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WM-Teilnehmer im Überblick

Risiko eingehen, um den Punktrückstand aufzuholen. Ein knappes 8:9 für den späteren Weltmeister und ein Kampf auf Augenhöhe des jungen Ulmers, der dadurch seine Klasse unter Beweis stellte.

Natürlich ist das nicht das Ergebnis, das ich mir erwartet hatte. Persönlich hätte ich mir gewünscht, dass wir mehr Kämpfe gewinnen und besser abschneiden. Im Herrenbereich hatten wir ein sehr schwieriges Jahr, in dem wir Verletzungen und Rücktritte kompensieren mussten. Für unser Trainerteam ist es sehr herausfordernd, in Zukunft ein konkurrenzfähiges Team aufzubauen. Wir haben in unseren Reihen noch einige junge Talente, die zur Weltspitze aufschließen können. Das wird aber ein langfristiger Prozess werden, der von unseren Verband, Trainerteam, Sportlern und deren Umfeld alles abverlangen wird. Die Leistungsdichte und die internationale Konkurrenz ist im Herrenbereich sehr stark ausgeprägt. Es gab keinen Weltmeister, der seinen Titel der vergangenen Weltmeisterschaft verteidigen konnte.

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DTU20: Welchen positiven, wie auch negativen, Eindruck nimmst du aus Mexiko mit?

Marco Scheiterbauer: Die Mexikaner sind nahezu „Taekwondo-verrückt“. Es war sehr schön zu beobachten, dass unsere Sportlerinnen und Sportler Fotos mit Fans machten und Autogramme gaben. Auch als Trainer war das eine sehr positive Erfahrung. Wenn es etwas Negatives gab, das ich bemängeln würde, dann hatte ich etwas Probleme mit der „Regelauslegung“ und die oft sehr anfällige Technik, mit der die WM belastet war. Es gab viele Diskussionen, die wir intensiv innerhalb der Mannschaft führten, wie und weshalb manche Entscheidungen/VideoReplays /Ghost- Phantom Points zustande kommen können und wie wir gegebenenfalls in solchen Situationen richtig reagieren können und müssen.

DTU20: Wie hast du Mexiko als Gastgeber und Ausrichter erlebt?

Marco Scheiterbauer: Die Atmosphäre war sensationell. Ein sehr fachkundiges und emotionales Publikum. Sehr hilfsbereite und freundliche Helfer auf dem gesamten WM-Gelände. Zu Beginn hatten wir sehr viel Respekt vor sieben Wettkampftagen, die aber dann doch sehr kurzweilig waren, aufgrund dessen, dass wir eine sehr schöne WM mit vielen bleibenden Eindrücken erlebt haben. Die Leistung der mexikanischen Mannschaft ist besonders hoch anzurechnen, da sie im eigenen Land das richtige Momentum gefunden und eine extrem erfolgreiche WM hatten. Für unsere Mannschaft wünsche ich mir eine solche Stimmung für die anstehende Olympiaqualifikation in Deutschland 2024.

Weltmeisterschaft 2022

Anna-Lena Frömming (- 62 kg)

gewinnt ihren ersten Kampf gegen Jui-En Chang aus Chinese Taipeh mit 2:0 Runden. In der ersten Runde ist es ein Gam-Jeon, der Anna-Lena den 1:0-Rundensieg bringt. In der zweiten Runde kann Anna mit einem ihrer starken Westentritte punkten und gewinnt die Runde mit 2:1. Das Achtelfinale gegen die amtierende JugendWeltmeisterin Sarah Chaari aus Belgien war von einigen technischen Störungen geprägt.

In der ersten Runde fällt lediglich ein Kopftreffer zugunsten der Belgierin, die sich dadurch den Sieg in Runde 1 sicherte. In der zweiten Runde führt Anna-Lena lange mit 1:0 Punkten. Dann aber trifft die Belgierin die Weste und geht mit 2:1 in Führung. Sie gewinnt die Runde, trotz Gam-Jeon und 2:2 Ausgleich durch Anna, da sie mit ihrem Westentreffer eine höherwertige Wertung erzielt hat. Anna-Lena verliert unglücklich gegen die spätere Weltmeisterin.

Vanessa Körndl (- 67

kg) startet mit einem starken 2:0Sieg gegen Laila Delo von den Philippinen in diese Weltmeisterschaft. Sowohl in der ersten Runde (5:0) als auch in der zweiten Runde (7:2) war der Sieg für Vanessa zu

keiner Zeit in Gefahr. Sie besiegt ihre Gegnerin souverän mit 2:0 Runden.

Im Achtelfinale schafft es Vanessa in Runde eins gegen die amtierende Europameisterin Cecilia Castro Burgos aus Spanien nicht, die Weste und den Kopfschutz mit entscheidender Härte zu treffen. Die Runde geht mit 0:5 Punkten verloren. Auch in der zweiten Runde gelingt es Vanessa erst in den letzten 15 Sekunden einen Westentreffer zu landen. Dieser verkürzt die spanische Führung auf 2:4 Punkte, der Gesamtsieg geht aber an die Spanierin. Vanessas viele Tritte in den letzten Sekunden des Kampfes führen leider zu keiner Wertung. So muss sich Vanessa mit 0:2 Runden geschlagen geben.

Supharada „Anya“ Kisskalt (- 49 kg)

erwischte keinen guten Tag bei ihrer ersten SeniorenWeltmeisterschaft. Nach einer starken ersten Runde, die Anya souverän mit 7:2 Punkten für sich entscheiden konnte, ging die zweite Runde aufgrund eines fragwürdigen Gam-Jeons in den letzten fünf Sekunden mit 2:3 Punkten an Dunya Ali Abutaleb aus Saudi-Arabien. In der dritten Runde wurde unserer Sportlerin ebenfalls ein schöner Kopftreffer im Infight wieder aberkannt und zusätzlich mit einem Gam-Jeon wegen Haltens bestraft. Leider konnte kein Video-Beweis mehr eingesetzt werden, da die Karte zuvor bereits verloren ging. Anya verliert die dritte Runde mit 4:6 Punkten und den Kampf mit 1:2 Runden.

Lorena Brandl

gewinnt bei der Weltmeisterschaft in Guadalajara/ Mexiko die Bronzemedaille. In der Gewichtsklasse + 73 kg gehört die Sportsoldatin der Bundeswehr nun zu den drei besten Sportlerinnen der Welt und geht damit einen großen Schritt in Richtung Olympische Spiele 2024.

Mit viel Power und starkem Selbstbewusstsein gewinnt Lorena ihren ersten Kampf gegen Akram Khodabandeh aus dem Iran souverän mit 2:0 Runden. Der deutliche Sieg in diesem Achtelfinale untermauerte heute schon früh Lorenas Medaillenambitionen. Im Viertelfinale, dem Medaillenkampf, war es vor allem die zweite Runde, in der Lorena ihre gewohnte Stärke gegen die Brasilianerin Gabriele Siquera aufblitzen ließ. Gewinnt die Deutsche Runde eins noch relativ knapp mit 3:0 Punkten, sorgt ein klasse Kopftreffer in Runde zwei für einen deutlichen 7:3 Punkte-Sieg. Mit diesem 2:0 Runden-Sieg sichert Lorena dem deutschen Team die erste Medaille bei dieser Weltmeisterschaft. Zudem beendet sie eine neunjährige Durststrecke des Damenteams bei Weltmeisterschaften.

Das Halbfinale gegen die Israelin Dana Azran verläuft ausgeglichen, mit einem glücklicheren Ende für Israel. Runde eins wird bei 2:2 Unentschieden durch eine höher erzielte Wertung der Israelin gutgeschrieben. Und auch die zweite Runde sichert sich Azran glücklich durch einen Minuspunkt, den Lorena für zu starkes Schieben bekommt. Trotz dieser knappen Halbfinalniederlage überwog beim gesamten Team schnell die Freude über die gewonnene WM-Medaille.

Am vierten Wettkampftag ging mit

Imran Özkaya (- 63

kg) der erste männliche Sportler unseres Nationalteams auf die Fläche. Als einer von drei Herren hatte Imran die nationalen Qualifikationskriterien für diese Weltmeisterschaft erreicht. Er galt aufgrund seiner Erfolge in diesem Jahr als die größte Medaillenhoffnung im Herrenteam. Mit einem starken 2:0 Runden-Sieg gegen den Palästinenser Omar Yaser Ismail ist Imran bei seiner ersten WM-Teilnahme bei den Senioren ein guter Start gelungen.

Im zweiten Kampf gegen Yushuai Liang aus China wird Imran körperlich und taktisch einiges abverlangt. Imran gewinnt die erste Runde, auch dank eines wunderschönen Drehpaltungs, mit 6:5 Punkten. Es ist, wie wir nun am späten Abend wissen, die einzige Runde, die der Chinese in all seinen Kämpfen auf dieser WM abgibt. In der zweiten Runde trifft der Chinese innerhalb kürzester Zeit mehrfach die Weste, geht schnell mit 9:0 in Führung und gewinnt die Runde vorzeitig. In der dritten Runde ist Imran dem Sieg nahe und hält dem Druck des Chinesen stand. Am Ende ist es trotz großen Einsatzes und viel Action eine knappe 8:9 Niederlage in Runde drei und somit das Ausscheiden aus dem Turnier für unseren Sportler. Der Chinese setzt nach dem knappen Sieg gegen Imran seine Siegesserie fort, besiegt all seine darauffolgenden Gegner mit 2:0 Runden und wird Weltmeister.

Mit großen Medaillenhoffnungen trat Ela Aydin in der

Gewichtsklasse – 53

kg bei dieser WM an. Die Reise begann mit einem 2:0 Runden-Sieg gegen Bouma ferimata Coulibaly von der Elfenbeinküste. Der erste, oftmals so schwierige Kampf, war geschafft. Im Achtelfinale gegen die Taiwanesin Po-Ya Su gelang es Ela jedoch nicht, diesen erfolgreichen Weg fortzuführen. Gegen die sehr agile Taiwanesin konnte Ela ihre Tritte nicht mit der entscheidenden Härte an der Weste anbringen. Sowohl in Runde eins als auch in der zweiten Runde waren es Fausttreffer, mit denen Ela punktete. Unterm Strich reichten die kraftvollen Fausttreffer nicht aus, um zwei Runden zu gewinnen. Ela verliert das Achtelfinale gegen Po-Ya Su mit 0:2 Runden.

Eine klasse Leistung zeigte Yanna

Schneider (- 73 kg)

in ihrem ersten Kampf gegen Rachel Cuma aus Kanada. Mit schönen Kopftreffern und starken Fäusten besiegt sie die Kanadierin klar mit 2:0 Runden. Die erste Runde gewinnt Yanna deutlich mit 7:2 Punkten. In Runde zwei setzt Yanna ihre Stärken noch effektiver ein und erkämpft einen klaren 14:5 Punkte-Sieg in dieser Runde. Der Weg in die nächste Runde war gesichert.

Im Achtelfinale gegen die amtierende VizeEuropameisterin Nika Klepac (Kroatien) zeigt Yanna bis zum Schluss vollen Einsatz und Siegeswillen. Leider fanden die zahlreichen Tritte zum Kopf keine Wertung für die deutsche Sportlerin. In der ersten Runde geht Yanna zunächst mit einer starken Faust in Führung. Im weiteren Verlauf punktet jedoch nur noch Klepac und dreht den Kampf aus ihrer Sicht in einen 4:1 PunkteSieg. In der zweiten Runde versuchte Yanna, die von Beginn an erkämpfte Führung der Kroatin zu verkürzen. Dies gelang ihr durch einen schönen Paltung-Chagi zu einem 4:2 Zwischenstand. Am Ende behält Klepac aber die Führung bis zur Schlusssekunde und gewinnt die Runde und letztlich den Kampf mit 2:0 Runden.

Der in der Weltrangliste auf Platz 13 gesetzte Khaled Abdel Halim musste in der mit 48 Teilnehmern besetzten Klasse bis 54 kg gegen Tamirlan Tleules aus Kasachstan auf die Kampffläche. Dass der Kasache eine harte Nuss sein dürfte, hat er bereits vor drei Monaten unter Beweis gestellt. Bei der Jugend-Welt meisterschaft in Sofia gewann Tamirlan Tleules die Silbermedaille.

Der Dachauer - mit seinen gerade mal 17 Jahren der Jüngste im deutschen Team – ließ sich von den Erfolgen seines Gegners nicht beeindrucken. Mit seinem frechfrischen Kampfstil ging er in der ersten Runde sogar mit 4 zu 2 Punkten in Führung. Vor dem Ende der Runde gelang dem Kasachen aber doch noch der Ausgleich zum 4:4. Nach dem neuen Regelwerk ging die Runde an den zweimal verwarnten Kasachen, der zwei Paltungs anbringen konnte. Da er die höherwertigeren Techniken für sich verbuchen konnte, ging die Runde an ihn.

In der zweiten Runde erhöhte Khaled den Druck. Seine Angriffe wurden aber vom Kasachen geschickt gekontert. Obwohl der Dachauer relativ schnell im Rückstand lag, versuchte er alles, um die Runde zu seinen Gunsten zu drehen. Am Ende verlor er auch die zweite Runde.

Mit vier starken Kämpfen zeigt sich

Süheda Celik (- 46

kg) bei dieser Weltmeisterschaft in Top-Form. Erst im Viertelfinale gegen die Kolumbianerin Andrea RAMIREZ VARGAS wird ihr Siegeszug gestoppt. In beiden Runden kommt Süheda mit ihrem starken Vorderbein nicht so effektiv zum Ziel, wie sie es noch eindrucksvoll in den vorherigen Kämpfen gezeigt hat.

Dennoch war dies heute eine klasse Leistung und ein hervorragender fünfter Platz bei dieser Weltmeisterschaft! Herzlichen Glückwunsch!

Süheda Celik (- 46 kg) gewinnt ihren ersten Kampf gegen Hazel Della aus den USA mit 2:1 Runden. Die Nervosität aus der ersten Runde konnte Süheda in Runde zwei und drei bravourös ablegen und beide Runden mit starken Kopftreffern für sich entscheiden. Zu Beginn der ersten Runde geriet Süheda schnell mit 0:9 Punkten in Rückstand. Doch sie vertraute auf ihre

Stärke und glich zwischenzeitlich noch zum 9:9 aus. Die Runde ging zwar knapp mit 9:12 Punkten verloren, zeigte aber einen starken Siegeswillen von Süheda. In Runde zwei und drei gab Süheda keinen Punkt mehr ab und gewann jeweils zu null (6:0 und 5:0 Punkte).

Süheda Celik (- 46 kg) glänzt in ihrem zweiten Kampf gegen Michelle Tau aus Lesotho mit wunderschönen Kopftreffern. Süheda gewinnt mit 1:2 Runden und zieht ins Achtelfinale ein. Nur eine Unachtsamkeit in der zweiten Runde machte den Kampf noch einmal spannend. Hier konnte Tau zum 6:6 ausgleichen und sogar die Runde gewinnen. Doch Süheda ließ sich davon nicht von ihrem Weg abbringen und siegte in der dritten Runde klar mit 10:3 Punkten.

Süheda Celik (- 46 kg) gewinnt das Achtelfinale mit einer enorm starken Leistung gegen die quirlige Israelin Rivka Bayech mit 2:1 Runden. Wie schon in den vorherigen Kämpfen setzt Süheda ihr starkes Vorderbein gekonnt ein und trifft die Israelin oft und effektiv am Kopf. Der Kampf bleibt in jeder Runde spannend, da auch die Israelin einige Male punktet. Doch gegen Sühedas starkes Vorderbein konnte Bayech am Schluss nichts mehr entgegensetzten. Süheda gewinnt verdient mit 2:1 Runden und zieht ins Viertfinale ein.

Cemal-Can Malkoc

(- 58 kg) konnte sich gegen Chun Yin Chiok (Hongkong) nicht behaupten und verliert seinen Kampf mit 0:2 Runden. Deutlich war zu erkennen, dass die erst kürzlich überstandene Corona-Infektion seine Leistungsfähigkeit beeinträchtigte.

Dazu Verbandsarzt Dr. Frank Düren: „Cemal-Can wurde nach Anreise in Mexiko leider positiv auf Covid-19 getestet. Nach der auferlegten Quarantäne, die wir in enger Absprache mit den mexikanischen Behörden durchführten, haben wir uns nach einem ausführlichen Gesundheitscheck dazu entschieden, dass er wettkampffähig ist. Natürlich hat so eine Infektionskrankheit einen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit.“

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