HG-Magazin 2/2018

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Die Leseecke

Oktoberlied Theodor Storms «Oktoberlied» entstand 1848. Ursprünglich nannte es der Dichter «Herbstlied». Es steht am Beginn all seiner Gedichtsammlungen und hat so einen programmatischen Charakter.

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Der Nebel steigt, es fällt das Laub; Schenk ein den Wein, den holden! Wir wollen uns den grauen Tag Vergolden, ja vergolden! W

Theodor Storm (1817–1888) Theodor Storm war Jurist und ein bedeutender deutscher Novellist und Lyriker. Viele seiner Werke wurden vertont, auf die Bühne gebracht oder wie seine berühmten Novellen «Der Schimmelreiter» und «Immensee» verfilmt. Storm wurde 1817 in der nordfriesischen Kleinstadt Husum geboren. Bereits als Schüler schrieb er Gedichte und kurze Prosatexte, die in lokalen Zeitungen publiziert wurden. Nach dem Jurastudium in Kiel und Berlin kehrte er 1843 in seine Geburtsstadt Husum zurück, wo er eine Anwaltskanzlei eröffnete. 1852 wurde ihm wegen seiner anti-dänischen Haltung die Advokatur entzogen. Er durchlebte unruhige Jahre in Potsdam und Thüringen. Erst 1864 kehrte er in seine Heimat zurück und wurde dort zum Landvogt berufen. 1888 starb Theodor Storm auf seinem Alterssitz in Hademarschen.

Und geht es draussen noch so toll, Unchristlich oder christlich, Ist doch die Welt, die schöne Welt, So gänzlich unverwüstlich! Und wimmert auch einmal das Herz – Stoss an und lass es klingen! Wir wissen’s doch, ein rechtes Herz Ist gar nicht umzubringen. Der Nebel steigt, es fällt das Laub; Schenk ein den Wein, den holden! Wir wollen uns den grauen Tag Vergolden, ja vergolden! Wohl ist es Herbst; doch warte nur, Doch warte nur ein Weilchen! Der Frühling kommt, der Himmel lacht, Es steht die Welt in Veilchen. Die blauen Tage brechen an, Und ehe sie verfliessen, Wir wollen sie, mein wackrer Freund, Geniessen, ja geniessen! Quelle: Theodor Storm. Sämtliche Werke in vier Bänden, Bd. 1.

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