



Do 1. 6. > 18.30 Uhr
Do 29. 6. > 18.30 Uhr
VERANSTALTUNGEN
Einführung ins Monatsprogramm: Stefanie Rusterholz
Zürcher Filmtalk «Wir lieben ...» Michael Koch: Mit Michael Koch; Moderation Marius Kuhn
Willkommen im Filmclub Xenix Mit der Xenix-Karte für 60.–/Jahr zum halben Preis ins Kino und das Xenix unterstützen: xenix.ch/mitgliedschaft
Vorverkauf An der Kinokasse (geöffnet eine halbe Stunde vor der ersten Vorstellung)
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Anreise Tram 8, Bus 32 (bis Helvetiaplatz) bzw. Tram 2 und 3 (bis Bezirksgebäude), zvv.ch Kino Xenix, Kanzleistrasse 52, 8004 Zürich
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DO 6. 7.
18.00 S La mala educación
P. Almodóvar, ES 2003/04; 104' SP/df (35 mm)
20.00 S Licorice Pizza
P. T. Anderson, USA 2022; 133' E/d
FR 7. 7.
18.00 S La mala educación
P. Almodóvar, ES 2003/04; 104' SP/df (35 mm)
20.00 S Licorice Pizza
P.
Wenn Erinnerungen im Wesentlichen wie Träume funktionieren und wenn keine künstlerische Ausdrucksform dem Traum näher kommen kann als das Kino, würde das heissen, dass kein Medium besser dazu geeignet ist, Erinnerungen wiederzugeben, als der Film. Und wenn das Leben in aller Regel selbst keiner Dramaturgie folgt, sondern höchstens poetisch sein kann, ist die äusserste Annäherung, die der Film an dieses machen kann, vielleicht jene der Autofiktion, die derzeit auch in der Literatur eine Blütezeit erlebt. Diese inszenierte oder gestaltete Erinnerung gelangt paradoxerweise genau dann zur Perfektion, wenn sie wieder poetisch oder traumähnlich wird. Und wenn ich von Perfektion spreche, dann meine ich hier das Verschütten der Milch sowie das brennende Haus aus Andrei Tarkowskis Der Spiegel (1975). Mit dem Ende der Kindheit beginne die Poesie, sagte Tarkowski einmal, wobei diese von der eigenen Kindheit inspirierte Poesie bei ihm dermassen universell ist, dass ihn Zuschauerinnen und Zuschauer verwundert gefragt haben sollen, wie es ihm habe gelingen können, ihre eigenen Kindheitserfahrungen so präzise darzustellen.
Dass Werke von Filmemachern und Filmemacherinnen über die eigene Kindheit ein Potenzial zum Besonderen haben, könnte an der einzigartigen Ver-

bindung zwischen einer hochempfindsamen kindlichen Wahrnehmung und der erwachsenen, ausgebildeten, rationalen, einordnenden, ästhetisierenden, im besten Sinne gefilterten Übersetzung dieser kindlichen Erinnerung in Filmbilder liegen. Das trifft auf Fellini zu, der sich in Amarcord (1973) («Ich erinnere mich») weniger an seine Jugend in Rimini zur Zeit des Faschismus erinnert, als vielmehr fragmentierte Elemente dieser Erinnerung zu einem Kaleidoskop aus skurrilen Charakteren, kleinstädtischer Resilienz und jugendlichem Begehren zusammenfügt – wobei jene Elemente am Ende authentischer wirken als seine andere autofiktionale Erzählung, diejenige aus kürzerer Distanz: Otto e mezzo (1963).
Es trifft auch auf Spike Lee zu, der das Drehbuch über seine Kindheit in Crooklyn (1994) zusammen mit seinen Geschwistern schrieb, vielleicht in der Hoffnung, dass die Erinnerungen von drei Personen näher zur Wahrheit vordringen würden als die eines Einzelnen; vielleicht aber auch, weil gemeinsame Erinnerungen für keine Beziehung so bedeutsam sind wie für jene zwischen Geschwistern. Jedenfalls haben diese im Erinnerungsfilm häufig eine prägendere Funktion als die Eltern, deren Rolle, wenn sie denn überhaupt von zentraler Bedeutung ist, oft eher in ihrem Scheitern oder ihrer Abwesenheit liegt. So erzählt Charlotte Wells in Aftersun (2022) berührend und gleichzeitig rätselhaft von einem letzten Urlaub zusammen mit dem Vater – mit der Besonderheit, dass sämtliche Ereignisse von vornherein als (medial vermittelte, aber unvollständige) Erinnerungen deklariert sind. Der Effekt ist einer der Nostalgie für eine geträumte Zukunft, die nicht stattfinden konnte.
Summer 1993 (2017) von Carla Simón beginnt mit dem Aids-Tod der Eltern und der Exilierung der sechsjährigen Frida aufs Land – samt Vorurteilen, unverarbeiteter Trauer und einer Ersatzfamilie. Der Verlust ist im Erinnerungsfilm allgegenwärtig, aber fast immer gibt es auch einen Ersatz. So erzählen gleich drei weitere Filme auf unterschiedliche Art und Weise von Beziehungen zwischen Kindern und den Bediensteten ihrer Familie: Ilo Ilo (2013) von Anthony Chen, in dem ein (erstaunlich unsympathischer) Junge in der erst von ihm drangsalierten Haushälterin langsam einen fürsorglichen Ersatz für seine strenge Mutter erkennt; Roma (2018) von Alfonso Cuarón, wo im Verhältnis zwischen den Kindern einer bürgerlichen Familie und ihrer indigenen Haushälterin Cleo prägnanter von Klassenverhältnissen erzählt wird, als dies mit «objektiverem» Zugang möglich wäre, und schliesslich Chocolat (1988) von Claire Denis, der im kolonialen Kamerun der 1950er-Jahre spielt und auf grandiose Weise durch den Blick eines jungen Mädchens auf das Begehren der Mutter gegenüber einem Diener der Familie die verschiedenen psycho-
sexuellen Verstrickungen des französischen Kolonialismus in Afrika durchdekliniert. Davon, dass sich die Perspektive von Kindern besonders dafür eignet, politische, religiöse oder institutionelle Widersprüche offenzulegen, zeugen überdies La mala educación (2004), inspiriert von Pedro Almodóvars eigenen Erfahrungen in einer Klosterschule, und Persepolis (2007) von Marjane Satrapi, wo die achtjährige Marjane die Iranische Revolution mit anschliessender fundamentalistischer Herrschaft und Exil miterlebt. Paradoxerweise, aber vielleicht aus ähnlichen Gründen wie die literarischen Erinnerungen wirkt der auf einem Comic basierende Animationsfilm wirklicher, als es eine Realverfilmung je sein könnte.
Natürlich behandeln aber längst nicht alle autofiktionalen Werke die Kindheit, doch es lässt sich bezüglich der Poesie nur scheinbar widersprüchlich zu Tarkowskis Aussage feststellen, dass mit dem Ende der Kindheit auch der poetische Zustand schwieriger zu erreichen ist. An seine Stelle treten (pop-)kulturelle Milieus, durchwuchert von Musik, Begehren und Selbstfindung. George Lucas erinnert sich in American Graffiti (1973) nostalgisch an seine Rock-’n’-Roll-Jugend im Kalifornien der frühen Sechziger zurück, der dreizehn Jahre jüngere Cameron Crowe erzählt in Almost Famous (2000) von seinen Erlebnissen als Musikjournalist in den frühen Siebzigern, und nochmals um fünf Jahre verschoben und ein wenig südöstlicher können wir in Dazed and Confused (1993) die Highschool-Zeit von Richard Linklater in Austin, Texas, miterleben. Dass das Genre keinesfalls auf die USA und/oder die BoomerGeneration beschränkt ist, zeigt Oh Boy (2012) von Jan-Ole Gerster, der die Stimmung von Berlin in den frühen 2000ern in prägnanten Schwarz-Weiss-Bildern und mit viel lakonischem Humor einfängt. Da wird dann auch nicht mehr viel schwärmerisch verklärt, der Fokus eher auf an- und abwesende Aspekte der Persönlichkeitsentwicklung gelegt als etwa auf ephemere, aber dramaturgisch attraktive amouröse Abenteuer. Der ultimative filmische Bildungsroman allerdings stammt von Mia Hansen-Løve, der aktuellen Meisterin der filmischen Autofiktion: In Un amour de jeunesse (2011) erzählt die Französin von einer erst ekstatischen, dann traurig verblassenden Jugendliebe, von tiefer Verzweiflung, die in diesem ungemein ehrlichen und nur unmerklich verfälschten Selbstporträt schliesslich der Akzeptanz und der Kultivierung des künstlerischen Selbst weicht.
Ist diese Entwicklung schliesslich (vermeintlich) abgeschlossen, ist man Künstlerin, Künstler und muss die Poesie fortan selbst produzieren – ein Prozess, der immer wieder auch Opfer fordert. Bei beiden Werken in diesem Programm, die sich mit dem Arbeitsalltag von älteren, etablierten Künstlern
beschäftigen, fällt auf, wie unsympathisch oder zumindest zwiespältig sich diese Regisseure selbst sehen – um dies natürlich im Hinblick auf den Preis, den die Kunst fordert, zu entschuldigen. Der kürzlich verstorbene Schweizer Regisseur Alain Tanner gestaltete seine Obsession für eine flüchtige Bekannte, eine italienische Schauspielerin, um zur faszinierenden Metastudie über das Filmemachen, La vallée fantôme (1987), und Bob Fosse erzählt in seinem Meisterwerk All That Jazz (1979) von seiner eigenen Arbeit als gefeierter Broadway-Choreograf. Dabei stellt Fosse sein Alter Ego schonungslos als untreuen, selbstzweifelnden Workaholic dar und lässt seine Figur am Ende gar sterben. All das, und dies macht den Film unter anderem so besonders, inszeniert er gänzlich (und meisterhaft) als Musical.
Es ist vielleicht nicht das Ende der Kindheit, das die Dinge poetisch werden lässt, sondern das Ende von etwas an sich. Es bedingt aber, dass man sich an dieses Etwas – in irgendeiner Form – erinnern kann. Der Rest ist dann Träumerei. Dominic Schmid
Aftersun
Charlotte Wells, Grossbritannien 2022; 102' E/d (DCP, Farbe) Mit Paul Mescal, Frankie Corio, Celia Rowlson-Hall, Sally Messham
Ausgehend von den fragmentarischen Erinnerungen einer jungen Frau an Ferien mit ihrem Vater, zeichnet die Regisseurin Charlotte Wells in ihrem hervorragenden Filmdebüt das Porträt einer Vater-Tochter-Beziehung.
Die elfjährige Sophie (Frankie Corio) und ihr Vater Calum (Paul Mescal) verbringen einen gemeinsamen Urlaub in einem türkischen Resort Ende der 1990 er-Jahre – eine wertvolle Zeit, da Sophie sonst bei ihrer Mutter lebt. Das Verhältnis von Vater und Tochter ist innig, doch immer wieder schleicht sich eine gewisse innere Abwesenheit Calums in die Beziehung ein. Während Sophie die Welt des Erwachsenwerdens mit anderen Jugendlichen im Resort erkundet, kämpft Calum mit seinen psychischen Dämonen. Zwanzig Jahre später erinnert sich Sophie, nun selber eine erwachsene Frau, an den letzten Urlaub mit ihrem Vater. Mit neuer Perspektive versucht sie das Bild, das sie als Kind von ihm hatte, mit demjenigen des Mannes, von dessen Qualen sie damals nichts ahnte, zusammenzubringen.
Charlotte Wells’ feinfühliger und vortrefflicher Debütfilm über eine Vater-TochterBeziehung geht unter die Haut. Aftersun befördert die Zuschauenden durch Raum und Zeit in die eigene Kindheit und lässt sie über die eigenen Eltern nachdenken. Paul Mescal
brilliert in der Rolle als Calum, für die er bei den Academy Awards 2023 für einen Oscar nominiert wurde.
Do 1. 6. / Sa 3. 6. > 18.30 Uhr Am 1. 6. mit kurzer Einführung ins Monatsprogramm von Stefanie Rusterholz
Fr 2. 6. > 18.00 Uhr
So 4. 6. > 21.15 Uhr
Mo 10. 7. > 20.15 Uhr
Di 11. 7. / Mi 12. 7. > 20.00 Uhr
Amarcord
Federico Fellini, Italien 1973; 127' I/d (Digital HD, Farbe) Mit Bruno Zanin, Pupella Maggio, Armando Brancia, Stefano Proietti, Giuseppe Ianigro, Nando Orfei
Federico Fellinis zeitloser, poetischer Klassiker ist eine wunderbare Hommage an das Erwachsenwerden.
In der imaginären Kleinstadt Borgo an der adriatischen Küste wächst der junge Titta Biondi (Bruno Zanin) unter den Zwängen einer nervigen Familie, einer katholischen Erziehung und einer faschistischen Rhetorik heran, während sich gleichzeitig die tabulose Volpina mitten in den Feldern den Männern hingibt. Zum Frühlingsbeginn wird auf dem Hauptplatz des Ortes ein grosses Feuer entzündet. Als der Überseedampfer «Rex» die Küstengewässer vor Borgo passiert, ist dies das bedeutendste Ereignis des Sommers. Der Herbst schliesslich bringt die tödliche Erkrankung der Mutter und damit für Titta das Ende seiner Kindheit
Federico Fellini blickt in Amarcord, den der langsame Lauf der Jahreszeiten wie ein roter Faden durchzieht, auf seine eigene Jugendzeit in Rimini zurück. Episodisch stellt er verschiedene Charaktere in den Vordergrund, um über die einzelnen Erlebnisse ein Gesamtbild der Vergangenheit zu schaffen. Zusammen mit Nino Rotas ikonischer Musik erschafft Fellini ein ebenso poetisches wie auch in weiten Teilen skurriles Zeitbild.
Do 1. 6. > 20.45 Uhr
Fr 2. 6. > 20.00 Uhr
Sa 3. 6. > 20.30 Uhr
So 4. 6. > 18.45 Uhr
Eden
Mia Hansen-Løve, Frankreich 2014; 131' F/d (Digital HD, Farbe, Scope) Mit Félix de Givry, Vincent Lacoste, Arnaud Azoulay, Vincent Macaigne, Golshifteh Farahani, Greta Gerwig
Eden erzählt die anrührende Geschichte eines biografischen Scheiterns und entwirft gleichzeitig ein komplexes Bild der Klubkultur der frühen Neunziger. Basierend auf der Laufbahn von Mia Hansen-Løves Bruder Sven.
Bevor Daft Punk zu Daft Punk wurden, waren Thomas (Vincent Lacoste) und Guy-Manuel (Arnaud Azoulay) einfach nur zwei von vielen jungen Leuten, die sich Anfang der Neun-
ziger für Techno und House interessierten. Und die beiden sind in Mia Hansen-Løves Eden auch gar nicht die Hauptfiguren. Vielmehr geht es um einen anderen jungen Mann, Paul Vallée (Félix de Givry), der sich für dieselbe Musik begeistert, dieselben Klubs aufsucht, dem aber, anders als seinen später weltbekannten Kollegen, der grosse Durchbruch verwehrt bleibt.
Eden ist so etwas wie die Kehrseite all der glamourösen Biopics, die das Leben der Stars feiern: Es geht um einen, der es, letztlich aus purem Zufall, eben gerade nicht schafft und der irgendwann das Gefühl hat, immer nur von aussen auf das Leben der anderen schauen zu können. Gleichzeitig ist Eden einer von ganz wenigen Filmen, die die Klubkultur nicht nur als austauschbares Setting benutzen, sondern sich wirklich für die Feinheiten elektronischer Tanzmusik interessieren.
Fr 2. 6. > 22.30 Uhr
Sa 3. 6. > 23.00 Uhr
Ilo Ilo
Anthony Chen, Singapur 2013; 99' Mandarin•E/df (DCP, Farbe) Mit Jia Ler Koh, Angeli Bayani, Tian Wen Chen, Yann Yann Yeo
In seinem Debütfilm porträtiert Anthony Chen das Leben einer Familie in Singapur, die in Alltagsproblemen steckt. Ein bewegendes und humorvolles Plädoyer für Menschlichkeit.
Singapur, 1997. Die schillernde Geschäftsmetropole steckt mitten in der Wirtschaftskrise. Dort lebt Jiale, ein aufgeweckter Junge, mit seinen Eltern. Seine Eltern sind gestresst und haben keine Zeit für ihn, da sie beruflich ziemlich eingespannt sind und sich Sorgen wegen des potenziellen sozialen Abstiegs machen. Jiale ist aufmüpfig und eckt zu Hause und in der Schule immer mehr an. Seine Eltern engagieren deshalb die philippinische Nanny Teresa, die sich um den Jungen kümmern soll. Die Entlastung bleibt vorerst allerdings aus, denn Jiale wehrt sich mit Händen und Füssen gegen die Nanny. Doch Teresa findet mit ihrer ruhigen und feinfühligen Art Zugang zu ihm.
Ilo Ilo von Anthony Chen zeigt humorvoll und feinfühlig die alltäglichen Minikrisen jedes einzelnen Charakters, wodurch ein wunderbares Porträt einer Patchworkfamilie entstanden ist, das unter die Haut geht. Für sein intimes, subtil erzähltes Debüt erhielt Chen in Cannes 2013 den Preis für das beste Erstlingswerk. Der so schön klingende Titel bezeichnet übrigens eine Stadt auf den Philippinen.






Der Spiegel
Andrei Tarkowski, UdSSR 1975; 108' Russisch/d (DCP, Farbe und s/w, Scope)
Mit Anatoli Solonizyn, Alla Demidowa, Larissa Tarkowskaja, Ignat Danilzew, Margarita Terechowa
Das autobiografisch geprägte, zwischen Filmdrama und Filmgedicht wechselnde Werk verknüpft Elemente individueller Erinnerung und russischer Geschichte. Der Spiegel von Andrei Tarkowski erzählt in assoziativer Form eine stark autobiografisch geprägte Geschichte, die 1930 beginnt und bis in die späten 1970 er-Jahre reicht. Der Protagonist ist Alexei, ein Mann in den Vierzigern, der Bilanz ziehen will über sein bisheriges Leben. Er ist auf der Suche nach der verlorenen Zeit und nach der eigenen Identität. Noch konsequenter als in seinen übrigen Filmen befreite sich Tarkowski in seinem Schlüsselfilm von den Konventionen des Erzählkinos. An die Stelle einer linearen Handlung setzt er einen freien Wechsel unterschiedlicher Zeitebenen, verbindet damit nicht narrative Elemente wie Traum- und Erinnerungsbilder, Visionen sowie dokumentarisches Material. Dadurch entsteht ein faszinierendes Film-Mosaik, das die Innen- und die Aussenwelt des Protagonisten virtuos auf die Leinwand bringt. Die russischen Filmfunktionäre lehnten den Film als zu verworren und unverständlich ab und verboten zunächst Aufführungen im Ausland. Doch der scheinbar schwierige, auch schon als «russischer Amarcord» bezeichnete Film funktioniert unmittelbar als Spiegel von uns selbst als Menschen. Ein Meisterwerk des poetischen Kinos.
So 4. 6. / 18. 6. / 9. 7. > 16.30 Uhr
Sa 1. 7. > 16.30 Uhr
Summer 1993
Carla Simón, Spanien 2017; 94' Katalanisch/d (DCP, Farbe) Mit Laia Artigas, Paula Robles, David Verdaguer, Bruna Cusí
Zärtlich und unterhaltsam erzählt Carla Simón in ihrem Spielfilmdebüt von einem sechsjährigen Mädchen, das in einer neuen Familie aufwachsen muss.
Sommer 1993 in Spanien: Nach dem Tod ihrer Eltern muss die sechsjährige Frida (grossartig: Laia Artigas) ihre Heimatstadt Barcelona verlassen. Sie wird bei ihrem Onkel
Esteve und ihrer Tante Marga und deren dreijähriger Tochter Anna auf dem Land untergebracht. Dort ist alles neu für die kleine Städterin. Und obgleich sie von der Familie ihres Onkels liebevoll aufgenommen wird, lebt sich Frida fernab ihrer Heimatstadt nur zögerlich in die neue Umgebung ein. Denn trotz dem strahlenden Sommer macht sich immer wieder Traurigkeit bei Frida breit. Das im Grunde lebensfrohe Mädchen verhält sich unvorhersehbar und launisch, was ihre neue Familie vor echte Herausforderungen stellt. Wird sich Frida in ihrem neuen Zuhause jemals wohlfühlen?
In ihrem mehrfach ausgezeichneten Debütfilm verarbeitet die katalanische Regisseurin Carla Simón (Alcarràs) Erlebnisse aus ihrer eigenen Kindheit. Denn sie selbst ist nach dem Tod ihrer Eltern bei einer neuen Familie gross geworden. Mit viel Feingefühl, einer Prise Humor und sonnengetränkten Bildern erschafft Simón das Porträt einer Familie im Ausnahmezustand, wobei der Blick immer aus der Perspektive des Kindes ist. Über die
Kleinfamilie hinaus ist der Film auch eine intelligente Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Umbruch in Spanien sowie mit der Aids-Krise Anfang der 1990 er-Jahre.
Licorice Pizza
Paul Thomas Anderson, USA 2022; 133' E/d (Digital HD, Farbe, Scope) Mit Cooper Hoffman, Alana Haim, Sean Penn, Tom Waits, Maya Rudolph, John C. Reilly, John Michael Higgins
Regisseur Paul Thomas Anderson widmet sich dem Erwachsenwerden, der Liebe und dem Lebensgefühl der Siebziger. Eine unterhaltend-sentimentale Liebeskomödie, die mit coolen Bildern, tollem Schauspiel und genialem Soundtrack begeistert. San Fernando Valley, 1973 . Gary (Cooper Hoffman) lernt an einem Fototermin in der Schule die zehn Jahre ältere Alana (Alana Haim) kennen. Obwohl sie viel älter ist, überredet der selbstbewusste Gary sie zum Abendessen in seinem Lieblingslokal. Bezahlen ist für ihn kein Problem, denn der umtriebige Teenager arbeitet sowohl als Kinderdarsteller in Filmen als auch als angehender Unternehmer, der bereits seine eigene PR-Firma gegründet hat. Die beiden entwickeln eine enge Freundschaft und gründen ein gemeinsames Wasserbett-Geschäft. Fortan können sie nicht mehr ohne einander, doch inmitten des alltäglichen Trubels aus Gelegenheitsjobs, Freunden und Politik entstehen mit der Zeit auch intensivere Gefühle.
Paul Thomas Anderson (Magnolia, There Will Be Blood) erzählt in Licorice Pizza vom Erwachsenwerden und inszeniert gleichzeitig eine stimmungsvolle Reise zurück in die 1970 er-Jahre, als das Leben zwischen Schlaghosen, Ölkrise, New Hollywood und Motown stattfand. Die zwei Schauspiel-Newcomer Cooper Hoffman, Sohn des verstorbenen Schauspielers Philip Seymour Hoffman, und Alana Haim, Musikerin mit GrammyNomination, begeistern in ihren ersten Hauptrollen.
Do 8. 6. / Fr 9. 6. > 18.00 Uhr
Sa 10. 6. > 19.00 Uhr
So 11. 6. > 18.30 Uhr
So 25.6. > 21.15 Uhr
Do 6.7./ Fr 7.7. > 20.00 Uhr
Sa 8.7. > 21.00 Uhr
Roma
Alfonso Cuarón, Mexiko/USA 2018; 134' SP/d (DCP, s/w, Scope) Mit Yalitza Aparicio, Jorge Antonio Guerrero Martínez, Andy Cortés, Nancy García, Marco Graf, Daniela Demesa
Alfonso Cuarón liefert mit seiner Oscar-gekrönten Quasi-Autobiografie über das Mexiko der Siebziger ein bewegendes Zeitbild. Ein filmisches Ereignis!
Der Stadtteil Roma in Mexiko-Stadt, 1970 : Während politische Unruhen im Land toben, lebt Cleo als Hausangestellte bei einer Familie der oberen Mittelschicht. Sie kocht, ent-
fernt Hundedreck, schrubbt Böden, öffnet dem Hausherrn das Tor, schleppt Koffer. Und sie ist es hauptsächlich, die sich um die vier lebhaften Kinder von Señora Sofía und Señor Antonio kümmert. Als die Rückkehr des Familienvaters nach einer langen Geschäftsreise ausbleibt, kümmert sich Cleo auch um die verlassene Señora. Cleo wird ein Teil der Familie, die sie weiter zusammenzuhalten versucht, als gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Studenten und Regierungsmilizen vor der Haustür eskalieren. Doch als Cleo realisiert, dass sie von ihrem Freund Fermín schwanger ist und sich dieser in der Folge feige davonstiehlt, steht auch ihr ein Schicksal als alleinstehende Mutter bevor.
Regisseur Alfonso Cuarón (Children of Men, Gravity) erzählt mit Roma seine eigene Kindheitsgeschichte und huldigt damit auch den Hausangestellten, die sein Leben geprägt haben. Ein intimer, herzzerreissender und bis ins letzte Detail durchkomponierter Film, der mit seinen exquisiten Bildern subtil die ethnischen und sozialen Unterschiede in der mexikanischen Gesellschaft thematisiert. Alfonso Cuarón führte nicht nur Regie, sondern fungierte auch als Drehbuchautor und Kameramann. Dafür gabs verdient drei Oscars bei den Academy Awards 2019
Sa 10. 6. > 16.30 Uhr
Mo 12. 6. – Mi 14. 6. > 20.00 Uhr
La vallée fantôme
Alain Tanner, Schweiz 1987; 105' F•I/d (DCP, Farbe) Mit Jean-Louis Trintignant, Jacob Berger, Caroline Cartier, Laura Morante, Jane Holzer, Raymond Serra
Aus einer Schaffenskrise heraus machte Alain Tanner seinen ersten selbstbespiegelnden Film. In der Hauptrolle brilliert Jean-Louis Trintignant als alternder Filmemacher.
Der gestandene Regisseur Paul (Jean-Louis Trintignant) lebt zurückgezogen in der Nähe eines kleinen Dorfes. Er brütet seit längerem über einem neuen Drehbuch, das er schliesslich in den Papierkorb wirft. Die steigende Flut allgegenwärtiger inhaltsarmer Filme und das Fehlen einer konkreten Hauptdarstellerin, die er für den Film benötigt, lassen ihn am Projekt zweifeln. Da taucht plötzlich der enthusiastische, junge Jean (Jacob Berger) auf, der in New York gerade eine Filmschule abgeschlossen hat und beim Meister in die Lehre gehen möchte. Nach anfänglicher Skepsis stellt ihn Paul als Assistenten ein. Als Paul zu Hause ein altes Foto von Dara (Laura Morante) findet, mit der er einst zusammengearbeitet hat, schickt er Jean auf die Suche nach der italienischen Schauspielerin. Dabei entwickelt sich eine komplizierte Dreiecksgeschichte.
La vallée fantôme weist mit Tanners Alter Ego, das durch Jean-Louis Trintignant grossartig dargestellt wird, autobiografische Züge auf und verdeutlicht die Bedeutung der Schauspielerinnen und Schauspieler für Tanners Werk. Ein intimer und geheimnisvoller Film, der über die Kunst des Filmemachens sinniert. Wir zeigen die restaurierte Fassung des Films.





Mid90s
Jonah Hill, USA 2018; 85' E/d (DCP, Farbe) Mit Sunny Suljic, Katherine Waterston, Lucas Hedges, Na-kel Smith, Alexa Demie
Coole und nostalgische Milieustudie: Jonah Hills Regiedebüt erzählt die feinfühlige Geschichte einer Gruppe junger Skateboarder im Los Angeles der 1990er-Jahre. Mitte 1990 er, Stevie (Sunny Suljic) ist dreizehn und lebt in Los Angeles mit seiner Mutter (Katherine Waterston) und seinem grossen Bruder Ian (Lucas Hedges). Die beiden haben oft keine Zeit und kümmern sich nicht um ihn. Seine Tage verbringt er deshalb mit dem Super Nintendo und den HipHop-CD s seines Bruders. Als er anfängt, mit den Jungs im Skateshop abzuhängen, öffnet sich ihm eine völlig neue Welt: Skaten an verbotenen Plätzen, Abhauen vor der Polizei, Hauspartys und natürlich Mädchen.
Das Regiedebüt des Hollywoodstars Jonah Hill (The Wolf of Wall Street) ist eine Liebeserklärung an die 1990 er-Jahre und lässt die Erinnerungen an seine eigene Teenagerzeit via Leinwand aufleben. Eine Zeit, in der Skateboarden die gesellschaftlichen und sportlichen Konventionen sprengte und deren Mode und Popkultur heute Kult sind. Gedreht auf 16 mm und mit einem Soundtrack von den Pixies über Nirvana bis hin zu Cypress Hill und dem Wu-Tang Clan zelebriert der Film das Lebensgefühl der unzähmbaren Subkultur.
Do 15. 6. > 18.00 Uhr
Fr 16. 6. > 20.00 Uhr
Sa 17. 6. > 20.30 Uhr
So 18. 6. > 18.45 Uhr
Oh Boy
Jan-Ole Gerster, Deutschland 2012; 83' D (DCP, s/w) Mit Tom Schilling, Katharina Schüttler, Justus von Dohnányi, Andreas Schröders, Rolf Peter Kahl, Martin Brambach, Arnd Klawitter, Michael Gwisdek, Friederike Kempter, Marc Hosemann
Tom Schilling glänzt als Grossstadtneurotiker. Einen Tag und eine Nacht lässt er sich in Oh Boy durch die Stadt Berlin treiben.
Niko (Tom Schilling) ist Ende zwanzig. Sein Jurastudium hat er vor zwei Jahren abgebrochen, doch so richtig bewusst wird ihm das erst jetzt, als auch sein Vater Wind davon bekommt und die monatlichen Überweisungen auf Nikos Konto kommentarlos streicht. Hier beginnt Oh Boy und zeigt in locker aneinandergereihten Episoden einen Tag und eine Nacht aus dem Leben des ewigen Studenten. Er macht mit seiner Freundin Schluss, zieht mit seinem arbeitslosen Schauspielerfreund um die Häuser, begegnet einer alten Schulkollegin, einem Schlägertrupp und allerlei anderen alkoholisierten Gestalten.
Mit seinem Spielfilmerstling Oh Boy schloss Gerster sein Regiestudium an der Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin ab, und es gelang ihm gleich einer der erfolgreichsten deutschen Filme des Jahres 2012 . In Schwarz-Weiss gehalten und mit jazzigem Soundtrack unterlegt, ist Gersters Film eine perfekte Hommage an Filme wie Coffee and Cigarettes und Manhattan, kreiert aber eine gelungene eigene zeitgenössi-


sche Interpretation des Grossstadtneurotikers. Oh Boy ist ein charmant-selbstironisches Generationenporträt.
Sa 17. 6. > 16.30 Uhr
Mo 19. 6. / Di 20. 6. > 20.00 Uhr
Mi 21. 6. / Di 11. 7. > 18.00 Uhr
DOUBLE FEATURE «Highschool»
Einen spektakulären Kinohit stellte seinerzeit American Graffiti von George Lucas aus dem Jahr 1973 dar, der längst zu den Klassikern der Highschool-Filme zählt. Der Film erzählt – basierend auf George Lucas’ eigenen Jugenderinnerungen – die Geschichte von vier Teenagern an der Schwelle zum Erwachsenwerden und ihrem letzten Sommerabend vor Beginn der Collegezeit. American Graffiti spielte 200 Millionen Dollar ein und katapultierte Lucas in die finanzielle Unabhängigkeit. Inspiriert von George Lucas’ Film, drehte der texanische Regisseur Richard Linklater zwanzig Jahre später seine eigene Highschool-Komödie: Dazed and Confused. Er schuf ausgehend von eigenen Erinnerungen eine präzise und unterhaltende Coming-of-Age-Studie. Wie auch George Lucas’ Film handelt Dazed and Confused vom letzten Tag der Highschool. Wir präsentieren die beiden nostalgischen, kultigen Highschool-Filme im Doppelpack.
Do 22.6. > 18.00 Uhr American Graffiti
Do 22.6. > 20.15 Uhr Dazed and Confused
• Siehe auch nachfolgenden Filmbeschriebe (Seite 17 und 18). Mit dem Ticket des ersten Films erhalten Xenix-Mitglieder einen Gratiseintritt für den zweiten Film. Die Filme lassen sich auch einzeln schauen.
Dazed and Confused
Richard Linklater, USA 1993; 102' E/d (Digital HD, Farbe) Mit Adam Goldberg, Ben Affleck, Matthew McConaughey, Milla Jovovich, Parker Posey, Jason London, Wiley Wiggins
Alkohol, kiffen, der erste Kuss, jugendliche Langeweile – und Rock ’n’ Roll. Richard Linklaters Kultfilm handelt vom letzten Schultag an einer Highschool in den 1970erJahren.
Sommer 1976 in einer texanischen Vorstadt: Es ist der letzte Schultag vor den grossen Ferien. Für die «seniors» der Abschlussklasse bedeutet dies: Abschied nehmen von der Highschool. Traditionsgemäss weihen sie die nachrückenden «freshmen» mit derben Ritualen in die Gepflogenheiten der höheren Schule ein. Das Thema des Tages ist aber die abendliche Party. Eine wilde Partynacht soll zum prägenden Abschlusserlebnis wer-
den. Wo kann man am besten kiffen, saufen und flirten, ohne dabei an die Zukunft denken zu müssen?
Richard Linklater (Before Sunrise, Boyhood) schuf, zurückgreifend auf eigene Erinnerungen, eine präzise und unterhaltende Coming-of-Age-Studie. Dazed and Confused folgt seinem Figurenpanoptikum eine Nacht und einen Tag lang, verzichtet dabei auf einen eigentlichen Plot. Getragen wird der Film von einer sensationellen Besetzung rund um die noch jungen Schauspieler und Schauspielerinnen Ben Affleck, Matthew McConaughey, Adam Goldberg, Milla Jovovich und Parker Posey, die danach durchstarteten. Das Lebensgefühl der 1970 er-Jahre wird durch den rockigen Soundtrack (Alice Cooper bis ZZ Top), die coolen Autos und die vielen popkulturellen Referenzen perfekt eingefangen. Eine Highschool-Komödie mit Kultstatus, die nicht ohne Grund zu Quentin Tarantinos Lieblingsfilmen gehört.
Mo 19. 6. / Di 20. 6. > 18.00 Uhr
Mi 21. 6. > 19.45 Uhr
Do 22. 6. > 20.15 Uhr
American Graffiti
George Lucas, USA 1973; 110' E/d (Digital HD, Farbe, Scope) Mit Ron Howard, Richard Dreyfuss, Harrison Ford, Bo Hopkins, Wolfman Jack, Cindy Williams, Mackenzie Phillips, Candy Clark, Charlie Martin Smith, Paul Le Mat
George Lucas’ Kultfilm ist eine nostalgisch gefärbte, äusserst amüsante Rückschau auf vergangene Jugendträume der Vietnam-Generation und auf ein heiles Amerika. Eine laue Sommernacht im Jahr 1962 im kalifornischen Modesto: Auf dem Parkplatz vor Mel’s Drive-in treffen sich vier Freunde für einen letzten gemeinsamen Abend. Sie alle haben soeben die Schule abgeschlossen und werden bald die Stadt verlassen, um aufs College zu gehen. Noch einmal möchten die vier Teenager miteinander Zeit verbringen, bevor jeder seinen eigenen Weg geht. Zusammen driften die vier durch die Kleinstadt ihrer Jugend.
George Lucas’ von Francis Ford Coppola produzierter Generationenmythos ist ein nostalgischer Rückblick auf die frühen Sechzigerjahre – musikalisch getragen von rund vierzig Perlen des R ’n’ B, Soul und Funk, die DJ Wolfman Jack hinreissend mit gewohnt heiserer Stimme ankündigt. Ein atmosphärischer, wunderbar unaufgeregter und bestens gealterter Kultfilm, der die damals noch unbekannten Schauspieler Richard Dreyfuss, Ron Howard und Harrison Ford versammelt.
Do 22. 6. / Fr 23. 6. > 18.00 Uhr
Sa 24. 6. > 18.30 Uhr
So 9.7. > 18.45 Uhr
All That Jazz
Bob Fosse, USA 1979; 123' E/d (DCP, Farbe) Mit Roy Scheider, Jessica Lange, Ann Reinking, Leland Palmer, Cliff Gorman
«It’s showtime, folks!» Regisseur und Choreograf Bob Fosse richtete für dieses perfekt inszenierte und mitreissende Musical die Kamera auf sein eigenes Leben. Joe Gideon (Roy Scheider) ist erfolgreicher Theater- und Filmregisseur. Er liebt seine Arbeit, den Alkohol, die Zigaretten und die Frauen. Joe bereitet gerade eine neue, fulminante Broadway-Show mit fünfzig Tänzerinnen und Tänzern vor, während er parallel abends an der Fertigstellung seines Spielfilms schneidet. Dieser Stress geht nicht spurlos an ihm vorüber. Immer öfter greift er zu Alkohol und Tabletten, bis er schliesslich wegen eines Herzinfarkts im Krankenhaus landet. Doch auch dort kann er seinen Kopf nicht ausschalten und feiert im Krankenbett sein Leben zwischen Arbeit und Exzess weiter.
Regisseur und Choreograf Bob Fosse (Cabaret) stellte sich selbst in den Mittelpunkt seines eindrücklichen Meisterwerks und liess die nach ihm modellierte Figur von Roy Scheider genial spielen. Er löste sich seinerzeit brillant von allen Klischees der alten Hollywood-Musicals und schlug in Musik, Choreografie und Inszenierung völlig neue Wege ein. All That Jazz hat bis heute nichts von seiner Kraft verloren und ist einer der besten Filme über das Showbusiness. In Cannes wurde der Film mit der Goldenen Palme ausgezeichnet, und Hollywood verlieh dem Werk vier Oscars.
Fr 23. 6. > 20.15 Uhr
Sa 24. 6. > 20.45 Uhr
So 25. 6. > 18.45 Uhr
Almost Famous
Cameron Crowe, USA 2000; 122' E/df (35 mm, Farbe) Mit Philip Seymour Hoffman, Kate Hudson, Frances McDormand, Billy Crudup, Patrick Fugit
Mit Almost Famous drehte der ehemalige Rockjournalist Cameron Crowe eine unterhaltende Ballade über den Verlust der Kindheit und eine Liebeserklärung an die Musik der Siebzigerjahre.
San Diego, 1973 : Der fünfzehnjährige Rockmusik-Fan William Miller (Patrick Fugit) träumt davon, Musikjournalist zu werden – gegen den Willen seiner linksalternativen Mutter (Frances McDormand), die ihren Sprössling mit recht biederer Fürsorglichkeit vor Sex, Drogen und Rock ’n’ Roll behüten will. Eines Tages erhält William tatsächlich die Chance, in den Dunstkreis seiner Idole einzutauchen, als er für das «Rolling Stone»-Magazin eine Story über die aufstrebende Rockband Stillwater schreiben kann. Dazu begleitet er die potenziellen Stars auf ihrer US-Tournee und sammelt erste journalistische Erfahrungen. Schon früh warnt ihn Chefredaktor Lester Bangs (Philip Seymour Hoffman) davor, sich mit den Musikern anzufreunden. Doch William gewinnt bald das Vertrauen des charismatischen Gitarristen Russell Hammond (Billy Crudup) und von dessen Geliebter Penny Lane (Kate Hudson) – und ist ebenso bald hin- und hergerissen zwischen seiner Bewunderung für die beiden und seinem Streben nach objektiver journalistischer Arbeit.






Regisseur Cameron Crowe (Singles, Jerry Maguire) schildert in dem autobiografischen Rock-’n’-Roll-Drama seine eigenen Jugenderlebnisse. Almost Famous nimmt uns mit auf eine nostalgische und unterhaltende Reise in die Siebzigerjahre – inklusive Soundtrack vom Feinsten.
Do 29. 6. > 20.30 Uhr
Fr 30. 6. > 20.00 Uhr
Sa 1. 7. > 20.45 Uhr
So 2. 7. > 18.30 Uhr
Chocolat
Claire Denis, Frankreich 1988; 105' F/d (Digital HD, Farbe) Mit Isaach De Bankolé, Mireille Perrier, Giulia Boschi, François Cluzet, Emmanuelle Chaulet, Cécile Ducasse, Jean-Claude Adelin
Claire Denis’ autobiografisch inspirierter Debütfilm blickt auf den französischen Kolonialismus aus der Sicht eines Mädchens.
Als France Dalens (Mireille Perrier) nach Kamerun zurückkehrt, überkommen sie sogleich Erinnerungen an ihre Kindheit. Sie verbrachte nämlich Ende der 1950 er-Jahre einen Teil ihrer Kindheit in Kamerun, da ihr Vater französischer Kolonialbeamter war. Eine Phase ihres Lebens, die besonders durch die Freundschaft zu dem intelligenten Protée (Isaach De Bankolé) geprägt war. Mit ihrer Mutter blieb sie in Abwesenheit des Vaters häufig in der Obhut des schwarzen Dieners auf der abgelegenen Farm zurück. Doch nicht nur France fühlte sich Protée verbunden, auch ihre Mutter Aimée (Giulia Boschi) hatte Gefühle für den attraktiven Mann. Als der Herumtreiber Luc Segalen (Jean-Claude Adelin) nach einem Flugzeugabsturz eines Tages Unterschlupf bei der Familie findet, deckt er den für ihn unangemessenen Umgang mit dem Bediensteten auf und wittert einen gesellschaftlichen Skandal.
Claire Denis’ Debüt ist in virtuosen Bildern und in langen Rückblenden erzählt. Durch die Perspektive eines Kindes legt sie die Risse im Gefüge kolonialer Selbstverständlichkeiten offen. Ein persönlicher Einblick ins Innere des französischen Kolonialismus.
Fr 30. 6. > 18.00 Uhr
Sa 1. 7. > 18.45 Uhr
So 2. 7. > 21.00 Uhr
Un amour de jeunesse
Mia Hansen-Løve, F 2011; 110' F/d (35 mm, Farbe) Mit Lola Créton, Sebastian Urzendowsky, Serge Renko, Özay Fecht, Valérie Bonneton, Magne Håvard Brekke
Un amour de jeunesse erzählt von der ersten Liebe zweier Menschen, die trotz ihrer Inkompatibilität immer wieder magisch voneinander angezogen werden.
Die fünfzehnjährige Camille (Lola Créton) ist hoffnungslos verliebt in Sullivan (Sebastian Urzendowsky). Sie erstickt ihn fast mit ihrer Zuneigung. Als sie erfährt, dass er für ein
Jahr durch Südamerika reist, bricht für sie die Welt zusammen. Bald werden seine Briefe seltener, bis Camille schliesslich nichts mehr von ihm hört. Ihre Verzweiflung gipfelt in einem missglückten Selbstmordversuch. Vier Jahre später studiert die Einzelgängerin Camille Architektur, geht eine Beziehung mit ihrem um zwanzig Jahre älteren Professor Lorenz (Magne Håvard Brekke) ein und arbeitet erfolgreich und fast auf Augenhöhe mit ihm in seinem Architekturbüro. Als sie Sullivan wiederbegegnet, stellt sie jedoch fest, dass ihr Herz noch immer ihm gehört. In schönen, melancholischen Bildern erzählt Mia Hansen-Løve (Bergman Island, Un beau matin) von der ersten Liebe. Ein intelligenter, zurückhaltend inszenierter Film, der eine nüchterne Betrachtung der romantischen Verklärung der ersten Jugendliebe wagt. Während viele andere französische Filmschaffende beim Stichwort Nouvelle Vague nur noch die Augen rollen, fühlt sich Hansen-Løve der Stilrichtung der 1960 er-Jahre durchaus verbunden. Kein Wunder, erinnern ihre Filme ans Kino von Éric Rohmer und François Truffaut.
Mo 3. 7. / Di 4. 7. > 18.00 Uhr
Mi 5. 7. > 20.00 Uhr
Mo 10. 7. > 18.00 Uhr
Persepolis
Marjane Satrapi / Vincent Paronnaud, Frankreich 2007; 96' F/d (Digital HD, s/w und Farbe)
Mit Chiara Mastroianni, Catherine Deneuve, Simon Abkarian (Stimmen)
Kongeniale Kinoverfilmung von Marjane Satrapis autobiografischem Comicroman über eine rebellische Kindheit während der Islamischen Revolution im Iran. Im Jahr 1979 fegt die Iranische Revolution unter Ajatollah Chomeini den Schah von Persien vom Thron. Marjane ist zehn Jahre alt und das einzige Kind einer linksintellektuellen Familie aus dem Teheraner Bürgertum, die hofft, dass nun bessere Zeiten anbrechen. Bald jedoch wachen Revolutionswächter über den Kopftuchzwang, und der Iran-IrakKrieg bricht aus. Marjane lässt sich nicht unterkriegen und rebelliert mit Kim-WildeKassetten und Nike-Turnschuhen. Zu ihrer eigenen Sicherheit wird sie von den Eltern als Vierzehnjährige allein nach Österreich geschickt. In Wien lernt sie Freiheit, aber auch Einsamkeit kennen.
Persepolis folgt visuell dem gleichnamigen Comic, der dem Film zugrunde liegt – gezeichnet in Schwarz-Weiss, mit sporadischen farbigen Bildern. Der Film erzählt leichtfüssig und humorvoll, aber keineswegs am Ernst des Themas vorbei eine persönliche wie universelle Geschichte. Die alltäglichen Zwänge in einem repressiven Staat werden ebenso nachvollziehbar wie die Sehnsucht nach einem Platz in der Gemeinschaft. Persepolis ist immer noch hochaktuell: Frau, Leben, Freiheit – die drei Wörter, mit denen die Menschen im Iran gegen die Diktatur kämpfen, sind leider immer noch Fremdwörter für die Mullahs.
La mala educación
Pedro Almodóvar, Spanien 2003/04; 104' SP/df (35 mm, Farbe, Scope) Mit Gael García Bernal, Fele Martínez, Daniel Giménez Cacho, Javier Cámara, Lluís Homar, Petra Martínez, Nacho Pérez, Raúl García Forneiro, Francisco Boira, Juan Fernández
Pedro Almodóvar nähert sich in dicht verwobenen Erzählsträngen und virtuosen Bildern einer intimen Vergangenheit. La mala educación ist eine Hommage an das Genre des Film noir sowie eines der persönlichsten Werke des spanischen Regisseurs. Madrid, 1980 : Mitten in einer Schaffenskrise erhält der Filmemacher Enrique (Fele Martínez) nach vielen Jahren überraschend Besuch von seinem Jugendfreund Ignacio (Gael García Bernal). Er sei Schauspieler geworden, nenne sich Ángel; und er hat eine autobiografische Erzählung mitgebracht, die Enrique mit ihm in der Hauptrolle verfilmen soll. Ignacio hat die gemeinsamen Klosterschultage in einem Manuskript niedergeschrieben. Enrique ist begeistert vom Drehbuch und will daraus seinen nächsten Film machen – allerdings dringt bei seinen Recherchen eine schockierende Wahrheit ans Licht.
Pedro Almodóvar (Todo sobre mi madre, Volver) erzählt in atemberaubend schönen Bildern eine düstere Geschichte, die von Kindheit und Liebe, von verquälter Religiosität, Missbrauch und Rache handelt. In La mala educación ist nichts sicher. Immer schwankt in diesem Film (und im Film, der im Film entsteht) der Boden der Erinnerung. Die verschiedenen Zeitebenen und Identitäten werden dabei mit solcher Eleganz und Leichtigkeit miteinander in Beziehung gebracht, dass man als Zuschauende der äusserst virtuosen Inszenierung ohne weiteres folgen kann. Grossartig ist Gael García Bernal als eine Art männliche Femme fatale und schöpft in einer Dreifachrolle sein ganzes schauspielerisches Potenzial aus.
Do 6. 7. / Fr 7. 7. > 18.00 Uhr
Sa 8. 7. > 18.30 Uhr
So 9. 7. > 21.00 Uhr
Pearl
Ti West, USA 2022; 102' E/d (DCP, Farbe, Scope) Mit Mia Goth, David Corenswet, Emma Jenkins-Purro, Matthew Sunderland
Ti West vermischt in Pearl lustvoll verschiedene Genres. Ein unterhaltsames Prequel über den geplatzten American Dream.
Texas, 1918 : Die junge Pearl (Mia Goth) führt ein trostloses Leben auf dem Bauernhof ihrer Eltern. Ihre Mutter ist verbittert und äusserst streng, während der Vater im Rollstuhl sitzt und gepflegt werden muss. Eigentlich hatte Pearl gehofft, dass ihr Ehemann Howard sie da herausholt, doch dieser wurde für den Ersten Weltkrieg eingezogen. Die einzige Möglichkeit, aus diesem tristen Alltag manchmal auszubrechen, bietet ihr das Kino in der Stadt. Sie hofft, dass sie eines Tages selber Filmstar wird und ihr Leben hinter sich lassen kann. Wie gut, dass in der Nähe ein Casting für eine Tanzgruppe durchgeführt wird. Pearl sieht ihre Chance gekommen. Doch das Schicksal meint es anders mit ihr.
Pearl ist das kreative Prequel zu X, bei dem das Publikum die Hintergrundgeschichte der Pornodarstellerin Pearl erfährt. Anstelle des 1970 er-Jahre-Looks, mit dem X noch aufwartete, inszeniert Ti West Pearl als Genremix. Er vereint darin Melodrama, Musical, Horror, schwarze Komödie und Psychothriller. Pearl ist eine visuell imponierende Groteske, wobei der Film von der sensationellen Schauspielerin Mia Goth getragen wird.
Fr 9. 6. / 30. 6. > 22.30 Uhr
Fr 16. 6. > 22.15 Uhr
Fr 23. 6. > 22.45 Uhr
X
Ti West, USA 2022; 105' E/d (Digital HD, Farbe) Mit Mia Goth, Jenna Ortega, Kid Cudi, Brittany Snow, Martin Henderson
Ti West schickt in seinem Film eine Gruppe ambitionierter Low-Budget-Pornomacher für einen Dreh ins texanische Hinterland. Eine Hommage an das Horrorkino der 1970er-Jahre.
Texas, 1979. Eine Gruppe junger Filmemacher macht sich auf den Weg zu einer abgeschiedenen Farm mitten im Nirgendwo, um dort endlich den Film zu drehen, der ihnen zum Durchbruch verhelfen soll – einen Porno. Doch als die zurückgezogen lebenden Farmbesitzer dem Treiben ihrer Gäste auf die Spur kommen, gerät der kreative Trip zum Kampf auf Leben und Tod.
Ti West (The House of the Devil) ist ein Fan des Siebzigerjahre-Kinos. So erinnert X vom Look und vom Plot her an die Horrorklassiker dieser Zeit wie beispielsweise The Texas Chainsaw Massacre von Tobe Hopper. Ti West lässt sich zwar von dieser Zeit inspirieren und zollt ihr Tribut, kreiert aber sein eigenständiges Werk. X ist ein intelligenter Horrorfilm, der zwischen schwarzhumoriger Satire und hartem Slasher changiert.
Sa 10. 6. > 23.30 Uhr
Sa 17. 6. > 22.45 Uhr
Sa 24. 6. > 23.15 Uhr


Sick of Myself
Kristoffer Borgli, Norwegen 2022; 95' Norwegisch/d (DCP, Farbe)
Mit Kristine Kujath Thorp, Eirik Sæther, Anders Danielsen Lie, Seda Witt, Henrik Mestad
PREMIERE: Kristoffer Borglis Debütfilm ist eine bitterböse Satire, die einen zynischen Blick auf den allgemeinen Geltungswahn in unserer Gesellschaft wirft.
Die hippe Mittzwanzigerin Signe (Kristine Kujath Thorp) lebt mit ihrem Freund Thomas (Eirik Sæther) in Oslo. Signe ist jedoch in letzter Zeit sehr unzufrieden in der Beziehung.

Seitdem Thomas mit seiner zeitgenössischen Kunst einige Erfolge erzielen konnte, interessieren sich anscheinend alle nur noch für ihn und niemand mehr für sie. Ein Zufall bringt Signe schliesslich auf die drastische Idee, wie auch sie zu Ruhm kommen könnte: Als sie geistesgegenwärtig ein Unfallopfer rettet, sind kurzzeitig alle Augen auf sie gerichtet. Die intensive, aber leider nur kurze Zeit im Rampenlicht will Signe nun um jeden Preis reproduzieren. Um wieder konstant im Mittelpunkt stehen zu können, greift Signe zu immer drastischeren und auch zunehmend selbstzerstörerischen Massnahmen.
Sick of Myself ist das Regiedebüt von Kristoffer Borgli und feierte an den Filmfestspielen in Cannes seine Weltpremiere. Der Film führt groteske, tiefschwarze Komödien-Elemente mit dezentem Bodyhorror zusammen und ist eine bitterböse Abrechnung mit der Sucht nach Aufmerksamkeit. Wer das Kino von Yorgos Lanthimos, Ruben Östlund sowie David Cronenberg liebt, wird sich bei Sick of Myself prächtig amüsieren.

Do 8. 6. / Fr 9. 6. > 20.30 Uhr
Sa 10. 6. > 21.30 Uhr
So 11. 6. / 18. 6. > 21.00 Uhr
Mo 12. 6. - Mi 14. 6. > 18.00 Uhr
Do 15. 6. > 20.15 Uhr
Fr 16. 6. > 18.00 Uhr
Sa 17. 6. > 18.30 Uhr
«Wir lieben ...» Michael Koch
Der diesjährige Preisträger des Schweizer Filmpreises und Gewinner des Zürcher RegiePreises hat sich mit Drii Winter (2022 ) als feste Grösse in der Schweizer Filmszene etabliert.
Michael Koch wurde 1982 in Luzern geboren. Von 2003 bis 2008 studierte er an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Sein Langfilmdebüt Marija (2016) hatte Premiere im internationalen Wettbewerb des Locarno Film Festival. Er lief erfolgreich auf zahlreichen Festivals in Toronto, Busan, Göteborg und Angers und gewann nationale sowie internationale Preise. Kochs zweiter Spielfilm, Drii Winter, wurde in den Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele Berlin 2022 eingeladen und von der Jury mit einer Special Mention ausgezeichnet. Der Film lief an über fünfzig internationalen Filmfestivals, gewann zahlreiche Preise und ging als offizieller Beitrag der Schweiz für den besten fremdsprachigen Spielfilm der 95 . Academy Awards 2023 ins Rennen.
Im Gespräch mit dem Regisseur und Autor Michael Koch wollen wir seiner beachtlichen Karriere nachspüren, aber auch nach schwierigen Momenten in seinem Schaffen fragen. Koch, der in Basel und in Berlin wohnt, unterrichtet mittlerweile auch als Dozent an der Deutschen Film- und Fernsehakademie (DFFB) in Berlin. Wir gehen dem Werk und Schaffen eines ausserordentlichen Filmemachers auf den Grund. Und fragen ihn auch nach dem Bezug zur Schweiz.

Filmografie:
2022 Drii Winter (136', Fiction, Regie & Drehbuch)
2016 Marija (100', Fiction, Regie & Drehbuch)
2009 Polar (29', Kurzfilm, Regie & Drehbuch)
2006 Beckenrand (19', Kurzfilm, Regie & Drehbuch)
2005 Wir sind dir treu (9', Kurzfilm, Regie & Drehbuch)
Moderation: Marius Kuhn (Kino Xenix)
Do 29. 6. > 18.30 Uhr
Vedette
Claudine Bories / Patrice Chagnard, Frankreich 2021; 100' F/d (DCP, Farbe)
ERSTAUFFÜHRUNG: Eine Walliser Königin, die preisgekrönte Kampfkuh namens Vedette, kommt in die Jahre. Warmherziger, aber unsentimentaler Film über das Älterwerden und über die Freundschaft zwischen Mensch und Tier.
Vedette ist eine imposante Walliser Eringerkuh, die bisher unangefochten über ihre Herde herrschte und viele Kuhkämpfe gewonnen hat. Doch die Königin wird älter. Um ihr die Demütigung zu ersparen, von jüngeren Rivalinnen auf der Alp entthront zu werden, wird sie von ihren Besitzerinnen aus der Herde herausgeholt und den zwei Filmschaffenden unvermutet für den Sommer auf der Alp zur Aufsicht übergeben. Eine zögerliche Annäherung zwischen Vedette und Claudine Bories nimmt ihren Anfang. Die eher intellektuell veranlagte Französin liest der Kuh verschiedene Auslegungen zu Mensch-TierBeziehungen aus sicherer Distanz vor, bevor sie sich auch körperlich an die imposante Kuh herantraut.

Das Filmemacher-Duo zeigt die Welt der Walliser Kampfkühe mit feinem Sinn für Selbstironie aus nächster Nähe. Dabei rücken auch die zwei Bäuerinnen, die Vedette seit ihrer Geburt betreuen und hätscheln, in den Fokus der Kamera und geben einen intimen Einblick in ihre Sichtweisen und ihre Beziehung zur charismatischen Vedette.
So 4. 6. / 11. 6. / 18. 6. / 25. 6. > 12.00 Uhr
Die fabelhafte Reise der Marona
Anca Damian, Frankreich/Belgien/Rumänien 2019; 92' D (DCP, Farbe)
Anca Damians liebevoll gezeichneter Animationsfilm begeistert mit der berührenden Geschichte einer Hündin und einem Feuerwerk an bunten visuellen Ideen.
«Am Anfang steht ein Abschied. Bevor sie – nach einem Autounfall – ihre Welt verlässt, spult die Hündin Marona den Film ihres ereignisreichen Lebens zurück und erinnert sich an all die Menschen, die sie liebte. Geboren als Welpe Nummer neun wird sie früh von ihrer Mutter und den Geschwistern getrennt und findet sich allein auf der Strasse wieder. Zu ihrem Glück adoptiert sie der talentierte Akrobat Manole. Er nennt sie Ana. Auch er ist einsam, aber gemeinsam erleben sie eine Zeit voll unbeschwerter Freude, in der alles möglich zu sein scheint. Bis ein berühmter Zirkus Manole eine feste Arbeit anbietet –ohne Ana.» (Hanna Schneider, kinofenster.de)
«Die kleine Mischlingshündin hat eine grosse schwarze, herzförmige Nase, und auch der bezaubernde Zeichentrickfilm von Anca Damian, der tief in die Seele eines Hundes blicken lässt, hat ein immens grosses Herz; er berührt mit seinen grossen philosophischen Fragen und Lebensweisheiten. (...) Meisterhaft demonstriert Die fabelhafte Reise der Marona immer wieder, was erzählerisch im Animationsfilm alles möglich ist (…). Ein Hundeleben als Einladung, über den Sinn des Lebens nachzudenken – wie grossartig!» (Stefan Stiletto, Filmdienst)
• Animationsfilm für Kinder, empfohlen ab 8 Jahren

