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FERTIGKEITEN SPIELEND ERLERNEN von
Taekwondo-Lehrer im Schulsport
Hermann-J. Hoffe
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wondo als Alternative für den Schulsport darstellen. Die Lehrerinnen und Lehrer sollen durch den Lehrgang als Trainer ein ordentliches Rüstzeug mitbekommen.
Samstag, 14. April, eine Sporthalle in Ennepetal sieben Männer und Frauen in Taekwondo-Kleidung: Lehrgangsleiter und drei Frauen und drei Männer
Drei angehende Lehrerinnen und drei angehende Lehrer sowie Übungsleiter aus verschiedenen Vereinen sind unter der Leitung von Mike Paustian aus Gronau am 14. April in Ennepetal zur Lizenzausbildung „Taekwondo im Schulsport“ zusammengekommen. Nach der Mittagspause treffe ich mich mit dem Leiter dieses Kurses der DTUSportjugend. Auf dem Programm stehen Theorie und Praxis unter dem Stichwort „Parcours des FitnessTeils“.
In vier unterschiedlichen Übungsprogrammen zeigen die teilnehmenden Taekwondo-Lehrer nun, was sie bisher gelernt haben und wie das in spielerischen Übungsbahnen eingesetzt und umgesetzt werden kann. Über zwei Hürden mit Seithüpfern, Ball pressen, 360°-Drehung, Ball fangen, heißt es auf der ersten Bahn. Danach: Sturz seitwärts rechts, beidbeinig über Linie springen, Sturz seitwärts links. Eine Bahn im Spinnengang vorwärts und dann noch eine Bahn im Sprint rückwärts bis zum Ziel.
Alle Übungen eignen sich hervorragend für den Schulunterricht, stelle ich fest. Denn darum geht es auch. Wie kann die Begeisterung für Taekwondo auch für den Schulsport eingesetzt werden? Wie können Kinder und Jugendliche für Taekwondo und die dafür erforderliche Fitness, notwendige Disziplin und die dadurch gewünschte Steigerung des Selbstwertgefühls begeistert werden. Und wie lässt sich Taek-
Einer der Teilnehmer des Lehrganges ist Michael Hesse (59) aus München, Projektmanager im IT-Berich. Er ist 1. Vorsitzender und Leiter Taekwondo der Sportfreunde Harteck e.V. und Funktionär im Bayrischen Taekwondo Verband. „Wir müssen mehr in die Schulen gehen. Der Lehrermangel eröffnet dort für Taekwondo gute Möglichkeiten“, sagt der erfahrene TaekwondoBegeisterte. Seit Anfang 2022/23 übt er mit Schülerinnen und Schülern in einer 2. Klasse einer Grundschule. „Die Kinder erlangen am Ende des Schuljahres eine gewisse Reife, ähnlich dem Seepferdchen. Damit können wir Taekwondo in dem Ort auf eine breitere Basis stellen.“
Yvonne Mendelin (37) aus Warstein ist Geschäftsführerin und Kaufmännische Leiterin, Vertriebsleiterin eines bekannten Getränkeherstellers. Seit 2000 trainiert sie Taekwondo. Durch die Olympiamedaille 2012 von Helena Fromm (jetzt Stanek) sind ihrer Meinung nach viel mehr Frauen zum Taekwondo gekommen. Bei ihrem Verein TuS Warstein ist vor allem der Breitensport wichtig. Sie hat den Trainer-BSchein und arbeitet auch als Kampfrichterin. Der Schulsport ist für sie ein extrem wichtiges Thema. „Die Schulen sind froh, wenn entsprechende Angebote von den Vereinen gemacht werden. Taekwondo hat mir wichtige Werte vermittelt: Respekt, Toleranz, Fairness. Außerdem ist Taekwondo ein wunderbarer Ausgleich zur Hektik im Berufsleben.“
Mark Nolte (27) ist angehender Lehrer und betreibt seit anderthalb Jahren, Taekwondo. Durch seinen Freund Jonas ist er zu dieser, für ihn neuen Sportart gekommen. Bei seinem Verein Konio Garbsen übt er seit Februar die Aufgabe als Übungsleiter und Trainer für die Taekwondo AG der Grundschule aus. 15 Kinder aus der 3. und 4. Klasse üben nach dem regulären Unterricht ab 13 Uhr einmal in der Woche in normalen Klamotten Taekwondo. Für Mark Nolte sind Vielfalt, Kampf, Selbstverteidigung und Formenlauf „Gymnastische Fitness“ Erinnerungen, die beim Thema Taekwondo ständig als Film im Kopf herumspulen.
Monika Wagner (56) aus Kniebitzreihe in der Nähe von Elmshorn ist Taekwondo-Trainerin beim TuS Esingen, vor allem für junge Erwachsene, die sich fit halten wollen. „Von diesem Lehrgang hier nehme ich wieder eine Menge mit, was ich gut für das Erwachsenentraining nutzen kann.“ Monika Wagner ist Grafik-Designerin bei einem Zeitungsverlag in Norddeutschland. Vor 15 Jahren wurde die Taekwondo-Abteilung des TuS Esingen gegründet. Dies wird am Samstag, den 9. September 2023, mit einem großen Breitensportlehrgang mit TopReferenten aus ganz Deutschland gefeiert.

Mike Paustian (41) vom Verein Mudo Gronau ist Taekwondo-Trainer und Referent für Schulsportausbildung in der DTU-Jugend. Er leitet diesen Lehrgang und ist selbständiger Sporttherapeut. Die DTU-Jugend ist für die Lehrerausbildung innerhalb der DTU zuständig. Mike Paustian sieht es als eine wichtige Aufgabe, möglichst viele Lehrer und Ausbildungsleiter für die Durchführung von Taekwondo-Kursen an Schulen zu befähigen. „Darüber hinaus ist es aus meiner Sicht besonders wichtig, das Image von Taekwondo zu verbessern und die Chance zu nutzen, dadurch viele Mitglieder in die Vereine zu holen“, sagt Mike Paustian. Sein Verein Mudo Gronau hat rund 200 Mitglieder. 70 Prozent aller Trainingsmaßnahmen sind Schul- und Kindergartenprojekte. Dazu zählen auch Anti-MobbingTrainings in Grundschulen und ein Schulsportwettbewerb.



Jonas Kraft (27) ist einer der jüngeren Teilnehmer des Seminars. Mit 15 Jahren hat ihn ein Kumpel mit zum Taekwondo-Training genommen. „Ich habe Taekwondo als faszinierende Sportart für mich kennengelernt“, sagt Jonas Kraft. Der Ingenieur im Energieversorgungsbereich ist heute Vorsitzender und Trainer in seinem Verein. Schulsport ist noch kein Thema. „Ich sehe aber gute Möglichkeiten für Vereine, in die Schulen zu gehen“, meint der junge Taekwondo-Trainer.
Darleen Manz (25) ist Wirtschaftsingenieurin und Projektleiterin. Mit sechs Jahren ist sie zum Taekwondo gekommen. „Taekwondo fördert das Selbstbewusstsein und wird aus diesem Grund gerne von Eltern für ihre Kinder ausgewählt. In ihrem Verein TO-SAN Ennepetal ist die junge Frau 1. Vorsitzende und Übungsleiterin bei Kindern. Mit Unterstützung des Freundes und der Eltern hat sie sich getraut, die verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen. Darleen Manz: „Durch die Vielfältigkeit des Taekwondo kann sich jeder nach seinen Möglichkeiten ausleben. Ich will mich hier qualifizieren, um an vier Grundschulen und Kindergärten Taekwondo-Trainings anzubieten. Die Schulen fordern das bei uns an. Wir profitieren als Verein davon. Es gibt Schulen mit 80 Prozent Migranten und hier wird schnell deutlich: Taekwondo verbindet.“
HISTORISCHE MEDAILLEN FÜR DTU-ATHLETINNEN
Zweimal Bronze Bei Den European Games In Krakau

Die Europaspiele sind ein vom Europäischen Olympischen Komitee (EOK) organisiertes MultisportEvent mit olympischem Charakter. Bei den Europaspielen,dieimmereinJahrvordenOlympischen Sommerspielen stattfinden, dürfen Athleten aus ganz Europa antreten. Die Europaspiele stehen unter der Schirmherrschaft des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Es werden sowohl olympische Disziplinen als auch nicht-olympische Disziplinen ausgetragen.
Die dritte Ausgabe der Europäischen Spiele fand vom 21. Juni bis 2. Juli 2023 in Krakau und den Regionen Kleinpolen und Śląsk in Polen statt.
Taekwondo nahm zum insgesamt zweiten Mal bei den European Games teil. Im Jahr 2015 feierte unsere Sportart in Baku ihr Debüt. Die Taekwondo-Wettbewerbe wurden vom 23. bis 26. Juni in der Ortschaft Krynica-Zdroj ausgetragen. Insgesamt haben die European Games einen sehr hohen Stellenwert im internationalen Sportkalender. Das Turnier wurde vom Weltverband mit einem G4-Status bewertet, was den Teilnehmenden die vierfachen Weltranglistenpunkte bescherte.

Mit vier Goldmedaillen, zwei Silber und zwei Bronzemedaillen gewann das Spanische Nationalteam die Nationenwertung vor Kroatien (2G/1S/1B) und Großbritannien (1G/1S/4B). Deutschland belegt mit zwei gewonnenen Medaillen den 18. Rank, wenn man die Anzahl an Medaillen als Bewertungskriterium heranzieht den 8. Platz.
Gleich am ersten Tag sorgte das Taekwondo Team bei den European Games für historische Momente. Süheda
Celik (-46 kg) und Anya Kisskalt (-49 kg) gewannen in ihren Gewichtsklassen die Bronzemedaille und erkämpften die ersten Medaillen für ein Damen-Team bei Europaspielen überhaupt.
Damen-Bundestrainer Balasz Toth zeigt sich hochzufrieden und glücklich über diesen sensationellen Auftakt: „Heute ist ein großer Tag für den Deutschen Taekwondo Verband. Am ersten Wettkampftag der European Games 2023 wurden historische Erfolge erzielt.“ Der Tag begann sehr gut, beide Wettkämpfer erreichten mit souveräner Arbeit das Halbfinale. Nach dem verlorenen Halbfinale musste alles neu geplant und die Mädchen taktisch und mental aufgebaut werden, damit sie am Ende des Tages einen weiteren Kampf gewinnen konnten. Balasz Toth: „Sie haben uns und der Halle ein tolles Erlebnis beschert, denn der Bronzekampf der beiden Mädchen fand zeitgleich auf den beiden Plätzen statt. Nach einer Trauminszenierung gewannen beide die historischen Medaillen.“
Direkt am darauffolgenden Tag sorgte Ela Aydin (-53 kg) kurzzeitig für die nächsten Medaillenträume. Mit einem tollen Halbfinaleinzug war der Weg für sie zu einer Medaille gelegt. Doch sowohl das Halbfinale, als auch der Kampf um Platz drei gingen unglücklich und teilweise unverständlich verloren. Insgesamt waren die Kämpfe stets von Spannung und großem Einsatz geprägt, doch viele kleine entscheidende Situationen während der Kämpfe machten es in der Summe für Ela schwer zu gewinnen. Das war enttäuschend für das Team, aber zugleich blicken wir auch mit Stolz auf diesen Wettkampftag, der für die Dachauerin mit Platz fünf endete.














Zum Gesamtabschneiden bei den European Games resümierte Sportdirektor Georg Streif: „So erfreulich die ersten Medaillen von Süheda Celik und Anya Kisskalt zu bewerten sind, so ist das Gesamtfazit etwas differenziert zu betrachten. In einigen Gewichtsklassen waren wir zwar auf Augenhöhe, jedoch bei der direkten Medaillenvergabe unterlegen.“
Georg Streif forderte, dass noch mehr Stressresistenz in den Entscheidungskämpfen an den Tag gelegt werden müsse, um in den wichtigen Momenten zu bestehen. Im Herrenbereich müsse vor allem noch mehr auf die nächste Generation gesetzt werden, die nun kontinuierlich aufgebaut werden müsse.
Erfreulich aus Herrensicht war, dass der junge Athlet Khaled Abdel Halim in seiner ersten European Games Teilnahme mit Platz sieben für positive Momente sorgte. Über die Trostrunde erhielt er noch einmal die Chance, um in die Medaillenvergabe mit einzusteigen. Leider verlor er hier den Kampf unglücklich mit 1:2 Runden.
DieausführlichenTexteüberdieeinzelnenWettkämpfe sind auf der DTU-Homepage zu finden.
Der Tag von Süheda Celik und Anya Kisskalt:
Süheda Celik (-46 kg)
„Die so ersehnte Medaille auf großer Bühne, für die ich seit Jahren kämpfe und immer alles gegeben habe, ist endlich da. Es ist ehrlich gesagt nicht die Farbe, für die ich zu den Spielen gekommen bin, aber ich bin mehr als glücklich über meinen Erfolg hier bei den Spielen in Polen.“
Süheda Celik (-46 kg) besiegt im Auftaktkampf die Vize-Weltmeisterin von 2022 und mehrfache Olympiateilnehmerin Rükiye Yildirim aus der Türkei klar mit 2:0 Runden. In beiden Runden behält Süheda stets den Überblick für die freien Lücken auf der Weste und punktet nahezu mit jedem Tritt. Runde 1 gewinnt die Gladbeckerin mit 16:8 Punkten. In Runde zwei lässt sie ihrer Gegnerin keine Chance und gewinnt deutlich mit 13:5 Punkten. Im Viertelfinale stand sie dann Rivka Bayech aus Israel gegenüber. Beide Sportlerinnen kannten sich von vorherigen Begegnungen, die stets zugunsten der Deutschen ausgingen. Erst in diesem Jahr bei den Belgien Open konnte Süheda als Siegerin gegen die quirlige Israelin gewinnen. Und auch bei der dritten Begegnung setzt
Süheda ihre schnellen Tritte zum Kopf gekonnt ein und bezwingt Rivka in beiden Runden deutlich mit 19:11 und 22:14 Punkten. Im Halbfinale gegen Sofia Zampetti aus Italien musste sich Süheda jedoch geschlagen geben. Den Bronzemedaillen-Kampf konnte Süheda sehr überlegen mit 2:0 Runden gegen die Britin Phoenix Faith Goodman für sich entscheiden und holt sensationell die erste Medaille für das deutsche Team.

Anya Kisskalt (-49 kg)
„Ich habe so hart dafür gearbeitet und endlich kam es zu mir zurück. Ich bin so dankbar, dass mein Team die ganze Zeit hinter mir stand und mich zum Maximum unterstützt hat.“
Anya Supharada Kisskalt (-49 kg) beginnt mit einem 2:0 Runden-Sieg gegen die Rio-Olympia Bronzemedaillengewinnerin Patimat Abakarova aus Aserbaidschan ihr erstes Multisport-Event. Wie schon auf der Europameisterschaft im vergangenen Jahr in Manchester gewinnt Anya ihren Kampf mit ihren gezielten Kopftechniken. Am Ende der ersten Runde dreht sie einen Rückstand durch einen Westen- und Kopftreffer sekundenschnell in eine 7:4 Führung. Runde 2 geht mit 10:1 Punkten deutlich an die Nürnbergerin. Im Viertelfinale musste sie dann gegen Ada Avdagic aus Bosnien Herzegowina auf die Fläche. Gegen die großgewachsene Sportlerin gewinnt Anya mit Ruhe und Übersicht beide Runden und zieht sensationell ins Halbfinale ein. Gegen die amtierende Weltmeisterin Merve Dincel aus der Türkei musste sich Anya geschlagen geben. Auch sie kann den Bronze-Medaillenkampf gegen Virginia Maestro aus Italien mit 2:1 Runden für sich entscheiden und holt die zweite historische Medaille für das deutsche Team.