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Bundesbreitensportreferenten im Gespräch

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Von der DTU-Jugend

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ihn komplett. Wir vermessen seinen gesamten Kiefer und schauen, wo steht sein Oberkiefer in dem ganzen System. Anhand dieser ganzen Parameter erstellen wir eine Schiene für den Sportler, die den Ober- und Unterkiefer in eine Zentrik bringt. Zentrik bedeutet hier in eine bestmögliche physiologische Position.

Das Kiefergelenk ist das erste Gelenk im Körper. Wenn hier ein Ungleichgewicht vorliegt, kann, durch die absteigende Kette des Körpers, dieses Ungleichgewicht zu Kompensationshaltungen des Körpers führen, die dann wiederum zu Verletzungen führen können. Verletzungsprophylaktisch ist es somit enorm wichtig, dass das Kiefergelenk optimal zueinandersteht.

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Der andere Punkt ist die neuromuskuläre Rückkopplung. Es gibt afferente Nervenfasern im Kiefer beziehungsweise in der Kaumuskulatur, die Infos an unser Ur-Hirn weitergeben. Wenn die, salopp gesagt, „schief stehen“, haben wir eine Beeinflussung auf das vegetative Nervensystem – vor allem auf unseren Schlaf und unsere Regeneration. Ein guter Schlaf und ausreichend Regeneration ist für Spitzensportler natürlich enorm wichtig. Darum ist dies neben der Verletzungsprophylaxe ein elementarer Vorteil von einem zentrischen Kiefer.

Ein ganz wichtiger Punkt ist außerdem das Zahnfleisch beziehungsweise Zahnfleischentzündungen. Wenn das Zahnfleisch stark entzündet ist, muss der Körper enorm viel Energie aufwenden, um im Mund halbwegs ein Gleichgewicht zu halten, damit die Bakterien nicht überhand gewinnen. Diese Energie braucht der Sportler natürlich viel dringender für andere Funktionen im Körper. Um den Zahnfleischentzündungen vorzubeugen ist das tägliche Mittel die Zahnseide und jährlich eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung. ein wenig hinterher. Sie ist aber für Spitzensportler extrem wichtig. Es gibt sogar einige Studien, die belegen, dass eine größere und symmetrischere Kaukraft auch eine größere Kraft in der Beinmuskulatur hervorbringen kann. Wichtig ist hier einfach, dass der Kiefer wirklich symmetrisch steht.

DTU: Kannst du uns ein paar Erfolgsgeschichten erzählen, bei dem eure Behandlung zu einer Leistungssteigerung führte? Oder aber die Behandlung der Schlüssel aus einer Verletzungsmisere war?

Dr. Herzog: Da gibt es viele Beispiele, denn wir betreuen aktuell ziemlich viele Leistungssportler. Eine tolle Geschichte war die von Jonathan Zipf. Jonathan war Triathlet, der kurzzeitig tatsächlich seine Karriere beendet hat, wegen eines Zahnes, der nicht richtig Wurzel behandelt wurde. Der Zahn wurde schließlich entfernt und innerhalb kurzer Zeit, nach ein oder zwei Wochen, waren seine ständigen Knieschmerzen an der PatellaSehne weg. Diese dauerhaften Schmerzen hatten ihn damals zum Karriereende gezwungen. Und er schaffte es, wieder in den Sport zurückzukehren. Für Olympia 2020 hat es nicht mehr ganz gereicht, aber als Stützpunkleiter Triathlon kann er jetzt alles machen. Ohne das Entfernen des Zahnes wäre er wahrscheinlich immer noch nicht schmerzfrei.

DTU: Wird der Kiefer und seine Kraft im Leistungssport häufig unterschätzt?

Dr. Herzog: Das Thema Zahnmedizin oder SportZahnmedizin wird tatsächlich häufig sehr stiefmütterlich behandelt. In Amerika ist die Sportzahnmedizin schon seit mehr als 30 Jahren etabliert. In Europa hinken wir da Mit den Performance-Schienen haben wir auch ganz viele Erfolgsgeschichten erlebt. Niko Kappel zum Beispiel kann sich dank unserer Schiene nun deutlich weiter im Rücken drehen, obwohl das bei ihm als Kleinwüchsigen von der Wirbelstellung lange Zeit undenkbar war. Ein Bob-Anschieber zum Beispiel kann die einbeinige Kniebeuge nur ausführen, wenn er die Schiene trägt. Wenn er sie nicht trägt, fällt er nach hinten um. Es gibt viele schöne Geschichten von deutschen Spitzensportlern, die mithilfe der Schiene Übungen machen und Dinge trainieren können, von denen sie selbst überrascht sind.

DTU: Die DGSZM arbeitet auch eng mit der Sporthilfe zusammen. Wie kam es zu deinem Engagement für die Deutsche Gesellschaft für Sport-Zahnmedizin?

Dr. Herzog: Dieses ganze Thema der Funktionen rund um die Zähne hat mich schon immer beschäftigt, weil ich als

Kind ebenfalls betroffen war. Ich wurde mit 14 Jahren falsch vom Kieferorthopäden behandelt und hatte große Probleme mit meinem Mund. Glücklicherweise bin ich damals zu einem Zahnarzt gegangen, der mir eine Schiene verpasst hat, die mir nach einem Jahr Tragezeit und nochmaliger Zahnspange zu einem neuen Gefühl verholfen hat. Daraus resultierte schließlich mein persönliches Interesse für die Zusammenhänge und die Funktion der Schienen. Unsere Praxis hier in Nürnberg arbeitet schon sehr lange mit Sportlern zusammen und so kam es, dass hier die Deutsche Gesellschaft für Sport-Zahnmedizin (DGSZM) gegründet wurde. Als ich 2016 in der Praxis angefangen habe, bin ich gleich mit in die DGSZM reingewachsen. Das hat einfach gepasst und war gleichzeitig Zufall.

DTU: Wo findet man euch und wie kann man an euch herantreten?

Dr. Herzog: Wir haben aktuell 350 Zahnärzte in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die unser Curriculum besucht haben. Wir haben eine extra Fortbildungsreihe für Zahnärzte entwickelt, die einen normalen Zahnarzt zu einem Sportzahnarzt ausbildet. Auf unserer Homepage der DGSZM haben wir eine GeoMapping-Suche installiert, bei der man seinen Sportzahnarzt in der Nähe seines Wohnortes suchen und hoffentlich finden kann. Durch die Zusammenarbeit mit der Sporthilfe wurde auch die Internetseite sportzahnärzte.de ins Leben gerufen, wo ebenfalls Zahnärzte gelistet sind, die sich auf die Behandlung von Freizeit- und Profisportlern spezialisiert haben. Aber auch hier in Nürnberg stehen die Türen natürlich immer offen.

TIPP für einen abgebrochenen oder ausgeschlagenen Zahn:

Hier kommt es darauf an, ob der Zahn ganz rausgefallen ist. Dann sollte man den Zahn am besten in eine SOS-Zahnnotfallbox legen, denn die Nährstoffe, die um den Zahn herum sind, halten den Zahn am Leben. Auf keinen Fall in ein Taschentuch wickeln, da er hier austrocknet! Am besten auch nicht in Leitungswasser legen, da das wegen des PH-Werts für den Zahn nicht förderlich ist. Wenn keine Notfallbox da ist, im schlimmsten Fall einfach versuchen, den Zahn wieder zurückzustecken und unmittelbar zum nächsten Zahnarzt gehen. Wenn nur ein Stück vom Zahn abgebrochen ist, würde ich möglichst schnell zum Zahnarzt gehen. Ganz wichtig: Immer das abgebrochene Stück mitbringen. Einige Zahnärzte schmeißen das einfach weg. Aber wir versuchen stets, auch die kleinsten Stücke noch wiederzuverwenden.

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Wir freuen uns auf Euch!

Dres. Schwenk, Striegel, Göttfert Ludwigsplatz 1a, 90403 Nürnberg

ROXANA BLEIBT IHREM SPORT TREU

Neue Funktionstrainerin Nachwuchs

von Helena Stanek

Nach ihrem Karriereende im September 2021, übernimmt die Nürnbergerin Roxana Nothaft die Aufgabe der „Funktionstrainerin Nachwuchs“ in der DTU. Damit bleibt sie auch nach ihrer langen aktiven Karriere ihrem geliebten Sport treu. Wie es zum Karriereende kam und was die ehemalige Eliteschülerin der Bertolt-Brecht-Schule neuen Nachwuchsathleten empfiehlt, verrät sie uns im Interview.

DTU: Kannst du noch mal Revue passieren lassen, wie es zu deiner Entscheidung kam, den Leistungssport zu verlassen. Was waren die Gründe für dein Karriereende?

Roxana: Seit 20 Jahren mache ich Taekwondo und ich war insgesamt 8 Jahre davon Sportsoldatin bei der Bundeswehr. Ich habe während dieser Zeit schon eine Ausbildung beendet, aber immer habe ich mich auch gefragt, was ich mal beruflich machen werde. Während der aktiven Taekwondo-Zeit ist es ziemlich schwer ein normales Studium abzuschließen. Doch dann kam 2020 die Corona-Pandemie und eine Zeitlang stand sportlich gesehen alles komplett still. Dadurch konnte ich meinen Schwerpunkt etwas verschieben und meine Weiterbildung vorantreiben. Irgendwann habe ich gedacht, vielleicht ist es jetzt der passende Moment einen Strich zu ziehen und sich komplett auf etwas neues zu fokussieren. Hinzu kam auch eine langwierige Hüftverletzung, womit ich lange Zeit nur Reha-Training machen konnte. Und dann fragt man sich schon, wie lange brauche ich wohl, um wieder so fit zu sein, wie vorher. Ich habe dann wieder mit dem leichten Training angefangen, aber der Druck, möglichst schnell wieder fit zu sein, war schon sehr groß.

DTU: Ging dir das dann alles damals vielleicht auch ein wenig zu schnell, dass du zurück auf die Wettkampffläche solltest?

Roxana: Es ist manchmal schon etwas schwierig auch dem Trainerstab zu verdeutlichen, dass man sich noch nicht bereit fühlt. Man kennt sich ja selbst nach so einer langen Zeit im Leistungssport am besten und sieht auch an sich selbst, was so eine drei bzw. viermonatige Verletzungspause mit einem macht. Ich denke, das kann dann ein Trainer oft nur schwer nachvollziehen. Vor der Verletzung war ja auch noch die Corona-Pause, in der ich auch nicht so wie sonst trainieren konnte. Ich wollte einfach nicht zurück auf die Matte, wenn ich mich selbst nicht fit genug dafür fühle. Dafür war ich lange genug im Leistungssport und kenne meinen Körper – fit und weniger fit. Ich persönlich habe mir zu dem Zeitpunkt nicht so den Druck gemacht, weil mir die Gesundheit in diesem Fall sehr wichtig war. Ich hätte einfach mehr Zeit gebraucht, um vernünftig wieder zurückzukommen.

DTU: Dann hast du sozusagen das Heft in die Hand genommen und gesagt, unter den und den Bedingungen, ist es einfach für dich in der aktuellen Situation nicht mehr möglich den Leistungssport auszuüben bzw. zurückzukommen?

Roxana: Auf jeden Fall. Ich wollte auch das Studium in den Vordergrund stellen, sodass ich da zu einem Abschluss komme und das war dann alles etwas zu viel. Und ich wollte natürlich auch einen schönen Abschluss von dem Sport und nicht noch mal krafthaft einem Erfolg hinterherrennen. Da habe ich mir nun im Nachhinein gedacht, vielleicht waren die Military Worldgames 2019 in Wuhan der perfekte Abschluss für mich. Und jetzt beginnt einfach ein neues Kapitel.

DTU: Was war das Besondere an den Military Worldgames in Wuhan? Heutzutage verbindet jeder ja mit der Stadt Wuhan etwas anderes.

Roxana: Die Military World Games sind ja quasi die Olympischen Spiele für Sportsoldaten. Schon allein deshalb ist es etwas Besonderes, daran teilnehmen zu können. Wir sind alle gemeinsam mit einem großen Team nach Wuhan geflogen. Nicht nur

Taekwondo-Sportler, sondern eben auch alle anderen Sportarten der Bundeswehr. Ich war in dem Team, das früh angereist ist, sodass ich an der Eröffnungsfeier teilnehmen konnte. Die war einfach spektakulär. So etwas hatte ich zuvor noch nicht erlebt. An meinem Kampftag habe ich mich auch super gefühlt und den Einzug ins Finale geschafft. Das Team war klasse, die Stimmung super und insgesamt war das ein Turnier, an das ich mich sehr gerne zurückerinnere.

DTU: Würdest du dieses Turnier als das schönste Turnier deiner Karriere nennen?

Roxana: Das kann ich so nicht sagen. Es gab auch immer wieder kleinere Turniere, die ich besonders schön fand, weil z.B. meine ganze Familie mit dabei war. Oder weil ich nach einer ziemlich anstrengenden Vorbereitung erfolgreich nach Hause gefahren bin. Ganz besonders war für mich auch meine erste Teilnahme bei der Europameisterschaft 2007 in Budapest. Da war ich gerade mal 12 Jahre alt.

DTU: In deiner neuen Aufgabe als Funktionsbundestrainerin Nachwuchs begleitest du nun Kinder/Jugendliche, die in den Leistungssport reinwachsen. Du bist ja damals über die Eliteschule des Sports nach Nürnberg gekommen und hast hier das Internat besucht. Was kannst du Eltern empfehlen, die ein talentiertes Taekwondo-Kind haben?

Roxana: Das ist eine gute Frage, denn nur weil der Weg für mich gut war, heißt es nicht, dass es für jeden der richtige ist. Aber wenn ein Kind es unbedingt will, wenn er mehr trainieren will als bisher und auf viele Turniere fahren möchte, dann kann ich auf jeden Fall sagen, dass das der richtige Weg ist. Ein Kind mit 12 oder 13 Jahren dazu zu überreden, solch einen Weg zu gehen, halte ich für falsch. Da benötigt das Kind vielleicht eher noch ein wenig mehr Entwicklungszeit. Wenn man aber sieht, dass Kind will es von sich aus unbedingt, würde ich den Weg zu einer Eliteschule immer empfehlen. Der Sport gibt einem, auch in jungen Jahren, schon so viel und man hat auch später noch genug Zeit, seine berufliche Karriere in Angriff zu nehmen. Ob man nun mit 20, 24, 27 oder auch erst mit 30 Jahren seinen beruflichen Weg beendet, finde ich nicht so ausschlaggebend. Es gibt immer verschiedene Weg zum Ziel, aber die Zeit im Leistungssport ist begrenzt.

DTU: Gibt es etwas, was dir der Sport mitgegeben hat, um die berufliche Karriere nun genauso erfolgreich anzugehen?

Roxana: Ich glaube, so etwas wie Selbstdisziplin gibt einem der Sport auf jeden Fall. Man muss ja schon früh Topleistungen im Sport und in der Schule bringen und diese Doppelbelastung hilft einem auch für das spätere Leben. Ich war aber nun im Studium trotzdem von mir etwas überrascht, dass ich mich auch wirklich konsequent hingesetzt und gelernt habe. Aber auch hier habe ich ja ein Ziel, nämlich meinen Abschluss. Und das hat man auch beim Sport gelernt. Ob das ein Wettkampf oder eine Prüfung ist, man ist fokussiert auf dieses Ziel, arbeitet darauf hin und möchte das Ziel dann auch erreichen. Das lernt man beim Sport. Mich persönlich hat das frühe Ausziehen aus meinem Elternhaus hier nach Nürnberg ins Internat in vielerlei Hinsicht Selbstständig und auch Selbstbewusst gemacht.

Roxana Nothaft ist 15-fache Deutsche Meisterin und hat

39 internationale Medaillen bei Weltranglistenturnieren

gewonnen. Sie erkämpfte bei den Militär-Weltmeisterschaften 2018 die Bronzemedaille und konnte bei den Military World Games 2019 in Wuhan die Silbermedaille erkämpfen. Roxana kämpfte bei insgesamt vier Grand Prix Turnieren. Bei Europameisterschaften trat sie acht mal an, gewann 2013 bei der U21-EM die Silbermedaille, und jeweils Bronze bei der Kadetten-EM 2007 und der Jugend-EM 2011. Roxana war insgesamt acht Jahre bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr und beendet ihre Dienstzeit als Oberfeldwebel.

„TOLLE HALLE UND VIELE FLEISSIGE HELFER“

von Uwe Mühling (Weißenburger Tageblatt)

Taekwondo – Bei der Deutschen Meisterschaft in Weißenburg gab es von Verbandsseite viel Lob für die neue Seeweiherhalle der Stadt sowie für den SV Nennslingen als örtlicher Ausrichter. Nach der Kritik an den hohen Mietkosten organisiert OB Schröppel eine 2000-Euro- Spende.

Weißenburg – Eine Deutsche Meisterschaft erlebt man nicht alle Tage in Weißenburg, und schon gar nicht in Corona-Zeiten. Insofern avancierten die nationalen Titelkämpfe im Taekwondo am vergangenen Wochenende zu einem großen Treffpunkt und zu einem sportlichen Highlight. Unter den rund 300 Startern der deutschen Elite waren WM- und EM-Teilnehmer. Sie brachten viel Klasse auf die vier Wettkampfmatten und lockten hunderte von Zuschauern an. Auch zahlreiche einheimische nutzten die Gelegenheit, um sich bei freiem Eintritt ein Bild zu machen – einerseits von der Kampfsportart, anderseits von der neuen Weißenburger Seeweiherhalle, die mit der „Deutschen“ ihre erste Großveranstaltung erlebte und diese Feuertaufe zugleich bestand. Der Eindruck, wenn man sich unter den Besuchern ein wenig umhörte: alles sehr modern, hell, freundlich und mit viel Platz für Zuschauer und Aktive. Das Turnier spielte sich auf drei Vierteln der Sport- und Mehrzweckhalle ab, das hinterste Viertel war für das Aufwärmen der Athleten reserviert. Klar gibt es noch Mängel, wie das Fehlen von WLAN oder Beamer. Für die Verantwortlichen der Deutschen und der Bayerischen Taekwondo Union (BTU und DTU) die das zweitägige gemeinsam mit dem SV Nennslingen als örtlicher Ausrichter durchführten, war das aber kein Problem. Sie hatten das entsprechende Equipment selbst dabei und sorgten mit viel Technik (Kameras, Bildschirme, Computer etc.) dafür, dass Zuschauer, Aktive, Kampfrichter und Co stets bestens über das Geschehen informiert waren. Nimmt man noch elektronische Westen und Kopfschutz hinzu, dann kommt man laut Gerd Kohlhofer schnell mal auf ca. 100.000 Euro, welche die gesamte Ausrüstung für ein solch großes Turnier wert ist. Kohlhofer ist Präsident der BTU, Vizepräsident der DTU und kommt aus Karlshuld. In Weißenburg schwärmte er regelrecht von der neuen Sportstätte sowie vom SV Nennslingen als Gastgeber: „Tolle Halle, tolle Umgebung und viele fleißige Helfer. Ein Riesenlob geht vor allem an Horst Scholz“, so Kohlhofer. Scholz ist seit Jahrzehnten der Motor für den Taekwondosport am Jura und obendrein Abteilungsleiter sowie Trainer des SVN. Auch BTU-Vizepräsident Georg Streif, der für den Leistungssport Bereich Zweikampf zuständig ist, zeigt sich froh, den SVN mit Horst Scholz an der Spitze als Ausrichter an der Seite zu haben. „Ich freue mich immer, wenn bei solchen Meisterschaften auch kleine Vereine zum Zug kommen“, sagt Streif. Aus Sicht des Marktoberdorfers ist die Weißenburger Seeweiherhalle „sehr gut geeignet“ für derartige Wettkämpfe.

„Alles reibungslos gelaufen.“

BTU-Kampfrichter-Referent Abdullah Ünlübay (Ochsenhausen) konnte da nur beipflichten. Bei ihm sowie bei Horst Scholz liefen die Organisationsfäden zusammen. „Es ist alles reibungslos gelaufen – genau so wie wir uns das vorgestellt haben“, stellte Ünlübay fest und zollte speziell dem SV Nennslingen großes Lob: Es waren sehr viel fleißige und stets hilfsbereite Leute da“. Aber auch sportlich konnte der SVN sehr zufrieden sein: Die 14-jährige Anna Satzinger musste am Samstag in de Jugend A bis 55 kg zwar eine knappe Niederlage und das vorzeitige Aus in der ersten Runde hinnehmen; am Sonntag dann jedoch als es bei den Senioren richtig zur Sache ging; glänzte Isabel Beckstein mit der Silbermedaille. Die 22-Jährige unterlag bei den Damen bis 62 kg erst im Finale mit einem Punkt. Während Anna Satzinger nach der ersten Endtäuschung froh war, über die weitere Erfahrung, die sie sammeln konnte. Die dritte SVN- Athletin wäre Sarah Simon gewesen, die nach monatelanger Vorbereitung aber Corona-bedingt kurzfristig absagen musste – sehr bitter! Durch das Turnier wurde Weißenburg für zwei Tage zum Treffpunkt für die Deutsche Taekwondo-Szene. Fast alle Landesverbände waren vertreten. Die Weißenburger Hotels und sonstigen Unterkünfte waren ausgebucht. Am Rande gab es viele Gespräche. Im Mittelpunkt aber stand der Sport mit rund 260 Kämpfen. Der gastgebende Landesverband Bayern schnitt dabei am besten ab. Die BTU gewann klar die Verbandwertung der Jugend A und sehr klar die Verbandswertung der Senioren und war auch deshalb rundum zufrieden. Ein Stück weit vergessen war durch den erfolgrei-

chen Ablauf die Kritik an „immens hohen“ Mietkosten, die im Vorfeld laut geworden war. Über 3.200 Euro müssen die Veranstalter hinlegen. „In Nürnberg oder Ingolstadt bekommen wir die Hallen für solche Meisterschaften kostenlos“, sagte BTU-Chef Kohlhofer. Weißenburgs Oberbürgermeister Jürgen Schröppel konnte zwar keinen Nachlass gewähren und verwies auf den Stadtratsbeschluss, in dem die Nutzungsgebühren festgelegt sind. Er organisierte jedoch eine Spende in Höhe von 2.000 Euro für den SV Nennslingen, sodass es in Sachen Finanzen einen beträchtlichen Ausgleich gibt. Ebenso war Landrat Manuel Westphal nicht nur als Ehrengast vor Ort, sondern hatte auch ein Spende in Höhe von 1.000 Euro für den örtlichen Ausrichter SV Nennslingen dabei. Damit unterstützter er die Arbeit des Vereins und des Taekwondosports ebenso wie der Weißenburger Oberbürgermeister und „Hausherr“ Jürgen Schröppel. SVN- Taekwondo-Spartenleiter Hort Scholz bedankt sich bei allen Sponsoren, Helfern und Unterstützern und freut sich über die positive Resonanz der Veranstaltung „Das Echo ist ein Wahnsinn“, stellt er fest. Trotz der Kritik hatte es sich der OB nicht nehmen lassen, bei dem Turnier vorbeizuschauen. Zu den Gästen zählten unter anderem auch Landrat Manuel Westphal, dessen Vorgänger Gerhard Wägemann, der Nennslinger Bürgermeister Bernd Drescher sowie BLSV- Kreisvorsitzende Brigitte Brand. Und natürlich war auch DTU-Präsident Stefan Klawitter vor Ort. Sie alle assistierten teils auch bei den über 30 Siegerehrungen. Ob die DEM in Weißenburg eine einmalige Sache bleibt, wird sich zeigen. Für Hauptorganisator Abdullah Ünlübay, der die welthöchste Kampfrichterlizenz besitzt, steht nach dem Turnier unterm Strich eines fest: “Wir würden eine solche Meisterschaft auf jeden Fall wieder in Weißenburg machen.“

Vizetitel für Isabel Beckstein

Deutsche Meisterschaft – Die Taekwondoka vom SV Nennslingen trumpfte bei ihrem „Heimspiel“ mit Rang zwei auf.

Weißenburg – Zwei Tage volles Programm mit Taekwondo vom Feinsten bescherte die Deutsche Meisterschaft in der neuen Weißenburger Seeweiherhalle. Der SV Nennslingen und vor allem dessen TKD-Abteilungsleiter und Trainer Horst Scholz hatten das hochklassige Sportereignis in den Landkreis geholt. Es war die erste Großveranstaltung in diesem Kampfsport nach der Corona-Pause. Dementsprechend motiviert gingen alle knapp 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf die vier Matten und boten rund 260 Fights. Besonders im Mittelpunkt stand Lokalmatadorin Isabel Beckstein, die gestern ab der Mittagszeit für viel Stimmung in der Halle sorgte und ihren Heimvorteil nutzte. In der stark besetzten Gewichtsklasse bis 62 kg kämpfte sich die 22 Jahre alte Nennslingerin bei den Damen bis ins Finale. Erst dort unterlag sie knapp mit 3:4 Punkten gegen die WM. Und EM- Teilnehmerin Celine Schmidt vom BSV Friedrichshafen. Die Silbermedaille fühlte sich für Isabel allerdings wie ein Sieg an. „Platz zwei – das hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen“, schwärmte sie unmittelbar nach der Finalniederlage. Die SVN-Athletin wollte trotz ihres lädierten Knies unbedingt mit ihrem „Heimspiel“ dabei sein. Wichtig war ihr besonders, verletzungsfrei zu bleiben. Das gelang ebenso wie ein hervorragendes Abschneiden. Eine „Fetzenleistung“ attestierte ihr Trainer Horst Scholz und auch Vanessa Beckstein, die ihre Schwester bei den vier Fights in der Seeweiherhalle coachte, war überglücklich und fast ausgelaugter als die Kämpferin selbst. Isabel Beckstein startete mit einem klaren 16:7 Sieg und lies im Viertelfinale ein 12:4 folgen. Es lief einfach und sie wollte weiter „Gas geben und Spaß haben“. Mit dieser Devise schaffte sie es ins Halbfinale, dass gegen Meike Unrau 2:2 endete. Auch bei der Verlängerung, dem sogenannten „sudden death“, gab es keine Entscheidung (0:0), so dass die Mehrzahl der Kontakte mit der elektronischen Weste der Gegnerin schließlich den Ausschlag zugunsten von „Isa“ gab. Auch im Finale hielt sie stark dagegen, musste sich aber letztlich knapp ´mit 3:4 gegen Celine Schmidt geschlagen geben und konnte wenig später bei der Siegerehrung die Silbermedaille entgegen nehmen. Es ist ein weiterer Erfolg ihrer Karriere. Genau vor zehn Jahren hat Isabel Beckstein – damals bei den Kadetten – ihren ersten von mittlerweile insgesamt acht deutschen Titeln geholt. Zweite Starterin des SV Nennslingen war Anna Satzinger, die bereits am Samstag in der Jugend A an der Reihe war. Sie traf in Gewichtsklasse bis 55 kg zum Auftakt auf Frieda Steinkühler (Herringen). Beide lieferten sich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem die beherzt kämpfende Anna kurz vor Schluss die entscheidenden Punkte abgeben musste und mit 25:28 knapp unterlag. Auch Anna Satzinger wurde von Vanessa Beckstein gecoacht. Neben den beiden Athletinnen waren noch viele weitere Aktive aus den Reihen des SV Nennslingen dabei und zwar als Helferinnen und Helfer. Rund 40 von ihnen waren im Einsatz und erhielten ebenso wie Abteilungsleiter Horst Scholz große Wertschätzung von den Vertretern der Deutschen Taekwondo Union, die zusammenmit dem SVN als Ausrichter fungierten. Auch für die neue Seeweiherhalle gab es viel Lob.

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