Weinfeder No. 48

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EDITION #48 - SOMMER 2016

JOURNAL DES VERBANDES

DEUTSCHER WEINPUBLIZISTEN

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EDITORIAL/IMPRESSUM

WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

LIEBE LESERINNEN UND LESER,

die gerade verstrichene Frühlingszeit war Messezeit, mit ProWein, Vinitaly und Weinbörse: Nahezu an jedem Wochenende konnte man den neuen Jahrgang verkosten.

Besonders die ProWein hat sich zur internationalen Leitmesse entwickelt. Auch in diesem Jahr gab es wieder mehr Aussteller und mehr Besucher – rund 55.000 Fachbesucher aus 126 Nationen, jeder Zweite aus dem Ausland.

Interessant dazu die Einschätzung von Werner Engelhard, Chefredakteur WEIN+ MARKT: In Düsseldorf werden Geschäfte gemacht, in Verona Partys gefeiert, in Bordeaux wird gepflegt gespeist. Zum Bild der geschäftstüchtigen Deutschen passt

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auch die Entwicklung im Keller: Kon tinuierlich wächst der Anteil marktgerechter Weine – ohne dass eigenständige Charakterweine vernachlässigt werden.

Klingt nach guten (Wein-)Aussichten.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer!

Ihr

Wolfgang Junglas

1. Vorsitzender Weinfeder e.V. (Verband deutschsprachiger Weinpublizisten)

AN DAS AUTORENTEAM, GASTAUTOREN & DAS LEKTORAT DIESER AUSGABE:

HERMANN-JOSEF BERG // HEIDI DIEHL // MARCEL

FRIEDERICH // HARRY GEORGE // CHRISTA HANTEN // HERBERT HEIL // STEFAN KRIMM // RUDOLF KNOLL // HORST KRÖBER // NORBERT KRUPP // MARTIN SACHSE-WEINERT // PETER W. SCHNEIDER // SUSANNE WAGNER-KÖPPEL // ARTHUR WIRTZFELD

IMPRESSUM

● HERAUSGEBER Weinfeder e.V. Verband deutschsprachiger Weinpublizisten, 1. Vorsitzender: Wolfgang Junglas, Weinfeder e.V., Postfach 1103, 65370 Oestrich-Winkel, Telefon: 06723 - 601902, Fax: 885546, E-Mail: info@weinfeder.de, Internet: www.weinfeder.de, Facebook: www.facebook.com/weinfeder ● AUTOREN Hermann-Josef Berg, Heidi Diehl, Dietrich Engler, Marcel Friederich, Harry George, Herbert Heil, Rudolf Knoll, Norbert Krupp, Arthur Wirtzfeld ● LEKTORAT Christa Hanten ● LAYOUT & SATZ Arthur Wirtzfeld, Telefon: 0931 - 322460, redaktion@weinfeder.de ● SCHLUSSREDAKTION Arthur Wirtzfeld ● ViSdPG Weinfeder e.V. ● TITELfOTO Arthur Wirtzfeld ● COPYRIGHT-HINWEIS Alle redaktionellen Beiträge im Weinfeder Journal werden in der Originalversion veröffentlicht. Für den Inhalt und die Ausformulierung der Texte sind allein die Autoren verantwortlich, die das alleinige Copyright für ihre Texte innehaben. Ein Nachdruck oder eine Veröffentlichung von Beiträgen im Internet, in sonstigen digitalen oder in Printmedien, auch auszugsweise, kann nur in Absprache mit den jeweiligen Autoren erfolgen. Gegen Honorar, das mit dem Autor zu vereinbaren ist, kann jeder Beitrag unter Angabe der Quelle (Weinfeder) und Namensnennung der Autorin/des Autors übernommen und veröffentlicht werden.

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Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe Edition #49 ist der 26. AUGUST 2016. Einsendungen von Beiträgen bitte an redaktion@weinfeder.de - bei Fragen bitte Arthur Wirtzfeld kontaktieren unter gleicher Mail oder Telefon: 0931-322460.

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JOURNAL 2016

INHALT

WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

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PREIS DER DEUTSCHEN WEINKRITIK VEREIN „KLINGELBERGER 1782 E.V“ 2 3

7 INTERVIEW mIT mARINELLA CAmERANI Ideen ohne Kompromisse verfolgen!

12 fóRRA BIANCO Ein Komentenwein der Tenuta Lageder

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EDITORIAL - IMPRESSUM

Vorwort - Herausgeber und Redaktion

INHALT

Alle Themen dieser Ausgabe

PORTRAIT

DER „GABELMANN“ STEIGT EIN

Neues Weingut an der Nahe präsentiert erste Jahreskollektion

INTERVIEW MIT MARINELLA CAMERANI Ideen ohne Kompromisse verfolgen!

SZIGETI IN GOLS

Österreichs Sektmacher feinem Jubiläum

AN DER NAHE KÖNNEN AUCH EDLE ROTWEINE WACHSEN Für Winzer Christian Bamberger ist Riesling nicht das Thema

TERLAN SÜDTIROL

Die positiven Auswirkungen eines Sekt-Verbots

WEINE

FÓRRA BIANCO

Ein Komentenwein der Tenuta Lageder

ES GIBT KEINE NORMALITÄT MEHR Frankens Weinjahrgang 2015

TENUTE SILVIO NARDI

Im Schatten des Jahrhundertjahrgangs 2010

RIESLING JAHRGANG 1990

Hans Onstein öffnete seine Schatzkammer

JAHRGANG 1540 IM WEINKELLER DES BÜRGERSPITALS Der älteste Wein der Welt

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INHALT

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21 CHINAS WEINmARKT NACH BORDEAUx Das Stigma 'Bordeaux' wirkt schwer

WEIN OHNE GRENZEN Zu Besuch im Collio und Goriška Brda

27 fESTIVAL füR EIN mAUERBLümCHEN Portugieser du Monde

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36 SONJA HöfERLIN GEHT Knalleffekt im Badischen

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NACHRUF

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CHRISTINE HAAS

„Signorina allegra” verstorben

WEINBAU

SIEBENBÜRGEN

Verrücktes Weingut ohne Weingut

WEINHANDEL

CHINAS WEINMARKT NACH BORDEAUX Das Stigma 'Bordeaux' wirkt schwer

WEINREISEN

WEIN OHNE GRENZEN

Zu Besuch im Collio und Goriska brda

GREAT WINE CAPITALS

Zu Besuch im Napa Valley

WEINEVENTS

FESTIVAL FÜR EIN MAUERBLÜMCHEN Portugieser du Monde

BADISCHE WEINMESSE

Bei allem Positiven gibt es ein Wermutströpfchen

IM RÜCKBLICK

Erhebender Niederfall

GAMBERO ROSSO

München Ausgangspunkt des internationalen Erfolgs

WEINNOTIZEN

SCHREIBEN MIT RIESLINGKNORZEN und wein-roter Tinte

GEMEINSAM SIND WIR STARK

Durbacher Winzer präsentieren Gemeinschaftswein

CHARTAWEINE, ZUM DRITTEN …

Immer noch im Schatten?

SONJA HÖFERLIN VERLÄSST BADISCHE WEINWERBUNG Knalleffekt im Badischen

ARMIN DIEL

Ein Stück Weingeschichte

DER KOMMENTAR

Österreich spielt verrückt

WEINFEDER

PREIS DER DEUTSCHEN WEINKRITIK & Weinpersönlichkeit des Jahres

REZENSIONEN

43 Wo aber der Wein fehlt // 44 Weinbuch Österreich – eine Referenz // 45 Unaufgeregt, spannend, substanziell // 46 Großes Buch mit Schönheitsfehlern // 47 Weinführer Gault&Millau // 48 Eichelmann – Deutschlands Weine

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PORTRAIT

DER „GABELMANN” STEIGT EIN

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■ VON HERMANN-JOSEF BERG

Neues Weingut an der Nahe präsentiert erste Jahreskollektion // Gegenwärtig vier Hektar, künftig maximal acht Hektar // 90 Prozent Steillagen mit bis zu 60 % Hangneigung.

N

iederhausen – Die Nahe hat einen neuen Jungwinzer: den 28-jährigen Sebastian Gabelmann. Jüngst stellte er sein erstes Sortiment mit 2015er-Weinen vor. Es umfasst 14 Weißweine (Riesling, Chardonnay, Silvaner, Weiß- und Grauburgunder), einen Weißherbst und einen Rotwein (beide Spätburgunder).

Gegenwärtig werden vier Hektar Reb fläche bewirtschaftet, maximal acht Hektar sollen es werden, zumal die Verfügbarkeit rund um Niederhausen sehr knapp ist. Rund 90 Prozent der Reben stehen in Steillagen mit bis zu 60 Prozent Hangneigung, nahezu alle Rebstöcke sind 20 bis 40 Jahre alt. Die Böden bestehen aus Quarz, Schiefer, Porphyr, Melaphyr und Rotliegendem. Toplage ist die Nieder häuser Rosenheck, weitere Anlagen befinden sich im Duchrother Feuerberg, Schloss böckel heimer Heim berg und Waldböckelheimer Mühlberg.

Eigentlich wollte das Weingut bereits den Jahrgang 2014 öffentlich vorstellen. „Doch er genügte nicht ganz unseren Ansprüchen“, sagt Sebastian Gabelmann.

Dafür besticht der 2015er umso mehr: rassiger Riesling, grasgrüner Silvaner, filigraner

Gabelmann-Kreszenzen kennen keinen Verschnitt. Dafür lagern seine Weine die notwendige Zeit im Keller zum Reifen. (© Sebastian Gabelmann)

Weiß- und Grauburgunder mit leichtem Schmelz. Gleichwohl wurde der 2014er bereits gut verkauft.

Sebastian Gabelmann möchte „authentische, die Region verkörpernde Weine herstellen und deren natürliche Echtheit bewahren“. Dazu gehören gesunde Trauben, gut geklärte Moste, Rebsorten-spezifische Hefen und Verzicht auf Schönung

sowie Verschnitt der Weine. Viel Wert gelegt wird hingegen auf die notwendige Zeit zum Reifen. „Weine in ihrer Entwicklung nicht quälen“, nennt Vater Kurt dieses qualitätsschonende Vorgehen.

Apropos Kurt Gabelmann, Sebastians „Vorbild“: Der 70-Jährige ist in anderen Weinbaugebieten – vor allem an der Nahe, im Rheingau und in Rheinhessen –

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wahrlich kein Unbekannter. Von 1994 bis 2003 war er Leiter und Kellermeister des mehr oder weniger benachbarten Weinguts Gut Hermannsberg, als es noch eine staatliche Weinbaudomäne war. Von 2004 bis Juni 2015 hauchte er dem Lorcher Spitzenweingut Graf von Kanitz seinen „Weingeist“ ein.

Kurt Gabelmann war es auch, der 2013 auf das 1929 errichtete, anmutige Gebäude in der Niederhausener Schulstraße aufmerksam wurde, wobei man auch an der Mosel und in der Pfalz nach einem Objekt gesucht hatte. Sohn Sebastian erwarb es vom Besitzer, einem Nebenerwerbswinzer, und übersiedelte mit seiner Lebensgefährtin Nathalie Schwartz vom rheinhessischen St. Johann an die Nahe. Auch wenn ihre „kleine Villa“ noch nicht ganz saniert ist, bot das anspruchsvolle Ambiente den passenden Rahmen für die Erstpräsentation der Gabelmann-Weine.

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Gabelmann-Weine und ihre Klassifizierung nach dem VDP-Modell erkennt der Kunde auch an den Kapseln: Schwarze kennzeichnen die Gutsweine, graue die Ortsweine und weiße die Lagenweine.

Entscheidend ist zunächst aber die Weinqualität – und die kann sich sehen und vor allem schmecken lassen. Sohn und Vater haben ihre Erfahrungen gleichermaßen eingebracht, wobei Sebastian allerdings der Chef in Weinberg und Keller ist. Ursprünglich hatte er eine Mechatroniker-Ausbildung absolviert, kehrte dann aber diesem Metier den Rücken.

Beim Nahe-Spitzenwinzer Cornelius Dönnhoff im nahe gelegenen Oberhausen und im Weingut Schick im rheinhessischen Jugenheim erlernte er das Winzerhandwerk. Man muss kein Prophet sein, um Sebastian Gabelmann eine vielversprechende Zukunft zu konstatieren – er könnte durchaus ein Newcomer im VDP Nahe werden. Viele Voraussetzungen – unter anderem die VDP-Sortiments gliederung in Guts-, Orts- und Lagenweine – liegen im Weingut Gabelmann bereits vor. Die größte Herausforderung für den jungen Winzer wird darin bestehen, das gegenwärtige Weinniveau zu halten und kontinuierlich auszubauen. Doch das wissen die „Gabelmänner“, wie schwierig es ist, sich im Markt für hochqualitative Weine zu etablieren.

Für Aufsehen sorgt jetzt schon das unverwechselbare Logo, geschaffen vom Saarbrücker Designer Stefan Hübsch. Es symbolisiert den Namen Gabelmann, lässt aber auch Raum für weitere Interpretationen.

Nathalie Schwartz (28) ist – als ausgebildete Werbe- und Eventfotografin – für das visuelle Marketing im Weingut zuständig. Auch auf der 1.800 Quadratmeter großen Gebäudefläche hat die gebürtige Saarländerin ihre Akzente gesetzt. ■

In die Naheregion, bekannt für ihre Terroir-Vielfalt, hat sich Gabelmann verliebt. Mit dem Wissen um Handwerk und Tradition will er zeitgemäßen Genuss ins Glas bringen. (© Sebastian Gabelmann)

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IDEEN OHNE KOMPROMISSE VERFOLGEN! WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

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■ VON ARTHUR WIRTZFELD VIA YOOPRESS

Marinella Camerani: „Die Konsumenten verstehen nicht vollständig, dass wir Bauern sind und keine Manager.“ (© Cantina Corte Sant’Alda)

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ei Lageders „Summa16“ traf ich sie wieder, diese Powerfrau mit ihrer sympathischen Ausstrahlung und ihrer verbindlichen Art. Erst jüngst entdeckt, hat mich Marinella mit ihrer Konsequenz, ihren Weinen und ihrer Philosophie bei einem gemeinsamen Abendessen überrascht und beeindruckt.

In Margreid war Marinellas mir schon bekannte authentische Interpretation des Valpolicella eines von vielen Highlights.

Dazu gehörten unter anderen auch die Kollektion der IGT Bianco Veneto von Anselmi, der Friulano und der Picolit von Aquila del Torre, der Bianco di Rosso von Diesel Farm, der Grave di Stecca Brut und der Cartizze von Nino Franco, der Brut Blanc de Blancs und Collezione Grandi Cru

von Gian Paolo e Giovanni Cavelleri, die Kollektion von Gut Hermannsberg, der Zellerweg am Schwarzen Herrgott Riesling GG von BattenfeldSpanier, der Ruppertsberger Hoheburg Riesling P.C. (2014) sowie der Reiterpfad G.C. (1999) aus der Magnum von Dr. Bürklin-Wolf, die Kollektion von Schloss Gobelsburg, die Cuveé TO (Chardonnay, Sauvignon, Welschriesling) vom Weingut Velich, die Sangiovese von Caiarossa, der Il Caberlot von Podere Il Carnasciale und die feine Perlage der Rieslingsekte von Frank John – sie haben mich beeindruckt.

Dies nur als kleine Auswahl meines eintägigen Besuchs, wobei die „Summa“ so viel bietet, dass man durchaus zwei Tage in wunderschönem Ambiente verweilen soll-

te, um sich den ausgewählten Winzern und ihren Weinen ausgiebig widmen zu können. Aber zurück zu Marinella, die – praktisch zwischen Tür und Angel in den Räumen des historischen Ansitzes Casòn Hirschprunn – trotz großen Andrangs von internationalen Fachbesuchern Zeit für ein Interview hatte.

Wie kamen Sie zum Wein?

Es geschah völlig unvermittelt und durch Zufall. Ich wollte meinen Job als Buchhalterin im heimischen Betrieb aufgeben.

Ich wollte raus aus dem ständigen Trott, ich wollte einfach frei sein. Wir hatten diese Ländereien in Mezzane und im Alter von 24 Jahren entschied ich mich, Bäuerin zu werden. Auf dem weitläufigen Grundstück

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standen auch Reben im Anbau. Das war meine erste Berührung mit Weinbau, Trauben und schließlich dem Leben als Winzerin.

Wann stellten Sie fest, dass Sie auf dem richtigen Weg waren?

Unmittelbar! (Sie hebt den Kopf und schaut mir fest in die Augen.) Mein Traum von Freiheit ohne Konventionen und formalen Gewohnheiten wurde sofort wahr.

Ich durfte Ihre Weine nun wiederholt probieren. Es sind keine mainstream-Produkte, sie sind beeindruckend und eigenständig zugleich. Woher stammt die Authentizität Ihrer Weine? mehr aus dem Weinberg oder dem Keller?

Absolut vom Weinberg, denn im Keller greifen wir nur marginal ein. Wir verfolgen meist nur den natürlichen Verlauf der Alterung unserer Weine.

Wo sehen Sie die Schwierigkeiten im Weinbau im Valpolicella?

Es gibt eine hohe Variabilität, sowohl in der Qualität wie im Preis, die zu Verwechslungen und zuweilen zu Irritationen bei Weinliebhabern führt.

Ihr Amarone ist elegant und nobel zugleich, dennoch sehr präsent mit schöner Struktur und einem feuer an Aromen.

Welcher Art von Amarone gehört die Zukunft?

Für mich ist es der traditionelle Amarone, nicht zu kräftig im Körper und auch nicht so alkoholreich. Er braucht eine gute Säure und muss unbedingt trocken sein.

Welchen Stellenwert hat für Sie der biologische Weinbau?

Für mich ist das der einzig praktikable Weg, jetzt und in der Zukunft.

Welche Umweltprobleme sehen Sie und was würden Sie Winzerkolleginnen und Winzerkollegen empfehlen?

Ja, es gibt sie, die Umweltprobleme. Wir spüren und sehen sie, weil die atmosphärischen Ereignisse immer heftiger werden.

Ich empfehle, verschiedene Ziele zu haben, jedoch keine von wirtschaftlicher Natur.

Welchen Rat geben Sie Jungwinzerinnen und Jungwinzern?

Mehr zuhören und ihren Ideen ohne Kompromisse folgen.

Die Weine von Marinella Camerani (Corte Saint‘Alda) sind keine Mainstream-Produkte, sie sind beeindruckend und eigenständig zugleich. (@ Corte Saint‘Alda)

Woher nehmen Sie Ihre Inspirationen?

Von dort, wo ich lebe. Und natürlich von den Menschen um mich herum und von meinem großen Willen, zu versuchen und zu verstehen.

Was provoziert Sie besonders in der Weinszene?

Im Augenblick ist es der übermäßig trendige Aspekt der Weinszene. Die Konsumenten verstehen nicht vollständig, dass wir Bauern sind und keine Manager.

Gibt es für Sie als Weinfrau Probleme mit der durchaus männlich geprägten produzierenden Weinszene?

Die Professionalität und der tiefe Ernst, wie sich eine Frau dem Weinbau und dem Weinmachen nähert, wird von den männlichen Kollegen oftmals nicht erkannt.

Welche Vorteile haben Winzerinnen?

Oder ist die Weinbereitung frei vom Geschlecht zu betrachten?

Ich glaube nicht, dass es Vorteile oder Nachteile gibt, sondern ich glaube, dass es Unterschiede gibt. Unterschiede in der Interpretation des Weins und auch bei allen Aufgaben im Weingut. Es gibt auch Unterschiede hinsichtlich der Sensibilität bei Verkostungen und auch hinsichtlich der ultimativen Ziele. Eine Frau hat weniger auf den Nutzen ausgerichtete Visionen und auch eine niedrigere soziale Stellung als ein Mann. Eine Frau hat dafür eine breitere, vollständige und ausgewogene Sicht der Arbeit, der Beziehungen und der Familie.

Verlassen wir die Weinwelt! Wie gestaltet sich Ihre freizeit? Wie entspannen Sie sich?

Ich habe schon lang ein altes, hölzernes Fischerboot und verbringe einen Großteil meiner Freizeit damit, mich darum zu kümmern, es zu erhalten. Innen im Boot steht ein alter Kühlschrank. Der diente einst zum Kühlen der gefangenen Fische.

Jetzt kühle ich dort feine Weine, die ich zusammen mit meinem Mann Cesar in aller Stille und Einsamkeit bei Ausfahrten aufs Meer genieße.

Gibt es etwas, das Sie mehr bewegt als Wein?

Ja. Meine Familie und die Kohärenz in den Gedanken und im Tun. Verraten Sie uns ein Geheimnis?

(Überlegt kurz …) Nun ja. Ich möchte ein Buch über mein Leben schreiben. Ich möchte damit all jenen Frauen und auch Männern Mut machen, dass zu tun, was sie wirklich wollen, und dies ohne Konditionierung. marinella, wir danken Ihnen für die offenen und mut gebenden Worte. ■

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ÖSTERREICHS SEKTMACHER FEIERN JUBILÄUM ■ VON RUDOLF KNOLL VIA YOOPRESS

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ekt ist in Österreich zunehmend ein Thema, auch oder gerade weil vor zwei Jahren die Sektsteuer wieder eingeführt wurde (1 Euro/Liter). Immer mehr Winzer versekten selbst. Namen wie Steininger, Bründlmayer, Loimer, Jurt schitsch oder Schloss Gobelsburg machen Langenlois gewissermaßen zur öster reichischen Sekthochburg. Der Traisentaler Markus Huber und der Südsteirer Hannes Harkamp stehen ebenfalls für erstklassige Prickler, die es durchaus mit Champagner aufnehmen können. Auch die großen Sektkellereien wie Schlumberger und Co. strengen sich mehr an als früher. Aber ein Betrieb in Gols im Burgenland hat die Entwicklung der letzten beiden Jahrzehnte maßgeblich beeinflusst: die Sektkellerei Szigeti. 1991 ganz klein gestartet, konnte sie kürzlich ihr 25jähriges Jubiläum feiern.

Ein kleiner Flyer in einem Hotel in Neusiedl wurde 1991 bei einem Kurzurlaub erspäht und verlockte zu einer Fahrt nach Gols. Die Brüder Norbert und Peter Szigeti hatten damals noch nicht viel vorzuweisen, nur drei Sekte: Grüner Veltliner, Welschriesling und Zweigelt. Dass es sich um sortenreine Sekte handelte, war für die damalige Zeit ungewöhnlich. Doch was sie zur Probe einschenkten, war richtig gut. Ihr Geheimnis lüfteten sie gern: Neben der Auswahl der richtigen Grundweine leistete Hefe aus der Champagne gute Dienste bei der zweiten Gärung in der Flasche.

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Peter (links) und Norbert (rechts) Szigeti sind ihrem Prinzip der ersten Jahre treu geblieben. Sie setzen auf sortenreinen Sekt – und das mit großem Erfolg. (© Szigeti)

Mit der Zeit sprach sich herum, was in Gols vor sich ging. So erwarben sich Peter (51) und Norbert (48) bald auch einen guten Ruf als Versekter für Weingüter. Aktuell verlassen rund 150.000 Flaschen jährlich die Sektkellerei und werden in ganz Österreich umgesetzt. Nicht jeder Grundwein wird akzeptiert. „Unsere Winzer müssen schon ein paar Grundregeln einhalten und dürfen zum Beispiel nicht zu stark pressen, da sonst Bitterstoffe in den Wein und damit auch in den Sekt gelangen“, erläutert Peter Szigeti.

Etwa 150 bis 200 Weinerzeuger sind Partner; die Zahl schwankt von Jahr zu Jahr, da manche Produzenten gleich für zwei Verkaufsjahre Sekt abrufen.

Auch die Eigenproduktion steigerte sich von Jahr zu Jahr, derzeit sind es etwa 600.000 Flaschen in Normalgröße. Hinzu kommt noch die originelle „kleinste Sektflasche der Welt“, gefüllt mit 0,125 l Grünem Veltliner. Von der Mini-Buddel, die fast zum Kugelstoßen verleitet, werden jährlich 100.000 Flaschen zum AbHof-Preis von 3,20 Euro verkauft. Sie ist vor allem in England, Norwegen und Deutschland erfolgreich.

Die Szigetis sind ihrem Prinzip der ersten Jahre treu geblieben. Sie setzen auf sortenreinen Sekt, nur die Palette ist heute erheblich breiter: Riesling, Welschriesling, Sauvignon Blanc, Traminer, Grüner Veltliner, Chardonnay, Zweigelt, Pinot Blanc, Muskat-Ottonel sowie einige

Cuvées. Außerdem hat man inzwischen Frizzante im Programm und sogar ein Bier.

Was die Produkte auszeichnet, ist die durchgängig gute bis sehr gute Qualität.

Bestätigt hat sich das vor knapp drei Jahren sogar bei der Verkostung eines Winzersektes aus Sopron (Ungarn). Der geschmeidige, elegante, gut gereifte Chardonnay gefiel so gut, dass Winzer Kurt István Taschner gefragt wurde, ob er den selbst versektet habe. „Nein, damit war ich bei Szigeti in Gols“, verriet er. Womit klar war, weshalb der Prickler so imponierte …

Zum 25-Jährigen haben die Brüder in Wien gefeiert und ihren Flaschen eine neue Ausstattung gegönnt. Und um den durch die Sektsteuer verursachten leichten Rückgang einzudämmen (5 Prozent sind noch im erträglichen Rahmen), startete man eine Werbekampagne unter dem Motto „Ich will Sekt“. „Wir wollen damit deutlich machen, dass wir uns in Sachen Qualität mit Champagner auf Augenhöhe befinden“, erklärt Peter Szigeti.

Am Rande bemerkt: Die Einnahmen aus der Sektsteuer sind offenbar deutlich geringer als erwartet. Nicht einmal die Hälfte der vom Staat erhofften 35 Millionen Euro floss in die Finanzkassen. Und da auch die Steuereintreibung Kosten verursacht, gibt es bereits wieder Stimmen in Österreich, die für eine erneute Abschaffung oder Zurückführung auf null plädieren. ■

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AN DER NAHE KÖNNEN AUCH EDLE ROTWEINE WACHSEN WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

■ VON NORBERT KRUPP

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er aufmerksam durch Steinhardt fährt, dem fällt das Weingut Bamberger an der Kreuznacher Straße ins Auge, dessen rote Fassade und riesige Weinamphoren erkennen lassen, dass hier ein Querdenker residiert. Christian Bamberger (45) setzt hier seine ganz persönliche Philosophie um, seit er 2007 den Betrieb seines Vaters übernommen hat: Er hält es für „vergeudetes Potenzial, wenn jemand an der Nahe ausschließlich auf Riesling setzt“, obwohl deren Klima und Bodenvielfalt auch kraftvolle Rotweine und weiße Charaktersorten auf höchstem Niveau möglich machen. Diese Ansicht hat er in seinem Weingut konsequent umgesetzt und fährt damit sehr erfolgreich, auch infolge der Klimaveränderung: Im Vorjahr wurde er mit einem Staatsehrenpreis für kontinuierlich überdurchschnittliche Leistungen ausgezeichnet. Auch 2014, 2012 und 2011 erhielt er schon diverse Ehrenpreise.

Bei der Weinprämierung 2015 hat Bamberger mit seinen Weinen elf Goldmedaillen eingeheimst: acht Rotweine der Jahrgänge 2012 und 2013, darunter die zwei Cuvées „MACHTLUST“ und „STRAHLKRAFT”, sechs Spätburgunder sowie drei Weißweine (Weißburgunder, Grauburgunder und Riesling) der Jahrgänge 2013/2014 gefielen den Qualitätsprüfern der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz so gut, dass sie diese mit mindestens 4,5 von 5 möglichen Punkten bewerteten. Dies bringt begehrte Goldmedaillen ein.

Die Menge an höchsten Auszeichnungen sprach dann dafür, Bamberger in diesem Jahr den Staatsehrenpreis zuzugestehen.

Die Zahl „7“ spielt im Leben des Winzers, der nach einem Weinstudium in Kalifornien und dem Studium der Betriebswirtschaftslehre zunächst acht Jahre bei einer Großbank in Frankfurt gearbeitet hat, eine wichtige Rolle: 2007 übernahm er den Betrieb seines Vaters, der mit seinen heute 72 Jahren noch immer Maschinen und Fuhrpark instand hält, und erwarb sieben Hektar Rebfläche in Schlossböckelheimer Lagen, deren Vulkanver-

Querdenker Winzer Christian Bamberger setzt in seinem Betrieb erfolgreich auf andere Schwerpunkte als Riesling.

witterungsgestein er überwiegend mit Spätburgundern bestockt hat. Diese baut er gerne sortenrein aus, verschneidet sie aber auch mit anderen Rotweinen wie Cabernet-Sorten oder Merlot. Nach traditioneller Maischegärung baut er die Rotweine in großen Holzfässern oder auch in kleinen Barriques aus, die er aus Portugal bezieht. Bei seinen Spätburgundern setzt er auf biologischen Säureabbau durch Milchsäurebakterien (BSA), durch den die Weine rund und harmonisch werden.

Drei Hektar Rebfläche liegen beim rheinhessischen Stadecken. Sie wurden von Bambergers Mutter in den Betrieb eingebracht, nachdem diese beim „Hektarball“ der Bad Kreuznacher Weinbauschule seinen Vater kennengelernt und später geheiratet hatte.

Nur 15 Prozent von zwölf Hektar Rebfläche sind mit Riesling bestockt, gefolgt von Anlagen mit Weiß- und Grauburgunder. Zudem kauft Bamberger rote Trauben von Vertragswinzern an, die drei Hektar Rebfläche nach seinen Vorgaben pflegen und hegen.

Neue Wege beschreitet der Steinhardter auch bei der Vermarktung seiner Weine: Während sein Vater noch die gesamte Produktion an Privatkunden verkaufte, setzt der Sohn gut die Hälfte seiner Weine über den deutschen Fachhandel ab. Fünf Prozent der Bamberger-Weine werden in gehobener Gastronomie ausgeschenkt, und nur noch gut 40 Prozent der Flaschen werden ab Hof an Stammkunden und andere Weinfreunde verkauft. „Das Konsumverhalten verändert sich. Die Winzer müssen sich Gedanken machen, wie sie sich dem anpassen können“, erklärt Bamberger, warum er den Vertrieb über Fachhändler so forciert. Seine Initialen kommen in drei Kennenlern-Paketen zur Geltung: „CBeveryday, CBmix und CB7“

Der Steinhardter Winzer Christian Bamberger präsentiert stolz seine Weine, die bei der Qualitätsweinprüfung alle mehr als 4,5 Punkte, also Goldmedaillen, eingeheimst haben. Für seine kontinuierlich hohen Leistungen wurde er mit einem Staatsehrenpreis ausgezeichnet. (© Norbert Krupp)

Der 2014er sei auch für seine Rotweine ein schwieriger Jahrgang gewesen, blickt Bamberger zurück. Er hat darauf reagiert, indem er keine Rebsorten-Weine ausgebaut hat, sondern vor allem auf SelektionsCuvées setzt. Dagegen schwärmt er vom Jahrgang 2015, vor allem von den Trauben der Lage Schlossböckelheimer Königsfels.

Hier hat er die Rebstöcke mit nur 60 Zentimetern Abstand gesetzt, damit sie in Nährstoff-Konkurrenz treten und der Ertrag gering bleibt. „Die Trauben waren vollreif und gesund. 2015 war ein tolles Rotwein-Jahr.“ Sein 2012er Spätburgunder QX, der 18 Monate in Barriques ausgebaut wurde, stammt von Trauben mit nur 20 bis 25 Hektoliter pro Hektar Ertrag, also ein Viertel der normalen Menge. Für eine Flasche dieses edlen Tropfens müssen die Kunden dann aber auch 35 Euro hinblättern … ■

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SÜDTIROL: DIE POSITIVEN AUSWIRKUNGEN EINES SEKT-VERBOTS WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

■ VON RUDOLF KNOLL VIA YOOPRESS

Reife Südtiroler Weiße, die auf den Weinkarten des Münchner „Tantris“ und anderer Nobel-Restaurants neben vielen bedeutenden Weinen aus aller Welt stehen.

Kann das sein? Es kann!

I

m nördlichsten italienischen Anbaugebiet gibt es eine Genossenschaft, die wie ein großes, elitäres Weingut agiert und ein ansehnliches Lager an Altweinen vorweisen kann, und zwar in speziellen Behältnissen, nicht nur in Flaschen.Die Rede ist von der 1893 gegründeten Kellerei Terlan, einer relativ kleinen Kooperative zwischen Bozen und Meran (143 Mitglieder, 165 Hektar Rebfläche), die seit geraumer Zeit große Ambitionen hat. Seit einigen Jahren kommt jeweils im Frühjahr ein bedeutender Wein auf den Markt: die Grande Cuvée, in limitierter Stückzahl von rund 3.400 Flaschen, im Fachhandel für über 100 Euro erhältlich.

Kürzlich war das der Jahrgang 2013, der im Vergleich mit diversen Edelweinen aus der Bourgogne und Italien verkostet wurde und sich dabei gut behaupten konnte. Und dann war da noch ein feingliedriger, sehr jugendlich anmutender Weißburgunder aus dem Jahrgang 2004, der zum gleichen Zeitpunkt in den Verkauf kam und das Reife-Potenzial im Terlaner Keller verdeutlichte.

Begonnen hat alles mit dem früheren Kellermeister Sebastian Stocker. Er hatte in den 1960er-Jahren die Idee, Sekt nach der Méthode Charmat (Tankgärung) zu erzeugen und orderte etwas voreilig 18 runde Tanks mit jeweils 2.500 Liter Fassungsvermögen. Zerknirscht musste er dann zur

100.000 Flaschen liegen aktuell im Altweinkeller, bis zurück in die 1950er-Jahre sind sie noch im Verkauf. (© Kellerei Terlan)

Kenntnis nehmen, dass der damalige Vorstand seine Sektpläne ablehnte. Was also tun? Stocker entschloss sich, die Tanks zur längerfristigen Lagerung von Weißweinen zu verwenden. Dass er außerdem in einem kaum einsehbaren Abteil im Keller von jedem abgefüllten Jahrgang einige Hundert Flaschen auf die Seite legte, blieb sein Geheimnis. Gelüftet wurde es erst, als sich Stocker (Jahrgang 1929) in den Ruhestand verabschiedete.

Sein Nachfolger Rudi Kofler ist ihm heute noch dankbar für den Umgang mit reifen Gewächsen, ebenso die heutige Führungsmannschaft, die Weine wie kaum eine andere Kellerei vorweisen kann. 100.000 Flaschen liegen aktuell im Altweinkeller, bis zurück in die 1950er-Jahre sind sie noch im Verkauf. Die ältesten Flaschen stammen aus dem Gründungsjahr 1893, die Qualität des Inhalts wurde allerdings schon lang nicht mehr überprüft. Vielleicht wird man zum 125-jährigen Jubiläum in zwei Jahren wagen, eine Probe zu machen?

Von den 18 Tanks wird jedes Jahr einer von einem reifen Wein befreit und mit einem qualitativ passenden Gewächs neu befüllt. Die Weine lagen vorher in Holzfässern und kommen mit der Feinhefe in die Tanks, wo sie unter anderem durch den Kontakt mit der Hefe stets frisch bleiben und diese Frische sogar noch bewahren können, wenn sie abgefüllt sind. So konnten zuletzt in Südtirol die Jahrgänge 2002, 1996 (2007 gefüllt) und 1979 (1991 gefüllt) vom Weißburgunder verkostet werden. Sie wirkten fast wie Jungweine, und dem 1979er hätte man in einer Blindprobe allenfalls ein Alter von zehn Jahren attestiert.

Sebastian Stocker wird die Entwicklung im Betrieb vermutlich schmunzelnd und mit etwas Stolz verfolgen. Und er hat im Rentnerdasein das nachgeholt, was ihm einst verwehrt wurde: Inzwischen erzeugt er in klassischer Flaschengärung eleganten Sekt aus der traditionellen Terlaner Mischung Weißburgunder, Chardonnay und Sauvignon Blanc, der in einer stattlichen Auflage von 10.000 Flaschen in ganz Italien verkauft wird. ■

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FÓRRA BIANCO – EIN KOMETENWEIN

WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

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■ VON ARTHUR WIRTZFELD VIA YOOPRESS Der Fórra Bianco ist ein Wein für Liebhaber fleischiger, vollmundiger, expressiver Tropfen.

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ährend der Summa hatten wir bereits Gelegenheit, mit Alois Lageder Fassproben seiner „Kometenweine“ zu verkosten. Mit der Vinifizierung bisher für die Region untypischer Rebsorten sollen wegweisende Impulse und Entwicklungen im Keller aufgezeigt und vorangetrieben werden – es sind Rebsorten, die dem Klima und seinen Veränderungen trotzen sollen. Die beeindruckenden Kostproben und Lageders Ausführungen ließen die Impulse schon ahnen, die da kommen werden. „Das Grundprinzip unserer Arbeit besteht darin, einen Entwicklungsprozess voranzutreiben, der es uns ermöglicht, die Qualität unserer Weine auch in Zukunft zu sichern und zu steigern und nicht zuletzt durch diesen Prozess zur Weiterent wicklung der Weinregion Südtirol beizutragen“, erläuterte Alois Lageder während der Fassprobe. Schon vor Jahren hat er das Weinbauprojekt „Kometenweine“ gestartet, mittlerweile kann er erste Ergebnisse präsentieren – und die sind vielversprechend.

Beispielsweise den Fórra Bianco, gekeltert aus der Rebsorte Manzoni, der sich in einer schönen, markanten Ausstattung präsentierte. Uns überraschte nicht die Qualität dieses Weins, sondern vielmehr seine Anmutung. Strohgelb in der Farbe, in der Nase eher zurückhaltend, mit feinen Nuancen von blumig-holzigen Noten, überführend in ein dezentes Honigaroma.

Dieser „Kometenwein“ verfügt über einen vollen, sehr angenehmen Körper mit weichen Tanninen und engmaschiger Struktur, ohne übertriebene Extraktion und extrovertierte Frucht bis hin zum nicht enden wollenden Nachhall.

Die Trauben des Fórra Bianco stammen aus kontrolliert biologisch-dynamischem Weinbau und aus der Lage Paradeis, die zu den besten familieneigenen Lagen der Tenuta Lageder gehören. (© A. Wirtzfeld)

Die Rebsorte Manzoni wurde in den 1930er-Jahren von Luigi Manzoni, einst Direktor der Weinfachschule Conegliano, aus Riesling und Weißburgunder gekreuzt.

Die kleinen, rundlichen, gelbgrünlichen Beeren weisen eine recht dicke Schale auf sowie weiches, saftiges Fruchtfleisch.

Kombiniert mit der besonderen Lage Paradeis oberhalb des Ortes Margreid sowie traditionellen Kelterungsmethoden – Kontakt mit der Schale über mehrere Tage – erklärt sich, warum dieser Wein ein solch markantes Rückgrat hat. Der Fórra Bianco ist darüber hinaus spontan vergoren, blieb mehrere Monate im Holzfass auf den Hefen und wurde spät in geringem Maß geschwefelt. Erstaunlich bei der Geschmacksintensität sind seine 12 Volumprozent Alkohol. „Schon in den 1980er-Jahren haben uns erste Klimamodelle veranlasst, uns mit neuen Rebsorten zu beschäftigen“, erläutert Alois Lageder. „Einerseits pflanzten wir probeweise Rebsorten aus dem Süden

Europas, die höhere Säurewerte und mäßige Zuckergrade bringen. Dazu gehörten Viognier, Roussanne, Marsanne, Tannat und Assyrtico. Andererseits galt es Rebsorten auszuprobieren, die sich durch lockerbeerige Trauben und dicke Schalen auszeichnen und die extremen und unterschiedlichen Witterungsverhältnissen trotzen können.

Dazu zählen Chenin Blanc und Manzoni, die ebenfalls höhere Säurewerte und niedrige Zuckergrade aufweisen.“ Mit der Sorte Manzoni Bianco hat Lageder alles richtig gemacht. Mineralität, angenehme Säure, Frische und Lebendigkeit überzeugen auf ganzer Linie. Der Fórra Bianco ist ein Wein für Liebhaber fleischiger, vollmundiger, expressiver Tropfen – für uns braucht er keinerlei Begleiter. Dieser „Kometenwein“ verdient diese Bezeichnung und ist in Anbetracht der sich verändernden klimatischen Bedingungen ein Garant für den Erhalt der Stilistik der Lageder’schen Weine. ■

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„ES GIBT KEINE NORMALITÄT MEHR.“

WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

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■ VON MARTIN SACHSE-WEINERT

Eines sei diesen Ausführungen vorangestellt: Mag auch die Überschrift vielleicht abschreckend oder gar abwertend klingen, dokumentiert der aktuelle Jahrgang 2015 erneut und eindrucksvoll, dass der Weinbau in Mainfranken immer neue Glanzpunkte zu setzen vermag.

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Hermann Mengler, Leiter Fachberatung Oenologie, Bezirk Unterfranken, erläuterte das Potenzial des Jahrgangs 2015 und moderierte den Abend in gekonnter Manier. (© LWG Veitshöchheim)

ines sei diesen Ausführungen vorangestellt: Mag auch die Überschrift vielleicht abschreckend oder gar abwertend klingen, dokumentiert der aktuelle Jahrgang 2015 erneut und eindrucksvoll, dass der Weinbau in Mainfranken immer neue Glanzpunkte zu setzen vermag. Nachdrücklich manifestierte sich diese Feststellung bei einer Verkostung ausgewählter Vertreter des 2015er-Jahrgangs im Stückfasskeller der Würzburger Residenz, veranstaltet von der Weinbruderschaft Franken e. V. Nach der Begrüßung durch den neuen Bruderschaftsmeister Martin Pohl führte Hermann Mengler, renommierter Kellereifachberater beim Bezirk Unterfranken, durch den Abend und präsentierte nicht nur acht Novitäten, sondern ließ auch das vergangene Jahr Revue passieren (vgl. dazu auch den Artikel „Erhebender Niederfall“ in dieser Ausgabe).

VERKOSTUNGSNOTIZEN: Am Beginn der Verkostung stand die Spätlese einer Bacchus-Traube der Winzergenossenschaft Repperndorf, vorgestellt von Kellermeister Franz Sauer. Der Wein bot eine angenehme Restsüße, wobei ein schlanker Ananas-Ton im Vordergrund stand (15/20).

Danach folgte eine Bullenheimer Scheurebe, vorgestellt von Markus Hillabrand aus Hüttenheim. Gezogen aus 1972erRebstöcken, wurde dem Wein eine längere Gärdauer gegönnt, er liegt bei 11 Gramm Restsüße. In Erinnerung an diesen Wein blieb eine charakteristische Grapefruit-Note (15,5/20).

Mengler prognostizierte gleich zu Beginn die außergewöhnliche Qualität des zurückliegenden Jahrgangs, die sich bereits jetzt abzeichne. Zwar sei kein überragender Jahrgang zu erwarten, doch große Weine seien allemal vorhanden – wovon man sich im Verlauf des Abends durchaus überzeugen konnte. Noch graziler als Vertreter beispielsweise des Jahrgangs 2003, sehe man schlanken und majestätischen Weinen entgegen, die über gute Nachhaltigkeit verfügten.

VERKOSTUNGSNOTIZEN:Der Agrarwissenschaftler Dr. Klaus-Peter Heigel vom Weingut Hans Wirsching aus Iphofen stellte einen Weißburgunder vom Kronsberg vor, der zu einem Drittel im Holzfass, zu zwei Dritteln im Edelstahltank auf seine

Abfüllung warte. Bereits jetzt, so Heigel, könne man von einer „Granate“ sprechen (16/20).

Vom Staatlichen Hofkeller Würzburg wurde ein Grauburgunder der Lage Würzburger Stein verkostet. Kennzeichnend für diesen Wein war der zarte Schmelz bei doch immerhin 13,54 % Alkohol. Feinfruchtig ausgebaut, verspricht er, ein markanter Vertreter des Jahrgangs zu werden (16/20).

Das Jahr 2015 habe mit einer verhältnismäßig frühen Blüte begonnen, am 22. April legte der Austrieb den Grundstock für eine gute Beerenentwicklung. Danach, so Mengler, sei es trocken gewesen – nur trocken. Erst im August 2015 habe es einen Starkniederschlag bei allerdings äußerst unterschiedlicher Verteilung gegeben, gefolgt von weiteren regenlosen Wochen bis Mitte September. Die Durchschnittstemperatur sei bei 14,4 °C gelegen, sodass man von einem „goldenen September“ für die Winzer sprechen könne. Kühle Nächte und warme Tage hätten bei gleichbleibender Trockenheit für eine positive Konzen tration in den Beeren gesorgt.

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WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

VERKOSTUNGSNOTIZEN: Michael Fröhlichs Silvaner der Lage Escherndorfer Lump überzeugte mit einer dominanten Fruchtnote, der Wein zeigte sich bereits überaus kräftig und wohlschmeckend. Bereits im Jahr 2006 hatte Fröhlich für einen Riesling Großes Gewächs den Ehrenpreis der Weinbruderschaft erhalten; dieser Silvaner, so unsere Überzeugung, könnte ein würdiger Nachfolger werden (16,5/20).

Eulen nach Athen tragen oder Qualität bei Horst Sauer suchen – ein Synonym für eine Selbstverständlichkeit. Sein 2015er Riesling aus der Lage Escherndorfer Lump verfügte bereits kaum drei Monate nach der Lese über eine Eleganz, die ihresgleichen sucht. Begriffe wie „Spannung“ und „Kraft“ können dabei nur einen Teil des Spektrums wiedergeben, das auch ausgewogene Fruchtigkeit und delikate Mineralität aufweist (17,5/20).

Innerhalb von 14 Tagen seien etwa 90 % der Rebfläche (6.066 ha) gelesen worden;

der Ertrag liege im Durchschnitt bei 72 hl/ha, wovon etwa 29 % in den nächsten Monaten auf Bocksbeutel gezogen würden. Mengler schwärmte – und mit ihm die versammelten Mitglieder der Weinbruderschaft – von den filigranen feingliedrigen Weinen und hob hervor, dass der aktuelle Jahrgang perfekt dem modernen Geschmacksbild entspreche.

Dieses verändere sich natürlich im Verlauf der Jahre: So könne ein Wein, den man 1986 als „gut“ bezeichnet habe, 2016 unter Umständen nicht mehr in der Gunst des Publikums liegen – eine Entwicklung, die immer zu berücksichtigen sei.

VERKOSTUNGSNOTIZEN: Harald Brügel aus dem Casteller Ortsteil Greuth bot mit seinem Spätburgunder aus dem Steigerwald den ersten (vermeintlichen) Rotwein, einen knackig-frischen Blanc de Noirs. Farblich im Bereich Pink-Orange verortet, stand ein markanter Zitrus-Ton im Vordergrund (16/20).

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Den Abschluss bildete eine Rieslaner Auslese vom Würzburger Stein aus dem Bürgerspital, die Kellermeister Karl Brand emphatisch anpries. Er berichtete von der frühesten und schnellsten Lese, die das Weingut jemals vollzogen habe. Das Ergebnis: ein wundervoller Wein, von dem auch wir sehr angetan waren (16,5/20).

Mengler schloss seine Moderation mit dem Hinweis, dass 2015 zusammenfassend als guter bis sehr guter Jahrgang mit hohem Lagerpotenzial angesehen werden könne. Horst Sauer brachte dies mit vier Worten auf den Punkt, als er konstatierte, die Weine aus dem vergangenen Jahr seien „ein Geschenk der Natur“.

(Hinweis: Alle Angaben beziehen sich auf den 11. Januar 2016. Es ist davon auszugehen, dass sich Charakteristika und damit auch Bewertungen in Verlauf der kommenden Monate und Jahre noch zum Teil deutlich verändern werden.) ■

Aufmerksame Runde im historischen Stückfasskeller des Staatlichen Hofkellers zu Würzburg. (© Martin Sachse-Weinert) COPYRIGHT © WEINFEDER E.V. VERBAND DEUTSCHSPRACHIGER WEINPUBLIZISTEN

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TENUTE SILVIO NARDI LANCIEREN BRUNELLO DI MONTALCINO 2011 WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

■ VON ARTHUR WIRTZFELD VIA YOOPRESS

Das Ergebnis des Jahrgangs 2011 – im Schatten des Jahrhundertjahrgangs 2010 – ist positiv überraschend.

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rleichterung herrscht auf den Tenute Silvio Nardi. Und die Freude richtet sich auf den neuen Jahrgang des Brunello, der vor einem knappen Monat auf den Markt gekommen ist. Emanuele Nardi, der auf dem großen Familiengut auch für die Kellertechnik verantwortlich ist, scheint entspannt bei der Beschreibung der Lese 2011: „… nach der allgemeinen Euphorie über den 2010er ist es nicht leicht, einen neuen Jahrgang vorzustellen. Es ist uns allerdings gelungen, unsere Rebgärten in einem schwierigen Jahr zu unterstützen und zu interpretieren. Auf die Probe gestellt hat uns der Jahrgang 2011 schon mit seinem Auf und Ab. Begonnen hat es mit einem stark verfrühten Austrieb. Dann folgte zu Anfang des Sommers eine Art Vollbremsung mit unterdurchschnittlichen Temperaturen und entsprechend langsamerer Reifung der Trauben“, erläutert Nardi. „Eine weitere ‚Schubumkehr‘ Mitte August mit einem abruptem Temperaturanstieg machte den Trauben zu schaffen. Die Zuckerwerte schnellten nach oben, und daher begannen wir mit der Ernte früher, exakt in der letzten Septemberdekade.“ Das hört sich dramatisch an, doch die Weinmacher rund um Montalcino haben viel Erfahrung. Sie wissen, dass ein ausgewogener Säurewert erhalten bleiben muss, um Kraft und Fülle ihrer Weine ausbalancieren zu können. „Zuletzt mussten wir im Jahr 2011 um die Säure kämpfen“, sagt Emilia Nardi, seit nunmehr 30 Jahren die Seele des Betriebs. „Mit diesem Ziel vor Augen haben wir in Weinberg und Keller während aller Phasen gleichermaßen gearbeitet. Dabei mussten wir vor allem den Säuregehalt als fundamentale Komponente beachten, um Ausgewogenheit, Länge und Lebensdauer

Emanuele Nardi (li.) und Emilia Nardi – beide sind ein eingespieltes Team und haben den schwierigen Jahrgang 2011 mit Bravour gemeistert. (© Tenute Silvio Nardi)

zu erhalten. Denn das ist für einen großen, lagerfähigen Rotwein wie den Brunello essenziell.“ Nach Überzeugung unserer Redaktion ist es den Tenute Silvio Nardi gut gelungen, die Charakteristika des Jahrgangs herauszuarbeiten. Der Brunello di Montalcino 2011 präsentiert sich weich und saftig, er verfügt über Konzentration und Struktur, bietet gleichzeitig auch eine bestechend spontane Trinkigkeit.

Das Weingut gehört mit 50 Hektar Rebfläche, die komplett im Brunello-Register eingetragen ist, zu den größten Gütern des Anbauge biets. Der 1950 vom ersten „Fremden“, der hier Landbesitz kaufte, gegründete Betrieb hat seinen Sitz in Casale del Bosco in der Nähe von Buonconvento. Die Nardis sind von Haus aus Landmaschinenhersteller und stammen aus Umbrien. Mit dem Kauf des Landgutes erfüllte sich Silvio Nardi einen Traum, und 1954 lancierte er den ersten

Jahrgang Brunello. Damals gab es noch kein Schutzkonsortium und Montalcino war Weinliebhabern eher unbekannt. Im Jahr 1962 kam ein weiteres Gut dazu: Tenuta di Manachiara. Mit diesem Namen verbinden Weinkenner sofort den grandiosen Brunello „Vigneto Manachiara“ der Tenute Silvio Nardi.

Erst im Jahr 1967 wurde das „Consorzio del Vino Brunello di Montalcino“ gegründet, wobei sich Silvio Nardi als Mitinitiator engagierte und wichtige Pionierarbeit leistete.

1970 erwarb Silvio Nardi ein drittes Gut, die Tenuta di Bibbiano, auf deren Areal eine malerische mittelalterliche Burg thront. Alle drei Weingüter bilden heute das vinophile, feine Weinimperium der Nardis.

Generaldirektorin des Gutsbetriebes ist heute Emilia Nardi, die Tochter von Silvio Nardi. An der Spitze der Produktpalette steht ein Brunello-Trio: Silvio Nardi, Manachiara und Poggio Doria, Letzterer wird auch als Riserva aufgelegt. ■

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RIESLING-JAHRGANG 1990

WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

Auch 25 Jahre später noch immer grandios – Weinsammler Hans Onstein öffnete seine Schatzkammer für Expertenrunde.

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m 3. Oktober 1990 wurde die deutsche Wiedervereinigung gefeiert und im selben Monat wurden auch die Trauben für 38 Riesling-Auslesen aus fünf deutschen Anbaugebieten geerntet. Unter dem Motto „25 Jahre danach“ wurden am 3.

Oktober (letzten Jahres) in der Vinothek des Schlossgutes Diel von Weinexperten verkostet und bewertet. Prominente Erzeuger und berühmte Weinlagen auf den Etiketten machten deutlich, dass diese hochkarätige Degustation auch Metropolen wie Berlin oder New York zur Ehre gereicht hätte.

Den größten Teil der zur Verkostung anstehenden Auslesen hatte der leidenschaftliche Weinfreund und Weinsammler Hans Onstein aus Bocholt sorgfältig in seinem Keller gehütet. Im Gespräch mit Weinautor Armin Diel entstand die Idee für diese denkwürdige Jubiläumsverkostung in Burg Layen. Beide luden dazu acht Gäste ein, denen dieses beeindruckende Erlebnis noch lange in Erinnerung bleiben wird. „1990 war der erste große Jahrgang nach Beginn der Klimaveränderung“, rief Diel der Runde in Erinnerung. Die globale Erderwärmung habe dazu geführt, dass die Rieslinge inzwischen nicht mehr so sauer sind wie noch in den 1970er-Jahren. Doch dafür gebe es inzwischen andere Begleiterscheinungen wie Hagel und Starkregen, die früher weniger häufig auftraten. „Die Auslesen des epochalen Jahrgangs 1990 sind jetzt in einer Verfassung, dass sie einer Überprüfung standhalten müssen“, stimmte Diel auf die Probenfolge ein.

Hans Onstein bedankte sich bei Armin Diel für die Organisation der Verkostung. Seine Heimatstadt Bocholt liege ja im Münsterland, einer Biertrinker-Region, doch durch seine aus Wiesbaden stammende Ehefrau, die er 1976 kennengelernt habe, sei seine Liebe

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■ VON NORBERT KRUPP

zum Wein geweckt worden, gestand er. Er erinnerte an das Jahr 1990, als es den Gault& Millau Weinguide Deutschland noch nicht gegeben hat: „Damals musste man zu den Winzern fahren, um sich zu orientieren.“ Der Weinguide habe im Nachhinein den Riesling-Jahrgang 1990 mit „hohen Oechsle-Graden sowie erstaunlichen Säure-Werten“ beschrieben: Denn in diesem Herbst nahm die Weinsäure mit zunehmender Reife nicht ab, sondern sie konzentrierte sich.

Schon damals empfahlen die Experten: „Unbedingt liegen lassen – es lohnt sich.“ Dass dieser Rat sich bewahrheitet hat, stellten auch die Teilnehmer der Verkostung „25 Jahre danach“ einmütig fest.

In grandioser Verfassung zeigten sich der Oestricher Doosberg von Wegeler, der Hochheimer Domdechaney vom Domdechant Werner’schen Weingut, der Erbacher Marcobrunn von Langwerth von Simmern sowie der Kiedricher Gräfenberg von Robert Weil Weinfreund und Weinsammler Hans Onstein aus Bocholt (alle Rheingau), das Dorsheimer stellte den Großteil der zu verkostenden Auslesen zur Pittermännchen vom Schlossgut Verfügung. (© Norbert Krupp) Diel sowie die Niederhäuser Hermannshöhle vom Weingut Dönnhoff (beide Nahe), die Serriger Schloss Saarstein Korktons oder Oxidation verworfen werden.

Goldkapsel von Schloss Saarstein und die Diel fasste schließlich zusammen: „Eine Saarburger Rausch Goldkapsel von extrem aufregende Probe. Tolle Weine, die Forstmeister Geltz Zilliken (beide Saar) teilweise noch immer zu jung sind. Nur sowie der Karthäuserhof vom Eitelsbacher wenige Weine waren schon über den Karthäuserhof (Ruwer), der Ürziger Jordan oder jenseits von Eden.“ Hans Würzgarten vom Weingut Dr. Loosen, die Onstein habe eine großartige Probe orchesBrauneberger Juffer Sonnenuhr -06- von triert und sich damit den Dank der Runde Fritz Haag und die Wehlener Sonnenuhr verdient. „Eine Wiederholung in einem der von J. J. Prüm (alle Mosel). Sie alle beeinnächsten Jahre ist ausdrücklich nicht ausgedruckten durch ihre Frische und zugleich schlossen“, stellte Diel in Aussicht. Auch durch eine animierende Säure, die mit der Hans Onstein zeigte sich von der Qualität Süße im Dialog stand. der 1990er „sehr, sehr überrascht“, und es habe ja nur ganz wenige Problemfälle gegeDie Bewertungen nach dem 100-Punkte-Sysben. Fast alle anderen Weine hätten sich tem lagen meist zwischen 92 und 94 Punksehr gut oder fast sehr gut präsentiert. Er ten, aber die Favoriten der Gruppe verdienhabe sich gefreut, dass er bei der ten sogar spektakuläre 97 oder gar 98 Bewertung der Weine meist zum gleichen Punkte. Erfreulicherweise hatten die ErzeuErgebnis gekommen sei wie Armin Diel und ger auf hochwertige Korken gesetzt, denn nur drei der edlen Weine mussten wegen die anderen Experten. ■

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JAHRGANG 1540 IM WEINKELLER DES BÜRGERSPITALS

WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

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■ VON ARTHUR WIRTZFELD VIA YOOPRESS

Er ist wohl der älteste Wein der Welt. Dieser Weinschatz, überzogen von einer dünnen Staubschicht und leicht gekrümmt vom Alter, so scheint es, wurde gefüllt zu Zeiten von Anne Boleyn, Martin Luther, Nostradamus, Johannes Calvin, Kaiser Karl V. und zu Beginn der Renaissance, die sich damals endlich auch nördlich der Alpen ausbreitete.

Das heutige Zuhause dieser kostbaren Weinflasche mit unverändertem Inhalt ist der weitläufige Weinkeller des Würzburger VDP-Weinguts Bürgerspital.

Hugh Johnson über den 1540iger: „Ehe der Wein durch die Berührung mit der Luft verging, war er noch erstaunlich lebendig. Nichts hat mir bisher so klar vor Augen geführt, das Wein wahrhaftig ein lebendiger Organismus ist." (© Arthur Wirtzfeld)

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NACHRUF

I

n einem Holzkasten mit Glasscheibe, weitgehend geschützt in einer Mauernische, ruht dieser Wein neben weiteren historischen Flaschen schon fünf Jahrzehnte.

In der berühmten Würzburger Spitzenlage „Stein“ wurden die Trauben im Herbst 1540 geerntet und in den Kellern des Staatlichen Hofkellers gekeltert. Damals herrschte der heißeste Sommer seit Menschengedenken (Hitze-Jahr 1540* – siehe Kasten), und wohl niemand dachte daran, dass dieses Gewächs einmal das Prädikat „Jahrtausendwein“ erhalten sollte. Vor Kurzem hatte ich die Gelegenheit, diesen kostbaren Wein, der meist unter Schloss und Riegel liegt, näher zu betrachten und fotografieren zu dürfen.

Dabei erzählte mir der Weingutsdirektor Robert Haller von der beschwerlichen Reise dieses „Methusalems“.

In den Wirren des Zweiten Weltkrieges nahm die jüdische Familie Simon die heute nachweisbar letzte Flasche des 1540ers mit auf die Flucht nach England. In den 1960er-Jahren bot Henry G. Simon, Nachfahre der geflohenen Wiesbadener Winzerfamilie, den Wein erst dem Staatlichen Hofkeller an, doch niemand hatte Interesse an einem Kauf, obwohl der Wein von dort stammte. Danach wandte sich Simon an das Bürgerspital, wo der damalige Winzer meister und spätere Weingutsleiter Rudolf Frieß davon erfuhr.

In den Verhandlungen mit Simon gelang es ihm, den Weinschatz als Leihgabe zu erhalten. Somit übergab Simon fünf Weine, darunter auch die Flasche des Jahrgangs 1540, dem Weingut Bürgerspital zur Obhut. „Der Wein“, so verfügte damals Simon, „soll zurück in seine Heimat und in Würzburg aufbewahrt bleiben.“

Nachdem Henry G. Simon mittlerweile verstorben ist, müssten seine Witwe und die beiden Töchter den Verbleib der wertvollen Leihgaben im Weingut Bürgerspital genehmigen, doch eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. „Ob wir die Weine auch weiterhin oder auf Dauer bei uns aufbewahren dürfen, ist nicht sicher“, sagt Haller. Im Weingut hat man allerdings schon über eine Lösung nachgedacht, falls die kostbaren Flaschen eines Tages von den Eigentümern selbst verwahrt oder sogar verkauft werden sollten. „Wir denken an eine Kopie, um zumindest die Geschichte dieser Weinraritäten aus der berühmten Lage Stein zu bewahren, die in unserem Keller schon 50 Jahre lagern“, sagt Haller.

Und wie schmeckt dieser legendäre Jahrgang? Vielleicht eine ungehörige Frage, die ich dennoch im Ansatz beantworten

kann. Im Jahr 1961 fand eine Raritätenprobe in London statt, bei der „Weinpapst“ Hugh Johnson eingeladen war und zwei kleine Schlucke aus der damals noch vorhandenen zweiten Flasche des 1540ers probieren konnte. Seine Notiz dazu: „Ehe der Wein durch die Berührung mit der Luft verging, war er noch erstaunlich lebendig. Nichts hat mir bisher so klar vor Augen geführt, dass Wein wahrhaftig ein lebendiger Organismus ist.“ ■

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CHRISTINE HAAS

WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

„SIGNORINA ALLEGRA” ■ VON ARTHUR WIRTZFELD

*HITZE-JAHR 1540

Wenn wir heute von Hitzewellen sprechen, so ist dies nicht vergleichbar mit dem Katastrophenjahr 1540. Die Wetterdaten, jüngst ausgewertet von einem Forscherteam, enthüllen Europas größte Naturkatastrophe.

Nichts hatte das Desaster angedeutet.

Das Klima hatte sich zu Beginn des 16.

Jahrhunderts erholt, milde und regenreiche Jahrzehnte ließen in Europa meist üppige Ernten gedeihen, die Bevölkerung mehrte sich rapide. Medizin, Kunst und Wissenschaft erblühten.

Das Jahr 1539 verabschiedete sich mit stürmischem, mildem Westwind. Es regnete viel im Dezember, die Leute flüchteten in ihre Häuser. Sie ahnten nicht, wie kostbar der Niederschlag in Kürze werden sollte. Im Januar 1540 begann eine Trockenphase, wie sie Mitteleuropa seit Menschengedenken nicht erlebt hatte, berichten die Wissenschaftler, die ein riesiges Archiv an Wetterdaten heben konnten. Mehr als 300 Chroniken aus ganz Europa wurden ausgewertet, die grausame Details einer gigantischen Hitzekatastrophe enthüllen. Elf Monate fiel kaum Niederschlag – die Forscher sprechen von einer „Megadürre“.

Das Jahr brach alle Rekorde: Entgegen bisheriger Einschätzung von Klimaforschern ist nicht der Sommer 2003 oder der Sommer 2015 der heißeste bekannte, denn 1540 habe beide bei Weitem übertroffen. Zu diesem Schluss kommt eine internationale Forschergruppe um Oliver Wetter von der Universität Bern, veröffentlicht im Fachblatt „Climate Change“. ■

U

Weinfeder-Kollegin Christine Haas (© A. Wirtzfeld)

nser Mitglied und liebe Kollegin Christine Haas, alias „Signorina Allegra“, ist nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben. Ihre Reiseberichte, ihre besondere Art, den Wein in Szene zu setzen, und ihr Wissen um Italiens Weine werden wir vermissen. Als gebürtige Rheinländerin aus der Nähe zum Ahrtal kam sie schon früh mit Wein in Berührung. Ihre Leidenschaft zu Italien vertiefte sie zuerst mit dem Erlernen der Sprache, es folgten zahlreiche Reisen dorthin in die verschiedenen Weinregionen.

Für ihre Generation eher untypisch, war Christina Haas offen für die sozialen Medien.

Ihr Blog war für Kollegen und Weininteressierte ein interessantes Nachschlagewerk.

Dort sammelte sie in der Rubrik „Wein-Trinkbar“ ihre Verkostungsnotizen, in der „WeinLeserei“ rezensierte sie Bücher aus dem wein-kulinarischen Bereich, und in der „Wein-Reiserei“ archivierte sie ihre Erlebnisse. Außerdem brachte Christina Haas Wein und Kunst zusammen und unterhielt in ihrem Berliner Domizil am Prenzlauer Berg die „Wein(Kost)Bar“ – einen besonderen und einzigartigen Treffpunkt für Weinliebhaber.

Christine Haas hinterlässt ihren langjährigen Lebenspartner und Ehemann. Uns bleibt die Erinnerung an eine äußerst angenehme, warmherzige und sehr geschätzte Kollegin.■

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WEINBAU

VERRÜCKTES WEINGUT OHNE WEINGUT WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

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■ VON RUDOLF KNOLL VIA YOOPRESS

TERRA REGIS IN SIEBENBÜRGEN

Helmuth Gaber und Vater Heinrich auf den Anhöhen von Bogeschdorf (Băgaciu) (© Terra Regis)

Der Siebenbürger Sachse Klaus Johannis, der 14 Jahre lang Bürgermeister von Hermannstadt (Sibiu) war, wurde 2014 zum rumänischen Ministerpräsidenten gewählt.

Seine Amtsführung wurde kürzlich vom SPIEGEL als dilettantisch kritisiert. Das wollen sich andere

gebürtige Siebenbürger Sachsen, die ihr unternehmerisches Handwerk allerdings in Deutschland gelernt haben und jetzt in ihrer alten Heimat ein Comeback starteten, nicht nachsagen lassen. Aber die Bezeichnung „verrückt“ für ein besonderes Weinprojekt können sie akzeptieren ...

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WEINBAU

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WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

m Herbst 2014 nahm Sascha Wolz, Kellermeister im Staatsweingut in Neustadt an der Weinstraße, erstmals mit Erlaubnis seiner Dienstherren eine ungewöhnliche Fracht in Empfang, nämlich jede Menge handgelesener Trauben, die im Kühltransport in 13-kg-Kisten im rumänischen Siebenbürgen gestartet waren. In der Pfalz wurden Chardonnay, Riesling, Grauburgunder sowie die alte rumänische Aromasorte Königsast gekeltert und ausgebaut – zu durchaus beachtlichen Weinen. Die Strapaze des gut 1.500 Kilometer langen Transportes über Ungarn und Österreich hatten die Beeren so gut überstanden, dass der Vorgang 2015 wiederholt werden konnte. Daran wird sich auch in den nächsten Jahren nichts ändern, meint der Bremer Unternehmer Helmuth Gaber, der in Siebenbürgen 1963 das Licht der Welt erblickt hatte und sich 1974 mit seiner Familie aus der Heimat verabschiedete, damals im Zorn, weil die Siebenbürger Sachsen von den Kommunisten drangsaliert wurden und ihr Grundbesitz enteignet worden war.

Seit einigen Jahren sind Gaber und sein Vater Heinrich (80) wieder dort tätig, wo sie einst sesshaft waren und wo ihre Vorfahren schon jahrhundertelang gelebt hatten und weinbauliche Akzente setzten.

Urkundlich ist der Weinbau seit 1206 in Siebenbürgen nachgewiesen. Deutsche Siedler hatten das Gebiet einst erschlossen. Der ungarische König Géza II. war ihr Schirmherr und sicherte ihnen besondere Rechte zu. Den Siedlern wurden Land und Höfe zugeteilt. Sie konnten Dörfer gründen und handelten bald mit Wein, der hier vom Klima begünstigt wurde. Etwa 350.000 Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen hatten sich schließlich in „terra regis“ (Königsboden) niedergelassen.

Welche Bedeutung der Wein einst hatte, wird deutlich durch das Stadtwappen von Mediasch, heute eine 44.000-EinwohnerKommune in der Nähe von Hermannstadt: Es zeigt eine befruchtete Weinrebe. Der Wein fand sogar Erwähnung in Bram Stokers „Dracula“. Der Held Jonathan Harker, der den Vampir schließlich vernichten konnte, notierte in seinem Tagebuch „Golden Mediasch Wine“.

Die Siebenbürger Sachsen durchlebten in ihrer langen Geschichte nicht nur goldene Zeiten. Kriege, Brandschatzungen, die Pest, später die Reblaus und schließlich der Zweite Weltkrieg machten ihnen zu schaffen. Aber im Kommunismus hatten sie dann überhaupt nichts mehr zu mel-

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Die Ergebnisse sind beeindruckend – selektive Lese von Pinot-Trauben. (© Terra Regis)

den. Heinrich Gaber war ein typisches Beispiel dafür. Er sollte eigentlich studieren, aber weil die Familie als Groß grundbesitzer eingestuft war, wurde ihm diese Ausbildung von oben herab verwehrt. So machte er eine Ausbildung als Maurer, stieg später zum Bauleiter auf und baute dabei sogar an einer WeinZentralkellerei mit. 1969 durfte er nach Deutschland reisen, um seinen nach Kanada ausgewanderten Vater zu treffen.

Der gab ihm den Rat, dem Kommunismus den Rücken zu kehren. 1972 tat er das, die Familie – freigekauft von der Bundesregierung – folgte zwei Jahre später nach.

Gaber wurde durch verwandtschaftliche Beziehungen Betriebshandwerker beim Staatsweingut Kloster Eberbach im Rheingau, wo damals der in Mediasch geborene Dr. Hans Ambrosi Direktor war.

Unter dessen gewissermaßen siebenbürgisch-sächsischer Leitung war Gaber bis zur Rente Staatsdiener.

Sein Sohn Helmuth wollte eigentlich Medizin studieren, wandte sich dann aber der Betriebswirtschaft zu und ist seit etlichen Jahren spezialisiert auf die Sanierung kommerzieller Freizeitbetriebe.

Eine Eissporthalle in Kassel, der Holiday Park in Haßloch und die Oase im Bremer Weserpark standen schon auf seiner Kundenliste. Vor zehn Jahren, als sein Vater 70 geworden war, reisten die beiden mit Bruder Heinrich in die

einstige Heimat. Der Senior meinte auf den nicht mehr bewirtschafteten Anhöhen von Bogeschdorf (Băgaciu): „Ich will das wiederhaben. Das gehört uns.“ Die Söhne wollten ihn zunächst bremsen, aber dann entschloss sich Helmuth zur speziellen Sanierung. So nach und nach sprach sich herum, dass da ein alter Siebenbürger Sachse Land erwerben wollte. Inzwischen gehören den Gabers 200 Hektar alte Weinberglagen und Ackerflächen. 18 Hektar Reben sind mittlerweile gepflanzt.

Vor Ort hat man einen guten Betreuer für die Fläche. Weinfachmann Dr. Karl Müller aus Veitshöchheim (2015 verstorben), geboren in Rumänien, war über einige Jahre hinweg ein wichtiger Berater und stellte schließlich den Kontakt zum Staatsgut in Neustadt an der Weinstraße her. Er empfahl auch die Bezeichnung „Terra Regis“ für das Weingut ohne Weingut. „Vorläufig kommt für uns ein Ausbau in Rumänien noch nicht infrage“, meinte Helmuth Gaber. „Es fehlt zu viel an Infrastruktur, zum Beispiel bei Labors. In Neustadt kann das Potenzial des Lesegutes bestmöglich entfaltet werden. In einigen Jahren wollen wir eine Kellerei in Siebenbürgen bauen und hoffen, dass uns dann Sascha Wolz erhalten bleibt.“ Die Weine werden teilweise in Deutschland per Internet-Shop zu sehr akzeptablen Preisen vermarktet. (www.terraregis.de) ■

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WEINHANDEL

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CHINAS WEINMARKT NACH BORDEAUX WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

■ VON ARTHUR WIRTZFELD VIA YOOPRESS

Das Stigma 'Bordeaux', was im positiven Sinne für Qualität, Können und Tradition steht, ist scheinbar unauslöschlich in den Köpfen der Chinesen eingebrannt.

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is zum Weinjahr 2012 wurden TopWeine aus Bordeaux in China kaum konsumiert – sie waren ein Statussymbol und ein sehr begehrtes Geschenk.

Völlig neu ist die aktuelle Konsumsteigerung, vor allem bei der Mittelschicht. Das bedeutet aber auch, dass die Weine heute ganz anders sind als bis 2012 – und vor allem der Preis ist ein anderer. Die Qualitäten liegen nun im mittleren Bereich, die Preise eher noch darunter. Öffnet dieses veränderte Konsumverhalten den Weinen aus aller Welt Tür und Tor? Betrachten wir die Situation näher: Die Analysten der IWSR (International Wine & Spirits Research) bescheinigen China derzeit Platz fünf der Wein konsumierenden Länder und das zweitgrößte Wachstum, nach dem russischen Markt, bis zum Jahr 2019. Die Zahlen für 2015 sind schwindelerregend hoch: 1,278 Milliarden Liter Wein konsumierten die Chinesen im vergangenen Jahr. Im Jahr 2019 sollen es über 1,322 Milliarden Liter sein. Zusammen mit China bescheinigen die Analysten der Region Asien-Pazifik weltweit das größte Wachstum im Weinkonsum bis zum Jahr 2019. Allein der aktuelle Konsum von ca. 1,704 Milliarden Flaschen (0,75 Liter) wird in dieser Region bis zum Jahr 2019 um weitere 246 Millionen Flaschen zunehmen – vielleicht sogar die Marke von zwei Milliarden Flaschen erreichen oder übertreffen.

Die größten Chancen für exportierende Weinländer bestehen in Asien zurzeit in

Verkostungen sind in China sehr beliebt und werden stark frequentiert. (© Vinexpo)

China und in Japan. Bezogen auf den stetig steigenden Konsum beider Länder, wird mit einem Zuwachs von bis zu 17 Prozent bis zum Jahr 2019 gerechnet, wobei derzeit die importierten Weine in China einen Marktanteil von 20 Prozent erreicht haben. Längst weiß der chinesische Verbraucher die Preise der ausländischen Weine einzuschätzen und er weiß auch viel mehr über diese Weine als je zuvor. Früher mussten die Weine teuer und sehr gut sein, jetzt dreht sich alles um normale Qualitäten und um günstige Preise.

Das Stigma „Bordeaux“, was im positiven Sinn für Qualität, Können und Tradition steht, scheint unauslöschlich in den Köpfen der Chinesen eingebrannt. Allerdings nicht mehr hinsichtlich der qualifizierten Châteaux. Auch aus Bordeaux haben nur noch die Weine mit guter Qualität zu vernünftigen Preisen eine reale Chance. In Bezug auf die mittlerweile gewachsene Vielfalt der importierten Weine werden sich unweigerlich Trends bilden. Die Chancen für die Weine Europas, allen voran aus Italien, sowie der Weine aus den neuen Weinländern (Nord- und Südamerika, Südafrika und vor allem Australien) sind stark gestiegen. Jetzt ist intelligentes, nachhaltiges Marketing gefragt, um aufzuholen.

Weißweine haben immer noch eine markante Hürde in Chinas dominierendem Rotweinmarkt zu nehmen. Ganz anders in Japan, wo der Markt für Weißweine schon 30 Prozent überschritten hat und stetig zunimmt. Rotwein profitiert enorm vom Verständnis der Chinesen: Die Farbe Rot ist ein Symbol für Glück, Weiß ist die Farbe des Todes. In China wird sich der Konsum der Rotweine daher weiter behaupten, nur auf mittelfristige Sicht haben Weißweine eine realistische Chance, hier Marktanteile zu erobern.

Der zunehmende Konsum weißer Schaumweine in China darf dabei nicht täuschen. Es sind die vinophilen Konsumenten in den urbanen Zentren, wo Sekt, Champagner Prosecco und Co. in den Klubs immer mehr Zuspruch erhalten.

Weiter draußen im Land, auch in den Städten zweiten und dritten Ranges, ist dieser Trend noch nicht angekommen, aber er wird kommen. Wenn man den Markt in China über die letzten zehn Jahre aufmerksam betrachtet, so ist festzustellen, dass sich die Trends etwa alle zwei Jahre erneuern. Vielleicht sieht es 2017 schon ganz anders aus. ■

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WEIN OHNE GRENZEN

WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

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■ VON MICHAEL RITTER

ZU BESUCH IM COLLIO UND GORIŠKA BRDA

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Die Region Goriška Brda ähnelt sehr der Toskana. (© dejank1)

Viele Weinfreunde kennen die erstklassigen Weißweine aus dem italienischen Friaul. Doch nur wenige wissen, dass der Weinbau auf beiden Seiten der Grenze zu Slowenien eine lange Tradition hat.

er Name Collio Goriziano wird meist abgekürzt Collio genannt. Die Slowenen nennen die Region Goriška Brda oder einfach Brda. Die Qualität der Weine unterscheidet sich im Gebiet um Görz – Gorizia – Nova Gorica nur wenig und die Region ist deshalb völlig zu Unrecht eine der am meisten unterschätzten, weil unentdeckten Europas. mEDANA UND DIE KIRSCHEN

Uns führte der Weg zuerst über die grüne Grenze ins Dörfchen Medana, von dem man einen weiten Blick über die mit Reben bepflanzten Hügel beiderseits der Grenze hat. Am Straßenrand locken die Kirschbäume mit knallroten Früchten. Lange Zeit waren die Kirschen das Aushängeschild der westlichsten Region Sloweniens und die fleißigen „Kirschenfrauen“ trugen ihr Obst vor der Einführung des Automobils zu Fuß auf die Märkte von Klagenfurt und der steirischen Genusshauptstadt Graz.

Bis in den Juni dreht sich in der Brda vieles um die Kirsche. Beim großen Kirschenfest wird die Kirschenkönigin gekrönt, die Gäste wandern durch die Kirschplantagen und pflücken die reifen Früchte, und die Restaurants verführen mit kirschfruchtigen Desserts, so wie das Gasthof Belica mit seinen hübschen, großen Gästezimmern, ganz oben auf dem Hügel von Medana. Dort erwarteten uns im einmaligen Ambiente eines ortsüblichen Hofguts sowohl erstklassige Weine als auch kulinarische Genüsse.

Die Küche bringt traditionelle heimische Gerichte und hausgemachte Fleischprodukte wie Prosciutto, Salami und Pancetta auf den Tisch, denen man nur schwer widerstehen kann. Abgerundet wird die Mahlzeit meist mit einem der Schnäpse aus eigenen Kräutermischungen, die man neben hausgemachten Marmeladen, Olivenöl und gutem Wein als Souvenir mitnehmen kann. Schon seit Ende des 19.

Jahrhunderts heißt man dort Gäste willkommen. Der Name des Gasthofs war der

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Den Slowenen Aleš Kristančič zählt die Weinszene zu den besten Winzern Sloweniens. In Italien und Amerika mag man seinen Wein, weil er exzellent und aus dem Osten ist. (© Movia)

Spitzname des Gründers und erinnert an die weißen Haare seiner Mutter. Die exponierte Lage verschafft den zahlreichen Essensgästen, die vor allem aus Kärnten und Italien kommen, nicht nur eine herrliche Aussicht, sondern auch die allgegenwärtige Brise, die sich – wie im nahen San Daniele – positiv auf die Reifung von Schinken und Speck auswirkt.

ALTE WEINTRADITION UND TYPISCHE GERICHTE

Die Weintradition ging auch in den Jahrzehnten der kommunistischen Herrschaft nicht unter. Zu gern frönte man hier dem weinbeseelten Hedonismus, und auch Titos Mannen waren guten Tropfen nicht abgeneigt. Einige Winzer der Region, wie Aleksij Erzetić im slowenischen Teil und der Winzerstar Josko Gravner im italienischen Oslavia bei Görz, haben sich aus Georgien riesige Amphoren liefern lassen, diese eingegraben und mit beeindruckenden Weinkellern überbaut. In Georgien wurde diese Technik der Weinerzeugung – wie vermutlich der Weinbau selbst – einst erfunden.

Die aromastarken Weißweine mit markanter Mineralität passen vorzüglich zu selbst gemachter Salami, Schinken und Käse.

Die Hausmannskost ist typisch für die Region und es gibt kaum jemanden, der für den Hausgebrauch nicht köstliche Schweinereien, Weine, Schnaps oder eingelegtes Obst und Gemüse produziert. Oft herrscht hier auch noch die Tauschwirtschaft mit den Nachbarn.

In der Brda wechselten in den letzten vier Generationen viele Herrscher, und so mancher Winzer erinnert gern an seine Großeltern, die erst in der HabsburgerMonarchie lebten, dann im Königreich Jugoslawien, in Italien, in der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien, der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien und letztlich in Slowenien – ohne ihr Heimatdorf jemals verlassen zu haben.

EIN GUTER üBERBLICK – VINOTEKA BRDA IN DOBROVO

Manche Winzer haben ihren Betrieb zu bestimmten Zeiten wie zum Kirschenfest oder an den Tagen der offenen Weinkeller geöffnet. Wer sonst einen Besuch plant, sollte vorher anrufen, um nicht vor verschlossenen Türen zu stehen. Einen erstklassigen und fachkundigen Überblick verschafft auch die Vinothek im Keller des Renaissanceschlosses von Dobrovo, mit rund 200 Weinen von 40 Weingütern. Probieren sollte man auch den

Sekt Peneča Rebula aus der autochthonen Weißweinrebe, die man in Italien als Ribolla Gialla kennt.

BESUCH BEI ALEš KRISTANčIč

Geradezu berstend vor Energie ist der kahl geschorene Aleš Kristančič – dem man seine Vergangenheit als Boxer ansieht. Er ist die achte Generation der Winzerfamilie und ein Pionier der Naturweinbewegung. Das Weingut Movia liegt im Flecken Ceglio, nur einen Katzensprung hinter der Grenze. „Die Hauptstraße da unten ist schon in Italien“, erklärt er, als er uns von der Terrasse seine 22 Hektar leicht gemischt besetzten Weinberge rund ums Anwesen zeigt, die sich zur Hälfte auf italienischem Boden befinden. Zu jugoslawischen Zeiten musste er immer über den weiter entfernten Grenzübergang fahren, um dorthin zu gelangen. Heute ist es für den Winzer leichter, was sich besonders bei der Weinlese bemerkbar macht. Die Trauben sollen nämlich so schnell wie möglich im Keller sein, maximal nach zwei Stunden.

Aleš Kristančič gehört wie sein Nachbar Marjan Simčič zu den Stars des slowenischen Weinbaus. Beim umtriebigen Aleš passt alles zusammen: die markante Persönlichkeit des

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WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

OmICA-SCHäNKEN UND DIE STERNERESTAURANTS

Winzers, die zauberhaften Weinberge und die lang auf der Hefe lagernden Weine – so wie der weiße Gredič aus der Sorte Sauvignonasse (früher: Furlanski Tokaj/Tocai Friulano), zu dem er Stückchen aus dem großen Parmesanlaib anbietet.

Gern erzählt Aleš auch Geschichten, zum Beispiel von der Begegnung mit dem schwedischen König auf seinem Weingut vor einigen Jahren. Das slowenische Protokoll hatte im Rahmen des Staatsbesuchs einen kurzen Aufenthalt und ein Essen für den König und seine Entourage geplant. Beim Rundgang durch den Weinkeller kamen die beiden Männer ins Gespräch, Aleš spürte die Faszination des Königs für den Wein und schnell waren sie beim vertrauten Du. Als der Winzer beim Essen einen Toast ausbringen sollte, wählte er mit einem Augenzwinkern allerdings die offizielle Anrede für den volksnahen Monarchen.

DIE WEINE VON mOVIA

Ein Highlight ist der Sekt Puro, eine Cuvée aus Chardonnay, Ribolla Gialla und Pinot Noir, abgefüllt in Magnumflaschen. Da er nicht degorgiert wird, bleibt die Hefe in der Flasche – was das Öffnen nicht gerade erleichtert, doch das stört Aleš nicht. Vor dem Öffnen sollte die Flasche einige Tage im Kühlschrank auf dem Kopf stehen. Das mag die meisten Weinfreunde überfordern, doch es stört Aleš ebenfalls wenig. Er stellt einen großen, mit Wasser gefüllten Plexiglaskühler bereit, in dem seine Frau Alessandra den Korken mit dem Hefepfropf mit einer Art Brechstange entfernt. Schwierig für ein Glas Sekt im Familienkreis, ideal für eine Showeinlage und somit genau richtig für Aleš. Der saubere, trockene Sekt moussiert mit feinen Bläschen, ist sehr elegant und mineralisch.

Der dynamisch-kraftvolle Veliko Belo 2008 ist eine Cuvée aus 70 % Ribolla Gialla, Sauvignon Blanc und Grauburgunder. Die Trauben werden spät von Hand gelesen. Die erste Fermentation erfolgt im großen Fass mit natürlichen Hefen von zuvor geernteten Trauben derselben Rebsorten. Danach liegt der Wein für 42 Monate ohne Abstich im kleinen französischen Holzfass auf der Feinhefe, bevor er unfiltriert, ohne Schwefel oder andere Haltbarmacher abgefüllt wird. Der blassgelbe Wein duftet nach Honig und kandierten Kumquats, Akazienblüten, Zitrus- und Kräuternoten. Erst mit Luft und Zeit entwickelt er seine reichen Aromen und den langen Abgang, weshalb man ihn besser dekantieren sollte. Als Speisenbegleiter passt er vorzüglich zu edlen Fischgerichten. Durch die spezielle Art des Weinausbaus ist nicht nur jeder Jahrgang anders, sondern fast jedes Fass hat seine eigene Note. Während der

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Die Wurzeln des Weinguts gehen zurück auf das 17. Jahrhundert. In die Hände der Familie Kristančič kam es durch eine Hochzeit im Jahr 1820. (© Movia)

Reifezeit wird der Wein mehr oder weniger sich selbst überlassen, und – zum Beispiel beim Lunar – dem Mond.

Der rote Veliko Rdeče 2006, was so viel wie „der große Rote“ bedeutet, ist eine Neuschöpfung des Winzers, gekeltert aus den Sorten Pinot Noir, Cabernet Sauvignon und Merlot. Die Trauben werden so spät wie irgend möglich gelesen, zusammen mazeriert und fermentiert, danach sechs Jahre in französischen Barriques gelagert.

70 % Merlot bilden das starke Rückgrat, Cabernet Sauvignon verleiht die Frucht, der Spätburgunder den speziellen samtigen Geschmack, mit Kirschen und roten Beeren samt einer würzigen Pfeffernote. Auch dieser Wein sollte dekantiert werden, damit er sein Potenzial voll ausspielen kann. Mit rund 50 € ist er doppelt so teuer wie der Veliko Belo und der Puro, hat allerdings ein erstklassiges Alterungsvermögen. Auch internationale Sternerestaurants – wie Heston Blumenthal mit seiner „The Fat Duck“ – haben ihn auf der Karte.

Das Weingut ist ein Teil von Sloweniens Weingeschichte. Schon 1820 besaß die Familie Weinberge und war in den Jahren des jugoslawischen Sozialismus der einzige Privatbetrieb. Ein Privileg, das sich Aleš‘ Großvater Anton als Kommandant durch seinen Kampf an der Seite Titos gegen die Faschisten ertrotzt hatte. Kaufen konnte man den Wein dennoch nicht, denn der einzige Abnehmer war der Staat. 1988 wechselte man den Namen des Weinguts vom Familiennamen auf den Namen der Gründerfamilie Movia.

Beeindruckend ist auch die Gastfreundschaft, der man sonst überall in der Region begegnet. Beim Genuss typisch slowenischer Gerichte wird einem schnell klar, wie es zu der Redensart „Liebe geht durch den Magen“ gekommen sein könnte. Die Gaumenfreuden slowenischer Küche mit alten Familienrezepten kann man vielerorts in den Omica-Buschenschänken im karstigen Gebiet genießen, immer begleitet von hervorragenden heimischen Weinen. Man merkt, dass das Mittelmeer mit seinem Fischreichtum und Meeresfrüchten vor der Tür liegt und auch die pannonische Tiefebene, die Alpen und der Balkan nicht weit sind – sie alle prägten über die Jahrhunderte die slowenische Küche.

Michelin-Sterne findet man im slowenischen Teil des Collio (noch) nicht, anders als im Friaul, wo mit Joško Sirks „La Subida“ bei Cormons, dem „Aquila d’Oro“ im Castello di Trussio in Dolegna und etwas weiter mit dem „L’Argine a Vencò“ gleich mehrere Sternelokale die genussfreudigen Weinreisenden bewirten. Mit der slowenischen Weinbautradition kann sich der Besucher auf den malerischen Weinstraßen vertraut machen, in Ruhe alle Weinbaugebiete erkunden und mancherorts an Ver kostungen teilnehmen.

Einen Besuch lohnen auch die zahlreichen Kaffeehäuser, die in den letzten Jahren einen neuen Aufschwung erlebten.

EIN BLICK IN DIE VERGANGENHEIT

Im Ersten Weltkrieg erstreckte sich hier eine von beiden Seiten mit äußerster Härte verteidigte Frontlinie, an die oberhalb von Görz am Monte Sabotino ein Friedenspark mit alten, in den Fels gesprengten, begehbaren Stellungen erinnert. Unten im hart umkämpften Tal fließt – einmalig schön – die Soča oder der Isonzo, wie die Italiener den Fluss nennen.

Ein kleines Museum erinnert an die Gräuel der dort zwischen 1915 und 1917 stattgefundenen zwölf Schlachten, die mehr als einer halbe Million Soldaten das Leben und Millionen die Gesundheit gekostet haben.

Die Region des Collio ist klein, doch es gibt auf den 72 Quadratkilometern viel zu sehen und zu erleben. Von der malerischen Landschaft, aus der die mit zahlreichen weißen Kirchtürmen gekrönten Hügel herausragen, über die gastfreundlichen Orte der Region bis hin zur Vielfalt der slowenischen Weine. Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle. ■

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„GREAT WINE CAPITALS“

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■ VON MARCEL FRIEDERICH

ZU BESUCH IM NAPA VALLEY

(© Marcel Friederich)

Was für ein eindrucksvolles Bauwerk! Die Golden Gate Bridge, eine fast drei Kilometer lange Hängebrücke in roter Farbe. Das prachtvolle Eingangstor zur kalifornischen Metropole San Francisco. Und neben der Freiheitsstatue in New York ist es das berühmteste Wahrzeichen der USA.

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on der Golden Gate Bridge ist es nur ein Katzensprung dorthin, wo die vielleicht besten Weine Nordamerikas wachsen. Mit dem Auto benötigt man nur eine gute Stunde in Richtung Nordosten, ehe man Napa Valley erreicht.

90 Prozent aller amerikanischen Weine werden zwar in Kalifornien produziert, davon aber hier nur vier Prozent. Trotzdem ist es ein besonderes Weinanbaugebiet, das seine Selbstvermarktung sehr gut versteht. „Von der Menge her produzieren wir gar nicht mal so viel“, gesteht Bob Silva ein. „Aber wir schaffen es hier in der Region immer wieder, uns gut in Szene zu setzen.“ Silva ist Chef der Gästebetreuung bei Charles Krug, einem der Traditionsweingüter in Napa Valley. In Szene setzen, oh ja, das beherrschen sie hier.

Das wird sofort deutlich, wenn man den Eingangsbereich des Weinguts betritt, der gleichzeitig als Probierraum dient. Leicht gedimmtes Licht erzeugt sofort eine

Wohlfühl-Atmosphäre. Alle Wände sind mit Holz aus alten Holzfässern geschmückt und ein Ende des Raumes mit etwa 200 in Fächern liegenden Weinflaschen dekoriert, jede mit der Aufschrift 1861, dem Gründungsjahr des Weinguts.

So lässt es sich in sehr stilvollem Ambiente mit Genuss probieren. „Cab is king“, sprich: Cabernet Sauvignon ist unser König, sagt Bob Silva schmunzelnd, als er einen 2013er Cabernet ins Glas schenkt. Ganz klar: In Kalifornien herrscht das ganze Jahr warmes Wetter, prädestiniert also für sehr gute Rotweine. Beliebteste Weißweinsorten der Region sind Sauvignon Blanc und Chardonnay, doch der Schwerpunkt liegt klar bei den Roten. „Die ursprüngliche Rotwein-Sorte Kaliforniens ist der Zinfandel.

Der wurde hier Mitte bis Ende des 19.

Jahrhunderts groß“, erklärt Bob Silva. „Inzwischen wurde er vom Cabernet abgelöst. Der lässt sich auch besser vermarkten.“

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Die Vermarktung zeichnet Napa Valley besonders aus. An jeder Ecke sind wunderschöne Weingüter wie Charles Krug zu finden, die zu einem Besuch einladen. Hinzu kommen zahlreiche weitere Angebote, so etwa der „Wine Train“: ein urgemütlicher Zug älteren Baujahrs, der das Weinbaugebiet durchquert und in dem es Köstlichkeiten der Region zu probieren gibt. Oder Trips mit dem Heißluftballon, in dem bei herrlichem Rundumblick Champagner serviert wird.

Ebenso beliebt sind Rundfahrten mit LuxusLimousine und Chauffeur, der den ganzen Tag lang gemietet werden kann und die Weingüter ansteuert. Abgesehen von vielen Festivals oder Konzerten, die mit dem Thema Wein verknüpft sind. „All diese Aktivitäten locken zahlreiche Weinfreunde und Touristen an. Denn hier in unserer Region kann man eine wunderschöne, unbeschwerte Zeit verbringen“, schwärmt Linda Motty, die bei „Visit Napa Valley“ arbeitet, der Gästeauskunft der Region. Nicht umsonst werde Napa Valley auch als „Adult’s Disney World“ bezeichnet, also als Disney World für Erwachsene.

Innerhalb von 60 Autominuten liegen etwa 500 Weingüter in direkter Nähe beieinander, inklusiver kleiner Ortschaften wie Yountville, St. Helena oder Napa. Weinbau und Tourismus sind die einzigen Wirt-

schaftszweige der Region. Obwohl sie von Hügeln und Bergen umgeben ist, wachsen die Reben kaum an den Hängen, sondern meist nur im Flachen. Die Böden sind zum Teil so locker und die Erdrutschgefahr so groß, dass häufig kein Hanganbau mehr erlaubt ist. Die Ursache ist das warme Wetter während des kompletten Jahres (im Schnitt 15 bis 25 Grad), wodurch es weniger Vegetation und weniger Wurzelwerk gibt.

Linda Motty empfiehlt einen Abstecher zur V. Sattui Winery: „Dort gibt es die beste Käsetheke der Region. Ich war zuletzt mit meiner Tochter dort, wir haben Käse und eine Flasche Wein gekauft und uns mitten in die Weinberge gesetzt.“ In der Tat ist das Sortiment an Käse wie auch an Wurst eindrucksvoll. Dahinter befindet sich die Weinprobiertheke, direkt daneben wird passendes Merchandising wie SattuiPoloshirts oder Baby-Lätzchen zum Verkauf angeboten. Im ersten Moment wirkt das schon alles etwas kommerziell, doch das Konzept geht auf. Der Laden ist proppenvoll, das Geschäft brummt.

Wer nach ruhigerem, gehobenem Genuss sucht, dem empfiehlt sich ein Besuch bei Schramsberg. Das Weingut bezeichnet sich selbst als „Amerikas Haus des Schaumweins“.

So hängen im Empfangsbereich Fotos der US-

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Präsidenten Kennedy, Bush oder Obama.

Kein Wunder: „Wir liefern seit 1972 regelmäßig Schaumweine ans Weiße Haus, die bei Banketts ausgeschenkt werden“, erzählt Schramsberg-Mitarbeiterin Kari Zepeda, während sie eine Gästegruppe durch den historischen Weinkeller führt, der noch heute genutzt wird. Gegründet wurde die Winery von Jacob Schram, der aus dem rheinhessischen Pfeddersheim stammte. 1826 war er aus Deutschland ausgewandert und arbeitete zunächst als Friseur in New York. 1852 segelte er von der Ostküste an die Westküste.

Zunächst setzte er seinen Beruf in San Francisco fort, ehe er 1862 sein eigenes Weingut gründete, somit zu den Pionieren in Napa Valley gehörte. Fast alle Gründerväter des Weinbaus in Napa Valley stammen aus Deutschland.

Napa Valley gehört den acht „Great Wine Capitals“ an und besitzt in der Weinwelt einen ausgezeichneten Ruf. Und das auch zu Recht. Die Region und ihre Weingüter verstehen es nicht nur, Topweine zu produzieren, sondern auch, diese bestmöglich zu vermarkten und dadurch Touristen anzulocken. Im Internet und in den sozialen Medien präsentiert sich Napa Valley ebenso attraktiv und fortschrittlich. Deshalb ist ganz klar: Der Raum San Francisco bietet viel mehr als die Golden Gate Bridge. ■

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FESTIVAL FÜR EIN MAUERBLÜMCHEN PORTUGIESER DU MONDE WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

Die Stadt Pécs (Fünfkirchen) liegt in Ungarns Süden und ist für einen deutschsprachigen Studiengang Human- und Zahnmedizin bekannt.

■ VON WOLFGANG JUNGLAS

Die „Kulturhauptstadt Europas 2010“ punktet aber auch mit Weinkultur: Im April 2016 fand zum vierten Mal die Weinmesse „Portugieser du Monde“ mit einem der Sorte gewidmeten Weinwettbewerb statt.

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er Weinjournalist und ehemalige ungarische Botschafter József Kosárka hatte eine internationale Jury zusammengestellt, die aus 96 eingereichten Weinen aus neun Ländern in vier Kategorien (Junge Portugieser, Jahrgang 2014 und älter, Blends mit mindestens 25 % Portugieser, Rosé- und Schaumweine mit mindestens 85 % Portugieser) die besten des aktuellen und der zurückliegenden Jahrgänge auswählte. „Quality is much better this year – in the beginning of the competition it was not so good“, meinte Jurymitglied Pier Paolo Lorieri, der schon seit dem ersten Wettbewerb in der Jury verkostet.

Verkostung im im Zsolnay Kulturzentrum, Ungarn. (© Míra Halek)

Portugieser zählt für viele nicht unbedingt zu den Top-Qualitätsrebsorten – in Deutschland reduziert sich die Anbaufläche kontinuierlich, größere Bestände gibt es vor allem in Rheinhessen und der Pfalz. Im Schatten der „großen“, ausdrucksstarken Rotweinsorten Pinot Noir, Cabernet Sauvignon, Merlot, Sangiovese und Shiraz hat es der Portugieser schwer. Zu Unrecht – so mein persönliches Fazit des Wettbewerbs. Neben einfachen, unreifen Proben gab es vor allem aus den Jahren 2013 reife, charaktervolle Weine mit großem Potenzial. Die Rebsorte spielt bei den älteren Weinen auch den Vorzug größerer Bekömmlichkeit aus.

Am Vorabend des Wettbewerbs stellte uns József Kosárka eine Auswahl älterer Portugieser-Weine aus Ungarn der Jahrgänge 1997, 2001 und 2002 vor: Wir waren verblüfft von der hohen Qualität der Rebsorte auch bei gereiften Weinen.Das aufstrebende Weinbaugebiet um das Weinstädtchen Villány will sich mit Portugieser und auch mit der Rebsorte

Cabernet Franc (allerdings mit zum Teil sehr holzlastigen Weinen) international profilieren. Grundsätzlich kein schlechter Weg: Um als Weinland in der globalen Welt akzeptiert zu werden, muss man sich etwas einfallen lassen.

Deutsche und österreichische Weine sind für viele ungarische Produzenten der Qualitätsmaßstab. Auch das gibt es: Das deutsche Weingut Wassmann aus Pécsdevecser zeigte in Pécs einen interessanten Bio-Portugieser – auch wenn BioWeine in Ungarn noch nicht so verbreitet sind. Von zehn beim Wettbewerb eingereichten Portugiesern aus Deutschland erhielten immerhin acht eine Goldmedaille. In der Kategorie „2014 und älter“ gewann der 2012er Portugieser Réserve trocken vom rheinhessischen Weingut Göhring in Flörsheim-Dalsheim.

Mein Eindruck nach einem intensiven Portugieser-Wochenende: Ich sollte der unscheinbaren Rebsorte wieder mehr Aufmerksamkeit schenken! ■

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BADISCHE WEINMESSE WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

■ VON HORST KRÖBER

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ie Messe kann auf eine 126-jährige Tradition zurückblicken, hervorgegangen ist sie aus dem Offenburger Weinmarkt von 1872. Seit dieser Zeit prägte ein Auf und Ab den Verlauf der Veranstaltung. Boten am Anfang nur die Winzer und Genossenschaften ihre Weine in einer Halle an, kamen im Lauf der Jahre die Kleinbrenner hinzu. Die Standflächen wurden größer, das Angebot wurde erweitert. Heute stehen zwei Hallen zur Verfügung und das Programm ist umfassender denn je und hat für jeden Geschmack etwas parat. Seit einigen Jahren lädt man auch eine Gastregion zur Badischen Weinmesse ein. Waren es in den Jahren zuvor das Elsass oder die Region Champagne-Ardennes, so konnten sich die Besucher in diesem Jahr auf Gastwinzer aus dem portugiesischen Dourotal freuen.

(© Badische Weinmesse)

Einer der an Höhepunkten reichen Weinevents in Baden ist ohne Zweifel die Badische Weinmesse, die alljährlich in Offenburg stattfindet. Auch am 7. und 8. Mai 2016 war das Angebot mit über 1.000 Weinen, Sekten, Edelbränden und einem interessanten Rahmenprogramm äußerst abwechslungsreich. Nur selten, wenn überhaupt, hat man die Möglichkeit, wie hier eine große Auswahl badischer Weine zu probieren. Viele Besucher nahmen die Gelegenheit wahr, schon am ersten Tag war der Andrang groß und die Hallen füllten sich schnell.

Das Anbaugebiet, das zum Weltkulturerbe zählt, ist bekannt durch seine Portweine.

Aber auch Rot- und Weißweine aus teils autochthonen Rebsorten luden die neugierigen Gäste zu mehr als nur einem Schlückchen ein. 14 Weinbaubetriebe aus dem Dourotal warben mit ihren Produkten um die Gunst der Verbraucher. Auch die Kulinarik aus der Gastregion hatte ihren festen Platz. Gab es im Vorfeld auch manche Kritik („man holt sich die Konkurrenz mit ins Boot“), so hat sich die Entscheidung mittlerweile als überaus positiv herausgestellt. Wie bei vielen anderen Gelegenheiten auch ist es wichtig, nicht immer im eigenen Saft zu schmoren, sondern auch über den Tellerrand hinauszuschauen.

Der Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbandes Peter Wohlfarth meinte dazu: „Wir sind immer auf der Suche nach konträren Stilistiken. Auch das Gastland zeichnet sich wie die Regionen Badens durch Steillagen aus. Bei den WeinMenüs und in den Wein-Seminaren werden ebenfalls Weine aus der Gastregion durch die portugiesischen Winzer vorgestellt. Das sorgt für zusätzliche Abwechs-

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WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

lung.“ Wohlfahrt lobte besonders das Engagement der Messe und das damit verbundene Bekenntnis zur Weinwirtschaft.

Im Mittelpunkt des Rahmenprogramms standen neben den besonderen Menüs die Seminare, die sensorisch und kulinarisch außergewöhnlich und wie immer ausgebucht waren. Bei der amtierenden badischen Weinkönigin stand das Seminar unter dem Motto „süß und fruchtig“, und Isabella Vetter zeigte ideenreich und kreativ, was zu süßen und fruchtigen Begleitern besonders mundet. Peter Wohlfarth nahm die Gäste mit auf eine Reise durch Baden und seine Terroirs. Zwischen Tauberfranken und Bodensee weist Baden vielfältige klimatische und geologische Unterschiede auf.

Wie diese sich im Glas wiederfinden, sollten die Besucher herausfinden. „Grenzenlos“ war ein weiteres Thema. Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Weinen der Gastregion und den badischen Weinen war die Aufgabe, wobei der Spannungsbogen von den Rebsorten über Terroir bis hin zum An- und Ausbau reichte. „Schwarzwald total!“ hieß es beim Seminar mit Natalie Lumpp. Die Sommelière präsentierte Genuss aus der Heimat. Traditionelle Schwarzwälder Häppchen wurden neu interpretiert und mit Badens sonnenverwöhnten Weinen gekrönt.

Nicht nur teurer, sondern auch deutlich exquisiter und nobler waren die beiden

„Menus Oenologiques“, angeboten vom Gourmetrestaurant Wilder Ritter im Hotel Ritter Durbach und dem Sonnenhof in Lautenbach. Fünf auserwählte Gänge und dazu 15 auserlesene Weine aus dem Weinland Baden machten die Menüs zu einem Höhepunkt der Badischen Weinmesse.

Wie schon in den Jahren zuvor konnten die Besucher „ihren“ Wein auswählen. In diesem Jahr standen halbtrockene MüllerThurgau-Weine in einer Blindverkostung zur Auswahl. Den ersten Platz erreichte der BADEN Müller-Thurgau Qualitätswein 2015 vom Weingut Siegbert Bimmerle. Den zweiten Platz belegte der Müller-Thurgau Kabinett 2015 vom Winzerkeller Auggener Schäf, gefolgt vom IL TEDESCO MüllerThurgau Frühlings- und Sommerwein Kabinett 2015 der Winzergenossenschaft Rammersweier.

Ergänzt wurde das Angebot auf der Messe durch regionale und internationale Feinkost, von Meerrettichspezialitäten über Pilze und Trüffel bis hin zu Allgäuer Käsespezialitäten und Spirituosen. Man sah eigentlich nur zufriedene Gesichter, Menschen, die sich angeregt unterhielten, fachsimpelten oder mit Genuss die verschiedenen Weine und Speisen kosteten. Wohl dem, der einen Chauffeur dabei hatte oder mit der Bahn angereist war. Für Letztere gab es einen kostenlosen Shuttlebus, der in regelmäßigen Abständen die Besucher transportierte.

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Bei all den positiven Gesichtspunkten möchte ich ein kleines Wermutströpfchen in den ansonsten mit gutem Wein gefüllten Pokal gießen. Ich bemerke nicht erst in diesem Jahr, dass die meisten der ganz großen Namen der badischen Weinszene durch Abwesenheit glänzen – vor allem die meisten VDP-Güter, von denen nur wenige vertreten waren. Aber auch aus den nördlichen Bereichen und der Region Bodensee waren keine Repräsentanten anwesend. Über die Gründe dafür kann man nur spekulieren, doch ich werte es als unsolidarisches Verhalten den Kollegen gegenüber – mit einem Anflug von Arroganz. Oder scheut man etwa, sich der Konkurrenz zu stellen?

Viele junge Winzer stehen in den Startlöchern und zahlreiche Proben haben mir gezeigt: Da ist eine ganze Menge Potenzial!

Geradlinige, schnörkellose Weißweine, von hoher Transparenz, feiner Mineralität und filigran herausgearbeiteten Fruchtnuancen, dazu Rotweine, weg von ihrer früheren Alkohollastigkeit hin zu klarer Stilistik – beides hat mich vor allem bei den jüngeren Anbietern begeistert. Gute Ausbildung, Ehrgeiz und Leidenschaft für den Beruf lassen hoffen, dass sich die Besucher auch in den nächsten Jahren auf ein tolles Angebot freuen können.

PS: Die nächste Badische Weinmesse findet am 6. und 7. Mai 2017 wie gewohnt wieder in Offenburg statt. ■

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IM RÜCKBLICK: ERHEBENDER NIEDERFALL WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

■ VON MARTIN SACHSE-WEINERT

In einer Ära, in der permanente Leistung und kontinuierliche Aktivität üblicherweise höchste Priorität genießen, muss es als Besonderheit gelten, wenn eine Zeit gewürdigt wird, in der schwer schaffende Menschen ihre Werkzeuge niederfallen lassen, um sich – zumindest für kurze Zeit – verdienter Erholung hinzugeben.

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n einer Ära, in der permanente Leistung und kontinuierliche Aktivität üblicherweise höchste Priorität genießen, muss es als Besonderheit gelten, wenn eine Zeit gewürdigt wird, in der schwer schaffende Menschen ihre Werkzeuge niederfallen lassen, um sich – zumindest für kurze Zeit – verdienter Erholung hinzugeben. Immer am Ende des Jahres ist dies der Fall, 2015 war es der 19. November, an dem die Vertreter der fränkischen Prädikatsweingüter den Abschluss der Weinlese an einem besonderen Ort feierten: Unter der Erde, in festlich dekorierten Räumlichkeiten des weitverzweigten Gipsstollensystems der Firma Knauf in Hüttenheim, trafen Winzer, Journalisten und Weinbegeisterte zusammen, um wieder einmal einen Rückblick auf das Ver gangene zu werfen und dabei auch die Gegenwart zu genießen sowie Mutmaßungen über die Zukunft anzustellen: über klimatische Veränderungen, Entwick-

Karl Martin Schmitt (Weingut Schmitts Kinder Randersacker) zeigt die Einladung zum 1. Niederfall aus dem Jahr2009 – wenngleich im Anschluss an eine Pressereise der eigentlich erste Niederfall auf 2008 datiert werden kann. (© A. Wirtzfeld)

lungen in Weinberg und Keller sowie Reformen von EU-Richtlinien. Doch trotz dieser ernsten Themen, dies sei betont, lag das Schwergewicht auf Genuss und Vergnügen.

Zunächst stand ein Vortrag von Romana Echensperger auf dem Programm, der frisch gekürten Master of Wine. Sie lobte nachdrücklich den fränkischen Silvaner, der heute wieder höchsten Ansprüchen gerecht werde. Dabei stellte sie vielfältige Verbindungsmöglichkeiten zwischen ambitionierter Küche und sorgfältig ausgebautem Wein her, als sie von der berechtigten Existenz des Silvaners auf den Weinkarten von besten Restaurants sprach. So bezeichnete sie ihn überzeugend als „Bannerträger des fränkischen Weinbaus“. Kundig und humorvoll betonte sie den „hedonistischen“ Aspekt ihres Vortrags, der zwangsläufig zum Silvaner führe, da dieser besonders geeignet sei, Glücksgefühle zu erzeugen. Als langjährige Sommelière, die sich auch perfekt in den Tiegeln und Töpfen von Starköchen auskennt, war sie sicherlich die geeignete Person, über die Synästhesie von Wein und Gericht, die ideale Kombination von Silvaner mit gehobener Gastronomie zu sprechen. Dabei ging sie auch auf die

Perfektion ein, mit der heutzutage die Erzeugnisse verarbeitet würden – und damit wiederum wunderbar zu einem guten Silvaner passten. Mit Interesse hörten die etwa 120 Festgäste auch, welche Begründung sie dafür gab, weshalb gerade Spitzensilvaner ihren „festen Platz in der modernen Gastronomie“ hätten: „Fränkischer Silvaner gehört zu den wenigen Weinen, die viel Struktur und Charakter haben – aber kein Gewicht.“ Und sie fügte hinzu: „Silvaner ist perfekt für die moderne Küche. Er ist einzigartig und autochthon, also der echte Terroirwein.“ Im Anschluss an diesen Vortrag gestaltete Hansi Ruck, Junior-Chef vom VDP-Weingut Johannes Ruck, einen kurzen Rückblick auf die zurückliegende Saison. So habe der Frühling unspektakulär begonnen. Überhaupt sei das Jahr verlaufen wie üblich – bis zum Sommer: „Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen haben wir noch keinen Sommer erlebt wie den vergangenen.“ Für die Winzer sei vor allem das monatelange Ausbleiben ergiebigen Regens zur großen Herausforderung geworden, man habe alle Register ziehen müssen, um das wenige Wasser im Boden zu halten und vor allem den alten Reben nutzbar zu machen. Die

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WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

Mühen und Sorgen fasste er in zwei Sätzen eindrucksvoll zusammen: „Mulchen, grubbern, fräsen, jäten, entblättern – aber nicht zu sehr –, Trauben ausschneiden usw. hießen die vielen Arbeitsgänge, die uns das Jahr zusätzlich abverlangte. Und ich sage Ihnen, bei 40 Grad im nicht vorhandenen Schatten werden die Rebzeilen verdammt lang!!!“ (Die drei Ausrufezeichen stehen im Redemanuskript!)

Hansi Ruck berichtete schließlich von den Sorgen des Spätsommers, als die wenigen Trauben ihre Reife vollendeten und die Gefahr bestand, dass der einsetzende Regen das Rebgut würde platzen lassen.

Wie froh war man da als Weingutsbesitzer, dass kühle Nächte und warme Tage die sortentypische Aromenentwicklung ermöglichten und für die Gesundheit der Trauben sorgten: „So konnten makellose, vollreife Trauben vom Stock geerntet werden.“ Folgende Ergebnisse des Jahrgangs 2015 nannte er unter anderem: Bei den frühen Sorten Müller-Thurgau und Bacchus liegen die Alkoholgehalte im moderaten Bereich, sodass leichte und fruchtige Zechweine zu erwarten sind. Rotweine zeigen eine außergewöhnliche Stoffigkeit und Farbintensität:

„Mit manchem Roten“, so Ruck, könne „man signieren“. Einige wagemutige Betriebe konnten auch Auslesen und Beerenauslesen ernten, hier hoffe man auf exzellente edelsüße Spezialitäten des Jahrhundertsommers.

Es ist nicht verwunderlich, dass die Festgäste nach all diesen Ankündigungen und Lobreden zu den Tischen drängten, auf denen sich die besten fränkischen Weine zu den gereichten Delikatessen gesellten, bereitet vom Küchenteam des Romantikhotels Zehntkeller in Iphofen. Die Gäste delektierten sich an einer Breitenbachtaler Lachsforelle aus der Gewürzbeize mit mariniertem Rosenkohl, Kokos und WasabiKnusper-Cannelloni, deren Genuss – als Vorspeise – leider beinahe kürzer war als ihr Name. Im Anschluss wurde ein delikater Kammbraten vom Eichelschwein im eigenen Saft gereicht, begleitet von Rahmwirsing und Kartoffelklößen. Das Dessert bildete eine finessenreiche Variation von Riesling, Schokolade, Zwergorange und Birne – all dies harmonisch unterstützt von 28 wunderbaren Weinen, deren Zusammenstellung dem jeweiligen Gusto und der individuellen Laune überlassen war. ■

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So bleibt nur noch, den Damen der Familie Wirsching für die perfekte Organisation der Veranstaltung zu danken: Da will man gern das (Schreib-)Werkzeug aufgreifen und sich zum Berichterstatter erheben – nach solch einem Niederfall!

Freuen sich über einen überaus gelungenen und spannenden Niederfall in einem beeindruckenden Ambiente – v. l. Master of Wine Romana Echensperger, Paul Fürst, Vorsitzender des VDP Franken, und Mitorganisatorin Andrea Wirsching . (© A. Wirtzfeld) COPYRIGHT © WEINFEDER E.V. VERBAND DEUTSCHSPRACHIGER WEINPUBLIZISTEN

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GAMBERO ROSSO: MÜNCHEN AUSGANGSPUNKT DES INTERNATIONALEN ERFOLGS

WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

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■ VON STEFAN KRIMM

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Neun Tropfen erhalten das Prädikat „Wein des Jahres”.

nfang des Jahres wurde im BMW Museum in München einem zahlreich erschienenen Fachpublikum der neue Gambero Rosso – Weine Italiens 2016 vorgestellt, samt einer umfangreichen Präsentation der darin ausgezeichneten Weine. Dabei handelte es sich um ein Jubiläum, denn vor 30 Jahren begann in der Isarmetropole der internationale Siegeszug des angesehenen Weinführers. Mittlerweile findet dessen Vorstellung im Rahmen einer Welttournee statt, die über London, Chicago, Houston, Dubai und Moskau bis nach Singapur, Peking und Tokio führt. München mit seinen traditionell stark nach Italien orientierten Weinbegeisterten machte den Anfang.

Für das „backsteinschwere“ Werk mit über 1.000 Seiten wurden 22.000 Weine von 2.400 Produzenten verkostet, von denen 421 mit den begehrten „Tre Bichieri“ (3 Gläsern) ausgezeichnet wurden: Mit 79 steht fast traditionell die Toskana an der Spitze, darunter allein 14 Brunelli des fantastischen Jahrgangs 2010 sowie 19 Chianti Classici. Es folgt das Piemont mit 75 „3-Gläser-Weinen“, aber auch Venetien zeigt mit 36 Weinen aufsteigende Tendenz. Und wer vor zehn Jahren prophezeit hätte, dass der Süden mit Kampanien, der Basilikata, Apulien, Kalabrien und Sizilien ausgerechnet zur Zeit des Klimawandels mit insgesamt 60 Weinen in der Spitzengruppe vertreten sein würde, hätte wohl nur ein mitleidiges Lächeln geerntet. Bemerkenswert auch, wie das kleine Anbaugebiet Friaul-Julisch Venetien mit 24 Weinen in der obersten Kategorie seine Spitzenstellung im Weißweinbereich gefestigt hat. Gravner, Schiopetto, Primosic, Jermann, Volpe Pasini, Edi Kante und Lis Neris können

Neu: Der Gambero Rosso wartet nun auch mit „3 grünen Gläsern auf” (© Stefan Krimm)

es nach wie vor, und auch der Nachwuchs schläft nicht, selbst wenn man sich da noch etwas mehr Wandel vorstellen könnte.

Ausgesprochen positiv zu vermerken sind besonders zwei Umstände: Zum einen wird nach wie vor ausnahmslos „blind“ verkostet.

Das kennt man mittlerweile auch von renommierten Ratgebern teilweise anders. Zum anderen wird seit einigen Jahren mit „3 grünen Gläsern“ auf Weine aus biologischer bzw. biodynamischer Bewirtschaftung der Weinberge hingewiesen – damit ist der „Gambero Rosso“ immer auch stilbildend.

Herausgeber Marco Sabellico sowie die Redakteure Eleonora Guerini und Gianni Fabrizio kommentierten die Verkostung, die vom deutschen Italien-Spezialisten Jens Priewe mit eingehenden Informationen zu den einzelnen Gütern ergänzt wurde. Unter den neun „Weinen des Jahres“ konnten folgende besonders überzeugen:

franciacorta Dosage Zéro Noir Vintage Collection Riserva 2006, Ca‘ del Bosco, Erbusco („Sparkler of the Year“) In der Franciacorta hat man die Begriffe „Champagner“ und „Champenoise“ tunlichst zu meiden, das ist jedem klar. Dass man mit Hilfe „importierter“ Kellermeister möglichst viel vom dortigen Know-how auf die eigenen Mühlen zu leiten versucht hat, weiß man aber auch. Maurizio Zanella, langjähriger Präsident des Consorzio, hat mit dieser „Dosage Zéro“ wieder einmal gezeigt, dass er sein Handwerk versteht: Sehr feine Perle; in den Apfel-, Brioche- und Mandel-Aromen, die dem Glas entströmen, dem großen Vorbild gar nicht so unähnlich; am Gaumen sehr nuanciert mit kultivierten Grapefruit-Anklängen, im langen Nachhall feine Bitternoten. Dass man mit solchen Erzeugnissen die Qualitätsspitze der italienischen Schaumweinproduktion erreicht hat und verteidigt, erstaunt nicht.

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SCHREIBEN MIT RIESLINGKNORZEN UND WEIN-ROTER TINTE WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

Collio friulano 2014, Schiopetto, Capriva del friuli („White of the Year“) Im vielschichtigen Duft reife Frühäpfel, Quitte, Birne und eine Spur Kiefernholz; am Gaumen sehr elegant mit feinem, von mandeligen Noten geprägtem Schliff; schönem Schmelz, ausgeprägtem, gebietstypischem Volumen und sehr langem Nachhall. Ein einnehmender, kultivierter Wein.

Etna Rosso V. Barbagalli 2012, Pietradolce, Castiglione di Sicilia („Red of the Year“) Klares Rubin; in der Nase geprägt von Kirschen, Steinobst und einer winzigen Spur Holz; am Gaumen sehr lebhaft und mineralisch, mit schönem Spiel, verhaltener Kraft, feinherben Tanninen und sehr langem Nachhall. Ein komplexer, nuancierter, balancierter Wein, der zeigt, was im äußersten Süden alles möglich ist, und noch etwas liegen sollte.

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■ VON HEIDI DIEHL

Barbaresco Asili 2012, Ca‘ del Baio, Treiso („Grower of the Year“) Klares Rubin; feine, fruchtig-würzige Aromen von Kirsche und Bittermandel; am Gaumen weich, reif und fast tänzerisch, mit gezähmten Tanninen, Schliff und Schmelz, gelungene Verbindung von Kraft und Eleganz, sehr langer Nachhall. Ein überzeugender, nicht zu schwerer Barbaresco.

Bolgheri Rosso Superiore Atis 2012, Guado al melo, murrotto/Castagneto Carducci („Up-and-Coming Winery“) Im Duft geprägt von würzigen, frischen Kirschnoten, leicht erdig mit einer Spur Holz; auch am Gaumen viel Kirsche und Waldbeeren, differenziert und lebhaft, Holz gut integriert, noch junge Tannine, langer Nachhall Amarone della Valpolicella Classico 2011, Allegrini, fumane („Winery of the Year“) Dunkles Braunrot, schmaler Rand; in der Nase eine kleine Aromen-Explosion mit Brombeere, Brombeergelee und Kräutern; auch am Gaumen kein bisschen karamellig, wie man es bei Amarone leider manchmal findet. Dafür differenzierte, komplexe Fruchtnoten, edle Stoffigkeit, viel Eleganz, geschliffene Tannine und eine außerordentliche, von feinen mentholigen Noten unterstrichene Länge. Ein großer Wein!

Valle d’Aosta Chambave moscato Passito Prieuré 2013, La Crotta di Vegneron, Chambave („Sweet of the Year“) Reife, kandierte Noten, feine Muskataromen; am Gaumen geschliffene, mit Honig unterlegte Frucht, ölig, lang und von intensiver Süße, mit Anklängen an geröstete Mandeln und bemerkenswert feinem Biss. ■

Wer sich für so ein ausgefallenes Designerstück interessiert, wende sich bitte direkt an Holger Bernert, E-Mail: redaktion@der-reporter.net – (© Heidi Diehl)

H

olger Bernert ist Reisejournalist und deshalb schon aus beruflichen Gründen neugierig. „Ganz nebenbei“ ist er ein Bastler, liebt es, schöne Dinge mit eigenen Händen herzustellen. Und er mag guten Wein.

Dass er diese drei schönen Seiten des Lebens einmal auf wunderbare Weise verbinden würde, war wohl eher dem Zufall geschuldet. Oder der Neugier? Wer weiß!

Auf jeden Fall sah er eines Tages Tinten aus der Manufaktur Jansen in Hachenburg, wein-rote Tinten, die tatsächlich aus Wein hergestellt werden. Das Beste daran: Sie riechen auch so – nach Spätburgunder, Merlot oder Dornfelder, Chianti oder Lambrusco ...

Wenn es schon solche tollen Tinten gibt, sagte sich Bernert, dann sollte man sie auch in den richtigen Füller fließen lassen. Und

so begann er in seiner Hobbywerkstatt, edle Schreibgeräte aus 100-jährigen Rieslingknorzen von der Mittelmosel oder aus doppelt so alten Fassdauben herzustellen. Auch andere Hölzer verwandeln sich unter seinen geschickten Händen in traumhaft schöne Füller, Kugelschreiber oder Rollerpens, wie zum Beispiel eine 2.000 Jahre alte Mooreiche, Apfel- oder Birnenhölzer. Jedes Teil ist ein Unikat, in dem viele Stunden Arbeit stecken.

Das gut abgelagerte Holz wird zuerst zu einer millimeterdicken Hülse handgedrechselt, dann geschliffen, poliert und zuletzt mit Schellack eingerieben. So entsteht eine absolut glatte, glänzende Oberfläche, die die Maserung des jeweiligen Holzes besonders gut zur Geltung bringt. Zuletzt verpasst er dem Schreibgerät sein Innenleben und eine edle Feder. ■

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„GEMEINSAM STARK” DURBACHER WINZER PRÄSENTIEREN GEMEINSCHAFTSWEIN

WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

■ VON HORST KRÖBER

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achdem man mit dem KlingelbergerSymposium vor einigen Jahren in Zusammenarbeit mit den umliegenden Weinbaugemeinden schon ein besonderes Wein-Event ins Leben gerufen hatte, setzte man jüngst mit der ersten Jahrespräsentation aller Durbacher Weinbaubetriebe einschließlich der Winzergenossenschaft neue regionale Maßstäbe. Was die Dichte und die Wertigkeit der Betriebe und deren Weine betrifft, ist Durbach zwar fast einmalig in Deutschland, doch ist es sicherlich nicht selbstverständlich, dass sich alle Winzer einer Gemeinde zusammentun, um gemeinsam eine hochkarätige Veranstaltung auf die Beine zu stellen.

Ohne jedes Konkurrenzdenken, getreu dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“, boten am 11. April 2016 bei strahlend sonnigem Kaiserwetter auf Schloss Staufenberg – eine bessere Location ist kaum denkbar – zwölf Weinbaubetriebe und die Winzergenossenschaft Durbach insgesamt 132 Produkte zur Verkostung an. „Anders als beim Klingelberger-Symposium, das in erster Linie dem Renommee unserer Rieslinge dienen soll, haben wir diesmal gemeinsam mit Vertretern der gehobenen Gastronomie und Fachhändlern aus ganz Baden-Württemberg gezielt potenzielle Kunden eingeladen,“ so Stephan Danner, Geschäftsführer der WG Durbach, zugleich auch Organisator der Veranstaltung. Die Resonanz auf die Präsentation war beeindruckend: Schon um 14 Uhr waren die Parkplätze voll und man konnte nur noch mit Shuttle-Bussen zum Schlosshof fahren.

Dort bot sich den Besuchern ein malerisches Bild. Rundum waren Tische und Bänke aufgestellt, in der Mitte des Hofes präsentierten sich die Betriebe dicht nebeneinander. Dicht

gedrängt waren auch die Gäste. Es wurde nicht nur probiert, sondern viele Besucher unterhielten sich intensiv mit den Winzern. Wenn auch alle Betriebe aus Durbach kamen, so unterschieden sich doch die Produkte deutlich voneinander, bedingt durch die unterschiedlichen Philosophien und Ausbauweisen. Wer früh gefüllt hatte, stellte den neuen Jahrgang komplett vor, andere brachten noch Fassproben vom 2015er zur Verkostung mit. Die Angebotspalette reichte vom einfachen, trockenen 2015er Rivaner bis hin zu einer 2003er Weißburgunder Beerenauslese. Neben den Weinen wurden auch Sekte und einige Edelbrände angeboten.

Wunderbar war auch, zu erleben, wie die Berufskollegen miteinander probierten und fachsimpelten. Natürlich war man in irgendeiner Form Konkurrent, doch darum ging es bei dieser Veranstaltung nicht.

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Durbacher Winzer scheuen keine Mitbewerber und wollen sich zukünftig einmal pro Jahr gemeinsam präsentieren. (©Horst Kröber)

Miteinander agieren heißt, voneinander lernen – auch in dieser Hinsicht ist ein solches Event als überaus positiv zu bewerten. Ob an einem Stand jugendlich-frische 2015er Weißweine zu finden waren oder an einem anderen gereifte, komplexe Rotweine: Die Auswahl war sowohl quantitativ als auch qualitativ hervorragend, und die 300 geladenen Gäste, aus ganz Deutschland kommend, nahmen diese Vielfalt dankbar an.

Auch der Hausherr von Schloss Staufenberg, Prinz Michael von Baden, war ob der großen Resonanz begeistert und lobte dieses gemeinschaftliche Konzept. Doch nicht nur diese Veranstaltung war eine Premiere, sondern als „Sahnehäubchen“ hatten die Winzer noch eine spezielle

Riesling-Cuvée kreiert, bestehend aus jeweils 40 Liter Riesling von jedem Betrieb. Der Wein wurde vom Ersten Kellermeister der Durbacher Winzergenossenschaft, Rüdiger Nilles, ausgebaut und trägt die Bezeichnung „Durbachs Winzer – 2015er Klingelberger trocken“.

Die Flaschen kommen allerdings nicht in den Handel, sondern dienen touristischen und repräsentativen Zwecken.

Nachdem die Veranstalter so viel Zuspruch erfahren haben, ist es nicht verwunderlich, dass diese Verkostung kein Einzelfall bleiben soll. Zukünftig will man sich einmal im Jahr treffen und zu einer Jahrgangspräsentation einladen. Und auch die Auflage eines weiteren Gemeinschaftsweines ist schon im Gespräch. ■

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CHARTAWEINE, ZUM DRITTEN …

WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

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■ VON JOELLE & HARRY GEORGE

Vor gut 30 Jahren entstanden im Rheingau die ersten Weine mit dem Zusatz „Charta“ – balancierte Weine aus 100 % Riesling, die hervorragend zum Essen passen.

Bei maximal 13 g/l Restsüße waren sie an der unteren Grenze für halbtrocken angesiedelt, was heute im Bereich feinherb liegen würde.

E

s dauerte gute 15 Jahre, bis die ChartaGüter mit dem Gebiets-VDP fusionierten. Die Charta-Weine verloren an Bedeutung und führen ein Schattendasein.

Man findet sie noch bei dem einen oder anderen Winzer, muss aber danach fragen, oder bei einer Veranstaltung im Rheingau.

Hier wurde mit dem Ersten Gewächs eine eigene Güteklasse installiert, die heute auch Großes Gewächs heißt, wenn der Wein trocken ausgebaut ist.

Vor zwei Jahren erlebte der Begriff Charta im angrenzenden Gebiet Mittelrhein eine neue Auflage, die sich ein ganz klein wenig an den Kriterien der Wachau orientierte.

Man teilte im Rahmen dessen, was man „Mittelrhein Riesling Charta“ nannte, drei Weintypen ein. „Handstreich“ ist die Basis, ein moderner, filigraner, feinfruchtiger Riesling, ideal für den Genuss zwischendurch. Die zweite Version heißt „Felsenspiel“, ein Wein, der immer passen soll.

Die Oberstufe ist das „Meisterstück“, ein vollendeter, trockener Riesling.

(© www.riesling-charta.com)

So viel zur Wiederbelegung des ursprünglichen Charta-Gedankens. Im Sommer 2015 wurde eine dritte Charta-Version gestartet.

Der Norden Badens, die Bereiche Kraichgau und Badische Bergstraße, einstmals ein Bereich, ist für seinen Weißburgunder bekannt, aber auch für Chardonnay und Auxerrois. Was lag näher, als diese Sorten zu einem Verbund unter den Namen „Weiße Burgunder Charta“ zusammenführen und die Stärken der Region zwischen Pfalz und Württemberg zu zeigen.

Im Schwetzinger Schloss stand von jedem der 15 Mitgliedsbetriebe ein Beispiel zur Probe bereit, aber auch eine Cuvée, die zur Hälfte aus Weißburgunder bestehen musste. Ergänzt von Auxerrois, Chardonnay und Grauburgunder, auch weiß gekelterter Spätburgunder und Schwarzriesling (eigentlich eine Burgundersorte) können mit 15 Prozent vertreten sein.

Ein Betrieb, der viel für den Weißen Burgunder getan hat, Graf Hoensbroech, fehlt noch in der Riege, aber vielleicht ist es noch zu früh. Die Gruppe ist erst seit April 2015 zusammen und wie immer muss sich erst beweisen, dass das Konzept tragfähig ist.

Letztlich drängt sich ein Gedanke auf: Viel leicht tun sich alle drei ChartaGruppen bei Gelegenheit zusammen und stellen ihre Weine vor? Ansatz und Bemühen um eine bessere Definition der heimischen Weine sind zu erkennen. Mal sehen … ■

Das Signet bilden ein Pfälzer Löwe und ein Kraichgauer Esel, die eine Weinflasche halten – Symbol für ein altes Rittergeschlecht. Unter den Mitgliedern sind die zwei VDP-Güter Burg Ravensburg und Heitlinger (zusammen ein Betrieb), aber auch die Stars der Region und noch unbekannte Talente, die schon fast nicht mehr unbekannt sind.

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(Logo © www.riesling-charta.com)

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SONJA HÖFERLIN VERLÄSST BADISCHE WEINWERBUNG

WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

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■ VON RUDOLF KNOLL VIA YOOPRESS

Für die Weinszene in Baden hatte das einen ähnlichen Knalleffekt, wie wenn der aufstiegsambitionierte Fußballclub SC Freiburg verkünden würde, Erfolgstrainer Christian Streich verlässt den Verein. Sonja Höferlin hört nach über sechs Jahren als Geschäftsführerin bei der Badischen Wein GmbH auf!

A

ls die gebürtige Badenerin 2010 nach einigen Jahren als Chefin im Würzburger Bürgerspital ihre Stelle antrat, präsentierte sich die Weinwerbung als zerstrittener Verein, der eine Reihe von Austritten zu verkraften hatte und seine Aufgaben nur mehr sehr unzureichend wahrnehmen konnte. Sonja Höferlin schaffte es mit viel Durch setzungsvermögen, Überredungskraft und sicher in einigen Fällen auch mit weiblichem Charme, den Verein wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen.

Nach sechs erfolgreichen Jahren bei der Badischen Wein GmbH sucht Sonja Höferlin neue Betätigungsfelder. (© Sonja Höferlin)

auf eine Linie bringen. Heute ist die badische Gemeinschaftswerbung, die auf freiwilliger Mitgliedschaft basiert, wieder eine starke, in sich geschlossene Vereinigung, die einstige Gewitterwolken über dem altbekannten Motto „Badischer Wein – von der Sonne verwöhnt“ vertrieben hat.

Der Noch-Geschäftsführerin (bis 30.

September 2016) wird viel persönliches Engagement bestätigt. Ihre Kündigung ist nicht auf irgendwelche Zerwürfnisse hinter den Kulissen zurückzuführen. „Es gibt

im Prinzip keinen Grund. Ich will einfach nochmal etwas Neues machen“, erklärt sie. Was das sein wird, ist derzeit offen. „Ich lasse alles auf mich zukommen.

Schön wäre es, wenn ich in Baden, meiner Heimat bleiben könnte, aber ich bin auch gegenüber anderen Regionen aufgeschlossen.“ Gespräche mit potenziellen neuen Arbeitgebern hat sie bislang nicht geführt. „Ich bin für alles offen. Aber die nächsten Monate gehört meine ganze Aufmerksamkeit noch dem badischen Wein.“ ■

Sie konnte einige der großen Genossenschaften, die ausgetreten waren, davon überzeugen, dass man das Anbaugebiet nur dann voranbringen wird, wenn man an einem Strang zieht. Und sie konnte die vorher gelegentlich feindlichen Lager Genossenschaften und private Weingüter COPYRIGHT © WEINFEDER E.V. VERBAND DEUTSCHSPRACHIGER WEINPUBLIZISTEN

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ARMIN DIEL SCHRIEB EIN STÜCK WEINGESCHICHTE

WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

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■ VON NORBERT KRUPP

Führungswechsel an der Spitze des VDP Nahe-Ahr vor der Nahewein-Vinothek: VDP-Ehrenpräsident Michael Prinz zu Salm-Salm (oben links) und VDPPräsident Steffen Christmann (oben rechts) dankten dem scheidenden Vorstand (mittlere Reihe, von links) aus Helmut Dönnhoff, Armin Diel und Stefan Rumpf, die ihre Ämter in jüngere Hände legten: (vordere Reihe, von links) stellvertretender Vorstandssprecher Georg Rumpf, Vorstandssprecher Frank Schönleber, Beisitzerin Caroline Diel und Schatzmeister Tim Fröhlich (bisher schon Beisitzer). (© Norbert Krupp)

E

inen Generationswechsel vollzog der Verband Deutscher Qualitätsweingüter (VDP) Regionalverband Nahe-Ahr im Gewölbekeller der Bad Kreuznacher Nahewein-Vinothek: Armin Diel aus Burg Layen, seit 1993 umtriebiger Regionalvorsitzender, legte sein Amt in die Hände von Frank Schönleber (36) aus Monzingen, der als Sprecher der Vorstands fungieren will. An die Stelle von Helmut Dönnhoff aus Oberhausen, seit 23 Jahren Diels Stellvertreter, tritt Georg Rumpf aus Münster-Sarmsheim. Das Amt von

GENERATIONSWECHSEL

Nach 23 Jahren legt der VDP-Regionalvorstand NaheAhr die Verantwortung in jüngere Hände.

Schatzmeister Stefan Rumpf übernimmt Tim Fröhlich aus Bockenau, der schon bisher als Beisitzer dem Vorstand angehörte. Zur neuen Beisitzerin wurde Caroline Diel berufen.

In seinem Rückblick erinnerte Armin Diel daran, dass die Nahe zu Beginn seiner Amtszeit wegen ihrer Sortenvielfalt noch als „Probierstübchen der deutschen Weinlande“ betrachtet wurde. Heute zähle das 4.300 Hektar große Anbaugebiet nach Einschätzung aller Kritiker zu den deutschen

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WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

Premiumregionen. „In den vergangenen acht Jahren gewann sechsmal ein VDP-Riesling von der Nahe den begehrten Riesling-Cup des Magazins Feinschmecker, bei dem mehr als 300 Weine von einer internationalen Fachjury blind verkostet werden“, gab Diel zu bedenken. Und der Weinführer Gault&Millau habe in den vergangenen Jahren drei VDPBetriebe von der Nahe als Deutschlands „Winzer des Jahres“ gefeiert, erinnerte er.

Der amerikanische Weinexperte Robert Parker zähle vier VDP-Nahe-Betriebe gar zur Weltelite.

An dieser Erfolgsgeschichte der Nahe-Region habe der VDP erheblichen Anteil. Er habe 1995 eine historische Lagenkarte aus dem Jahr 1901 neu aufgelegt, in der die Weinberge an der Nahe in drei Kategorien eingeteilt waren. „Diese Karte diente gewissermaßen als Blaupause für das Lagenstatut des VDP Nahe aus dem Jahr 1997. Seitdem werden nur noch Rieslinge aus besten Lagen mit Lagenbezeichnung geführt“, erklärte der scheidende Vorsitzende. 2003 habe der VDP das Große Gewächs als trockenen Spitzenwein eingeführt, der anstelle der bisherigen trockenen Spätlesen und Auslesen stehen sollte. Gemäß dieser Klassifikation sind die besten Weinberge an der Nahe seit 2012 als „VDP.Große-Lage“ gekennzeichnet. 2014 kam mit „VDP.Erste-Lage“ eine weitere Kategorie hinzu, die an der Nahe ebenfalls für Riesling reserviert ist. Diel dankte seinen Kollegen für die rückhaltlose Unterstützung bei der Umsetzung dieser Reformen, denen teilweise schwierige Diskussionen vorausgegangen waren.

Michael Prinz zu Salm-Salm, der EhrenVorsitzende des VDP-Bundesverbandes, empfand es als „gewaltige Aufgabe“, über 23 Jahre VDP-Vorsitz von Armin Diel zu berichten: Der VDP und die strategische Lage der Nahe hätten sich in diesem Zeitraum verändert. „Die Nahe ist das Herz des deutschen Weins. Aber dieses Herz so richtig auszubilden, das ist dir gelungen“, bescheinigte er Diel, der ein grandioses Lebenswerk geleistet und deutsche Weingeschichte geschrieben habe. Auch die Nachfolgeregelung sei sehr gut vorbereitet. „Du hast dich um Deutschland, um den deutschen Wein und die deutsche Kultur, um die Nahe und um jeden Einzelnen von uns verdient gemacht“, dankte der Prinz.

VDP-Bundesvorsitzender Steffen Christmann freute sich auf die weitere Zusammenarbeit mit Armin Diel im VDPBundesvorstand und schenkte ihm einen Bildband, in dem alle 200 VDPMitgliedsbetriebe enthalten sind und den alle Mitglieder für Diel signiert haben. AhrSpitzenwinzer Marc Adeneuer überbrachte

im Namen seiner Kollegen „Dank für die hervorragende Zusammenarbeit in den vergangenen 22 Jahren“.

Diels Nachfolger Frank Schönleber dankte seinem Amtsvorgänger, der seit 1993 sehr erfolgreich die Geschicke des Regionalverbandes geleitet hat. „Damals war ich gerade 13 Jahre alt und mein Vater sehr bemüht, Mitglied dieses Vereins zu werden. Eine der ersten Amtshandlungen des Vorsitzenden Diel dürfte wahrscheinlich die Ankündigung der Aufnahme des Weinguts EmrichSchönleber gewesen sein. Und heute stehe ich hier und trete in seine Fußstapfen – verdammt große Fußstapfen …“ Schönlebers Dank galt auch Diels Stellvertreter Helmut Dönnhoff sowie dem bisherigen Schatzmeister Stefan Rumpf, die beide ebenfalls seit 1993 diese Ämter ausgefüllt haben.

Einen Generationswechsel vollziehe der VDP aber nicht nur im Vorstand: „In nahezu allen Weingütern des VDP Nahe herrscht eine ähnliche Situation: Die junge Generation hat entweder vor Kurzem den Betrieb übernommen oder steht kurz davor.“ Tim Fröhlich, der neue Schatzmeister, sei schon seit 1995 Mitinhaber und seit 2015 alleiniger Inhaber des Weinguts Schäfer-Fröhlich. Die neue Beisitzerin Caroline Diel sei seit 2007 im Schlossgut Diel mit in der Verantwortung und werde in den nächsten Jahren ebenfalls den Betrieb übernehmen. Zum stellvertretenden Vorsitzenden wurde Georg Rumpf gewählt, der Jüngste in der Runde, der bereits seit 2008 Mitinhaber des Weinguts KrugerRumpf sei; auch hier sei die Übergabe in den nächsten Jahren geplant. Er selbst, so Schönleber, stehe im Weingut seiner Familie seit 2005 mit in der Verantwortung, und sein Vater wolle den Betrieb 2017 überschreiben. „Wir alle, die Jungen im VDP, sind hochzufrieden mit der Arbeit, die unsere Väter für den Verein geleistet haben. Insofern gibt es für uns keinen Grund, die Dinge grundlegend zu verändern. Aber wir wollen den VDP weiterentwickeln“, kündigte der 36-Jährige an, der drei Arbeitsschwerpunkte der nächsten Jahre ankündigte: ERSTENS – AUSTAUSCH: Die sehr gute Zusammenarbeit mit den sechs Kollegen von der Ahr soll noch besser werden, durch mehr Kommunikation, mehr Austausch und mehr gegenseitige Hilfen.

ZWEITENS – mITGLIEDER: „Der VDP ist kein statisches Gebilde, er entwickelt sich weiter“, merkte Schönleber mit Blick auf künftige Neuaufnahmen an. „Es war schon immer das Bestreben des VDP, dass die besten Weingüter der Region Mitglieder des Verbands werden. Wir beobachten die auf-

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strebenden Weingüter an der Nahe daher sehr genau. Einige Betriebe sind auf einem sehr guten Weg.“ In den nächsten Jahren werde sich zeigen, wer davon für eine Neuaufnahme infrage komme. Ziel müsse es dabei sein, dass sich der VDP durch eine Neuaufnahme stets verbessere.

DRITTENS – VERANSTALTUNGEN: „Wir möchten, dass der VDP in der Region wieder greifbarer wird und dass die Weinfreunde des Nahetals und seiner Umgebung in entspannter Atmosphäre unsere Weine verkosten und genießen können.“ Deshalb werde es bald mehr gemeinsame Veranstaltungen in wechselnden Weingütern geben: Den Anfang wird Emrich-Schönleber machen, voraussichtlich im September 2017. Die Kollegen von Nahe und Ahr sind eingeladen, gemeinsam ihre Weine zu präsentieren und dem interessierten Publikum einen wunderschönen Tag und Abend zu bereiten. Der neue VDP-Sprecher lud auch alle Gäste zur nächsten VDP-Weinverstei gerung ein, die am Sonntag, dem 18.

September 2016, im Museum Römerhalle Bad Kreuznach durchgeführt wird. ■

QUALITÄT DES VDP STETIG GESTEIGERT

Unter Führung des Regionalvorsitzenden Armin Diel (seit 1993) hat sich der VDP Nahe-Ahr deutlich verändert: Schon davor gehörten ihm das Weingut Dr. Crusius in Traisen (seit 1984), das Prinz zu Salm-Dalberg‘sche Weingut in Wallhausen (1985), das Schlossgut Diel in Burg Layen (1989), das Weingut Dönnhoff in Oberhausen (1991) und das Weingut Kruger-Rumpf in Münster-Sarmsheim (1993) an. Danach kamen EmrichSchönleber in Monzingen (1994), SchäferFröhlich in Bockenau (2001), Gut Hermannsberg in Niederhausen (2009) sowie zuletzt Johann Baptist Schäfer in Burg Layen (2103) hinzu. Aufgrund guter Zusammenarbeit schlossen sich 1994 auf Anregung Diels vier Weingüter von der Ahr (2000 und 2005 je ein weiteres) als kooptierte Mitglieder dem VDPRegionalverband Nahe an, der seitdem als VDP Nahe-Ahr firmiert. ■

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KOMMENTAR

ÖSTERREICH SPIELT VERRÜCKT: NACH DONAURIESLING NUN AUCH NOCH DONAUVELTLINER

WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

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■ VON RUDOLF KNOLL VIA YOOPRESS

Ein Sündenfall reicht nicht, sagte man sich offenbar in Klosterneuburg. Denn jetzt wurde auf den Fluren des Weingutes Bauer in Großriedenthal (Wagram), das bereits mit Donauriesling aufwartet, der erste Donauveltliner gepflanzt. Gekreuzt wurde diese Sorte bereits 1979 aus Grünem Veltliner und Seyval blanc. Dagegen ist im Prinzip nichts zu sagen, obwohl es bereits reichlich pilzwiderstandsfähige Rebsorten gibt (die wenigstens allerdings mit weinigem Profil). Nur der Name macht die Rebe zur Unzucht.

Frei nach Asterix kann man sagen: Die spinnen, die Österreicher.

In diesem Fall nicht wegen der Wahlergebnisse (obwohl die auch ein ungutes Gefühl hinterlassen), sondern beim Wein wegen ihrer merkwürdigen Bezeichnungen für zwei ihrer wichtigsten Rebsorten.

V

or gut zwei Jahren wurde die PiWiKreuzung Donauriesling auf den Markt gebracht. Zwei Kreuzungen sind die Eltern, nämlich auf der einen Seite eine Mischung Riesling mit Seyval blanc, auf der anderen Seite Pinot gris und Gutedel.

Rieslingblut ist also allenfalls zu einem Viertel vorhanden.

Die auch für den Namen Verantwortlichen bei der Höheren Bundeslehranstalt und

Vom Weinbaupräsidenten und ÖVP-Nationalratsabgeordneten fühlen sich nicht alle Winzer Österreichs gleichermaßen vertreten. (Johannes Schmuckenschlager @ Österreich Wein)

Bundesamt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg scherten sich nicht darum, dass mit dieser Bezeichnung die Konsumenten in die Irre geführt werden. Denn ohne deutliche Aufklärung muss man glauben, es handle sich um einen klassischen Riesling, der an den Ufern der Donau gewachsen ist. Und sie wollten auch nicht zur Kenntnis nehmen, dass es schon vor Jahrzehnten einen ähnlichen Fall in Deutschland gab. Damals musste der in Franken gezüchtete Mainriesling wieder aus der Sortenliste verschwinden, eben wegen der befürchteten Verbrauchertäuschung. So bekam das Kind von Riesling und Silvaner den Namen Rieslaner.

Heute schon kann man festhalten, dass der zuständige Wissenschaftler Dr. Ferdinand Regner aus Klosterneuburg trotz seiner reichen Verdienste um die Herkunft und Elternteile vieler klassischer Rebsorten durch spezielle DNA-Analysen nie in den Weinhimmel eingehen wird. Denn wer sich an den zwei bedeutendsten Weißweinsorten Österreichs, die auch international einen sehr guten Ruf haben, derart versündigt, ist reif mindestens für das Fegefeuer.

Kopfschütteln ist auch angebracht, dass sich Weinbaupräsident und ÖVP-Nationalratsabgeordneter Johannes Schmuckenschlager offenbar ohne Widerrede und Nachdenken dazu hergab, bei der Pflanzung dabei zu sein und dabei noch lobte, die Sorte habe ein großes Potenzial für einen wirtschaftlichen und ökologischen Weinbau. Als er im November 2013 gewählt wurde, versicherte er, er wolle die Interessen der Winzerinnen und Winzer Österreichs vertreten. Jetzt werden sich zum Beispiel die Winzer Krems über die neue Konkurrenz für ihre „Donau Prinzessin Grüner Veltliner“ freuen, ebenso der Wachauer Franz Hirtzberger, von dem es einen „Grüner Veltliner Donaugarten“ gibt.

Aber am meisten glücklich ist wohl Werbefachmann Clemens Strobl aus Linz, der in Feuersbrunn (ebenfalls Region Wagram) die Trommel für seinen „Grüner Veltliner Donau“ rührt … ■

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PREIS DER DEUTSCHEN WEINKRITIK

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■ VON SUSANNE WAGNER-KÖPPEL

Die letzte Entscheidung über die Anerkennung als Klingelberger 1782 fällt in einer Blindverkostung. (© Alice Gundlach)

D

er Verein „Klingelberger 1782 e.V“ hat den „Preis der deutschen Weinkritik“ erhalten. Überreicht wurde er zum neunten Mal von der „Weinfeder“, dem Verband der deutschsprachigen Weinpublizistik. Festredner und Autor Rudolf Knoll attestierte dem Verein neben der Qualitätsverbesserung der Rieslinge auch ihr Engagement: „Tradition am Leben zu halten. Tradition heißt nicht, die Asche bewachen, sondern die Glut anfachen.“ Der Verein „Klingelberger 1782 e.V.“, ein Zusammenschluss von einem Dutzend Betrieben aus der südlichen Ortenau, sowohl von Adel als auch private Weingüter sowie ambitionierte Winzer-

... ehrt mit dem Preis der Deutschen Weinkritik den Verein Klingelberger 1782 und Dr. Monika Christmann als „Weinpersönlichkeit des Jahres”.

genossenschaften, hat sich dem Erhalt des Ur-Rieslings verschrieben. Die Gründung des Fördervereins ist auch dem ersten sortenreinen Weinberg Badens aus dem Jahr 1782 geschuldet. Damals hatte Markgraf Carl Friedrich von Baden die ersten Riesling-Reben im Gewann „Klingelberger“ in Durbach gepflanzt. Der Förderverein hat nun ein Profil für diesen Ur-Riesling angelegt, das hohe Qualitätsrichtlinien vorschreibt. Im Zuge des Jubiläums zu 225 Jahren Riesling in der Ortenau war der Verein auf der Suche nach dem Ur-Riesling gegründet worden.

Für den Klingelberger 1782 gelten strenge Regeln. So muss der Wein aus einer Hanglage mit mindestens 35 Prozent

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Neigung stammen. Es soll sich um alte Rebbestände handeln. Selektive Handlese, mindestens 90 Grad Oechsle und Trauben ohne jede Fäule sind weitere Anforderungen. Der Ausbau im Keller erfolgt mit der Klingelbergerhefe, weltweit die erste zertifizierte biologische Weinhefe, oder über Spontangärung.

Die letzte Entscheidung über die Anerkennung als Klingelberger 1782 fällt in einer Blindverkostung, schilderte Rudolf Knoll vor den Festgästen in der Mainzer Kunsthalle. „Besonders freuen wir uns darüber, dass wir uns in die Reihe der Hochkaräter der deutschen Weinszene einreihen dürfen“, sagt Thomas Männle vom Weingut Andreas Männle. Verständlich, denn in den Jahren zuvor wurden unter anderem VDP.Die Prädikatsweingüter, der Kleine Ring und Ecovin geehrt.

Dem Verein gehören an: Weingut Andreas Laible, Weingut Markgraf von Baden Schloss Staufenberg, Weingut Andreas Männle, Weingut Heinrich Männle, Weingut Graf Wolff Metternich, Weingut Schloss Ortenberg, Weingut Weinhaus Schwörer, Weingut Vollmer, Durbacher Winzergenossenschaft, Oberkircher Winzer eG, Zeller Abtsberg Winzer, Winzerkeller Hex vom Dasenstein.

Als „Weinpersönlichkeit des Jahres“ wurde Dr. Monika Christmann geehrt, Präsidentin des OIV und Leiterin des Instituts für Oenologie an der Hochschule Geisenheim. Links die Laudatorin Monika Reule vom Deutschen Weininstitut. (© Alice Gundlach)

Zum Ersten Mal ehrte die Weinfeder e.V. auch die „Weinpersönlichkeit des Jahres“.

Hier wurde Dr. Monika Christmann gewürdigt, die Präsidentin der Internationalen Organisation für Wein und Rebe (OIV) mit Sitz in Paris sowie Leiterin des Instituts für Oenologie an der Hessischen Hochschule Geisenheim.

Die Wissenschaftlerin vertritt in ihrer Funktion als OIV-Präsidentin weltweit die Interessen von 46 Staaten in den Bereichen Rebe, Wein, weinhaltige Ge tränke, Tafeltrauben, Rosinen und andere Reberzeugnisse.

Laudatorin Monika Reule vom Deutschen Weininstitut bezeichnete Christmann als eine der weltweit angesehensten Wissenschaftlerinnen in Sachen Önologie. „Der Weinwirtschaft und Praxis ist sie bis heute eng verbunden und setzt sich für deren Belange engagiert und mit großem Durchsetzungsvermögen ein.“ ■

Den Preis der Deutschen Weinkritik konnten am Donnerstagabend in Mainz der Förderverein Klingelberger 1782 e.V. aus der Ortenau entgegennehmen, v. l. Mathias Wolf (Weingut Schloss Ortenberg), Kellermeister Alexander Spinner (Winzerkeller Hex vom Dasenstein), Tina Schey (Vorsitzende Klingelberger 1782 e.V.), Thomas Männle (Weingut Andreas Männle), Laudator Rudolf Knoll, Bernhard Prinz von Baden (Weingut Markgraf von Baden Schloss Staufenberg), Andreas Vollmer (Weingut Vollmer), Achim Kirchner (Weingut Markgraf von Baden Schloss Staufenberg), Wolfgang Junglas, Vorsitzender der Weinfeder. (© Alice Gundlach)

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REZENSION

WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

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REZENSIONEN EINE SERIE VON SECHS BUCHBESPRECHUNGEN

■ VON PETER W. SCHNEIDER & HERBERT HEIL

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REZENSION

„WO ABER DER WEIN FEHLT, STIRBT DER REIZ DES LEBENS” WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

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■ VON PETER W. SCHNEIDER

geschichte des Weines, zu Wein und Musik (!), zu gesundheitlichen Aspekten, zu Önologie oder auch zu lokalen Themen wie dem Mainzer Weinsenat oder zur Wiederauferstehung des Ingelheimer Traditionsweingutes Neus sind hier vertreten. Ganz zeitgemäß wird ein aktuelles Thema wie die viel diskutierte Mineralik im Wein in einem fundierten Artikel erläutert.

Im breiten Spektrum der Texte wird erfreulicherweise auf wissenschaftlich gebotene Neutralität und nachvollziehbare Wahrhaftigkeit geachtet, doch wo es angebracht scheint, gibt es auch kritische Worte. Die inhaltlich anspruchsvollen Texte sind zum Glück nicht in unverständlichem Fachchinesisch geschrieben, sondern die Autoren haben sich Mühe gegeben, die Zusammenhänge auch für weininteressierte Amateure verständlich und spannend zu machen.

(© Nünnerich-Asmus Verlag)

E

in wunderbar passender Titel für ein Weinbuch. Der griechische Tragödiendichter Euripides hat einst diese gleichermaßen poetische wie immer noch wahre Feststellung getroffen. Doch auch hinter diesem schönen Titel bleibt es erfreulich, denn dieser Sammelband vereint eine Fülle von informativen Beiträgen rund um das zeitlose Thema Wein.

Ausgewiesene Fachleute wie etwa Professor Helmut König vom Institut für Mikrobiologie und Weinforschung an der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität oder Professorin Monika Christmann, Vorsitzende des OIV und langjährige Lehrende an der Fachhochschule in Geisenheim, liefern hochinteressante, lehrreiche und unterhaltsame Texte aus ihren jeweiligen Fachgebieten. Artikel zur Kultur-

Sicher könnte man über die Auswahl des porträtierten Weinguts wie auch der Weindynastie Pieroth diskutieren, im Vordergrund standen wohl Überlegungen, lokale Bezüge herzustellen. Mancher Leser mag auch die eine oder andere Thematik vermissen, doch gerade in dieser Beschränkung ist das Buch auf essenzielle Themenbereiche fokussiert – und nur so ist ein handliches Format möglich.

Das Ganze ist aussagekräftig und informativ bebildert und mit weiterführenden Literaturhinweisen und Quellenangaben versehen.

Dadurch bietet das Buch zum einen den weinaffinen Genießern eine ganzheitliche Einführung, zum anderen den fortgeschrittenen Weinfreunden Anreiz zur weiteren Wissensvertiefung. Eine gelungene Veröffentlichung, die in der oftmals irritierenden und marktschreierischen Fülle des Weinbuchangebots ihre Berechtigung hat. ■ BUCHHINWEIS Heinz Decker, Helmut König, Wolfgang Zwickel (Hrsg.), Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens, Aspekte des Kulturguts Wein, Nünnerich-Asmus Verlag, gebunden, 272 Seiten, 24,90 Euro. ISBN 978-3-945751-12-1

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WEINBUCH ÖSTERREICH – EINE REFERENZ WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

■ VON PETER W. SCHNEIDER

Österreichische Weine sind, lange nach den unseligen Skandalzeiten, über alle weinbautreibenden Regionen hinweg so gut wie noch nie und bieten eine beindruckende Vielfalt.

Doch eine Publikation, die diese Fakten auf allen Ebenen erschöpfend vermittelt, gab es bis jetzt noch nicht.

N

un hat der Wiener Gastro jour nalist Alexander Jakabb mit einem Expertenteam das „Weinbuch Österreich“ veröffentlicht, versehen mit dem Anspruch „Standardwerk“. Solch ein Buch sollte selbstverständlich eine lange und umfassende Gültigkeit besitzen und darüber hinaus gerade im digitalen Zeitalter immer wieder dazu verführen, in die Hand genommen zu werden. Gleich vorweg: Dieses Unterfangen ist dem Autor unterm Strich recht gut gelungen.

Zunächst werden alle 15 Anbaugebiete Österreichs und ihre Spitzenerzeuger ausführlich vorgestellt. Böden, Klimabedingungen und Weinkultur werden in einem etwas nüchternen, doch gut verständlichen Stil erläutert. Historische, kulinarische und touristische Aspekte finden ebenfalls ihren Platz. Leider sind die Karten mit den jeweiligen Ortschaften und Weinlagen fast nur mit der Lupe zu lesen, hier wollte man wohl etwas zu viel an Information hineinpacken.

Anschließend werden in einem praxisnahen, ausführlichen Teil grundlegende Informationen zur Arbeit im Weinkeller

(© Pichler Verlag)

und in den Weingärten vermittelt.

Darüber hinaus gibt es viele nützliche und aktuelle Beiträge zu Weinstilistiken, Weingläsern, Weinkarten, Wein und Speisen und vielem mehr. So werden auch weinkulturelle Betrachtungen angestellt, es gibt Zustandsbeschreibungen und sogar Ausblicke in die Zukunft.

Dies alles wird von einer Fülle von manchmal arg kleinen, doch stimmungsvollen und anschaulichen Fotos von Herbert Lehmann begleitet. Eine gelungene und

mit viel Kompetenz verfasste Fleißarbeit von Alexander Jakabb und seinem Team, die Liebhabern des österreichischen Weines nur empfohlen werden kann. ■ BUCHHINWEIS Alexander Jakabb, Weinbuch Österreich, Regionen – Winzer – Rieden – Reben, Pichler Verlag, 320 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, 45,- Euro

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UNAUFGEREGT, SPANNEND, SUBSTANZIELL WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

■ VON HERBERT HEIL

Hans Reiner Schultz erzählt Grundlagen des modernen Weinbaus.

Ü

ber Wein wird viel geschrieben. Richtiges und viel Falsches, Unsinniges und Pseudowissenschaftliches. Oft beschränkt sich das Thema auf Weinbewertungen, Vergabe von Punkten und blumige Worte mit wenig Nutzwert. Dass es auch anders geht, zeigt eine Publikation, man könnte sie auch „Hörbuch“ nennen, von Hans Reiner Schultz. Er ist Professor für Weinbau und Präsident der Hochschule Geisenheim.

Der gelernte Winzer arbeitet und lehrt seit 1995 an der Hochschule, die vor allem für ihre Forschung im Bereich Weinbau berühmt ist. Sie gilt als einer der ältesten Einrichtungen des Wein- und Gartenbaus im deutschsprachigen Raum, gegründet 1872 durch Freiherr von Lade und die damalige preußische Landesregierung.

Zugegeben, der Titel „Grundlagen des modernen Weinbaus“ reißt einen nicht vom Hocker. Beim genaueren Hinsehen und vor allem Hinhören entdeckt man, dass es sich hier um einen seriösen Beitrag zum Thema Wein handelt, der keine reißerische Werbung braucht. Allein der Hinweis, Hans Reiner Schultz erzählt Grundlagen des modernen Weinbaus, macht neugierig. Und in der Tat, auf den beiden CDs erzählt der Autor von Wein und seinen Besonderheiten. Im Klartext heißt das: Er doziert nicht, wie es manche Professoren geflissentlich tun, nein, Schultz erzählt. Unaufgeregt, spannend und substanziell, mit vielen praxisnahen Beispielen und Begegnungen. Das ist Wissenschaft zum Anfassen. Und die Auslassungen, die rund 140 Minuten dauern, sind so informativ, dass sie auch für Laien nachvollziehbar sind. Und Spaß macht es obendrein, dieser WeinKoryphäe zuzuhören.

Im Einzelnen geht es um Themen wie die Weinrebe und ihre klimatischen Voraussetzungen, Rebschnitt, Laubschnitt, Pilzkrankheiten, Pflanzenschutzmittel, Aroma-

(© Verlag supposé)

stoffgruppen, Weinbereitung, Hefe, schweflige Säure, Gärung, Reinzuchthefen, ökologischer und biodynamischer Anbau und Terroir .

Fakt ist, die Klimaveränderung wird weitreichende Auswirkungen auf den Weinbau und die Önologie haben. Dies liegt nicht nur am vorausgesehenen Temperaturanstieg, sondern wahrscheinlich in gleichem oder noch stärkerem Maß an einer absehbar stärkeren Schwankung der klimatischen Bedingungen und an Wetterextremen.

Ein paar Zahlen zur Verdeutlichung der Problematik: In allen Weinbauregionen der Erde hat sich in den vergangenen 40 Jahren die Traubenzusammensetzung verändert, was insbesondere die Zucker- und damit die potenziellen Alkoholgehalte betrifft. Die Hauptgründe sind neben den klimatischen Veränderungen auch ein verbessertes weinbauliches Management, vor allem bei der Laubwandgestaltung bzw. bei den Laubarbeiten. Die größte Rolle kann man aber eindeutig der generellen Erwärmung zuschreiben. So ist der durchschnittliche natürliche Alkoholgehalt über die Periode 1994–2013 etwa 26 Prozent höher als in der Periode 1970–1986. Gleichzeitig sanken die Säurewerte beim Riesling von durchschnittlich 15,5 g/l (1970–1986) auf rund 9 g/l (1990–2014).

Laut Professor Schultz stehen die Prognosen für den deutschen Weinbau allerdings keineswegs schlecht – ganz im Gegenteil.

Zwischen den 1960er- und 1980er-Jahren gab es in Deutschland wenigstens drei besonders schlechte Jahrgänge pro Jahrzehnt, während die Trauben nach 1987 immer voll ausreifen konnten. Die Weine fielen in den vergangenen 15 Jahren allgemein weniger säurebetont aus, sondern dichter und stoffiger, was sowohl von den Winzern als auch von Weintrinkern positiv zur Kenntnis genommen wurde und die Vermarktung erleichterte. Deutsche Weine genießen heutzutage Weltruf. Dank der wärmeren Temperaturen könnten Lagen in den Seitentälern in den kommenden Jahren sogar zu 1a-Lagen avancieren. Somit haben deutsche Winzer von der Klimaerwärmung bislang eher profitiert und können es in Zukunft mithilfe der richtigen Anpassungsstrategien auch weiter tun. ■

BUCHHINWEIS Hans Reiner Schultz erzählt: „Grundlagen des modernen Weinbaus“, 2 CDs, Verlag supposé, Berlin, 22,80 Euro

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REZENSION

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GROSSES BUCH MIT SCHÖNHEITSFEHLERN WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

■ VON HERBERT HEIL

Michelin erhielt er 2012 zwei Sterne für sein Restaurant Tim Raue. Inzwischen hat er vier Restaurants, darunter „La Soupe Populaire“, das auf die deutsche Küche spezialisiert ist. Er ist zweifellos einer der kreativsten Köche Deutschlands.

Der Aufbau des Buchs macht Sinn: Der Weinteil ist nach Regionen gegliedert und nimmt rund zwei Drittel des Umfangs ein. Für den herausragenden Rezeptteil mit Gerichten aus dem Berliner Lokal „La Soupe Populaire“, wo Raue seine Version von deutscher Küche inzwischen realisiert hat, bleibt ein Drittel.

(© Verlag Callwey)

Trotz Kritik empfehlenswert.

E

in solches Buch hat bislang auf dem deutschen Markt gefehlt. Und es ist den beiden Autoren, Paula Bosch und Tim Raue, hoch anzurechnen, dass sie den Mut hatten, ein solches Werk zu veröffentlichen. Da steckt eine Menge Arbeit und Gehirnschmalz drin. Und auch an die Adresse des Verlags sei gesagt: Hut ab. In solchen Zeiten einen solchen Wälzer zu verlegen, ist wahrlich keine Selbstverständlichkeit. „Deutscher Wein, Deutsche Küche“ ist der Band betitelt und er macht sofort neugierig.

Denn in dieser (Buch-)Form ist das Thema ein Novum und schon deshalb begrüßenswert.

Und wenn man dann noch zwei ausgewiesene Kenner wie Paula Bosch und Tim Raue als Autoren hat, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen Paula Bosch ist Deutschlands bekannteste Sommelière, ihre legendären Kolumnen im SZ-Magazin machten sie einem breiten Publikum bekannt, viele Buchprojekte, unter anderem mit Eckart Witzigmann, wurden zu Bestsellern.

Tim Raue wurde in Berlin-Kreuzberg geboren und mit gerade mal 23 Jahren Küchenchef in einem der besten Berliner Restaurants. 1998 erhielt er vom Feinschmecker den Titel Aufsteiger des Jahres. Gault&Millau kürte ihn 2007 zum Koch des Jahres, vom Guide

Unter der Überschrift „100 Winzer und ihre Weine“ präsentiert die Grande Dame der deutschen Sommelerie ihre Auswahl der besten deutschen Weingüter und deren Weine. Die Auswahl ist naturgemäß subjektiv, doch den einen oder anderen Winzer hätte man sich in dem Kreis schon noch gewünscht, aber damit muss und kann man leben. Jedem Anbaugebiet ist eine einführende Doppelseite mit Informationen zu Struktur, vorherrschenden Rebsorten und Böden gewidmet. Am Schluss stellt Bosch eine kleine Rebsortenkunde zusammen, inklusive der Aromen, die man in den Weinen finden kann.

Bei allem Lob für diesen gewichtigen Band sind doch auch kritische Anmerkungen angebracht. Sie betreffen vor allem den von Paula Bosch geschriebenen Weinteil. Die Porträttexte zu den Winzern und ihren Weingütern geraten mal gut, bisweilen aber auch oberflächlich. Da hätte man sich von der profunden Weinkennerin, die Paula Bosch zweifelsohne ist, solidere Informationen gewünscht.

Gewünscht hätte sich mancher Leser auch, dass mehr junge, aufstrebende Winzer im Buch Erwähnung gefunden hätten. Denn ohne Frage, es gibt sie. Doch Paula Bosch setzt beharrlich auf etablierte Winzergrößen, vor allem aus den Reihen des VDP. Aber vielleicht gibt es ja ein Fortsetzungsbuch bzw. eine Zweitauflage mit mehr jungen Weineleven, die abseits des großen Stroms gewürdigt werden. Zu wünschen wäre es!

Winzer wie Florian Weingart vom Mittelrhein als Entdeckung zu feiern, kommt mindestens zehn Jahre zu spät. Um nicht missverstanden zu werden: Das alles schmälert die Verdienste von Paula Bosch nicht, obgleich man sagen muss, mehr Offenheit und Mut in der Auswahl der Winzer hätte dem Ganzen nicht geschadet.

Ärgerlich sind etliche Schreibfehler und Formulierungen, die in einem solchen Werk nichts zu suchen haben. Allerdings ist dies vermutlich nicht allein der Autorin anzulasten, eher dem Korrektorat bzw. dem Lektorat. So ist zum Beispiel im Kapitel Rheingau in der vorangestellten Landkarte einiges durcheinandergeraten. Da liegen schon mal Rheingauer Weinorte, die bekanntlich rechtsrheinisch angesiedelt sind, links des Stroms, „auf der ebsch Seit’“, wie man im Rheingau zu sagen pflegt.

Wenn statt von Gärung von Gehrung (das gibt es auch, jeder Heimwerker weiß sofort Bescheid!) die Rede ist oder von hinterhecheln statt von hinterherhecheln oder Chili mit Doppel-l geschrieben wird und Winzer Fritz Keller dem FC- statt dem SC-Freiburg als Präsident vorsteht, so ist das auf schlampiges Redigieren zurückzuführen. Da das Buch es insgesamt verdient hat, in zweiter Auflage zu erscheinen, können diese Fehler hoffentlich korrigiert werden. Doch es gilt auch zu loben: zum Beispiel die brillanten Bilder des Fotografen Andreas Durst.

Tim Raue hat seinen Part im Buch gut gemeistert. Denn es ist nicht einfach, deutsche Standard-Gerichte, die man hierzulande inund auswendig kennt, neu zu interpretieren.

Ich finde, er hat es überzeugend geschafft, die insgesamt 50 Rezepte so zu gestalten, dass sie nicht zu abgehoben, sondern geerdet und bodenständig rüberkommen.

Chapeau!

Zwiebeltarte, Hühnersuppe, Krabbencocktail, Maultaschen, Solei, Bratwurst, Heringssalat, Dorsch und Schmorgurken, Leipziger Allerlei, Rheinischer Sauerbraten und Falscher Hase: An solchen deutschen Klassikern arbeitet sich Raue ab. Er optimiert und entschlackt diese 08/15-Gerichte und macht daraus etwas ganz Besonderes, Eigenständiges, ja Exquisites. Dabei agiert er locker und unterhaltsam. Trotz aller berechtigter Kritik kann dieser Band nicht nur allen Weinfreunden, sondern auch den Fans der deutschen Küche wärmstens empfohlen werden. ■ BUCHHINWEIS Paula Bosch, Tim Raue: „Deutscher Wein, Deutsche Küche“. Verlag Callwey, München 2015, 328 S., geb., 39,95 Euro.

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GAULT&MILLAU: DEUTSCHE WEINE IM FOKUS WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

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mfangreicher als je zuvor präsentieren sich beide opulenten Schmöker auch in ihrer aktuellen Ausgabe 2016. Dass es beide Führer inzwischen als App gibt, ist nicht nur dem Zeitgeist geschuldet, sondern dient vor allem der schnellen Information.

■ VON HERBERT HEIL

Beginnen wir mit der 23. Ausgabe des Gault& Millau Weinguide Deutschland, der jüngst in Mainz vorgestellt wurde. Zu den diesjährigen Siegern gehören neben dem „Winzer des Jahres“ Peter Jakob Kühn (Weingut Kühn, Rheingau) Florian Lauer (Weingut Peter Lauer, Saar, „Kollektion des Jahres“), als „Aufsteiger des Jahres“ Philipp, Wolfgang und Ulrich Luckert (Weingut Luckert, Franken), die „Entdeckung des Jahres“ Hans Erich Dausch (HE-Weine, Pfalz), der „Sommelier des Jahres“ Frank Glüer (Ess.Zimmer in der BMW-Welt, München) sowie Sebastian Georgi (485 Grad, Köln), der für seine „Weinkarte des Jahres“ ausgezeichnet wurde.

25 Weinexperten haben für den Gault&Millau 13.000 Gewächse aus 1.200 deutschen Weingütern verkostet. Auf 958 Seiten sind mehr als 11.700 Weine aufgelistet und bewertet worden. Zum „Winzer des Jahres“ Peter Jakob Kühn (Weingut Kühn, Oestrich-Winkel /Rheingau) bemerkte Gault&Millau-Chefredakteur Joel Payne: „Kein anderer setzte so konsequent und gegen Widerstände auf die biodynamische Bewirtschaftung wie Peter Jakob Kühn. Und nur wenige entwickelten solch einen eigenständigen Stil und können gleichermaßen im trockenen wie im edelsüßen Segment punkten. Seine aktuelle Kollektion gehört wieder einmal zu den allerbesten in ganz Deutschland.“ Der Ehrentitel „Kollektion des Jahres“ geht an Florian Lauer von der Saar. „Die feinherben Rieslinge von Peter Lauer gehören seit Jahren zur deutschen Spitze. Mit der Übernahme durch Florian Lauer ist hier ein weiterer Qualitätssprung gelungen und mit dem 2014er haben Vater und Sohn sich selbst übertroffen“, urteilt Joel Payne. „Aufsteiger des Jahres" sind die Brüder Wolfgang und Ulrich Luckert aus dem Weinanbaugebiet Franken. „Sie haben ihren Betrieb mit großer Beharrlichkeit in die deutsche Elite geführt“, konstatiert Payne. „Diese Leistung verdient zweifelsohne die vierte Traube!“ Hans Erich Dausch ist laut Gault&Millau „Die Entdeckung des Jahres“. Der Weingutsberater wurde für seine kleine, aber hochfeine Pinot

der Führer in neun Kategorien die besten Weißweine des Jahrgangs 2014 und die besten 2013er Rotweine Deutschlands auf.

Die Gruppenbesten wurden als „Siegerweine des Jahres“ in den einzelnen Kategorien ausgezeichnet. Vier davon stammen von der Saar, drei aus Rheinhessen, zwei aus Franken und einer aus der Pfalz.

Bester Literwein war ein 2014 Riesling Quarzit Schiefer trocken vom Weingut Franzen (Mosel) und in der Kategorie „Gutsriesling 2014“ konnte das Weingut HeymannLöwenstein punkten.

SIEGERWEINE DES JAHRES GAULT& mILLAU WEINGUIDE 2016

(© Verlag Callwey)

Noir-Auswahl ausgezeichnet. „Sommelier des Jahres“ darf sich Frank Glüer vom Münchner „Ess.Zimmer“ nennen. Er gilt als ein Entdecker junger Talente, ein Kenner großer Gewächse und Liebhaber deutscher Weine.

Die „Weinkarte des Jahres“ liegt für den Gault&Millau in der Kölner Pizzeria „485 Grad“ auf. Hier gibt es eine Weinkarte, die Sternerestaurants neidisch machen kann.

Und das alles zu fairen Preisen. Der Mann, der dies initiiert und in die Tat umgesetzt hat, ist Spitzensommelier und Enfant terrible Sebastian Georgi.

Die Bernhard Breuer-Trophy (ein Wettbewerb für gereifte trockene Rieslinge) geht in diesem Jahr an das rheinhessische Ausnahmeweingut Keller in Flörsheim-Dalsheim für den 2004er Kirchenspiel. Der Wein sei verspielt, elegant, facettenreich und animierend und voller feiner Fruchtaromatik, schwärmt der Weinführer.

Den besten gereiften Spätburgunder tranken die Tester im Weingut Friedrich Becker (Pfalz) mit dem 2004er Sankt Paul und den besten fruchtsüßen Riesling beim Weingut Joh. Jos. Prüm an der Mosel. (2004 Wehlener Sonnenuhr Riesling Spätlese). Außerdem listet

Bester Winzersekt: Brut 2005 Mon Rose Cuvée Reserve Raumland (Rheinhessen) // Bester Spätburgunder: 2013 Schlossberg „Großes Gewächs“ Fürst (Franken) // Bester Weißer Burgunder: 2014 Chardonnay „R“ Ökonomierat Rebholz (Pfalz) // Bester Silvaner: 2014 Würzburger Stein „Großes Gewächs“ Bürgerspital zum Heiligen Geist (Franken) // Bester feinherber Riesling: 2014 Ayler Kupp „Kern“ – 9 – Peter Lauer (Saar) // Bester Riesling Kabinett: 2014 Scharzhofberger – 2 – Egon Müller (Saar) // Beste Riesling Spätlese: 2014 Scharzhofberger Alte Reben – 6 – Egon Müller (Saar) // Beste Riesling Auslese: 2014 Westhofener Abts E Keller (Rheinhessen) // Bester edelsüßer Riesling: 2014 Scharzhofberger Auslese Goldkapsel – 9 – Egon Müller (Saar)

Winzer des Jahres: Peter Jakob Kühn Weingut Kühn im Rheingau // Kollektion des Jahres: Florian Lauer Weingut Peter Lauer, Saar // Aufsteiger des Jahres: Weingut Luckert, Franken // Entdeckung des Jahres: Hans Erich Dausch, Pfalz // Sommelier des Jahres: Frank Glüer Ess.Zimmer in der BMW-Welt, München // Weinkarte des Jahres: Sebastian Georgi, 485 Grad, Köln ■ BUCHHINWEIS Der Gault&Millau Weinguide Deutschland 2016, 23. Jahrgang, 960 Seiten, 34,99 Euro ISBN: 978-3-86244-831-9, Christian Verlag, München

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REZENSION

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EICHELMANN DEUTSCHLANDS WEINE 2016 WEINFEDER JOURNAL | EDITION # 48 | SOMMER 2016

■ VON HERBERT HEIL

I

n Mainz präsentierte Gerhard Eichelmann unter dem Motto „Große Weine, große Lagen“ einen Wein klassiker, einen Ehrenpreis träger sowie vier von ihm prämierte Weingüter, bei denen der Fokus auf deren gesamter Kollektion und nicht auf einzelnen Weinen liegt.

Die besten Weinkollektionen kommen danach von Ludwig Knoll – Weingut Am Stein in Würzburg, vom Weingut Konrad Schlör in WertheimReicholzheim und vom Weingut Glaser-Himmelstoss in Nordheim. In der aktuellen Ausgabe werden auf 1.152 Seiten 865 deutsche Wein güter und 9.750 Weine aus allen 13 Anbaugebieten vorgestellt. In der von Andreas Durst komplett bebilderten Ausgabe widmet der Autor jedem Weingut eine eigene Seite.

Spitzenwinzer finden sich auf jeweils zwei Seiten wieder.

Für die „Beste Weißweinkollektion des Jahres“ wurde Ludwig Knoll vom Weingut am Stein in Würzburg ausgezeichnet. „Schon das Einstiegsniveau ist hoch, die Großen Gewächse aus dem Stettener Stein gehören zu den großen Weinen des aktuellen Jahrgangs in Deutschland“, lobt Eichelmann die Knoll‘schen Weine.

Die beste Rotweinkollektion hat für Eichelmann mit Konrad Schlör ein Winzer aus Tauberfranken im Anbaugebiet Baden. Und obwohl Schlör keine spektakulären Lagen besitzt, zählen seine Spät burgunder und Schwarzrieslinge aus der Lage Reicholzheimer First zu den großen Rotweinen des Jahrgangs in Deutschland.

Die Auszeichnung für die beste edelsüße Kollektion geht an das Weingut Glaser-Himmelstoss in Nordheim (Franken). „Seit zwei Jahrzehnten gehört Wolfgang Glaser mit seinen Weinen zur Spitze in Deutschland. Im Jahr 2014 erzeugte er das ganze Spektrum an Süßweinen bis hin zu faszinierenden Trocken beerenauslesen aus Scheurebe und Riesla ner“, resümiert Eichelmann. Die 2014er Riesling Auslese mit 180 Grad Oechsle, 240 Gramm Restzucker und 9 % Alkohol spricht Bände. (© Mondo-Heidelberg)

Fazit: Der Eichelmann sollte Pflichtlektüre für alle sein, die sich beruflich und/oder privat dem Thema Wein verbunden führen. Der Eichelmann ist und bleibt der anerkannte „Reiseführer“ in Sachen deutscher Wein.

BUCHHINWEIS Gerhard Eichelmann 2016 Deutschlands Weine, 1152 Seiten, Hardcover, durchgängig farbig bebildert, 29,95 Euro, ISBN: 978-393883-925-6, Mondo-Heidelberg

Aufsteiger des Jahres sind die Brüder Christian und Matthias Runkel vom Weingut Bischel aus Appenheim in Rheinhessen. Die Jury befand, dass das Weingut es mit seinen Weinen an die Spitze der deutschen Weingüter geschafft hat. Es setze auf ökologischen Anbau und auf alte Reben, vor allem Riesling, Burgunder und Silvaner. Eichel mann: Schon das Einstiegsniveau beeindruckt.

Neben den vier Weingütern des Jahres präsentiert Gerhard Eichelmann einen Weinklassiker. Dieses Jahr fiel die Wahl auf die Lage Zeltinger Sonnenuhr mit der Riesling Auslese*** des Weinguts Markus Molitor in Bernkastel-Wehlen an der Mosel.

Den Ehrenpreis für das Lebenswerk verlieh die Redaktion an Ernst Dautel im württembergischen Bönnigheim mit folgender Begründung: „Konsequent hat Ernst Dautel seine Vorstellungen vom Wein umgesetzt, viel ausprobiert und ist stetig vorangekommen. Er hat Pionierarbeit geleistet, für Bönnigheim, für Württemberg, für Deutschland.“ ■

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