Missions-Taube 1901

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Nachrichten aus dent Miſſionsgebie Herausgegeben

für

die

Evangeliſch - Lutheriſche Synodalconfereng für die Negerniiſſion.

23. Jahrgaug.

November

Reformationsfeſt.

ſo hätten die Prieſter noh

Nordamerika

von

1901.

der

Commiſſion

Aumumer 11.

noch einmal kurz vor Augen ſtellen die Segnungen der Reformation und uns noch einmal ein wenig daran ergößen.

Wieder haben wir den 31. October gefeiert. Noch ſind unſere Herzen voll Freude über die großen Gnadenthaten Gottes, deren die lutheriſche Chriſtenheit an dieſem Tage mit dankbarſtem Lobe Gottes gedenkt. Noch klingen im Herzen nach die feurigen Siegeslieder, vor allem „Ein feſte Burg”, das wir geſungen, und der Mund geht über in Rühmen, was Gott uns durch Luther geſchenkt und womit -er uns Lutheraner ſo überreich geſegnet hat. Ach, wir wären ja nicht werth, den Namen „Lutheriſh“ zu tragen, wenn wir des Tages vergäßen, an welchem Gott ein ſo herrlich leuchtendes Gnadenlicht über ſeine Kirche hat aufgehen laſſen und die grauenhafte Finſternis des Todes von ihr genommen, welche faſt ein Jahrtauſend auf ihr laſtete. Bekennt doch ſelbſt der berühmte römiſche Kirchenſchriftſteller Bellarmin von der Zeit vor der Reformation: „Ehe Luther aufUnd wäre trat, war faſt keine Religion mehr auf Erden. Luther nicht gekommen,

von

aller

Welt Güter an .ſih geriſſen und die Chriſten gezwungen, Heu und Stroh zu eſſen.“ Doch wir wollen uns nicht das ſchauerliche Elend vorhalten, dem uns Gott durch Luther entriidt hat, ſondern vielmehr die ſelige Befreiung davon. Ja, wir wollen uns

Aber ach, wo wollen wir anfangen, wo aufhören, das kurz

zu beſchreiben, wofür alle Seligen im Himmel Gott ewig loben

und

danken?

Nun,

wir wollen

nur zwei

Gaben

nennen und ein wenig ausſtreihen. Erkennen wir die Größe und den Werth derſelben redjt, ſo werden wir fine den, daß wir in denſelben den eigentlichen, vollen, ſüßen Kern, ja, den ganzen unermeßlihen Reichthum göttlicher Gnade beſitzen, den Gott dur Luther im Werke der Reformation ſeiner Kirche gegeben hat. Welches ſind nun dieſe zwei Gaben? Die erſte iſt die heilige Schrift. Die zweite iſt der rechte Schlüſſel zu dieſer Schagkammer göttlicher Gnade, nämlich die rechte Erkenntnis des Heilandes JEſu Chriſti, auch die Lehre von der Rechtfertigung genannt. Wie, hat Luther erſt der Kirche Gottes Wort gegeben? Das ſei ferne. Auch in der finſterſten Zeit des Pabſtthums galt die Bibel als Gottes Wort. Ohne dasfelbe gäbe es ja gar keine Kirche, denn fie iſt erbauet auf dieſen Grund der Apoſtel und Propheten, da JEſus Chriſtus der Eckſtein iſt. Aber der Pabſt hatte, ſoviel an ihm lag, die Chriſten des Gebrauches der heiligen Schrift beraubt. Er hatte das Leſen derſelben als eines gefährlichen Buches den Chriſten erſt verdächtigt, dann ſogar mit Androhung der Todes= ſtrafe verboten. Und wie ernſt es ihm mit dieſem Verbot war, das bewies er durch die That. Er Hat z. B. Hunderttauſende der ſogenannten „waldenſiſchen Chriſten“ in Frankreich nur darum unter grauſamen Martern hinſchlachten laſſen, weil ſie die heilige Schrift laſen und verbreiteten. |


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