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Steirer nützen Chancen in Polen
70 MILLIONEN EURO TEURES GROSSMUSEUM IN KATTOWITZ
SIEGER KOMMT AUS GRAZ
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Die Stadt hat sich ursprünglich was Prestigeträchtiges erwartet“, beschreibt das Architekten-Duo Florian Riegler und Roger Riewe die Reaktionen. Niemand von den Entscheidungsträgern hatte damit gerechnet, dass die
Grazer Architekten ihr eingereichtes Projekt für den Neubau des 60 Millionen Euro teuren Kunstmuseums in der KohleStadt Kattowitz praktisch „unterirdisch anlegen“ werden. „Das war für uns das Faszinierende.“ Die internationale Jury und auch die Stadt entschieden sich aus den 58 Bewerbungen im Juni 2007 dennoch einstimmig für den Vorschlag des steirischen Architekten-Duos. Die Wettbewerbsjury lobte insbesondere die Originalität des Projekts und die symbolische Verbindung mit Kultur und Geschichte von Stadt und Region sowie die Flexibilität des Konzeptes und den respektvollen Umgang mit der historischen Bausubstanz. Das Projekt fand starke Beachtung in der internationalen Fachpresse und speziell die polnische Presse schrieb sehr viel über die Grazer Architekten.
In ihrem Entwurf ließen diese die alten Industriegebäude stehen, die dann neu genutzt werden sollen. „Wir waren vorher nie in Kattowitz, das ist vielleicht sogar gut gewesen“, resümiert Architekt Florian Riegler im Nachhinein. Derzeit arbeitet man in Graz bereits an den Einreichungsplänen. 2011/2012 wird das Museum eröffnet.
Heute noch Dristesse auf dem Gelände der ehemaligen Kohlengrube ...

... 2011/2012 soll dort Polens größtes Museum und Kulturzentrum eröffnet werden.
Riegler, Voves, Riewe, Ortner und österreichischer Botschafter (v.l.n.r.) beim Lokalaugenschein in Kattowitz auf dem künftigen Museumsgelände.


„Zwischen fünf und zehn Mitarbeiter aus dem Büro werden in der zweijährigen Bauphase zu tun haben“, so Florian Riegler, der sich mit seinem Partner international bereits einen guten Namen gemacht hat. In der Steiermark stammt der Flughafen Graz (die erste Ausbaustufe) vom Büro Riegler-Riewe, die Messehalle neben der Stadthalle ist gerade im Fertigwerden. „Weitere Arbeiten von uns sind der Bahnhof in Innsbruck, gegenwärtig arbeiten wir auch an großen Projekten in Deutschland“, so Florian Riegler. Auch den international stark besetzten Wettbewerb der Styria AG (Katholischer Pressverein, Kleine Zeitung) gewannen RieglerRiewe. Realisiert wird allerdings ein anderes Projekt. Gegenüber der Stadthalle und Messe soll ja bekanntlich ein großes Medien- und Verwaltungszentrum entstehen.
F oto:J. Mezyk

Wird einen prominenten Platz im neuen Museum finden: Tadeusz Makowski, Kinder unter dem Wegweiser, ca. 1930.
Jeder private Auftraggeber kann natürlich das bauen, was er will“, so der erfolgreiche Architekt. Aber die Vorgangsweise der Styria AG empfinde er als sehr unfair, unanständig und befremdend. „Das haben wir in unserer Laufbahn noch nie und nirgends erlebt“, bemerkt Florian Riegler. „Die Verantwortlichen der Styria AG fanden es nicht der Mühe wert“, so Riegler, „mit uns ein Gespräch zu führen, warum sie von ihrem Projekt Abstand nehmen würden, sondern taten dies mit einem knappen Schreiben. Alle unsere Versuche für eine Verständigung sind praktisch abgeblockt worden.“ „Die Styria AG verweigerte auch nur einen Euro PauschalAbgeltung. Aus unserer Sicht ist das völlig unverständlich und so etwas passiert nirgends“, so das Architekten-Duo. Und das Preisgeld? Es ist schon richtig, dass für die Erarbeitung des Wettbewerbs ein Preisgeld ausgeschüttet wurde (25.000,– Euro netto für die 1. Stufe und weitere 12.000,– Euro netto für die 2. Stufe der Bearbeitung). Klar ist aber auch, dass nach nationaler und internationaler Regel das Preisgeld für Wettbewerbsbeiträge nur einen Bruchteil des tatsächlichen Wertes der zu erbringenden Leistung ausmacht. Dies ist geradezu das Prinzip eines Wettbewerbs, dass nämlich für ein geringes Preisgeld von mehreren Teilnehmern die Leistungen eines Vorentwurfs verlangt werden, jedoch mit einer entscheidenden Erklärung, wonach dem 1. Preisträger die Beauftragung mit der Gesamtleistung in Aussicht gestellt wird. Dies war auch beim Wettbewerb Styria der Fall. Der tatsächliche Wert der Leistung orientiert sich nach der Bewertung für den Vorentwurf und hätte im konkreten Fall abzüglich des Preisgeldes 583.000,–Euro brutto ausgemacht, was auch im Zuge einer Klage den Streitwert dargestellt hatte. Kurzfristig überlegten die beiden Büropartner, die Gerichte einzuschalten, doch schreckten sie vor der Medien- und Wirtschaftsmacht der Styria AG als Platzhirsch in der Steiermark letztendlich zurück.
Flughafen Graz: Auch ein Projekt der Architekten Riegler/Riewe.

KONFLIKT MIT STYRIA AG NACH GEWONNENEM WETTBEWERB „DAS WAR UNFAIR“
Dazu Styria-Generaldirektor Horst Pirker
Der Wettbewerb war außergewöhnlich hoch dotiert: Damit waren – schriftlich vertraglich vereinbart – die Leistungen aller Wettbewerbsteilnehmer abgegolten (wie bei jedem mir bekannten anderen Wettbewerb auch). Woher sollte jetzt also ein darüber hinausgehender Anspruch kommen? Riegler-Riewe sind zweifellos sehr gute Architekten; ihr Projekt für uns war leider nicht überzeugend genug, dafür rund 70 Millionen Euro (das ist immerhin eine Milliarde Schilling) zu investieren. Wir haben uns an jede Vereinbarung mit den Architekten auf Punkt und Beistrich gehalten; wenn sie jetzt versuchen, ihre schon eingeschlafene „Verleumdungskampagne“ wiederzubeleben, fehlt mir jedes Verständnis (und jede weitere Nachsicht).
UNGARN UND STEIRER VEREINBARTEN BEIM TREFFEN ÜBER RAAB-SCHAUM: NEUE WEGE IN SACHEN UMWELTSCH(M)UTZ
F oto:Wikipedia


Diese Idylle an der Raab wünschen sich die Menschen. Doch der Fluss ist abschnittsweise stark gestört durch Industrie-Abwässer. Bis zum Jahr 2012 soll sich die Wasserqualität wieder entscheidend bessern.
Damit gegenseitige Schuldzuweisungen in Sachen Gewässerschutz endlich aufhören: Ab Juli soll eine völlig neue Zusammenarbeit zwischen Ungarn und der Steiermark anlaufen. Während österreichische Experten in Ungarn Gewässerproben ziehen dürfen, testen die Ungarn auch die Flüsse auf österreichischer Seite. Darauf verständigten sich Landeshauptmann Franz Voves, Umweltlandesrat Manfred Wegscheider und die ungarische Regierung beim jüngsten Besuch in Ungarn. Eine vernünftige Maßnahme zur Klimaverbesserung der Beziehungen, die doch deutlich getrübt sind.
Das im vergangenen Jahr beschlossene Aktionsprogramm werde exakt eingehalten, betonten die beiden steirischen Regierer. Es gäbe wesentlich verschärfte Umweltauflagen bei Bewilligungen für Unternehmen, die an der Raab liegen, verwies Voves auf die Maßnahmen der Steiermark. Außerdem unterstütze man mit rund 1,7 Millionen Euro die rasche Realisierung der Umweltschutzprojekte. Voves verwies aber darauf, dass vor allem in der Lederfabrik in Wollsdorf eine völlige Stilllegung für die Dauer der Baumaßnahmen kaum möglich und realistisch sei. Ein Großteil der rund 900 Mitarbeiter sei der unteren Einkommensschicht zuzuordnen und an deren Arbeitsplätzen hingen „ganze Familienschicksale“.

Öl-Mann Rudi Roth erklärt Landeshauptmann Franz Voves, wie die Biodiesel-Anlage funktioniert.
Sein GAK kämpft wirtschaftlich ums Überleben, er erlebt geschäftlich einen Höhenflug. ExGAK-Fußballpräsident Rudi Roth hat in den letzten eineinhalb Jahren im ungarischen Komarom an der Donau, 150 km östlich von Wien gelegen, die größte Biodiesel-Fabrik Ungarns errichtet. Seit Anfang des Jahres wird produziert. Landeshauptmann Franz Voves hat bei seinem Ungarn-Besuch die Eröffnung vorgenommen.
KLIPP: War das der Auslöser für Ihren Rückzug als GAK-Präsident? Aufgrund der heißen Diskussion um Biodiesel ist das eine gute Zeit für Sie? Roth: Ja, das war wirklich der Hauptgrund für meinen Rückzug – und zur gegenwärtigen Diskussion: Wir haben langfristige Lieferverträge mit der MOL und damit ist die Abnahme gesichert.
KLIPP: Es handelt sich um eine der größten Anlagen Europas. Wie viel musste da investiert werden? Roth: Wir haben rund 40 Millionen Euro, also 600 Millionen österreichische Schilling, in diese Anlage investiert. Wir,

Eröffnung der größten BiodieselAnlage Ungarns in Komarom, 160 Kilometer östlich von Wien an der Donau gelegen.
damit meine ich meine Rossi BeteiligungsgmbH und den ungarischen Erdöl- und Gas-Konzern MOL. An dem Gemeinschaftsunternehmen halte ich 75 Prozent und die MOL 25.
KLIPP: Wie viel Biodiesel soll produziert werden? Roth: Rund 150.000 Tonnen im Jahr, 120.000 will die MOL in Ungarn vermarkten. Verarbeitet
EIN ÖSTERREICHER ERRICHTETE DIE GRÖSSTE BIODIESEL-ANLAGE UNGARNS GROSSER TAG FÜR ROTH

werden hier Produkte zu 50 Prozent Altspeiseöle und zu 50 Prozent Rapsöl.
KLIPP: Sie sind ungarischer Honorarkonsul, haben also eine besondere Nähe zu diesem Land. Die Anlage steht auch auf MOLGelände. Das ist ja nicht der erste Deal mit den Ungarn. Roth: Nein, im Jahr 2004 haben wir die Mehrheit unserer Firma Roth Heizöle an die ungarische MOL verkauft, die damit auch an den Tankstellen in der Steiermark und Oberösterreich beteiligt ist und so auch am österreichischen Markt vertreten.
