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200 Jahre Schweizer Papiergeld

Buntes Papier, so wertvoll wie Gold

Eigentlich sind Banknoten nicht mehr als bedrucktes Papier. Dennoch ist eine Welt ohne sie nur schwer vorstellbar. Angesichts des Jubiläums «200 Jahre Schweizer Banknoten» im August 2025 haben wir uns schlaugemacht, wie Banknoten hergestellt werden, wie es um ihre Sicherheit bestellt ist – und welchen Materialwert sie eigentlich haben.

Banknoten sind seit Jahrhunderten ein beliebtes, weil leichtes, handliches und damit praktisches Zahlungsmittel. Erfunden wurde das Papiergeld in China. Bereits zu Zeiten der Song-Dynastie (960–1127) gab es Notgeld, in der YuanDynastie (1271–1368) etablierte Herrscher Kublai Khan Papiergeld als allgemeines Zahlungsmittel und die älteste noch erhaltene Banknote, ausgestellt im Museum August Kestner, dem ältesten städtischen Museum in Hannover, stammt aus der Zeit der Ming-Dynastie (1368–1398). Es handelt sich um einen Guan (auch «Kwan»; Wert: 1’000 Käsch), hergestellt aus bedruckter Maulbeerbaumrinde.

Mit Abmessungen von 34 x 22 Zentimetern war der Guan, verglichen mit heutigen Banknoten, nicht wirklich handlich. Aber schon damals deutlich leichter als Münzen. 1’000 Käsch-Münzen, überwiegend bestehend aus Silber, wogen nämlich nahezu vier Kilogramm.

Die Produktion hochsicherer Banknoten wie der Schweizer-Franken-Scheine erfolgt in bis zu einem Dutzend Arbeitsschritten.
© SNB

Die neunte Schweizer Banknotenserie

Aktuell ist die neunte Serie des Schweizer Frankens als Papiergeld im Umlauf. Lanciert wurde diese zwischen 2016 und 2019, gestückelt ist sie in Noten zu 10, 20, 50, 100, 200 und 1’000 Franken. Allen Noten gemeinsam ist das von Manuela Pfrunder entworfene Design zum Thema «Die vielseitige Schweiz». Illustriert wird es durch eine Hand, die je nach Notentyp eine unterschiedliche Handfertigkeit ausübt. Unter der Hand ist ein schimmernder Globus abgebildet – als Symbol, dass die Schweiz sich als Teil einer vernetzten Welt versteht.

Beide Elemente, die im Kupferdruck erzeugte Hand und der auffällige Globus, sind nur zwei von insgesamt 15 integrierten Sicherheitsmerkmalen, die jede aktuelle Schweizer Banknote auszeichnen (siehe separater Artikel).

In puncto Druck- und Sicherheitstechnik markieren die aktuellen Franken-Banknoten einen Quantensprung gegenüber jenen Technologien, die angewandt wurden, als 1995 die von Jörg Zintzmeyer entworfenen Noten der achten Serie lanciert wurden.

Highlights der aktuellen Banknoten sind das aus zwei Lagen Baumwollpapier und einer dazwischenliegenden Polymerschicht aufgebaute Hybridsubstrat, der mit magnetisch ausgerichteten Farbpigmenten erzeugte Globus, der sich von der 1000er- bis zur 10er-Note einmal um seine eigene Achse dreht und dabei einen Tag durchläuft, und der Sicherheitsstreifen mit Volumen-Hologramm. Diese und weitere Sicherheitsmerkmale sorgen dafür, dass die aktuellen, zwischen 2016 und 2019 gestaffelt emittierten Noten bis heute eine der sichersten Banknotenserien der Welt sind.

Kaum gefälschte Frankennoten

Ein Blick in die Statistiken des Bundesamts für Polizei fedpol, bei dem alle in der Schweiz aufgefundenen offensichtlich oder mutmasslich gefälschten Noten oder Münzen überprüft, registriert und entsprechende Strafverfahren unter Leitung der Bundesanwaltschaft lanciert werden, untermauert die Aussage. Aufgrund der hohen Sicherheit unserer Banknoten ist Falschgeld hierzulande (nicht nur im Vergleich

zu anderen Ländern) höchst selten. In den letzten zehn Jahren (2015–2024) wurden durchschnittlich jährlich rund 2’750 gefälschte Banknoten an fedpol geschickt und 150 bis 400 Fälle der Bundesanwaltschaft gemeldet. Zum Vergleich: Im Jahresdurchschnitt 2024 befanden sich nahezu 514 Millionen Schweizer Banknoten im Umlauf.

Immer wieder druckfrische Geldscheine

Gedruckt werden unsere Banknoten bei Orell Füssli Security Printing in Zürich-Wiedikon. Mehrere Millionen sind es jährlich. Die jeweils neu gedruckten Noten dienen als Ersatz für beschädigte, zerstörte und von der SNB zurückgerufene Noten. Laut Angaben der SNB variiert die Lebensdauer von Banknoten abhängig vom Notenabschnitt. Während die im Alltag gebräuchlichsten Noten, also 10er-, 20er- und 50erScheine, eine Lebensdauer von durchschnittlich drei bis sechs Jahren aufweisen, leben 100er-, 200er- und vor allem die 1000er-Noten deutlich länger. Dies, weil sie tendenziell häufiger zu Wertaufbewahrungszwecken verwendet werden.

Im Jahr 2024 setzte die Nationalbank 41,5 Millionen druckfrische Banknoten im Nominalwert von insgesamt 4,8 Milliarden Franken in Umlauf. Zeitgleich vernichtete sie 30,1 Millionen beschädigte oder zurückgerufene Noten im Nominalwert von 2,4 Milliarden Franken.

Mehrstufige Produktionsprozesse

Für die Produktion der Banknoten kombiniert Spezialistin Orell Füssli Security Printing sämtliche Druckverfahren wie Offsetdruck, Kupferdruck, Siebdruck und Buchdruck. Während auch modernste Druckmaschinen auf den teilweise jahrhundertealten Druckprinzipien basieren, kommen auch modernste digitale Technologien, Mikrooptik und Lasertechnik zum Einsatz – beispielsweise bei der Druckplattenherstellung. Und auch filigrane Handarbeit sowie bewährte Mechanik fehlen nicht: Die fortlaufenden Seriennummern der Scheine werden bis heute mithilfe mechanischer Nummerierwerke erzeugt.

Einer der aufwendigsten Produktionsschritte ist der Kupferdruck, der immer zuerst auf der Rückseite und dann auf der Vorderseite einer Banknote vorgenommen wird.
© SNB

Die Basis von allem: das Substrat

Ohne Papier kein Blaulicht-Magazin – und ohne HightechSubstrate keine Geldscheine. Ohne zu viel preiszugeben, verrät die SNB auf ihrer Website einige Geheimnisse des «Papiers» unserer Nationalwährung: Die aktuell in Umlauf befindlichen Franken-Noten werden auf Durasafe ® gedruckt, einem dreischichtigen Substrat, bestehend aus zwei dünnen Baumwollpapierschichten mit einer dazwischenliegenden transparenten Polymerschicht. Entwickelt und produziert wird dieses von der Landqart AG in Landquart. Auf deren Website wird enthüllt: Der mehrlagige Aufbau verleiht der Banknote eine einzigartige mechanische Beständigkeit. Zugleich erlaubt er die Einarbeitung klassischer Sicherheitselemente wie Wasserzeichen und Sicherheitsfaden, kombiniert mit modernen Features wie dem Banknotenfenster «Schweizerkreuz» oder dem auf der Rückseite der Noten erkennbaren halbdurchsichtigen «Dreieck», in dem der metallisch glänzende Sicherheitsfaden sichtbar ist.

Das fertige Substrat wird sodann als Rollenware nach Wiedikon verfrachtet, wo es von Orell Füssli Security Printing bedruckt wird. Dabei kommen spezielle Sicherheitsfarben zum Einsatz. Diese sind dank hoher Beständigkeit gegen UV-Licht, Lösungsmittel und mechanischen Abrieb besonders langlebig und farbecht. Hergestellt werden die Farben, das erfährt man ebenfalls auf der höchst informativen Website der SNB, von der Sicpa SA in Prilly.

Alles beginnt mit dem Banknotensubstrat, in dem bereits vor den nachfolgenden Druckprozessen der Sicherheitsfaden und die Durchsichtfenster eingearbeitet sind.
© SNB

Spezialfarben und viele Druckschritte

Damit Banknoten in allen Farben schillern, sind bis zu ein Dutzend Druckschritte nötig. Dazu werden aus den digitalen Designdaten zunächst mithilfe modernster Technologien die physischen Druckformen wie Druckplatten, Siebe und Schablonen erzeugt. Mit diesen werden dann beispielsweise Vorder- und Rückseite der Banknote bedruckt – im Offsetdruck-Simultanverfahren, wobei beide Seiten in einem einzigen Schritt bedruckt werden. Dank der hierdurch nahezu perfekten Registrierung der Vorder- zu Rückseitenelemente können Elemente wie das «Durchsichtregister» erzeugt werden: Das Druckmotiv «Schweizerkreuz» wird zu je einem Teil auf der Vorder- und der Rückseite gedruckt – und wird erst in der Durchsicht, beim Halten der Note gegen eine Lichtquelle, zur Gänze sichtbar.

Im Siebdruckverfahren werden vor allem flächige Elemente mit hoher Farbschichtdicke realisiert. Beispiele sind der transparent schimmernde Streifen auf der Rückseite der Note wie auch der schimmernde Globus. Letzterer wird mit einer als «Optically Variable Ink» (OVI) bezeichneten Farbe gedruckt. Deren besondere Sicherheitspigmente vereinen zwei starke Sicherheitseffekte in sich: Durch einen mehrlagigen Schichtaufbau auf Nanoebene zeigen sie einerseits einen charakteristischen Farbwechseleffekt. Zugleich wird über die gezielte Ausrichtung der magnetischen Pigmente in einem Magnetfeld ein dynamischer Rotationseffekt beim Kippen der Note erzeugt, der die Drehung des Globus suggerieren soll.

Volumen-Hologramm auf dem Sicherheitsstreifen

Ein Highlight der neunten Schweizer Banknotenserie ist das Volumen-Hologramm auf dem mithilfe einer Folien-Applikationsmaschine aufgetragenen mehrschichtigen Hologramm-Sicherheitsstreifen. Dieser wird von der Leonhard Kurz Stiftung & Co. KG produziert. Unter geeigneter Beleuchtung erscheint beim Kippen der Note quasi «aus dem Nichts» die Wertzahl der Note – in grüner und roter Farbe, in mehrfacher Ausführung und an verschiedenen Positionen. Zusätzlich enthält der Streifen metallisierte Mikrotexte sowie die Wertzahl der jeweiligen Note in Silber, die beim Kippen in Regenbogenfarben schimmern.

Haptisch spürbarer Kupferdruck

Der Kupferdruck (auch: Intagliodruck), ein Tiefdruckverfahren, ist das für Banknoten wohl charakteristischste Druckverfahren. Dabei wird ein meist aus linienartigen Elementen aufgebautes Druckbild in eine Druckplatte eingraviert. Die so erzeugten Vertiefungen werden im Druckprozess mit Farbe gefüllt. Dann wird die Druckplatte unter immensem Druck gegen das Substrat gepresst. Die Folge: Das Druckbild zeichnet sich als Reliefstruktur ab, während die Papieroberfläche an den nicht bedruckten Stellen komprimiert und eingeebnet wird. So entsteht die besondere, für Banknoten typische Haptik, die kaum mit einem anderen Druckverfahren nachgestellt werden kann.

Gezielte Löcher in jedem Geldschein

In einem letzten Schritt wird jede Banknote im Microperf® Verfahren gezielt perforiert. Dabei werden mithilfe eines Lasers Mikrolöcher in das Substrat gebohrt. In der Durchsicht zeigt sich dann das Sicherheitsmerkmal «Schweizerkreuz». Danach, ehe die Noten im Lackierwerk eine Schutzlack-Versiegelung erhalten, wird jede einzelne Noten auf dem Druckbogen individuell nummeriert – mithilfe des Letterpress-Verfahrens (Buchdruck) und mechanischer Nummerierwerke.

Drei Ebenen von Sicherheitsmerkmalen

Sind alle Druck-, Laminier- und Lackierschritte abgeschlossen, werden die Druckbögen in Einzelnotenbündel unterteilt und jede einzelne Banknote wird genauestens überprüft. Neben den offensichtlichen, für jedermann erkennbaren Sicherheitsmerkmalen wie dem Globus, dem Sicherheitsstreifen und dem Schweizerkreuz wird dabei auch die Maschinenlesbarkeit der Banknoten verifiziert. Zugunsten maschineller Verarbeitbarkeit, in Zählmaschinen, Ticketautomaten oder Bankomaten, verfügt nämlich jede moderne Banknote über teils sichtbare, teils mit blossem Auge nicht erkennbare Features, beispielsweise magnetische Bereiche oder UV- und IR-Absorptionsflächen.

Die dritte Sicherheitsebene jeder Banknote kennen nur einige handverlesene Spezialisten der SNB. Ihre Art, ihre Zahl und ihre Anordnung auf einer Banknote sind ebenso streng geheim wie die Verfahren, anhand derer sie verifiziert werden können.

Strikte Qualitätskontrollen sorgen dafür, dass nur einwandfreie Banknoten an die Schweizer Nationalbank geliefert werden, welche diese dann in Umlauf bringt.
© SNB

Ausgabe und Rücknahme

Haben die neuen Banknoten alle Prüfungen erfolgreich durchlaufen, liefert Orell Füssli Security Printing diese an die SNB. Letztere koordiniert die Ausgabe sowie die Rücknahme umlaufender Noten – über ihr Kassenstellennetz, zu dem neben zwei SNB-Bankstellen in Bern und Zürich auch 13 von Kantonalbanken geführte Agenturen gehören.

Jedes Jahr werden über das SNB-Kassenstellennetz Hunderte Millionen Banknoten ausgegeben und zurückgenommen. Im Jahr 2024 waren es 244 Mio. Ausgaben und 238,4 Mio. Rücknahmen. Bei einem durchschnittlichen Notenumlauf von 514 Mio. Geldscheinen kam eine Note im Jahr 2024 also etwas weniger als einmal zur SNB zurück, was laut SNB «leicht unter dem langjährigen Durchschnitt von 1,1» lag.

Alle Banknoten, die aus dem Umlaufvolumen zurück zur SNB gelangen, werden mithilfe spezieller Sortierautomaten einer Qualitäts- und Echtheitsprüfung unterzogen. Echte Noten in gutem Zustand werden wieder in Umlauf gesetzt. Als echt erkannte, aber beschädigte oder verschmutzte Noten werden vernichtet – und durch neue Scheine ersetzt. Noten, an deren Echtheit Zweifel bestehen, werden automatisiert ausgeschieden und manuell nachkontrolliert. Zerstückelte, angebrannte, vermoderte, durch unsachgemässes Öffnen eines Sicherheitskoffers mit Farbe versetzte oder sonstige ausserordentlich stark beschädigte Noten gelangen zur Abklärung der Echtheit zur SNB nach Bern – effektiv gefälschte Noten werden gesammelt und dem fedpol übergeben.

Und der Preis?

Bleibt noch die Frage zu klären, wie teuer eigentlich die Produktion einer Schweizer Banknote ist. Die Antwort: günstiger, als man denken sollte. Je nach Notengrösse (Stückelung) und Produktionsmenge kostet eine Banknote durchschnittlich rund 40 Rappen.

Das heisst: Der Materialwert der in Umlauf befindlichen 514 Millionen Geldscheine der neunten Schweizer-Franken-Serie beträgt etwa 205,6 Millionen Franken. Ob das viel oder wenig ist angesichts der gebotenen Sicherheit der Schweizer Geldscheine, die zusammen übrigens einen nominalen Gesamtwert von gut 73,3 Milliarden Franken haben, mag jeder selbst beurteilen.

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