Informationsbrief Oktober 2018

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Aus dem Inhalt

Neues aus Kirche und Welt Aus Lehre und Verkündigung Andacht zu Matthäus 11,28 Wieder ein neues Evangelisches Gesangbuch? Betrachtung zum Reformationsjubiläum 1967 Luther und die Juden m Einladung zu August Friedrich Christian Vilmar Bekenntnistag e h c Kir Christliches Reden von Bekennende utung e d e B ie D – »Wiedergeburt« verabschieden? werden r die fü e rg o ls e e der S Der Berufung folgen – ukunft« Kirche der Z dem Auftrag treu bleiben am 13.10.2018 in Kassel Aus Kirche und Gesellschaft ionen finden at rm fo In re Weite Aus dem Pietismus 25. Sie auf Seite Bekenntnistag in Kassel Buchrezensionen

ISSN 1618-8306

Oktober 2018 Nr. 312

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«


kurz+bündig Personen Pfarrer Klaus Jürgen Diehl wurde 75

Einer der führenden landeskirchlichen Evangelisationskenner vollendete sein 75. Lebensjahr: Pfarrer Klaus Jürgen Diehl (Wetter/Ruhr). Von 1995 bis 2008 leitete er das Amt für missionarische Dienste der Evangelischen Kirche von Westfalen (Dortmund). Zuvor war er Reisesekretär der Studentenmission in Deutschland (SMD) und danach 24 Jahre lang Bundeswart des CVJM-Westbundes. Außerdem war Diehl unter anderem Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) und im Vertrauensrat der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste. Von 1996 bis 2008 gehörte er der EKD-Synode an. Er ist Vorsitzender der CVJM-Senioren-Initiative. In idea schreibt er regelmäßig.

Kirche in Deutschland Zu wenig Gemeindepfarrer

Die badische Landeskirche sorgt sich um ihren theologischen Nachwuchs. Aus manchen Jahrgängen geht nur jeder vierte in den Gemeindepfarrdienst. Einige entschieden sich nach dem Studium für eine universitäre Laufbahn oder wechselten in andere Landeskirchen. Ein Grund dafür ist auch die Flexibilität, die das Gemeindepfarramt mit sich bringt. Zur Entschärfung der Situation sollen Pfarrer 2

künftig vermehrt ihren Stärken entsprechend eingesetzt werden.

Kirche weltweit Heilsarmee hat neuen ­General

Neuer Leiter der internationalen Heilsarmee ist der 60-jährige Kanadier Brian Peddle. Er ist der 21. General und folgte auf den schweizerisch-britischen Amtsinhaber André Cox (63).

bei Reutlingen) eine pietistische Gemeinschaftsstunde: die »Schtond«. Seit 1768 findet sie ununterbrochen statt, jeden Samstag um 19.30 Uhr; sie dauert exakt 60 Minuten. Und sie findet seit ihren Anfängen traditionell im örtlichen Schulhaus statt, derzeit im 1811 erbauten. Anna Katharina Kullen, Ehefrau des örtlichen Schulmeisters Wilhelm Kullen, lud damals zu einem Hauskreis ein.

Evangelikale

Ökumene Papst warnt vor Egoismus

Papst Franziskus hat beim Weltkirchenrat vor dem Schutz von Eigeninteressen in der Ökumene gewarnt. Um der Einheit willen gelte es, eigene Zwecke aufs Spiel zu setzen, »die oftmals eng an ethnische Zugehörigkeiten oder überkommene Vorstellungen gebunden sind, seien sie mehrheitlich ›konservativ‹ oder ›fortschrittlich‹«. Ziel des Weges sei die Einheit. Anlass des Besuchs war die Gründung des Ökumenischen Rats der Kirchen vor 70 Jahren.

Pietismus Die »Schtond« wurde 250 Jahre alt

Seit 250 Jahren gibt es in Hülben (Dekanat Bad Urach,

Afrikaner wird Generalsekretär des CVJM-Weltbundes

Anfang 2019 bekommt der CVJM-Weltbund erstmals einen Generalsekretär, der aus Afrika stammt: Carlos Sanvee. Der 57-Jährige aus Togo folgt auf Johan Vilhelm Eltvik (Oslo/64), der das Mandat Ende 2018 nach zwei vierjährigen Amtszeiten abgibt. Sanvee ist derzeit General­ sekretär des afrikanischen CVJM im kenianischen Nairobi und Sonderberater von Eltvik. Er studierte erst Chemie sowie Physik in seinem Heimatland und anschließend Soziologie in Frankreich. Der CVJM ist mit 45 Millionen die weltweit größte überkonfessionelle christliche Jugendorganisation.

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Freikirchen Früherer Geschäftsführer der FeG †

Heinz-Adolf Ritter (Krempe bei Itzehoe), der frühere Geschäftsführer des Bundes Freier evangelischer Gemeinden (FeG), ist verstorben. Der gebürtige Bochumer arbeitete zunächst als Jurist an verschiedenen Amts- und Landgerichten in Nordrhein-Westfalen, bevor er 30-jährig 1952 zum Geschäftsführer der Freikirche gewählt wurde. Dieses Amt übte er mehr als 35 Jahre lang aus.

Ethik Lebensrechtsvereinigung KALEB hat neuen Geschäftsführer

Die christliche Lebensrechtsvereinigung KALEB (Kooperative Arbeit Leben Ehrfürchtig Bewahren) hat einen neuen Geschäftsführer: Jörg Weise (31). Er folgt auf Gerhard Steier, der das Amt seit 2008 innehatte und nun in den (ehrenamtlichen) Vorstand des Bundesverbandes Lebensrecht wechselte, einem Zusammenschluss von 13 Organisationen. Zuvor war Weise CVJM-Sekretär in Zwickau.

Evangelisation Roland Werner leitet »Koalition für Evangelisation in Deutschland«

Der Marburger Kirchenhistoriker und Sprachwissenschaft-

ler Roland Werner (60), der von 2011 bis 2015 CVJM-Generalsekretär war und von 1993 bis 2010 Vorsitzender des Jugendkongresses »Christival« leitet die 1985 gegründete »Koalition für Evangelisation« (früher Lausanner Bewegung). Roland Werner, Gründer und langjähriger Leiter des »Christus-Treffs« in Marburg wurde einstimmig zum Nachfolger von Erhard Berneburg (Berlin) und Hartmut Steeb (Stuttgart) gewählt.

Pietismus Franckesche Stiftungen: Udo Sträter folgt auf ­ Helmut Obst

Neuer Vorsitzender der Franckesche Stiftungen ist der langjährige Rektor der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und international renommierte Pietismusforscher, Udo Sträter, der seit 1992 den Franckesche Stiftungen eng verbunden ist. Er folgt auf den langjährigen Vorsitzenden, den Religionswissenschaftler Helmut Obst (77), der nach 15 Jahren auf eigenen Wunsch das Amt aufgab.

kurz+bündig

Personen +++ Kirchen +++ Glauben +++ »Modernes Leben«


kurz+bündig Kindergottesdienst

Diakonie

extremistischen, ultrakonservativen islamischen Strömung. Württemberg: Pflegenotstand Das sind doppelt so viele Salaim »Musterländle« fisten wie im Jahr 2013. Die Evangelische Heimstiftung mit Sitz in Stuttgart Boko Haram: mehr als Württemberg: schätzt Baden-Württemberg als 1 000 Kinder entführt »Jugendfreund« heißt jetzt »Pflegenotstandsgebiet« ein. Die Terrororganisation »Für Dich!« Wie deren Hauptgeschäftsfüh- Boko Haram hat seit 2013 Der bereits 1886 gegründe- rer Bernhard Schneider mitteil- mehr als 1 000 Kinder im te »Jugendfreund«, mit dem te, fehlen nicht allein Tausende Nordosten Nigerias entführt. Generationen von Kindern in von Pflegeplätzen, sondern Darunter sind auch die 276 die Bibel eingeführt wurden, auch Angebote der TagespfleMädchen, die aus einer Schule hat seit Anfang 2018 einen ge. Die Politik solle ein Förin Chibok verschleppt wurneuen Namen: »Für Dich!« und derprogramm von mindestens den. Seit Beginn des Konflikts erscheint nur noch einmal im 100 Millionen Euro jährlich in Nordost-Nigeria vor rund Monat. Das Heft hat in der Ver- bereitstellen. neun Jahren seien mindestens gangenheit schon des Öfteren 2 295 Lehrkräfte getötet und sein Aussehen verändert. 1998 eva mehr als 1 400 Schulen zererschien er erstmals farbig und hat neuen stört worden. 2006 auf stärkerem Papier. Vorsitzen»Der Jugendfreund« ist nicht den Immer mehr erhalten islamidie einzige kirchliche KinderSeit 1. schen Religionsunterricht zeitschrift in Württemberg. September Mehr als 54 000 Schüler Daneben will die Zeitschrift ist Klaus erhalten an staatlichen Schulen »Benjamin« fünf- bis elfjährige Käpplinin Deutschland islamischen Kinder jeden Monat Wissen ger, bislang Religionsunterricht. Das sind und christliche Werte vermitDekan von gut 12 000 mehr als vor zwei teln. Stuttgart-Zuffenhausen, VorJahren. In Baden-Württemstandsvorsitzender der Evanberg erhalten 6 092 Schüler gelischen Gesellschaft (eva) in islamischen ReligionsunterMission Stuttgart, die sieben Fachabricht. In neun Bundesländern teilungen hat. Käpplinger folgt gibt es demnach in verschiedeFrüherer AEM-Vorsitzender auf Heinz Gerstlauer, der 23 nen Modellen ReligionsunterSchuler wurde 70 Jahre an der Spitze der eva richt für muslimische Schüler, Der ehemalige Vorsitzende stand und in den Ruhestand womit der Bedarf aber wahrder Arbeitsgemeinschaft Evan- getreten ist. scheinlich nicht gedeckt sei. gelikaler Missionen (AEM), Fritz Schuler (Mosbach bei Islam Gesellschaft Heidelberg), wurde bereits im Sommer 70. Der gelernte Metzger, der Starker Zulauf zu Salafisten Unterricht für Kinder dann aber zur Mission wechDie Salafistenszene in über gleichgeschlechtliche selte, stand von 2001 bis 2004 Deutschland ist in den verPartnerschaften an der Spitze der AEM. Haupt- gangenen fünf Jahren enorm Die schwarz-grüne Regieamtlich leitete er 27 Jahre gewachsen. Nach Angaben des rung in Hessen lässt sechs- bis lang den deutschen Zweig der Bundesinnenministeriums bezehnjährige Kinder über Missionsgesellschaft Operation kennen sich bundesweit 11 000 gleichgeschlechtliche PartnerMobilisation (OM). Moslems zu dieser radikalen, schaften unterrichten. 4

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Aus Lehre und Verkündigung mm In der Gesamtheit des biblischen Zeugnisses wird […] praktizierte Homosexualität ausnahmslos zu den Verhaltensweisen gerechnet, in denen die Abwendung des Menschen von Gott besonders eklatant zum Ausdruck kommt. […] An dieser Stelle liegt die Grenze für eine christliche Kirche, die sich an die Autorität der Schrift gebunden weiß. Wer die Kirche dazu drängt, die Norm ihrer Lehre in dieser Frage zu ändern, muss wissen, dass er die Spaltung der Kirche betreibt. Denn eine Kirche, die sich dazu drängen ließe, homosexuelle Betätigung nicht mehr als Abweichung von der biblischen Norm zu behandeln und homosexuelle Lebens­gemeinschaften als eine Form persönlicher Liebesgemeinschaften neben der Ehe anzuerkennen, eine solche Kirche stünde nicht mehr auf dem Boden der Schrift, sondern im Gegensatz zu deren einmütigem Zeugnis. Eine Kirche, die einen solchen Schritt tut, hätte darum aufgehört, evangelische Kirche in der Nachfolge der lutherischen Reformation zu sein.

Wolfhart Pannenberg

mm Wer meint, die Bibel unseren Wünschen anpassen zu sollen, wer sich gar reformatorisch dünkt, wenn er sie für die heutige Zeit willkürlich verändert, der zerbricht das Fundament der ganzen Reformation.

Bischof i. R. Ulrich Wilckens

mm Dass im Übrigen die Zahl der an Jesus Christus Glaubenden in dieser Welt auf die Dauer wachse, entspricht bekanntlich nicht der Prognose der Heiligen Schrift. Vielmehr ist der apokalyptische Ausblick in dieser Hinsicht eher düster. Keine innerweltliche Entwicklung soll das Reich Gottes

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mm Wenn die Kirche ein Herz hätte, ein Herz, das noch schlägt, dann würden Evangelisation und Mission den Rhythmus des Herzens der Kirche in hohem Maße bestimmen. Und Defizite bei der missionarischen Tätigkeit der christlichen Kirche, Mängel bei ihrem Evangelisieren würden sofort zu schweren Herzrhythmusstörungen führen. Der Kreislauf des kirchlichen Lebens würde hypotonisch [herabgesetzt] werden. Wer an einem gesunden Kreislauf des kirchlichen Lebens interessiert ist, muss auch an Mission und Evangelisation interessiert sein. Eberhard Jüngel

mm Unser Glaube bedarf täglich der Überprüfung. Er kann faul und lahm und hohl werden, aber auch zu fett und zu geschäftig und schwärmerisch. Es gibt viel abgestorbenen Glauben in der Welt, und es gibt viel geilen Glauben in der Welt. Vor allem anhaltende Trübsal, oder dann anhaltendes Wohlleben, beide werden nicht nur dem Menschen im Allgemeinen, sondern beide können auch dem gläubigen Menschen zum Fallstrick werden.

Walter Lüthi

herbeibringen, sondern Gott selbst wird sein Königtum – vielleicht gerade im finstersten Augenblick – durch einen plötzlichen Einbruch in diese Welt und durch ihre Umwandlung in einen neuen Himmel und eine neue Erde durchsetzen. Werner Thiede

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Ihr seid von Gott geliebt Predigt zu Matthäus 9,35––10,8 Johannes Frey

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ommt her zu mir alle, die ihr euch abmüht und belastet seid. Dann werde ich euch Ruhe geben. Matthäus 11,28 Liebe Leser! Beim Vorbereiten auf unseren Bekenntnistag kam mir dieses Wort unseres Herrn Jesus in den Sinn. Seelsorge! Das brauche ich: Einen, der mich versteht. Einen, der meine Lasten kennt. Der meine Mühsal sieht. Der bei mir bleibt, wenn alle mich im Stich lassen. Einen, der mich aus der Sackgasse führt, wenn ich keinen Weg mehr sehe. Der mir Mut zuspricht, wenn mein Herz verzagt ist. Ich brauche vor allem einen, der mir nicht Schuldgefühle ausreden will, sondern der meine Schuld wegnimmt. Da tritt der Heiland vor mich hin und ruft: »Komm! Komm zu mir und ruh dich aus!« Das ist aber mehr, als nur mal die Füße hochlegen dürfen. Der Herr stellt uns nicht in Aussicht, dass wir unsere Tage auf dem Sofa zubringen werden. Oder dass wir wie ein Schmetterling unbelastet dahinschweben und aus den Blüten dieser Welt den Nektar saugen, wann und wo es uns gefällt. Er fährt fort: »Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir, weil ich sanftmütig bin und im Herzen demütig. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.« Darum müssen wir uns nicht anfechten lassen, wenn wir noch manche Kämpfe zu bestehen haben, wenn noch Zweifel drücken und wenn es uns manchmal schwer fällt, das Richtige zu tun. Wir sollen uns davon nicht anfechten lassen, als wäre ein Leben ohne Leid und Last der Ausweis des rechten Glaubens.

Nein, die Frage ist nicht, ob wir Lasten tragen oder nicht. Die Frage ist, wessen Lasten wir tragen und wessen Ansprüchen wir genügen wollen. Die Frage ist, wem wir dienen wollen. Im Dienst dieser Welt gibt es immer nur Stress. Denn den Menschen und den Göttern dieser Welt werden wir nie gut genug sein. Wir werden ihre Anerkennung immer nur auf Zeit gewinnen. Und wenn wir in der Anstrengung nachlassen, dann werden sie uns bald fallen lassen. Im Dienst Jesu aber geht die Anerkennung aller Anstrengung voraus. Wir müssen nie Angst haben, ihm nicht zu genügen. Wir werden ihm nie genügen. Aber er hat ja für uns genug getan, als er am Kreuz unsere Schuld mit seinem Blut bezahlt hat. Das ist die Seelsorge des Herrn Jesus, der uns in aller äußeren Unruhe Ruhe gibt für unsere Seelen, Ruhe für unser Gewissen. Das ist der tiefe Friede, den kein Scheitern und kein Versagen und keine Anfeindung infrage stellen können. Die Gemeinde Jesu lebt davon, dass wir diesen Frieden von ihm empfangen und miteinander teilen. Darin liegt die tiefe Wahrheit des Satzes, den Professor Rainer Meyer im Informationsbrief schrieb: »Die Kirche der Zukunft wird eine Kirche der Seelsorge sein. Oder sie wird nicht sein.« Das für unser Leben als Christen weiter zu denken, dazu dient der Bekenntnistag am 13. Oktober. Ich freue mich darauf, mich mit vielen von Ihnen unter der Anleitung von Professor Mayer und Schwester Heidi auf den Weg zu machen zu einer Kirche, die von der Seelsorge Jesu lebt. Gott segne Sie! Ihr Pastor

Johannes Frey Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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In der Zeitschrift »Liturgie und Kultur« der Liturgischen Konferenz für Gottesdienst, Musik und Kultur wurden erste Ergebnisse einer empirischen Studie zum EG veröffent­ licht und kommentiert.

Wieder ein neues Evangelisches Gesangbuch? Johannes Junker

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eitdem nun bereits seit einigen Jahren1 – mehr oder weniger offiziell – die Notwendigkeit eines neuen Evangelischen Gesangbuchs (EG) angedeutet worden war,2 hat nun die Abteilung Kirchen- und Religionssoziologie der Universität Leipzig im Auftrag der Liturgischen Konferenz eine empirische Studie zum EG durchgeführt, deren Endresultat zwar erst 2018 veröffentlicht werden soll, deren erste Ergebnisse aber bereits jetzt in der Zeitschrift »Liturgie und Kultur« der Liturgischen Konferenz für Gottesdienst, Musik und Kultur3 in fünf Aufsätzen bekannt gemacht oder kommentiert wurden.

Im ersten Beitrag stellen wissenschaftliche Mitarbeiter4 der Leipziger Universität zunächst ihre Umfrage vor,5 geben einen Überblick und geben an, dass 64 Prozent der Gemeindemitglieder und 60 Prozent der Professionellen, mehrheitlich lutherisch geprägt gewesen seien. Mit 17 graphischen Darstellungen und drei Tabellen und den dazu gehörenden Erläuterungstexten werden hochinteressante Zahlen der verschiedenen Nutzergruppen des EG benannt, die auch noch verschiedenen Altersgruppen zugeordnet werden können. Besonders wird es dann interessant, wenn es um Änderungswünsche für ein neues EG geht. Niemand, der die künftige

Johannes Junker Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 INFORMATIONSBRIEF 312

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Die Studienleiterin für Theologie und Ethik an der Evangelischen Akademie Loccum Dr. Julia Koll kommen­ tiert die Studie positiv.

Für den Kantor und Musikwissenschaftler Dr. Stephan Reinke steht die Revisions­ bedürftigkeit des EG außer Frage.

Gesangbuchentwicklung in der EKD kompetent begleiten will, kommt an dieser Studie vorbei. Die Leipziger fassen zum Schluss zusammen: »Alles in allem kann man sagen, dass die Befragten das EG als ein Element des Glaubens einschätzen, das die Pluralität protestantischer Christen in sich vereint. Die überwiegende Zufriedenheit und die allgemein recht hohe Bedeutung des EG für den Glauben drücken dies aus. Im Hinblick auf Veränderungen geht es daher weniger darum, simple Aktualität herzustellen als vielmehr eine Anschlussfähigkeit für jüngere Generationen zu gewährleisten, soll das EG doch auch zukünftig ein wichtiges, identitätsstiftendes [sic!] Element darstellen.«6 Die Studienleiterin für Theologie und Ethik an der Evangelischen Akademie Loccum Dr. Julia Koll kommentiert die Studie7 positiv und prognostiziert im Blick auf ein neues EG: »Was sich jetzt schon abzeichnet: Die Pastores treten als kritischer und veränderungswilliger hervor als z. B. die Kirchenmusiker/innen. Der Aussage ›Lieder und Strophen mit einer nicht mehr zeitgemäßen Theologie sollten herausgenommen werden‹, können fast 63 Prozent aller Pastores zustimmen.«8 Für das Neue EG sagt sie »tektonische Verschiebungen in der theologischen Systematik, insbesondere in anthropologischer und christologischer Hinsicht« voraus. In diesem Zusammenhang weist sie auf Passions- und Abendmahlslieder hin, in denen »Verschiebungen im

Sünden- und Opferverständnis« zu erwarten seien.9 Dem Kantor und Musikwissenschaftler Dr. Stephan Reinke10 geht es primär um neues Liedgut aus anderen Traditionen ähnlich wie es das Gotteslob gemacht habe. Auf Grund der Umfrageergebnisse – er untermauert das mit jeweils weiteren sechs Grafiken und Tabellen – steht für ihn die Revisionsbedürftigkeit des EG außer Frage: Das EG enthielte zu wenig neue Lieder. Ein neues EG könnte aussehen »eigentlich wie das alte, nur mit mehr neuen Liedern«.11 Über künftige kirchenmusikalische Qualitätskriterien macht er keine Aussagen. Hingegen mahnt er auch mediale Formate an. Im folgenden Beitrag geht es der Pfarrerin Ilsabe Alpermann – Arbeitsstelle Gottesdienst im Amt für kirchliche Dienste der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz – neben einem gesangbuchgeschichtlichen Überblick vor allem um den Gebrauch des EG im Gottesdienst.12 Sie resümiert darüber, wie bei sich immer mehr auflösenden agendarischen Formen des Gottesdienstes ein künftiges EG – wenn überhaupt – aussehen sollte. Sie weiß von inzwischen schwer erträglichen Liedern, die weichen sollten. »Wenn in Liedern von der Nachfolge Jesu die Aufgabe des eigenen Willens als Bedingung für ein Leben im Glauben besungen wird, wenn in Passionsliedern der Zorn Gottes über die Sünde der Menschen das Leben des Got-

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tessohnes fordert, transportieren diese Lieder eine Theologie und eine Anthropologie, die uns Heutigen mit Recht zutiefst fraglich geworden sind.«13 Schließlich kommt der Referent für Gottesdienst und Kirchenmusik der EKD und Geschäftsführer der Liturgischen Konferenz aus Hannover Dr. Stephan Goldschmidt grundlegend und kirchenamtlich zu Wort.14 Mit vier neuen Grafiken behandelt er die Ausgangslage des EG, stellt dann das EG in die »liturgiepolitische Großwetterlage«,15 geht mit zwei weiteren Grafiken auf die Wünsche der Nutzer nach mehr neuen Liedern ein und wagt schließlich eine Zukunftsperspektive in sieben Punkten für ein neues EG:16 Mehr Evolution als Revolution; Gesang- und Hausbuch; Liederbuch mit Stamm- und Regionalteil; Nutzung digitaler Möglichkeiten; andere Lieder und Genres; nicht mehr, sondern mehr neue Lieder; reduzierte Designsprache. Das jeweils dazu Ausgeführte kann hier nicht angemerkt werden, zeigt aber klar die künftigen Perspektiven an: »Es bleibt zu hoffen, dass die Revision des EG nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt und dass die kirchlichen Gremien eine neue Gesangbuchkommission berufen, damit etwa im Jahr 2030 wieder EKD-weit ein neues EG erscheinen kann, das der gegenwärtigen Bedarfslage besser gerecht wird und dem erneut gelingt, für mehrere Generationen Stifter einer protestantischen Identität zu sein.«17 INFORMATIONSBRIEF 312

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Dass bei den sich hier abzeichnenden inhaltlichen theologischen Hintergründen die aktuelle Gesangbuchkonzeption der SELK klarer, zielstrebiger und eindeutiger durchgeführt wird, dürfte sich eigentlich von selbst ergeben. Theologische Gemeinsamkeiten werden leider seltener und ein lutherisches Profil ist überhaupt nicht angedacht. Die empirische Studie über das EG hilft auch uns, sachlich und emotionslos zu urteilen und mutig und freudig mit Gottes Hilfe unseren eigenen Weg zu gehen. W 1) 2) 3) 4)

Z. B. seit 2015 in der Zeitschrift »Musik und Kirche«. Die zur Zeit in Gebrauch befindliche Ausgabe erschien 1994. ISSN 2190-1600, 7. Jahrgang, 2–2016. Yvonne Jaeckel und Gert Pickel, Das Evangelische Gesangbuch, Nutzungsgewohnheiten und Einschätzungen. Ergebnisse einer empirischen Studie zum EG, LK 2-2016, S. 6–32. 5) Die repräsentative Umfrage umfasste 1697 Pfarrer, Kirchenmusiker und Prädikanten und 1467 Gemeindemitglieder (sic!). 6) A. a. O., S. 32. 7) Julia Koll, Ein Kommentar zur empirischen Studie zum Evangelischen Gesangbuch aus praktisch-theologischer Sicht, a. a. O., S. 33–36. 8) A. a. O., S. 35. 9) A. a. O. 10) Stephan A. Reinke, Neue Lieder im alten Gewand. Eine kirchenmusikalische Bilanz zur EG-Rezeptionsstudie, a. a. O., S. 37–47. 11) A. a. O., S. 46. 12) Ilsabe Alpermann, Das Gesangbuch und der Gottesdienst der Zukunft, a. a. O., S. 48–52. 13) A. a. O., S. 51. 14) Stephan Goldschmidt, Ist die Zeit reif? Brauchen wir ein neues Evangelisches Gesangbuch? A. a. O., S. 53–63. 15) A. a. O., S. 56ff. 16) A. a. O., S. 61ff. 17) A. a. O., S. 63.

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» Christus wohnt nur unter Sündern« Betrachtung zum Reformationsjubiläum 1967 Hermann Dietzfelbinger

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ie diesjährigen 450-Jahr-Feiern der Refor- Gott gehorsames Leben? Jede Autorität, die der mation sind für die evangelischen Christen Welt helfen will, ob Politiker oder Papst oder Feiern des Dankes, aber kein rauschendes Fest. der Ökumenische Rat der Kirchen, appellieren Die Frage nach der Gültigkeit der reformatori- heute an die Menschen guten Willens, einzutreschen Botschaft und nach der ten für die Gebote Gottes geVollmacht, sie heute glaub- mm Man muss diese aufgenüber einer Freiheit, die die würdig zu sagen, liegt schwer reizenden Sätze mehrmals Verantwortung verheißt. Wo auf uns. Aber verheißungshat darin der Christus Platz, volle Zeichen fehlen auch lesen. Kann man anders der nur unter Sündern wohnt? nicht. Intensiver als früher als ihnen widersprechen? Es ist eine der großen nimmt nicht nur die von der ­Wirkungen der Reformation, Wenn Christus nur unter Reformation herkommende, dass sie den Christenglauben sondern darüber hinaus die Sündern wohnt, wie steht wie durch einen Schock aus ganze Christenheit an der Be- es dann mit dem Wert des mancher Domestizierung und sinnung auf das Geschehen Verkehrung befreit hat, in die der Reformation teil. Nicht ehrlichen Bemühens um er im Laufe der Geschichte wenige römisch-katholische ein ethisch begründetes, durch menschliche Kunst und Mitchristen hören aufmerk- Gott gehorsames Leben? Blindheit geraten war, viele sam zu, ob die Reformation Begriffe und Gebräuche, in die Luthers vielleicht eine Bedeufromme oder unfromme Getung auch für sie habe. Der Augustinermönch wöhnung sich hineingelebt hatte, zerbrachen. aus Wittenberg ist zwar noch im Bann, aber Gott selber, beinahe eingefangen in Philosophie er ist wieder stärker als zu anderen Zeiten eine und Theologie, zerbrach diese Fesseln und fing Stimme inmitten der ganzen Christenheit ge- neu zu reden an, unfassbar, schrecklich und zuworden. Was ist die Botschaft der Reformation? gleich unbegreiflich gnädig. Wer heute – mit Im Jahre 1516, noch vor dem Thesenan- Recht – unter der Verharmlosung und falschen schlag, schrieb Luther an einen Freund, der es Vermenschlichung des Gottesbegriffs leidet, der mit der Bewährung seiner christlichen Existenz möge nicht nur bei Bischof Robinsons »Honest besonders ernst nahm: »Hüte dich, jemals sol- to God – Gott ist anders«, sondern viel mehr bei cher Reinheit nachzutrachten, dass du nicht den Reformatoren in die Schule gehen: »Gotmehr als ein Sünder erscheinen, ja gar kein Sün- tes Natur ist es, dass er aus nichts etwas macht. der mehr sein wollest; denn Christus wohnt nur Darum nimmt Gott niemand auf als die Verlasunter Sündern […] So nimm auch die Brüder senen, macht niemand gesund als die Kranken, auf und trage sie.« macht niemand sehend als die Blinden, macht Man muss diese aufreizenden Sätze mehr- niemand lebendig als die Toten, macht niemand mals lesen. Kann man anders als ihnen wider- fromm als die Sünder, macht niemand weise als sprechen? Wenn Christus nur unter Sündern die Unweisen. Kurz: Er erbarmt sich keiner als wohnt, wie steht es dann mit dem Wert des ehr- der Elenden und gibt keinem Gnade als denen, lichen Bemühens um ein ethisch begründetes, die in Ungnade sind!« 10

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So ist er unbegreiflich auch in seiner Gnade. rendes, das freilich dann ganz unversehens sein Eben deshalb aber sitzt ja im Neuen Testament ganz dunkles Gesicht zeigen kann: dass nämlich Jesus oft gerade unter denen, die man Sünder der Mensch sich selbst genug ist und sein Lenennt. Die religiös und sittlich Nebendraußen- ben selber ohne Gott in die Hand nimmt. Ohne Stehenden sind es, die sich Gott sein wollen wie Gott – von ihm das Wort der Hil- mm »Gott sei mir Sünder so beschreibt es die biblische fe und Heilung sagen las- gnädig!« bekennen wir im Geschichte vom Sündenfall. sen. Der für die Menschheit Heute preisen wir die sterbende Christus hängt Gottesdienst. Aber man Mündigkeit des Menschen ausgerechnet zwischen zwei kann sich auch mitten im Be- als den großen Gewinn und Verbrechern, und einer von der Neuzeit. Wie kennen dagegen immunisie- Fortschritt ihnen ist die erste Siegesnimmt sie sich in diesem beute, die er in Gottes Reich ren! Wer möchte schon ein Lichte aus? Sie kann die große mitbringt. Erkennen wir das Sünder sein? Vielleicht aber Versuchung der Selbstmächüber menschliche Maßstäbe tigkeit des Menschen sein hinausgehende universale fängt gerade damit, dass wir – und sie kann als die große Angebot der Treue und Güte nicht Sünder sein wollen, die Gabe der »Reife des MannesGottes für jeden Menschen, wirkliche Sünde an! alters« in Christus (Epheser auch für den, der es gar nicht 4,13) empfangen werden. Als mehr zu glauben wagt? Jesus Prüfstein für die beiden MögChristus ist auch für ihn gestorben und aufer- lichkeiten kann die Warnung dienen: »Hüte standen. dich, dass du nicht mehr als ein Sünder erschei»Rechtfertigung des Sünders aus Gnaden nen, ja nicht mehr ein Sünder sein wollest!« allein durch den Glauben« hat Luther das geWie ehren wir Jesus Christus, den von Gott nannt, was ihm als frohe Botschaft auf jeder Sei- gesandten Herrn? Indem wir von ihm den te der Heiligen Schrift begegnete. Dienst des Heilandes annehmen, der uns mit Gerade wir als Glieder der christlichen Kir- Gott zusammenbringt. Als Jesus will er angeche wollen uns der angreifenden Radikalität nommen sein, d. h. als der »der sein Volk selig dieser Botschaft stellen. Wir können sie sonst macht von ihren Sünden« (Matthäus 1,21). Wo selber verlieren. »Gott sei mir Sünder gnädig!« aber bleibt diese Ehre, wenn wir selbst so mit uns bekennen wir im Gottesdienst. Aber man kann zufrieden sind, dass er im Grunde nicht mehr sich auch mitten im Bekennen dagegen immu- nötig ist? Jedes Kind, dem die Mutter einen nisieren! Wer möchte schon ein Sünder sein? Fehler verzeiht, kann erfahren, dass GemeinVielleicht aber fängt gerade damit, dass wir schaft und Vergebung eng zusammengehören. nicht Sünder sein wollen, die wirkliche Sünde Wo aber bleibt die Gemeinschaft in der Kirche an! Wieder ist die reformatorische Erkenntnis Jesu Christi, wenn wir seine Vergebung nicht schockierend. Aber wieder ist sie der Bibel ent- auch mit dem Bruder teilen, der in die offene nommen. Sünde ist ja gar nicht zuerst ein mora- Sünde gefallen ist und nun draußen steht? Wir lischer Defekt, sondern etwas geradezu Faszinie- zerstören die eigene Gemeinschaft in der Kirche INFORMATIONSBRIEF 312

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Jesu Christi, wenn wir die Solidarität mit denen draußen ablehnen oder vergessen. Es gibt kein stärkeres Motiv, dem anderen das Wort der Vergebung, des Trostes, der Hilfe anzubieten, als die Rechtfertigungsbotschaft. Gerade die Kirche, der diese Botschaft als Kleinod besonders anvertraut ist, möge sich davor hüten, zur Kirche der Selbstrechtfertigung zu werden, indem sie diese Botschaft für sich behält! Es scheint mir einer der großen, gerade uns herausfordernden ökumenischen Fortschritte zu sein, dass auch in der römisch-katholischen Theologie seit dem Konzil diese Seite am Wesen und Leben der Kirche neu hervortritt: »Christus wohnt nur unter Sündern.« So können gerade diese Sätze Luthers den Blick der Gemeinde für die Welt erhellen. Gewiss bezeichnen sie extreme Positionen. Sie wollen den Sicheren, wo er auch zu finden ist, aus der Sicherheit reißen. Nie hat Luther gemeint, dass die Vergebung der Sünden missbraucht werden dürfe zu einem bindungslosen Leben ohne das Gebot Gottes. Ganz klar ist auch bei ihm wie im ganzen Neuen Testament, dass aus dem Glauben der Gehorsam folgt. Aber wenn es um die Frage geht, was eine Kirche Jesu Christi zuerst und zuletzt für die Welt bedeutet, dann geben Sätze wie diese die Antwort: »Christus wohnt nur unter Sündern; so nimm auch du die Brüder auf und trage sie.« Eine Kirche, in der das geschieht, könnte gerade den locken, der

am Ende ist. Sie könnte auch die herbeiziehen, die ganz ferne sind, und ihnen mit der Botschaft von der Vergebung auch das Gebot Gottes neu aufschließen. Kirchenreform ist eine wichtige, notwendige Forderung in der Gegenwart. Was ist Kirchenreform im tiefsten Sinn? Die tausendfältige Erfahrung in aller Art von Mission und Diakonie antwortet mit Luther: »Immer dann war die Kirche im allerseligsten Stande, wenn sie sich zu den Allersündigsten hielt; denn durch das Tragen von den Lasten wuchs ihre Liebe zu goldenem Glanz.« Alle Aufgaben, die es sonst in der Welt gibt, sind zur Not auch ohne die Christen zu lösen. Selbstverständlich sollen sie mithelfen im Fortschritt und in der Kultur, in der Erziehung und in der Entwicklungshilfe, beim Kampf gegen den Hunger und in der Bemühung um den Frieden. Sie können dabei sogar Pioniere sein, und sind es oft genug gewesen. Bei der großen Aufgabe, im heutigen Wandel der Gesellschaft neue Formen der Gemeinschaft zu entwickeln, können sie Vorbilder sein. Aber die Gabe, die in dem allen gerade von ihnen entfaltet und weitergegeben werden will, ist die Kraft der Versöhnung: »Christus wohnt nur unter Sündern; so nimm auch du die Brüder und trage sie.« (Quelle: Hermann Dietzfelbinger, 1908 bis 1984, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Bayern, Ratsvorsitzender der EKD 1967 bis 1973. Erstveröffentlichung aus: Zeitwende 38/1967, S. 732ff.; auch in einem Nachdruck aus einer Sammlung zum Geburtstag von Landesbischof Hermann Dietzfelbinger enthalten.)

Christus wohnt nur unter Sündern – ein Lied von Matthias Stempfle

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Luther und die Juden Axel Freiherr

von

Campenhausen

Die Reformation ist das folgenreichste Ereignis der Kirchengeschichte des Abendlandes mit Auswirkungen in Kirchen, Gesellschaft und Staat bis heute. Deshalb ist die (Wieder-) Einführung eines Gedenktages wohl zu rechtfertigen. Dagegen wird immer wieder geltend gemacht, Luther sei ein Antisemit gewesen und eine gedankliche Blutspur ziehe sich durch die Geschichte von Luther bis zu den Nazi-Greueln. Abgesehen davon, dass der geplante Tag nicht ein Luther-Tag sein soll (Sein Geburtstag ist im November!) sondern ein Reformationsfest, ist der Vorwurf so nicht richtig, ist eine interessierte Erfindung der Nachkriegszeit und ist in der Geschichtswissenschaft in jüngster Zeit mehrfach widerlegt worden . Natürlich war Luther ein Kind seiner Zeit und der Kirche. Beide waren selbstverständlich judenfeindlich. Vor Luthers Lebenszeit waren die Juden aus mehreren europäischen Ländern grausam vertrieben worden. Zu seinen Lebzeiten gab es regionale Judenvertreibungen auch in Deutschland, bei den sächsischen Wettinern zum Beispiel, oder in Magdeburg, Erfurt oder Regensburg. Mit seiner Schrift »Dass Jesus Christus ein geborener Jude sei« (1523) hob Luther sich davon ab. Er wollte mit den Juden ins Gespräch kommen und erwartete, sie mit der wieder entdeckten Evangeliums-Botschaft auch gewinnen zu können. Axel Freiherr von Campenhausen Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 INFORMATIONSBRIEF 312

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Schön war die religiös begründete Judenfeindschaft der Zeit natürlich nicht. Aber entgegen den modernen Behauptungen hatte dieser Antijudaismus mit dem modernen rassistischen Antisemitismus des 19. und 20. Jahrhunderts wenig gemein. Es war eine aus religiösen Gründen, der Tötung Jesu nämlich, abgeleitete Ablehnung der Juden. Das galt für die ganze damalige Kirche ebenso wie für so kluge Leute wie Erasmus von Rotterdam mit seinen erstaunlichen Schmähungen der Juden. Allerdings hat Luther, als er alt und krank und von Sorgen um das Überleben der Re­ formation bedrängt war, mit der Schrift »Von den Juden und ihren Lügen« (1543) in beschämender Weise danebengegriffen. Das ist nicht zu beschönigen. Aber es ist nicht die Quelle des modernen Antisemitismus, sondern ein Exzess des mittelalterlichen, religiös begründeten Antijudaismus. Seit dem Dreißigjährigen Krieg orientierte sich die Evangelische Kirche für ihr Verhältnis zu den Juden an Luthers früher, judenfreundlicher Schrift »Dass Jesus Christus ein geborener Jude sei« (1523). Die antijudaistische Schrift von 1543, die für Generationen in den gängigen Lutherschriften nicht abgedruckt wurde, hatte man nicht vor Augen oder lehnte sie als nicht maßgeblich ab. Der moderne rassistische Antisemitismus schöpfte aus anderen Quellen. Charakteristisch sind dafür (neben den späteren Nationalsozialisten) im 19. Jahrhundert Namen wie Richard Wagner und insbesondere John Steward Chamberlain oder Adolf Stoecker. Bemerkenswerterweise kommt der Name Martin Luthers in diesem Zusammenhang und in der umfangreichen einschlägigen Literatur 13


Buchdeckel des Werkes »Von den Juden und ihren Lügen« von Martin Luther, 1543

nicht vor, und zwar deshalb, weil seine antijudaistische Schrift nicht bekannt war. In der Evangelischen Kirche war sie allenfalls Fachleuten bekannt. Aber die Kirche erkannte sie nicht als ihre Botschaft an und ließ sie über Generationen in den gängigen zahlreichen Ausgaben von Luthers Schriften einfach weg. Über Generationen war sie nicht gedruckt worden. Auch die eifrigen Antisemiten des 19. Jahrhunderts kannten sie nicht. Deshalb konnten die Nationalsozialisten der Kirche den Vorwurf machen, die Evangelische Kirche habe dem deutschen Volk so eine wichtige Schrift verheimlicht. Tatsächlich hatten erst die völkischen Antisemiten des 20. Jahrhunderts Luthers späte Judenschrift wieder entdeckt. Eine wissenschaftliche Untersuchung hat kürzlich gezeigt, dass Luthers Name in der literarischen Hexenküche des modernen Antisemitismus keinmal erscheint und in entsprechenden Fachbibliotheken nicht enthalten war. Das gilt selbst für Hitlers »Mein Kampf«: Er wusste von Luthers Schrift nichts und hatte seinen Antisemitismus aus anderen, insbesondere aus Wiener Quellen (vgl. Wallmann, in: Zeitschrift für 14

Theologie und Kirche 114 [2017], S. 289–314). Überall da war nicht Luther, sondern John Steward Chamberlain die richtunggebende Autorität. In seinem Hauptwerk »Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts« (2 Bde. 1899) entwickelte er eine Rassentheorie, welche den Nationalsozialismus wesentlich beeinflusste. Selbst bei Saul Friedländer (Das Dritte Reich und die Juden, 2008), einer Autorität der Antisemitismusforschung, kommt der Name Luthers im Register zwar mehrfach vor. Gemeint ist dabei aber nicht der Reformator, sondern der Staatssekretär im Auswärtigen Amt und Teilnehmer der Wannsee-Konferenz gleichen Namens. Die trotz besserer Erkenntnis immer wiederholte These von der Kontinuität des antisemitischen Gedankenguts von der Reformation Luthers bis zu Hitler ist eine ungeschichtliche, politisch interessierte Konstruktion. Die problematische Judenschrift Luthers spiegelt den in der ganzen Christenheit damals verbreiteten religiös motivierten Antijudaismus wider. Ein Einfluss auf den rassischen Antisemitismus des späten 19. und des 20. Jahrhunderts ist auszuschließen. W OKTOBER 2018

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August Friedrich Christian Vilmar (1800––1868) Vom rationalistischen Theologen und liberalen Politiker zum »positiven« konfessionalistischen Lutheraner und konservativen, antipreußischen kurhessischen Politiker Walter Rominger Zur Hinführung Obwohl seit seiner und unserer Zeit viel Zeit ins Land gegangen ist, hat die Beschäftigung mit dem abwechslungsreichen Lebensweg des am 21. November 1800 im hessischen Solz bei Bebra geborenen und am 30. Juli 1868 im 68. Lebensjahr in Marburg an der Lahn heimgegangenen August Friedrich Christian Vilmar nichts an Interessantem verloren. Allein schon seine in der Überschrift angesprochene Wandlung vom rationalistischen Theologen und liberalen Politiker zum »positiven« konfessionalistischen Lutheraner und konservativen, antipreußischen hessischen Politiker lassen dies erahnen, zumal dann, wenn noch berücksichtigt wird, dass er sich außerdem ganz wesentlich auch noch als »Schulmann« und Literaturhistoriker betätigt hat. Damit sind es drei Bereiche, die Vilmar »abgedeckt« hat, die zeitlich teils nacheinander liegen, teils sich auch überschneiden, in jedem Fall in dieser Persönlichkeit eine kongeniale Einheit fanden und mit, wenn aber auch nicht ausschließlich, der Aufteilung des nachstehenden Aufsatzes dienen: Vilmar war »Schulmann« und Literaturhistoriker, dazu wie es die Überschrift bereits zeigt, Politiker und Theologe und das, ohne dass dies schon eine vollständige Aufzählung ist, Direktor des Marburger Gymnasiums (1833–1850), Vortragender Rat im Innenministerium in Kassel (1850–1855) und Professor der Theologie in Marburg (1855–1868).

Walter Rominger Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 INFORMATIONSBRIEF 312

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Frühe Jahre: Rationalistischer Theologe und liberaler Politiker Der heranwachsende August Friedrich Christian Vilmar studierte in den Jahren 1818 bis 1820 evangelische Theologie in Marburg, die damals (und auch später wieder etwa durch Wilhelm Hermann, dem Lehrer Rudolf Bultmanns und dessen Schüler Ernst Fuchs) stark rationalistisch geprägt war und den Studenten zum theologischen Rationalismus führte. Anschließend war er Lehrer an der Stadtschule von Rotenburg (Hessen), wurde 1824 zu deren Rektor ernannt und war ab 1827 Gymnasiallehrer in Hersfeld. In dieser Zeit vertrat er – noch – eine rationalistisch-aufklärerische Theologie, wobei diese ihm allerdings mehr und mehr fragwürdig wurde und sich bei ihm also ein Umschwung abzuzeichnen begann. 1831 wurde er noch als liberaler Abgeordneter von Hersfeld in die kurhessische Ständevertretung entsandt, wobei er inzwischen nicht mehr für den Liberalismus stand – eindeutig jedenfalls nicht mehr, weder für den theologischen noch für den politischen. Ihm ist in dieser Abgeordnetenfunktion eine Verbesserung des kurhessischen Schulwesens zu verdanken. Eine »Wegmarke« seiner inneren Entwicklung stellt die 300-Jahrfeier des Augsburgischen Bekenntnisses 1830 dar.1

Die Umorientierung –– geistesgeschichtlich: Von der Romantik zur Restauration Der Umschwung, der sich in dieser Zeit (um 1830) bei August Friedrich Christian Vilmar abzeichnete, entspricht geistesgeschichtlich dem des Übergangs von der Romantik in die Restauration. Im Lebensgang Vilmars war es der vom theologischen Rationalismus zur konfessionellen, positiven Theologie und vom liberalen Politiker schließlich zum Wortführer der (kirchlich-) konservativen Partei in Kurhessen. 15


und Wilhelm Grimm (1786–1856) und lieferte Beiträge zum Staats- und Gesellschaftslexikon (1859–1866) des Berliner politischen Publizisten, Parlamentarier und Berater Bismarcks, Hermann Wagener (1815–1889).

Der Politiker

Es waren persönliche Erlebnisse, Kritik an den Tendenzen seiner Zeit und genauso seine Beschäftigung mit den Kirchenvätern, mit Luther und der (lutherischen) Orthodoxie, welche bei Vilmar zu einem Umdenken führten und ihn dann auf diesem Weg weitergehen ließen. So vertrat er denn auch bereits 1830 anlässlich der 300-Jahrfeier der Reformation, dass für ihn als dem »positiven Grund« des Glaubens vor allem Bekenntnis und Kirche stehen, was freilich nicht weniger war als seine Abwendung vom Rationalismus. Er gab sich bereits damals als strenger Lutheraner zu erkennen und zeigte seine konfessionelle Ausrichtung in Forschungen auf verschiedenen Gebieten, etwa auch in der Hymnologie.

Der »Schulmann« und Literaturhistoriker Die (frühen) Jahre des »Schulmanns« Vilmar fanden bereits Erwähnung (vgl. Frühe Jahre …): Lehrer an der Stadtschule Rotenburg (Hessen), Rektor daselbst (1824), Gymnasiallehrer in Hersfeld (1827). Nach kurzer Tätigkeit als Referent im ersten Ministerium Hassenpflugs wurde er dann 1833 Direktor des Gymnasiums in Marburg. Die für seine innere, geistig-geistlich Entwicklung wichtige »Wegmarke«, das Reformationsjubiläum 1830, lag damit bereits hinter ihm. Der publizistische Ertrag zur Literaturgeschichte ist beträchtlich: eine viel beachtete und weit verbreitete »Geschichte der deutschen Nationalliteratur« (1. Auflage 1845, 26. Auflage 1905), die aus Vorlesungen entstanden ist, gilt als das bedeutendste seiner germanistischen Werke; beachtlich ist auch sein Werk »Idioton von Kurhessen«, das in seinem Todesjahr erschien (Marburg 1868, Neudruck 1969). Zudem war er Mitarbeiter am »Deutschen Wörterbuch« der Gebrüder Jacob (1785–1863) 16

In der Zeit, zu der August Friedrich Christian Vilmar Rektor des Gymnasiums in Marburg war (ab 1833), entwickelte er seine theologische und politische Konzeption. Er, der einstmals liberale Politiker, wurde zum Wortführer der kirchlich-konservativen Partei in Kurhessen. Ab 1837 war er dann auch Kirchen- und Schulreferent im Innenministerium in Kassel. Im zweiten Ministerium Hassenpflugs war er ab 1850 Vortragender Rat. Seine Stellung als Redakteur des »Hessischen Volksfreund« von 1848 bis 1851 stellte er in den Dienst damaliger politischer Reaktion, die er jedoch theologisch rechtfertigte, so eine später geäußerte Ansicht (Klaus Scholder, RGG³, VI, Sp. 1402). Vilmar übte Kritik an Eingriffen der Monarchie in die Belange der Kirche und lehnte damit zwangsläufig auch die Einführung der unierten Kirche in Preußen ab (Ablehnung der Unionskirche auch durch den Berliner Juristen [Staatsrechtslehrer], Kirchenmann und Politiker Friedrich Julius Stahl, 1802–1861). In der Nationalversammlung in Frankfurt vertrat er, etwa im Gegensatz zu dem schwäbischen Dichter und Germanisten Ludwig Uhland (Tübingen, 1787–1862), einem überzeugten Republikaner und Demokraten, eine antirepublikanische und -demokratische Position (Auch der Dichter und Sprachenforscher Viktor von Strauß und Torney, 1809–1899, war als Abgesandter Bückeburgs 1848 in der Frankfurter Nationalversammlung). Vilmar hielt die Revolution von 1848 für ein großes Unrecht. Als einem bedeutenden konservativen Politiker und »Schulmann« gebührt Vilmar ein fester Platz in der kurhessischen Geschichte.

Der Theologe Keineswegs unterschätzt werden darf die Bedeutung des vielseitig interessierten Theologen Vilmar für die evangelische Kirche, für deren Freiheit von jeglicher staatlicher Bevormundung er sich einsetzte und dessen ganze Liebe und aller Eifer der sichtbaren Kirche galt. In dieser sah er Christus durch den Heiligen Geist gegenwärtig. Von daher ist es auch nicht verwunderlich, dass er dem kirchlichen Amt, das sich in der Predigt des Wortes und der Spendung der Sakramente vollzieht, große Bedeutung beiOKTOBER 2018

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maß. Bereits als Vertreter des Kassler Generalsuperintendenten, der er ab 1851 war, versuchte er, die Kurhessische Kirche in seinem Sinne umzugestalten, durch Bußzucht und strenge Sakramentsverwaltung. Zwar war Vilmar, der Wortführer der kirchlich konservativen Partei Kurhessens, durch die Pfarrerschaft zum Nachfolger des kurhessischen Generalsuperintendenten gewählt worden, aber nicht vom Kurfürsten als solcher bestätigt, dafür aber zum Professor für Praktische Theologie 1855 nach Marburg berufen worden. Seine bis heute wohl bedeutendste theologische Schrift – viele dieser entstanden aus Vorlesungsmitschriften – ist seine glänzend geschriebene Programmschrift »Die Theologie der Tatsachen wider die Theologie der Rhetorik«, die mehrfach aufgelegt wurde (1. Auflage 1856, 4. Auflage 1876, Neuauflage besorgt von Hermann Sasse 1938, Nachdruck auch 1968, Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft). Diese sah er als »Bekenntnis und Abwehr« an und begann damit seine theologische Lehrtätigkeit in Marburg. Er zeigte damit auch auf der theologisch-akademischen Ebene, auf der er so manchen Widerspruch gerade auch wegen dieser Schrift erfuhr, in welche Richtung es gehen sollte. »Die Theologie der Rhetorik« ist vom Wissenschaftsbegriff überfremdet; dieser setzt Vilmar »die Theologie der Tatsachen« entgegen; der christliche Glaube könne nur in seiner »Ganzheit und Ungebrochenheit« erfahren und bezeugt werden. Diese auf Abwehr ausgerichtete Schrift enthält indes auch sein Verständnis von Wesen und Auftrag der Kirche und dessen Lehre vom geistlichen Amt und dessen Vollmacht. Das Zentrum des theologischen Denkens Vilmars sind die »objektiven Tatsachen« des Heils und ihre »Erfahrung« gegen alles »Reden« und »Wissen«. Vilmar sah diese »objektiven Tatsachen« in der Kirche repräsentiert, die er gegen rationalistische Auflösung und calvinistische Tendenzen verteidigte. Sie ist nach Vilmar »der Leib Christi und seine Herrlichkeit«. Wichtig wurde für ihn das geistliche Amt, nach Vilmar ein »direkt göttliches Institut«, welches allein die Weitergabe des Heils sichert. Mit dieser Anschauung musste Vilmar das »allgemeine Priestertum« ablehnen und zu einer hierarchischen Ordnung des Kirchenregiments kommen (ähnlich Friedrich Julius Stahl), worin die erwähnte Bestreitung des landesherrlichen Summepiskopats2 begründet liegt. Vilmar sah in dieser hierarchisch verfassten Kirche das Einzige, was der Auflösung der Zeit entgegenwirken könnte. Vilmar, ein Vertreter des (lutherischen) Konfessionalismus innerhalb der »positiven INFORMATIONSBRIEF 312

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Theologie« des 19. Jahrhunderts, lehnte den Summepiskopat des Kurfürsten ab und forderte Freiheit für die Kirche. Er kämpfte in seiner Zeit als Professor in Marburg gegen den landesherrlichen Summepiskopus und für den lutherischen Bekenntnisstand in Hessen, veröffentlichte aber auch noch kulturgeschichtliche und politische Arbeiten, welche seine nationale Grundhaltung wieder deutlich hervortreten lassen. Denn anders als sein jüngerer Bruder Wilhelm (1804– 1884), der Pfarrer in Melsungen war, ging er 1855 über die Frage des hessischen Konfessionsstandes nicht den Weg in die (lutherische) hessische Renitenz (so auch Georg Christian Dieffenbach, 1822–1901, Pfarrer, Erbauungsschriftsteller und Dichter, auf den das bekannte Abendgebet: »Herr bleibe bei uns«, zurückgeht, siehe EG S. 1218, der auch nicht in die Renitenz ging) und weshalb es zur Entzweiung der beiden Brüder kam. In der Zeit von 1860 bis 1866 gab er die »Pastoral-theologischen Blätter« (Stuttgart) heraus.

Seine Wirkungsgeschichte Der Einfluss des August Friedrich Christian Vilmar zu dessen Lebzeiten ist keineswegs zu unterschätzen, wie bereits deutlich geworden sein durfte. In den Jahren seiner Tätigkeit als Professor für Praktische Theologie (1855–1868) beeinflusste er die hessische Pfarrerschaft. Trotz seines Alters sammelte sich um ihn schnell ein Schülerkreis. Von diesem wurde auch ein Teil seiner (theologischen) Werke aus Mitschriften posthum herausgegeben. Nach dem Heimgang August Friedrich Christian Vilmars beriefen sich unter anderem die Vertreter der hessischen Renitenz (der der ja im Gegensatz zu seinem Bruder Wilhelm nie angehörte) auf ihn (1873) als ihren Lehrer. Im Kirchenkampf während des Dritten Reiches wurde Vilmar oft zitiert. W Eingesehene Literatur Evangelisches Gemeindelexikon, S. 518 (Helmut Lamparter) ELThG, III, S. 2101f. (Rudolf Keller) Fachwörterbuch Theologie, S. 163 Lexikon des Konservatismus, S. 576f. (Wolfgang Fenske) RGG³, VI, Sp. 1401–1403 (Klaus Scholder)

Anmerkungen 1) Zu diesem Anlass komponierte Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809–1847) seine vierte Symphonie, die so genannte »Reformationssymphonie«, die in ihrem letzten (4.) Satz den Lutherchoral »Ein feste Burg ist unser Gott« thematisiert. Mendelssohn wurde jedoch nicht rechtzeitig mit der Symphonie fertig. 2) Summepiskopat (lat. summus episcopus »oberster Bischof«) auf die Reformationszeit zurückgehende, in den evangelischen Landeskirchen bis 1918 praktizierte Regelung, dass der Landesherr zugleich der oberste Bischof der Landeskirche ist.

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Christliches Reden von »Wiedergeburt« verabschieden? Warum es biblisch ums Neuwerden des inneren Menschen geht Werner Thiede

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iele Menschen sehnen sich nach innerer Erneuerung. Im Christentum gibt es dafür – unter anderem – den Begriff der »Wiedergeburt«. Bereits im Neuen Testament kommt er mehrmals vor. Doch die Neutestamentlerin Ulrike Kaiser meint, man solle und dürfe ihn »verabschieden«. Was ist davon zu halten? Wiedergeburt ist ein neutestamentlicher Begriff in Verbindung mit der Taufe. Ein neues Leben entsteht in der Glaubensverbindung mit dem gekreuzigten und auferstandenen Christus. Das bedeutet Umkehr, Orientierung am Reich Gottes, an der Gegenwart und Zukunft des Ewigen – als Geschenk des Heiligen Geistes. Doch die Hamburger Privatdozentin für Neues Testament Ulrike Kaiser plädiert für eine andere Art von Umkehr, nämlich für eine Abkehr vom spirituellen Begriff der Wiedergeburt. Ein Umdenken sei hier nötig, heißt es bei diesem neuesten Versuch einer Entkernung traditioneller Denkweisen in Theologie und Kirche. Es lohnt sich, die Argumentation von Kaiser in Augenschein zu nehmen. Mit Recht macht die Exegetin darauf aufmerksam, dass die biblische Rede von der »Wiedergeburt« inhaltlich nicht so eindeutig sei und so einhellig verstanden werde, wie man angesichts des bekannten Begriffs vielleicht meinen könnte. Seine lange Auslegungsgeschichte bestätigt dies. Doch ließe sich Ähnliches nicht auch über den sachlich ja sehr verwandten Begriff der Taufe sagen? Wann wird

man deshalb auf die Idee kommen, den Begriff und den Ritus der Taufe kirchlich zu verabschieden? Dass unter dem Begriff der »Wiedergeburt« laut Kaiser nichts Spezifisches verstanden werden könne, ist eine doch eher flapsige These. Es geht hier biblisch um die Grundunterscheidung von altem und neuem Menschen, vom Beginn des ewigen Lebens im Hier und Jetzt. Das sind zentrale Anliegen der urchristlichen Botschaft, die genaueres Hinsehen und sicher auch Diskussionen einfordern, aber gewiss keine »Verabschiedung«. Wieso der Begriff »Wiedergeburt« nicht wirklich helfe, »die Inhalte der biblischen Texte zu verstehen«, leuchtet als polemisch klingende Behauptung keineswegs ein. Was sein Bildgehalt besagt, habe ich im Lexikon »Die Religion in Geschichte und Gegenwart« (RGG4) erläutert: »Der Geburt, an der der Säugling allenfalls reflexhaft beteiligt sein kann, gehen Zeugung und Embryonalstadien voraus; Gotteskindschaft muss also konsequent als reines Geschenk verstanden werden – wie der Glaube selbst, der sich als ihre freilich unerlässliche Bedingung dem Wort verdankt. Gottes Treue gewährleistet einseitig die Stabilität und damit Kontinuität der im Geist Christi eröffneten Heilsrelation.« Dass dem Begriff der Wiedergeburt gerade dort, wo Kirche heute noch rasant wächst statt abnimmt, nämlich im charismatisch-evangelikalen Christentum, eine hohe, erschließende Bedeutung zukommt, sollte zu denken geben. Er hat im Übrigen nichts mit »Seelenwanderung« zu tun, die keine kirchlich akzeptierte Lehre darstellt.

Nicht um sich selbst kreisen

Werner Thiede Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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Freilich ist der Begriff »Wiedergeburt« im volkskirchlichen Sprachgebrauch wegen seiner aus dem Pietismus erwachsenen »gesetzlichen« Färbung weithin verschwunden. Als Philipp Jakob Spener 1705 starb, hatte er 20 Jahre lang OKTOBER 2018

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Einfluss darauf genommen, dass der neutestamentliche Begriff »Wiedergeburt« ins Zentrum theologischer Erkenntnisbemühung trat. Dass die Taufe selbst als »Bad der Wiedergeburt« gilt, hatte er dabei stets bejaht – und sich demgemäß von der Auffassung abgesetzt, Kindertaufe und innere Wiedergeburt seien voneinander getrennte Ereignisse. Immer schon waren in der reformatorischen Tradition Taufe und Glaube aufs engste aufeinander bezogen gewesen – im Fall der Kindertaufe durch Luthers Theorie des »Kinderglaubens« und allgemein durch die vorläufige Glaubensstellvertretung im Patenamt. Die Grundlehre, dass der Mensch zum Heil nur gelange im Glauben an Jesus Christus und somit durch das Geschenk der Rechtfertigung, der bedingungslosen Annahme bei Gott, hat Spener von den Reformatoren übernommen. Neu war beim Vater des Pietismus die Zentrierung dieser Heilslehre im Begriff »Wiedergeburt«. In ihm sah er die Momente des Glaubens, der Bekehrung, der Rechtfertigung und der anfänglichen Heiligung vereint. Ihn machte er daher zum Programmbegriff für ein erfahrungsbezogenes Christentum. Für Spener durfte Theologie nicht bloß Wissenschaft sein. Ihm ging es um die innere Anordnung von Glaube, Gnadenerkenntnis, Rechtfertigung und Heiligung, also von Punkten, die bereits im Altprotestantismus schulmäßig aufeinander bezogen waren. 1682 hatte er den Artikel von der Rechtfertigung noch als den wichtigsten bezeichnet, in den alle anderen Grundartikel und Lehren mit einflössen. Seit 1684 aber trat der Begriff der Wiedergeburt konsequent als »einer der wichtigsten« fürs Heilsverständnis hervor, um schließlich 1687 überhaupt als »nötigster« zu gelten. 1693 konnte Spener betonen, die Lehre von der Wiedergeburt sei »vor allen anderen hauptsächlich wichtig«. Die Rechtfertigung galt also nur noch als eines von deren Teilmomenten. In einer Predigt legte Spener dar, wie er selber drei Ereignisse als einheitlichen Wiedergeburtsakt verstand: Am Anfang stehe die Erweckung des Glaubens, in der Gottes Geist aus dem verkündeten Wort das Begehren der erkannten Gnade entzünde. Solche Annahme des göttlichen Angebots sei es, der Gott sogleich die Rechtfertigung aus Gnade verleihe. Schließlich folge hieraus die Erschaffung einer neuen Kreatur (2.Korinther 5,17), ja einer neuen Natur (2.Petrus 1,4) in der Seele. Somit deutete Spener »Wiedergeburt« als Anfang eines wirklich neuen Lebens, als reale, erfahrbare Erneuerung des Menschen in der Gemeinschaft mit dem aufINFORMATIONSBRIEF 312

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Als Philipp Jakob Spener 1705 starb, hatte er 20 Jahre lang Einfluss darauf genommen, dass der neutestamentliche Begriff »Wieder­ geburt« ins Zentrum theologischer Erkenntnis­ bemühung trat. erstandenen Christus. Hieraus leitete er weiter ab, dass aus solcher Wiedergeburt notwendig Tugenden und Pflichten flössen.

Widerrufbare Wiedergeburt? Dabei hatte Spener eine innere, der Natur des Heiligen Geistes entsprechende Notwendigkeit im Blick, also nicht das äußere Drohen des göttlichen Gesetzes. Dennoch war und blieb eben dies die Stelle, an der seine Wiedergeburtslehre theologisch problematisch wurde. Einerseits fasste er die Wiedergeburt unter Berufung auf neutestamentliche Aussagen als einen Vorgang auf, der in die Dimensionen göttlicher Natur reicht, nämlich als realen Beginn ewigen Lebens. Andererseits schloss er daraus auf eine dieser Natur entspringende Heiligung in Richtung geistlich-moralischer Vervollkommnung. Da diese Geistesfrucht im Leben des Wiedergeborenen erfahrbar sein müsse, sei von überprüfbarer »Heiligung« die Realität der Wiedergeburt abhängig zu machen – und gegebenenfalls sogar zu widerrufen! Auf diese Weise kam Spener zu der Überzeugung, das begonnene ewige Leben sei ein durchaus sterbliches: Der neue Mensch könne 19


wiederum getötet werden. Er lehrte demgemäß ausdrücklich, es genüge nicht, einmal wiedergeboren worden zu sein. Die Wiedergeburt sei vielmehr verlierbar. Möglich sei auch ihre Wiederholung, also eine nochmalige Wiedergeburt. Ob und wann dies notwendig sei, darüber könne eine beständige sittliche Selbstkontrolle Auskunft geben. Der Vorteil von Speners Lehre, der so gerne in der »Erfahrung« gesehen wird, erweist sich allerdings zugleich als ihr Nachteil: Sie stellt sich gewissermaßen selbst ein Bein, wenn sie das Geschenk der Rechtfertigung im Glauben nicht letztlich jenseits der Selbsterfahrung ansiedelt. Denn solche Selbsterfahrung bleibt bis zum leiblichen Tod – das hatte Martin Luther immer wieder betont – zweideutig: Neben der neuen geistlichen Erfahrung beinhaltet sie ja doch weiterhin auch die bleibender Sündhaftigkeit und fortbestehender Anfechtung. Nun wusste das freilich im Grundsatz auch Spener. Er betonte zum einen sehr den »Adel der Wiedergeborenen«: Es finde sich »in der neuen Natur nichts als lauter Heiliges und Gerechtes«. Aber ihm war zum andern durchaus klar: Trotz dieser reinen »neuen Natur« finden sich im Christen immer noch »Befleckungen« – und zwar nicht allein auf der Ebene triebhafter Begierden, sondern auch im Verstand und im Willen. Darum könne es nur darum gehen, sich mehr und mehr zu reinigen. Das Ablegen der Sünde sei kein einmaliger, sondern ein langwieriger, durchaus schmerzlicher Prozess. Und wer nicht den Fleiß anwende, sich täglich mehr zu reinigen, der könne nicht versichert sein, im Stand der Wiedergeburt zu stehen. Solch unerlässliche Selbstkontrolle des »Wiedergeborenen« bedeutet allerdings ein ständiges Um-sich-selbst-Kreisen: Er hat sich nach dieser Auffassung vor allem mit dem Erhalt und der Vervollkommnung seiner göttlichen Natur zu befassen – als würde die sich nicht als in der unsterblichen Liebe Gottes gegründete durchaus selbst erhalten. Wer eben hieran zweifelt, kann in der Tat in Glaubensschwäche und Anfechtung fallen. Wäre es nicht vielmehr angesagt, um Christus zu kreisen, von dem her der Christenmensch immer wieder neu im Glauben sein wahrhaft neues Sein beziehen darf? Zwar wollte Spener Werkgerechtigkeit und falsche Sicherheit vermeiden. Aber er versuchte das unbeabsichtigt auf Kosten der frohen Gewissheit, dass der an Jesus Christus glaubende Mensch als Wiedergeborener bereits durch das Endgericht Gottes hindurch (Johannes 5,24) und so des ewigen Lebens teilhaftig (1.Johannes 5,11) ist. Im Grunde ist diese Gewissheit als Ausdruck ewiger Liebe am ehesten im Stande, jene Früchte zu 20

PIA DESIDERIA – Philipp Jakob Spener, 1676

zeitigen, wie sie aus dem dankbaren Bewusstsein des Erlöstseins erwachsen. Man müsste Ulrike Kaisers Anstoß also ins Gegenteil wenden: Ein Umdenken wäre gerade in der Richtung nötig, dass man sich geistlich wieder stärker auf den ursprünglichen Sinn der Rede von »Wiedergeburt« zurückbesinnen sollte. Ihn zu »verabschieden«, wie man sich liberaltheologisch ja auch anhaltend bemüht, die Kreuzes- und Osterwahrheit unter die »Notwendigen Abschiede« (Klaus-Peter Joerns) zu rechnen, könnte nur bedeuten, die Kategorie des Ziels aller Dinge weiter aus der kirchlichen Theologie zu verdrängen. Das aber würde letztlich die Authentizität christlicher Kirche zunehmend untergraben. Die Folge wäre eine immer tiefer reichende Aufspaltung der Kirche in Traditionsgebundene, Gleichgültige und liberal Abdriftende. »Evangelische Kirche – Schiff ohne Kompass?« – mein Buchtitel aus dem Reformationsjubiläumsjahr würde sich weiter bewahrheiten! W OKTOBER 2018

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Der Berufung folgen –– dem Auftrag treu bleiben Jens Ulbricht

I

n meiner Zeit als ehrenamtlicher Mitarbeiter in der kirchlichen Jugendarbeit wurde ich von unserem Jugendwart auf einem Klausurwochenende am Lagerfeuer gefragt, ob wir ein Zirkuszelt/Rundzelt gebrauchen könnten. Er hat eines von einem Unternehmensberater aus Hannover angeboten bekommen. Mein erster Gedanke – nein, es gibt genügend Zelte die man günstig ausleihen kann. Jedes zweite Dorf hat ein Festzelt. Aber halt, war da nicht vor zehn Jahren der Gedanke, Zeltmeister wäre eine Aufgabe, wo ich meine vielfältigen technisch und organisatorischen Begabungen für Gott einsetzten kann. Und nun diese Anfrage – der Gedanke ließ mich nicht locker, ich war die ganze Nacht aufgewühlt und habe diese halb wachend, halb betend, halb schlafend verbracht. Nach dieser Nacht war mir klar, wenn Jesus will, dass ich diese Aufgabe übernehme, dann muss er drei Bedingungen erfüllen: 1. Er muss mir zum Stille-Wochenende, zu welchem ich mich für das folgende Wochenende angemeldet hatte, eindeutig zusprechen, dass dies jetzt meine Aufgabe ist. 2. Das Evangelisationsteam um Lutz Scheufler muss Verwendung für das Zelt haben (die wussten bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts von dem Zelt). 3. Mein Freund Jens Werner muss sein Grundstück und seine Scheune als Lager- und Abstellort zur Verfügung stellen. Jesus Christus hat alle drei Bedingungen erfüllt und über diese Umwege des Zeltes bin ich vor sechs Jahren zum Evangelisationsteam gekommen – anfangs als ehrenamtlicher Zeltmeister und Leiter des Zeltteams, seit Ende 2014

Jens Ulbricht Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 INFORMATIONSBRIEF 312

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zusätzlich als ehrenamtlicher Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender, in 2016 zu 20 Prozent und seit Anfang 2017 bin ich nun für diese vielfältigen Aufgaben vollzeitlich im Evangelisationsteam e. V. angestellt. Wenn ich zurückblicke, kann ich nur staunen, wie Jesus uns als Evangelisationsteam in den letzten Jahren geführt hat. Durch viele kleine und große Wunder hat er uns seit Frühjahr 2011 in der Arbeit mit dem Evangelisationszelt geführt. Es wurde immer wieder deutlich, dass er der Handelnde ist. 2013 haben wir unsere erste Zeltevangelisation mit ehrenamtlichen Mitarbeitern aus ganz Deutschland in Wurzen durchgeführt. Dabei haben wir gemerkt, mit dieser Unterstützung sind Evangelisationen mit und ohne Zelt in Regionen Deutschlands möglich, wo nur noch wenige Christen leben. Mit unserem Missioteam unter der Leitung von Kornelius Weisflog hat uns unser Herr seit 2014 einen Pool von ehrenamtlichen Mitarbeitern für diese Aufgabe zur Verfügung gestellt.

Zeltevangelisationen –– ist das noch zeitgemäß? Diese Frage wird mir immer mal wieder gestellt und ich kann diese Frage aus mehreren Gründen mit einem vollen Ja beantworten. Hier die wichtigsten Antworten: Ja, denn wenn Jesus Christus als unser Herr uns als Evangelisationsteam in Sachsen vor inzwischen sechs Jahren neu in diese Arbeit hineinruft und wir im Rückblick nur staunend sehen können wie er der Lenkende war und ist, dann hat er damit einen Plan und eine Aufgabe. Wichtig ist, dass wir ganz nah an ihm dranbleiben, auf ihn hören und klar und eindeutig seine Botschaft verkündigen – wichtig ist, dass die Hauptsache die Hauptsache bleibt. Ja, Veranstaltungen im Zelt sind modern, jedes Dorffest findet in einem Zelt statt, Jubiläen, Firmenfeste werden in Zelten gefeiert, es wird tagelang aufgebaut und keine Mühe gescheut für das richtige Ambiente. Dies setzt dann gewisse Maßstäbe hinsichtlich einer zeitgemäßen Ausstattung. 21


Ja, es wird mir immer wieder von den Mitarbeitern in den Gemeinden bestätigt, dass ins Zelt sich Leute einladen lassen, die nicht mehr in die Kirchen und Gemeinden gehen. Die Erfahrungen der letzten fünf Jahre haben mir gezeigt, dass das Zelt nach wie vor ein sehr guter Ort ist, um das Evangelium von Jesus Christus zu verkündigen.

Missverständnis Zeltevangelisation In Gesprächen z. B. an unserem Infostand auf Tagungen fällt mir manchmal auf, dass mit dem Begriff Zeltevangelisationen häufig aufwändige Unterhaltungsprogramme mit etwas christlicher Botschaft verstanden werden. Doch dies ist nicht unser Auftrag – Unterhaltungsprogramme können andere besser – unser Auftrag ist, Menschen von Jesus Christus zu erzählen und sie zu einem Leben in der Nachfolge und unter der Herrschaft von Jesus Christus einzuladen. Und um diesen Auftrag zu erfüllen, braucht es nicht mehr als eine klare Verkündigung, etwas gute Musik und eventuell noch ein Zeugnis/ Interview. Wichtig ist natürlich auch, dass der Veranstaltungsort einladend ist, und sich die Menschen dort wohlfühlen können. Deshalb ist uns eine gute, zeitgemäße, dem Zweck dienliche Ausstattung unseres Zeltes wichtig.

Gott ERlebt im Zelt Ich bin sehr dankbar dafür, dass Jesus uns ein so schönes Zelt geschenkt hat, aber noch mehr erfreuen mich die Geschichten von Menschen die von Gott verändert wurden, die ein Leben mit Jesus Christus im Zelt begonnen haben. Da ist z. B. eine Frau aus Wurzen, die im Zelt Jesus Christus in ihr Leben aufgenommen hat – heute arbeitet sie in der Blau Kreuz Gruppe in Wurzen mit und gibt das weiter, was sie empfangen hat. Oder die Frau, die auf dem Weg vom Bahnhof nach Hause ein Banner der Zelttage sieht, und daraufhin die Veranstaltungen besucht und nach einigen Tagen ihr Leben Jesus Christus anvertraut. 22

Ein Mitarbeiter aus unserem Missioteam war 2015 bei seinem ersten Einsatz mit zu Zelttagen unterwegs. Dieser Einsatz war wie eine Initialzündung für ihn – ein Jahr später fand die erste kleine Evangelisationswoche mit Missioteam in seiner kleinen Gemeinde statt. Seitdem finden regelmäßig evangelistische Abende statt und für 2019 sind Zelttage mit Missioteam in dieser Stadt geplant. Im Juni 2017 waren wir mit dem Zelt drei Wochen in Werdau. Die Gemeinden in Werdau haben seit 2003 alle zwei Jahre Zelttage – Lutz Scheufler hat schon häufiger dort gepredigt. Dieses Jahr waren wir zum ersten Mal mit unserem Zelt in Werdau. Es hat mich beeindruckt, wie stark die Wiederholung der Zelttage alle zwei Jahre zu einer Grundakzeptanz in der Stadt führt und dieses Jahr zwischen 30 und 50 Prozent gemeindeferne Menschen die Veranstaltungen besuchten. Es ist spannend zu sehen, wie Menschen, die schon vor sechs, vier bzw. zwei Jahren die Veranstaltungen im Zelt besuchten, in diesem Jahr ihr Leben Jesus Christus anvertraut haben.

Gott ERlebt in Ihrer Stadt Ich möchte Ihnen Mut machen in Ihrer Gemeinde im Gebet zu prüfen, ob eine Evangelisation im Zelt dran ist und dann mutig voranzugehen. Gern komme ich auch in Ihre Gemeinde und erzähle zeugnishaft, was wir mit Gott erlebt haben und welche Möglichkeiten sich für Ihre Stadt oder Ort bieten. Wenn Sie sagen: Wie sollen wir das schaffen? Wir sind nur ein kleiner Kreis von Christen, denen Evangelisation am Herzen liegt? Dann bringen wir ehrenamtliche Mitarbeiter aus unserem Missioteam mit. Gern können Sie auch in unserem Missio­ team mit einem Kurzzeiteinsatz (ab drei Tagen) Gemeinden bei Evangelisations- und Missionsprojekten unterstützen. In einer fremden Stadt ist es manchmal leichter, die Hemmschwelle zu überwinden und die Menschen einzuladen. Und dann können Sie in Ihrem Ort mit dem Gelernten an die Arbeit gehen und die Menschen zu Jesus Christus einladen. Wenn wir uns so gegenseitig unterstützen, dann ist es möglich, mehr Menschen von Jesus Christus zu erzählen. W Bilder und Informationen zu Gott ERlebt Zelttagen in verschiedenen Orten finden Sie auf gott-erlebt.com und Informationen rund um das Evangelisationsteam und das Zelt auf evangelisationsteam.de OKTOBER 2018

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Aus Kirche und Gesellschaft

Der hannoversche Bischof Ralf Meister wünscht mehr Kooperation mit anderen Religionen und interreligiöse Gebete In der Bibel Gebotenes hat offensichtlich keine Bedeutung mehr. Denn der Landesbischof der hannoverschen Landeskirche, Ralf Meister (Hannover), sagte vor der Synode, die Christen in Deutschland sollten »mehr als bisher auf die anderen Religionen zugehen und enger kooperieren«. Mission ist demnach obsolet geworden (gegen Matthäus 28,18–20). Grund seiner Forderung sei die Sorge, dass Religionen – das Christentum eingeschlossen – immer wieder instrumentalisiert würden: »Das meint das provokante Aufhängen von Kreuzen in Behörden genauso wie Hasspredigten in Moscheen, […] die Debatten um eine Leitkultur oder um die überflüssige Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört.« Beispielhaft nannte Meister multireligiöse Gebete und gemeinsame Feiern. Pastoren sollten »anschlussfähig zu spirituellen und religiösen Verschiebungen sein, die an den institutionellen Kirchen vorbeigehen«. Sinnvoll sei etwa eine Qualifizierung in »Spiritual Care« (eine nicht spezifisch christliche Form der spirituellen Begleitung von Menschen), für die Begleitung von Personen, die Pastoren in ihrer Rolle als Vertreter der Kirchen ablehnten. »Wir sind keine spirituellen Generalisten, aber wir müssen diese Grenzziehung fortwährend überprüfen, wo wir mit unserem Auftrag auch morgen noch Menschen ansprechen können.« Meister plädierte außerdem für ein ausgeglichenes Verhältnis von Männern und Frauen in INFORMATIONSBRIEF 312

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allen kirchlichen Gremien und für den Ausbau der Friedensarbeit der hannoverschen Landeskirche. Die Entwicklung der eigenen Landeskirche dürfte jedoch nahelegen, sich in allererster Linie um deren Zustand zu kümmern. Diese ist nämlich allenthalben auf dem »Rückzug«. Freilich sagen Statistiken nicht alles aus, aber doch vieles. Dankenswerterweise hat der Informationsdienst der Evangelischen Allianz (idea) daraus veröffentlicht: Mitglieder 2,63 Millionen (2016), 3,03 (2006); Eintritte 3136 (2016), 5753 (2006); Austritte 20136 (2016), 15644 (2006); Taufen 20447 (2016, womit die Zahl der Taufen nur unmerklich höher ist als die der Austritte), 27374 (2006); Zahl der Gemeinden 1260 (2016), 1551 (2006). Da gibt es doch genügend »Baustellen«, die vordringlich angegangen werden sollten und so manche »Hausaufgabe« ist zu machen. (Quelle des Berichts: ideaSpektrum 23/2018 vom 13. Juni 2018, S. 28, Nord)

Arbeitskreis Gnadau Bayern kritisiert Beschluss der Landessynode zur Segnung Gleichgeschlechtlicher Kritik am Beschluss der bayerischen Landessynode vom April, die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften im Gottesdienst zuzulassen, hat der Arbeitskreis Gnadau in einer Stellungnahme geübt. Unterzeichner des in Puschendorf (Mittelfranken) veröffentlichten Papiers sind die Vorsitzenden bzw. Leiter von neun Gemeinschafts- und Jugendverbänden, die in Bayern tätig sind: Erwin Lechner (Vorsitzender Landekirchlicher Gemeinschaftsverband Bayern), Hermann Findeisen (Vorsitzender Hensoldtshöher Gemeinschaftsverband), Norbert Held (Inspektor Evangelischer Gemeinschaftsverband HessenNassau), Friedrich Rößner (Rektor DiakonieGemeinschaft Puschendorf), Hartmut Schmid (Vorsitzender Liebenzeller Gemeinschaftsverband), Steffen Kern (Vorsitzender des württem­ bergischen Gemeinschaftsverbandes »Die Apis«), Wolfgang Becker (Rektor Stiftung Hensoldtshöhe), Samuel Haubner (Vorsitzender EC Bayern). (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 27/2018 vom 4. Juli 2018, S. 26, Bayern)

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Starke Smartphonenutzung von Eltern schadet Kindern

Klaus Jost ist neuer Geschäftsführer bei SCM

Wenn Eltern ihr Smartphone häufig in Anwesenheit ihrer Kinder benutzen, hat das einen negativen Einfluss. Das geht aus einer Studie der US-Forscher Brandon T. McDaniel (Normal/ Illinois) und Jenny S. Radesky (Ann Arbor/ Illinois) hervor, die sie in der Zeitschrift »Pediatric Research« veröffentlichten. Wenn die alltägliche Kommunikation zwischen Eltern und ihrem Nachwuchs häufig durch die Nutzung der Geräte unterbrochen wird, kann das laut Studie zu Frustration, Hyperaktivität, Schreien sowie Wut- und Trotzanfällen bei Kindern führen. Die Befragung von 172 Elternpaaren habe gezeigt, dass viele ihr Smartphone während familiärer Aktivitäten wie Mahlzeiten, gemeinsamem Spielen und dem Zubettgehen benutzen. Gerade diese Zeiten seien jedoch für das soziale und emotionale Wohlergehen von Kindern entscheidend. Die Smartphone-Nutzung führe dazu, dass Eltern weniger Gespräche mit ihnen führten und eher mit Ablehnung reagieren, wenn diese sich um ihre Aufmerksamkeit bemühen. Für die zwischen 2014 und 2016 durchgeführte Studie befragten die Forscher Eltern, deren Nachwuchs fünf Jahre oder jünger war.

Neuer Vorsitzender der Geschäftsführung der SCM Verlagsgruppe (Holzgerlingen bei Stuttgart) ist seit 1. Oktober Klaus Jost (57, Eppingen bei Heilbronn). Er folgt auf Ulrich Eggers (62, Cuxhaven). Jost war ab 2001 Vorstand des Sportartikelunternehmens Intersport Deutschland und ab 2009 Präsident von Intersport International, worin 5 800 Filialen in 65 Ländern zusammengeschlossen sind. Wegen eines Führungsstreits war Jost 2014 seines Amtes enthoben worden. Stellvertretender Geschäftsführer der Verlagsgruppe bleibt Marco Abrahms (Witten). Zur Verlagsgruppe SCM, die an den Standorten Holzgerlingen, Aßlar und Witten tätig ist, gehören die Marken SCM R. Brockhaus, SCM Hänssler, Gerth Medien, adeo Verlag, die SCM Verlagsauslieferung und der SCM Bundes-Verlag. Eigenen Angaben zufolge ist sie die führende Verlagsgruppe im Bereich evangelischer Publizistik. Sie hat 380 Mitarbeiter. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 25/2018 vom 20. Juni 2018, S. 10)

(Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 26/2018 vom 27. Juni 2018, S. 36, Medienservice)

Aus dem Pietismus Winrich Scheffbuch wurde 80 Der 1938 in Urach (bei Reutlingen) geborene Winrich Scheffbuch (Stuttgart) entstammt der Familie Kullen, die zu den ältesten pietistischen Familien Württembergs gehört. Nach seinem Theologiestudium war er zunächst von 1964 bis 1970 Pfarrer in Schramberg (Schwarzwald), danach bis zur Pensionierung im Jahr 2000 Pfarrer an der Ludwig-Hofacker-Gemeinde in Stuttgart. Winrich Scheffbuch, ein jüngerer Bruder von Rolf Scheffbuch (1931–2012, Prälat für Ostwürttemberg von 1989–1995), gilt als Pionier der evangelikalen Entwicklungshilfe. Er war 1980 und 1985 maßgeblich an der Gründung der Hilfswerke »Hilfe für Brüder« und »Christliche Fachkräfte International« (CFI) beteiligt. Er leitete beide Werke neben seiner Arbeit als Pfarrer der Ludwig-Hof­ackerGemeinde. 1995 folgte als dritte Organisation 24

die Agentur für Kurzzeiteinsätze in der Dritten Welt »Co-Workers International«. 2006 übergab er die Geschäftsführung der drei Werke an Ulrich Weinhold. Winrich Scheffbuch ist auch Initiator der Jugendmissionskonferenz (JuMi Ko), Deutschlands größter Fachmesse für Berufe in Mission und Entwicklungshilfe, die jährlich in Echterdingen (bei Stuttgart) stattfindet. Winrich Scheffbuch hatte außerdem zahlreiche Ehrenämter inne. So war er Vorsitzender des Missionsbundes »Licht im Osten«, Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) und des idea-Vorstandes. Er gehörte zudem über viele Jahre der württembergischen Landessynode für den Gesprächskreis »Lebendige Gemeinde« an. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 24/2018 vom 13. Juni 2018, S. 14, Von Personen)

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Veranstaltung der Bekenntnisbewegung

Bekennende Kirche werden –– Die Bedeutung der Seelsorge für die Kirche der Zukunft Bekenntnistag am 13. Oktober 2018 in Kassel »Die Kirche der Zukunft wird eine Kirche der Seelsorge sein – oder sie wird nicht sein!« Das schrieb vor nicht langer Zeit Professor Rainer Mayer im Informationsbrief der Bekenntnisbewegung*. Die mit Ernst Christen sein wollen, werden immer einsamer. Wie sie eine geistliche Heimat finden können und wie der Weg der kleinen Herde aussehen kann, darauf wollen bei diesem Bekenntnistag Professor Rainer Mayer (Stuttgart) und Diakonisse Heidi Butzkamm (Aidlingen) Antwort geben.

Übernachtung Benötigen Sie eine Übernachtungs­möglichkeit von 12. auf 13. bzw. von 13. auf 14. Oktober in Kassel? Dann wenden Sie sich an: Dr. med. Holger Tubbesing (0561) 61929.

Programm 10 Uhr Ankommen – Kaffee und Begegnung 10.30 Uhr Eröffnung 10.45 Uhr Bekennende Kirche werden I: Kirche und Bekenntnis (Professor Rainer Mayer) 11.30 Uhr Kaffeepause 11.45 Uhr Bekennende Kirche werden II: Kirche und Seelsorge (Professor Rainer Mayer) 12.30 Uhr Aussprache 13 Uhr Mittagessen wird gereicht. 14 Uhr Bekennende Kirche werden III: Mut zur Seelsorge! (Schwester Heidi Butzkamm) 15 Uhr Kaffeepause / Gelegenheit zu Seelsorge und Beichte 16.30 Uhr Abendmahlsgottesdienst (Pastor Johannes Frey) Einführung von Pastor J­ ohannes Frey in den Reisedienst der ­Bekenntnisbewegung 18 Uhr Ende

Tagungsort Landeskirchliche Gemeinschaft »Friedenshof« Kleine Rosenstraße 4, 34117 Kassel

Kontakt Pastor Johannes Frey (Vorsitzender) (0421) 5228910, johannes.frey@kabelmail.de

Kinder Sie haben kleine Kinder, die Sie nicht ­alleine zuhause lassen können? Bringen Sie diese einfach mit! Sie können die Veranstaltung vom Eltern-Kind-Raum aus verfolgen.

* Den Informationsbrief erhalten Sie ­kostenlos alle zwei Monate. Ihre Bestellung können Sie bei unserer Geschäftsstelle aufgeben: Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. Geschäftsstelle: Walter Rominger, Mehlbaumstraße 148, 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485, E-Mail: w.rominger@t-online.de

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Buchrezensionen Überm Chaos heiliger Glanz Glaubensgedichte Als überaus vielseitiger und tiefsinniger Theologe hat sich Werner Thiede bereits erwiesen: Viele Themen aus Dogmatik, Ethik sowie Konfessions- und Sektenkunde hat er in Büchern und Aufsätzen abgedeckt; als Experte trat er in den letzten Jahren auch zunehmend zum weiten Thema »Digitalisierung« hervor, die er mit guten Gründen überwiegend kritisch sieht. Mit dem angezeigten Band zeigt sich der bewährte Autor noch einmal von einer anderen, nicht unbedingt erwarteten Seite: als Verfasser von Glaubensgedichten. Unterschiedlich lang gestaltet (meist nicht länger als eine Seite), dienen sie weniger der – gehobenen – Unterhaltung; sie sind nicht l’art pour l’art oder »Glasperlenspiel«, sondern vielmehr Zeugnis des Glaubens und Einladung zum Glauben an Jesus Christus. Werner Thiede verfolgt mit diesem kleinen Band spürbar ein missionarisches Anliegen. In vier Kapitel ist der Gedichtband gegliedert: »Suchen« (S. 14– 35) spricht auch Zweifler an; darauf folgen gemäß den drei theologischen Kardinaltugenden (vgl. 1.Korinther 13,13) »Glauben« (S. 37– 61), »Lieben« (S. 65–82) und »Hoffen« (S. 84–105). Den einzelnen Kapiteln hat Thiede jeweils ein eigenes, ansprechendes Farbfoto vorangestellt. Allein schon, dass gegenwärtig kaum noch christliche Gedichtbände erscheinen, macht dieses ansprechend gestaltete Büchlein wertvoll. Werner Thiedes hier vorgelegte Gedichte sind poetisch gestaltete Glaubenszeugnisse. In ihrer Kürze liegt viel Würze. Man muss sie lesen, bedenken, meditieren – und kann sie übrigens auch im Freundeskreis oder in der Gemeinde verschenken. Ihr dichterischer Wert steigt noch dadurch, dass sie keineswegs immer dieselbe Machart aufweisen, sondern sich variantenreich in Aufbau, Versstruktur und Rhythmus zeigen. Das Gedicht »Horizontüberschreitung« etwa ist erkennbar Bonhoeffers »Von guten Mächten« nachempfunden – und erreicht eine vergleichbare Tiefe und Schönheit; seine letzte Strophe sei hier exemplarisch zitiert: »Wie schwer sich auch die Zeiten noch gestalten, / Es gibt doch nichts, was unsre Hoffnung bricht. / Wir wissen uns von 26

Liebeskraft gehalten / Und schreiten durch den Vorhang in ihr Licht.« Es ist zu begrüßen, dass diese geistlichen Gedichte, die über einen langen Zeitraum entstanden sind, nun gesammelt vorliegen. Sie können dazu beitragen, den Blick der Leserschaft ganz neu oder vielleicht sogar erstmalig auf Gott zu richten, den Glauben zu stärken sowie Liebe und Hoffnung zu untermauern. Dass sie das bewirken, ist der frommer Wunsch des Verfassers – möge er in Erfüllung gehen! Walter Rominger Werner Thiede Überm Chaos heiliger Glanz Glaubensgedichte Neuendettelsau 2018, Freimund-Verlag Broschur, 105 Seiten, 9,95 Euro ISBN 978-3-946083-25-2

Der gekreuzigte Sinn Eine trinitarische Theodizee Wie gehen Gottes Allmacht und Liebe gedanklich zusammen mit all dem Übel in dieser Welt? Diese Problematik wurde von Alters her erkannt; immer wieder hat man Antworten darauf gesucht, wie schon das Hiob-Buch zeigt. Der Philosoph und Mathematiker Gottfried Wilhelm Leibniz hat dann 1697 den Begriff der »Theodizee« geprägt – in der Absicht, Gott von der Anklagebank zu nehmen, indem er bei der bestehenden Welt als von der besten aller möglichen ausging. Doch das Erdbeben von Lissabon (1755) und später auch andere Katastrophen OKTOBER 2018

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beendeten diese euphorische Sicht von der besten aller möglichen Welten und dämpften den Optimismus der Aufklärung. Die Welterklärung, ursprünglich Domäne der Theologie, übernahmen zunehmend die Naturwissenschaften. Damit blieb Gott immer mehr scheinbar außen vor, und die Spannung zwischen Gottes Allmacht und Liebe mit all den Übeln dieser Welt schien insofern aufgelöst. Zugleich wurde das Theodizee-Problem vor allem in frommen Kreisen tabuisiert – um freilich immer wieder aufzubrechen. So sind, worauf Werner Thiede im vorliegenden Buch hinweist, Leben und Werk Friedrich Nietzsches (1844– 1900) ein beständiges Ringen mit der Theodizeefrage gewesen. Man macht es sich zu einfach, Nietzsche pauschal des Atheismus zu bezichtigen. Er scheiterte, wie Thiede als Erlanger außerplanmäßiger Professor für Systematische Theologie darlegt, im Grunde an den »dunklen Seiten Gottes«. Darf doch eine verantwortbare Theodizee im Gegensatz zu Nietzsche keine Defizite bei Gott ausmachen, sondern sie beharrt »auf Gottes Vollkommenheit und Güte«, womit »zwar Böses, aber nicht Schmerz in Gott aus[zu]schließen« sind (S. 92). Ist die Welt auch unvollkommen, so bleibt sie doch Schöpfung Gottes, die auf Vollkommenheit zugeht. Deshalb ist ohne biblischen Schöpfer-Glauben »keine […] positive Theodizee-Antwort« zu erhalten (S. 93). Und erst recht nicht ohne Christus-Glauben. Gerade Gottes Selbstentäußerung und Selbstbeschränkung in seinem Mensch gewordenen Sohn sind Ausdruck seiner Allmacht. Wie Werner Thiede darlegt, hat sich die Theologie in ihrer langen Geschichte schwer mit der Selbstentäußerung Gottes getan, insbesondere wenn womöglich auch eine gewisse Selbstbeschränkung des Vaters und des Geistes erwogen werden müsste. Zwar hat es diesbezüglich in der neueren Theologie Korrekturen gegeben, etwa durch Jürgen Moltmann, Michael Welker und auch durch die von Alfred North Whitehead angestoßene Prozesstheologie. Indes – sie gehen alle Thiede zufolge nicht wirklich weit genug. Und nicht allein in der Theologie sind hoffnungsvolle Ansätze vorhanden; Thiede findet solche auch bei namhaften Naturwissenschaftlern, für die der trinitarische Gott denkmöglich erscheint. Unbedingt muss eine verantwortbare christliche Theologie eschatologisch ausgerichtet sein. Werner Thiedes Entwurf versucht das zu unterstreichen und betont, dass ja dem ewigen »Gott immer schon auch die vollendete Welt, auf die unsere vorläufige Schöpfung zielt, geINFORMATIONSBRIEF 312

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genwärtig ist« (S. 253). Am Ende lässt sich aus dieser Perspektive die Frage, warum Gott dann nicht gleich eine vollkommene Welt geschaffen habe, dahingehend beantworten, »dass für den ewigen Schöpfer die vergehende und die vollendete Welt sozusagen ›gleichzeitig‹ gegenwärtig sind«: Er habe »von Anfang an« das Schöpfungsziel »vor Augen gehabt« (S. 253). Thiede verweist darauf, dass Theodizee letztlich nicht vom Menschen, von dessen Fragen aus, sondern aus der Perspektive Gottes zu betrachten sei. Gerade die Rechtfertigung durch Christus besage im Grunde, »dass wir vor Gottes liebevollen Augen bereits eschatologisch existieren, als durch und durch Heilige, wiewohl wir uns hier noch als höchst unvollkommene Sünder erfahren« (S. 254), was ja schon Luthers These von der Gleichzeitigkeit des Gerecht- und Sünderseins des Christen ausdrücke. Werner Thiede versucht in diesem Buch, das übrigens in die Weltsprache Spanisch übersetzt wurde, vom Kreuz Jesu eine theologisch schlüssige Antwort auf die Theodizeefrage zu geben. Dabei ist ihm freilich bewusst, dass bis zum völligen Offenbarwerden Gottes »Theodizee« ein »diskutables« Thema, ja »im Bejahen oder Verneinen durchaus Glaubenssache bleibt« (S. 254). Aber überzeugend ist jedenfalls seine Einsicht, dass »ein Theodizee-Modell umso mehr theologische Zustimmung« verdient, »je konsequenter es ihm gelingt, die neutestamentliche Grundaussage ›Gott ist Liebe‹ angesichts der täglich erfahrbaren, leidvollen Wirklichkeit plausibel zu machen« (S. 254). Diese neutestamentliche Grundaussage ist leitend für Thiedes Theodizee-Modell, das trinitarisch angelegt ist: Es geht um die trinitarisch begründete und durchgeführte Selbstentäußerung Gottes in Liebe und um der Liebe willen – mit dem klaren Ziel, dass Gott als Liebe (1.Johannes 4,8.16) am Ende wird sein »alles in allem« (1.Korinther 15,28).

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Die zwölf Kapitel des Buches sind überaus materialreich und mit einer großen Anzahl von Fußnoten »abgesichert«. Ungeachtet seiner wissenschaftlichen Fundierung will dieses Werk aber mehr noch und anderes als ein wissenschaftlicher Beitrag zum Thema sein. Es will allen intellektuell redlich Suchenden, die sich mit der Frage der Theodizee herumschlagen, Hilfe und klärende Antwort geben. Solch ein Buch lässt sich natürlich nicht im Vorbeigehen lesen; es erfordert ganze Konzentration. Aber der inhaltliche Wert zeigt sich im Verlauf der Lektüre, deren Anstrengung sich lohnt – so dass man gerne immer wieder danach greift. Ist und bleibt nicht das beste Beispiel hierfür die Bibel? Walter Rominger Werner Thiede Der gekreuzigte Sinn Eine trinitarische Theodizee Gütersloh 2007, Gütersloher Verlagshaus 272 Seiten, Paperback, 29,95 Euro ISBN 978-3-579-08012-3

Elektrosensibel Strahlenflüchtlinge in einer funkvernetzten Gesellschaft Zwei engagierte bayerische Ärztinnen nehmen sich in diesem gut lesbaren Buch eines ebenso schwierigen wie brisanten Themas an. Es geht um eine von der Norm abweichende Überempfindlichkeit mancher Menschen gegenüber elektromagnetischer Hochfrequenzstrahlung. Da die Belastung durch Funk-Immissionen gerade auch im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung stetig und sozusagen überall zunimmt, wächst auch die Zahl Betroffener, wobei von einer großen Dunkelziffer auszugehen ist. Diese Mitmenschen haben aufgrund ihrer individuellen Vorgeschichte nicht nur unter ihrer Elek­ 28

trosensibilität zu leiden, sondern auch unter den sozialen Folgen in einer meist verständnislosen Umwelt – ein ethisches Problem, dessen sich nicht zuletzt die Kirchen annehmen sollten, statt ihrerseits »Godspot«-WLANS in ihren heiligen Gebäuden zu installieren. Christine Aschermann, Ärztin für Nervenheilkunde und Psychotherapeutin, gibt das vorliegende Buch heraus in der Überzeugung: »Die einen spüren die Strahlung, die anderen nicht – gefährdet sind beide auf lange Sicht.« In der Einleitung wird dargelegt, was beide Ärztinnen unabhängig voneinander bewog, sich mit dem Thema Mobilfunk auseinanderzusetzen. Nach vorbereitenden Definitionen und Erläuterungen auch zur Komplexität der Ursachen und des Erscheinungsbildes von Elektrosensibilität bilden den umfangreichen Hauptteil des Buches eindrucksvolle Falldarstellungen. Ein Beispiel wenigstens mündet nach Jahren der Quälerei in eine Heilung. Es folgt ein Abschnitt unter der Überschrift »Was sagt die Forschung?« Demnach liegen ausreichend Studien zu den Vorstufen von Tumorleiden und degenerativen Erkrankungen, aber auch zum Thema Elektrosensibilität und deren Entstehungsmechanismen vor. Das Resümee lautet: »Angesichts dieser kaum noch überschaubaren Menge an wissenschaftlichen Untersuchungsergebnissen, die großenteils eine stark schädigende Wirkung der modernen Funktechnik belegen, muss der Behauptung nachdrücklich widersprochen werden, es sei ›bisher wissenschaftlich nichts bewiesen‹.« Tatsächlich sollte man zumindest diesen Abschnitt gelesen haben, wenn man sich künftig ein Urteil über die Frage erlauben möchte, ob Elektrosensibilität in die Kategorie der Hypochondrie gehört oder nicht. Die Lektüre des sorgfältig verfassten Buches macht deutlich: Wer die Psychiatrisierung Betroffener fordert oder in diese Richtung denkt und von da her politische Maßnahmen wie etwa aktuell die Streichung des Widerspruchsrechts beim Einbau von Wasserzählern mit Funkmodul auf den Weg bringen hilft, handelt nicht nur im Namen höchst einseitiger Interessen, sondern schlicht und einfach unmenschlich. Therapeutische Ansätze, Fragen um mögliche Abschirmungen und um die Einrichtung schützender »Weißer Zonen« werden zur Sprache gebracht und diskutiert. Den problematischen Verflechtungen von Industrie, Wissenschaft, Politik und Medien ist ein weiterer Abschnitt gewidmet. Ein Überblick über neuropsychia­ trische Störungen und ihre Folgen für die Gesellschaft rundet das Buch ab. Die Autorinnen resümieren: »Wir haben in Deutschland ein vorOKTOBER 2018

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sorgeorientiertes Rechts- und Wertesystem, deshalb ist es die Pflicht des Staates, den Bürger zu schützen und Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen.« Gefordert werden unter anderem eine weitgehende Senkung der Funkstrahlung, konsequente Umstellung auf Kabelverbindungen im häuslichen Bereich sowie Einschränkungen bei öffentlichem WLAN, Zählern mit Funkmodul und bei Radar im Straßenverkehr. Es gehe hier um ein »Gebot der Menschlichkeit – und der Vernunft«. Wer solches fordert, hat es freilich schwer in einer Gesellschaft, die sich im Übergang vom Humanismus zum Dataismus (Y. N. Harari) befindet. Dass diese digitale Revolution auch aus philosophischer und theologischer Sicht als höchst riskant beurteilt werden muss, liegt auf der Hand. In entsprechenden Diskussionen sollte der Aspekt der Elektrosensibilität künftig eine stärkere Rolle spielen. Auch dazu kann dieses empfehlenswerte Buch beitragen. Werner Thiede Christine Aschermann Cornelia Waldmann-Selsam Elektrosensibel Strahlenflüchtlinge in einer funkvernetzten Gesellschaft Aachen 2017, Shaker Media 326 Seiten, 18,90 Euro ISBN 978-3-9563-1622-7

Toleranz und Akzeptanz Die neue Intoleranz im Zeichen der Gleichheit Anlässlich eines immer dreisteren Auftretens der zahlenmäßig eher kleinen Randgruppe der Schwulen- und Lesbenbewegung unter Berufung auf Toleranz und lautstarken INFORMATIONSBRIEF 312

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Forderungen nach Akzeptanz, geht Christoph Raedel (geboren 1971), Professor für Systematische Theologie an der Freien Theologischen Hochschule Gießen, der Frage nach, ob diese Berufung auf Toleranz denn zu Recht besteht. Er weist nach, »dass Toleranz Differenz voraussetzt« und ein toleranter Mensch nicht alles Mögliche gutheißt. Wer hingegen alles unterschiedslos gut heißt, ist nicht tolerant, sondern gleichgültig (S. 14). »Akzeptanz schließt Ablehnung oder gar Zurückweisung prinzipiell aus« (S. 15). Es geht also nicht mehr um Toleranz, sondern um »Akzeptanz [die] zum neuen Imperativ einer neuen Leitkultur wurde« (S. 15). Damit wird jedoch die Unterscheidung in Person und Werk verlassen. Das moralisch Gute und Böse lassen sich nicht mehr unterscheiden; eine Verantwortung vor Gott entfällt. Leitend ist das Prinzip, nichts sei an sich verwerflich, solange es keinen Schaden anrichte, was freilich rein immanent gedacht wird, und nicht (mehr) ob der Mensch »Schaden an seiner Seele nimmt« (Matthäus 16,26). Doch selbst innerweltlich bleibt das nicht in negativer Weise folgenlos, worauf der Verfasser hinweist: »Mag« »die der Gesellschaft von politischer Seite verordnete Akzeptanz« »sozialpsychologisch attraktiv wirken, bedingungslose Akzeptanz einzufordern, als politisches Programm führt dieser Imperativ in eine weniger gerechte und weniger freie Gesellschaft, als wir sie haben« (S. 24). Zunehmend um sich greifende Meinungsäußerungs- und Denkverbote belegen dies (bestimmtes [Sexual]Verhalten darf kaum mehr infrage gestellt werden). Ist es nur noch eine Frage der Zeit, dass eine ablehnende Haltung zur Abtreibung auch nicht mehr toleriert und akzeptiert wird, und Aktionen wie der jährlich stattfindende »Marsch für das Leben« in Berlin nicht mehr stattfinden können? Die neue Akzeptanzpolitik untergräbt nämlich Religions-, Gewissens- und Meinungsfreiheit, und setzt »Political Correctness durch, die hingegen keine Toleranz und Akzeptanz der in ihren Augen religiös Engstirnigen duldet, welche nicht die Gleichheit aller Überzeugungen und Lebensweisen anerkennen« (S. 26 und 31). Die Gesetzgebung der Europäischen Union und deren (westeuropäischen) Mitgliedsstaaten spricht hier eine deutliche Sprache: Die Schere zwischen dem Schutz der Religions- und Meinungsfreiheit und dem Schutz der sexuellen Identität geht immer weiter auseinander (S. 32). Das realistische Szenario, das sich Christoph Raedel zufolge für die Zukunft abzuzeichnen beginnt, mag gespenstisch und erschreckend anmuten: Im Namen und unter Zuhilfenahme 29


von Toleranz und Akzeptanz bleiben letztlich Toleranz und Akzeptanz auf der Strecke und es breitet sich eine Gesinnungsdiktatur aus. Dennoch verfällt der Verfasser nicht in Resignation, sondern hat die Überzeugung: »Wer der Wahrheit Gottes ins Angesicht schaut, wird dazu befreit, nach Gottes Wort und Willen zu leben.« Er beschließt seine Ausführungen mit Versen aus dem Psalm 73, aus welchem großes Gottvertrauen spricht: Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an. (Psalm 73,23f.) Die lesenswerte Broschüre von Christoph Raedel ist preisgünstig erhältlich (Staffelpreis). Sie eignet sich gut als Verteilschrift – und sollte als Informationsschrift weitergegeben werden. Walter Rominger

Christoph Raedel Toleranz und Akzeptanz Die neue Intoleranz im Zeichen der Gleichheit 1. Auflage Ansbach Februar 2018 46 Seiten, DIN A5 Staffelpreis: 1 Heft 2,00 Euro 5 Hefte 9,00 Euro 10 Hefte 17,00 Euro 25 Hefte 37,50 Euro 50 Hefte 67,50 Euro 100 Hefte 100,00 Euro ISBN 978-3-945818-12-1 Bezug über Logos Editions: Postfach 1131, 91502 Ansbach Telefon (09871) 444-956 Fax (09871) 444-954 E-Mail: ksbb-bayern@gmx.net Oder im gut sortierten Buchhandel.

Die Vorträge des Studientages 2017 von Pfarrer Thomas Hilsberg zum Thema »Einer für alle: Christus allein. Die reformatorischen ›allein‹« sind zum Nachhören und zum Weiter­geben auf Tonträger erhältlich (als Audio-CD oder MP3) bei: Helmut Schlee · Gartenstraße 15 a · 47506 Neukirchen-Vluyn Telefon (02845) 9490950 · E-Mail: HelmutSchlee@gmx.de PS: Auch von den Vorträgen des Studientages 2016 mit dem deutsch-amerikanischen ­Journalisten und Theologen Dr. Uwe Siemon-Netto sind noch Aufnahmen vorhanden und ­ebenfalls bei Helmut Schlee zu erhalten.

Weitere Exemplare des Informationsbriefes für Juli 2013, Heft 279 und für Juli 2014, Heft 286 sowie die Traktate »Falsche Propheten sind unter uns« und »Ist Gott interreligiös?« können –– auch in größerer Stückzahl –– bei der Geschäftsstelle bestellt werden.

Mitarbeiter an diesem Heft: Prof. Dr. jur. Dr. theol. h. c. Axel Freiherr v. Campenhausen Oppenbornstraße 5 30559 Hannover

Missionsdirektor i. R Johannes Junker Greifswaldstraße 2 B 38124 Braunschweig

Pastor Johannes Frey Ofener Weg 3 28816 Stuhr Telefon (0421) 5228910 E-Mail: johannes.frey@kabelmail.de

Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de

Jens Ulbricht Geschäftsführer und Zeltmeister Evangelisationsteam e.V. Kirchweg 3 09306 Königshain Telefon (037202) 829014 Fax (037202) 873910 E-Mail: jens.ulbricht@evangelisationsteam.de

Professor Dr. Werner Thiede Richard-Wagner-Straße 8 75242 Neuhausen E-Mail: werner.thiede@web.de

Für den Inhalt der Artikel sind die jeweiligen Verfasser verantwortlich. Die Meinung des Verfassers deckt sich nicht in allen Fällen mit der des Schriftleiters.

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Geschäftsführender Ausschuss Vorsitzender Pastor Johannes Frey Ofener Weg 3 28816 Stuhr Telefon (04 21) 5 22 89 10 E-Mail: johannes.frey@kabelmail.de Schriftführer Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (0 74 31) 7 44 85 E-Mail: w.rominger@t-online.de

Weitere Mitglieder des Geschäftsführenden Ausschusses Martin Schunn Hölderlinstraße 9 75334 Straubenhardt Telefon (0 70 82) 2 02 75 E-Mail: cmschunn@gmail.com Helmut Schlee Gartenstraße 15 a 47506 Neukirchen-Vluyn Telefon (0 28 45) 9 49 09 50 E-Mail: HelmutSchlee@gmx.de

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. Geschäftsstelle: Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de www.keinanderesevangelium.de

Kassenwart Hans Lauffer Osterstraße 25 70794 Filderstadt Telefon (0 71 58) 48 31 Fax (0 71 58) 94 78 73 E-Mail: hans.lauffer@t-online.de Mit Fragen bezüglich der Spendenbescheinigungen wenden Sie sich bitte an unseren ­Kassenwart Hans Lauffer. Sie erreichen ihn telefonisch unter (0 71 58) 48 31, per Fax 94 78 73 oder per E-Mail hans.lauffer@t-online.de Bankkonten Volksbank Filder e. G., (BLZ 611 616 96) Konto-Nr. 65 500 016 IBAN DE34 6116 1696 0065 5000 16 BIC (SWIFT)-Code: GENO DE S1 NHB Postgirokonto Schweiz: Postgiroamt Bern Nr. 30-195 56-2 IBAN CH21 0900 0000 3001 9556 2 BIC POFICHBEXXX

Bitte nutzen Sie nur noch Einzahlungsscheine ab Heft April 2016.

Nachsendeanträge bei der Post kommen bei der Bekenntnisbewegung nicht als Adressänderung an. Deshalb auch bei Umzügen die Adressänderung durch untenstehenden Abschnitt an die Geschäftsstelle weitergeben.

Für Neubestellung, Adressänderung und Abbestellung ausschneiden und einsenden an: Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« Geschäftsstelle: Mehlbaumstraße 148, 72458 Albstadt Bei Neubestellung des Informationsbriefes erhalten Sie von uns eine Einwilligungs-Erklärung, die Sie bitte ausfüllen und unterschrieben an die Bekenntnisbewegung zurück schicken. Personenbezogene Daten unserer Bezieher werden in einer sicheren Datenbank gespeichert. Die Daten sind vor fremdem Zugriff sicher geschützt. Die Daten werden ausschließlich zur eigenen Bestell-, Liefer-und Spendenabwicklung verwendet. Weitergehende Daten werden nicht gespeichert. Nicht mehr benötigte Daten werden turnusgemäß gelöscht (gemäß Datenschutzrecht).

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OKTOBER 2018

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Eine Kirche, der es im Ernst auf ihre Identität immer weniger ankommt, kommt selbstverständlich bei den Menschen immer weniger an. Werner Thiede


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