Hausarzt 02/2021

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Zöliakie als oftmals unerkannter Risikofaktor

Foto: © Medizinische Universität Graz/ Manuel Prevedel

Schließung regionaler Lücken im Management der Erkrankung Zöliakie (Coeliac disease, CD) ist eine lebenslange immunvermittelte Syste­ merkrankung mit ausgeprägten Unver­ träglichkeitsreaktionen auf das Protein Gluten (u. a. in Weizen, Gerste, Roggen enthalten). Die Erkrankung kann sich in jedem Alter manifestieren, sie beginnt aber meist in der Kindheit. Frauen sind doppelt so häufig davon betroffen wie Männer. Ohne eine sehr strenge, lebens­ lange Diät unter völligem Ausschluss des Glutens können schwerwiegende Komplikationen auftreten. Mehr als 1 % der Bevölkerung (≈ 1,2 Mio.) des Donauraums leiden unter CD, wobei sie indirekt viel mehr Menschen beein­ flusst (u. a. Familien, Freunde, Lehrer, Lebensmittelhersteller, Gastronomie) – und natürlich den Gesundheitssektor per se. Das „CD-SKILLS-Projekt“ um­

Autor: Manuel Prevedel Communication Manager CD-Skills, Univ.-Klinik für Kinder- und Jugend­ heilkunde, LKH-Univ.Klinikum Graz

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Februar 2021

fasst Herausforderungen im ZöliakieManagement, die den Gesundheitssektor des Donauraums in seiner Gesamtheit betreffen.

Strategien frühzeitiger Diagnostik Etwa 80 % der Patienten werden (zu) spät diagnostiziert oder bleiben sogar undiagnostiziert, was das Komplikati­ onsrisiko ebenso erhöht wie die Morbi­ dität. Das bedeutet erhebliche negative Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit im Gesundheitssektor und letztlich auf die gesamte Gesellschaft. Zu den möglichen Gründen für eine verspä­ tete Diagnostik zählen ein zu geringes Bewusstsein und ein unzureichendes Wissen in Hinblick auf die Erkrankung, ein eingeschränkter Zugang zu Diagno­

„Etwa 80 % der ZöliakiePatienten werden (zu) spät diagnostiziert oder bleiben sogar undiagnostiziert.“

severfahren, begrenzte Möglichkeiten innovativen Lernens und ein ineffizien­ ter Informationsaustausch. Das Projekt „CD-SKILLS“ zielt darauf ab, diese Mängel zu beseitigen und die Nachhal­ tigkeit im öffentlichen Gesundheitssek­ tor zu verbessern, u. a. durch die wirk­ same Erfüllung gesundheitsbezogener und psychosozialer Bedürfnisse der Patienten. Auf die Analyse regiona­ ler Lücken im CD-Management wird daher u. a. die Einführung einer inno­ vativen Lernstrategie folgen, welche traditionelle Vorlesungen mit moder­ nen E-Tools kombiniert. Des Weiteren sollen effiziente Strategien zur Erken­ nung der Erkrankung sowie innovative Dienstleistungen (Pilot) implementiert werden. Das transnationale Netzwerk ermöglicht einen Wissensaustausch. Die Projektaktivitäten dienen der Förderung des Bewusstseins aller am CD-Management beteiligten Akteure, der Erweiterung und Vertiefung von Kenntnissen und Kompetenzen sowie der effektiven Verbesserung des Ge­ sundheits- und Sozialwesens im Don­ auraum.

Junge Zöliakie-Patienten Krampfartige Bauchschmerzen, quä­ lende Blähungen, starker Durchfall, oft gepaart mit lästigem Kopfweh: Wenn jene Symptome regelmäßig nach dem Genuss eines flaumigen Striezels oder eines knusprigen Vollkornbrots vor­ kommen, dann – so haben interessierte Eltern hierzulande gelernt – wird die Verdauung ihres Sprösslings mit der Verarbeitung irgendeines Nährstoffs nicht fertig. Nicht selten fällt der Ver­ dacht auf Gluten, das in vielen Getrei­ desorten steckt. Ob dieses Klebereiweiß tatsächlich der Auslöser ist, kann jedoch nur der Facharzt feststellen. Wenn ja, lei­ det der Betroffene an CD, verträgt also Gluten nicht und kämpft mit den besag­ ten Problemen.

Autorin: Univ.-Prof.in Dr.in Almuthe Hauer Projektmanagerin CDSkills, Klinische Abteilung für allgemeine Pädiatrie, LKH-Univ. Klinikum Graz

Foto: © Foto S. Furgler

Foto: © shutterstock.com/ Akintevs

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