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Muss Gräfin ins Gefängnis?

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MUSS DIE GRÄFIN INS

HERBERSTEIN-PROZESS GEHT IN DIE ENDRUNDE. STAATSANWALT ERRECHNET 332.000 EURO FÖRDERUNGSMISSBRAUCH UND 765.000 EURO STEUERHINTERZIEHUNG

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Es ist immer die gleiche Geschichte. Wer hoch steigt, kann tief fallen. Andrea Herberstein, 55, ist sicher eine bemühte und engagierte Mutter, der sich aufgrund ihres Namens alle Türen öffneten. Von vielen bewundert, mit den Mächtigen und Wichtigen dieses Landes bekannt und befreundet, von anderen begehrt – droht ihr jetzt eine Gefängnisstrafe?

Auf 332.000,– Euro hat Staatsanwalt Winklhofer die Anklage nach den Zeugenaussagen ausgeweitet. Der Vorwurf des schweren Betrugs, der Abgabenhinterziehung und des Förderungsmissbrauchs hat sich erhärtet. Muss die Gräfin ins Gefängnis? Diese Frage stellt sich einfach nach den Verfahrensergebnissen, die Andrea Herberstein noch schwerer belasten.

Schwarzbuchhaltung

„Seit wann gab es auf Herberstein eine Schwarzbuchhaltung“, bohrt Richterin Elisabeth Juschitz. Dieses Wort mag die Gräfin gar nicht hören. Sie spricht nobel, wie es sich für ihresgleichen ziemt vom „zweiten Rechnungskreis“. „Seit den 70er-Jahren“, gibt sie zu. „Und in welchen Bereichen?“ „Vor allem bei den Eintrittskarten für den Tierpark.“ Gutachter Fritz Kleiner hatte „nur für den Zeitraum von acht Jahren“ jährlich rund zwei Millionen Schilling Schwarzgeld errechnet. Hochgerechnet auf den gesamten Zeitraum, wo Herberstein um Landesförderung ansuchte und diese auch floss, sind das zumindest 30 Millionen Schilling. Das Land Steiermark wurde damit hinters Licht geführt, die Einkommenssituation des Tierparks weit schlechter dargestellt, als sie war. Und deshalb muss man die Frage stellen, ob Herberstein dann überhaupt in diesem Ausmaß förderungswürdig gewesen wäre. Insgesamt hat die Familie Herberstein acht Millionen Euro an Steuergeldern kassiert. Und wofür wurde dieses Geld verwendet? „Für private Aufwendungen und Löhne“, gesteht Andrea Herberstein der Richterin gegenüber ein. Rund 10.000,– Euro (140.000,–

GEFÄNGNIS ?

Schilling) hat sie monatlich für ihre privaten Zwecke abgezweigt. Diese fehlten natürlich in der Tierpark-Kassa. Damit präsentierte sich der Tierpark dem Land gegenüber als notleidend und förderungswürdig. Eine Täuschung, deretwegen sie nun auf der Anklagebank sitzt.

Schicksalsjahr 2000

Abgewickelt mit den Behörden hat dies in ihrem Auftrag ihr ehemaliger Gutsverwalter Heinz Boxan. Er sollte bei seinem Ausscheiden im Jahre 2000 die Unterlagen der Schwarzbuchhaltung vernichten, sicherte sich aber eine Kopie. Es war Stillschweigen für alle Zeiten vereinbart. Jetzt sitzt er im Prozess neben seinen ehemaligen Chefs Andrea Herberstein und Maximilian Herberstein auf der Anklagebank. Mit seiner Selbstanzeige hat er „den Fall Herberstein erst ins Rollen gebracht“.

Warum soll das Land ihre Schulden zahlen?

Bis zum Jahre 2004 waren 6,3 Millionen Euro (fast 100 Millionen Schilling) an Steuergeldern in Form von Förderungen an Herberstein geflossen. Dazu kam im Sommer nochmals die umstrittene Ferialverfügung, von Waltraud Klasnic gefordert, in der Höhe von einer Million Euro. Für Unwetterschäden, hieß es offiziell. Staatsanwalt Johann Winklhofer vermutet, dass mit diesem Geld vielmehr der drohende Konkurs abgewendet werden sollte. „Nein, wir standen nie vor dem Konkurs“, verteidigt sich Andrea Herberstein. „Seltsam“, blättert die Richterin im Akt, „auf Ihrer eigenen Homepage steht: ,Ich warte auf Hilfe von außen ... ich weiß nicht, wie ich den Betrieb aufrechterhalten kann.‘ Wie erklären Sie das?“ „Eine Panne.“ „Aber auf Ihrer Homepage?!“, wundert sich die Richterin. „Mehr kann ich dazu nicht sagen.“ Wie sehr Waltraud Klasnic Andrea Herberstein helfen wollte: Sie erreichte von ihr das mündliche Versprechen, für weitere 8,7 Millionen Euro an Förderung zu sorgen. Klasnic will allerdings bei ihrem Zeugenauftritt das so nicht gesagt haben.

Ein Bild aus vergangenen Tagen: Andrea Herberstein war so etwas wie die First Lady der Oststeiermark und füllte diese Position mit Lächeln und Tatkraft aus. Kein privates Geld

In nur vier Jahren gab es eine Million Euro Privatentnahmen, obwohl die finanzielle Lage äußerst angespannt war. „Warum haben Sie dem Betrieb nicht eigene Mittel zugeschossen? Es war doch Ihr eigenes Unternehmen? Warum haben Sie keine Kunstwerke oder Liegenschaften verkauft?“, fragt die Richterin. Die angeklagte Gräfin: „Ich wartete auf die Förderung, das

Aufstieg der Andrea Untersteiner

Schon früh erkannten Bekannte und Außenstehende, dass die Ehe nicht gerade ganz harmonisch verlief. Dennoch, sie bot der Wienerin aus bürgerlichem Haus dafür die Chance, dem verblichenen Glanz eines historischen Namens und den Resten eines früher einmal großen Adelsgutes in der Oststeiermark den Stempel ihrer Kreativität aufzudrücken, formulierte ein Journalist im Vorjahr. Und zwar stets auf eine Art, die gut sichtbar ist, am besten in Schlagzeilen und Seitenblicken. Sie griff anfangs ordentlich zu auf Gut Herberstein und erkannte die Chance, den kleinen, zufällig gewachsenen Tierpark in ein Vorzeigeunternehmen zu verwandeln. Als Mutter von drei Kindern bewährte sie sich vor und nach der Scheidung, auch war sie zu einer bekannten Kulturmanagerin aufgestiegen. Sie war so etwas wie die First Lady der Oststeiermark und füllte diese Position mit Lächeln und Tatkraft aus. Der übrige Adel allerdings – die blaublütigen Damen und Herren, die in der weiß-grünen Mark zu Hause sind –, vergaß nicht darauf hinzuweisen, dass sie doch nicht ganz aus ihrem Kreis komme, sondern eben hineingeheiratet habe. Rasch erkannte auch die Politik ihr Potential. Landeshauptmann Josef Krainer unterstützte die charmante, attraktive Gräfin mit viel Herz und Engagement. Für die Landesausstellung „Brücke und Bollwerk“ vor 20 Jahren erhielten die Herbersteins erstmals eine großzügige Förderung durch das Land. Die Ausstellung lief blendend und von da an hatte die Herrin des Schlosses Herberstein ein stets offenes Ohr bei den ÖVP-Spitzen im Lande. Da die Herbersteins keine allzu großen Grund- und Waldflächen ihr Eigen nannten, setzte die Gräfin mit ihrer Expansionsstrategie vor allem auf Förderungen der öffentlichen Hand. Die Großen des Landes wusste sie gut zu behandeln und überzeugte mit ihrem Charme. Eine „Gräfin“ war für die steirische Politik allemal ein Aushängeschild.

Geld war mir zugesagt.“ „Aber wie kommt das Land dazu, die Schulden eines Privatunternehmens zu zahlen?“, lässt die Richterin nicht locker. „Das kann ich nicht beantworten“, weicht Andrea Herberstein aus. Das, was tausende kleine und auch große Unternehmen tun müssen, nämlich eigenes Geld in den Betrieb zu investieren oder Kredite aufzunehmen, wenn man ausbauen will oder es nicht wie gewünscht läuft, kam ihr offensichtlich nicht in den Sinn. Da waren die öffentlichen Gelder natürlich weit angenehmer.

Klarer Betrug

Das Umschreiben von Rechnungen von Privatarbeiten für die Herbersteins und die Wohnung von Thomas Hampson in Wien auf betriebliche Ausgaben war eine gängige Praxis, erfährt der Zuhörer im Prozess. Ein Beispiel, das den Betrug und Förderungsmissbrauch dokumentiert: Ein oststeirischer Tischler wurde von Andrea Herberstein beauftragt, Arbeiten für die Wohnung von Thomas Hampson in Wien zu machen. Alles Mögliche war darunter, Regale, Schreibtischplatten, Schlafzimmer. Das machte exakt 231.069 Schilling brutto aus. „Genau diese Summe findet sich auf einer Rechnung an Herberstein wieder, allerdings unter ,Fenster für den Sattelgang‘. Frau Herberstein, können Sie mir das erklären?“ Sie überlegt: „Ich kann dazu nichts sagen.“ – „Hat diese Firma die Arbeiten in Wien überhaupt gemacht?“ – „Ja, sehr viele.“ – „Wie kommt es dazu: Gleicher Betrag? Gleiches Datum? Umgeschrieben auf die Gutsverwaltung und bei der Rechtsabteilung 14 des Landes eingereicht und gefördert?!“ –„Ich kann dazu nichts sagen.“ Die Richterin schon: „Frau Herberstein, dieser Firmenchef hat eine Selbstanzeige erstattet. Darin sagt er, Sie hätten ihn aufgefordert, er soll diese Wiener Rechnung auf die Herberstein’sche Gutsverwaltung umschreiben, dann bekäme er sein Geld sofort, was sagen Sie dazu?“ –„Das ist nicht richtig.“ Staatsanwalt Winklhofer hakt nach: „Hat es diese Besprechung überhaupt gegeben?“ „Nein.“ Der Firmenchef als Zeuge bestätigte allerdings diese Besprechung. Ein weiteres Gustostückerl: Da geht es um die wundersame Verwandlung einer exklusiven Stahltreppe in der Wiener Wohnung von Thomas Hampson in eine Wolfshöhle im Tierpark Herberstein. Oder um tatsächliche Arbeiten im Nasenbär-Gehege, die sich aber in „geschotterte Wege“ verwandeln mussten. Warum? Das eine wurde gefördert, das andere nicht. Für Hampsons Wohnung konnte man keine Vorsteuer geltend machen – für Rechnungen an die Herberstein’sche Gutsverwaltung schon. „Ursprünglich wollte ich die Rechnung nicht umschreiben“, erzählt eine Zeugin, deren Baufirma im Tierpark tätig war. „Aber dann hab’ ich es halt doch gemacht.“ Sehr lange musste die Firma auf ihr Geld warten, „wir haben uns schon eine Klage überlegt, aber dann haben wir uns wieder zusammengerauft. Es waren ja doch gute Kunden“, berichtet die Zeugin über ihre Erfahrung mit der Gutsverwaltung. Ein oststeirischer Tischlermeister kann das alles nur bestätigen. Er hat umfangreiche Restaurierungsarbeiten in der Wohnung von Thomas Hampson gemacht – jedoch mehrere Rechnungen auf Herberstein umgeschrieben. „Wer gab Ihnen dazu den Auftrag?“, möchte Richterin Elisabeth Juschitz wissen. „Zuerst Gutsverwalter Heinz Boxan und später Andrea Herberstein selbst. Sie sagte konkret, was auf der umgeschriebenen Rechnung zu stehen hat.“ Also anstatt „Diverse Arbeiten in Wien“ wurden „Acht Fenster im Sattelgang Herberstein“ eingetragen. Aus einem Schreibtisch wurden „Fenster im Gästezimmer“ des Schlosses. „Wie war die Zahlungsmoral?“ – „Es war immer ein Kampf“, erinnert sich der Tischler, „vom Bezahlen wollte man nichts wissen, immer nur bestellen, bestellen, bestellen. Ich brauchte doch das Geld für meine Mitarbeiter.“ Ohne diese Umschreibungen wäre man nicht in der Lage gewesen, vom Land die satten Förderungen zu kassieren. Dazu ein erklärendes Beispiel: Eine Investition im Tierpark wird im Förderansuchen mit 100.000,–Euro beziffert. Diese gibt es in Wirklichkeit in diesem Ausmaß nicht. Nur durch das Umschreiben von privaten Rechnungen kommt man auf den Investitionsbetrag, woraufhin das Land diese „Investition im Tierpark“ zum Beispiel mit 30.000,– Euro fördert. „Der Auftrag dazu erfolgte von Andrea Herberstein in zahllosen Fällen“, betont ExGutsverwalter Heinz Boxan. Ein Vorgehen, bei dem aufgrund der Schadenshöhe ein Angeklagter, der nicht den Namensbonus Herberstein für sich beanspruchen kann, mit höchster Wahrscheinlichkeit zu einer teilbedingten Strafe verurteilt wird. Geht es doch um schweren Betrug und Abgabenhinterziehung von insgesamt mehr als einer Million Euro. Das Mindestausmaß für eine teilbedingte Strafe beträgt drei Monate unbedingt, der Rest bedingt und dazu kommt noch die Geldstrafe.

Vor dem Gesetz gleich?

Die nächsten Wochen werden zeigen, ob auch vor dem Gericht alle wirklich gleich sind oder manche doch gleicher. Andrea Herberstein hofft natürlich, mit einer Geldstrafe davonzukommen. Interessant wird auch sein, ob das Land nicht nur die vorgetäuschten Förderungsbeträge auf dem Zivilgerichtsweg einklagen wird, nachdem bereits erkennbar ist, dass ein beträchtlicher Teil der 7,3 Millionen Euro hohen Förderungen praktisch durch Falschangaben erschlichen worden ist. Man hätte diese nie und nimmer genehmigt. Die Frage des Gerichts an einen hohen Beamten, der als Zeuge geladen war: „Hätten Sie das erkannt, wäre dann die gesamte Förderung zurückzuzahlen gewesen oder nur diese Summe?“ Der Zeuge: „Darüber habe ich noch nie entschieden.“ Offensichtlich muss das erst ein Gericht tun. Der Strafprozess mit all seinen Folgen wird die Herbersteins zumindest gut eine Million Euro kosten, sollte die Zivilklage des Landes dazukommen, dann geht es um wesentlich mehr. Unterm Strich könnte dann auch der Verkauf von Liegenschaften eine Endlösung sein. ❖

HERBERSTEIN abc

Adel

Ihre Ehe mit dem gräflichen Haus Herberstein, und dort mit dem Spross Johann Otto, machte die bürgerliche Andrea Untersteiner zur Gräfin und plötzlich attraktiv auch für die Öffentlichkeit.

Andrea

So nannten sie Freunde. Bei ihren Mitarbeitern und Lieferanten, aber auch in der Öffentlichkeit hatte sie nichts dagegen, mit „Gräfin“ angesprochen zu werden.

Andrieu Johannes

Keine rechte Freude hatte die SPÖ seit jeher mit Rechnungshof-Direktor Johannes Andrieu. Dieser war vor seiner Bestellung unter anderem Sekretär im Kabinett von Altlandeshauptmann Josef Krainer. Laut SPÖ sei der Herberstein-Rechnungshofbericht lückenhaft, hingegen der Bericht zur Spitalscausa LKHWest (auch da gibt es einen Untersuchungsausschuss) aufgebauscht. Er habe kein partei-, sondern ein staatspolitisches Amt, verteidigt sich Andrieu, „das ich ohne jede parteipolitische Motivation ausübe“. Er habe niemals Weisungen erteilt. In dem tendenziell für die ÖVP eher unangenehmen Herberstein-Bericht habe, so Andrieu, der Rechnungshof seinen Prüfauftrag sogar übererfüllt. Die umstrittene Ferialverfügung in der Höhe von einer Million Euro durch Landeshauptfrau Waltraud Klasnic habe nicht zum Prüfungsauftrag gehört. Genau das nicht unter die Lupe genommen zu haben, wirft die SPÖ dem ehemaligen der ÖVP verpflichteten Beamten vor.

Antiquitäten

Der renommierte AntiquitätenHändler Christoph Hobel in Graz war jahrelang ein Geschäftspartner von Andrea Herberstein, der ihr höchstes Vertrauen besaß. Durch einen Unfall wurde Hobel über Monate hinweg arbeitsunfähig. Die Gräfin klagte daraufhin ausstehende Arbeiten ein. Hobel wiederum wollte von Frau Herberstein seine Außenstände beglichen haben. Doch dies funktionierte nicht. Und wie war das zuvor? Herberstein ließ bei Hobel Antiquitäten restaurieren oder man kaufte welche an. Hobel musste dann in etlichen Fällen als Rechnungsadresse den Tierpark anführen und dortige Arbeiten, obwohl die Antiquitäten von ihm unter anderem in die Hampson-Villa nach Wien oder auch ins Schloss Herberstein geliefert wurden. Schon der Rechnungshof hat kritisiert, dass die Kunstsammlung OEG der Tierpark OEG regelmäßig Kunstgegenstände lieh, die in diesem Zeitraum dann auf Kosten der Tierpark OEG restauriert wurden. Ab dem Jahre 2002, so erklärt Hobel der Zeitschrift Falter in einem Interview, wurde er veranlasst, viele Rechnungen der Tierpark OEG zu schicken, ab dem Jahre 2003 praktisch nur noch an den Tierpark, was dessen Verluste klarerweise erhöhte. In den Jahren 2000 bis 2003 verrechnete Hobel dem Tierund Naturpark rund 300.000,–Euro für Restaurierungsarbeiten.

August 2005

Es war der Rohbericht des Rechnungshofes, der Waltraud Klasnic aufrüttelte und auf Distanz zu Andrea Herberstein gehen ließ. Umgehend zog sie alle Pläne zu einer noch tieferen Bindung des Landes an den Tierpark Herberstein zurück. Der Zufall wollte es, dass sie nicht in die große Falle getappt ist. Denn wäre alles planmäßig gelaufen, dann hätte bereits im April 2005 die Entscheidung herbeigeführt werden sollen. Geplant war, dass das Landesmuseum Joanneum den Tierpark pachtet und den Herbersteins eine jährliche Pacht von 300.000,– Euro zahlt. Dies ganz unabhängig von der Tatsache, dass der Landesrechnungshof sein Prüfergebnis noch nicht vorgelegt hatte. Und durch unerwarteten Widerstand kam es nicht zur Abstimmung im Landtag. Das war gut für Klasnic zu diesem Zeitpunkt. Denn rasch zeigte sich, wie stümperhaft dieses Projekt vorbereitet war. Noch kämpfte Klasnic mit den Spätwirkungen der ESTAG-Affäre, da schlitterte sie bereits in die Herberstein-Falle. Bereits damals war damit der Anfang vom Ende eingeläutet. Am 3. Oktober 2005 machten ihr das die Wähler deutlich.

Berater

Zur Verteidigung ihrer Sache leisten sich die Herbersteins kompetente, aber auch teure Berater. Auf bis zu eine Million Euro könnten sich Honorare und Kosten ausweiten. Einer, der das höchstwahrscheinlich kostenlos macht, ist Wolfgang Pfungen, der nicht ungern auf seine Herkunft als „Baron“ verweist. Er wurde von den Herbersteins bei der Schlussbesprechung des Landesrechnungshofberichts beigezogen. Der ehemalige vehemente Herberstein-Streiter, Rechtsanwalt Dr. Kortschak, soll sich wegen Ho-

norarnoten in einer Konfliktsituation mit seinen ehemaligen Klienten befinden.

Bevorschussung

Andrea Herberstein verfügte jahrelang aus der Schwarzkasse für ihren Lebensgefährten Starbariton Thomas Hampson betriebliche Ausgaben zu zahlen. Teilweise erfolgte zeitversetzt eine Rückführung durch Andrea Herberstein als „Privateinlage Andrea Herberstein“ deklariert auf das offizielle Geschäftskonto. Eine Art der Geldwäsche? Der Abschlussbericht der Finanzstrafbehörde erwähnt diese Vorgänge nicht.

LKA,Abschlussbericht:18.7.2006

Bonmot

Dieses stammt von Frido Hütter, dem Kulturjournalisten und einem der Chefredakteure der Kleinen Zeitung. Er erinnert sich an ein Essen auf Schloss Herberstein, wo der verstorbene Graf Otto lauthals brüllte: „Frauen und Hunde schweigen bei Tisch!“ Ein Satz, der erkennen lässt, dass die Ehe für Andrea Herberstein alles andere als ein Zuckerschlecken war.

BZÖ

Es war das letzte Aufbäumen vor dem parlamentarischen Tod am 2. Oktober 2005, wo der FPÖAbleger, das BZÖ, bei der Landtagswahl nicht mehr den Einzug in diesen geschafft hat. Die auf die Farbe Orange von Jörg Haider eingeschworene Mini-Fraktion im Landtag wollte als einzige die Füllhorn-Politik Waltraud Klasnics für Herberstein unterstützen. 1,5 Millionen Euro pro Jahr an Förderungen waren ja nicht schmal. Doch Klasnic – politisch bereits stark unter Druck – wollte einen breiteren Konsens. Nur am Rande: Mit der neuen zwischen Franz Voves und Herman Schützenhöfer abgestimmten Lösung ist Herberstein weiterhin ein Grab für Steuermillionen.

Chronologie des Herbersteinskandals

Auf seiner Hochzeitsreise in Afrika mit seiner dritten Frau erkrankt Otto Herberstein an Amöbenruhr. Ein Jahr später –im Frühjahr 1994 – stirbt er. Andrea Herberstein – von ihm seit Jahren geschieden, Mutter seiner drei Kinder – übernimmt wieder das Kommando über den Betrieb. Inoffiziell, denn Otto verfügte im Testament, dass Andrea Herberstein, die „mich viele Jahre mit Hass verfolgt (...) hat, von der Verwaltung meines Vermögens ferngehalten wird“. Sie beginnt dennoch, den Tierpark auszubauen. Dafür seien ihr vom Land 8,7 Millionen Euro zugesagt worden, behauptet sie. Der damalige Tourismusreferent Gerhard Hirschmann und Finanzlandesrat Joachim Ressel bestreiten dies energisch, „nur 40 Millionen Schilling (2,9 Millionen Euro) waren vereinbart.“ ÖVP-Landeshauptfrau Waltraud Klasnic gibt im Oktober 2004 zu, dass von 8,7 Millionen die Rede gewesen sei. Zwei Jahre später, im Sommer 2004, stockt Klasnic – mit Andrea Herberstein auch gut befreundet – die Beteiligung um eine Million in Form einer Ferialverfügung auf. Die SPÖ wirft ihr vor, „illegal“ gehandelt zu haben. Der Rechnungshof wird beauftragt, sämtliche Förderungen für die Herbersteins und ihre Wirksamkeit zu durchleuchten. Im Frühjahr 2005 schlägt Klasnic vor, den Tierpark um eine Jahrespacht von 304.000,– Euro unter die Fittiche des Landesmuseums Joanneum zu stellen. Die SPÖ lehnt ab, zudem deckt der Rechnungshofbericht, der im August 2005 vorgelegt wird, gewaltige Schlampereien und Unregelmäßigkeiten auf. Die Prüfer listen Förderungen von 6,9 Millionen Euro auf, geißeln die mangelnde Kontrolle durch das Land, decken Privatentnahmen auf, die die Liquidität des Unternehmens schwächten, Förderunterlagen seien doppelt eingereicht worden. Klasnic distanziert sich von Herberstein. Andrea Herberstein selbst geht in die Offensive, bezeichnet alle Anschuldigungen als haltlos, und sollte etwas „passiert sein“, dann liege das in der Verantwortung ihres ehemaligen Gutsverwalters Heinz Boxan. Dieser erstattet Selbstanzeige, um den gegen ihn von Herberstein erhobenen Anschuldigungen entgegenzutreten. In den Jahren 1996 bis 2000 sollen Gesamteinnahmen von 9,6 Millionen Schilling an der Finanz vorbeigeschummelt worden sein. Im Dezember 2005 beschließt das Land auf Initiative des neuen Landeshauptmannes Franz Voves (SPÖ) eine Überbrückungshilfe in der Höhe von 450.000,– Euro für den Tierpark. Nach zähen Verhandlungen mit Maximilian Herberstein legt Tourismuslandesrat Hermann Schützenhöfer am 16. August 2006 der Regierung ein Ergebnis vor. Bis September mussten die Detailverträge verhandelt werden. Danach trat der Untersuchungsausschuss des Landtages zusammen, der die politische Verantwortung klären sollte. In einem Sonderlandtag kommt es am 19. Dezember 2006 zur Beschlussfassung des Endberichtes.

Doppelt hält besser

Die Prüfer stießen im Landesrechnungshofbericht – er ist 153 Seiten stark – auf eine sonderbare Praxis der Herbersteins. Die Prüfer entdeckten in unterschiedlichen Abteilungen des Landes völlig idente Rechnungen, die auch tatsächlich doppelt bezahlt wurden. Sowohl die Abteilung 15 des Landes Steiermark wie auch die Rechtsabteilung 8 hatten im Jahr 2000 elf gleiche Rechnungen von der Herberstein OEG bekommen. Die Gesamtsumme betrug immerhin 95.258,19 Euro, die zwei Mal vom Land Steiermark bezahlt worden ist.

Drexler Christopher, ÖVP-Klubobmann

Er hat Waltraud Klasnics Vorgehen im Landtag und in der Öffentlichkeit logischerweise stets als richtig und zukunftsweisend betrachtet (oder darlegen müssen). Erst nach Vorliegen des entlarvenden Rechnungshofrohberichts kam es zur Absetzbewegung von den Herbersteins. Hart kritisiert Drexler nach der Landtagswahl den neuen Landeshauptmann Franz Voves. Dieser sei „auf dem Weg in die Champions League der Wendehälse“, formulierte VP-Klubchef Christopher Drexler. Aus dem „Bussi, Bussi, teure Freundin“ sei innerhalb weniger Wochen nach der Wahl ein „Bussi, Bussi, teurer Freund“ geworden. Auch Hannes Missethon, heute VP-Generalsekretär, damals Landes-VP-Geschäftsführer, wartete mit einer Reihe von Zitaten auf: Franz Voves habe sich am 9. Mai dagegen ausgesprochen, „die gräflichen Verluste zu steiermarkisieren“, die unverschämten Konditionen der geplanten Rettung des Tierparks waren damals noch Teil einer „schmutzigen Klientelpolitik“. Was vor der Wahl noch „asoziale Politik der Landeshauptmannpartei“ war, sei heute salonfähig und werde sogar noch übertroffen.

Edelstahl

„Kühne Edelstahl- und Glaskonstruktion. Hier führt der Weg zu Schlaf- und Kinderzimmern.“ Gala Nr. 19/3.5.2001 Der Leser der Reportage in der Gala Nr. 19/3.5.2001 befindet sich in Wien in der Colloredogasse 31, Eigentum des weltberühmtern Starbaritons Thomas Hampson. Seine Liebste, Andrea Herberstein beauftragt unter Hinweis auf den Lieferanten ihren Dienstnehmer Heinz Boxan eine diesbezügliche Rechnung im Bruttowert von 276.000,- ATS auf Herberstein als Lieferort und im Gegenstand umschreiben zu lassen. Die kühne Edelstahlkonstruktion, sprich Stiege, wurde zu stützenden Stahlprofilen, welche im Tierpark im „Wolfsbunker“ ihre Endmission im dortigen Aufwand fanden.

Gutachten Dr. Kleiner,Seite 70/71

Otto Herberstein setzte seine Tochter Felicitas als Alleinerbin ein. Diese teilte dann in der Folge den Besitz mit ihren beiden Geschwistern Maximilian und Catherine. Otto Herberstein führte in seinem Testament extra an, dass seine Ex-Frau von der Verwaltung des Vermögens unbedingt auszuschließen ist. Diese Auflage im Testament wurde nicht entsprechend respektiert. De facto war Andrea Herberstein, seine Ex-Frau, die Geschäftsführerin und „Chefin“ auf Herberstein.

ERP-Kredit

Laut Wirtschaftsministerium wurde mit Zustimmung Minister Bartensteins im Jahr 2000 ein ERP-Kredit für die Erweiterung des bestehenden Tierparks in der Höhe von 700.000,– Euro gewährt. Mit insgesamt 24.000,– Euro förderte das Bundesdenkmalamt der damaligen Bildungsministerin Gehrer die Restaurierung von Wandmalereien in einer Herberstein-Kapelle. Eine Herbersteintochter war auch einmal Mitarbteiterin bei Gehrer.

Facettenspiegel

Ein Beispiel für Rechnungsumschreibung ist die Rechnung Nr. 542 einer Grazer Glaserei. Hier wurden Facettenspiegel, Bilderrahmen und Glasplatten für Vitrinen im Gesamtwert von 9.100,– Euro in die HampsonVilla geliefert, die Rechnung dafür aber der Gutsverwaltung Herberstein mit dem Titel „Glasplatten als Zugriffsschutz in der Sonderausstellung ,Leben im Schloss’“ untergejubelt. Da ein Wirtschaftsbetrieb im Gegensatz zu Privaten die Vorsteuer abziehen kann, ist hier mutmaßlich ein Finanzdelikt gegeben.

Ferialverfügung

Es gilt als erwiesen, dass nach Ansicht des Untersuchungsausschusses die Auszahlung der Million Euro an die Herberstein OEG ohne gültige Rechtsgrundlage erfolgt ist. Diese Ansicht vertrat auch der damalige Leiter der Finanzabteilung Gerhard Wurm. Das Fehlen einer Rechtsgrundlage zeigte sich auf schmerzliche Weise auch bei den fruchtlosen Bemühungen, die Million Euro nach Scheitern der Vertragsverhandlungen mit dem Tierpark Herberstein wieder zurückzufordern. Letztlich war die Million Euro ein Geschenk und die Einrechnung der Summe in den im Oktober 2006 abgeschlossenen Pachtvertrag ein Entgegenkommen der Familie Herberstein, um das Land – den zukünftigen Pächter – nicht zu vergrämen. Sowohl die Unwetterschäden als auch der akute Finanzbedarf des Tierparks Herberstein waren nach Ansicht des Untersuchungsausschusses rein instrumentelle Argumente, um die einer Ferialverfügung notwendigerweise zugrunde liegende Dringlichkeit herzustellen – zumal diese Auffassung zum Teil sogar von Waltraud Klasnic geteilt wird. Der Untersuchungsausschuss kann nicht nachvollziehen, warum die finanzielle Unterstützung des Tierparks Herberstein im Frühsommer 2004 keinen Aufschub bis Herbst duldete – immerhin waren Schließungsdrohungen ein fester Bestandteil der Herberstein’schen Verhandlungsstrategie gegenüber dem Land.

Fleckerl

„Geben Sie mir 10 Fleckerl (Tausender).“ Das war die saloppe Aufforderung des 1994 verstorbenen Grafen Otto Herberstein, wenn er aus der Schwarzgeld-Kassa Geld benötigte. Diese gab es seit Generationen im Hause Herberstein.

Förderungen – Missbrauch

Siehe Rechnungsumschreibungen

FPÖ-Chef Schöggl Leopold

Nach Bekanntwerden des Rechnungshofberichts ging er ganz deutlich auf Distanz zu Klasnic. Sie verhalte sich wie immer, „wenn alles lichterloh brennt, kommt sie mit einem kleinen Feuerlöscher und behauptet, jetzt wird aufgeräumt“. Eine Rücktrittsaufforderung an Klasnic kam von Schöggl aber nicht. „Das werden die Wähler erledigen“, zeigte er sich siegessicher. Was er zu diesem Zeitpunkt –Anfang August 2005 – nicht wirklich wahrhaben wollte: Auch er hatte keine Chance mehr auf den Einzug in die Landesregierung. Nach der Wahl im Oktober musste auch Schöggl seinen Hut nehmen und die FPÖ verlor ihren Regierungssitz.

Gartler Georg

Unternehmensberater. Er war vom Land vor der Landtagswahl mit den Stimmen von ÖVP und SPÖ beauftragt worden, für 109.600,– Euro jenes Konzept (304.000,– Euro Jahrespacht) zu erarbeiten, das Waltraud Klasnic dem Landtag vorlegen wollte, allerdings von der Mehrheit des Landtages abgelehnt worden ist.

Geld nachgeschmissen

Gutachter Fritz Kleiner sorgte in einem Medien-Interview im Spätsommer 2005 über die Förderpraxis des Landes gegenüber der Adelsfamilie Herberstein für Aufregung, die Herbersteins zeigten ihn sogar deswegen vor Gericht an und wollten ihn als Sachverständigen wegen Befangenheit vor Gericht ablehnen. Allerdings ergebnislos. KleinerZitat: „Man hat ihr (gemeint ist die Adelsfamilie Herberstein) das Geld nachgeschmissen. Die Verteilung öffentlicher Fördermittel erweckt den Eindruck der Vergabe imperialen Kassenvermögens durch neuzeitliche politische Referenten.“

Geschäftsführerin und Leiterin des Betriebes

Darüber ließ Andrea Herberstein keinen Zweifel aufkommen und stellte ihre Positionierung u.a. im Schreiben vom 26.1.1993 an den Dienstnehmer Heinz Boxan dar: „... Weisungen sind ausschließlich von mir entgegenzunehmen ... ich bin für die Belange des gesamten Betriebes zuständig ...“

Gigler Claudia

Die Journalistin der Kleinen Zeitung hat die Berichterstattung über die Herbersteins konsequent durchgezogen; kam mehrmals stark unter Druck, weil diese Klagen gegen die Kleine Zeitung und Gigler einbrachten. Mit der Selbstanzeige von Heinz Boxan bekam sie die Fakten zugespielt, die zur Wende führten. Salopp formuliert ist es ihr journalistisches Verdienst, dass der Name und das Image der Herbersteins heute in der Öffentlichkeit schwerst angeschlagen sind.

Gironcoli

Drei Millionen Euro kostete das Gironcoli-Museum in Herberstein. Die Idee dafür kam von Emil Breisach, dem Präsidenten der steirischen Akademie. Dafür wurde eine Tenne aus dem 16. Jahrhundert zu einem Museum für die Großplastiken des österreichischen Bildhauers Bruno Gironcoli, 69, umgebaut. Die Gelder kommen je zu einem Drittel von Bund, Land und – so sagt Andrea Herberstein – von Privatsponsoren, die sie selbst aufgetrieben hat. Gironcoli ist ein geborener Villacher, doch die Verhandlungen über eine Gironcoli-Halle in Kärnten zerschlugen sich. Die Eröffnung erfolgte am 26. September 2004 im Beisein höchster Prominenz, natürlich mit der damaligen Landeshauptfrau Waltraud Klasnic. Das Land steuerte aus dem Titel „Ortserneuerung“ eine Million Euro bei. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel stellte sich ebenfalls mit einer Million Euro ein. Wer gute Freunde hat, braucht sich offensichtlich auch im Kultursponsoring keine Sorgen zu machen. Gestaltet wurde das Museum vom Grazer Architekten Hermann Eisenköck, der hervorragende Arbeit leistete. Kurator des Museums ist Peter Pakesch, Chef des Grazer Kunsthauses. Schon bei der Eröffnung fragte man sich eines: Wie viele der jährlich 150.000 Besucher des Tierparks werden das Mu-

seumsangebot annehmen? Nicht unproblematisch deshalb, weil ja Museum und Tierpark nur mit einem Kombi-Ticket zu besuchen sind.

Gruber Frowald

Steuerfahnder. Dieser erfuhr erstmals von Ex-Gutsverwalter Boxan über die Schwarz-Buchhaltung und das Schwarzgeld. Er machte ihm gegenüber am 2.8.2005 Selbstanzeige.

Grüne

Seit ihrem Einzug ins steirische Landesparlament prangen die Grünen die selbstherrliche Förderpolitik, den Filz in der Bürokratie, die Postenschacherei und Freunderlwirtschaft der steirischen Volkspartei an, die Jahrzehnte mit absoluter Mehrheit regierte. Herberstein und die Millionen, die dorthin flossen und versickerten waren den Grünen immer ein Dorn im Auge. Zu allen Förderungskonzepten sagten sie Nein, auch kürzlich zu jenem, das Franz Voves und Hermann Schützenhöfer zu verantworten haben. Im Untersuchungsausschuss bildeten sie mit der KPÖ eine kompetente Fragen-Koalition für die sensiblen Bereiche, die weder die Vertrter der SPÖ und schon gar nicht jene der Volkspartei stellen wollte.

Hampson Thomas

Er ist seit Mitte der 80er-Jahre Lebensgefährte von Andrea Herberstein.

Hausdurchsuchungen

Am 4. September 2005 gab es einen Großeinsatz für die Kripo und Steuerfahnder in der Causa Herberstein. Gleichzeitig gab es mehrere Hausdurchsuchungen: das Schloss Herberstein, die Kanzlei des Herberstein-Steuerberaters Wolf Plottegg und die Hampson-Villa in Wien. Der Weltstar selbst hatte eine Stunde zuvor seinen Wohnsitz verlassen. Die Hausdurchsuchungen erfolgten auf Antrag der Staatsanwaltschaft Graz. Von 8:00 Uhr morgens bis nach 16:00 Uhr transportieren die Beamten unzählige Schachteln aus den untersuchten Objekten ab und verladen diese in Lieferautos. Darin verpackt sind Rechnungen und Bilanzen, alles Beweismittel für den Staatsanwalt. Die Hausdurchsuchungen kamen spät, und der Zufall wollte es, dass Pressefotografen in der Nähe waren und damit alles für die Öffentlichkeit dokumentiert werden konnte. Bis heute gibt es Gerüchte, dass der Termin der Hausdurchsuchungen durch eine Indiskretion auch den Betroffenen bereits bekannt war.

Herberstein Catherine

Kind von Otto und Andrea Herberstein

Herberstein Felicitas

Kind von Otto und Andrea Herberstein

Herberstein Georg

Cousin von Otto Herberstein und mit Andrea Herberstein nicht gerade befreundet. Der 72-Jährige ist erschüttert über die Vorfälle: „Sie sagte schon als junges Mädchen, sie wird einmal einen Grafen heiraten und Spuren hinterlassen. Das ist ihr gelungen. Ich bin traurig, weil unsere Familientradition und unser Name durch den Skandal betroffen sind. Was herauskommt, wissen wir nicht. Es wird Dramen geben. Andreas Statusunsicherheit führte zur Causa. Denn sie hat die Adelige gespielt. Ein überzeichnetes Zerrbild, dem sie jetzt zum Opfer fiel. Denn Statussicherheit macht eben eine richtige Dame aus …“

Herberstein Maximilian

Kind von Otto und Andrea Herberstein.

Hirschmann Gerhard

Als zuständiger Landesrat für den Tourismus und die Kultur kam aus seinen Ressorts der Löwenanteil der Förderungsmittel ab Mitte der 90er-Jahre. Hirschmann vor dem Untersuchungsausschuss: Nach seiner Darstellung war die Causa Herberstein ein „Sinnbild des Zustandes der Führung einer Partei“. Die damalige Landeshauptfrau Waltraud Klasnic und ihre „Entourage“ seien der „Bussi-Bussi-Partie der Gräfin“ ausgeliefert gewesen. Es sei so gewesen, dass „Andrea Herberstein mit der Frau Landeshauptmann bewaffnet aufgetreten ist“. Klasnic und ihre Umgebung hätten den Bezug zur Realität verloren, Information verweigert und sich der Kontrolle entzogen. Das habe besonders für die Förderung des Gironcoli-Museums gegolten, wofür es „kein Konzept gab, als zu allen lieb und nett zu sein“. Als die SPÖ-Mandatare im Ausschuss eher schadenfreudig reagierten, warnte Hirschmann diese in Richtung eigener Parteispitze: „Sie werden es erleben, an der Spitze duldet niemand einen Widerspruch.“ Hirschmanns Aussage brachte Waltraud Klasnic zusätzlich unter Druck. Er stellte dar, dass die Herberstein-Förderungen nie für neue Projekte, sondern immer für Investitionen flossen, die „längst passiert“ waren. Auch wären seiner Auffassung nach die Kontrollrechte nicht als durchsetzbar gedacht gewesen. Für seine pointierten Formulierungen bekannt, meinte Hirschmann, dass statt dicker Förderungsverträge ein kurzer Vermerk genügt hätte: „Frau Gräfin, dort liegt die Marie, holen sie sie ab.“

Hobel Christoph

Herbersteins Hoflieferant Nummer eins. Was veranlasste den lange Jahre als Vertrauten Andrea Herbersteins geltenden und sie mit kostbaren Antiquitäten Versorgenden am 19.1.2006, eine Anzeige wegen Verdacht des schweren Betruges gegen Andrea Herberstein mit Wohnsitz Schloss Herberstein und Colloredogasse, Wien, bei der Staatsanwaltschaft Graz einzubringen? Vorläufige Schadenssumme: 161.152,53 Euro (2.217.507,16 ATS). STA-Graz Im Zusammenhang mit Antiquitäten sah sich schon der LRH veranlasst, festzustellen: „Dem geprüften Unternehmen werden regelmäßig Kunstgegenstände der Herberstein’schen Kunstsammlung zur Verfügung gestellt. Als Gegenleistung übernimmt das geprüfte Unternehmen die Kosten für Instandhaltung und Restaurierung dieser Gegenstände.“ LRH, Seite 138 Im Gutachten Dr. Rabel vom Juni 2006, Seite 34, beruft man sich auf Prüfungsfeststellungen des Finanzamtes Oststeiermark, wonach „Instandhaltungen von Antiquitäten“ nicht dem Tierpark zuzurechnen waren und aus der Kostenstelle Gutsverwaltung ausgeschieden wurden. Umfang im Jahre 2003: 111.000,– Euro (1.527.393,–ATS). „In den Jahren 2001 und 2002 waren Instandhaltungsaufwendungen für Antiquitäten auf der Kostenstelle ,Shops’ und ,Schenken’ verbucht ...“

Dr. Rabel,Seite 34

Jakobs Anna Katharina

Ihr gelang als Zoologin das Kunststück, dass es im Tierpark Herberstein erstmals GepardenNachwuchs gab. Dieser war eine große Besucher-Attraktion. Allerdings verstarben die Geparden nach wenigen Monaten, weil es zwischen Jakobs und dem Tierparkleiter Kaufmann unterschiedlichste Auffassungen betreffend Pflege und Aufzucht gab. Jakobs verließ zutiefst enttäuscht über die unprofessionelle Art der Tierparkführung wenig später den Tierpark Herberstein.

Joanneum

Sollte nach dem Projekt von Klasnic in die künftige Führung des Tierparks eingebunden werden. Ein eigenes Haus der Natur sollte bis 2010 in Herberstein vom Joanneum errichtet werden und als zusätzliche Attraktion für den Tierpark dienen.

Kaufmann Andreas, Tierparkleiter

Er trat im Juni 1994 in die Dienste von Herberstein und sah die Chance, sich beruflich zu verwirklichen. Denn welcher junge Magister erhält gleich einen

Tierpark als "Betätigungsfeld und Übungswiese" bzw. um seine Fähigkeiten als Zoologe in der Praxis zu prüfen. Teamarbeit war nicht das Seine, Kaufmann Andreas wollte Leitwolf sein, duldete daher kaum Widerspruch. Den langjährigen ChefBuchhalter und Gutsverwalter Heinz Boxan machte er mürbe, indem er den Töchtern und der Gräfin schmeichelte und nie zum Widerspruch neigte. Geschickt verstand er es, die berechtigten Einwände des Amtstierarzt Dr. Erös klein zu reden, der die vielen Tiertragödien, das qualvolle Sterben wertvoller Lebewesen nicht mehr mitverantworten wollte. Letztendlich aber auch beigab, weil er auf die Betreuung des Tierparks nicht verzichten wollte oder konnte. Als Andreas Kaufmann frech ankündigte, wenn das Förderungsgeld ausbliebe, würde man nicht umhin kommen, unschuldige Schafe an Raubtiere zu verfüttern oder andere zu schlachten, überspannte er den Bogen. Auch seine Chefin griff daneben, als sie über ihren Anwalt aber auch in Interviews sich äußerte, zur Zukunft des Tierparks habe sie bisher von der Politik nur "Belanglosigkeiten oder dilettantische Aussagen" gehört. Darüber ärgerte sich selbst Freundin Klasnic und damit begann der Anfang vom Ende.

Klasnic Waltraud

Sie hat den höchsten Preis für ihre Großzügigkeit gegenüber ihrer Freundin Andrea Herberstein bezahlt, der sie im Laufe ihrer zehnjährigen Funktion als Landeshauptfrau Millionen Euro zukommen ließ: Bei der Landtagswahl am 2. Oktober 2005 wurde sie vom Wähler abgestraft und verlor die absolute Mehrheit. Nicht zuletzt der Herberstein-Skandal war ausschlaggebend dafür, dass ihrem größten Wahltriumph im Jahre 2000, den je ein Spitzenkandidat bei einer Landtagswahl erzielte (+11% der Stimmen), die größte Niederlage folgte. Leider fehlt es auch heute noch an "Unrechtbewusstsein" bei Waltraud Klasnic, wie aus ihrer Aussage vor dem Herberstein-Untersuchungsausschuss ablesbar. Waltraud Klasnic machte schwere Fehler, die sie schwächten und ihre Autorität beschädigten. Die Förderungen für Herberstein, die niemand mehr überblicken konnte, waren unakzeptabel. Auch angesichts der Tatsache, dass überall reduziert und gespart werden muss. Doch Waltraud Klasnic fühlte sich unverletzbar. Ihre Mütterlichkeit und ihr Gottvertrauen waren bei der Grubenkatastrophe von Lassing richtig am Platz. Spielberg und Herberstein hätten allerdings ein hartes und kompetentes Management auf Seiten der Politik erfordert. Nachdem Waltraud Klasnic ihre Hitzeschilder Herbert Paierl, Gerhard Hirschmann und Erich Pöltl vergrämte, ziehen oder fallen ließ, war es mit ihrem Höhenflug vorbei. Dieses Trio stand ihr im Jahr 2000 noch zur Seite; als es weg war, begann ihr Abstieg. Sie will mit Andrea Herberstein kein anderes Verhältnis gehabt haben als zu den übrigen Menschen im Lande auch. Die Fotos – etliche davon in vertrauter Umarmung – und die glaubwürdigen Schilderungen engster ehemaliger Mitarbeiter sprechen eine andere Sprache. Dennoch: Ihr Förderungskonzept für Herberstein (rund 30 Millionen Euro) wäre nicht teurer gekommen als das von ihren Nachfolgern Voves und Schützenhöfer.

Kleine Zeitung

War führend in der Berichterstattung im Herberstein-Skandal.

Kleiner Fritz

Vom Gericht beauftragter Gutachter für den Prozess gegen die Herbersteins. Diese versuchten ihn wegen Befangenheit abzulehnen. Allerdings ergebnislos. Fritz Kleiner ist mit seiner Kanzlei in Graz neben der Kanzlei Leitner & Leitner in Linz österreichweit der Experte für Finanzstrafrecht. Seine bisher präsentierten Ergebnisse und Sachverständige stellen sowohl den Herbersteins, aber auch dem Land äußerst schlechte Zeugnisse aus. Mit seiner offenen und damit natürlich unbequemen Art ist er für das Herberstein-Lager schlechthin der Erzfeind.

Kontrolle und Korruption

In den letzten zehn Jahren erhielt Herberstein Förderungen in der Höhe von mehreren Millionen Euro durch Land und Bund. Niemals gab es aber eine Kontrolle durch das Land. Während andere Förderungswerber von oben bis unten und von vorn nach hinten durchleuchtet werden, war das bei Herberstein nicht gegeben. Es gab keine ausdrückliche Weisung dafür, doch kann es kein Zufall sein, dass in diesem Zeitraum jede inhaltliche Kontrolle der Förderungen ausblieb. Damit war Tür und Tor offen für alle möglichen Geschäfte – bis zur Korruption.

KPÖ kritisiert massiv

Die Verträge zwischen Herberstein und der neuen, landeseigenen Tierpark GmbH wurden bereits in der Landesregierung genehmigt. Nun beschloss der Landtag die Freigabe der Mittel für die Pachtvorauszahlung, die Fortführungskosten und andere damit zusammenhängende Ausgaben – insgesamt 3,6 Millionen Euro. KPÖ und Grüne lehnten die Ausgabe ab. Werner Murgg (KPÖ) kritisierte vehement, dass das Land nach allem, was vorgefallen ist, mit der Familie Herberstein nach wie vor in einer Geschäftsbeziehung stehe. Die KPÖ ist für einen Kauf des Parks durch das Land Steiermark eingetreten. Stattdessen gibt es zwischen Land Steiermark und Herberstein OHG einen Pachtvertrag und nach wie vor eine gemeinsame Eintrittskarte für den Landestierpark und das Schloss bzw. das Museum. Werner Murgg: „Völlig unverständlich ist für mich, dass das Land in dem Vertrag freiwillig auf die Rückforderung der einen Million Euro aus der Ferialverfügung verzichtet.“ „Bis vor kurzem hat es keine einheitliche Kontrolle der Fördermittel durch das Land gegeben, Mehrfachförderungen konnten deshalb nicht ausgeschlossen werden. So hat der höchste Beamte des Landes, Landesamtsdirektor Gerhard Wielinger, auf mein Nachfragen im Ausschuss geantwortet, die Landesregierung habe die Förderkontrolle erst 2005, nach Vorliegen des Rechnungshofberichtes über Herberstein, zum Thema gemacht. Da fragt man sich: Was war all die Jahrzehnte vorher?“ Ein Ergebnis des Ausschusses besteht darin, dass jetzt ein ordentliches Fördercontrolling eingerichtet wird! Immer wieder kam bei der Befragung der Zeugen zur Sprache, ob dem Unternehmen Herberstein Zusagen über Fördermittel gemacht wurden. Da geistert die Summe von 120 Millionen Schilling herum, 8,7 Millionen Euro. Dass es derartige Versprechungen gegeben habe, wurde von den befragten Politikern bestritten.

Krainer Josef

Er war bis Dezember 1995 Landeshauptmann. Josef Krainer unterstützte die „Gräfin“ – von ihm natürlich Andrea genannt –mit viel Herz und Engagement. Für die Landesausstellung „Brücke und Bollwerk“ vor 20 Jahren erhielten die Herbersteins erstmals eine großzügige Förderung (rund 1,5 Millionen Euro) durch das Land. Diese nützte vor allem dem Haus Herberstein selbst. Altlandeshauptmann Josef Krainer ist auch Taufpate von Maximilian Herberstein.

Kurator

Dr. Herbert Wolff-Plottegg war im Laufe der Zeit Steuerberater, Kurator, Nachlassverwalter und Generalbevollmächtigter. Er will von Machinationen nichts gewusst haben. Ihm droht allerdings auch noch ein Gerichtsverfahren, daher machte er als Zeuge vor Gericht von seinem

Recht Gebrauch, sich der Aussage zu entziehen.

Landesförderungen

Die Herbersteins traten bei mehreren Abteilungen der Landesregierung als erfolgreiche Bittsteller auf. Da sie keine wirkliche Prüfung durch die Landesgremien fürchten mussten, kam es zu Doppelzahlungen.

Landeskriminalamt - LKA

Dieses bereitet für das Gericht die Unterlagen auf. Im Fall Herberstein gab es am 13. Jänner 2006 einen Zwischenbericht, der rund 500 Seiten stark war. Die Ermittlungen der steirischen Kriminalisten belasten Herberstein massiv. Verantwortlich für diese Taten ist Horst Kleindienst vom Landeskriminalamt Steiermark.

Landesrechnungshof

Wurde mit der Prüfung der Herberstein-Förderungen beauftragt. Rohbericht im August 2006 löste politisches Erdbeben aus.

Landtagswahl

Diese gab es am 2. Oktober 2005. Waltraud Klasnic verlor ihr Amt, die ÖVP die absolute Mehrheit. Zu spät hatte sie nach der Veröffentlichung des Rechnungshofberichts Anfang August 2005 die Notbremse gezogen.

Leserbriefe

Der Herberstein-Skandal machte den Verantwortlichen für die Leserbrief-Seiten das Arbeiten angenehm, weil sich der Mann auf der Straße praktisch jeden Tag über neue Enthüllungen Luft machte.

Liebe

Andrea Herberstein und Thomas Hampson stehen offensichtlich auch in schwersten Zeiten zueinander. In ihrem Lieblingsmedium „News“ stellen sich die beiden als Opfer der Politik dar. Es gibt nicht eine Silbe des Eingestehens von Fehlern oder gar von Manipulationen. Liebe macht offensichtlich doch blind.

Lügen

Selbst als die Selbstanzeige ihres ehemaligen Gutsverwalters Heinz Boxan in der Öffentlichkeit bekannt wird, spricht Andrea Herberstein noch immer von Lügen, die über die Geschäftspraxis in Herberstein verbreitet würden. Sie habe nie und nimmer irgendwelche Schwarzgelder erhalten oder Fördergelder missbräuchlich eingesetzt. Das Gutachten des vom Gericht eingesetzten Steuerprüfers Dr. Kleiner spricht allerdings eine andere Sprache. Aber auch die Enthüllungen von Ex-Gutsverwalter Heinz Boxan und anderen Mitarbeitern belasten Andrea Herberstein schwer.

Mediale Hexenverbrennung

So titelte im Profil (Nr. 35, 29. August 2005) die Journalistin Ro Raftel ein Porträt von Andrea Herberstein. Ihre Freunde verteidigen den Einsatz der „Gräfin“ für Schloss, Region und Familie und preisen ihren legendären Optimismus. Die ProfilJournalistin lässt auch Kajetan Grill zu Wort kommen, dessen Schloss Aichberg in der Nachbarschaft liegt. Der Historiker befasst sich gern mit dem kollektiven Gedächtnis. Raftel zitiert ihn mit der Aussage: „Da sind Hexen noch sehr lebendig. Tüchtige Frauen, die etwas über die Norm hinaus leisten, muss man verbrennen. Genau das geschieht jetzt mit Andrea Herberstein.“

Murgg Werner

Vorsitzender des HerbersteinUntersuchungsausschusses.

Nero-Konto

Laut Erhebungen des Landeskriminalamtes gab es schon zu Lebzeiten des 1994 verstorbenen Ex-Gatten von Andrea, Otto Herberstein, ein so genanntes „Nero-Konto“, auf das regelmäßig Schwarzgeld floss. Die Beträge stammten bis Mitte der 90er-Jahre hauptsächlich aus den Nebenerlösen von Grundstücksverkäufen, später aus dem Verkauf von nicht erklärten Eintrittskarten.

Neue Tierparkleiterin

Doris Wolkner-Steinberger. Sie wurde vom Land bestellt und leitet ab 1. Jänner 2007 den Tierpark Herberstein. Doris Wolkner-Steinberger kommt aus der Obersteiermark und war bis zum Frühjahr Geschäftsführerin des Tierparks Mautern.

Orlando

In Florida wollten sich Gerhard Hirschmann, Joachim Ressel, Herberstein-Tierparkleiter Andreas Kaufmann und Beamte des Landes darüber informieren, mit welcher Strategie man den Tierpark Herberstein in das 3. Jahrtausend führen sollte. Außer Spesen nichts gewesen, kann man aus heutiger Sicht ohne Übertreibung behaupten. Wer die Tierparks in Florida kennt, der weiß, dass diese ganz sicher Vorbilder oder Ideengeber für den oststeirischen Tierpark sein konnten.

PAST – Prüfungsabteilung für Strafsachen der Finanz

Sie wurde zuallererst mit der Prüfung von Herberstein beauftragt. Steuerfahnder Frowald Gruber erhielt am 2. August durch die Selbstanzeige von ExGutsverwalter Heinz Boxan umfassende Informationen und auch Unterlagen. In seinen Dienstprotokollen spricht Gruber jedoch nur von einem Informationsgespräch. Damit eröffnete er den Herbersteins die Chance zur Selbstanzeige. Hätte Gruber vollständig und intensivst seine Informationen genützt, würde es keine Debatte darüber geben, ob die Herbersteins rechtzeitig oder nicht rechtzeitig ihre Selbstanzeigen getätigt haben.

Pechlaner Helmut

Ehemaliger Leiter des Tierparks Schönbrunn. In seinen Aussagen in den Medien und vor dem Untersuchungsausschuss steht er äußerst positiv zum Tierpark und was dort geschieht.

Pfungen Wolfgang

Baron Wolfgang Pfungen, ehemaliger Chef der Finanzlandesdirektion, der als Berater der Familie Herberstein fungierte.

Politisches Nahverhältnis

Andrea Herberstein und ihr Lebensgefährte Thomas Hampson sind auf du und du mit der Politund Wirtschaftsprominenz, aber selbstverständlich auch mit Künstlern und Kulturschaffenden. Diese Kombination ermöglicht ein politisches Nahverhältnis z.B. zu Wolfgang Schüssel, Waltraud Klasnic und erleichterte es, dass die Förderquellen sprudelten. Ein weiteres Argument war, dass es sich niemand mit der großen Touristenattraktion der Region verscherzen wollte.

Polizei

Die Kriminalbeamten erhoben im Auftrag der Staatsanwaltschaft gegen Herberstein. Die eingesetzten Beamten wiederum sind in Sachen Wirtschaftskriminalität geschult. Die Untersuchung im Fall Herberstein lag in den Händen von Horst Kleindienst.

Preiner Glas

Auch das renommierte Grazer Unternehmen Preiner Glas muss sich mit Herberstein über die Zahlung offener Leistungen auseinandersetzen. Außerdem verlangte man auch von diesem Unternehmen das Umschreiben von Rechnungen.

Rabel Klaus

Dr. Peter Pilz, Rabel & Pilz Wirtschaftstreuhand und Steuerberatungs GmbH in Graz. Er wurde vom Land (Hofrat Schnabl, Tourismusabteilung) beauftragt, ein Fortführungskonzept des Tierparks zu erstellen. Das Gutachten ist dann die Grundlage für den Abschluss des 20jährigen Pachtvertrages durch das Land geworden.

Raumausstatter

Im Oktober 2005 mokierte sich auch ein oststeirischer Raumausstatter über Herber-

stein. Dabei ging es um Arbeiten in der Hampson-Villa in Wien, die Andrea Herberstein beauftragt hatte, wovon aber ihr liebster und top-verdienender Lebensgefährte nichts gewusst haben will. Der strittige, angeblich offene Betrag ist ordentlich: 200.000,– Euro!

Rechnungsumschreibungen

„Wir müssen umschreiben, was geht – ich habe schon schlaflose Nächte.“ Derartige „Dienstaufträge“ seitens Andrea Herberstein waren Dienstnehmern in der Verwaltung nicht fremd. LKA-Abschlussbericht, 18.7. 2006, Seite 2, Zeuge Die Geschäftsführerin und Leiterin der Herberstein-Betriebe ging mit klassischem Beispiel voran: Die Firma Preiner aus Graz lieferte 1997 mehrmals an die Wiener Adresse: Colloredogasse 31 (gegenständlich 126.283,– ATS). Preiner ersuchte nach erfolgten Lieferungen sowohl „Thomas Hampson“ als auch „Gräfin Herberstein“ –beide Colloredogasse –, die gewünschte Rechnungsadresse bekannt zu geben. Das Feedback von Andrea Herberstein mit handschriftlichem Hinweis: „Gutsverwaltung, Glasplatten als Zugriffschutz in Sonderausstellung Leben im Schloss.“ Mit Adressat „Schloss Herberstein, Gutsverwaltung“ und dem gewünschten Rechnungsinhalt erreicht die Faktura Nr. 542 vom 9.6.1997 Herberstein und wurde auch von dort bezahlt. („Facettenspiegel statt Sicherheitsglas“)

LKA-Zwischenbericht,12.1.2006,Seite 18/19

Ressel Joachim

Er war bis zum Jahr 2000 Finanzlandesrat und führte gemeinsam mit Gerhard Hirschmann die Gespräche mit den Herbersteins. Bei seinem Auftritt am 9. Mai 2005 in der Grazer Burg ließ Ressel keinen Zweifel daran, dass es über die 2,9 Millionen Euro an Herberstein nie eine Zusage für weitere Förderungen gegeben hat. Vom Anwalt der Familie Herberstein wurde ja behauptet, die Fördersumme von 8,7 Millionen Euro sei zugesagt worden. Ressel: „In den weiteren Gesprächen hat es von uns keine Zusage gegeben, nur die Herberstein-Seite hat von 120 Millionen Schilling gesprochen.“

Rollentausch

Während vor der Landtagswahl die ÖVP als Schutzherrin des Unternehmens Herberstein agierte und die SPÖ dagegen kräftig vom Leder zog, tritt nach der Wahl die SPÖ als Retterin des Tierparks auf den Plan und erntet beißenden Spott von der ÖVP. Franz Voves sei im Liegen umgefallen, ätzt Landeshauptmann-Stellvertreter Hermann Schützenhöfer und spricht von einem Waterloo der SPÖ. Man werde aber in den sauren Apfel beißen, auch wenn die Einsicht der SPÖ „sehr, sehr spät kommt und sie kommt uns jedenfalls teurer als unser Pachtmodell, das von der SPÖ schlechtgemacht wurde“.

Rosenkrieg

Als die Ehe im Jahr 1987 durch Verschulden des Grafen endgültig geschieden wurde, begann ein sieben Jahre währender Rosenkrieg um einen Besitz im Wert von mehr als 14 Millionen Euro. Andrea Herberstein, mittlerweile mit Hampson liiert, beanspruchte die Führung der Geschäfte und zwei Drittel des Vermögens. Am Ende wollte sie Otto Herberstein für unzurechnungsfähig erklären und alles bekommen. Otto Herberstein befand: „Die ist mit einem luckerten Heller eingezogen. Die spinnt ja.“ Außerdem habe sie bloß im schlosseigenen Buschenschank serviert. Einige Politiker, Ottos nächster Verwandter, sein Cousin Georg Herberstein, und der langjährige Gutsverwalter traten damals zugunsten Andrea Herbersteins in den Zeugenstand und sagten aus, dass „sie allein den schwer verschuldeten Betrieb wieder in die Höhe gebracht und der Graf sich um nichts gekümmert hat“. Chefredakteur der Steirerkrone bis Ende April 2008, ein guter Freund von Andrea Herberstein und ihres verstorbenen Ex-Mannes Otto. Die Steirerkrone berichtete phasenweise besonders vorsichtig und zurückhaltend.

Kassierin plaudert

Maria Schloffer ist die ehemalige Kassiererin im Tierpark Herberstein. Diese empfing Steuerfahnder Frowald Gruber am 10.08.2005 zu einem Gespräch. Sie übergab ihm detaillierte Mitschriften von ErlösReduktionen bei den TierparkEintritten. Diese hatte sie zu ihrem Selbstschutz mitgeschrieben, weil sie fürchten musste, von den Herbersteins damit belastet zu werden, sie hätte ErlösReduktionen in ihre eigene Tasche gesteckt. Frowald Gruber beschrieb in seiner Dienstaufzeichnung diese Unterredung als „Informationsgespräch“, ohne die Übergabe der Unterlagen zu erwähnen. Frau Schloffer wollte dem Steuerfahnder auch eine Mitschrift der gesamten Einnahmen der Inkassostelle übergeben, soweit diese sie als Hauptkassiererin betrafen. Ihr Besucher lehnte dies jedoch seltsamerweise dankend ab.

Schnabl Hellmuth, Hofrat

Der Beamte ist seit Jahren im Tourismus tätig. Seine Aufgabe war es, von Seiten des Landes den Schulterschluss zur Tierparkleitung zu vollziehen. Angesprochen auf eine Förderung für den Tierpark Herberstein und die Einsicht in die Bilanzen des Unternehmens meinte er: „Aber wir haben keine Veranlassung dazu gehabt.“

(Kurier,29.09.2006)

Schneider Richard

Wie die Kleine-Zeitung-Journalistin Claudia Giegler war der freie Journalist Richard Schneider schon sehr früh mit der Causa Herberstein beschäftigt. Er arbeitete in diesem Fall für das Wirtschaftsmagazin Format. Immer wieder tauchte verbunden mit Wiens Zoodirektor Helmut Pechlaner auch der Name Schönbrunn auf. Von Kooperation und Hilfe ist da die Rede. Pechlaner stellte vor einem Jahr in Aussicht, wissenschaftliche und touristische Kooperationsprojekte mit Herberstein in Angriff zu nehmen, sobald eine neue Dauerlösung für Herberstein getroffen sei. Einen eigenen Fördervertrag mit Schönbrunn wolle man ausarbeiten, hieß es. Auch am neuen Gepardengehege wollte sich Schönbrunn beteiligen. Mittlerweile ist es still geworden um die Kooperation, aber möglich, dass im Stillen ohnehin gut gearbeitet wird. Möglich aber auch, dass die Dinge in der Stille langsam entschlafen.

Schützenhöfer Hermann

Er war als Tourismusreferent nie wirklich glücklich mit dem Engagement des Landes in Herberstein, wiewohl er Waltraud Klasnic bis zuletzt und noch am Tag nach dem Erscheinen des vernichtenden Rechnungshofberichts verteidigte. Die SPÖ verhalte sich schäbig, monierte Schützenhöfer im August 2005. Man wolle nur die Frau Landeshauptmann damit anpatzen, das werde er aber nicht zulassen. „Wir wollten dort in Herberstein nur fördern und nie Teilhaber sein“, betonte er. Der Weg einer stillen Beteiligung sei lediglich aus Budgetgründen (MaastrichtKriterien) gewählt worden. Geerbt hat er das Tourismusressort nach dem Abschied von Gerhard Hirschmann aus der Landesregierung im April 2003. Als treuer Parteisoldat hat er sowohl die Entscheidungen Hirschmanns wie auch die Forderungen Klasnics verteidigt. Schützenhöfer hatte auch keine andere Wahl, denn Klasnic war es gewohnt, das, was sie wollte, auch durchzusetzen. Der klassische Fall war die Ferialverfügung über eine Million Euro für Herberstein. Sie boxte diese gegen alle Widerstände durch. Nach der Wahlschlappe vom 2.

Oktober 2005 und dem Rücktritt Klasnics musste Schützenhöfer die heiße Kartoffel Herberstein aufnehmen und die Verhandlungen mit Maximilian Herberstein führen. Mehrmals wollte Schützenhöfer die Verhandlungen abbrechen: „Dann wird der Tierpark eben geschlossen.“ Letztendlich stand er allerdings auch unter Druck von Seiten der SPÖ. Landeshauptmann Franz Voves hat sich prinzipiell immer für den Tierpark als Leitbetrieb ausgesprochen, die Verhandlungen führte aber Schützenhöfer als Tourismusreferent. War es vorher die VP-Landeshauptfrau, die sich so unermesslich spendierfreudig gegenüber dem Tierpark und seinen Besitzern zeigte, so war es nun SP-Landeshauptmann Franz Voves, der ebenfalls die Spendierhose anhatte. Ein schlechtes Verhandlungsergebnis würde auf Schützenhöfer zurückfallen, ein gutes dem Landeshauptmann nützen. Schützenhöfer zeigte sich über das Verhandlungsresultat nie wirklich glücklich.

Schwarzgelder

Bis zu 1,1 Millionen Euro (15 Millionen Schilling) sollen die Herbersteins an Schwarzgeld in den letzten 10 Jahren verbraucht haben. In den Aufzeichnungen von Ex-Gutsverwalter Heinz Boxan sind allein knapp 10 Millionen Schilling vermerkt.

Society Lady

Sosehr Andrea Herberstein früher die Medienpräsenz liebte, seit dem Sommer 2006 war es damit vorbei. Schon bei den Salzburger Festspielen wich sie Fotografen aus, gab auch keine Interviews. Sie, die 53-Jährige, die immer gern im Mittelpunkt der Gesellschaft stand. Der Tierpark-Finanzskandal ist sicher der tiefste Einschnitt in ihrem Leben.

Sohn Maximilian

Er ist formell und auch de facto der Geschäftsführer der Herberstein-Betriebe. Bis zu seiner Rückkehr aus London – aufgrund der aktuellen Probleme –führte ja de facto seine Mutter die Geschäfte, obwohl sie zu keiner Zeit Geschäftsführerin war.

Sozialversicherung

Im Gerichtsgutachten von Dr. Kleiner kommt ganz klar zutage, dass es über Jahre hinweg bei Herberstein schwarze Lohnund Gehaltszahlungen gegeben hat. Auch Ex-Gutsverwalter Heinz Boxan bestätigt bei der Finanz und dokumentiert durch Unterlagen diese Tatsache. Es wird daher für Herberstein auch Nachforderungen der Sozialversicherung in beträchtlicher Höhe geben.

Staatsanwaltschaft

Siehe Gruber & Gruber

Steuerberater

Sie spielen im gesamten Ablauf des Herberstein-Skandals eine bedeutende Rolle. Auf der einen Seite als Vertreter der Herbersteins. Auf der anderen Seite als Gutachter gegen die Herbersteins.

Steuergeld

Siehe Schwarzgelder

Stille Beteiligung

Mit 2,9 Millionen Euro war das Land an der Herberstein Tierund Naturpark Schloss Herberstein OEG als stiller Gesellschafter beteiligt. Konkret ist man mit 40 Prozent am Gewinn und Verlust beteiligt, nicht aber am Vermögen oder an Reserven. Die stille Beteiligung endet, wenn das gesamte eingebrachte Kapital durch Verluste sowie durch Gratiskarten für das Land aufgebraucht ist. Diese Lösung der stillen Beteiligung wählte man, weil man damit die Maastricht-Kriterien elegant umgehen konnte, die eine Direktförderung in dieser Höhe nicht zugelassen hätten.

Stillschweigen

Fast 30 Jahre – bis zum Jahr 2000 – war Heinz Boxan Gutsverwalter bei den Herbersteins. Weil ihm Gräfin Herberstein und ihre Vertrauten vorwarfen, er würde Schwarzgeld für sich kassieren, quittierte Boxan seinen Dienst. Zuvor legte er aber vor Rechtsanwälten und Steuerberatern alle Unterlagen dar, die bewiesen, dass er keinen Schilling genommen hatte. In einem schriftlichen Vergleich ließ er sich das auch bestätigen. Auf Geheiß der Herbersteins wurde die Schwarzgeld-Buchhaltung danach von den Anwälten vernichtet.

Styriarte

Im Jahre 1985 ernannte der damalige Landeshauptmann Josef Krainer – er war Taufpate ihres Sohnes Maximilian – Andrea Herberstein zur Geschäftsführerin der Styriarte. Es ist dies bis heute ein Klassik-Festival. Das Land versuchte, Nikolaus Harnoncourt – er ist gebürtiger Berliner, aber Nachfahre des legendären Erzherzogs Johann – gewissermaßen musikalisch an die Steiermark zu binden. Gedacht war, dass sich das Festival selbst finanzieren sollte. Doch das künstlerisch angesehene Festival kämpfte sofort mit gewaltigen Finanzproblemen. Die erhofften Sponsoren stellten sich nicht ein. Nur Hans Dichand, Herausgeber der Kronen Zeitung, war spendierwillig. Er überwies zwei Millionen Schilling. Dennoch fehlte Geld in der Festival-Kassa. Der Rechnungshof prangerte fehlende Konzepte und eine verschwenderische Verwaltung an. Der damalige Finanzlandesrat Christoph Klauser (SPÖ) zog sich aus Protest wegen der seiner Meinung nach herrschenden „Freunderlwirtschaft“ aus dem Styriarte-Vorstand zurück. Als das Land der Styriarte-Generalsekretärin Andrea Herberstein einen geschäftsführenden Beamten als Aufpasser zur Seite stellen wollte, entschied sich die Kulturmanagerin für den Rücktritt. Die Styriarte lebte nur dank Unterstützung des Landes weiter und war stets in Geldnot. Besser hatte es da schon Andrea Herberstein: Bereits 1986 hatte sie im Rahmen des Festivals Thomas Hampson kennen gelernt, der vom Programmdirektor, dem Philharmoniker Wolfgang Schuster, nach Graz engagiert wurde.

Taufpate

Niemand geringerer als AltLandeshauptmann Josef Krainer ist der Taufpate von Stammhalter Maximilian Herberstein –im Jahre 1977 geboren und nun oberster Verwalter des Familienbesitzes. Auch diese Geste dokumentiert die Wertschätzung und Nähe von Josef Krainer zu den Herbersteins.

Tiefste Abneigung

Zur Tragik Herbersteins gehört, dass ihre einst glühendsten Unterstützer heute auf der Seite ihrer Kritiker stehen. Georg Herberstein, 72 Jahre alt und selbst noch im Schloss aufgewachsen, findet es „außerordentlich peinlich, wie Andrea Herberstein aus Geltungssucht den Gräfinnenstatus übertrieben und mit Talmi übergossen hat“. Er gestehe ihr zu, dass sie einst das Gut Herberstein habe retten wollen. Doch tatsächlich habe sie unter „Ausnutzung eines legendären Namens und einer widerwärtigen Bussi-Bussi-Kultur Millionenförderungen abgesahnt, wo man sich am Ende fragen muss, wo all das Geld hingeflossen ist“. In einem „News“-Interview bezeichnete Thomas Hampson im Gegenzug Georg Herberstein als „absolut tragische Figur –das letzte Aufhusten in einem Leben, das ihm voll danebengegangen ist“.

(Profil Nr. 35/2005,29. August)

Tierpark

Der Tier- und Naturpark Schloss Herberstein ist ein Zoo in der steirischen Gemeinde St. Johann bei Herberstein mit einer Größe von ungefähr 40 ha. Die Haltung von wilden Tieren hat in Herberstein eine lange Tradition und kann bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgt werden, als erstmals in Österreich Damhirsche gehalten wurden. Gegen Ende der 1960er wurde

Herberstein in einen Tierpark umgewandelt, in dem den Besuchern Eindrücke von Tieren aller fünf Kontinente vermittelt werden sollten. Zu dieser Zeit wurde erstmals auch das Schloss selbst der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Heute ist der Tierpark sehr schön gestaltet und verfügt über die größte Gepardenanlage Europas. Hier wurde auch 1978 erstmals weltweit ein sogenannter Beutesimulator (in etwa mit einem Schlepplift vergleichbar) zur Fütterung der Geparden installiert. Im Bereich des Tierparks befindet sich das Schloss Herberstein, dessen älteste Bauteile aus dem 12. Jahrhundert stammen. Besonders im 17. Jahrhundert wurde das Schloss stark umgebaut, so entstanden in dieser Zeit beispielsweise die schönen Arkaden im Schlosshof. Bemerkenswert sind auch die historischen Gärten, die nach alten Abbildungen rekonstruiert wurden. Das Schloss liegt auf einem Felsen über der Feistritz, welche hier eine Klamm bildet, die als Naturschutzgebiet unter besonderem Schutz steht. Besonders viele gefährdete Insektenarten, aber beispielsweise auch die Große Hufeisennase, der Grauspecht und der Uhu sind hier zu finden.

Töchter

Andrea Herberstein hat zwei Töchter: Catherine und Felicitas. Die eine arbeitete auch – die Mama wird’s schon richten – im Büro von Bildungsministerin Gehrer.

Untersteiner Andrea

Mädchenname von Andrea Herberstein. Die Tochter des Salzburger Arktisforschers Norbert Untersteiner lernte 1974 – sie war gerade 21 Jahre alt – Otto von Herberstein kennen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie ihr Kunst- und Jusstudium begonnen. Schon nach ein paar Monaten heiratete sie den Grafen und gebar ihm Tochter Kathrin, Sohn Max und Tochter Felicitas. Doch die Ehe verlief unglücklich. 1987 erfolgte nach Jahren des Rosenkrieges die Scheidung. 1994 starb der Graf. Die Kinder erbten das Schloss, den Tierpark und die Ländereien zu gleichen Teilen. Andrea wurde das Wohnrecht im Schloss und der Fruchtgenuss zugesprochen. Sie leitete seither den Tierpark. Nachdem die Anschuldigungen gegen sie auftauchten, übernahm ihr Sohn Max diese Aufgabe.

Untersuchungsausschuss

Der Steiermärkische Landtag setzt mit einstimmigem Beschluss vom 14. März 2006 auf Antrag der SPÖ einen Untersuchungsausschuss „Zur Klärung der politischen Verantwortung der Landesregierung und einzelner ihrer Mitglieder im Zeitraum zwischen 1983 und 2005 für die Missstände in Zusammenhang mit der Herberstein Tier- und Naturpark Schloss Herberstein OEG (ehemals Tier- und Naturpark Schloss Herberstein OEG) und ihrer Begleiteinrichtungen im Sinne des Punktes 1.2.1 des Landesrechnungshofberichtes, erweitert um die Herberstein’sche Kunstsammlung Herberstein OEG sowie den Verein zur Förderung des Tier- und Naturparks Schloss Herberstein (insbesondere bei Beteiligungen, Förderungen und Darlehen, Zuschüssen bzw. der Kontrolle und Auszahlung dieser Mittel des Landes Steiermark)“ ein (Beschluss Nr. 143 der XV. Legislaturperiode). Der Untersuchungsausschuss hatte dabei unter dem Aspekt der politischen Verantwortung insbesondere folgende Themen zu behandeln: • Beteiligungen, gewährte und geplante Förderungen,

Darlehen, Zuschüsse und dergleichen • Kontrolle und Auszahlung dieser Mittel • Diesbezügliche politische

Einflussnahme auf Bedienstete des Landes • Rolle und Verantwortung der involvierten Personen und

Gremien • Verantwortung für die Nichteinhaltung einschlägiger

Rechtsvorschriften • Ergriffene und unterlassene

Maßnahmen aufgrund der bekannt gewordenen Ungereimtheiten Mitglieder des Untersuchungsausschusses: • Dr. Werner Murgg (KPÖ),

Ausschussvorsitzender • Peter Hagenauer (Grüne), stellvertretender Ausschussvorsitzender • KO Walter Kröpfl (SPÖ),

Schriftführer • Franz Majcen (ÖVP), Schriftführer-Stellvertreter • Wolfgang Böhmer (SPÖ) • KO Mag. Christopher Drexler (ÖVP) • Monika Kaufmann (SPÖ) • Karl Petinger (SPÖ) • Franz Riebenbauer (ÖVP)

Vergleich

Andrea Herberstein im Interview im News 35/05: „Boxan hat anlässlich seiner Kündigung selbst 800.000,- ATS schwarz kassiert.“ Richtig ist: Im Vergleich zur einvernehmlichen Auflösung des Dienstverhältnisses per 15.12.2000 verpflichtete sich Andrea Herberstein zur Zahlung einer freiwilligen Abfertigung in der Höhe von 1.150.000,- ATS netto. In einer angeschlossenen gemeinsamen Erklärung ließen Johanna Felicitas Herberstein und Andrea Herberstein durch ihren Anwalt erklären, dass „Herr Boxan sämtliche Geschäftsunterlagen ordnungsgemäß übergeben bzw. zur Einsicht vorgelegt hat und eine Überprüfung ergeben hat, dass die Gebarung korrekt war.“ Siehe fl Erinnerungsvermögen

Verjährung

Einige der verdächtigen Geschäftsfälle – Rechnungsumschreibungen und SchwarzgeldZahlungen – liegen bereits so viele Jahre zurück, dass sie verjährt sind.

Villa Colleredogasse 31

Siehe Rechnungsumschreibungen Er löste Waltraud Klasnic nach gewonnener Landtagswahl im Oktober 2005 ab. Sein Erfolg wird nicht zuletzt darauf zurückgeführt, dass Voves in monatelangen Attacken Klasnics Förderungspolitik in Sachen Herberstein schärfstens attackierte. Der Pachtvertrag mit der Herberstein OEG sei eine Unverschämtheit, so der SPÖ-Chef am 24. Mai 2005. „Bei diesen Konditionen darf es keinen Vertrag geben.“ Ganz anders dann nach seiner Wahl zum Landeshauptmann.

Wertschöpfung

Nach der Studie des WIFO-Tourismusexperten Egon Smeral gibt jeder der knapp 180.000 Tierparkbesucher rund 48,–Euro aus. Der Wertschöpfungseffekt beträgt 5,4 Millionen Euro im Jahr. Bei einer Schließung des Tierparks wäre das Minus weit höher als diese 5,4 Millionen.

Zahlungsunfähigkeit

In seinem Gutachten stellt Dr. Fritz Kleiner fest, dass ohne die Fördermittel des Landes bei Herberstein spätestens im Jahr 2002 die Zahlungsunfähigkeit eingetreten wäre. „Für die Förderstellen des Landes waren die Betriebsergebnisse des Unternehmens nicht wichtig.“ 10 Millionen Euro sind von 1993 bis 2004 ins Unternehmen investiert worden, 7 Millionen habe die öffentliche Hand finanziert. Die Privatentnahmen der Familie in diesem Zeitraum hätten 4,1 Millionen Euro, die Steigerung der Verbindlichkeiten 4,4 Millionen Euro betragen. Ohne das Geld des Landes hätten sich die Verbindlichkeiten um 8,3 Millionen Euro erhöht.

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