Programm Februar 2022

FEBRUAR 2022 LE SORELLE ROHRWACHER RICHTIG LANG: MAGNOLIA

Inhalt

Seite

LE SORELLE ROHRWACHER RICHTIG LANG

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ZÜRCHER FILMTALK

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Frauen an die Kameras!

DOKFILM AM SONNTAG KINDERKINO

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Landscapes of Resistance

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Lotta aus der Krachmacherstrasse

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Impressum

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Monatsübersicht

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Übersicht nach Filmtiteln

Februar Gäste im 0 Uh r . > 18.3 D o 24. 2

Heft-Rückseite

m be r, halie Ka her r t , N at a h c ise Buc s n t e D Be e M u n z; Ga brie la in t is r h szló, C Alin e Lá

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LE SORELLE ROHRWACHER Le sorelle Rohrwacher

Alice Rohrwacher (Filmemacherin) und Alba Rohrwacher (Schauspielerin)

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(Foto © Marco La Conte)

Mechanisch heben sechs Puppen im weissen Kleid unter den wachsamen Augen dreier Nonnen je eine vor sich liegende Babypuppe vom Wickeltisch und tunken sie in die Wanne rechts daneben. Dann legen sie die Säuglingsattrappen zurück, tupfen, nehmen sie in den Arm und geben ihnen die Flasche. Die Puppe im weissen Kleid in der zweiten Reihe in der Mitte macht das so bravourös, dass die drei Nonnen kurz tuscheln und ihr dann ein Diplom überreichen.

Chloé Mazlos Film Sous le ciel d’Alice lagert die Unterweisung der Protagonistin Alice in die Mechanik der Rollenerwartung an Frauen der Fünfzigerjahre in eine Stop-Motion-Animation aus. Die diplomierte Puppe im weissen Kleid trägt unverkennbar die Züge der Schauspielerin Alba Rohrwacher. Nach dem Diplom erhält Alice zwei Jobangebote: eins in Fribourg und eines im Libanon. Wenig später sitzt sie auf einem Schiff Richtung Beirut. Vor dem Fotohintergrund des Hafens, einen Koffer in der Hand, wartet Alice (Alba Rohrwacher).

Eine als Zeder verkleidete Frau bringt sie im roten Cabrio zu ihren Arbeitgebern. Rohrwacher spielt Alice mit gewohnter Präzision und Aufmerksamkeit für Gesten und Gesichtsregungen. Im sie umgebenden Chaos des beginnenden Libanesischen Bürgerkriegs ist Rohrwachers Alice ein Pol der Ruhe, obwohl die Rolle für Rohrwachers Verhältnisse vergleichsweise gesprächig ist.

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Le sorelle Rohrwacher

Alba Rohrwacher ist neben Schauspielkollegen und -kolleginnen wie Riccardo Scamarcio oder Valeria Golino eines der prägenden Gesichter der dritten Emanzipation des italienischen Kinos der Nachkriegszeit. In den Sechzigerjahren emanzipierte dieses sich vom Neorealismus, in den späten Achtziger-, frühen Neunzigerjahren von der Moderne der Sechziger und nun immerhin teilweise vom Arthousekino der Nullerjahre. Das italienische Kino der Gegenwart ist so vielseitig wie seit Jahren nicht mehr, bedient alle Register. Alba Rohrwachers Rollen beleben bislang vor allem das prestigeträchtige Kino mit Festivalam-bitionen. Darin liegt eine der Verbindungen mit dem Werk ihrer Schwester, der Regisseurin Alice Rohrwacher.

Die Landschaft unter der Brücke im Nirgendwo von Reggio Calabria ist übersät von Müll. Dennoch zieht es die junge Marta zu der Prozession, die sich in dieser Tristesse formiert. Von der Ladefläche eines Lastwagens herab gibt der Priester den Musikern den Einsatz, als der Jaguar mit dem Bischof heranrollt. Corpo celeste zeigt Marta beim Versuch, in der unwirtlichen Umgebung Fuss zu fassen. Mit knapp dreizehn Jahren ist sie mit ihrer Mutter und ihrer leicht reizbaren Schwester aus der Schweiz nach Kalabrien zurückgekehrt.

Weitgehend auf sich allein gestellt, versucht sie im Katechismus-Unterricht der Gemeinde Anschluss zu finden. In Corpo celeste stehen eher nahe und weite Einstellungen, Nähe und Vereinzelung nebeneinander. Szenen in der Familie und der Gemeinde, die in grosser Nähe gezeigt werden, setzen sich ab von Beobachtungen Martas aus der räumlichen und emotionalen Distanz heraus, mit der die Protagonistin ihre Umgebung beäugt. Der Film ist der Beginn einer andauernden Zusammenarbeit Rohrwachers mit der französischen Kamerafrau Hélène Louvart.

In Le meraviglie kreuzen sich die Wege der beiden Schwestern zum ersten Mal. Alba Rohrwacher spielt im zweiten Film ihrer Schwester die Bäuerin Angelica, die mit ihrem Mann und vier Töchtern in Umbrien auf dem Land lebt, Bienen züchtet und einen Garten bestellt. Der Film ist durchzogen von autobiografischen Elementen aus dem Leben der beiden Schwestern. Alice Rohrwacher besetzt ihre Schwester als eine zentrale Nebenrolle, etwas, das sie im nächsten Film, Lazzaro felice, wiederholen wird.

Alice Rohrwachers bislang reifster Film widersteht den Versuchungen so vieler europäischer Koproduktionen. Der Film kreist um den herzensguten, schweigsamen Lazzaro, der in einem Dorf mit dem sprechenden Namen Inviolata (unverletzt, unberührt) lebt. Zweimal nimmt sich Antonia, eine Frau aus dem Dorf, Lazzaros an. Einmal, als junge Frau, zeigt sie ihm das Haus der

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Marchesa Alfonsina de Luna, die das Dorf als ihren Besitz behandelt. Später, nach einem Sturz Lazzaros, währenddessen sich der Niedergang des Dorfs ereignet, erkennt Antonia ihn in der Stadt, an deren Rand die Dorfbewohnerinnen übersiedelt sind, wieder. Die Zeit, die alle anderen hat altern lassen, ist an Lazzaro, seinem Sturz und seiner Wiederauferstehung vorbeigegangen.

Antonia nimmt ihn mit zu den übrigen Dorfbewohnern. Die erwachsene Antonia der Stadt wird gespielt von Alba Rohrwacher, die junge von Agnese Graziani, der durch die Maske so viel Ähnlichkeit wie möglich mit Ersterer verliehen wurde. Alba Rohrwachers Antonia umspielt die mystische Gestalt Lazzaros und fungiert vor allem in der zweiten Hälfte des Films wie eine Mittlerin zwischen der Dorfbevölkerung und dem stets leicht entrückten jungen Mann.

Die Filme Alice Rohrwachers, aber oft auch die, in denen ihre Schwester mitgewirkt hat, stehen für ein Kino, in dem sich Individuen und Gesellschaft in einer fragilen Balance befinden. Beide lösen ihre Figuren aus der Anonymität, um an ihnen Prägungen und Wunden, Sehnsüchte und Beziehungen sichtbar werden zu lassen, die über die Einzelpersonen hinausweisen.

Inmitten eines Kinos, das trotz der neu gewonnenen Bandbreite oft zwischen Urbanität und Landromantik oszilliert, verbinden die Filme Alice Rohrwachers beide Welten. Das ist in Lazzaro felice mit dem Wechsel vom Land in die Stadt am deutlichsten, doch auch den Brachen von Reggio Calabria in Corpo celeste eignet etwas Ländliches.

In Alba Rohrwachers Spiel lassen sich Entsprechungen dafür finden. Zunehmend genervt tigert Vanda in Daniele Luchettis Film Lacci im Flur auf und ab, während ihr Mann (Luigi Lo Cascio), der mit einer anderen Frau zusammenlebt, im Wohnzimmer mit den gemeinsamen Kindern sitzt. Als er mit einer Floskelwolke auf die Zeichnung ihrer Tochter reagiert, hält es Vanda nicht mehr aus, bittet ihn in den Flur. Ihre Wut über seine Gleichgültigkeit perlt an ihm ab, sie eilt in die Küche, schmettert einen Krug auf den Boden. In den bürgerlichen Welten, die die Figuren Alba Rohrwachers – jenseits der gemeinsamen Filme mit ihrer Schwester – umgeben, sind die ungehemmten Wutausbrüche einer Frau eine Besonderheit. Die Figuren Rohrwachers widersetzen sich jedoch den Zumutungen der Welt, ohne sich allzu viel um deren Konventionen zu scheren.

Das Werk der beiden Rohrwacher-Schwestern ergänzt sich zu einem Porträt finanzieller, sozialer, emotionaler Prekarität in der italienischen Gesell-

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Le sorelle Rohrwacher

schaft der Gegenwart. Die Familie Martas, der jugendlichen Protagonistin aus Alice Rohrwachers Debütfilm, lebt vom kargen Einkommen der Mutter aus ihrer Arbeit in einer Bäckerei. Die Arbeitszeiten bilden fortwährenden Sprengstoff für das Familienleben. Alba Rohrwachers Vanda aus Lacci wird von den patriarchalen Rollenbildern kirre gemacht, ihre Monica aus Nanni Morettis Tre piani driftet zunehmend in ihre eigene Welt ab, während sie sich für die Menschen um sich herum aufreibt. In der Zusammenschau der Filme der zwei Schwestern bilden sich Linien heraus, die das Kino der beiden zu einem der gesellschaftsbewusstesten im Italien der Gegenwart macht. Einem Kino, das den Phrasen misstraut und auf ein Publikum hofft, das zum Mitdenken bereit ist. Fabian Tietke

Corpo celeste Alice Rohrwacher, Italien/Schweiz/Frankreich 2011; 99' I/df (35 mm, Farbe) Mit Yle Vianello, Salvatore Cantalupo, Pasqualina Scuncia, Anita Caprioli, Maria Luisa De Crescenzo, Maria Trunfio, Paola Lavini, Gianni Federico, Mario Canino, Renato Carpentieri

Alice Rohrwacher liefert mit ihrem Spielfilmerstling ein stimmiges Bild des heutigen Süditaliens aus der Perspektive eines Mädchens an der Schwelle zum Erwachsensein, das in diesem ungewohnten klerikalen Milieu unerschrocken seinen Weg sucht.

Die Peripherie von Reggio Calabria: antike Palazzi neben Bauruinen, Auto(bahn)brücken, so weit das Auge reicht, ein ausgetrocknetes Flussbett, das Meer nah und doch unerreichbar fern. Hellwach mustert die knapp dreizehnjährige Marta (Yle Vianello) die ihr fremde Stadt, saugt alle Eindrücke der neuen Umgebung auf. Hier wurde sie geboren, hierher, zu ihren nächsten Verwandten, ist sie vor kurzem mit ihrer Mutter und der bald volljährigen Schwester zurückgekehrt. Oder eher versetzt worden – nach zehn Jahren Aufenthalt in der Schweiz. In der für sie fremden Welt ist die katholische Kirche so allgegenwärtig wie rätselhaft. Distanziert nimmt sie am verkrampften, alles andere als teenagergerechten Katechismus-Unterricht der Pfarrhelferin Santa (Pasqualina Scuncia) für die anstehende Kommunion teil, hinterfragt diesen aber zugleich kritisch. Innerlich ist sie mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Etwa mit ihrem Status als Aussenseiterin, mit den ersten äusseren Anzeichen ihrer Weiblichkeit oder mit der weltlichen Rolle des ehrgeizigen Pfarrers Don Mario (Salvatore Cantalupo). Still und verschlossen beginnt Marta, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Denn sie besitzt nicht nur die Gabe, die Welt mit Staunen und Intelligenz zu betrachten, sondern auch, sich in einem fremden kulturellen Umfeld zurechtzufinden und zu behaupten.

Le sorelle Rohrwacher

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Anstelle einer straffen Handlung folgen wir den unentwegt schweifenden Beobachtungen Martas bis in jenes Geisterdorf, wo sich Don Mario ein Kruzifix in Lebensgrösse aneignet und wo Marta plötzlich sehr viele Dinge zu verstehen beginnt, über die Welt und über sich selbst. Dass Yle Vianello als Marta dermassen authentisch wirkt, hat viel mit Alice Rohrwachers subtilem Gespür für das Innenleben der jungen Protagonistin zu tun.

Entsprechend diskret sind auch die sexuellen Konnotationen im Zusammenhang mit Martas «éducation sentimentale». Ein aussergewöhnliches Kinodebüt von karger Schönheit – tief in der Wirklichkeit verwurzelt und gleichzeitig voller wunderbarer Poesie.

Do 3. 2. / Fr 4. 2.

> 18.00 Uhr

Sa 5. 2.

> 18.45 Uhr

So 6. 2.

> 20.45 Uhr

Via Castellana Bandiera Emma Dante, Italien/Schweiz/Frankreich 2013; 93' I/df (DCP, Farbe, Scope) Mit Emma Dante, Alba Rohrwacher, Elena Cotta, Renato Malfatti, Dario Casarolo, Carmine Maringola, Sandro Maria Campagna, Elisa Parrinello, Daniela Macaluso, Giuseppe Tantillo

Augenpartien in Grossaufnahme wie bei den Italowestern-Duellen. Wir befinden uns aber nicht in der Wüste, sondern in einer schmalen Gasse in der sizilianischen Hauptstadt.

Ein Sonntagnachmittag in Palermo: Auf dem Weg zu einer Hochzeit verfahren sich Rosa (Emma Dante) und Clara (Alba Rohrwacher) in ihrer alten Heimatstadt. Es ist drückend heiss, Rosa am Steuer ihres blauen Fiat ist müde, Palermo anstrengender denn je. Die beiden Frauen, die offensichtlich in einer Beziehungskrise stecken, sind entnervt. Über eine enge Gasse versuchen sie, aus dem Strassengewirr herauszufinden. Bis ihnen ein Auto entgegenkommt und den Weg versperrt. Dieser rote Fiat wird von Samira (Elena Cotta) gefahren, einer verschrobenen Alten, die den Krebstod ihrer Tochter nie verwunden hat und unter den Demütigungen ihres dominanten Schwiegersohns leidet. Der drängt sich mit seiner Familie auf den übrigen Sitzplätzen des Kleinwagens. Da die Seitenstrasse nicht breit genug ist, um aneinander vorbeikommen zu können, müsste eines der beiden Autos zurücksetzen. Doch weder Rosa noch Samira machen entsprechende Anstalten. Im Gegenteil: Die Kontrahentinnen stehen sich mit ausgeschaltetem Motor gegenüber, bieten sich stumm die Stirn – hartnäckiger als die Sonne von Palermo und störrischer als die Esel von Männern, von denen sie umgeben sind. Während langsam die Nacht über der Stadt hereinbricht und die Mitfahrenden der beiden Duellantinnen längst ausgestiegen sind, werden in der Nachbarschaft Wetten abgeschlossen, wer wohl zuerst nachgibt.

Weshalb sich die beiden Fahrerinnen durch nichts von ihrem verbissen geführten stummen Duell der Blicke abbringen lassen, ist ebenso unklar wie unerheblich. Denn Emma Dantes höchst ungewöhnliches Kinodebüt – sie ist Hauptdarstellerin, Autorin der Romanvorlage und des Drehbuchs sowie Regisseurin in Personalunion – versteht sich in erster Linie als Parabel auf das heutige Italien. So werden die Ereignisse mit der Einmischung der Anwohnerschaft richtig chaotisch und entwickeln in ihrer Absurdität gar

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Corpo celeste

Le sorelle Rohrwacher

Via Castellana Bandiera

La mécanique de l’ombre

Il comandante e la cicogna

Giorni e nuvole

Le sorelle Rohrwacher

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komödiantische Züge. Ein wunderbar reduzierter Film, der auf höchst eigenwillige Art – im Verlauf des Duells wird etwa die enge Seitenstrasse immer breiter – fasziniert.

Do 3. 2. / Fr 4. 2.

> 20.00 Uhr

Sa 5. 2.

> 20.45 Uhr

So 6. 2.

> 18.45 Uhr

La mécanique de l’ombre Thomas Kruithof, Frankreich/Belgien 2016; 91' F/d (Digital HD, Farbe, Scope) Mit François Cluzet, Denis Podalydès, Sami Bouajila, Simon Abkarian, Alba Rohrwacher, Philippe Résimont, Daniel Hanssens, Bruno Georis, Olivier Bony, Bernard Eylenbosch

Als der Protagonist der 25 Jahre jüngeren Sara nach deren wüstem Absturz wie selbstverständlich zu Hilfe eilt, wird klar, dass er das Herz auf dem rechten Fleck hat.

Duval (François Cluzet), ein ehemaliger Buchhalter um die sechzig, ist der Inbegriff eines pflichtbewussten Angestellten – und seit einem Burn-out vor zwei Jahren arbeitslos.

Seine Alkoholsucht hat er im Griff, sodass er Notfall-Kontaktperson der neu zu den Anonymen Alkoholikern gestossenen Sara (Alba Rohrwacher) wird. Als man ihm eines Tages einen Job bei einer mysteriösen Überwachungsorganisation anbietet, ist Duval vor allem erleichtert und fragt deshalb nicht allzu viel nach. In einer spärlich eingerichteten Wohnung tippt er in der Folge Abschriften von auf Tonbändern aufgezeichneten Telefonmitschnitten in die Schreibmaschine (aus Sicherheitsgründen), zu genau festgelegten Arbeitszeiten, seltsam unbeteiligt sowie unter höchster Verschwiegenheitspflicht. Anfangs hat er nur belanglose Gespräche zu transkribieren, doch als es plötzlich um eine Geiselnahme in Mauretanien geht und Duval kurz darauf Zeuge eines auf Band festgehaltenen Gewaltverbrechens wird, beginnt er seine Gleichgültigkeit gegenüber der Welt abzulegen und sich Gedanken über das Gehörte zu machen. Doch da ist es bereits zu spät, um auszusteigen. Duval selbst wird in dunkle Machenschaften verwickelt und bald mit Beweisen für seine Beteiligung konfrontiert. Schliesslich erhält er eine Kassette zur Transkription, auf der seine eigene Stimme zu hören ist – denn ohne es zu realisieren, ist der überforderte Duval zwischen die Fronten des staatlichen Inlandsgeheimdienstes und der noch geheimeren Überwachungsorganisation geraten, für die er als «Schreiber» arbeitet. Als Sara, der er sich zunehmend verbunden fühlt, von dieser entführt wird, sieht der harmlose Buchhalter rot.

Thomas Kruithof kann sich in seinem ambitionierten Kinodebüt auf einen brillanten Hauptdarsteller verlassen, der den ahnungslosen Helden wider Willen mit der notwendigen Verletzlichkeit und Ohnmacht gibt. Entstanden ist eine minimalistisch gestaltete, ebenso bestechende wie spannende Mischung aus Neo-Noir und Politthriller, die in ihren besten Momenten völlig unvorhersehbar ist.

Fr 4. 2.

> 22.00 Uhr

Sa 5. 2.

> 22.45 Uhr

Fr 18. 2.

> 22.30 Uhr

Sa 19. 2.

> 23.15 Uhr

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Le sorelle Rohrwacher

Il comandante e la cicogna Silvio Soldini, Italien/Schweiz 2012; 108' I/df (DCP, Farbe, Scope) Mit Valerio Mastandrea, Alba Rohrwacher, Giuseppe Battiston, Claudia Gerini, Luca Zingaretti, Luca Dirodi, Serena Pinto, Shi Yang Shi, Michele Maganza, Maria Paiato

Ein von Alltagspoet Soldini mit beschwingter Leichtigkeit zusammengesetztes Figurenpuzzle voller abstruser Zuspitzungen und grotesker Überzeichnungen.

Morgendämmerung in Turin: Garibaldi, Cazzaniga, Leopardi, Da Vinci und Co., verewigt als majestätische Statuen im öffentlichen Raum, beginnen das erwachende grossstädtische Leben zu kommentieren – was sich im Verlauf des Tages zu einem lautstarken Lamento über die desolate Lage Italiens steigert. Grund zu jammern hätte auch die erfolglose, linkisch-versponnene Künstlerin Diana (Alba Rohrwacher mit grossem Slapstick-Talent), die zwei Monate mit der Miete in Verzug ist. Bis sie vom Winkeladvokaten Malaffano beauftragt wird, ein grosses Fresko für dessen Anwaltsbüro zu entwerfen.

Auch für Leo (Valerio Mastandrea) ist das Leben kein Picknick. Als selbstständiger Sanitärunternehmer sowie alleinerziehender Vater einer Tochter, der ihre gerade erwachte Sexualität zum Verhängnis wird, und eines nerdigen Dreizehnjährigen, der heimlich einen Storch aufzieht, ist er permanent am Anschlag. Wäre da nicht seine verstorbene Frau Teresa (Claudia Gerini), von deren physisch sehr präsentem Geist er jeweils nachts besucht und beraten wird, hätte er definitiv nichts zu lachen. Als Leo wegen eines im Web aufgetauchten Sexvideos mit seiner Tochter als Hauptdarstellerin juristischen Beistand benötigt und man ihm Malaffano empfiehlt, begegnet er in dessen Kanzlei ein erstes Mal Diana. Verschiedene ziemlich verschrobene Personen kreuzen den vom Schicksal vorbestimmten Weg der beiden: etwa ein urbaner Einsiedler und Freigeist (Giuseppe Battiston), ein mit einer krankhaft eifersüchtigen Ehefrau geschlagener chinesischer Arbeiter oder ein mysteriöser Privatdetektiv. Was Leo und Diana aber nicht davon abhält, sich ineinander zu verlieben.

Es ist eine wahre Freude, Soldinis Figuren dabei zuzuschauen, was der Alltag mit ihnen macht. Eine ebenso intelligente wie erfrischende, zunehmend turbulente (Liebes-) Komödie in der besten Tradition der Commedia all’italiana der späten Fünfziger- und Sechzigerjahre.

Sa 5. 2. / So 6. 2. / Sa 19. 2. / So 20. 2.

> 16.30 Uhr

Giorni e nuvole Silvio Soldini, Italien/Schweiz 2007; 115' I/df (35 mm, Farbe) Mit Margherita Buy, Antonio Albanese, Alba Rohrwacher, Giuseppe Battiston, Antonio Carlo Francini, Fabio Troiano, Paolo Sassanelli, Carla Signoris, Arnaldo Ninchi, Alberto Giusta

Alba Rohrwachers Alice wird von ihren Eltern nicht in deren massive finanzielle Schwierigkeiten eingeweiht. Doch dann erblickt sie ihren Vater als Paketkurier auf der Vespa – und ihr geht ein Licht auf.

Als Michele (Antonio Albanese), Mitinhaber eines Schifffahrtsunternehmens, seiner Ehefrau Elsa (Margherita Buy) kurz nach ihrer Promovierung in Kunstgeschichte gesteht,

Le sorelle Rohrwacher

dass er seit zwei Monaten nicht mehr arbeitet, weil er von seinen Partnern aus der Firma gedrängt wurde, beginnt sich bei den Oliveris alles nur noch ums Geld zu drehen. Das Paar Mitte vierzig, das ein privilegiertes Leben in Genua führt und dessen erwachsene Tochter Alice (Alba Rohrwacher) ein Restaurant betreibt und mit ihrem Freund zusammenlebt, ist mit einem Mal gezwungen, sich von den gesicherten Verhältnissen zu verabschieden. So muss die geplante Kambodscha-Reise gestrichen, die Segeljacht verkauft und auf Besuche von teuren Restaurants verzichtet werden. Existenziell sind diese Einschränkungen nicht. Doch als es zum Verkauf der stilvoll-luxuriösen Altbauwohnung und zum Umzug in ein Durchschnittsappartement am Stadtrand kommt, beginnt der materielle Abstieg die Beziehung des Ehepaars ernsthaft zu belasten. Während Elsa, ohne zu zögern, einen Teilzeitjob in einem Callcenter annimmt und bald darauf ihr unbezahltes Engagement als Restauratorin zugunsten einer abendlichen Anstellung als Sekretärin aufgibt, hadert der frustrierte Michele mit der prekären Situation, bewirbt sich lustlos da und dort um eine Stelle und verliert ob seiner Bitterkeit und seinem Selbstmitleid zunehmend die Orientierung. Elsa und Michele entfernen sich voneinander – das Zusammenleben wird unerträglich.

Mit ruhiger Handkamera beobachtet Silvio Soldini seine Figuren bei ihren verzweifelten Versuchen, mit der grössten Krise ihres Lebens fertigzuwerden. Doch es sind die kleinen Momente der Annäherung zwischen den Familienmitgliedern – auch das Verhältnis zwischen Eltern und Tochter ist schon länger angespannt –, die in diesem präzise beobachteten Sozialdrama besonders berühren. Ein feinfühliger, in den beiden Hauptrollen wunderbar nuanciert gespielter Film, der sich bis zum offenen Ende eine erstaunliche Leichtigkeit bewahrt.

Mo 7. 2. / Di 8. 2.

> 18.00 Uhr

Mi 9. 2.

> 20.00 Uhr

Mio fratello è figlio unico Daniele Luchetti, Italien/Frankreich 2007; 105' I/df (35 mm, Farbe) Mit Elio Germano, Riccardo Scamarcio, Diane Fleri, Angela Finocchiaro, Massimo Popolizio, Alba Rohrwacher, Vittorio Emanuele Propizio, Luca Zingaretti, Anna Bonaiuto, Ascanio Celestini

Die Geschichte der eng mit seinem politischen Werdegang verbundenen «éducation sentimentale » des jüngeren von zwei ungleichen Brüdern aus einer Arbeiterfamilie.

Italien in den Sechziger- und Siebzigerjahren: Antonio, schon als Kind streitsüchtig und deshalb von allen nur «Accio» – das Ekel – genannt, ist das schwarze Schaf der Familie Benassi. Eigenwillig und unberechenbar rebelliert er aus Prinzip gegen alles. Am liebsten gegen seine Familie. Nach einem kurzen Intermezzo im Priesterseminar, wo durch ein aufreizendes Foto der Schauspielerin Marisa Allasio, das ihm sein älterer Bruder Manrico überlassen hat, sein Interesse für das weibliche Geschlecht geweckt worden ist, kehrt Accio zu seiner Familie in die südöstlich von Rom gelegene Provinzstadt Latina zurück.

Hier mausert sich Manrico (Riccardo Scamarcio) gerade zum charismatischen Arbeiterführer und hat schon bald die schöne, sehr verliebte Francesca (Diane Fleri) am Arm, während Accio (Elio Germano) einmal mehr untendurch muss. Ihm wird von den Eltern

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Le sorelle Rohrwacher

verwehrt, klassische Literatur zu studieren, während seine Schwester Violetta (Alba Rohrwacher) ebendies darf und ausserdem Violinstunden nimmt. Als Accio zum Entsetzen seines Umfelds der faschistischen Partei beitritt, ist es endgültig vorbei mit dem Familienfrieden. Der Konflikt zwischen den Brüdern mit ihren gegensätzlichen politischen Überzeugungen verschärft sich. Doch während sich Manrico zum Fanatiker entwickelt, beginnt Accio seine politischen Ansichten zu revidieren und wird schliesslich zum eigenständig-unabhängigen jungen Mann, der am Ende sogar die wirkungsvollere politische Strategie hat als sein radikalisierter, in den Untergrund abgetauchter Bruder.

Regisseur Daniele Luchetti gelingt es, politische und gesellschaftliche Entwicklungen anhand der Lebensgeschichten von Accio und Manrico (die unterschiedlichen politischen Lagern angehören) sowie ihrer Schwester Violetta (die Affären hat und deshalb zu Schwangerschaftstests greift) einzufangen und dadurch ein Zeitgefühl sichtbar und die Energien geradezu spürbar zu machen, die in den Sechzigern und Siebzigern die engen Verhältnisse zu sprengen begannen. Ein ebenso leichtfüssig wie virtuos inszenierter Film mit einem Italopop-Soundtrack vom Feinsten.

Mo 7. 2. / Di 8. 2.

> 20.15 Uhr

Mi 9. 2.

> 18.00 Uhr

Le meraviglie Alice Rohrwacher, Italien/Schweiz/Deutschland 2014; 110' I/df (DCP, Farbe) Mit Maria Alexandra Lungu, Sam Louwyck, Alba Rohrwacher, Sabine Timoteo, Agnese Graziani, Luis Huilca Logroño, Eva Lea Pace Morrow, Maris Stella Morrow, Monica Bellucci, Carlo Tarmati, André Hennicke

Gefangen in seinem Traum von einem autonomen Landleben, sieht ein zum Patriarchen gewordener, ehemals idealistischer Aussteiger nicht, was er seiner Familie zumutet.

Die vierzehnjährige Gelsomina (Maria Alexandra Lungu) wächst mit ihren drei jüngeren Schwestern «enfant sauvage»-mässig auf dem ärmlichen Hof der Familie im mittelitalienischen Niemandsland auf. Wolfgang (Sam Louwyck), ihr dominanter Vater, der Italienisch spricht, aber auf Deutsch flucht und sich mit seiner italienischen Frau Angelica (Alba Rohrwacher) auf Französisch unterhält, hat im Lauf der Jahre einen archaisch-anarchischen Mikrokosmos um seine Familie herum aufgebaut, die mehr schlecht als recht von der Bienenzucht, einer kleinen Schafherde und dem lebt, was der Garten hergibt.

Während Gelsomina zur zentralen Figur des Familiengefüges und zu einer unverzichtbaren Stütze des väterlichen Imkereibetriebs geworden ist, versucht Angelica, ihrem ernüchterten, unberechenbar gewordenen Mann die Stirn zu bieten, auch mithilfe von Cocò (Sabine Timoteo), einer Freundin von Wolfgang aus radikalen Tagen in Deutschland, die Teil der Familie ist. Weil Gelsomina genug hat von der harten Arbeit und dem entbehrungsreichen Leben, ist sie schliesslich froh, als ihr Vater den schweigsamen vierzehnjährigen Martin, der im Rahmen eines Resozialisierungsprogramms als subventionierte Hilfskraft aufgenommen worden ist, zu seinem «Vorarbeiter» macht. Eines Tages taucht der Produzent der von Milly Catena (Monica Bellucci) moderierten TV-Reality-Show «Il

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paese delle meraviglie» in der Gegend auf, um Kandidaten und Kandidatinnen für sein Format zu casten. Gesucht werden Familienbetriebe, die lokale Produkte nach traditionellen Verfahren herstellen. Und weil eine Teilnahme bei Gelsomina Hoffnungen weckt – für den Hof und auch für sich selbst –, meldet sie ihre Familie heimlich und gegen Wolfgangs Willen für die Fernsehshow an.

Alice Rohrwacher erzählt in ihrem zweiten Kinofilm in starken, unmittelbaren Bildern von den Grenzen des Aussteigerdaseins einer ungewöhnlichen Patchworkfamilie und öffnet zugleich Tür und Tor zu einer Welt der kleinen Wunder. Eine poetisch-einfühlsame Familien- und Coming-of-Age-Fabel zwischen Neo- und magischem Realismus mit subtil gezeichneten Figuren und einem grossartigen Schauspielerensemble, darunter zahlreiche erfrischend instinktgeleitete Laiendarstellerinnen.

Do 10. 2. / Fr 11. 2.

> 18.00 Uhr

Sa 12. 2.

> 18.30 Uhr

So 13. 2.

> 20.30 Uhr

Perfetti sconosciuti Paolo Genovese, Italien 2015/16; 96' I/d (Digital HD, Farbe, Scope) Mit Alba Rohrwacher, Edoardo Leo, Kasia Smutniak, Marco Giallini, Anna Foglietta, Valerio Mastandrea, Giuseppe Battiston, Benedetta Porcaroli, Elisabetta De Palo

Es ist wohl keine gute Idee, sich unter Freunden so vertrauensselig zu geben, dass man seine Handy-Nachrichten öffentlich macht. Denn streng gehütete Geheimnisse haben alle.

Eine Gruppe langjähriger Freundinnen und Freunde trifft sich zum gemeinsamen Abendessen, das – ein Omen? – mit einer spektakulären Mondfinsternis zusammenfällt. Geladen haben der Schönheitschirurg Rocco (Marco Giallini) und seine als Psychotherapeutin arbeitende Ehefrau Eva (Kasia Smutniak), die für ihre Luxuswohnung wie für ihre exquisite Küche bekannt sind. Die Stimmung ist ausgelassen, insbesondere der übergewichtige Sportlehrer Peppe (Giuseppe Battiston) muss sich einige Sprüche gefallen lassen, weil er der Clique eigentlich seine neue Freundin vorstellen wollte. Unter den Gästen sind auch die frisch verheirateten und sehr verliebten Cosimo (Edoardo Leo) und Bianca (Alba Rohrwacher) – er Taxifahrer, sie Tierärztin. Ausserdem Lele (Valerio Mastandrea) und dessen Frau Carlotta (Anna Foglietta), die in einen dubiosen Autounfall mit Todesfolge verwickelt waren, weshalb Lele vorübergehend sein Anwaltspatent verloren hat. Man ist gut drauf, schaut sich auf dem Balkon immer mal wieder die sich entwickelnde Mondfinsternis an. Doch nach achtzehn Filmminuten macht Eva den fatalen Vorschlag, gemeinsam ein Spiel zu spielen, bei dem alle Anwesenden ihre Smartphones auf dem Tisch platzieren und jeweils sämtliche eingehenden SMS, Mails, Whatsapp-Nachrichten und Anrufe mit der Runde teilen sollen. Und weil durch diese radikale Offenheit schon bald Indiskretionen, sorgsam gehütete Geheimnisse und vor allem Affären ans Tageslicht kommen, entwickelt sich der Abend, der so vielversprechend begonnen hat, zusehends zum Albtraum – sodass dem Publikum das Lachen schliesslich im Hals stecken bleibt.

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Le sorelle Rohrwacher

Mio fratello è figlio unico

Perfetti sconosciuti

Le meraviglie

The Place

Sous le ciel d’Alice

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Das Thema von Paolo Genoveses pointiertem Dialogstück wurde bereits kurz nach dessen Start zu einem weltweiten gesellschaftlichen Phänomen. Und so ist Perfetti sconosciuti als der Film mit den meisten Remakes in die Kinogeschichte eingegangen. Was neben der universellen Story vor allem auch an der Natürlichkeit liegt, mit der Genovese sein erstklassiges Ensemble durch den stürmischen Abend führt: Man hat tatsächlich das Gefühl, dass da eine Gruppe von Freunden und Freundinnen zusammengekommen ist. Ein rasantes, vorzüglich getaktetes Beziehungsspektakel mit einem ebenso überraschenden wie starken, weil offenen Ende, das einen nicht nur über den eigenen Umgang mit dem Smartphone nachdenken lässt. Umso erstaunlicher, dass das legendäre Original hierzulande nie (mit deutschen Untertiteln) zu sehen war!

Do 10. 2. / Fr 11. 2.

> 20.15 Uhr

Sa 12. 2.

> 20.45 Uhr

So 13. 2.

> 18.30 Uhr

The Place Paolo Genovese, Italien 2017; 101' I/e (Digital HD, Farbe, Scope) Mit Valerio Mastandrea, Marco Giallini, Giulia Lazzarini, Vinicio Marchioni, Alba Rohrwacher, Silvia D’Amico, Rocco Papaleo, Alessandro Borghi, Vittoria Puccini, Silvio Muccino, Sabrina Ferilli

Paolo Genoveses mit grosser Spannung erwarteter Nachfolger seines Megaerfolgs Perfetti sconosciuti ist ein konzeptuelles «huis clos» und überrascht mit einem gänzlich ungewohnten Setting.

Ein Mann um die 45 (Valerio Mastandrea) – Bart, Anzug, keine Krawatte – sitzt rund um die Uhr am immer gleichen Bistrotisch in einem unpersönlichen Restaurant und empfängt seine «Kunden»: Durchschnittsbürger jeglichen Alters und Geschlechts, deren Leben sich nur noch um die Erfüllung eines sehnlichen Wunsches dreht. Der mysteriöse Namenlose mit seinem ebenso geheimnisvollen schwarzen Notizbuch kann – als eine Art Mittelsmann zwischen Bittstellern und einer übergeordneten Macht – alles in Erfüllung gehen lassen. Allerdings fordert er dafür jeweils eine Gegenleistung, die weit über die moralischen Grenzen seiner Klientel hinausgeht. So soll etwa die alte Marcella (Giulia Lazzarini) eine Bombe an einem stark frequentierten öffentlichen Ort zur Explosion bringen, damit ihr an Alzheimer erkrankter Mann geheilt wird. Odoacre (Rocco Papaleo) hingegen muss für eine Liebesnacht mit dem für ihn unerreichbaren Pin-up Amanda ein Kind davor bewahren, dass ihm in irgendeiner Form Schaden zugefügt wird. Während die Nonne Chiara (Alba Rohrwacher), die ihren Glauben an Gott verloren hat und unbedingt wiederfinden will, sich im Gegenzug einem Unbekannten hinzugeben hat, um von diesem schwanger zu werden. Sind sie wirklich bereit, so weit zu gehen, wie es der Unbekannte jeweils von ihnen verlangt, und auf diesen faustischen Pakt mit ihm einzugehen?

Während ihm seine Kunden am Restauranttisch die Aufwartung machen und detailliert darüber Auskunft geben, wie sie die ihnen gestellten Aufgaben zu erledigen gedenken beziehungsweise ob sie bei der entsprechenden Ausführung erfolgreich waren, macht der Namenlose permanent Notizen in seinem dicken, ledergebundenen Buch. Und lässt die Wünsche bei minutiöser Erfüllung des Kontrakts jeweils wahr werden. Doch

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Le sorelle Rohrwacher

dann beginnen gewisse Aufgaben zunehmend auch Auswirkungen auf andere Deals zu haben, sodass die Gegenleistung des einen die erfolgreiche Erledigung des Auftrags einer anderen verunmöglicht. Allerdings scheinen diese Wechselwirkungen durchaus gewollt, sodass der verklausulierte namenlose Magier die Leute indirekt dazu bringt, bessere Menschen zu werden. Eines Tages ist sein Tisch im Restaurant leer. Und fort ist auch die geduldige Kellnerin Angela (Sabrina Ferilli), die ihren Gast von Anfang an durchschaut hat.

Ein sehr ungewöhnlicher, auf einem ausgeklügelten Drehbuch basierender Film, der auf meisterhafte Art die Befindlichkeit der Menschen im heutigen Italien sondiert.

Fr 11. 2.

> 22.15 Uhr

Sa 12. 2.

> 22.45 Uhr

Fr 25. 2.

> 22.15 Uhr

Sa 26. 2.

> 22.45 Uhr

Sous le ciel d’Alice Chloé Mazlo, Frankreich 2020; 90' F•OV•I/e (DCP, Farbe) Mit Alba Rohrwacher, Wajdi Mouawad, Isabelle Zighondi, Mariah Tannoury, Jade Breidi, Odette Makhlouf, Hany Tamba, John Chelhot, Ziad Jallad, Charbel Kamel

ERSTAUFFÜHRUNG : Chloé Mazlos höchst origineller Film nähert sich dem Libanonkonflikt auf poetisch-behutsame Weise, indem dessen Auswirkungen auf eine junge Liebe sowie die Familie des Ehemanns geschildert werden.

Als Alice Delaloye (Alba Rohrwacher) eine Stelle als Kindermädchen bei einer Familie in Beirut angeboten wird – wir befinden uns in den Fünfzigerjahren –, lässt sie ihr behütetes Leben in der Enge der Schweizer Bergwelt hinter sich und reist ans östliche Mittelmeer.

In der lichtdurchfluteten, üppig-lebendigen Stadt blüht sie auf, verliebt sich in das atemberaubende Land – und bald auch in den jungen Astrophysiker Joseph Kamar (Wajdi Mouawad), der vom ersten libanesisch bemannten Raumflug in einer von ihm entwickelten Rakete träumt. Alice findet ihren Professor kein bisschen exzentrisch und wird von dessen Familie im Gegenzug voller Begeisterung aufgenommen. Die Idylle ist perfekt.

Die beiden heiraten, werden Eltern. Während Joseph erste Testraketen in den Himmel schiesst, beginnt Alice exzessiv und ebenso erfolgreich zu zeichnen. Die Zeit vergeht – das Glück nicht. Bis am 13 . April 1975 der Bürgerkrieg ausbricht und nicht nur das Leben von Alice, Joseph und ihrer Tochter Mona durcheinanderbringt, sondern auch dasjenige von Josephs Familie, die in der Folge zu sechst bei ihnen einzieht. Weil das Paradies ernsthaft bedroht ist, stellt sich die Frage, ob man in der Stadt bleiben oder fliehen soll.

Für Alice kommt Flucht nicht infrage, und so hält man die prekäre Wohnsituation und kriegsbedingte Einschränkungen genügsam aus. Mit dem sich abzeichnenden Ende des Bürgerkriegs verlassen nach und nach alle Familienmitglieder – auch Mona – die Wohnung. Zurück bleiben ein seltsam verlassenes Appartement sowie Alice und Joseph, die nach der Reaktivierung seines Raketenprojekts zum ersten Mal in Streit geraten. Worauf sie unverzüglich ihre Koffer packt – um sich in ihrer eigenen Wohnungshälfte einzurichten.

Denn in dem Land, das sie einst so liebte, ist nichts mehr wie zuvor.

Le sorelle Rohrwacher

15

Chloé Mazlo, bekannt für ihr breites Spektrum an Animationstechniken, ist mit ihrem Langfilmdebüt eine herrlich skurrile Liebesfabel im Stil einer farbenfrohen Sitcom gelungen, die nur so sprüht vor Wunderlichkeiten. So ist etwa die in der Schweiz spielende Vorgeschichte als animierte Sequenz in klassischer Stop-Motion-Technik inszeniert. Und als Bildhintergrund werden immer mal wieder gemalte Tableaus oder (kolorierte) zeitgenössische Fotografien verwendet. Das wirkt sehr frisch und unterstreicht die radikal persönliche Sicht der französisch-libanesischen Filmemacherin auf den politischen Hintergrund ihrer mit verspielter Virtuosität inszenierten Filmperle.

Sa 12. 2. / So 13. 2. / Sa 26. 2.

> 16.30 Uhr

Cosa voglio di più Silvio Soldini, Italien/Schweiz 2009/10; 126' I/df (35 mm, Farbe, Scope) Mit Alba Rohrwacher, Pierfrancesco Favino, Giuseppe Battiston, Teresa Saponangelo, Fabio Troiano, Tatiana Lepore, Monica Nappo, Gisella Burinato, Martina De Santis, Francesca Capelli

Eine Buchhalterin, die eigentlich alles hat, und ein Angestellter eines CateringUnternehmens, verheiratet und zweifacher Vater, beginnen eine leidenschaftliche Affäre, die mit ihren bisherigen Lebensentwürfen kollidiert.

«Anna (Alba Rohrwacher) geht zwar nicht aus Berechnung fremd, aber sie läuft mindestens mit offenen Augen ins Verderben. Sie weiss, was sie zu verlieren hat. Es ist nicht wenig und insgeheim wohl genau das, wovor sich die Mittdreissigerin am meisten fürchtet: einer soliden norditalienischen Kleinbürgerexistenz mit zwei Kleinwagen und einem Lebenspartner (Giuseppe Battiston), der nicht nur die Pausentaste des DVD -Players drückt, wenn die Dame aufs Klo muss, sondern auch im Handumdrehen eine neue Duschkabine montiert. Abgesehen von seinem gemütlichen Trommelbauch wäre er der perfekte Ehemann. Anna jedoch fackelt nicht lange, als ihr ein attraktiver Caterer und Familienvater (Pierfrancesco Favino) über den Weg läuft, und schon bald drohen die Flammen der Leidenschaft alles zu verzehren, was auf Anna wartet, und damit auch alles, was man von ihr erwartet: dass sie endlich einmal die Pille absetzt, zum Beispiel.

Silvio Soldini verankert die Liebe fest im Boden ökonomischer Realitäten. So heftig das Feuer der Leidenschaft auch lodert, die Liebhaber können sich ihre Affäre eigentlich gar nicht leisten: Die Schäferstündchen müssen mit aufwendigen Lügen erkauft und die fünfzig Euro für das schummrige Stundenmotel vom Mund abgespart werden. Soldini ist ein begnadeter Alltagsbeobachter und verzichtet auf jede Schuldzuweisung und Dramatisierung. Das ist glaubwürdig und authentisch, aber auch nur so aufregend und vorhersehbar wie das Leben selbst.» (Reto Bühler) Eindrücklich verkörpert Alba Rohrwacher Annas existenzielles Ringen mit sich selbst: Soll sie die beruhigende Komfortzone einer gefestigten, aber wenig prickelnden Beziehung verlassen und sich in eine leidenschaftliche Amour fou mit höchst ungewisser Zukunft stürzen?

Mo 14. 2. / Di 15. 2.

> 18.00 Uhr

Mi 16. 2.

> 20.00 Uhr

16

Cosa voglio di più

Le sorelle Rohrwacher

Vergine giurata

Tutti insieme (aka Magari)

Lazzaro felice

Figlia mia

Le sorelle Rohrwacher

17

Vergine giurata Laura Bispuri, Italien/Schweiz/Deutschland/Albanien 2014/15; 87' OV•I/df (DCP, Farbe, Scope) Mit Alba Rohrwacher, Flonja Kodheli, Luan Jaha, Emily Ferratello, Bruno Shllaku, Lars Eidinger, Ilire Celaj, Drenica Selimaj, Dajana Selimaj

Die Geschichte einer Frau, die ihre Weiblichkeit zugunsten ihrer Freiheit opferte und dann beschliesst, ihre Ehre preiszugeben, um wieder Frau zu werden.

Hana wächst in der archaischen Berglandschaft Albaniens auf, wo noch strenge patriarchale Regeln herrschen und die Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern klar definiert ist. Für eine junge Frau, die sich nicht der männlichen Vorherrschaft unterordnen und dem vorbestimmten Schicksal als Ehefrau und Dienerin fügen will, gibt es nur eine Alternative: Sie schwört ewige Jungfräulichkeit – was totaler Liebesverzicht bedeutet – und wird im Gegenzug in die Gemeinschaft der Männer aufgenommen. So opfert Hana (Alba Rohrwacher) für die vermeintliche Freiheit ihre Weiblichkeit. Von nun an wird sie als Mann behandelt, erhält ein Gewehr und den Namen Mark. Doch nach zehn Jahren als feingliedrige Vertreterin des starken Geschlechts entschliesst sie sich, ihr Leben in urtümlicher Abgeschiedenheit hinter sich zu lassen und in die Grossstadt Mailand zu fahren. Dort wohnt ihre fast gleichaltrige «Cousine» Lila (Flonja Kodheli) – die leibliche Tochter ihrer einstigen Pflegeeltern, mit der sie eine komplexe Beziehung verbindet – samt ihrer Familie. Und die empfängt Mark nicht gerade mit offenen Armen.

Laura Bispuri erzählt in ihrem Langfilmdebüt auf behutsame Weise von einer gänzlich ungewöhnlichen Form von Cross-Gender, vom Gefangensein in unsichtbaren Gefängnissen. Mit sorgfältig getakteten sowie unaufgeregt in die Filmhandlung integrierten Rückblenden zeigt die Regisseurin die Hintergründe auf, die ihre Protagonistin dazu veranlassen, sich auf die Suche nach der eigenen Identität und damit auf eine Entdeckungsreise in ihre verdrängte Sexualität zu begeben. Ein berührender Film mit einer Hauptdarstellerin, die hier auch äusserlich als feingliedriger Mann überzeugt.

Mo 14. 2. / Di 15. 2.

> 20.30 Uhr

Mi 16. 2.

> 18.00 Uhr

Tutti insieme (aka Magari) Ginevra Elkann, Italien/Frankreich 2019; 104' I•F•E/d(f) (DCP, Farbe) Mit Riccardo Scamarcio, Alba Rohrwacher, Céline Sallette, Oro De Commarque, Milo Roussel, Ettore Giustiniani, Brett Gelman, Daniele Vicorito, Luigi Catani, Benjamin Baroche

Das erschwerte Coming of Age dreier einander nahestehender Geschwister auf Identitätssuche, die durch die inkompatiblen Lebensentwürfe ihrer Eltern verunsichert werden.

Alma, Jean und Seb – neun-, elf- und vierzehnjährig – leben bei ihrer Mutter und deren neuem, russisch-orthodoxem Partner in Paris. Weil Charlotte mit Schwangerschaftsbeschwerden zu kämpfen hat, verfrachtet sie ihre drei Sprösslinge für die Dauer der Weihnachtsferien kurzerhand zu Carlo, dem Vater der Kids, nach Rom. Dort angekommen, wirken die Geschwister in ihren dicken Winterklamotten nicht nur deplatziert, sie sind es

18

FEBRUAR 2022

DO 3. 2.

DO 10. 2.

18.00 R Corpo celeste

S. 4

20.00 R Via Castellana Bandiera

S. 5

A. Rohrwacher, I/CH/F 2011; 99' I/df

FR 4. 2.

20.00 R Via Castellana Bandiera

S. 5

22.00 R La mécanique de l’ombre

S. 7

A. Rohrwacher, I/CH/F 2011; 99' I/df

18.45 R Corpo celeste

S. 4

20.45 R Via Castellana Bandiera

S. 5

22.45 R La mécanique de l’ombre

S. 7

16.30 R Sous le ciel d’Alice

S. 14

18.30 R Le meraviglie

S. 10

20.45 R Perfetti sconosciuti

S. 11

22.45 R The Place

S. 13

P. Genovese, I 2015/16; 96' I/d

T. Kruithof, F/BE 2016; 91' F/d

P. Genovese, I 2017; 101' I/e

SO 6. 2.

SO 13. 2.

S. 31

M. Popivoda, RS/F 2021; 95' OV/d

12.00  Landscapes of Resistance

S. 31

14.15  Lotta aus der Krachmacherstrasse

S. 32

16.30 R Sous le ciel d’Alice

S. 14

18.30 R Perfetti sconosciuti

S. 11

20.30 R Le meraviglie

S. 10

M. Popivoda, RS/F 2021; 95' OV/d S. 32

J. Hald, SE 1992; 72' D

J. Hald, SE 1992; 72' D S. 8

S. Soldini, I/CH 2012; 108' I/df

C. Mazlo, F 2020; 90' F•OV•I/e S. 5

E. Dante, I/CH/F 2013; 93' I/df

P. Genovese, I 2015/16; 96' I/d S. 4

A. Rohrwacher, I/CH/F 2011; 99' I/df

A. Rohrwacher, I/CH/D 2014; 110' I/df

MO 7. 2.

MO 14. 2.

18.00 R Giorni e nuvole

S. 8

20.15 R Mio fratello è figlio unico

S. 9

S. Soldini, I/CH 2007; 115' I/df

18.00 R Cosa voglio di più

S. 15

20.30 R Vergine giurata

S. 17

S. Soldini, I/CH 2009/10; 126' I/df

D. Luchetti, I/F 2007; 105' I/df

L. Bispuri, I/CH/D/AL 2014/15; 87' OV•I/df

DI 8. 2.

DI 15. 2.

18.00 R Giorni e nuvole

S. 8

20.15 R Mio fratello è figlio unico

S. 9

S. Soldini, I/CH 2007; 115' I/df

18.00 R Cosa voglio di più

S. 15

20.30 R Vergine giurata

S. 17

S. Soldini, I/CH 2009/10; 126' I/df

D. Luchetti, I/F 2007; 105' I/df

L. Bispuri, I/CH/D/AL 2014/15; 87' OV•I/df

MI 9. 2.

MI 16. 2.

S. 32

J. Hald, SE 1992; 72' D

14.30  Lotta aus der Krachmacherstrasse

S. 32

18.00 R Vergine giurata

S. 17

20.00 R Cosa voglio di più

S. 15

J. Hald, SE 1992; 72' D S. 9

D. Luchetti, I/F 2007; 105' I/df

S. Soldini, I/CH 2007; 115' I/df

S. 13

A. Rohrwacher, I/CH/D 2014; 110' I/df

E. Dante, I/CH/F 2013; 93' I/df

20.00 R Giorni e nuvole

22.15 R The Place

C. Mazlo, F 2020; 90' F•OV•I/e

A. Rohrwacher, I/CH/F 2011; 99' I/df

18.00 R Mio fratello è figlio unico

S. 11

SA 12. 2.

S. 8

S. Soldini, I/CH 2012; 108' I/df

14.30  Lotta aus der Krachmacherstrasse

20.15 R Perfetti sconosciuti

P. Genovese, I 2017; 101' I/e

SA 5. 2.

20.45 R Corpo celeste

S. 10

P. Genovese, I 2015/16; 96' I/d

T. Kruithof, F/BE 2016; 91' F/d

18.45 R Via Castellana Bandiera

18.00 R Le meraviglie

A. Rohrwacher, I/CH/D 2014; 110' I/df

E. Dante, I/CH/F 2013; 93' I/df

16.30 R Il comandante e la cicogna

S. 11

FR 11. 2.

S. 4

14.15  Lotta aus der Krachmacherstrasse

20.15 R Perfetti sconosciuti

P. Genovese, I 2015/16; 96' I/d

18.00 R Corpo celeste

12.00  Landscapes of Resistance

S. 10

A. Rohrwacher, I/CH/D 2014; 110' I/df

E. Dante, I/CH/F 2013; 93' I/df

16.30 R Il comandante e la cicogna

18.00 R Le meraviglie

L. Bispuri, I/CH/D/AL 2014/15; 87' OV•I/df S. 8

S. Soldini, I/CH 2009/10; 126' I/df

Monatsübersicht

DO 17. 2.

19

DO 24. 2.

18.00 R Tutti insieme (aka Magari)

S. 17

20.00 R Lazzaro felice

S. 20

G. Elkann, I/F 2019; 104' I•F•E/d(f) A. Rohrwacher, I/CH/F/D 2018; 130' I/df

18.30 Z Frauen an die Kameras!

S. 30

20.30 R Lacci

S. 23

> Mit Gabriela Betschart, Nathalie Kamber, Aline László, Christine Munz; Denise Bucher D. Luchetti, I/F 2020; 100' I/df

FR 18. 2.

18.00 R Tutti insieme (aka Magari)

S. 17

G. Elkann, I/F 2019; 104' I•F•E/d(f)

20.00 R Lazzaro felice

S. 20

22.30 R La mécanique de l’ombre

S. 7

A. Rohrwacher, I/CH/F/D 2018; 130' I/df T. Kruithof, F/BE 2016; 91' F/d

FR 25. 2.

18.00 R L’amica geniale (S2E4, S2E5)

S. 25

20.15 R Lacci

S. 23

22.15 R The Place

S. 13

A. Rohrwacher, I/USA 2020; 120' I/d D. Luchetti, I/F 2020; 100' I/df P. Genovese, I 2017; 101' I/e

SA 19. 2.

16.30 R Il comandante e la cicogna

S. 8

S. Soldini, I/CH 2012; 108' I/df

SA 26. 2.

16.30 R Sous le ciel d’Alice

S. 14

18.15 R L’amica geniale (S2E4, S2E5)

S. 25

20.30 R Tre piani

S. 26

22.45 R The Place

S. 13

18.45 R Tutti insieme (aka Magari)

S. 17

C. Mazlo, F 2020; 90' F•OV•I/e

20.45 R Lazzaro felice

S. 20

A. Rohrwacher, I/USA 2020; 120' I/d

23.15 R La mécanique de l’ombre

S. 7

G. Elkann, I/F 2019; 104' I•F•E/d(f) A. Rohrwacher, I/CH/F/D 2018; 130' I/df T. Kruithof, F/BE 2016; 91' F/d

N. Moretti, I/F 2020/21; 120' I/df P. Genovese, I 2017; 101' I/e

SO 20. 2.

12.00  Landscapes of Resistance

S. 31

M. Popivoda, RS/F 2021; 95' OV/d

14.15  Lotta aus der Krachmacherstrasse

S. 32

J. Hald, SE 1992; 72' D

SO 27. 2.

12.00  Landscapes of Resistance

S. 31

14.15  Lotta aus der Krachmacherstrasse

S. 32

M. Popivoda, RS/F 2021; 95' OV/d

16.30 R Il comandante e la cicogna

S. 8

18.45 R Lazzaro felice

S. 20

P. T. Anderson, USA 1999; 188' E/df

21.15 R Tutti insieme (aka Magari)

S. 17

A. Rohrwacher, I/USA 2020; 120' I/d

S. Soldini, I/CH 2012; 108' I/df

A. Rohrwacher, I/CH/F/D 2018; 130' I/df

J. Hald, SE 1992; 72' D

16.30 L Magnolia S. 29

20.15 R L’amica geniale (S2E4, S2E5)

S. 25

G. Elkann, I/F 2019; 104' I•F•E/d(f)

MO 28. 2.

MO 21. 2.

18.00 R Troppa grazia

S. 27

20.15 R Hungry Hearts

S. 28

18.00 R Figlia mia

S. 21

G. Zanasi, I 2018; 110' I/d

20.00 R Io sono l’amore

S. 22

S. Costanzo, I 2014; 109' E•I

L. Bispuri, I/D/CH 2018; 100' I/df

L. Guadagnino, I 2009; 114' I•OV/df

DI 1. 3.

DI 22. 2.

18.00 R Troppa grazia

S. 27

20.15 R Hungry Hearts

S. 28

18.00 R Figlia mia

S. 21

G. Zanasi, I 2018; 110' I/d

20.00 R Io sono l’amore

S. 22

S. Costanzo, I 2014; 109' E•I

L. Bispuri, I/D/CH 2018; 100' I/df

L. Guadagnino, I 2009; 114' I•OV/df

MI 2. 3.

MI 23. 2.

14.30  Lotta aus der Krachmacherstrasse

S. 32

18.00 R Hungry Hearts

S. 28

20.15 R Troppa grazia

S. 27

14.30  Lotta aus der Krachmacherstrasse

S. 32

J. Hald, SE 1992; 72' D

18.00 R Io sono l’amore

S. 22

S. Costanzo, I 2014; 109' E•I

20.15 R Figlia mia

S. 21

G. Zanasi, I 2018; 110' I/d

J. Hald, SE 1992; 72' D

L. Guadagnino, I 2009; 114' I•OV/df

L. Bispuri, I/D/CH 2018; 100' I/df

R LE SORELLE ROHRWACHER L RICHTIG LANG

 DOKFILM AM SONNTAG Z ZÜRCHER FILMTALK  KINDERKINO

VERANSTALTUNG MIT GÄSTEN

20

Le sorelle Rohrwacher

auch, weil ihr Vater gar keine Zeit für sie hat. Irgendwann fahren sie dann doch in die versprochenen Ferien – allerdings nicht zum Skifahren, sondern, quasi als Budgetvariante, ins Haus des Antiquitätenhändlers Bruce am Meer. Und zwar in Begleitung von Benedetta, Carlos «Mitarbeiterin». Die junge Frau begegnet den Kindern offen, liebevoll und auf der ihrem Alter entsprechenden Augenhöhe, während Carlo – der Alma, Jean und Seb seit der Trennung von Charlotte nur noch selten sieht und zu Familienangelegenheiten kaum noch etwas zu sagen hat – gereizt-distanziert bleibt und mit der Überarbeitung seines Drehbuchs sowie mit Benedetta beschäftigt ist. Die Kinder geniessen ihre Freiheit am winterlichen Strand, schliessen rasch Bekanntschaft mit Jugendlichen aus der Gegend, von denen sie ins Biertrinken eingeführt werden oder die sie auf ihren Mofas mitfahren lassen. Bald steuert Seb sogar ihren VW-Bus. Doch die von einer melancholischen Grundstimmung gebremste Ausgelassenheit der Kids vermag nicht darüber hinwegzutäuschen, dass insbesondere Alma trotz Spannungen in der Patchworkfamilie an ihrer Hoffnung festhält, dass Vater und Mutter wieder zusammenfinden.

Stimmungsvoll sind die zwischen winterlicher Kälte und einfühlsam-warmem Blick auf die Kinder schwebenden Bilder, die Tutti insieme etwas Märchenhaftes und Verträumt-Nostalgisches verleihen (die Achtzigerjahre lassen grüssen) und den Traum von einer intakten Familie beschwören, aber auch deren Risse spürbar machen. Das mit Riccardo Scamarcio und Alba Rohrwacher in den Hauptrollen prominent besetzte Langfilmdebüt der italienischen Produzentin und Regieassistentin Ginevra Elkann ist ein bitterzartes, feinfühlig und wunderbar leicht sowie mehrheitlich aus Almas Perspektive erzähltes Familiendrama. Eine echte Filmperle – grossartig gespielt und von leisem Humor durchzogen.

Do 17. 2. / Fr 18. 2.

> 18.00 Uhr

Sa 19. 2.

> 18.45 Uhr

So 20. 2.

> 21.15 Uhr

Lazzaro felice Alice Rohrwacher, Italien/Schweiz/Frankreich/Deutschland 2018; 130' I/df (DCP, Farbe) Mit Adriano Tardiolo, Nicoletta Braschi, Natalino Balasso, Luca Chikovani, Agnese Graziani, Maddalena Baiocco, Alba Rohrwacher, Sergi López, Tommaso Ragno, Gala Othero Winter

Ein genügsamer junger Mann, dem scheinbar nichts etwas anhaben kann, besichtigt als eine Art heiliger Narr eine Welt, von der er nicht wirklich ist.

Ein ursprüngliches, ländliches Italien gegen Ende des 20. Jahrhunderts: Die Landarbeiterinnen und Landarbeiter in Inviolata werden von der Marchesa de Luna (Nicoletta Braschi), der Königin des Tabaks, unter sklavenartigen Bedingungen gehalten – niemand hat ihnen gesagt, dass die Leibeigenschaft abgeschafft worden ist. Auf dem abgelegenen Gutsbetrieb lebt auch der junge Lazzaro (Adriano Tardiolo), der so gutmütig und hilfsbereit ist, dass er sich selbst von den Ausgebeuteten ausbeuten lässt. Man hält ihn deshalb für einfältig. Doch Lazzaro ist beseelt von purem Glück. Eines Tages zeigt er seinem neuen Freund Tancredi (Luca Chikovani), dem verwöhnt-exzentrischen Sohn der Marchesa, seinen geheimen Lieblingsort hoch über dem Tal. Und weil Tancredi unter

Le sorelle Rohrwacher

21

seiner hartherzigen Mutter ebenfalls leidet, versteckt er sich dort und täuscht mit Lazzaros Hilfe seine eigene Entführung vor. Nachdem Lazzaro bei einem Sturz über die Klippe zu Tode gekommen und von einem Wolf zurück ins Leben geholt worden ist, hat sich die Welt, so wie Lazzaro sie kannte, grundlegend verändert: Das Landgut liegt verlassen da – geräumt nach dem Auffliegen des adligen Betrugs. Und so macht er sich auf die Suche nach Tancredi, getrieben von ihrer ungewöhnlichen Freundschaft. Damit beginnt für Lazzaro eine Reise durch Raum und Zeit, die ihn zum ersten Mal in die ferne Grossstadt führt, wo er auf den einen oder anderen merklich gealterten Schicksalsgenossen aus Inviolata trifft sowie Bekanntschaft mit der Lüge und der Niedertracht macht.

Der dritte Spielfilm von Alice Rohrwacher wirkt wie ein wundersames Fundstück aus vergangenen Kinotagen und ist mit seiner unwiderstehlichen Mischung aus Märchen, Sozialstudie und gesellschaftskritischem Drama doch ein aktueller Film, der dem Publikum viel Raum für Interpretationen lässt. Magisch-poetischer Realismus vom Feinsten.

Do 17. 2. / Fr 18. 2.

> 20.00 Uhr

Sa 19. 2.

> 20.45 Uhr

So 20. 2.

> 18.45 Uhr

Figlia mia Laura Bispuri, Italien/Deutschland/Schweiz 2018; 100' I/df (DCP, Farbe, Scope) Mit Valeria Golino, Alba Rohrwacher, Sara Casu, Michele Carboni, Udo Kier, Lia Careddu, Giuseppe Boy, Felice Montervino, Carla Orrù, Monica Piseddu

Der sardische Sommer bildet den Hintergrund für eine fast zeitlose Geschichte, in der ein Mädchen entdeckt, dass es zwei Mütter hat – zwei Frauen, zwischen denen es sich in der Folge hin- und hergerissen fühlt.

Vittoria (Sara Casu), ein unsicheres rothaariges Mädchen, wächst in einem sardischen Dorf auf und hat ein inniges Verhältnis zu ihren Eltern – vor allem zu ihrer Mutter Tina (Valeria Golino). Kurz vor ihrem zehnten Geburtstag fällt ihr beim Rodeo eine betrunkene Frau auf, die hinter der Koppel hemmungslos mit einem Typ rummacht. Bald darauf sieht sie ihre Mutter in der Kirche mit der Frau reden. Diese sei «eine verlorene Seele», antwortet Tina auf die Frage ihrer Tochter, wer die Blondine sei. Vittoria ahnt nicht, dass zwischen Angelica (Alba Rohrwacher) und ihrer Mutter eine archaische Vereinbarung besteht und sich Tina regelmässig um Angelicas heruntergekommenen Hof kümmert, wo die Trinkerin mit ihren Tieren in den Tag hinein lebt – bis ihr wegen ihrer hohen Schulden ein Räumungsbefehl ins Haus flattert. Doch bevor Angelica ihre Pferde verkauft und aufs Festland zieht, bittet sie Tina, ein einziges Mal zusammen mit Vittoria bei ihr vorbeizukommen. Das scheue Mädchen ist von diesem Besuch offensichtlich irritiert – und geht doch wieder bei Angelica vorbei. Denn sie ist fasziniert von dieser unkonventionellen Frau, die ihren eigenen Weg geht, die vor nichts Angst hat und so ganz anders als ihre fürsorgliche Mutter ist. Und beginnt in Angelicas Gegenwart aufzublühen. Als Tina herausfindet, dass Vittoria hinter ihrem Rücken mehr und mehr Zeit mit Angelica verbringt, drängt sie ihre Freundin, endlich wegzuziehen, damit sie Vittoria wieder ganz für sich hat. Doch Angelica will gar nicht weg.

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Le sorelle Rohrwacher

Laura Bispuri konfrontiert ihre junge Heldin auf der Suche nach der eigenen Identität mit unterschiedlichen weiblichen Rollenbildern und schafft dabei eine betörende, manchmal verstörende Szenerie, die entscheidend von der kargen Hügellandschaft Sardiniens lebt. Ein eindrücklicher Film mit einem starken Frauentrio, das mit seinem intensiven Spiel das Publikum auf eine hochemotionale Achterbahnfahrt mitnimmt.

Mo 21. 2. / Di 22. 2.

> 18.00 Uhr

Mi 23. 2.

> 20.15 Uhr

Io sono l’amore Luca Guadagnino, Italien 2009; 114' I•OV/df (35 mm, Farbe) Mit Tilda Swinton, Flavio Parenti, Edoardo Gabbriellini, Pippo Delbono, Alba Rohrwacher, Diane Fleri, Marisa Berenson, Mattia Zaccaro

Wie ihre Mutter mit dem sinnlichen Antonio, durchlebt Elisabetta gerade eine Phase grösster Leidenschaft mit einer jungen Frau, für die sie ihren Gregorio verlassen hat.

Eine herrschaftliche Villa in Mailand: An der Tafel mit sechzehn Gedecken sitzen die Recchis, eine noble, einflussreiche lombardische Industriellenfamilie, und feiern den Geburtstag von Grossvater Edoardo, der bei dieser Gelegenheit die Direktion des Unternehmens an Sohn Tancredi und Enkel Edoardo jr., genannt «Edo», abgibt. Von seiner Enkelin Elisabetta (Alba Rohrwacher) wird er, gross inszeniert, mit einem ihrer eigenwilligen Bilder beschenkt. Dann wird aufgetragen, und man wendet sich ganz den Köstlichkeiten zu, die unter Aufsicht von Tancredis kühl-eleganter Ehefrau Emma (Tilda Swinton), der Hausherrin, in der durchorganisierten Küche entstanden sind. Emma bewegt sich fast schlafwandlerisch durch ihr Luxusleben, das allerdings nicht frei von Gefühlsdefiziten ist.

Ihre grösste Leidenschaft ist das Kochen. Und als ihr Edo eines Tages Antonio vorstellt, mit dem er ein Gourmet-Restaurant in den paradiesischen Hügeln über Sanremo eröffnen will, kommen sich die reiche Industriellengattin und der Junggastronom durch ihre gemeinsame Passion näher. Trotz dem Standesunterschied beginnt sich Emma für den begnadeten Koch zu interessieren und besucht eines Tages das Lokal, in dem Antonio kocht. Sie überlässt ihm die Auswahl der Speisen – um schon bald von völlig unerwarteten Geschmacksempfindungen überwältigt zu werden. Emma lässt sich von Antonios Kochkunst verführen und wird sich dabei ihrer unerfüllten Bedürfnisse bewusst. Als sie ihm einige Wochen später auf ihrem Weg nach Nizza, wo Elisabettas Bilder ausgestellt werden, nicht ganz zufällig in den Strassen von Sanremo begegnet und ihn zum geplanten Restaurant begleitet, kommt es zu einer stürmischen Affäre, die Emmas bourgeoise Ehe ernsthaft gefährdet.

Io sono l’amore ist ein starkes Drama voller sinnlicher und bewegender Momente, die in eigenwilligem Kontrast zur höflichen Kälte stehen, die im familiären Anwesen in Mailand herrscht. Überragend ist Tilda Swinton. Wie ihr Gesicht plötzlich zu leuchten beginnt und sie förmlich zergeht, als sie von Antonios Garnelen probiert, muss man gesehen haben. Ein Glücksfall ist die Besetzung mit Alba Rohrwacher als ihrer Filmtochter.

Mo 21. 2. / Di 22. 2.

> 20.00 Uhr

Mi 23. 2.

> 18.00 Uhr

Le sorelle Rohrwacher

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Lacci Daniele Luchetti, Italien/Frankreich 2020; 100' I/df (DCP, Farbe, Scope) Mit Alba Rohrwacher, Luigi Lo Cascio, Laura Morante, Silvio Orlando, Linda Caridi, Giovanna Mezzogiorno, Adriano Giannini, Giulia De Luca, Joshua Francesco Louis Cerciello, Sveva Esposito, Giovannino Esposito

Ein verheiratetes Paar mit zwei Kindern trennt sich, nachdem der Mann eine Affäre zugegeben hat. Doch voneinander los kommen die beiden nicht. Ein Film über die Bindungen, die eine Familie auch ohne Liebe zusammenhalten.

Neapel, Anfang der Achtzigerjahre: Eben noch haben Aldo (Luigi Lo Cascio) und Vanda (Alba Rohrwacher) zusammen mit den Kindern einen Tierfilm über das Sozialverhalten von Löwen innerhalb der Familie geschaut und danach den sechsjährigen Sandro und die zwei Jahre ältere Anna zu Bett gebracht, da gesteht Aldo seiner Frau, dass er sie mit einer Arbeitskollegin betrogen hat. Vanda, völlig konsterniert, verliert den Boden unter den Füssen und wirft ihren Mann aus der Wohnung – jedoch nicht ohne auf den Pakt zu pochen, den sie mit der Ehe geschlossen haben. Denn sie hofft insgeheim, dass es sich um eine reine Sexaffäre handelt und er wieder zurückkommt: Das Ganze sei nicht nur eine Frage der Liebe, sondern auch der Loyalität. Aldo, Radio-Literaturkritiker mit eigener Sendung und Arbeitsort Rom, kann sich lange nicht entscheiden, ob er mit seiner schönen Freundin Lidia (Linda Caridi) ein neues Leben beginnen oder doch weiter für seine Familie da sein will – mit katastrophalen emotionalen Folgen für seine Frau, seine Kinder und letztlich auch für sich selbst. Dreissig Jahre später führen die gnadenlose Vanda (Laura Morante) und der unglücklich-passive Aldo (Silvio Orlando) noch immer eine alles andere als liebevolle Paarbeziehung. Und es stellt sich die Frage, ob es die richtige Entscheidung war, zusammenzubleiben.

Die mit kühlem, analytischem Blick nachgezeichnete Geschichte von Aldo und Vanda ist hauptsächlich in Neapel angesiedelt und wird weder chronologisch noch linear erzählt – was den grossen Reiz von Daniele Luchettis Ehe- und Familiendrama ausmacht.

Die Spannung entwickelt sich dabei aus einem virtuosen Spiel mit den Zeitebenen, und manche Szenen werden sogar zweimal erzählt, weil die Erzählperspektive von Vanda zu derjenigen von Aldo beziehungsweise zu jener der beiden Kinder wechselt. Ein stark gespielter Film, der unter die Haut geht.

Do 24. 2.

> 20.30 Uhr

Fr 25. 2.

> 20.15 Uhr

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Le sorelle Rohrwacher

Io sono l’amore

Lacci

L’amica geniale

Tre piani

Hungry Hearts

Troppa grazia

Le sorelle Rohrwacher

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L’amica geniale

La seconda stagione: Storia del nuovo cognome (Episodi 4 e 5)

Alice Rohrwacher, Italien/USA 2020; 120' I/d (Digital HD, Farbe) Mit Margherita Mazzucco, Gaia Girace, Giovanni Amura, Gennaro De Stefano, Francesco Serpico, Alessio Gallo, Valentina Acca, Antonio Buonanno, Emanuele Valenti, Alba Rohrwacher (Erzählerin)

Die Serien-Adaption des zweiten Bandes der «Neapolitanischen Saga» von Elena Ferrante zeigt, wie die beiden im Armenviertel Rione aufgewachsenen Freundinnen Elena und Lila mit den Fesseln ihrer sozialen Herkunft ringen – jede auf ihre Weise.

Die zweite Staffel der aussergewöhnlichen Emanzipationsgeschichte Meine geniale Freundin deckt die Coming-of-Age-Jahre der Freundinnen ab. Lila (Gaia Girace) ist inzwischen mit Stefano Carracci verheiratet und wohnt in einem schicken Neubau. Elena (Margherita Mazzucco) geht aufs Gymnasium und hat kurz einen Freund. Beide kämpfen gegen das Gefühl des Eingesperrt-, des Fehl-am-Platz-Seins. Wir schreiben die Sechzigerjahre, die Welt öffnet sich gerade, Studenten- und Frauenbewegungen nehmen Fahrt auf. Doch die gesellschaftlichen Konventionen sind noch immer enorm, vor allem für Frauen aus armen Verhältnissen. Elena beneidet Lila um ihr Charisma und ihre Intelligenz, Lila Elena um die Möglichkeit, zu studieren. Doch «sie ergänzen einander, genau dafür brauchen sie sich, genau darunter leiden sie. Ihre Freundschaft ist ein ständiges Wanken zwischen missgünstiger Konkurrenz und der Erkenntnis, dass es immer noch besser ist, wenn die andere bekommt, was man selber nicht haben kann.» (Christiane Lutz) Denn Sehnsucht nach dem prallen Leben haben sie beide. Ein Wendepunkt in ihrer Freundschaft und das Herz der Staffel sind die zwei Folgen, die auf Ischia spielen. Für diese hat Saverio Costanzo die Regie an Alice Rohrwacher abgegeben, die eine neue, explosive Kraft zwischen Lila und Elena ebenso subtil einführt, wie sie deren zerstörerische Wirkung aufzeigt.

Episodio 4: Il bacio (Der Kuss) Weil Lila noch immer nicht schwanger ist, empfiehlt ihr der Arzt eine Auszeit am Meer – das schenke Kraft und Kinder. Begleitet von Pinuccia, die stolz ihr Bäuchlein in die Sommerfrische reckt, und ihrer Mutter Nunzia, sorgt Lila dafür, dass auch die angespannt-nachdenkliche Elena mitfahren kann, die eigentlich arbeiten müsste. Elena setzt durch, dass man nicht in Torre Annunziata, sondern auf Ischia ein Haus mietet. Und bald ist Lila auch klar, weshalb. Denn als die drei jungen Frauen in ihren züchtigen Badeanzügen das Dolcefarniente geniessen, taucht wie zufällig Nino Sarratore, ein Jugendfreund von Elena und Lila, mit seinen Eltern am Strand auf. Nino, der die Ferien zusammen mit seinem Kumpel Bruno im Nachbardorf verbringt, zieht sehnsuchtsvolle Blicke von Elena auf sich. Schon bald verbringen die fünf viel Zeit miteinander. Sowohl Lila als auch Pinuccia legen jedoch eine merkwürdige Nervosität an den Tag, wenn ihre Ehemänner sie am Wochenende besuchen. Pinuccia blüht in der Gesellschaft von Bruno sichtlich auf, während die manisch-toughe Lila mit ihrer Unberechenbarkeit die Freundschaft mit Elena zunehmend belastet. Elena steckt das weg, denn sie denkt nur noch an Nino. Da macht ihr Lila spätnachts ein folgenschweres Geständnis.

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Le sorelle Rohrwacher

Episodio 5: Il tradimento (Der Verrat) Pinuccia bricht ihre Ferien unvermittelt ab und kehrt völlig verunsichert nach Neapel zurück, während sich Lila ihren ebenso beunruhigenden wie betörenden Emotionen überlässt. Elena macht sich Vorwürfe, dass sie Lila nie gesagt hat, was sie für Nino empfindet.

Doch auch Nino scheint nichts von ihren Gefühlen für ihn zu wissen. Lila und Nino haben nur noch Augen füreinander, knutschen leidenschaftlich hinter der Tanzbar und bald auch am Strand. Elena ist zutiefst verletzt, zeigt dies aber nicht. Trotzdem ermöglicht sie ihrer besten Freundin und Rivalin mit einer Lüge, ungestört eine Nacht mit Nino zu verbringen.

Was Elena aber dermassen frustriert, dass sie sich am Strand vom alten Sarratore verführen lässt. Als Lilas und Ninos Affäre wegen ihrer Unvorsichtigkeit entdeckt wird, gibt Lila ihrem Mann gegenüber alles zu. Doch Stefano nimmt ihr Geständnis nicht ernst.

Die ohnehin fragile Freundschaft zwischen Elena und Lila hat einen tiefen Riss bekommen.

Fr 25. 2.

> 18.00 Uhr

Sa 26. 2.

> 18.15 Uhr

So 27. 2.

> 20.15 Uhr

Tre piani Nanni Moretti, Italien/Frankreich 2020/21; 120' I/df (DCP, Farbe, Scope) Mit Margherita Buy, Riccardo Scamarcio, Alba Rohrwacher, Nanni Moretti, Elena Lietti, Alessandro Sperduti, Denise Tantucci, Adriano Giannini, Anna Bonaiuto, Paolo Graziosi

«Wäre Nanni Moretti kein analytischer Altlinker, sondern mehr ein fellinesker Barockmensch, hätte aus Tre piani sein Opus magnum werden können.» (Michael Sennhauser) Immerhin ist sein neuster Film eine gekonnt gemachte, dramatisch ausufernde Telenovela.

Während eine Hochschwangere nachts vor ihrem Wohnhaus aufs Taxi wartet, rast ein Kleinwagen knapp an ihr vorbei, erfasst eine Fussgängerin und kracht schliesslich in die verglaste Front im Parterre jenes dreigeschossigen Mehrfamilienhauses in Rom, das zum Hauptschauplatz des Films werden soll. Die Personen, die in der Folge auftreten, haben alle mit dem Unfall, dem Unfallverursacher oder anderen Hausbewohnerinnen und Hausbewohnern zu tun: das Richter-Ehepaar (Margherita Buy, Nanni Moretti), dessen betrunkener Sohn am Steuer sass und als Konsequenz von seinen Eltern verstossen wird; Sara (Elena Lietti) und Lucio (Riccardo Scamarcio), in dessen Arbeitszimmer das Unfallauto zum Stillstand kam – und glücklicherweise nicht im Kinderzimmer ihrer siebenjährigen Tochter Francesca; Monica (Alba Rohrwacher), die in jener Nacht die kleine Beatrice zur Welt gebracht hat und die immer stärker unter der monatelangen Abwesenheit ihres geliebten Ehemanns (Adriano Giannini) leidet und deshalb krankhafte Visionen entwickelt; schliesslich die schöne alte Giovanna (Anna Bonaiuto) und ihr zunehmend dementer Gatte Renato (Paolo Graziosi), der sich jeweils rührend um Francesca kümmert, wenn deren Eltern verhindert sind, dessen wertvolle Form der Nachbarschaftshilfe aber von Lucios schrecklichem Verdacht, der Alte habe sich an seiner Tochter vergangen, für immer zunichtegemacht wird.

Le sorelle Rohrwacher

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Es ist diese Einheit des Ortes, die Nanni Moretti, wie er sagt, an der Romanvorlage des israelischen Autors Eshkol Nevo gereizt hat. Denn erstmals stammt weder Buch noch Story von Moretti selbst. Was den Angehörigen dieser vier Familien im Verlauf zweier Kinostunden (die eine Zeitspanne von gut zehn Jahren abdecken) widerfährt, was sie sich antun, damit hätten mehrere Staffeln einer an italienische Verhältnisse angepassten Seifenoper ausgestattet werden können. Fortsetzung folgt – vielleicht.

Sa 26. 2.

> 20.30 Uhr

Troppa grazia Gianni Zanasi, Italien 2018; 110' I/d (DCP, Farbe, Scope) Mit Alba Rohrwacher, Hadas Yaron, Rosa Vannucci, Elio Germano, Carlotta Natoli, Daniele De Angelis, Giuseppe Battiston, Thomas Trabacchi, Teco Celio, Francesca Beggio

Was soll man von einer Madonna halten, die nicht sanft, sondern stur ist und auch zu rabiaten Mitteln greift, um ihre Forderungen durchzusetzen?

Die alleinerziehende Lucia Ravi (Alba Rohrwacher) hat Mühe, eine Balance zwischen der Begleitung ihrer pubertierenden Tochter, der anstrengenden Liebesbeziehung mit Arturo und ihrem Job zu finden. Als sie den Auftrag erhält, ein riesiges Grundstück auf dem Land zu vermessen, auf dem die Grossüberbauung «The Wave» entstehen soll, merkt die gewissenhafte Ingenieurin bald, dass mit den Plänen etwas nicht stimmt. Aus Angst, den Auftrag zu verlieren, unternimmt sie nichts und setzt ihre Arbeit fort. Bis ihr eines Tages auf dem Grundstück eine ärmlich gekleidete, an einen Flüchtling erinnernde junge Frau gegenübersteht, die aus dem Nichts aufgetaucht ist. Diese fordert Lucia auf, das Projekt zu stoppen und anstelle der Überbauung eine Kirche errichten zu lassen. Das Seltsame dabei ist, dass die Fremde nur von Lucia wahrgenommen wird – ihr Mitarbeiter hat niemanden gesehen. Tags darauf stellt sich die mysteriöse Frau als Muttergottes vor. Als sie unvermittelt auch in der Küche von Lucia auftaucht, beginnt diese an ihrem Verstand zu zweifeln. Denn sie versteht nicht, was mit ihr geschieht. Eine Freundin, der sie sich anvertraut, hält das Ganze für eine stressbedingte Halluzination. Doch auf einem Empfang anlässlich des Bauprojekts macht Lucia die schmerzliche Erfahrung, dass die Madonna keineswegs eine Erscheinung, sondern sehr real ist. Und nicht bereit, von ihren Forderungen abzurücken.

Haben Wunder noch Platz in einer Welt, die von Profitgier geprägt ist? «Es geht um die Fähigkeit, (…) überhaupt glauben zu können. Es geht um das Fühlen und die Vorstellungskraft. Während langer Zeit hat Lucia diese Fähigkeit unterdrückt, und nun kehrt diese mit zorniger Kraft zurück, um zu verhindern, dass sich Lucia ihrer vollständig entledigt. Die Madonna im Film ist nicht jene der religiösen Erzählung, sondern ganz einfach die Madonna von Lucia.» (Gianni Zanasi) Das ebenso faszinierende wie rätselhafte Drama einer Selbstfindung, das in Cannes 2018 mit dem Preis für den besten europäischen Film ausgezeichnet wurde.

Mo 28. 2. / Di 1. 3.

> 18.00 Uhr

Mi 2. 3.

> 20.15 Uhr

28

Le sorelle Rohrwacher

Hungry Hearts Saverio Costanzo, Italien 2014; 109' E•I (Digital HD, Farbe) Mit Adam Driver, Alba Rohrwacher, Roberta Maxwell, Jake Weber, Victoria Cartagena, Al Roffe, Geisha Otero, Jason Selvig, David Aaron Baker, Natalie Gold

Drei Menschen, ein kleines Appartement – draussen der Irrsinn der ruhelosen Metropole, drinnen die Überforderung durch die Elternschaft und, womöglich, die psychische Gestörtheit der fehlgeleiteten Mutter.

Mina (Alba Rohrwacher) und Jude (Adam Driver) sind glücklich verheiratet – Jude eroberte seine italienische Braut nicht zuletzt dank der Darbietung einer rührenden Liebesballade in Minas Muttersprache – und leben in einer kleinen Wohnung in New York. Die beiden geben ein strahlendes Paar ab, auch wenn bei ihr eines Tages Proteinmangel wegen zu karger Ernährung festgestellt wird, was ihre Blässe und Magerkeit erklärt. Als Mina ungewollt schwanger wird, kennt das gemeinsame Glück schliesslich keine Grenzen. Doch nach der Geburt eines gesunden Jungen mehren sich die Anzeichen, dass die junge Mutter höchst eigenwillige Ansichten zum Wohl ihres Kindes hat. Sie will das Baby um jeden Preis vor schädlichen Einflüssen schützen – dazu zählt auch Sonnenlicht – und entwickelt nicht nur einen Sauberkeitswahn, sondern auch immer drastischere Obsessionen, was die möglichst «gesunde» Ernährung ihres Buben anbelangt. Das Paar beginnt sich zunehmend von seinem sozialen Umfeld abzuschotten. Doch Minas Verhalten sowie das hartnäckige Fieber des Babys bereiten Jude zunehmend Sorgen. Und so konsultiert er hinter dem Rücken seiner Frau einen Arzt, der sogleich Alarm schlägt: Das Kind leide infolge falscher Ernährung unter Mangelerscheinungen, sei deshalb kaum gewachsen und akut gefährdet. Weil sich Mina einsichtig gibt, wird sie von Jude zunächst noch verteidigt: «She’s not crazy, she’s unusual.» Doch bald wird klar, dass die junge Mutter zu weit geht. Als eine Sozialarbeiterin dem verzweifelten Vater dringend dazu rät, das Baby an einen sicheren Ort zu bringen, wo es endlich richtig ernährt wird und vor dem verheerenden Einfluss seiner Mutter geschützt ist, lässt das Unheil nicht lange auf sich warten.

In Saverio Costanzos Drama um Elternschaft und die Frage, was das Beste für ein Kind ist, liefern sich Alba Rohrwacher und Adam Driver einen beklemmenden Psychokrieg um die «richtige» Ernährung ihres namenlosen Babys. Ein aufwühlender, extremer Film, der unbändigen Wunsch Minas und Judes nach familiärem Glück im klaustrophobischen Beziehungshorror münden lässt und so das Harmoniebedürfnis des Publikums aufs Äusserste strapaziert.

Mo 28. 2. / Di 1. 3.

> 20.15 Uhr

Mi 2. 3.

> 18.00 Uhr

RICHTIG LANG Le sorelle Rohrwacher

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Magnolia Paul Thomas Anderson, USA 1999; 188' E/df (35 mm, Farbe, Scope) Mit Jason Robards, Julianne Moore, Philip Seymour Hoffman, Tom Cruise, Philip Baker Hall, Melora Walters, John C. Reilly, William H. Macy, Jeremy Blackman, Alfred Molina

Magnolia, das ist der Name eines richtig langen Boulevards, der mitten durch das kalifornische San Fernando Valley führt – und der Titel des 5166 Meter langen Streifens, in dem der seltsamste «Platzregen» der Filmgeschichte niedergeht.

Ein Tag und eine Nacht im Leben von neun Personen auf der Suche nach Liebe, Respekt und Würde: Der Familienpatriarch und Fernsehmagnat Earl Partridge (Jason Robards) liegt im Sterben. Während seine untreue Ehefrau Linda (Julianne Moore) vom reuigen Gewissen geplagt wird, möchte Partridges Pfleger Phil (Philip Seymour Hoffman) den letzten grossen Wunsch des alten Mannes erfüllen und dessen verlorenen Sohn Frank ausfindig machen. Doch Frank T. J. Mackey (Tom Cruise), mittlerweile ein erfolgreicher, wenn auch frauenverachtender Sexguru, hat mit dem Vater längst gebrochen. Auch Jimmy Gator (Philip Baker Hall), Moderator von Partridges erfolgreichster Gameshow, weiss, dass er nicht mehr lange zu leben hat – seine entfremdete, drogenabhängige Tochter Claudia (Melora Walters) will ebenfalls nichts von einer Aussöhnung wissen und verliebt sich stattdessen in den aufrichtigen Polizisten Jim Kurring (John C. Reilly). Währenddessen hadert das Fernseh-Wunderkind Stanley (Jeremy Blackman) mit seinem lieblosen Vater. Und Donnie Smith (William H . Macy), einst wie Stanley als Kinderstar gefeiert, steht vor den Trümmern eines verkorksten Lebens.

Paul Thomas Andersons dritte abendfüllende Regiearbeit fürs Kino verknüpft die Schicksale der neun Protagonistinnen und Protagonisten auf wundersame Weise zu einem der virtuosesten Episodenfilme der Filmgeschichte. Ein vielschichtiges, intensives, immer wieder überraschendes Meisterwerk – grossartig inszeniert und eindrucksvoll gespielt. Die getunte Variante von Robert Altmans Short Cuts.

So 27. 2.

> 16.30 Uhr

ZÜRCHER FILMTALK

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Le sorelle Rohrwacher

Rachel Morrison ist die einzige Kamerafrau, die je für einen Oscar nominiert wurde.

Frauen an die Kameras!

Der weibliche Blick im Film ist gefragt und betrifft bei weitem nicht nur die Regie. Gerade in den technischen Bereichen sind Frauen aber trotzdem eher die Ausnahme. So wurde 2018 zum ersten (und bisher einzigen!) Mal in der Geschichte der Oscarverleihung eine Frau in der Kategorie «Beste Kamera» nominiert. Wie gehen aktive Frauen vom Fach damit um? Was braucht es überhaupt, um diesen Beruf auszuüben? Und welche Qualitäten zeichnen eine weibliche Bildgestaltung aus? Oder geht es viel eher um individuellen Geschmack und Stil? Nehmen etablierte Kamerafrauen und Nachwuchstalente die gleichen Herausforderungen wahr? Was fasziniert sie am Beruf der Kamerafrau? Wie blicken sie in die Vergangenheit und in die Zukunft ihres eigenen Schaffens?

Dabei stellt sich auch die generationenübergreifende Frage, was sich verändert hat und was sie sich noch wünschen – von der Branche und sich selbst. Mit vier Schweizer Kamerafrauen wollen wir ihrem diversen beruflichen Umgang und Werdegang im Gespräch nachspüren und die Vielseitigkeit und Ausgeglichenheit des Schweizer Filmschaffens unter die Lupe nehmen. Die Filmtalk-Veranstaltung findet als stimmiger Auftakt zum März-Programm des Xenix statt, das dem internationalen Schaffen von Kamerafrauen gewidmet ist.

Gäste: • Gabriela Betschart • Nathalie Kamber • Aline László • Christine Munz Moderation: Denise Bucher, Redaktorin «NZZ am Sonntag» Do 24. 2.

> 18.30 Uhr

DOKFILM AM SONNTAG Le sorelle Rohrwacher

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Landscapes of Resistance Marta Popivoda, Serbien/Frankreich 2021; 95' OV/d (DCP, Farbe)

ERSTAUFFÜHRUNG : Die Lebenserinnerungen der jugoslawischen Partisanin Sonja Vujanović bringen den Zweiten Weltkrieg und die Gegenwart in direkte Beziehung zueinander.

Die heute fast hundertjährige Sonja war eine der ersten Frauen in der Widerstandsbewegung Jugoslawiens. Inspiriert durch revolutionäre Bücher, schloss sie sich Ende der Dreissigerjahre der antifaschistischen kommunistischen Bewegung an und wurde 1941 Partisanin im deutsch besetzten Serbien. Sie wurde verhaftet, gefoltert und nacheinander in verschiedene Konzentrationslager der Nazis deportiert, wo sich Sonja wiederum dem Widerstand anschloss und Leiterin einer Kampfeinheit wurde. Über zehn Jahre lang haben die Regisseurin Marta Popivoda und Sonjas Enkelin Ana Vujanović ihre Gespräche mit der unterdessen sehr alten und immer noch charismatischen Frau aufgezeichnet. Während wir den Geschichten zuhören, erkunden wir die Schauplätze ihres revolutionären Lebens, wie sie heute noch existieren – Hausruinen, Wälder, Berge und schlammige Böden, bis hin zu den Schornsteinen von Auschwitz –, und reisen immer wieder zurück in Sonjas winzige Wohnung in Belgrad, wo sie heute mit ihrem Mann und ihrer Katze lebt.

Im Lauf der Erzählungen schreiben sich die Filmemacherinnen vermehrt in den Film ein und verbinden Landscapes of Resistance mit ihrem eigenen Aktivismus gegen faschistische Tendenzen im heutigen Europa: «Wir müssen keine Heldinnen sein, aber Partisaninnen. Dazu gibt es keine Alternative.»

So 6. 2. / 13. 2. / 20. 2. / 27. 2.

> 12.00 Uhr

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KINDERKINO Le sorelle Rohrwacher

Lotta aus der Krachmacherstrasse (Lotta på Bråkmakargatan) Johanna Hald, Schweden 1992; 72' D (DCP, Farbe) Mit Grete Havnesköld, Martin Andersson, Linn Gloppestad, Beatrice Järås, Claes Malmberg, Margreth Weivers, Else-Marie Sundin-Westman

«Dafür bist du noch zu klein» ist ein Satz, den die fast fünfjährige Lotta immer wieder hören muss. Denn die selbstbewusste Nervensäge meint, sie könne fast alles.

Die Krachmacherstrasse befindet sich in einem Dorf irgendwo in Schweden. Hier, in einem gelben Holzhaus, wohnt die aufgeweckte Lotta mit ihrer Familie. Wenn sie von ihren beiden älteren Geschwistern Mia und Jonas wieder einmal von so tollen Dingen wie Süssigkeitenkaufen oder Fahrradfahren ausgeschlossen wird, weiss sich Lotta zu behaupten. Denn sie hat eine beste Freundin – Frau Berg, die gleich nebenan im rot gestrichenen Haus wohnt – und ihr schmuddeliges Stoffschwein, das sie kurzerhand zu einem Teddybären erklärt hat. Ausserdem kann Lotta sehr, sehr stur sein (gemäss ihrem Vater ist sie störrisch wie ein Esel), wenn es etwa darum geht, ein richtiges, allerdings viel zu grosses Fahrrad für eine Probefahrt «auszuleihen», weil sie ihr blödes Dreirad nicht mehr sehen kann. Damit macht sie es ihren Geschwistern, ihren Eltern, aber auch den Grosseltern nicht gerade leicht. Als sie nämlich die Sommerferien auf deren Bauernhof verbringt und ihr die Grossmutter erklärt, dass es sowohl Mist als auch Regen brauche, damit alles wächst, stellt sich Lotta bei strömendem Regen ungerührt auf den Misthaufen, um endlich grösser zu werden.

Regisseurin Johanna Hald ist mit Lotta aus der Krachmacherstrasse eine stimmige, farbenfrohe und sehr heitere Verfilmung einer Astrid-Lindgren-Erzählung gelungen, die mit einer hinreissenden kleinen Hauptdarstellerin aufwartet. Ein ebenso charmanter wie kindgerechter Film, dem man die Fünfzigerjahre dank der leichthändig-zeitlosen Inszenierung nicht ansieht.

• Spielfilm für Kinder ab 3 Jahren So 6. 2. / 13. 2. / 20. 2. / 27. 2.

> 14.15 Uhr

Mi 9. 2. / 16. 2. / 23. 2. / 2. 3.

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52, 8004 Zürich / Kanzleistrasse am Helvetiaplatz n: 044 242 04 11 un d Rese rvatio Programmtelefon ramm@xe nix.ch xe nix.ch / prog

Impressum Xenix-Programm 02/2022 > Kino Xenix, Kanzleistrasse 52, 8004 Zürich > Programmation, Filmtexte und Redaktion: René Moser (verantwortlich für das vorliegende Programm), Jenny Billeter > Inserate: Martina Felber > Erscheinungsdatum: 19. 1. 2022 > Erscheint 11-mal jährlich > Auflage: 2500 Exemplare > Belichtung und Druck: Ropress Zürich > Gestaltungskonzept: Franziska Burkhardt > Satz und Bildredaktion: Cornelia Diethelm > Korrektorat: Nina Haueter, Andrea Leuthold > Gestaltung Plakat: Albanese Grafik, Zürich (Foto © Marco La Conte) > Geht an alle Mitglieder des Filmclubs Xenix > Ungefaltete Plakate (A2) sind kostenlos an der Kinokasse erhältlich > Ein Engagement des Vereins Filmclub Xenix, unterstützt durch Stadt und Kanton Zürich

© Die Texte in diesem Programmheft sind urheberrechtlich geschützt. Auszüge sind nur mit Quellenangabe («Kino Xenix») zulässig, deren integrale Verwendung nur mit Einwilligung des Filmclubs Xenix.

Für das Zustandekommen des Programms danken wir: Agora Films, Genève (Marc Moreau) • Alice Rohrwacher • Bocalupo Films, Paris (Jasmina Sijerčić) • Bord Cadre Films, Genève (Dan Wechsler) • Charades, Paris (Apolline Rauche) • Cinélibre, Bern (Beat Obergfell) • Cinémathèque suisse, Lausanne – Penthaz (André Schäublin) • Cineworx, Basel (Stefanie Kuchler) • Fabian Tietke, Berlin • Filmcoopi, Zürich (Marco Brazerol) • Frenetic Films, Zürich (Kim-Alexander Salzmann) • JMH Distributions, Les Ponts-de-Martel (Gilles Robert) • Kairos Filmverleih, Göttingen (Helge Schweckendiek) • Made in Italy, Roma (Francesco Bono) • Marco la Conte, New York – Bonassola • MFA Filmdistribution, Regensburg (Markus Prasse) • Park Circus, Glasgow (Mark Truesdale) • Pathé Films, Zürich (Mathieu Zortea) • Radiant Films International, Los Angeles (Andrew Neel) • The Match Factory, Köln (Valentina Bronzini) • Vega Distribution, Zürich (Tanja Weibel) • Ventura Film, Meride (Elda Guidinetti) • Westend Films, Harrow (Alex Pye) • Xenix Filmdistribution, Zürich (Jan Klemenz) • Zürich für den Film (Noah Bohnert, Kaja Eggenschwiler)

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ÜBERSICHT NACH FILMTITELN FEBRUAR 2022 S. 1

LE SORELLE ROHRWACHER

S. 4 S. 5 S. 7 S. 8 S. 8 S. 9 S. 10 S. 11 S. 13 S. 14 S. 15 S. 17 S. 17 S. 20 S. 21 S. 22 S. 23 S. 25 S. 26 S. 27 S. 28

Corpo celeste Via Castellana Bandiera La mécanique de l’ombre Il comandante e la cicogna Giorni e nuvole Mio fratello è figlio unico Le meraviglie Perfetti sconosciuti The Place Sous le ciel d’Alice Cosa voglio di più Vergine giurata Tutti insieme (aka Magari) Lazzaro felice Figlia mia Io sono l’amore Lacci L’amica geniale Tre piani Troppa grazia Hungry Hearts

S. 29 RICHTIG LANG Magnolia

S. 30 ZÜRCHER FILMTALK Frauen an die Kameras!

S. 31 DOKFILM AM SONNTAG Landscapes of Resistance

S. 32 KINDERKINO Lotta aus der Krachmacherstrasse