RC Premium III/2011

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Fachbeitrag

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oo Aktiv Leben mit…

… Krebs! Präventive Onkologie in der Forschung und in der Praxis Von Prof. Dr. Cornelia Ulrich, Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg

Prof. Dr. Cornelia Ulrich

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ie Diagnose „Krebs“ ist für jeden Betroffenen ein Schlag. An Krebs zu erkranken, ist schicksalhaft. So ist die genetische Disposition ein Aspekt bei der Entstehung dieser Erkrankung. Sie kann Menschen treffen, die stets auf ihre Gesundheit geachtet haben. Andere wiederum bleiben trotz „schonungslosen“ Lebenswandels davon unversehrt. Solche – als vermeintlich „gesund“ angesehenen – Personen werden häufig von denjenigen als Ausrede angeführt, die rauchen, sich in die pralle Sonne legen, exzessiv dem Alkohol zugeneigt sind, kalorienreich schlemmen und schweißtreibende Bewegung ganz bewusst vermeiden: „Der ist doch auch damit ganz glücklich alt geworden!“. Welche Argumente lassen sich solchen Ausreden entgegenstellen? Eine ganz wesentliche Erkenntnis der epidemiologischen Forschung lässt sich zusammenfassend voranstellen: Der Zusammenhang zwischen der Lebensweise und der Ausbildung einer

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malignen Tumorerkrankung gilt heute als hinreichend belegt. Es gibt eindeutig krebsfördernde Verhaltensmuster, oder anders formuliert: Wer sich so verhält, wie eingangs beschrieben, minimiert die Wahrscheinlichkeit, vom Krebs verschont zu bleiben. Und immerhin trifft diese Erkrankung im Laufe eines Lebens jeden zweiten Bundesbürger!

Körpers ebenfalls. Auch Brust- und Darmkrebs stehen mit übermäßigem Trinken in Zusammenhang. Alkohol gilt auch als Feind der Bauchspeicheldrüse. Hinzu kommen indirekte und kombinierte Effekte. Alkohol enthält viele Kalorien, macht dick, stört den Insulinhaushalt, verändert die Fettwerte, den Hormonspiegel und fördert indirekt die Entstehung von Krebs.

Wer also sein Glück nicht herausfordern möchte, dem sei folgendes vor Augen geführt:

Körpergewicht und Ernährung spielen bei der Zunahme vieler Erkrankungen eine wichtige Rolle. Das enorme Anwachsen des „pro-Kopf-Konsums“ von Zucker in den vergangenen Jahrzehnten und die Zunahme des „Body Mass-Index“ bis hin zur Fettleibigkeit treiben die Krankheitsraten nach oben. Die Statistiken zur Entwicklung des so genannten metabolischen Syndroms sprechen eine traurige Sprache – und prognostizieren auch eine Zunahme an damit einhergehendenKrebserkrankungen. Eine ausgewogene vorwiegend pflanzenbasierte Ernährung auf natürlicher Basis ist für die Krebsprävention von elementarer Bedeutung – Nahrungsergänzungsmittel dem gegenüber überhaupt nicht (allenfalls mit Ausnahme von Kalzium)!

Rauchen gilt als Lungenkrebsursache Nr. 1. Ohne Tabakgenuss wäre die Erkrankungsrate des schwer therapierbaren Lungenkrebses um 80 bis 90 % geringer. Ähnliches gilt für Tumore am Kehlkopf, in der Mundhöhle, der Speiseröhre und in anderen zahlreichen Organen, z.B. im Magen und Darm. Sonneneinstrahlung – natürlich oder künstlich (Solarium) – rücken immer mehr in den Fokus der Hautkrebsforscher. Insbesondere Kinder und Jugendlich sollten exzessives Sonnenbaden vermeiden. Jeder Sonnenbrand kann irgendwann zur Ausbildung z.B. des besonders gefürchteten Melanoms führen.

Sonnenbrand kann Hautkrebs verursachen

Alkohol in größeren Mengen und mit entsprechender Regelmäßigkeit wirkt nachhaltig belastend – nicht nur auf die Leber, sondern auf andere Organe des

Körperliche Bewegung steht nicht nur in engem Zusammenhang mit Erkrankungen, die einer Tumorbildung vorausgehen. Studien belegen, dass Sport das Krebsrisiko mehrerer Krebsarten direkt senkt. Sportliche Frauen haben ein geringeres Risiko, an einem Mamma- oder Kolonkarzinom zu erkranken. Regelmäßige sportliche Aktivität in der richtigen Dosierung nimmt positiven Einfluss auf den Hormonspiegel. Gerade am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen genießt diese Forschungsrichtung eine hohe Priorität. Es gilt dabei, Erkenntnisse über die Art und Belastungsprinzipien von Bewegungsprogrammen in ihrer Wirkung auf die Krebsentstehung bzw. -vermeidung zu gewinnen. »


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