KaepseleJuli13

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Das Studentenmagazin JULI/AUGUST 13 AUSGABE #4 WWW.KAEPSELEMAGAZIN.DE GRATIS

TIERVERSUCHE AN DER UNI TÜBINGEN EXPERTEN STREITEN ÜBER NOTWENDIGKEIT

Seite 26 FISCHE IM WELTALL HOHENHEIMER FORSCHER UND DIE REISEÜBELKEIT

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Ausland: SCHNEE IM SOMMER LEBEN UND STUDIEREN IN MENDOZA.

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir haben nachgerechnet. In diesen Tagen endete bei Chris das zwölfte Semester, wenn er nicht nach dem Zweiten abgebrochen hätte. Bei Markus wäre es das 24., wenn er nicht nach dem 18. abgeschlossen hätte. Was das bedeutet hätte? Wir hätten Semesterferien. Verflucht. Aber was soll‘s. Das Berufsleben hat uns jetzt ja schon einige Jahre fest im Griff und irgendwann gewöhnt man sich daran. Wir werden nun den ganzen Sommer über Schweißtropfen der Mühe über der nächsten Ausgabe vergießen und auf das neue Semester hin arbeiten. Ihr sollt aber noch nicht daran denken. Genießt die freie Zeit und keine Sorge - unsere Schweißtropfen werden sicher nicht auf diese Ausgabe getropft sein. (Das ist ja ekelhaft.) Wie auch immer. Wir haben mal wieder keine Kosten und Mühen gescheut, um euch auch in den Semesterferien bestens zu unterhalten und zu informieren. Wir haben für euch die grüne Insel besucht. (Nein, nicht Grönland.) Wir haben nachgefragt ob Fische eigentlich Kotztüten brauchen, wenn sie mal wieder im Weltall unterwegs sind (So kennt man die putzigen Tiere!) und wir hatten immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel, als wir über den Max-Eyth-See in Stuttgart gesegelt sind (Da haben wir keine Fische gesehen. Die waren wohl wieder in irgendeiner Rakete unterwegs ...). Ach übrigens: Wir haben uns diesmal etwas Innovatives ausgedacht und ein verspiegeltes Cover anfertigen lassen. Gefällt‘s euch?

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Viel Spaß mit dem Ferien-Käpsele wünschen

Das Studentenmagazin

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26 In Tübingen sind Tierversuche in der Forschung Normalität. Darf man das?

20 Der Dildoverkäufer: Manfred Pfeifer weiß, was die Deutschen mit ins Bett nehmen.

24 In seinem neuen Roman Joyland entführt Stephen King die Leser in einen Vergnügungspark.

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AUS DEN HOCHSCHULEN 11

Freunde fürs Leben

Ein Mentorentandem an der Uni Stuttgart

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Feuchte Helden

40 Buntbarsche reisen ins All

Diskussion um Tierversuche

Gegner und Forscher streiten sich

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Hochkommen und mitfeiern

HdM-Studenten gründen ein Label

AUS DEM LEBEN 06

Gone with the wind

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Abschluss - und dann?

Segeln als studentische Leidenschaft

Sieben Tipps vom Experten

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Wie ist es eigentlich ...

Studieren im Ausland

... Dildos zu verkaufen?

Heute mit: Mendoza

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Auf dem Bildschirm

Fred hat seine eigene Fernsehshow

Termintipps

Was geht in diesem Monat?

AUS DER REIHE 14

Der Patre aus Palermo

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Sport bis zum Umfallen

Eine Kurzgeschichte von Marc Bensch

Erwin Staudt über sein Studium

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Unnützes Stuttgart-Wissen

Was du wirklich nicht erfahren musst

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Filme des Monats

Die neuesten Tipps und der Liebling der Redaktion

Bücher des Monats

Der neueste Tipp und der Liebling der Redaktion

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Putzen für das erste Boot Die Akademische Seglervereinigung Stuttgart und die Studentischen Seglergemeinschaften Stuttgart und Tübingen wurden einst von Studenten gegründet. Längst sind die Vereine aber für jeden offen. Von Mia Bergmann

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Angebot, finden Katharina Frey (23) von der Universität Stuttgart und Mirjam Strunk (27), Studentin an der Hochschule für Gestaltung in er Umgang ist locker und herzlich. Die Schwäbisch Gmünd. „Reiten kostet viel mehr“, Segler duzen selbst Neulinge sofort. „Hallo, ich sagt Katharina, die seit 15 Jahren segelt und sich bin der Wolfgang“, stellt sich der Vorsitzende inzwischen nur auf den einen Sport konzentriert. der Akademischen Seglervereinigung Stuttgart Sie besitzt sogar ein eigenes Boot. „An gute (ASVS) im Clubhaus am Max-Eyth-See vor. Dort Boote kommt man durchaus günstig ran. Ich zeigt Wolfgang, der Giermann mit Nachnamen habe meines einem älteren Mann für einen heißt, gerne die Ahnengalerie. Neben der Kasten Bier abgekauft“, sagt sie. Weil ihr Vater Theke hängen viele Bilder, darunter einige von das Segeln liebt, musste die gesamte Familie Shanty. Die Gleitjolle markiert den Beginn des den Segelschein machen. Die Leidenschaft Vereins, denn Shanty ist das erste Boot kurz der Eltern stellte sich für Katharina als Vorteil nach der Gründung der ASVS im Jahr 1961. Ein heraus. „Als Jugendliche muss man schließlich Vater finanzierte den Gründungsmitgliedern, irgendwie an den See kommen.“ allesamt Studenten, das Boot.Als Gegenleistung Mirjam segelt seit vier Jahren. Der Max-Eythgingen die jungen Männer am Institut für See, darin sind sich die jungen Frauen einig, anorganische Chemie der Uni Stuttgart putzen. ist ein anspruchsvolles Gewässer. Der Wind Ohne Murren, konnten sie nun endlich nach dreht sich ständig, und wegen der häufig nur Lust und Laune segeln: Bis zur Vereinsgründung schwachen Brise lerne man hatten sich die segelbegeissehr fein zu steuern. Segeln terten Studenten Boote vom sei aber einfacher, als Institut für Leibesübungen man eventuell annehmen ausgeliehen. Allerdings: Sie könnte: „Jeder, der segeln mussten penibel eintragen, An gute Boote kommt will, kann es lernen. Ein wann sie das Boot abholten man günstig. Ich habe Gefühl für den Wind und und zurückbrachten. Und das Boot bekommt fast wehe dem, der sich fünf meines einem älteren jeder“, sagt Katharina. Minuten verspätete. Eines Mann für einen Kasten Man benötige lediglich Tages mussten die Segler Sensibilität und Ausdauer. sogar schon Wochen vorher Bier abgekauft.“ Mirjam und sie verbringen schriftlich ein Boot anfraviel Zeit auf dem Maxgen. Diese Regeln hatten Eyth-See. Katharina schwärmt: „Es ist toll, die Studenten satt. mit dem Wind mitzusegeln.“ Sie gehöre zu Von Shanty ist heute nur der Heckspiegel den Hartgesottenen. Wäre der Max-Eyth-See übrig. Er hängt ebenfalls im Clubhaus, das nicht von November bis Februar gesperrt, sich die ASVS mit dem Marineverein teilt. Der würde sie selbst bei Eiseskälte die Segel hissen. Verein hingegen ist in den Jahren gewachsen. Glücklicherweise gibt es an anderen Gewässern Er zählt 250 Mitglieder, volle Kurse, mehr als 20 Aktionen wie Weihnachts- oder Neujahrssegeln. Jollen, drei Dickschiffe. Die Boote liegen mit Ausnahme der Yachten wie das Clubhaus direkt am Max-Eyth-See und werden längst nicht nur von Studenten genutzt. Die ASVS sieht sich als ein Verein „für Leute, die sich kein eigenes Boot und keine eigene Yacht leisten können“, Die ASVS ist aber nicht der einzige Segelverein sagt Wolfgang. „Wir wollen das Segeln allen mit studentischem Hintergrund, der am ermöglichen.“ Deshalb bringt die ASVS auch Max-Eyth-See zugegen ist. Ein weiterer ist die Schülern der Esslinger Rohräckerschule für Studentische Seglergemeinschaft Stuttgart. Körperbehinderte das Segeln bei. Dort steigt Martin Dinkel im November zum 112,50 Euro Mitgliedsbeitrag zahlen Jugendleiter auf. Zurzeit macht der 19 Jahre alte Studenten im Jahr (Nicht-Studenten: 150 Softwaretechnik-Student von der Uni Vaihingen Euro). Dafür dürfen sie die Boote umsonst den Trainerschein. Von November an trainiert fahren. Ein faires und studentenfreundliches er dann Kinder und Jugendliche zwischen fünf

Viel Verkehr auf dem Max-Eyth-See

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und 21 Jahren. Ein ihm bekanntes Bild: Während seine Mitschüler auf dem Fußballplatz kickten, schipperte der damals elf Jahre alte Dinkel über den See. „Ich wollte mir ein Hobby suchen und entschied mich für das Segeln.“ Es sei ein Leichtes, sich für den Sport zu begeistern. „Das Gefühl, auf dem Boot zu sitzen, auszuspannen und sich den Wind um die Nase wehen zu lassen, ist super.“ Sofern man den Anschluss findet. „Ich bin wegen meiner Eltern, die schon sehr lange segeln, dazu gekommen. Segeln ist eine Randsportart“, bedauert er. Um das zu ändern und vor allem um Studenten sprichwörtlich ins Boot zu bekommen, arbeiten die Studentischen Seglergemeinschaften Stuttgart und Tübingen eng mit den Universitäten zusammen. Beide Vereine bieten Segeln als Hochschulsport an. Darüber hinaus werben die Stuttgarter am „Dies Academicus“ der Uni Hohenheim oder am Erstsemesterabend „Avete Academici“ der Uni Stuttgart fürs Segeln. „Unser Infostand ist immer gut besucht“, sagt Dinkel. Natürlich tauchten nicht alle Interessenten auch am See auf. Typisch für den Stuttgarter Segelverein sei das Engagement, sagt Dinkel. „Wir haben unglaublich viele Leute, die etwas reißen. Mit ganz wenigen Mitteln erreichen wir ganz viel.“

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Der Verein bietet Segelkurse an, gemütliches Jollen-,Yacht- und Regattasegeln für Ehrgeizige. 535 Mitglieder segeln im Stuttgarter, 247 im Tübinger Verein. Das Durchschnittsalter der Mitglieder, sagt Pressesprecher Karsten Pflieger, sei mit 36,5 Jahren vergleichsweise gering.

Gründung als Alternative zum Establishment Die überwiegend „alten Vereine“ waren mit ein Grund, warum sich im Jahr 1982 die Studentische Seglergemeinschaft Stuttgart kurz nach der in Tübingen gründete. „Die bestehenden Vereine waren nicht darauf ausgerichtet, das Segeln möglichst günstig einer breiten Gruppe anzubieten und nahezubringen. Es waren eher elitäre Vereine mit hohen Mitgliedsbeiträgen, die meist auch noch ein eigenes Boot voraussetzten“, sagt Pflieger. Wer als Student 50 Euro Mitgliedsbeitrag im Jahr zahlt (Nicht-Studenten: 100 Euro), darf beispielsweise am Max-Eyth-See die Jollen für fünf Euro am Tag leihen. Die Seglergemeinschaft nennt den Bodensee ihr Hauptrevier. Am Max-Eyth-See beziehungs-


weise am Kirchentellinsfurter Baggersee in der Nähe von Tübingen lernt der Nachwuchs segeln. Für Interessenten gibt es ein Probesegeln. „Für ein abendliches Kopf frei bekommen reicht der Max-Eyth-See vollkommen aus“, sagt Pflieger. Die Nähe zu dem Gewässer schätzt Dinkel besonders. „Nach 20 Minuten bin ich dort, schiebe mein Boot raus und segle.“Ansonsten verbringen die Mitglieder der Seglergemeinschaft viel Zeit am Bodensee, wo etwa drei der vier Regatten sowie Jollenwochenenden stattfinden. Für die etwa zweistündige Anfahrt stellt der Verein einen Bus bereit.

ASVS: Interessenten können donnerstags von 19 Uhr an im Clubhaus am Max-Eyth-See (Mühlhäuser Straße 303) vorbeischauen. An jedem ersten Donnerstag im Monat bietet die ASVS von 18 Uhr an Schnuppersegeln. Informationen gibt es auf www.asvs.de. Seglergemeinschaft: Die Stuttgarter treffen sich im Sommer mittwochs um 18 Uhr am MaxEyth-See (Mühlhäuser Str. 317). Der Tübinger Stammtisch trifft sich jeden ersten Dienstag im Monat, 20 Uhr im Ritter am Stadtgraben 25. Infos: www.seglergemeinschaft.de

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Freunde ohne Grenzen Das Interkulturelle Mentoring an der Uni Stuttgart soll ausl채ndischen Studenten das Ankommen in Deutschland erleichtern. Hoda und Silke haben es ausprobiert. Heute sind sie gute Freundinnen. Von Christian Ignatzi

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in Stuttgart geben soll, wusste sie sofort, dass sie mitmachen will. „Die Abbrecherquote ausländischer Studenten lag ja bei über 50 oda Tajrobehkar strahlt, als sie Prozent.“ Sie wollte mithelfen, das zu ändern. ihrer Mentorin in die Augen blickt. Mentorin? „Toll war auch der Vorbereitungskurs“, Eigentlich stimmt das nur noch auf dem Papier. erinnert sie sich. Bei einem Kartenspiel mit Die 22 Jahre alte Studentin aus dem Iran und mehreren Gruppen hatte jeder Tisch andere Silke Reinbold (25) sind mittlerweile ein ganz Spielregeln. Den Spielern war es verboten besonderes Tandem. „Heute sehe ich uns als miteinander zu reden und nach jeder Runde gute Freundinnen und nicht als irgendwelche musste der Verlierer den Tisch verlassen und Projektpartnerinnen“, sagt Hoda. 100 Paare an einem anderen Spiel teilnehmen, mit neuen haben sich beim Interkulturellen Mentoring Regeln – ohne das zu wissen. „Da hat man mal an der Universität Stuttgart zusammengefunrichtig gemerkt, wie man sich als Fremder in den. Das Ziel: ausländischen Studenten die einer neuen Gruppe fühlt, wenn man sich über Integration in Deutschland erleichtern und sie die Sprache nicht miteinander verständigen in das kulturelle Leben einbinden. kann. Richtig hilflos.“ Hoda spricht fließend Deutsch. „Ich habe Anhand ihrer Fragebögen wurden Hoda und schon, bevor ich nach Deutschland kam, sechs Silke schließlich füreinander bestimmt. „Wir oder sieben Jahre lang die Sprache gelernt“, haben uns dann zu einem Kaffee getroffen, erinnert sich die Medizintechnikstudentin. Seit und der Draht war sofort da“, sagt Silke Ende 2011 lebt sie in der Bundesrepublik. Zuerst und lächelt Hoda dabei wiederholte sie ihr Abitur an an. „Wir gehen beide gern einer Schule in Mainz. „Mein ins Fitness, tanzen gern, iranisches Abi hätte nicht kochen gern, sind beide gezählt.“ Schade sei es, sagt Vegetarier.“ Zu erzählen Silke, dass ausländischen hatten sie sich gleich zu Studenten das Leben so Wir haben uns zu einem Beginn viel. „Wir sind schwer gemacht wird. Hoda Kaffee getroffen und der erst einmal drei Stunden hat es schließlich aber doch versackt“, sagt Silke. geschafft. Nur der Anschluss Draht war sofort da.“ Für die beiden jungen an andere Studenten, der Frauen war von Beginn fiel ihr schwer. „Aus meinem an klar, dass sich eher Studiengang kenne ich kaum eine Freundschaft entwickeln würde als ein jemanden“, erzählt sie. Deshalb entschied sie Mentoring. Mindestens alle zwei Wochen treffen sich dafür, beim Interkulturellen Mentoring sie sich. „Wir schreiben uns aber so oft es teilzunehmen. „Außerdem war mir alles viel zu geht“, sagt Silke. Eigentlich sollten sie bei viel, deshalb wollte ich irgendjemanden haben, jedem Treffen einen Zettel ausfüllen in dem der mir hilft.“ Beim Mentoring geht es nämlich steht, was sie unternommen haben. „Das haben nicht nur um das Zwischenmenschliche. Auch wir bisher aber immer vernachlässigt, weil es fachlich sollten die Bewerber zusammenpassich dann so nach einem Zwang anfühlt und sen. In dem kostenlosen Programm musste wir uns ja gern treffen“, sagt Silke. „Für mich Hoda als sogenannte Mentee angeben, welche fühlt es sich schon jetzt nicht mehr nach einem Hobbys sie hat, was sie studiert und was sie sich Mentoring an.“ vom Mentoring erhofft. Auf der anderen Seite Ein weiterer Vorteil, den beide schätzen, sind war es bei Silke genauso. Auch sie musste ihre die Gruppenaktivitäten. Sie waren schon mit Interessen angeben. 100 Euro bekommt sie für mehreren Mentoring-Teams gemeinsam bowlen das Semester, in dem sie Hoda betreut. Doch und alle zwei Wochen gibt es einen Stammtisch, das, sagt sie, war nicht ausschlaggebend: „Ich zu dem kommen darf, wer will. Mittlerweile war für ein Erasmusprogramm in Schweden, hat auch Silke etwas von Hoda gelernt, vor und dort gab es ein tolles Programm, mit allem über die Iranische Kultur. „Ich war auf vielen gemeinsamen Aktivitäten, bei dem man ihren Geburtstag eingeladen, und da hat man sofort Anschluss hat“, erinnert sie sich. Als sie die ganze Zeit getanzt. Auch zwischen dem davon hörte, dass es so etwas Ähnliches auch 12


Essen immer mal wieder ganz kurz. Das war eine tolle Erfahrung“, sagt sie. Und was gefällt Hoda an Deutschland? „Die Pünktlichkeit“, sagt sie, „sie halten Regeln ein, auf die man sich verlassen kann, und sind fleißig.“ Natürlich gebe es auch Nachteile: „Das Wetter“, sagt Hoda und lacht. „Und viele Leute sind hier leider nicht so freundlich.“ Trotzdem: Deutschland fand sie schon immer toll. Um ihren Traum von der Bundesrepublik zu verwirklichen, hat sie extra ihr Studium in der Heimat abgebrochen. Nun hat sie sich ein neues Leben aufgebaut. Mit Silke will sie befreundet bleiben, auch nach dem Mentoring. Im nächsten Semester will sie noch einmal mitmachen. „Ich hoffe, dass ich eine Mentorin finde, die genauso toll ist wie sie“, sagt sie und lächelt. Auch Silke will noch einmal mitmachen. Danach ist aber Schluss, weil sie derzeit schon ihren Master macht. Bei Hoda steht bald ein Höhepunkt in ihrem Leben an. Sie heiratet ihren Verlobten, den sie schon auf der Schule in Mainz kennengelernt hat. Die beiden sind zusammen nach Stuttgart gekommen, haben sich eine gemeinsame Wohnung gesucht und studieren das gleiche Fach. Silke strahlt, als ihre Freundin davon erzählt: „Rate mal, wer den Polterabend organisieren darf!?“

Interkulturelles Mentoring An der Universität Stuttgart studieren derzeit knapp 4000 internationale Studenten im Vollstudium. Fast ein Drittel der ausländischen Studenten kommt aus China, weitere Schwerpunkte bei den Herkunftsländern sind Indien, Spanien und die Türkei. „Sie müssen sich fern der Heimat und Familie in einer anderen Kultur und Sprache zurechtfinden und sich in eine ihnen fremde Lern- und Lehrkultur integrieren“, sagt Claudia Schubert, die das Interkulturelle Mentoring an der Uni Stuttgart koordiniert. Die Studienabbrecherquote der internationalen Studenten ist deshalb überproportional hoch: bis zu 50 Prozent der Studienanfänger schaffen es nicht einen Abschluss des Studiums zu erreichen. Derzeit gibt es 50 Mentoringtandems, aus jeweils zwei Studenten. Zum Wintersemester 2012/2013 wurde das Programm auf 100 Mentoringtan-

dems ausgeweitet. Es baut auf Erfahrungen aus dem Pilotprojekt „Monitoring im Studienverlauf ausländischer Studierender“ auf, das von 2006 bis 2010 am Dezernat Internationales in Zusammenarbeit mit den Fakultäten Architektur und Maschinenbau durchgeführt wurde. Die Mentoren sind Studenten aller Fachbereiche vom dritten Fachsemester an, die Interesse an interkulturellem Austausch haben und ihre Kenntnisse und Erfahrungen aus dem eigenen Studium weitergeben möchten. Ein Teil von Ihnen hat ein Auslandssemester absolviert und die Situation von Neuankömmlingen mit Sprachschwierigkeiten persönlich erfahren. Andere planen einen Auslandsaufenthalt und würden dann selbst gern in einem derartigen Programm betreut werden. Die Mentees sind Bildungsinländer und Bildungsausländer im Vollstudium, die neu an der Universität Stuttgart sind, Schwierigkeiten im Studium gegenüberstehen oder generell an mehr Teilhabe am universitären Leben interessiert sind. Mitte August startet die Anmeldephase für das neue Mentoring. Infos gibt es im Internet unter www.ia.uni-stuttgart.de/mentoring


Kurzgeschichte

Der Padre aus Palermo von Marc Bensch

Der Scirocco ließ die Luft brennen. Blies ihnen am Ausgang des Flughafens Falcone e Borsellino die Hitze ins Gesicht. Dario drehte sich um, als warte er auf eine Reaktion, ein Aufstöhnen am ehesten. Heißer war allein die Hölle. Andy aber lächelte. Sie unterhielten sich anfangs über den Flug und das Wetter in Berlin. Über den Padre verloren sie kein Wort, über Teresa erst recht nicht. Als die ersten Gebäude der Stadt vorbeiflogen und sich die Fahrspuren auflösten, kehrte Stille ein. Am Yachthafen überholte sie ein Moped von rechts und Andys Erinnerungen kehrten zurück. „Es ist schön, wieder hier zu sein. Danke fürs Asyl“, sagte er. Der Süden sollte es sein, das italienische Italien, nicht Rom, Mailand oder Florenz, das hatte für Andy festgestanden. Damals, vor drei Jahren, als er beschloss, für ein Jahr im Ausland zu studieren. Der Zufall schenkte ihm Palermo – und die Bekanntschaft zu Dario, der 14

ihm zeigte, warum Schönheit und Zerfall der Stadt einem waschechten Palermitaner die Tränen in die Augen zu treiben vermochten. Der ihm für zwei Semester sein Deutschsein austrieb, ihn in eine Welt stetig plaudernder Sizilianer entführte, eine Welt stundenlanger Essensexzesse, voller Fröhlichkeit und Theatralik. Die Zufallsfreundschaft war ein Glücksfall. Sie bewahrte Andy davor, unter einer Käseglocke der Erasmusstudenten vor sich hin zu müffeln, geschützt vor einer Realität, die man erleben musste, wenn man lernen und nicht nur sein wollte. Kein Zufall, sondern Ironie war es, dass Andy in diesen Monaten - ohne es zu wissen - seinem leiblichen Vater stets ganz nah gewesen war. Der alles verändernde Abend lag wenige Wochen zurück. Der Mann, dessen Vaterschaft Andy nie bezweifelt hatte, lallte und schwankte. Wie so häufig seit dem Tod seiner Liebe.


Sparkassen-Finanzgruppe Der Witwer ergab sich ohne Gegenwehr einem Alltag ohne Licht. Andy ertrug es nicht. Für ihn war es auch schwer, doch im Schnaps lag keine Lösung. Wieder stritten sie. Da brüllte es der Angegriffene plötzlich heraus. Wie etwas, das er nicht mehr in sich tragen konnte, weil ihn die Angst umtrieb, sonst zu platzen: „Verschwinde, lass mich endlich in Ruhe. Du bist nicht mein Sohn.“ Und als Andy nicht verschwand, ihn nicht in Ruhe ließ, legte er nach. „Du kapierst es nicht, oder? Ich bin nicht dein Vater.“ Andy schob es dem Alkohol zu, glaubte und erschrak erst, als der Gefallene ob seines Geständnisses beim Frühstück am Morgen danach den Blickkontakt verweigerte. „Es tut mir leid, dass du es so erfahren musstest.“ Mit dem Zeigefinger kratzte er auf der Tischdecke an Flecken, die nur er sah. „Deine Mutter hat immer auf den richtigen Moment gewartet, um alles zu erklären. Es war ihre Sache.“ Für einen Augenblick sah Andy nur Schatten. Er wollte aufstehen, er wollte wegrennen, aber er war zu schwer. „Wer ist mein richtiger Vater?“, fragte er seinen falschen Vater. Der wirkte so klar wie lange nicht mehr. „Ich weiß es nicht, Andy. Deine Mutter war damals eine sehr begehrte Frau ... Am ehesten ist es Massimo.“ Und dann erzählte er die Geschichte seiner Begierde zu dem Mädchen außer Reichweite. Dem Mädchen, das zu schön und zu scharfzüngig für einen wie ihn war. Das am ehesten Massimo gehörte. Bis der in Richtung Heimat floh, nach Sizilien. Angeblich, um Priester zu werden. Angeblich, ohne zu wissen, dass er eine schwangere Freundin zurückließ. Eine, an der alle anderen das Interesse verloren, als ihr Bauch dicker wurde. Alle bis auf Torsten, den sie erst zu sich ließ, als sie alleine war. Und der blieb. Es war Massimos in Deutschland gebliebene Schwester, die Andy die entscheidenden Hinweise gab. „Ich habe etwas in den Sachen meiner Mutter gefunden, das ich ihm gerne persönlich geben würde“, log Andy. Massimo war tatsächlich Priester geworden,

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lebte in einer Gemeinde in den Bergen nahe Palermo. Auf Alessandras Kommode stand ein Foto ihres Bruders, das vieles erahnen ließ. Kraftvoll lachte er darauf aus einem vom Vollbart verdeckten Gesicht heraus. Andy schrieb Dario eine E-Mail, bat ihn um Hilfe. Dann buchte er ein Ticket. One Way. „Was willst du ihm sagen? Was wirst du ihn fragen?“ Dario löcherte ihn beim Abendessen auf der Piazza Marina. Doch Andy besaß keine Antworten. Später gingen sie auf die Vucciria, wo nachts das Aroma des Fischmarktes verdampfte und vor den Ruinen die Bässe klopften, wo sich die Menschen im Rausch der Menge und des Grases verloren – noch immer, wie vor drei Jahren. „Ich bin Deutscher ... Oh ja, ich liebe Palermo ... Du hast ein wunderschönes Lächeln.“ Manchmal hatte das geklappt, manchmal auch nicht. Dario und Teresa waren damals immer neben ihm gestanden und hatten sich im Arm gehalten. Ohne sie schien Dario an einem Haken zu baumeln, mit dem Abgrund unter den Füßen. Es war nicht mehr dasselbe. In einer unbeleuchteten Straße auf dem Heimweg fasste Andy den Mut, seinen Freund auf die Trennung anzusprechen. „Dario ist Single – drei Personen gefällt das“, hatte er irgendwann im Jahr zuvor auf dessen Pinnwand gelesen und sich sofort erkundigt. Erfahren hatte er wenig. Bald schon war er davon ausgegangen, dass das Leben weiterginge. Die Begegnung in der analogen Wirklichkeit ließ ihn seinen Irrtum erkennen. „Sie heiratet am Sonntag.“ Dario sprach leise. Andy wartete vergebens auf mehr. „Bist du eingeladen? Möchtest du hin? Ich finde schon einen Weg, nach Portofelice zu kommen.“ Dario schüttelte es. „Auf keinen Fall. Ich möchte übermorgen überall sein, nur nicht in San Pietro.“ Am nächsten Tag sprachen sie nicht darüber. Andy bat um ein wenig Zeit für sich. Es ging nicht nur darum, allein zu sein, um über alles 16

nachdenken zu können. Andy war noch nie ein Meister im Trostspenden gewesen. Wenn Massimo wirklich sein Vater war, welche Konsequenzen würde das haben? Es musste ihr Geheimnis bleiben, zum Wohle der Reputation des Priesters. Aber musste, sollte, wollte Massimo es überhaupt wissen? Und was war mit ihm selbst? Brauchte er einen weiteren Vater, zu dessen Leben er nie Zugang finden würde? Reichte es, ihn einmal zu sehen, sich einmal mit ihm zu unterhalten? Gar nicht unbedingt über die Frau, die sie verband. Am Sonntag leitete Massimo drei Messen, die letzte in seinem Heimatdorf. Andy wollte zu ihm gehen und ... – er wusste es noch immer nicht. Eine Stunde dauerte ihre Fahrt nach Portofelice. Wie eingemauert ins Massiv klebte das Dorf am Berg, und Darios unerschrockene Fahrweise in den Gässchen nötigte ihm Respekt ab. Die Bar, in der sie vor Beginn der Messe einen Espresso tranken, beherbergte Gäste, die ihn wie einen Fremden beäugten. In der Kirche gab es nur wenige freie Plätze. Andy fand, der Anstand gebühre es, sich zu bekreuzigen. Sie saßen Seite an Seite und waren doch weit voneinander entfernt. Erst am Ende schlug Dario wieder die Augen auf. „Jetzt wird es ernst, was?“ Er schaute Andy an, als schaue er durch ihn hindurch. „Wartest du bitte in der Bar auf mich? Es dauert nur ein paar Minuten.“ Massimo sprach erst mit einer Alten, die ihre Handflächen beschwörend aneinanderpresste. Wegen ihres Akzents erhaschte Andy nur Satzfetzen. Ob er unter vier Augen mit ihm sprechen könne, flüsterte er dem Priester zu, als dessen grauhaariges Schäfchen weiterhin wispernd das Kirchenschiff verließ. Er hatte das Gefühl, sein Gegenüber sehe einen Bekannten in ihm, wisse aber nicht wen und warum. „Natürlich“, erwiderte er mit fester Stimme. Erscheinungen schienen diesen Mann nicht zu erschüttern. Auf dem Weg ins Gemeindebüro vibrierte Andys Handy. Darios Nummer erschien im Display: „Es tut mir leid, mein Freund. Aber ein Leben ohne Teresa hat keinen Wert. Vergiss mich nicht.“ Und plötzlich verlor alles andere seine Bedeutung. In seiner Aufregung brauchte er mehr Zeit


als nötig, um Massimo zu erklären, warum er sofort zurück nach Palermo müsse. Der Priester fuhr ihn selbst. Die Sorge machte aus Andy einen Schweigenden, und sein Chauffeur respektierte das. Nur einmal ergriff er das Wort. „Du bist kein Italiener, oder?“ So viel zumindest durfte, konnte, wollte er ihm verraten. „Nein, ich komme aus Berlin.“ In der Menschentraube vor der Kirche San Pietro waren Blicke und Zeigefinger nach oben gerichtet. Dario stand auf dem antiquierten Sims im vierten Stock des leer stehenden Hauses schräg gegenüber. „Ich springe“, schrie er. „Nein, das wirst du nicht.“ Teresa, ganz in Weiß, stand etwas isoliert vom Rest der Gesellschaft. Mit der linken Hand raffte sie ihr Kleid zusammen, die rechte streckte sie ihrem Ex-Freund entgegen, als ließe sich der beschwichtigen. „Ich liebe dich so sehr“, kam es von oben. „Dario, komm runter. Das hat doch keinen Sinn“, rief Andy. In Teresas aufgerissenen Augen erkannte er eine Frage: Was machst du denn hier? Ihr Mund blieb stumm. Nicht im Bilde zu sein schien für einige unerträglich. Wer ist das? Was mischt der sich ein? „Ganz egal“, sagte einer. „Vielleicht bringt er den Verrückten zur Vernunft.“ Dann zog Dario, kurzfristig irritiert ob der unerwarteten Rückkehr des Deutschen, die Blicke wieder auf sich. „Was weißt du schon von mir, von uns? Keine Ahnung hast du.“ Der Windstoß kam ohne Ankündigung. Dario strauchelte in der Höhe. Sein Schrei zeugte davon, dass er in Wirklichkeit nie vorgehabt hatte zu springen. Die Menschen unter ihm schnellten auseinander, stießen Laute des

Entsetzens aus, schauten reflexartig weg. Teile des Simses krachten zu Boden und zerbröselten in tausend Stücke, der Staub blieb einige Sekunden lang in der Luft hängen. „Oh Gott, mein Kind. Mein armes Kind“, klagte eine Frau. Andy kannte Teresas Mutter von einem Festumzug. Er gehörte zu den wenigen, die sich nicht abwandten, die weiter hinauf starrten und sahen, wie sich Dario an einem Haken festhielt, der dort oben – oh Mysterium sizilianischer Baukultur! – bis dato nutzlos aus der Mauer ragte. Er sah, wie sein Kamerad es schaffte, wieder Halt unter den Füßen zu gewinnen und den Bauch voraus an der Hauswand zu lehnen. Als die Polizei und die Rettungskräfte eintrafen, war er bereits durch ein Loch in dem notdürftig mit Holz zugehämmerten Fenster ins Innere zurückgekrochen. Bei seiner Ankunft am Boden wirkte Dario zehn Zentimeter kleiner. Die Polizisten nahmen ihn zu seiner eigenen Sicherheit mit. „Bitte kümmer‘ dich um ihn. Versprich mir das, ja?“, flehte Teresa, als sie auf Andy zukam, um ihn mit einem Wangenkuss gleichzeitig zu begrüßen und zu verabschieden. „Es tut mir leid, dass Sie in die Sache hineingezogen wurden, Padre“, sagte er zu Massimo, der an seiner Seite verharrte. „Keine Sorge, mein Sohn“, erwiderte der. „Und wenn du noch mit mir sprechen möchtest, weißt du, wo du mich findest.“ Auf der Polizeistation musste Andy eine Stunde warten, bevor Dario vor ihm stand, frei zu gehen. Diesmal war es der Sizilianer, der seinem Blick auswich. „Bist du in Ordnung?“, fragte Andy. Darios Antwort war ein Kopfschütteln.

Unter dem Pseudonym Marc Bensch schreibt Ben Schieler seit 2009 Romane und Kurzgeschichten. Weitere Informationen und Texte auf www.buchbensch.de

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Der erste Büstenhalter im heute bekannten Design wurde 1904 in Cannstatt entworfen. Der Korsettmacher Wilhelm Meyer-Ilschen entwickelte dort seinen „Büstenhalter ohne Unterteil“. Sprich: er war der erste reine KörbchenBüstenhalter, der ohne Unter- und Längsstützen auskam, die wie eine Art Hosenträger Halt gaben. Die Schlossstraße führt vom Bezirk Mitte weit in den Westen hinein. An ihrem Verlauf von der Börse bis zum Kinderkrankenhaus Olgäle ist aber kein Schloss zu finden. Ursprünglich führte die Straße direkt bis zum Neuen Schloss. Eine Besonderheit in einer deutschen Großstadt: in Stuttgart reichen die Weinberge bis hinunter in die Innenstadt. Die Stadt Stuttgart selbst besitzt rund 17,4 Hektar Weingut. Im Talkessel befinden sich beispielsweise die Weinberge an der Karlshöhe, der Neuen Weinsteige und dem Hasenberg in städtischem Besitz. Weitere unnütze Fakten über Stuttgart gibt es im Netz auf www.unnuetzes-stuttgartwissen.de oder auf Facebook. 18


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Wie ist es eigentlich... ... Dildos zu verkaufen?

Als Manfred Pfeifer seinen Berufsweg startete, hießen die Einkaufsparadiese seiner Branche noch Fachgeschäfte für Ehehygiene. Heute prangt Dolly Buster an der Fassade und Kunden unterhalten sich darüber, wie es den Kindern geht. Von Dominik Harsch


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ie Deutschen stehen auf Sexspielzeug. Nach neuesten Studien ist für jeden dritten Bundesbürger ein Besuch im Sexshop kein Tabu mehr. Manfred Pfeifer weiß, was die Deutschen alles mit unter die Bettdecke nehmen. Ihm gehören drei Sexshops im fränkischen Ansbach, Schweinfurt und Forchheim. Doch wie ist es eigentlich, Dildos zu verkaufen? Die Argumente, die die Kundschaft in den Laden locken sollen, prangen groß und mächtig auf der Eingangstür. Sie haben Größe Doppel-D und gehören der Pornoqueen Dolly Buster. Sie ist die Namenspatin für die Dolly Buster Eroticworld Ansbach. Hinter der Türe wartet jede Art von Sexspielzeug und anderen Utensilien. Zum Beispiel: Gleitmittel, Lederpeitschen und Gummipuppen, dazu jede Menge Videos. Alles, was sich der Kunde vorstellen kann, oder auch nicht. Hinter der Ladentheke packt Geschäftsführer Manfred Pfeifer eine neue Lieferung Vibratoren aus und begutachtet sorgfältig die neuesten Modelle. Mit seinem blauen Hemd und

dem roten Tommy-Hilfiger-Pullover könnte der 58-Jährige auch Kassenwart eines Golfclubs sein. Doch er arbeitet seit 40 Jahren in der Erotik-Branche.

Die Zeiten des Schmuddel-Images sind vorbei Pfeifer hat zu einer Zeit begonnen, als Sexshops noch Fachgeschäfte für Ehehygiene hießen. Die Läden versteckten sich meist in Industriegebieten, das Licht war schummerig, und die Gänge eng. Die Kunden, ausschließlich männlich, schlichen mit gesenktem Kopf hinein und mit diskreter Tüte in der Hand wieder heraus. Pfeifer hat schon früh damit angefangen, diesem verruchten Image entgegenzuwirken. Er setzte bald auf innenstadtnahe Lage, großzügige Räume und viel Licht. Sein Angebot richtete sich auch gezielt an Frauen. Mit Erfolg: 60 Prozent seiner Kundschaft sind heute weiblich. „Früher sind die Leute mit rotem Kopf geflüchtet, wenn sie hier Bekannte getroffen haben; heute unterhalten sie sich darüber, wie es

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den Kindern geht“, sagt Pfeifer. Neben Sexspielzeug geht in der Dolly Buster Eroticworld auch Reizwäsche über die Ladentheke. Auf eine normale Einkaufsatmosphäre legt er großen Wert. Jeder darf sich in Ruhe umschauen. Wenn der Kunde Interesse zeigt, dann kommt es sogar zu einem ausführlichen Beratungsgespräch. Die Verkäufer werden regelmäßig geschult und kennen jedes Produkt im Shop genau. „Im Elektrofachhandel erklären sie dir, wie du deinen MP3-Player bedienen musst. Wir machen das Gleiche, nur eben mit Vibratoren.“ Einer der Verkaufsschlager ist der Joy-Lite. Er ist bis zu 100 Meter Tiefe wasserdicht und hat 50 verschiedene Funktionen. Ein MP3-Player ist einfacher zu bedienen.

Kartoffelpuffer auf das beste Stück „Jede Neigung ist normal“ heißt die wichtigste Regel für das Team der Dolly Buster Eroticworld. „Ein Kunde hat uns verraten, dass er sich immer heiße Kartoffelpuffer auf sein bestes Stück packt. Alles andere bringt ihm nichts“, erzählt Pfeifer.Selbst bei solchen Geschichten heißt es nicken, professionell lächeln und weitermachen. Ein Sklave, der regelmäßig für seine Herrin einkaufen muss, zählt auch zu den Stammkunden. Bei einem Besuch bat er das Personal, ihn mit Schlägen zu bestrafen. „Die Kollegin hat nicht gewusst, was sie tun soll, und ihm dann einfach links und rechts eine Watschen gegeben“, erzählt der Geschäftsführer und lacht, „aber als er sich vor dem Laden anbinden lassen wollte, hat sie das dann doch abgelehnt.“ Ebenso wichtig wie Professionalität ist für Pfeifer Diskretion: „Was im Laden passiert, bleibt im Laden.“ Es kommt vor, dass Männer, die Pfeifer als brave Ehemänner kennt, mit Schwulenpornos den Laden verlassen.Würden sich diese und andere heimliche Vorlieben herumsprechen, könnten Familien zerbrechen. Verschwiegenheit ist Pflicht. Ein einziges Mal hat Pfeifer seine eigene 22

Regel gebrochen: Zwei Eheleute kamen getrennt und unabhängig voneinander immer wieder zu ihm in den Laden. Beide hatten entdeckt, dass sie sich von schwarzer Gummikleidung angezogen fühlten. Keiner der beiden traute sich, dem Partner von seiner Vorliebe zu erzählen oder gar etwas zu kaufen. „Sie waren wirklich sehr unglücklich mit der Situation“, erzählt Pfeifer. Er überredete beide, doch mal dem Partner ein „besonderes Weihnachtsgeschenk“ zu machen, um zu sehen, was passiert. „Ich habe die beiden sozusagen gerettet und befreit, die sind mir bis heute dankbar“, sagt er. „Auch diese Dinger hier haben schon manche Ehen gerettet.“ Die Aufmerksamkeit von Manfred Pfeifer gehört jetzt wieder den neu angekommenen Vibratoren. Eines der Modelle hat einen Clou, den man eher einer elektrischen Zahnbürste zuordnen würde: einen elektronischen Schwingkopf. Zufrieden mustert er den grünen Lustspender. „Er bekommt einen Platz ganz vorne im Regal. Der wird einige Frauen sehr glücklich machen“, verspricht er. Ein Job, bei dem es darum geht, Menschen glücklich zu machen? Es scheint nicht das Schlechteste zu sein, Dildos zu verkaufen.

Wie-ist-es-eigentlich.de ist ein Blogprojekt von Journalismusstudenten. Sie befragen Menschen, wie sich bestimmte Erlebnisse, Situationen oder Geschehnisse anfühlen. Im Internet gibt es eine Sammlung dieser Geschichten. Im Käpsele erscheint monatlich ein Text aus der Reihe als Serie.


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Buch des Monats

Geisterbahn und Liebe

Über jene zumeist als Euro-Krise bezeichneten Erscheinungen wird allenthalben be-richtet. Dass nicht nur Informationen darüber wichtig sind, sondern auch eine Debatte, die fruchtbar sein kann und soll, haben

Vor zwei Jahren schickte der Master of Horror Stephen King in „Der Anschlag“ einen Zeitreisenden zurück ins Jahr 1963, mit dem Ziel, das Kennedy-Attentat zu verhindern, 2012 folgte der achte Band seiner monumentalen Saga „Der dunkle Turm“. Der in diesem Sommer erschiene „Joyland“ kommt da vergleichsweise bodenständig und unspektakulär daher. Auf fesselnde Schocker-Elemente oder mitreißende Twists wartet man beim Lesen der Coming-of-AgeStory vergeblich, das für King unverzichtbare Übernatürliche spielt eine eher nebensächliche Rolle. Seinen Charme hat der Roman trotzdem – dank seines Protagonisten, mit dem man gerne mitfühlt. Wendy Keegan hat Devin Jones das Herz gebrochen. Und weil es das erste Mal ist – noch bevor es zum anderen ersten Mal kommen konnte, dem er so entgegensehnte –, tut 24

es besonders weh. Also verlängert der Student seinen Semesterferienjob im Vergnügungspark Joyland an der Küste North Carolinas im Sommer 1973 kurzerhand, nimmt sich eine Auszeit von der Uni, um Wendy nicht unter die Augen treten zu müssen und gerät mitten hinein in die Nachwehen eines ungelösten Verbrechens, das sich in dem Park Jahre zuvor ereignete. Seitdem die junge Blondine Linda Gray im Horror House die Gurgel durchgeschnitten wurde, geistert die Tote durch die Dunkelheit – und ihr untergetauchter Mörder ist auch nicht fern. Bis zum Showdown allerdings lässt sich King viel Zeit, in der die Handlung gerne einmal hinter die Darstellung von Werden und Sein der Charaktere zurücktritt. Allen voran Devin, der während der Reise durch den Sommer vom – Vorsicht leider Klischeealarm! – naiven Jüngling zum Mann wird. Die Liebenswürdigkeit der Figuren rettet den Roman über gelegentliche Stellen der Langeweile hinweg. Letztlich reißt King mit überraschend distanzlosen Seitenhieben auf Dick Cheney und die US-Waffenlobby NRA das Ruder ohnehin um. Am Ende steht, was eine Coming-of-Age-Geschichte ausmachen sollte: ein wohliges Gefühl. (ben) Stephen King, Joyland – Roman, Heyne, 352 Seiten, ISBN 978-3453268722, 19.99 Euro.


Der Liebling der Redaktion

Niemand hatte die Absicht, eine Mauer zu errichten „Die Wiedervereinigung hat es nie gegeben“ – der große rote Aufkleber auf Simon Urbans Buch „Plan D“ weckt sofort das Interesse. Die Geschichte spielt im Jahr 2011. Anders, als alle bisher angenommen haben, existiert die DDR noch. Der ehemalige Germanistikstudent spielt mit der Geschichte – und entwickelt einen alternativen Ausgang. Im Mittelpunkt steht Martin Wegener. Er ist Ende 50 und Hauptkommissar der Volkspolizei. Dass er ausgerechnet in Köpenick wohnt, ist wohl an Carl Zuckermayers „Der Hauptmann von Köpenick“ angelehnt, der mit seiner Tragikomödie den Militarismus der preußischen Gesellschaft karikieren wollte. Der Hauptkommissar ist eigentlich nur ein kleines Rädchen im unüberschaubaren Überwachungsapparat. Doch mit seiner Funktion deckt er das Innenleben des totalitären Staates mit allen Schikanen, Willkür und Repressionen auf. Damit die Story von Urban funktioniert, muss er zuerst einige Prämissen ändern: In der DDR der späten 1980er Jahre enden die massiven Bürgerproteste nicht in der lang ersehnten Wiedervereinigung. Vielmehr wird Erich Honecker aller seiner Ämter enthoben, und Egon Krenz tritt seine Nachfolge an.

Er verspricht Reformen, muss allerdings schnell feststellen, dass eine kurzzeitige Öffnung der Mauer zu einem Massenexodus führt. Er schließt die Grenzen wieder und führt ein Reformprogramm mit dem Namen „Wiederbelebung“ ein. Die DDR, die Urban entwirft, ist nicht fortschrittlicher – dafür aber moderner. Trotzdem hängt sie weiterhin am Subventionstopf der BRD. Dort regiert zum Glück ein Bundeskanzler, der es mit dem Nachbarland gut meint: Oskar Lafontaine. Urban schafft es, das Gesellschaftspanorama in einen literarisch ambitionierten Agententhriller zu verpacken. Wer „Plan D“ einmal gelesen hat, wird das sicher noch ein zweites oder drittes Mal tun. Zwar rückt die Lösung des Falls mehr und mehr in den Hintergrund, aber das spielt keine Rolle mWehr. Wegener findet auf der Suche nach dem Mörder eine Ideologie, deren Umsetzung in der Realität zum Scheitern verurteilt ist. Die Gründe muss jeder selbst nachlesen. (msb) Simon Urban, Plan D – Roman, gebundene Ausgabe bei Schöffling, 552 Seiten, ISBN: 9783-89561-195-7, 24,95 Euro. Taschenbuch bei btb Verlag, 551 Seiten, ISBN: 978-3-442-74442-8, 11,99 Euro. 25


Planet der Affen Auch an der Uni Tübingen werden zu Forschungszwecken Tierversuche gemacht. In einer Diskussion sollte nun die Notwendigkeit erklärt werden. Doch Tierschützer vertreten eine andere Sicht. Von Sanja Döttling

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Ratten. 840.000 der Tiere wurden vor den Versuchen getötet – in diesen Fällen spricht man nicht von Tierversuchen, sondern von ie Veranstaltung heißt: „Tiernutzung anmeldepflichtigen Tötungen. „Die Forschung in der biomedizinischen Forschung: eine verist nur ein Aspekt der Tiernutzung“, sagt drängte Notwendigkeit?“ Auf dem Tisch liegt Stefan Treue, Professor am Primatenzentrum ein Flyer. Aussage: „Dass bei diesem ‚Gespräch‘ Göttingen auf der Podiumsdiskussion. nichts als Pro-Tierversuchspositionen heraus„Oft herrscht eine verzerrte Vorstellung kommen, […] ist mehr als offensichtlich. Es der Zahlenverhältnisse. 2010 wurden 740 soll ja auch ausdrücklich lediglich darum Millionen Tiere zur Ernährung geschlachtet, gehen, die vorausgesetzte Notwendigkeit 4,8 Millionen bei der Jagd. Damit machen von Tierversuchen ‚aus unterschiedliTierversuche insgesamt 0,4 Prozent aus.“ chen Perspektiven zu beleuchten‘.“ Gleich Tiere sind Nahrung und Kleidungslieferanten, zu Beginn eine starke Positionierung beiMittel zu unserem Überleben. Aber auch der Seiten. Die Zusammensetzung der zehnPartner und beste Freunde. Das Thema köpfigen Podiumsrunde wirkt auf Gegner Tierversuche zeigt diese Dialektik mehr als von vornherein suspekt. Sie hat nur eine deutlich. Inwieweit, wenn überhaupt, darf Gegnerin der Tierversuche zu bieten: Cornelie der Mensch das Tier instrumentalisieren? Jäger, die Landesbeauftragte für Tierschutz Diplom-Biologin Silke Bitz, lehnt Experimente aus dem Baden-Württembergischen an Tieren unter anderem aus diesen ethiVerbraucherschutzministerium. Und die betont schen Gründen ab: „Tiere sind keine auch sofort: „Was in dieser Diskussion eklatant Messinstrumente.“ fehlt, ist die Teilnahme von Karin Blumer verTierschutzorganisationen.“ trat die ethische Seite Eine Äußerung, die im des Tierversuchs in der Publikum rege Zustimmung Debatte. Sie arbeifindet. tet bei der Novartis Organisiert hat die Der Tierversuch per se ist AG in Basel. Die Firma Veranstaltung in Tübingen nicht gut oder schlecht. führt Tierversuche durch. das Centrum für Integrative Blumer hat sich jahreNeurowissenschaften (CIN). Jeder individuelle Fall Dessen Mitarbeiter experi- muss angeschaut werden.“ lang mit der Philosophie der Experimente ausmentieren an Tieren, etwa einandergesetzt, darüan Rhesusaffen. Sie sind ber auch ihre Abschlussarbeit geschrieben. aber nicht die Einzigen in Tübingen. Laut der „Der Tierversuch per se ist nicht gut oder Organisation Ärzte gegen Tierversuche finden schlecht“, sagt sie, „jeder individuelle Fall am Institut für Neurobiologie, am Hertiemuss angeschaut werden.“ Institut für Klinische Hirnforschung und am Doch genau da liegt eines der Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik Hauptprobleme der Debatte. Bitz sagt: „Das ebenfalls Affenversuche statt. „Infolge des Thema Tierversuche wird diskutiert, ohne Exzellenz-Status haben noch vier weitere dass Transparenz der Forscher gewährleistet Institute in Tübingen Versuche mit Affen ist.“ Wie Experimente aussehen, wie die aufgenommen“, sagt Diplom-Biologin Silke Tiere leben, wie lang sie täglich in Versuchen Bitz von Ärzte gegen Tierversuche. Nähere arbeiten müssen – all das bleibe ungeklärt. Informationen lägen ihr aber noch nicht vor. „Die Fakten in der Debatte fehlen. Die Diese Affen gehören zu den 1800 Affen, braucht man aber, damit man sich selbst die jährlich in Deutschland der Forschung ein Bild machen kann. Stattdessen gibt es dienen. Im Jahr 2011 wurden laut Statistik nur vorgefertigte Argumente“, sagt Gabriele des Bundesministeriums für Ernährung, Busse, Journalistin und Tierschützerin durch Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) Zufall. Sie arbeitete vor sechs Jahren an ihrer 2,9 Millionen Tiere in Tierversuchen und Diplomarbeit im Max-Planck-Institut (MPI) zur wissenschaftlichen Forschung eingesetzt. Tübingen, als sie auf die dortigen Versuche an Zwei Millionen davon waren Mäuse, 400.000

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Affen stieß. Ihre Nachfrage rief eine heftige Gegenreaktion hervor, sofort war sie als radikale Tierschützerin abgestempelt. „Natürlich war die Kommunikation damals eine andere“, sagt sie. „Heute werden Versuche eher angesprochen, um die Kritik vorwegzunehmen.“ Dennoch gehen die Einrichtungen nie ins Detail. Informationsdefizit und der Mangel an Transparenz bedingen sich und befeuern die Diskussion. „Tierschützern wird oft keine Meinung zugestanden, sie werden immer gleich als emotional verurteilt. Es geht aber nicht nur darum, ob man Tiere mag oder nicht, sondern darum, dass man von den Instituten verarscht wird, weil die nichts belegen können“, glaubt die Journalistin.

Neues Bundesgesetz soll in diesem Sommer verkündet werden Doch was sagt das Gesetz dazu? Eine neue EU-Richtlinie hätte bis Ende 2012 in nationales Recht umgesetzt werden müssen. Inzwischen wurde abgestimmt, die Verkündigung des neuen Bundesgesetzes wird im August oder September dieses Jahres stattfinden. „Das

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Tierschutzgesetz ist ungeeignet, um Tiere tatsächlich zu schützen, weil es sehr vage gehalten ist“, echauffiert sich Biologin Bitz. Es sage aus, dass Tierversuche „unerlässlich“ sein müssten. Doch wie könnten Kosten und Nutzen eines Tierversuchs abgewogen werden, wenn Ziele und Nutzen erst im Nachhinein bestimmt werden könnten? Busse setzt derweil auf das Land BadenWürttemberg: „Die Grünen im Landtag haben Affenversuche jetzt verurteilt. So ein politischer Prozess ist langwierig, aber ich hoffe, in zehn Jahren sind die Versuche abgeschafft.“ Das Genehmigungsverfahren für Versuche läuft über die Ethik-Kommission, die unabhängig prüfen und die Genehmigungsbehörde beraten soll. Bitz hat allerdings Zweifel an der Unabhängigkeit der Kommission: „Die Kommission besteht zu zwei Dritteln aus Vertretern der Tierversuche und nur zu einem Drittel aus Tierschützern. Deshalb wurden in den letzten zehn Jahren nur ganz vereinzelt Beiträge abgelehnt.“ Die verhandelten Beiträge sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Zurück zur Statistik des BMELV. Die Einsatzfelder für Tierversuche sind die


Grundlagenforschung, die Entwicklung mentiert dagegen: „Es gibt tierverbrauchsneuer Produkte und Geräte in der freie Bachelor-Studiengänge. Ich bin ehrlich Human-, Zahn-, und Veterinärmedizin, die gesagt erschüttert, dass eine frische Ratte Qualitätskontrolle dieser Produkte sowie einen so großen Effekt hat.“ toxikologische Untersuchungen und andere Peter Thier, Professor am Hertie-Institut für Sicherungsprüfungen. Außerdem die Diagnose Klinische Hirnforschung in Tübingen, brachte von Krankheiten, Wirksamkeitsprüfung zur Debatte eine Patientin mit. Sie leidet von Schädlingsbekämpfungsmitteln sowie an der Friedrich-Ataxie. Diese genetische Ausbildung und Weiterbildung. Vor allem der Erkrankung ruft Störungen des Nervensystems erste Punkt, die Grundlagenforschung, ist und des Bewegungsapparates hervor. Seit vielen ein Dorn im Auge. Die Vereinigung zehn Jahren werden Mäuse untersucht, die an Ärzte gegen Tierversuche, bezeichnet sie auf einer mutierten Form der Krankheit leiden, ihrer Webseite als „reine Neugierforschung“, um „mögliche methodische Ansätze zu erfordie Experimente seien „zudem weder für schen“, wie Thier erläutert. Für die Patienten die Entwicklung von Medikamenten noch für ist diese Forschung oft die einzige Hoffnung, Therapien von Erkrankungen des Menschen doch Ergebnisse brachte sie bislang nicht. Die von irgendwelcher Bedeutung“. Das CIN Krankheit ist noch immer unheilbar. dagegen schreibt in seinem Faltblatt, Thier ließ seine Patientin bei der dass Grundlagenforschung „das wissenPodiumsdiskussion ein paar wackelige schaftliche Fundament erarbeitet, um Schritte, auf den Arm ihres Mannes gestützt, Krankheitsvorgänge in unsevor der Menge auf und rem Körper zu verstehen“. ab gehen. Ein Zuschauer Am CIN werden Gehirn und kommentierte: „Das das Nervensystem erforscht. ist eklig, wie sie Ihre Das konkrete Beispiel ist die Patientin vorführen. Erforschung des abstrakDas macht doch jede Studenten haben ein ten Denkvermögens anhand Diskussion unmöglich.“ des Zahlensinns von Affen. Anrecht darauf, in ihrem Einen Moment wurde es Silke Bitz fragt: „Was bringt Bestreben ernst genomstill im Saal, die bedrües den Menschen, wenn sie ckende Atmosphäre wissen, wie ein Affe zählt?“ men zu werden.“ einer entlarvten emotiDas Affenhirn, erklärt Bitz, onalen Erpressung war sei anders strukturiert als das spürbar. Menschenhirn. Im Faltblatt des CIN steht Neben der Forschung war auch die Industrie dagegen, dass im gleichen Gehirnareal bei vertreten, in Form von Jörg Luft von der Menschen Krankheiten wie Schizophrenie Covance Laboratories GmbH in Münster: angesiedelt sind. „Die Industrie positioniert sich, um dem Die Anwendung von meldepflichtigen Tierschutz gerecht zu werden. Allerdings ist Tötungen findet in Tübingen in der Lehre der Tierversuch notwendig, um die Sicherheit statt. Andreas Nieder, Professor am Institut von Chemikalien und Arzneimitteln festzufür Neurobiologie, Lehrstuhl Tierphysiologie, stellen.“ Biologin Bitz argumentiert anderssagt, was es damit auf sich hat: „Studenten herum: „Tierversuche dienen der rechtlichen lernen, Organe zu entnehmen. Das bringt Absicherung der Industrie, wenn Menschen an ihnen eine neue Art der Einsicht in chemische Medikamenten sterben.“ und physikalische Wirkungsprozesse, die sonst Tierschützer beharren auf Alternativnicht möglich ist.“ Dem Wert von Bildern und methoden, die Tierversuche teilweise oder Simulationen, die diesem Zweck dienen, verauch ganz ersetzen könnten. Cornelie traut er nicht, da sie die Komplexität eines Jäger nennt als Beispiele die retrospekOrganismus nicht erfassen könnten. „Die tive Analyse von Patientendaten und Studenten haben ein Anrecht darauf, in ihrem Datasharing zwischen Einrichtungen. Aber Bestreben ernst genommen zu werden.“ Die auch Computersimulationen und die Arbeit Tierschutzbeauftragte Cornelie Jäger argumit menschlichen Zellkulturen gehören dazu.

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Hirnforscher Thier konterte: „Sie können aber nicht erwarten, dass so komplexe Systeme wie die Motorik mit dem Computer oder Zellkulturen bearbeitet werden können.“ Bitz hält dagegen: „Es wird bewusst der Glaube geschürt, dass Tierversuche notwendig seien“, sagt sie. „Versuche am Tier sind nicht auf den Menschen übertragbar. Das ist ein Glücksspiel und fataler Unsinn. Die Wirkung von Medikamenten beispielsweise ist beim Tier anders.“ Gabriele Busse zufolge sterben 600.000 Menschen jährlich an den Folgen von unerkannten Nebenwirkungen. Industrievertreter Jörg Luft sieht die Gefahr von Komplikationen dagegen deutlich reduziert. 75 Prozent aller bekannten Nebenwirkungen seien in Tierversuchen entdeckt worden. Fakt ist, dass mehr Steuergelder in die Forschung mit Tierversuchen als in die Entwicklung von Alternativen gesteckt werden. Dass in der emotionalen Diskussion um Tierversuche die Fronten verhärtet sind, zeigte auch die Diskussion in Tübingen. Auch dort kam kein wahres Gespräch zustande, denn reden wollen die Tierversucher und die Tierschützer nicht miteinander. Jeder beharrte auf seinem Standpunkt. Die Tierschützer manchmal mit radikalen Methoden und mei30

nungsstarken Aussagen, die Tierversucher mit hohlen Standartreden und einem Fachjargon, dem der Laie ausgeliefert ist. Die schon der Titel der Veranstaltung klar machte: Nicht die Tierversuche wurden diskutiert, sondern deren „Notwendigkeit“.

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Fred grüßt aus dem Fernseher Ein junger Stuttgarter sucht sein Glück in der Welt, um im Fernsehbusiness zu landen. Jetzt läuft seine erste Show auf dem Sender Sport1. Von Christian Ignatzi

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„Wie gesagt, es war cool, aber ich wollte irgendwie eher in die Richtung Bewegtbild“, erzählt Fred, „meinen Horizont erweitern in junger Mann kauft sich eine Tüte und all das, was man in solchen Situationen Milch in einem Kiosk. Er verlässt den Kiosk, immer hört.“ Ohne etwas Festes in der Hand tritt auf die Straße, öffnet die Tüte und gießt kündigte er seinen Vertrag und versuchte es sie sich über den Kopf. Man kann sich durchnoch einmal bei der Hochschule der Medien. aus fragen, was das soll. Eine berechtigte „Die Penner haben mich aber immer noch Frage, auf die Fred Hilke, der Mann aus dem nicht genommen“, sagt er und lacht. Nun Video, eine Antwort hat. „Das ist Milking, stand er da und wusste nicht wohin. „Hals ein neuer Trend aus dem Internet.“ Schon über Kopf habe ich dann ein Praktikum für ein klar. Doch dass der 27 Jahre alte Student aus halbes Jahr bei der RTL2-Sendung ,Welt der Stuttgart sich freiwillig mit Milch übergießt, Wunder‘ in München angenommen“, erzählt hat nichts mit seiner Vorliebe für skurrile er. Erste Fernsehauftritte, in denen man in Trends zu tun. Es ist Teil des Jobs, der Fred einem Versuchsaufbau der Wissenssendung seit wenigen Wochen nach München pendeln erstmal nur seine Hand sah, ließen nicht lange lässt. Fred hat seine eigene Sendung beim auf sich warten – und Fred hatte entdeckt, Fernsehsender Sport1. was ihm wirklich liegt. Die Interaktion mit Dass es einmal so weit kommen würde, der Kamera. Das sollte es auch sein, was er war fast schon absehbar. Nach dem Abitur studieren würde. Der Weg wollte Fred eigentlich an führte den Schwaben in der HdM Medienwirtschaft den hohen Norden, an die zu studieren. „Mein Medienakademie Hamburg. Abischnitt von 2,3 war Media Acting & Rhetorik aber zu schlecht“, sagt er heißt der Studiengang, und ist sich heute sicher: Die Zeit beim Radio für den er sich entschied. „Im Nachhinein kann ich war geil. Aber ich woll„Der Scheiß in dem froh darüber sein, dass Business ist ja, dass es alles anders gelaufen ist.“ te eher in die Richtung so einen Studiengang an Schon früh entdeckte er Bewegtbild“ öffentlichen Hochschulen sein Showtalent. Sang in nicht gibt“, erklärt Fred. der Heavy-Metal-Band „Schauspielstudiengänge gibt es, aber nur das Gracecall und kam durch Zufall an ein kam für mich nicht infrage, da bist du danach Praktikum beim Stuttgarter Radiosender „Die nämlich Fachidiot.“ Neue 107.7“. „Da habe ich mich dann wohl Der Vorteil: In Freds Kurs waren nur 17 gut angestellt und auch ein bisschen Glück Studenten. Eine Atmosphäre, in der man gehabt und habe dort ein Volontariat bekomarbeiten und etwas lernen kann. Der men.“ Das war 2007. Zu der Zeit stellte der Nachteil: Die Kosten – etwa 20.000 Euro hat Sender eine neue Morningshow auf die Beine, Fred für das Studium zahlen müssen. „Es und ehe Fred Hilke sich versah, war er der gibt aber auch weitaus teurere, und man Morningshow-Sidekick der Sendung „Pfeffer bekommt auch einiges geboten für das Geld.“ und Fred“. Moderationscoaching bei Petra Neftel, die Es folgten Moderationen, die dem Sender jahrelang „Spiegel TV“ moderierte, oder ein dazu verhalfen, der meistgehörte Lokalsender Interview auf dem Hamburger Filmfest-Blog in Deutschland zu werden, haufenweise mit Jürgen Vogel, nur um einige zu nennen. On-Air-Erfahrungen und seine erste eigeUnd trotz allem: das enorme Risiko bleibt. ne Sendung für einen Tag, als Morgenmann „Das Fernsehbusiness ist zwar ein Traumberuf, Pfeffer spontan zur Geburt seiner Tochter aber auch ein Albtraumberuf“, sagt Fred. „90 ins Krankenhaus musste. „Das war eine geile Prozent aller Schauspieler in Deutschland Zeit“, erinnert sich Fred an die Jahre beim sind arbeitslos.“ Das Studium sei aber, wie Radiosender. auch bei öffentlichen Universitäten, das, Doch wie es so ist im Leben: Wenn es am was man daraus mache. „Du kannst nach schönsten ist, sollte man die Zelte abbrechen. 32


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Freds Arbeitsplatz: Das Fernsehstudio in München

drei Jahren runtergehen und bist der absolute Profi, oder du gehst nach drei Jahren runter und hast nichts erreicht.“ Und Fred machte etwas daraus. Er ruhte sich nicht aus, stellte ein Showreel zusammen, eine Art Portfolio aus Videos, Tönen und Bildern, und packte die Gelegenheit beim Schopf. „Über einen Bekannten hatte ich erfahren, dass Sport 1 eine neue Sendung plant und dafür ein Moderationsteam sucht, das war mega Glück“, erinnert sich Fred. Zwar suchte der in München ansässige Sender nur Bewerber aus seinem Einzugsgebiet, der Nachwuchsmoderator probierte es trotzdem, eher als Spaßbewerbung, wie er sagt. Eine Woche später meldete sich der Sender und lud ihn zum Casting ein. Gemeinsam mit seiner heutigen Co-Moderatorin Nina musste Fred spontan eine Probesendung aufzeichnen. Das Team überzeugte und ist nun täglich auf dem Fernsehsender zu sehen. „Clipmasters“ heißt die Sendung, in der die beiden Internetvideotrends vorstellen. Das klingt erst mal abgedroschen. „Das Format läuft aber gut“, sagt Fred. Im Moment dreht das Team 34

an einem Tag die komplette Woche ab. Für Fred heißt das Pendeln zwischen Hamburg und München. Wenn es weiterhin gut läuft, denkt er darüber nach, nach München zu ziehen. „Damit muss man immer rechnen“, sagt er. „Hamburg ist die Printhauptstadt, wenn man zum Fernsehen will, muss man aber nach München oder Köln.“

Sprechpuppen sind im Fernsehen nicht gefragt Für den Job würde er einen Umzug aber auf sich nehmen. „Es macht Spaß, ist nicht der große Glamour, aber das ist gut, da wir bei den Moderationen selbst mitanpacken dürfen.“ Jede Sendung hat ein Grundthema, die Redaktion wählt die Clips aus. „In den Moderationen sind wir dann relativ frei und denken sie uns vorher kurz aus, um sie dann spontan zu formulieren“, erklärt Fred seine Arbeitsweise. „Rhetorisch muss man da schon was auf dem Kasten haben, und


Erfahrung sollte man auch mitbringen“, glaubt er. Schließlich müsse man für ein solches Jugendformat authentisch sein und dürfe keine Sprechpuppe sein, die etwas vorliest. Für die Zukunft hofft Fred, dass der Sender tatsächlich auf einen Livebetrieb umstellt. „Das ist zwar das Heftigste, aber auch das Geilste an dem Job“, schwärmt er. „Dieses Adrenalin, wenn die rote Lampe angeht.“ Hoffnung habe er schon, dass die Show einschlägt, „ich bin aber auch Realist“. Es kann immer sein, dass eine Sendung super läuft, aber zwei bis drei Monate später trotzdem abgesetzt wird, sagt er. Für Leute, die bei Castingsendungen gewonnen haben, glaubt Fred, sei das kaum zu meistern. „Ich kann mir schon vorstellen, dass die richtig abschiffen. Diese Branche ist wahnsinnig unsicher. In einem Moment bist du geil und fühlst dich wie ein Star, und dann bist du wieder weg vom Fenster.“

Eine gute Ausbildung ist elementar Eine gute Ausbildung in den Medien ist seiner Meinung nach deshalb die Grundvoraussetzung. Klar sei aber auch: „Wenn man den Traum hat, irgendwann vor einem Mikro zu stehen, dann sollte man ihn verfolgen.“ Fred hat den Traum schon lange verwirklicht.

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Weg von Mutters Waschmaschine

Ich bin immer nur auf die Stehplätze gegangen.“



Der Ex-VfB-Präsident Erwin Staudt über die 68er in Freiburg, Sport bis zum Umfallen und Studentenpreise im Stadion. Von Philipp Deeg

Sie haben zuerst in Stuttgart studiert und dann in Freiburg. Warum der Wechsel? Ich wollte aus Mutters Waschmaschinenradius raus. Zudem hatte ich einige Freunde in Freiburg. Da bot sich der Wechsel an.

Wie unterschied sich Ihre Studienzeit in Stuttgart von der in Freiburg? Der größte Unterschied war, dass ich erstmals voll auf mich allein gestellt war. Ich musste mich um meine Wäsche und meine Ernährung kümmern. Es war vor allem ein Abnabelungsprozess.

Wo hat es Ihnen besser gefallen? Freiburg war ein Traum. Alles hat gepasst. Die Freizeitangebote waren toll. Aber auch fachlich stimmte es, es waren gute Leute dort.

Warum haben Sie WiWi studiert? Ich hatte leider kein Latinum. Sonst hätte ich Jura studiert.

Sie haben den Sprung vom Studium ins Arbeitsleben sehr schnell geschafft. Wie ging das? Haben Sie Tipps für heutige Studenten? Mein Tipp: „FAZ“ lesen. (Lacht) Ich las dort die Anzeige von IBM und habe mich beworben. Zwar habe ich mich auch anderswo beworben, zum Beispiel beim Daimler. Aber die Einzigen, die innerhalb von zwei Wochen antworteten und mich zu einem Assessment-Center einluden, waren die Leute von IBM. Der Daimler hat sich erst gemeldet, als ich bei IBM schon angefangen hatte.

Pech für Daimler. (Lacht) Ja, wer weiß, was aus den Jungs sonst geworden wäre. 38

Sie haben von 1967 bis 1973 studiert, also in einer „heißen Phase“. Zudem sind Sie SPDMitglied. Waren Sie ein politischer Student? Wie standen Sie zu den 68ern? Ehrlich gesagt, war ich kein besonders politischer Student. Ich hatte Examensdruck, wollte rasch fertig werden. So blieb wenig Zeit, mich besonders zu engagieren. Die 68er fand ich argumentativ und terminologisch ansprechend, da kam viel auch von den Freiburger Soziologen. Intellektuell war das beeindruckend. Aber wie gesagt, besonders während des Examens hatte ich andere Sorgen.

Was hat der Student Erwin Staudt neben dem Studium gemacht? Tennis gespielt bis zum Umfallen! Zudem gab es in der Freiburger Zeit viel zu erkunden. Wir waren im Elsass, wir waren in den Vogesen. Und die Stadt selbst hatte auch einiges zu bieten, besonders kulinarisch. Leider mangelte es am Geld.

Eine typische Studentenkrankheit. Ja. Ich habe mir aber alles gemerkt und aufgeschrieben, wo ich gerne mal essen gegangen wäre, wenn ich das Geld gehabt hätte. Als ich dann bei IBM angefangen hatte, holte ich alles nach. (Lacht) Ich habe gleich im Colombi übernachtet und bin im dortigen Sterne-Restaurant essen gegangen.

Sicher sind Sie auch als Student dann und wann ins Stadion gegangen? Ja, natürlich. In Freiburg war damals allerdings ein anderer Verein angesagt, der FC Freiburg. Der SC hat damals noch in der Amateurliga gespielt. In Stuttgart war ich aber natürlich auch oft. Meine Freundin, die ich später geheiratet habe, hat hier gelebt, ich war Kreisrat in Böblingen. Es waren


schon einige Autobahnkilometer, die ich jedes Wochenende abgespurt habe.

Wie waren damals die Eintrittspreise fürs Stadion? Die lagen bei etwa fünf Mark. Natürlich waren wir privilegiert mit unseren Studentenausweisen.

Wären Sie heute Student, würden Sie bei den aktuellen Eintrittspreisen, bei denen es keinen Studentenrabatt gibt, ebenso häufig in Stadion gehen? Ja klar. Die Preise beim VfB für Stehplätze liegen bei gut zehn Euro. Und ich bin immer nur auf die Stehplätze gegangen. Die Haupttribüne habe ich erst viel später kennengelernt.

Warum gibt es beim VfB keine preisreduzierten Karten für Studenten? Hätte man da nicht zum Beispiel das Stadion bei den EuroLeague-Spielen voller bekommen? Nein. Das wurde in der ganzen Bundesliga probiert, von Berlin bis Stuttgart. Die Erfahrung zeigt: Mit Studenten wird das Stadion nicht voll. Es kommen ein paar Hundert mehr, das war’s. Der Gegner muss attraktiv sein, dann kommen die Leute. Zudem bedeuten Studentenrabatte administrativen Aufwand. Man muss unter anderem Ausweise kontrollieren. Das lohnt sich nicht.

Allgemein zum VfB: Wie sehen Sie angesichts jüngerer Entwicklungen die Zukunft des VfB? Wir haben ein super Trainerteam, wir haben uns gut verstärkt. Jetzt muss nur noch die Vereinsführung wieder vollzählig werden, dann kann alles ins Rollen kommen. Ich sehe der kommenden Saison sehr positiv entgegen. Erwin Staudt, geboren 1948 in Leonberg, studierte von 1967 an Wirtschaftswissenschaften in Stuttgart und wechselte nach dem Vordiplom an die Uni Freiburg. Von 2003 bis 2011 war er Präsident des FußballBundesligisten VfB Stuttgart. 39


Neu im Kino:

Totaler Style-Overkill

Only God forgives – Thriller/Drama, Frankreich/Dänemark, Start: 18.7.2013. Regie: Nicolas Winding Refn. Mit: Ryan Gosling, Kristin Scott Thomas, u.a. (90 Minuten)

Bei der Wahl zum besten Filmcharakter des Jahres 2012 hätte der Driver aus Nicolas Winding Refns „Drive“ definitiv eine Nominierung verdient gehabt. Kühl und cool prügelte sich Ryan Gosling durch das Action-Drama, dessen Look und Rasanz wunderbar mit der geradlinigen Story harmonierte. Ein Jahr später ist das Duo Refn/Gosling zurück und enttäuscht auf ganzer Linie. In „Only God forgives“ spielt Hollywoods Frauenschwarm einen Ami in Bangkoks Unterwelt, der angetrieben von seiner abgefuckten und hasserfüllten Mutter den Tod seines Bruders rächen soll und es mit einem teuflischen Racheengel zu tun bekommt. Das Problem des Filmes ist nicht, dass er, wie bei Refn üblich, Gewalt hemmungslos zelebriert, sondern seine Machart. Die Handlung ist verworren, der Stil verspielt. Schatten- und Lichtspiele gibt es bis zum Erbrechen, für Atmosphäre und Musik greift Refn zum Holzhammer und seine Liebe zur Verzögerung ist enervierend. Immer und immer wieder fährt die Kamera im Schneckentempo auf einen Schauplatz zu. „Only God forgives“ wird so zu einer 90-minütigen Qual, die sich doppelt so lang anfühlt. (ben)

WENN AUS FREUNDSCHAFT LIEBE WIRD

Sommer in der Stadt

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nicholas reinke

musik von rosalie & wanda NFP MARKETING & DISTRIBUTION* PRÄSENTIERT EINE PRODUKTION VON KAISSAR FILM IN CO-PRODUKTION MIT DIE FILM GMBH UND BAYERISCHER RUNDFUNK IN ZUSAMMENARBEIT MIT HFF MÜNCHEN EIN FILM VON BORIS KUNZ MIT NICHOLAS REINKE CLAUDIA EISINGER PETER NITZSCHE LUCY WIRTH DORIS BUCHRUCKER MATTHIAS BRENNER HARTMUT SCHREIER DIETRICH HOLLINDERBÄUMER UVM. KAMERA MARTIN NIKLAS SZENENBILD MARKUS DICKLHUBER SCHNITT RENÉ LOOS KOSTÜME MONIKA STAYKOVA MASKE JELKA HESSE ALEXANDRA KÜHNEL MISCHUNG DAVID WASIELEWSKI MUSIK KONSTANTIN FERSTL SONGS ROSALIE & WANDA HERSTELLUNGSLEITUNG ANDREAS CH. TÖNNESSEN PRODUKTIONSLEITUNG PHILIPP REUTER PROJEKTBETREUUNG HFF MÜNCHEN - PROF. ANDREAS GRUBER REDAKTION CLAUDIA GLADZIEJEWSKI AUSFÜHRENDER PRODUZENT ALEXANDER KRÖTSCH CO-PRODUZENTEN ULI ASELMANN ANDREAS CH. TÖNNESSEN PRODUZENT KHALED KAISSAR DREHBUCH UND REGIE BORIS KUNZ

GESTALTUNG: PROPAGANDA B

Es ist Sommer in der Stadt, zumindest in München, zumindest in diesem Film, in dem zwar nicht jede Dialogzeile sitzt und jeder Gag funktioniert, der aber trotzdem schmeckt wie ein Himbeereis in der Sonne: luftig und leicht. Zum Inhalt: Bei ihrer ersten Begegnung sind sich die diskussionsfreudige Weltverbesserin Isabel und der kellnernde Poet Martin noch gar nicht grün, bald aber werden sie beste Freunde. Und während die eine durch die Dritte Welt tourt, um einen Feldzug gegen Gentechnik-Saatgut zu führen, versucht Martin sein märchenhaftes Theaterstück über bedrohte Luftschlösser auf die Bühne zu bringen. Just am Tag bevor Isabel überstürzt für drei Jahre nach Mali aufbrechen soll, entdeckt Martin, dass er mehr für sie empfindet, als er bislang annahm. Mit Gottes Hilfe bleiben den beiden drei Stunden Zeit, um die Sache zu klären. Das alles ist zwar nicht sonderlich spektakulär, aber lebensnah und sympathisch. Und der bezaubernde Soundtrack von „Rosalie und Wanda“ trägt einiges dazu bei, dass dieser Film das Graue am Himmel und im Gemüt für eine Weile vertreiben kann. (ben)

claudia eisinger

/DreiStunden

www.DreiStunden-derFilm.de

SOUNDTRACK IM HANDEL ERHÄLTLICH

Drei Stunden – Komödie, Deutschland, Start: 25.7.2013. Regie: Boris Kunz. Mit: Nicholas Reinke, Claudia Eisinger, Peter Nitzsche, Lucy Wirth u.a. (101 Minuten)


Der Tänzerin Traum Frances ist Ende 20. Sie lebt in New York in einer WG mit ihrer besten Freundin Sophie und trennt sich von ihrem Freund, weil sie nicht mit ihm zusammenziehen will. „Frances Ha“ von Noah Baumbach zeigt einen Ausschnitt aus dem Leben einer Orientierunglosen in der US-amerikanischen Großstadt. Ein kurzer Abschnitt aus dem Alltag der Überstudierten und Unterbeschäftigten. Frances weiß nicht so recht, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Sie tingelt von WG zu WG, flirtet, versucht, ihren Alltag auf die Reihe zu bekommen, und scheint nirgends so richtig anzukommen. Noah Baumbach gelingt es, mit bewegenden Schwarz-Weiß-Bildern einen Einblick in das Leben der jungen Frau zu geben, der leider irgendwann den letzten Tick Überraschung vermissen lässt. Greta Gerwig alias Frances gelingt es, die Tänzerin zu spielen, die trotz vieler Rückschläge versucht, die Leichtigkeit in ihrem Leben nicht zu verlieren, und mit ihrer fröhlichen Art ansteckt. Man merkt, dass die Schauspielerin an der Entstehung des Drehbuchs beteiligt war. „Frances Ha“ ist ein netter Film für Träumer, den man ansehen kann. Nur: mehr ist er dann auch nicht. (ci)

Frances Ha - Tragikomödie, USA, Start 1.8.2013. Regie: Noah Baumbach. Mit: Greta Gerwig, Mickey Sumner, Adam Driver, Michael Esper u.a. (86 Minuten)

Der Liebling der Redaktion:

Leiht mir eure Ohren!

Robin Hood – Helden in Strumpfhosen Komödie, USA, Start: 9.12.1993. Regie: Mel Brooks. Mit: Cary Elwes, Dave Chapelle, Mel Brooks u.a. (104 Minuten)

Höret, höret! Wenn Robin Hood mit einem coolen AfroEngländer namens Hatschi abhängt und sein treuer Diener Blinzler blind ist, dann hat da mit Sicherheit Mel Brooks seine Finger im Spiel. Man muss den Humor des Großmeisters vermutlich mögen, und bei Filmen wie „Robin Hood - Helden in Strumpfhosen“ scheiden sich vermutlich die Geister. Und trotzdem führt kein Weg daran vorbei, genau diesen Film zum Liebling der Redaktion zu machen. Mel Brooks verzichtet auf plumpen Unterschichtenhumor und geizt trotzdem nicht mit Kalauern. Legendär sind die Konversationen der Darsteller mit den Zuschauern („Immer wenn die einen Robin-HoodFilm drehen, brennen sie unser schönes Dorf nieder!“). Cary Elwes glänzt in seiner Rolle als Robin Hood. Später wird er kaum mehr einen Film drehen, in dem er so überzeugt. Und sein treuer Freund Hatschi alias Dave Chapelle hat mit dem Film ein erstes Ausrufezeichen gesetzt. Wer Parodien auf Hollywood-Klassiker mag, ist bei den Men in Tights mit Sicherheit richtig. Leichte Unterhaltung - alt, aber immer noch so gut wie am ersten Tag. (ci) 41


Hochkommen und mitfeiern Stell dir vor, du studierst Werbung und Marktkommunikation und machst nebenher Musik. Du z채hlst eins und eins zusammen und gr체ndest ein eigenes Label. Kathrin und Tobias haben es vorgemacht. Von Christian Ignatzi

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Christian Räder die 4te Etage Studios gebaut, in dem die Djs und Produzenten, die für die Musik sorgen, ihre Tracks produzieren. s ist die klassische Idee, die bei einem Neben den eigenen Aufnahmen können die Glas Bier entsteht“, sagt Kathrin Koch und Nachwuchsunternehmer dort auch fremden muss dabei ein bisschen lachen. So bescheiBands die Möglichkeit geben, ihre Aufnahmen den muss die Absolventin der Hochschule zu machen. „Unser Techniker Christian hat der Medien bei ihrem Projekt gar nicht sein. dort letztens einmal einen Schlagzeuger mit Gemeinsam mit ihrem Kommilitonen Tobias 1000 Takes aufgenommen“, erzählt Tobi. Die Sandbothe hat sie noch während des Studiums Hausmusiker des Labels, Tobias Sandmann, der Werbung und Marktkommunikation mit Franco Capuano, Krivan Ocean Seven, ein paar Freunden ein Musiklabel gegrünMartie von der 4ten, Sultan Fangebö und det. Die Voraussetzungen dafür lernten die Alex Hatcher sind allesamt Produzenten und beiden auch in dem Studiengang, den sie DJs. Dazu kommt das Kollektiv „Ding mit von 2007 bis 2011 belegten. Nun stellt man Knöppen“. „Musikalisch bewegen wir uns in sich unter einem Label einen Betrieb vor, einem Spektrum von House der Popmusikgruppen mit über Techhouse bis hin teuren Plattenverträgen zu Techno“, sagt Kathrin. ausstattet und deren Musik Auch Künstlern, die nicht dann in Plattenläden im bei der 4ten Etage sind, Regal steht. Der Ansatz möchte das Label eine von Tobi und Kathrin Um neue Projekte zu Plattform bieten. „In diewar ein anderer. „Wir sem Jahr haben wir uns machen selbst Musik, und finanzieren und uns zu aber eigentlich dagegen die Grundidee war, dafür vernetzen, schmeißen entschieden, weil wir uns eine Plattform zu finden“, nicht verzetteln wollen“, erklärt Tobi, der als DJ in wir viele Partys.“ sagt Kathrin. Klasse statt Stuttgarter Clubs auflegt Masse laute die Devise. und sonst Elektromusik „Trotzdem sind wir schwach geworden“, sagt macht. Darum geht es dem Label, das sie „4te Kathrin und kündigt an, den einen oder Etage Records“ genannt haben. „Wir wollten anderen Fremdkünstler schließlich doch bei Schritt für Schritt etwas Eigenes aufbauen der 4ten Etage veröffentlichen zu wollen. und uns nicht nach den Vorgaben irgendDie Musik und die Veröffentlichungen sind welcher Labels richten müssen“, erzählt bislang das Kerngeschäft des Labels. „Um Tobi. „Außerdem wollten wir in Stuttgart neue Projekte zu finanzieren und uns mit etwas gestalten“, ergänzt Kathrin. „Wir anderen zu vernetzen, schmeißen wir aber wollten die Subkultur bewegen.“ Als dritter weiterhin viele Partys“, sagt Kathrin. Schon Gesellschafter ist von Beginn an der DJ und zu Beginn ihrer Karriere als Musikschaffende Produzent Francesco Capuano mit im Boot. haben die Stuttgarter damit begonnen, eine „Wir haben in unserem Team aus allen monatliche Eventreihe zu starten. „Das haben Bereichen, die für ein Label wichtig sind, wir dann aber schnell wieder gelassen, weil etwas dabei“, sagt Kathrin. „Wir beide haben wir keine Zeit mehr dafür hatten“, sagt Tobi. Marketing studiert, deshalb übernehmen wir Die Arbeit am Label wurde einfach zu viel, das bei unserem Label.“ Weiter dabei sind um sich um alles gleichzeitig zu kümmern. Bookingleute, die für die Kontakte sorgen. „Wir hatten ja damals noch gar keine Ahnung, Kathrin übernimmt zusätzlich als Buchhalterin was da alles dazugehört“, erinnert sich Tobi. das rechnerische Geschäft und Tobias küm„Da geht es ja auch um viel Theorie, sogar mert sich um Vertrieb und Bemusterung. „In im Musikrecht.“ Dazu kommt, dass das Label Tobi Naumann haben wir einen Gestalter und bisher nur ein Nebenberuf ist. Alle Beteiligten Künstler gefunden, der für uns handgemalarbeiten in einem Vollzeitjob und betreiben te Artworks erstellt“, sagt Tobi. In einem das Label in ihrer Freizeit. „Mittlerweile ist Lager eines Veranstaltungstechnikers in es uns gelungen, das so zu managen, dass wir Ostfildern-Scharnhausen hat der Tonmeister

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So sieht ein Release der 4ten Etage aus: Ding mit Knöppen.

das Label mit einem vertretbaren Aufwand betreiben können“, sagt Tobi. Wichtig sei, dass man Buchhaltung und Geschäftsführung neben der Musik nicht vergesse, wenn alles eine gewisse Ernsthaftigkeit haben soll. Stressig für die beiden ehemaligen Studenten sei vor allem, dass sie in der Werbebranche arbeiten. „Und da ist ein Nine-to-five-Job auch schnell mal ein Nine-to-eight-Job“, sagt Kathrin. „Manchmal“, sagt Tobi, „möchte ich eigentlich lieber 48 Stunden am Tag haben als 24.“ Das alles lässt die Gründer aber nicht daran zweifeln, dass ihr Label eine gute Idee war. „Es war ja unser Wunsch, das zu machen, deshalb arbeiten wir alle sehr gerne und hart daran, es zu schaffen“, sagt Tobi. Das Ziel ist klar: Irgendwann wollen die Labelgründer von ihrer Leidenschaft leben können. Doch wie verdient man heutzutage noch Geld mit Releases? Übersteigen die Produktionskosten nicht schon längst die Einnahmen, wenn Musik illegal aus dem Netz geladen wird? „Die Releases, die wir veröffentlichen, erscheinen alle online auf Downloadportalen“, erklärt Kathrin. Die Produktionskosten für eine Pressung entfal44

len dadurch. Auch die Liveveranstaltungen als Standbein funktionieren immer besser. „Den kompletten Sommer veranstalten wir im Zwei-Wochen-Takt sonntags ein Openair in Stuttgart in der Schankstelle.“ Bleibt eigentlich nur noch eine Frage: Woher kommt der Name 4te Etage Records? Tobi erklärt: „Der Name ist schon 2003 entstanden, als wir zusammensaßen und über den Namen für eine DJ-Vereinigung philosophiert haben.“ Irgendetwas mit Etage sollte es sein, weil das gut klingt. Und da es vier Musiker waren, passte der Name. Eine weitere Erklärung, die den Namen noch festigte, hat Kathrin parat: „Unsere ersten Treffen fanden immer in unserer Studenten-WG in der Küche statt. Die war zwar im dritten Stock, aber der Dreh-undAngel-Punkt im Freundeskreis.“ Und immer für eine Party gut. „Deshalb ist unser Motto auch: Hochkommen und mitfeiern“, sagt Kathrin. Wenn das mal kein gutes Omen ist. Infos und Termine zur 4ten Etage gibt es im Internet unter www.4te-etage.com


Das Leben danach Der erste Job muss gleich ein richtig guter sein, immerhin hat man studiert – das denken viele Absolventen. Doch was, wenn das nicht gleich klappt? Sieben Tipps vom Experten. Von Markus Brinkmann

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iele Studenten denken, dass die Entscheidung zum richtigen Job direkt nach dem Examen getroffen wird. „Das ist ein Irrglaube“, sagt Heinz-Wilhelm Seegers vom Beratungsteam Akademische Berufe bei der Arbeitsagentur. „Man muss sich schon während des Studiums immer mal wieder anhand von Stellenausschreibungen orientieren und sein Qualifikationsprofil mit Anforderungsprofilen abgleichen.“ Drei Monate vor dem StudienEnde sei das zu spät. Generell hätten Studenten der unterschiedlichen Fachrichtungen auch unterschiedliche Herangehensweisen. Geisteswissenschaftler wüssten oft ganz genau, was sie wollten. „Sie setzen sich stärker damit auseinander, was sie mit ihrem Studium anfangen wollen“, sagt der Experte. Denn für die meisten sei klar, dass es mit dem Job nicht ganz leicht werde. Anders sei das oft bei Ingenieuren und Naturwissenschaftlern. „Diese Berufsgruppen sind deutlicher von der Konjunktur abhängig.“ Soll heißen: Geht es der Wirtschaft schlecht, dann klappt das mit dem Traumberuf vielleicht nicht, und plötzlich steht die Karriereplanung vor dem Aus. Deshalb ist die Entscheidung für den richtigen Job ein Weg, den man all die Jahre über immer wieder anpassen muss. „Ein roter Faden macht es im Studium und auch bei der Jobsuche am Ende wesentlich einfacher“, sagt Seegers. „Aber man darf diesem Faden nicht mit Scheuklappen folgen.“ Deshalb empfiehlt er, sich möglichst früh damit auseinanderzusetzen, „weil ich dann zielorientierter studieren kann“. Ein Beispiel: „Wenn ich den sehr speziellen Studiengang Nanotechnologie ausgewählt habe, dann muss ich natürlich wissen, was ich am Ende damit machen möchte – allein weil der Studiengang sehr speziell ist und mich in der Jobauswahl einschränkt.“ Wenn man aber ein breites Studium gewählt habe, etwa einen Zwei-Fach-Bachelor, dann müsse man sich nicht schon vorher darüber im Klaren sein, ob man in der Pressestelle einer Firma arbeiten wolle oder in einem Volontariat bei einer Werbeagentur oder einer Zeitung. Doch wie findet man den richtigen Job für sich?

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1.) Was habe ich zu bieten? Was kann ich eigentlich gut? Das Gefühl, zwar viel studiert zu haben, aber wenig Verwertbares für den Arbeitsmarkt vorzuweisen, befalle zum Studien-Ende nicht gerade wenige. „Die Diskrepanz zwischen den Studieninhalten und den Anforderungen der Arbeitgeber scheint zu groß zu sein“, sagt Seegers. „Und auch über ihre persönlichen Stärken, die vielzitierten Soft Skills, sind sich die jungen Leute häufig nicht im Klaren.“ Der Job-Experte rät: Hier können Checklisten hilfreich sein, in denen getrennt die fachlichen und die persönlichen Qualifikationen aufgelistet und anhand einer Notenskala bewertet werden. Die mit Bestnoten bewerteten Eigenschaften und Fähigkeiten könnten dann in einem Bewerbungsschreiben „vermarktet“ (nicht nur aufgezählt!) werden.

2.) Welche Arbeit passt zu mir? Mit der Wahl des Studiums hätten viele Abiturienten zwar eine Entscheidung darüber getroffen, womit sie sich die nächsten Jahre näher beschäftigen möchten. „Die Vorstellungen darüber, in welches Tätigkeitsfeld sie nach dem Abschluss einmünden oder in welcher Branche sie arbeiten wollen, sind jedoch häufig nur vage“, hat Seegers festgestellt. Das sei auch vollkommen in Ordnung, denn wer während des Studiums auch Arbeitsmarktbeobachtung betreibe und Berufsbiografien verfolge, werde eine Vielzahl an Möglichkeiten entdecken, die ihm zuvor unbekannt waren. Der Job-Experte rät: Die im ersten Schritt gewonnene Selbsteinschätzung sollte es ermöglichen, das persönliche Eignungsprofil mit den Stellenangeboten der Arbeitgeber abzugleichen. Dies sollte bereits vor Studien-Ende und über mehrere Monate hinweg erfolgen, beispielsweise indem die in Stellenanzeigen genannten fachlichen und persönlichen Anforderungen nach Aufgaben


getrennt aufgelistet und analysiert werden. Auch Berufsreports können sehr hilfreich sein. Die Arbeit zu finden, die am besten zu einem passt, verlangt zwingend eine systematische Beschäftigung mit den Möglichkeiten, aber auch den Anforderungen des Arbeitsmarkts.

3.) Was will ich erreichen und was will ich dafür investieren? „Mit dem Einstieg in das Berufsleben will sich jeder Einzelne höchst unterschiedliche Wünsche erfüllen oder Ziele erreichen“, sagt Seegers. Schnell reich werden zu wollen, aber sich für den öffentlichen Dienst zu bewerben erscheine genauso widersinnig wie der Gedanke an eine selbstständige Existenz bei gleichzeitigem Streben nach größtmöglicher Sicherheit. Sich nicht ständig fortbilden zu wollen spreche wenig für eine Tätigkeit in der EDV-Branche, der Wunsch nach Arbeitsplatzsicherheit oder späteren Beurlaubungsmöglichkeiten lasse den öffentlichen Dienst attraktiv erscheinen. „Die Frage ist, wie ich meinem Ziel näher komme“, sagt Seegers. „Schafft man das eher über einen Großbetrieb oder über ein mittelständisches Unternehmen? Ist mir mein Privatleben wichtiger als die große Karriere? Ein hohes Einstiegsgehalt wichtiger als kontinuierliche Weiterentwicklung?“ Der Job-Experte rät: Viele Fragen, die man sich stellen sollte, bevor man die Unterschrift unter einen Arbeitsvertrag setzt. „Die erste feste Stelle ist häufig die wichtigste im Leben.“

4.) Wie finde ich meine erste Stelle? „Hier jetzt Internetadressen aufzuführen wäre fantasielos.“ Und Fantasie, gepaart mit Hartnäckigkeit, seien die Tugenden, die auf dem manchmal auch für Akademiker schwer zugänglichen Arbeitsmarkt gefragt seien. Fast jedes Mittel ist recht: Eine Stelle, die von der Arbeitsagentur vermittelt wird, erfüllt ihren Zweck ebenso wie eine erfolgreiche

Initiativbewerbung. Ein Messekontakt kann genauso zum Erfolg führen wie die Reaktion auf eine Zeitungsofferte oder die Fürsprache eines Bekannten. Der Job-Experte rät: Einen Weg nicht zu gehen, der zu einer Stelle führen könnte, wäre ein Kardinalfehler. Man muss den Job ja nicht nehmen, wenn er nicht in ausreichendem Maße den zuvor definierten Wünschen und Zielen entspricht. Jedes Bewerbungsgespräch kann eine Erfahrung sein, die einen wieder ein Stück weiter bringt. Deshalb nicht nervös werden, wenn es direkt nach dem Studium nicht mit einem Job klappt. „Wichtig ist es aber, sich ein Zeitfenster zu setzen“, sagt Seegers. „Wenn die Dauer der Arbeitslosigkeit länger als drei Monate andauert, dann kann man schnell in Erklärungsnot kommen.“ Und es spreche ja auch nichts dagegen, erst einmal ein weniger attraktives Angebot anzunehmen. „Vielleicht kommt nicht gleich der passende Job, dann muss ich mich auch mal nach Alternativen umschauen.“

5.) Was, wenn der Übergang nicht reibungslos klappt? Wichtig sei, dass man selbst wisse, was man kann und will. Wenn es dann mit dem Wunschberuf trotzdem nicht klappt, „dann hilft es natürlich nicht, seine Zielvorstellungen an der Realität des zurzeit erreichbaren Arbeitsmarktes vorbei kompromisslos aufrechtzuerhalten“. Vielmehr sei es dann an der Zeit, Alternativüberlegungen anzustellen, die es einem vielleicht ermöglichen, das persönliche Ziel in kleineren Schritten zu erreichen. Die Fragen, mit denen man sich auseinandersetzen sollte, lauten: Kann ich für mich noch ein Praktikum akzeptieren, obwohl ich das Studium schon abgeschlossen habe? Verspricht der Berufseinstieg über ein Zeitarbeitsunternehmen Erfolg? Hilft mir eine Bildungsmaßnahme oder ein Aufbaustudium weiter? Gibt es für mich Möglichkeiten im Ausland? Kann ich freiberuflich arbeiten? Der Job-Experte rät: Zur Beantwortung dieser Fragen empfiehlt es sich, ein 47


Beratungsgespräch mit den Beratern der Hochschulteams zu führen und sich einen Maßnahmenplan zu erarbeiten. Zu den Wegen, die ans Ziel führen können, gehören auch Umwege!

6.) Endlich eine Stelle – und jetzt? Irgendwann ist es so weit: In der Post ist ein Brief mit dem ersten Arbeitsvertrag. Aber ist die angebotene Stelle überhaupt die richtige? Oder kommt da noch etwas Besseres? Ist von den eigenen Wünschen noch etwas übrig geblieben, und lässt die Stelle erwarten, dass man die sich ursprünglich gesetzten Ziele erreichen kann? Die Antwort auf diese Fragen ist von vielen Faktoren abhängig, sagt Seegers: Dauer der bisherigen Stellensuche, Biografie, Geldreserven, Alter, Mobilität . . . Der Job-Experte rät: Was bei der Definition der Wünsche und Ziele als unabdingbar eingestuft wurde, sollte im anstehenden Arbeitsvertrag auch seinen Niederschlag finden. Dort, wo man kompromissbereit sein kann, sollte man über Zielhierarchien nachdenken und von Sekundärzielen, je nach Erwartungshaltung auf ein besseres Angebot, Abschied nehmen. Starres Beharren zum Beispiel nach sechs Monaten Arbeitslosigkeit schlägt sich in der Biografie schlechter nieder als eine Berufstätigkeit etwas unterhalb des angestrebten Optimums. Wünsche und Ziele sind wichtig, um einen erfolgreichen Berufsübergang zu erreichen. Man muss aber reagieren, wenn die eigenen Rahmenbedingungen oder die Bedingungen 48

des Marktes die Definition und Akzeptanz von Zwischenzielen verlangen.

7.) Probezeit? Stellenwechsel? Unabhängig davon, ob der Berufsstart als Trainee oder „on the job“ erfolgt: Vor Ablauf der Probezeit ist der Berufseinstieg noch nicht endgültig geglückt. Und auch erst danach sollte der nächste berufliche Schritt erfolgen, wenn für die zurückgelegte Zeit ein qualifiziertes Arbeitszeugnis erwartet werden kann. „Job hopping“, also mehrere kurzfristige Beschäftigungsverhältnisse, womöglich noch in unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern und Branchen, ist zu vermeiden. Der Job-Experte rät: Es sollte erkennbar bleiben, wo man seine Stärken einbringen und die Qualifikationen erweitern konnte und wohin man sich entwickeln will.

Das Team für akademische Berufe der Agentur für Arbeit in Stuttgart bietet Unterstützung unter anderem bei der Studienorientierung und der Wahl der beruflichen Zukunft. Termine können über die kostenlose Rufnummer 0800/4555500 oder persönlich in der Nordbahnhofstraße 30-34, 70191 Stuttgart, vereinbart werden. Per E-Mail sind die Experten zu erreichen über stuttgart.172-beratung@arbeitsagentur.de.


zu finden auf www.miketraffic.com oder auf Facebook


Somewhere beyond the sea

Fische im Orbit Sachen gibt’s. Ein Fußballturnier der archäologischen Institute: der Winckelmann-Cup. Auch von der Uni Tübingen ist eine Mannschaft dabei. Professor Nicholas Conard und Stefan Baumann erzählen von ihren Erlebnissen. Von Markus Brinkmann


Im April 2013 schossen Forscher der Universit채t Hohenheim 40 Fische ins Weltall, um das Verhalten der Tiere in der Schwerelosigkeit zu erforschen. Ziel: herausfinden, was es mit der Reise체belkeit auf sich hat. Nach einem Monat im Orbit sind die nassen Helden wieder auf der Erde gelandet. Von Kathrin Bohnenberger


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eim Fahren einer kurvigen Strecke oder beim Schwanken eines Schiffes: Zehn bis 15 Prozent der Menschen leiden unter Reiseübelkeit. Das liegt an den Otolithen, kleinen Steinchen im Innenohr, mit denen der Mensch Schwerkraft und Beschleunigung wahrnimmt. Sie sind paarweise im Ohr angeordnet. Eine stabile Raumorientierung ist aber nur möglich, wenn die Steinchen auf beiden Seiten gleich groß und schwer sind. „Reisenden wird übel, wenn die Otolithen andere Signale an das Gehirn schicken als die Augen“, sagt Professor Dr. Reinhard Hilbig, Leiter der Arbeitsgruppe Neuro- und Gravitationsbiologie. Diese Differenzen könne das Gehirn nicht immer lösen. Zum Schutz nehme es deshalb an, der Körper sei vergiftet, und löse Brechreiz aus. „Der Konflikt entsteht nicht, wenn die Bewegung selbstbestimmt, also zum Beispiel durch das eigene Gehen, induziert wird“, erklärt der Biologe. Dabei gleiche man den Unterschied zwischen den Otolithen aus Gewohnheit aus. Welche Mechanismen das OtolithenWachstum steuern, ist bislang nicht genau erforscht. Das hat sich das Forschungsteam um Professor Hilbig zur Aufgabe gemacht. Außerdem läge die Schwerkraftwahrnehmung der Fische sowie deren Orientierung in der Schwerelosigkeit im Interesse der Biologen. „Die Reisekrankheit ist nur eine von vielen Krankheiten, die mit Störungen im Innenohr verbunden sind. Wir hoffen, mit unserer Forschung zum Verständnis der Entstehung von innenohrassoziierten Krankheiten beizutragen, um geeignete Therapien für diese zu entwickeln“, sagt Hilbig.

Eine Zweckgemeinschaft im All Um das Phänomen genauer zu erforschen, schickte der Hohenheimer 40 Buntbarsche auf eine außergewöhnliche Mission: Am 19. April 2013 starteten die Fische mit einer russischen Trägerrakete vom Weltraumbahnhof Baikonur ins All. Einen Monat verbrachten die Fische in der Weltraumkapsel Bion-M1 – untergebracht in einem etwa schuhkartongroßen Spezial-

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Aquarium mit einem vollständigen, kleinen Ökosystem. Denn neben den Fischlarven reisten Pflanzen, Posthornschnecken und kleine Bachflohkrebse mit ins Weltall und bildeten durch ihre Gemeinschaft im Aquarium ein bioregeneratives Lebenserhaltungssystem: Während die Pflanzen Sauerstoff und teilweise Nahrung für die Tiere produzierten, erzeugten diese wiederum das notwendige Kohlenstoffdioxid für die Algen. Die Krebse dienten als Nahrung für die Fische. „Letztendlich werden dann alle Abfallstoffe durch die Schnecken und Bakterien verwertet und wieder in das System eingespeist“, erklärt Dennis Grimm vom Institut für Zoologie. Es sei das erste Mal gewesen, dass ein so komplexes und vollautomatisches Ökosystem ins All geschickt wurde.

Wenn die Fische Loopings schwimmen Von Beobachtungen während Parabelflügen und in einer Zentrifuge wisse das Forschungsteam, dass die Fische beim Raketenstart gesundheitlich nicht beeinflusst werden. „Der Körper der BuntbarschFischlarven hat etwa die gleiche Dichte wie das Wasser, in dem sie schwimmen. Dadurch sind sie quasi schwerelos. Die bei einem Raketenstart auf die Larven einwirkenden Kräfte empfindet der Fisch so, als würde er in tieferes Wasser eintauchen“, erklärt Projektleiter Hilbig. Der sonst für Experimente eingesetzte Zebrabärbling sei weniger robust und erfordere eine anspruchsvollere Haltung. Außerdem stimme das Innenohr des Buntbarschs zu 90 Prozent mit dem des Menschen überein. Seine Otolithen sind lediglich größer und kompakter als beim Menschen und lassen sich daher besonders gut untersuchen. Neben dem Aquarium war die Kapsel mit Pumpen, Kühlelementen, Beleuchtung für Fische und Pflanzen, einem Mikroskop und jeder Menge Steuerelektronik ausgerüstet. Auch eine Videokamera war an Bord untergebracht, um das Verhalten der Buntbarsche in der Erdumlaufbahn aufzuzeichnen. Das Experiment soll im Anschluss zeigen, wie sich die Otolithen reisekranker Fische von denen der gesunden


Buntbarsche unterscheiden. „Kinetose, also die Reisekrankheit, äußert sich bei Fischen durch auffälliges Schwimmverhalten. Kinetotische Fische drehen sich schnell um ihre eigene Längsachse oder schwimmen Loopings“, erklärt Professor Hilbig. Aus den Videoaufnahmen zeige sich jetzt, welche Fische im Weltall reisekrank geworden seien und wie lange ihre Anpassung an die neuen Kräfteverhältnisse gedauert habe. In vorangegangenen Untersuchungen im All hat der Forscher bereits beobachtet, dass sich der Calcium-Stoffwechsel in der Schwerelosigkeit verändert. Das habe nicht nur auf die Knochen, sondern auch auf die Otolithen Auswirkungen. „Unsere Fische und auch manche Astronauten werden reisekrank, weil der Unterschied zwischen den Otolithen bei verringerter Schwerkraft für den Organismus wieder spürbar wird. Es gibt aber auch Fische,

die dieses Problem einfach umgehen, indem sie sich nur auf die Informationen ihrer Augen verlassen und sich so orientieren können, also wie gewohnt schwimmen.“ Seit Mitte Mai sind die Buntbarsche wieder auf der Erde. Aktuell wertet das Team die gewonnenen Daten aus. „Sobald alle technischen und organismischen Daten erfasst wurden, können wir beginnen, sie zu analysieren“, sagt Projektleiter Hilbig. Was sich schon jetzt gezeigt habe, seien zahlreiche neue Erkenntnisse über den Aufbau des Aquariums sowie die Funktionen des enthaltenen Ökosystems. Sie dienen künftigen Experimenten. „Nach momentanem Stand der Dinge werden wir versuchen, auch auf der nächsten Bion-Satelliten-Mission ein modifiziertes Lebenserhaltungssystem mitzuschicken“, sagt Biologe Grimm. Es war nicht die letzte Mission von Fischen im Weltall.

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80 Kilo Eier und ein Pint of Guinnes Der Stuttgarter Martin Asmus hat sich getraut: Nach dem Abschluss zog er ins Ausland und lebt heute in Irland. Doch schon im Studium zog es ihn weg. Von Christian Ignatzi

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üdamerika. Studieren bei schönstem Wetter, jeden Tag an den Strand und Party ohne Ende. So stellt sich so manch einer ein Auslandsstudium in Argentinien vor. Was viele vergessen: Das riesige Land am untersten Zipfel Südamerikas ist groß genug, um mehrere Klimazonen zu beherbergen. Und in Mendoza, der 850.000-Einwohner-Stadt, an der Grenze zu Chile, wird es schon ganz schön bergig. Die Vorgebirge der Anden sind vor der Haustür, und so wundert es nicht, dass es auch im Sommer schon mal schrecklich kalt werden kann. Doch nicht nur die Berge spielen da mit. Ohnehin ist im Juli und August auf der Südhalbkugel tiefster Winter. „Nach kurzer Zeit habe ich mir eine Grippe geholt, weil ich nachts einmal nicht warm genug angezogen war“, erinnert sich Martin Asmus. Der 24 Jahre alte Stuttgarter hat vor und während seines International Business Management-Studiums an der Hochschule Furtwangen in VillingenSchwenningen einige Zeit fern der Heimat verbracht. Die Erfahrungen aus Argentinien haben nicht zuletzt dazu beigetragen, dass der bekennende Fußballspieler sich mittlerweile dazu entschieden hat, auszuwandern. Heute lebt er in Irland. Doch der Reihe nach.

Im Juli 2010 stieg er ins Flugzeug, um sich, gemeinsam mit Studienkumpel Mike, für einige Monate in einem fremden Land auf das spätere Berufsleben vorzubereiten. Die beiden bezogen eine WG, die schon bald um zwei besondere Mitbewohnerinnen erweitert werden sollte. „Zwei Hobbymodels aus Kolumbien, wirklich, sie haben uns Fotos gezeigt!“, sagt Martin. Ausschlaggebend für die Aufnahme in der WG sei das zwar nicht gewesen, gefreut hat’s die beiden deutschen Junggesellen trotzdem. Die Anfangszeit nutzten die beiden zum Akklimatisieren. Bei einer Bergtour zum Fuß des Aconcagua (6962 Meter) kam es zu einer persönlichen Premiere: „Eine Schneeballschlacht, mitten im August“, erzählt Martin. Spätestens an den Ladenöffnungszeiten während der argentinischen Siesta (zwischen 13 und 18 Uhr hatten die meisten Geschäfte zu) bemerkte er, dass auf der südlichen Halbkugel die Uhren ein wenig anders ticken. Ungewöhnliche Lebenszeiten, die deutschen Studenten in ihrem Alltag aber durchaus entgegenkommen können. Genauso wie der Stundenplan der beiden. „An der Universidad de Congreso hatten wir nur von Montag bis Mittwoch Vorlesungen und quasi vier Tage Wochenende“, erzählt Martin. Eines, das war von Beginn an klar, würden sie aber nicht mit sich

So sieht Gras in Argentinien aus: Martin auf dem Fußballplatz.

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Martin mit Studenten, die er in Argentinien kennengelernt hat.

machen lassen: „Es gab Kurse, die von 20.30 bis 23 Uhr stattfanden, und das ist definitiv zu spät zum Studieren“, meint Martin. Eine weitere Besonderheit an argentinischen Hochschulen: „Wenn man fünf Minuten Verspätung hat, ist man meistens trotzdem einer der Ersten. Selbst manche Professoren kommen in der Regel mindestens zehn Minuten zu spät.“ Auch die Stühle mit integriertem Tisch, „wie man sie aus amerikanischen Highschools kennt“, waren gewöhnungsbedürftig. „Auf Dauer jedenfalls ziemlich unbequem.“ Sprachlich kam der Stuttgarter „recht schnell zurecht“. Mittlerweile kann er sich fließend auf Spanisch verständigen. Dabei halfen neben den kolumbianischen Kommilitoninnen, die sich oftmals lautstarke spanische Wortgefechte im Wohnzimmer lieferten, auch die Trainingseinheiten mit seiner neuen Fußballmannschaft. „In Stuttgart bin ich Abwehrspieler beim VfL Kaltental, und das Kicken durfte natürlich auch in Argentinien nicht fehlen“, bemerkt Martin. 80 kilos de huevos (deutsch: 80 Kilo Eier) war der Name der Hobbymannschaft, der er sich anschloss, um im argentinischen Hochland auf verdorrten Wiesen gegen den Ball zu treten. „Nach der ersten Partie hatte ich prompt den Namen Mertesacker, und meine angestammte Rückennummer zwei durfte ich auch fortan tragen“, erinnert er sich. 56

Was er nie vergessen wird? „Um unser Aufenthaltsvisum zu bekommen, mussten wir zunächst einmal ein argentinisches Führungszeugnis besorgen“, erinnert er sich. Die Öffnungszeiten der Adresse: donnerstags, 16 bis 20 Uhr, und samstagvormittags. „Was wir dort vorfanden, war eine Mischung aus einem Waffenladen und einem Camping-Zubehör- und Angelshop.“ Seitenwände und Theken voller Messer und Schusswaffen, daneben die passende Munition und in einer anderen Ecke Angelhaken. Martin und Mike hatten sich aber nicht etwa in der Tür geirrt. Ihr Visum konnten sie beim freundlichen Thekenpersonal problemlos beantragen. Die genehmigte Aufenthaltsfrist von sechs Monaten nutzten die beiden aus und unternahmen nach dem Semester Reisen nach Chile, Bolivien und Uruguay. Nach dem Abschluss seines Studium, eineinhalb Jahre später, stand für Martin schließlich eine große Entscheidung an: Wo würde sein Weg hingehen? „Ich hatte ein Angebot eines kleinen Unternehmens in Stuttgart und von der Firma Oracle in Dublin“, erzählt er. Nach langen Überlegungen, vielen Gesprächen mit Familie und Freunden und endlosen Pro- und Kontra-Listen war die Entscheidung gefallen. Der erste Job würde Martin auf die grüne Insel führen. Wie schon in Argentinien hat er auch in Irland einen Freund aus Studienzeiten mit


dabei. Mit seinem Kumpel Daniel teilt er sich im Unternehmen sogar einen Schreibtisch. Für Brisanz sorgt wieder einmal – wie könnte es bei einem Fußballverrückten wie ihm anders sein – sein Lieblingssport Fußball. Daniel, bekennender Freiburg-Fan durfte sich nach der Niederlage im DFB-Pokal-Halbfinale im Frühling einiges anhören - und ansehen. Direkt in Daniels Blickfeld positionierte Martin in Großbuchstaben den Schriftzug Derbysieger. Der Fußball ist allgegenwärtig. Seinen Heimatverein VfL Kaltental vermisst der Abwehrrecke trotzdem. In Irland hat sich Martin bisher keiner Fußballmannschaft angeschlossen. Dafür hat er einen anderen Sport für sich entdeckt – mit kleineren Bällen. „Ich spiele hier mit den Kollegen mittlerweile oft Golf“, sagt er. Zum Ausgleich und um den beihaftenden Wirkungen des kalorienreichen Nationalgetränks Guinness entgegenzusteuern hat er etwa am Samsung-Night-Run teilgenommen, einer Laufveranstaltung durch das nächtliche Dublin. Als waschechter Schwabe vermisst er natürlich seinen VfB Stuttgart, für den er mit Dauerkarte im Fanblock, so oft es ging, dabei war. Doch zu Auswärtsspielen kann man auch schonmal aus Dublin anreisen. „Ich war beim Pokalfinale in Berlin dabei. Trozt Fight bis zum Ende hat es für die Sensation nicht ganz gereicht“, sagt Martin. Zurück in Irland: Grüne Wiesen, soweit das Auge reicht. Unzählige Schafe und freundliche, offene Menschen, die sich gern bei einem Bier unterhalten. Das Klischee der Insel stimmt. Nicht allerdings in Dublin. „Diese Stadt ist international“, sagt Martin. Er selbst spricht nach wie vor fließend spanisch und lebt mit einem Franzosen in einer Zwei-Zimmer-WG, die mehr als 1000 Euro kostet. „Klar, teuer ist es auch.“ Irgendwann, sagt er, will er wieder nach Hause kommen. Das muss jetzt aber erst einmal warten. In der Verkaufsabteilung seines IT-Unternehmens hat er vor kurzem seinen ersten Millionendeal eingefädelt. So etwas hilft natürlich umso mehr, sich in einer neuen Umgebung einzuleben. „Nach den ersten Monaten gefällt es mir sehr gut. Trotz überschaubarer Größe gibt es in Dublin noch so viel zu Entdecken“, sagt er. Auch, wenn sie beim VfL Kaltental einen Defensivspezialisten vermissen.

Eines der größten Stadien Europas: Der Dubliner Croke-Park - das kann man schon mal feiern.

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Zurück ins Leben! Weltweit leiden Kinder unter den Folgen von Naturkatastrophen, Kriegen und Ausbeutung. Sie bleiben mit unbewältigten Erfahrungen von Gewalt und Verlust zurück. Um ihr Trauma zu verarbeiten, benötigen sie dringend Hilfe. Unser Stiftungsfonds »Hilfe für traumatisierte Kinder« wird mit seinen Erträgen über Jahrzehnte Traumahilfe fördern. Helfen Sie mit! Helfen Sie Kindern aus Krisen zurück ins Leben – mit einer Zustiftung oder einer Einzelstiftung in den Stiftungsfonds. Bitte sprechen Sie uns an.

Stifterbetreuung: Telefon 0541 /7101-155 / -193 stiftung@tdh.de www.tdh-stiftung.de Gemeinschaftsstiftung terre des hommes Ruppenkampstr. 11a 49084 Osnabrück


Termine

STUTTGART PARTY

KONZERTE

KULTUR

MONDAY CLASSIC Montag, 15.07. 0 Uhr Boa

SOMMERFESTIVAL DER KULTUREN Dienstag, 16.07. 17.30 Uhr Marktplatz

ROMEO UND JULIA Montag, 15.07. 20 Uhr Altes Schloss

SALSA@MUTTERMILCH Dienstag, 16.07. 21.30 Uhr Muttermilch

SPORTFREUNDE STILLER Dienstag, 16.07. 20 Uhr Theaterhaus

NOCH‘N GEDICHT Mittwoch, 17.07. 20 Uhr Komödie im Marquardt

KARAOKE PARTY Mittwoch, 17.07. 21 Uhr Biddy Early’s Irish Pub

13 Donnerstag, 18.07. 19.30 Uhr Zwölfzehn

MINDLOOPS Mittwoch, 17.07. 20 Uhr Friedrichsbau Varieté

REGGAE SOMMER Donnerstag, 18.07. 21 Uhr Universum

DESTRUKTIVO Freitag, 19.07. 19.30 Jugendhaus Mitte

MOLLY SWEENEY Donnerstag, 18.07. 20 Uhr Studiotheater

MAX KADE SEENACHTSFEST Freitag, 19.07. 21 Uhr Mensa Stadtmitte

THE MARVELS Samstag, 20.07. 21 Uhr Gustav-Siegle-Haus

MORD-GEDÄCHTNIS Freitag, 19.07. 20 Uhr Die Krimifabrik

REGGAE SOMMER Donnerstag, 18.07. 21 Uhr Universum

NEILL YOUNG Monag, 22.07. 20 Uhr Schleyer-Halle

FÄHRT DER ALTE LORD FORT Freitag, 19. 07. 20 Uhr Sideways

DERBE KERBE Freitag, 02.08. 23 Uhr Club Schräglage

HEISSKALT Donnerstag, 01.08. 20 Uhr Wagenhallen

NACHTS IM THEATER Samstag, 20.07. 20 Uhr Theater am Olgaeck

SO 78 Donnerstag, 08.08. 21 Uhr Cassiopeia

KLINKE 24 Freitag, 02.08. 20 Uhr Merlin

SLAM THE MUSEUM Donnerstag, 25.07. 19 Uhr Altes Schloss

DIG THIS Freitag, 09.08. 23 Uhr Club Schräglage

UMSONST UND DRAUSSEN Samstag, 03.08. 14 Uhr Uni Vaihingen

WONDER-BAR Donnerstag, 01.08. 20 Uhr Theaterhaus

SCHWOOF Freitag, 09.08. 21 Uhr Cassiopeia

ROBBIE WILLIAMS Sonntag, 11.08. 18 Uhr Mercedes-Benz-Arena

SISTER ACT Freitag, 02.08. 20 Uhr Theater am Olgaeck

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Termine

TÜBINGEN KONZERTE

KULTUR

BIERKELLER KNEIPENQUIZ Montag, 15.07. 21 Uhr Bierkeller

HEAD AND HEART Mittwoch, 17.07. 21 Uhr Café Haag

DER STURM Donnerstag, 18.07. 20.30 Uhr Parkhaus am Neckar

METAL PARTY Samstag, 20.07. 22 Uhr Bierkeller

JACKPOT OPEN AIR Freitag, 19.07. 20 Uhr Sudhaus

DAS ERDBEBEN IN CHILI Samstag, 20.07. 20 Uhr LTT

SOMMERINSEL Donerstag, 25.07. 17 Uhr Anlagensee

JOHANNES OERDING Donnerstag, 08.08. 20 Uhr Sudhaus

EIN FREUND, EIN GUTER . . . Samstag, 03.08. 20 Uhr Spitalhof, Reutlingen

ES LEBE DIE REVOLUTION Samstag, 27.07. 20 Uhr Tangente

RADIO VILLA GOES NECKAR Mittwoch, 14.08. 19 Uhr Stocherkahnanlegestelle Casino

DER STURM Samstag, 03.08. 20.30 Uhr LTT

SPENDENAUFRUF!

PARTY


Termine

LUDWIGSBURG PARTY

KONZERTE

KULTUR

LERNFESTIVAL Mittwoch, 17.07. 15 Uhr Pädagogische Hochschule

LÜCKE & MÜLLER INC. Montag, 15.07. 20 Uhr Pädagogische Hochschule

DER SPIELER Montag, 15.07. 20 Uhr Akademie für darstellende Kunst

BÜHNE FREI Donnerstag, 18.07. 20.30 Uhr Die Luke

MELODY AGAINS GRAVITY Freitag, 19.07. 20.30 Uhr Die Luke

HARRY & SALLY Donnerstag 18.07. 20 Uhr Cluss-Garten

ROCKIN 80S Donnerstag, 18.07. 20 Uhr Rockfabrik

FELIX FRASER BAND Freitag, 26.07. 20.30 Uhr Die Luke

EINE MITTSOMMERNACHTSSEXKOMÖDIE Mittwoch, 07.08. 20 Uhr Cluss-Garten

SCHOOLS OUT PARTY Mittwoch, 24.07. 20 Uhr Rockfabrik

DIFFERENT COLORS Samstag, 03.08. 18 Uhr Uferstüble

RÖMERFEST OBERIEXINGEN Sonntag, 28.07. 14 Uhr Theater unter der Dauseck

PARTY

KONZERTE

KULTUR

DIESEL SALSA PARTY Montag, 17.07. 21 Uhr Dieselstraße

PUR Donnerstag, 18.07. 19.30 Uhr Uhr

ALL EYES ON JAMES RIZZI Dienstag, 16.07. 11 Uhr Brisky Galerie

DIESEL-DISCO Freitag, 18.07. 21 Uhr Dieselstraße

TOBIAS BECKER BIGBAND Donnerstag, 18.07. 20 Uhr Dulkhäusle

DER ABENTEUERLICHE SIMPLICISSIMUS Dienstag, 16.07. 20 Uhr Freilicht am Kessler-Platz

PLAYERS NIGHT Samstag, 20.07. 22 Uhr One

SOMMERFEST Samstag, 20.07. 20 Uhr Komma

HELGE SCHNEIDER Samstag, 20.07. 19.30 Uhr Burg

THE SPIRIT OF IBIZA Freitag, 26.07. 21 Uhr Joe Pena’s

STANDPUNKTE Freitag, 02.08. 22 Uhr Merkelpark

DREAMCATCHER Sonntag, 21.07. 16 Uhr WLB Freilichtbühne

ESSLINGEN

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Das nächste Käpsele erscheint am 15. August. Die Themen: - Fachkräftemangel: Gibt es ihn wirklich? - Mensa: Käpsele beim Hochbegabtenverein - Sommer-Universiade: Die Helden von Kasan

Impressum: Käpsele – Das Studentenmagazin

Gastautoren: Dominik Harsch

Käpsele GbR Theodor-Heuss-Straße 109 71067 Sindelfingen redaktion@kaepselemagazin.de

Fotografen: Ben Schieler (S. 03, 14, 45, 48) Dominik Harsch (S. 21) Thomas Wagner (S. 36/37) Sanja Döttling (S. 28, 30) Christian Ignatzi (S. 11, 54, 57)

Herausgeber(V.i.S.d.P.): Markus Brinkmann und Christian Ignatzi Anzeigen: Chris O’Connor anzeigen@kaepselemagazin.de Redaktion: Markus Brinkmann (msb) Christian Ignatzi (ci) Ben Schieler (ben) Autoren: Mia Bergmann (mia) Katrin Bohnenberger (kbo) Philipp Deeg (phd) Sanja Döttling (sad)

Besondere Foto- und Lizenzhinweise: Cover: Foto CC Ashley Wang (www.flickr.com/photos/ashleyrly) S. 06, 08: Fotos © ASVS Stgt. S. 09: Foto © Karsten Pflieger S. 17: Foto Tilo Schmidt, © Marc Bensch S. 24: Foto © Amy Guip, Cover © Heyne/Randomhouse S. 25: Foto © Fedja Kehl, Cover © Schöffling S. 26: Foto CC vincentraal (www.flickr.com/photos/vincentraal) S. 31, 34, 35: Fotos © Fred Hilke

S. 39: Foto CC Stefan Baudy (www.flickr.com/photos/-bast-) S. 40/41: Plakate © Verleiher S. 42/44: Foto und Cover © 4te Etage Records S. 50/51, 53: Fotos © Uni Hohenheim S. 52: Foto CC Kamillo Kluth (www.flickr.com/photos/27330306@N08) S. 55, 56: Fotos © Martin Asmus Ein Dank für das Erfinden, Entwerfen und Designen des Käpsele (der Vogel) geht an seinen Schöpfer Timo Rehm. Vertrieb: Flyertyre Gymnasiumstr. 43 70174 Stuttgart www.flyertyre.de Auflage/Erscheinungsweise: 30.000 Stück/monatlich Das Käpsele ist auf Recyclingpapier gedruckt

dieses Exemplar wurde bei www.dierotationsdrucker.de gedruckt

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E N I E K D . N I E S U Q R „WI ALE CLI NORMIND 9 AUF LA.“ A S K S R I R E W T H H. C I N DIC E R R D E R S. UND WIR H Ö

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