
3 minute read
gibt es noch Luft nach oben
Rund 20 Prozent der hiesigen Bevölkerung ist temporär oder permanent auf eine barrierefreie
Umgebung angewiesen – e in grosses Gästepotenzial.
Advertisement
Roland Bigler sitzt im Rollstuhl. Er ist bei Globetrotter für barrierefreie Reisen verantwortlich. An barrierefreien Tourismusangeboten haftet oft Krankenhausduft.
Gäste, die auf solche Angebote angewiesen sind, möchten jedoch wie alle anderen Gäste behandelt werden. Bigler ist der Ansicht, dass in einem Hotel, das neu gebaut wird, mindestens zehn Prozent der Zimmer barrierefrei sein müssten. Es sei auch nicht verboten, diese Zimmer stilvoll einzurichten und so zu gestalten, dass sie an Menschen mit und ohne Behinderungen vermietet werden können. «Das Argument, solche Zimmer seien nicht rentabel, gilt also nicht.» Gut fände er auch, wenn man auf der Homepage sehen würde, ob der Betrieb barrierefreie Zimmer anbietet. «Und wenn noch Bilder des Zimmers und vom Bad vorhanden sind, wäre das optimal.» Hotels, die Menschen begrüssen können, die im Rollstuhl sitzen, gebe es zwar in der Schweiz, aber oft müsse man länger danach suchen.
Eigentlich brauche es gar nicht so viel, um ein Zimmer barrierefrei einzurichten. Die Türen müssten breit genug sein und die Zimmer eine Grösse vorweisen, in denen man sich mit dem Rollstuhl drehen könne. «Wichtig ist auch getrost verzichten. «Einen Spiegel, der bis zum Boden reicht, würden auch Gäste, die nicht im Rollstuhl sitzen, schätzen.»
Hotels, die daran interessiert sind, Zimmer für besondere Bedürfnisse einzurichten, erhalten bei Procap Unterstützung – dem Verband für Menschen mit Behinderung. Die Institution berät Tourismusanbieter bei Bauvorhaben oder führt Beratungen in Tourismusfachschulen durch.
Allergien auch für den Tourismus ein Thema
Die prekären Schneeverhältnisse in tiefer gelegenen Skiorten haben dazu geführt, dass es Wintersportfans vermehrt in die höher gelegenen Regionen gezogen hat. Inwiefern Schweiz Tourismus schneearmen Orten helfen kann, erläutert Markus Berger, Mediensprecher von ST: «Primär liegt die Verantwortung für Anpassungen bei den Leistungsträgern und Destinationen. ST unterstützt diese bezüglich Kommunikation und Vermarktung der angepassten und neuen Angebote.» abgefunden, mit weniger Schnee z u leben? Markus Berger relativiert: «Outdooraktivitäten waren schon immer von Wetterphänomenen abhängig. Schneearme Winter gab es schon viele sowie es auch in jüngster Vergangenheit Winter mit Unmengen Schnee und grosser Lawinengefahr gab.» Wintersport sei laut Berger seit jeher n icht an allen Ferientagen möglich, weshalb die Destinationen ihrer Klientel wetterunabhängige Alternativen mit Wellness und Spa, Kultur, Wanderungen und Schneeschuhlaufen bieten würden. Die Gäste würden diese Situation kennen und könnten mit ihr umgehen. Das sichere der Schweizer Wintersaison deren Zukunft.
Diese müssten attraktiv präsentiert und schmackhaft gemacht werden. Zudem hätte ST vor zwei Jahren begonnen, die Herbstzeit als eigenständige Saison zu vermarkten. Diese böte insbesondere für tiefer gelegene Destinationen viel Potenzial für die Zeit bis Weihnachten.
Herausforderung Energiepreise Hohe Energiekosten sind Tatsache. Laut Berger seien Bergbahnen für einen stabilen Winterbetrieb jedoch zwingend auf technische Beschneiung angewiesen, unabhängig von der Niederschlagsmenge. «Sie werden nicht ei nfach Energiekosten einsparen können durch den Verzicht auf die technische Beschneiung. Hier stehen andere Massnahmen im Vordergrund wie zum Beispiel Heizung und Beleuchtung der Gebäude, Laufgeschwindigkeit der Bahnen, Beleuchtung der Pisten oder Betriebszeiten.»
MARKUS BERGER, MEDIENSPRECHER SCHWEIZ TOURISMUS ein Lavabo, das man unterfahren kann und eine Dusche ohne Absatz», gibt Bigler zu bedenken. A ber auf die teuren Spiegel, die man kippen kann, könne man
Da in der Schweiz immer mehr Menschen unter Allergien leiden, sind die Tourismusanbieter auch diesbezüglich gefordert. Service Allergie Suisse berät Beherbergungsbetriebe und die Gastronomie, worauf sie bei Allergiebetroffenen achten sollten. «Wir bieten auch Zertifizierungen an, nur hat noch kein Hotel davon Gebrauch gemacht», weiss Beatrice Zobrist von Service Allergie Suisse. Viele würden mit dem Label den Begriff Krank verbinden. Und diese Assoziation wollen sie vermeiden.
«Wenn Betroffene bei den Hotels anfragen, können die meisten auf diese Bedürfnisse eingehen», ist Zobrist überzeugt. Natürlich sei es nicht möglich, einen ganzen Betrieb anzupassen, aber beispielsweise bei Hausstaubmilbenoder Pollenallergien reichen oft die richtigen Bodenbeläge und Bettwäsche sowie Pollenfilter an den Fenstern. DANIELA OEGERLI
Weitere Informationen
Hotels, die sich überprüfen lassen möchten, können sich bei der Schweizer Hotel datenbank anmelden. Die Prüfungen werden durch Auditoren von Hotellerie s uisse oder der S tiftung Claire & George durchgeführt. Eine Hotelprüfung ist sechs Jahre gültig. Service Allergie Suisse berät Betriebe in allen Fragen zu allergie betroffenen Gästen.
«Und schliesslich sind wir gemeinsam mit der Branche dabei, die Herausforderungen durch den Klimawandel zu erfassen und zu bewerten, um dann Strategien und Massnahmen für deren Bewältigung zu definieren.»
Logiernächte auf hohem Niveau
Die Statistik zeigt: Die Zahl der Logiernächte im Winter 2022 bis dato ist trotz Schneemangels positiv. Hat sich der Gast damit
ST im internationalen Austausch Der Klimawandel ist ein grenzüberschreitendes Problem. Ein Austausch mit ausländischen Wintersportorten sei gemäss ST-Mediensprecher immer hilfreich und w ürde von einzelnen Betrieben ebenso gepflegt wie von nationalen Organisationen wie Seilbahnen Schweiz. Schweiz Tourismus engagiere sich zudem in der «European Travel Commission» mit Direktor Martin Nydegger als Vizepräsident. Im Rahmen dieses Gremiums sei der Austausch zur Frage der Auswirkungen des Klimawandels auf den Tourismus laut Berger zentral.» ANDREA DECKER