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Wie geht es weiter mit Fair und Bio?

Schon vor der Corona-Epidemie besaß das reichste Prozent der Menschheit mehr Vermögen als der gesamte Rest der Weltbevölkerung. Die Pandemie hat die Kluft zwischen arm und reich noch vertieft. Leidtragende sind in erster Linie Frauen und Kinder. Allein in Indien sind 91 Prozent der weiblichen Arbeitskräfte im informellen Sektor tätig. In der Pandemie verloren viele ihren Arbeitsplatz, der ihnen mehr schlecht als recht ein Überleben sicherte. In erster Linie sind es auch Frauen, die sich um Kinder kümmern, die nicht mehr zur Schule gehen konnten. Während in den Städten viele Schülerinnen und Schüler digital am Unterricht teilnehmen konnten, bedeutete Lockdown in ländlichen Gebieten, dass gar kein Schulunterricht stattfand und für einen großen Teil der Kinder damit auch die tägliche warme Mahlzeit durch die Schulspeisung wegfiel.

Auch wenn eine Reihe von Nichtregierungsorganisationen die Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Teegärten kritisiert, gehören Pflückerinnen und Arbeiter in Teegärten zur „organised industry“, das heißt, sie haben Rechte, um deren Einhaltung und Ausübung sie und ihre Vertreter sich kümmern. Ihre Position zu halten und zu stärken ist uns ein Anliegen. Wir haben mit Fairtrade einen Partner, der diese Aufgabe sehr ernst nimmt und als neutrale Organisation auch Dinge erreichen kann, die wir als Kunde nur schwer beeinflussen können. Allerdings sehen wir aufgrund unserer langjährigen Vertrautheit mit den lokalen Gegebenheiten in Darjeeling und Assam auch Chancen und Risiken, die unterschiedlicher Ansätze bedürfen. Wir halten aus diesem Grund daran fest, uns mit allen unseren Produzenten gemeinsam an den (derzeit digitalen) Tisch zu setzen, um für uns gemeinsam eine Strategie festzulegen wie wir mit Herausforderungen im Hinblick auf die Verbesserungen der Lebensstandards in den Teegärten umgehen.

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Am 1. Januar 2022 – ein Jahr später als geplant – tritt eine neue Richtlinie für Bio-Lebensmittel in der EU in Kraft. Sie sieht vor, dass nur noch Bio-Produkte aus Drittländern vermarktet werden dürfen, die nach denselben Vorgaben wie in der EU produziert werden. Es sollen zwar klimatische und traditionelle Besonderheiten berücksichtigt werden, wie das aber im Spezialfall Tee aussehen wird, ist derzeit noch nicht klar. Was sich unserer Meinung nach allerdings schon jetzt abzeichnet, Bio-Landbau wird schwieriger: Die 500 Millionen Bürgerinnen und Bürger der EU stellen zwar einen bedeutenden Teil des Weltmarktes dar – aber einen immer kleiner werdenden. Von allen Produzenten weltweit zu verlangen, sich exakt an die Vorgaben dieses einen Marktes zu halten, wird von vielen Anbietern als Zumutung empfunden. Zudem lassen sich durch die feineren Messmethoden heutzutage viel leichter Pestizidrückstände aufspüren, die so klein sind, dass sie nur über Luft und Regen eingetragen worden sein können (es handelt sich dabei um Größenordnungen, die einem Stück Zucker im Bodensee entsprechen!) und nicht auf einen aktiven Einsatz unerlaubter Substanzen hindeuten.

Durch höhere Preise für die Rohware Tee lässt sich der Aufwand, eine Plantage bio-zertifiziert zu betreiben, allein nicht rechtfertigen. Der Personaleinsatz in Bio-Teegärten ist ungefähr doppelt so hoch wie in konventionell betriebenen Teegärten, die Erlöse sind es allerdings nicht und die Erntemengen erst recht nicht. Es gehört also eine große Portion Enthusiasmus für die gute Sache dazu, den Bio-Weg zu gehen. Wir werden dieses Engagement ausdrücklich unterstützen.

QUALITÄT FAIRNESS PREIS EINFACHHEIT

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