlich diese Diagnose erhalten. Hodgkin-Lymphome können überall entstehen, da sich im ganzen Körper lymphatisches Gewebe befindet. Die Krankheit beginnt oft in den Lymphknoten an Hals und Nacken. Dann breitet sie sich über die Lymphknoten im Brustraum zu den Lymphknoten im Bauchraum und zur Milz aus.
Anna hat keine Angst. Sie denkt nur an ihre Familie und Freunde. Sie erinnert sich: «Das Schwerste war, es ihnen
zu sagen.» Eine Chemotherapie wird nötig. Ihr Onkologe erklärt ihr, dass ihr Hodgkin-Lymphom früh entdeckt wurde und gut behandelbar sei.
Schon beim ersten kräfteraubenden ChemotherapieZyklus beginnt sie ein Tagebuch mit Songtexten, Gedanken und Skizzen. Als Erstes zeichnet sie ein feuerspuckendes Ungeheuer, den «Chemo-Drachen». Anna hat auch schlechte Tage. «Man darf weinen. Wichtig ist, danach wieder etwas Positives zu finden.» Sie war damals Single, aber nicht allein. Sie redet viel mit Freunden. Die Therapie schwächt sie so, dass sie nicht mehr kochen kann. Sie zieht wieder bei ihren Eltern ein. «Mit 38 nicht leicht, aber ich bin ihnen sehr dankbar!»
«Ich will nicht in Angst leben, sondern mit dem Bewusstsein, dass ein Rückfall jederzeit möglich ist.»
Anna, Betroffene
Nach jeder Chemotherapie bricht sie zusammen. Sie muss regelmässig in den Notfall. Etwa zwölf Mal bekommt sie im Spital Antibiotika. Ihr Körper macht nicht mehr mit. Dann fallen ihre Haare aus. Sie ruft ihre Coiffeuse an. Noch im Spital rasiert diese ihr die langen, schwarzen Haare ab. Es ist ein schwieriger Moment für beide. Sie weinen und lachen. Eine Strähne nach der anderen fällt. Für Anna ist es wie eine Befreiung: «Ich wollte dem Krebs nicht die Macht geben, mir meine Haare zu nehmen! Ich wollte selbst entscheiden!» Inzwischen sind ihre Haare kinnlang nachgewachsen. «Lustigerweise habe ich jetzt Locken!»
Wir stehen inzwischen vor der Kapellbrücke. Anna fällt auf. Asiatische Touristen wollen nun ebenfalls ein Foto von der grossen Frau mit den bunten Tattoos machen.
Der Rückfall
Im Sommer 2023 hat Anna es dann endlich überstanden – vorerst … «Ich wollte neu durchstarten, war in Remission, also krebsfrei, und bereit für mein Leben 2.0», erzählt sie mit einem Strahlen, das ihre unbändige Lebensfreude zeigt. Doch sogleich wird sie wieder ernst. «Die Angst vor einem Rückfall ist immer präsent.
Für ihren Neustart plant Anna ein weiteres Tattoo: «Eine Löwin auf dem Oberschenkel. Meine Freunde nennen mich Lioness, weil ich wie eine Löwin gekämpft habe!»
Ich wollte sie aber nie in den Vordergrund rücken lassen.»
Schliesslich habe auch niemand geahnt, dass der Krebs so schnell wiederkommt. Die zweite Kontrolluntersuchung nach sechs Monaten zeigt: Ihr Lymphom ist wieder da. Anna sagt mit Tränen in den Augen: «Ich hatte keine Angst mehr vor dem Unbekannten. Am schlimmsten war, genau zu wissen, was ich nochmals durchstehen musste.»
Wegen des raschen Rückfalls gilt sie jetzt als Hochrisikopatientin und bekommt eine Stammzelltransplantation. Ihr Umfeld reagiert unterschiedlich: Einige kämpfen nach dem Schock mit ihr weiter, andere ziehen sich zurück. «Sie wussten nicht, ob ich sterben würde. Diese Ungewissheit machte ihnen Angst. Sie sagten es mir, was ehrlich war, aber unglaublich weh tat.»
Die «Bucket»-Liste
Anna findet neue Kraft. Sie schreibt weiter in ihrem Tagebuch. Jetzt bleibt sie jedoch in ihren eigenen vier Wänden und beginnt mit Acrylmalerei. Während der Chemotherapie malt sie das schwarze Bild «Scars», Narben. Diese widerspiegeln ihr Inneres. «Ich habe das düstere Bild lange versteckt. Ich musste zuerst heilen und alles verarbeiten. Vor Kurzem habe ich es nun doch aufgehängt», erzählt Anna und lacht.
Nach der Hochdosis-Chemotherapie geht es ihr jedoch immer schlechter. Sie fängt sich wegen ihres geschwächten Immunsystems ein Virus ein, hat 40 Grad Fieber. Sie beginnt eine «Bucketlist» zu schreiben mit jenen Dingen, die sie einmal in ihrem Leben noch machen möchte. «Ich brauchte eine Motivation, um weiterzukämpfen.» Auf ihrer Liste stehen Sachen wie: einmal die Nordlichter sehen, mit der besten Freundin Ramona in Italien Pasta machen, aber auch «Im Regen tanzen».
«Mein Arbeitgeber schätzt meine Offenheit sehr. Der Krebs ist schliesslich ein Teil meines Lebens.»
Anna, Betroffene
Dank einer Stammzelltransplantation mit vorheriger Blutwäsche ihrer eigenen Zellen erholt sie sich und fährt von da an alle drei Wochen nach Zürich. Dort bekommt sie
Anna und der Chemo-Drache: «Ich habe eine blühende Fantasie. Diese hilft mir beim Verarbeiten.»
Anna engagiert sich als Peer: «Manchmal geht es einfach darum, zuzuhören. Eine neutrale Person, die nicht gleich wertet oder ungefragt Tipps gibt.»
eine Immuntherapie über einen Portkatheter in eine Vene nahe dem Herzen. Ihre letzte Therapie war am 2. Mai dieses Jahres. «Ich will nicht in Angst leben, sondern mit dem Bewusstsein, dass ein Rückfall jederzeit möglich ist.» Für ihren Neustart plant sie ein Tattoo: eine Löwin mit Wildblumenkranz auf dem Oberschenkel. Ihre Freunde nennen sie «Lioness», weil sie wie eine Löwin kämpft. Seit Februar arbeitet die 40-Jährige in einem Altersheim in Luzern. Sie hat ihre Erkrankung im Lebenslauf und im Vorstellungsgespräch offen kommuniziert. «Mein Arbeitgeber schätzt meine Offenheit. Der Krebs ist schliesslich ein Teil meines Lebens.» Inzwischen begleitet Anna als Peer für die Krebsliga Schweiz auch andere Betroffene. «Ich habe es damals vermisst, mit jemandem zu reden, der das Gleiche durchgemacht hat. Manchmal geht es einfach darum, zuzuhören.»
Unterdessen stehen wir wieder am Ufer des Vierwaldstättersees. Wie geht sie mit der Angst vor einem Rückfall um? Und wie findet sie wieder Vertrauen in ihren Körper? Anna sagt: «Die Selbstliebe muss sich wieder fest verankern. Das dauert. Kontrollverlust ist ein grosses Thema. Man darf nicht erwarten, sofort wieder zu funktionieren. Man muss sagen können, wenn es zu viel ist. Und es ist wichtig, sich etwas Gutes zu tun. Ein Bad nehmen oder mit Freunden Kaffee trinken. Man sollte sich an kleinen Dingen freuen, die nicht selbstverständlich sind.»
Vor dem Bahnhof Luzern verabschieden wir uns. Anna
strahlt. «Übrigens bin ich nun seit genau einem Jahr krebsfrei! Mein zweiter Geburtstag – ich werde mich und das Leben feiern und ich werde einmal im Regen tanzen!», verspricht die «Löwin» und verschwindet im Menschenstrom.• Betroffene begleiten Betroffene und Angehörige Weitere Informationen zur Peer-Plattform der Krebsliga Schweiz: krebsliga.ch/peerplattform
Gut zu wissen – wichtige Begriffe kurz erklärt
Remission: An Krebs erkrankte Menschen können oftmals erfolgreich behandelt werden. Die Zeit nach den Behandlungen bezeichnen Ärztinnen und Ärzte als Remission. Im Körper können keine Krebszellen mehr nachgewiesen werden.
Rezidiv & Rückfall: Ein Rezidiv oder Rückfall bezeichnet eine Krebserkrankung, die wieder auftritt, obwohl sie behandelt wurde.
Resilienz: Resilienz ist die Fähigkeit, mit schweren Belastungen, wie bei einer Krebsdiagnose, umzugehen. Diese psychische Widerstandskraft kann trainiert werden.
Weiter Informationen: krebsliga.ch/rezidiv-remission-und-nachsorge
Wenn das Krebsrisiko in den Genen liegt
Eine genetische Mutation kann das Krebsrisiko erhöhen – nicht nur für eine Person, sondern für ganze Familien. Doch was tun, wenn ein Gentest positiv ist? Und wie sagt man es den Verwandten, die möglicherweise auch betroffen sind?
Text: Stefanie de Borba
Als Linda mit 42 Jahren an Brustkrebs erkrankte, riet ihre Ärztin ihr zu einem Gentest. Das Resultat bestätigte eine vererbbare Mutation, die ihr Risiko für weitere Krebserkrankungen deutlich erhöhte. «Ich entschied mich für eine vorbeugende Brustentfernung und bereue es nicht. Ich wollte meine Gesundheit aktiv mitgestalten», erzählt sie rückblickend. Nur eines hätte sie sich anders gewünscht: «Ich hätte mit der Genetikerin abmachen sollen, wie sie mir das Resultat bekannt gibt. Ich war gerade unterwegs zur Chemotherapie, als sie mich frühmorgens anrief. Das ging mir alles viel zu schnell und ich blieb mit vielen offenen Fragen zurück.»
Solche Situationen zeigen: Ein Gentest liefert nicht nur medizinische Informationen, sondern wirft auch emotionale und ethische Fragen auf – besonders, wenn das Resultat eine erbliche Veranlagung zeigt. Etwa 5 bis 10 Prozent aller Krebserkrankungen gehen auf bekannte genetische Mutationen zurück. Dazu zählen zum Beispiel Veränderungen in den BRCA1- und BRCA2-Genen, die das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs erhöhen. Es gibt aber auch eine Vielzahl weiterer Mutationen, die ebenfalls einen Einfluss auf das Krebsrisiko haben. Gene, die von diesen Mutationen betroffen sind, spielen häufig bei der Reparatur von Zellschäden eine Rolle.
Was geschieht beim Gentest?
Zunächst findet eine genetische Beratung statt. Fachpersonen prüfen, ob in der Familie gehäuft Krebserkrankungen auftreten, in welchem Alter und ob bestimmte Muster erkennbar sind. Besteht ein konkreter Verdacht, wird bei der Krankenversicherung eine Kostengutsprache beantragt. Der Test – eine einfache Blutentnahme mit anschliessender Laboranalyse – ist teuer: Er kostet um die 3600 Franken. In der Regel deckt die Grundversicherung die Kosten. Getestet wird meistens die jüngste erkrankte Person in der Familie. Die Auswertung dauert mehrere Wochen.
In der genetischen Beratung erklärt die Genetikerin die Resultate. Idealerweise bespricht sie dabei auch, welche Konsequenzen sich daraus ergeben können. Hier ist Raum für Fragen und persönliche Abwägungen. Soll eine präventive Operation gemacht werden? Welche Kontrolluntersuchungen sind sinnvoll? Und: Sollte ich meine Verwandtschaft informieren? Auch bei KrebsInfo, dem Beratungsdienst der Krebsliga Schweiz, erhalten Betroffene und Angehörige Antworten auf ihre Fragen.
Ein schwieriges Gespräch
Wer eine Mutation trägt, hat eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, diese an Kinder weiterzugeben. Auch Geschwister, Eltern oder Cousinen und Cousins könnten betroffen sein. Doch dieses Wissen mit ihren Angehörigen zu teilen, fällt vielen schwer. Viele Betroffene fühlen sich alleingelassen. Es gibt keine Pflicht zur Weitergabe der Information – aber eine Chance zur Vorsorge, die man der Familie nicht vorenthalten möchte. Ein allfälliges Gespräch mit den Angehörigen sollte gut vorbereitet werden und es lohnt sich, einen guten Zeitpunkt dafür zu wählen, zum Beispiel, wenn man selbst nicht gerade in einer Akutbehandlung steckt.
Begleitung von Familien verbessern
Laut Prof. Dr. Maria C. Katapodi, die an der Universität Basel auf diesem Gebiet forscht, gibt es auch mehrere strukturelle Herausforderungen: «In den meisten Ländern liegt der Schwerpunkt vor allem auf der Krebsbehandlung und weniger auf der Prävention. Viele Personen, die ein vererbbares Risiko für Krebs haben, erhalten keine angemessene genetische Untersuchung und haben keinen Zugang zu den erforderlichen Dienstleistungen. Auch die kontinuierliche Betreuung der Betroffenen ist oft unzureichend.» Seit 2017 untersuchen sie und ihr Team im von ihr gegründeten «CASCADE Consortium», wie Familien in der Schweiz mit einem genetischen Krebsrisiko begleitet werden. Katapodi möchte daraus Empfehlungen für ein verbessertes Versorgungssystem entwickeln, das proaktiv auf die Bedürfnisse dieser Menschen eingeht. Fachpersonen, Patientinnen und Patienten sowie Angehörige sind daran beteiligt – damit künftig Betroffene wie Linda die Unterstützung erhalten, die sie benötigen •
Weitere Informationen zur genetischen Vorbelastung: krebsliga.ch/ueber-krebs/genetische-vorbelastung
Erbschaften und Legate
Ein gutes Gefühl: Wenn alles geregelt ist
Das eigene Testament zu schreiben, ist eine Entscheidung mit Weitblick. Und doch schieben viele Menschen dieses Thema vor sich her – aus Unsicherheit oder weil es emotional herausfordernd ist.
Wie also beginnen? Die Krebsliga unterstützt Sie dabei: mit dem neuen
Testament-Ratgeber. Darin erzählt Bernhard, wie er nach dem Krebstod seiner Frau seinen Nachlass neu geregelt hat. Neben diesem Beispiel bietet der Ratgeber Tipps und fundierte Informationen.
Er beantwortet wichtige Fragen: Wer kann im Testament begünstigt wer-
den? Wie wird der letzte Wille rechtsgültig formuliert? Und wie geht man am besten vor?
Schritt für Schritt begleitet Sie der Ratgeber durch den Prozess, bis Ihr Testament steht. Ein gutes Gefühl. Das weiss auch Manuela Daboussi, Verantwortliche Erbschaften und Legate bei der Krebsliga: «Wenn alles geregelt ist, gibt das eine grosse innere Ruhe.» Seit sechs Jahren beschäftigt sie sich mit dem Thema Erbschaft. «Ein Testament zu verfassen, bedeutet weit mehr, als nur den Nachlass zu regeln. Es ist eine Möglichkeit, persönliche Werte weiterzugeben, Hinterbliebene abzusichern und Organisationen zu unterstützen, die einem am Herzen liegen.»
Viele Menschen möchten mit ihrem Erbe etwas bewirken. Eine Testamentsspende an die Krebsliga Schweiz ermöglicht es, Krebsbetroffene und ihre Familien langfristig zu unterstützen – durch Beratung, Forschung und Prävention. (spa)
Bestellen Sie den kostenlosen Testament-Ratgeber: krebsliga.ch/erbschaften
Atlantx – auf Kurs für den guten Zweck
Ruderschlag für Ruderschlag kommt das Team Atlantx seinen Zielen näher. Das Boot ist auf den Namen «Rowsea» getauft, die vier Sportler Andreas Nef, Marco Kamm, Robin Muntwyler und William Stampfli sind motiviert, topfit und voll im Zeitplan für das Rennen «World’s Toughest Row». Im März konnten sie das Hochseeruderboot übernehmen – ein Meilenstein. «Seither lernten wir das Boot im Training auf dem Bodensee bestens kennen», erzählt Andreas Nef. Auch finanziell ist das Projekt abgesichert: Die
Zielsumme von 230 000 Franken wurde deutlich übertroffen. «So können wir am Ende auch einen beachtlichen Überschuss zugunsten der Krebshilfe einsetzen.»
Der Atlantx-Erlös, rund 30 Prozent des Budgets, wird in ein Projekt der Krebsliga fliessen. Täglich trainiert das Thurgauer Quartett, damit es im Juni 2026 die 4800 Kilometer vom spanischen La Gomera über den Atlantik nach Antigua in der Karibik schafft, nonstop 35 Tage lang in Zwei-
Stunden-Schichten. Neben der Physis arbeitet das Team auch an der mentalen Stärke. Mit einem Experten feilt es daran, auch in Extremsituationen Ruhe und Zusammenhalt zu bewahren. Aktuell intensivieren die vier das Wassertraining. Ziel: das Boot perfekt zu beherrschen und lange Ruderschichten durchzustehen. «So sind wir nach dem Sommer parat, um das Boot vom Bodensee aus zum ersten Mal ins Meer zu steuern.» (spa)
Verfolgen und unterstützen Sie das Projekt: atlantx.org
Rudern für Krebsbetroffene
Manuela Daboussi zeigt die Vorlage in der Mitte des Ratgebers. Diese hilft beim Formulieren des Testaments.
Benefizveranstaltung
«Bewegig
fürs Läbe –zäme gäge Chräbs»
Beim 24-Stunden-Staffellauf in Balsthal SO sind die Teams 24 Stunden ununterbrochen zu Fuss oder auf dem Bike für krebsbetroffene Menschen unterwegs.
Zudem gibt es viel Unterhaltung für Gross und Klein sowie eine Festwirtschaft. Das Ziel bei «Bewegig fürs Läbe 2025»: ein Gemeinschaftsgefühl aufzubauen. Dies soll Mut machen und Kraft geben im Umgang mit dieser Krankheit.
Krebs löst viele Ängste und Ungewissheit aus – bei den Betroffenen,
aber auch bei der Familie, Freunden und am Arbeitsplatz. Darum ist die Solidarität in unserer Gesellschaft wichtig.
Der Staffellauf vom 6./7. September bietet die Chance, diese aktiv zu zeigen und dabei viel zu erleben.
Der Erlös der Benefizveranstaltung kommt der Krebsliga Solothurn zugute. (pd)
Informationen und Anmeldung: bewegung-gegen-krebs.ch
Sonnenschutz
Sicher durch den Sommer –mit UV-Schutz für die Augen
UV-Strahlung kann die Augen dauerhaft schädigen – bei Erwachsenen ebenso wie bei Kindern. Dies schon bei einem kurzen Aufenthalt an der Sonne. Besonders heikel sind Aufenthaltsorte am Wasser, weil hier das intensive Sonnenlicht zusätzlich reflektiert wird. Ein guter Sonnenschutz ist daher essenziell. Dies gilt nicht nur für die Haut, sondern auch
für die Augen. Die Swiss Eyewear Group unterstützt die Krebsliga in der Präventionsarbeit und bietet mit ihren Marken Invu, Smarty und Ekkiu Sonnenbrillen mit 100 Prozent UV-Schutz für die ganze Familie an. (pd)
Erhältlich unter: www.invushop.com
Agenda
Die regionalen und kantonalen Krebsligen organisieren regelmässig Kurse, Treffen, Workshops und Veranstaltungen für Krebsbetroffene und ihre Angehörigen. Diese Angebote in Ihrer Region ermöglichen es Ihnen und Ihren Liebsten, durchzuatmen, Unterstützung zu finden und sich auszutauschen. Schauen Sie vorbei, machen Sie mit und kehren Sie danach gestärkt in Ihren Alltag zurück. Wir freuen uns auf Sie!
Zu den Kursen und Veranstaltungen: krebsliga.ch/agenda
Agenda-Tipp
Den Übergang in den Alltag achtsam gestalten
Die vier Kursabende «Hin zum Alltag … Wie gestalte ich diesen Übergang achtsam?» laden Krebsbetroffene ein, innezuhalten und sich sorgfältig mit dieser wichtigen Übergangsphase auseinanderzusetzen. Sie erhalten Impulse und Hilfsmittel, um diese Phase aktiv nach Ihren Bedürfnissen zu gestalten. Sie lernen Tools kennen, die Ihre Ressourcen stärken und Ihnen dabei helfen, auf herausfordernde Situationen regulierend Einfluss zu nehmen.
In der Gruppe haben Sie zusätzlich die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Der Kurs richtet sich an Krebsbetroffene, die sich dem Ende der Behandlungszeit nähern oder die Therapie abgeschlossen haben.
Machen Sie mit und gewinnen Sie eines von 15 Sonnenschutz-Sets
Scheint die Sonne, zieht es uns automatisch ins Freie – ob zum Baden, Picknicken oder Wandern. Die Sonne bringt Licht, Wärme und Glücksgefühle. Doch UV-Strahlen bergen auch eine Gefahr: Sind wir nicht ausreichend vor der Sonne geschützt, folgt meist ein Sonnenbrand. Das ist nicht nur schmerzhaft, sondern jeder Sonnenbrand erhöht auch das Risiko für das Entstehen von Hautkrebs. Um sich optimal zu schützen, suchen Sie Schatten auf, tragen Sie Kleidung und cremen Sie sich ausreichend ein.
Gemeinsam mit Beiersdorf, Invu und Knirps setzt sich die Krebsliga dafür ein, dass langfristig immer weniger Menschen an Hautkrebs erkranken. Miträtseln lohnt sich! Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir 15 Sonnenschutz-Sets. Die Sets enthalten je:
• eine hochwertige Nivea-Sonnencreme von Beiersdorf
• eine stylische Sonnenbrille von Invu
• und einen handlichen Knirps mit UV- und Hitzeschutz. Damit sind Sie bestens gerüstet, um den Aufenthalt draussen zu geniessen. Aber sicher! nivea.ch/de-ch/ueber-uns/krebsliga invushop.com knirps.ch
So nehmen Sie teil
Online: krebsliga.ch/loesungswort – oder mit einer Postkarte: Senden Sie das Lösungswort, Ihren Namen und Ihre Anschrift an folgende Adresse: Krebsliga Schweiz, Effingerstrasse 40, Postfach, 3001 Bern Einsendeschluss ist der 23. Juli 2025. Viel Glück!
Der Gewinner der Mai-Ausgabe 2025, Lösungswort: INTEGRATION
Delley Jean-Pierre, 4144 Arlesheim
Zum Online-Rätsel:
Meine Erfahrung mit Krebs
Barbara (50) verlor wegen Krebs ein Bein, beide Brüste und ihren Mann. ie muss mit ihrer Energie haushalten. Die Schicksalsschläge brachten die Bernerin dazu, sich zur Resilienz-Trainerin weiterzubilden.
Aufgezeichnet von Pia Schüpbach
«Jesses, mit diesem steifen Metallding muss ich nun leben, dachte ich, als ich zum ersten Mal die Prothese sah. Mit 17 Jahren musste ich mein linkes Bein amputieren lassen wegen Knochenkrebs. Ich fragte mich: ‹Wird mich so überhaupt noch jemand liebhaben?› Gleichzeitig hatte ich einen riesigen Hunger aufs Leben. Seit da begleitet mich das Motto: Man kann gegen die Wellen ankämpfen oder sich von ihnen in die Zukunft tragen lassen.
Ich war immer ein Bewegungsmensch. Weil Seckle, Karate und Jazzdance nicht mehr möglich waren, suchte ich ein neues Ventil. Ich landete bei PluSport Behindertensport Schweiz im Schwimmen. Dort lernte ich meinen Freund und späteren Mann kennen. Er war Leistungsschwimmer, sechs Jahre älter und auch beinamputiert nach Krebs. Sein Selbstbewusstsein hat mir imponiert. Roland hat mir geholfen, mich trotz Behinderung als Frau gut zu fühlen. Wir bereisten die Welt und genossen das Leben. Doch er erkrankte an Herzinsuffizienz – eine Spätfolge der Chemotherapie. Ich begleitete ihn mit Hilfe einer Spitex zu Hause in den Tod. Das mitzuerleben, brachte mich an meine Grenzen. Ich reduzierte mein Pensum, gab meine Leitungsfunktion in der
Nach zweimal Krebs weiss die begeisterte Schwimmerin Barbara: Man kann nicht gegen jede Welle ankämpfen – und manchmal trägt sie einen weiter.
Buchhaltung auf und begann eine Ausbildung zur Resilienz-Trainerin.
Nach der Chemotherapie als Teenager war ich sicher, dass ich nun für immer ‹düreputzt› sei. Darum hat mich die Diagnose Brustkrebs 30 Jahre nach dem ersten Krebs aus heiterhellem Himmel getroffen. Ich konnte bei der Arbeit gerade noch das Budget unter Dach bringen, ehe die Therapien begannen. Zudem liess ich mir beide Brüste entfernen. Von 130 Stundenkilometern ging es runter auf null. Das war sehr hart. Ich wusste: Wenn ich das gut bewältigen will, brauche ich einen Austausch. So gründete ich mit zwei anderen zusammen die Selbsthilfegruppe «Brustkrebs und zmitts im Läbe». Momentan sind wir neun Nasen.
Zudem war ich nach dem Tod meines Mannes mausbeinalleine zu
Hause. Das machte mir Angst. Ich aktivierte ein Netzwerk aus Nachbarinnen und früheren Freundinnen. Diese Unterstützung ist eine wertvolle Ressource – ebenso wie die Arbeit an mir selbst. Ich besinne mich auf das Positive, mache bewusst Pausen und kenne meine Werte. Wir sind so kleine Wesen und können uns nicht gegen alles auflehnen. Früher definierte ich mich im Job und Sport über Leistung. Das kann und will ich nicht mehr. Denn höre ich nicht auf meinen Körper, holt mich die Erschöpfung ein. Ich habe mein Leben umgekrempelt –und will als Resilienz-Trainerin anderen helfen, das Beste aus ihrem Schicksal zu machen. »
Weitere Erfahrungsberichte von Menschen mit Krebs finden Sie hier: krebsliga.ch/story
Hautkrebs ist es egal, wer du bist. Schütz dich.
In der Schweiz erkranken jährlich 3300 Menschen an schwarzem Hautkrebs. Denk daran: Schatten, Kleider und Sonnencreme senken dein Risiko.