Praxs & Nah 2/2019

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SCHWERPUNKTTHEMA

WIE ENTSTEHT EIN SCHUTZKONZEPT VOR ORT?

Umgang mit Geschenken

der Beauftragung von Ehrenamtlichen ein

Meldungen von Verdachtsfällen, Ver-

In welchen Situationen und Konstellatio-

erweitertes Führungszeugnis vorlegen zu

mutungen und Grenzverletzungen ver-

nen sind Geschenke in unserer Gemeinde

lassen. Dies darf nicht älter als 3 Monate

fahren wird?

zulässig? Welche Grenzen sind uns in der

sein und muss im Abstand von 5 Jahren

Gemeinde diesbezüglich wichtig?

wiederholt werden. • Wer muss ein erweitertes Führungs-

V

Kolpingsfamilie/-jugend und verschiedenen

und umgesetzt werden müssen. Sie bildet

sozialen Netzwerken

Missbrauchsfälle in der katholischen

Fragstellungen, die es zum Schutz von Kin-

die Grundlage für die weitere Erarbeitung

Filmen und Fotografieren setzt grundsätz-

Kirche. Als Folge dessen wurde das Thema

dern, Jugendlichen und Schutzbefohlenen zu

des Schutzkonzeptes.

lich das Einverständnis der Betroffenen

und die Forderung nach präventiven Maß-

klären gibt.

or einigen Jahren begann die Aufar-

die Auseinandersetzung mit der eigenen

vor sexualisierter Gewalt erforderlich sind

Umgang mit Nutzung von Medien und

beitung der zahlreich aufgedeckten

nahmen immer größer. Die (Erz-) Bischöfe

• Sind Verantwortlichkeiten geregelt und bekannt? • Gibt es eine Informationskette? Ist diese allen Beteiligten bekannt?

zeugnis vorlegen? •W ie wird die Dokumentation gewähr-

• Ist die Dokumentation geregelt?

leistet? Nun habt ihr es fast geschafft. Ein paar

Je mehr Gruppierungen und Altersstu-

bzw. deren Erziehungsberechtigten vor-

4. Beratungs- und Beschwerdewege

formale Schritte sind noch notwendig.

fen sich an der Risikoanalyse beteiligen

aus. Eine Veröffentlichung oder Weiterga-

• Welche Beschwerdewege bietet unser

Das Schutzkonzept muss implementiert

der in NRW gelegenen Diözesen haben sich

Was bedeutet das konkret?

bzw. beteiligt werden, desto repräsenta-

be eines Personenfotos – insbesondere in

Verband für Kinder, Jugendliche, Eltern

werden. Vielleicht verbindet ihr das In-

auf gemeinsame Anforderungen sowie Vor-

Als kirchlicher Rechtsträger ist erst einmal

tiver wird das Schutzkonzept sein. Daher

sozialen Netzwerken und Internetforen –

und Leiter/Erwachsene? Wo sind diese

krafttreten öffentlichkeitswirksam mit ei-

gaben zur Prävention gegen sexualisierte

die Kolpingsfamilie dazu verpflichtet ein

haben wir als Kolpingjugend DV Pader-

setzt die Zustimmung der Betroffenen und

veröffentlicht?

ner Veranstaltung, einem informierenden

Gewalt verständigt. In diesen Vorgaben wird

solches Schutzkonzept zu erstellen. Sofern

born zwei Herangehensweisen erarbeitet,

die des Rechtsträgers voraus. Das allge-

• Welche externen Beratungsstellen kön-

Elternabend, einem Pressetermin? Und

von jedem kirchlichen Rechtsträger ein ins-

es eine Kolpingjugend oder Kinder- und

die zum einen die Sichtweise von Kindern

meine Persönlichkeitsrecht, insbesondere

nen genutzt werden (Fachberatungs-

bitte nicht vergessen: Es muss dem Prä-

titutionelles Schutzkonzept gefordert, dass

Jugendstufenarbeit bei euch vor Ort gibt,

und Jugendlichen in den Blick nimmt, als

das Recht am eigenen Bild, ist zu achten.

stellen, kommunales Jugendamt, etc.)?

ventionsbeauftragten im Erzbistum Pa-

dem Schutze von Kindern, Jugendlichen und

sollten die Leiter, Vorstände, ehrenamtlich

auch die der Vorstände.

Gibt es noch weitere Punkte, die uns in

• Wer muss wann informiert werden?

derborn zugeleitet werden. Aktuell ist dies

erwachsenen Schutzbefohlenen dient. Ziel

Tätigen bei der Erstellung miteinbezogen

Beispiel: Wimmelbildmethode/Fragebogen

diesem Zusammenhang wichtig sind?

• In welcher Form wird über die verschie-

Karl-Heinz Stahl.

dieses Konzepts ist es, eine entsprechende

werden.

Anhand der Antworten und Sichtweisen

Haltung der ehrenamtlich tätigen Menschen

lässt sich im nächsten Schritt der Verhal-

Intimsphäre

zu entwickeln, die Zahl der sexualisierten

geführten Punkte abzuarbeiten, informiert

tenskodex erarbeiten.

Stichwörter: Umkleiden, Duschen/Körper-

Gewalttaten zu verringern, mit Grenzüber-

euch zuerst in eurer Gemeinde oder Pas-

schreitungen oder Übergriffen professionel-

toralverbund/pastoralen Raum, ob es ggf.

2. Verhaltenskodex

ler umzugehen und das Thema langfristig

schon eine Arbeitsgruppe zum Schutzkon-

Der Verhaltenskodex bietet Orientierung

Regeln und Konsequenzen/erzieheri-

präsent zu halten.

zept gibt, der ihr euch anschließen könnt.

für angemessenes Verhalten und bietet

sche Maßnahmen

5. Qualitätsmanagement

Prozess immer wieder auch auf seine

Ansprechpartner für euch ist in erster Instanz

einen Rahmen, um Grenzverletzungen zu

• Wie gehen wir mit Konsequenzen um?

• Wie kann eine regelmäßige Überprü-

Aktualität und eventuellen Änderungs-/

der ortsansässige Pfarrer oder aber die be-

vermeiden. Der Kodex ist Grundlage für

• Wann sprechen wir welche aus?

zept für die haupt- und ehrenamtlichen

auftragte Präventionsfachkraft vor Ort.

das Verständnis im Umgang mit Kindern,

Mitarbeiter*innen erstellt, das auf unserer

Jugendlichen

Homepage eingesehen werden kann. Die

chen angestoßen worden, darf jetzt die Ini-

Jede*r ehrenamtlich Tätige erkennt diese

Stichwörter: Übernachtungen, Transport-

Kolpingsfamilien und Kolpingjugenden in

tiative ergriffen werden, um selber aktiv zu

Verhaltensregeln durch Unterzeichnung

situationen, alleiniger Aufenthalt einer Be-

den Gemeinden und Pfarreien haben sehr

werden. Dafür geht ihr wie folgt vor:

an und verpflichtet sich zu deren Umset-

gleitperson mit einem anvertrauten Kind

6. Aus- und Fortbildung/Qualifikation

das Konzept gegriffen hat.

zung. Die unterschriebenen Verhaltens-

oder Jugendlichen etc.

• Wer muss in welchem Umfang infor-

Die Kolpingjugend DV Paderborn hat

bereits

ein

institutionelles

Schutzkon-

Bevor ihr direkt loslegt die unten auf-

Ist bei euch vor Ort noch nichts derglei-

unterschiedliche räumliche und zeitliche

pflege, Übernachtungen

und

Schutzbefohlenen.

Verhalten auf Freizeiten und Reisen

denen Beschwerdeverfahren in unserer

Und schließlich: Macht weiter, bleibt

Kolpingsfamilie informiert?

am Ball! Ein Schutzkonzept ist nicht da-

• E rnennung einer Präventionsfachkraft als

für gedacht, verschriftlicht zu werden und

mögliche Ansprechperson, die über Melde-

anschließend sein Dasein in einem ver-

wege und Beratungsstellen informieren kann.

staubten Büroordner zu fristen. Es muss gelebt und in einem kontinuierlichen

fung (und ggf. Weiterentwicklung) des

Ergänzungsbedarf

Schutzkonzeptes sichergestellt werden?

Spätestens, wenn es bei euch zu einer

• Wie wird bei Verstößen gegen das

Grenzverletzung/-überschreitung gekom-

Schutzkonzept reagiert?

überprüft

werden.

men ist, die niemals absolut ausgeschlossen werden kann: Überprüft, ob und wie Als weitere Orientierung kann die Ar-

Möglichkeiten und sind in ihrer Verbandstä-

1. Risikoanalyse

kodizes werden unter Beachtung der Da-

miert bzw. geschult werden? (Jugend-)

beitshilfe des Erzbistums Paderborn die-

tigkeit mit anderen Gegebenheiten und Situ-

Die Basis eines Schutzkonzeptes bildet die

tenschutzbestimmungen vom Vorstand

3. Persönliche Eignung

Vorstand, Leiterrunden, Arbeitskreise,

nen als auch „Konkrete Schritte und Emp-

ationen konfrontiert, die andere Risikofakto-

sogenannte Risikoanalyse, die offenlegt, wo

aufbewahrt und dokumentiert.

Als Rechtsträger trägt die Kolpingsfamilie

Gremien, Freizeitleiter, Gruppenleiter, etc.

ren mit sich bringen können. Daher werden

die verletzlichen Stellen unseres Verbandes

Der Verhaltenskodex sollte mindes-

Verantwortung dafür, dass nur Personen

die einzelnen Kolpingsfamilien angehalten

liegen – sei es im baulichen Bereich, im Um-

tens Regelungen zu folgenden Stichwor-

mit der Beaufsichtigung, Betreuung, Er-

ihr eigenes Schutzkonzept, das auf die indi-

gang mit Nähe und Distanz oder die Auswahl

ten enthalten:

ziehung oder Ausbildung von Minderjäh-

7. Maßnahmen zur Stärkung von Minderjährigen

viduellen Besonderheiten der Gemeinde an-

von Spielen und Angeboten.

rigen und schutz- oder hilfebedürftigen

• In welcher Form werden Kinder und Ju-

gepasst ist, zu erstellen. Das Schutzkonzept

Es ist sozusagen eine Bestandsaufnahme,

Gestaltung von Nähe und Distanz

Erwachsenen betraut werden, die neben

gendliche altersgemäß und aktiv einbe-

des Diözesanverbandes kann als Rahmen

ob in der alltäglichen Arbeit oder den Orga-

• Wie wollen wir miteinander umgehen?

der erforderlichen fachlichen auch über

und Orientierung dienen.

nisationsstrukturen Risiken oder Schwach-

• Wieviel Nähe ist in Ordnung?

die persönliche Eignung verfügen.

stellen bestehen, die die Ausübung von se-

• Was geht nicht?

• Ist dem Kolpingvorstand bekannt, wer

zogen? che in unserer Kolpingsfamilie/-jugend

xualisierter Gewalt ermöglichen oder sogar

Schutzkonzeptes geht es nicht darum, be-

begünstigen. Die Ergebnisse der Analyse zei-

Sprache und Wortwahl

Sofern es in eurem Kontext Kontakt zu

sonders viele Papiere in kürzester Zeit zu-

gen, welche konzeptionellen oder strukturel-

Was ist uns bei der Sprache und Wortwahl

Kindern und Jugendlichen gibt, ist die

8. Krisenmanagement

sammenzuschreiben. Vielmehr geht es um

len Verbesserungen im Sinne des Schutzes

mit Kindern und Jugendlichen wichtig?

Kolpingsfamilie dazu verpflichtet, sich bei

• Ist geregelt, wie mit Mitteilungen sowie

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Lisa Metken

• Wie können wir Kinder und Jugendli-

Bei der Erarbeitung eines institutionellen

ehrenamtlich tätig ist?

fehlungen aus der Praxis“ www.praevention-erzbistum-paderborn.de/

stark machen?

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