Hausärzt:in 12/2025 ohne FKI

Praxis-Magazin für Primärversorgung mit Sonderteil Pharmazie

Österreichische Post AG, MZ16Z040661M, 35. Jahrgang, RegionalMedien Gesundheit - RMA Gesundheit GmbH, Am Belvedere 10 / Top 5, 1100 Wien

Gesund.at

PRÄDIABETES UND TYP-2-DIABETES AM ARBEITSPLATZ

Praxiswissen: Insomnie verstehen

Teil 1: Ursachen, Diagnose sowie neue Wege in der medikamentösen Behandlung

Hausärztin DIALOG Dermatologie

Die Komplexität von Haut- und Venenerkrankungen

12/2025

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Hausärzt:in

Editorial Zwischen Wohlstand und sozialer Ungleichheit Diabetes Typ 2 wird oft als klassische Wohlstandskrankheit dargestellt, als Folge eines Lebensstils im Überfluss: zu viele Kalorien, zu viel Zucker, zu wenig Bewegung. Doch dieses Bild greift zu kurz. Die Realität zeigt: Während Überfluss in wohlhabenden Milieus zur Erkrankung beitragen kann, sind es vor allem Menschen in sozial benachteiligten Lebenslagen, die am häufigsten und schwersten betroffen sind.

In Ländern mit hohem Einkommen steigt die Prävalenz seit Jahren, doch die höchsten Raten finden sich dort, wo Einkommen, Bildungsniveau und Gesundheitskompetenz gering sind.

Diabetes Typ 2 ist damit weit mehr als ein individuelles Problem – vielmehr ein strukturelles. Die Ursachen reichen von unregelmäßigen Arbeitszeiten über einen eingeschränkten Zugang zu frischen Lebensmitteln, chronischen Stress bis hin zu fehlenden Ressourcen für Bewegung.

Auch Österreich stellt keine Ausnahme dar. Über 700.000 Menschen leben hier mit Typ-2-Diabetes, viele weitere gelten als gefährdet. Die Österreichische Diabetesstrategie bestätigt die soziale Dimension: Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status erkranken häufiger, früher und erleben mehr Komplikationen.

In der Praxis erreicht Prävention jedoch wiederum oft jene am schlechtesten, die sie am dringendsten bräuchten. Programme wie Therapie Aktiv – Diabetes im Griff oder Initiativen der betrieblichen Gesundheitsförderung können gegensteuern – vorausgesetzt, sie sind niederschwellig, alltagsnah und für Ärzt:innen wie Patient:innen attraktiv.

Wo Risiko und Barrieren zusammentreffen Im Arbeitsalltag zeigen sich soziale Unterschiede besonders deutlich: Während manche in Büros mit gesunder Kantine und planbaren Pausen arbeiten, verbringen andere ihren Tag im Schichtbetrieb – mit unregelmäßigen Essenszeiten, Automatenkaffee und schnellen Kalorien zwischen zwei Aufgaben. Um gesunde Entscheidungen treffen zu können, braucht es entsprechende Rahmenbedingungen. Die Nationale Diabetesstrategie setzt hier wichtige Akzente, doch die Umsetzung hinkt hinterher. Wichtig wären etwa verbindliche Präventionsangebote, eine bessere Verpflegung in Schu-

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len und Betrieben, (finanzielle) Anreize für gesündere Wahlmöglichkeiten oder Programme, die gezielt jene erreichen, deren Lebensrealität ihr Risiko erhöht.

Prävention muss – Expert:innen zufolge – dort ansetzen, wo Risiko und Barrieren zusammenwirken. Der Arbeitsplatz ist ein gutes Beispiel dafür. Die Arbeitsmedizin spielt daher eine zentrale Rolle, die Ernährung ebenso.

Lesen Sie mehr darüber in unserer aktuellen Titelgeschichte ab Seite 11.

Momente des bewussten Genießens Rund um Weihnachten und Neujahr wird die Spannung zwischen Genuss, Überfluss und Gesundheit besonders deutlich. Für viele sind diese Wochen eine Zeit der Fülle, für andere eine Phase zusätzlicher Belastung durch Stress, unregelmäßige Mahlzeiten und eingeschränkte Selbstfürsorge. Für Menschen mit Typ-2-Diabetes muss diese Zeit keinen strengen Verzicht bedeuten. Sie bietet ihnen vielmehr die Chance, gemeinsam mit ihren Ärzt:innen Strategien für ein bewusstes Genießen und kleine, alltagsnahe Anpassungen zu entwickeln, die nachweislich empfohlen werden können.

Vielleicht liegt darin ein Impuls für das nächste Jahr: Gesundheit nicht nur als individuelle Verantwortung zu sehen, sondern auch als gemeinsame Aufgabe – im Zusammenspiel von medizinischer Betreuung, sozialem Umfeld und politischen Rahmenbedingungen. Im Sinne gesundheitlicher Chancengleichheit.

Wir, das Team der Hausärzt:in, wünschen Ihnen entspannende Feiertage, Momente bewussten Genießens und einen zuversichtlichen Start ins neue Jahr!

Ihre

Mag.a Karin Martin Redaktionsleiterin RegionalMedien Gesundheit, karin.martin@regionalmedien.at

Hausärzt:in Inhaltsverzeichnis

07 Stufenschema zur Tumorschmerztherapie

11 Diabetes am Arbeitsplatz Prävention wirkt – auch betriebswirtschaftlich

Chronischer Husten – eigenständige Krankheit oder Symptom?

DIALOG Dermatologie

14 Herzinsuffizienz: Praxisnahe Impulse

38 Warum es uns ein Leben lang begleitet Bauchweh in den

26 Haut in Aufruhr Herausforderungen der AD-Behandlung

Teil 1: Ursachen, Diagnose und neue Wege

22 Schlaflosigkeit erzeugt Leidensdruck Chronische Insomnie und psychiatrische Störungen

24 Cocktail chronischer Verunsicherung Mentale Belastungen in der heutigen Zeit

verschiedenen Lebensphasen

43 ArztSichtSache „Den Inklusions gedanken ins Zentrum rücken“

45 ORDI-GEFLÜSTER Lohnt sich Telemedizin in meiner Praxis?

46 Pflegende Angehörige in Caring Communities

28 Die Komplexität der Psoriasis Pathogenese, Therapie und Komorbiditäten

30 Ein Zivilisations problem mit zunehmender Relevanz Neues und Bewährtes in der Phlebologie und Kompression

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Wege zu einem gesunden und klimafreundlichen Alltag

Atopische Dermatitis zielgerichtet behandeln.

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34 Impressum

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18 DFP-Praxiswissen: Insomnie verstehen

42 Termine Aktuelle Kongresse und mehr

35 Wenn der Husten bleibt …

WHO: Substanzen und Standards

Einblicke in Diagnostik, Therapie und klinische Herausforderungen

Marktanalyse von Maria Koeppner-Bures, IQVIA Austria

41 Was gibt es Neues?

Nachberichte von Hintergrundgesprächen

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Gemeinsam stark mit der Allgemeinmedizin

34 Top-HIV-Produkte nach Menge und Wert

Thema des Monats

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04 Palliative Care in Österreich

Die moderne Zeit bringt viele(s) aus dem Gleichgewicht.

Chronische Insomnie verschlechtert die psychiatrische Symptomatik.

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Die Diagnostik der Herzinsuffizienz im Fokus.

Für das Pflegesystem bedeutet der Klimawandel neue Challenges.

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Palliative Care in Österreich

Früher wie heute: ein gemeinsamer Weg mit der Allgemeinmedizin

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Priv.-Doz.in Dr.in Gudrun Kreye, MBA Präsidentin der OPG

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Manuela Wasl, MSc Vizepräsidentin der OPG

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GASTAUTORINNEN-TEAM:

Prof.in Eva Katharina Masel, MD, PhD, MSc Schriftführerin der OPG

Anlässlich „35 Jahre Hausärzt:in“ blicken wir als Österreichische Palliativgesellschaft (OPG) auf eine Entwicklung zurück, die vor über vier Jahrzehnten in Österreich mit Bildungsinitiativen und bürgerschaftlichem Engagement begann und in einer heute fachlich gereiften, qualitätsgesicherten Versorgungslandschaft mündete. Was dabei immer bestehen blieb, ist die Praxis der Hausärzt:in als verlässliche Konstante am Lebensweg schwerkranker Menschen. Ohne sie wäre die Palliative Care in Österreich nicht dort, wo sie heute ist.

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Von den Pionierjahren zur Struktur – und die Rolle der OPG Späte 1970er Jahre/frühe 1980er Jahre: Erste von Pionier:innen abgehaltene Kurse zur Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung initiieren eine Kultur der Achtsamkeit. Die bedrückenden Ereignisse von Lainz im Jahr 1989 werden zum Weckruf für Politik, Zivilgesellschaft und Professionen. In den 1990er Jahren entstehen mobile und stationäre Angebote. 1999 konstituiert sich die OPG als wissenschaftliche Fachgesellschaft

Hausärzt:in medizinisch

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„Die Verzahnung von Primärversorgung und spezialisierten Palliativdiensten ist kein ‚Nice-to-have‘, sondern für die Versorgung höchst relevant.“

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1990 vs. heute: Was sich grundlegend verschoben hat

und Stimme für Qualität, Ausbildung, Forschung und Versorgungspolitik. In den 2000er Jahren folgt der systematische Aufbau mit Regelfinanzierung von Palliativstationen, nationalen Leitprojekten und wiederkehrenden OPGKongressen als Motor der Vernetzung.

In all diesen Phasen möchte die OPG als Drehscheibe fungieren: Wir bündeln Evidenz, verankern Qualitätsansprüche, kümmern uns um Schnittstellen und übersetzen wissenschaftliche Entwicklungen in eine alltagstaugliche Praxis für Hausärzt:innen und Palliativteams.

Während früher vor allem Tumorerkrankungen im Fokus standen, wissen wir heute, dass auch viele andere chronische Erkrankungen wie Herz-, Lungen- oder Nierenversagen, Demenz oder Multimorbidität eine palliative Betreuung benötigen. Entscheidend ist nicht mehr die Diagnose, sondern der Verlauf: das rechtzeitige Erkennen, Planen und Begleiten. Die Hausarztpraxis ist dafür ideal aufgestellt, denn sie hat einen niederschwelligen Zugang, eine Langzeitbeziehung zu den Patient:innen sowie Kenntnis von deren Biografie und Werten. International ist klar: Der Bedarf an Palliative Care steigt signifikant – und zwar nicht nur bei Patient:innen mit fortgeschrittenem Tumorleiden. Dies erfordert eine starke Primärversorgung in effizientem Austausch mit spezialisierten Diensten.

Paradigmenwechsel seit 2022: HosPalFG Mit dem Hospiz- und Palliativfonds (HosPalFG) hat Österreich einen strukturellen Sprung gemacht: Spezielle Hospiz- und Palliativangebote erhalten eine planbare, qualitätsgebundene Finanzierung, Qualitätskriterien schaffen Orientierung und die Bundesländer erarbeiten Bedarfs- und Entwicklungspläne. Für Hausärzt:innen bedeutet das einen gesicherten und leichteren Zugang zu mobilen Teams und Konsiliardiensten, verlässlichere Übergänge nach stationären Aufenthalten und perspektivisch eine klarere gemeinsame Sprache in Entlassungsbriefen sowie Versorgungsplänen. Damit dies in der Praxis spürbar

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Hausärzt:in medizinisch

„Während früher vor allem Tumorerkrankungen im Fokus standen, wissen wir heute, dass auch viele andere chronische Erkrankungen eine palliative Betreuung benötigen.“ wird, sind eine konsequente Umsetzung, gute IT-Schnittstellen und eine faire Honorierung von Gesprächen notwendig.

Zusammenarbeit mit Hausärzt:innen: Was wirkt, was fehlt?

Palliative Care gelingt besonders gut, wenn Hausärzt:innen das Bedürfnis nach palliativer Betreuung frühzeitig identifizieren, Ziele klären (vorausschauende Planung) und Krisen antizipieren (Notfallplan, Medikation).

Zudem ist eine gezielte Einbindung von Palliativteams wichtig. Studien zeigen seit Jahren: Die Verzahnung von Primärversorgung und spezialisierten Palliativdiensten ist kein „Nice-to-have“, sondern für die Versorgung höchst relevant. Ihr Erfolg setzt klare Rollen voraus, weiters stabile Kommunikationswege und Teams, die schnell und niederschwellig erreichbar sind.

Spezialisierung Palliativmedizin: Andockmöglichkeit für die Allgemeinmedizin Die 18-monatige Spezialisierung in Palliativmedizin (Anrechnung von sechs Monaten Ausbildungszeit möglich) steht unter anderem den Fachrichtungen Allgemeinmedizin, Anästhesie/Intensivmedizin, Kinder- und Jugendheilkunde, Neurologie, Urologie sowie den internistischen Sonderfächern offen.

Sie umfasst fortgeschrittene Symptomlinderung (Schmerz, Dyspnoe, Delir, Übelkeit/Erbrechen, Obstipation/Obstruktion, Angst/Depression, Fatigue, Schlaf), Gesprächsführung und Vorausplanung, palliative Notfälle (inklusive Indikation, Planung und Durch-

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führung einer palliativen Sedierung) sowie multiprofessionelle Koordination und ethisch-rechtliche Kompetenz. Für Hausärzt:innen bedeutet das: Vieles kann weiterhin gut und sicher in der eigenen Praxis geleistet werden, in Kooperation mit einem spezialisierten Team, das ergänzt, nicht ersetzt.

OPG heute – Kompass und Katalysator Als OPG gestalten wir Leitlinien- und Qualitätsdiskurse mit, wir fördern Forschung, beispielsweise zu Versorgungsindikatoren und der Vermeidung von Überbehandlung am Lebensende, und treibt die OPG unter anderem im Medizinstudium und in der Weiterbildung voran. Dabei bündeln wir multiprofessionelle Perspektiven und behalten die Umsetzbarkeit in der Primärversorgung stets im Blick. Die Reihe „Hausärzt:in – Fachgebiete einst & jetzt” zeigt, wie sehr die fachliche Evolution vom Schulterschluss mit der Allgemeinmedizin lebt. Das gilt insbesondere für die Disziplin der Palliativmedizin.

Was wir alle jetzt brauchen: u HosPalFG klug umsetzen

& verstetigen • Verbindliche regionale Ausbauziele; klare Schnittstellenvereinbarungen zwischen mobilen Palliativteams und Primärversorgungseinheiten/ Ordinationen • Mehrjährige Personal- und Finanzpfade statt Einjahreslogik

v Gespräche fair vergüten,

Hausbesuche sicherstellen • Tarifpositionen für Zielklärung/ Advance-Care-Planning • Angehörigengespräche • Trauer-Follow-ups • Pauschalen für Wegzeiten und Zeitaufwand im ländlichen Raum

w Digitale Zusammenarbeit,

die alltagstauglich ist • ELGA: sichtbarer Palliativ-/Krisenplan mit Lese-/Schreibrechten • Erstattete Telekonsile • Kurze, strukturierte Fallkonferenzen

x Ausbildung & Fortbildung

verlässlich verankern • Palliativinhalte in Studium und allgemeinmedizinischer Lehrpraxis • Anrechnung von Palliativrotationen • Kurzmodule zu Delir, Opioidsicherheit, (palliativer) Sedierung, Gesprächsführung

y Qualität messen – zum Lernen,

nicht zum Sanktionieren • Kleines praxistaugliches Indikatorenset (z. B. vermeidbare Einweisungen in den letzten 30 Lebenstagen) • Dokumentierte Therapiezielplanung und bei Bedarf Therapiezieländerung • Ort des Sterbens vs. Wunsch: mit Feedback an Praxen und Teams (Vorschläge im Einklang mit europäischen Empfehlungen und Bedarfsprojektionen)

Fazit Palliative Care in Österreich ist fachlich, organisatorisch und gesetzlich gewachsen. Die Allgemeinmedizin bildet mit ihrem werteorientierten Ansatz und ihrer Verlässlichkeit das Herzstück dieser Betreuungsform. Als OPG sehen wir unsere Aufgabe darin, Brücken zu bauen: zwischen Evidenz und Alltag, zwischen speziellen Angeboten und Primärversorgung sowie zwischen Politik und Praxis. Wenn wir das HosPalFG konsequent umsetzen, Gespräche angemessen honorieren, Networking und digitale Zusammenarbeit praktikabel machen und die Ausbildung fördern, dann gelingt, was wir alle anstreben: Lebensqualität bis zuletzt. <

INFO Die Österreichische Palliativgesellschaft (OPG) versteht sich als interprofessionelle wissenschaftliche Vereinigung aller Berufsgruppen, die mit der Betreuung schwerkranker Patient:innen mit fortgeschrittenem Leiden befasst sind. Sie unterstützt dabei Initiativen in Forschung und Fortbildung sowie in der praktischen Ausübung von Palliative Care mit dem Ziel der Stärkung der einzelnen Disziplinen und ihrer Interprofessionalität.

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WHO-Stufenschema zur Tumorschmerztherapie – noch gültig?

Von der WHO angeführte Substanzen und europäische Standards Tumorerkrankungen zählen weltweit zu den häufigsten Ursachen für Morbidität und Mortalität. Laut WHO-Angaben von 2018 leiden 55 % der Patient:innen im Rahmen ihrer Tumorbehandlung unter Schmerzen, bei Patient:innen mit fortgeschrittener, metastasierter oder terminaler Erkrankung sind es sogar 66 %.1 In den letzten Jahren hat die Prävalenz von Tumorschmerzen abgenommen.

Die 2023 publizierte Gesamtprävalenz tumorbedingter Schmerzen lag zuletzt bei 44,5 %.2,3 Als Gründe werden unter anderem die Entwicklung neuer Behandlungsstrategien sowie die verstärkte Fokussierung auf die Beurteilung und Behandlung von Schmerzen angenommen.3

WHO-Stufenschema von 1986 bzw. 1996 Über Jahrzehnte war das auf Expertenmeinungen basierende WHO-Stufenschema von 1986 bzw. 1996 (aktualisierte Version) der Standard in der Tumorschmerztherapie.4,5 Die Grundprinzipien jener Leitlinien beruhten vor allem auf einem dreiteiligen medikamentösen Stufenschema, das strikt ein-

gehalten werden sollte (siehe Abb. 1).

Empfohlen wurde, unabhängig von der Schmerzintensität immer mit Stufe 1 zu beginnen und nur, wenn dies nicht ausreiche, schrittweise zu eskalieren.

Die Einhaltung des Stufenschemas erzielte damals eine deutliche Verbesserung der Tumorschmerztherapie.6,7 Allerdings wurden in diesen beiden Leitlinien weder die Schmerzintensität noch die Schmerzursachen noch die Schmerzmechanismen berücksichtigt.

WHO-Leitlinie von 2018 Die aktuelle WHO-Leitlinie1 für die Behandlung von Tumorschmerzen wurde 2018 herausgegeben. Nun wurde diese Leitlinie evidenzbasiert erstellt.

Schmerzintensität, Symptomatik und Schmerzursache bestimmen die Auswahl der Medikamente. Ein individualisiertes Vorgehen ist unerlässlich.

Die Behandlung der Schmerzen einzelner Patient:innen erfordert eine sorgfältige Beurteilung sowie eine Differenzialdiagnose hinsichtlich der Schmerzart (z. B. nozizeptiver somatischer Schmerz, nozizeptiver viszeraler

Schmerz oder neuropathischer Schmerz) und des Schmerzur- GASTAUTOR: Ao. Univ.-Prof. Ing. sprungsorts sowie die Dr. Andreas MSc, MSc Entscheidung über die Schlager, Leitender Oberarzt optimale Therapie. der Sprechstunde Schmerzmedizin Auswahl und Kombi- für und Akutschmerznation der passenden dienst, Uniklinik für und Medikamente richten Anästhesie Intensivmedizin, sich auch nach den Be- Med Uni Innsbruck dürfnissen, dem Alter und den Begleiterkrankungen der Betroffenen.

Bei Erwachsenen (einschließlich älterer Menschen) und Jugendlichen mit krebsbedingten Schmerzen sollten NSAR, Paracetamol und Opioide grundsätzlich am Anfang der Schmerzbehandlung eingesetzt werden, entweder allein oder in Kombination, je nach klinischer Beurteilung und Schmerzintensität, um eine schnelle, wirksame und zuverlässige Schmerzkontrolle zu erzielen. Die Behandlung sollte mit einem Schmerzmittel der richtigen Stärke und Gattung beginnen, das der Art sowie der Intensität der Schmerzen Rechnung trägt. Mäßige oder starke Schmerzen sollten nicht allein mit leichten Schmerzmitteln behandelt wer- >

Abb. 1: WHO-Stufenschema von 1986 bzw.1996.4,5

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Hausärzt:in medizinisch den. Die richtige Dosierung des Analgetikums reduziert die Schmerzen der Patient:innen auf ein für sie akzeptables Maß. Basisschmerzen sollten, wenn möglich, mit oralen langwirksamen Analgetika oder ggf. auch mit transdermalen Opioiden therapiert werden.

Durchbruchschmerzen sind mit kurz und rasch wirksamen Opioiden zu behandeln.

Kritische Prüfung Die von der WHO angegebenen Analgetika müssen jedoch teilweise hinterfragt werden. Diese sind zwar weltweit erhältlich, werden aber bei uns nicht gemäß WHO-Empfehlung eingesetzt. So werden Aspirin und auch Paracetamol als Nichtopioid-Analgetika angeführt.

Aspirin findet in Österreich bei Tumorschmerzen keine Anwendung und in Übersichtsarbeiten wird Paracetamol als nicht ausreichend wirksame Medikation für die Tumorschmerztherapie beschrieben.8 Metamizol, das in Österreich sehr häufig in der Tumorschmerztherapie gewählt wird, wird von der WHO nicht berücksichtigt, da es nicht in jedem Land verfügbar ist. Der genannte Einsatz von Codein als schwaches Opioid ist in Österreich nicht als

Standard zu sehen. Hier wird hauptsächlich Tramadol verwendet.

Auch die adjuvante Therapie neuropathischer Schmerzen mit Carbamazepin und Venlafaxin ist zu hinterfragen, da Ersteres zum Teil starke Nebenwirkungen verursacht und Letzteres hierzulande nicht für die Behandlung von Nervenschmerzen zugelassen ist. Für neuropathische Schmerzen werden international und auch in Österreich Gabapentin, Pregabalin, Duloxetin und Amitriptylin empfohlen und sollten demgemäß verwendet werden.9 Zusätzlich weisen die Autor:innen der WHO-Leitlinie auf die Bedeutung der strahlentherapeutischen Maßnahmen und auf die Beachtung psychosozialer Faktoren ergänzend zur pharmakologischen Therapie hin. Nichtmedikamentöse Verfahren sollen als begleitende Optionen zum Therapieerfolg beitragen, während invasive Behandlungsansätze einer kritischen Prüfung zu unterziehen sind.

Vier Grundprinzipien Da das Stufenschema nicht mehr empfohlen wird, führt die WHO nur noch vier Grundprinzipien: • „by the mouth“: Soweit möglich ist die orale Applikationsform zu bevorzugen.

Abb. 2: WHO-Leitlinie für die Behandlung von Tumorschmerzen, 2018.1

Die zweitbeste Lösung stellt ein transdermales System dar. Bei notwendiger parenteraler Verabreichung ist die i.m.Applikation möglichst zu vermeiden.

• „by the clock“: Analgetika müssen bei einem Basisschmerz in fixen Zeitintervallen gegeben werden. Diese richten sich nach der Wirkdauer der Analgetika. Bei Durchbruchschmerzen werden zusätzlich rasch wirksame Opioide eingesetzt.

• „for the individual“: Die Wahl der Analgetika und Dosierung orientiert sich an den Schmerzen und den individuellen Bedürfnissen der Patient:innen.

• „with attention to detail“: Patient:innen und Angehörige sind über Medikation, Dosierungen, Risiken und Nebenwirkungen sowie deren Prophylaxe/Therapie aufzuklären.

Fazit Das Stufenschema der WHO von 1986 bzw. von 1996 wird nicht mehr als striktes Protokoll zur Linderung von Krebsschmerzen empfohlen. Die aktuelle evidenzbasierte WHO-Leitlinie für die Behandlung von Tumorschmerzen aus dem Jahr 2018 bietet detailliertere Empfehlungen für die klinische Praxis und legt dabei einen Fokus auf Schmerzintensität, -ursache, -mechanismen und auf die individuellen Bedürfnisse der Patient:innen.

Die in der Leitlinie der WHO angeführten Substanzen sollten jedoch im klinischen Einsatz auf österreichische/europäische Standards bezogen, hinterfragt und – wenn erforderlich – an sie angepasst werden. < Literatur: 1 WHO guidelines for the pharmacological and radiotherapeutic management of cancer pain in adults and adolescents. Geneva: World Health Organization; 2018.

2 van den Beuken-van Everdingen MHJ. Journal of Pain and Symptom Management; 2016.

3 Snijders RHA. Cancers; 2023.

4 Cancer pain relief. Geneva: World Health Organization; 1986.

5 Cancer pain relief, second edition. With a guide to opioid availability. Geneva: World Health Organization; 1996.

6 Ventafridda V et al., A validation study of the WHO method for cancer pain relief. Cancer. 1987.

7 Felleiter P et al., Einsatz der WHO-Leitlinien für die Tumorschmerztherapie vor Zuweisung in eine Schmerzklinik. Schmerz. 2005.

8 Wiffen PJ et al., Cochrane Database Syst Rev.; 2017.

9 Schlereth T et al., Diagnose und nicht interventionelle Therapie neuropathischer Schmerzen, S2k-Leitlinie, 2019, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. dgn.org/leitlinien (abgerufen am3.05.2025).

NACHBERICHT Der Gastautor war Vortragender zum Thema beim 31. Kongress der ÖSG, 22.-24.05.2025 in Krems an der Donau.

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Weniger suchen, mehr wissen.

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Hausärzt:in Thema des Monats

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Prädiabetes und Typ-2-Diabetes am Arbeitsplatz Prävention wirkt – auch betriebswirtschaftlich

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n Österreich leben mehr Verpasste Chancen als 800.000 Menschen mit im Gesundheitswesen Typ-2-Diabetes (T2DM).

Jährlich erkranken etwa 46.000 Das Gesundheitswesen beneu, im Durchschnitt um das gegnet dem T2DM bisher mit 50. Lebensjahr.1 Etwa die Leitlinien und PraxisempfehHälfte der von T2DM Betroflungen für dessen „Managefenen ist im erwerbsfähigen ment“. Dabei könnten realisAlter. Für Hausärzt:innen be- GASTAUTOR: tisch betrachtet mehr als die deutet das: Ein Großteil der Dr. Johannes Hälfte der Betroffenen ihren Patient:innen mit T2DM steht Scholl Diabetes wieder loswerden Facharzt für mitten im Berufsleben – mit Innere Medizin, (Diabetesremission). Und mehr Folgen für Gesundheit, Ernährungsmedizin, als 80 % aller Diabetesfälle Sportmedizin Arbeitsfähigkeit und Produkwären grundsätzlich vermeidtivität. bar: durch die Früherkennung von Fettleber, Insulinresistenz und Menschen mit T2DM fehlen im Prädiabetes mit einer konsequenten Schnitt zwölf Tage pro Jahr mehr als Ernährungsberatung zu Low Carb und stoffwechselgesunde Kolleg:innen.

Sport.2,3 Warum geschieht das nicht?

Bei der Arbeit leisten sie oft weniger aufgrund gesundheitlicher EinschränIn Deutschland bekommen gesetzliche kungen und einer verminderten KonKrankenversicherungen ökonomische zentrationsfähigkeit. Dadurch entFehlanreize: Letztere „belohnen“ durch stehen den Unternehmen erhebliche den sogenannten MorbiditätsrisikostrukKosten. turausgleich (MorbiRSA) jene Kas-

sen mit dem kränkeren Klientel. Mehr Diabetesfälle bringen demnach höhere Deckungsbeiträge.

In Österreich sollte eigentlich die Sozialversicherungsreform von 2020 dabei helfen, solche Fehlanreize zu vermeiden und den Präventionsgedanken zu fördern. Eine wirksame Diabetesprävention findet jedoch auch hier nicht statt.

Falsche Ernährungsempfehlungen Die Zuckerindustrie unterstützte großzügig – wie man erst Jahrzehnte später aufdeckte – jene Forschende, die zu viel Fett als Ursache von Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ansahen.5 Fettsparen galt seit den 1970er Jahren als oberstes Gebot, während Zucker und Kohlenhydrate verharmlost wurden.

Müsli, Brot und Nudeln bildeten von den frühen 1980er Jahren bis in die 2010er Jahre die Basis der Ernährungspyramide, selbst als die Daten das widerlegten. >

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Hausärzt:in Thema des Monats Doch ist Fett nicht „zu kalorienreich“?

Nein, auch die Hypothese des „Kalorien rein – Kalorien raus“-Modells der Adipositas greift viel zu kurz. Eine „positive Kalorienbilanz“ als Ursache der Adipositas anzusehen ist gemäß dem Adipositasforscher Prof. David Ludwig, MD, PhD, von der HarvardUniversität genauso unsinnig, wie das Auftreten von Fieber auf eine „positive Hitzebilanz“ zurückzuführen. Dass man nur Gewicht zunehmen kann, wenn man mehr Kalorien konsumiert als verbraucht, ist völlig unstrittig. Die entscheidende Frage sollte allerdings lauten: Warum? Genau wie beim Fieber.

Das Kohlenhydrat-InsulinModell der Adipositas Tatsächlich führt ein Überangebot an stark blutzuckerwirksamen Lebensmitteln zu metabolischen Effekten, die eine verstärkte Kalorienaufnahme induzieren. Der Mensch hat eine sehr begrenzte Speicherkapazität für Kohlenhydrate: ca.

300-400 g in der Muskulatur, 100-150 g in der Leber. Mehr geht nicht.

Sind bei mangelnder muskulärer Aktivität die Glykogenspeicher voll, werden überschüssige Kohlenhydrate von der Leber über den Prozess der De-novoLipogenese in Fett umgewandelt. Fett kann der menschliche Körper fast unbegrenzt speichern.

Schlüsselhormon Insulin Die Verfettung der Leber und das viszerale Fettgewebe bewirken eine Insulinresistenz, die immer höhere Insulinspiegel zur Folge hat – nüchtern wie postprandial. Insulin drückt als anaboles Hormon die Energie in die Fettspeicher – und lässt sie erst einmal nicht wieder heraus. Sind wegen der Insulinresistenz die postprandialen Insulinspiegel länger erhöht, bleibt die Fettverbrennung blockiert, was bei abfallendem Blutzuckerspiegel sehr schnell wieder hungrig macht.

Prof. Ludwig hat mit seinen experimentellen Studien das „KohlenhydratInsulin-Modell der Adipositas“ (CIMO) belegt.6 Senkt man über eine Low-CarbErnährung die Insulinspiegel und bringt die Fettverbrennung in der Leber in Gang, erreicht man eine bessere Gewichtsreduktion und Gewichtsstabilisierung als bei reiner Kalorienreduktion.

Gleichzeitig verbessern sich zahlreiche metabolische Parameter (Apolipoprotein B, Non-HDL-Cholesterin, Triglyceride, HS-CRP etc.) sowie der Blutdruck.

Menschen mit Prädiabetes und T2DM haben de facto eine „Kohlenhydratintoleranz“. Für die Patient:innen ist es deshalb besonders wichtig zu verstehen, welche Lebensmittel stark blutzuckerwirksam sind. Der britische Hausarzt Dr. David Unwin vergleicht übliche

BEST PRACTICE Diabetesprävention am Arbeitsplatz funktioniert Der Gesundheitsdienstleister Prevention First führt in Deutschland für zahlreiche Unternehmen ganzheitliche Gesundheits-Check-ups mit individueller Lebensstilberatung durch. Die Check-ups erfassen unter anderem das Diabetesrisiko (Nüchternblutzucker und HbA1c), das Vorliegen einer metabolisch assoziierten Leberverfettung (MAFLD) sowie einer Insulinresistenz (HOMA-Index). In der Beratung zur Diabetesprävention wird eine an die Stoffwechselsituation angepasste mediterrane Low-CarbErnährung, kombiniert mit individuell verordnetem Ausdauer- und Krafttraining, Mahlzeitenplänen und umsetzbaren Trainingsprogrammen, empfohlen.

In Kooperation mit einer großen deutschen Bank wurden bis Ende 2023 über 11.000 Erstuntersuchungen durchgeführt. Bei 4.173 Mitarbeitenden lag ein Prädiabetes vor. Ohne Intervention wäre gemäß einer Metaanalyse prospektiver Kohortenstudien binnen zehn Jahren bei rund 1.486 Personen (35,6 %) die Manifestation eines T2DM zu erwarten gewesen. Tatsächlich trat ein T2DM nur bei 248 Personen (6 %) auf – eine Risikoreduktion von 83 %. Zusätzlich stellten > 50 % der zuvor rauchenden Mitarbeitenden den Zigarettenkonsum ein.4 Die Bank profitierte dadurch von deutlich weniger Fehlzeiten und erreichte einen Return on Investment von mindestens 2,6.

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Portionsgrößen von Lebensmitteln mit der Anzahl von Teelöffeln Zucker.7 Dazu einige Beispiele: Eine Laugenbrezel von 75 g wirkt auf den Blutzucker so stark wie 15 TL Zucker. 75 g Dinkelvollkornbrot entsprechen 11 TL und ein Liter alkoholfreies Bier 15 TL Zucker.

Die Zuckerlöffelgrafiken (siehe QRCode) bringen Patient:innen zum Nachdenken.

Hier geht es zu den ZuckerlöffelGrafiken: Die Virta-Health-Studie hat den Erfolg einer strikt kohlenhydratbeschränkten ketogenen Ernährung (weniger als 50 g KH pro Tag) bei T2DM untersucht.

262 Menschen mit Diabetes wurden über mehrere Jahre begleitet und mit einer Kontrollgruppe verglichen, die an einem universitären Diabeteszentrum behandelt wurde.

Bereits nach einem Jahr zeigten sich beeindruckende Ergebnisse: Mehr als 60 % der Teilnehmenden konnten ihre Diabetesmedikamente absetzen. Über 70 % erreichten im ersten Jahr ein „Reversal” ihres Diabetes, definiert als HbA1c < 6,5 % ohne Medikamente bzw. nur mit Metformin.8 Noch nach fünf Jahren war bei einem Drittel der Teilnehmenden der Diabetes „weg“. Auch Gewicht und Blutfette verbesserten sich deutlich, die Entzündungsmarker gingen signifikant zurück. Besonders bemerkenswert: Die Insulindosis konnte bei den vormals „insulinpflichtigen” Patient:innen um durchschnittlich 81 % reduziert werden.9 Man stelle sich vor, jeder dritte Mensch mit Diabetes könnte für die kommenden fünf Jahre seine Erkrankung loswerden. Das wären in Österreich etwa 250.000 Menschen weniger mit Diabetes.

Mittlerweile haben sowohl die amerikanische Diabetesgesellschaft ADA als auch die deutsche Diabetesgesellschaft DDG in ihren Leitlinien anerkannt, dass Low Carb die beste Option zur Verbesserung des Glukosestoffwechsels darstellt, insbesondere bei Menschen mit Insulinresistenz. Doch in der Praxis hat sich dadurch wenig geändert.

Am Arbeitsplatz präventiv gegensteuern In Österreich wie auch in Deutschland zeigt das Gesundheitswesen bisher wenig Interesse an der Diabetesprävention. Eine Beratung zur Diabetesrückbildung findet gar nicht statt. Umso wichtiger wäre es für die Arbeitgeber:innen angesichts der steigenden Inzidenz metabolischer Probleme, über betriebliche Gesundheitsförderung und Prävention die Gesundheit ihrer Belegschaft zu verbessern bzw. zu erhalten.

Check-up-Programme mit individueller Ernährungsberatung sind in der Längsschnittanalyse nachweislich wirksam. Begleitet von Programmen zur Bewegungsförderung („aktiver Weg zum Arbeitsplatz“) sowie einer Kantinenverpflegung, bei der frische Lebensmittel mit geringer Blutzuckerwirksamkeit dominieren („mediterrane LowCarb-Linie“), bringen sie über die Verbesserung der Gesundheit der Mitarbeitenden auch eine erhebliche Reduktion der Fehlzeiten und Förderung der Produktivität.

EINFACH MESSEN EINFACH INSTANT

Fazit Würde Diabetesprävention als prioritäre Aufgabe des Gesundheitswesens verstanden, könnte dies enorme Kosten einsparen bzw. Ressourcen für andere Aufgaben freisetzen, für die bislang die Mittel fehlen. Angesichts der ökonomischen Widerstände von Seiten derer, die gut am Diabetes verdienen, müsste die Gesundheitspolitik dafür die Rahmenbedingungen schaffen. Gehen wir es an? < * Dr. Johannes Scholl ist CEO von Prevention First, einem Anbieter von Gesundheits-Check-ups für Unternehmen. Als Vorsitzender der Deutschen Akademie für Präventivmedizin e. V. (AAMP organisiert er die ärztliche Fortbildung in Präventivmedizin in Deutschland.

Referenzen: 1 oedg.at/pdf/OEDG-Aktivitaetsbericht-2023.pdf (letzter Zugriff: 06.09.2025).

2 Scholl JG, Kurz PU, P358, Successful diabetes prevention - the Prevention First longitudinal study (PFLS), European Journal of Preventive Cardiology 2018; 25 (Supplement 1), 66.

3 Scholl J, Snowdon B, Diabetes zurück auf Null: Die Erkrankung stoppen und gesund werden. Mit über 90 Rezepten. Taschenbuch. TRIAS-Verlag, 1. Auflage, 5. Oktober 2022, diabetesaufnull.de 4 Unveröffentlichte Daten aus dem Prevention First Registry, Stand: 12/2023.

5 Kearns CE, Schmidt LA, Glantz SA, JAMA Intern Med 2016; 176 (11): 1680-1685.

6 Ludwig DL et al., Am J Clin Nutr 2021; 114(6): 1873–1885.

7 Unwin D, Khalid AA, Unwin J et al., BMJ Nutr Prev Health 2020 Nov 2; 3(2): 285-294.

8 Hallberg SJ, McKenzie AL, Williams PT et al., Diabetes Ther 2018; 2: 583-612.

9 McKenzie AL, Athinaranayan S, van Tieghem MR et al., Diabetes Res Clin Pract 2024; 217: 111898.

INFO Für detailliertere Fachinformationen zum Thema sei auf das Fortbildungsprogramm der Deutschen Akademie für Präventivmedizin e. V. (akaprev.de) hingewiesen, die einen On-Demand-Online-Kurs zu Gesundheitsförderung und Prävention anbietet: myablefy.com/s/dapm VORSCHAU: „Prevention Update“ der AAMP und DGPM von 9.-11. Oktober 2026 in Wien, Rückfragen: bitterl@aamp.at NACHBERICHT Der Experte war Vortragender zum Thema bei der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin (ÖGA) von 25. bis 27.9.2025 in Klagenfurt.

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Hausärzt:in medizinisch

GASTAUTOR: Dr. Noel G. Panagiotides Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Innere Medizin II, Klinische Abteilung für Kardiologie

Herzinsuffizienz: Praxisnahe Impulse

Einblicke in Diagnostik, Therapie und klinische Herausforderungen Beim Workshop der Arbeitsgruppe Herzinsuffizienz der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft wurden vier spannende Fachvorträge zum Thema Herzinsuffizienz gehalten. Den wissenschaftlichen Vorsitz samt Moderation hatten Univ.-Doz. Dr. Martin Hülsmann (AKH Wien) und Priv.-Doz. Dr. Deddo Mörtl (Universitätsklinikum St. Pölten) übernommen.

Diagnostik im Fokus Prim. Dr. Andreas Winter stellte die aktuellen diagnostischen Prinzipien bei Herzinsuffizienz (HI) vor. Sie wird als klinisches Syndrom definiert, das durch Symptome wie Dyspnoe, Ödeme, Leistungsabfall und Stauungszeichen charakterisiert ist. Pathophysiologisch liegt dem Leiden eine strukturelle oder funktionelle kardiale Störung mit erhöhtem intrakardialem Druck und unzureichendem Herzzeitvolumen zugrunde. Trotz

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deutlicher Fortschritte bleibt die Prognose ungünstig: Etwa zwei Drittel der Patient:innen versterben innerhalb von fünf Jahren nach Diagnosestellung. Die Prävalenz steigt mit dem Alter deutlich und macht mehr als 10 % bei den über 70-Jährigen aus.1 Am Beginn der Diagnostik stehen eine detaillierte Anamnese und eine körperliche Untersuchung, um die Kardinalsymptome zu erfassen und Differentialdiagnosen einzugrenzen. Zum Standard gehören außerdem EKG, Thoraxröntgen, Laboruntersuchungen (Kreatinin, Elektrolyte, TSH, Eisenstatus, Troponin, HbA1c, Lipidprofil), Herzultraschall und NT-proBNP oder BNP. Einen besonderen Stellenwert haben sowohl das NTproBNP als auch die Echokardiographie.

Ein NT-proBNP < 300 pg/ml (altersunabhängig) schließt eine akute Herzinsuffizienz nahezu aus (negativer prädiktiver Wert > 98 %), während ein NT-proBNP > 450 pg/ml (< 50 Jahre),

> 900 pg/ml (50–75 Jahre) oder > 1800 pg/ml (> 75 Jahre) für eine Herzinsuffizienz spricht. Mittels Echokardiographie lässt sich die Diagnose stellen, die Herzfunktion beurteilen und eine Herzinsuffizienz über die Bestimmung der linksventrikulären Ejektionsfraktion (LVEF) in HFrEF, HFmrEF oder HFpEF einteilen, was essentiell für die weitere Therapie ist. Spezielle Verfahren wie Belastungstests, kardiale MRT, CT oder Koronarangiographie kommen bei unklarer Ätiologie oder spezifischem Verdacht (z. B. auf KHK, Myokarditis, Amyloidose) primär über Fachärzt:innen zum Einsatz.1

Medikamentöse Therapie Priv.-Doz. Dr. Deddo Mörtl präsentierte die aktuelle Pharmakotherapie bei Herzinsuffizienz. Grundlage der Behandlung der HFrEF (LVEF ≤ 40 %) sind vier Säulen: RAS-Inhibition (ACE-

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Hausärzt:in medizinisch Hemmer, ARB oder ARNI), Betablocker, MRA und SGLT2-Inhibitoren.

Diese Kombination sollte so rasch wie möglich begonnen und auftitriert werden – idealerweise bereits in den ersten Wochen nach Diagnosestellung oder Hospitalisierung.2 Zusätzliche Optionen sind Vericiguat bei symptomatischen Patient:innen nach rezenter Dekompensation sowie Digitoxin, das in der DIGIT-HF-Studie erneut positive Effekte erzielte, allerdings derzeit nicht zur Verfügung steht.3,4 Für HFmrEF (LVEF 41–49 %) werden Diuretika zur Symptomkontrolle und SGLT2-Inhibitoren empfohlen. RASi, Betablocker und MRA haben eine IIb-Empfehlung.1 Bei HFpEF (LVEF ≥ 50 %) stehen Diuretika, SGLT2i und die Behandlung von Komorbiditäten und Ursachen im Vordergrund.1 Als neue Option erwies sich in der FINEARTSHF-Studie das nichtsteroidale MRA Finerenon, das bei Proband:innen mit LVEF ≥ 40 % die kombinierte Rate von kardiovaskulärem Tod und Hospitalisierung senken konnte.5,6

Eine Verschlechterung der Nierenfunktion (eGFR < 30 ml/min) unter HITherapie sollte in der Regel kein Grund für das Absetzen sein. Ein initialer Anstieg des Kreatinins oder ein kurzfristiger eGFR-Abfall nach Therapiebeginn spiegeln meist hämodynamische Anpassungen wider. Langfristig wirken SGLT2i und RASi jedoch nephroprotektiv, sodass eine Weiterführung meist sinnvoll ist.7 Zusätzlich ist bekannt, dass das Absetzen der Herzinsuffizienztherapie zu einer Erhöhung des HI-Risikos führt und mit einer Zunahme von HI-Ereignissen einhergeht.8,9 Daher ist eine frühzeitige, konsequent leitliniengerechte Herzinsuffizienztherapie entscheidend, um die Prognose der Patient:innen zu verbessern – Therapieabbrüche gilt es zu vermeiden.

Devices als zentrale Maßnahme Laut Univ.-Prof.in Dr.in Marianne Gwechenberger stellen Device‑Therapien einen zentralen Bestandteil der HITherapie dar. Sie wirken nicht kompe- >

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Hausärzt:in medizinisch titiv, sondern synergistisch in Bezug auf die medikamentöse Therapie, lindern Symptome, senken Hospitalisierungsraten und steigern die Überlebenswahrscheinlichkeit.1,10 Implantierbare Kardioverter‑Defibrillatoren (ICD) dienen der Prävention des plötzlichen Herztods. Sie sind indiziert bei HFrEF (LVEF ≤ 35 %) trotz optimaler medikamentöser Therapie und einer erwarteten Lebensdauer von mehr als einem Jahr.1,10 Der Nutzen ist bei älteren oder multimorbiden Betroffenen geringer, weshalb eine individuelle Nutzen‑Risiko‑Abwägung erforderlich bleibt.

Zusätzlich kann bei Betroffenen mit vorübergehend erhöhtem Risiko ventrikulärer Arrhythmien ein WearableCardioverter-Defibrillator (LifeVest) eingesetzt werden.1 Dieser verhindert einen plötzlichen Herztod in der Übergangsphase, z. B. nach akuter Dekompensation, vor definitiver ICD‑Implantation oder während der Optimierung der medikamentösen Therapie.

Die „Cardiac Resynchronization Therapy“ (CRT) ist bei Patient:innen mit symptomatischer HFrEF (LVEF ≤ 35 %), Sinusrhythmus und Linksschenkelblock mit QRS ≥ 130 ms indiziert.1,10 Sie verbessert die Belastbarkeit, fördert das Reverse­Remodeling und reduziert die Mortalität und Rehospitalisierungen.

Auch ein Upgrade von RV‑Pacing auf CRT wird empfohlen, wenn durch chronisches RV‑Pacing eine systolische Dysfunktion oder eine Dyssynchronie entsteht.

Ein neuer Ansatz ist das „Conduction System Pacing“ (CSP) – also His‑Bündel‑ oder Linksschenkelbereichs‑Pacing – als Alternative zur CRT.10 CSP ermöglicht eine physiologischere ventrikuläre Aktivierung und kann eine Dyssynchronie abwenden.10 Die Methode erfordert jedoch eine ausgeprägte technische Expertise, und die Evidenz für harte Endpunkte bei HFrEF ist bislang limitiert.

Telemetrische Monitoring‑Systeme und implantierbare Sensoren ermöglichen eine frühzeitige Erkennung von Druckanstiegen, drohender Dekompensation sowie ein rechtzeitiges Eingreifen.1,11 Studien zeigen eine signifikante Re-

duktion von HI‑Hospitalisierungen und eine verbesserte Lebensqualität. 11 Device‑Therapien sind jedoch nicht risikofrei: Infektionen, Lead‑Fehlfunktionen und Revisionsoperationen treten in etwa 2–5 % der Fälle auf. Eine erfolgreiche Anwendung erfordert daher eine sorgfältige Patient:innenselektion, erfahrene Implantationsteams und eine individuelle Programmierung.12

Spezielle Fälle Univ.-Doz. Dr. Martin Hülsmann beleuchtete besondere klinische Situationen bei Herzinsuffizienzpatient:innen mit relevanten Komorbiditäten. Ein Schwerpunkt lag auf Personen mit HFrEF und koronarer Herzkrankheit (KHK). Hier stellt sich häufig die Frage nach der Indikation zur perkutanen Koronarintervention (PCI) und zur Implantation eines ICD. Die REVIVED-BCIS2-Studie ergab, dass eine PCI bei Proband:innen mit ischämischer Kardiomyopathie (LVEF ≤ 35 %), ausgedehnter KHK und vitalem Myokard keinen Vorteil gegenüber einer optimalen medikamentösen Therapie hinsichtlich der Gesamtmortalität oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz brachte (HR 0,99; 95-%-KI 0,78–1,27; p = 0,96).13 Vor allem eine Verbesserung der Ejektionsfraktion oder eine Reduktion der arrhythmischen Ereignisse konnte nicht nachgewiesen werden. Kurzfristige Verbesserungen der Lebensqualität unter PCI glichen sich nach zwei Jahren an, und weder eine vollständige noch eine vitalitätsorientierte Revaskularisation war mit einem besseren klinischen Outcome verbunden. Diese Ergebnisse unterstreichen die zentrale Rolle der leitliniengerechten medikamentösen Therapie als Basis der Behandlung bei HFrEF mit ischämischer Ätiologie.1,13 Folglich sollte sehr zurückhaltend mit einer PCI umgegangen werden.

Ein implantierbarer Kardioverter-Defibrillator (ICD) ist bei Patient:innen mit ischämischer Kardiomyopathie und persistierender LVEF ≤ 35 % trotz optimaler Therapie indiziert (Klasse-Ia-

Empfehlung).1 Bei nichtischämischer Kardiomyopathie besteht eine KlasseIIa-Empfehlung, wobei hier zunehmend Instrumente zur Risikostratifizierung hilfreich sein können (z. B. Narbenbelastung im MRT oder genetische Hochrisikogene wie LMNA).1 Besondere Herausforderungen ergeben sich auch bei Personen mit Herzinsuffizienz und onkologischen Begleiterkrankungen. Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit von Onkolog:innen und Kardiolog:innen ist entscheidend, um eine optimierte kardiovaskuläre Betreuung und die Fortführung der onkologischen Therapie zu ermöglichen, ohne das kardiovaskuläre Risiko unnötig zu erhöhen.

Hier ist das Konzept der „permissiven Kardiotoxizität“ zentral: Kardiotoxische Effekte der Krebstherapie werden unter engmaschiger kardiologischer Überwachung toleriert, um die onkologische Therapie nicht unnötig zu unterbrechen. Regelmäßige Kontrollen mit transthorakaler Echokardiographie, NT-proBNP-Messungen und klinischer Überwachung sind essentiell.14 Ziel ist die Balance zwischen onkologischer Effektivität und kardiovaskulärer Sicherheit – mit dem Fokus, beiden Krankheitsbildern gleichermaßen gerecht zu werden. < Quellen: 1 McDonagh TA et al., Eur J Heart Fail. 2022;24(1):4-131. doi:10.1002/ejhf.2333.

2 Mebazaa A et al., Lancet. 2022;400(10367):1938-1952. doi:10.1016/S0140-6736(22)02076-1.

3 Armstrong PW et al., N Engl J Med. 2020;382(20): 1883-1893. doi:10.1056/NEJMoa1915928.

4 Bavendiek U et al., N Engl J Med. 2025;393(12): 1155-1165. doi:10.1056/NEJMOA2415471.

5 Agarwal R et al., Eur Heart J. 2022;43(6):474-484A. doi:10.1093/EURHEARTJ/EHAB777.

6 Inciardi RM et al., Eur J Heart Fail.2025. doi:10.1002/ EJHF.70083.

7 Stevens PE et al., KDIGO 2024 Clinical Practice Guideline. Kidney Int. 2024;105(4S):S117-S314.

8 Packer M et al., Circulation. 2023;148(13):1011-1022.

9 Halliday BP et al., Eur J Heart Fail. 2021;23(2):293-301. doi:10.1002/EJHF.2063.

10 Chung MK et al., 2023 HRS/APHRS/LAHRS guideline.

J arrhythmia. 2023;39(5):681-756.

11 Abraham WT et al., Lancet. 2016;387(10017):453-461. doi:10.1016/S0140-6736(15)00723-0.

12 Glikson M et al., ESC clinical consensus statement, the Canadi.Europace. 2025;27(4):euaf050. doi:10.1093/EUROPACE/EUAF050.

13 Perera D et al., N Engl J Med. 2022;387(15):1351-1360. doi:10.1056/NEJMoa2206606.

14 Lyon AR et al., 2022 ESC Guidelines on cardiooncology, Eur Heart J. 2022;43(41):4229-4361. doi:10.1093/EURHEARTJ/EHAC244.

NACHBERICHT Der Workshop der Arbeitsgruppe Herzinsuffizienz fand am 4. Oktober 2025 im Novotel Wien Hauptbahnhof statt.

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Hausärzt:in DFP

Praxiswissen: Insomnie verstehen

Teil 1: Ursachen, Diagnose sowie neue Wege in der medikamentösen Behandlung DFP-Punktesammler

Gerhard Klösch, MPH Pressereferent der Österreichischen Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung (ÖGSM-ASRA)

Priv. Doz. Dr. Michael Saletu FA für Neurologie Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Schlafmedizin (ÖGSM/ASRA)

Dieser Fortbildungsartikel beschäftigt sich mit den aktuellen Richtlinien zur Behandlung der Insomnie. Teil 1 erläutert die Diagnosekriterien, das methodische Vorgehen bei der Diagnosestellung und die möglichen Ursachen der Entstehung von Schlaflosigkeit. In der Folge werden die medikamentösen Behandlungsoptionen entsprechend den aktuellen S3-Leitlinien zur Behandlung der Insomnie dargestellt und diskutiert.

Vorschau: In einem zweiten Teil des DFP-Fortbildungsartikels (Anfang 2026) werden die nichtmedikamentösen Behandlungsoptionen bei Insomnie im Fokus stehen.

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© Thomas Klaffl

GASTAUTOREN:

Seit der letzten Revision der Internationalen Klassifikation von Schlafstörungen (ICSD-3) im Frühjahr 2014 haben sich einige, wenngleich nicht gravierende, Veränderungen ergeben, insbesondere bei der Therapie der Insomnie. Die damals vorgenommenen Vereinfachungen in der Diagnostik der Insomnie – seither wird nur mehr zwischen chronischer Insomnie und Kurzzeit-Insomnie unterschieden – haben sich bewährt. Zur Erinnerung: Unter chronischer Insomnie werden die psychophysiologische Insomnie, die idiopathische Insomnie, die Schlafwahrnehmungsstörung (oder paradoxe Insomnie), eine inadäquate Schlafhygiene und die verhaltensabhängige Insomnie im Kindesalter subsumiert.

„Kurzzeit-Insomnie“ hat als Sammelbegriff die Bezeichnung „anpassungsbedingte Insomnie“ abgelöst. Der inhaltliche Unterschied zur chronischen Insomnie liegt lediglich darin, dass die Beschwerden kürzer als drei Monate bestehen und/oder seltener als dreimal pro Woche auftreten.

Als diagnostische Kriterien gelten persistierende Ein- und Durchschlafstörungen sowie vorzeitiges Erwachen am Morgen, die allesamt mindestens dreimal pro Woche über einen Zeitraum von drei Monaten vorkommen müssen.

Um eine chronische Insomnie handelt es sich ebenfalls, wenn die Beschwerden zwar kürzer als drei Monate, aber persistierend über mehrere Jahre auftreten.

Hausärzt:in DFP Eine Ein- und Durchschlafstörung liegt dann vor, wenn das Einschlafen länger als 30 Minuten dauert bzw. die nächtlichen Wachzeiten ebenfalls 30 Minuten überschreiten. Analog dazu ist ein vorzeitiges Erwachen am Morgen dann gegeben, wenn 30 Minuten vor dem gewünschten Aufstehzeitpunkt sich kein Schlaf mehr einstellt. Bei Kindern und Jugendlichen gelten 20 statt 30 Minuten.

Die Veränderungen seit 2014 betreffen in erster Linie Anpassungen bei der ICSD-3 und den Insomnie-Diagnosekriterien im DSM-5 sowie bei der neuesten Revision der Internationalen Klassifikation der Krankheiten ICD-11. In der ICD-11 wurde die Unterscheidung zwischen einer „organischen“ und einer „nichtorganischen Insomnie“ aufgrund mangelnder Evidenz aufgegeben, und es wird nur noch die Diagnose „chronische Insomnie“ gestellt.

Deutlich verändert haben sich jedoch die Empfehlungen für das Vorgehen bei der medizinischen Anamnese. So wird die Verwendung von Schlaftagebüchern ausdrücklich empfohlen, eine apparative Untersuchung mit Hilfe von Aktigrafen,Wearables oder eine Routineuntersuchung mittels Polysomnografie im Schlaflabor wurde als nicht zielführend eingestuft.

Die gravierendsten Neuerungen betreffen jedoch die Behandlungsoptionen.

Anstelle einer medikamentösen The-

rapie gilt nun als First-Line-Option die kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie (KVT-I). Diese stellt ein Bündel verschiedener Strategien dar: Das chronische Nicht-schlafen-Können soll mit Hilfe von kognitiver Umstrukturierung, Stimuluskontrolle, Entspannungsmethoden, Schlafedukation usw. behandelt werden. Eine Fülle von einschlägigen Studien zeigt, dass sich dank der KVT-I mittel- und langfristig sehr gute und anhaltende therapeutische Erfolge erzielen lassen, die signifikant größer sind als jene durch medikamentöse Ansätze allein, und das bei allen Formen der Insomnie (als primäres Leiden wie auch als Komorbidität).

Diagnostik der Insomnie: Schlaftagebücher statt Schlafmessgeräten Die Diagnose einer chronischen Insomnie basiert nun weitgehend auf einer Eigenanamnese der Patient:in betreffend Ein- und Durchschlafstörungen sowie das frühzeitige Erwachen am Morgen.

Das geschieht mit Hilfe von Schlaftagebüchern und/oder Schlaffragebögen.

Schlaftagebücher erfassen täglich die Schlafens- und Aufstehzeiten, die Zeit, die zum Einschlafen benötigt wird, sowie die Anzahl von nächtlichen Wachphasen. Sinnvoll sind auch die Beurteilung der Schlafqualität (z. B. durch

Hausärzt:in DFP – Das Wichtigste in Kürze Die aktuellen S3-Leitlinien zur Behandlung der Insomnie unterscheiden zwischen chronischer und Kurzzeit-Insomnie (entsprechend den Empfehlungen der ICSD-3): Eine chronische Insomnie liegt dann vor, wenn Ein- und Durchschlafstörungen sowie frühmorgendliches Erwachen mindestens dreimal pro Woche über einen Zeitraum von drei Monaten bestehen.

Eine Einschlafstörung liegt dann vor, wenn mehrmals pro Woche das Einschlafen länger als 30 Minuten dauert (bei Kindern länger als 20 Minuten).

Die geäußerten Beschwerden der Patient:in sind bereits ausreichend für die Diagnosestellung; eine weitere Abklärung durch technische Messmethoden (Polysomnografie, Aktigrafie) ist nur zur Ermittlung möglicher Komorbiditäten notwendig.

Bei den medikamentösen Therapieoptionen wird eine Behandlungsdauer von < 4 Wochen empfohlen, wobei Benzodiazepine (BZs) und Z-Substanzen (BZRAs) nach wie vor am wirksamsten sind.

Duale Orexin-Rezeptor-Antagonisten (DORAs) gelten als wichtigste Alternative zu Benzodiazepinen.

eine Schulnotenskala) und Angaben zur Befindlichkeit am Morgen und während des Tages. Schlaftagebücher sollten mindestens über sieben Tage/Nächte (ideal sind zwei Wochen) ausgefüllt werden.

Vorlagen für ein Schlaftagebuch bzw. ein Abend- und Morgenprotokoll sind über die Homepage der DGSM abrufbar (dgsm.de).

Empfehlenswert ist auch die Verwendung von Schlaffragebögen wie z. B. dem Insomnia Severity Index (ISI), der Regensburger Insomnie Skala (RIS) oder der ALIBABA-Checkliste, abrufbar über die Homepage der ÖGSM (schlafmedzin.at).

Aktigrafie und Wearables Ambulante Messgeräte wie die Aktigrafie (Bewegungsmonitore von der Größe einer Armbanduhr, am Handgelenk zu tragen) oder Wearables, die den Schlaf mittels Bewegungsanalyse oder Pulswelle erfassen, sind für die Diagnostik der Insomnie nicht mehr zwingend notwendig.

Sie können mitunter sogar kontraproduktiv sein, weil sie die Beschäftigung mit der Schlafproblematik noch intensivieren und so zusätzlich Angst/Verunsicherung erzeugen. Eine aktigrafische Untersuchung sollte nur bei Verdacht auf einen unregelmäßigen Schlaf-wachRhythmus (bzw. auf eine Schlaf-wachRhythmus-Störung) erfolgen.

Geräte, die ausschließlich aufgrund einer Bewegungsanalyse den Schlaf quantifizieren, neigen dazu, bei Patient:innen mit Insomnie die Einschlafzeit oder die Schlafeffizienz (Prozentsatz der Zeit, die tatsächlich geschlafen wurde) zu überschätzen, und liefern somit keine validen Schlafdaten. Inwiefern ambulante Geräte, die über die Pulswelle auch die Herzratenvariabilität bestimmen, den Schlaf valider erfassen, wird erst die Zukunft zeigen.

Polysomnografie (PSG) Eine Überweisung in ein Schlaflabor zur polysomnografischen Abklärung einer Insomnie ist ebenfalls nicht mehr zwingend notwendig. Eine PSG sollte nur dann erfolgen, wenn andere Schlafstörungen ausgeschlossen werden müssen (z. B. schlafbezogene Atmungsstörungen, periodische Gliedmaßenbewegungen im Schlaf), des Weiteren bei bestimmten Risikogruppen in Verbindung mit Selbst- >

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Hausärzt:in DFP und Fremdgefährdungen (z. B. Problematik der Tagesschläfrigkeit bei Berufskraftfahrer:innen oder Menschen, die Nachtarbeit leisten) oder bei Verdacht auf eine Schlaffehlwahrnehmung (Diskrepanz zwischen dem subjektiven Schweregrad und dem tatsächlichen Ausmaß insomnischer Beschwerden).

Erklärungsansätze in Bezug auf Insomnie Patient:innen mit Insomnie neigen zum Grübeln über den Schlaf, zeigen vermehrt Ängste hinsichtlich möglicher Auswirkungen von Schlaflosigkeit, sie fühlen sich tagsüber schnell erschöpft und klagen über Konzentrationsstörungen, mangelnde Stresstoleranz und eine erhöhte körperliche Anspannung. Das „Nicht-abschalten-Können“ führt wiederum zu Ein- und Durchschlafproblemen bzw. zu ungünstigen Schlafgewohnheiten (z. B. zu langen Bettzeiten) in den Folgenächten, wodurch ein Circulus vitiosus der Schlaflosigkeit (vgl. Morin 1993) entsteht, der sich kaum durch Medikamente verändern lässt. Nach dem Modell von Spielman et al. (1987) spielen bei der Entwicklung einer Insomnie prädisponierende Faktoren (Persönlichkeit, transgenerative Faktoren) ebenfalls eine Rolle, die bei einem akuten Auslöser (meist stressbedingt) zu Einund Durchschlafstörungen führen und sich in der Folge durch symptomstabilisierende Faktoren (fehlerhafte Anpassung des Verhaltens, „katastrophisierende“ Gedanken) als chronische Insomnie verfestigen können. Aufgrund dieser Konstellation haben sich psychoedukative und kognitiv-behaviorale Ansätze in der Behandlung der Insomnie als besonders effektiv herausgestellt.

Aktuelle Therapieansätze zur Behandlung der Insomnie Medikamentöse Therapieoptionen • Benzodiazepine (BZs)/BenzodiazepinRezeptor-Agonisten (BZRAs) sind nach wie vor die am häufigsten verwendete Substanzklasse in der medikamentösen Therapie der Insomnie. Positive Effekte stellen sich relativ bald nach Beginn einer BZs-/BZRAs-Therapie ein. Diese sollte aber eine Einnahme-

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dauer von max. vier Wochen nicht überschreiten. Einzelne Präparate mit dem Wirkstoff Eszopiclon können auch bis zu sechs Monate lang verwendet werden. Beschränkungen der Einnahmedauer sind durch die ungünstigen Nebenwirkungsprofile einzelner BZs und BZRAs bedingt. In erster Linie sind diese durch die Entwicklung von Toleranz und Abhängigkeit, nächtliche Verwirrung und Stürze, negative Auswirkungen auf die kognitiven Funktionen und durch Gedächtnisstörungen begründet. Katereffekte und damit verbundene Beeinträchtigungen der Fahrtauglichkeit sowie die Entstehung einer Rebound-Insomnie nach Entzug stellen weitere Nebenwirkungen dar.

• Antidepressiva sollten generell nur bei einer Depression als Komorbidität verschrieben werden. Eine Langzeittherapie mit sedierenden Antidepressiva ohne depressive Begleitsymptomatik wird nicht empfohlen. Off Label zeigen sich bei niedriger Dosierung leicht positive Effekte bei der Gabe von Doxepin und Trazodon über einen Behandlungszeitraum von bis zu vier Wochen.

• Antipsychotika sind in der Behandlung einer Insomnie nicht anzuraten.

Einzelne Studien zeigen positive Effekte von Melperon und Pipamperon bei psychischen Komorbiditäten, desgleichen von sedierenden Neuroleptika wie Quetiapin oder Olanzapin.

• Duale Orexin-Rezeptor-Antagonisten (DORAs) gelten zurzeit als große Hoffnung in der medikamentösen Behandlung von Insomnien. In zwei großen kontrollierten Phase-III-Studien mit Daridorexant (als einziger DORA in der EU zugelassen) konnte bei einer Dosis von 50 mg über drei Monate eine signifikante Verbesserung bei objektiven Schlafparametern nachgewiesen werden, und zwar bei nur geringen Nebenwirkungen. Dennoch wird eine Langzeittherapie (> 1 Jahr) mit Orexin-Rezeptor-Antagonisten gegenwärtig nicht empfohlen.

• Für Antihistaminika gibt es eine ungenügende Evidenz bei der Behandlung insomnischer Beschwerden. Zugelassen sind Doxylamin und Diphenhydramin, Promethazin und Hydroxizin, dennoch wird aufgrund ungünstiger Nebenwirkungen (Sedie-

rung und Rebound-Effekte) eine Behandlung der Insomnie mit sedierenden Antihistaminika nicht empfohlen.

• Melatonin/retardiertes Melatonin wird zwar als „natürliches Schlafmittel“ gerne verschrieben, dennoch ist die Studienlage betreffend die Wirksamkeit ungenügend bzw. widersprüchlich.

Für die Behandlung von Schlafproblemen bei älteren Menschen (> 55 Jahre) kann nach Abwägung der Vor- und Nachteile der Einsatz von Circadin in Erwägung gezogen werden. Dennoch sollte eine Langzeittherapie mit Melatonin vermieden werden (< 1 Jahr).

• Phytotherapeutika: Eine mäßige Wirkung von Baldrian und Substanzen der traditionellen chinesischen Medizin im Vergleich zu Placebo konnte zwar in einigen Studien belegt werden. Jedoch kann wegen fehlender Studien und Metaanalysen keine Empfehlung für eine Langzeitbehandlung mit pflanzlichen Substanzen bei Insomnie abgegeben werden. Das Gleiche gilt für homöopathische Behandlungsansätze. < Literatur: American Academy of Sleep Medicine (Hrsg). ICSD-3 (International Classification of Sleep Disorders). American Association of Sleep Medicine, Darien 2014.

Heidbreder A, Chronische Insomnie – alte, neue und zukünftige Therapieoptionen, InFo Neurologie + Psychiatrie 2023; 25 (5).

Morin MC, Insomnia – Psychological Assessment and Management. New York, The Guilford Press 1993.

Riemann D et al., The European Insomnia Guideline: An update on the diagnosis and treatment of insomnia 2023; J. Sleep Res. 2023;32:e14035.

S3-Leitlinie „Insomnie bei Erwachsenen“ Update 2025 (AWMF-Registernummer 063-003) Version 2.0.

Spielman A, Caruso L, Glovinsky P, A behavioral perspective on insomnia treatment. Psychiatr Clin North Am 1987;10:541-553.

DFP-Pflichtinformation Fortbildungsanbieter: Österreichische Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung (ÖGSM-ASRA) Lecture Board: Dr.in Johanna Holzhaider 2. Vizepräsidentin der OBGAM Gruppenpraxis Sandl, Oberösterreich Dr. Rainer Popovic Leiter des Curriculums „Schlafmedizin“ der Österreichischen Gesellschaft für Schlafmedizin (ÖGSM/ASRA)

Hausärzt:in DFP

DFP-Literaturstudium HAUSÄRZT:IN So machen Sie mit: Entsprechend den Richtlinien der ÖÄK finden Sie im Anschluss an den Fortbildungsartikel Multiple-Choice Fragen.

Eine Frage gilt dann als richtig beantwortet, wenn Sie von den vorgegebenen Antworten alle richtigen angekreuzt haben. Für eine positive Bewertung ist erforderlich, dass Sie 2 der 3 Fragen richtig beantworten. In diesem Fall wird 1 DFP-Fachpunkt angerechnet.

Online lesen und beantworten: Dieser Fortbildungsartikel inkl. Test steht online auf Gesund.at und meindfp.at noch 2 Jahre zur Verfügung. Wenn Sie dieses elektronische Angebot nutzen, erhalten Sie auch die Teilnahmebestätigung elektronisch.

Per E-Mail oder Post: Schicken Sie den beantworteten Fragebogen bitte per Mail als Scan-Dokument an office@gesund.at oder per Post an Redaktion HAUSÄRZT:IN/RMA Gesundheit GmbH, Am Belvedere 10 / Top 5, 1100 Wien.

Einsendeschluss: 30. Juni 2026.

Unsere aktuellen Fortbildungen finden Sie unter Gesund.at (DFP-Fortbildungen).

DFP-Fragen zu „Insomnie“ Die Anzahl der richtigen Antworten ist nach jeder Frage in Klammern ange­geben.

1

Welche Arten der Insomnie werden aktuell unterschieden?

(1 richtige Antwort) Psychophysiologische Insomnie, idiopathische Insomnie, chronische Insomnie.

Bitte gut leserlich ausfüllen und E-Mail-Adresse angeben: Name

Chronische Insomnie und Kurzzeit-Insomnie.

2

Langzeit-Insomnie, Kurzzeit-Insomnie und falsche Schlafhygiene.

Anschrift

Organische Insomnie, nicht organische Insomnie, Schlafwahrnehmungsstörung.

PLZ/Ort

Zur Diagnostik der Insomnie werden folgende Untersuchungsmethoden empfohlen:

(1 richtige Antwort)

Klinische Anamnese, stationäre oder ambulante Polysomnografie, Labordiagnostik.

Klinische Anamnese, Fragebögen und apparative Messmethoden (Polysomnografie, Aktigrafie).

Eigenanamnese, Schlaftagebuch und/oder Schlaffragebögen.

Klinische Anamnese, Polysomnografie oder Aktigrafie (ambulante Bewegungsmessung).

3

E-Mail

Sie haben ein Fortbildungskonto?

JA – dann buchen wir Ihre DFP-Punkte automatisch!

Dazu brauchen wir Ihre ÖÄK-Ärztenummer und E-Mail-Adresse:

Bei der medikamentösen Behandlung einer Kurzzeit-Insomnie werden folgende Substanzklassen nicht empfohlen: (2 richtige Antworten) Melatonin, nicht retardiertes Melatonin.

Antihistaminika.

Antipsychotika.

Duale Orexin-Rezeptor-Antagonisten.

NEIN – ich möchte meine Teilnahmebestätigung per Post erhalten per E-Mail erhalten

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Hausärzt:in medizinisch

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Chronische Insomnie und psychische Komorbiditäten

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Schlaflosigkeit ist nicht nur eine Begleitsymptomatik, sondern auch ein eigenständiges Krankheitsbild Gesundheit. In Österreich sind Durch die ICD-11 der WeltgeSchlafstörungen weit verbreitet. sundheitsorganisation (WHO) Neue Studien zeigen, dass etwa werden Schlafstörungen immer 25 bis 30 Prozent der Bevölkemehr anerkannt und bekomrung unter Schlafproblemen men eine Grundlage für verbesleiden, wobei Frauen häufiger serte Diagnose- und Behandbetroffen sind. Mit chronischer lungsstrategien. In der nun 11.

Insomnie haben 7,8 Prozent der Revision wurde ein neues Kaösterreichischen Bevölkerung pitel eingeführt, das den SchlafGASTAUTORIN: im Alter von 18 bis 67 Jahren Wach-Störungen gewidmet ist. Univ.-Prof.in PDin in zu kämpfen.6,7 Etwa die Hälfte Diese werden erstmals als ei- Dr. Henriette Löffler-Stastka genständige Krankheit kodiert Fachärztin für der Betroffenen nimmt pro– und nicht nur als Begleitsym- Psychiatrie und fessionelle Hilfe in Anspruch.

Psychotheraptomatik anderer Erkrankun- peutische Medizin, Diesbezüglich bedarf es der gen geführt. Jahrzehntealte Medizinische Aufklärung der Bevölkerung, Leitung der UniForschungserkenntnisse1 wer- versitätslehrgang aber auch des medizinischen Fachpersonals. den nun in der Versorgung um- Psychotherapieforschung an der gesetzt.2 Kapitel 7 unterscheidet MedUni Wien verschiedene Schlafstörungen, Schlafstörungen die zuvor als F-Diagnosen (psychische erzeugen Leidensdruck und Verhaltensstörungen) geführt wurden. Psychische Erkrankungen werden Akut können Schlafstörungen stressbeimmer noch stigmatisiert, weshalb viele dingt oder durch ein vorübergehendes Betroffene keine oder erst spät Hilfe Ereignis wie eine bevorstehende Prüsuchen. Die Loslösung der Schlaf-Wachfung auftreten. Die Diagnose chroniStörungen von ihnen kann somit zur sche Insomnie wird hingegen gestellt, Entstigmatisierung beitragen.3-5 wenn Symptome mindestens drei Nächte pro Woche und länger als drei MonaIn aktuellen Diskursen wird Schlaf als te anhalten. Schlaflose Nächte führen vierte Säule der Gesundheit definiert, nezu Tagesmüdigkeit, Konzentrationsben Bewegung, Ernährung und mentaler

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„Eine chronifizierte Schlafstörung kann das Risiko der Exazerbation einer psychotischen, bipolaren und schizophrenen Störung erhöhen bzw. eine bestehende Symptomatik verschlechtern.

Auch die Rückfallrate bei Substanzmissbrauch steigt signifikant. “ schwierigkeiten, Gedächtnisproblemen, einer Beeinträchtigung der Affekt- sowie Stimmungslage und zu einer eingeschränkten Leistungsfähigkeit. Chronische Insomnie ist eine komplexe und oft unterschätzte Erkrankung mit erheblichen Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen. Eine Abklärung in Hinblick auf mögliche somatische Ursachen ist im Vorfeld notwendig.

Eine enge Zusammenarbeit von Psychiatrie und Neurologie ist essenziell, um individuelle und nachhaltige Therapieansätze zu entwickeln. In Österreich können Fortschritte in der Aufklärung und im Ausbau spezialisierter Versorgungseinrichtungen dazu beitragen, die Behandlungsergebnisse für Patient:innen mit chronischer Insomnie weiter zu verbessern.

Hausärzt:in medizinisch

Psychiatrische Störungen Zwischen chronischer Insomnie und psychiatrischen Erkrankungen besteht ein bidirektionaler Zusammenhang: 90 Prozent der Patient:innen mit Depression leiden unter Schlafstörungen. Eine chronifizierte Schlafstörung kann das Risiko einer Exazerbation von psychotischen, bipolaren und schizophrenen Störungen erhöhen bzw. eine bestehende Symptomatik verschlechtern. Auch kann die Rückfallrate bei Substanzmissbrauch durch eine vorliegenden dauerhaften Schlaflosigkeit signifikant steigen.

Behandlungsmöglichkeiten In der Therapie von chronischer Insomnie wird zwischen nichtmedikamentösen und medikamentösen Maßnahmen unterschieden. Zu ersteren zählen psychotherapeutische Behandlungen, Schlafhygiene-Training, Entspannungstechniken.

Letztere beinhalten den Einsatz von Schlafmitteln (z. B. von DORAs wie Daridorexant bei chronischer Insomnie oder kurzfristig von Benzodiazepinen

oder Z-Substanzen), weiters von Melatonin-Rezeptor-Agonisten bzw. pflanzlichen Mitteln.

Häufig erfolgt die Verschreibung von Benzodiazepinen und Z-Substanzen.

Diese bergen jedoch ein großes Abhängigkeitspotential. Hingegen gibt es bei der Einnahme von Daridorexant in klinischen Phase-III-Studien, die bis zu 52 Wochen dauerten, und nach klinischen Erfahrungen keine Hinweise auf das Risiko einer Substanzabhängigkeit oder das Auftreten einer Entzugssymptomatik. In der Fachrichtung Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin wird die Zulassung von Daridorexant als ein bedeutsamer Fortschritt in der Behandlung insomnischer Störungen erachtet.

Neben dem geringen Abhängigkeitsrisiko als Vorteil bleibt die natürliche Schlafarchitektur erhalten. Auch die Schlafqualität lässt sich verbessern und die Tagesmüdigkeit verringern.8,9

Fazit Chronische Insomnie frühzeitig zu erkennen und zu behandeln ist wichtig, da

das Risiko, psychische, neurodegenerative, Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen zu entwickeln, sowie die Wahrscheinlichkeit eines geschwächten Immunsystems signifikant steigen. Erforderlich ist daher eine differenzierte Diagnostik und Therapie der Insomnie sowohl als selbständige Erkrankung als auch im Zusammenhang mit somatischen oder psychischen Komorbiditäten.“ >

Literatur:

1 Saletu B et al., Klinik von Schlafstörungen – Erfahrungen über 817 Patienten in einer Schlafambulanz.

Wiener Klinische Wochenschrift. Springer Verlag, 1997. 109/11: 390 - 399.

2 Löffler-Stastka H et al., psychopraxis.neuropraxis, 2023, 26:177-180. doi:10.1007/s00739-023-00906-z.

3 Grätzel von Grätz P, InFo Neurol Psych 26, 2024, 48. doi: 10.1007/s15005-023-3822-6.

4 Young P, Nervenheilkunde, 2024. 43: 185-187. doi: 10.1055/a-2276-3041.

5 Grätzel von Grätz P, MMW Fortschr Med, 2004.

166(66). doi:10.1007/s15006-024-3553-8.

6 meduniwien.ac.at/web/ueber-uns/news/news-imseptember-2021/acht-prozent-der-oesterreicherinnen-leiden-unter-krankhafter-schlaflosigkeit (abgerufen am 18.03.2025).

7 science.apa.at/power-search/5355479423973162699# (abgerufen am 18.03.2025).

8 Mignot E et al., Lancet Neurol. 2022;21(2):125-139. doi: 10.1016/S1474-4422.

9 Kunz D et al., CNS Drugs. 2023;37(1):93-106. doi: 10.1007/s40263-022-00980-8.

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Auch bei initis! seniler Rh

Cocktail chronischer Verunsicherung

„Wir leben in einer Welt, in der selbst das richtige Begrüßen schon verrückt geworden ist“, begann Univ.-Prof. Dr. Reinhard Haller seinen Eröffnungsvor- EXPERTE: trag beim Menopausekongress 2025 in Univ.-Prof. Dr. Haller Wien, anspielend auf die heute vielfach Reinhard FA für Psychiatrie geforderte geschlechtergerechte Spra- und Neurologie, che. Schon im nächsten Satz stellte er Psychotherapeut und Gerichtsgutallerdings klar, dass er den Begriff „ver- achter in Feldkirch rückt“ nicht abwertend verwende. „Ich sowie Buchautor* mag diesen Ausdruck sogar. Er trifft psychopathologisch gesehen oft die Sache erstaunlich gut.“ Prof. Haller verwies darauf, dass der Begriff auch positive Konnotationen habe – von „verrückt verliebt“ bis zur „verrückten Freude“. Diese Ambivalenz, so der renommierte Psychiater und Gerichtsmediziner, sei ein guter Ausgangspunkt, um die mentalen Belastungen unserer modernen Zeit zu verstehen.

In jüngerer Zeit auffällig sei die Zunahme emotionaler Unausgeglichenheit: Die Geschwindigkeit gesellschaftlicher Veränderungen, die Unsicherheiten der Post-PandemieZeit, weltpolitische Konflikte, wirtschaftliche Sorgen und ökologische Ängste ergeben Prof. Haller zufolge einen „Cocktail chronischer Verunsicherung“. Menschen reagieren empfindlicher, geraten schneller aus der Balance und fühlen sich häufiger erschöpft.

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Einen erheblichen Einfluss auf die emotionale Verfassung sieht Prof. Haller in der Dominanz der digitalen Welt und in den damit einhergehenden narzisstischen Dynamiken. „Wir leben im Zeitalter der Ego-AG“, sagte er. Likes, Sichtbarkeit und Selbstoptimierung prägten das Selbstwertgefühl heute oft stärker als reale Beziehungen und tiefe soziale Bindungen.

Er verwies auch auf die wachsende emotionale Empfindlichkeit: „Objektiv gesehen sind Kränkungen Kleinigkei-

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Warum die moderne Zeit viele Menschen aus dem Gleichgewicht bringt

Hausärzt:in medizinisch ten. Subjektiv aber können sie ganze Lebenswege bestimmen.“ Die emotionale Haut werde dünner – und damit steige die Anfälligkeit für Überlastung, Rückzug und depressive Reaktionen.

Aus diesen vielfältigen gesellschaftlichen und psychischen Verrückungen resultieren laut dem prominenten Redner typische Krankheitsbilder: zunehmende depressive Verstimmungen, Identitätsunsicherheiten, Angststörungen und Suchterkrankungen. „Wir leben im Zeitalter des Vergnügens – und gleichzeitig nimmt die Krankheit des ‚Unvergnügens‘, die Depression, immer weiter zu ...“ Die immer ausgeprägtere emotionale Unausgeglichenheit werde sich langfristig zu einem gesellschaftlich relevanten Problem entwickeln, warnte Prof. Haller: „Wenn man den Trend weiterdenkt – Narzissmus, Kränkbarkeit, Rückzug und Selbstoptimierung –, dann landen wir zwangsläufig in der Vereinsamung.“

Emotionale Balance finden Doch was braucht es für den Umgang mit emotionaler Dysbalance in einer Zeit, die viele Menschen als überfordernd erleben? Eine wichtige Rolle komme den medizinischen Fachkräften in dieser zunehmend komplexen emotionalen Landschaft zu, hob Prof.

Haller hervor. Gerade in der gynäkologischen Praxis würden Ärzt:innen immer häufiger mit Patientinnen konfrontiert, deren körperliche Beschwerden eng mit psychosozialem Stress verwoben seien. Er plädierte dafür, diese Zusammenhänge aktiv anzusprechen und nicht nur die organmedizinische Ebene zu betrachten. Emotionale Stabilität sei „kein Luxus, sondern eine Grundvoraussetzung für Gesundheit“.

Prof. Haller gab zu bedenken, dass Empathie – sowohl im medizinischen Alltag als auch im persönlichen Umfeld – künftig eine noch wesentlichere

Ressource sein werde. In Zeiten digitaler Distanz und gesellschaftlicher Beschleunigung brauche es Räume, in denen Menschen sich gesehen und verstanden fühlten. „Wir dürfen nicht vergessen, dass echte menschliche Nähe therapeutisch wirkt“, so der Psychiater.

Um emotionaler Überforderung entgegenzutreten, seien eine echte, persönliche Kommunikation, Wertschätzung und bewusste Pausen unerlässlich.

Jede:r könne im eigenen beruflichen und privaten Umfeld kleine, aber wirksame Impulse für mehr Menschlichkeit setzen.

Red** * Prof. Haller ist auch als Autor der Bücher „Die Macht der Kränkung“, „Das Böse“, „Die Narzissmusfalle“, „Das Wunder der Wertschätzung“ und „Süchtig sein“ bekannt: reinhardhaller.at/publikationen ** Der Artikel wurde mit Unterstützung von KI erstellt und vom Vortragenden geprüft.

Literatur beim Experten.

NACHBERICHT Der Menopause-Andropause-Anti-Aging-Kongress 2025 fand von 23. bis 25. Oktober in Wien statt.

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Atopische Dermatitis – ein belastender Wegbegleiter

Herausforderungen der AD-Behandlung im Erwachsenenalter Eine neue internationale Umfrage, die im September 2025 auf dem Kongress der European Academy of Dermatology and Venereology in Paris vorgestellt wurde, zeigt: Erwachsene mit atopischer Dermatitis (AD) gaben deutlich häufiger an, Suizidgedanken zu haben, als Erwachsene ohne AD (13,2 % vs.

8,5 %). Klinische Merkmale spielen eine große Rolle: Eine moderate bis schwere AD verdoppelt die Wahrscheinlichkeit für Suizidgedanken.

Auch Pruritus (Juckreiz), Hautschmerzen und eine hohe Gesamtintensität der Symptome erhöhen das Risiko signifikant. Erwachsene mit Suizidgedanken berichteten ebenfalls über häufigere Stigmatisierungserfahrungen sowie vermehrt auftretende Schlafstörungen – insbesondere eine gemischte Insomnie.

Die Frage nach der seelischen Verfassung, der Schlafqualität und dem Gefühl der Stigmatisierung könnte somit einen wichtigen Bestandteil der Anamnese darstellen.1

Frauen häufiger betroffen Anders als bei Kindern lässt sich bei Erwachsenen ein Unterschied zwischen den Geschlechtern beobachten, nämlich ein etwas höheres AD-Vorkommen bei Frauen. 2 Die meist herausfordernde gesundheitliche Versorgung während der Schwangerschaft gewinnt somit zusätzlich an klinischer Relevanz. AD ist eine der häufigsten Hautkrankheiten in der Schwangerschaft und oft sind vermehrte Krankheitsschübe in dieser Phase feststellbar. Darüber hinaus kann eine unbehandelte schwere AD zu Komplikationen bei Mutter und Fetus führen, beispielsweise zu einem Eczema herpeticum oder einer neonatalen Sta-

Hier geht es zur Leitlinie:

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phylokokken-Septikämie. 3 Viele etablierte Arzneimittel, insbesondere für mittelschwere bis schwere AD, sind während der Schwangerschaft jedoch kontraindiziert – unter anderem Methotrexat, Alitretinoin, MycophenolatMofetil und systemische Glukokortikosteroide in der Langzeitanwendung.

Auch neuere zielgerichtete Therapien werden aufgrund mangelnder Erfahrungen in der Schwangerschaft nicht empfohlen, wobei die S3-Leitlinie erwähnt, dass präklinische Daten nicht auf ein teratogenes Potenzial von Dupilumab oder Tralokinumab hinwiesen.4 Ein aktueller Review mit insgesamt 115 Schwangeren bestätigt ebenfalls, dass Dupilumab während der Schwangerschaft vermutlich sicher ist. Die Forschenden können aufgrund fehlender Daten jedoch keine Schlussfolgerungen in Bezug auf Tralokinumab äußern.

Mehr großangelegte Forschungstätigkeiten im Bereich sind wünschenswert. 3

Beginn im Erwachsenenalter Einer wachsenden Evidenz zufolge hat die atopische Dermatitis mit Beginn im Erwachsenenalter (adult-onset atopic dermatitis/AOAD) einen etwas anderen Endotyp als die im Kindesalter einsetzende Variante (pediatriconset atopic dermatitis/POAD).

In einer Studie zeigten beide Gruppen vorrangig kutane immunologische Störungen und Barrieredysregulationen mit einer gemeinsamen Th2-/Th22-Hyperaktivierung. Jedoch wurde bei POAD eine stärkere Entzündung in läsionaler Haut festgestellt, mit einer deutlicheren Expression von Th2-/Th17-/Th22-

Markern (CCL17/22, S100A8/9, IL36A, PI3/Elafin, DEFB4) im Vergleich zu AOAD. Die epidermale Barriere war bei POAD ebenfalls stärker beeinträchtigt und wies zudem eine ausgeprägtere epidermale Hyperplasie sowie eine verminderte Expression von Markern der terminalen Differenzierung, von Lipiden und der Zelladhäsion. Im Gegensatz dazu zeigten sich in AOAD eine stärkere Hochregulation von Th1Markern (IFN-γ, IL-2, IL-15, CCL5) sowie eine höhere Rate kardiovaskulärer Komorbiditäten. Parallel dazu wurden deutlich mehr signifikant dysregulierte Serumproteine beobachtet, darunter proinflammatorische Marker und kardiovaskuläre Risikomarker. 5 Weitere Forschung ist erforderlich, um die entsprechenden therapeutischen Implikationen zu konkretisieren. Die Wirksamkeit von Dupilumab ist beispielsweise auch bei Erwachsenen mit AOAD gegeben. Das spricht dafür, dass eine klassische Th2-gerichtete Therapie auch bei AOAD Erfolge erzielen kann und eine differenzierte Therapie nicht zwingend notwendig erscheint.6 Laura Elisabeth Schnetzer, BA Literatur: 1 Seneschal J et al., Prevalence and risk factors of suicidal ideation in atopic eczema: Scars of Life study. Präsentiert beim EADV Congress 2025.

2 Bylund S et al., Acta Derm Venereol.

2020 Jun 9;100(12):adv00160.

3 Sánchez-García V et al., Acta Derm Venereol. 2025 Feb 12;105:adv41307.

4 S3-Leitlinie „Atopische Dermatitis“ (AWMF-Registernr. 013-027) 2023 Jun 16.

5 Facheris P et al., Allergy. 2023 Aug;78(8): 2202-2214.

6 Tavecchio S et al., J Clin Med. 2020 Aug 19;9(9):2684.

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Haut in Aufruhr: Die Komplexität der Psoriasis Psoriasis ist eine chronische immunvermittelte entzündliche Erkrankung, die weltweit Millionen von Menschen betrifft. Die Entzündungsphase wird sowohl durch die angeborene als auch durch die adaptive Immunantwort aufrechterhalten, die durch verschiedene T-Zellen vermittelt wird. Zytokine der Th17-Zellen (wie IL-17, IL-22 und IL-21) fördern dabei die Proliferation von Keratinozyten in der Epidermis. Normalerweise dauert die Hauterneuerung mehrere Wochen, bei Psoriasis-Patient:innen erfolgt sie jedoch innerhalb von drei bis fünf Tagen, was zu den charakteristischen roten Plaques führt.1 Obwohl Psoriasis oft als T-Zell-vermittelte Entzündungserkrankung eingestuft wird, beruht ihr Verlauf auf einem komplexen Zusammenspiel von mehreren Faktoren, unter anderem von Zytokinen (IL-23, IL-17, IL-22, IFN-γ), T-Zellen (Th17, Th22, Th1), dem Transformierenden Wachstumsfaktor (TGF-β) sowie dem mit Retinsäure verwandten Waisenrezeptor RORγt. Zudem gibt es eine genetische Komponente: Die Konkordanzraten für Psoriasis sind bei monozygoten Zwillingen zirka doppelt so hoch wie bei dizygoten, aber nicht ident. Faktoren wie physisches Trauma, systemische Medikamente, Infektionen oder Stress modulieren die genetische Prädisposition.1

Topisch, systemisch und zielgerichtet Topische Behandlungen gelten als Erstlinientherapie bei milder Psoriasis, werden aber auch ergänzend zu systemischen oder Phototherapien eingesetzt. Zu ihnen zählen Kortikosteroide, Vitamin-D-Analoga sowie Calcineurininhibitoren (Off-Label-Use). Die UVBBehandlung mit Schmalbandstrahlung (NB-UVB) hemmt T-Zellen und ist eine Option bei moderater bis schwerer Psoriasis. Eine PUVA-Therapie, die Psoralen mit UVA-Licht kombiniert, wirkt ebenfalls, birgt jedoch nach langfristiger Behandlung ein erhöhtes Hautkrebsrisiko.2

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Pathogenese, Therapie und Komorbiditäten

Die systemische Behandlung spielt bei Psoriasis eine wichtige Rolle – insbesondere für Betroffene, bei denen eine topische Behandlung nicht ausreicht.

Methotrexat, Dimethylfumarat, Ciclosporin und Retinoide wie Acitretin stellen traditionelle systemische Therapieoptionen dar. Methotrexat hemmt die DNA-Synthese und wirkt vor allem über antientzündliche, immunmodulatorische Signalwege. Aufgrund des Wirkmechanismus wird empfohlen, 24 Stunden nach der Anwendung Folsäure zu supplementieren. Acitretin ist ein systemisches Retinoid, das die Keratinozytenproliferation und die Zytokinexpression hemmt. Bei dieser Behandlung ist auf das teratogene Risiko hinzuweisen.

Ciclosporin wirkt als Calcineurininhibitor auf T-Zellen immunsuppressiv und ist besonders bei stark entzündlicher, generalisierter Psoriasis wirksam – eine

Hier geht es zur aktuellen Leitlinie:

Fortführung der Behandlung sollte jedoch nach maximal ein bis zwei Jahren wegen des Risikos potenzieller Nierenschäden kritisch gesehen werden. Generell wird bei systemischen Therapien aufgrund möglicher Nebenwirkungen ein fortlaufendes Monitoring empfohlen.2 Im Unterschied zu früher gewinnen Biologika und neue zielgerichtete kleine Moleküle an Bedeutung. Sie greifen gezielt in die Entzündungsprozesse der Psoriasis ein, indem sie spezifische Zytokine oder Immunwege blockieren. Ihre Indikation umfasst vor allem Personen mit moderater bis schwerer Psoriasis, bei denen andere Therapien nicht ausreichend wirken oder kontraindiziert sind.

Biologika lassen sich in folgende Wirkstoffklassen einteilen:2 • TNF-α-Inhibitoren: Adalimumab, Etanercept, Infliximab, Certolizumab • IL-12/23-Inhibitor: Ustekinumab • IL-17-Inhibitoren: Ixekizumab, Secukinumab, Brodalumab, Bimekizumab • IL-23-Inhibitoren: Guselkumab, Risankizumab, Tildrakizumab

Hausärzt:in DIALOG Dermatologie Zu den zielgerichteten kleinen Molekülen gehören:2 • PDE4-Inhibitor: Apremilast • JAK/TYK2-Inhibitor: Deucravacitinib Eine große Kohortenanalyse mit fünf verschiedenen Biologika und insgesamt 16.122 Behandlungszyklen – 41,0 % mit Adalimumab, 33,5 % mit Ustekinumab, 16,6 % mit Secukinumab, 4,5 % mit Guselkumab und 4,4 % mit Ixekizumab – zeigt, dass Guselkumab und Ustekinumab selbst nach einem zweijährigen Behandlungszeitraum eine Fortführungsrate von über 80 % erreichten. Für Secukinumab, Ixekizumab und Adalimumab lagen die Raten bei rund 75 %. Auch die Sicherheitsanalyse fiel für alle untersuchten Biologika sehr gut aus. Über 90 % der Proband:innen setzten das jeweilige Präparat nicht aufgrund von Nebenwirkungen ab.3 Trotzdem ist es wichtig, Biologika individuell zu evaluieren. Daher empfehlen sich ein sorgfältiges Screening vor Therapiebeginn (z. B. auf Infektionen wie Tuberkulose oder andere Kontraindikationen) sowie ein regelmäßiges Monitoring während der Behandlung, um unerwünschte Nebenwirkungen der einzelnen Präparate frühzeitig zu erkennen.2 Bei Kindern und Jugendlichen ist die Auswahl der Behandlungen eingeschränkter. Traditionelle systemische Therapien sind hier aufgrund des Alters nur off-label anwendbar.

Einige Biologika sind hingegen bereits ab dem Kindesalter zugelassen und entsprechend in der pädiatrischen Leitlinie angeführt, darunter Adalimumab ab vier Jahren sowie Secukinumab, Ixekizumab, Ustekinumab und Etanercept ab sechs Jahren.4

Ein häufiger Begleiter Psoriasis wird mit dem Metabolischen Syndrom in Verbindung gebracht, das unter anderem Adipositas, Dyslipidämie, Insulinresistenz und Hypertonie umfasst. Der stärkste Zusammenhang besteht dabei mit Adipositas, die mit einer erhöhten Krankheitsaktivität und einer reduzierten Ansprechrate systemischer Therapien korreliert. Die Pathomechanismen, die der Verbindung zwischen Psoriasis und metabolischen Komorbiditäten zugrunde liegen, lassen sich wie folgt zusammenfassen: genetische Prädisposition, gemeinsame inflammatorische Signalwege und gemeinsame Risikofaktoren. Pharmakologische Interventionen, die auf metabolische Komorbiditäten abzielen, sollten somit in das umfassende Management von Betroffenen mit Psoriasis und metabolischen Komorbiditäten integriert werden.

Auch nichtmedikamentöse Maßnahmen wie gesunde Ernährung, körperliche Aktivität, Alkoholabstinenz und ein rauchfreies Leben können äußerst vorteilhaft sein.5 Laura Elisabeth Schnetzer, BA Literatur: 1 Gonçalves MBS et al., Int Immunopharmacol. 2025 Nov 14;165:115429.

2 DDG. S3-Leitlinie „Therapie der Psoriasis vulgaris“. 2025.

3 Yiu ZZN et al., JAMA Dermatol. 2022 Okt 1;158(10):1131-1141.

4 AWMF-S2k-Leitlinie „Therapie der Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen“.

2024.

5 Bellinato F et al., Am J Clin Dermatol. 2024 Jul;25(4):527-540.

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Ein Zivilisationsproblem mit zunehmender Relevanz

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Neues und Bewährtes im Bereich Phlebologie und Kompression

GASTAUTOR: Dr. Ansgar Krebber Facharzt für Chirurgie und Ärztlicher Leiter des Venen- & Gesundheitszentrums in Bad Aussee und Salzburg

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Venenerkrankungen zählen zu den häufigeren chronischen Erkrankungen der Bevölkerung – und sind dabei keineswegs nur ein ästhetisches Problem.

Laut aktuellen Erhebungen leidet etwa jede zweite Frau und jeder vierte Mann an Venenproblemen, jeder achte Erwachsene sogar an einer fortgeschrittenen chronischen Venenerkrankung.

Die Betroffenen werden zudem immer jünger. Bewegungsmangel, Übergewicht, Tätigkeiten im Sitzen, falsches

Schuhwerk und eine zunehmend ungesunde Lebensweise tragen entscheidend dazu bei, dass sich Venenleiden zu einer echten Zivilisationskrankheit auswachsen.

In der täglichen Praxis sieht man regelmäßig die Folgen eines Lebensstils, der dem Venensystem nicht genügend Beachtung schenkt. Dabei ließen sich viele Beschwerden durch eine einfache, konsequente Prävention vermeiden oder zumindest deutlich verzögern.

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Das Venensystem – Schwerstarbeit gegen die Schwerkraft Unsere Venen übernehmen eine zentrale Rolle im Blutkreislauf: Sie transportieren täglich rund 7.000 Liter Blut zurück zum Herzen – bei Erwachsenen über eine Strecke von bis zu 150 Zentimetern gegen die Schwerkraft. Funktionieren die Venenklappen nicht mehr richtig, staut sich das Blut in den Beinen. Die Folge: Die Venen erweitern sich, es entstehen Krampfadern – die häufigste Form chronischer venöser Erkrankungen.

Typische Symptome sind schwere, müde oder geschwollene Beine, ziehende Schmerzen, Juckreiz oder nächtliche Wadenkrämpfe. Auch das weit verbreitete Restless-Legs-Syndrom wird in über 80 % der Fälle durch venöse Insuffizienz mitverursacht – ein Zusammenhang, der häufig unterschätzt wird.

Prävention: Früh beginnen – mit einfachen Mitteln Bereits Kinder leiden heute unter Bewegungsmangel – laut Studien rund 80 %. Dabei beginnt die Vorbeugung idealerweise schon in jungen Jahren. Werden folgende Maßnahmen konsequent umgesetzt, senken sie deutlich das Risiko, Venenerkrankungen zu entwickeln: tägliche Bewegung, regelmäßige Wippbewegungen im Sprunggelenk, bewusstes Barfußgehen, kalte Beingüsse, Kneipp-Anwendungen oder Venengymnastik.

Auch eine basenreiche Ernährung spielt eine wichtige Rolle. Ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt hält das Bindegewebe und die Venenwände elastisch. Übersäuerung hingegen fördert die Klappenschwäche, das Blut wird visköser, der Rückfluss behindert – ein Teufelskreis beginnt.

Wer modisches Schuhwerk wie High Heels tragen möchte, sollte die Achillessehne dehnen – durch regelmäßiges Barfußgehen zu Hause oder Dehnübungen. Auch die Darmgesundheit

ist entscheidend, weil sich im Darm besonders viel venöses Blut befindet und Störungen Rückwirkungen auf das Venensystem haben können.

Kompression: Therapie-baustein mit Langzeiteffekt Kompression bleibt auch im Jahr 2025 eine der bewährtesten Maßnahmen in der Phlebologie. Gerade für Menschen, die Tätigkeiten stehend oder sitzend verrichten, ist ein prophylaktischer Unterschenkel-Kompressionsstrumpf der Klasse I empfehlenswert. Bei bereits bestehenden Erkrankungen kommen höhere Klassen oder maßangefertigte Strümpfe zum Einsatz. Sie verbessern den venösen Rückstrom, lindern Beschwerden und können das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.

Therapieoptionen: Von Mikroschaum bis minimalinvasive Chirurgie Während kleinere Varizen oder Besenreiser heute meist sehr schonend mittels Mikroschaumverödung unter Ultraschallkontrolle behandelt werden können, stehen für fortgeschrittenere Stadien moderne minimalinvasive Verfahren zur Verfügung. Diese erlauben eine gezielte, sanfte Ausschaltung der erkrankten Venenabschnitte – mit hervorragenden kosmetischen Ergebnissen.

Die Mikroschaumverödung ist bei kleinen Gefäßen eine effektive ambulante Methode mit hoher Patient:innenzufriedenheit. Bei größeren Varizen ist hingegen häufig ein operativer Eingriff erforderlich. Moderne Techniken wie das Tumeszenzverfahren ermöglichen eine lokale Betäubung, die den Kreislauf schont und eine schnelle Mobilisierung erlaubt. Kleinste Schnitte, kaum Schmerzen und eine zügige Wundheilung zeichnen diese Verfahren aus.

Bei fortgeschrittener Stammveneninsuffizienz ist die Crossektomie – also

„Aufklärung, Vorsorge und eine frühzeitige Diagnostik sind essenziell, um schwerwiegendere Folgen wie Hautveränderungen, Ulcera oder Thrombosen zu vermeiden.”

die Ausschaltung der Verbindung zur tiefen Vene in der Leiste – oft notwendig, um ein langfristig stabiles Ergebnis zu erzielen. Auch hier wurden die operativen Techniken in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt, sodass eine individuelle, stadiengerechte und ästhetisch ansprechende Behandlung möglich ist.

Fazit: Schlüsselrolle der Hausärzt:innen Venenerkrankungen entwickeln sich schleichend und oft unbemerkt – doch sie sind kein unabwendbares Schicksal.

Aufklärung, Vorsorge und eine frühzeitige Diagnostik sind essenziell, um schwerwiegendere Folgen wie Hautveränderungen, Ulcera oder Thrombosen zu vermeiden. Die moderne Phlebologie bietet eine Vielzahl sanfter und effektiver Therapieoptionen – von konservativ bis operativ – und sollte in der hausärztlichen Versorgung frühzeitig erwogen werden.

Allgemeinmediziner:innen kommt hier eine Schlüsselrolle zu: durch die gezielte Anamnese, die Aufklärung über Risikofaktoren und das frühzeitige Erkennen venöser Symptome. Denn je früher interveniert wird, desto besser fällt die Prognose aus – und desto zufriedener sind die Patient:innen. <

NACHBERICHT Der Gastautor war Vortragender zum Thema beim „DERM Alpin“-Kongress vom 17. bis 19. Oktober 2025 im Kongresshaus Salzburg.

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Hausärzt:in pharmazeutisch

Die Top-HIV-Produkte nach Menge und Wert © Koeppner-Bures

Marktanalyse von Mag.a pharm. Maria KoeppnerBures, IQVIA Austria

• Die Kategorie der Virustatika gegen HIV erzielt in den öffentlichen Apotheken und Hausapotheken im MAT Oktober 2025 mit ~118 tsd.

Packungen ~46 Mio. Euro Umsatz FAP. • Der entsprechende Markt wächst aktuell im Vergleich zum Vorjahr um +12,3 % nach Menge und um +2,6 % nach Wert.

• 23 % der abgegebenen Packungen sind generisch.

• Der Mengenanteil der patentgeschützten Produkte beträgt 55,6 %.

• 62,1 % der veräußerten Mengen waren Produkte aus der dunkelgelben Box (RE1).

* Quelle: IQVIATM DPMÖ sell-out Österreich, Verkäufe der öffentlichen österreichischen Apotheken sowie Großhandelslieferungen an ärztliche Hausapotheken, ATC-Klassen: J05C VIRUSTATIKA GEGEN HIV, ausschließlich registrierte Arzneimittel aus dem Warenverzeichnis I, Absatz/Menge in Einheiten, Umsatz/Werte in Euro, bewertet zum Fabrikabgabepreis (FAP), Wachstum vs. Vorjahr, MAT Oktober 2025 (November 2024 bis Oktober 2025 kumuliert); Produktsummen inkl. Parallelimporte

• Die Top-10-Produkte nach Menge machen 81,5 % des Gesamtabsatzes aus.

Biktarvy® (Gilead Sciences) liegt nach Einheiten an erster Stelle, gefolgt von Viread® (Gilead Sciences) und Dovato® (Glaxosmithkline).

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Nach Umsatz führt Biktarvy® vor Dovato® und Viread®.

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Herausgeber und Medieninhaber: RegionalMedien Gesundheit – RMA Gesundheit GmbH, Am Belvedere 10 / Top 5, 1100 Wien, Tel. 01/74321708114, office@gesund.at.

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Grundlegende Richtung: Unabhängige österreichische Fachzeitschrift für niedergelassene Ärzt:innen.

Die HAUSÄRZT:IN – Praxis-Magazin für Primärversorgung – ist ein interdisziplinäres Informations- und Fortbildungsmedium.

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Hersteller/Vertrieb

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Gilead Sciences

Stand: Oktober 2025

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IMPRESSUM

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Unsere Ratgeber dienen Ihnen als Erstinformation. Sie enthalten Accord HealthcareBeispiele, Hinweise auf die häufigsten(25) Fragen, viele anschauliche Stolpersteine und einen Überblick über die wichtigsten gesetzlichen Regelungen. Bei individuellen Fragen steht Ihnen unsere Hotline zur Verfügung: (01) 501 65 0 Weitere Informationen finden Sie auch im Internet: www.arbeiterkammer.at

Allesetzen aktuellen AK genderneutrale Publikationen stehen zum Download für Sie In unserem Fachmagazin wir auf Sprache.

Verwendet wird wien.arbeiterkammer.at/publikationen der Doppelpunkt – alsbereit: beste Symbiose aus Leserlichkeit und Inklusion. Zugunsten der besseren Lesbarkeit verzichten wir teilweise auf die gänzlich orthografisch/ Weitere Bestellmöglichkeiten: grammatikalisch korrekte Schreibweise.

Etwa geben wir bei Artikeln und ■ E­Mail: mitgliederservice@akwien.at Pronomen jeweils nur■eine Variante an –(01) jene, längeren Variante des Bestelltelefon: 501die 65zur 1401 gegenderten Wortes gehört. Weitere Informationen siehe: Artikelnummer 456 meinmed.at/kommunikation/genderneutrale-sprache/2688 issuu.com/hausarzt/docs/ha_2023_12/3 (Hausärzt:in 12/23, Editorial, S. 3)

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Hausärzt:in pharmazeutisch

Wenn der Husten bleibt …

Chronischer Husten – eigenständige Krankheit oder Symptom?

Husten im Allgemeinen ist einer der häufigsten Beratungsanlässe in der hausärztlichen Praxis. Chronischer Husten mindert die Lebensqualität, erhöht die Gesundheitskosten und ist mit Komorbiditäten wie Depression oder Inkontinenz assoziiert. Bezüglich der globalen Prävalenz zeigen Studien große regionale Unterschiede – unter anderem aufgrund unterschiedlicher Definitionen und Studiendesigns.1

Klassifizierung, Therapie und Ursachen Gemäß der aktuellen Leitlinie wird die Klassifizierung des Hustens nach Dauer und Auswurf vorgenommen. Um einen akuten Husten handelt es sich, wenn er höchstens drei Wochen persistiert. Die subakute Form ist dadurch definiert, dass sie zwischen drei und acht Wochen

anhält, ein chronischer Husten liegt vor, wenn das Symptom mehr als acht Wochen besteht. Hinsichtlich des Auswurfs wird zwischen „ohne Auswurf“ und „mit Auswurf“ unterschieden.

Bei akutem oder subakutem Husten stehen in der allgemeinmedizinischen Ordination vor allem symptomorientierte und supportive Maßnahmen im Vordergrund. Sind keine Red Flags vorhanden, sollte auf jegliche Diagnostik außer der Anamnese und der körperlichen Untersuchung verzichtet werden. Zudem ist keine antibiotische Therapie vorgesehen, da ein akuter Husten meist auf einem viralen Infekt basiert, der oft spontan innerhalb von drei Wochen abklingt. Red Flags wie Hämoptysen, hohes Fieber, Atemnot oder Tumorverdacht sollten entsprechend der klinischen Situation abgeklärt werden.

Die Gründe für chronischen Husten können vielfältig sein, bei bis zu einem Drittel der Betroffenen findet sich allerdings keine Ursache. Pneumologische Erkrankungen, Schluckstörungen, Lungenstauung, Inhalationsschäden, Erkrankungen der oberen Atemwege sowie Reflux sollten jedenfalls in Betracht gezogen werden. Zwei Drittel der Patient:innen mit chronischem Husten sind Frauen nach der Menopause. Differenziert wird weiters zwischen refraktärem und idiopathischem chronischem Husten. Ersterer zeichnet sich dadurch aus, dass er trotz der Therapie der vermeintlichen Grunderkrankung persistiert. Letzterem liegt keine erkennbare Erkrankung zugrunde. In solchen Fällen ist der Husten nicht mehr nur als Symptom zu sehen, sondern als eine eigenständige Erkrankung zu diagnostizieren. >

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© stock.adobe.com/SewcreamStudio

Hausärzt:in pharmazeutisch

Als Basisdiagnostik dienen bei chronischem Husten die Röntgenaufnahme des Thorax und eine Lungenfunktionsdiagnostik – diese sollten bei allen Patient:innen erfolgen. Eine weiterführende personalisierte Diagnostik – etwa eine HNO-Untersuchung, eine Bronchoskopie, die Schlafapnoe- und Refluxdiagnostik oder eine kardiologische bzw. neurologische Diagnostik – kann bei klinischem Verdacht durchgeführt werden. Eine grundsätzliche Behandlungsmöglichkeit neben dem medikamentösen Ansatz ist die Atemphysiotherapie mit sekretmobilisierenden Techniken bei produktivem Husten, mit hustenverhindernden Techniken im Falle von trockenem Reizhusten und mit Logopädie bei laryngealer sowie pharyngealer Hyperreagibilität. 2

Prävalenz von chronischem Husten Globale Daten zur Prävalenz von chronischem Husten sind rar und stammen überwiegend aus europäischen und asiatischen Ländern oder aus Studien, in denen chronischer Husten nicht das primäre Untersuchungsziel war. In einer neueren Studie von 2024 wurden Querschnittsdaten von 33.983 Personen über 40 analysiert, die an 41 Standorten in 34 Ländern im Rahmen der „Burden of Obstructive Lung Disease (BOLD-)“ -Studie rekrutiert worden waren. Die Prävalenz von chronischem Husten reichte von drei Prozent an einem Stand-

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ort in Indien bis hin zu 24 Prozent an einem Standort in den USA. Bei Frauen, aktiven und passiven Raucher:innen, Personen mit einer Arbeit in staubigen Umgebungen, Patient:innen mit einer Tuberkulosevorgeschichte, adipösen Patient:innen, Personen mit niedrigem Bildungsniveau sowie bei Menschen mit Hypertonie oder Atemflusslimitation trat chronischer Husten häufiger auf. Die Ergebnisse legen nahe, dass die Prävalenz von chronischem Husten in verschiedenen Regionen der Welt stark variiert. Der Zigarettenkonsum und die Exposition gegenüber Staub am Arbeitsplatz stellen die größten Risikofaktoren dar. Im Großen und Ganzen ist die Identifikation regionalspezifischer Risikofaktoren entscheidend, um die Bedürfnisse der jeweiligen Bevölkerung angemessen zu berücksichtigen und spezifische Präventions- und Managementstrategien zu entwickeln.1

Husten als Krankheitsbild Chronischer Husten wird nach wie vor meist als Symptom zugrunde liegender Erkrankungen interpretiert. Neue Erkenntnisse zeigen aber, dass es sehr wohl angebracht ist, ihn – sofern er sich trotz adäquater Behandlung assoziierter Symptome nicht bessert – als eigenständige Erkrankung zu betrachten.

Trotz diagnostischer Fortschritte bleiben bis zu 50 Prozent der Patient:innen in spezialisierten Hustenkliniken ohne identifizierbare Ursache. Die Interpre-

tation von Husten als reines Symptom schränkt wirksame Diagnose- und Therapiestrategien ein. Darüber hinaus führt sie häufig zu umfangreichen Tests oder unnötigen Behandlungen, um Krankheiten auszuschließen, die zwar gleichzeitig auftreten können, aber oft nicht die Ursache des chronischen Hustens sind. Refraktärem oder unerklärlichem chronischem Husten werden folgende pathophysiologische Merkmale zugeordnet: eine ausgeprägte HustenHypersensitivität, die beeinträchtigte Hustensuppression sowie Veränderungen in Hirnstamm und kortikalen Bereichen. Diese funktionellen Veränderungen der Gehirnaktivität gehen mit strukturellen Veränderungen einher, etwa einer Reduktion des Volumens der grauen Substanz im Frontallappen.

Auch periphere neuroinflammatorische Prozesse unter Beteiligung des Vagusnervs werden mit einer Überempfindlichkeit gegen Husten in Verbindung gebracht. Zusammengenommen entsprechen diese pathophysiologischen Merkmale von chronischem Husten einem neuropathologischen Zustand.

Die Entwicklung von gezielten Therapien gegen chronischen Husten konzentriert sich direkt auf periphere oder zentrale neuronale Ionenkanäle und Rezeptoren, die in die Entstehung von chronischem Husten involviert sind.

Einer der vielversprechendsten Fortschritte ist die Entwicklung von hustensensorischen, auf Neuronen abzielenden P2X3-Rezeptor-Antagonisten. Diese weisen eine erhebliche Wirksamkeit bei der Linderung des Hustens von Patient:innen mit refraktärem chronischem Husten auf. Andere potenzielle Behandlungsoptionen mit TRPA1Antagonisten und TRM8-Agonisten werden derzeit untersucht. Darüber hinaus haben auch Verhaltenstherapien Wirkung gezeigt. 3 Jasmin Sucher, MA

Quellen: 1 Abozid H et al., EClinicalMedicine. 2024 Jan 21;68:102423.

2 S2k-Leitlinie Fachärztliche Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten, register.awmf.org/de/leitlinien/detail/020-003 (zuletzt aufgerufen: 5.12.2025).

3 Chung KF et al., The Lancet Respiratory Medicine, Volume 13, Issue 2, 110–112.

Hausärzt:in informativ

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Hausärzt:in pharmazeutisch

Warum es uns ein Leben lang begleitet

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Bauchweh in den verschiedenen Lebensphasen

Bauchschmerzen zählen zu den häufigsten Beratungsanlässen in der Apotheke.

Zugrunde liegende Mechanismen bzw.

Einflussfaktoren verändern sich im Laufe des Lebens deutlich, was eine differenzierte Betrachtung notwendig macht.

Babys: unreifer Darm und Mikrobiomentwicklung Schon in den ersten Lebenstagen zeigt sich: Der Verdauungstrakt ist ein hochsensibles System. Bei Neugeborenen ist der Darm noch unreif, die Darmbewegungen sind unkoordiniert und das kindliche Mikrobiom befindet sich erst im Aufbau. Faktoren wie die Geburtsweise, die Ernährungsform und die Umstellung auf die Außenwelt beeinflussen diese Entwicklung.

Viele Säuglinge leiden in den ersten Monaten an Koliken oder vermehrten Blähungen. Typisch sind Schreiphasen vor allem in den Abendstunden, ein aufgeblähter Bauch und das starke Anziehen der Beinchen. Diese Beschwerden gelten meist als harmlos, können aber für die Familie herausfordernd sein.

Entlastung bringt häufig eine Kombination von Bauchmassagen, Wärme, Tragepositionen sowie einer insgesamt beruhigenden Umgebung. Stillende Mütter achten zudem oft auf eine angepasste Ernährung, falls bestimmte Lebensmittel bei ihrem Kind Unruhe auszulösen scheinen.

Auch das sich entwickelnde Mikrobiom spielt eine Rolle: Studien zeigen, dass die Zusammensetzung der Darmflora

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in den ersten Monaten einen großen Einfluss darauf hat, wie gut ein Baby Nahrung verwertet und wie stabil das Verdauungssystem arbeitet. Eine insgesamt ausgeglichene Umgebung im Darm gilt daher als wichtiger Faktor für Beruhigung und Wohlbefinden.

Klein- und Schulkinder: Ursachen verändern sich Mit zunehmendem Wachstum verändern sich die Ursachen von Bauchschmerzen. Im Kleinkind- und Schulalter stehen oft funktionelle Beschwerden im Vordergrund. Häufig spielen die Ernährung, Infekte oder Stressoren im Alltag hinein. Auch eine zu schnelle Nahrungsaufnahme, eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr sowie ein unausgewogenes Verhältnis von Ballaststoffen gehören zu den Klassikern, die den Bauch belasten können.

Viele Kinder reagieren zudem empfindlich auf emotionale Belastungen. Veränderungen wie Kindergartenstart, Schuldruck oder familiäre Anspannungen können sich schnell im Bauch bemerkbar machen. Der Darm ist dabei ein Spiegelbild des Nervensystems – man spricht auch von der Darm-Hirn-Achse.

Zu den Beratungsimpulsen zählen strukturierte Mahlzeiten, altersgerechte Trinkmengen, Bewegung zur Förderung der Darmmotilität sowie eine sorgfältige Evaluation möglicher Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Persistierende oder atypische Symptome sollten ärztlich abgeklärt werden.

Jugendliche: Hormone und Ernährungsgewohnheiten In der Pubertät spielen hormonelle Veränderungen eine große Rolle. Der Stoffwechsel passt sich immer wieder neu an, Stresslevel steigen und Essgewohnheiten wandeln sich. Jugendliche probieren häufig unterschiedliche Ernährungsstile aus – manchmal essen sie unausgewogen, manchmal unter Zeitmangel infolge von Schulstress. Bauchweh, Völlegefühl oder unregelmäßiger Stuhlgang sind daher nicht ungewöhnlich.

Auch Menstruationsbeschwerden sind bei jungen Frauen ein häufiger Auslöser von Bauchschmerzen. Prostaglandine, die während der Periode vermehrt gebildet werden, können sowohl uterine als auch intestinale Krämpfe hervorrufen. In der pharmazeutischen Beratung stehen edukative Aspekte zu Ernährung und Flüssigkeitszufuhr, außerdem Zyklusbeobachtung und moderate Bewegung im Vordergrund.

Schwangere und Stillende: Körper im Ausnahmezustand In der Schwangerschaft führt der erhöhte Progesteronspiegel zu einer Entspannung der glatten Muskulatur. Die intestinale Transitzeit verlängert sich, was Verstopfung, Meteorismus und krampfartige Beschwerden begünstigt. Der mechanische Druck durch den wachsenden Uterus verstärkt diese Symptomatik.

Auch in der Stillzeit können hormonell bedingte Veränderungen – zusammen

BellyBiom

® Hausärzt:in extra

mit Schlafmangel und irregulärem Essverhalten – das gastrointestinale Wohlbefinden beeinflussen. Entsprechend groß ist in dieser Zeit der Wunsch nach sanften, gut verträglichen Unterstützungsmaßnahmen.

Erwachsene: multifaktorielle Einflüsse Bei Erwachsenen sind Bauchschmerzen häufig multifaktoriell. Schlechte Ernährungsgewohnheiten, Stress, Schlafmangel, Bewegungsmangel, Schichtarbeit und Medikamente (z. B. NSAR, Opiate, Eisenpräparate) wirken sich auf den Verdauungstrakt aus.

Funktionelle gastrointestinale Störungen – insbesondere Reizdarmsyndrom, funktionelle Dyspepsie und funktionelle Obstipation – stehen im Vordergrund. Das Mikrobiom bleibt ein zentraler Modulator, da es sowohl immunologische als auch neurohumorale Prozesse steuert. Die Palette beratungsrelevanter Maßnahmen umfasst eine ballaststoffoptimierte Ernährung, ausreichende Hydration, Stressreduktion, moderate körperliche Aktivität sowie eine kritische Überprüfung möglicher Arzneimittelinteraktionen.

Auch Erwachsene greifen zunehmend auf sanfte, gut verträgliche Maßnahmen zurück, die das Gleichgewicht im Darm fördern sollen. Entscheidend bleibt stets eine ärztliche Abklärung, wenn Beschwerden länger anhalten oder sich verändern.

Lebenslange Bedeutung eines stabilen Darmmikrobioms

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Über alle Lebensphasen hinweg zeigt sich: Das intestinale Mikrobiom ist ein zentraler Faktor für die gastrointestinale Stabilität. Seine Zusammensetzung beeinflusst Verdauung, Barrierefunktion, Immunmodulation und viszerale Schmerzverarbeitung.

Für die pharmazeutische Beratung bedeutet dies, dass je nach Lebensphase unterschiedliche Schwerpunkte zu setzen sind – von der Unterstützung der Mikrobiomentwicklung im Säuglingsalter über die Berücksichtigung psychosozialer Faktoren im Kindesalter bis hin zur Ernährungstherapie und Stressreduktion bei Erwachsenen.

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Die pharmazeutische Beratung profitiert von einem lebensphasenorientierten Ansatz, welcher Motilität, Mikrobiom, hormonelle Einflüsse und psychosoziale Faktoren gleichermaßen beherzigt.

Sanfte, gut verträgliche Maßnahmen sowie eine klare Einschätzung, wann ärztlicher Rat erforderlich ist, tragen wesentlich dazu bei, dass Patient:innen in allen Altersstufen kompetent betreut sind.

BellyBiom Tropfen mit L. reuteri und L. rhamnosus. Nahrungsergänzungsmittel. Zutaten: Sonnenblumenöl, Lactobacillus reuteri, Lactobacillus rhamnosus, Fructooligosaccharide. Hinweise: Nahrungsergänzungsmittel sind kein Ersatz für eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung. Stand: 07/2025. Pädia GmbH,Von-Humboldt-Str. 1, 64646 Heppenheim, Deutschland Vertrieb: InfectoPharm Arzneimittel und Consilium GmbH ∙ Von-Humboldt-Str. 1 ∙ D-64646 Heppenheim.

Kontakt: InfectoPharm Arzneimittel und Consilium GmbH ∙ Leopold-Ungar-Platz 2 / 1. Stock / Stiege 2 ∙ 1190 Wien Telefon: 01/227 60 65-6060 · Fax: 01/227 60 65-6061 ∙ www.infectopharm.at ∙ austria.kontakt@infectopharm.com

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� Bauchschmerzen begleiten Menschen ein Leben lang, jedoch mit jeweils spezifischen pathophysiologischen Hintergründen.

Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

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Wartezimmer TV

Hausärzt:in extra

Fokus auf komplexe Versorgung 55. Kongress für Allgemein- und Familienmedizin in Graz Rund 2.300 Besucher:innen nahmen vom 27. bis 29. November 2025 am 55.

Kongress für Allgemein- und Familienmedizin in Graz teil, der heuer unter dem Motto „Hausärztliche Versorgung mit Evidenz und Expertise“ stand. „In diesem Jahr dürfen wir mit Stolz verkünden, dass wir nun auch Fachärzt:innen für Allgemein- und Familienmedizin sind“, betonte Kongressleiter Dr. Oliver Lammel in seiner Eröffnungsrede. „Dieser Meilenstein ist nicht nur für uns von großer Bedeu-

tung, sondern auch ein deutliches Signal für die stetige Weiterentwicklung, Qualität und Spezifität unseres Fachs.“ Dr.in Stephanie Poggenburg, Vorsitzende der STAFAM und Vizepräsidentin der ÖGAM, fügte hinzu: „Der Wert der kontinuierlichen hausärztlichen Betreuung ist schon lange wissenschaftlich belegt, nun hat er endlich in der Facharztbezeichnung seinen würdevollen Ausdruck gefunden.“ Der Kongress bot wie jedes Jahr ein breit gefächertes Programm aus Fachvorträgen, praxisnahen Workshops und

offenen Diskussionsformaten, die den kollegialen Austausch förderten und Herausforderungen der Allgemeinmedizin in den Mittelpunkt stellten.

Einen Nachbericht zur Podiumsdiskussion „Chronisch Mehrfacherkrankte“ finden Sie auf Gesund.at

Migräne und Psyche im Blick

ÖGPB-Jahrestagung: Ein doppelter Schmerzkreislauf Am 06. und 07. November 2025 lud die Österreichische Gesellschaft für Neuropharmakologie und Biologische Psychiatrie zu ihrer 27. Jahrestagung im großen Festsaal der Universität Wien ein. Die Leitung übernahmen Univ.-Prof. Dr. Dan Rujescu, Präsident der ÖGPB, und em.O.Univ.-Prof. DDr. Siegfried Kasper, Präsident-Stellvertreter. Die thematischen Schwerpunkte waren weitgefächert: von der Pharmakogenetik über bildgebende Verfahren bis hin zu innovativen Medikamenten.

Ein Augenmerk wurde beispielsweise auf Migräne und psychiatrische Komorbiditäten gelegt, vorgetragen von Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. Gregor Brössner, tätig an der Universitätsklinik für Neurologie der Medizinischen Universität Innsbruck. In Österreich leiden etwa eine Million Menschen an Migräne. Ein zentrales Ziel der Migränebehandlung besteht in der langfristigen Prophylaxe, die gerade bei psychiatrischen Erkrankungen besondere Herausforderungen birgt: Fragen nach Verträglichkeit, Adhärenz und Inter-

aktionen müssen besonders berücksichtigt werden. Neue Therapieoptionen mit CGRP-Antikörpern haben sich in den letzten Jahren jedoch als effektive und gut verträgliche Therapieoptionen etabliert.

Den Nachbericht zu Prof. Brössners Vortrag finden Sie auf Gesund.at

Die Haut der Frau: Ein breites Spektrum

ÖGDV-Jahrestagung: Geschlechtsspezifische Dermatologie unter der Lupe Von 27. bis 29. November fand in der Wiener Hofburg die ÖGDV-Jahrestagung statt. Das Programm war in vier Hauptblöcke gegliedert: Klimawandel und Dermatologie, Exantheme, Melanom und Women’s Dermatology. Dabei nahm das Team der Hausärzt:in den letzteren Programmpunkt nochmals genauer unter die Lupe und sprach mit den vortragenden Expert:innen.

Die Vorträge im Bereich Women’s Dermatology umfassten eine große Vielfalt an Themen: Univ. OÄ Priv.-Doz.in Dr.in

univ. Dr.in Birgit Sadoghi berichtete über sexuell übertragbare Infektionen bei Frauen und appellierte für die Enttabuisierung dieser Erkrankungen. Ao. Univ.-Prof.in Dr.in Gudrun Ratzinger behandelte Hauterkrankungen der weiblichen Brust und die damit verbundenen diagnostischen sowie therapeutischen Herausforderungen. Ap. Prof.

Priv.-Doz. Dr. Johannes Griss, Ph.D. ging außerdem auf Haarerkrankungen und deren neue Therapieoptionen ein, während Dr. Martin Zikeli die Diffe-

renzialdiagnose von Lichen planus und Lichen sclerosus der Vulva beleuchtete und für mehr Awareness besonders im Bereich der Gynäkologie plädierte.

Die VideoInterviews mit den Expert:innen finden Sie auf Gesund.at

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Hausärzt:in extra

TERMINE

Aktuelle Kongresse und mehr

13.01.2026

16.01-17.01.2026

17.01.2026

2. Connected in Lung Cancer

Jahrestagung der Österreichischen Schlaganfall-Gesellschaft

Österreichischer Impftag 2026

Ort: Novotel Wien Hauptbahnhof

Ort: Firmament, Vorarlberg

Ort: Austria Center Vienna & Online

24.01.2026

24.01-27.01.2026

29.01-31.01.2026

Consensus Meeting AG Herzinsuffizienz

26. Internationales Meeting zur Versorgung von kardiovaskulären Erkrankungen

Infektiologie Refresher

Ort: Novotel Wien Hauptbahnhof

Ort: Austria Trend Hotel Congress Innsbruck, Tirol

Ort: Konferenzzentrum München, Deutschland

11.02-14.02.2026

13.03-20.03.2026

44. Wiener Intensivmedizinische Tage

1. ÖGAM-FACHTAGUNG für Allgemein- und Familienmedizin

Weitere Infos und Veranstaltungen finden Sie in unserem Kongresskalender unter:

Ort: AKH Wien, MedUniWien

Ort: Hotel Sendlhofer's Badhofgastein, Salzburg

Gesund.at

gesund.at/ kongresskalender

DFP-Fortbildungen

DFP-PRAXISWISSEN

DFP-PRAXISWISSEN

Kardiomyopathien DFP-Fortbildungen

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DFP-PRAXISWISSEN

Gesunde Ernährung Enuresis nocturna und Wundheilung

DFP-PRAXISWISSEN

Die 2024-ESCGuidelines für Vorhofflimmern

Arzt Sicht Sache Seitenblicke auf die Medizin

Dr.in Daniela Cravos Leiterin des Referats für Inklusive Medizin, Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien

© privat

© shutterstock.com/wan wei

Hausärzt:in extra

„Den Inklusionsgedanken ins Zentrum rücken“ Ein Zusatzkommentar zur Hausärzt:in 11/25 „Der Arzttermin als Hürdenlauf“ Der Begriff „Barrierefreiheit“ ist vielschichtig, doch was bedeutet er für Ärzt:innen und in welche konkreten Herausforderungen lässt sich dieser im Gründungs- oder Entwicklungsprozess einer Ordination übersetzen? Grundsätzlich erfüllt eine barrierefreie Ordination alle Anforderungen, um Patient:innen unabhängig von Behinderung, Alter oder Sprachkenntnissen einen möglichst schwellenlosen Zugang zu ermöglichen.

Vielfältiges Unterstützungsangebot Die Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien bietet hier seit vielen Jahren Unterstützung an, ob durch das GO2ORDI Beratungs- und Gründungsservice, im Rahmen von Fort- und Weiterbildungsangeboten des Programmes „Staff4Ordi“ oder des Fortbildungsreferates, die Begleitung durch die ÖQmed GmbH, oder die bereits seit 21 Jahren bestehende Kooperation mit dem Verein „BIZEPS - Zentrum für Selbstbestimmtes Leben“.

BIZEPS begleitet Ärzt:innen bei der Vermessung von Ordinationen und der inhaltlichen Beratung zur bestmöglichen Umsetzung der Barrierefreiheit.

Mit Stichtag 31. Dezember 2024 wurden 601 Ordinationen in Wien vermessen.

Patient:innen können die so gesammelten Informationen zur Barrierefreiheit auf praxisplan.at einsehen. Bei der Beratung durch GO2ORDI geht es besonders häufig um Fragen rund um bauliche Anforderungen eines barrierefreien Zugangs zur Ordination. Wirklich wichtig hierbei ist, Barrierefreiheit nicht ausschließlich am Maß eines Rollstuhls zu vermessen. Eine kontrastreiche, gut lesbare Beschilderung sowie piktografische Symbole zur Orien-

tierung oder Alternativen zu Hörhilfen sowie Kommunikation via Textnachrichten unterstützen Patient:innen ergänzend.

Frühzeitig planen, Beratung in Anspruch nehmen Gerade in der Phase der Gründung bzw.

Niederlassung als Ärzt:in ist die Barrierefreiheit ein wichtiges Thema, und es gilt – auch aus rechtlichen Gründen – diese von Beginn an mitzudenken. Bei Neubauten gelingt dies oft leichter, weil diese der Bauordnung Wien und damit der Verpflichtung, barrierefrei zu bauen, unterliegen. Bei Umbauten oder Übernahme bereits vorhandener Ordinationsflächen muss dem Thema gesondert Aufmerksamkeit gewidmet werden. Themen wie Denkmalschutz oder konkrete Eigentumsverhältnisse vor Ort können Hürden darstellen und betriebswirtschaftliche Reibungsverluste mit sich bringen. An dieser Stelle ist die Expertise und Erfahrung der Projektberater:innen besonders wertvoll. Außerdem lohnt es sich, Investitionsförderungen zu prüfen: Staatliche Förderprogramme, Zuschüsse oder steuerliche Entlastungen für barrierefreie Umbaumaßnahmen werden vereinzelt angeboten – wenngleich es hier jedenfalls mehr bräuchte.

Kognitive Beeinträchtigungen in den Fokus Das wegweisende Ziel des Referats für Inklusive Medizin ist es, Menschen mit einfachem aber auch komplexem Behinderungsgrad neu zu denken. Das gesundheitspolitische Programm dieses Referats zielt darauf ab, den Inklusionsgedanken ins Zentrum des medizinwis-

senschaftlichen Diskurses und der österreichischen Public Health zu rücken: Aufbauend auf dem Fundament einer barrierefreien Gesellschaft bedarf es fachlicher Spezialisierungen, etwa im Hinblick auf genetische Syndrome oder seltene Krankheitsbilder, sowie eines koordinierten und interdisziplinären Vorgehens. Diese Idee lebt von regem Dialog: Von zentraler Bedeutung sind Austauschmöglichkeiten und fachliches Know-how , um Ärzt:innen bei der Behandlung von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen zu unterstützen.

Auf diese Weise kann ein höchstmögliches Maß an Gesundheit und Versorgungsqualität für diesen besonders vulnerablen Personenkreis sichergestellt werden. Das Referat für Inklusive Medizin bietet dazu regelmäßig Sprechstunden und Qualitätszirkel an. Darüber hinaus sind aber neue Weiterbildungsangebote im Bereich der Diagnostik und Therapie notwendig, um fachliche Kenntnisse und Fähigkeiten zu vertiefen und den Teilnehmer:innen konkrete Handlungskompetenzen zu vermitteln.

Die Entwicklung einer solchen ÖÄKWeiterbildung wird aktuell diskutiert.

Sie könnte dazu beitragen, Doppeluntersuchungen und redundante Behandlungen bei Patient:innen mit kognitiven oder mehrfachen Beeinträchtigungen zu vermeiden. Die Intention dabei ist, den individuellen Patient:innennutzen über das Mittel adäquater Behandlungsqualität zu steigern und so einen bundesweit einheitlichen Standard zu sichern. Die Einführung einer spezialisierten Weiterbildung ist ein entscheidender Schritt, um die medizinische Versorgung von Menschen mit Behinderungen nachhaltig zu verbessern und strukturell zu verankern. <

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EXPERTIN: Kathrin Zhuber, MBA Gründerin von DOC-N-ROLL Healthcare Management (spezialisiertes Dienstleistungsservice für niedergelassene Ärzt:innen bzw. Therapeut:innen), doc-n-roll.at

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Lohnt sich Telemedizin in meiner Praxis?

Manchmal fühlt sich der Praxisalltag wie ein voll besetzter Konzertsaal vor Vorstellungsbeginn an: Alles geht gleichzeitig vor sich, alle brauchen etwas. Und genau hier kann Telemedizin zur zweiten – leisen – Bühne werden: flexibel, orts-unabhängig und erstaunlich effizient.

Telemedizin bedeutet medizinische Betreuung aus der Ferne. Sie ersetzt die körperliche Untersuchung nicht, ist aber sehr gut für Befundbesprechungen, Kontrollen bei chronischen Erkrankungen, Gesprächstherapie, Rezeptbestellungen oder kurze Rückfragen geeignet. Wichtig: Eine Erstkonsultation muss immer persönlich stattfinden und Videokonsultationen dürfen nicht aufgezeichnet werden. Zudem kann Telemedizin nicht von allen Fachrichtungen über die Krankenkasse abgerechnet werden.

Für Patient:innen bringt Telemedizin spürbare Vorteile: Sie haben keinen Weg in die Ordination, eine kürzere Wartezeit, ein geringeres Infektionsrisiko und erhalten Rückmeldungen schneller. Menschen mit ein-

geschränkter Mobilität oder aus ländlichen Regionen profitieren hiervon besonders. Auch Personen mit Kindern sind oft dankbar, wenn sie – natürlich nur, sofern es medizinisch zulässig ist – nicht noch zusätzlich die Anreise organisieren müssen. Chronisch Kranke können regelmäßiger betreut werden, ohne jedes Mal vor Ort sein zu müssen.

Besonders wertvoll ist auch Telemonitoring: Patient:innen mit Herzinsuffizienz oder Diabetes erheben zuhause Blutdruck und Herzfrequenz bzw. Blutzucker und Gewicht. Die Werte werden automatisch an die Praxis übermittelt.

Werden Grenzwerte überschritten, erhält die Ärzt:in sofort eine Benachrichtigung und kann schnell reagieren.

Das fördert die Selbstständigkeit der Patient:innen, verhindert Hospitalisierungen und ermöglicht eine hochwertige Versorgung auch in Randregionen.

Für Ärzt:innen bietet die Telemedizin Entlastung und Flexibilität. Bewährt hat sich eine speziell geschulte Mitarbeiter:in, die Technikchecks übernimmt, Patient:innen bei Fragen weiterhilft und einen Patient:innen-Leitfaden erstellt. Klare Strukturen erleichtern den Ablauf: fixe Telemedizin-Sprechzeiten, getrennt von Präsenzterminen, ein eigener online buchbarer Termintyp und ein ruhiger, geschützter Raum für die Gespräche.

Fazit: Telemedizin ist kein Ersatz, aber eine effiziente Ergänzung der persönlichen Medizin. Gut geplant, schafft sie Entlastung, verbessert die Versorgung und eröffnet neue Möglichkeiten – für die Praxis und für die Patient:innen. <

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Pflegende Angehörige in Caring Communities

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Wege zu einem gesunden und klimafreundlichen Alltag

GASTAUTORINNEN-TEAM: Sandra Dohr, BA, MA Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Albert Schweitzer Institut der Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz.

Mag.a Dr.in Judith Goldgruber Leiterin des Albert Schweitzer Instituts der Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz.

Christina Lampl, BSc, MSc Jr. Health Expert der Abt. Klimaresilienz und One Health, Kompetenzzentrum Klima und Gesundheit der Gesundheit Österreich GmbH. Mag.a pharm. Dr.in phil. Petra Plunger, MPH Senior Health Expert, Kompetenzzentrum Zukunft Gesundheitsförderung der Gesundheit Österreich GmbH. Mag.a Dr.in Andrea E. Schmidt, MSc Leiterin der Abt. Klimaresilienz und One Health, Kompetenzzentrum Klima und Gesundheit der Gesundheit Österreich GmbH.

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Dezember 2025

Der Klimawandel bringt für unser Gesundheits- und Langzeitpflegesystem neue Herausforderungen – Dazu zählen eine Zunahme extremer Wetterereignisse wie Hitzewellen oder Starkregen, neu auftretende Infektionserkrankungen sowie eine dauerhafte Belastung des gesamten Gesundheitssystems.1 Aufgrund ihrer tragenden Rolle im Langzeitpflegesystem sind pflegende Angehörige besonders betroffen. Schätzungsweise gibt es in Österreich etwa eine Million Personen, die eine:n ihrer Angehörigen pflegen. 2 Eine Betroffene berichtet: „Wegen der Hitze spielt sich im Sommer das Leben nur mehr vormittags ab. Arztbesuche mit meiner Mutter mache ich nur mehr in der Früh.

Danach bin ich unfähig, etwas zu machen, geistig und körperlich.“ Es ist also zu berücksichtigen, dass viele pflegende Angehörige bereits selbst unter chronischer Erschöpfung, Stress und sozialer Isolation leiden, während Unterstützungsangebote trotz Reformbemühungen oft unzureichend oder kaum genutzt werden. 3

FOKUS UMWELT MEDIZIN

Hausärzt:in extra Prof. Franz Kolland, Leiter des Zentrums für Gerontologie und Gesundheitsforschung an der Karl Landsteiner Privatuniversität, sieht den Klimawandel als Gesundheitsproblem und damit auch als soziales Problem: „Klima hängt mit Gesundheit so stark zusammen, weil sich das Klima auf der individuellen Ebene körperlich manifestiert. Ein Beispiel ist die Dehydrierung: Ältere Menschen trinken an sich zu wenig und dann kommt Hitze dazu (…). Die Folgen sind dramatisch, nämlich eine Häufung von Delirien, Nierenversagen usw. (…). Wohlhabende Menschen sind von Klimaänderungen weit weniger betroffen, weil sie genügend Rückzugsmöglichkeiten haben.

Weniger wohlhabende Menschen trifft es umso härter.“

Ernährung, Mobilität und Lebensumfeld Die notwendige sozioökologische Transformation, um den fortschreitenden Klimawandel möglichst einzudämmen, erfordert vor allem Lösungen für Menschen mit Mehrfachbelastungen.4 Besondere Bedeutung haben drei Bereiche des täglichen Lebens: Ernährung (möglichst pflanzenbetont), aktive Mobilität (z. B. Strecken zu Fuß oder mit dem Rad absolvieren) und die Gestaltung des Lebensumfelds, etwa durch gezielte Raumplanung, die sowohl Gesundheit fördern als auch Emissionen reduzieren können.

Für pflegende Angehörige bestehen allerdings zahlreiche Hürden: Eine selbstbestimmte, gesunde und klimafreundliche Ernährung ist oft schwer umsetzbar, da die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen meist Priorität haben und Zeit für die Gestaltung der eigenen Ernährung fehlt.5 Bereits vorhandene gesundheitliche Belastungen, Erschöpfung durch die Pflege und Betreuung, Zeitmangel sowie eine unzureichende Infrastruktur erschweren insbesondere die aktive Mobilität.6 „Die Mobilität im Alter halte ich für eine der großen Herausforderungen.

Das Autofahren hat kulturell bedingt so viel mit Freiheit zu tun. Pflegende Angehörige brauchen das Auto schlicht auch.

Es ist einfach praktisch und spart Zeit“, erklärt Prof. Kolland. Auch eine Stimme aus der Praxis hebt dies hervor: „Ich

brauche das Auto für die Pflege meiner Mutter. Ich muss viele Wege für die Pflege zurücklegen, z. B. von einem Arzt zum anderen.“

Digitale Angebote und Caring Communities Die Europäische Strategie für Pflege und Betreuung sowie das zweite Europäische Arbeitsprogramm der Weltgesundheitsorganisation betonen die zentrale Bedeutung von Unterstützungsstrukturen und neuen Technologien für pflegende Angehörige.7,8 Digitale Lösungen können dabei ansetzen, halböffentliche Räume wie Apotheken oder Nahversorger einzubinden und so Wege zu verkürzen sowie mehr Zeitsouveränität zu ermöglichen9,10, wie es auch im Konzept der „Caring Communities“ verfolgt wird. Dabei geht es um das Prinzip der wechselseitigen Sorge mit lokalen Sorgenetzwerken und -kulturen11, außerdem darum, Wohlbefinden, Gesundheit, Inklusion und Partizipation aller Beteiligten zu fördern.12 Jedoch setzen viele digitale Angebote auf der individuellen Ebene an und vernachlässigen Einflussfaktoren aus dem Umfeld, etwa soziale Netzwerke, oder Faktoren, die das Ernährungsverhalten und die Mobilität beeinflussen.

Zukünftige soziotechnische Lösungen sollten digitale Potenziale mit dem sozialen Umfeld pflegender Angehöriger verbinden und diesen dadurch konkrete Entlastungsmöglichkeiten bieten. Die Voraussetzung dafür ist die frühzeitige Einbindung der Angehörigen in Entwicklungsprozesse.9 Prof. Kolland sieht ein großes Potenzial neuer Technologien vor allem im Bereich der Wohnsituation: „Diese muss so beschaffen sein, dass die Wohnung kein Hindernis darstellt, und hier können neue Technologien wunderbar helfen.

Der Herd muss sich selbst abschalten, das Licht muss von selbst an- und ausgehen. Es muss in der Nacht die Beleuchtung auf dem Weg zum Klo passen. (…)

Wir müssen also Rahmenbedingungen schaffen, die den pflegenden Angehörigen Raum geben, andere Dinge zu tun, als sich ständig darum zu kümmern, dass die Fenster zugemacht sind, der Herd abgeschaltet oder das Stockerl

weggeräumt ist, mit dem die pflegebedürftige Person umkippen könnte (…).“

Forschung an der Schnittstelle Seit Jänner 2024 realisieren die Gesundheit Österreich GmbH, die Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften, die FH St. Pölten und die Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz das Projekt „3WINpA“. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung eines soziotechnischen Konzepts, das pflegende Angehörige bei ihrer sozialen Teilhabe unterstützt und ihnen einen gesunden sowie klimafreundlichen Alltag ermöglicht. Ein Methodenmix wird eingesetzt, um digitale Ansätze der Gesundheitsförderung in den Lebenswelten pflegender Angehöriger zu untersuchen und mit Klimaaspekten als durchgehendem Querschnittsthema zu verknüpfen. Dabei werden pflegende Angehörige aktiv in die Konzeptentwicklung eingebunden.

Das Projekt wird bis April 2026 umgesetzt und von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert. <

Quellen: 1 APCC (2018) Österreichischer Special Report Gesundheit ASR18. ÖAW. 2 Nagl-Cupal M et al., (2018) Angehörigenpflege in Österreich. BMASGK. 3 Schmidt A et al., (2021) Österreichischer Familienbericht 2009-2019. Bundeskanzleramt, 533-574.

4 APCC (2023) Special Report Strukturen für ein klimafreundliches Leben. Springer Spektrum.

5 Uemura M et al., (2020) Journal of Nutrition in Gerontology and Geriatrics, 39(3-4), 205-213.

6 Horne J et al., (2021) Journal of Physical Activity and Health, 18(2), 212-218.

7 Europäische Kommission, (2022) European Care Strategy for caregivers and care receivers.

Press Corner.

8 WHO (o. J.) Second European Programme of Work 2026–2030 (EPW2).

9 Hassan AYI (2020) JMIR Aging. 29;3(2):e20310. doi: 10.2196/20310.

10 Carretero S et al., (2012) EU CARICT Project Summary Report. Publications Office of the EU, JRC. 11 Fisher B et al., (1990) Toward a Feminist Theory of Care. Circles of Care, 36.

12 Schelling HR (2023) Caring Communities als tragendes Element einer inklusiven, partizipativen Altersarbeit.

Springer VS. Erstveröffentlichung 19.05.2025: Dohr S et al., (2025) Pflegende Angehörige in Caring Communities.

Wege zu einem gesunden klimafreundlichen Alltag.

ProCare 30(4), 40-43.

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