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Weltrekordmarsch des ASSCS
from Blaulicht 5/2025
by IV Group
Atemschutz Sportclub Schweiz mit neuem Weltrekord
Drei Weltrekorde konnte der 2022 gegründete Atemschutz Sportclub Schweiz in den vergangenen Jahren bereits erobern. Nun kommt ein vierter hinzu: Am 12. und 13. September 2025 marschierten vier ASSCS-Läufer 100 Kilometer vom Bundesplatz Bern bis nach Aarau – in kompletter Atemschutzmontur.
«Ja – kann man machen!», schmunzeln viele Menschen, wenn sie erfahren, welche ungewöhnlichen Leistungen die Mitglieder des ASSCS bereits bewältigt haben. Sechs Mal liefen sie in Atemschutzmontur einen Halbmarathon – und Vizepräsident Marco Zobrist hält den GuinnessbuchRekord mit 3 Stunden, 10 Minuten und 27 Sekunden. Fünf Mal erklommen ASSCS Läufer in Vollmontur die 4’261 Stufen zählende Treppe am Ritom Stausee bei Airolo. Auch hier hält der ASSCS Weltrekord. Mehrfach starteten die Läufer beim «1000er Stägli Lauf» am Oltener Berg in Aarburg – und dieses Jahr wird der Anlass (18.10.2025) sogar vom ASSCS organisiert. Und vergangenen Winter startete ein Trio beim 12StundenSkirennen in Pany GR – und blieb mit 61 Runden nur fünf Runden hinter den anderen Teams, die in normaler Skikleidung antraten, zurück.
100 Kilometer – in voller Atemschutzausrüstung
Nun, am 12. und 13. September 2025, wagten Florian Wettstein (38), Marco Zobrist (44), Stefan Suter (56) und Matthias Brunner (36) ein unglaubliches Vorhaben: Einen 100 kmMarsch von Bern nach Aarau – natürlich in Atemschutzausrüstung. Das Ziel dabei lautete einmal mehr: Grenzen austesten, Teamgeist zeigen und den Atemschutzsport sichtbarer machen.

Startpunkt Bern Bundeshausplatz
Los ging es am Samstag gegen acht Uhr auf dem Bundesplatz in Bern – wo Regen niederprasselte. «Das war nicht schön, aber wir hatten ein kleines Zelt», erinnert sich Stefan Suter. Marco Zobrist war «das Wetter in diesem Moment gleichgültig», wie er sagt. «Ich freute mich stattdessen über die motivierenden Worte von Nicole HeggliBoder, Grossrätin des Kantons Aargau, die uns verabschiedete, mit dem Versprechen, uns anderntags in Aarau auch persönlich zu empfangen.»
Ganz offensichtlich ebenfalls ein FeuerwehrsportFan muss Petrus sein: Kurz nach dem Start hörte es auf zu regnen. «Das Wetter spielte danach gut mit», sagt Florian Wettstein. «Es war trocken und nur von 14 bis 17 Uhr wurde es mal warm. In der Nacht indes fröstelte es uns bei nur acht Grad Celsius während der Pausen fast.»

32 Flaschen- und 5 Garniturenwechsel
Dazu ist zu wissen: 26 mal legten die Läufer kurze Pausen ein. «Flaschenwechsel, etwas trinken und essen, das TShirt wechseln – weiter geht’s», lautete die Devise. Nach jeweils etwa 20 Kilometern gab es einen etwas längeren Marschhalt von etwa 20 Minuten. «Dabei wurde auch die gesamte schweissdurchtränkte Brandschutzkleidung gewechselt», so Marco Zobrist.
Flüssigkeit nahmen die Läufer in Form von Wasser und Bouillon zu sich, Nährstoffe führten sie mit Powerriegeln und Energieshots auf rein natürlicher Basis zu. «Diese hat unser Sponsor Apalife eigens für dieses Vorhaben entwickelt», verrät Florian Wettstein – und Stefan Suter erzählt mit einem Schmunzeln, dass die Bouillon schneller alle war als geplant. «Danach gab’s Hühnerbouillon – grusig!»
Grosses Helferteam im Hintergrund
Weitere unerwartete Herausforderungen wurden ebenfalls vom Helferteam gelöst – und zwar bravourös. «Das Assistenzteam agierte perfekt. Ohne sie hätten wir keinen Meter laufen können. Sie kümmerten sich um alles, sicherten den Marsch, der oft über Kantonsstrassen führte, zuverlässig ab, bereiteten alle Stopps vor, unterstützten mit vollem Einsatz», fasst Stefan Suter zusammen.
Auch, als das Team technische Probleme bekam – die kalkulierte Laufdistanz korrelierte nicht mit der von den GarminSystemen der Läufer aufgezeichneten Kilometerleistung –, sprang das Helferteam in die Bresche. «Anfangs dachte ich, wir seien zu langsam – und trieb alle zu mehr Tempo an», erzählt Marco Zobrist. «Bis wir nach etwa 60 Kilometern konstatierten, dass wir auf der geplanten Strecke rund 107 statt der anvisierten 101 Kilometer zurücklegen würden. Daher musste die Routenführung spontan adaptiert werden – durch die Helfer, da wir Läufer in unserer Situation solche komplexen Denkaufgaben nicht mehr hätten bewältigen können.»

Jeder Support war Gold wert
Aufgrund der geänderten Routenführung verpassten die Läufer in Obergösgen die dort wartende Jugendfeuerwehr, welche als Zeichen ihres Supports ein Stück des Wegs mitlaufen wollte. «Das tut uns unfassbar leid – und wir machen das wieder gut», verspricht das Läufer Quartett, das im gleichen Atemzug allen Feuerwehrteams, die ein Stück mitmarschierten, von Herzen dankt: «Jede Unterstützung von aussen stärkt die Motivation, die du brauchst, um durchzuhalten», sagt Florian Wettstein.
Als grösstes «Problem» erwiesen sich bei allen Läufern die Brandschutzstiefel. «Es war, als würde man über Messer laufen», gab Matthias Brunner in Tele Züri zu Protokoll. «Doch Feuerwehrstiefel der Sicherheitsklasse 3 sind nun einmal nicht zum Wandern entwickelt worden», lacht Stefan Suter. So wundert es nicht, dass alle Läufer teils enorm grosse Blasen an den Füssen beklagten. Zudem lief sich einer der Mitstreiter einen schmerzhaften «Wolf». «Die Ein

Blasen, Schmerzen, mentale Erschöpfung –und Jubel am Zielort
Letztlich aber half der enorme Teamspirits aller Beteiligten über die Strapazen, die höllischen Schmerzen, die physische und mentale Erschöpfung hinweg. Nach etwa 30 Stunden erreichte das Quartett den Regierungsplatz in Aarau, wo es von Nicole HeggliBoder und JeanPierre Gallati, Regierungsrat und Gesundheitsdirektor des Kantons Aargau, herzlichst empfangen und mit Medaillen geehrt wurde.
«Es war die bisher härteste Challenge», sagt Florian Wettstein im Rückblick. «Aber wir haben es gepackt – auch wenn zwischendurch bei jedem von uns Zweifel aufkamen», schmunzelt Stefan Suter. Und Marco Zobrist ist überzeugt: «Bald sind die Blasen verheilt, die Strapazen vergessen. Doch die Freude über den Erfolg wird bleiben. Wir haben unsere Grenzen erneut ausgelotet – und auf ein noch höheres Niveau verschoben. Das war es wert!»

Mehr Infos zum ASSCS finden Interessierte unter www.asscs.ch sowie auf den diversen Social-Media-Kanälen.
«Hintergrund»
Zahlen & Fakten
Am Weltrekord beteiligt waren 4 Läufer und 30 Helfer. Die Distanz von 101,7 km wurde in einer reinen Laufzeit von 20 Stunden und 18 Minuten bewältigt, was einem Schnitt von 11,5 Minuten pro Kilometer entspricht. Jeder Läufer benötigte auf die Gesamtdistanz 32 Atemluft flaschen (ca. 3,5 km Laufstrecke pro Flasche), einen Liter Wasser pro Stunde, absolvierte 110’000 bis 140’000 Schritte, verbrannte rund 8’000 bis 10’000 Kalorien und schwitzte 22 bis 25 Liter Schweiss aus.









