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Vor 3500 zu WM-Bronze

VOR 3500 ZUSCHAUERN ZU WM-BRONZE – LORENAS TRAUM WIRD WAHR

von Helena Stanek

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Lorena Brandl gewinnt bei der Weltmeisterschaft in Guadalajara/Mexiko die Bronzemedaille. Es ist die erste Medaille für das deutsche Team bei der noch bis Sonntag (20. November) andauernden Weltmeisterschaft. In der Gewichtsklasse + 73 kg gehört die Sportsoldatin der Bundeswehr nun zu den drei besten Sportlerinnen der Welt und geht damit einen großen Schritt in Richtung Olympische Spiele 2024.

Mit viel Power und starkem Selbstbewusstsein gewinnt Lorena ihren ersten Kampf gegen Akram Khodabandeh aus dem Iran souverän mit 2:0 Runden. Der deutliche Sieg in diesem Achtelfinale untermauerte heute schon früh Lorenas Medaillenambitionen. Im Viertelfinale, dem Medaillenkampf, war es vor allem die zweite Runde, in der Lorena ihre gewohnte Stärke gegen die Brasilianerin Gabriele Siquera aufblitzen ließ. Gewinnt die Deutsche Runde eins noch relativ knapp mit 3:0 Punkten, sorgt ein klasse Kopftreffer in Runde zwei für einen deutlichen 7:3 Punkte-Sieg. Mit diesem 2:0 Runden-Sieg sichert Lorena dem deutschen Team die erste Medaille bei dieser Weltmeisterschaft. Zudem beendet sie auch eine 9-jährige Medaillenflaute des Damenteams bei Weltmeisterschaften.

„Ich kann es nicht glauben. Ich habe eine Weltmeisterschafts me daille gewonnen“, sagte Lorena unmittelbar nach ihrem Sieg. Nach kurzer Pause wurde der Fokus schnell auf das anstehende Halbfinale gelegt, was mit großer Show und vor vollen Zuschauerrängen ausgetragen wurde. Das Halbfinale gegen die Israelin Dana Azran verläuft ausgeglichen, mit einem glücklicheren Ende für Israel. Runde 1 wird bei 2:2 unentschieden durch eine höher erzielte Wertung der Israelin gutgeschrieben. Und auch die zweite Runde sichert sich Azran glücklich durch einen Minuspunkt, den Lorena für zu starkes Schieben bekommt. Trotz dieser knappen Halbfinalniederlage überwog beim gesamten Team schnell die Freude über die gewonnene WM-Medaille. Lorena Brandl: „Heute geht für mich ein Traum in Erfüllung. Es ist meine erste WM-Medaille und ich bin einfach nur stolz. Vor dieser Kulisse zu kämpfen, war ein ganz besonderes Gefühl. Es hat leider nicht ganz geklappt, aber ich bin sehr glücklich mit dem Gewinn der Bronzemedaille hier in Mexiko.“

Zitat Bundestrainer Balazs Toth: „It was a tough day. It is a hard world Championship here in Mexiko. Everything can change in one second. We are very sorry for the semifinal, but we will work harder to reach the gold medal. After the gold medal in Manchester this bronze medal is an amazing result. I want to say congratulation to her. ”

Zitat Heimtrainer Bernhardt Bruckbauer: „Man fühlt sich sehr belohnt für all das, was man investiert hat. Es ist heute ein ganz ein toller Tag.“

Volle Zuschauerränge, spektakuläre Kampfverläufe und Bronze für Deutschland

von Helena Stanek

Die Weltmeisterschaft in Guadalajara hatte einiges zu bieten. Neben den sportlichen Höchstleistungen der Athletinnen und Athleten auf der Fläche, zeigte der Ausrichter in Zusammenarbeit mit dem Weltverband, wie ein professionelles Hallenbild und mediale Begleitung auszusehen hat. Im Centro Acuatico Code Metropolitano – einer riesigen Schwimmhalle – wurden keine Kosten und Mühen gescheut, diese Weltmeisterschaft zu etwas Besonderen werden zu lassen. Hochwertige Lichtanlagen und ein beeindruckender mit Musik und Lichteffekten unterlegter Einmarsch der Halbfinal- und Finalteilnehmer zählten zu den Highlights dieser WM. Spektakuläre Kämpfe, die teilweise in den allerletzten Sekunden eines Kampfes entschieden wurden, werden dem Zuschauer noch lange in Erinnerung bleiben. So gewann die mexikanische Athletin Daniela Souza durch einen spektakulären DrehKick zum Kopf gegen die haushohe Favoritin in der Gewichtsklasse -49 kg, Panipak Wongpattanakit aus Thailand, vor knapp 4.000 Zuschauern die Goldmedaille in der sprichwörtlich „letzten Sekunde.“ Mexiko hat der Taekwondo-Welt gezeigt, welch großen Stellenwert eine Sportart in einem Land haben kann und wie wichtig jubelnde Fans für den Gesamterfolg einer Mannschaft sind. Angepeitscht von phasenweise 5.000 Fans in der Wettkampfhalle gewinnt Mexiko erstmals die Nationenwertung einer Weltmeisterschaft vor China und Korea. Das mexikanische Team hat den Heimvorteil der jubelnden Fans genutzt und beendet ihre WM im eigenen Land als beste Weltmeisterschaft aller Zeiten (dreimal Gold, einmal Silber, zweimal Bronze). Aus deutscher Sicht blicken wir nach diesen Erfahrungen erwartungsvoll auf die Olympiaqualifikation 2024 im eigenen Land. Nicht nur die European Games in diesem Sommer in München haben gezeigt, zu welchen Leistungen Sportlerinnen und Sportler vor heimischer Kulisse fähig sind. Denken wir an die TaekwondoEuropameisterschaft 2006 in Bonn, bei der ich selbst gestartet bin und Silber gewonnen habe, kann auch in unserer Sportart in Deutschland der Kampf vor heimischem Publikum zu besonderen Erfolgen führen. Deutschland gewann 2006 zweimal Gold (Levent Tuncat

und Pinar Budak), einmal Silber (Helena Fromm) und einmal Bronze (Bashir Adam).

„Für unsere Mannschaft wünsche ich mir eine solche Stimmung für die anstehende Olympiaqualifikation in Deutschland 2024“ – Marco Scheiterbauer

“Guadalajara 2022 is one of the key milestones on your road to the Paris 2024 Olympic Games. With new improved competition rules aimed at generating more excitement and action, I believe that our participating athletes will deliver a truly memorable World Championship.” Mit diesen Sätzen erklärte WT Präsident Dr. Choue die Weltmeisterschaft in Guadalajara während der imposanten Eröffnungsfeier für eröffnet. Das diese Weltmeisterschaft in vielerlei Hinsicht in Erinnerung bleiben wird, dürfte dem Zuschauer bereits am ersten Tag deutlich geworden sein, als man mit großer Verwunderung bemerkte, dass das elektronische Westensystem der Firma DaeDo nicht so zuverlässig funktionierte, wie man es schon auf anderen Turnieren gesehen hat.

DaeDo räumte in einem Interview nach der Weltmeisterschaft ein, dass es an den ersten vier Tagen der Weltmeisterschaft technische Probleme gegeben habe, diese aber mit aller Kraft für die letzten drei WM-Tage behoben wurden.

Dies war für die Sportlerinnen und Sportler, die an den ersten Tagen der WM kämpften zu spät. Ich als ehemalige Sportlerin kann nur zu gut nachvollziehen, wie frustrierend es sein muss, wenn die Technik nicht einwandfrei funktioniert. Dass dies ausgerechnet bei einer Weltmeisterschaft passiert, die, wie Dr. Choue in seiner Begrüßungsrede als sehr wichtig im Olympischen Zyklus beschreibt, ist mehr als ärgerlich.

Wie es mit den elektronischen Westen in unserem Sport weitergeht, wurde auch eingehend bei einem kurzfristig eingeräumten Coach-Meeting am vorletzten Wettkampftag besprochen. Die Coaches wünschen sich eine klare Aussage vom Weltverband, welches Westensystem bei den Olympischen Spielen in Paris zum Einsatz kommen wird.

Das ich, nach der Weltmeisterschaft 2019 in Manchester, nun meine zweite Weltmeisterschaft als Referentin für Medien und Marketing betreuen durfte, erfüllt mich mit großem Stolz. Mit dabei zu sein, wenn unsere Sportlerinnen und Sportler auf den wichtigsten WeltTurnieren kämpfen, lässt meinen Puls stets nach oben schießen. Manchmal ist es schwer, hier eine ruhige Hand zu behalten, um die Momente festzuhalten. Gut, dass ich, wie schon bei der WM in Manchester, Fotograf Peter Bolz an meiner Seite hatte. In einem Team aus Fotograf und schreibender Presse und Verteilung auf den verschiedensten Medienkanälen lässt sich der hohe Anspruch an die unmittelbaren Veröffentlichung der Ergebnisse bewältigen. Und im Falle eines Medaillengewinns, wie von Lorena Brandl, kann dann dank guter Bilder und unmittelbarer Berichterstattung auch die Presse in der Heimat informiert werden, sodass unsere Sportart zumindest bei solchen Erfolgen einmal erwähnt wird.

Der Bronze-Erfolg von Lorena Brandl (+ 73 kg) bei dieser Weltmeisterschaft ist zu diesem Zeitpunkt im Olympia-

zyklus Gold wert. Durch den Gewinn der 14-fachen Weltranglistenpunkte bei dieser WM und die sechsfachen Weltranglistenpunkte beim Grand Prix in Manchester hält sich die Sportsoldatin der Bundeswehr nun konstant unter den Top 6 in der olympischen Rangliste. Diese Position benötigt jeder Athlet, um die direkte Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris zu schaffen. Dass das kommende Jahr entscheidend sein wird, liegt auf der Hand. Dennoch geben die letzten Erfolge eine große Portion Motivation, dass das Ziel realistisch und erreichbar ist.

Historische Erfolge für Balazs Toth im Jahr 2022

DTU20: What positive, and also negative, impressions have you collected in Mexico?

Balasz Toth: I have positive and negative feelings about the World Championship. First of all it was terrible to see, that the DaedoSystem didn’t work as good as it has to work on a world championship. It was not only in the first days of the competition. I felt it during the whole competition. It was not to understand for me as a coach that the system didn’t work good at all. But we tried to do our best on the field. On the one hand I am happy but on the other hand I know we can do better. But my female Team showed again, that we are on the right way.

DTU20: DTU waited for a femalemedal on a world championship nine years. Is this medal a good result for you or did you expect more success?

Balasz Toth: I think the result, that the female team reached one medal after nine years is a big step to our big goal: the Olympic Games. The German Taekwondo Federation waited for this medal nine years, so I think our work during the last eleven month has paid off. For me this medal means something. It means that our Teamwork and our program work well. On the last day we were very close to win another medal. It was very close, and it gives us a reminder, that we have to work more. But of course, I am very happy that we won one medal with Lorena in the HeavyweightCategory.

DTU20: If you look on the whole year: Have you reached your goals at this moment of the Olympic period?

Balasz Toth: If I look on my personal goals for this year I can say: Yes, we reached the goals. Of course, we can always do better and reach more medals as a team. But we won a medal on the European Championship, also the first medal in a Grand Prix at all, we made history with the first gold medal on a Grand Prix and at least we finished the nine-yearswaiting for a WorldChampionship-Medal. I am proud that theses medals are won by two and not only one athlete. Many fifth places through the whole year show, that we have many good female athletes in the team and I am sure, they will bring more medals soon. I really believe that this year showed us, we can reach top positions on big events. But I hope and believe, that next year we will win more medals during the Grand Prix Serie and also at the European Games in June. My biggest goal is, that one athlete will qualify directly for the Olympic games in Paris. This is all together our main goal, and we have to work for it very hard and consequently.

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