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Funktionstrainerin Nachwuchs Roxana Nothaft
Klaus Haggenmüller: Ich erlebe im Grunde zwei Arten von Sportlern. Das eine sind diejenigen, die einfach ihr Training an einem fixen Tag mit ihrem Trainer an ihrem Ort haben wollen. Aber es gibt auch die anderen, die über den Tellerrand gucken wollen. Die vielleicht doch einmal ein paar Kilometer fahren, um mal jemand anderes zu erleben. Die auf einem Lehrgang vielleicht auch mal andere Sportarten kennenlernen wollen. Wir haben auf den nächsten Lehrgängen zum Beispiel einen Athletiktrainer dabei. Oder wir zeigen Familienkonzepte, wie man Familientraining macht. In der Vergangenheit hatten wir in Bayern auch Schwertkampf mit dabei. Dann haben wir natürlich noch Zusatzangebote. Das Sportabzeichen zum Beispiel. Hier haben unsere Vorgänger einen sehr tollen Start geliefert mit der Integration von Taekwondo in das System des Deutschen Sportabzeichens. Wir glauben, dass wir darauf aufbauen können und es gerne noch ein bisschen weiterentwickeln. Es wird auch neue Ansätze geben, die sind aber noch in der Entwicklung.
DTU 20: Das ist ein gewisser Wettbewerbs- und Leistungsgedanke, der dem Sportabzeichen zugrundeliegt?
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Klaus Haggenmüller: Genau, dieses Deutsche Sportabzeichen, das ja aus vier verschiedenen Kategorien besteht: konditioneller Bereich, Schnelligkeit, Ausdauer, koordinativer Bereich. Viele Jahre konnte man in diesem koordinativen Bereich zum Beispiel Turnen ablegen. Was wir geschafft haben ist, dass man den koordinativen Bereich jetzt ersetzen kann durch Taekwondo als Leistungsabzeichen. Was aber ein bisschen so eine Alleinstellung hat. Wir würden es gerne noch dahin bringen, dass man das komplette Deutsche Sportabzeichen vor unseren Prüfern ablegen kann.
DTU 20: Man sieht, es macht Dir ungeheuer Spaß, darüber zu berichten. Wie bist du selbst zum Breitensport gekommen?
Klaus Haggenmüller: Ich habe immer Sport gemacht. Und eines Tages sagte mein Sohn mit damals drei Jahren, er will jetzt Taekwondo machen. Ich weiß bis heute nicht, wie er auf Taekwondo gekommen ist. Jetzt wird er bald 21 Jahre und wir sind beide noch dabei, inzwischen auch meine drei Töchter und meine Frau. So bin ich, und meine ganze Familie zum Taekwondo gekommen. Mit, wenn man alle zusammenrechnet, 9 DAN Graden.
DTU 20: Leistungssport ist am Ende nur durch Breitensport möglich?
Klaus Haggenmüller: Sehr viele unserer Top-Athleten haben im Breitensport angefangen. Wenn sie dann das Talent haben, den Willen und den Support, dann geht es Schritt für Schritt weiter. Dafür haben wir ein gutes Talent Management seitens der Bundes und Landestrainer.
DTU 20: Das ist eine Kommunikationsaufgabe. Taekwondo ist eine Sportart nicht nur für Jugendliche, sondern gerade auch für die älteren Menschen.
Klaus Haggenmüller: Selbstverständlich unser Fokus liegt nicht nur auf dem Nachwuchs, genauso wichtig sind die Erwachsenen und auch die Senioren, die aktiv im Taekwondo sind. Gesund alt werden oder neudeutsch „Healthy aging“ ist eine große gesellschaftliche Aufgabe, und da ist unsere Sportart prädestiniert für.
DTU 20: Der Breitensportreferent ist ja keine Hauptamtliche Tätigkeit, oder?
Klaus Haggenmüller: Der Breitensportreferent ist ein Ehrenamt, so wie die Tätigkeit als Trainer. Beruflich bin ich an der Sportfakultät der Technischen Universität München. Vor 4 Jahren habe ich die Immobilien-Wirtschaft verlassen, mich neu orientiert und nochmals ein Studium begonnen. Ich habe Sportwissenschaften studiert, mit dem Bachelor of Science letztes Jahr abgeschlossen und mit einem Masterstudium fortgesetzt, das voraussichtlich Anfang 2023 fertig wird. Im Zusammenhang mit dem Studium arbeite ich an zwei Projekten, eines ist die videobasierte Wettkampfanalyse für den Taekwondo Spitzensport, das zweite ist eine Studie zur Herzfunktion nach einer Krebstherapie bei Kindern und Jugendlichen. Im Anschluss an das Masterstudium plane ich, in einem der beiden Bereiche zu promovieren.
DTU 20: Was sind Eure Ziele, die ihr in den nächsten zwei, drei, vier Jahren erreichen wollt?
Klaus Haggenmüller: An erster Stelle steht, dass wir in jedem Bundesland einen Breitsportlehrgang anbieten wollen. Wir wollen möglichst viele Menschen erreichen, und unsere Sportart weiter bekannt machen. Die Weiterentwicklung des Sportabzeichens ist auch eines der großen Ziele. Die Zusammenarbeit mit den anderen Ressorts und der DTU Jugend liegt uns auch sehr am Herzen.
DTU 20: Müsste es vielleicht etwas Ähnliches wie das regelmäßig stattfindende Deutsche Turnfest geben? Ein Massenevent für alle Taekwondo-Freunde und -Fans?
Klaus Haggenmüller: Das haben wir in Bayern schon einmal versucht. Vielleicht war es einfach noch zu früh. Aber so ein Sportevent außerhalb des Leistungssports wäre sicher ein Gedanke, den wir aufgreifen können.
DTU 20: Was wünschst Du Dir von den Breitensportlern selbst? Wie können sie helfen, Eure Arbeit zu unterstützen?
Klaus Haggenmüller: Was ich mir tatsächlich wünsche, ist, dass unsere Sportler Spaß am Sport haben und dadurch körperlich und geistig lange gesund bleiben. Und dass die Anzahl der Sportler weiter steigt!
DTU 20: Gibt es noch etwas, was du als Botschaft gerne noch loswerden möchtest?
Klaus Haggenmüller: Wer Anliegen oder Wünsche oder Ideen hat, bitte gerne Kontakt mit mir aufnehmen. Gerne per E-Mail oder Telefon!. Ich freue mich über jeden neuen und alten Kontakt! Jahren habe ich mich mit unserem Verein hier in Alsdorf selbstständig gemacht. Wir haben quasi bei Null angefangen, wie logischerweise jeder Verein. Und jetzt sind wir mittlerweile bei gut 120 Mitgliedern.
DTU 20: Warum hast Du zusammen mit anderen Interessierten einen Verein gegründet?
Stephanie Wiechert: Ich habe schon früh angefangen auch die Trainerlizenzen zu machen. 2020 habe ich den Trainer A-Lehrgang besucht. Durch Corona wurde es natürlich ein bisschen schwierig alle Prüfungen abzulegen. Die praktische Prüfung konnte ich dann erst Ende letzten Jahres ablegen. Vor fünf Jahren stand ich vor der Frage, wo kann die Reise hingehen? Ist es die Reise als Sportler oder soll die Reise auch weitergehen, als Trainer? Seit meinem 16. Lebensjahr war ich immer auch irgendwo als Trainerin in den verschiedensten Vereinen tätig. Taekwondo gehört für mich wirklich zum Leben dazu. Ohne kann ich nicht. Dann habe ich mich entschieden, noch mehr Zeit in den Sport Taekwondo zu investieren.
DTU 20: Um das zu deinem Beruf zu machen?
Stephanie Wiechert: Nein, zum Beruf nicht. Ich werde Lehrerin. Aber Taekwondo bestimmt quasi mein komplettes Freizeitleben. So kann man es gut ausdrücken. Ich gebe im Moment rund 18 Stunden Training in der Woche. Für Klein und Groß. Die Kleinsten sind vier Jahre und der älteste Teilnehmer wird, glaube ich, am Sonntag 67.
DTU 20: Du sagtest, ohne Taekwondo kann ich nicht. Was ist daran so faszinierend?
Stephanie Wiechert: Beim Kampfsport sind alle gleich. Besser, alle sollten gleich sein. Alle werden gleichbehandelt. Alle haben irgendwie die gleichen Ziele. Man bekommt eine andere Philosophie mitgegeben, die man vielleicht von zu Hause nicht so kennt. Das ist das Faszinierende. Einfach zu sagen, es ist etwas ganz anderes, es macht nicht jeder. Man hat aber trotzdem viele Möglichkeiten, ganz verschiedene Leute kennenzulernen. Mann kommt mit Leuten aus ganz Deutschland zusammen. Man ist nicht so an den Ort gebunden. Und man kann sich, egal in welcher Form, weiterbilden. Ob als Sportler, wenn man sagt, man macht erstmal seine Prüfungen und legt die Prüfungen für den schwarzen Gürtel ab. Damit hat man quasi schon mal ein großes Ziel erreicht. Und kann dann trotzdem immer weitergehen. Es gibt beim Taekwondo für mich kein Ende.
DTU 20: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die weitere Arbeit als einer der Breitensportreferenten der DTU.
DTU 20: Ich habe ein bisschen recherchiert, und da finde ich über dich nicht so viel im Internet. Außer, dass du vor einigen Monaten Referenten für den Breitensport mit Klaus Haggenmüller geworden bist. Und in Aachen gab es eine Zeitungsmeldung. Du bist noch relativ jung und dann aber im Breitensport tätig. Da musst Du schon seit langer Zeit mit Taekwondo etwas zu tun haben?
Stephanie Wiechert: Genau. Ich betreibe seit 21 Jahren Taekwondo, habe zunächst als Breitensportlerin angefangen, dann als Leistungssportlerin weitergemacht. Vor fünf
