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Interview mit Kostantinos Konstantinidis
WAS MACHT EIGENTLICH…?
Kostantinos Konstantinidis
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von Helena Stanek
Der Gewinn der Europameisterschaft 2010 war für den Stuttgarter Kosta Konstantinidis der größte Erfolg seiner Karriere. Das er trotz einer großen Verletzungshistorie in seiner aktiven Laufzeit heute noch top fit im Kraftraum stehen kann, verdankt er seiner neuen Leidenschaft: dem Cross-fit. Sein eigener Anspruch, alle Übungen, die er von seinen Kunden verlangt auch selbst durchführen zu können, treibt den ehemaligen Sportsoldaten auch heute noch zu neuen Höchstleistungen.
DTU: Was war dein schönster sportlicher Moment im Einsatz der DTU?
Kosta: Mein schönster sportlicher Moment war natürlich die Europameisterschaft 2010, wo ich Gold gewonnen habe. Das war zum einen mein erfolgreichster, zum anderen auch mein schönster Moment. Es war dahingegen auch ganz besonders für mich, da ich mir zuvor das Kreuzband gerissen hatte und lange verletzt war. Außerdem hatte ich den Druck, bei dieser EM auch erfolgreich sein zu müssen, um wieder in Sportfördergruppe der Bundeswehr zurückkehren zu können. Daher war der Titel für mich ein doppelter Gewinn und eine doppelte Belohnung.
Verletzungshistorie:
Ich habe mir 2008 das linke hintere Kreuzband gerissen. Ich habe das damals konservativ behandelt und nicht operieren lassen. Der nächste Kreuzbandriss, auch am linken Knie, war dann bei der Europameisterschaft 2010 im zweiten Kampf. Danach habe ich dann noch mit gerissenem Kreuzband (vorne und hinten) dann noch drei weitere Kämpfe gemacht und am Ende Gold geholt. Danach kam so eine Serie von Verletzungen. 2013 Innenband im rechten Knie gerissen, danach hatte ich einen Mittelfußbruch ein halbes Jahr später und 2014 habe ich mir dann noch mal das Kreuzband im rechten Knie gerissen. Das habe ich dann operieren lassen und auch noch wieder erfolgreich gekämpft u.a. den dritten Platz bei den Swiss Open erreicht.
DTU: Bei welchem Turnier bist mit einer großen Enttäuschung zurück gekehrt? Warum warst du unzufrieden und enttäuscht?
Kosta: Die größte Enttäuschung war für mich definitiv die WM 2005 in Madrid/Spanien. Ich habe mir in der Vorbereitung auf gut Deutsch gesagt „den Arsch aufgerissen“, habe über mehrere Monate so intensiv trainiert wie noch nie. Ich war total diszipliniert, ohne feiern gehen oder so, habe mich im Training einfach total fit gefühlt und dann habe ich auf der WM im ersten Kampf gegen einen Griechen verloren, den ich 2 Monate vorher bei den German Open noch haushoch besiegt habe. Und das war richtig deprimierend. Da habe ich tatsächlich ein halbes Jahr mitzukämpfen gehabt. Ich habe in dieser Zeit total zugenommen, von 58 kg auf 68kg, weil ich einfach keine Lust mehr auf Training hatte und total in einem Loch war.
DTU: Erzähl uns mal eine oder zwei amüsante Geschichten aus deiner Zeit im Nationalteam?
Kosta: Das schönste war eigentlich immer das Zusammensein, das Miteinander mit den ganzen Leuten und den verschiedenen Charakteren. Es war nie langweilig und es war immer etwas los. Es gibt da total viele schöne Geschichten.
DTU: Was machst du/arbeitest du heute und wo lebst du? Kosta: Ich lebe nun wieder in Stuttgart, nachdem ich kurze Zeit auch mal in München gelebt habe. Nach dem ich meine Karriere beendet hab, war ich tatsächlich erstmal ein bisschen in einem Loch und wusste nicht so wirklich, was ich machen soll. Ich habe ja BWL studiert
und eine Ausbildung bei der Bank gemacht. Aber darin zu arbeiten hat mich nicht so gereizt. Mein Herz hat immer noch für den Sport geschlagen und dann habe ich 2016 in einem Fitnessstudio angefangen Training zu geben. Also als Trainer zu arbeiten. Daraus hat sich dann so ein wenig das entwickelt, was ich heute mache: Personal Training. 2017 und 2018 habe ich mit einem Kollegen dann angefangen, Fußballer zu betreuen und wir haben Camps bzw. Trainings für Fußballer organisiert. Ab 2019/2020 bin ich selbstständig als Vollzeit Personal Trainer.
Ich habe einige zusätzliche Trainerlizenzen gemacht, baue aber auch sehr viel auf meine eigenen Erfahrungen als Leistungssportler. Durch meine letzte Verletzung habe ich Kontakt zu Dr. Papadopolous bekommen. Er war lange Zeit in der medizinischen Leitung beim FC Schalke und danach dann beim VFB Stuttgart und gibt auch für die UEFA Seminare. Und er war so ein wenig ein Mentor für mich und hat mir sehr viel beigebracht.
DTU: Wer dich in den sozialen Medien verfolgt, sieht deine Passion zum Sport. Was bedeutet dir Sport?
Kosta: Es gibt ja zwei Bereiche für mich. Der private Sport und der berufliche Sport. Im Beruf habe ich so ein wenig das Credo „Ich werde von dir nichts verlangen, was ich selbst nicht kann“. Damit mir keiner meiner Klienten sagen kann, das geht aber gar nicht. Wenn sie sagen, dass es nicht geht, dann zeige ich es ihnen, dass es eben doch geht. Auch wenn ich teilweise viel älter bin als die jungen Fußballer. Darum muss ich natürlich auch privat fit sein. Aber generell macht mir Sport einfach nur Spaß. Ich kann nicht verstehen, wie man an Sport keinen Spaß haben kann. Und seit ich mit dem Taekwondo aufgehört habe, toi toi toi, habe ich mich nicht mehr verletzt und kann alles trainieren, was sich möchte.
DTU: Welche Art von Zielgruppe betreust du aktuell als Personal Trainer?
Kosta: Ich habe im Endeffekt vier Zielgruppen. Das sind „normale“ Leute, sprich Breitensportler. Dann habe ich Leute die Cross-Fit machen, teilweise auch wettkampfmäßig. Dann betreue ich Fußballer, von Semi-Profis bis Profis, und dann auch ein paar Taekwondo-Kämpfer.
DTU: Wie und in welcher Form betreust du Sportler/ Sportlerinnen? Gibt es ein All-Inclusive-Paket?
Kosta: Ich habe Leute, mit denen ich ein Eins-zu-EinsTraining mache. Entweder im Studio oder aber auch online. Durch das Online-Training habe ich zum Beispiel auch Kunden aus der Schweiz oder Amerika. Dann biete ich auch die Form vom Remote-Coaching an, das heißt, ich schreibe dem Kunden einfach nur den Trainingsplan und die Kunden trainieren selbstständig. Ich biete KleingruppenTraining an, online oder in Präsenz. Mit dem Landrats-Amt hier in Stuttgart mache ich zum Beispiel auch Kleingruppentraining. Welche Betreuung der Kunde will, ist dann im Endeffekt auch eine Geldfrage, sprich, wie viel möchte der Kunde investieren.
DTU: Thema Cross-Fit: Ist das was für TKD Sportler oder eher nicht?
Kosta: Je nach Sportler würde ich es ab dem JugendKader empfehlen, aber definitiv für alle im SeniorenKader! Cross-Fit ist sehr umfangreich ich seinen Bewegungsmustern und hilft dem Sportler eine bessere All Around Fitness zu erlangen. Dadurch das man immer viele unterschiedliche Dinge können muss hat man stets einen unterschiedlicheb Impuls/unterschiedliche Einwirkungen auf den Körper, die dann wiederum den Körper auf unterschiedliche Weise reizen. Dadurch wird der Köper dazu gebracht, besser zu werden. Das ist ja das Grundprinzip von Training. Ich denke im Taekwondo ist das Training häufig noch zu einseitig, sprich der Fokus liegt nur auf dem Taekwondo-Training. Und da ist es sicher gut einen Ausgleich zu haben, der dir trotzdem in deinem spezifischen Sport hilft. Und da ist halt Cross-Fit, mit dem man die Explosivkraft, aber auch generell die Kraft verbessern kann, sehr gut als Ergänzung zum Taekwondo Training. Cross-Fit Training ist immer ein ganzheitliches Training, denn du kannst viele Übungen nur machen, wenn dein ganzer Körper fit ist. Und das ist im Hinblick auf Verletzungsprofilaxe im Taekwondo sicher auch nur von Vorteil. Auch die Intensitäten im Cross-Fit sind ähnlich zum Taekwondo. Denn man hat teilweise Frames von „nur“ zwei Minuten. Und das ist halt super intensiv.
DTU: Welchen Anteil hat das Thema Ernährung für dich in Bezug auf sportlichen Erfolg?
Kosta: Also wenn mich Leute heute Fragen, wie ich mich früher ernährt habe, fallen die fast vom Glauben ab. Jetzt ist es schwierig zu sagen, dass ich damals was versäumt habe, durch die Ernährung. Aber ich bin überzeugt davon,



dass es so ist. Ich hatte ein einschneidendes Erlebnis vor der Euro 2010. Ich musste ja immer viel abnehmen und habe das auch oft auf den letzten Drücker gemacht. Aber vor der Euro 2010 habe ich mich total bewusst ernährt und auch viel früher mit dem Abnehmen angefangen. Ich habe viel Obst und Gemüse gegessen, nur noch ganz wenig Fleisch. Ich habe noch nie so gut abgenommen und mich dabei noch so super fit gefühlt. Energietechnisch war ich top fit. Ich musste bei der Europameisterschaft echt oft und teilweise sehr hart kämpfen. Aber ich habe mich trotzdem top fit gefühlt. Und da denke ich, hatte die Ernährung einen großen Einfluss drauf. Einige Prozente kann man sicher dank einer guten Ernährung dann im fünften oder sechsten Kampf noch drauflegen. Denn hier entscheidet ja oft einzig die körperliche Fitness, wer den Kampf gewinnt. Und die Erkenntnis, wie wichtig Ernährung ist, kommt leider oft bei Sportlern erst, wenn sie nicht mehr im Leistungssport sind. Aber das sollte sich einfach ändern.
Die Top-Athleten müssen anfangen, den Körper als etwas Ganzes zu sehen. Hart trainieren und schlecht essen passt einfach nicht zusammen. In dem Zusammenhang steht auch Feiern gehen und die Erholung. Ich bin ja noch keine 50 Jahre und weiß daher noch gut, wie es in den Köpfen der jungen Sportler aussieht. Aber jeder von denen muss sich die Frage stellen "was will ich erreichen". Wenn das Ziel klar gesteckt ist, gibt es nur einen Weg ... und auf diesem Weg wird sich zeigen, wer es wirklich will und wer es zwar sagt, davon aber nicht überzeugt ist!

