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Taekwondo 20
Magazin für olympisches Taekwondo in Deutschland
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FINALS 2023 in Düsseldorf
Breitensport: Basis von allem
Historische Medaillen bei European Games
Ausgabe 16 - Juli 2023
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Liebe Freunde des Taekwondo, liebe Sportlerinnen und Sportler!
Weltmeisterschaften, European Games, Skandinavische Wochen, Bundesranglistenturniere und nun die FINALS. Taekwondo in Deutschland hat in den vergangenen drei Monaten zahlreiche Höhepunkte erlebt und steht mit den Kämpfen in den acht Olympischen Gewichtsklassen bei den FINALS am 7. Juli in Düsseldorf im Blickpunkt der deutschen Sportöffentlichkeit. In dieser Sommerausgabe des DTUMagazins berichten wir ausführlich über Erfolge und Leistungen in den vergangenen Monaten bei den Technik- und Zweikampfwettkämpfen auf nationalem und internationalem Parkett.
Die Basis für Erfolge in nationalen und internationalen Vergleichswettkämpfen ist der Breitensport. In dieser Ausgabe widmen wir dem Breitensport innerhalb der DTU besondere Beachtung. Bundesbreitensportreferent Klaus Haggenmüller hat sich in die Karten schauen lassen. Unter der Überschrift „Wie können Vereine einen Breitensportlehrgang (BBSL) organisieren, nennt er Faktoren und Kriterien, mit deren Beachtung oder Einhaltung der Erfolg einer Breitensportveranstaltung garantiert wird (Seite 13). Schwertkampf und Bogenschießen stand unter anderem beim BBSL in Pfaffenhofen am 20. Mai auf dem Programm (Seite 29). Wie Taekwondo stärker in den Schulen gelehrt und trainiert werden kann, das lernten angehende Lehrer und Übungsleiter bei der Lizenzausbildung „Taekwondo im Schulsport“ am 14. April in Ennepetal (Seit 42).

In einem Bericht über „Sport im Fastenmonat Ramadan“ berichten wir über diese besondere Herausforderung für Spitzensportler. Wir haben mit unseren Bundeskaderathleten Imran Öskaya und Mohamed Omeirat darüber gesprochen, wie sie persönlich den Fastenmonat angehen und wie ein typischer Trainingstag aussieht (Seite 4). Jemand, der „Taekwondo lebt“, ist Ky-Tu Dang, ein Urgestein der Formenszene. Wir haben mit dem dänischen Poomsaespezialisten mit vietnamesischen Wurzeln gesprochen (Seite 8). Ein Goldjunge verlässt die große Bühne: Christopher Frömmgen, Deutschlands erfolgreichster Athlet im Parabereich der Techniker, beendete mit der Goldmedaille auf den German Open 2023 seine aktive Wettkampfkarriere (Seite 18). Das bevorstehende Highlight im Jugendbereich 2023 ist das MOVE FOR HEALTH TaekwondoWochenende am 25. bis 27. August (Seite 31). Vom 28. Juli bis 8. August finden in Sichuan die Chengdu FISU World University Summer Games statt. Erwartet wird eine deutsche Delegation von etwa 250 Teilnehmenden (Seite 36). Zu guter Letzt berichtet Spitzensportlerin Vanessa Körndl über Doping und Erfahrungen mit Dopingkontrollen (Seite 38). „Taekwondo ist toll!“ sagt Arne Ulrich, Autor des Romans „Papa, hör auf“, in dem Taekwondo in vielerlei Hinsicht, auch als Lebenshilfe, eine große Rolle spielt (Seit 32).
Alle, die an dieser Ausgabe des DTU-Magazins mitgewirkt haben, schließen sich aus voller Überzeugung und mit ganzem Herzen dem Ausspruch „Taekwondo ist toll!“ an. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen/Euch in den kommenden Wochen und Monaten viel Freude, Spaß und Erfolg mit Taekwondo.
Herzliche
Grüße
Helena Stanek
Inhalt
■ 4 Sport im Fastenmonat Ramadan
■ 8 Ky-Tu-Dany lebt Taekwondo
■ 12 Die Basis von allem: Breitensport
■ 15 Skandinavische Wochen
■ 16 Gesucht: Technik-Talente
■ 18 Christopher Frömmgen
■ 20 Bundesranglistenturnier Technik
■ 22 Die größten Finals aller Zeiten
■ 26 WM-Ranking
■ 32 „Papa, hör auf“
■ 34 Freestyle: Hier spielt die Musik
■ 35 Move for Health
■ 36 University Games
■ 38 Dopingkontrollen

■ 42 Fertigkeiten spielend erlernen
■ 44 European Games Impressum
Herausgeber:
Deutsche Taekwondo Union e. V.
Georg Brauchle-Ring 93
80992 München
Telefon: 089 15 00 21 31
Verantwortlich für den Inhalt: Helena Stanek (hs)
Mitarbeiter an dieser Ausgabe: Hermann-J. Hoffe (hh), Melanie Kordel, Aylin Semrau, Klaus Haggenmüller, Raffaella Delli Santi, Helena Stanek
Fotos: Peter Bolz, Tatjana Scheidt, DTU-Archiv, adh, DC-Fotografie, Detlef Voigt, Hermann-J. Hoffe
Redaktionsleitung: Helena Stanek (Fromm) –
E-Mail: stanek@dtu-mail.de – Mobil: +49 174 6853194 www.dtu.de www.facebook.com/DeutscheTaekwondoUnion instagram.com/ger_taekwondo/
Sport Im Fastenmonat Ramadan
von Melanie Kordel
Kein Essen und Trinken von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang – das ist für viele Menschen unvorstellbar. Doch genau das schaffen Millionen von Muslimen jedes Jahr während des Fastenmonats Ramadan. Fastende dürfen den ganzen Tag weder essen noch trinken, müssen aber, wie alle anderen, arbeiten – oder als Leistungssportler:in eben auch trainieren. Besonders in nicht muslimisch geprägten Ländern wie Deutschland ist das Fasten eine große Herausforderung, denn hier fehlt etwas ganz Wichtiges: die Gemeinschaft der Fastenden und häufig auch das Verständnis und das Wissen der NichtFastenden. Mit diesem Artikel möchten wir einerseits Wissen vermitteln und andererseits Tipps geben, was während des Fastens beim Training beachtet werden sollte.
Was genau ist der Ramadan?
Ramadan ist der arabische Name für den neunten Monat des islamischen Kalenders. Er gilt als einer der heiligsten Monate für Muslime und ist durch eine Fastenzeit von ungefähr 30 Tagen gekennzeichnet, die als eine der fünf Säulen des Islams gilt. Muslime begehen diesen heiligen Monat zum Gedenken an die Offenbarung des Heiligen Korans. Von den Mahlzeiten vor dem Sonnenaufgang („suhoor“) bis zum Fastenbrechen bei Sonnenuntergang („iftar“) ist jeder
Tag des Ramadan von großer spiritueller Bedeutung für die Gläubigen. Das Fasten beschränkt sich dabei nicht nur auf den Verzicht auf Essen und Trinken. Es umfasst auch Selbstreflexion, Gebet und Wohltätigkeit. Während des Ramadans soll besonders darauf geachtet werden, sich von Sünden freizuhalten. Daneben ist es ein Ziel der Fastenzeit, die Selbstbeherrschung zu stärken und sich in Verzicht zu üben. Schwangere, Stillende und Kranke sowie Kinder (d.h. Menschen vor der Pubertät) sind nicht zum Fasten verpflichtet. Sofern es möglich ist, sollen ausgelassene Fastentage später nachgeholt werden. Der Ramadan fällt jedes Jahr auf ein anderes Datum, welches sich nach den Mondzyklen richtet. Ausschlaggebend für den Beginn bzw. für das Ende des Ramadans ist jeweils die Sichtung der Mondsichel. Der Ramadan dauert damit meistens 30, manchmal 29 Tage – jährlich verschiebt sich der Beginn der Fastenzeit um zehn bis elf Tage. Zum Abschluss des Fastenmonats wird schließlich das Fest des Fastenbrechens „Bayram“ oder „Eid al Fitr“ gefeiert. Die Feierlichkeiten dauern drei Tage an.
Sport im Ramadan
Besonders für Athletinnen und Athleten, die während des Ramadans weiter ihr Training absolvieren oder gar an Turnieren teilnehmen möchten, ist der Fastenmonat eine besondere Herausforderung.

Trainingseinheiten auf leeren Magen – das klappt für viele vielleicht noch ganz gut. Ohne Flüssigkeit wird es manchmal allerdings kritisch, denn beim Trainieren verliert der Körper durchs Schwitzen zusätzlich an Flüssigkeit.
Kann das überhaupt funktionieren? Wir haben mit unseren Bundeskaderathleten Imran Özkaya und Mohamed Omeirat darüber gesprochen, wie sie persönlich den Fastenmonat angehen und wie ein typischer Trainingstag während des Ramadans bei ihnen aussieht.

Interview mit Imran Özkaya und Mohamed Omeirat
DTU: Imran und Mohamed, ihr seid zwei unserer TopAthleten, die es schaffen, während des Ramadans, Fasten und Training zu kombinieren. Was bedeutet der Ramadan für euch?
Imran: Ramadan ist ein heiliger Monat im Islam. Für mich heißt Ramadan: Disziplin, Wertschätzung unserer Lage bzw. der Lebensmittel, die wir zur Verfügung haben, Fürsorge, Empathie mit Bedürftigen, die leider nicht die Möglichkeit haben wie wir öfters am Tag essen zu können, und natürlich die freiwillige Unterwerfung zum Schöpfer.
Mohamed: Der Ramadan ist für mich der wichtigste aller Monate und im Islam auch der heiligste. In diesem Monat wurde der Koran herabgesandt.
DTU: Wie schaffst du es, Leistungssport und Fasten unter einen Hut zu bekommen?
Imran: Das hängt alles von der mentalen Stärke ab. Wir trainieren trotzdem ganz normal zweimal am Tag. Natürlich ist es anstrengender als sonst, da wir vor den Einheiten keine Energielieferanten haben, jedoch war das bis jetzt nicht so schwierig, wie man denkt. Zudem müssen wir als Kampfsportler öfters unser Gewicht anpassen, damit wir unser Idealgewicht bei einem Turnier erreichen, also sprich: Wir müssen oftmals härtere Maßnahmen ergreifen, wie nicht zu essen oder Flüssigkeiten zu uns zunehmen.
Mohamed: Mit viel Disziplin, Glaube an Gott und einem gut strukturierten Trainings- und Ernährungsplan. In dem Monat achte ich darauf, kurz vor dem Fastenbrechen mein Taekwondo-Training zu absolvieren, um dann direkt das Fasten bei Sonnenuntergang zu brechen.
DTU: Wie sieht ein typischer Tag während des Fastenmonats bei dir aus bzw. wie unterscheidet er sich von einem „normalen“ Trainingstag?
Imran: Wir hatten jeweils zwei Trainingseinheiten pro Tag von jeweils 9 bis 11 Uhr und 18 bis 20 Uhr. Dieses Jahr hatten wir die Möglichkeit bis etwa 4:30 Uhr zu essen. Meine Teamkollegen, die mit mir gemeinsam gefastet haben, und ich haben darauf geachtet, dass wir mindestens 30 Minuten vor Sonnenaufgang aufstehen und frühstücken, damit wir genug Energie für den Tag ohne Nahrung und Flüssigkeitszufuhr verbringen und die Trainingseinheit konstant und konzentriert überstehen können. Die Übergangszeit zwischen der Früheinheit und Abendeinheit haben wir sinnvoll ausgenutzt, indem wir uns mit unserer Religion beschäftigt haben. Meistens sind wir zusammen rausgegangen, um die Zeit bis zum sogenannten Iftar (das Fastenbrechen nach dem Sonnenuntergang ) zu verbringen. Nach unserem Abendtraining haben wir gemeinsam unser Fasten gebrochen. So sah unser Tagesablauf während des Ramadans aus.
Mohamed: Für mich unterscheidet sich der Tagesablauf relativ wenig. Man geht seinem Alltag nach wie z.B. Uni, lernen, Termine und eben das Abendtraining. Das Frühtraining fällt für mich dann aus und findet nachts nach dem Fastenbrechen statt.
DTU: Hast du Tipps für andere Sportler:innen, die während des Ramadans weiter trainieren möchten?
Imran: Mein Tipp ist es, vor dem Sonnenaufgang recht viele Kohlenhydrate zu sich zu nehmen und sehr viel Wasser zu trinken, da wir durch die Einheiten auch einen höheren Wasserverlust in unserem Körper haben. Mentale Stärke ist sehr wichtig, immer positiv bleiben, denn was uns nicht umbringt, macht uns nur stärker.
Mohamed: Beim Fastenbrechen sollte man viel trinken. Beim Suhur, das ist die Mahlzeit vor Sonnenaufgang, sollte man reichlich trinken und genügend elektrolytische Getränke zu sich nehmen. Das Training kurz vor Sonnenuntergang absolvieren und viel Geduld haben.
DTU: Ihr wart ja während des Fastenmonats im Trainingslager in Jordanien: War es hier „leichter“ Fasten und Training zu kombinieren?
Imran: Die Zeit in Jordanien war für mich persönlich, was das Fasten angeht, sehr leicht, da die Sportler und das Trainerteam auch gefastet haben. Dadurch konnten wir die Trainingseinheiten dementsprechend anpassen. Die erste Einheit war kurz vor dem Fastenbrechen und dies meistens kurz und schmerzlos. Anschließend haben wir gemeinsam unser Fasten gebrochen und haben etwa zwei Stunden später, nachdem das Essen zum Teil verdaut war, von 22 Uhr bis 0:30 Uhr eine sehr intensive Trainingseinheiten gemacht.
Mohamed: Ja, es war viel einfacher, weil die Jordanische Nationalmannschaft auch gefastet hat und ihr Training komplett auf den Ramadan eingestellt worden ist. Wir haben von 17 Uhr bis 18 Uhr trainiert und nach dem Fastenbrechen von 22 Uhr bis 0:30 Uhr.
DTU: Was war das Besondere im Trainingslager in Jordanien unter dem Aspekt des Fastens?


Imran: Es war schön zu sehen, wie jeder seinen religiösen Verpflichtungen nachging. Mental hat man trotzdem überhaupt keine Schwäche gesehen. Die Jungs haben Vollgas bei jeder Einheit gegeben. Das hat uns natürlich motiviert. Ich bin der Jordanischen Nationalmannschaft auch sehr dankbar für die Gastfreundschaft, für das gemeinsame Fastenbrechen und die Zeit, die wir miteinander verbracht haben. Mohamed: Das Besondere war, dass ich viel mehr Kraft für das Training hatte als sonst im Ramadan, weil die Jordanier, wie gesagt, ihren Alltag komplett auf den Ramadan umstellen. Abgesehen davon haben die Besten der Besten dort mit uns trainiert, daher war es schon sehr interessant, aber auch hart.
DTU: Vielen Dank für diese spannenden Einblicke und weiterhin alles Gute und viel Erfolg bei den kommenden Turnieren!



Ky-Tu Dang „lebt“ Taekwondo

Ein Urgestein der Formenszene im Interview
Ky-Tu Dang ist ein Urgestein der Formenszene, die ohne ihn nicht mehr denkbar ist. Seit Februar 2023 ist derdänischePoomsaespezialistmitvietnamesischen Wurzeln Nationaltrainer Technik in Norwegen, darüber hinaus Technischer Direktor des Poomsae-Teams in Dänemark. Von Kindesbeinen an trainiert Ky-Tu Taekwondo, auf den Matten ist er dabei ebenso erfolgreich wie als Funktionär: Er hat auf Europameisterschaften acht Gold- und jeweils eine Silber- und Bronzemedaillegewonnen,beiseinensechsWM-Teilnahmen holte er einmal Gold und fünfmal Silber. Wenn er nicht gerade selbst startet, war er als SupervisorfürdenWT-undETU-Wettkampfausschuss und die technische Task Force zur Entwicklung von Wettkampfregelnund-systementätig.Kurzum:Ky-Tu „lebt“ Taekwondo. Wir haben ihn zum Interview getroffen.
DTU: Du hast zahlreiche Medaillen und Titel gewonnen, viele Teams betreut, bist berühmt für Deine Showauftritte und unterrichtest Taekwondo auf der ganzen Welt: Gibt es etwas auf Deiner persönlichen „Bucket List“, das Du noch nicht erreicht hast?
Ky-Tu Dang: Ich habe keine Bucket List. Ich folge einfach meiner Vorliebe für das, was ich gerade tue, und halte das Feuer am Brennen, mache es für mich selbst und die, die ich unterrichte, spannend. Das ist es, was mich antreibt, nicht, was ich in meinem Lebenslauf stehen haben will.
DTU: Nach all den Wettkampfjahren: Wie motivierst Du Dich, dranzubleiben, und wie gehst Du als TopAthlet mit Verletzungen um?
Ky-Tu Dang: Die Neugier, was oder wie ich mich weiterentwickeln und verstehen kann, treibt mich weiter an und das Training hält meine Verletzungen fern. Wenn ich in meinem Alter langsamer werde und meine Kräfte nachlassen, werde ich die Schmerzen spüren (lacht). Zum Glück habe ich noch keine schweren Verletzungen erlitten.
DTU: Gegen welchen Gegner trittst Du am liebsten an? An welche Kämpfe erinnerst Du Dich und warum?
Ky-Tu Dang: Mein innerer Gegner ist der schlimmste. Er will zu viel und kann sich nicht mit etwas zufriedengeben, und das hat mich vielleicht ein paar Medaillen gekostet, aber ich bin nicht enttäuscht, denn ich habe lieber eine Leistung, an die sich viele erinnern, als eine Medaille, an die sich niemand erinnert. Daher genieße ich jeden meiner Wettkämpfe und respektiere alle meine Sportlerkollegen für unsere gemeinsame Leidenschaft. Aber oft haben wir die Erfahrung sehr schlechter Beurteilungen von schlechten Organisatoren und „nicht ernstzuneh- menden und schlechten“ Kampfrichtern gemacht. Was ich meine: Wir, die Athleten, trainieren jeden Tag sehr hart, um besser zu werden, und werden von Kampfrichtern beurteilt, die nicht die Mittel und das Wissen haben, uns zu beurteilen. Ich respektiere und schätze die Organisationen und Kampfrichter, die es schaffen, zu verstehen, dass die Athleten sich bemühen, für jedes Turnier, an dem wir teilnehmen, bereit zu sein, bezüglich der Kosten, der Vorbereitungen etc. Wir wünschen uns einfach gut organisierte Turniere und hochqualifizierte Kampfrichter, besonders bei den G-Turnieren, bei denen die Teilnahme sehr teuer ist, weil sie einen gewissen Standard erfüllen müssen. Aber es tut mir leid zu sagen, dass das nicht viele tun.
DTU: Hast Du ein Idol, jemanden, zu dem Du aufschaust oder der Dich schon immer inspiriert hat?
Ky-Tu Dang: Ich habe eigentlich kein bestimmtes Vorbild, aber ich bewundere viele Ideen und Visionen und versuche, diese in meiner Entwicklung umzusetzen.
DTU: Du warst auch schon außerhalb des Wettkampfbereichs aktiv, z.B. in Gremien. Könntest Du dir vorstellen, Dich von den Wettkampfmatten zu verabschieden und nur noch als Funktionär zu agieren?
Ky-Tu Dang: Ich habe als Athlet und Offizieller auf den Matten gestanden und versucht, diese Form des Wettbewerbs weiterzuentwickeln, damit die Athleten diejenigen Menschen sind, denen das System dienen soll. Also werde ich dort sein, wo es notwendig ist, das zu tun.
DTU: Die Poomsae-Disziplin hat sich in den letzten 30 Jahren stark verändert. Wo siehst Du den nächsten Evolutionsschritt?
Ky-Tu Dang: Ja, die Poomsae-Disziplin hat sich durch die Athleten enorm verändert und entwickelt, aber wir sehen wenig Entwicklungen durch die Organisationen und Verwaltungen. Wir sehen ein sehr hohes Niveau und herausragende Fähigkeiten der Athleten von Turnier zu Turnier, aber die Organisatoren haben – von einem zum nächsten Turnier – immer noch Defizite in der Planung, im Zeitplan, im Service sowohl was die Papierarbeit als auch die Strukturen betrifft. Die Verbände sind dafür verantwortlich, das Niveau der Schiedsrichter anzuheben und diese auszubilden, sodass sie qualifizierte Kampfrichter auswählen können, anstatt zu nehmen, was sie bekommen.
DTU: Gibt es mögliche Entwicklungen, die nicht eintreten sollten oder die Du kritisch siehst?
Ky-Tu Dang: Ich sehe, dass die Poomsae-Disziplin den Weg des Extremsports gehen könnte und zu schweren Verletzungen bei den Athleten führt, die ihre Ziele durch Abkürzungen erreichen wollen... Zum Beispiel der 180-Grad Yopchagi, wenn man nicht an der Kraft trainiert: Ich sehe viele, die ihn kicken –aber die Hand und den Arm an der Hüfte abstützen, weil ihnen die Kraft fehlt. Das wird zu schweren Verletzungen führen. Um diese Tendenz zu beseitigen, müssen diese Stützhilfen zu Abzügen [in der Bewertung, Anm. d. Red.] führen. Das sieht auch nicht elegant aus und ist ungesund.

Beim Freestyle: All die Sprünge und akrobatischen Techniken sind wie beim Turnen, aber unsere Athleten haben nicht den gleichen Untergrund/Boden, sodass die Risiken für Knie-, Knöchel und Hüftverletzungen enorm sind. Besonders Taekwondo hat keine lange Kultur für diese Art von Disziplin. Die Athleten haben derzeit aufgrund von solchen Verletzungen oder Ähnlichem nur eine sehr kurze „aktive Zeit“. Ich hoffe, dass wir dies ändern können.
DTU: In einem Interview vor zehn Jahren hast Du den Wunsch geäußert, dass Poomsae olympisch werden sollte, und dass „vielleicht Freestyle uns zum olympischen Status führen kann“. Wo stehen wir Deiner Meinung nach heute?
Ky-Tu Dang: Poomsae bei Olympia: Freestyle hat eine größere Chance, olympisch zu werden, und es gibt Kräfte, die darauf hinarbeiten. Es sollte ja bereits bei der letzten Olympiade in Tokio 2022 als Demonstrationswettbewerb dabei sein, aber aufgrund von COVID wurde das abgesagt und die Teams gingen zu „America Got Talent“, wo sie eine sehr gute Leistung zeigten. Wir drücken die Daumen für die Entwicklung von Freestyle, für die Sicherheit und die Ausbildung der Athleten, für das Interesse an der technischen Disziplin und für die Bemühungen, das Niveau und die Fähigkeiten der gesamten Organisation zu verbessern.
4 x im Jahr DTU-Taekwondo nach Hause bekommen!

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