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Breitensportlehrgänge und Sportabzeichen

Werde Du selbst!

Breitensport: Selbstverteidigung, Selbstsicherheit, Selbstdisziplin und Selbstwertgefühl stärken

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von Hermann-J. Hoffe

Der Bereich Breitensport steht bei der DTU an erster Stelle. Jedenfalls, wenn man auf der Webseite der DTU auf den Button „Bereiche“ klickt. Dort heißt es und so ist es auch gemeint: Beim Breitensport wird Taekwondo

hauptsächlich zur Verbesserung der körperlichen Fitness, dem Ausgleich von Bewegungsmangel sowie dem Spaß am Training ausgeübt. Und weiter: Fairness und Respekt vor dem Trainingspartner stehen an erster Stelle und sind wichtiger als Sieg und Niederlage. Durch gezieltes Training in der Disziplin Selbstverteidigung sollen Selbstsicherheit, Selbstdisziplin und das Selbstwertgefühl der Sportlerinnen und Sportler gestärkt werden.

Seit dem Frühjahr sind Stefanie Wiechert und Klaus Hagenmüller als Referenten für den Breitensport bei der DTU verantwortlich. Im DTU-Magazin Frühjahr 2022 haben sie ihre Pläne und Vorstellungen für die zukünftige Arbeit und besonders für die Breitensportlehrgänge und das Sportabzeichen dargelegt. Wie waren die ersten Erfahrungen und Erkenntnisse? Was hat es mit dem Sportabzeichen auf sich? Wie geht es 2023 weiter?

Klaus Haggenmüller

Erfolgreiche Bundesbreitensportlehrgänge konsequent weiterführen

„Die super erfolgreichen Lehrgänge unseres Vorgängers Hermann Benz haben wir ohne Abstriche und Änderungen so weitergeführt. Das sind etablierte Lehrgänge mit einem festen Teilnehmerkreis. Hier galt es, diese Lehrgänge ordentlich zu planen und organisatorisch perfekt vorzubereiten und durchzuführen.“ Klaus Haggenmüller hebt dies zu Beginn unseres Gespräches besonders hervor. „Gleiches galt und gilt für das Thema Sportabzeichen, was in der DTU-Lehrgangsplanung hervorragend eingeführt und etabliert ist.“ Stephanie Wiechert meint in diesem Zusammenhang, dass es für Kinder und Jugendliche außerordentlich wichtig sei, dass sie einen Leistungsnachweis erhalten. „Für Kinder bedeutet eine Urkunde sehr viel. Sie bringen sich und Gleichalterige im Verein dadurch zu besseren Leistungen. Das Sportabzeichen erfüllt diese Funktion bestens. Man holt mindestens Bronze und weiß dann selbst, was man tun kann, um besser zu werden.“ Stephanie Wiechert weiter: „Das ist eine wichtige Botschaft, die wir in die Verbände und Vereine senden. Mit der Einbindung des Sportabzeichens in die Vereinsarbeit und in die Lehrgänge steht ein tolles Instrument zur Verfügung, um viele Mitglieder weiter für Taekwondo zu begeistern.“

Sportabzeichen als Brücke zum Training

Jeder Heimtrainer kann die Lizenz für die Prüfung des Sportabzeichens, unabhängig von allen anderen Lizenzen, bekommen. „Damit erhalten die Vereine ein attraktives Angebot an die Hand, mit dem die Mitglieder des Vereins angesprochen werden können“, lobt Klaus Haggenmüller dieses attraktive Breitensportangebot. „Hatten wir früher 220 Prüfer, die das Sportabzeichen prüfen können, sind es aktuell über 300 Prüferinnen und Prüfer. Wir mussten vor zwei Monaten schon neue Abzeichen bestellen, weil nicht nur die Goldabzeichen ausgegangen waren. Das beweist, wie erfolgreich hier gearbeitet wurde.“ Stephanie Wiechert sieht in der Lizenz und Prüfung für das Sportabzeichen auch eine Brücke für

das Taekwondo-Training. „Wenn es aus den verschiedensten Gründen bei Kindern und Jugendlichen leistungstechnisch mal nicht so läuft, dann kann das Erringen des Sportabzeichens oder die nächste Stufe eine Brücke für das Leistungstraining sein.“

Folgen der Pandemie bemerkbar

Bei der Durchführung der Breitensportlehrgänge stellten Klaus Haggenmüller und Stephanie Wiechert in diesem Jahr eine unterschiedliche Akzeptanz fest. Im ersten Jahresdrittel war die Angst vor Covid deutlich spürbar. Es gab weniger Teilnehmer als vor Corona. „Über den ganzen Zeitraum betrachtet gab es Lehrgänge mit einem Plus von 15 Prozent, aber auch Veranstaltungen mit 30 bis 40 Prozent weniger Anmeldungen oder entsprechend mehr Absagen. Die Angst vor großen Veranstaltungen mit vielen Menschen war spürbar. Dazu kamen in der zweiten Jahreshälfte die steigenden Spritkosten. Und nicht auszuschließen ist eine zunehmende Bequemlichkeit der Menschen. Man hat gelernt, das Vieles auch von zuhause aus machbar ist“, sagt Klaus Haggenmüller. Stefanie Wiechert

Gemeinsam alle Potenziale nutzen

Von Bad Segeberg bis Pfaffenhoffen gibt es für die beiden Breitensportreferenten tolle Beispiele für außerordentlich erfolgreiche und motivierende Lehrgänge. Eine ganze Reihe der in diesem Jahr durchgeführten Veranstaltungen wurden bereits für das kommende Jahr 2023 wieder gebucht und fest terminiert. „Die Resonanz in diesen Lehrgängen beflügelt uns in unserer Arbeit“, freut sich Stephanie Wiechert. Ziel ist es allerdings, dass die Lehrgänge in allen Regionen, beziehungsweise mit und in allen Landesverbänden durchgeführt werden. „Wir wünschen uns, dass die Breitensportreferenten oder Verantwortlichen in den Landesverbänden unsere Angebote prüfen und überlegen, wie sie diese in ihre Planungen integrieren können“, sagt Klaus Haggenmüller. „Dabei ist es allerdings wichtig, dass sich die in den Landesverbänden oder Vereinen für Breitensport Verantwortliche oder das Präsidium mit uns in Verbindung setzt und unsere Leistungen anfordert“, ergänzt Stephanie Wiechert. „Diejenigen, die bei den monatlichen Zoom-Konferenzen regelmäßig mitmachen, haben gespürt, dass wir uns gegenseitig gut ergänzen. Der Meinungsaustausch führt zu neuen Ideen und hilft, dass wir koordiniert an die Themen und Aufgaben herangehen.“ Klaus Haggenmüller sieht in dem gemeinsamen Gedanken- und Meinungsaustausch auf der jeweiligen Fachebene eine wichtige Grundlage für eine erfolgreiche Lehrgangsarbeit im Breitensport.

Mehr. Besser. Gemeinsam.

„Wir müssen in der Kommunikation nach innen und außen besser werden!“ Klaus Haggenmüller spricht einen, aus seiner Sicht wunden Punkt an. „Unsere Aufgabe ist es auch, dass innerhalb der DTU der Breitensport einen breiteren Raum einnimmt.“ Stephanie Wiechert ergänzt: „Mehr und bessere Information über und aus dem Breitensport an die Präsiden und sonstigen Verantwortlichen halte ich für sehr wichtig. Der Ideen- und Gedankenaustausch ist wichtig. Daher ist es unsere Aufgabe, den Dialog untereinander zu forcieren.“ Neben der internen Kommunikation sehen die beiden Breitensportreferenten es ebenso als wichtige Zukunftsaufgabe an, die Motive und Möglichkeiten von Taekwondo der Öffentlichkeit insgesamt näher zu bringen. „Wie können wir das Ehrenamt vor Ort in der Informations- und Kommunikationsarbeit unterstützen. Und wie gelingt es uns, Taekwondo als sportliche und persönlichkeitsstärkende Disziplin weiter bekannt und beliebt zu machen?“ Klaus Haggenmüller nennt die Ziele und weiß zugleich, dass es hierbei auf das gemeinsame, abgestimmte Vorgehen ankommt. „Daran wollen wir im kommenden Jahr arbeiten, damit Taekwondo als attraktiver und über den Sport hinausgehende Freizeitbeschäftigung einen starken Platz in unserem Land erhält.“ Stephanie Wiechert und Klaus Haggenmüller haben einen Koffer voller Pläne dabei und genaue Vorstellungen, wie sie die Breite der Mitglieder besser erreichen und mitnehmen können. Ihr einheitlicher Tenor: „Gemeinsam können wir besser werden und mehr erreichen.“

BREITENSPORT IST MEHR ALS DU DENKST!

Grundschule – Gibon Yeonseup

Unter der „Grundschule“ versteht sich das Erlernen der Ausweich-, Block-, Schlag- und Kicktechniken, das Beherrschen von Gleichgewicht und von zeitlichen und räumlichen Vorgaben. Die Grundschule wird manchmal auch als traditionelles Taekwondo bezeichnet, da sie neben dem Formenlauf die ursprünglichsten Techniken beinhaltet. Sie bildet die Basis für alle anderen Disziplinen des Taekwondo.

Formenlauf – Poomsae

Der „Formenlauf“ entspricht einem Schattenkampf. Entsprechend der Leistungsstufe des Taekwondoin (Gürtelfarbe) wird eine vorgegebene Bewegungsform eingeübt, insgesamt gibt es 17 Formen. Die Poomsae ist wichtig für Bewegungsschulung, Gleichgewicht und Atemrhythmus. Durch den symmetrischen Aufbau der Formen erlernt der Sportler die Techniken beidseitig, also rechts und links. Formenlauf wird auch auf Wettkämpfen ausgetragen. Ziel ist hierbei eine möglichst korrekte und optisch ansprechende Präsentation der Poomsae. Es gibt dabei drei Disziplinen: Einzel-, Synchron- und Paarlauf.

Wettkampf – Gyeorugi

Im „Wettkampf“ behauptet sich der Taekwondoin gegen einen Partner. Um Verletzungen bei dieser VollkontaktÜbung vorzubeugen, ziehen beide Sportler Schutzausrüstung an. Diese besteht aus einer Kampfweste, Schienbein-, Unterarm-, Hand-, Spann-, Tief- und Kopfschützer sowie Zahnschutz. Der Wettkampf läuft nach klar definierten Regeln ab. Gewertet werden Treffer, die mit korrekten Techniken die reguläre Trefferfläche (Kampfweste oder Kopf) erreichen. Faustangriffe zum Kopf sind beispielsweise verboten. Ziel ist es, entweder durch Punktevorsprung oder durch einen K.O.-Sieg den Kampf zu gewinnen. Der Wettkampf ist die einzige olympische Disziplin im Taekwondo.

Selbstverteidigung – Hosinsul

Unter „Selbstverteidigung“ versteht man die Abwehr von Angriffen mit Hand, Fuß oder Waffen. Dabei steht eine verhältnismäßige, effektive Verteidigung gemäß §32 des StGB und seinen Erläuterungen im Vordergrund. Im Taekwondo werden hierfür Schläge, Tritte, Hebel und Würfe gelehrt, die Verteidigung erfolgt grundsätzlich ohne den Einsatz von Waffen. Das Abwehren und Festlegen des Gegners zählt ebenso zu den Zielen wie das Erlangen eines sicheren und selbstbewussten Auftretens.

Bruchtest – Kyokpa

Beim „Bruchtest“ zeigt der fortgeschrittenere Taekwondoin die praktische Anwendung der erlernten Techniken. Dabei zeigt sich sowohl, ob die gewünschte Wirkung einer Technik erzielt wird, als auch ob der Ausführende die Technik soweit beherrscht, dass er sie punktgenau auf ein Ziel und ohne eigene Verletzungen ausführen kann. Mit möglichst geringem Kraftaufwand werden dabei Bretter mit einem und drei Zentimeter Dicke (geschlechts-, alters- und technikabhängig) zerschlagen

Sportabzeichen

Mit dem Taekwondo Sportabzeichen stellt die Deutsche Taekwondo Union seinen Mitgliedsvereinen ab sofort ein zusätzliches Instrument zur Verfügung, mit dem sie ihren Vereinsmitgliedern Ziele und Anregung bieten können, Taekwondo als Gesundheits- und Fitnesssport zu betreiben. Das Sportabzeichen orientiert sich am allgemeinen Sportabzeichen des DOSB und ist seit 2020 vom DOSB anerkannt. In regelmäßigen Abständen organisiert die DTU Breitensportlehrgänge in ganz Deutschland. Qualifizierte Referenten sorgen für ein abwechslungsreiches Trainingsprogramm während der Lehrgänge. Eine besonders freundschaftliche Atmosphäre ist Kennzeichen der Breitensportlehrgänge.

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