Journal 2021

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DARJEELING STADT

ÖKOLOGISCHE UND ÖKONOMISCHE BRÜCHE So schwer das Jahr 2021 auch ist: Die nächsten Jahre machen uns noch weitaus mehr Sorgen. Denn ökologische und ökonomische Strukturbrüche gefährden die Teeregion Darjeeling, wie wir sie kennen.

DARJEELING STADT, MARKET STREET

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Schon die Herausforderungen der letzten Jahre haben bei den Teeproduzenten in Darjeeling ihre Spuren hinterlassen. 2017 bedeutete der über drei Monate andauernde Generalstreik herbe Einbrüche beim First und Second Flush – gerade die beiden Haupternten sind wichtig, weil ihre Verkäufe helfen, die Wintermonate, in denen kein Tee produziert werden kann, zu überbrücken. Von den durcheinandergewirbelten Zyklen des Beschneidens und Erntens der Teebüsche haben sich einige Büsche nur langsam erholt, sodass auch 2018 kein Jahr war, in dem aus dem Vollen geschöpft werden konnte. 2019 waren Winter und Frühjahr viel zu trocken, was wie in diesem Jahr die Erntemengen des First Flush beeinträchtigte. Und 2020 wurde während der Haupterntezeit des First Flush in ganz Indien ein Lockdown verhängt. Ein Ausnahmezustand reiht sich an den nächsten. Derzeit geht auch keiner davon aus, dass in Zeiten des Klimawandels sich daran signifikant etwas ändern wird. An frühere Produktionsmengen von 10.000 Tonnen reicht Darjeeling schon lange nicht mehr heran, für 2021 wird mit 6.900 Tonnen Erntemenge gerechnet. Und als wäre all das noch nicht genug, steigen die Kosten der Produktion und die Verkaufspreise sta-

gnieren, weil es auf dem Weltmarkt ein erdrückendes Überangebot an Broken, Fannings und Dust aus anderen Anbaugebieten als Indien gibt. Vor allem aus Kenia und China kommen Tausende Tonnen niederer Blattgradierungen auf den Markt, die zu weniger als zwei US-Dollar je Kilo verkauft werden – da können die Produzenten in Darjeeling nicht mithalten. Die Folge: Etwa 40 Prozent der Gesamtproduktion Darjeelings, nämlich die niederen Blattqualitäten, sind nahezu unverkäuflich oder können nur weit unter den Produktionskosten abgesetzt werden.

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uf den ersten Blick scheinen wir davon nicht betroffen zu sein. Schließlich kaufen wir in Darjeeling nur Tee hoher und höchster Qualität ein. Aber natürlich können wir das nur, wenn es Teegärten gibt, bei denen wir einkaufen können. Und viele der Betreiber sind in ihrer Existenz gefährdet – wer in diesen Zeiten einen Teegarten in Darjeeling kaufen möchte, wird viele finden, die ihren Garten bereitwillig verkaufen würden. Es liegt in unserem wie in Ihrem Interesse, dass der beste Tee der Welt sowohl ökologisch als auch ökonomisch nachhaltig angebaut werden kann. Wir haben dazu in der Vergangenheit beigetragen – unter anderem durch unser Aufforstungsprogramm SERVE (s. Seite 6) und durch faire Einkaufspreise. Wir werden auch weiterhin unseren Beitrag leisten.


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