Informationsbrief August 2018

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Aus dem Inhalt

Neues aus Kirche und Welt Aus Lehre und Verkündigung Predigt zu Matthäus 9,35–10,8 Betrachtungen zur Kirchenmusik Vom Teufel und seinen Dämonen Männervesper Friedrich Hauß (1893–1977) Heiliger Dienst an Kranken- und Sterbebetten Zum Verhältnis von Christen und Muslimen Aus Kirche und Gesellschaft / Aus dem Pietismus Bekenntnistag in Kassel Reisedienst der Bekenntnisbewegung Aus den Bekennenden Gemeinschaften Buchrezensionen

ISSN 1618-8306

August 2018 Nr. 311

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«


kurz+bündig Kirche in Deutschland

Katholische Kirche

Württemberg: »Offene Kirche« will Trauung für alle

Obwohl die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in Württemberg auch nach der vergangenen Herbstsynode verboten ist, gibt es keine Ruhe, was aber zu befürchten war. Der theologisch liberale und politisch linke synodale Gesprächskreis »Offene Kirche« setzt sich weiterhin für die Traugottesdienste für gleichgeschlechtliche Paare ein. Auf die »Ehe für alle« müsse nun die »Kirchliche Trauung für alle« folgen. Die »Offene Kirche« spricht sich gegen die Ausgrenzung gleichgeschlechtlich Liebender aus und kritisiert Versuche, solche Paare als »anders« abzustempeln.

Freikirchen SELK: Hans-Jörg Voigt bleibt Bischof

Hans-Jörg Voigt (55/ Hannover) bleibt Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK, knapp 33500 Mitglieder). Voigt setzte sich mit 30 zu 17 Stimmen gegen Pfarrer Markus Nietzke (Hermannsburg) durch. Seit 2012 ist Voigt Vorsitzender des Internationalen Lutherischen Rates, einem theologisch konservativen Zusammenschluss lutherischer Kirchen. 2

Streit in Bischofskonferenz wegen Abendmahl für ­Protestanten

In der katholischen Deutschen Bischofskonferenz ist es zu einem offenen Bruch über Fragen des Abendmahls mit Protestanten gekommen. Sieben deutsche Bischöfe, darunter fünf aus Bayern, haben sich an den Vatikan gewandt und dort »um Hilfe« gebeten. Sie hätten Zweifel, ob ein von der Bischofskonferenz mit Mehrheit getroffener Beschluss zur Mahlfeier konfessionsverschiedener Ehen mit »dem Glauben und der Einheit der Kirche vereinbar« sei.

Bibel

Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist« (Lukas 6,36). Das haben die 20 Delegierten der ökumenischen Arbeitsgemeinschaft (Vorsitzender ist der katholische Theologe Wolfgang Baur, Stuttgart) entschieden. In der Arbeitsgemeinschaft sind landes- und freikirchliche Werke und Verbände aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, dem Elsass und Polen vertreten. Die Delegierten legten auch die Bibellesepläne und die Monatssprüche für das Jahr 2021 fest. Die Arbeitsgemeinschaft gibt zwei Bibellesepläne heraus, die in vier oder acht Jahren durch die Heilige Schrift führen. Für 2019 heißt die Jahreslosung: »Suche Frieden und jage ihm nach!« (Psalm 34,15), und für 2020: »Ich glaube; hilf meinem Unglauben« (Markus 9,24).

Ethik

Besitz ohne Lektüre

Nicht einmal jeder Zweite in Deutschland besitzt laut einer Umfrage eine Bibel. Zudem führt der Besitz der Heiligen Schrift nicht automatisch zu deren Lektüre. Nur sechs Prozent gaben an, regelmäßig darin zu lesen.

Jahreslosungen für ­kommende Jahre

Die Jahreslosung für 2021 lautet: »Jesus Christus spricht:

Junge Frau mit Downsyndrom wird Kindergartenhelferin

Eine junge Frau mit Downsyndrom (Trisomie 21) arbeitet zukünftig als Kindergartenhelferin im evangelischen Johannes-Kindergarten in Horb am Neckar (bei Tübingen). Nach zweijähriger beruflicher Qualifizierung in mehreren Kindergärten erhielt die 20-jährige Mirjam Brindle ihr Zertifikat zum erfolgreichen Abschluss. Brindle bringe »viel Freude in die Einrichtung«.

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Evangelikalismus Leitungswechsel im CVJMLandesverband Schlesische Oberlausitz

Nach 22 Jahren ist der Leitende Referent des CVJM Schlesische Oberlausitz, ­Thomas Brendel, in den Ruhestand getreten. Damit endete auch seine Zeit als Studienleiter beim Amt für kirchliche Dienste in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburgschlesische Oberlausitz. Der 65-Jährige will sich auch im Ruhestand weiterhin im CVJM engagieren. Nachfolger im Amt des Leitenden Referenten im CVJM Schlesische Oberlausitz e. V. ist Waldemar Buttler.

Pietismus

Wechsel beim Westfälischen Gemeinschaftsverband

Pfarrer Nicolai Hamilton (42, Halle/Westfalen) ist neuer Vorsitzender des Westfälischen Gemeinschaftsverbandes. Er folgt auf Pfarrer Dirk Scheuermann (58, Velbert). Zum 1894 gegründeten Westfälischen Gemeinschaftsverband gehören 85 Gemeinschaften mit 3100 regelmäßigen Besuchern. Sächsischer Gemeinschaftsverband: Steeger folgt auf Berthold

Der Gemeinschaftspastor Reinhard Steeger (50) wird im

September neuer V ­ orsitzender des Sächsischen Gemeinschaftsverbandes, der an 450 Orten arbeitet und jede Woche etwa 9 000 Menschen erreicht. Steeger folgt auf Professor Johannes Berthold (63). Steeger ist im Leipziger Bezirk als ­Gemeinschaftspastor und zugleich als Verbandsvorsitzender tätig. Im Herbst 2018 wird ­Berthold nach 40-jähriger Dienstzeit in der sächsischen Landeskirche in den Ruhestand treten. Seit 2008 war er Vorsitzender des Gemeinschafts­ verbandes.

kurz+bündig

Personen +++ Kirchen +++ Glauben +++ »Modernes Leben«

EC-Bundespfarrer Westerheide scheidet aus dem Amt

Der theologische Leiter des Jugendverbandes »Entschieden für Christus« (EC), Bundespfarrer Rudolf Westerheide (54, Kas-

Digitale Medien Für Kinder keine Smartphones

Nach Professorin Teuckert-Noodt (Bielefeld) führt das Smartphone zur Not-Reife des Nervensystems von Kindern, wodurch die geistige Leistungsfähigkeit vermindert wird. Die Professorin rät zum Verzicht auf digitale Medien in Kita und Grundschule. Notwendige Entwicklungen bei Kindern werden durch Mobil-Telefone gestoppt: Gemeinschaftsfähigkeit, Mut und Entscheidungskraft kommen durch überhäufiges Telefonieren und zweckentfremdetes Surfen im Internet zu kurz. Deshalb: Zurück ins reale Leben durch Spiel, Naturverbundenheit und ganzheitliche Lebenspraxis in der Schule.


kurz+bündig sel), scheidet zum 30. August aus dem Amt. Er war 14 Jahre Bundespfarrer des Verbands. Der seit 1903 bestehende Deutsche EC-Verband, der zum Gnadauer Gemeinschaftsverband gehört, erreicht mit seinen wöchentlichen Treffen über 40 000 junge Menschen.

Mission

»Bruderhand« hat neuen Leiter

des Physikprofessors Paul-Gerhard Reinhard (72, Neunkirchen bei Erlangen) angetreten. Zur SMD gehören neben anderen 80 Hochschulgruppen, die rund 3 000 Studenten regelmäßig erreichen.

Diakonie Diakoniegemeinschaft Puschendorf hat wieder einen Rektor

Die Diakoniegemeinschaft Puschendorf hat, nachdem die Rektorenstelle aus wirtschaftlichen Gründen seit Sommer 2015 eingespart wurde, seit Frühsommer 2018 wieder einen Rektor: Diakon Friedrich Rößner (Reichenschwand bei Nürnberg). Der 57-jährige arbeitete seit 2001 im Amt für Gemeindedienst in Bayern (Nürnberg).

Der Evangelist Siegfried Korzonnek (60) leitet das evangelikale »Missionswerk Bruderhand« (Wienhausen bei Celle). Er ist Nachfolger von Friedhelm Appel (56), der die Aufgabe ein Jahr lang ausübte und sich künftig der Betreuung von Außenmissionaren widmen Ausbildung will. Die 35 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter sind überwiegend in Deutschland, aber auch in Brasilien, Nordafrika, dem Kaukasus und anderen Ländern tätig. Das Werk gibt eigenen Angaben zufolge jährlich etwa 1,5 Millionen evangelistische Schriften weiter, davon ein Drittel fremdsprachige. 60 Jahre Theologisches Seminar Adelshofen

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Erschreckend viele Angriffe auf Christen in Deutschland

Im Jahr 2017 sind in Deutschland rund 100 gezielte Angriffe auf Christen erfasst worden. Unter den Straftaten sind ein Mord, neun Körperverletzungen und ein Fall von Brandstiftung. Dazu kommen Angriffe auf Kirchen und christliche ­Symbole. Weiter gab das ­Bundeskriminalamt bekannt: »Die Zahlen sind deutlich, aber sie zeigen nur die Spitze des Eisbergs.«

Islam Wie sich der Islam auch vermehrt

Der Vorrang der staatlichen vor einer religiösen Trauung ist seit 2009 in Deutschland aufgehoben. Das erweist sich als Nachteil für die soziale Ordnung. Manche Muslime lassen sich mehrere Frauen antrauen, so dass Viel-Ehen mit entsprechender Kinderzahl sich ausbreiten. Muslimen gilt die Moschee-Ehe als höherwertig. Ditib über Geburt Christi

Das Theologische Seminar Adelshofen war Anfang des Erstmals seit Bestehen der Jahres 1958 vom damaligen SMD (Studentenmission in Ortspfarrer Dr. Otto Riecker Deutschland, gegründet 1949) (1896–1989) im Glauben hat am 1. April eine Frau deren begonnen worden und bildet Vorsitz übernommen. Die bis heute junge Christen für Richterin Susanne Terborg (51, den hauptamtlichen Dienst in Hamburg, seit 23 Jahren in die- Gemeinden und in der Weltsem Beruf) hat die Nachfolge mission aus. Erstmals Frau an Spitze der SMD

Christenverfolgung

»Eine nach Blasphemie stinkende Tradition der Christen« nennt eine türkische Ditib-Gemeinde die Geburt Christi. Im Internet folgert sie: »Freundschaft zu Ungläubigen ist verboten.« Die 900 DitibMoscheen in Deutschland wirken am schulischen KoranUnterricht in sieben Bundesländern mit.

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Aus Lehre und Verkündigung mm Mir ist es bisher wegen angeborener Bosheit und Schwachheit unmöglich gewesen, den Forderungen Gottes zu genügen. Wenn ich nicht glauben darf, dass Gott mir um Christi willen dies täglich beweinte Zurückbleiben vergebe, so ist es aus mit mir! Ich muss verzweifeln. Aber das lass ich bleiben. Wie Judas an den Baum mich hängen, das tue ich nicht. Ich hänge mich an den Hals oder Fuß Christi wie die Sünderin. Ob ich auch noch schlechter bin als diese, ich halte meinen Herrn fest. Dann spricht dieser zum Vater: Dieses Anhängsel muss auch mit durch. Es hat zwar nichts gehalten und alle deine Gebote übertreten. Aber er hängt sich an mich. Was will’s! Ich starb auch für ihn. Lass ihn durchschlüpfen. Das soll mein Glaube sein.

Martin Luther

mm Wer meint, die Bibel unse­ ren Wünschen anpassen zu sollen, wer sich gar reformatorisch dünkt, wenn er sie für die heutige Zeit willkürlich verändert, der zerbricht das Fundament der ganzen Reformation.

Bischof i. R. Ulrich Wilckens

mm Der Antichrist kommt nicht aus einer Frei­maurer­ loge, sondern aus der Sakristei. Der Kampf um m die Wahrheit bleibt uns nicht erspart. Einheit ist etwas Schönes und Erstrebenswertes und von Jesus gewollt. Aber Einheit mit Irrlehre ist weder m schön noch erstrebenswert noch von Jesus ­gewollt, sondern die Masche des Antichristen.

mm Gott will mit uns Menschen handeln nur durch sein äußer­ lich Wort und Sakrament. Alles aber, was ohn solch Wort und Sakrament vom Geist gerühmt wird, das ist der Teufel.

Martin Luther

mm Suche dich nur in Christus und nicht in dir, so wirst du dich ewig in ihm finden.

Martin Luther

mm Segne und behüte uns durch deine Güte,m Herr, erheb dein Angesicht über unsm und gib uns Licht.m m Schenk uns deinen Friedenm alle Tage hienieden,m gib uns deinen guten Geist,m der uns stets zu Christus weist.m m Amen, Amen, Amen! Ehre sei dem Namenm Jesu Christi, unsers Herrn, m denn er segnet uns so gern.

Johannes Goßner (1825)

Theo Lehmann

mm Für sie [die Nordkirche] ist es nicht zu akzeptie­ ren, dass wir nur Männer ordinieren. Und für uns ist es nicht hinnehmbar, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen. Das hieße, die Sünde zu segnen. Janis Vanags, Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Lettland INFORMATIONSBRIEF 311

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Ihr seid von Gott geliebt Predigt zu Matthäus 9,35–10,8 Johannes Frey

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nade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen. Liebe Schwestern und Brüder im Herrn Jesus Christus: Ihr seid von Gott geliebt. Alle, die ihr euch unter Gottes Wort versammelt habt. Aber auch die anderen sind von Gott geliebt. Die draußen stehen weil sie von Gottes Liebe – noch – nichts wissen. Unser Herr Jesus Christus ist gekommen, um diese Liebe zu den Menschen zu bringen. Und um die Menschen zu Gott zu bringen. Dazu ist er gestorben und auferstanden. Dazu hat er seine Jünger berufen. Dazu hat er seine Jünger ausgesandt. Dazu hat er seine Gemeinde gesammelt und gesandt. Wie der Vater ihn gesandt hat, so sendet Christus uns, um seine Liebe zu den Menschen zu bringen und um die Menschen zu Gott zu bringen. Davon erzählt der Evangelist Matthäus in unserem Predigttext, Matthäus neun, Vers 35 bis Kapitel zehn, Vers acht: Jesus ging in alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen. Und als er das Volk sah, erfüllte ihn tiefes Erbarmen; denn sie waren erschöpft und niedergeschlagen wie Schafe, die keinen Hirten haben. Da sprach er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende. Und er rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Macht über die unreinen Geister, dass sie die austrieben und heilten alle Krankheiten und alle Gebrechen.

Johannes Frey

Die Namen aber der zwölf Apostel sind diese: zuerst Simon, genannt Petrus, und Andreas, sein Bruder; Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und Johannes, sein Bruder; Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner; Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus; Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn verriet. Diese Zwölf sandte Jesus aus, gebot ihnen und sprach: Geht nicht den Weg zu den Heiden und zieht in keine Stadt der Samariter, sondern geht hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel. Geht aber und predigt und sprecht: »Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.« Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt böse Geister aus. Umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst gebt es auch. Herr, mach uns still und rede Du! Amen. »Und als er das Volk sah, jammerte es ihn.« Das ist das Erste, was wir heute von unserem Herrn erfahren: Christus sieht. Er sieht die Menschen. Er sieht ihre Not. »Da sprach er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.« Christus nimmt seine Jünger mit hinein in den Kampf gegen die Not. Aber wie sollen sie der Not begegnen? Seine Antwort ist: »Bittet!« »Bittet den Herrn der Ernte.« Das ist das Zweite: Christus ruft seine Jünger zum Gebet. »Und er rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Macht über die unreinen Geister, dass sie die austrieben und heilten alle Krankheiten und alle Gebrechen. Diese Zwölf sandte Jesus aus.« Das ist das Dritte: Jesus sendet seine Jünger, dass sie der Not begegnen Und er gibt ihnen Vollmacht. WW Christus sieht die Menschen – voller Erbarmen. WW Christus ruft zum Gebet – voller Vertrauen. WW Christus sendet seine Boten – in Vollmacht.

Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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Erstens: Christus sieht! Er sieht die Menschen. Er sieht, was ihnen fehlt. Er ist durchs Land gezogen. Er hat ihnen Gottes Gebot und Gottes Gnade verkündigt. Er hat viele Kranke gesund gemacht. Und die Leute bewundern und verehren ihn. Damit könnte es doch gut sein. Aber Christus lässt es damit nicht gut sein. Ihm genügt es nicht, dass er die drängendsten Probleme löst. Ihm genügt es nicht, die Menschen für den Augenblick zufrieden zu stellen. Jesus sieht die tiefe Not in den Herzen, diese Not, die nicht weg ist, wenn die äußeren Probleme weg sind. Er sieht die Menschen wie Schafe, die keinen Hirten haben. Das Bild können wir erst richtig verstehen, wenn wir sehen, in was für einer Welt Jesus das gesagt hat. Bei uns würde kein Schaf verhungern. Es wächst ja überall was Grünes. Aber in Israel ist Wüste. In der Wüste hat ein Schaf ohne einen Hirten keine Chance. Da wächst fast nichts. Da fließt kein Wasser. Und das bisschen Grün und das wenige Wasser, das es gibt, würde das Schaf alleine niemals finden. Es braucht den Hirten zum Überleben. Wenn kein Hirte ihm den Weg zeigt, dann liegt so ein Schaf bald am Boden – niedergeschlagen von Hunger und Durst – hoffnungslos und voller Angst – hilflos den Raubtieren ausgeliefert. Solchen hilflosen Schafen gleichen die Menschen, die Jesus sieht. Diese Menschen sind am Ende. Sie sehen keinen Weg mehr – und selbst, wenn sie einen Weg sehen würden, dann hätten sie doch keine Kraft mehr, ihn zu gehen. Sie suchen nach Gott – aber sie können gar nicht zu ihm kommen. Der Weg zu Gott ist für sie zu. Sie haben gelernt: Wer zu Gott kommen will, der muss gut sein. Der muss Gutes tun. Der muss religiöse Vorschriften einhalten, der muss Opfer bringen. Und wer das nicht alles einhält, den nimmt Gott nicht an. Aber sie sind arm. Sie müssen für ihre großen Familien sorgen. Sie müssen den ganzen Tag arbeiten, damit keiner hungern muss. Sie haben gar keine Zeit, religiöse Pflichten zu erfüllen. Sie haben gar kein Geld, um ein Opfer zu bezahlen oder um irgendwas zu spenden. Das sind die Einen. Aber da sind auch die Anderen. Zöllner oder Soldaten. Die haben ihr gutes Auskommen. Aber sie haben kein gutes Gewissen. Sie müssen viele Kompromisse machen, um an dieses Auskommen zu kommen. Diese INFORMATIONSBRIEF 311

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Menschen müssen viele Dinge tun, die vor Gott nicht recht sind. Wenn sie’s nicht täten, könnten sie nämlich ihren Job vergessen. Äußerlich stehen diese Leute gut da. Aber innerlich liegen sie auch am Boden. Sie sind innerlich zerrissen. Und sie wissen auch nicht, wie sie heil werden können. Sie wissen nicht, wohin mit ihrer Schuld. Und dann sind da noch die gut situierten Frommen, die Geld genug zum Opfern und zum Spenden haben. Die haben auch Zeit, Zeit zum Bibellesen, Zeit, Gottesdienste zu besuchen. Leute wie Nikodemus. Die werden von den Anderen bewundert, sie werden um ihren guten Draht zu Gott beneidet. Aber sie wissen doch genau, dass sie all das fromme Tun nicht zu Gott bringt. Sie wissen, dass Gott das Herz ansieht – und sie wissen, dass ihr Herz für Gott total unansehnlich ist. Arme und Reiche, Fromme und solche, die für Gott gar keinen Gedanken übrig haben – alle sind sie wie Schafe, die keinen Hirten haben – damals. Und Jesus sieht ihre offenbare Not, und er sieht ihre ganz heimliche Not. Aber es gibt sie auch heute. Vielleicht gibt es sie auch unter uns – Menschen ohne Hoffnung, Menschen, die am Boden liegen: Menschen die nicht wissen, wie sie mit ihrem Einkommen auskommen sollen, Menschen, die keine Arbeit haben, Menschen, die gemobbt werden. Es gibt sie auch heute: Menschen, die genug Geld haben – aber keine echten Beziehungen. Oder Menschen, die nicht wissen, wie sie miteinander umgehen sollen – in der Ehe, in der Familie. Menschen, denen ihre Aufgaben über den Kopf wachsen. Es gibt sie auch heute. Vielleicht gibt es auch solche unter uns: Menschen, die sich selbst nicht mehr in die Augen schauen mögen, weil sie ihre Schwächen nicht in den Griff kriegen und weil sie immer wieder dieselben Fehler machen. Menschen, die am liebsten vor sich selber weglaufen würden, weil sie etwas getan haben, was sie sich selbst niemals verzeihen können. Und auch sie gibt es noch heute: Menschen, die nicht wissen, was sie glauben können und was sie tun sollen – weil es keine gültigen Maßstäbe gibt – und weil sie in jeder Kirche andere Wahrheiten und von jeder Kanzel andere Normen zu hören bekommen. Menschen, die alles ausprobiert haben, weil ja alles erlaubt und alles möglich ist – und die doch nur von allem enttäuscht sind. Menschen, die nur noch glauben, was man sehen kann und was man anfassen kann und was 7


man berechnen kann – und die doch im tiefsten wissen, dass das nicht alles sein kann. Und auch sie finden sich wie damals auch heute – vielleicht sind sie unter unseren Nächsten: Menschen, die nicht mehr fragen – nicht nach der Wahrheit und nicht nach Gott – die nicht mehr fragen, weil es doch keine Antwort gibt. Menschen, die nicht mehr suchen – nicht nach der Liebe und nicht nach dem Glück, die nicht mehr danach suchen, weil es wahres Glück und wahre Liebe doch nicht gibt. Und die doch eine tiefe Sehnsucht spüren nach der Liebe und nach Gott. Menschen wie Schafe, die keinen Hirten haben, wie Schafe, die erschöpft am Boden liegen, weil niemand da ist, der ihnen den Weg zum Wasser und zur Weide zeigt. Jesus sieht sie auch heute. Er sieht ihre Not. Er sieht auch dich und deine Not. Und sie trifft ihn ins Herz. In der Lutherbibel steht: »Es jammerte ihn.« Aber das ist viel zu schwach. Eigentlich muss es heißen: »Es ging ihm durch und durch.« »Er wurde von dieser Not im Innersten aufgewühlt.« Christus ergreift tiefstes Erbarmen mit diesen Menschen. Christus hat Erbarmen mit dir, der du am Ende bist. Er hat Erbarmen mit dir, der du keine Hoffnung mehr hast. Christus kann es nicht mit ansehen, wie Menschen zugrunde gehen. Es muss etwas geschehen. Jemand muss diese verlorenen Schafe nach Hause bringen, bevor sie verdurstet und verhungert sind. Und da steht unserem Herrn Christus noch ein anderes Bild vor den Augen: Die Menschen sind wie ein reifes Feld. Das Gewicht der Ähren beugt die Halme nieder. Wind und Regen haben manche Halme schon ganz zu Boden gedrückt. Wenn nicht bald der Schnitter kommt, dann wird das Korn verderben. Aber wer wird kommen? Wer sieht die Not, wie Christus sie sieht? Wer teilt sein Erbarmen? Wer wird diese Menschen nach Hause bringen zu Gott? Jesus ist selbst für alle zum guten Hirten geworden. Aber er ist allein. Wie kann er alle erreichen? Wie kann er alle mitnehmen? Was soll er tun? Was würden wir tun? Die Lösung liegt nahe: Man muss die Sache organisieren. Wenn es nicht alleine zu schaffen ist, dann muss man delegieren. Man muss an das Verantwortungsbewusstsein appellieren. Ein Aufruf muss ergehen: »Leute – ihr müsst etwas tun! Auf euch kommt es an!« Wir entwickeln eine Strategie. Wir machen einen Gabentest. Und ein Vorbereitungsseminar. 8

Und wer gut reden kann und wer das nötige Selbstbewusstsein hat, und wer überzeugend auftreten kann, der macht sich an die Arbeit. Aktion ist gefragt. Und Entschlossenheit. Ich sehe den Petrus vor mir, wie er innerlich Haltung annimmt. Seine Augen sagen: »Hier bin ich. Ich habe kapiert worum es geht. Die Ernte ist groß. Die Arbeiter sind knapp. Und die Zeit ist kurz. Darum lasst uns schleunigst loslegen, bevor es zu spät ist. Die Welt wartet auf uns. Herr sag nur, wo ich anfangen soll – und du wirst sehen, wie sich alles zum Besseren wendet.« Aber Christus lässt den Petrus mit seiner ganzen Entschlossenheit ins Leere laufen. Er sagt nicht: »Die Ernte ist groß und die Arbeiter sind wenig. Darum packt endlich an!« Christus sagt: »Bittet!« Nicht: »Geht!« Nicht: »Macht!« Sondern: »Bittet!« Das ist das Zweite:

Christus ruft zum Gebet –– voller Vertrauen »Bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.« Denn das, was nötig ist, um die Not der Menschen zu wenden, das kann kein Mensch machen. Die Schafe nach Hause führen, die Ernte nach Hause bringen – das kann nur Gott. Menschen können dabei nur Werkzeuge sein – Werkzeuge in Gottes Hand. Ein Werkzeug sucht sich nicht selbst seine Aufgabe. Ein Werkzeug sucht auch nicht andere Werkzeuge aus. Sondern ein Werkzeug wartet so lange, bis der Meister es in die Hand nimmt. Und wenn Gott etwas machen will, dann richtet er sich nicht danach, welches Werkzeug am lautesten »Hier!« schreit. Sondern er sucht das Werkzeug aus, das er genau dafür brauchen kann. Darum sollen wir eine Herausforderung nicht zuerst in Angriff nehmen, sondern wir sollen sie ins Gebet nehmen. In der Gemeinde, auch in der bekennenden Kirche, in der Bekenntnisbewegung, in der Mission, gibt es so viele Aufgaben. Es fehlt an Mitarbeitern vorne und hinten. Es gibt Bereiche, die sind nicht abgedeckt. Arbeit, die ungetan bleibt. Es gibt so viele Menschen, die werden noch nicht erreicht. Es gibt Nöte, auf die die Gemeinde noch keine Antwort hat. Habt kein schlechtes Gewissen, wenn ihr nicht alle Anforderungen erfüllt, die man an eine Gemeinde stellen kann. Hört nicht auf die AUGUST 2018

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Stimmen derer, die den Mangel beklagen. Hört stattdessen auf die Stimme des Herrn Christus. Und der sagt: »Betet!« Und vertraut darauf, dass Gott selber zur richtigen Zeit die richtigen Leute an die richtige Stelle stellt. Sogar Christus hat es so gemacht. Er hat eine ganze Nacht alleine im Gebet zugebracht. Da hat der Vater ihm gezeigt, wen er als Apostel auserwählt hatte. Am nächsten Morgen hat Christus dann ausgeführt, was der Vater ihm gesagt hatte. Er hat nicht gefragt: Wer möchte gerne Apostel sein? Er hat nicht um Vorschläge aus der Menge gebeten. Er hat keine Abstimmung durchgeführt. Er hat die Namen genannt, die der Vater ihm gezeigt hatte. Und dann hat er sie gesandt. Das ist das Dritte:

Christus sendet –– in Vollmacht Er sendet Hirten zu seiner Herde. Er sendet Arbeiter in seine Ernte. Weil sie gesandt werden, heißen sie Apostel. Apostel ist das griechische Wort für »Gesandter«. Ein Gesandter handelt im Auftrag dessen der ihn sendet. Er sagt nicht, was er denkt und meint. Ein Gesandter sagt nur das, was sein Auftraggeber ihm aufgetragen hat. Darum sagt Jesus zu seinen Aposteln: »Wer euch hört, der hört mich.« Christus hat die Apostel bevollmächtigt, in seinem Namen zu reden und zu handeln. Besser gesagt: Er will durch sie reden und handeln. »Er gab ihnen Macht über die unreinen Geister.« Wenn Gott, wenn Christus gebietet, dann müssen die bösen Mächte weichen. Das hat nichts mit Magie und Zauberei und auch nichts mit übernatürlichen wunderhaften Gaben zu tun. Das ist ganz einfach Seelsorge. Das Mittel dazu ist die Botschaft von Christus, vom Reich Gottes. Indem der Gesandte einem Menschen zuspricht, dass die Herrschaft des Bösen durch den Tod und die Auferstehung Jesu gebrochen ist, wird dieser Mensch befreit. So werden die bösen Geister ausgetrieben. Bis heute. Die Herde von Christus in seinem Namen weiden. Seelsorge üben, das Reich Gottes verkündigen … Dazu hat der Herr damals die zwölf Apostel gesandt. Die sind inzwischen alle gestorben. Aber der Auftrag geht weiter. Sie haben ihn weitergegeben an andere, die ihnen nachfolgen. Wo ist das Amt der Apostel heute in der Kirche? »Hirte« heißt auf lateinisch »Pastor«. Und weil in der Kirche lange Zeit Latein gesprochen INFORMATIONSBRIEF 311

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wurde, ist an den Nachfolgern der Apostel der lateinische Name hängen geblieben: »Pastor«. Ein Pastor ist also nicht ein Repräsentant der Gemeinde. Ein Pastor ist kein Funktionär der Kirche. Ein Pastor ist ein Nachfolger der Apos­ tel. Er ist der von Christus gesandte Hirte der Gemeinde. Und die Gemeinde hört auf den Pastor, weil er im Namen von Christus spricht – und nicht, weil ihr das gefällt, was der Pastor sagt. Allerdings ist damit nicht die Macht einer Hie­ rarchie begründet. Dass der Pastor seine ­Autorität von Christus hat, das gibt uns auch die Möglichkeit, zu prüfen, ob es ein rechter Pastor ist. Denn wir haben ja das Wort von Christus in der Bibel. Ein Teil der Bibel ist ja von den ursprünglichen Aposteln geschrieben. Ein Nachfolger der Apostel wird also damit übereinstimmen. Wenn die Predigt mit der Bibel übereinstimmt, dann müssen wir darauf hören – auch wenn sie uns in Frage stellt, ja, wenn sie uns vielleicht ärgert. Und wenn die Predigt nicht mit der Bibel übereinstimmt. Dann steht der »Pastor« auch nicht in der Nachfolge der Apostel. Dann spricht er auch nicht im Namen des Herrn Christus. Und wer ihn hört, der hört nicht Christus. Und darum sollte niemand auf ihn hören. Auch wenn seine Worte noch so einleuchtend wären. Aber die richtige Predigt und Seelsorge hat die Macht, Menschen zu befreien. Und darum ist die Gemeinde glücklich zu nennen, die einen von Christus berufenen Hirten hat. Jeder, der unter einer dunklen Macht leidet, das können Depressionen sein, das können Ängste sein, das kann eine Sucht sein, das können böse Gedanken sein wie Hass oder Neid, das kann Schuld sein, die das Gewissen belastet, wer unter so etwas leidet, der kann damit zum Hirten gehen. So ein Hirte ist nicht vollkommen. Jeder Pastor hat Fehler. Jeder Pastor hat Schwächen und Grenzen. Und er ist bestimmt nicht allen gleich sympathisch. Und vielleicht ist er nicht dein Typ. Haltet euch damit nicht auf. Wichtig ist nur eines: Ist er von Gott gesandt? Spricht er Gottes Worte? Darauf kommt es an. Wenn wir heil werden wollen, brauchen wir das Wort von Christus. Aber nicht nur wir. Alle brauchen dieses Wort. Und weil das alle brauchen, darum müssen sich viele an dem Hirtendienst beteiligen. Alle sind gesandt. Jeder an seinem Platz. In der Familie, im Hauskreis, im Kindergottesdienst, im Jugendkreis, im Kirchenchor. Überall muss es Verantwortliche geben, die das Wort von Christus weitersagen. 9


Wir tun sicher noch manches andere. Wir helfen Menschen. Wir machen Menschen Freude. Das ist alles gut. Aber auf das alles können wir im Notfall verzichten. Nur auf das Wort von Christus können wir auf keinen Fall verzichten. Einmal wurde dem Herrn Christus ein Gelähmter vor die Füße gelegt. Da hat er gesagt: »Deine Sünden sind dir vergeben.« Und damit wollte er es genug sein lassen. Nur um den Leuten zu beweisen, dass er das Recht hat, Sünden zu vergeben, hat er den Mann dann auch noch geheilt. Aber darauf hätte er auch verzichten können. Denn man kann wohl gelähmt in den Himmel kommen oder arm oder als Analphabet oder mit

welchem Mangel auch immer. Aber nicht ohne Vergebung der Sünden. Die Sünde – die Trennung von Gott, das ist die eigentliche Not. Weil Christus diese Not sieht, darum ist er von Mitleid entbrannt. Weil er diese Not wenden will, darum ruft er uns zum Gebet. Und darum sendet er seine Boten. Und so führt er uns wie verlorene Schafe aus der Wüste nach Hause – zum Vater, ins Reich Gottes, zum ewigen Leben. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen. W

Betrachtungen zur Kirchenmusik Martin Schubach

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s dürfte wohl kaum jemanden im Lande geben, der nicht schon einmal mit Kirchenmusik in irgendeiner Weise in Berührung gekommen ist. Wir begegnen ihr ja nicht nur in Kirchen und Gottesdiensten, sondern auch in den modernen Medien, in Konzertsälen, bei gesellschaftlichen und privaten Feiern. Freilich ist Kirchenmusik ein weites Feld, und eine genaue Definition bzw. Abgrenzung fällt schwer. Schlaue Köpfe haben sich darüber gestritten, harte Diskussionen sind in den letzten Jahren geführt worden, denn nicht nur eine Flut neuer geistlicher Lieder unglaublich flachen Niveaus droht Gediegenes und Bewährtes wegzuspülen, sondern auch Aufführungen bzw. Konzerte im Kirchenraum erweitern ständig die Grenzen dessen, was vordem möglich war. Der Besucher solcher Veranstaltungen reibt sich bisweilen verwundert die Augen und fragt sich, in welcher Veranstaltung er gelandet ist. Wohin gehst du – Kirchenmusik? So ­ könnte man da fragen. Fragen wir zunächst: Woher kommst du?

Martin Schubach Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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Wir dürfen davon ausgehen, dass Gott die Grundlagen für die Musik mit erschaffen hat. Dazu gehören die physikalischen Vorbedingungen genauso wie die anatomischen. Die Möglichkeiten zur Resonanz und Tonbildung durch Obertonreihen existieren in der Schöpfung bereits ohne unser Zutun, und der dem Menschen die Fähigkeit zur Sprache gab, gab sie ihm auch zum Singen und differenziertem musikalischen Gehör. Lassen wir Luther zu Wort kommen: »Wer sich die Musik erkiest, hat ein himmlisch Werk gewonnen; denn ihr erster Ursprung ist von dem Himmel selbst genommen, weil die lieben Engelein selbsten Musikanten sein.« So ist die Musik etwas von Gott gewolltes, eine himmlische Gabe, wie Luther sagt, uns zur Freude und einander zur Erbauung geschenkt. Sie ist der Schöpfung immanent. Schwingungen, Resonanzen, Dissonanzen, Konsonanzen durchdringen die Welt bis in die Atome. Noch einmal Luther: »Ich wollte von Herzen gern diese schöne und köstliche Gabe Gottes, die freie Kunst der Musica, hoch loben und preisen. Weil diese Kunst von Anfang der Welt allen Kreaturen von Gott gegeben und von Anfang mit allen geschaffen ist, denn da ist mitnichten nichts in der Welt, das nicht ein Schall und Laut von sich gebe.« AUGUST 2018

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Die Musik wirkt auf geheimnisvolle Weise tief in unser Bewusstsein und Unterbewusstsein, im Guten wie allerdings auch eventuell im Bösen, wie wir heute wissen. Ja, sie ist nicht allgemein erhaben über jeden Zweifel, denn, von Menschen gemacht, auch menschlich und jeweils hohem oder niedrigerem Zwecke unterworfen. Doch Gott gab sie den Menschen zur Sprache dazu, als besonderes Ausdrucksmittel, quasi als Verstärkung des Wortes, und so dürfen wir uns ihm mit Musik zuwenden in Anbetung, Klage, Lobpreis, Bekenntnis. Musik hat somit zu Recht ihren Platz im Gottesdienst und im Christenleben. Luther billigt der Musik an sich einen hohen Stellenwert zu: »Und ich sage es gleich heraus und schäme mich nicht, zu behaupten, dass nach der Theologie keine Kunst sei, die mit der Musik könne verglichen werden, weil allein dieselbe nach der Theologie solches vermag, was nur die Theologie sonst verschafft, nämlich die Ruhe und ein fröhliches Gemüte.« Eine Geburtsstunde der Kirchenmusik gibt es nicht, sondern wir dürfen davon ausgehen, dass die Praxis des Psalmengesanges in der Form von der frühen Christenheit übernommen wurde, wie sie im Judentum üblich war, sicher mit regional unterschiedlichen Tönen. Auch wenn wir leider keine Melodieaufzeichnungen aus dieser Zeit haben, kann man annehmen, dass der Gesang in den Gottesdiensten eine wichtige Rolle spielte, schon allein aus akustischen Gründen, denn das gesungene Wort trägt weiter als das gesprochene, ein singender Liturg ist einfach besser verständlich. Alles ging zunächst einfach und schlicht zu. Man kannte in der Antike schon verschiedene Tonarten, und bis heute kommen diese so genannten Kirchentonarten bzw. Modi noch in den Psalmtönen oder älteren Liedern zum Klingen. Von Anfang an hat also die Musik Anteil am und Aufgaben im Gottesdienst: Zuallererst natürlich das Gotteslob, wie es schon im Alten Testament gefordert wird. Darüber hinaus die Hervorhebung von liturgischen Texten, Psalmen und geistlichen Liedern, somit die Unterstützung der Verkündigung. Außerdem Erhebung und Einstimmung der Gläubigen, Vertiefung.

Wiedererkennung Gesungene Texte prägen sich besser ein. Das geistliche Lied strahlte bis in den Alltag der Gemeinde, in die Familien. Die Reformation profitierte davon in nicht zu unterschätzender Weise. Seit dieser Zeit dürfte die Kirchenmusik auch INFORMATIONSBRIEF 311

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eine Rolle als »Glaubens-Indikator« spielen. Darüber wird im Folgenden noch zu sprechen sein. Hinzugekommen ist in der Neuzeit die Verkündigung durch Kirchenmusik außerhalb des gottesdienstlichen und teilweise kirchlichen Raumes. Das Phänomen der Verkündigung als Kunstobjekt zeigt sich bei geistlichen Konzerten bzw. oratorischen Aufführungen und deren akustischer Wiedergabe. Auch wenn dabei von vielen Hörern nur der künstlerische und musikalische Anteil bewusst wahrgenommen wird, bleibt der geistliche Inhalt bestehen. Gesungenes, musikalisch untermaltes Evangelium bleibt Evangelium und kann auch noch unter diesen Bedingungen wirken und Anstoß zum Glauben geben. Mit Blick in die Vergangenheit sehen wir auf eine gigantische Entwicklung in der Musik. Der Mensch ruhte nicht, gab sich nicht mit dem Vorhandenen zufrieden, und auf der Suche nach Neuem die Grenzen des bisher Gewohnten sprengend, schufen begabte Komponisten Werke verschiedener Stilrichtungen. Dies geschah zunächst innerhalb der Kirchenmauern; die Kirchenmusik war dominierend, was überlieferte Werke bis ins späte Mittelalter angeht. Erst mit der Renaissance gewinnt weltliche Musik deutlich an Boden. Inzwischen hatte in der Westkirche auch die Orgel den Kirchenraum erobert. Einst in der Antike als überlaut intoniertes Instrument im Zirkus beliebt, wurde sie weiterentwickelt, »gezähmt«, verfeinert. Als Portativ bzw. tragbare kleine Orgel zur Unterstützung des gregorianischen Chorgesangs taucht sie zunächst Anfang des 9. Jahrhunderts in Europa auf. Aber schon im 10. Jahrhundert werden mehrere so genannte Blockwerkorgeln in deutschen Domen erwähnt, und in der Folge nahm der Orgelbau einen rasanten Aufschwung bis ins 17. Jahrhundert hinein. Der Klang der ersten großen Instrumente muss auf die Menschen eine umwerfende, gewaltige Wirkung gehabt haben, wie wir uns sie heute nicht mehr vorstellen können. Schließlich hatten die Menschen im hohen Mittelalter bisher nur vergleichsweise schlichte Klänge gehört. Der Orgelklang mit seiner stetigen, getragenen Tongebung hat zudem etwas Feierliches, Erhabenes und Friedvolles an sich und war so auch gut geeignet für die Unterstützung des Gesanges. Aus der Kirchenmusik ist die Orgel seitdem nicht mehr wegzudenken. Im Gegensatz zur Orgel, die es zum immobilen Inventar des Kirchengebäudes geschafft hat, nehmen andere Instrumente einen weit weniger bedeutenden Platz in der Kirchenmusik ein. 11


Mit dem Aufkommen geistlicher Kantaten und Oratorien erhielten sie allerdings eine unerlässliche Funktion. Heute sehen wir einen wachsenden Anteil moderner Instrumente parallel zur Verbreitung popularmusikalischen Liedgutes. Insgesamt scheint, so vermuteten es schon Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts, die Entwicklung der Musik und damit auch der Kirchenmusik ihren Zenit überschritten zu haben. Neue Stilrichtungen im klassischen Bereich sind kaum vorstellbar. Die Erfindung der Zwölftontechnik im 20. Jahrhundert stellt somit weniger einen Fortschritt als eine Flucht dar. Sie konnte keine Breitenwirkung mehr entfalten. So zehren wir heute auch in der Kirchenmusik nicht nur bei den vertonten Texten weitgehend von Überkommenem und Bewährtem.

Was ist Kirchenmusik? Eine Beschreibung, was nun Kirchenmusik ist und was eher nicht dazugehört, ist heute wichtiger geworden, nicht zuletzt um einer völligen Beliebigkeit, Verflachung, Profanisierung oder weltlicher Verflechtung entgegenzuwirken. So sei nun an dieser Stelle ein Versuch gewagt. Wirkliche Kirchenmusik kommt nicht von außen in die Kirche hinein, sondern entsteht in ihr, komponiert im Glauben und praktiziert im Glauben. Musikalische Anleihen aus dem weltlichen Bereich können mit geistlicher Textierung zu Kirchenmusik werden. Was bedeutet komponiert im oder für den Glauben? Nun, wir können natürlich nicht ins Herz derjenigen schauen, die einen geistlichen Text vertonen. Sofern die Musik dem Wort nicht gewollt zuwiderläuft, sofern sie im Glauben zum Klingen gebracht werden kann, ist es Kirchenmusik. Und wie steht es mit der musikalischen Qualität? Für den Gottesdienst sollte nur das Beste gut genug sein, freilich je nach dem Vermögen vor Ort! Als Hilfestellung, warum auch nicht wort- oder choralgebundene Musik ihren Platz im Gottesdienst haben kann, mag folgender Gedankengang dienen: Ähnlich wie in der Architektur erkennen wir vorherrschende Ordnungskräfte im musikalischen Bereich. Zur Ehre Gottes und zur Erhebung der Gläubigen wurden die herrlichsten Kirchen und Dome erbaut. Wir sehen in der Kirchengeschichte eine Entwicklung der Baukunst, neue technische Möglichkeiten gingen einher mit Erweiterungen von Proportionen und Ornamentik, immer mit dem Ziel, im Ganzen eine Harmonie zu schaffen. Ähnlich in der Musik: Für die Möglichkeiten neuer, weiterentwickelter Instrumente schrie12

ben Komponisten immer größere Werke. Starke Ordnungskräfte spielen eine wesentliche Rolle in einem Musikstück, so in Variationswerken, in der Fuge, der Sonatensatzform, in der Motette und im Kirchenlied, in der Orgelmusik. Zum Beispiel sind Präludien und Fugen von Johann Sebastian Bach wahre architektonische Kunstwerke. Zu Recht hat also die freie, nicht choralgebundene Orgelmusik ihren Platz im Gottesdienst gefunden, als Prä-, Inter- und Postludium, zur Ehre Gottes und Einstimmung der Gläubigen. Luther konnte noch sagen: »Musik ist ein reines Geschenk und eine Gabe Gottes, sie vertreibt den Teufel, sie macht die Leute fröhlich und man vergisst über sie alle Laster.« Doch der Widersacher ruht nicht, solange wir noch in dieser Zeit sind. In den vergangenen 500 Jahren hat sich die »weltliche« Musik bis zu einer riesigen Unterhaltungsindustrie etabliert, der wir uns kaum entziehen können. Wenn wir heute das Autoradio anstellen und durch die Sender gehen, dröhnt uns eine Lawine entgegen. In Kaufhäusern, auf öffentlichen Veranstaltungen werden wir »beschallt«. Luthers oben zitierten Satz könnte man heute einmal bewusst provozierend auf den Kopf stellen: »Musik ist Ausdrucksmittel des völlig emanzipierten Menschen, hat dämonische Kräfte, macht die Leute hörig und bestätigt sie im Laster.« Ist die Musik, die gute Gabe Gottes, zur Hure geworden? Oder hat gar der Teufel den Menschen den Kopf verdreht, so dass die gute Gabe Gottes missbraucht und entstellt wird? Luther würde es heute wohl so direkt sagen. Musik kann Menschen auch kaputt machen! Eine neuartige, freche, ja dämonische Musik rüttelt schon seit Jahrzehnten auch an den Kirchentüren. Dennoch ist es voreilig, alles zu verdammen, was da hereindrängt, sondern die kritische Prüfung von Fall zu Fall ist angesagt. Gospelmusik z. B. kann schön und erhebend sein und von Herzen kommend klingen. Aber auch in die »Gospelszene« mischen sich schrille Töne, der Egoismus des emanzipierten Menschen wird hörbar. Prüft aber alles, und das Gute behaltet – dieser Rat des Paulus ist heute für die Kirchenmusik wichtig geworden. So muss man auch beim Neuen Geistlichen Lied die Spreu vom Weizen trennen, und da bleibt Weizen übrig, wenn auch wenig. Die meisten Liedtexte sind dürftig in der Aussage, und selbst bei Lobpreisliedern muss kritisch angemerkt werden, dass zwar in schöner Weise gelobt wird, aber der Grund für Lob und Freude sehr in den Hintergrund getreten ist. Dass diesen Liedern in vielen Kirchen bzw. Gottesdiensten ein so breiter Raum eingeräumt AUGUST 2018

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wird, ist Indikator einer Glaubensschwachheit oder Glaubenskrise. Lieder mit klaren Bekenntnisaussagen sind auf dem Rückzug. Die oft gehörte Bemerkung »so etwas kann man heute nicht mehr singen« wird mit der »verstaubten«, unverständlichen Sprache begründet, mit Bildern, die nicht mehr unsere sind. Aber versteckt sich dahinter nicht auch »so etwas kann man heute nicht mehr glauben«? Ein bisheriger Gipfelpunkt dieser Entwicklung ist die Herausgabe des neuen Beiheftes »EGplus« mit zum Teil englischen Popsongs, säkularen Hits und einer Fußballhymne.

Ist die Kirchenmusik in Gefahr, zum Selbstzweck zu werden? Nun, die Gefahr gab es schon immer. Schon immer mussten sich Künstler und musikalische Akteure in der Kirche eigentlich fragen lassen, wie weit die Musik für sie Selbstdarstellung ist. Die Frage von Selbstdarstellung und Selbstzweck ist heute allerdings brisanter geworden. Das gilt auch für die etablierte klassische Kirchenmusik. »An Gott zweifeln. An Bach glau-

ben«, unter diesem Motto fand erst neulich in der Universitätskirche Rostock eine musikalische Lesung statt. Hier wird Musik vergöttert. Ob die Aufführung eines Weihnachtsoratoriums Gottes Wohlgefallen findet, wenn die Menschen sich innerlich längst von ihm abgewandt haben und selbstherrlich nach eigenem Willen und Gutdünken leben? Die Warnung Gottes durch den Propheten Amos vor bloßem, äußerlichen Gottesdienst gilt auch noch heute: »Nimm weg von mir das Geplärr deiner Lieder, denn ich mag dein Psalterspiel nicht hören« (Amos 5,23). Es bleibt zu hoffen, dass es immer wieder Menschen gibt, die das »Soli Deo Gloria« im Herzen tragen, mit dem Johann Sebastian Bach einst seine beeindruckenden Werke in weiser Voraussicht signierte. Bei all den zum Teil düsteren und erschreckenden Entwicklungen unserer Tage möge uns dennoch die Freude an der Musik erhalten bleiben, und die Vorfreude auf die ewige Herrlichkeit in Gottes Reich, mit jener großartigen musica sacra, wovon in der »himmlischen Gabe« schon jetzt hin und wieder ein Strahl zur Erde und ins Herz fällt. W

Vom Teufel und seinen Dämonen Ulrich Wilckens Was glauben wir als Christen eigentlich? Wir bekennen es im Apostolischen Glaubensbekenntnis. Aber wie gestaltet sich entsprechend unser geistliches Leben? Dazu gibt der Professor für Neues Testament und einstige Bischof des Sprengels HolsteinLübeck der Nordelbischen Kirche, Ulrich Wilckens (Lübeck), weise Ratschläge. Nach der Bibel haben wir es nicht nur mit dem Bösen, das Menschen anrichten, zu tun,

Ulrich Wilckens Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 INFORMATIONSBRIEF 311

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sondern auch mit dem Bösen als Macht, dem Teufel. Seine Macht kommt über uns – wenn wir sündigen. Sie ist aber nicht etwa eine Konkurrenz zu Gottes Macht! Denn Gott ist allem absolut überlegen.

Warum es den Teufel gibt Aber warum gibt es dann den Teufel mit seinem zahlreichen Heer von Dämonen, die sich um ihn scharen und seine Befehle erfüllen – so wie es dagegen im Himmel den Chor der Engel gibt, die immerwährend Gottes Lob singen und die Gott als seine Boten mit besonderen Aufträgen und Tröstungen zu einzelnen Menschen schickt (Psalm 103,19ff.)? Warum dieser Gegensatz von Engeln und Teufeln? Dass Gott ihn zulässt, ist nicht etwa ein Zeichen von Schwäche. Gott braucht keine Engel, um den Teufel und seine Dämonen abzuwehren. 13


Aber dass Gott Satan, den er aus seinem Himmel hinausgeworfen hat (Lukas 10,18), unter den Menschen auf Erden weiterwirken lässt, hat den gleichen Grund, wie dass er die Sünde des ersten Menschenpaares nicht von vornhe­ rein verhindert hat. Er hat sie geschehen lassen, denn er hat dem Menschen Freiheit gegeben, sich für oder gegen ihn zu entscheiden.

Das Böse im freien Willen Der Wille des Menschen wendet sich oft gegen Gott. So beginnt das Böse in der guten Schöpfung Gottes zu wirken (1.Mose 3). Dass der Mensch seine ihm von Gott gegebene Freiheit missbraucht, um egoistisch über Gut und Schlecht zu entscheiden, ist eine Verwirklichung des Bösen. Das ist der Ursprung der Gottlosigkeit. Ich irre mich, wenn ich meine, es täte mir gut, selbst zu entscheiden, was für mich gut oder schlecht sei. In diesem Irrtum wirkt eine gegengöttliche Macht, die ich keineswegs beherrsche, sondern die umgekehrt mich beherrscht. In der Bibel wird diese Macht des Bösen in meinem Tun und Denken »der Teufel« genannt (der hier im Griechischen gebrauchte Begriff »diabolos« bedeutet im Deutschen »Durcheinanderbringer«).

Wie man vom Bösen frei wird In unserer heutigen Welt gehört die Rede vom Teufel freilich zu den Inhalten der Bibel, die nahezu durchweg als verächtliche Hirngespinste abgelehnt und als Kinderei betrachtet werden. Doch woher kommt zum Beispiel unsere merkwürdige Lust, im Fernsehen allem Bösen zuzusehen – je krasser, desto fesselnder? Dabei wissen doch alle von den schrecklichen Unmenschlichkeiten, die auch heutzutage überall in der Welt geschehen. Menschen widerfährt Gewalt, Leid und Tod, die wir nicht beenden und nicht einmal steuern oder mindern können! In all dem wirkt der Teufel. Und wir erfahren, wie ohnmächtig wir gegenüber dieser Übermacht des Bösen sind! Dass man von ihr frei werden kann, wenn man sich Gott im Glauben anvertraut, wissen die meisten heute nicht mehr. Die Macht des Teufels ist schrecklich. Doch in Mord und Tod hat sie ihre Grenze. Christen dürfen wissen, dass Gott ihr letztes Geschick über diese Grenze hinausführt. Im Blick auf die Ewigkeit hat allein Gott das Sagen. W Zuerst erschienen in ideaSpektrum 7/2017

Männervesper Missionarische Chancen und Grenzen –– Ein Erfahrungsbericht Hans-Werner Kalb

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ännervesper – der Name sagt es schon: Das sind Veranstaltungen mit einem meist zünftigen Abendessen für Männer. Vor oder nach dem Abendessen gibt es einen Vortrag mit anschließendem Gespräch im Plenum und dann – etwas ausgiebiger – an den Tischen. Die Männervesper verbreiteten sich seit den 1980er-Jahren als Alternative zu den Frauenfrühstückstreffen – eben für Männer. Die Veranstalter wollen ein niederschwelliges Angebot machen für Leute, die mit der Kirche und christlichen Gemein-

Hans-Werner Kalb Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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den bislang wenig am Hut hatten. In einer angenehmen Atmosphäre, wo man sich wohlfühlt, sollen Kontakte geknüpft oder vertieft werden. Das Interesse wird meistens geweckt durch einen Fachvortrag zu einem Thema, das Männer interessiert. Da geht es dann um Politik, Medien, Naturwissenschaft und vieles andere mehr. Das anschließende Gespräch bietet Geselligkeit und Austausch meist bei einem Glas Bier oder Wein. Seit mehr als dreißig Jahren bin ich unterwegs auf Männervesper-Veranstaltungen, überwiegend im süddeutschen Raum. Die Veranstalter sind manchmal Kirchengemeinden, meistens aber kümmert sich eine kleine Gruppe engagierter Männer aus verschiedenen Gemeinden um die Organisation. Die meisten MännervesAUGUST 2018

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per verstehen sich nach meiner Beobachtung als ökumenisch. Es sind nur wenige, denen es ausschließlich um die kulturelle Bereicherung ihres Ortes geht. Manchen geht es darum, einfach Kontakte zu so genannten Kirchendistanzierten zu bekommen, viele haben aber durchaus ein missionarisches Anliegen, d. h. sie wollen über dieses Angebot mit Nichtchristen ins Gespräch kommen über Glaubensfragen. Vielleicht auch erst im nächsten oder übernächsten Schritt. Das hängt ganz von den Männern ab, die vor Ort hinter der Arbeit stehen und sich dafür einsetzen. In der Regel werden für die Vorträge Christen engagiert, die in ihren Vortrag auch einfließen lassen, aus welcher Perspektive sie das Thema beurteilen. Ich spreche meistens über Medienthemen. Ganz beliebt ist bei den Männern das Thema: »Manipulation durch die Massenmedien«. Hier ergibt es sich fast von selbst, dass man bei den Strategien zur Manipulationsvermeidung auch auf Werte – christliche Werte – zu sprechen kommt. Dabei geht es um Zeiteinteilung und Orientierungsmöglichkeiten. Wie schrieb doch Paulus an die Christen in der damaligen Welthauptstadt: »Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an. Lasst euch vielmehr von Gott umwandeln, damit euer ganzes Denken erneuert wird« (Römer12,2, GNB). Unsere Medien heute sind wirkmächtige Manipulationsinstrumente. Eben »Prägewerkzeuge« im übertragenen Sinn. Bei all den Männervespern, bei denen ich als Referent teilgenommen habe, war es ausdrücklich erwünscht, dass ich auch meine Erfahrungen und meine christliche Position einfließen lasse. So bietet sich die Gelegenheit, nach dem Vortrag schnell in Gespräche über die eige­ ne Lebensorientierung zu kommen. Das geht einladend in lockerer Atmosphäre. Sie sehen an diesem Beispiel, dass die Chancen für missionarische Arbeit ganz stark von den Mitarbeitern vor Ort abhängen, den gewählten Themen und den Referenten. Grundsätzlich sind die Männervesper, wie sie von engagierten Christen im süddeutschen Raum angeboten werden, eine sehr gute Gelegenheit, über den christlichen Glauben zu informieren und dazu einzuladen. Die Veranstaltungen finden oft in kirchenunabhängigen Räumen statt, z.  B. in Gaststätten, Hotels oder kommunalen Räumen. So soll Männern der Zugang erleichtert werden, die nie in eine Kirche gehen würden. Aber selbst kirchliche Gemeindehäuser sind für Kirchendistanzierte noch leichter zu betreten, als das Kirchengebäude selber. Heute weiß man durch viele Untersuchungen, dass die meisten Menschen, die sich als ErINFORMATIONSBRIEF 311

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wachsene dem christlichen Glauben zuwenden, vorher Kontakte und Freundschaften mit Christen hatten. Dort wurde das Interesse geweckt, im Alltag der Christen. Und dann kommen Anstöße zum Nachdenken dazu, z. B. Anstöße aus dem Wort Gottes. Dazu bieten die Männervesper hervorragende Gelegenheiten. Man lernt sich näher kennen, tauscht sich aus über Lebens- und Glaubensfragen. Was Gott da­raus macht, wen er in seine Nachfolge ruft, das bleibt dann seine Sache. Freilich erlebe ich das auch, dass in den Gesprächen an den Tischen nachher weder über den Vortrag noch über sonstige geistliche Themen gesprochen wird. Man kann sich ja auch nur über das Wetter oder über die Tagespolitik unterhalten. Das liegt dann immer an den Teilnehmern selbst und auch an den Mitarbeitern, die eben mehr oder weniger das Anliegen verfolgen, zum Glauben einzuladen. Ein persönliches Gespräch über den christlichen Glauben kann ja auch erst später dran sein, bei einem gegenseitigen Besuch oder einer weiteren christlichen Veranstaltung. Wer sind nun die Teilnehmer bei den Männervespern? In der Regel kommen Gäste aus den beteiligten Gemeinden, aber auch oft weit darüber hinaus, aus der Region. Manche Veranstalter sprechen von überwiegend kirchlichen Gästen, bei anderen hat die große Mehrheit der Gäste nichts mit der Kirche zu tun. Das hängt von der langfristigen Werbung, dem Thema und dem Referenten ab. Wenn ein beliebter Politiker beim Männervesper spricht, dann kommen natürlich mehr Gäste, die keinen Bezug zu Kirche und Glauben haben. Die Chancen für missionarische Arbeit sind bei Männervespern sehr gut. Das hängt – wie gesagt – von den Veranstaltern ab. Und da liegen auch die Grenzen. Wen lädt man als Referenten ein? Sind alle Männer aus dem Vorbereitungsteam offen und bereit, zentrale christliche Fragen ins Gespräch zu bringen oder wollen das einige gar nicht? Da gibt es die ganze Bandbreite. Ich habe Männervesper erlebt, da hat man mich vorher zu einer Gebetsgemeinschaft für den Abend eingeladen und es wurde selbstverständlich vor dem Essen ein Gebet gesprochen. Bei anderen kam zum Ausdruck, dass es eher um eine kulturelle Bereicherung ginge und man auf keinen Fall zu fromm wirken wolle. Das sind aber eher die Ausnahmen. Ich kann nur Mut machen, Männervesper zu organisieren und die Gelegenheit zu nutzen, Kontakte über die eigene Kirchengemeinde hinaus zu pflegen. Ja, Männervesper sind eine große missionarische Möglichkeit – wenn man sie denn nutzen will. W 15


Friedrich Hauß (1893––1977), »der große geistliche Architekt, der … hin und her im Land, geistliche Werke errichtet hat …« Joachim Schnürle

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riedrich Hauß (1893–1977), »der große geistliche Architekt, der […] hin und her im Land, geistliche Werke errichtet hat […]« So Landesbischof Hans-Wolfgang Heidland bei der Trauerfeier des Pfarrers Friedrich Hauß in der Karlsruher Johanniskirche. Vor 40 Jahren war das Todesjahr dieses Mannes, der in der Zeit zwischen den zwei Weltkriegen und nach dem Zweiten Weltkrieg viel bewegt hat in der badischen Kirche und in den Gemeinschaftskreisen. Ist dieser Mann schon vergessen? Sein Name taucht noch in der Studenten-Begleitung auf, das Friedrich-Hauß-Studienzentrum in Schriesheim ist nach ihm benannt. Viele andere von ihm gegründete Initiativen und Werke haben andere Namen, erinnern z. B. an sein Vorbild Aloys Henhöfer. So der Henhöfertag oder das Henhöferheim und haben nur für »Eingeweihte« einen Bezug zu Friedrich Hauß. Das 41. Todesjahr soll Anlass sein, Werk und Wirkung zu betrachten. Seine Selbstbiographie, die 1976 veröffentlicht wurde, hat 2011 eine Neuauflage erlebt: Erfahrungen mit Gott in Krieg und Wiederaufbau. Wunder der Bewahrung, Wunder des geistlichen Aufwachens, Wachsens und Festwerdens. Der Titel beschreibt Schwerpunkte im Leben des Pfarrers, der in der Nachkriegszeit Erstaunliches geleistet hat und das Wirken Gottes wunderbar erfahren hat.

Joachim Schnürle Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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Geprägt, um selbst zu prägen Friedrich Hauß wurde am 11. August 1893 in Vogelbach bei Kandern als Pfarrerssohn geboren. Aufgewachsen ist er dann durch Stellenwechsel des Vaters in Sandhausen bei Heidelberg und in Spöck bei Karlsruhe. Das humanistische Gymnasium besuchte er in Karlsruhe. Schon als Kind wollte Friedrich Hauß ganz in den Fußstapfen des Vaters Theologie studieren. Eindrücke erhielt er von Pastor Heinrich Coerper (1863–1936) in Liebenzell. Während des Studiums in Erlangen, Tübingen und Heidelberg wurde er besonders von den Professoren Adolf Schlatter und Karl Heim geprägt. 1919 wurde er durch seinen Vater in Spöck ordiniert. Berufungen führten ihn nach Konstanz und Nöttingen bei Karlsruhe, wo er Anna Katz, die Tochter des Pfarrers am Karlsruher Diakonissen-Mutterhaus heiratete. Im Jahr 1924 wurde er in den Vorstand der Kirchlich-Positiven Vereinigung und 1926 in die Landessynode berufen. In diesem Jahr wechselte er an die Karlsruher Pauluspfarrei und wurde Vorsitzender des Badischen Evangelischen Jungmännerbundes. Der Pfarrer trat der NSDAP bei, wohl unter der Vermutung, dadurch Vorteile für die kirchliche Jugendarbeit und Evangelisationsarbeit zu erreichen. Durch seinen Einsatz für die Bekenntnisbewegung zog er sich die Gegnerschaft der Deutschen Christen und auch der NSDAP zu. Es kam zu Hausdurchsuchungen, einer andauernden Überwachung und zu Verhören des Pfarrers. Beim Wiederaufbau von Pfarrhaus und Johanniskirche hat der Pfarrer selbst mit Hand angelegt. Ab 1950 war er Dekan für Pforzheim-Land auf der Pfarrstelle in Dietlingen. Diese Stelle AUGUST 2018

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hatte er bis zu seiner Pensionierung inne. Er zog 1959 nach Neusatz, in ein Haus neben das von ihm gegründete Henhöferheim. 1963 verlieh ihm die Theologische Fakultät der Universität Heidelberg die Ehrendoktorwürde, in Würdigung seiner Lebensarbeit. Leiter des Volksmissionarischen Amtes blieb er noch bis 1966. Mit Freunden gründete der Ruheständler 1966 die »Arbeitsgemeinschaft für biblisches Evangelium in Baden« und 1970 die »Evangelische Vereinigung für Bibel und Bekenntnis in Baden«. Gestorben ist Friedrich Hauß am 9. Juli 1977. Er wurde in Neusatz begraben.

Ein Herz für Evangelisation und Erweckung Bereits in den Jahren des Studiums wurde ihm deutlich, dass es eines übernatürlichen Eingreifens Gottes braucht, um Menschen neu zu machen. Es wurde ihm zu einem Herzensanliegen, dies zu verdeutlichen und den Wunsch danach in seinem Umfeld wach zu rufen. Noch in den Jahren des Studiums, hatten die Kämpfe des Ersten Weltkriegs große Lücken in die Studentenschaft gerissen. Friedrich Hauß hat unter dem Opfer mancher Mitstreiter der christlichen Studenten-Vereinigung gelitten. Er sah sich in der Pflicht, den Verlust durch Ausbreitung der Gottesbotschaft auszugleichen. Er bekennt: »Jede Todesnachricht eines von euch aus dem Ersten Weltkrieg gab mir einen Stich ins Herz und belud mich als den Überlebenden mit größerer Last verantwortlicher Liebe für Jesus. Das war die tiefe Wurzel meines Einsatzes im Kampf um die Erweckung unserer Heimatkirche.« In seiner Beschäftigung mit Erweckungspredigern in Baden wie Aloys Henhöfer, Georg Adam Dietz, wie auch mit Ludwig Hofacker, Samuel Hebich und Elias Schrenk wurde sein Blick für Erweckung geschärft. Ihm wurde deutlich, dass es nicht besondere Methoden

sind, sondern eine von Christus ergriffene Persönlichkeit, die eine Predigt lebendig machen.

Friedrich Hauß der Schriftsteller In den frühen Morgenstunden konnte im Pfarrhaus, im Arbeitszimmer des Pfarrers das Licht wahrgenommen werden. Friedrich Hauß nutzte die Frühe des Tages, oder vielmehr das Ende der Nacht, um seinem Gott zu begegnen. Diese Zeiten waren ihm auch Gelegenheit zu schriftstellerischem Tun. So hat er mehrere Hilfsbücher zum Verständnis der Bibel erarbeitet. Eine Biblische Taschenkonkordanz: Darstellung und Erläuterung der wichtigsten biblischen Begriffe, eine Konkordanz über wichtige biblische Gestalten, eine Konkordanz aus der Welt der Bibel und ein »Biblisches Gebetbüchlein«. Diese Schriften sind alle in den 30er-Jahren erstmals erschienen und teilweise in vielen Auflagen gedruckt worden. So sind von der Konkordanz über biblische Begriffe bis 2002 mindestens 14 Auflagen erschienen, ebenso 14 Auflagen des Buches über Biblische Gestalten. Von diesen sind auch italienische und spanische Übersetzungen entstanden. Im Vorwort zu den Gestalten der Bibel wird sein Anliegen deutlich: »Diese biblischen Gestalten des Alten und Neuen Testaments möchten vor uns Deutsche hintreten und uns, eine jede mit ihrer eigenen Stimme, das Wort Gottes sagen. Es ist dasselbe Wort, von dessen Licht sie alle getroffen sind, das Wort des Gottes, dem es gefallen hat, vor Zeiten zu den Vätern zu reden durch die Propheten und zuletzt zu uns durch den Sohn.« Durch die Hilfsbücher soll das Wort selbst reden und in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg transportiert werden. In die Aufbauphase dieser Nachkriegszeit soll es in die wirtschaftliche Not, in den Kampf um das Dasein hineinwirken. Es soll nicht nur in Predigt und Gottesdienst von den jetzt lebenden

In seiner Beschäftigung mit Erweckungspredigern (neben anderen auch Ludwig Hofacker, Samuel Hebich und Elias Schrenk) schärfte Friedrich Hauß ­seinen Blick für Erweckung. INFORMATIONSBRIEF 311

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Menschen verkündet werden, sondern es soll auch durch die Personen der Bibel aktuell weitergegeben werden. »Daß das Licht des Wortes Gottes als gestaltende Macht im Leben der biblischen Menschen gesehen werde, daran lag mir in dieser Arbeit.« Auch hier zeigt sich wieder das Anliegen des Pfarrers, das Wort Gottes als gestaltende Macht möchte er vermitteln und den Menschen seiner Zeit zurufen, auch in der Not der Nachkriegszeit. Er hat sich auch mit Lebensbildern aus der Kirchengeschichte beschäftigt und verschiedene Bücher mit Lebensberichten veröffentlicht. Neben einzelnen kürzeren Biographien über Führungsgestalten des württembergischen Pietismus waren ihm die Vorläufer aus der badischen Erweckungsbewegung der Weitergabe wert. In mehreren Bänden sind ab 1956 die »Väter der Christenheit« erschienen. Darin sind Personen der gesamten Kirchengeschichte vertreten. Dabei ging es ihm jedoch nicht um eine wissenschaftliche Darstellung. Ihm war es um das »Sichtbarmachen der Zeugen Jesu in zwanzig Jahrhunderten und das Hörbarmachen der Botschaft«. Dieser Gang durch den gesamten Lauf der Kirchengeschichte umfasste über 800 Druckseiten. Hauß möchte mit der Darstellung die ewige Wahrheit von Gottes Wort und Gottes Wirken in der Geschichte unterstreichen. Doch soll in all diesen Schriften nicht der Blick auf Menschen und deren Leistung oder deren Erfahrungen gerichtet werden. Es geht Hauß um neue Liebe für Gottes Wort. Die Menschen, Jung und Alt sollen sich wieder mehr um Gottes Wort versammeln und daraus lernen. Im Vorwort zu Gestalten der Bibel formuliert er so: »Die Arbeit möchte Lust machen, auf die Wolke von Zeugen zu schauen, die uns umgibt. Sie möchte ein Hilfsmittel zur Bibelarbeit sein und hofft vor allem der evangelischen Jugend, die sich um die Bibel sammelt, dienen und die Liebe zu Gottes Wort stärken zu können.«

Sammlung der Gemeinde im Henhöfertag Der rührige Pfarrer war nicht nur schriftlich für Bibel und Erweckung tätig. Das »Sammeln um die Bibel« war ihm ein weiteres Anliegen. Neben seinem Pfarramt rief er deshalb vor über 50 Jahren zusammen mit Pfarrer Reinhard Berggötz (1927–2000) den »Henhöfertag« ins Leben. Für diesen war Aloys Henhöfer (1789–1862), der Führer der badischen Erweckungsbewegung der Namensgeber, dem Hauß wichtige Impulse verdankte. Dieses Treffen wird 18

inzwischen unter dem Titel »Innovationstag für aufbrechendes Christsein (Henhöfertag)« ganz im Sinne der Gründer weitergeführt. 2010 wurde der 50. Geburtstag des jährlich stattfindenden Treffens festlich gefeiert. Gedacht war diese Veranstaltung als Jahrestreffen der »geistlich erweckten« evangelischen Christen in Baden. Eine klare Verkündigung des Evangeliums sollte die Veranstaltungen auszeichnen – so wurden bekannte Prediger wie Wilhelm Busch, Heinrich Kemner und Klaus Vollmer als Redner eingeladen. Evangelist und Pfarrer Reinhard Berggötz, geistlicher Sohn von Hauß, verfasste jährlich ein »Henhöfertagslied« und sprach das Schlusswort.

Leib- und Seelsorge im Henhöferheim Schon bald nach dem Ersten Weltkrieg konnte ein Freizeitheim gebaut werden, in welchem die Karlsruher Stadtjugend auf Strohsäcken Freizeiten erleben durfte. Diese Freizeiten unterstützten die Jugendarbeit im Stadtpfarramt. 1930 konnte ein einfacher Bau begonnen werden. Als idealer Platz konnte ein Grundstück in Neusatz bei Bad Herrenalb gekauft werden. Hauß war als Vorsitzender des Jungmännerwerkes in Baden als Käufer aufgetreten. Ihm war dieses Erholungsheim so wichtig, dass er auch selbst bei der Finanzierung mithalf. Aus den kleinen Anfängen ist ein Freizeitheim für Gemeindegruppen entstanden, das nach fast 90 Jahren auch weiterhin besteht.

Erfahrungen mit Gott in Krieg und Wiederaufbau Wunder der Bewahrung, Wunder des ­geistlichen Aufwachens, Wachsens und Festwerdens Die Arbeit von Friedrich Hauß mit den ganz unterschiedlichen Facetten diente dem geistlichen und kirchlichen Aufbau zwischen den Weltkriegen und nach dem Zweiten Weltkrieg. Er hat dabei immer wieder die gute Hand Gottes am Walten gesehen, trotz den schweren Erfahrungen in jenen Zeiten. Sein Dienst war ein Dank für die selbst erfahrene Güte Gottes. Sein Wirken als Gründer von geistlichen Werken und Einrichtungen, sein Wirken als Schriftsteller sollen nicht dem Vergessen anheimfallen, sondern auch in unserer Zeit ein Ansporn werden, mit dem Wirken Gottes auch in widrigen Umständen zu rechnen. Seine Lebensgeschichte zeigt dies an verschiedenen Stellen auf, nicht nur in den noch erhaltenen Wirkungen des »geistlichen Architekten«. W AUGUST 2018

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Heiliger Dienst an Kranken- und Sterbebetten Dr. Karl Hartenstein

Der Autor Geboren wurde Karl Hartenstein am 25. Februar 1894 in Bad Cannstatt. In den Jahren 1913/1914 und dann wieder nach Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg von 1919 bis 1921 studierte er evangelische Theologie in Tübingen. Nach seiner Vikarszeit war er Repetent am Evangelischen Stift in Tübingen und anschließend Pfarrer in Urach. Er machte die Theologie Karl Barths für die Missionstheologie fruchtbar. 1926 übernahm er die Leitung der Basler Mission, die er bis zu seiner Rückkehr nach Deutschland zu Kriegsbeginn 1939 innehatte. Mit einer Arbeit über »Die Mission als theologisches Prob­lem« wurde Karl Hartenstein 1933 in Tübingen promoviert. Als »Missionsexperte« nahm er an vielen Missionskonferenzen teil. 1941 wurde er Prälat in Stuttgart und war bis zu seinem frühen Heimgang am 1. Oktober 1952 enger Mitarbeiter des damaligen württembergischen Landesbischofs Theophil Wurm (1868–1953). Die weitreichenden Kontakte Karl Hartensteins führten zu dessen Mitwirkung bei der Gründung der EKD (1945), beim ÖRK (1948) und bei der des »Ökumenischen Komitees« (heute ACK, 1950). 1952 zeichnete ihn die Universität Heidelberg mit der Ehrendoktorwürde aus. In der Begründung heißt es, er habe »die Missionswissenschaft durch Lehre und Forschung sehr gemehrt […] im Internationalen Missions-Rat […] mit höchster Hingabe gekämpft […] und […] sich im Dienst der evangelischen Kirche bewährt«. Karl Hartenstein betonte die »Nachfolge«, die er »missionarische Ethik« nannte. Mission als gehorsamer »Zeugendienst der bekennenden Kirche, sofern sich diese an die Heidenwelt wendet, im Glauben an die Kirche und in der Erwartung des Reiches Gottes« ist Antwort auf die Herausforderung des neuheidnischen Säkularismus in Europa. Zusammen mit Walter Freytag (1899–1959) verhinderte er die Eingliederung der Missionsgesellschaften in die Reichskirche, was die DeutINFORMATIONSBRIEF 311

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Karl Hartenstein (1894-1952) schen Christen (DC) verlangten. So konnte sich die Mission zur Bekennenden Kirche (BK) halten. Da Karl Hartenstein der Ansicht war, der Kirche sei das Leiden verordnet, konnte er sich zu einem offenen Widerstand gegen das Dritte Reich nicht durchringen. Karl Hartenstein verfasste um die 500 Publikationen, unter denen sich umfangreichere als auch kleinere befinden. Neben seiner erwähnten Dissertation zählen »Anibu, die neue Zeit an der Goldküste« (1932), der »Prophet Daniel« (1937) und »Der wiederkommende Herr« (1940) zu seinen bedeutendsten. Über Karl Hartenstein entstanden auch theologische Arbeiten, etwa: Wolfgang Metzger (Hg.): K. Hartenstein. Ein Leben für Mission und Kirche (2. Auflage 1956); Karl Rennstich: Mission und bekennende Kirche – Weitersagen des Glaubens, Leiden und Wiedergutmachung am Beispiel von K. Hartenstein, Habilitationsvorlesung Basel 1989; G. Schwarz: Mission, Gemeinde und Ökumene in der Theologie K. Hartensteins (1980); Theo Sorg: Bibel lesen mit K. Hartenstein. Ausgewählte Bibelarbeiten (1982). Nach: Karl Rennstich (†), in: Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde, Band 2, Wuppertal und Zürich 1993, S. 853f. 19


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ie wissen, dass mein Leben in der Woche, in abgelegt, Sünden hier gebeichtet und vergeben der Michaelis liegt, tagelang auf der Waa- werden. ge lag und dass nur das Wunder der heilenden Ein besonderes Erlebnis dessen, der, gewisHände des Herrn mich gerettet, dem Leben se Minuten schwerer Ohnmacht abgerechnet, und dem Dienst der Kirche zurückgegeben hat. den Weg zum Tode bei völlig wachem und helIch schreibe Ihnen darum aus der Dankbarkeit lem Bewusstsein geführt wird, ist dasjenige, das eines Menschen, der weiß, dass Gott ihm noch Paulus 2.Korinther 5 mit Ausgezogenwerden, einmal eine Zeit zugelegt hat, der darum weiß, mit Nacktsein bezeichnet. Diese Worte treffen dass er völlig und täglich aus der Gnade Gottes den Tatbestand mit unnachahmlicher Klarheit. lebt, weil sein Leben bedroht bleibt, und der Das Sterben ist wirklich ein Ausgezogenwerden. weiß, dass dieses Leben nun ohne jeden Vorbe- Und das Gefühl des leiblich-seelischen Nackthalt und noch viel treuer im Diensseins ist furchtbar. Darum steht in te Jesu und seiner Gemeinde gelebt 2.Korinther 5,1–10 auch der einzisein will. Nun möchte ich wagen, mm Jede Krankheit ge Trost, den wir Menschen in dieeiniges zum Ausdruck zu bringen, ist eine ­persönliche sem Augenblick zu geben schuldig was ich als Leidender, Sterbender sind, das Zeugnis von dem Haus, und wieder ins Leben Zurückge- Angelegenheit das nicht mit Händen gemacht ist, führter erlebt habe. Ich möchte es ­zwischen Gott und das unser im Himmel wartet. Ihnen so sagen, dass Ihnen daraus Aber das größere und tiefedem Einzelnen.m für Ihre seelsorgerliche Arbeit an re Erlebnis ist dies, dass in diesen Krankenbetten vielleicht eine ge- Paracelsus Stunden des schwersten Gewissenswisse Hilfe zuteil wird. Ich bitte Sie gerichtes und der schwersten körherzlich, die folgenden Zeilen so perlichen Leiden Christus die Seele und nicht anders zu lesen. eines Menschen mit der Seligkeit und Süßigkeit »Jede Krankheit ist eine persönliche Ange- seiner vergebenden Gnade in einem Maße zu legenheit zwischen Gott und dem Einzelnen.« erfüllen vermag, dass man vor Freuden darüber Dieses tiefe Wort des Paracelsus gilt für jeden buchstäblich zu »vergehen« droht. Es ist dies Leidenden. Das Leiden ist tief hineingeordnet eine Einheit von Gericht und Gnade, die in solin unseren gesamten Lebensweg, in unser gan- chen Stunden zum tatsächlichen Erlebnis wird, zes Lebensschicksal. Seine Zeit, seine Tiefen trotzdem das unbegreiflich ist. Weisen Sie da­ und seine Gnaden sind ein Teil und vielleicht rum Ihre Sterbenden mit Macht auf das Kreuz der wichtigste Teil der geheimen Geschichte, und Blut Jesu Christ, auf die Kraft seiner Aufdie Gott mit jedem einzelnen hat. Jede lebens- erstehung, auf die Gewissheit seiner Gegenwart gefährliche Krankheit enthält ein hohes Maß und auf die Realität seines Wortes hin als dem von göttlichem Gericht. Es wird in den Stun- einzigen Trost in solcher Stunde. Sagen Sie den den der völligen Ohnmacht, wo man in jedem Kranken, dass sie nichts zu fürchten haben, dass Augenblick damit rechnen muss, die Augen Jesus Christus alle unsere Sünde weggetragen, endgültig zu schließen, das ganze Leben, das ja buchstäblich verschlungen hat, und dass man eigene und das mit den anderen zusammen ge- unter dem Zittern des Gerichtes und mit den lebte, unerbittlich erleuchtet und durchrichtet. furchtbarsten Schmerzen Leibes und der Seele Wenn dazu Schmerzensqualen kommen, die fröhlich hinüberziehen kann »wie man nach der man schwer aussprechen kann, und alle ärztli- Heimat reist«. Dieses Wort von Albert Knapp chen Mittel versagen, so ist beides zusammen, bezeichnet die Lage richtig. Gewissensgericht und leibliches Leiden eine So ist es. Und ich kann Sie versichern, dass es erdrückende Last. Bedenken Sie aber, dass Sie eine Freude gibt, die einem noch mehr Tränen an Ihren Krankenbetten immer mit Menschen auszupressen vermag als das schwerste körperzu tun haben, denen Gott die große Gnade liche Leiden, eine Freude, die ganz unirdisch schenkt, schon auf Erden von ihm gerichtet ist und die in jedem Augenblick denen, die in und darum auch gereinigt und zubereitet zu Jesus Christus sterben, von ihm tropfenweise werden. Offenbar ist das Leiden auf dieser Welt aus dem Meer des Lebens und der Freude der eine Vorwegnahme jenes Purgatoriums (Läute- Ewigkeit eingegeben wird, die kostbarste Arznei rung), das uns allen bevorsteht und von dem der kommenden Welt. uns nichts geschenkt wird. Eine ganz große geistliche Hilfe für die Helfen Sie darum Ihren Leidenden und Ster- durchwachten Nächte, für die sich endlos dehbenden zur Beichte und scheuen Sie sich nicht, nenden Schmerzenstunden ist das Gebet. Maim Angesicht des Gottes, dem wir alle begegnen chen Sie den Kranken Mut, viel und lange zu werden, Hilfe zu geben, dass Lasten schon hier beten. Wir haben in dem grässlichen Tempo 20

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des Lebens ja auch als Christen kaum mehr Zeit, eine Viertelstunde am Tag zu beten, geschweige denn stundenlang. Und dazu gibt ja die Krankheit wunderbare und nie wiederkehrende Gelegenheit. Natürlich will dieses Beten gelernt sein. Und doch glaube ich, kann man die Kranken darin auch unterweisen, wie man das ganze Leben durchgehen kann, das eigene, das Leben der Nächsten, der uns anvertrauten Menschen, das Leben des Amtes und Dienstes, das Leben der Gemeinde und der Kirche, das Leben der Mission und der Ökumene. So kann es sein, dass man auf kleinstem Punkt gefangen, die größten Räume durchwandern kann, Zwiesprache haltend und Fürbitte einlegend. Ich darf Ihnen sagen, dass ich für einen jeden von Ihnen persönlich, für Ihre Häuser und Familien, für Ihre Gemeinden und Ihr Amt so gebetet habe. Ich bin buchstäblich von Dorf zu Dorf, von Gemeinde zu Gemeinde gewandert und habe Sie alle gegrüßt und bin in einer Weise auch mit Ihnen allen verbunden worden wie nie zuvor. Das kann ja auch an jedem Sterbelager geübt werden. Dazu sind die Psalmen, die ich vom ersten bis zum letzten Wort durchgelesen und durchgebetet habe, ebenso wie eine Fülle von Gesangbuchliedern eine große Hilfe. Verachten Sie aber auch äußere Hilfen nicht wie z. B. das Aufhängen eines Kruzifixus dem Bette gegenüber. Es ist nicht unwichtig, worauf das Auge eines Sterbenden zuletzt ruht. Und das Bild des Gekreuzigten ist so transparent, ist so wenig eine Verletzung des Bilderverbotes der Heiligen Schrift, führt so unmittelbar in die persönliche Gemeinschaft mit dem Herrn, dass man es als eine ganz besondere und große Sterbenshilfe verstehen muss. Es wächst dann langsam das Kreuz im eigenen Herzen, und damit ist der Anschluss an eine Kraft gewonnen, die einen unüberwindlich macht, eine wahrhaftige Brücke zu jenem Ort, von dem es heißt: »Suchet, was droben ist, da Christus ist, sitzend zu der Rechten Gottes.« Es wird ja im Allgemeinen von unseren Christenleuten als die »letzte Ölung« verstanden und man verschiebt es gerne auf die letzten Stunden. Bei allen, die bewusste Christen sind, bitte ich Sie doch sehr, mit dem Angebot des Abendmahles nicht zu lange zu warten. Diese Speise und dieser Trank zum ewigen Leben sind eine Hilfe ohnegleichen auf dem Leidenswege, die Speise, in deren Kraft man wie Elia den Weg zu den Bergen, von denen uns Hilfe kommt, finden kann. Ich werde es dem Amtsbruder und Freund nie vergessen, der mir in regelmäßigen Abständen alle paar Tage das Heilige Mahl gereicht INFORMATIONSBRIEF 311

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hat. Da versteht man, dass es nicht nur das Mahl der Vergebung ist, sondern das eschatologische Mahl. Es wird jedesmal zur Vorwegnahme der großen Feier in dem Reich, dem man entgegengeht. Ich glaube, wir sollten wirklich den Stärkungs-, Freuden- und Hoffnungscharakter dieses Mahles noch ganz anders in Verkündigung und Seelsorge üben und das Mahl oft anbieten. Eine besondere Bedeutung gewinnt es, wenn die Kinder und die Nächsten dabei sein können und wenn in solcher Gemeinschaft dem Sterbenden die Gewissheit, dass zwischen den Menschen alles in Ordnung gebracht ist, sichtbar und deutlich wird. Und noch etwas zu den Liedern des Gesangbuches [EKG von 1912]. Davon haben wir eine Fülle, die wir selten singen in den Gemeinden, die aber von einer Kraft des Trostes und von einer Realität der Nähe Christi Zeugnis ablegen, wie das anderen Liedern nicht im selben Maße gegeben ist. Ich möchte Sie in erster Linie auf die neun Lieder Christian Friedrich Richters (z. B. 374, 401, 402, 404, 414), auf die fünf Lieder Gottfried Arnolds (z. B. 397, 400), auf die beiden Bengellieder, auf die 16 Lieder von Tersteegen (z. B. 310, besonders 438 und 497), auf die beiden Lieder der Mosers und natürlich auf Hiller hingewiesen haben. Auch entdeckte ich neu die Lieder 327 von Kongehl und von Nerreter 345. Ferner alle Paul-Gerhardt-Lieder, die unter dem Abschnitt »Trost« vermerkt sind. Damit sei es genug. Vielleicht habe ich schon zu viel gesagt. Aber ich wagte doch in der tiefen Dankbarkeit der Erfahrungen einer solchen Leidenszeit, auch Ihnen, die Sie so viel mit Leidenden und Sterbenden zusammen sind, etwas geistliche Gabe mitzuteilen aus meinem Getröstetsein für Ihr Tröstenmüssen. W Prälat Dr. Karl Hartenstein, Brief an die Pfarrer seiner Prälatur (vermutlich 1949) * Zu diesem Beitrag aus der Feder des bekannten württembergischen Prälaten D. Dr. Hartenstein schreibt das Evangelische Gemeindeblatt für Württemberg vom 12.10.1952: Der Heimgegangene hat dieses Vermächtnis an die Gemeinde vor nicht ganz drei Jahren, da er von einem schweren Krankenlager wieder genesen war, geschrieben. Es war damals in einem größeren Zusammenhang als seelsorgerliches Wort an die Pfarrer seines Sprengels gerichtet. Es zeugt von den starken und stillen Kräften, aus denen er seinen Dienst als Seelsorger an Seelsorgern und damit an der Gemeinde getan hat. Wir danken es Gott, dass er uns diesen geisterfüllten Zeugen gab. 21


Sieben-Punkte-Erklärung: Zum Verhältnis von Christen und Muslimen Dr. Hans-Gerd Krabbe

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ngesichts der zunehmenden Islamisierungstendenzen in unserem von christlich-jüdischer Glaubenstradition geprägten Land – angesichts der Terrorakte aus islamischen Quellen – angesichts der anhaltenden Flüchtlingskrise – angesichts der nachvollziehbaren Ängste in der Bevölkerung vor weiterer Bedrohung und vor dem Import ungelöster Probleme aus den Herkunftsländern der Flüchtlinge – angesichts der Erodierung unseres Rechtssystems gilt für uns: WW Wir bekennen uns zu dem dreieinen Gott in Vater, Sohn und Heiligem Geist und tun alles, um ihn nicht zu verleugnen. Auch alles, um synkretistischen Entwicklungen im Sinne einer Religionsvermischung entgegen zu treten (als glaubten wir alle an ein- und denselben Gott). Wir wollen unseren christlichen Glauben bewähren in Wort und Tat. WW Wir folgen Jesus von Nazareth in unserer Lebensweise nach – üben Nächstenliebe, ggf. Feindesliebe – achten die Würde eines jeden einzelnen Menschen als Geschöpf Gottes. WW Wir respektieren die Glaubensüberzeugungen von Menschen anderer Religionen, werden ihnen dabei jedoch mit unserem eigenen Glaubenszeugnis begegnen und ihnen das Evangelium von Jesus Christus in Kreuz und Auferweckung nicht schuldig bleiben. WW Wir suchen das Gespräch, wenn möglich gar den Dialog mit Andersdenkenden und erwarten dabei eine Kultur von Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit, von Respekt und Toleranz, von vertrauensbildenden Maßnahmen. Wir wollen allen Versuchen widerstehen, Probleme abzustreiten, Krisen zu negieren, Konflikte schönzureden. Konstruktive Kritik

zu üben, muss erwünscht sein. Probleme zu verschweigen, verschärft die Probleme. Wer sich als Dialogpartner ernstnehmen lassen will, muss alles tun, um an der Lösung von Missverständnissen, von Problemen, Krisen, Konflikten mitzuarbeiten. WW Wir treten für Differenzierungen und Unterscheidungen ein, erkennen also die unterschiedliche Rezeption von Personen wie zum Beispiel von Abraham, von Jesus von Nazareth, von Maria im Christentum einerseits, im Islam andererseits. Von einer abrahamitischen Ökumene auszugehen, bedeutet eine historische wie eine theologische Fälschung. Zu orientalischen Mitchristen pflegen wir Kontakte. WW Dem Wunsch nach interreligösen Gebeten müssen wir aus theologischen Gründen widerstehen, schließlich beten Muslime nicht zum Vater Jesu Christi. Kein aufrichtiges Christengebet kann an Jesus Christus vorbeigehen. WW Wir legen Wert darauf, dass sich die Muslime in unserem Land in aller Deutlichkeit von den Terrorakten distanzieren und diese verurteilen – dass sie die ihnen gewährte Religionsfreiheit (gemäß Art. 4 GG) auch in ihren eigenen Reihen anwenden und gegenüber anderen gelten lassen – dass sie entschieden gegen jede Art von Christenverfolgung aufstehen – dass sie gegen jede Form von Antisemitismus einschreiten – dass sie sich am Grundgesetz orientieren und in den demokratischen Rechtsstaat einbringen – dass sie für die Einhaltung der allgemeinen UN-Menschenrechte (und damit zugleich für die Frauenrechte) einstehen. W

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Aus Kirche und Gesellschaft Bachs schwäbischer Botschafter wurde 85 Helmuth Rilling, geboren 1933 in Stuttgart, der heute in Leonberg lebt, konnte Ende Mai seinen 85. Geburtstag begehen. Kaum ein Dirigent der Gegenwart ist enger mit dem Komponisten Johann Sebastian Bach (1685–1750) verknüpft als er. Unter seiner Gesamtleitung wurde Bachs Gesamtwerk auf 172 CDs eingespielt (bei Hänssler Classic). Doch auch mit Werken der Romantik und der Gegenwart hat sich der Jubilar intensiv befasst. Zahlreiche international beachtete Preise hat er erhalten. Gute Beziehungen unterhält er zu Israel; als erster deutscher Dirigent dirigierte er 1976 das Israel Philharmonic Orchestra.

Bayern: Mehrheit für öffentliche Homo-Segnung Die öffentliche Homo-Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnern in Gottesdiensten ist nun auch in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern möglich. Das hat die Landessynode im April beschlossen. 72 Synodale stimmten in der geheimen Abstimmung dafür, 21 dagegen, zwei enthielten sich. Die Gewissensentscheidung von Pfarrern, eine solche Segnung nicht durchzuführen, wird dem Beschluss zufolge respektiert. Bislang waren öffentliche Segnungen verboten, im privaten seelsorgerlichen Rahmen aber möglich – also im Pfarrbüro oder in der Sakristei. Ein Antrag des Synodalen Hans-Joachim Vieweger (München, Sprecher des Arbeitskreises Bekennender Christen in Bayern, ABC) bei der bisherigen Regelung zu bleiben, war mit 70 Gegenstimmen abgelehnt worden. Vieweger kritisierte in seinem Redebeitrag, dass Bibelstellen wie 1.Korinther 6,9ff., in denen es heiße, dass das Verharren in Sünde vom Reich Gottes ausschließe, nicht ernst genommen werden. Der ABC hat die Entscheidung in einer Stellungnahme bedauert. Ihr Vorsitzender, Dekan Till Roth (Lohr am Main), sagte, es sei für ihn ein schwarzer Tag. Hingegen begrüßte der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Bayern die Entscheidung der Landessynode als einen »Schritt hin zur Akzeptanz und Anerkennung«, bedauerte jedoch, dass bei homosexuellen Paaren nicht von »Trauungen« gesprochen werde. INFORMATIONSBRIEF 311

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Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm erklärte, dass es sich um eine »schwierige, emotionale Frage« gehandelt habe, die die Synodalen auf geschwisterliche Art und Weise behandelt hätten. Er sei daher dankbar und stolz auf seine bayerische Landeskirche, betonte der Bischof, der ein Befürworter solcher Segnungen ist. Den Gegnern zollte er »großen Respekt«. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften können sich damit jetzt in 18 von 20 EKD-Gliedkirchen öffentlich segnen oder trauen lassen. Eine Ausnahme bilden die württembergische Landeskirche, in welcher aber über dieses Thema heftig gestritten wird und die kleine Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe, in denen solche Handlungen nur im seelsorgerlichen Rahmen möglich sind. (Quellen der Nachricht: ideaSpektrum 17/2018 vom 25. April 2018, S. 24, Bayern und Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg 17/2018 vom 29. April 2018, S. 8, nach epd)

»Schmuggler Gottes« wurde 90 Der Gründer des Hilfswerks für ­ verfolgte Christen »Open Doors«, der Niederländer Anne van der Bijl, wurde 90. Bekannt wurde er unter dem Decknamen »Bruder Andrew«. 1955 begann er mit dem Schmuggeln von Bibeln hinter den Eisernen Vorhang. 1967 erschien sein Bestseller »Der Schmuggler Gottes«, der in 36 Sprachen übersetzt ist und weltweit über zehn M ­ illionen Mal verkauft wurde. Im Laufe der Zeit schrieb er neun weitere Bücher. Nach dem ­Zusammenbruch des Kommunismus in der Sowjet­union gelangte Bruder Andrew an Kopien eines 150 Seiten umfassenden Berichts des KGB über seine Arbeit. »Ich staunte darüber, wie viel sie wussten und dennoch den Dienst nicht stoppen konnten.« Bis heute setzt sich Bruder Andrew weltweit für unterdrückte Christen ein. Seinen Worten zufolge herrscht derzeit »die größte Christenverfolgung aller Zeiten«. Rund 200 Millionen Menschen litten aufgrund ihres Bekenntnisses zu Jesus Christus, vor a­ llem im Nahen Osten und in Nordafrika. »Open Doors«, dessen deutsche Zentrale sich in Kelkheim bei Frankfurt befindet, ist heute in über 50 Staaten tätig. Es versorgt verfolgte Christen mit Bibeln und christlicher Literatur, bildet Gemeindeleiter aus, engagiert sich für Gefangene und unterstützt Familien ermordeter Christen. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 19/2018 vom 9. Mai 2018, S. 14, Von Personen)

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Ministerialrat wechselte zur Kirche Ein Pietist ist neuer Bildungsdezernent im Stuttgarter Oberkirchenrat: Norbert Lurz Neuer Bildungsdezernent der württembergischen Landeskirche ist ein Pietist, Norbert Lurz. Der 55-jährige promovierte Archäologe wurde Nachfolger von Oberkirchenrat Werner Baur, der Ende Mai in den Ruhestand getreten ist. Lurz ist Mitglied des Süddeutschen Gemeinschaftsverbandes, der Evangelischen Michaelsbruderschaft und des evangelischen Johanniterordens. Zudem ist er Mitglied im Landesvorstand des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) der CDU in Baden-Württemberg. Er

war auch Gründungsmitglied des Arbeitskreises Politik der Deutschen Evangelischen Allianz und hat dem Gremium von 2003 bis 2008 angehört. Seit 1996 hält er als Prädikant Gottesdienste. Nach dem Studium der Altertumsund Wirtschaftswissenschaften hat Lurz mehr als 20 Jahre Verwaltungserfahrung in Ministerien gesammelt. Zuletzt leitete er das Referat »Weiterbildung und lebenslanges Lernen« im baden-württembergischen Kultusministerium. Hoffentlich gelingt es dem neuen Bildungsdezernenten, im Oberkirchenrat auch pietistische Akzente zu setzen. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 17/2018 vom 25. April 2018, S. 30, Südwest)

Aus dem Pietismus Der frühere Vorsitzende der SMD, Hans Günter Langenbach, ist heimgegangen Der frühere Vorsitzende der Studentenmission in Deutschland (SMD), der Jurist Hans Günter Langenbach (Solingen), ist im Alter von 84 Jahren heimgegangen. Der Rechtsanwalt hatte das Amt von 1980 bis 1992 inne. Von 1965 bis 1967 war Langenbach Geschäftsführer und Generalsekretär der SMD. Seit seinen Studientagen war Langenbach mit der SMD verbunden. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 18/2018 vom 3. Mai 2018, S. 31, West)

Bibelwissenschaftler Helmut Egelkraut wurde 80 Auf 80 Lebensjahre kann der pietistische ­ ibelwissenschaftler Helmut Egelkraut (Unter­ B weissach bei Stuttgart) zurückblicken. Der viel­ seitig Gelehrte war Missionar in Papua-Neuguinea, Gemeindepfarrer im Nordschwarzwald sowie Dozent am Missionsseminar Bad Liebenzell und an der evangelischen Missionsschule Unterweissach. 1987 wurde er Dozent an der Freien Hochschule für Mission (heute: Akademie für Weltmission) in Korntal bei Stuttgart. 1992 ernannte ihn die Hochschule zum Professor und Dekan für das Studienzentrum in Korntal. Dieses Amt hatte er bis 1998 inne. Als 65-Jähriger übernahm er 2003 für dreieinhalb Jahre den ehrenamtlichen Vorsitz des Süddeut24

schen Gemeinschaftsverbandes. 2016 erhielt er den evangelikalen George-W.-Peters-Preis für seine Forschungen über die Geschichte der Liebenzeller Mission während der NS-Zeit. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 18/2018 vom 3. Mai 2018, S. 29, Südwest)

Gemeinschaftsinspektor und Missionsleiter Karl-Heinz Schabel wurde 80 Eine prägende Persönlichkeit des württembergischen Pietismus ist 80 geworden: KarlHeinz Schabel (Kirchheim/Neckar bei Heilbronn). Schabel, der aus Stuttgart stammt, fand als Jugendlicher über die Chorarbeit zum Altpietistischen Gemeinschaftsverband. Dort arbeitete er 38 Jahre hauptamtlich, zuerst als Landesjugendreferent und von 1973 bis 1999 als Inspektor. 1993 wurde er zum ehrenamtlichen Vorsitzenden der Gnadauer Brasilienmission gewählt, deren hauptamtliche Leitung er von 1999 bis 2004 innehatte. 18 Jahre gehörte Schabel dem Vorstand des Gnadauer Verbandes an. Zudem war er im Bundesvorstand des Evangelischen Sängerbundes aktiv und war 35 Jahre bis Anfang Mai in der Mitgliederversammlung von ERF Medien (Wetzlar). Gesundheitlich geht es ihm seinen Angaben zufolge gut. Er ist auch weiterhin wie in den vergangenen 40 Jahren im Kirchengemeinderat in Kirchheim tätig. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 21/2018 vom 24. Mai 2018, S. 31, Südwest)

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Veranstaltung der Bekenntnisbewegung

Bekennende Kirche werden –– Die Bedeutung der Seelsorge für die Kirche der Zukunft Bekenntnistag am 13. Oktober 2018 in Kassel »Die Kirche der Zukunft wird eine Kirche der Seelsorge sein – oder sie wird nicht sein!« Das schrieb Professor Rainer Mayer im Informationsbrief der Bekenntnisbewegung (Die Wurzeln der Reformation in der Seelsorge, Nr. 304, S. 11). Die mit Ernst Christ sein ­wollen, werden immer einsamer. Muss heute jeder sehen, wie er alleine zurecht kommt? Wo finde ich Beistand in der Not dieser Zeit und meines eigenen Lebens? Kann aus den verstreuten angefochtenen Christen eine bekennende Kirche werden, in der wir wieder eine geistliche Heimat finden können? Professor Mayer ist seit vielen Jahren Autor unseres Informationsbriefes. Er wird von den Erfahrungen der Bekennenden Kirche im »Dritten Reich« den Bogen schlagen zu den Glaubenskämpfen unserer Zeit und einen Weg zeigen für die Zukunft der kleinen Herde, die – nicht zuletzt in der Seelsorge – die Stimme des guten Hirten hört. Diakonisse Schwester Heidi Butzkamm aus Aidlingen steht seit vielen Jahren ebenso im Dienst der Evangelisation und Seelsorge wie im Kampf um Lehre und Weg der Kirche. Sie wird aus der Verbindung ­jahrzehntelanger seelsorgerlicher Erfahrung mit fundierter biblisch-reformatorischer Theologie »Mut zur Seelsorge« machen und Hilfestellung geben, wie wir in unseren Kreisen und Gemeinschaften jeder an seinem Ort die »Kirche der Seelsorge« leben können. Laden Sie ein! Sie können dazu beitragen, dass möglichst viele Christen und Gemeinden am Segen dieser Veranstaltung teilhaben. Eine Hilfe dazu ist der Handzettel, den Sie zum Weitergeben an Freunde und Bekannte oder im Hauskreis und zum Auslegen in in Kirche und Gemeindehaus in beliebiger Anzahl in der Geschäftsstelle bestellen können (Anschrift auf Seite 31). INFORMATIONSBRIEF 311

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Kinder Sie haben kleine Kinder, die Sie nicht alleine zuhause lassen können? Bringen Sie sie einfach mit! Sie können die Veranstaltung vom ElternKind-Raum aus verfolgen. Übernachtung Benötigen Sie eine Übernachtungs­möglichkeit von 12. auf 13. bzw. von 13. auf 14. Oktober in Kassel? Dann wenden Sie sich an: Dr. med. Holger Tubbesing (0561/61929). Tagungsort Landeskirchliche Gemeinschaft »Friedenshof« Kleine Rosenstraße 4, 34117 Kassel Programm 10 Uhr Ankommen – Kaffee und Begegnung 10.30 Uhr Eröffnung 10.45 Uhr Bekennende Kirche werden I: Kirche und Bekenntnis (Professor Rainer Mayer) 11.30 Uhr Kaffeepause 11.45 Uhr Bekennende Kirche werden II: Kirche und Seelsorge (Professor Rainer Mayer) 12.30 Uhr Aussprache 13 Uhr Mittagessen wird gereicht. 14 Uhr Bekennende Kirche werden III: Mut zur Seelsorge! (Schwester Heidi Butzkamm) 15 Uhr Kaffeepause / Gelegenheit zu Seelsorge und Beichte 16.30 Uhr Abendmahlsgottesdienst (Pastor Johannes Frey) Einführung von Pastor J­ ohannes Frey in den Reisedienst der ­Bekenntnisbewegung 18 Uhr Ende 25


Reisedienst der Bekenntnisbewegung Aufbruch: Reisedienst 1966 hat die Bekenntnisbewegung die Auseinandersetzung mit der rationalistischen Theologie Rudolf Bultmanns und seiner Schüler aufgenommen. Es blieb nicht beim öffentlichen Protest. Die Bekenntnisbewegung gab durch den Informationsbrief und auf den »Gemeindetagen unter dem Wort« Hilfestellung zur Klärung der Fragen, die durch diese Theologie und andere moderne Strömungen in den christlichen Kirchen aufgeworfen wurden. Der Informationsbrief wird noch von mehr als 20 000 Menschen gelesen. Wir haben aber den Eindruck, dass das gedruckte Wort dazu heute nicht mehr ausreicht. Immer wichtiger wird der persönliche Kontakt. Aus vielen Rückmeldungen wissen wir, dass viele unserer Leser einsam sind, weil sie keinen Gleichgesinnten in ihrer Nähe finden. Sie sehnen sich nach Gemeinschaft. Andere benötigen Hilfe, um die reformatorische Botschaft in ihrem Umfeld in Gemeinde oder Gemeinschaft zur Geltung zu bringen. Sie möchten vielleicht eine Veranstaltung zu Bekenntnisfragen durchführen. Oder ein Hauskreis benötigt theologischen Beistand bei der Gründung oder bei der Klärung von Glaubensfragen. Dazu braucht es einen Theologen, der für die Fragen und Bedürfnisse bekennender Christen persönlich zur Verfügung steht. Darum haben wir uns entschlossen, unseren Vorsitzenden, Pastor Johannes Frey, zu einem Reisedienst für Verkündigung, Seelsorge und Schulung in Teilzeit anzustellen. Folgende Dienste sind möglich: WW Vorträge und Seminare zu Fragen der Theologie, des Glaubens und christlichen Lebens WW Gottesdienste WW Bibelwochen WW Glaubenskurse* WW Besuche bei Hauskreisen WW Unterstützung bei der Gründung von Hauskreisen oder theologischen Gesprächskreisen bzw. Leserkreisen WW Hilfe für einsame Christen (Besuch, Rat per Brief, Telefon, E-Mail) WW Seelsorge, Beichte, Feier des Heiligen Abendmahls für Kreise, Einsame, Kranke WW Herstellung von Kontakten zu Gleichgesinnten in der Nähe

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Pastor Johannes Frey

* Pastor Johannes Frey hat einen Grundkurs des Glaubens auf der Basis reformatorischer Theologie erarbeitet und schon an verschiedenen Stellen durchgeführt. Der Grundkurs des Glaubens mit dem Titel »Was uns wirklich trägt – der christliche Glaube« widmet sich folgenden neun Themen: 1. Wozu lebe ich? Schöpfung/Sinn/Gebot 2. Woher kommt das Böse – Sünde 3. Jesus Christus I – Sein Leben 4. Jesus Christus II – Sein Sterben 5. Christ werden – Taufe und Bekehrung 6. Mit Jesus Christus Leben I Sind Christen gute Menschen? 7. Mit Jesus Christus leben II Bibel und Gebet 8. Mit Jesus Christus leben III Die christliche Gemeinde 9. Mit Jesus Christus leben IV Der Gottesdienst (Hier wird die jeweilige Gottesdienst­ ordnung zugrunde gelegt und erläutert.) Für diesen neuen Zweig unserer Arbeit sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen: 1. Teilen Sie uns mit, welche Dienste Sie sich wünschen. 2. Machen Sie das Angebot in Ihrem Umfeld bekannt. 3. Helfen Sie uns, diese Arbeit zu finanzieren. Jede zusätzliche Spende hilft. Verwendungszweck: »Reisedienst Pastor Frey« Schließen Sie sich dem Unterstützerkreis für den Reisedienst der Bekenntnisbewegung an. AUGUST 2018

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Das heißt: WW Sie verpflichten sich, den Dienst der Bekenntnisbewegung durch treue Fürbitte vor Gott mitzutragen. WW Sie verpflichten sich, den Dienst der Bekenntnisbewegung monatlich mit dem Betrag, den der Herr Ihnen aufs Herz legt, zu unterstützen. Stichwort: »Reisedienst«. Konto: DE34 6116 1696 0065 5000 16 CH21 0900 0000 3001 9556 2 WW Außerdem erhalten Sie per E-Mail Informationen über unsere Arbeit.

Bitte nutzen Sie dafür den unten stehenden Abschnitt. Die Grundlagen und Ziele der Bekenntnisbewegung können Sie auf unserer Internetseite einsehen: www.bekenntnisbewegung.de/was/ geschichte.php Herzlichen Dank für Ihr Mittragen und Mithelfen bei dieser so wichtigen Aufgabe! Der »Geschäftsführende Ausschuss« (Vorstand) der Bekenntnisbewegung

4 Ich schließe mich dem »Unterstützerkreis für den Reisedienst der Bekenntnisbewegung« an. Ich bekenne mich zu den Grundlagen und Zielen der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«. Ich bete regelmäßig für den Reisedienst der Bekenntnisbewegung. Ich unterstütze den Reisedienst der Bekenntnisbewegung monatlich mit

W 5 Euro W 10 Euro

W 20 Euro W 50 Euro

..................... Euro (anderer Betrag)

durch Überweisung / Dauerauftrag mit dem Stichwort »Reisedienst«.

Name:

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Aus den Bekennenden Gemeinschaften Bischof Ulrich Wilckens wurde 90 Nehmen seine physischen Kräfte auch ab, seine geistigen blieben ihm bis jetzt unvermindert erhalten und sein geistliches Format, so kann der Eindruck entstehen, wächst noch. Auf 90 Lebensjahre kann der weltweit beachtete und geachtete Übersetzer und Ausleger des Neuen Testaments und vormalige Bischof von Holstein-Lübeck (1981–1991), Ulrich Wilckens, am 5. August zurückblicken; in diesem Jahr ist dieser Tag der zehnte Sonntag nach Trinitatis, der Israelsonntag oder auch Gedenktag der Zerstörung Jerusalems. In den Wirren der letzten Kriegswochen fand bei München der damals noch nicht einmal 17-jährige Gymnasiast Ulrich Wilckens, aufgewachsen in einem Glauben und Kirche entfremdeten Elternhaus, zum Glauben an den Erlöser Jesus Christus. Er studierte evangelische Theologie und betrachtet sich als Schüler der beiden bekannten Heidelberg Nachkriegstheologen Peter Brunner und Edmund Schlink. Nach kurzem Pfarrdienst begann seine glanzvolle akademische Karriere als Professor für Neues Testament, zunächst für kurze Zeit in Marburg; dann führte ihn sein akademischer Weg als Ordinarius nach Berlin (1960–1968) und von dort nach Hamburg (1968–1981). In seinen frühen Jahren gehörte er zu den jungen, verheißungsvollen evangelischen Theologen, die sich um den Systematiker Wolfhart Pannenberg (1928– 2014) sammelten; doch bereits nach wenigen Jahren brach diese Gruppe auseinander und ein jeder ging seine eigenen Wege; einige »landeten« im theologischen Neoliberalismus. Ulrich Wilckens, der bereits mit einer Arbeit über »Die Missionsreden in der Apostelgeschichte« promoviert wurde und mit einer Arbeit über die ersten beiden Kapitel des 1. Korintherbriefes habilitiert wurde (»Weisheit und Torheit«), fand so recht erst durch seine Übersetzung des Neuen Testaments (1. Auflage 1970) zu dessen eigentlichen Tiefen. Er fand zu seinem »Lebensthema«, dem der Auferstehung. Als Bischof von Lübeck ereilte ihn plötzlich eine schwere Erkrankung, bei der es nach menschlichem Ermessen so gut wie keine Heilung gibt. Dass Ulrich Wilckens davon genas, bekennt er als ein großes, von Gott gewirktes Wunder, wie auch das, dass er – Jahre später – einen gefährlichen Sturz mit anschließendem 28

Schlaganfall, dem auch noch ein Herzinfarkt folgte, überlebte. Seinen bereits seit Jahren währenden Ruhestand nutzt er recht aktiv. Es entstand in dieser Zeit neben einem Kommentar zum Johannesevangelium (Reihe: Das Neue Testament Deutsch, NTD) vor allem seine etwa zweieinhalbtausend Seiten umfassende »Theologie des Neuen Testaments« (2002–2017) und die ganz auf die Gemeinde ausgerichtete idea-Serie »Was Christen glauben« (1. Advent 2016 bis Ewigkeitssonntag 2017), deren Beiträge inzwischen auch als Taschenbuch vorliegen (siehe Besprechung in diesem Informationsbrief S. 29). Dem greisen Lübecker Altbischof möge weiterhin seine so vorbildliche geistig-geistliche Haltung erhalten bleiben und seelisch-körperliche Frische, die für die Schaffenskraft unerlässlich ist. So kann er der Gemeinde Jesu weiterhin einen wertvollen Dienst erweisen – und das – hoffentlich – bis er dann schauen darf, was er glaubt. Walter Rominger AUGUST 2018

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Buchrezensionen Was Christen glauben Während eines ganzen Kirchenjahres (1. Advent 2016 bis Ewigkeitssonntag 2017) hat der frühere Professor für Neues Testament und vormalige Bischof von Lübeck (1981–1991), Ulrich Wilckens (geb. 1928) eine Serie zu Grundfragen christlichen Glaubens im evangelischen Wochenmagazin ideaSpektrum verfasst. In beinahe jeder Woche erschien ein gut überschaubarer Artikel aus seiner Feder. Leitend bei der Auswahl der Themen war dabei das Kirchenjahr. Mit großem Interesse habe ich jedes Mal seine Beiträge gelesen. Wenn ideaSpektrum bei mir im Briefkasten lag, dann habe ich zumeist als Erstes den Beitrag von Ulrich Wilckens gelesen – und jedes Mal mit Gewinn. So bin ich überaus dankbar, dass dann recht schnell nach Abschluss der Serie der Basler Fontis-Verlag die gesammelten Beiträge in einem ansprechenden Band herausgebracht hat, so dass diese nun leicht greifbar und gut nachlesbar sind. Ulrich Wilckens hat ihnen noch eine Auslegung des Vaterunsers, dem Grundgebet der Christen, »das die Welt umspannt« (Helmut Thielicke) »Zum Einstieg«, vorangestellt. Was an den Beiträgen, die durchweg alle gut allgemeinverständlich geschrieben sind, einfach aber nicht simpel, besticht, ist, dass sie nie distanziert wirken; nein, hier schreibt ein altgewordener Christuszeuge, der sich dann freilich nicht geniert, recht persönlich zu werden. Er berichtet immer wieder von seinen Lebensführungen durch Gott – Zufälle gibt es nicht, und von seiner praxis pietatis. Gott ist für ihn nicht irgendein ferner oder unbekannter, sondern personales Gegenüber, der Gebete erhört. Für Ulrich Wilckens ist klar, dass Gott in der Bibel spricht und seinen Willen kundtut. Deshalb kann in Glaubensinhalten und in ethischen Fragen keine Beliebigkeit herrschen. Da nimmt es nicht wunder, dass der Verfasser an nicht nur einem Punkt quer zum – auch kirchlichen – Zeitgeist steht: So ist für ihn zum Beispiel die Mission unter Juden unaufgebbar, ist die beschlossene »Ehe für alle«, die kirchlicherseits viel Zustimmung findet, unannehmbar, gehört doch Sexualität ausschließlich in die Ehe von Mann und Frau und sind der Allah der Moslems und der Gott der Christen, der Vater Jesu Christi und dreieine Gott, keineswegs identisch, was leider fälschlicherweise auch von kirchlichen Repräsentanten vertreten wird. INFORMATIONSBRIEF 311

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Ein jeder der 47 Impulse kann für sich genommen leicht in die tägliche Andacht integriert werden. Und zudem eignet sich das Buch dank seines guten Inhaltsverzeichnisses sogar als eine Art Kurzlexikon zu dem »Was Christen glauben«. Das Alterswerk des Lübecker Altbischofs Ulrich Wilckens ist nachdrücklich zu empfehlen. Es bleibt zu hoffen, dass es nachhaltig wirkt. Dank seiner ansprechenden Aufmachung eignet es sich auch gut als Geschenk. Walter Rominger Ulrich Wilckens Was Christen glauben Basel 2018, Fontis-Verlag (in Zusammenarbeit mit »ideaSpektrum«) 210 Seiten, 13 Euro ISBN 978-3-03848-142-3

Kleinschrifttum Zeichen des Glaubens Christliche Symbole und ihre Bedeutung Im fünften Buch Mose findet sich das Bildverbot (5.Mose 5,8f.): »Du sollst dir kein Bildnis machen keinerlei Gleichnis weder das, das oben im Himmel, noch das, das unten auf Erden noch das, das im Wasser unter der Erde ist. Du sollst sie nicht anbeten noch ihnen dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott.« Schon im zweiten Jahrhundert kam es zu Abbildungen in Katakomben oder auf Sarkophagen; es entstanden Mosaike als Zeichen eines neuen Himmels und einer neuen Erde. Im 6. und 7. Jahrhundert wurden Kirchen, Taufkapellen und Grabanlagen mit christlichen Glaubensbildern versehen. Papst Gregor I. fand eine pädagogische Begründung der Bilder: »Was den Lesenden die Schrift, das bedeuten den Betrachtenden, die nicht lesen können, die Bilder.« Ikonoglasten (Bilderbekämpfer) und Ikonodulen (Bilderverehrer) standen sich gegenüber. Im Abbild ist das Urbild gegenwärtig. Zwingli und Calvin jedoch waren für die Abschaffung aller Bilder in den Kirchen. Martin Luther dagegen nahm eine bilderfreundliche Haltung ein. Die Bilder wurden zur Vermittlung der biblischen Heilsgeschichte. In den Bibeln, Katechismen, Gebetbüchern gab es Bilder, durch die die Heilsgeschichte illustriert wurde. Das gilt bis 29


heute. Für den Evangelisten Matthäus steht der engelsgleiche Mensch, für Markus der Löwe, für Lukas der Stier und für Johannes der Adler. Wir verstehen heute das Symbol als ein Zeichen, das etwas offenbaren möchte. Es steht für die Geschichte Gottes mit den Menschen. Im Folgenden geht der Verfasser auf wesentliche Symbole ein: das Buch, Christusmonogramme, das Zeichen der Dreieinigkeit, Taube, Lamm, Kreuz und Krone, Kelch, Rebe und Weinstock, Ähre und Brot, Hahn, Fisch, Licht. Jedes Symbol wird in seinem hintergründigen Wesen entfaltet. So entsteht eine für den Leser und die Leserin hilfreiche Einführung in das Wesen der christlichen Symbole, für die dem Verfasser Dank gebührt. Heinrich Hermanns, der Verfasser des Heftes, war Pfarrer, Landesjugendpfarrer und Dekan in Bayern, zuletzt Landesbischof der Evangelisch-

lutherischen Kirche in Schaumburg-Lippe. In seinem Ruhestand ist er in der Gesellschaft für Innere und Äußere Mission im Sinne der lutherischen Kirche tätig. Martin A. Bartholomäus Kleinschrifttum Heinrich Hermanns Zeichen des Glaubens Christliche Symbole und ihre Bedeutung Neuendettelsau 2011 40 Seiten, 4. Auflage, 3,90 Euro ab der 3. Auflage völlig neu bearbeitet mit vielen farbigen Abbildungen ISBN: 978-3865401045 Freimund-Verlag, Missionsstraße 3 91564 Neuendettelsau Telefon (09874) 689 33-0, Fax 689 33-99 E-Mail: info@freimund-verlag.de

Die Vorträge des Studientages 2017 von Pfarrer Thomas Hilsberg zum Thema »Einer für alle: Christus allein. Die reformatorischen ›allein‹« sind zum Nachhören und zum Weiter­geben auf Tonträger erhältlich (als Audio-CD oder MP3) bei: Helmut Schlee · Gartenstraße 15 a · 47506 Neukirchen-Vluyn Telefon (02845) 9490950 · E-Mail: HelmutSchlee@gmx.de PS: Auch von den Vorträgen des Studientages 2016 mit dem deutsch-amerikanischen ­Journalisten und Theologen Dr. Uwe Siemon-Netto sind noch Aufnahmen vorhanden und ­ebenfalls bei Helmut Schlee zu erhalten.

Weitere Exemplare des Informationsbriefes für Juli 2013, Heft 279 und für Juli 2014, Heft 286 sowie die Traktate »Falsche Propheten sind unter uns«, »Ist Gott interreligiös?«, »Christentum und Islam in Geschichte und Gegenwart« und »Der Islam im Licht des christlichen Glaubens« können –– auch in größerer Stückzahl –– bei der Geschäftsstelle bestellt werden.

Mitarbeiter an diesem Heft: Pfr. i.R. Martin A. Bartholomäus Föhrenstraße 11 91564 Neuendettelsau Pastor Johannes Frey Ofener Weg 3 28816 Stuhr Telefon (0421) 5228910 E-Mail: johannes.frey@kabelmail.de Hans-Werner Kalb Emil-Rudolf-Weg 53 73527 Schwäbisch Gmünd

Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de Oberarzt Dr. Joachim Schnürle Altmühlseeklinik Hensoltshöhe Hensoltstraße 58 91710 Gunzenhausen

Diplom-Kirchenmusiker Martin Schubach Dorfstraße 15 16775 Sonnenberg Bischof i. R., Professor em. Dr. Ulrich Wilckens Wakenitzstraße 38 23564 Lübeck

Für den Inhalt der Artikel sind die jeweiligen Verfasser verantwortlich. Die Meinung des Verfassers deckt sich nicht in allen Fällen mit der des Schriftleiters.

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Geschäftsführender Ausschuss Vorsitzender Pastor Johannes Frey Ofener Weg 3 28816 Stuhr Telefon (04 21) 5 22 89 10 E-Mail: johannes.frey@kabelmail.de Schriftführer Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (0 74 31) 7 44 85 E-Mail: w.rominger@t-online.de

Weitere Mitglieder des Geschäftsführenden Ausschusses Martin Schunn Hölderlinstraße 9 75334 Straubenhardt Telefon (0 70 82) 2 02 75 E-Mail: cmschunn@gmail.com Helmut Schlee Gartenstraße 15 a 47506 Neukirchen-Vluyn Telefon (0 28 45) 9 49 09 50 E-Mail: HelmutSchlee@gmx.de

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. Geschäftsstelle: Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de www.keinanderesevangelium.de

Kassenwart Hans Lauffer Osterstraße 25 70794 Filderstadt Telefon (0 71 58) 48 31 Fax (0 71 58) 94 78 73 E-Mail: hans.lauffer@t-online.de Mit Fragen bezüglich der Spendenbescheinigungen wenden Sie sich bitte an unseren ­Kassenwart Hans Lauffer. Sie erreichen ihn telefonisch unter (0 71 58) 48 31, per Fax 94 78 73 oder per E-Mail hans.lauffer@t-online.de Bankkonten Volksbank Filder e. G., (BLZ 611 616 96) Konto-Nr. 65 500 016 IBAN DE34 6116 1696 0065 5000 16 BIC (SWIFT)-Code: GENO DE S1 NHB Postgirokonto Schweiz: Postgiroamt Bern Nr. 30-195 56-2 IBAN CH21 0900 0000 3001 9556 2 BIC POFICHBEXXX

Bitte nutzen Sie nur noch Einzahlungsscheine ab Heft April 2016.

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Es ist besser alles nachgelassen denn das Wort. Und ist nichts besser getrieben denn das Wort. Martin Luther


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