Informationsbrief Februar 2019

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Aus dem Inhalt

Neues aus Kirche und Welt Aus Lehre und Verkündigung Betrachtung zur Jahreslosung 2019 Der Kampf des Glaubens »Einer trage des andern Last« Jugend- und Dichterpfarrer Otto Riethmüller Was ist und was will der Gemeindehilfsbund? Aus Kirche und Gesellschaft Aus den Bekennenden Gemeinschaften Aus dem Pietismus Aus der Bekenntnisbewegung Buchrezensionen

ISSN 1618-8306

Februar 2019 Nr. 314

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«


kurz+bündig Personen

künstliche Befruchtung in Anspruch. Waren es 2011 noch 50 000 Frauen, so 2016 bereits 63 000. Die Erfolgsquote ist indes eher gering. Nur jedes fünfte Paar bekommt durch künstliche Befruchtung tatsächlich ein Kind.

EZW-Leiter Hempelmann geht altersbedingt in den Ruhestand

Reinhard Hempelmann (Berlin), Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) konnte im vergangenen Frühherbst sein 65. Lebensjahr vollenden und tritt im Mai 2019 in den Ruhestand. 1980 bis 1984 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Osnabrück, danach Dozent an der CVJM-Sekretärschule in Kassel. Seit 1992 ist er bei der EZW, ab 1999 als deren Leiter. Zum Islam hat er die Position: Christen glaubten im Unterschied zu Muslimen an den dreieinigen Gott, weshalb sie im Dialog mit Muslimen »nicht von einem gemeinsamen Gottesglauben ausgehen« könnten.

Kirche weltweit Ein Schweizer Präsident der GeKe

Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GeKe, ihr gehören mehr als 100 lutherische, reformierte, 2

unierte und methodistische Mitgliedskirchen aus über 30 Ländern an; sie vertreten rund 50 Millionen) hat den Schweizer Gottfried Locher (Präsident des Rates des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes) als ihren Präsidenten bestätigt. Im neu gewählten dreiköpfigen Gremien sind außerdem die Deutsche Miriam Rose und der Brite John Bradbury.

Evangelikalismus »Arbeitskreis Frauen« als 12. Kreis der DEA gegründet

Die Deutsche Evangelische Allianz (DEA) hat einen neuen »Arbeitskreis Frauen« gegründet. Er übernimmt wesentliche Aufgaben der 1987 gegründeten und im Februar 2018 aufgelösten »Arbeitsgemeinschaft Biblische Frauenarbeit in Verbindung mit der Deutschen Evangelischen Allianz«.

Ethik Mehr künstliche Befruchtungen

Immer mehr Paare in Deutschland nehmen eine

Votum gegen Abtreibung

Argentiniens Senat hat einen Vorstoß zur Liberalisierung der Abtreibungsregeln zurückgewiesen. Nach 16-stündiger Debatte stimmten 38 Senatoren gegen ein Gesetz, das Schwangerschaftsabbrüche bis zur 14. Woche erlaubt hätte; 31 votierten dafür. »Pille danach« vermehrt verkauft

808 000 Mal wurde 2017 die »Pille danach« verkauft. Das entspricht einer Steigerung um 6,7 Prozent gegenüber 2016. Im letzten Jahr vor der Abschaffung der Verschreibungspflicht 2015 wurde sie 475 000 Mal von Ärzten verordnet. Abtreibungsbefürworter beschmieren Kirche

Unbekannte Abtreibungsbefürworter haben das Gelände der evangelischen St.-Martini-Gemeinde in Bremen mit Parolen beschmiert: »Weg mit § 218/219« sowie »My body my choice!« (Mein Körper, meine Entscheidung) Zudem klebten sie Plakate an Schaukasten und Kirchenmauern: »§ 218 StGB abschaffen. Schwangerschaftsabbrüche legalisieren.« Laut Pastor Olaf

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Latzel ist die Gemeinde damit erstmals Ziel von Abtreibungsbefürwortern geworden. Geldstrafe wegen Werbung für Abtreibung

Das Landgericht Gießen hat die Verurteilung der Ärztin Kristina Hänel in zweiter Instanz bestätigt. Zuvor hatte das Amtsgericht sie wegen unerlaubter Werbung für Abtreibungen zu einer Geldstrafe von 6 000 Euro verurteilt. Die SPD erhöhte daraufhin den Druck auf die Union, die Koalition solle den Paragraphen, der Werbung für Abtreibung verbietet, streichen. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) plädierte für eine Reform des Paragraphen. »Ehe für alle« –– Homosexuelle nutzen Reform

Nachdem seit dem 1. Okto­ber 2017 Homosexuelle genauso wie Heterosexuelle »heiraten« können, haben seither Tausende Schwuler und Lesben »geheiratet«. Laut einer Umfrage der Deutschen Presseagentur bei den Standesämtern »trauten« sich mehr als 10 000 gleichgeschlechtliche Paare seit der Gesetzesänderung. Detaillierte Zahlen für Deutschland werden vom Statistischen Bundesamt bisher nicht erhoben. Familien, wappnet euch!

Die Gender-Lobby mit ihrem Feldzug gegen Kinder,

Ehe und Familie will ihre Ideologie zu einer Staatsdoktrin aus­ bauen. Das Familienministerium hisste bereits die Regenbogenfahne und machte sich zum Propagandisten dieses Irrsinns. Stillschweigend hingenommen wird, dass die »Antidiskriminierungsstelle« im Fami­lienministerium eine bundesweite Kampagne führt, um die Einführung von Gender und der Ideologie der sexuellen Vielfalt an den Schulen zu beschleunigen.

Kirche weltweit Péter Kondor Bischof der ELKU

Péter Kondor ist als Bischof des Südlichen Kirchenbezirks der Evangelisch Lutherischen Kirche Ungarns (ELKU) eingeführt worden. Péter Kondor wurde 1968 geboren und studierte an der EvangelischLutherischen Theologischen Universität bis 1992. Danach hat er neben Diensten in Kirchengemeinden auch innerhalb der Kirche und an der Universität zahlreiche Verantwortungen wahrgenommen.

kurz+bündig

Personen +++ Kirchen +++ Glauben +++ »Modernes Leben«


kurz+bündig Mission Leitungswechsel bei der AWM

der Betrieb untersagt, weitere stehen unter Beobachtung.

Tobias Menges (47) ist neuer Dekan an der European School for Culture and Theology (Europäische Schule für Kultur und Theologie) in Korntal. Sie bildet den akademischen Zweig der evangelikalen AWM (Akademie. Welt. Mission.). Menges folgte auf den Theologieprofessor Bernhard Ott (65), der sein Amt nach fünf Jahren aus England: Eid auf Koran Altersgründen abgab. Innenminister Sajid Javid (Konservative Partei) legte nach Mitteilung des »Kurier Verlagswesen der Christlichen Mitte« vom September 2018 seinen AmtsReligiöse Bücher weiterhin eid 2018 auf den Koran ab. rückläufig Damit stellte er die muslimiDer Umsatz mit religiösen sche Scharia über das weltliche Büchern im Buch- und Online­ Gesetz und die christliche handel ist weiter rückläufig. Tradition. In London gibt es Von Januar bis Juli 2018 wurde zurzeit 100 offizielle Schariamit diesen Warengruppen in Gerichte. Deutschland 3,26 Prozent weniger Umsatz erzielt als im Vorjahreszeitraum.

rung betroffen. 2017 lag die Zahl der Hungernden bei 821 Millionen; 2016 noch bei 804 Millionen. Bis dahin waren die Zahlen knapp ein Jahrzehnt lang rückläufig gewesen. Europaweiter Stromausfall durch Hacker möglich

Cyberexperten der Bundesregierung halten laut »Spiegel« einen europaweiten Stromausfall durch Hacker für möglich. Bei einer gewissen Größe von Angriffen könnten »Auswirkungen bis hin zu einem vollständigen Blackout im europäischen Verbundnetz nicht ausgeschlossen werden«, schreibt das Nationale CyberAbwehrzentrum in einer aktuellen Lageeinschätzung.

Gesellschaft

Islam Baden-Württemberg: ­Islamische Gemeinden ­beobachtet

In Baden-Württemberg werden 13 islamische Gemeinden namens Fatih (Eroberer) vom Verfassungsschutz beobachtet. Zehn davon gehören zu Millî Görüs˛, drei zur »Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland«. Österreich geht indes strenger vor: 60 widerrechtlich von der Türkei aus bezahlte Imame wurden aus Österreich verwiesen. Sieben Moscheen ist 4

Weniger kirchliche ­Bestattungen

Nur noch gut jeder zweite Verstorbene in Deutschland wird noch kirchlich bestattet (56,5 Prozent). Der Anteil katholischer und evangelischer Bestattungen nimmt seit Jahren kontinuierlich ab. Von insgesamt 911 000 Verstorbenen in Deutschland wurden 2016 rund 243 300 katholisch und 271 700 evangelisch bestattet. Weltweiter Hunger nimmt wieder zu

Weltweit ist jeder Neunte von Hunger und Unterernäh-

Viel Kindergeld für Kinder außerhalb von Deutschland

Für 268 336 Kinder, die außerhalb von Deutschland in der EU leben, zahlt die Bundesagentur für Arbeit 2018 Kindergeld. Im Dezember 2015 lag die Zahl der Empfänger noch bei rund 120 000. Das Kindergeld beträgt mindestens 194 Euro pro Monat.

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Aus Lehre und Verkündigung mm Gott liebt jeden einzelnen von uns so, als gäbe es außer uns niemanden, dem er seine Liebe schenken könnte.

Augustinus

mm Ich habe in meinem Leben zwei wichtige Dinge gelernt: Dass ich ein großer Sünder bin und dass Christus ein noch größerer Retter ist.

Isaac Newton

mm Hüte dich davor, einen eigenen Gott zu fabrizieren: einen Gott, der nur barmherzig ist, aber nicht gerecht; einen Gott, der nur Liebe ist, aber nicht heilig; einen Gott, der einen Himmel für alle hat, aber eine Hölle für niemanden. Solch ein Gott ist dein eigener Götze. Er ist nicht der Gott der Bibel.

mm Nachahmung gehört nicht in den ­mystischen, sondern in den sozialen Bereich und vollzieht sich in der leibhaftigen Kirche. Weil Jesus ­Christus als der Auferstandene in seinen ­Gliedern lebt, gibt es für uns Vorbilder in ­Personen. Christus lebt vor uns und mit uns m in Personen.

J. C. Ryle

mm Inzwischen haben wir gemerkt, woran sich die Lieblosigkeit sehr früh erkennen lässt: an einer Inflation des Wortes »Liebe«. Landesbischof i. R. m Gerhard Maier

mm Wer den Gerichtsgedanken aus seiner m Verkündigung herausnimmt, der hat das m Evangelium zu Fall gebracht.

mm Ein Wunder ist das Leben, das Gott uns erhält. Ein Wunder ist der Dienst, den Gott uns erlaubt. Ein Wunder ist das Reich, zu dem Gott uns beruft.

Friedrich von Bodelschwingh der Ältere

mm Die wichtigste Veranstaltung im Leben der evangelischen Jugendschar ist der Hauptgottesdienst der Gemeinde.

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Landesbischof i. R. Gerhard Maier

mm Nun werden also Kultdiener neu erfundene, herbeigeschwindelte Segnungen spenden, die Gottes Offenbarung nie versprochen hat. Agenden werden gedruckt, die man eigentlich nur am Wittenberger Elstertor verbrennen könnte, wenn es das noch gäbe. In biblischer Perspektive müsste man wohl den Gott, der dabei angerufen wird, einen Civil Religion-Götzen nennen, der, anders als der Gott der Bibel, keinen eigenen Willen hat, sondern absegnet, was eine Mehrheit sich wünscht. Ich gehe diesen Weg nicht mit, sondern bleibe in der lutherischen Kirche wie sie vorher war.

Otto Riethmüller

Rudolf Bohren

Wolfhart Schlichting

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Betrachtung zur Jahreslosung 2019

Suche Frieden und jage ihm nach! Psalm 34,15

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it der Losung für das Jahr 2019 gibt der Beter des 34. Psalmes die Antwort auf die von ihm selbst gestellte Frage: »Wer möchte gern gut leben und schöne Tage sehen?« So einfach ist das also: Wer gut leben möchte, der »suche Frieden und jage ihm nach!« Aber aus eigener Erfahrung wissen wir allerdings, wie schwierig das ist. Da suchen die Politiker im Weltsicherheitsrat den Frieden zwischen den Völkern – aber an allen Ecken und Enden dieser Welt brechen neue Krisenherde auf. Da jagen die Mächtigen an den Konferenztischen dem Frieden nach und müssen doch vor Krieg und Bomben kapitulieren. Da wird auf die Frage, was man sich am allermeisten wünscht, fast immer auch »Frieden in der Welt genannt«, aber für wie viel Unfrieden sind wir in unserem persönlichem Bereich, in der Ehe, der Familie, unter Freunden und am Arbeitsplatz verantwortlich! Mit dem Frieden scheint es so zu sein, wie mit der Mohrrübe, die der Kutscher dem Esel vorhält, damit der hinter ihr her rennt, ohne sie erreichen zu können. Ist der Beter des 34. Psalmes also ein realitätsferner Schwärmer? Ganz sicher nicht; denn er redet nach unserer Jahreslosung sehr deutlich von der Wirklichkeit dieser Welt, von Not und Elend, von Unglück und Leid, von Schuld und zerbrochenen Herzen. Und er macht deutlich, dass all unsere menschlichen Versuche, Frieden zu schaffen, daran grundlegend nichts ändern können. Sondern, so sagt er: »Der Herr erlöst das Leben seiner Knechte, und alle, die auf ihn trauen, werden frei von Schuld« (Vers 23). Diese Zusage erfüllt sich Jahrhunderte später in Jesus Christus, wenn die Engel auf den Feldern vor Bethlehem jubeln: »Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden!« Er ist der »Friedefürst« den der Prophet Jesaja (Kapitel 9, Vers 5) voraussagt. Und von ihm schreibt der Apostel Paulus im Brief an die Epheser (Kapitel 2, Vers 14): »Er ist unser Friede!« Darum brauchen wir diesen Frieden nicht mehr zu suchen; denn er hat uns gesucht und gefunden in unserer Taufe. Er wird uns zugesprochen in jedem Gottes6

Aus: Feste-Burg-Kalender für 2019 © Freimund-Verlag, Neuendettelsau 2018 Abreißkalender mit farbiger Rückwand Herausgeber: Wolfgang Schmidt ISBN 978-3-946083-27-6, 10,50 Euro auch in Buchform erhältlich: ISBN 978-3-946083-26-9, 10,50 Euro Der Feste-Burg-Kalender erscheint für 2019 im 98. Jahrgang, also bereits seit 1922.

dienst: »Friede sei mit euch!« Wir dürfen ihn schmecken und fühlen im Heiligen Abendmahl und in der Absolution. Dieser Friede will uns durch das Jahr 2019 begleiten. Wir dürfen ihn mitnehmen in unseren Alltag und uns von diesem Frieden her in unserem Denken, Reden und Handeln bestimmen und verändern lassen. Wolfgang Schmidt FEBRUAR 2019

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Der Kampf des Glaubens Predigt über Galater 5,16––6,2 im Sendungsgottesdienst zum Reisedienst beim Bekenntnistag am 13. Oktober 2018 im Friedenshof in Kassel Johannes Frey Schwestern und Brüder im Herrn Jesus Christus! Als Sie im Informationsbrief von dem Reisedienst gelesen haben, da haben Sie sich vielleicht gefragt: Wozu soll das gut sein? Und was soll da passieren? Dieser Bekenntnistag ist die Antwort. Das hat Gott so gefügt. Als wir diesen Tag planten, haben wir an den Reisedienst nämlich noch gar nicht gedacht. Aber Gottes Plan ist perfekt. Denn Seelsorge und Bekenntnis gehören zusammen. Eine Bekenntnisbewegung muss eine Seelsorgebewegung sein. Und ihr Reisedienst kann auch nur seelsorgerlich ausgerichtet sein – Lehre in seelsorgerlicher Absicht und in seelsorgerlicher Gestalt. In der Seelsorge hat es ja auch angefangen – damals in den Fünfziger- und Sechzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Väter und Mütter der Bekenntnisbewegung erlebten in der Seelsorge die Glaubensnot vor allem von jungen Menschen. Aus Sorge um die Seelen haben sie den Kampf ums Bekenntnis aufgenommen – um Angefochtene und Zweifelnde im Glauben zu stärken. Und ist nicht die Bewegung Gottes zu uns Menschen von Anfang an eine Bewegung der Seelsorge? Das Buch des Alten Testamentes, in dem der Sohn Gottes seinen irdischen Weg am deutlichsten vorgezeichnet fand, beginnt mit den Worten: »Tröstet, tröstet mein Volk!«

Und die Briefe, in denen der Apostel Paulus um die rechte Lehre in den Gemeinden ringt – was sind sie anderes als Ausdruck der Sorge um die Seelen? Unser Name und unser Leitwort stammt aus dem Galaterbrief: Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« (Galater 1,6). Der Galaterbrief beginnt: »Wenn jemand euch ein Evangelium predigt anders, als ihr es empfangen habt, der sei verflucht.« Das ist hart. Unerträglich hart? Nein: Unvermeidlich hart. Denn die Härte entspringt einer tiefen Sorge. Der Sorge um das Heil der Menschen, die Gott liebt. Das Ziel des Galaterbriefes ist zutiefst seelsorgerlich. Paulus möchte Vertrauen wecken – Vertrauen in Christus und in die Erlösung, die Christus vollbracht hat. Vertrau auf Jesus. Jesus hat alles getan. Du brauchst nichts anderes. Darum häng dich an nichts anderes. Trau nicht auf deine Werke und deine Frömmigkeit und deine Heiligung, nicht auf deine Leistung und deinen Erfolg. Das alles trägt ja nicht. Jesus genügt! Ein Stück aus der Seelsorge des Apostels Paulus möchte ich heute mit Ihnen bedenken. Ich lese aus Galater fünf von Vers 16 bis Kapitel 6, Vers 2. Und weil es Gott ist und nicht nur ein Mensch, der hier zu uns spricht, erheben wir uns vor dem Wort, das wir hören.

Johannes Frey Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 INFORMATIONSBRIEF 314

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Lebt im Geist, so werdet ihr die Begierden des Fleisches nicht vollbringen. Denn das Fleisch begehrt auf gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch; die sind gegeneinander, sodass ihr nicht tut, was ihr wollt. Regiert euch aber der Geist, so seid ihr nicht unter dem Gesetz. Offenkundig sind aber die Werke des Fleisches, als da sind: Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Spaltungen, Neid, Saufen, Fressen und dergleichen. Davon habe ich euch vorausgesagt und sage noch einmal voraus: Die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben. Die Frucht aber des Geistes ist Liebe: Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue,

Sanftmut, Keuschheit; gegen all dies steht kein Gesetz. Die aber Christus Jesus angehören, die haben ihr Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Begierden. Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln. Lasst uns nicht nach eitler Ehre trachten, einander nicht herausfordern und beneiden.

Schwestern und Brüder! »Das Fleisch begehrt auf gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch; die sind gegeneinander.« So lesen wir im zweiten Vers. Christenleben ist Kampf. Darum braucht es Seelsorge. Das ist das erste heute: Der Ort der Seelsorge ist der Kampf zwischen Geist und Fleisch. Wir stehen aber nicht mit leeren Händen in diesem Kampf. Am Anfang hören wir eine Zusage. »Lebt im Geist, so werdet ihr die Begierden des Fleisches nicht erfüllen.« Das ist das Zweite: Die Waffe der Seelsorge ist die Kraft des Heiligen Geistes. Dann bleibt nur noch die Frage: Wozu das Ganze? Das ist das Dritte: Das Ziel der Seelsorge ist Frucht. Paulus fasst sie im letzten Vers zusammen: »Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.« Kurz gesagt: Die Frucht ist Liebe.

Als Erstes fragen wir: Wo hat Seelsorge ihren Platz?

WW Erstens: Der Ort der Seelsorge ist der Kampf des Glaubens. WW Zweitens: Die Waffe der Seelsorge ist die Kraft des Heiligen Geistes. WW Drittens: Das Ziel der Seelsorge ist die Frucht der Liebe.

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Brüder, wenn ein Mensch etwa bei einer Verfehlung ertappt wird, so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist, ihr, die ihr geistlich seid. Und sieh auf dich selbst, dass du nicht auch versucht werdest. Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Galater 5,16–6,2

Der Ort der Seelsorge ist der Kampf zwischen Geist und Fleisch. Vom Kampf zu reden, ist heute nicht beliebt. Das klingt so unfriedlich. Das kann einem regelrecht Angst machen. Ich kann verstehen, wenn jemand so denkt. Aber ich bin ja nun schon einige Jahre mit Jesus unterwegs. Und je länger desto mehr finde ich es unheimlich barmherzig, dass die Bibel von dem Kampf redet. Denn der Kampf ist ja da. Und der Kampf geht nicht zuerst gegen die böse Welt da draußen. Der Kampf geht nicht zuerst gegen die gottlosen Menschen. Der Kampf spielt sich in meinem eigenen Herzen ab. Der Feind sind nicht die anderen. Der Feind bin ich selbst. WW Aus meinem Herzen kommt die Aggression gegen Menschen, die mir das Leben schwer machen. WW Aus meinem Herzen kommt die Trägheit, wenn es gilt, meinem Nächsten beizustehen. WW Aus meinem Herzen kommt der Hochmut, mit dem ich andere abwerte, wenn sie nicht richtig glauben. Ich könnte die Liste noch länger machen. Aber ich bin überzeugt, dass Sie selbst am besten wissen, welche Punkte auf Ihrer Liste stehen. FEBRUAR 2019

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All die Sachen, die da aus meinem Herzen kommen, damit hätte ich kein Problem – wenn da nicht diese andere Stimme wäre, die immer dagegen redet. Mein Herz sagt: »Ich will!« Und die andere Stimme sagt: »Nein. Ich will das nicht!« Und das gibt richtig Zoff. Paulus sagt: »Das Fleisch begehrt auf gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch.« Der alte Mensch gegen den neuen Menschen. Und der neue Mensch gegen den alten Menschen. Mein sündiges Herz gegen Christus, der in mir lebt. Und Christus, der in mir lebt, gegen mein sündiges Herz. Wenn Galater fünf nicht in der Bibel stünde, dann wäre es zum Verzweifeln. Denn dann könnte ich unmöglich glauben, dass ich mit Gott versöhnt bin. So viel Böses, so viel Unfrieden. So viel Auflehnung gegen Gottes guten Willen – und du willst Gottes Kind sein? Meine Logik sagt mir: Das kann nicht sein! Wenn ich Gottes Kind wäre, dann würde ich das Gute von Herzen tun. Dann würde ich Gott und sein Gebot lieben. Dann würde ich auch meine Feinde lieben. Wenn ich Gottes Kind wäre. Also bin ich nicht Gottes Kind. So einer wie ich kann unmöglich ein Kind Gottes sein. Aber die Schrift sagt: Doch! Das kann nicht nur sein. Das kann sogar gar nicht anders sein. Du hast nicht Stress, obwohl du Gottes Kind bist. Du hast Stress, weil du Gottes Kind bist. Wenn du nicht Gottes Kind wärst, dann würdest INFORMATIONSBRIEF 314

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du mit der Sünde in deinem Leben gut zufrieden sein. Aber »der Geist begehrt auf gegen das Fleisch«. Darum gibt es den Kampf. Darum verzage nicht. Sondern komm mit der ganzen Not zum Heiland – wie ein Kind zu seinem lieben Vater. Das ist der Sinn von Seelsorge. Das ist der Grund, warum wir sie brauchen. Wir brauchen Hilfe, damit wir glauben können, obwohl die Welt ist, wie sie ist. Vor allem brauche ich Hilfe, damit ich glauben kann, obwohl ich bin, wie ich bin. Aber was können wir dagegen setzen? Das ist das Zweite: Was haben wir in der Hand?

Die Waffe im Kampf ist die Kraft des Heiligen Geistes. Wenn es in der Welt nicht so läuft, wie es soll, dann sucht man sich einen Coach oder einen Trainer oder einen Therapeuten. Das sind Leute, die haben gelernt, wie man die Ressourcen eines Menschen aktiviert. Sie verstehen es, die Kräfte zu mobilisieren, die in uns verborgen sind. Sie helfen uns, unsere Potenziale zu entfalten. Das ist sicher gut und nützlich. Aber mein Problem wird dadurch nicht gelöst. Wenn ich stärker werde, wenn ich kompetenter werde oder freier oder lebenstüchtiger oder was auch immer, dann wird dadurch noch nichts besser. Denn das Ich, das da stärker wird, ist ja gerade das Problem. Dieses Ich steht ja auf beiden Sei9


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ten. Das alte und das neue Ich profitieren von jeder Stärkung gleichermaßen. Wenn ich stärker werde, dann kann ich mich ja umso besser auf der frommen Bühne in Szene setzen. Wenn ich stärker werde, dann kann ich meine Mitmenschen umso besser an die Seite drücken. Darum sagt Paulus uns nicht: Seht zu, dass ihr über das Böse in eurem Leben Macht gewinnt. Er sagt stattdessen: Gebt die Macht ab. Es braucht eine andere Macht, um das Böse zu besiegen. Das kann nur der Geist Gottes. »Lebt im Geist, so werdet ihr die Begierden des Fleisches nicht vollbringen.« Gottes Geist gewinnt den Kampf des Glaubens. Gottes Geist gewinnt den Kampf zwischen Ich und Ich. Zwischen dem alten Ich und dem neuen Ich. Am Anfang des Galaterbriefes hat Paulus geschrieben: »Ich lebe. Doch nun nicht ich. Christus lebt in mir« (2,20a). Der Geist, von dem er redet, ist Christus in mir. Christus in dir. Und dann sagt er uns, wie wir dahin kommen: Den Geist bekommen wir durch die Predigt vom Glauben (3,2). Christus kommt in unser Leben, wenn sein Kreuz uns vor Augen gemalt wird (3,1). 10

Wenn wir uns selber aus den Augen verlieren und nur noch Christus vor Augen haben, dann hört das alte Leben auf. Das ist der Sinn der Seelsorge, dass unser Blick weggelenkt wird von uns selbst – weg von unserem Versagen, auch weg von unseren hohen Zielen. Auch weg von unseren Erfolgen und weg von unseren Leistungen. Und dass uns Christus vor die Augen gestellt wird. Und dann sieht alles anders aus. Damit sind wir bei dem Dritten:

Das Ziel der Seelsorge ist die Frucht des Geistes. Paulus schreibt: »Regiert euch der Geist, so seid ihr nicht unter dem Gesetz« (5,18). Das heißt ja: Normalerweise sind wir also unter dem Gesetz. Gesetz heißt: Du darfst nichts Böses tun. Du darfst nicht egoistisch sein. Du darfst nicht schlecht reden. Du darfst nicht fremd gehen. Du darfst dies nicht. Du darfst das nicht. Und wehe, wenn du’s doch tust! FEBRUAR 2019

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Gesetz, das heißt auch: Du musst Gutes tun. Du musst dich zu Christus bekennen. Du musst die falsche Lehre meiden. Du musst deinen Bruder lieben – und obendrein gar noch deinen Feind. Du musst! Du musst! Du musst! Und wehe dir, wenn du’s nicht tust! Wenn aber der Geist uns regiert, dann heißt es nicht mehr: Du darfst nicht. Und nicht mehr: Du musst. Wenn der Geist uns regiert, dann heißt es: Du wirst nicht. Und: Du wirst. Und du darfst Gott dafür danken. Denn die Liebe tut das Gute von sich aus. Und das Böse liegt ihr von Natur aus fern. Der Geist ist wie ein Baum, der seine Frucht bringt nach seiner Art. Göttlicher Geist bringt göttliche Frucht. »Gott ist Liebe« (1.Johannes 4,16). Und wo Gottes Geist ist, da wächst die Liebe. Und die verändert unseren Blick auf den anderen. Wenn einer sich falsch verhält, dann möchte ich den gerne zum Wohlverhalten kriegen. Und dazu halte ich ihm sein Fehlverhalten vor Augen. Und ich erkläre ihm, wie es richtig wäre. INFORMATIONSBRIEF 314

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Und wenn einer falsche Lehren vertritt, dann möchte ich ihn gerne zur Einsicht bringen. Und ich stelle ihm seine Irrtümer vor Augen. Und ich mache deutlich, wie verwerflich es ist, so zu denken. Ich bemühe mich, den anderen zurecht zu bringen. Mit Vorwürfen und mit Ermahnungen. Der Haken an der Sache ist nur: Meistens kommt nichts dabei raus – außer Streit und Trennung. Aber es gibt dann nicht nur Trennung zwischen mir und dem anderen, der irrt und nicht auf mich hört. Ich trenne mich ganz unbemerkt auch von Christus. Denn ich habe den anderen nicht lieb. Er ist ja verkehrt. Und erst, wenn er umkehrt, will ich ihn wieder lieb haben. Wenn uns der Geist regiert, dann sehen wir in dem Irrenden nicht mehr den, der verkehrt ist. Dann sehen wir einen Bruder, der Christus aus den Augen verloren hat. Paulus schreibt nicht: Wenn ein Mensch bei einem Fehler ertappt wird, dann stellt ihm kräftig die Uhr und macht ihn zur Schnecke, bis er seine Fehler einsieht und umkehrt. Nein. Er schreibt: »Helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist, ihr, die ihr geistlich seid.« Also nicht die Uhr stellen, nicht anklagen, sondern helfen, dass der andere Christus wieder sehen kann. Aber was ist mit öffentlicher Irrlehre? Müssen wir falscher Lehre und Verführung nicht auch öffentlich widerstehen. Ja. Aber wir widerstehen eben der Irrlehre. Wir kämpfen nicht gegen Menschen. Wir kämpfen gegen den Irrtum. Wir kämpfen gegen Geistesmächte, die Menschen von Gott wegbringen. Auch in unserer öffentlichen Stellungnahme nehmen wir die Last des anderen auf uns – die Last des Menschen, der Christus aus den Augen verloren hat – der darum andere auf falsche Wege weist. Und wir nehmen auf uns die Last des anderen, dem durch solche Lehren der Blick auf Christus verstellt wird. Wenn euch der Geist regiert, dann lebt Christus in euch. Und dann liebt Christus in euch – er liebt die Brüder und er liebt die Irrenden und er liebt auch die Feinde. Und er trägt euch, wie er am Kreuz eure Schuld getragen hat. Und er trägt in euch und mit euch die Last der anderen, die Last der Brüder und die Last der Feinde. Und so wird das Gesetz Christi in euch erfüllt – es wird erfüllt – von Christus selbst, der für euch starb und in euch lebt. Und so bewahre der Friede Gottes eure Herzen und Sinne in Christus Jesus zum ewigen Leben. Amen. W 11


»Einer trage des andern Last« Predigt im Gottesdienst nach dem »Marsch für das Leben 2018« am 22. September 2018 vor dem Reichstag Berlin Hans-Jürgen Abromeit

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rüder und Schwestern! Nun kann es vorkommen, dass sich jemand zu einer Verfehlung hinreißen lässt. Dann sollt ihr, die ihr ja vom Geist geleitet werdet, ihn zurechtweisen. Tut dies mit der Freundlichkeit, die der Geist

Hans-Jürgen Abromeit Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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schenkt. Dabei muss jeder für sich selbst darauf achten, dass er nicht auch auf die Probe gestellt wird. Helft einander, die Lasten zu tragen. So erfüllt ihr das Gesetz, das Christus gegeben hat. Wenn allerdings jemand meint, er sei etwas Besonderes, dann macht er sich etwas vor. Denn das ist er keineswegs. Vielmehr sollte jeder das eigene Tun überprüfen. Dann hat er etwas, worauf er stolz sein kann, und muss sich nicht mit anderen vergleichen. Galater 6,1–4 (Basisbibel) Liebe Gemeinde »Für das Leben«! Im Volksmund sagen wir manchmal: »Jeder hat sein Päckchen zu tragen.« Und das ist wahr. Es gibt kein menschliches Leben ohne Nöte und Belastungen. Aber der Apostel Paulus lädt uns FEBRUAR 2019

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ein, damit anders umzugehen, nicht die eigene Eine 15-jährige regelmäßige Besucherin eines Last einsam zu tragen, sondern sich gegensei- Jugendgottesdienstes, sie war selbst noch Schütig zu helfen, die Lasten zu tragen. In der von lerin und stand noch drei Jahre vor dem Abitur, Jesus Christus bestimmten Gewird schwanger. Der 17-jährige meinde soll ein anderes Grund- mm Das Töten des Vater des Kindes will mit Mutgesetz gelten: »Einer trage des ­Lebens, ausdrücklich ter und dem gemeinsamen Kind anderen Last, so werdet ihr das nichts zu tun haben und setzt Gesetz Christi erfüllen« (Galater auch des ungeboresich ab. Da steht die junge Mut6,2 Luther). In der christlichen nen Lebens, gehört zur ter allein da. »Ist ihr Leben jetzt Gemeinde soll es nicht lauter versaut?«, fragt sie sich. Viele ­Kultur des Todes. […] Einzelkämpfer geben, sondern raten zur Abtreibung. Aber die Menschen, die sich als mit dem Eine solche Kultur des eigene Mutter der schwangeren Leben der anderen verflochten, Todes kann nur mit 15-Jährigen bietet ihrer Tochter auf die anderen bezogen und Hilfe an. Sie ist auch alleinerohne sie unvollkommen verste- einem neuen Zusamziehend und berufstätig, aber hen. Erst wenn wir uns auf die- mengehörigkeitsgefühl sie hilft ihrer Tochter in allem, se ungewöhnliche Lebensweise überwunden werden: obwohl es sie viel Zeit und Kraft einlassen, leben wir den Wilkostet. Die Tochter setzt ein len Gottes, wie er durch Jesus »Wir lassen dich nicht Jahr in der Schule aus und kümChristus ein für allemal deutlich allein!« »Einer trage des mert sich, unterstützt von ihrer geworden ist. Im freiwilligen andern Last.« An die Mutter, rührend um ihr Kind. Übernehmen der Last der AnIm Umfeld der Kirchengemeinderen begegnet uns ein anderer Stelle dieser Kultur des de findet sie auch eine Frau, die Geist. Jesus selbst hat aus diesem Todes kann eine ­Kultur bereit ist, als Tagesmutter sich Geist gelebt und möchte ihn an tagein tagaus um das Kleinkind des Lebens gestellt uns weitergeben. zu kümmern, damit die MutSchon in der Frühzeit des werden. ter ihre Schule abschließen und Christentums, noch am Ende des das Abitur machen kann. Das ersten Jahrhunderts ist aus noch älteren Vorstu- bedeutet für diese Familie, bei der der Kleine fen eine Schrift entstanden, die mit dem Selbst- von morgens 7 Uhr bis nachmittags 16 Uhr ist, bewusstsein auftrat, die Lehre der zwölf Apostel manche Einschränkung. Die finanziellen Hilfen, zusammenzufassen. Diese Schrift unterscheidet die das Jugendamt vermittelt, helfen, diese Last grundsätzlich zwischen einem Weg des Todes etwas besser zu tragen. Aber alle tragen ihren und einem Weg des Lebens. Wir würden heu- Teil gern dazu bei, damit das Baby leben kann. te wohl eher von einer »Kultur des Todes« und Müssen wir also unser Päckchen alleine traeiner »Kultur des Lebens« sprechen. In dieser gen? Gerade die ungewollte Schwangerschaft ist Schrift, wir nennen sie Didache (Lehre), heißt eine Nagelprobe auf die Solidarität einer Geselles unmissverständlich in Kapitel 2 Vers 2: »Du schaft. Uns allen wächst eine Kraft zu, wenn wir sollst nicht das Kind durch Abtreiben umbrin- auf das »Gesetz Christi« schauen, von dem der gen und das Neugeborene nicht töten.« Das war Apostel Paulus redet. Was ist »das Gesetz, das in der Antike eine übliche Form der Geburten- Christus gegeben hat« (Basisbibel)? Es ist nichts regelung. Kinder, die man nicht wollte, wurden anderes als das Liebesgebot, das Jesus immer nach der Geburt getötet oder ausgesetzt. Oder: wieder als das grundlegende Gebot bezeichnet Sie wurden im Mutterleib abgetrieben. Da sagt hat und von dem auch der Apostel Paulus redet: die Zwölf-Apostel-Lehre: »Das geht nicht! Die- »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!«1 ses Kind hat Gott geschaffen. Sein Leben ist heiJesus lebte ganz aus dieser Liebe, wenn er lig.« Das Töten des Lebens, ausdrücklich auch sich den Ausgegrenzten aus der Gesellschaft seides ungeborenen Lebens, gehört zur Kultur des ner Zeit zuwandte: Den mit den Römern kolTodes. Als Summe der Verkündigung Jesu und laborierenden Zöllnern, den als andersgläubig der frühen Kirche stellt die Didache dagegen, verschrienen Samaritern oder manchen halbeine Kultur des Lebens aufzubauen. seidenen Frauen. Mit dieser Liebe begegnete Eine solche Kultur des Todes kann nur mit ei- Jesus auch der Frau, die im Ehebruch ergriffen nem neuen Zusammengehörigkeitsgefühl über- worden war und nach den Gesetzen der Zeit wunden werden: »Wir lassen dich nicht allein!« durch Steinigung hingerichtet werden sollte. Er »Einer trage des andern Last.« An die Stelle die- schickte ihre Ankläger fort, verurteilte die Frau ser Kultur des Todes kann eine Kultur des Le- nicht, gab ihr aber ein »Sündige hinfort nicht bens gestellt werden. mehr« mit auf den Weg.2 In dieser Liebe begegINFORMATIONSBRIEF 314

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nete Jesus auch den Kindern, die die Mütter zu »Für das Leben«, das bedeutet auch: Keiner ihm brachten, damit er sie segnete. Die Jünger will einer jungen Frau ihr Leben kaputt machen. wollten die Mütter samt Kindern wegschicken, Es geht überhaupt nicht um irgendeine Art von weil der Meister doch Wichtigeres zu tun hät- Zwang. Das deutsche Recht setzt ganz darauf, te, als sich um Frauen und Kinder zu kümmern. dass Frauen und natürlich auch Männer (denn Jesus zeigte Müttern und Kindern Wertschät- ohne einen Mann gäbe es das Kind nicht) ihre zung, denn Kinder gehören genauso zum Reich Verantwortung für das heranwachsende Leben Gottes wie Erwachsene. Aus diefreiwillig wahrnehmen. Es ist ser Liebe war er auch bereit, das mm Wenn die hohe auch richtig, auf die Freiwilligkeit, Kreuz und das Leid auf sich zu Zahl von Abtreibunauf die Bejahung des von Gott nehmen, um Versöhnung für die geschenkten Lebens zu setzen. Sünden einer ganzen Menschheit gen kleiner werden Ohne die Frauen geht es nicht. zu ermöglichen. Täglich können soll, dann müssen wir Nur wenn die schwangeren Frauwir seine Liebe erfahren, wenn en ermutigt und gestärkt werden, alle unsere Verantwir, wie wir es in der christlichen nur wenn ihnen geholfen wird, Gemeinde sagen, »an ihn glau- wortung an den Müt- werden die Kinder in ihnen und ben«. Das ist nichts anderes, als tern, den Kindern und durch sie leben. Deswegen: »Eiin einer geistlichen Gemeinschaft ner trage des andern Last.« mit Jesus zu leben. Mit dem Je- den jungen Familien Es wäre schon viel gewonnen, sus, der uns Gottes Angesicht so viel intensiver wahrwenn die Männer anfingen, die menschlich gezeigt hat. nehmen. Ja, wir brau- Lasten der Frauen mitzutragen. Liebe Für-das-Leben-GemeinWenn die Eltern der Eltern die de, ich bin gefragt worden, wa­ chen familienfreund- Last ihrer Kinder oder auch ihrum ich heute hier predige. Ich liche Arbeitsplätze. rer Enkel zu ihrer eigenen Last tue das, weil ich gern die »Für- Chefs und Arbeitgemachen würden, fände manche das-Leben-Bewegung« unterstütjunge Frau den Mut, ihr Kind zu ze. Und das ist notwendig. Im ber müssen Verständ- behalten. Vielleicht können auch letzten Jahr gab es in Deutschland nis für die besondere die Nachbarn der überforderten etwas mehr als hunderttausend zur Seite treten. Und Last Alleinerziehender Kleinfamilie Schwangerschaftsabbrüche. Zum auch die Gesellschaft und der ersten Mal seit 2012 ist damit aufbringen. Staat sollten die jungen Mütter die Zahl der Abtreibungen von und Väter nicht allein lassen. Wir einem Jahr aufs andere wieder gestiegen und brauchen noch ganz andere Unterstützungssyszwar um 2,5 Prozent. Hunderttausend Schwan- teme. In vielen Kirchengemeinden zum Beispiel gerschaftsabbrüche kom­ men in Deutschland finden sich schon jetzt ehrenamtliche Helferinauf knapp achthunderttausend Geburten. Auch nen und Helfer. Wenn die hohe Zahl von Abwenn es sein kann, dass dieses Jahr die Zahl der treibungen kleiner werden soll, dann müssen wir Schwangerschaftsabbrüche wieder etwas zurück- alle unsere Verantwortung an den Müttern, den geht, ist dauernd die Zahl der Abtreibungen bei Kindern und den jungen Familien viel intensiver uns sehr hoch.3 wahrnehmen. Ja, wir brauchen familienfreundli-

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che Arbeitsplätze. Chefs und Arbeitgeber müssen Verständnis für die besondere Last Alleinerziehender aufbringen. Was vor allen Dingen nicht passieren darf, was aber immer wieder passiert, ist, dass am Ende die Frauen alleine dastehen mit ihrem Kind. Ich verstehe, dass sich viele Frauen allein gelassen fühlen in einer Situation, in die sie nicht allein gekommen sind. Ich verstehe auch noch, dass manche Frauen Wut auf die Kirche haben, wenn sie bisher die Kirche in Fragen der Sexualethik als heuchlerisch empfunden haben. Was ich aber nicht verstehe ist, dass junge Frauen jubeln und grölen wie nach dem Gewinn einer Fußballweltmeisterschaft, wenn der gesetzliche Schutz des ungeborenen Lebens wegfällt, wie wir es im Mai in Irland erlebt haben. Ja, es ist viel falsch gelaufen, vor allen Dingen dann, wenn das Reden der Kirche heuchlerisch erschien. Wir haben uns als Christen und als Kirchen in den vergangenen Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten oft mit dem Mund für das Leben eingesetzt, aber nicht mit der Tat. Wir müssen selbstkritisch sagen, wir waren vielleicht häufiger die Vertreter einer bürgerlichen Moral als die Träger der Last von schwangeren Frauen, ledigen Müttern und jungen Familien. Aber deswegen bleibt doch das Leben von ungeborenen Kindern ein Leben, das Gott geschenkt hat. Jedes Leben, das Gott geschaffen hat, ist heilig. Dieses Leben hat in unserer Gesellschaft, hat in Europa keine Stimme. Die ungeborenen Kinder können nicht für ihr Leben eintreten. Darum ist es so wichtig, dass wir diese Last schultern. »Einer trage des andern Last.« Meine Last wird von anderen mitgetragen. Machen wir uns nichts vor, auch die Schwangeren tragen meine Last mit. Ganz naheliegend gilt das etwa im Blick auf die Frage, wer in unsere Rentenkassen einzahlt, und auf den Generationenvertrag. Doch noch mehr: Jedes geborene Kind ist ein Zeichen der Hoffnung in manchmal hoffnungslosen Zeiten. Deswegen wollen wir die Last, die es auch manchmal bedeuten kann, angesichts vieler Anfeindungen für das Leben einzutreten, gerne tragen, denn nur so erfüllen wir das Liebesgebot Jesu. Wir möchten die Liebe, die wir durch Jesus Christus erfahren haben allen weitergeben, die diese Liebe brauchen. Die ungeborenen und die geborenen Kinder und ihre Mütter brauchen sie an erster Stelle. Amen. W

Erlebnis beim »Marsch für das Leben« im September in Berlin Ein Teilnehmer am »Marsch für das Leben« schildert das, was die Enkel der 68er – das Wort Frieden immer im Munde führend und die Ausübung des Demonstrationsrechtes für sich beständig reklamierend – von friedlichen Demonstra­tionen halten, auf denen nicht ihre Meinung vertreten wird, so: »Vom Marsch gibt es viel Positives zu erzählen! Die Kundgebung begann für mich persönlich denkbar unerfreulich: Kaum hatte ich den Bahnhof verlassen (noch bevor ich an der Kundgebung teilnehmen konnte!), stürzte sich ein Antifa-Demonstrant wutentbrannt auf mich, gab mir einen Stoß und schrie: ›Verpiss dich, alter Faschist!‹ Eine Demonstrantin schrie: ›Du hast kein Recht, über meinen Körper zu bestimmen!‹ Ich muss hinzufügen, dass ich vor dieser körperlichen und verbalen Attacke wortlos auf dem Weg zur Kundgebung war und weder durch Transparent oder ein Lebensrechts-Symbol als Kundgebungsteilnehmer erkennbar war! Das Einzige, was zu dieser Vermutung Anlass gab, war mein Collarhemd. Dies war der erste tätliche (zum Glück glimpflich verlaufende) Angriff auf mich als Pfarrer. Ich erzählte den Vorfall kurz danach einer Polizistin, die mir mitteilte: Das Einzige, was ich tun könne, sei eine Anzeige ›Beleidigung gegen unbekannt‹. Darauf verzichtete ich. Dieser Vorfall war bezeichnend für den hasserfüllten, geradezu nihilistischen Geist, der den friedlichen Kundgebungsteilnehmern stundenlang (auch während des Gottesdienstes) durch die so genannten ›Antifaschisten‹ lautstark entgegentrat. Empörend, dass Politiker der SPD, der Grünen und der Linken die Gegendemonstration unterstützten. Immerhin hat sich die Deutsche Bischofskonferenz hinter die Kundgebung für das Leben gestellt.« (aus: Diakrisis 3/2018, September 2018, S. 117)

1) Vgl. 3.Mose 19,18; Markus 12,28–34parr.; Römer 13,8–10; Galater 5,14. 2) Vgl. Johannes 8,1–11. 3) Die genaue Zahl der Geburten im Jahr 2017 lag bei 785 000. Auf acht geborene Kinder kommt also ein abgetriebenes. INFORMATIONSBRIEF 314

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Wenig beachtete Aspekte bei einem lange diskutierten Thema Walter Rominger

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eit Jahresbeginn 2001 stellt die römischkatholische Kirche in ihren Beratungsstellen keine vom Gesetzgeber geforderten Beratungsscheine mehr aus, die eine straffreie Abtreibung ermöglichen, wollte aber die Beratungen noch intensivieren. Eine Reihe von Initiativen, wie etwa »Kaleb e. V.« oder »Die Birke« betreiben bereits seit Jahren eine »erfolgreiche« Schwangerschaftskonfliktberatung ohne Scheinvergabe. Dies wird daran deutlich, dass nach Angaben dieser Einrichtungen nachweislich schon viele Abtreibungen verhindert werden konnten. Wird jedoch auf die Vergabe des Scheins verzichtet, so ist eine solche Beratung vom Staat nicht mehr anerkannt und damit entfallen staatliche Zuschüsse. Wie die erwähnten Initiativen zeigen, kann dennoch gute Beratungsarbeit geleistet werden, jedenfalls in mehr Freiheit und Gewissensbindung, als bei einer Einbindung in das vom Staat geforderte Beratungssystem, wenn Zuschüsse fließen sollen. Denn über die staatlichen Zuschüsse wird die Arbeit im Sinne des Staates beeinflussbar, da auch hier ein gutes Stück weit das Sprichwort gilt: Wes’ Brot ich ess’, des’ Lied ich sing’. Der Staat aber scheint daran interessiert, dass möglichst viele Anbieter von Schwangerschaftskonfliktberatung in dem von ihm vorgeschriebenen System verbleiben, wenn sie seine Zuschüsse wollen. Er kauft sich Erfüllungsgehilfen. Es fällt auf, dass dem Staat viel daran liegt, dass die Kirchen und ihre Sozialwerke in seinem Beratungssystem verbleiben. Ansonsten kümmern ihn doch die Kirchen nicht so groß und ist er häufig nicht so kirchenfreundlich eingestellt. Das ist doch verdächtig! Wenn nun von Staatsseite aus so viel Wert darauf gelegt wird, dass die Kirchen ins staatliche System zur Schwangerschaftskonfliktberatung

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integriert sind, dann steht dahinter die Überlegung, dass die Kirchen als Moralinstanzen gelten und sich nun als solche für politisches und gesellschaftliches Vorgehen gebrauchen, besser: missbrauchen lassen. Es herrscht die Meinung, wenn die Kirchen dies mittragen, dann kann es doch nicht falsch sein. Und deshalb wird von Staatsseite aus dann Unverständnis gezeigt, wenn eine Kirche nicht mehr mitmacht. Der Staat hat an der kirchlichen Beteiligung in der Hauptsache insoweit Interesse, als sie für sein Vorgehen nützlich sind. Dafür entlohnt er sie sogar mit Zuschüssen. Aber wenn bei dieser Form von Beratung nicht mitgezogen wird, dann kann nicht mehr mit staatlichen Zuschüssen gerechnet werden. Dass der Staat Initiativen, die sich nicht in dieses System einbinden lassen, staatlich nicht fördert, zeigt, dass der Staat nicht an einer Schwangerschaftskonfliktberatung an sich Interesse hat. Sein Interesse besteht lediglich an der ihm genehmen, welche die straffreie Abtreibung ermöglicht, nicht aber an einer solchen, die hierzu eindeutig Nein sagt. Über das Geld will er seine Meinung durchsetzen. Das ist in hohem Maße unmoralisch. Es ist schon infam, wenn ein Staat Kirchen hierzu benutzt. Er ist damit nicht einmal mehr weltanschaulich neutral. Er benutzt die Kirchen, um seine Politik, die nicht an einem von ernsthaften Christen vertretbaren Menschenbild orientiert ist, (noch) besser betreiben zu können. Aber Kirchen, die sich dazu benutzen lassen, versagen. Hier kann es keine Kompromisse geben. Zum einen steht das 5. Gebot dem entgegen und steht es zum andern überdies Kirchen schlecht an, solch ethisch nicht zu rechtfertigende Politik zu fördern. Sie sollten immer ideologiekritisch sein, sich aber nie von Ideologen kaufen lassen. Das derzeitige Verhalten evangelischer Kirchen und ihrer Werke steht ihnen schlecht an. Dass diese Zusammenhänge nie genannt werden, belegt noch lange nicht, dass sie nicht bekannt wären. Vielmehr ist davon auszugehen, dass sie sehr wohl bekannt sind, aber absichtlich der Öffentlichkeit verschwiegen werden. Doch diese wenig beachteten Aspekte bei diesem ansonsten wenigstens einstmals viel diskutierten Thema dürfen nicht übergangen werden. W FEBRUAR 2019

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»Herr, wir stehen Hand in Hand …« Zum Gedenken an den Jugend- und Dichterpfarrer Otto Riethmüller Walter Rominger

Der Name Otto Riethmüller (1889–1938) begegnete mir erstmals im Religionsunterricht. In der siebten Klasse hielt diesen mein damaliger Gemeindepfarrer. Und da sangen wir oft zum Stundenbeginn das Lied Otto Riethmüllers: »Herr, wir stehen Hand in Hand …« (EG 594/EKG 473, württembergische Ausgabe). In all den Jahren bin ich seitdem immer wieder auf Otto Riethmüller, den aus dem Schwabenland stammenden »Dichterpfarrer« gestoßen, dessen Todestag sich Ende des vergangenen Jahres zum 80. Mal jährte und dessen Geburtstag sich in diesem Februar zum 130. Mal jährt.

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Kurzgefasster Lebenslauf Otto Riethmüller ist am 26. Februar 1889 in Stuttgart-Bad Canstatt geboren. Schon durch das häusliche Erbe wächst er in die Tradition der »Schwäbischen Väter« hinein, gehört sein Vater doch der Hahnschen Gemeinschaft an. Von den »Schwaben-Vätern« schätzt Otto Riethmüller besonders Friedrich Christoph Oetinger (1702– 1782), den originellsten dieser Originale. Zum Studium der evangelischen Theologie ist Otto Riethmüller in Tübingen, wo er besonders von Adolf Schlatter (1852–1938) geprägt wird. Vikar ist Otto Riethmüller in verschiedenen württembergischen Gemeinden, unter anderem auch an der Stuttgarter Stiftskirche und am theologischen Seminar in Kloster Schöntal bei Schwäbisch Hall. Eine Pfarrstelle bekommt er 1919 in Esslingen am Neckar in der Plinsauvorstadt. Das ganze Umfeld ist der Kirche gegenüber ablehnend. Diese Arbeitervorstadt hat zu dieser Zeit noch nicht einmal eine Kirche. Doch der auch künstlerisch sehr begabte Pfarrer plant den Bau einer solchen. Diese wird von dem damals bekannten Architekten Professor Martin Elsässer (1884–1957) geplant. Ihr Bau – im Stil des Expressionismus – ist 1926 abgeschlossen. Mit dieser Kirche wird ein liturgisches Programm realisiert mit Predigtkirche, Musikempore und 17


einer Rotunde (Kuppelrundbau) der Feierkirche hinter dem Altar. Otto Riethmüller tut gesegneten Dienst in den Jahren 1919 bis 1928 in der Esslinger Südkirche. Bei der Jugend setzt er an. Er gründet einen Kirchenchor, belebt den »Jungfrauenverein«, aktiviert den CVJM. Zum Gottesdienst kommen Bibelstunden. Der gekonnte Umgang mit der Jugend führt dazu, dass er – nebenamtlich – zum Leiter des württembergischen Mädchenwerks mit etwa 600 Vereinen und 20 000 Mitgliedern berufen wird. 1928, nachdem er zuvor zwei Mal abgelehnt hat, geht er dann doch nach Berlin als Leiter des evangelischen Reichsverbandes weiblicher Jugend im Burckhardthaus in Berlin-Dahlem. Die anfängliche Hoffnung auf eine Erneuerung im Gefolge des Dritten Reiches zerschlägt sich schnell. So gehört Otto Riethmüller zu den Begründern der »Jungreformatoren«, einer Widerstandsgruppe in Dahlem. Erfolglos ist Otto Riethmüller in seinem Kampf darin, die evangelische Jugend nicht der Hitlerjugend einzugliedern. Aber er hilft der evangelischen Jugend, die durch die Eingliederung in die Hitlerjugend aufbrechende Krise zu bewältigen. Die »Bekennende Kirche« wählt Otto Riethmüller 1935 zum Vorsitzenden ihrer Jugendkammer. Am 19. November 1938 geht Otto Riethmüller nach einer Gallenoperation kurz vor seinem 50. Geburtstag körperlich und seelisch ausgezehrt, heim. Beigesetzt ist Otto Riethmüller in seiner Heimatstadt Bad Cannstatt auf dem Uff-Kirchhof.

Der Jugendpfarrer Otto Riethmüller ist als der »Jugendpfarrer« wie geschaffen. Dem viel Begabten – er dichtet, komponiert, malt – kommt im Umgang mit Jugendlichen seine musische Begabung zugute. Der evangelischen Jugendarbeit schenkt er viele Impulse zur Ordnung des geistlichen Lebens: fortlaufende (tägliche) Bibellese, Jahreslosung, Monatsspruch und -lied. Die erste Jahreslosung gibt es 1930; sie lautet: »Ich schäme mich des Evangeliums von Jesus Christus nicht« (Römer 1,16). Ab 1934 übernimmt die evangelische Kirche die Jahreslosungen, ab 1969 auch die römisch-katholische Kirche. Bei neuartigen Darstellungen der Passionsgeschichte führt Otto Riethmüller Regie. Die Arbeit Otto Riethmüllers an der Jugend ist christozentrisch ausgerichtet. Er, der die Jugend unter Gottes Wort sammeln will, vertritt den Grundsatz: »Die wichtigste Veranstaltung im Leben der evangelischen Jugendschar ist der Hauptgottesdienst der Gemeinde.« Das Evangelische Jugendwerk in Württemberg (ejw) hat als Logo das Kreuz auf der Welthalbkugel. Dieses Symbol geht auf Otto Riethmüller zurück. Während des Kirchenkampfes im Dritten Reich bezieht Otto Riethmüller klar Position. Deshalb können seine breit gestreuten künstlerischen Schöpfungen niemals als Ausweichen vor dem klaren Christusbekenntnis verstanden werden; vielmehr: in diesen kommt sein Christusbekenntnis zum Ausdruck.

Blick über den Uff-Kirchhof in Bad Cannstatt. Hier wurde Otto Riethmüller 1938 beigesetzt.

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den Lieder bzw. Nachdichtungen Otto Riethmüllers enthalten: Mit seiner dichterischen Be»Der Morgenstern ist aufgegabung stellt sich Otto Riethdrungen« (EG 69, Bearbeitung), müller in den Dienst der Jugend »Singen wir heut mit einem wie der Gesamtkirche und macht Mund« (EG 104, Bearbeitung), altes Liedgut durch Umdichtung »Das Wort geht von dem Vater wieder singbar. 1932 führt Otto aus« (EG 223, Übertragung des Riethmüller für den evangelischen Hymnus »Verbum supernum Reichsverband weibliche Jugend prodiens« des Thomas von Aquin das Jugendliederbuch »Ein neues von 1264), »Lobt Gott getrost Lied« ein, welches unter dem Timit Singen« (EG 243, Böhmitel »Der helle Ton« unverändert sche Brüder 1544, Melodie Otto vom Jungmännerwerk übernomRiethmüller) »Sonne der Gemen wird. Diese Liederbücher rechtigkeit« (EG 263/EKG 218, sind ein Sammelwerk der reform­ Bearbeitung), »Du Schöpfer alorientierten Singbewegung mit mm Das Evangelische ler Wesen« (EG 485/EKG 594, großer Ausstrahlung. Mit der Jugendwerk in WürtÜbertragung des Hymnus »Deus Herausgabe dieser Liederbücher temberg (ejw) hat als creator omnium« des Ambrosierhält Otto Riethmüller wesentus von Mailand um 386), »Nun lichen Anteil an der Wiederge- Logo das Kreuz auf gib uns Pilgern aus der Quelle« winnung alter Lieder, die er zum der Welthalbkugel. (EG 579/EKG 439, württemTeil dichterisch einfühlsam neu bergischer Regionalteil), »Herr, Dieses Symbol geht gestaltet, etwa »Der Morgenwir stehen Hand in Hand« (EG stern ist aufgedrungen« (EG 69, auf Otto Riethmüller 594/EKG 473, württemberginicht im EKG) und »Sonne der zurück. scher Regionalteil). Auch wenn Gerechtigkeit« (EG 263/EKG die beiden Lieder: »Nun gib uns 218). Ebenso vermittelt er als Pilgern« und »Herr, wir stehen teils eigenwilliger Übersetzer lateinische Hym- Hand in Hand« es nicht in den Stammteil des nen, z. B. »Das Wort geht von dem Vater aus« Evangelischen Gesangbuches geschafft haben, (EG 223/EKG 161), »Du Schöpfer aller We- was nicht berechtigt erscheint, so dürften gerasen« (EG 485/EKG 594) und »Du Abglanz al- de sie es sein, die sich noch am ehesten mit dem ler Herrlichkeit« und »Christe, du Schöpfer aller Namen von Otto Riethmüller verbinden und Wesen«. Zudem macht er das Liedgut der Böh- zeitüberdauernd sind. Allerdings kamen diese mischen Brüder (Michael Weise u. a.), die, weil beiden Lieder im Evangelischen Kirchengesangsie holperig sind, zum guten Teil längst verges- buch (EKG, von 1953) auch nur im »Zweiten sen sind, wieder bekannt. Als er sie um 1930 in Teil: Die besonderen Lieder der Evangelischen eine neue Sprachform umgießt, werden sie für Landeskirche in Württemberg« (ab Nr. 401). viele geradezu zu Neuentdeckungen, vor allem Im Evangelischen Oberkirchenrat in Stuttdadurch, dass sie in seinen Liederbüchern »Ein gart war im vergangenen Sommer eine Ausneues Lied«/»Der helle Ton« zum Abdruck stellung über Otto Riethmüller mit dem Titel: kommen. Erwähnt sei das Osterlied: »Singen »Otto Riethmüller – Pfarrer, Jugendführer, Liewir heut mit einem Mund« (EG 104, nicht im derdichter«. W EKG). Von Otto Riethmüllers eigenen Liedern wird in der Zeit des Nationalsozialismus »Herr, wir stehen Hand in Hand« (EG 594/EKG 473) für viele (junge) Christen ein Bekenntnislied. »Nun gib uns Pilgern aus der Quelle der Gottesstadt den frischen Trunk« (EG 579/EKG 439) Eingesehene Literatur Gemeindeblatt für Württemberg 28/2018 vom 22. ist vielen lieb geworden, allein schon wegen der Evangelisches Juli 2018, S. 12. Schlusszeile der vierten Strophe: »Herr, mach Evangelisches Gemeindelexikon, S. 447. uns still und rede du«. Das Lied »Wie sollen wir Evangelisches Gesangbuch (EG, württembergische Ausgabe), 1608. die Schlachten schlagen« entsteht zwar während S. Evangelisches Kirchengesangbuch (EKG, württembergische des Kirchenkampfes, bleibt mit seinen klaren Ausgabe), Anhang S. 76. Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde (ELThG), Aussagen aber weit darüber hinaus gültig. 3, S. 1709f. Im Evangelischen Gesangbuch (EG, würt- Band Wolfgang Heiner, Bekannte Lieder – wie sie entstanden, tembergische Ausgabe, 1996) sind die folgen- Neuhausen-Stuttgart 1979, S. 105 und 356f.

Der Dichterpfarrer

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Was ist und was will der Gemeindehilfsbund? Joachim Cochlovius

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twa vierzig Jahre nachdem im Raum der EKD der Siegeszug der historisch-kritischen Bibelauslegung begonnen hatte, kam es anfangs der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts zu einer schrittweisen Preisgabe biblisch-ethischer Normen. In der »Rosenheimer Erklärung« der bayerischen Landessynode von 1991 wurde die Letztverfügung über das ungeborene Kind in die Hand der Frau gelegt. Im selben Jahr erklärte die Berlin-Brandenburgische Landeskirche, dass die gleichgeschlechtliche Lebensweise nicht sündhaft sei. 1992 erhielt der theologische Feminismus durch die Berufung von Maria Jepsen in das Bischofsamt die endgültige kirchenamtliche Bestätigung.

Die Anfänge Pastor Heinrich Kemner, der im Heidedorf Krelingen seit den 60er-Jahren das Geistliche Rüstzentrum aufgebaut hatte, erklärte uns Mitarbeitern angesichts dieser Entwicklung, dass sich nun evangelische Christen, die innerhalb der evangelischen Landeskirchen an der Geltung von Bibel und Bekenntnis festhalten wollen, verbindlich zusammenschließen müssten. 1992 wurden deswegen in der gerade fertiggestellten Krelinger Glaubenshalle zwei größere

Pastor Dr. Joachim Cochlovius Die Anschrift des Gemeindehilfsbundes finden Sie auf Seite 30

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Pastor Heinrich Kemner Versammlungen abgehalten, die zur Gründung des anfangs so genannten Gemeindenotbundes führten. Mit Rücksicht auf die eigentliche Zielsetzung des Zusammenschlusses, dass er nämlich angefochtenen landeskirchlichen Christen theologische Orientierung und seelsorgerlichen Beistand geben will, wurde dann Ende 1992 der Name Gemeindehilfsbund gewählt. Pastor Kemner stand damals im 90. Lebensjahr. Als er im Juni 1993, eine Woche vor seinem 90. Geburtstag, heimgerufen wurde, stand das eben geborene Kind vaterlos da. Pastor Martin Behr, der zur Ahldener Bruderschaft gehört, übernahm übergangsweise die Leitung des Gemeindehilfsbundes. Verschiedene Konferenzen, die den Glauben der ursprünglich etwa 300 Mitglieder und Freunde stärken und die Hauskreisarbeit fördern sollten, hielten zunächst das Kind am Leben. Die ursprüngliche Hoffnung Pastor Kemners, dass der Gemeindehilfsbund Anstoß zu einem überregionalen Dachverband der an Bibel und Bekenntnis orientierten Gruppierungen werden könnte, erfüllte sich allerdings nicht. FEBRUAR 2019

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1996 wurde Pastor Dr. Joachim Cochlovius, bis dahin Studienleiter im Geistlichen Rüstzentrum Krelingen, von der Hannoverschen Landeskirche für die Mitarbeit im Gemeindehilfsbund freigestellt. Die Mitgliederversammlung und der Bruderrat beriefen ihn im selben Jahr in das Leitungsamt, das er bis heute innehat.

Unsere Aufgabe Wenn man die innerkirchliche Entwicklung seit den 1990er-Jahren sorgfältig betrachtet, muss man sagen, dass sich die doppelte Sorge Pastor Kemners bestätigt hat, dass nämlich die evangelischen Kirchenleitungen immer weniger geistliche Kraft haben würden, um sich der Verweltlichung der Gesellschaft entgegenzustellen, und dass die gläubige Gemeinde innerhalb der Landeskirchen in eine immer bedrückendere geistliche Heimatlosigkeit hineingedrängt wird. Im Gemeindehilfsbund stellen wir fest, dass der theologische Pluralismus auf den evangelischen Kanzeln genauso wie viele am gesellschaftlichen Zeitgeschmack orientierte Verlautbarungen evangelischer Kirchenleitungen eine verhängnisvolle Auswirkung auf die gläubige Gemeinde haben. Das unverheiratete Zusammenleben wird toleriert, Ehescheidungen nehmen auch unter gläubigen Christen zu, es herrscht ein Mangel an Hilfsangeboten für gleichgeschlechtlich orientierte Menschen, die sich verändern wollen, die Gebefreudigkeit für innergemeindliche Projekte geht zurück, im gottesdienstlichen Leben verliert die Wortverkündigung an Bedeutung, die persönliche Beichte mit Zuspruch der Sündenvergebung ist in vielen landeskirchlichen Gemeinden geradezu ein Fremdwort geworden. Im Gemeindehilfsbund wollen wir aber unsere Kraft nicht in erster Linie für die Diagnose der kirchlichen Fehlentwicklung einsetzen. Zu gefährlich ist die theologische Desorientierung und zu bedrückend die seelsorgerliche Not. Auch wenn die Kraft unserer mittlerweile 850 Mitglieder und Freunde klein ist, wollen wir mit der Hilfe des Herrn mit unserer Verkündigungsarbeit das Evangelium auf den Leuchter setzen und mit unseren Seelsorgeangeboten Christen den Glauben und insbesondere die Ehen festigen.

Arbeitsschwerpunkte Im Lauf der 25-jährigen Geschichte des Bundes hat Gott für unsere Wirksamkeit manche Türen geschlossen und manche geöffnet. 1998 und 2000 wurden in der Siegener HammerINFORMATIONSBRIEF 314

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hütte größere Orientierungstage durchgeführt. 2004 wurde auf Initiative des Gemeindehilfsbundes das Gemeindenetzwerk gegründet, das als Internetplattform aktuelle Texte zur kirchlichen und gesellschaftlichen Lage veröffentlicht (www.gemeindenetzwerk.de). 2008 wurde unser Geschäftsführer Prediger Johann Hesse angestellt. 2010 haben wir unsere Geschäftsstelle in Walsrode-Düshorn bezogen. Dankbar sind wir, dass wir derzeit bei Bibel TV drei feste Sendeplätze haben und täglich außer sonntags über den christlichen Radiosender Radio Neue Hoffnung senden können. Unser Mitteilungsblatt »Aufbruch« erfreut sich eines wachsenden Zuspruchs und geht an über 1500 Bezieher. Seit etlichen Jahren veranstaltet der Gemeindehilfsbund zwei Kongresse im Frühjahr mit einem identischen bzw. ähnlichen Programm zu aktuellen geistlichen und gesellschaftlichen Fragen, einen im Norden im Krelinger Rüstzentrum und einen im Süden im Haus Felsengrund in Zavelstein. Bibelwochen, Eheseminare, Vortragseinsätze und die Mitwirkung in christlichen Häusern und Gemeinschaften sind weitere Schwerpunkte in unseren Angeboten. Der Medienprospekt informiert über die aktuellen Medienangebote. Die Internetseite www.gemeindehilfsbund.de gibt einen Einblick in die Vielfalt unseres Engagements.

Stärkung der Ortsgemeinden Der Gemeindehilfsbund gründet keine eigenen Gemeinden, sondern möchte Christen in vorhandenen gemeindlichen Strukturen stärken. Er unterhält Kontakte zur Konferenz Bekennender Gemeinschaften in Deutschland, zum Arbeitskreis Bekennender Christen in Bayern, zum Netzwerk bekennender Christen in der Pfalz und zum Netzwerk Bibel und Bekenntnis. Bei der Deutschen Evangelischen Allianz gehören wir zu den »Nahestehenden Werken«. Wir laden Sie herzlich ein zu unseren diesjährigen Kongressen, die der Gemeindehilfsbund vom 5. bis 7. April in Krelingen sowie vom 12. bis 14. April in Bad Teinach-Zavelstein veranstaltet. Das Thema lautet: »Kehrt um und glaubt an das Evangelium! – Bekehrung und neues Leben nach Gottes Wort«. Ebenso herzlich eingeladen sind alle, die unsere Ziele teilen, zur Mitgliedschaft (die in Satzungsfragen Stimmberechtigung gibt) oder zum Anschluss an den Freundeskreis. Unser Infoblatt »Gemeinde Jesu hat Zukunft« hat einen entsprechenden Aufnahmeantrag, man kann die Aufnahme aber auch über unsere Internetseite beantragen. W 21


Aus Kirche und Gesellschaft Ehemaliger Wuppertaler Superintendent: Größte Gefahr für jüdische Gemeinden sind nicht Rechtsradikale, sondern antisemitische Muslime

… und linke Israelkritiker Die größte Gefahr für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland gehe zurzeit nicht von Rechtsradikalen, sondern von antisemitischen Muslimen aus, davon ist der frühere Superintendent des Kirchenkreises Elberfeld, Pfarrer i. R. Andreas Knorr (Dingelstädt) überzeugt. Andreas Knorr zufolge wurden viele muslimische Einwanderer in ihrer Heimat zum Hass auf Israel erzogen, den sie jetzt auf die in Deutschland lebenden Juden übertragen. Das zeigten die zahlreichen antisemitischen Angriffe von islamischen Tätern in den vergangenen Monaten. Die vielfach geäußerte Ansicht, gegen diese Form der Judenfeindlichkeit helfe die Aufklärung in Schulen und Kindergärten, sei naiv. Stattdessen müssten Politik und Justiz »klare Kante« zeigen. Zur Zunahme des Antisemitismus in Europa leisteten auch linke Israelkritiker in der evangelischen Kirche einen Beitrag. Als Beispiel nannte Andreas Knorr den Text des ehemaligen Studienleiters der christlichen Siedlung Nes Ammin im Norden Israels, Pfarrer i. R. Rainer Stuhlmann (Köln), in der Gottesdienst-Arbeitshilfe »70 Jahre Staat Israel« der rheinischen Kirche. Rainer Stuhlmann hatte darin den Staat Israel als »Besatzungsmacht, die militärische Überlegenheit dazu nutze, brutal ihre Interessen gegenüber Palästina durchzusetzen« bezeichnet. Andreas Knorr wurde von der jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal mit der »Goldenen Menora« geehrt. Die Auszeichnung würdigt besondere Verdienste um die jüdische Gemeinde. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 38/2018 vom 19. September 2018, S. 35, West)

Im Norden wurde zweimal gewählt: eine Bischöfin und ein Bischof Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) wird ab April 2019 von einer Landesbischöfin geleitet: Von der bisherigen Regionalbischöfin des Sprengels Meiningen-Suhl der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Pröpstin Kristina Kühnbaum-Schmidt (Meiningen). Sie wird Nachfol22

Kristina Kühnbaum-Schmidt gerin von Landesbischof Gerhard Ulrich (Schwerin), der im März 2019 in den Ruhestand geht. Die 54-jährige Kühnbaum-Schmidt erhielt im ersten Wahlgang 90 Stimmen, ihr Gegenkandidat, Propst Karl-Heinrich Melzer (Hamburg), 56. Kühnbaum-Schmidt ist seit 2013 Regionalbischöfin in der mitteldeutschen Kirche. Sie ist Synodale der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). 2015 wurde sie in die Kirchenleitung der VELKD gewählt. Die gebürtige Braunschweigerin wurde 1995 ordiniert. Anschließend arbeitete sie als Gemeindepfarrerin. Ab 2009 war sie zusätzlich als pastoralpsychologische Beraterin und Supervisorin sowie als Dozentin für Seelsorge am Predigerseminar tätig. Landesbischof Ulrich würdigte in seiner Gratulation die Qualifikationen seiner Nachfolgerin. Ebenfalls hat die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg einen neuen Bischof: den bisherigen Oberkirchenrat Thomas Adomeit. Im dritten Wahlgang wurde der 48-Jährige, der vordem schon das Bischofsamt stellvertretend ausübte, gewählt. Sein Gegenkandidat war der 54-jährige Propst Johann Schneider (Halle/ Saale). Adomeit ist seit langem in der oldenburgischen Kirche beheimatet. Von 2009 bis AnFEBRUAR 2019

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Thomas Adomeit fang 2018 war er Leiter des Bischofsbüros und persönlicher Referent von Bischof Jan Janssen, der im November 2017 seinen Verzicht auf das auf Lebenszeit verliehene Amt erklärt hatte. Von 2007 bis 2009 hatte Adomeit die Leitung der Akademie der oldenburgischen Kirche inne und war zuständig für die Missions- und Ökumenearbeit. Von 2004 bis 2007 war er Gemeindepfarrer in Bad Zwischenahn. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 40/2018 vom 4. Oktober 2018, S. 32f., Nord)

»Bundesverband[es] Lebensrecht« und Vorsitzender des »Treffen[s] Christlicher Lebensrecht-Gruppen«. Als Allianz-Generalsekretär hat Steeb zahlreiche christliche Projekte und Initiativen mitbegründet und mitgestaltet, darunter die Willow-Creek-Kongresse in Deutschland, das GemeindeFerienFestival »Spring« und den »Pavillon der Hoffnung« auf der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover. Steeb war 1975, 1989 und 1992 Geschäftsführer der Stuttgarter »Gemeindetage unter dem Wort« und 1990 des Deutschen Evangelisationskongresses. Als Nachfolger von Hartmut Steeb hat der Hauptvorstand der DEA einstimmig den Diplomkaufmann Reinhardt Schink (53, München) gewählt; zunächst auf sechs Jahre, wobei Wiederwahl möglich ist. Er soll seinen Dienst am 1. Mai antreten. Im Hauptberuf ist der promovierte Betriebswirt seit Jahren in verschiedenen Führungspositionen bei der Allianz-Versicherung tätig. Ehrenamtlich ist er seit 2015 stellvertretender Vorsitzender des CVJM-Gesamtverbandes. Im CVJM hat er seine geistliche Heimat gefunden. Von klein auf wurde er gut christlich sozialisiert. Er wuchs in Backnang bei Stuttgart in einer christlichen Familie in einem »gut kirchlichen Umfeld« auf. Jungschar und Bibelkreis in der Schule zeigten ihm, dass es im christlichen Glauben um eine lebendige Beziehung zu Jesus Christus geht. Mit 14 setzte er deshalb seine Unterschrift unter ein Übergabegebet in einem Verteilblatt. Seitdem ist der christliche Glaube für ihn das lebensprägende Element. Ehren-

Von der »Allianz« zur Allianz Reinhardt Schink folgt auf Hartmut Steeb als Generalsekretär der DEA Im Frühjahr 2019 tritt Hartmut Steeb (64) nach gut 30-jähriger Tätigkeit (1988–2019) als Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) – sie vertritt rund 1,3 Millionen evangelikal, pietistisch und charismatisch ausgerichtete Christen aus Landes- und Freikirchen – in den Ruhestand. Steeb hat dazu beitragen, dass das evangelistische und gesellschaftliche Engagement der Allianz sich deutlich verstärkt hat. Er war Mitbegründer der 1993 gestarteten Evangelisation proChrist. Er trug wesentlich dazu bei, charismatische und pfingstkirchliche Strömungen in die evangelikale Bewegung zu integrieren. Ziel Steebs war, »dass die Einheit der Christen in Deutschland Gestalt annimmt«. Der gebürtige Stuttgarter zählt zu den bedeutendsten Vertretern der Lebensrechtsbewegung. Er ist Stellvertretender Vorsitzender des INFORMATIONSBRIEF 314

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Reinhardt Schink amtlich engagierte er sich in der Jungschar und leitete einen Bibelkreis an seiner Schule. Seinen Zivildienst absolvierte er beim CVJM München. In überregionalen Gremien arbeitet er mit. In der Hauptverwaltung der Allianz in München ist er Gründungsmitglied eines Gebetskreises. Hat sich bereits Hartmut Steeb für die Öffnung der DEA eingesetzt, was auch auf Kritik gestoßen ist, so dürfte dieser Kurs bei seinem Nachfolger weitergehen. Denn Reinhardt Schink engagiert sich im internationalen Trägerkreis der stark ökumenisch ausgerichteten Aktion »Gemeinsam für Europa«, welche bei so manchem Evangelikalen auf Ablehnung stößt. (Quellen der Nachricht: ideaSpektrum 40/2018 vom 4. Oktober 2018, S. 8 und 52; Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg 40/2018 vom 7. Oktober 2018, S. 3, nach epd; Wochenendmail aus Bretten vom 28. September 2018; Internetseite der DEA)

schwerer Krankheit im Alter von 62 Jahren verstorben. Seit 2001 war er Integrationsbeauftragter der pfälzischen Kirche. Zuvor wirkte er neun Jahre als Aussiedlerseelsorger der Kirche. Zudem war er lange Jahre Mitglied der pfälzischen Synode. Seine Ausbildung erhielt er am Theologischen Seminar St. Chrischona (Bettingen bei Basel). Von 1980 bis 1991 arbeitete er als Prediger im Evangelischen Gemeinschaftsverband Pfalz. Ab 2003 war er stellvertretender Vorsitzender dieses Verbandes. Engagiert war er stark bei der Deutschen Evangelischen Allianz. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 40/2018 vom 4. Oktober 2018, S. 37)

Württemberg: »Offene Kirche« –– Aufruf zur »Homo-Trauung«

Die politisch linke und theologisch liberale württembergische evangelische Vereinigung »Offene Kirche« will die kirchliche Trauung gleichgeschlechtlicher Paare mit juristischen Mitteln durchsetzen. Sie ruft deshalb Homosexuelle, die einen kirchlichen Traugottesdienst wünschen, dazu auf, sich beim zuständigen Pfarramt dafür anzumelden, heißt es im von der »Offenen Kirche« herausgegebenen Magazin »Anstöße«. Im Zweifelsfall gelte es, eine gerichtliche Entscheidung zu erzwingen. (Quelle der Nachricht: Südwestpresse vom 22. November 2018, Südwestumschau, nach epd)

Zu welcher Kuriosität die »Ehe für alle« führen kann

Erst Mann, dann Frau, dann Ehefrau »Ich bin mega-glücklich«, haucht Christin Löhner ihrer Frau Michelle ins Ohr. Die zwei Frauen, die mit männlichen Geschlechtsmerkmalen zur Welt gekommen sind, sich aber als Frauen fühlen, haben im vergangenen Oktober im Standesamt Stockach »geheiratet«. Es war die erste gleichgeschlechtliche, transsexuelle Hochzeit in Baden-Württemberg. Die zwei haben sich im April 2016 in einer Selbsthilfegruppe für Transsexuelle in Dornbirn kennengelernt. Christin Löhner hat in Radolfzell am Bodensee auch eine solche Selbsthilfegruppe gegründet. (Quelle der Nachricht: Südwestpresse vom 13. Oktober 2018, Südwestumschau, wal)

In Kirche und bei Evangelikalen aktiv Der sowohl in der pfälzischen Landeskirche als auch bei Evangelikalen engagierte Theologe Reinhard Schott (Grünstadt/Pfalz) ist nach 24

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Aus den Bekennenden Gemeinschaften Zeig den Kämpfern Platz und Pfad … (Otto Riethmüller)

Professor Peter Beyerhaus wurde 90 Über viele Jahre war er einer der herausragenden Repräsentanten der Bekennenden Gemeinschaften: Professor Dr. Peter Beyerhaus. Nun kann er, wohnhaft in Gomaringen-Stockach bei Tübingen, in diesen Tagen seinen 90. Geburtstag begehen. Am 1. Februar 1929 wurde der Jubilar in einem Pfarrhaus in Brandenburg geboren. Sein Theologiestudium absolvierte er in Berlin, Halle, Heidelberg, Bonn und Bethel. Diesem folgte ein Vikariat beim Deutschen Evangelischen Missionsrat in Hamburg in den Jahren 1953 und 1954. Ordiniert wurde er vom legendären Berliner Nachkriegsbischof Otto Dibelius (1880–1967; Bischof von 1945 bis 1966). In Missionsdiensten war er von 1957 bis 1965 in Südafrika, davon 1960 bis 1965 als Dozent und (1964 bis 1965) als Rektor am Lutheran Theological College in Mapumulo, Natal. 1966 folgte er Gerhard Rosenkranz auf dem Tübinger Lehrstuhl für Missionswissenschaft und Ökumenische Theologie und hatte diesen und das dazugehörige Institut für Jahrzehnte inne. Nach seiner Emeritierung wurden Lehrstuhl und Institut in dieser Form aufgelöst. Ihn, den langjährigen Lehrstuhlinhaber und Vertreter einer der Heiligen Schrift verpflichteten Mission, hat das tief getroffen. An der schriftgemäßen Theologenausbildung nahm er von Beginn seiner Tübinger Zeit an regen Anteil. So gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Albrecht-Bengel-Hauses, das eine an der Heiligen Schrift orientierte Studienbegleitung geben will und war von 1970 bis 1974 dessen Rektor. Dekan der EvangelischTheologischen Fakultät war Professor Peter Beyerhaus 1974 bis 1975. Die Entwicklung in Theologie, Kirche und Mission in Deutschland und weltweit verfolgte Professor Peter Beyerhaus mit wachem Auge; sie bereitete ihm seit den späten 60iger-Jahren Sorge. So stieß er zur Konferenz Bekennender Gemeinschaften und wurde als Nachfolger von Professor Walter Künneth (Erlangen, 1901– 1997) 1972 für Jahrzehnte Präsident des Theologischen Konvents. Zudem war er Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen. Als Fachmann für Mission nahm er INFORMATIONSBRIEF 314

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an der von Billy Graham initiierten Lausanner Konsultation für Mission als Referent im Sommer 1974 teil und war anschließend Mitglied des Lausanner Fortsetzungsausschusses. Zuvor war er Referent bei der achten Weltmissionskonferenz in Bangkok. Spätestens ab der Teilnahme bei der Missionskonferenz in Bangkok, wo­rüber er ein Buch verfasste (Bangkok ’73), wurde Pro­fessor Peter Beyerhaus zum entschiedenen Kritiker der Genfer Ökumene und deren Missionsverständnis. Denn in Genf verstand man unter Ökumene nicht mehr nur interkonfessio­ nellen Austausch, sondern einen interreligiösen Synkretismus und schreckte selbst vor einer Zusammenarbeit mit gewaltbereiten Gruppen nicht mehr zurück. Professor Peter Beyerhaus

Spätestens ab der Teilnahme bei der Missionskonferenz in Bangkok, worüber er ein Buch verfasste, wurde Professor Peter Beyerhaus zum entschiedenen Kritiker der Genfer Ökumene und deren Missionsverständnis.

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verfasste für die Konferenz Bekennender Gemeinschaften eine Reihe wichtiger Erklärungen, etwa »Die Frankfurter Erklärung zur Grundlagenkrise der Mission« (1970) und »Die Berliner Ökumene-Erklärung zur utopischen Vision des Weltkirchenrates« (1974). 1979 gründete er die viermal jährlich erscheinende Zeitschrift »Diakrisis« des Theologischen Konvents, deren Schriftleiter er über Jahrzehnte war (anfangs zusammen mit seinen Mitpräsidenten Walter Künneth und Joachim Heubach). Auch mit der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« weiß sich Professor Peter Beyerhaus seit langem verbunden. Nach wie vor ist er in deren Bundesarbeitskreis (Mitgliederversammlung). Vor Jahren gehörte er auch dem Geschäftsführenden Ausschuss (Vorstand) an. Möge dem Jubilar die nötige Rüstigkeit und die geistig-seelische Frische erhalten bleiben, so dass er noch einige Zeit theologisch weiterarbeiten kann. Walter Rominger (Quellen der Nachricht: Walter Künneth und Peter Beyerhaus [Hrsg.], Die Berliner Ökumene-Erklärung zur utopischen Vision des Weltkirchenrates, Bad Liebenzell 1975, S. 229; Peter Beyerhaus [Hrsg.], Ideologien – Herausforderungen an den Glauben, Bad Liebenzell 1979, S. 191)

Werner Thiede warnt vor »problematischer neuer Phase« bei der Digitalisierung Werner Thiede, Professor für Systematische Theologie (Erlangen und Neuhausen im Enzkreis) hat vor einer »problematischen neuen Phase der Digitalisierung« auf einem Studientag des »Netzwerkes evangelischer Christen in Baden« und der »ChristusBewegung Baden« gewarnt. Thiede zufolge tritt die »digitale Revolution« soeben in ein neues Stadium, das dem Menschen »eindringlicher als bisher

auf den Leib« rücke. Dies geschehe einerseits durch das »Internet der Dinge« – die Vernetzung aller Geräte und Installationen in einem Haushalt – und andererseits durch eine neue Mobilfunktechnologie (5G) mit einer noch unbekannten Strahlenbelastung. Thiede gab zu bedenken, dass »die Betreiber und Macher dieser umstürzenden Veränderung keine ›Heiligen‹ seien, sondern sündige Menschen«. Mit den ambivalenten technischen Möglichkeiten potenziere sich die Auswirkung des Bösen in der Welt. »Wer achtet auf Seiten der digitalen Macher noch konsequent und nachhaltig auf die Einhaltung der Menschenwürde?« Thiede ist Autor der Broschüre »Die digitale Fortschrittsfalle. Warum mit dem Internet der Dinge und 5G-Mobilfunk freiheitliche und gesundheitliche Rückschritte drohen«, welche im pad-verlag (Bergkamen) erschienen ist (vgl. Besprechung im Informationsbrief Nr. 313, S. 28–30). Fast gleichzeitig fand in München der 5. Evangelische Medienkongress statt, bei dem es um die Frage ging: »Mensch oder Maschine: Wer programmiert wen?« und thematisiert wurde, wie künstliche Intelligenz das Leben verändert. Bei diesem Kongress äußerte der Trendforscher Mario Herger (Palo Alto/Kalifornien) die Ansicht, es gebe eine Entwicklung hin zum Cyborg, also einem Mischwesen aus Mensch und Maschine. Wenn es bereits so weit ist, dass manche nicht ohne ihr Smartphone sein können, dann hat bereits die Verschmelzung von Mensch und Maschine stattgefunden. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 43/2018 vom 24. Oktober 2018, S. 7 und 36, Südwest)

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Aus dem Pietismus Bibelwissenschaftler Helmuth Egelkraut heimgegangen

»Chrischona« beendet Verbandsarbeit –– Schwerpunkt soll künftig auf Der vielseitige Bibelwissenschaftler Professor Helmuth Egelkraut (Unterweissach bei Stutt- Bildungsarbeit liegen gart) ist bereits im vergangenen Herbst im Alter von 80 Jahren heimgegangen. Egelkraut, ein vielseitiger Theologe, war Missionar in PapuaNeuguinea, Gemeindepfarrer im Schwarzwald und Dozent am Missionsseminar Bad Liebenzell und an der Evangelischen Missionsschule Unterweissach. 1987 wurde er Dozent an der Akademie für Weltmission in Korntal bei Stuttgart. Die Hochschule ernannte ihn 1992 zum Professor und Dekan für das Studienzentrum in Korntal. Dieses Amt hatte er bis 1998 inne. 2003 übernahm er 65-jährig für gut drei Jahre ehrenamtlich den Vorsitz des Süddeutschen Gemeinschaftsverbandes. Am 2. Dezember 2017 hielt er seine Abschiedsvorlesung an der Akademie für Weltmission. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 45/2018 vom 7. November 2018, S. 33, Südwest)

Herborner Pietisten künftig ohne hauptamtliche Prediger Der Evangelische Gemeinschaftsverband Herborn in Mittelhessen beendete zum Jahresende seine Verkündigungsarbeit durch hauptamtliche Prediger. Grund für die Kündigung der fünf hauptamtlichen Prediger war nach Verbandspfarrer Eberhard Hoppe (Eschenburg) ein anhaltender Spendenrückgang. Die Zahl der Mitglieder, in den meisten Fällen durch Sterben verursacht, sei seit Anfang des Jahres 2000 von rund 1000 auf zuletzt 563 gesunken. Die Gemeinschaftsarbeit des 1863 gegründeten Verbandes wird ohne hauptamtliche Verkündiger fortgesetzt. Von der Entscheidung nicht betroffen sei die diakonische Arbeit. Dazu gehören drei Altenheime sowie zwei Wohnheime für psychisch kranke junge Menschen. Die Arbeit von Eberhard Hoppe (62) als Verbandspfarrer endet nach 27 Jahren zum 31. Dezember 2019. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau stellt ihn für den Dienst im Gemeinschaftsverband nicht länger frei. Seine Arbeit werde dann von der Geschäftsstelle des Verbandes in Herborn weitergeführt.

2015 feierte eine der größten pietistischen Organisationen im deutschsprachigen Europa – »Chrischona International« (früher Pilgermission St. Chrischona) – noch ihr 175-jähriges Bestehen. Am 31. Dezember 2018 endete nun das Bestehen des Verbandes. Die verschiedenen Arbeitsbereiche werden neu strukturiert und als Netzwerk miteinander verbunden. Neben dem Theologischen Seminar gehören zu »Chrischona International« unter anderem auch die Gemeindeverbände in Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Diese haben etwa 180 Gemeinden mit 15 000 Mitgliedern und regelmäßigen Besuchern. 2016 hat das Werk einen Spendeneinbruch erlebt, was zur Streichung von vier Stellen und der Einstellung der Zeitschrift »Chrischona Panorama« führte. Fest angestellt sind 40 Mitarbeiter. Die Chrischona-Gemeinden sind von der Neustrukturierung glücklicherweise nicht betroffen, da diese bereits seit 1997 in Ländervereinen organisiert sind. Künftig soll Bildungsarbeit im Zentrum der Aktivitäten stehen. Das Theologische Seminar St. Chrischona (tsc) erhält die Rechtsform eines Vereins. Damit kehrt Chrischona zu seinen Wurzeln zurück, denn 1840 begann die Geschichte des Werkes mit der theologischen Ausbildung. Christian Friedrich Spittler (1782–1840) gründete damals auf dem Berg St. Chrischona bei Basel eine »Schule für Pilgermissionare«. Jetzt soll ein »tsc-Netzwerk« entstehen, das offen sein will für die Kooperation mit neuen Partnern, die auch von außerhalb des bisherigen ChrischonaVerbandes kommen können. Im Theologischen Seminar St. Chrischona bereiten sich zurzeit etwa 150 junge Christen auf ihren Dienst in Gemeinde und Mission vor. Die Ausbildungsstätte finanziert sich über Studiengebühren und Spenden. Zudem wurde eine Chrischona-AG gegründet, die alle nicht steuerbefreiten Arbeitsbereiche bündeln soll, darunter das Konferenzzentrum und die Gastronomie auf St. Chrischona. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 39/2018 vom 26. September 2018, S. 12)

(Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 43/2018 vom 24. Oktober 2018, S. 31, Hessen)

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Buchrezensionen

Gesunde Lehre Texte aus dem Netzwerk Bibel und Bekenntnis Das Netzwerk Bibel und Bekenntnis will Christen helfen, gesunde biblische Lehre zu erkennen, zu studieren und urteilsfähig zu werden. Sie sollen in die Lage versetzt werden, gesunde Lehre in den Gemeinden zu vermitteln. Das Netzwerk nutzt für diesen Dienst ihre Internetseite www.bibelundbekenntnis.de. Einige dort erschienene wichtige Beiträge sind in diesem Buch zu finden. Von der ersten Gemeinde in Jerusalem lesen wir, dass sie beständig in der Lehre der Apostel blieben (Apostelgeschichte 2,42). Das ist auch heute wichtig. In dem von Ulrich Parzany herausgegebenen Sammelband finden sich Aufsätze zu zahlreichen, die christliche Lehre betreffenden Themen. Es geht sowohl um das Verhältnis des Christentums zum Judentum und zum Islam, wie auch um Themen aus der Sexualethik und den Grundlagen der Reformation. Aber auch die Frage nach der Wahrheit im Zeitalter postmoderner Wahrheitsleugnung wird nicht ausgespart. Das Buch vermittelt und stärkt die Orientierung für Christen. Martin Schunn Ulrich Parzany Gesunde Lehre Texte aus dem Netzwerk Bibel und Bekenntnis Ansbach 2018, Logos Editions 96 Seiten, 3,80 Euro ISBN 978-3-945818-13-8 28

Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen Ein Appell zum mutigen Bekenntnis An Gott glauben und ihm gehorsam sein – was bedeutet das heute konkret? Was lange selbstverständlich als Wille Gottes galt und wenigstens in den christlichen Kirchen anerkannt wurde, wird von vielen heute als menschenfeindlich verurteilt. Kann man als Christ überhaupt immer sicher wissen, was von Gott her geboten ist? Ulrich Parzany ist überzeugt: Das kann man! Die Bibel vermittelt uns die Leitlinien und alle Grundlagen dafür. Er erläutert, was Wahrheit und Freiheit bedeuten und dass wir als westliche Christen stark individualistisch geprägt sind und was das mit uns macht. Anhand von aktuellen Fragestellungen zeigt er, wie wir inmitten von Spannungsfeldern sicher navigieren können. Martin Schunn Ulrich Parzany Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen Ein Appell zum mutigen Bekenntnis Holzgerlinger 2018 SCM Hänssler 192 Seiten, 16,99 Euro ISBN 978-3-7751-5883-1

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Kleinschrifttum Der Mond ist aufgegangen. Das Abendlied des Matthias Claudius mit Bildern von Caspar David Friedrich Der kurzen Einführung in das Leben von Matthias Claudius (1740–1815) steht eine Einführung in das Leben und die Bilder von Caspar David Friedrich gegenüber. Dessen Jugend ist vom Tod seiner Mutter, seiner Schwester Elisabeth, seinem jüngeren Bruder und seiner Schwester Maria gekennzeichnet. Das Abendlied von Matthias Claudius ist 1779 entstanden. Nach der Erläuterung einiger Bilder von Caspar David Friedrich (Riesengebirgslandschaft, Der Mönch am Meer, Abtei im Eichwald, Zwei Männer in Betrachtung des Mondes) werden bei Matthias Claudius die Strophen 3, 4, 5 und 7 ausgelegt. Sein Lied »Täglich zu singen« mit seinen neun Strophen begegnet uns hier. Der Verfasser versteht es, die von der Dämmerung erfüllten Bilder mit den durchmeditierten Strophen in Verbindung zu bringen. Dadurch werden die vermeintlich bekannten Strophen von Matthias Claudius neu gedeutet. Eberhard Süße, geboren 1941, war Pfarrer in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, bewährt im Predigtdienst, in Seelsorge und Unterricht sowie der Erwachsenenbildung. Martin A. Bartholomäus Eberhard Süße Der Mond ist aufgegangen Das Abendlied des Matthias Claudius mit Bildern von Caspar David Friedrich Neuendettelsau 2015 Freimund Verlag 47 Seiten, 4,80 Euro ISBN 978-3-6540-186-1 INFORMATIONSBRIEF 314

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Ein feste Burg ist unser Gott Evangelisches Glaubenszeugnis in Luthers Liedern Über Jahre hinweg hat Ernst Volk (1927– 2015) wertvolle Beiträge für die Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« verfasst. Der langjährige Pfarrer (1956–1992) und Superintendent (1964–1992) des Kirchenkreises Trier und hervorragende Kenner und Bekenner lutherischer Theologie (1975–1995 Vorsitzender des Lutherischen Konvents im Rheinland) hat sich in seinen letzten Lebensjahren ausführlich mit den Liedern Martin Luthers befasst und diese mit dem angezeigten Band einer breiten Leserschaft erschlossen. Zum Druck konnte er sein letztes Buchprojekt indes nicht mehr bringen. Deshalb gebührt seinen Schülern Thomas Berke und Winfried Krause – beide sind Pfarrer im Kirchenkreis Trier – Dank, dass sie die Veröffentlichung besorgt haben. Es sind 37 Lieder Martin Luthers, die Ernst Volk, thematisch geordnet, erklärt. Dabei sind selbst einige Lieder des Reformators, mit dem die Choraldichtung beginnt, die nicht im Evangelischen Gesangbuch (EG) stehen, ja, welche zum Teil nicht einmal das Evangelisch Lutherische Kirchengesangbuch (ELKG) der Selbständigen Evangelisch Lutherischen Kirche (SELK) enthält; diese sind freilich selbst bei Choralkennern kaum bekannt, wiewohl auch sie – wie könnte es bei Luther auch anders sein – von großem theologischen Gehalt sind. Es ist denn auch der theologische Gehalt der Choräle Luthers, die Ernst Volk den Lesern erschließt. Wie flach ist dem gegenüber nicht selten das, was von Aufklärung und theologischem Liberalismus angekränkelte »geistliche« Dichtung zuwege gebracht hat und was in der Folgezeit gedichtet wurde. Luther hat, das kommt 29


durch die thematische Anordnung Ernst Volks gut zum Ausdruck, all das theologisch Relevante behandelt. Zu den großen Festzeiten (»Lieder zum Kirchenjahr«, S. 41–151): Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Trinitatiszeit (die Passionszeit fehlt; die wichtigsten Passionslieder stammen von Paul Gerhardt, der zur lutherischen Orthodoxie gehört); dazu kommen seine »Lieder zum Gottesdienst« (S. 153–302), wozu seine Psalmlieder und seine Lieder zu Taufe und Abendmahl sowie zu den Zehn Geboten, zu Vaterunser und zur Kirche gehören; den Abschluss bilden dann solche, die sich nicht so eindeutig zuordnen lassen (»Weitere geistliche Gesänge«, S. 303–328). Der umfangreiche Anmerkungsteil (S. 329–347) mit 573 Anmerkungen belegt, wie gründlich der Autor bei seinem Alterswerk gearbeitet hat.

Nicht allein »Lutherliebhabern« ist dieses Buch zur Vertiefung ihrer Kenntnisse zu empfehlen, sondern genauso solchen, für die Luther bislang eher unbekannt ist bzw. die ein distanziertes Verhältnis zu ihm haben, damit auch ihnen Luther näher rückt. Walter Rominger Ernst Volk Ein feste Burg ist unser Gott Evangelisches Glaubenszeugnis in Luthers Liedern Hg. Thomas Berke und Winfried Krause Neuendettelsau 2017 Freimund Verlag 360 Seiten, 16,80 Euro ISBN 978-3-946083-22-1

Die Vorträge des Studientages 2018 von Professor Dr. Dr. Rainer Mayer zum Thema »Bekennende Kirche werden. Die Bedeutung der Seelsorge für die Kirche der Zukunft« sind zum Nachhören und zum Weiter­geben auf Tonträger erhältlich (als Audio-CD oder MP3) bei: Helmut Schlee · Gartenstraße 15 a · 47506 Neukirchen-Vluyn Telefon (02845) 9490950 · E-Mail: HelmutSchlee@gmx.de PS: Sowohl von den Vorträgen des Studientages 2017 von Pfarrer Thomas Hilsberg zum Thema »Einer für alle: Christus allein« als auch vom Studientag 2016 mit Dr. Uwe Siemon-Netto sind noch Aufnahmen vorhanden und ­ebenfalls bei Helmut Schlee zu erhalten.

Weitere Exemplare des Informationsbriefes für Juli 2013, Heft 279 und für Juli 2014, Heft 286 sowie die Traktate »Falsche Propheten sind unter uns« und »Ist Gott interreligiös?« können –– auch in größerer Stückzahl –– bei der Geschäftsstelle bestellt werden.

Mitarbeiter an diesem Heft: Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit Bischofskanzlei Greifswald Karl-Marx-Platz 15 17489 Greifswald Pfarrer i. R. Martin Bartholomäus Föhrenstraße 11 91564 Neuendettelsau

Pastor Johannes Frey Ofener Weg 3 28816 Stuhr Telefon (0421) 5228910 E-Mail: johannes.frey@kabelmail.de

Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de

Gemeindehilfsbund Mühlenstraße 42 29664 Walsrode

Martin Schunn Hölderlinstraße 9 75334 Straubenhardt Telefon (07082) 20275 E-Mail: cmschunn@gmail.com

Für den Inhalt der Artikel sind die jeweiligen Verfasser verantwortlich. Die Meinung des Verfassers deckt sich nicht in allen Fällen mit der des Schriftleiters.

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Geschäftsführender Ausschuss Vorsitzender Pastor Johannes Frey Ofener Weg 3 28816 Stuhr Telefon (04 21) 5 22 89 10 E-Mail: johannes.frey@kabelmail.de Schriftführer Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (0 74 31) 7 44 85 E-Mail: w.rominger@t-online.de

Weitere Mitglieder des Geschäftsführenden Ausschusses Martin Schunn Hölderlinstraße 9 75334 Straubenhardt Telefon (0 70 82) 2 02 75 E-Mail: cmschunn@gmail.com Helmut Schlee Gartenstraße 15 a 47506 Neukirchen-Vluyn Telefon (0 28 45) 9 49 09 50 E-Mail: HelmutSchlee@gmx.de

Kassenwart Hans Lauffer Osterstraße 25 70794 Filderstadt Telefon (0 71 58) 48 31 Fax (0 71 58) 94 78 73 E-Mail: hans.lauffer@t-online.de Mit Fragen bezüglich der Spendenbescheinigungen wenden Sie sich bitte an unseren ­Kassenwart Hans Lauffer. Sie erreichen ihn telefonisch unter (0 71 58) 48 31, per Fax 94 78 73 oder per E-Mail hans.lauffer@t-online.de Bankkonten Volksbank Filder e. G., (BLZ 611 616 96) Konto-Nr. 65 500 016 IBAN DE34 6116 1696 0065 5000 16 BIC (SWIFT)-Code: GENO DE S1 NHB Postgirokonto Schweiz: Postgiroamt Bern Nr. 30-195 56-2 IBAN CH21 0900 0000 3001 9556 2 BIC POFICHBEXXX

Bitte nutzen Sie nur noch Einzahlungsscheine ab Heft April 2016.

Nachsendeanträge bei der Post kommen bei der Bekenntnisbewegung nicht als Adressänderung an. Deshalb auch bei Umzügen die Adressänderung durch untenstehenden Abschnitt an die Geschäftsstelle weitergeben.

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. Geschäftsstelle: Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de www.keinanderesevangelium.de

Impressum: Herausgeber und Verlag: Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. – zweimonatlich, kostenlos – Redaktion: Walter Rominger Satz und Layout: Grafisches Atelier Arnold, Dettingen an der Erms Druck: BasseDruck, Hagen ISSN 1618-8306 Fotos/Abb. auf Seite: 2: 2 o.l. Evangelische Zentralstelle für Welt­ anschauungsfragen; m. Wikimedia Commons, Reformationskongress 2013, sekfeps, CC BY 2.0 | 3: l. SPD Berlin, Joachim Gern; r. Evangelical Lutheran Church in Hungary | 4: Wikimedia Commons, UK Parliament, CC BY 3.0; ccvision, Grafisches Atelier Arnold | 5: o.l. Wikimedia Commons, gemeinfrei; m.r. Wikimedia Commons, Gabriel Cork, CC BY-SA 3.0; u.l. Landeskirchliches Archiv Stuttgart | 6: Freimund Verlag | 10: ccvision, Grafisches Atelier Arnold | 17: Landeskirchliches Archiv Stuttgart | 18: Wikimedia Commons, public domain | 20: Gemeindehilfsbund | 22: Nordkirche, K. Erdmann | 23: o.l. privat, Photo von Oven; u.r. Klaus U. Ruof, Evangelische Allianz | 24: o.l. Klaus U. Ruof, Evangelische Allianz; u.r. Offene Kirche | 25: u.r. TELOS Bücher | 28: l. Logos Editions; r. SCM Hänssler | 29: Freimund Verlag | restliche privat.

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FEBRUAR 2019

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Fürchte dich nicht! Ich habe längst vollbracht das Werk, das dich frei macht. Ich habe dich erlöst, gewonnen, du aber bist der Pein entronnen. Fürchte dich nicht! In der Sternenunendlichkeit, in Wettersturm und Herzeleid sollst du geborgen sein, du bist daheim: auf ewig mein. Fürchte dich nicht! Otto Riethmüller


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