RC Premium 3/2020

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Ausgabe 3/ 2020

MENSCH & AUFBRUCH IM INTERVIEW

Prof. Dr. med. Andreas Unterberg

Ordinarius und Direktor der Neurochirurgischen Klinik, Universitätsklinikum Heidelberg


DIE CORONA-WARN-APP:

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„Muckibude“ …?

STANDPUNKT

„Die ‚Muckibuden’ dürfen wieder öffnen“. So lautete nicht etwa die Schlagzeile eines liederlichen Boulevardblatts. Diese Worte gebrauchte eine grinsende Sprecherin in den Hauptnachrichten zur besten Sendezeit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Gemeint waren damit wohl Präventionszentren, Gesundheitsstudios und Fitnessclubs. Im gleichen Atemzug nannte sie dann auch noch Bordelle und Spaßbäder, für die der coronabedingte Lockdown ebenfalls enden sollte. Als ich das hörte, galt mein erster Gedanke unseren Mitgliedern, von denen bestimmt einige diese Nachrichtensendung gehört haben und sich fragen mussten: Was meint die Dame da eigentlich – und wen? Etwa mich, der ich zwei- bis dreimal pro Woche ins Zentrum Aktiver Prävention des Racket Centers gehe, um meine Muskulatur zu trainieren, mich manchmal in der Sauna zu entspannen und danach im Kreise Gleichgesinnter beim Essen zusammen zu sitzen? Weil ich davon überzeugt bin, wie gut ein gesundheitsorientiertes Muskeltraining für meine Kraft und mein Selbstvertrauen, mein Immunsystem und meine Widerstandsfähigkeit, mein körperlich-seelisches Wohlbefinden und meine Gehirngesundheit, also kurzum: für meine Lebensqualität im Allgemeinen ist? Bin ich Mitglied einer Muckibude? Und meine Trainingspartner, die ich so gerne treffe – sind das auch „Muckibudengänger“? Ich muss zugeben: diese Gedanken haben mich beschämt. Wie ist die Wahrnehmung unserer Branche in der Öffentlichkeit? Immerhin sind über zehn Prozent der Bundesbürger in professionellen Fitnesseinrichtungen organisiert. Das Durchschnittsalter steigt. Im Zentrum Aktiver Prävention liegt der Altersdurchschnitt der Mitglieder zehn Jahre über dem der Branche. Nicht nur bei uns – insgesamt gelangen diejenigen, für die das Gesundheitsmotiv im Vordergrund steht, immer mehr in Überzahl. Doch anstelle als Teil des Gesundheitswesens wahrgenommen zu werden – und damit in gewissem Sinne als „systemrelevant“ – hört man immer wieder derartige Begriffsbezeichnungen, die unserer Sache nicht gerecht werden. Sich darüber zu ärgern, bringt uns aber nicht weiter. Vielmehr stellt sich die Frage, was wir dazu beitragen können, die öffentliche Wahrnehmung zu verändern und den Respekt zu erhalten, den weite Teile unserer Kolleginnen und Kollegen verdienen. Dieses Life Skills-Magazin – ausschließlich mit eigenem Team redaktionell und gestalterisch kreiert – soll unseren Anspruch unterstreichen: unsere qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in diesen Monaten hochverantwortungsvoll agieren, schöpfen ihre Motivation daraus, zu Ihrer Gesundheit und Ihrem Wohlbefinden beizutragen. Das ist unser Engagement für den Aufbruch einer ganzen Branche, die auf dem Gesundheitsmarkt zunehmend an Bedeutung gewinnt. Davon bringt uns auch despektierliches Gerede nicht ab – im Gegenteil … In diesem Sinne: egal was kommt – wir sind für Sie da! Herzlichst, Ihr

Dr. Matthias Zimmermann

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INHALT

Bildung & Wissen

S. 58

KURZ NOTIERT ...

6

HÄTTEN SIE´S GEWUSST?

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TITEL

Mensch und Aufbruch

BUCHTIPP

Durch Krisen führen – Mensch bleiben! Prof. Dr. Heike Nettelbeck und Bernhard Schreier

FINANZSTRATEGIE Volksbank Kraichgau eG

PERSPEKTIVE Das RC Team in Aufbruchsstimmung

RC EVENT „Talk am Teich“

DER GUTE ZWECK Spökos aus Bayreuth unterstützen TDKET

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20 26 28 30 32

S. 64

Gesundheit & Fitness

KURZ NOTIERT ...

34

KOMMENTAR

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Aufbruch in ein verletzungsfreies Training Kniebeugen

44 48

FIT & GESUND Abbruch? Nein! Aufbruch ... Das ZAP in Zeiten von Corona

Sport und psychische Gesundheit

THERAPEUTENRAT

FIT & GESUND Bäder- und Saunapark AQWA

36

54


IMPRESSUM

Leistung & Erfolg

S. 68 56

WHO´S WHO

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Prof. Dr. Andreas Unterberg, Direktor der Neurochirurgischen Klinik

Mathias Schiemer

3 FRAGEN – 3 ANTWORTEN an Bernd Schmid

FINANZSTRATEGIE

58

68

Eigener Nachhaltigkeitsfonds der Sparkasse Heidelberg

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HERZLICH WILLKOMMEN

72

KINDERSPORT

Ballschule Heidelberg im TRC in neuen Händen

TENNISTRAINING Second Serve

SAFEWORK Zurück ins Büro – aber wie?

DAS LIFE SKILLS-MAGAZIN AUS DEM RACKET CENTER

Herausgeber Racket Center Nußloch GmbH & Co. KG Walldorfer Straße 100 • 69226 Nußloch Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt Dr. Matthias Zimmermann (dr.zimmermann@racket-center.de)

KURZ NOTIERT ...

IM INTERVIEW

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Anzeigen, Kontakt & Beratung Dr. Matthias Zimmermann (partner@gsm-mbh.net) Produktion GSM Gesellschaft für Sportmanagement und Beratung mbH Walldorfer Straße 100 • 69226 Nußloch Layout, Satz, Grafik Denis Herrmann (herrmann@gsm-mbh.net) Fotos Denis Herrmann, Adobe Stock Auflage 6.000 Druck abcdruck GmbH Waldhofer Straße 19 69123 Heidelberg

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Bildung & Wissen

KURZ NOTIERT ...

ZAP Physiotherapie-Patientenbefragung

In den vergangenen vier Jahren haben die ZAP Physiotherapeuten und das Organisationsteam am Empfang das neue Jahr mit einer Befragung der Patientinnen und Patienten begonnen. So erhielten über 1.000 Personen immer im Januar einen Fragebogen, um die Qualität in verschiedenen Bereichen der Physiotherapie zu bewerten. Seit diesem Jahr wird fortlaufend eine Auswertung anhand der Fragebögen vorgenommen, die unmittelbar nach Beendigung der Behandlung online ausgefüllt und übermittelt wird. Natürlich ist es jedem zugestanden, sein Feedback zur Service- und Therapiequalität auf direktem Wege an unser Team zu richten. Zur Objektivität empfehlen wir die Nutzung des Online-Fragebogens.

ZAP Gesundheitslinien „Wissen wirkt ...“ » Prävention » Therapie

ZAP Mitgliederbefragung

Im Rahmen seiner Abschlussarbeit im Studiengang Sportwissenschaft B.A. führt unser studentischer Praktikant Patrick Pfanne von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz eine Umfrage im ZAP durch. In seiner wissenschaftlichen Arbeit untersucht er den Einfluss der Corona-Pandemie auf unser ZAP und den damit verbundenen Umgang sowohl vor als auch nach der behördlich angeordneten Schließung des ZAP. Ziel ist es, die Servicequalität des ZAP besonders in dieser herausfordernden Zeit weiter zu optimieren. Die Ergebnisse stellen wir Ihnen in einer der nächsten Ausgaben unseres RC Premium vor. Wir bedanken uns herzlich bei unseren Mitglieder für die regelmäßige Unterstützung bei unseren wissenschaftliche Projekten!

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Ab September 2020 startet unsere Vortragsreihe wieder mit ausgewiesenen Experten und interessanten Themen. Aufgrund der aktuellen Corona-Verordnung können wir nur einer begrenzten Anzahl an Interessierten die Möglichkeit geben, den Vortrag vor Ort zu besuchen. Wir werden die Vorträge auch aufzeichnen und Ihnen online bereitstellen. Alle Termine und die Anmeldemöglichkeiten finden Sie auf » racket-center.de im Online-Veranstaltungskalender.


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TITEL

Mensch und Aufbruch

Von Krise und Veränderung, Widersprüchlichkeit und Wahrhaftigkeit – Ab-, Um- und Aufbruch von Matthias Zimmermann „Wir brechen auf“. Dieser Satz klingt wie ein Signal. Freunden des guten alten Westernfilms ist damit klar: John Wayne, Clint Eastwood oder welch ein Cowboyheld auch immer schwingt sich in den Sattel und reitet voran, meist der untergehenden Sonne entgegen, nach Westen eben, Richtung unbekanntes Land. Der „Aufbruch“ – Zeichen für einen ebenso hoffnungswie sorgenvollen Start in ein besseres Leben, reich an Chancen und Gefahren gleichermaßen. Der Abschied tränenreich, eine Rückkehr ungewiss, vielleicht auch gar nicht gewollt. Ein Bruch mit dem Alten – auf zu Neuem. Alles andere ist nur ein Ausflug: frei und unbeschwert, der Spannungsgrad überschaubar, die Rückkehr ins traute Heim voller Gewissheiten so sicher wie das Amen in der Kirche. Ein Aufbruch jedoch ist eine echte Veränderung: das Überwinden alter Gewohnheiten, ein Heraustreten aus beherrschbarer Überschaubarkeit und der Sieg über eine Trägheit, die Individuen und Gesellschaft bei Althergebrachtem und Altbewährtem verharren lässt. Instabilität und Veränderung aber sind grundlegende Kennzeichen der Natur – und daher auch typisch für uns Menschen. Manchmal gehen diese Veränderungen mit Brüchen einher: der Abbruch ganzer Lebensentwürfe oder Beziehungen. Gebrochen wird oft auch mit Einstellungen, Haltungen und Denkweisen. Beständiges, das Orientierung gibt, ist plötzlich weg. Ein

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solcher Bruch verunsichert nicht nur die eigene Persönlichkeit. Brüche durchziehen auch ganze Gesellschaften und begründen bisweilen neue historische Epochen, die im Nachhinein als solche definiert werden. Sie machen etablierte Individuen und Gesellschaften zu Suchenden. Das Alte ist nicht mehr. Das Neue ist noch nicht da! Ob sich die Zeit, in der wir heute leben, irgendwann als epochaler Bruch beschreiben lässt, wird die Nachwelt zeigen. Anthropozän, Postindustrialismus, Spätmoderne, Informations- oder Wissens-, Computer- oder Digitalzeitalter – alles Begriffe, die sich in einer Zeit wie dieser mit Inhalt füllen. Klaus Töpfer sagt im politischen Fragebogen in DIE ZEIT (Nr. 34 / 2020, S. 36): Corona hat in fünf Monaten die Labilität der Systeme, die unser Leben tragen, schonungslos offengelegt. Sie zeigt uns, dass Politik sich nicht in der Kunst des Machbaren erschöpfen darf. Vielmehr muss sie hart daran arbeiten, die Wahrheit wahrnehmbar und das Notwendige mehrheitsfähig zu machen. Für den Einzelnen stellen sich die Fragen: Was ist wahr und was ist die Folge daraus? Was ist für mich nicht nur notwendig, sondern wünschenswert? Wie begegne ich Veränderungen, wie reift der Wunsch nach Veränderung in mir und wie wecke ich die Kraft, Veränderungen zu gestalten und zu einem echten Aufbruch werden zu lassen?


Aufbruch? Oder Abbruch!

„Veränderung? Eine Vollbremsung war das – von 200 auf Null!“. So bezeichnet das Gast- und Veranstaltungsgewerbe den Shutdown als Folge der Corona-Pandemie. Ganze Branchen, deren Geschäftsmodell darauf beruht, Menschen zusammenzubringen und ihnen ein guter Gastgeber zu sein, erleben diesen Bruch in einem Ausmaß, der seit dem Ende des 2. Weltkriegs keinen Vergleich kennt. Es ist für Gastronomie- und Veranstaltungsunternehmen, Gesundheits- und Präventionszentren, Therapieeinrichtungen, Fitnessstudios und Sportanbieter der totale Abbruch von Kundenbeziehungen und geschäftlichen Perspektiven. Was über Jahre hinweg mit Cleverness, Fleiß und teils entbehrungsreich aufgebaut wurde, löst sich in wenigen Wochen auf. Der Ausbruch und die Verbreitung des SARS-CoV-2 Virus fordert zum Kampf, der wirtschaftliche Opfer zur Folge hat. Der Einschnitt ist tief, die ökonomischen Veränderungen sind dramatisch – weltweit. Ein Shutdown von Wirtschaft und Gesellschaft, den die Regierungen der Länder dieser Welt in unterschiedlicher Ausprägung verordnen, bedeutet für die Demokratie in der wir leben (dürfen!) ein Shutdown der Grundrechte. Die Politik ist aufgerufen, nach geltendem Recht für eine tragfähige Begründung zu sorgen: Solch weitreichende Maßnahmen müssen einen legitimen Zweck verfolgen, geeignet, erforderlich und angemessen sein. Angemessen heißt, dass es kein milderes Mittel gibt, diesen Zweck zu erreichen. Dabei gilt im Umkehrschluss das Übermaßverbot: Auch im Angesicht von Notlagen und damit dramatisch einhergehenden Veränderungen muss so viel Freiheit wie möglich erhalten bleiben. Doch wer weiß schon, welche Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus und seiner Folgen geeignet sind? Worin genau besteht der Kampf und was eigentlich ist der Zweck der Maßnahmen? Mit diesen Fragen im Hinterkopf wird die interessierte Bevölkerung zu Beobachtern des Bemühens von Politik, Ziele zu definieren (Intensivstationen nicht überlasten – die effektive Reproduktionszahl R unter 1 drücken – das Virus gänzlich zum Verschwinden bringen) und Maßnahmen (totaler Shutdown – Schutz von Risikogruppen – Maskengebot) zu ergreifen. Und sie wird zum Zeugen des Strebens von Wissenschaftlern, für das entscheidungsrelevante Wissen zu sorgen. Wie kaum jemals zuvor nehmen wir alle über die Medien an einem stufenweisen und mehrperspektivischen Prozess der Wahrheitsfindung teil.

Die Corona-Pandemie: Perspektiven und Betrachtungsebenen

Da ist zunächst die Perspektive aus virologischer Sicht und als erste Stufe die Beschreibung des Phänomens. Virologen beschreiben das Virus in den Eigenschaften und Ausprägungen, die für uns Menschen relevant sind. Von besonderer Relevanz ist die Beobachtung, dass das Virus vorwiegend über Tröpfchen und Aerosole von Mensch zu Mensch überspringt. Ein Mensch ist infektiös, schon mehrere Tage bevor er Symptome verspürt. Bis jemand erkrankt, kann es sein, dass er trotz sofortiger (Selbst-) Isolation das Virus bereits mehrfach an andere übertragen hat. Auch dieses Virus ist anpassungsfähig und kann seine Eigenschaften verändern. Daher ist die

aktuelle Forschungsfrage, wie lange die Immunantwort auf SarsCoV-19 andauert, was dies für die Wirksamkeit eines Impfstoffs bedeutet und – als derzeit wohl wichtigste Frage: wann wird ein Vakzin verfügbar sein, das eine bessere Immunantwort erzeugt, als eine natürliche Infektion? Es scheint vermessen zu glauben, dass dieses Virus damit aus der Welt ist. Dagegen ist davon auszugehen, dass sich bei mehrmaliger Infektion durch die Immunität der Krankheitsverlauf mildert. Mediziner beschreiben ein Spektrum von Infektionsfolgen. Dieses reicht von völliger Symptomfreiheit bis hin zu einer Lungenentzündung, die im schlimmsten Fall zum Tode führt. Neuere Untersuchungen zeigen: die Menschen sterben nicht mit, sondern an Corona. Bei 86 Prozent kann Covid-19 als die alleinige Todesursache ausgemacht werden. Männer sterben doppelt so häufig wie Frauen. Der Todeszeitpunkt liegt 10 Jahre unter dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. Zwar trifft eine schwerwiegende Covid-19 Erkrankung vorwiegend Ältere mit Vorerkrankungen und Übergewicht, aber eben nicht nur. Auch Jüngere und vermeintlich Gesunde sind vor dramatischen Krankheitsverläufen nicht gefeit. Dabei ist nicht nur die Lunge betroffen. Es zeigt sich, dass auch andere Organe in Mitleidenschaft gezogen werden können. Bleibende Schäden und Langzeitfolgen können bei niemanden ausgeschlossen werden. (Infektions-)Epidemiologen schätzen die Basisreproduktionszahl (R0) des Virus im Bereich zwischen 2,4 und 3,3. Diese Mittelwerte zeigen die Zahl derer, die ein Infizierter ansteckt, wenn weder Immunisierung, Impfung oder eindämmende Maßnahmen stattgefunden haben. R0 ist ein Schätzwert für die Dynamik der Ausbreitung. SARS-CoV-2 ist ähnlich dynamisch wie die Spanische Grippe im Jahre 1918. Dieser Influenzavirus tötete weltweit schätzungsweise zwischen 27 und 50 Millionen Menschen – bei einer Weltbevölkerung von damals unter 2 Mrd. im Vergleich zu heute 7,8 Mrd. Das entspricht mehr als dem Dreifachen an Toten als im ersten Weltkrieg. Die effektive Reproduktionszahl gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter unter den aktuellen Bedingungen im Durchschnitt ansteckt. Diese Bedingungen und damit auch der R-Wert sind durch Maßnahmen beeinflussbar und insofern ein Erfolgsfaktor für deren Eignung. Die Reproduktionszahl 7-Tage-R ist ein geglätteter Wert, um Trends zuverlässig abbilden zu können, da bei durchschnittlich niedrigerer Zahl von Neuinfektionen einzelne Ausbrüche (in Hot Spots – also in Altenheimen, auf Partys etc.) für verhältnismäßig starke Schwankungen des R-Werts sorgen. Ziel der Pandemiebekämpfung ist es, den R-Wert dauerhaft unter 1 und in Richtung 0 zu drücken. All diese Werte basieren auf Schätzungen, die umso genauer werden, je mehr Informationen zur Verfügung stehen. Für den Einzelnen bedeutet dies: Es lässt sich schwer schätzen, ob die Wahrscheinlichkeit, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren, eine Covid-19 Erkrankung auszubilden und Schaden zu nehmen, höher ist als die Wahrscheinlichkeit, durch die Folgen der Maßnahmen (Verschiebung medizinischer Behandlungen, Einschränkung von sportlichen Trainingsaktivitäten, psychische Belastungen etc.) gesundheitliche

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Beeinträchtigungen davonzutragen (siehe DER SPIEGEL Nr. 24/2020, S. 26ff.). Epidemiologie, Virologie und klinische Medizin erklären SARS-CoV-2 und Covid-19 als diffus, dynamisch und in seinen Auswirkungen auf den Einzelnen kaum vorhersehbar. Kurzum: Corona ist gefährlich!

Corona-Krise und Konsequenzen

Besonnene Achtsamkeit ist das oberste Gebot der Verantwortung – nicht nur gegenüber sich selbst, sondern gegenüber anderen. So gesehen „passt“ Corona in unsere moderne Welt, in der wir vor der Herausforderung stehen, mit Komplexität und Unsicherheit umzugehen, unter diesen Bedingungen zu handeln und den Überblick zu bewahren. Die Pandemie führt uns von den alltäglichen Herausforderungen in den Grenzbereich der situativen Überforderung. Kurzum: Wir erleben eine Krise! Das Aufkommen von Corona hat nicht nur politische Verantwortungsträger, sondern uns alle vor die Aufgabe gestellt, eine bedingt beschreib- und schwer erklärbare Situation zu bewerten, zu beurteilen, um auf der Basis unvollkommener Information weitreichende Entscheidungen zu treffen. Diese Krise hat offenbart, dass die vielfach formulierte Erwartung, Politik möge der Wissenschaft folgen, ins Leere läuft. Wissenschaft unter der Bedingung von Schnelligkeit kann wenig umfassende und verlässliche Theorien erarbeiten. Man steht am Anfang: Thesen begegnen Gegenthesen. Die Erfahrungszeitspanne, um valide empirische Befunde zu erhalten, ist gering. Dennoch muss eine Wahl getroffen werden zwischen Sicherheit und Freiheit, im Lichte der Verpflichtung zu Verantwortung und Vernunft, als gelebter Respekt vor der Unversehrtheit der Mitmenschen (Schirach und Kluge 2020 in „Trotzdem“). In unserer ständigen Abwägung ist uns die Sicherheit näher als die Freiheit – unser Sicherheitsbedürfnis wiegt schwerer als unsere Freiheitsliebe. Das Verhalten der breiten Bevölkerung ist dafür der beste Beleg. Diejenigen, die die Gefährlichkeit von Corona leugnen, Hygienevorschriften mit Füßen treten und sich unbeeindruckt in großen Gruppen auf engstem Raum in Party- oder auch Demo-Laune zusammenballen, sind deutlich in der Unterzahl. Ein überhöhtes Bedeutungsmaß aber erhalten sie nicht nur – wie üblich in der aufmerksamkeitsgetriebenen Pressewelt – durch die mediale Berichterstattung. Ihre Bedeutung gewinnen diese relativ wenigen Personen dadurch, dass sie einen erheblichen Risikofaktor bei der Verbreitung des Virus darstellen. Ihr Anspruch, ihr Leben uneingeschränkt weiterzuführen wie bisher und ihr Unwillen zu Veränderungen, gefährden die Unversehrtheit anderer und die Erfolge im Kampf gegen Corona. Die gesamte Gesellschaft erlebt einen Abbruch von Gewohntem und Bewährtem. Die Vernünftigen akzeptieren die Notwendigkeit auferlegter Verhaltensänderungen und entwickeln Strategien, um damit umzugehen. Damit umzugehen meint, mit diesem Abbruch leben lernen. Von einer Zeit des Aufbruchs sprechen (noch) sehr wenige. Wir leben in einer schwierigen Übergangszone zwischen Alt und Neu. Die Psychologin Ursula Nuber (Psychologie heute, Nr. 51/2017, S. 38) nennt das „Niemandsland: ein Ort, an dem man sich fühlt wie in einem ruderlosen Boot auf hoher See“.

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Widersprüche und Wahrheit

Unterschiedliche Beschreibungen, Erklärungen und Beurteilungen aus verschiedenen Perspektiven – sowohl aus epidemiologischer, virologischer und medizinischer, als auch aus ökonomischer und gesellschaftlicher, juristischer und ethischer Sicht – sind nicht nur ein Indiz für die Komplexität eines Phänomens. Entgegen der weitverbreiteten Auffassung der Allgemeinheit, die Wissenschaft schaffe unbedingte Klarheit und könne die Richtung vorgeben, ist die Unterschiedlichkeit von Einschätzungen für die Wissenschaft geradezu kennzeichnend. Das Aufkommen von Corona wirft unzählige Fragen auf, die für unsere Unversehrtheit von existentieller Bedeutung sind. Wir erwarten eindeutige Antworten und erhalten teils gegenteilige Thesen. Genau darin liegt die Natur der Wissenschaft. Eine Theorie kann herausragend sein, aber niemals wahr. Sie besitzt nur so lange Gültigkeit, so lange sie nicht widerlegt ist. Ein Erkenntnisfortschritt vollzieht sich nach dem Prinzip „Trial and Error“ – Versuch und Irrtum. Es herrscht das ständige Bemühen, vorhandenes Wissen zu falsifizieren. Karl Popper vertrat die Auffassung, dass es so etwas wie eine exakte Wissenschaft gar nicht geben kann. So geht das Streben nach Wahrheit mit Widersprüchen einher. Persönlich beobachten zu dürfen, wie wir Menschen im Jahre 2020 mit Widersprüchlichkeit umgehen, hätte sich Georg Friedrich Wilhelm Hegel möglicherweise als Geschenk zu seinem 250ten Geburtstag gewünscht. Stellen wir uns vor, dieser außergewöhnliche Denker würde ein Vierteljahrhundert später in seine Geburtsstadt Stuttgart oder an den Ort seines Ablebens Berlin zurückkehren. Mit der Freude an diesem Geschenk wäre es schnell vorbei, würde er sich inmitten einer Corona-Demonstration wiederfinden. Er wäre entsetzt ob der Vermessenheit des Anspruchs, die Wissenschaft möge stringent, eindeutig und widerspruchsfrei die Grundlage liefern, um klare politische Entscheidungen zu treffen, die für jeden nachvollziehbar sind und deren Gültigkeit die Anerkennung aller findet. Stattdessen werden jede Unschärfe und jeder Widerspruch als Beleg dafür gewertet, dass differenziertes Nachdenken und Abwägen doch gar nichts brächten und sowieso alles nur Lüge zum Eigennutz gewisser Hintermänner sei. Folglich gäbe es keine Notwendigkeit, seine Freiheit einzuschränken. Vielmehr sei es absolut unzumutbar, sein Leben zu ändern (was dann wohl auch für die Klimakrise oder für andere globale Herausforderungen gilt). Er wäre erstaunt darüber, dass Menschen auch nach so vielen Generationen, mit enormen Lern- und Entwicklungschancen, nur solche Argumente für sich gelten lassen, die ihr Weltbild bestätigen. (Was heute in der Kognitionspsychologie „confimation bias“ genannt wird). Befremdlich wäre ihm sicherlich auch, mit welcher Inbrunst der inneren Überzeugung nur der eigenen Meinung die absolute Gültigkeit beigemessen wird (Overconfidence- oder Dunning-Kruger-Effekt: die kognitive Verzerrung im Selbstverständnis inkompetenter Menschen, das eigene Wissen und Können zu überschätzen). Trotz all der technischen Errungenschaften und des Glanzes unserer modernen Städte würde er sich inmitten solch kruder Gruppierungen – vereint


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in der Ablehnung demokratischer Institutionen und Exekutiventscheidungen, jedoch ohne politische Verortung – vermutlich zurückversetzt fühlen in die Zeit vor der Aufklärung. Allerdings wäre die Obrigkeit damals mit solchen Versammlungen anders umgegangen. Die Demonstranten von heute aber berufen sich auf ein Privileg, dessen demokratische Grundlage sie bekämpfen.

Dialektik und Wissenschaft, Bildung und Menschenfreundlichkeit

Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts hat Hegel ganz im Geiste der Aufklärung und der Kant´schen Philosophie dafür plädiert, dass unser Denken beweglicher werden muss! Was ist denn nun wahr? Und worin besteht die Wirklichkeit? Hegel sieht die gesamte Wirklichkeit gekennzeichnet durch eine Dynamik, in der das Werden und das Vergehen Momente eines Prozesses sind, der erst als Ganzes das Wahre ist. „Alles verändert sich und wird zu seinem Gegensatz, um schließlich wieder zu sich zurückzukehren“ (G. F. W. Hegel: Die Welt ist Geist). Er begründet die Denkweise der Dialektik und charakterisiert diese als wahre Wirklichkeit. Hegel wäre versöhnt, wenn er an jenem Prozess des Werdens und Vergehens von Argumenten, den wir rund um Corona weitestgehend erleben, teilhaben könnte. Er würde sich einer lebendigen Diskussionskultur erfreuen, in der Thesen gegeneinandergestellt werden. Argumente, die widersprüchlich für uns erscheinen, wären ihm eine Freude. Er meint: Der Widerspruch ist für die Wahrheitsfindung unabdingbar. Dialektisches Denken übergeht den Satz des Widerspruchs, der unserem Verständnis der Logik grundsätzlich innewohnt. Hegel versteht den Widerspruch nicht als Symptom falschen Denkens, sondern als Moment der Wahrheit. Die Natur weist Gegensätze auf und braucht diese für ihre Entwicklung – mit dem Denken muss es sich demnach genauso verhalten. „Der Widerspruch ist ein Anzeichen des Wahren, nicht des Falschen“. So erschließt sich die Wahrheit schrittweise in einem anstrengenden Denkprozess. Jeder tut sich mit der Denkform der Dialektik schwer. Nie wird etwas „festgestellt“, so dass man darin Halt finden könnte. Stattdessen ist alles im ständigen Fluss: von der These über die Antithese zur Synthese, die wiederum die These des nächsten Dreischritts ist. Dabei muss alles mitgedacht werden, denn erst das Ganze ist das Wahre. Das Denken verliert seinen festen gegenständlichen Boden – das starre Denken wird erschüttert und in Bewegung versetzt, um der lebendigen Wirklichkeit entsprechen zu können. Das macht das Denken unbequemer und schwerer, aber tatsächlich wirklichkeitsnäher und wahrer. (Nach einer Audiodokumentation von Michael Conradt). Das auszuhalten ist Bildung. Oder – wie Hans-Georg Gadamer sagt: „Bildung ist die Fähigkeit, die Welt aus der Perspektive eines anderen zu sehen.“ So tut man gut daran, in Erwägung zu ziehen, dass der andere Recht haben könnte. Für eine offene Gesellschaft ist Dialektik eine grundlegende Voraussetzung – für die Wissenschaft ist sie Prinzip der sukzessiven

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G. F. W. Hegel

Annäherung an die Wirklichkeit. Gerade, aber nicht nur, im Lichte von Krisen sehen wir Menschen uns vor die Aufgabe gestellt, geduldiger und tiefgreifender mitzudenken, als wir das möglicherweise gewohnt sind. Dabei kommt es nicht allein auf Intelligenz und Bildung an. Beides bleibt leer, wenn sie nicht menschenfreundlich sind!

Auferlegte Veränderung und gesellschaftlicher Wandel

Mit der Pandemie werden wir wohl noch eine Weile leben müssen. Ein solches Ereignis – in anderer Form, aber mit ähnlichen Konsequenzen – wird auch in Zukunft ein drohendes Krisenszenario bleiben, das niemand sich ausgedacht, gewünscht oder gar erzeugt hat. Corona bedeutet eine Veränderung unseres gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens, die uns von einem Naturphänomen in wenigen Wochen aufgezwungen wurde. Wie gehen wir als Gesellschaft damit um, den sozialen Kontakt zu verändern, Abstand zu halten, auf Handshake und andere Berührungen zu verzichten? Das Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim identifiziert in einer Studie unter 666 Sechzehn- bis Fünfundzwanzigjährigen 57 Prozent psychisch Belastete und 38 Prozent, die mittel bis schwer unter den Veränderungen der Corona-Krise leiden (RNZ vom 20.08.2020, S. 1). Das Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP) der Universität Leipzig hingegen ermittelt kaum Auswirkungen auf die psychische Gesundheit älterer Menschen. Danach hätten über 65-Jährige die Einschränkungen besser überstanden als bislang angenommen. Auch stehen die Älteren sehr viel stärker hinter den Maßnahmen zur Eindämmung des Virus (Dt. Ärzteblatt vom 22. Juli 2020). Die 1.005 befragten Senioren unterschieden sich in den Ergebnissen in Bezug auf Depressivität, Ängstlichkeit, Somatisierung und Einsamkeit nicht von den Resultaten, die man für die deutsche Allgemeinbevölkerung aus


Vor-Pandemie-Zeiten kennt. Soweit die Beschreibung. Zu den erklärenden Einflüssen existieren Thesen, es bedarf aber weiterer Studien. Eine mögliche Erklärung ist die Einsicht in die Maßnahmen. Eine andere ist die persönliche Wahrnehmung von Freiheit und deren Beschränkung im Lichte der eigenen Lebenserfahrung. So unterschiedlich die Krisen-Wahrnehmung innerhalb verschiedener Gesellschaftsteile ist, so spezifisch muss die Aufmerksamkeit sein, die Gesetzgeber, politische Entscheidungsträger und natürlich zuallererst auch die Mitmenschen aufbringen. Diese Krise macht sichtbar, wie dem Stellenwert von Kindern und Jugendlichen in unserer Gesellschaft entsprochen wird. Bewerten müssen das insbesondere die Familien mit Kindergarten- und Schulkindern. Neben den Folgen für das kulturelle Leben – größere Veranstaltungen sind praktisch zum Erliegen gekommen – sind die ökonomischen Auswirkungen weltweit dramatisch. Es gibt kein Land mehr, in dem die Wirtschaft nicht schrumpft. Die Krise macht nicht nur die Bedeutung der gesellschaftlichen Verbundenheit, sondern vor allem der globalen wirtschaftlichen Vernetzung deutlich. Gewinner sind die Onlinekonzerne – die Individualisierungs- und Vereinzelungs-(Pro-) Motoren des Systems, in dem wir leben. Gewinnen aber tun die wenigsten. Stattdessen steigen überall die Arbeitslosenzahlen. Deutsche Unternehmen bedienen sich auf breiter Front des Instruments der Kurzarbeit und viele Betriebe

stellen auf Homeoffice um. Das Büro zu Hause wird zur modernen Form der Sesshaftigkeit. Lässt sich dies als Signal für den Aufbruch in eine neue Arbeitswelt und in veränderte Unternehmenskulturen deuten?

Zeit zum Nachdenken – und zum Selbstentscheiden!

Soziale Absicherungssysteme, Digitalisierung, Flexibilität und Innovationsbereitschaft, kennzeichnen die derzeitige Situation. Vor allem aber haben mehr Menschen mehr Zeit zum Nachdenken – auch, um festzustellen: Die schleichenden, in Summe aber enormen politischen und technologischen Veränderungen der letzten 30 Jahre, werden uns erst jetzt so richtig bewusst. Es wäre eine positive Konsequenz aus der Krise, wenn dieses Nachdenken dazu führt, für diese Veränderungen eine differenzierte Form der Wertschätzung zu entwickeln. Die Einschränkung der Freiheitsrechte erinnert uns daran, dass viele Menschen erst vor 30 Jahren in den Genuss von Freiheit gekommen sind. Ebendiese Freiheitrechte und Freiheitschancen reichen über die Wahlfreiheit zwischen hundert verschiedenen Sorten Schokolade weit hinaus! Es wird übersehen, dass im Jahre 1989 lediglich 41 Prozent der Staaten dieser Welt demokratisch regiert wurden. In nur drei Jahrzehnten stieg die Quote der demokratischen Staatsformen auf 63 Prozent. Der aktuelle Freedom House-Bericht für 2018 allerdings sieht die „Demokratie in der Krise“. Man vergisst leicht, dass die freiheitliche Demokratie eben keine Selbstverständlichkeit ist. Anzeige

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Und ob immerwährendes Wachstum eine Selbstverständlichkeit ist? Kehren wir zurück zu einer Normalität wie vor Corona? Oder steckt der Aufbruch in eine neue Zeitrechnung in der „Wende zum Weniger“ (Serie in DIE ZEIT seit 9. Juli 2020). So fiel schon lange vor der Krise das durchschnittliche Wachstum pro Kopf in den reichsten Nationen seit Mitte der 1960er-Jahre von über vier auf gerade noch ein Prozent. Ist die Krise der Schritt in eine „Postwachstumsepoche“? Tatsächlich müssen wir über die Frage nachdenken, wie sich Konsum und Wirtschaft so verändern lassen, dass die Natur überleben kann (siehe „Mensch und Klima“, in RC Premium II/2020). Ferdinand von Schirach ist der Meinung, dass die Corona-Krise ein entscheidendes Momentum für eine gesellschaftliche und politische Veränderung erzeugt hat: „Vielleicht zum ersten Mal in der Geschichte der modernen Staaten haben wir gesehen, dass die Politik alles ermöglichen kann. Nie wieder wird deshalb ein Politiker zu einer jungen Frau sagen können, Klimaschutzmaßnahmen seien nicht zu verwirklichen, weil sie zu teuer sind, zu kompliziert oder die Gesellschaft zu sehr einschränken. Offenbar ist alles möglich, wenn Gefahr droht. Warum sollen wir die gewonnen Einsichten und Lehren nicht ins Positive wenden?“ Die Corona-Krise selbst ist die Stunde der Pragmatiker. Es muss entschieden und gehandelt werden. Gleichzeitig aber eröffnet eine Zäsur wie diese die Möglichkeit, visionär darüber nachzudenken, wie wir in Zukunft leben wollen und darüber zu entscheiden, wie wir uns die Gesellschaft wünschen. Was bedeuten uns zum Beispiel eine intakte Umwelt, der uneingeschränkte Besitz unserer Daten, die Priorität universaler Menschenrechte vor ökonomischen Interessen, mehr Zeit mit den Menschen, die uns nahestehen – und die Chancen anderer auch in ganz anderen Ecken dieser Welt?

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Wie halten wir es mit dem Verhältnis zwischen dem Ich und dem Wir? Jedes Jahr im Juli und August beschweren sich Menschen über Lärm und Staub, wenn Landwirte die Ernte einfahren. Nachts ernten? Oder auch das Windrad in Sichtweite? Die Stromtrasse durch die Heimat? Das stört des Bürgers beschauliche Ruhe, wenn er auf dem Elektrogrill sein preisgünstiges Schweinefleischschnäppchen zubereiten will. Ich schlägt wir – ist das so? Dominieren Reflex und Selbstsucht über Vernunft und Gemeinwohldenken? Wie messen wir Wachstum? Der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph E. Stiglitz sagt, dass all die etablierten Wege, wie wir ökonomischen Fortschritt messen, keinerlei Hinweis darauf geben, dass wir in punkto Klima, Ungleichheit oder Demokratie-Krise ein Problem haben. Drastischer formulierte dies Robert Kennedy schon vor über 50 Jahren: „Das Bruttoinlandsprodukt misst alles außer dem, was das Leben lebenswert macht“. Immer mehr Menschen erkennen für sich, dass ein besseres Leben nicht primär mit einem steigenden materiellen und ökonomisch höheren Lebensstandard zu tun hat. Genannt wird dieses Phänomen „Easterlin-Paradox“: Ab einem gewissen durchschnittlichen Einkommen pro Kopf seigt die durchschnittliche Zufriedenheit der Menschen nicht mehr an, wenn sich das Einkommen weiter erhöht. Noch mehr Wohlstand führt nicht automatisch zu mehr Lebensqualität. Der amerikanische Journalist und Humorist Robert Quillen fasst diesen Grenznutzen im Streben nach Glück in die ihm eigenen satirischen Worte: „Zu viele Leute geben Geld aus, das sie nicht haben, um Dinge zu kaufen, die sie nicht brauchen, um damit Leute zu beeindrucken, die sie nicht mögen“. Genau dies steigert das Bruttosozialprodukt, möglicherweise auch die eigene Kaufkraft – nicht zwangsläufig aber das individuelle Glücklichsein.


So taucht immer öfter die Frage auf: Brauchen wir Wachstum? Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts Clemens Fuest hat dazu eine klare (Experten-)Meinung. Er sieht im Wachstum, ausgedrückt in der Steigerung des Bruttosozialprodukts, keinen Selbstzweck. Wirtschaftswachstum ist das Ergebnis individueller Entscheidungen von Individuen mit individuellen Präferenzen. Dieses Maß resultiert aus freiheitlichen ökonomischen Austauschbeziehungen, die Menschen mit ihrem Geldbeutel bewerten. Ob nach Krisen sich vieles verändern könnte? Klaus Töpfer hofft, die Menschen mögen nicht weiter „an Konsumbulimie ersticken“. Dagegen meint Fuest: „Tatsächlich kehren die meisten rasch zu ihren alten Gewohnheiten zurück“. (DIE ZEIT, Nr. 29/2020, S. 21).

nung überzugehen. Vielmehr gilt es, das Durcheinander – bisweilen Chaos, Stillstand, Leid oder gar Verzweiflung – auszuhalten. Es braucht Zeit zu akzeptieren, dass die alte Welt, in der man es sich persönlich eingerichtet hat, so nicht mehr existiert. Stück für Stück müssen Verhaltensweisen, Gewohnheiten und Denkmuster, die mit der alten Situation verbunden waren, verändert werden. Krisen jedweder Art als Phasen der Labilität einen Sinn abzugewinnen, fällt schwer. Genau das aber ist für die eigene Identität und deren Fortkommen umso wichtiger. Dadurch gewinnt der Respekt vor der Realität, wie Sigmund Freud sagt. Wer die Lebensrealität als Freiheitschance begreift, erkennt die Möglichkeiten und entwickelt Ideen, alte Gewohnheiten durch neue zu ersetzen.

Aufbruch und Commitment: Verharren in Gewohnheit oder Mut zur Ungewissheit?

Unsere Identität ist die Summe unserer Gewohnheiten. Wir sind das, was wir immer tun und erfreuen uns eines Lebens im Energiespargang. Die neuronalen Verbindungen in unserem Gehirn sind wie Trampelpfade, die bequem, ökonomisch und in der Regel auch nützlich für uns sind. Sie werfen uns immer wieder auf das Gewohnte zurück und lassen uns in einem Gefühl von Sicherheit verharren. Mehr als 45 Prozent unserer täglichen Handlungen beruhen nicht auf bewusstem Nachdenken, sondern auf Gewohnheiten. Automatische

Die Rückkehr zu alten Gewohnheiten! Wollen wir wirklich einfach nur zurück zur Normalität – zu Routine, Alltag und Gewohntem? Oder weckt Corona Sehnsüchte, lässt verborgene Wünsche zutage treten und trennt Wichtiges von Unwichtigem? Es ist ein Stück Lebenskunst, einen Abbruch in einen Aufbruch zu verwandeln. Psychologen empfehlen hierfür, eben gerade nicht schnellstmöglich zur Tagesord-

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Abläufe entziehen sich dem Prozess der Kontrolle, Prüfung und Veränderung. Also: warum Energie verschwenden …? Stattdessen betreten wir mit dem Nachgehen eigener Wünsche nach Veränderung das Land der Ungewissheit. Dort gehen Hoffnung und Zweifel Seit an Seit. Dem Zweifel zu widerstehen und hoffnungsfroh der Frage nachzugehen, wer man sein will, ist kräftezehrend und verlangt nach viel Energie. Diese Energie erwächst aus der Erkenntnis, dass man es sich wert ist, das Beste aus seinem Leben zu machen. Ein Veränderungsdruck von außen darf nicht die Richtung des eigenen Lebens diktieren. Stattdessen heißt wahre Veränderung, von innen heraus zurückzukehren zum Ursprung, um der Mensch zu werden, als der man eigentlich gedacht ist: „Werde, der Du bist“! Ein Aufbruch zu seinem Selbst braucht den Mut, Gewohnheiten durch höhere Ziele zu ersetzen. Doch was nutzt das höchste Ziel, wenn die Bereitschaft und die Kraft nicht reichen, das Ziel mit der notwenigen Nachhaltigkeit anzustreben? Alle notwendigen Tugenden und Eigenschaften wie Wille, Motivation, Engagement oder Ausdauer fließen ein in das, was man Commitment nennt. Dies meint die psychische Bindung an eine Sache mit der Bereitschaft, diese Bindung aufrecht zu halten und zu pflegen – insbesondere auch dann, wenn Widerstände auftreten. Statt Ehrgeiz dominieren Hingabe und die Lust am Gelingen. In diesem Streben ist man auch bereit, Rückschläge, Frustration und Enttäuschung auszuhalten, weil man das Wollen ernst gemeint hat und immer noch von der Entscheidung überzeugt ist. Commitment erfordert die bewusste Konzentration auf den eingeschlagenen Weg. Manchmal bedeutet dies auch, gar keinen Plan B in der Tasche zu haben. Zur Stabilisierung von Veränderungen sollte man sich mit einer gewissen Ausschließlichkeit darauf konzentrieren. Gut genug ist oft weit besser, als stets etwas noch Besseres herausholen zu wollen – schlicht aufgrund der Tatsache, dass eine komplexe und veränderliche Welt keine beste Option bereithält.

einschneidendere Krisen mit viel dramatischeren Konsequenzen durchleben müssen. In einem historischen, und auch in einem globalen Vergleich, sind wir hierzulande privilegiert und werden dies (hoffentlich) auch bleiben. Das ist kein Trost für diejenigen, die einen schweren Krankheitsverlauf durchlebt haben und nach wie vor darunter leiden – und noch viel weniger für jemanden, der einen Nahestehenden durch die Corona-Pandemie verloren hat. Verschlimmernd kommt hinzu, dass oft ein würdevoller Abschied aufgrund der besonderen Umstände nicht möglich war. In der Diskussion zwischen Vertretern der politischen Institutionen, der Wissenschaft, der Zivilgesellschaft und einzelner Bürger könnte man glauben, die Corona-Krise betrifft nur uns Industriestaaten, also die ökonomisch Etablierten, die durch eine schrumpfende Wirtschaft besondere Einbußen verkraften müssen. Stattdessen betrifft die Krise gerade die Ärmsten der Armen in den Entwicklungsländern – aber nicht nur. Auch in modernen wirtschaftsstarken Ländern, die ihre Sozialversicherungssysteme vernachlässigen, schlägt der Erreger in den unteren sozialen Schichten umso mehr zu. Wenn wir also darüber sprechen, was unser Leben besser macht, dann betrifft der oben erwähnte Easterlin-Effekt nur eine Minderheit der Erdbevölkerung. Für die weit überwiegende Mehrheit der Menschen auf unserem Globus besteht die Vorstellung von einer besseren Welt nicht in mehr Yogakursen, veganen Speisekarten in Schulkantinen oder der freien Wahlmöglichkeit des Psychotherapeuten. Für den Großteil der Weltbevölkerung besteht ein besseres Leben in einem Mehr an Energie, landwirtschaftlichen Erzeugnissen und pharmazeutischen Produkten. In vielen Regionen dieser Welt und für viele Menschen ist Corona eine sehr viel weitreichendere und dramatischere Katastrophe.

Ja, das mag durchaus so sein: Dieser Beitrag wirft mehr Fragen auf als er beantwortet. Man kann das bedauern, kritisieren oder deuten – deuten als Übergangs-, Um- oder Aufbruchsphase. Was wir im Jahre 2020 erleben, ist eine globale Krise. Dazu sei folgendes gesagt:

Diese Relativierungen ganz am Ende dieses Aufsatzes erwecken nochmals große Nachdenklichkeit. Gut so! Denn Nachdenklichkeit – der offen-kritische Umgang mit Politik und Wissenschaft, Widersprüchen und Wahrhaftigkeit – muss regelmäßig wiedererlernt werden. Etwas flapsig und pauschal formuliert könnte ein Lernprinzip lauten: „Raus aus der Blase“! Klaus Töpfer sieht einen Lernschritt konkret darin, die „wissenschaftlichen Erkenntnisse unbedingt in demokratische Strukturen einzubringen“. (In: Verändern. Eine Sonderbeilage der Baden-Württemberg Stiftung 2020, S. 20ff.). Dennoch können weder Wissenschaft und Politik noch sonstige Institutionen und Personen oder gar die so genannte Künstliche Intelligenz uns das „bewegliche Denken“ abnehmen. Niemand außer ich selbst kann, darf und muss auch darüber entscheiden, worin für mich persönlich die Steigerung der Qualität meines Daseinsempfindens besteht. Und über allem steht die große Sinnfrage: Wer möchte ich sein und wie wollen wir leben?

In einer „sensationierten Medienwelt“, wie David Richard Precht das nennt, mag man den Eindruck gewinnen, dass wir in einer Jahrtausendkrise leben. Betrachtet man sich vergangene Jahrhunderte, haben alle Generationen vor uns weit

So können Krisen eine gute Möglichkeit sein, auch über ein Grundverständnis von gesellschaftlicher Verbesserung zu diskutieren. Bei all dem Wachstum und den großen Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte ist folgende These

Die Philosophie-Professorin Ruth Chang (Psychologie heute, 51/2017, S. 88ff.) meint, man solle mit seiner Entscheidung eine Liebesbeziehung eingehen. „Es ist einer der schädlichen Effekte des modernen Lebens, dass das Gefühl um sich greift, es sei ein Fehler, ein Commitment einzugehen“. Besser ist es, gründlich darüber nachzudenken, wofür ein Einsatz sich lohnt und wofür man stehen kann. „Werden Sie diese Person durch die schwierigen Entscheidungen, die sie treffen“.

Kritisches Fazit: Mehr Fragen als Antworten

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nachdenkenswert: Die große moderne Fortschrittserzählung mit all ihren Verheißungen für ein besseres Leben ist unserer Gesellschaft abhandengekommen. Kann es eine moderne Gesellschaft ohne ein Modell für wirtschaftlichen und kulturellen Fortschritt geben? Was ist der Zukunftsentwurf: Das Beste zu erreichen oder das Schlimmste zu verhüten? Dass es die Kinder einmal besser haben sollen, muss ja nicht bedeuten, immer mehr haben zu sollen. Immer mehr und immer größer, immer schneller und immer weiter? Eine Fortschrittserzählung ist das nicht – bzw. schon längst nicht mehr! Die klassische Fortschrittsvorstellung bedarf einer Renaissance. Oder, wie Maja Göpel (Die Welt neu Denken, Berlin 2020, S. 96) meint: „Es gilt neu zu verhandeln, was den Wohlstand der Menschen übermorgen ausmacht“. Der Soziologe und Leibnitz-Preisträger Andreas Reckwitz ergänzt: „Die wahren gesellschaftlichen Probleme sind eben nicht allein materieller, sondern auch kultureller Art.“ Jedem Einzelnen, der von der Corona-Pandemie in unterschiedlicher Weise betroffen ist, liefert die Krise ganz eigene Einsichten. Diese Krise erzeugt, ganz im Sinne einer Chance, gute Argumente für die Verhandlung dessen, was Wohlstand in der Zukunft bedeuten soll, denn: Das, was unser Leben besser macht, erfahren wir häufig erst dann,

wenn wir es hatten, es uns selbstverständlich geworden ist – und dann abhanden kommt. Oder auch, wenn uns schon vorher etwas verlorengegangen ist, was wir erst durch eine derart gravierende Zäsur während der Zeit der Krise wiederfinden: Nachdenklichkeit, ein differenzierter Umgang mit Wahrheit und Widerspruch und genug Zeit zur kritischen Reflexion der eigenen Gewohnheiten. Dabei wäre viel gewonnen, wenn wir mit einer Gewohnheit brechen: Die Gewohnheit der schnellen, reflexhaften und vorurteilsbelegten Wertung. Damit einhergehend die Festschreibung der eigenen Meinung, die man sich in selektiver Weise fortwährend selbst bestätigt. Das Internet macht´s möglich. Dort lassen sich für jede noch so schwachsinnige Theorie die passenden Argumente finden – jenseits von Plausibilität, Vernunft und Verstand. Also – in einem Satz zum Schluss: Ein epochaler Aufbruch könnte darin bestehen, ohne äußeren Veränderungsdruck für sich selbst Freiheitsräume zu beanspruchen, um diese dahingehend zu nutzen, die persönliche Meinungsbildung, Entscheidungsfindung und Handlungsmaxime von gründlichem, differenziertem und dialektischem Nachdenken leiten zu lassen …!

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HÄTTEN SIE´S GEWUSST?

Alles bewegt sich fort und nichts bleibt. Heraklit, griechischer Philosoph

Hätten Sie gewusst, …

… dass nach dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, rein rechnerisch 15 bis 24-jährige Arbeitnehmer alle zwei Jahre eine neue Stelle antreten? Zum Vergleich: Bei den über 50-Jährigen passiert das im Schnitt nur noch alle sechs Jahre. Die Gründe dafür lassen sich grob nach dem Lebensalter der Personen einteilen. So spielt bei jüngeren Vertretern der Arbeitswelt (18 bis 25 Jahre) meist das Gehalt die größte Rolle als Motivation zum Wechsel ihres Jobs. Die 30- bis 55-Jährigen beschäftigen sich hingehen vermehrt mit Gefühlen von Stress, Über- oder Unterforderung sowie mangelnder Wertschätzung. Letzteres trifft auch auf die Fraktion im gediegenen Alter zu (60 bis 65 Jahre). In der Lebensmitte, meist im Rahmen der Familienplanung, sind private Gründe oftmals die Ursache für das Jobhopping. Arbeitnehmer ab 40 Jahren beschäftigen sich tatsächlich mit den ersten Zipperlein – sprich: Gesundheitliche Gründe spielen hier häufig eine tragende Rolle.

18 RC Premium 3/2020

Hätten Sie gewusst, …

… dass man Ängste überwindet, indem man sich ihnen stellt? Wenn Sie zum Beispiel Angst davor haben, vor Menschen zu sprechen, wird diese Angst nicht gänzlich verschwinden. Sie verschwindet nur kurzfristig. Und zwar immer dann, wenn Sie die Situation vermeiden. Das Problem: Je öfter Sie eine Situation vermeiden, die Ihnen Angst macht, umso bedrohlicher wird sie mit der Zeit. Wenn Sie angstauslösende Situationen vermeiden, bringen Sie sich außerdem um eine sehr wichtige Erfahrung: Angst lässt irgendwann von alleine nach. Wenn die Angst einen Höhepunkt erreicht hat, dann tritt automatisch ein Nachlassen ein. Das nennt man Adaptionsprinzip. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Phase des Nachlassens eintritt. Aber sie tritt auf jeden Fall ein.


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Sport & Sehen: Mit uns sehen Sie Ihren Sport ganz entspannt!

Hätten Sie gewusst, …

Informieren Sie sich jetzt bei uns im Geschäft mitten in Heidelberg.

… dass der guten Lage zum Trotz immer mehr Deutsche das Land verlassen, wie Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen?

• Kontaktlinsen: Bei welchen Sportarten sind sie für Sie sinnvoll?

Insgesamt verließen im Jahr 2015 annähernd 140.000 Deutsche das Land. Das ist eine deutliche Steigerung gegenüber 1991, als es nur knapp 99.000 waren.

• Sportbrillen: Welche sitzen gut und schützen Ihre Augen perfekt?

Zwar sind die Zahlen von 2019 wegen einer in der Zwischenzeit geänderten Methodik nicht eins zu eins vergleichbar doch sie unter-mauern die Tendenz: Gut 270.000 Deutsche verließen 2019 das Land.

Hätten Sie gewusst, …

… dass der Beruf der häufigste Grund für das Auswandern ist? Für die repräsentative Umfrage wurden 10.000 in Deutschland geborene Menschen im Alter zwischen 20 und 70 Jahren befragt, die zwischen Juli 2017 und Juni 2018 ins Ausland gezogen oder aus dem Ausland nach Deutschland zurückgekehrt waren.

• Kinderbrillen: Was empfehlen Experten für den Schul- und Freizeitsport? • Seh-Beratung Sport & Job

Neu bei uns: Sportbrillen von evil eye.

Die meisten nannten den eigenen Beruf als Grund für den Umzug (58 Prozent). Als zweithäufigstes Motiv wurde der Lebensstil im Zielland genannt. Für viele ist aber auch der Beruf des Partners oder der Partnerin entscheidend (37 Prozent).

Hätten Sie gewusst, …

… dass Männer deutlich auswanderungsfreudiger sind als Frauen? Gerade bei den älteren Auswanderern dominieren die Männer das Bild. So wanderten 2015 in der Gruppe der 30- bis 49-Jährigen fast ein Drittel mehr Männer aus als Frauen. Bei den Senioren sind es sogar fast 50 Prozent mehr.

Hätten Sie gewusst, …

… dass seit Jahren die Schweiz ganz oben auf der Ziel-Liste deutscher Auswanderer steht? Etwa 18.000 Deutsche zog es 2015 dorthin. Auf Platz zwei liegen die USA mit ungefähr 13.000 deutschen Einwanderern, gefolgt von Österreich mit gut 10.000 Zuzügen.

Hätten Sie gewusst, …

… dass die Anzahl der deutschen Rückkehrer annähernd genauso hoch ist, wie die der Auswanderer? So verließen 2015 zwar 138.000 deutsche Staatsbürger das Land. Im selben Zeitraum reisten jedoch auch 121.000 wieder zurück. Netto „verlor“ Deutschland also „nur“ gut 17.000 Bürger.

Hätten Sie gewusst, …

… dass in der Jägersprache mit Aufbruch die Eingeweide von erlegtem Wild und die Entfernung derselben aus dem Wildkörper bezeichnet wird? Das rechtzeitige Aufbrechen ist ein wesentlicher Bestandteil der Wildbrethygiene. Der Aufbruch verbleibt üblicherweise im Jagdbezirk und dient anderen Fleischfressern zur Ernährung (z. B. Füchsen, Marderarten, Wildschweinen, Greif- und Rabenvögeln). Das Herz gehört zum Wildbret und wird nicht mit dem Aufbruch entsorgt.

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Heike Nettelbeck / Bernhard Schreier

Durch Krisen führen – Mensch bleiben! Wie man auch in schwierigen Zeiten unternehmerisch und menschlich verantwortungsvoll handelt

Nettelbeck / Schreier

Durch Krisen führen – Mensch bleiben!

BUCH TIPP

Justus von Liebig Verlag

20 RC Premium 3/2020


Durch Krisen führen – Mensch bleiben!

Eine hilfreiche Lektüre für Manager und Mitarbeiter in Unternehmenskrisen und Neuanfängen

M

itten in der Corona-Krise erscheint ein Buch von Prof. Dr. Heike Nettelbeck und Bernhard Schreier, das ein Thema adressiert, das leider bald oder bereits jetzt viele Menschen persönlich angeht: Unternehmenskrisen, Stellenabbau, Jobverlust. Wie es zu diesem Buch kam und warum es sowohl für Krisenmanager als auch für Betroffene wertvoll sein kann, erläutern uns die beiden Autoren im Gespräch.

Unser Magazin steht unter dem Motto „Mensch und Aufbruch“ – was war der Anlass für Ihr Buch? Der Mensch kommt ja in Ihrem Buchtitel vor – vielleicht auch implizit der Aufbruch? Heike Nettelbeck: Mich hat das Thema Stellenabbau und Jobverlust schon seit Jahren sehr beschäftigt, da ich in verschiedenen Rollen immer wieder damit in Berührung gekommen bin – ob als Mitglied eines Krisenmanagementteams, als Moderatorin einer Mitarbeiterversammlung an einem von Schließung bedrohten Produktionsstandort oder selber als Betroffene, deren Abteilung abgebaut und deren eigene Stelle gestrichen wurde, und auch als diejenige, die anderen kündigen sollte, aber vorher lieber selber gekündigt hat. Ich habe in diesen verschiedenen Rollen erkannt, dass es in dem Zusammenhang kein Gut und kein Böse und kein Richtig und kein Falsch gibt und dass auch unternehmerische Entscheidungen zwar schmerzhaft für einzelne Betroffene, aber für das Gesamtsystem notwendig sein können. Zudem können aus einer Langfristperspektive betrachtet auch Menschen persönlich gereift aus einem Jobverlust hervorgehen. Allerdings entstehen weitreichende Konflikte, wenn man sich während solcher Stellenabbauprozesse nicht um Ausgleich zwischen den Beteiligten beziehungsweise Betroffenen und gegenseitiges Verständnis bemüht. Zufälligerweise war ich Ende 2018 auf einer Veranstaltung mit dem Dalai Lama, in der er sinngemäß etwas Derartiges gesagt hat. Und das verbunden mit einer direkten Aufforderung an mich – da ich ihm vorher eine Frage gestellt hatte. Das klingt vielleicht etwas pathetisch, aber ich habe in dem Augenblick wirklich gedacht, ein Buch zu dem schwierigen Thema Stellenabbau sollte mein kleiner Beitrag zur Verbesserung des Arbeitslebens sein und für Verständnis und Ausgleich zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite sorgen. Der Untertitel Ihres Buches lautet: Wie man auch in schwierigen Zeiten unternehmerisch und menschlich verantwortungsvoll handelt. Das klingt in der Theorie sehr sympathisch, aber wie kann das in der Praxis funktionieren?

Heike Nettelbeck: Um diesem entscheidenden Punkt näher zu kommen, habe ich als Dialogpartner Bernhard Schreier gewählt, der 13 Jahre lang als Vorstandsvorsitzender bei der Heidelberger Druckmaschinen AG mehrere Krisen mit einschneidenden Restrukturierungsprogrammen gemanagt hat. Und der trotz aller harten Einschnitte und dem Abbau von rund 8.000 Arbeitsplätzen als Mensch eine wahnsinnige Sympathie genießt. Das merke ich jetzt nach den ersten Reaktionen auf das Buch sogar noch einmal stärker: Selbst ehemalige Verhandlungspartner der Arbeitnehmervertreter und vom Stellenabbau Betroffene bringen ihm einen hohen Respekt für seine Authentizität, Loyalität und Empathie entgegen. Das ist schon sehr bemerkenswert. Bernhard Schreier: Ich hatte dieses Lebenskapitel ja eigentlich schon abgeschlossen, als Heike Nettelbeck mit der Buchidee auf mich zukam. Aber da ich immer an Gedankenaustausch und neuen Anregungen interessiert bin, habe ich mich darauf eingelassen. Und ich muss sagen: Es war zum einen durch die wechselseitigen Impulse ein sehr bereichernder Austausch und zum anderen hat es mir auch noch einmal geholfen, die Ereignisse und Erfahrungen meiner gesamten Zeit als Vorstandsvorsitzender aus einer etwas abgerückten Perspektive zu reflektieren. Und – Heike Nettelbeck hat es eben schon angesprochen – ich bekomme auch sehr viel positives Feedback zu der Art und Weise, wie ich trotz harter Einschnitte zu meinen Werten gestanden habe und menschlich nahbar geblieben bin. Das tut ehrlich gesagt auch gut. Während des aktiven Jobs sagt das selten jemand zu einem – im Gegenteil: da wird von Presse- und Analystenseite zuweilen auch ganz schön auf einen eingeprügelt. Ich habe versucht, mich trotzdem nicht verbiegen zu lassen und glaubwürdig und nachvollziehbar auch selber das zu tun, was ich sage oder von anderen einfordere. Das Stichwort Authentizität ist ja schon gefallen. Loyalität ist auch ein wichtiger Aspekt: Ich bin durch meinen familiären Hintergrund tief verwurzelt mit den Heidelberger Druckmaschinen, unserer Region und den Menschen, die hier leben und arbeiten. Auch heute noch engagiere ich mich aus Überzeugung und mit Begeisterung für die Metropolregion Rhein-Neckar. Und Empathie ist mir dabei sehr wichtig: Ich bin zwar von meiner Veranlagung her nicht der große Networker und Außendarsteller, aber ich versuche immer ein offenes Ohr für meine Mitmenschen zu haben und gut zuzuhören. Das hilft mir, Empfindungen meines Gegenübers zu erkennen, mitzufühlen und so auch bei persönlichen Anliegen weiterhelfen zu

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Die Autoren im Gespräch: Trotz aller Ernsthaftigkeit des Themas wurde zwischendurch auch mal gelacht. Der Humor selbst wird ebenfalls in dem Buch thematisiert – als wichtiges Element der Führung und des persönlichen Krisenmanagements.

können. Grundsätzlich bin ich der tiefen Überzeugung, dass man Menschen lieben muss, um ein guter Manager sein zu können. Ihnen ist es sehr gut gelungen, in Ihrem Buch die unternehmerische Sichtweise mit der menschlichen Perspektive in Einklang zu bringen. Persönliche Erfahrungen von Ihnen beiden stehen zwar im Vordergrund des Dialogs, aber quasi nebenbei erläutern Sie auch die grundlegenden Management-Begriffe und -Konzepte. Dabei sprechen Sie viel von Balance – der Begriff spielt ja im medizinischen Bereich eine große Rolle, aber wie ist er in der Unternehmensführung zu verstehen? Bernhard Schreier: Als Unternehmenslenker ist vieles, was Sie tun, ein BalanceAkt: Sie müssen das operative Geschäft managen, ohne dabei die richtigen Weichenstellungen für die Zukunft zu übersehen. Sie müssen in Innovationen investieren, ohne die bisherigen Cash Cows zu vernachlässigen. Sie wollen Eigenverantwortung, Kreativität und Agilität in Ihrer Belegschaft fördern, müssen aber zig Corporate-Governance-Regeln beachten. Und letztendlich müssen Sie als CEO natürlich die Shareholder zufrieden stellen, wieviel auch immer Sie eigentlich für die Kunden und die Mitarbeiter machen wollen. Dieser Balance-Akt hat mich manchmal aufgefressen. In so einer Position braucht man sicherlich viel persönliche Widerstandskraft. Ein Begriff, der in diesem Zusammenhang in der öffentlichen Wahrnehmung zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist Resilienz. Auch hierzu diskutieren Sie beide

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sowohl psychologische als auch betriebswirtschaftliche Aspekte. Heike Nettelbeck: Ja, und auch physikalische: Der Begriff Resilienz kommt ja ursprünglich aus der Werkstoffkunde und bedeutet, dass ein Material die Eigenschaft besitzt, sich nach einer Verformung wieder in den Ausgangszustand zurückzubewegen. Mittlerweile hat man das Prinzip auch auf Menschen und sogar Organisationen übertragen. Es gibt natürlich Menschen, die in ihren Genen oder durch ihr Umfeld in ihrer Kindheit bessere Voraussetzungen mitbekommen haben als andere. Insofern bin ich weit davon entfernt zu sagen, dass es nur an einem selber liegt, sich aus einer Krise wieder aufzurappeln. Aber es gibt auch durchaus wissenschaftliche Erkenntnisse, die besagen, dass man Resilienz durch Bewusstmachen der Wirkzusammenhänge und beständiges Einüben neuer Denk- und Verhaltensweisen selbst entwickeln beziehungsweise weiterentwickeln kann. Die Tipps hierzu reichen von positivem Denken über Loslassen können bis zu Demut und Geduld. Dem Ganzen übergeordnet ist sicherlich, dass man einen Sinn in seinem Leben erkennt. Irgendwann ist jede Krise vorbei. Aber wenn man drin steckt, sieht man oft das sprichwörtliche „Licht am Ende des Tunnels“ nicht. Dieses Licht sollte man aber versuchen, sich vorzustellen, also den positiven Zustand für die Zeit nach der Krise. Man sollte sich dabei die Fragen beantworten: Wie soll dieser Zustand konkret aussehen? Wer bin ich dann? Was habe ich gelernt? Wie habe ich mich weiterentwickelt?


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Die Autoren Heike Nettelbeck, Jahrgang 1970, arbeitete nach dem Maschinenbau-Studium zunächst vier Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer IAO / Universität Stuttgart, bevor sie 1999 zur Heidelberger Druckmaschinen AG kam. Dort war sie als Beraterin für Personal- und Organisationsentwicklung, persönliche Referentin des Vorstands, Qualitätsmanagerin und Leiterin der Unternehmensorganisation beschäftigt. 2010 musste sie sich aufgrund der Restrukturierung des Unternehmens neu orientieren und schloss zunächst ihre neben dem Job begonnene Promotion ab, bevor sie eine Ausbildung zum Systemischen Coach absolvierte. Nach Tätigkeiten als Lehrbeauftragte, Unternehmensberaterin und Geschäftsführerin wurde sie 2014 als Professorin für Management und Organisation an die Hochschule Darmstadt berufen.

Bernhard Schreier, Jahrgang 1954, begann seine Karriere 1978 als Assistent der Montageleitung bei der Heidelberger Druckmaschinen AG, wo er zuvor bereits die berufspraktische Phase seines dualen Studiums des Maschinenbaus absolviert hatte. Nach Stationen als Abteilungsleiter Montage, Betriebsleiter, Leiter Produktion und Generaldirektor eines amerikanischen Tochterunternehmens mit Sitz in Frankreich wurde er 1995 in den Vorstand der Heidelberger Druckmaschinen AG berufen und 1999 zum Vorstandsvorsitzenden ernannt. In dieser Funktion lenkte er das Unternehmen durch die schwerste Krise der über 150-jährigen Firmengeschichte. Seit seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen im Jahr 2012 hat er zahlreiche Funktionen und Ehrenämter übernommen. So ist er heute unter anderem Mitglied im Aufsichtsrat der ABB AG, Vorsitzender des Kuratoriums des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar, ehrenamtlicher Handelsrichter am Landgericht Heidelberg und Ehrensenator der Universität Heidelberg.

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um den Bogen vom Menschlichen zum Unternehmerischen wieder zu spannen: Ein menschlicher Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, von denen man sich trennen muss, hilft nicht nur einzelnen Menschen, Widerstandskraft zu erlangen, sondern auch Unternehmen, ihre organisationale Resilienz zu stärken, um mit der verbleibenden Mannschaft widerstandsfähiger für zukünftige Krisen zu werden. Dann kann man quasi von diesem Wunschzustand in der Zukunft auf die Gegenwart zurückschließen und sich überlegen: Wie komme ich zu diesem positiven Zustand? Welche Maßnahmen muss ich ergreifen? Welche Kraftquellen stehen mir dafür heute zur Verfügung? Wo habe ich „blinde Flecken“? Wo benötige ich Unterstützung? Und wie hole ich mir diese? Das hängt auch mit einer positiven Grundeinstellung und einer lösungsorientierten, nicht problembehafteten Denkweise zusammen. Auch wenn man bildlich gesehen in einem dunklen Tunnel steckt, sollte man immer noch ein Licht am Horizont erkennen, für das es sich zu leben lohnt. Woraus dieses Licht besteht, ist sicher für jeden individuell etwas anderes. Aber jeder gesunde Mensch hat grundsätzlich die Ressourcen, sich aus dem berühmten „Tal der Tränen“ auch wieder aufzurappeln. Es ist natürlich immer gut, wenn man das nicht alleine machen muss, sondern eine Stütze in der Familie oder im Freundeskreis hat, oder wenn man finanziell in der Lage ist, sich professionelle Hilfe zu holen.

In jedem Kapitel ist ein zentrales Zitat aus dem Gespräch herausgegriffen und mit einem sinnbildhaften Schwarz-Weiß-Foto untermauert – damit nicht nur der Verstand angesprochen wird, sondern auch Emotionen geweckt werden.

Bernhard Schreier: Um auf das Thema Stellenabbau und verantwortungsvolle Unternehmensführung zurückzukommen: Auch in der Gestaltung von Trennungsprozessen und beispielsweise der Einrichtung von Transfergesellschaften oder der Bereitstellung von Outplacement-Beratern zeigt sich, wie verantwortungsvoll ein Unternehmen mit seinen Beschäftigten umgeht. Und

Nettelbeck, Heike; Schreier, Bernhard (2020): Durch Krisen führen – Mensch bleiben! Wie man auch in schwierigen Zeiten unternehmerisch und menschlich verantwortungsvoll handelt, Justus von Liebig Verlag, Darmstadt ISBN 978-3-87390-438-5 180 Seiten, 13 Schwarz-Weiß-Fotos € 24,80 [D], € 25,50 [A]

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Die Entstehungsgeschichte einer „herausragenden“ Vermögensverwaltung

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ie Volksbank Kraichgau eG entschloss sich im Jahr 2006 die ganzheitliche Betreuung der sehr vermögenden Kunden des Hauses in der Abteilung „Family Office “ neu zu bündeln. Ziel war es, die bis dahin nur einem exklusiven Kundenkreis angebotenen Dienstleistungen auch anderen Kunden zugänglich zu machen. Nach der Schaffung eines eigenen Markenauftritts und dem Umzug in eine Patriziervilla in Wiesloch im Jahr 2009 wurde das Spektrum der angebotenen Dienstleistungen kontinuierlich weiter ausgebaut.

Die Lehren und Erfahrungen aus der Finanzmarktkrise 2008 gaben den Anstoß

Die Erfahrungen aus den intensiven Kundendialogen gerade in der Zeit der Finanzmarktkrise 2008 zeigten dabei, dass viele Kunden die Denkweise und Ansichten der Mitarbeitenden des Family Office teilten. So kam kundenseitig vermehrt der Wunsch nach einer aktiven Verwaltung des liquiden Vermögens durch das „Family Office“ auf. Die genossenschaftlichen Verbundpartner sind dabei heute wie damals ein wichtiger Baustein in der Betreuung des gesamten Kundenkreises der Volksbank Kraichgau eG. Dennoch war von vornherein klar, dass eine Vermögensverwaltung auf Basis der eigenen Anlagephilosophie nicht an einen Dritten übertragen werden kann. Zu groß wäre die Gefahr, die bislang gelebte Stärke der Authentizität dadurch zu verlieren und somit diese besondere Dienstleistung von vornherein zum Scheitern zu verurteilen. So wurde im Jahr 2012 damit begonnen, eine eigene Vermögensverwaltung zu gründen und sukzessive auszubauen.

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Die Dienstleistung wurde konsequent am Kunden ausgerichtet!

Dabei orientierte sich die Volksbank Kraichgau eG sehr stark an den Wünschen und dem Bedarf der Kunden, auch wenn dies einen höheren Aufwand für die Bank mit sich brachte. So wurde die hauseigene Vermögensverwaltung als sogenannte „depotbasierte Variante“ konzipiert, was konkret dazu führt, dass für jeden Kunden ein einzelnes Vermögensverwaltungsdepot eröffnet wird, in welches die entsprechenden Wertpapiere erworben werden. Der Kunde ist somit direkter Eigentümer der einzelnen Wertpapiere und kann jederzeit über einen Online-Zugang „seine“ einzelnen Positionen einsehen. Maximale Transparenz sozusagen, welche gerade in Zeiten starker Kapitalmarktverwerfungen ein gutes Gefühl mit sich bringt.

Im Inneren des Motors: Ein einmaliger Risikomanagementprozess

Ergänzend zur transparenten Umsetzung der Verwahrung der Vermögensbestandteile sollte den einzelnen Investitionsentscheidungen ein ebenso transparenter und gleichzeitig stringenter Investmentprozess sowie ein professionelles Risikomanagement zugrunde liegen. Hierfür wurde eine in Deutschland einmalige Kooperation mit einem renommierten externen Allokationsberater geschlossen, welcher sich bis zu diesem Zeitpunkt auf die Verwaltung großer institutioneller Vermögen wie z. B. von Bundesstiftungen konzentrierte. Neben der hohen Qualität dieses regelbasierten Risikomanagementverfahrens wurde damit noch einem weiteren wichtigen Aspekt Rechnung getragen: Die Vermeidung von Abhängigkeiten


einzelner Personen in der Vermögensverwaltung! Die Entscheidung, taktisch – also mit mittelfristigem Zeithorizont – die Gewichtung von Wertpapieren mit erhöhten Risiken zu reduzieren basiert nun auf einem externen regelbasierten Konzept und wird durch die Mitarbeitenden des Portfoliomanagements der Volksbank Kraichgau eG konsequent umgesetzt.

Der „Transparente Bulle“ als Zeichen der Produktwahrheit

Dass dies auch der Fall ist, überprüft in regelmäßigem Turnus die renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl&Partner. Im Rahmen eines Qualitätssicherungsverfahrens, welches als „R&P VV-Ausweis“ in Fachkreisen bekannt ist, bewerten die Wirtschaftsprüfer die konkrete Arbeit einer Vielzahl von renommierten Banken und Vermögensverwaltern anhand von Transaktionen in realen Vermögensverwaltungsdepots. Im Fokus steht dabei die Untersuchung, wie verständlich, nachvollziehbar, zuverlässig und korrekt Vermögensverwaltungen über ihre Leistungen informieren und ob gleichzeitig die Steuerung der Vermögensverwaltung in der Praxis dem „Versprechen“ gemäß der Anlagerichtlinie entspricht. Da wir uns diesem Transparenzcheck im Jahr 2019 erstmals unterzogen haben, verlieh Rödl&Partner gemeinsam mit dem Finanzen Verlag der Volksbank Kraichgau eG den „Transparenten Bullen“.

Leistungen professioneller Vermögensverwalter geliefert. Die firstfive-Ranglisten besitzen aufgrund ihrer Qualität, des Umfangs der Bewertung sowie ihrer Unabhängigkeit eine hohe Akzeptanz unter Anlegern und Vermögensverwaltern.

Die Vermögensverwaltung der Volksbank Kraichgau erzielt herausragende Ergebnisse

Bereits im 12-Monats-Vergleich zum 31. Dezember 2018 erzielte die Volksbank Kraichgau eG mit der Anlagestrategie „FO-Strategie: Multi Asset“ ein herausragendes Ergebnis und sicherte sich in der Risikoklasse „ausgewogen“ für die erzielte risikoangepasste Performance fünf von maximal fünf Sternen. Dieses Ergebnis konnte im Jahr 2019 eindrucksvoll bestätigt werden. Im 12-MonatsVergleich zum 31. Dezember 2019 belegte die Anlagestrategie „FO-Strategie: Offensiv“ in ihrer Vergleichsgruppe den 1. Platz. Ergänzend sicherte sie sich darüber hinaus auch für den 24- und 36-Monatszeitraum ein herausragendes Ergebnis, dies bedeutet in Summe für die risikoangepasste Performance dreimal fünf von maximal fünf Sternen. Die Volksbank Kraichgau eG ist somit auch in Sachen Wertentwicklung in der Spitzengruppe der Vermögensverwalter in Deutschland angekommen.

Die beste Auszeichung: Ein starkes Wachstum als Zeichen der Kundenzufriedenheit!

Alle hier genannten Aspekte der Vermögensverwaltung der Volksbank Kraichgau eG (handelnde Personen vor Ort, Transparenz, professionelles Risikomanagement) treffen den Nerv vieler Kunden, weshalb es keine Überraschung ist, dass die Bank in den letzten Jahren in diesem Geschäftsfeld kontinuierlich ein hohes zweistelliges Wachstum sowohl in den Mandaten als auch in der Summe des verwalteten Vermögens vorweisen kann.

Aber ist die Wertentwicklung auch wettbewerbsfähig?

Zur Beurteilung der Gesamtqualität der Dienstleistung Vermögensverwaltung in der Volksbank Kraichgau eG ist natürlich auch der Blick auf die erzielte Wertentwicklung wichtig. Hierfür wird seit 2017 an der sogenannten „firstfive-Analyse“ teilgenommen. Die firstfive AG ist ein unabhängiges Controlling- und Rankinginstitut mit Sitz in Frankfurt/Main, welches seit 15 Jahren Ranglisten der besten fünf Vermögensverwaltungen veröffentlicht. Hierfür analysiert firstfive über 200 reale Depots großer Banken und Vermögensverwalter und erstellt ein Ranking für die rollierenden Zeiträume von 12, 24, 36 und 60 Monaten. Unter Anwendung anerkannter finanzmathematischer Maßstäbe wird somit ein objektiver Vergleich der

Morgen kann kommen

Abschließend geben wir Ihnen bereits einen Ausblick auf das, was kommen wird: die komplett digitale Vermögensverwaltungsplattform. Wir arbeiten derzeit daran, ab Ende des Jahres 2020 allen Kunden unserer Bank bereits ab einer Einmalanlage von 1.000 EUR den Zugang zu ihrer Vermögensverwaltung zu ermöglichen. Und dies komplett digital, d. h. abschlussfähig auch selbständig von zu Hause aus. Morgen kann kommen …

WEITBLICK

Der Blog zur Vermögensverwaltung der Volksbank Kraichgau vbkraichgau-weitblick.de

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PERSPEKTIVE

Das RC Team in Aufbruchsstimmung Außenkolloquium der Racket Center-Führungsmannschaft im Elliot´s in Mauer: die Zukunft fest im Blick „Aufbruch“ lautete die Überschrift, die wir uns selbst gesetzt hatten, als wir – die Geschäfts- und Bereichsleiter des Racket Centers – zum alljährlichen Kolloquium in „Müller Lebensraum Garten“ nach Mauer aufgebrochen sind. Seit zwanzig Jahren verfolgen wir mit dieser Maßnahme die Absicht, den Blick von außen auf das Racket Center zu lenken. Daher der etablierte Begriff „Außenkolloquium“. Während wir im Haus regelmäßig für kürzere Meetings zusammenkommen, braucht es wenigstens einmal im Jahr zumindest einen ganzen Tag an einem anderen Ort, um klarer zu sehen.

Ein anderer Ort? Klarer sehen? Schon im letzten Jahr haben wir das Elliot´s im Müller Lebensraum Garten für uns entdeckt. Dieser Ort bietet uns das Ambiente, das zur Intention unseres Zusammenkommens passt. Schon der Weg zu unserem Tagungsort ist Inspiration. Wie ein kurzer Spaziergang durch die Toskana fühlt es sich an, wenn man vom Parkplatz durch den Garten auf das Elliot´s zusteuert. Nach einer freundlichen Begrüßung werden wir mit einem kleinen Büfett liebevoll umsorgt. Der Tisch im Außenbereich des Cafés ist extra für uns reserviert. Kein Seminarraum wäre für den Zweck unseres Meetings passender. Der sonnige Sommertag ist wie für uns bestellt. Die Atmosphäre ist bestimmt von dem Grün der Umgebung – und von Hoffnung, denn: natürlich ist der angestrebte Blick im Zeichen von Corona nach vorne gerichtet.

28 RC Premium 3/2020

Um einen gemeinsamen Weg in die Zukunft zu entwickeln, braucht es Reflexion und den kurzen, aber klaren Blick zurück. Der Lockdown hat das Racket Center voll erwischt. Lässt sich daraus Positives ziehen? Ein positiver Geist ist immer auch eine Frage der räumlichen Umgebung. Und – wie kaum anders zu erwarten – werden unsere Gespräche von Beginn an bestimmt von Offenheit und Vertrauen, Kreativität und Aufbruchsstimmung! Also – was gilt es „aufzubrechen“: Eingefahrene Gewohnheiten und verkrustete Strukturen, Bequemlichkeiten, Befindlichkeiten und Missverständnisse, Bremsklötze und Hamsterräder. Sprechen wir es an! Und wohin wollen wir aufbrechen? Die Richtung in die Zukunft weist zuallererst der Kunde: Patient*innen und Mitglieder, Trainierende, Käufer*innen und Veranstaltungsgäste. Ihren Präferenzen wollen wir entsprechen – unbefangen, zugewandt und herzlich. Im Elliot´s finden wir unsere Haltung wieder: fürsorglich, achtsam und mit hohem Serviceanspruch fühlen wir uns den gesamten Tag über liebevoll begleitet. Gestärkt mit Ideen und Zuversicht (und mit guten Snacks und leckeren Getränken) schließen wir ein erfolgreiches Meeting – wohlwissend, was wir an uns, dem Racket Center und vor allem an unseren vielen tollen Kund*innen haben …


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RC EVENT

„Talk am Teich“:

Finanzfachleute diskutierten über nachhaltige Investments und Geldanlagen

„Talk am Teich“ nennt das Racket Center ein Format, das Menschen zusammenführt, um im Ambiente der wunderschönen Gartenterrasse an der Diskussion eines aktuellen Themas beizuwohnen. Zu einer Gesprächsrunde am 24. Juni 2020 waren ausgewiesene Fachleute eingeladen, um sich über „nachhaltige Geldanlagen“ auszutauschen:

Aus der Politik Lothar Binding, der finanzpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Aus der Wissenschaft Prof. Dr. Oliver Spalt von der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre der Universität Mannheim und von der Finanzproduktseite Manfred Bauer, Mitglied des Vorstands

30 RC Premium 3/2020

der MLP SE (Produkte & Services), zuständig für Produktmanagement.

Gestärkt dank eines kulinarischen Entrees des Restaurant Marea wandte man sich dem brandaktuellen Phänomen zu, dass sich institutionelle und private Investment-Entscheider zunehmend auch von Nachhaltigkeitsfragen wie Umweltschutz, Ressourcen-Endlichkeit und sozialen Standards (Sicherheit, Ausschluss von Kinderarbeit u. ä.) beeinflussen lassen. Lothar Binding vertrat in seinen Wortbeiträgen die Auffassung, dass Nachhaltigkeitsziele und ethische Ansprüche

unbedingt wünschenswert seien. Bei der regulatorischen Erfassung und der erforderlichen Kontrolle steht die Politik noch vor großen Herausforderungen, um das richtige Maß und die gewünschte Lenkungswirkung zu erreichen.

Oliver Spalt zeigte auf, dass neben der Sicherheit und der Rendite von Investments, die Nachhaltigkeit ein weiteres Investmentziel sei, dessen Berücksichtigung allerdings schwierig sei und möglicherweise auch Rendite kosten könne. Da sich aber selbst der weltgrößte institutionelle Investor Black Rock inzwischen der Nachhaltigkeit verpflichtet fühle, gehe er davon aus, dass es mehr und


mehr Firmen geben wird, die Nachhaltigkeit auch als eigenes Firmenziel begreifen und sich die Investmentlandschaft dahingehend verändern wird. So, wie bei der MLP SE – betonte Produktvorstand Manfred Bauer. Bereits seit 2018 sei Nachhaltigkeit ein Firmenziel. Der jährliche Nachhaltigkeitsbericht ist auf der Firmenwebsite nachzulesen. Ziel sei es, bis 2022 vollständig klimaneutral aufgestellt zu sein. Bezüglich neuer Finanzprodukte, bei denen Nachhaltigkeit im Vordergrund stehe, wünschte er sich in seinem Schlusswort dann – zur Überraschung vieler Zuhörer – eine klare Regulierung durch die Politik. Diese würde Orientierung geben und manches vereinfachen. Nach gut einer Stunde waren die wesentlichen Argumente ausgetauscht. Diskussionsleiter Matthias Zimmermann bedankte sich bei den Diskutanten für ihre Teilnahme und die vermittelten interessanten Einsichten. Im Anschluss an den offiziellen Teil wurde auch mit den Podiumsgästen weiter angeregt

v. l. n. r.: Lothar Binding, Manfred Bauer, Oliver Spalt, Matthias Zimmermann

diskutiert und der themenspezifische Beratungsbedarf besprochen. Die Premiere des „Talk am Teich“Formats betrachten die Diskutanten und teilnehmenden Gäste als ausgesprochen

gelungen, so dass solche Abende mit unterschiedlichen Themen in lockerer Runde fortgesetzt werden soll. Auch Themenvorschläge werden gerne entgegen genommen ...

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Wir haben uns sehr gefreut Sie beim Event „Talk am Teich“ mit einem 3-Gang-Menü kulinarisch verwöhnen zu dürfen. Gaetano Milone (Marea Ristorante & Bar) • • • • • • •

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DER GUTE ZWECK

Foto: Robert Götze

Spökos aus Bayreuth unterstützen TDKET vom Examensjahrgang des Sommersemesters 2019

S

pökos aus Bayreuth: Was bedeutet das überhaupt genau? Das Wort setzt sich aus SPort und ÖKOnomie zusammen und bezeichnet die Studierenden der akademischen Disziplin Sportökonomie.

Die Geburtsstätte dieses interdisziplinären Studiengangs ist die Universität Bayreuth. Schon seit 1985 ist hier eine akademische Ausbildung in den Bereichen Betriebswirtschaftslehre, Sportwissenschaften, Rechtswissenschaften sowie eine spezifische Ausbildung in sportökonomischen Schnittstellenbereichen wie Sportmanagement, Sportcontrolling, Sportmarketing, Sportmedien, Sportrecht und Sportökologie möglich. Aktuell studieren ca. 700 Spökos im Bachelor und Master an der Universität Bayreuth. Das Absolventennetzwerk mit über 1.500 Mitglieder*innen unterhält zahlreiche Kontakten zu nationalen und internationalen Organisationen und Unternehmen. Seit 1999 versteht sich „Spöko“ auch als eingetragene Wortmarke. Hinter dem Markenkonzept steht das Positionierungs-Statement „Pioneer in Passionate Performance“. Dies umfasst die Werte Qualität, Individualität und Leidenschaft, die der Marke Sportökonomie Bayreuth und den Spökos ihr unverwechselbares Profil verleihen. Das Highlight am Ende des Spöko Bachelor- und Masterstudiums ist der Examensball. Dieser wird traditionell einmal im Sommer- und Wintersemester vom jeweiligen Examensjahrgang selbst organisiert. Sechs Monate vor Beginn der Veranstaltung fängt dafür bereits die Planung an. Dabei wird neben einer offiziellen Zeugnisübergabe am Nachmittag und einem reichhaltigen Buffet eine zweistündige Show am Abend geboten, in der die Absolventen selbst die Hauptrollen besetzen. Die Show steht zu jedem Ball unter einem bestimmten

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Das Spöko Markenkonzept: Pioneer in Passionate Performance

Motto. Thema unseres Balles waren die Fähigkeiten, die ein Spöko Absolvent auszeichnen: LEIDENSCHAFT, DISZIPLIN und VIELSEITIGKEIT. Auf diese Weise wird der Abschluss nach Spöko-Manier zusammen mit Familie, Freunden, Kommilitonen und Alumni gebührend zelebriert. Wir konnten an der Universität Bayreuth unserer Begeisterung für den Sport nachgehen und ein Fundament für eine Karriere in der Sportindustrie schaffen. So heißt es nun auch für uns Aufbruch in die Berufswelt. Damit geht das Bewusstsein, der eigenen Verantwortung gerecht zu werden und auf eigenen Beinen stehen zu wollen, einher. Ferner sollte jedoch auch das Wohl anderer im Leben Berücksichtigung finden. Es gehört auch zur guten Tradition, den Erlös vom Examensball zu spenden. Die Möglichkeit, einer solchen Leidenschaft nachgehen zu können wie wir es in Bayreuth konnten, wünschen wir auch den Kindern des äthiopischen TennisBildungsprojekts der TDKET – Tariku and Desta Kids Education through Tennis Development. Wir hoffen durch unsere Spende das Tennis- und Bildungsprojekt unterstützen zu können und wünschen Tariku, Desta und den 50 Kindern des Projekts für die Zukunft alles erdenklich Gute!


www.cookandmore.net


Gesundheit & Fitness

KURZ NOTIERT ...

Abschied & Aufbruch

Sport gegen Krebs

Das Netzwerk OnkoAktiv, ist für den MSD Gesundheitspreis 2020 nominiert und steht mit neun weiteren herausragenden Projekten im Finale der diesjährigen Preisverleihung. Der MSD Gesundheitspreis wird jedes Jahr an innovative Projekte vergeben, welche ein zukunftsfähiges Gesundheitssystem fördern und neue Versorgungslösungen bieten. OnkoAktiv verfolgt das Ziel, nationale Versorgungsstrukturen aufzubauen, innerhalb derer jedem Krebspatienten der Zugang zu einem qualifizierten, wohnortnahen, onkologischen Bewegungsangebot ermöglicht wird. Als qualitätsgeprüftes und zertifiziertes Trainingszentrum und Mitglied der ersten Stunde im OnkoAktiv e. V. unterstützen wir dieses Projekt aktiv. Wir drücken unserem Kooperationspartner die Daumen und wünschen viel Erfolg für die Preisverleihung!

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Nach einer spannenden und lehrreichen Zeit im ZAP ist es für mich an der Zeit, „Tschüss“ zu sagen. Ich schaue auf ein abwechslungsreiches Arbeiten in der Physiotherapie und im Fitness-Bereich zurück. Besonders bereichernd waren für mich die vielen Begegnungen und schönen Momente mit Mitgliedern und Patienten. Das tolle Team und die Atmosphäre im Haus werde ich sicherlich vermissen. Für mich geht es jetzt auf zu neuen Ufern, denn ich werde in Spanien auf dem Jakobsweg unterwegs sein und ab Oktober einen Master in Public Health in Fulda anstreben. In diesem Sinne ein herzliches Danke und Auf Wiedersehen an alle Kollegen, Mitglieder, Kunden und Patienten. Eure Nora


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FIT & GESUND

Abbruch? Nein! Aufbruch ... Das ZAP in Zeiten von Corona von Daniela Völker, ZAP Fitness

D

ie Entscheidung der Bundesregierung zur deutschlandweiten Schließung von Fitness- und Gesundheitsstudios ab dem 17. März 2020 aufgrund der Ausbreitung des Corona-Virus und die damit verbundene Schließung unseres ZAP auf unbestimmte Zeit traf uns hart. Natürlich war dieser Schritt nicht ganz unerwartet, verfolgte man die Ereignisse der vorangegangen Tage und Wochen aufmerksam. Dennoch versetzte sie uns alle zunächst in einen deutlich wahrnehmbaren Schockzustand. Die Stimmung innerhalb des Teams war gedrückt. Große Unsicherheit, Hilflosigkeit und gar Existenzängste waren zu spüren. Uns allen stand die Kurzarbeit bevor – dem einen mehr, dem anderen weniger. Jeder musste lernen mit der neuen, ungewissen Situation umzugehen. Einerseits waren wir natürlich fassungslos, dass das Racket Center von heute auf morgen geschlossen werden

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musste, uns sozusagen die Existenzgrundlage genommen wurde und wir im ersten Moment nicht so richtig wussten, wie es ohne Kunden und einem vollständigen Umsatzrückgang weitergehen soll. Es zog uns sprichwörtlich den Boden unter den Füßen weg und das spürte man deutlich. Andererseits ist tief in unserem Verständnis das Verantwortungsbewusstsein verankert, dass unser höchstes Gut, die Gesundheit und körperliche Unversehrtheit, geschützt werden muss. Daher galt es nun trotz aller Widrigkeiten einen kühlen Kopf zu bewahren. Wir mussten und wollten uns also dieser außergewöhnlichen Situation bestmöglich annehmen. Vor allem aber galt es, den Kopf nicht in den Sand stecken, denn: „Entweder man findet einen Weg, oder man schafft einen Weg.“

Hannibal (247/246 – 183 v. Chr.), Feldherr und Staatsmann Karthagos

Überwältigender Zuspruch unserer Mitglieder gibt dem Team neue Kraft

Dies wurde uns durch den überwältigenden Zuspruch unserer ZAP Mitglieder sehr erleichtert. Denn schon kurz nach dem wir über die Schließung und unsere Entscheidung, die Mitgliedsbeiträge nicht weiterhin einzuziehen (wie in den meisten anderen Studios praktiziert!), informiert haben, gingen zahlreiche aufmunternde und aufbauende Worte bei uns ein. Nicht zuletzt erreichten uns zahlreiche Angebote, die Mitgliedsbeiträge trotzdem weiterhin zu zahlen, obwohl das Training für einen bis dato ungewissen Zeitraum nicht wahrgenommen werden konnte. Damit war die Idee geboren, einen Solidaritätsaufruf bei allen Mitgliedern zu starten und mit den Einnahmen die Gehälter unserer Mitarbeiter während der Kurzarbeit aufzustocken. Die positiven Rückmeldungen und die Solidarität unserer Mitglieder waren beeindruckend.


Wir sind unglaublich dankbar für diese Verbundenheit und Unterstützung. Die Unterstützer-Tafel im ZAP wird uns immer an diese Zeit erinnern und uns sicher bei jedem Blick darauf erneut einen Gänsehautmoment bescheren. Diese eindrucksvollen Momente gaben uns neuen Antrieb und die Hoffnung, diese schwierige und ungewisse Situation gemeinsam zu meistern. Neben der Beantwortung der zahlreichen Anfragen und der Kommunikation mit unseren Mitgliedern, nutzten wir die Zeit der Schließung beispielsweise für Schulungen, Aufräumarbeiten, Reparaturen oder die Wartung, Reinigung und Pflege der Trainingsgeräte und der Anlage sowie zum Voranbringen der Digitalisierung. Dabei übten wir uns unter anderem beim Erstellen von Trainingsvideos für unsere Mitglieder, um den Kontakt auch auf die Distanz aufrecht zu erhalten. Dabei entdeckten einige ihr Talent vor der Kamera oder ihr Können für Moderation und Synchronsprache. Besonders berührt hat uns dabei das bedingungslose Engagement unserer Mitarbeiter während dieser herausfordernden Zeit

Die Wiederöffnung rückt näher

Jeder neuen Entscheidung der Regierung zur Lockerung fieberten wir gespannt entgegen und hofften auf die Nachricht zur Wiederöffnung unseres ZAP. Als es soweit war, stellte sich neben der großen Vorfreude auch eine gewisse Anspannung und Ungewissheit ein, denn vor uns türmten sich viele Fragen: Wie genau funktioniert die Rückkehr zum Training? Wie können wir die Vorgaben der Landesregierung umsetzen? Passen unsere Überlegungen mit den Vorgaben überein? Wie wird die Resonanz der Mitglieder sein? Und vor allem, wie schaffen wir es, dass die Regeln genauso eingehalten werden? Bis zum Tag der Wiedereröffnung gab es also noch einiges zu tun: Geräte nochmal putzen, umstellen und teilweise sperren, Trainingsbereiche markieren, noch mehr Papiertücher, Flächen- und Handdesinfektion zur Verfügung stellen, Informationen im gesamten Haus verteilen, Kontrolle durch das Ordnungsamt, Zeitfenster für das Training und digitales Anmeldesystem organisieren, Kollegen und Mitglieder informieren u. v. m. …

Trotz aller Anstrengungen in der Woche vor der Öffnung, waren wir unglaublich glücklich, als wir am 2. Juni 2020 unsere Mitglieder wieder bei uns begrüßen konnten. Gesundheitsorientiertes Muskel- und Ausdauertraining unter bestimmten Auflagen ist auch in geschlossenen Räumen durchaus vertretbar, wenn nicht sogar unabdingbar. Denn für viele sind die sportlichen Aktivitäten in einem Fitness- und Gesundheitsstudio kein reines Freizeitvergnügen, sondern eine gesundheitliche Notwendigkeit um zum Beispiel Rücken- und Gelenkschmerzen zu reduzieren, das Gewicht zu optimieren, Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen, eine Operation hinauszuzögern (vielleicht sogar zu vermeiden!) oder um die Lebensqualität im Rahmen einer Krebstherapie aufrecht zu erhalten. Und nicht zuletzt für viele auch ein wichtiger Treffpunkt für soziale Kontakte.

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Training auch für Risikogruppen möglich?

Zurückhaltung und Vorsicht beim Training in geschlossenen Räumen sind in der aktuellen Situation natürlich verständlich und nachvollziehbar. Durch die Einhaltung der Vorsichtsmaßnahmen und durch die gegenseitige Rücksichtnahme aller ist allerdings auch das Training in unserem ZAP sicher durchzuführen. Gerade für sogenannte Risikogruppen ist Bewegung und körperliche Aktivität während der Corona-Pandemie besonders wichtig. Nicht nur Spaziergänge an der frischen Luft sondern auch gezieltes, gesundheitsorientiertes Muskel- und Ausdauertraining unter Anleitung in einem Fitness- und Gesundheitsstudio sind überaus empfehlenswert. Erste Studien und Expertenstatements belegen eine bedeutende Rolle der körperlichen Fitness bei Akut- und Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion – und dies besonders vor dem Hintergrund, dass erste Studienergebnisse darauf schließen lassen, dass die Langzeitfolgen einer Corona-Infektion deutlich schwerwiegender sein könnten als bisher angenommen. Neben bleibenden Lungenschäden können auch andere Organe wie Herz, Nieren oder sogar das Gehirn geschädigt werden. Bestehende Vorerkrankungen spielen hier eine entscheidende Rolle. Eine deutsche Studie beispielsweise, die im medizinischen Fachmagazin ‚The Lancet Respiratory Medicine‘ veröffentlicht wurde, analysiert die Daten von knapp 10.000 Patienten mit einer bestätigten COVID-19-Diagnose in Verbindung mit etwaigen Vorerkrankungen und Risikofaktoren. Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der COVID-19-Klinikpati-

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enten mindestens eine oder mehrere Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Herz-Rhythmus-Störungen, COPD oder Adipositas aufwies. Es wurde ebenfalls herausgefunden, dass die Risikofaktoren auch die Schwere des Krankheitsverlaufs beeinflussen. So war zum Beispiel die Zahl der künstlich beatmeten Patienten mit einer Vorerkrankung deutlich höher. Das Infektionsrisiko und die Wahrscheinlichkeit am Corona-Virus zu erkranken, können wir im Allgemeinen natürlich nicht gänzlich ausschließen, aber die Symptome und der Krankheitsverlauf lassen sich positiv beeinflussen. Der Schlüssel zum Erfolg ist dabei die Stärkung des Immunsystems sowie der körperlichen Fitness. Ein aktuelles Workingpaper in der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin hebt die Wichtigkeit von regelmäßigem Training und einer guten körperlichen Fitness hervor. Demnach kann man sich durch ein gezieltes körperliches Training und einer optimalen Kombination aus gerätegestütztem Kraft- und Ausdauertraining aktiv schützen, in dem entscheidende Risikofaktoren positiv beeinflusst und sogar aktiv gesenkt werden können. Denn ein gesundheitsorientiertes Muskel- und Ausdauertraining stärkt nicht nur nachweislich das Immunsystem, sondern wirkt sich auch erwiesenermaßen auf die Leistungsfähigkeit des Herz-KreislaufSystems, die Psyche und auf die Körperzusammensetzung aus. Außerdem stellt es im Hinblick auf Zeiteffizienz und Effektivität die beste Trainingsform dar.

Blick in die Zukunft

Nun geht es darum, unter den gegebenen Auflagen und der notwendigen Vorsicht wieder in die „normalen“ Abläufe zurückzukehren. Diese werden wir im Sinne der Gesundheit und Unversehrtheit aller weiterhin stetig anpassen und optimieren sowie bei der Investition in die Ausweitung unseres Angebots berücksichtigen. Die ersten Schritte hierfür sind getan – unter anderem dank der unvergleichlichen Unterstützung unserer Mitglieder! Und dafür sagen wir: DANKE!


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KOMMENTAR

Sport und psychische Gesundheit – Aufbruch zu einem neuen Lebensgefühl von Peter Fauser, Diplom-Psychologe

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port leistet in vielfältiger Weise einen wichtigen Beitrag zur körperlichen Gesundheit, - das weiß inzwischen jeder. Dass Sport auch einen erheblichen Einfluss auf das psychische Wohlbefinden hat, wissen insbesondere diejenigen, die sich bewegen oder Sport treiben und die entsprechenden Erfahrungen machen. Aus welchen Faktoren resultiert überhaupt seelisches Wohlbefinden? Wie beeinflusst Sport und körperliche Aktivität diese Faktoren und damit das psychische Wohlbefinden insgesamt? Aber auch: Wie kann Sport das psychische Wohlbefinden beeinträchtigen? Diesen Fragen soll in diesem Beitrag nachgegangen werden.

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Was ist „psychische Gesundheit“?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert psychische Gesundheit als „einen Zustand des Wohlbefindens, in dem der Einzelne seine Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv und fruchtbar arbeiten kann und imstande ist, etwas zu seiner Gemeinschaft beizutragen“.

Selbstwirksamkeit – „Ich schaffe es!“ und Selbstwirksamkeitserwartung – „Ich werde das schaffen.“

Nach dieser Definition resultiert dieses Wohlbefinden also auch aus der Erfahrung Belastungen und Herausforderungen mit den eigenen Fähigkeiten bewältigen zu

können. Psychologen sprechen hier von der Erfahrung der sogenannten „Selbstwirksamkeit“. Viele solcher Selbstwirksamkeitserfahrungen in unterschiedlichen Lebensbereichen führen zur sogenannten Selbstwirksamkeitserwartung, also einer Zuversicht auch aktuelle und künftige Herausforderungen erfolgreich bewältigen zu können. Und genau diese Zuversicht gilt als ein bedeutsamer Faktor für psychische Gesundheit. Sportliche Herausforderungen sind ein ideales Feld für die Entwicklung und Erfahrung von Selbstwirksamkeit, unter der Voraussetzung, dass man sich zwar ambitionierte aber nicht zu übertriebene Ziele setzt. Selbstwirksamkeit wird al-


lerdings oft durch einen Verarbeitungsmodus unserer Psyche abgeschwächt, der in der Psychologie als „negative bias“ bzw. Negativitätseffekt bezeichnet wird. Gemeint ist damit, dass wir in unserer Wahrnehmung von uns selbst, als auch der jeweiligen Situation, eine Präferenz für Negatives haben: Das, was schiefläuft – uns nicht gut gelingt – gegen uns gerichtet scheint – nehmen wir deutlicher wahr als vieles, was wir bewältigen können und uns gut gelingt. Evolutionspsychologen sehen den Grund für diese Wahrnehmungspräferenz übrigens darin, dass es für unser Überleben bedeutsamer war „Negatives“ (= Bedrohung / Gefahr) deutlicher und prägnanter wahrzunehmen als Positives. Beim Sport würden wir bei aktivem „negative bias“ mehr und deutlicher unsere Misserfolge, Fehler und Defizite wahrnehmen und dann wahrscheinlich beginnen uns selbst zu kritisieren oder mit uns zu hadern, die Erfahrung der Selbstwirksamkeit verblasst! Also geht es darum, in der Eigenwahrnehmung bewusst den Blick darauf zu richten, wie trotz möglicher Widrigkeiten unsere Fähigkeiten zur Geltung kommen, um uns dafür auch anzuerkennen und zu würdigen. Letzteres ist Ausdruck einer

Peter Fauser, Diplom-Psychologe, arbeitet als Coach für Unternehmen und Organisationen.

Als zertifizierter Achtsamkeitslehrer ist er Mitglied im deutschen MBSR-Verband.

Im Zentrum Aktiver Prävention ist Peter Fauser zuständig für Fragen rund um individuelles Stressmanagement und erfolgreiches Arbeiten im Team. www.fausercoaching.de Haltung des Wohlwollens sich selbst gegenüber, ein Punkt, auf den wir weiter unten noch zu sprechen kommen werden. Fähigkeitsorientierung als mentale Ausrichtung ist im Übrigen auch dann möglich, wenn wir z. B. in einem Tennismatch gegen unseren Partner letztendlich verlieren oder unsere Ziele im Krafttraining oder auf der Laufstrecke nicht erreichen. Auch in diesem Fall haben wir die Wahl, ob wir uns ausschließlich mit unseren Defiziten beschäftigen oder ob wir – in Akzeptanz der Gegebenheiten (der

Gegner war heute einfach besser) – dabei auch die Aspekte unserer „Performance“ würdigen die uns unter diesen Bedingungen gut gelungen sind. Fähigkeitsorientierung und Wohlwollen sind Haltungen sich selbst gegenüber, die nicht davon abhängen müssen, ob man seine selbstgesteckten Ziele erreicht.

Achtsamkeit

Die klare Ausrichtung unserer Aufmerksamkeit auf den erfolgreichen Einsatz unserer Fähigkeiten – und damit die Erfahrung unserer Selbstwirksamkeit – erfordert Aufmerksamkeit für sich selbst,

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also Selbstaufmerksamkeit und Achtsamkeit: Wie ist meine Aufmerksamkeitsorientierung in diesem Moment? Durch welche Brille betrachte ich gerade mich selbst (oder die Situation), eher defizit- oder mehr fähigkeitsorientiert? Ist ersteres der Fall, wie kann ich meine Sichtweise verändern? Die Formulierung und Beantwortung solcher Fragen erfordert die Fähigkeit, sich aus einem gewissen inneren Abstand selbst wahrnehmen und reflektieren zu können. Erst aus dieser Warte haben wir - was die Wahl der Brille durch die wir uns selbst wahrnehmen betrifft – mehr Freiheitsgrade.

„Durch die Art, wie Menschen aufmerksam sind, treffen sie die Wahl, welche Welt es sein soll, in der sie leben wollen.“ Dieses Zitat von William James (18421910), der als einer der Gründerväter der wissenschaftlichen Psychologie gilt, legt nahe, dass es sich hier um bewusste und willkürliche Wahlvorgänge für die eigene Aufmerksamkeitsorientierung handelt. Sehr oft unterliegt unsere Aufmerksamkeitsorientierung jedoch unwillkürlichen Prozessen. Ohne dass wir es bewusst gewollt hätten, driftet unsere Aufmerksamkeit ab und beschäftigt sich wie im Beispiel „negative bias“ bevorzugt mit Negativem. Achtsamkeit hilft also sehr, solche unwillkürlichen Aufmerksamkeitsdrifts schneller zu bemerken, um dann eben bewusst zu wählen.

Sport und Selbstfürsorge – Sei gut zu Dir!

Das hört man nicht selten: „Ich treibe Sport, um mir selbst etwas Gutes zu tun!“ Sport ist sicher nur eine – wenn auch wichtige – Art und Weise, um sich selbst etwas Gutes zu tun. Wichtig ist hier die generelle Haltung sich selbst gegenüber, die so zum Ausdruck kommt. Es geht um Selbstfürsorge und den wohlwollenden Umgang mit sich selbst. Wenn wir die Erfahrung machen, dass Sport insgesamt unserer körperlichen und psychischen

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Stressbewältigung durch Achtsamkeit – Mindfulness Based Stress Reduction Der nächste 8-Wochen Kurs startet am 30.09.2020. Termine & Anmeldung: www.zap-nussloch.de/kurse.html Info-Vortrag zum Kurs: 16.09.2020 um 18.30 Uhr im Racket Center Nußloch Grundlagenseminar Achtsamkeitsbasierte Stressbewältigung am Arbeitsplatz 2-tägiges firmeninternes Seminar, Termine nach Vereinbarung Kontakt: mail@fausercoaching.de Beide Veranstaltungen sind zertifiziert und werden von den Krankenkassen bezuschusst. Erfolgreich als Team – Ihr Teamevent im Racket Center Nußloch Impulse für die Verbesserung von Kommunikation und Kooperation im Team. Konzeption und Umsetzung passgenauer Veranstaltungen. Kontakt: mail@fausercoaching.de

Gesundheit zuträglich ist, dann ist sportliche Aktivität auch Ausdruck von Fürsorge sich selbst gegenüber. Und: Selbstfürsorge (wohlwollender Umgang mit sich selbst) ist ein wichtiger Faktor für psychische Gesundheit. Mangelnde Selbstfürsorge kommt – nicht nur im Sport - durch übertriebene und zu ehrgeizige Ansprüche an sich selbst zum Ausdruck. Solche überzogenen Leistungserwartungen sind dann der Nährboden für Frust und Selbstkritik und dies trübt das psychische Wohlbefinden erheblich. Sport und Selbstfürsorge gehören also zusammen, damit Sport wirklich einen Beitrag zum psychischen Wohlbefinden leisten kann.

„Letztlich geht es darum, etwas zu tun, das einem selbst guttut.“ Klaus Lieb, Resilienzforscher, Universitätsmedizin Mainz

Schutzfaktoren im Umgang mit Stress

Prof. Dr. Martin Bohus und Kollegen beschreiben in ihrem Programm „Lebe Balance“, das sie für die AOK zum Thema Stressmanagement entwickelt haben,

fünf Schutzfaktoren im Umgang mit Stress: • Selbstwirksamkeitserwartung • Metakognitive Kompetenz – Achtsamkeit • Selbstfürsorge – wohlwollender Umgang mit sich selbst • Sinnerleben – wertekongruentes Handeln • Soziale Netze und Kommunikation Selbstwirksamkeitserwartung, Achtsamkeit und Selbstfürsorge werden hier als Schutzfaktoren im Umgang mit Stress beschrieben. Und das leuchtet ja auch ein, dass Faktoren für psychische Gesundheit gerade im Umgang mit Stress eine besondere Rolle spielen. Zurück zum Sport. Sportliche Aktivität ist also ein Erfahrungskontext für die hier beschriebenen Faktoren psychischer Gesundheit. Wir trainieren nicht nur unseren Körper, wir trainieren auch Faktoren, die für unseren Umgang mit Stress und für unser psychisches Wohlbefinden generell bedeutsam sind. Zumindest haben wir dazu die Möglichkeit! Die Chancen, dass Selbstwirksamkeitserwartung, Achtsamkeit und Selbstfürsorge auch in anderen Lebensbereichen leichter verfügbar werden, steigen so erheblich.


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Aufbruch in ein verletzungsfreies Training

Verletzungen der Unteren Extremitäten durch das richtige Training vermeiden von Nora Wisniowski, ZAP Physiotherapie

N

icht nur zur Vorbeugung, sondern auch zur Behandlung von Krankheiten wird das „Wundermittel“ Sport empfohlen und gepriesen. Doch mit zunehmender physischer Aktivität und einer Steigerung des Trainingspensums erhöht sich auch das Risiko für Verletzungen. Laut Schneider und Kollegen, die Daten über Deutschland in einer Studie auswerteten, liegen Sportverletzungen mit einer jährlichen Zahl von etwa 2 Millionen nach Unfällen im Haushalt auf Platz 2 der häufigsten Verletzungen. Bei Kindern und Jugendlichen sind sie sogar die Hauptursache für Verletzungen. Stauchungen, Zerrungen und Bänderverletzungen an den Knien oder Knöcheln treten am häufigsten auf. Schwerwiegende Verletzungen wie eine Ruptur des Vorderen Kreuzbandes oder Bänderrisse können langfristige, verletzungsbedingte Folgen wie eine längere Pause vom Training (durch die Verletzung), Einschränkungen in der Teilnahme am sozialen Leben und Krank-

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schreibungen bei der Arbeit oder in der Schule nach sich ziehen. Körperliche Schädigungen wie ein erhöhtes Arthroserisiko durch die Verletzung und Gewichtszunahme durch die Trainingsunterbrechung sind ebenfalls möglich.

Kann man sich dennoch die Vorteile eines körperlichen Trainings zunutze machen und gleichzeitig Verletzungen vorbeugen?

Zur Minimierung des Verletzungsrisikos gibt es viele unterschiedliche Meinungen. Vor oder nach dem Training dehnen, vor dem Training aufwärmen, Bandagen oder Einlagen tragen oder ein Krafttraining zusätzlich zum eigenen sportartspezifischen Training absolvieren sind nur einige Beispiele. Doch ist es überhaupt möglich Verletzungen zu vermeiden und wie sollte dementsprechend ein Training aufgebaut werden?


Um genauer auf dieses Thema einzugehen, muss man sich zuerst die verschiedenen Arten von Verletzungen anschauen. Wichtig ist dabei, dass sich diese, unabhängig von der Art der Verletzung, nie ganz vermeiden lassen. Allenfalls das Risiko kann reduziert werden. Verletzungen lassen sich grob in spontane Unfälle (mit und ohne Fremdeinwirkung) und Überlastungsverletzungen aufteilen. Das Risiko für Unfälle kann zwar reduziert werden, aber durch die Krafteinwirkung von außen lassen sie sich schwerer kontrollieren oder ganz vermeiden. Meistens passieren diese Unfälle bei Mannschaftssportarten oder durch Zusammenstöße z. B. beim Skifahren. Verletzungen ohne Fremdeinwirkung und ohne spontanes Trauma (Unfälle) sind meistens Überlastungsverletzungen. Diese treten meist bei repetitiven Sportarten wie Joggen, Schwimmen oder Nordic Walking auf. Wird in kurzer Zeit das Trainingspensum deutlich gesteigert oder nach einer längeren Pause zu rasch und intensiv das Training wieder aufgenommen, können solche Verletzungen entstehen. Da aber bei dieser Art der Verletzung keine Fremdeinwirkung auftritt, lassen sie sich auch deutlich besser kontrollieren. Wichtig ist vor allem, das Training langsam und konsequent aufzubauen. Selbst hohe Trainingsumfänge (häufige und intensive Einheiten) sind für den Körper kein Problem, wenn sie über einen längeren Zeitraum aufgebaut werden. Der australische Forscher Tim Gabbett spricht in diesem Zusammenhang von der „ZehnProzent-Regel“: von Woche zu Woche sollte das Trainingspensum nicht mehr als zehn Prozent gesteigert werden. Damit können bei Läufern die absolvierten Kilometer gemeint sein, die Zeiteinheiten in Minuten oder auch die Gewichte im Krafttraining. Doch nicht nur ein zu rasch gesteigertes Training kann dem Körper schaden. Auch eine zu geringe Trainingsbelastung im Sinne eines Untertrainings birgt ein erhöhtes Verletzungsrisiko. Der Körper ist dann nicht belastbar genug für die sportliche Aktivität. Gerade wenn eine sportliche Aktivität neu

begonnen wird oder nur sehr unregelmäßig ausgeführt wird, ist der Körper nicht optimal auf die Anforderungen vorbereitet. Gewisse Strukturen wie Bänder oder Sehnen brauchen oft eine Weile, um sich einer (neuen) Belastung anzupassen. Eine gute Möglichkeit, die Belastbarkeit des Körpers zu verbessern, um Überlastungsverletzungen zu vermeiden, ist zusätzlich zum Lauftraining ein Krafttraining zu absolvieren. Neben der Zunahme an Kraft und der daraus resultierenden Verbesserung der Performance kann dieses auch einen schützenden Effekt auf die verschiedenen Gewebearten des Körpers haben. Die unterschiedlichen Gewebe werden belastbarer. Die Knochenmineraldichte kann durch Krafttraining verbessert werden. Neben einem hoch intensiven Training, bestehend aus Sprüngen und Sprints, ist dies der beste Schutz vor Knochenbrüchen und Osteoporose im Alter. Möglicherweise kann Überlastungsbrüchen, auch als Stressfrakturen bezeichnet, vorgebeugt werden. Bindegewebsstrukturen wie Bänder und Sehnen, die aus Kollagen bestehen, können durch ein Krafttraining verdickt und dadurch gestärkt werden. Dadurch kann Bänderrissen, die häufig beim Umknicken entstehen, oder Sehnenverletzungen wie der Achillessehnenruptur vorgebeugt werden. Krafttraining kann außerdem dazu eingesetzt werden, Muskeldysbalancen zu beheben. So können einseitige Belastungen vermieden werden. Ausdauersportler wie z. B. Läufer haben meist eine ausgeprägte Muskulatur auf der Vorderseite der Oberschenkel (Quadriceps), andere Muskelgruppen, wie die Rückseite der Oberschenkel oder die Gesäßmuskulatur, sind im Verhältnis dazu weniger trainiert. Ein spezielles Krafttraining, was beispielsweise die Rückseite der Oberschenkel (Ischiokrurale Muskulatur/Hamstrings), die Wadenmuskulatur und die Gesäßmuskulatur trainiert, kann die Lauftechnik verbessern, die Stabilität erhöhen und damit vor Überlastungsverletzungen am Knie schützen.

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Neben der Vorbeugung von Überlastungsverletzungen ist auch bei der Rehabilitation nach Verletzungen, wie nach einer Ruptur des Vorderen Kreuzbandes am Knie, Krafttraining wichtig. Die verletzten Strukturen sind in hohem Maße anfällig für eine erneute Verletzung. Durch Krafttraining können sie wieder belastbarer gemacht und eine bessere Ansteuerung und Koordination der Muskeln erreicht werden. Da dieses Training sehr genau gesteuert werden sollte, ist hier eine Begleitung durch einen Physiotherapeuten sinnvoll und wichtig. Mit dem Therapeuten können gemeinsam die richtigen Übungen ausgewählt und im weiteren Verlauf auch angepasst und gesteigert werden.

Neuromuskuläres Training kann zur Vorbeugung oder bei der Rehabilitation von Verletzungen eingesetzt werden.

Beispiel: Verletzungsprophylaxe bei Läufern Warm-up für 45 min Laufen mit Sprinteinheiten Ziel: Gelenke auf Belastung vorbereiten, erforderliches Bewegungsausmaß für Sprints erreichen, um Muskelfaserrisse vorzubeugen Beispiele: dynamisches Warm-up mit Anfersen, Kniebeugen, Ausfallschritten und Kniehebel-Läufen Zusätzlich zum Lauftraining: Krafteinheit, um die Belastbarkeit der Gelenke zu erhöhen und die Stabilität zu verbessern. Wichtige Elemente: Training der Gesäßmuskulatur, Rumpftraining, einbeinige Übungen für die Untere Extremität, Wadentraining

Doch wie können spontane Unfälle mit und auch ohne Fremdeinwirkung reduziert werden?

Einen ähnlichen Ansatz wie das klassische Krafttraining hat das sogenannte Neuromuskuläre Training. Dies beinhaltet neben den Übungen mit dem eigenen Körpergewicht (Krafttraining) auch Strategien zur Verbesserung der Balance, der Reaktionsfähigkeit und der Agilität (Richtungswechsel, Explosivität, Sprünge). Dadurch ist es weniger zur Vermeidung von Überlastungsverletzungen, sondern zur Vorbeugung von akuten, spontanen Unfällen wie Bänderrissen am Knöchel oder Kreuzbandrisse am Knie geeignet. Der Körper wird trainiert, schneller zu agieren und auf Einflüsse von außen zu reagieren.

An die Sportart angepasst, kann es als einzelnes Training oder als Aufwärmprogramm absolviert werden. Dafür können Wackelbretter oder ähnliches für das Balancetraining zum Einsatz kommen, aber auch Sprünge zur Verbesserung der Landetechnik und zur Stabilisation geübt werden.

Nordic Hamstring Übung zur Vorbeugung von Muskelfaserrissen der hinteren Oberschenkelmuskulatur

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Im Fußball ist diese Trainingsform schon vielfältig zum Einsatz gekommen. Das Präventionsprogramm FIFA 11 zur Vermeidung von Kreuzbandverletzungen. Anstelle eines Dauerlaufs zum Aufwärmen werden hierbei 15 bis 20 Minuten lang Laufübungen wie Richtungswechsel und Seitgalopp, Kraftübungen wie der Unterarmstütz oder Bridging, Sprünge und Balanceübungen im Einbeinstand durchgeführt. Doch nicht nur Mannschaftssportarten erfordern Agilität und schnelle Reaktionen. Auch beim Skifahren, oder beim Laufen durch unebenes Gelände, kann man mit Neuromuskulärem Training Verletzungen vorbeugen!


Beispiel: Verletzungsprophylaxe bei Skifahrern, 1 Woche Skifahren pro Jahr Vorbereitung auf die kommende Belastung z. B. im Rahmen eines Krafttrainings oder Zirkeltrainings (Kraftausdauertraining) über einen längeren Zeitraum vor dem eigentlichen Skifahren Wichtige Elemente: • Krafttraining Rumpf (gerade und diagonale Bauchmuskulatur, Rücken), Krafttraining Untere Extremität (Gesäß, Oberschenkelvorder- und Rückseite) • Balancetraining • Richtungswechsel, z. B. mit Hütchen eine Strecke aufbauen Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass Verletzungen zwar nie ganz vermieden werden können, aber das Risiko teilweise reduziert werden kann. Um Überlastungsverletzungen zu vermeiden, ist ein regelmäßiges, kontrolliertes Training wichtig. Trainingssteigerungen und Wiederaufnahme des Trainings nach einer Pause sollten langsam geschehen. Unterstützend dazu kann die Belastbarkeit des Körpers durch Krafttraining gesteigert werden. Um Spontanverletzungen durch Unfälle zu reduzieren, kann neben einem Krafttraining ein Training zur Verbesserung der Koordination und Reaktion durchgeführt werden. Zum Erstellen eines passenden Trainingsplanes steht das Team des ZAP Fitness für Sie zur Verfügung. Falls Sie nach einer Verletzung wieder ihr Training aufnehmen wollen, unterstützen Sie die ZAP Physiotherapeuten gerne. Quellen können beim Autor erfragt werden.

Einbeinige Sprünge zur Verbesserung der Sprung- und Landetechnik

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THERAPEUTEN RAT Kniebeugen

im Rahmen des Fitnesstrainings und der Physiotherapie von Lea Schütt, ZAP Physiotherapie

D

ie Kniebeuge ist eine der am häufigsten praktizierten Übungen im Sport. Sowohl professionelle Bodybuilder und Gewichtheber als auch Mannschaftssportler und Trainierende im Fitnessstudio führen sie durch. In der Rehabilitation und auch bei der Kraftmessung der unteren Extremität wird sie eingesetzt. Außerdem beanspruchen viele Alltagsbewegungen die gleichen Muskeln, daher ist sie eine der besten Übungen, um Alltagsaktivitäten zu verbessern. Beispiele für ähnliche Bewegungen sind das Hochnehmen von Kindern und das Aufheben von Kartons oder Gewichten. Vielen Lesern ist die Kniebeuge bereits ein Begriff. Wir Physiotherapeuten und Trainer setzten uns ebenfalls häufig mit dem Thema auseinander. Jedoch ist die Kniebeuge nicht nur eine einzige Übung, es gibt davon viele verschiedene Variationen und Einsatzmöglichkeiten aber auch Annahmen. Sie haben vielleicht schon einmal gehört, dass man Kniebeu-

gen nur bis zum rechten Winkel machen darf und nicht tiefer und dass die Knie nicht vor die Fußspitzen ragen dürfen. Was dahintersteckt, und was man unter einer Kniebeuge überhaupt versteht, wird im Folgenden beschrieben. Die Kniebeuge, im englischen Squat, wird definiert als eine Übung, bei der man mit geradem Oberkörper in die Hocke geht und sich wieder aufrichtet bzw. aufsteht. Dabei werden schätzungsweise 200 Muskeln beansprucht, unter anderem v. a. die Beinmuskulatur, aber auch die Bauch- und Rückenmuskulatur. Die Hockposition am untersten Punkt der Bewegung ist limitiert durch den geraden Oberkörper, d. h. die physiologische Lordose der Lendenwirbelsäule. Heute wird diese Durchführung der Kniebeuge auch als tiefe Kniebeuge bezeichnet. In der Literatur besteht keine standardisierte Einteilung der Kniebeuge. Im Kraftsport wird die Kniebeuge anhand des Beugewinkels im Knie in drei Gruppen

Front Squat Ausgangsposition - das Gewicht befindet sich vorne, alternativ auch mit Kettlebell

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Front Squat Endposition

eingeteilt: partial squats (40° Kniebeugewinkel), half squats (70 bis 100°), and deep squats (mehr als 100°). Weitere Kniebeugevariationen werden noch näher erläutert.

Was ist bei der Kniebeuge zu beachten?

Beim Durchführen der Kniebeuge sollten Sie zunächst einen bequemen Stand einnehmen, dieser ist für jeden individuell. Meist etwas mehr als schulterbreit und die Fußspitzen zeigen leicht nach außen. Die Hantelstange sollte auf Höhe des mittleren Brustbeins am Rack platziert werden. Die Langhantelstange wird entweder auf den Trapeziusmuskel (High bar Squat) oder den hinteren Anteil des Deltamuskels (Low bar Squat) aufgelegt und nicht auf knöcherne Strukturen wie Schulterblatt oder Halswirbelsäule. Das Handgelenk ist in Neutralposition und wird nicht abgeknickt. Vor der Bewegungsdurchführung, bereits beim Herausheben der Stange, werden die Knie


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High bar back Squat Ausgangsposition

leicht nach außen gedrückt und Bauch und Rücken angespannt. Das Gewicht bleibt hinten auf den Fersen und das Gesäß wird nach hinten gestreckt, als würde man sich auf einen Stuhl setzen. Bei der Aufwärtsbewegung bewegen sich Hüften und Schultern gleichmäßig nach oben. Sowohl bei der Aufwärtsbewegung, als auch bei der Abwärtsbewegung ist darauf zu achten, dass die Knie nicht nach innen oder außen kippen. Fußspitzen und Knie schauen immer in die gleiche Richtung. Der Blick ist nach vorne unten gerichtet, etwa eineinhalb Meter vor den Fußspitzen.

Welche Variationen der Kniebeuge gibt es?

Bei der klassischen Kniebeuge aus dem Kraftsport befindet sich wie oben beschrieben die Langhantel hinten, Back Squat. Im Kursbereich und im Rahmen eines Kraftausdauertrainings, kann die Kniebeuge auch ohne Gewicht oder in Kombination mit Sprüngen durchgeführt werden (Squat Jump). Beim Overhead Squat wird die Langhantel oder das Gewicht mit gestreckten Armen über dem Kopf gehalten. Eine weitere Variation ist der Box Squat, bei dem Sie sich wie der Name sagt während der Durchführung auf eine Box setzen. Es gibt zahlreiche Kombinationen und Möglichkeiten. Im Folgenden werden einige anhand von Bildern aufgezeigt.

Deep squat hold zur Verbesserung der Mobilität vor den eigentlichen Kniebeugen

Knie-Wand-Abstand als Test und Übung für die Beweglichkeit des Sprunggelenks

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Darf die Kniebeuge nur bis 90 Grad durchgeführt werden?

Um die Frage beantworten zu können, muss man sich die Hocke, die Endposition der Kniebeuge genauer anschauen. Die Hockposition ist zunächst eine natürliche Bewegung. Sie wurde bereits von vielen Naturvölkern und auch von uns als Kleinkind häufig ausgeführt. Der menschliche Körper hat die Fähigkeit sich an häufig ausgeführte Bewegungen anzupassen, dadurch werden Strukturen belastungsstabiler. Treten bei der korrekten Durchführung dieser Bewegung keine Probleme auf, spricht pauschal erstmal nichts gegen diese Bewegungsausführung. Im Rahmen der Rehabilitation oder bei bestimmten Vorerkrankungen kann es sinnvoll sein die Kniebeuge zunächst nicht im vollen Bewegungsausmaß durchzuführen.

Dürfen die Knie vor die Fußspitzen?

Beobachtet man die menschlichen Bewegungen im Alltag, achten wir selten beim Hinsetzten auf einen Stuhl oder ein tiefes Bett oder eine Couch darauf, wie sich unsere Knie bewegen. Auch beim Treppensteigen kommt es sogar bei einbeiniger Belastung immer dazu, dass sich das Knie vor die Fußspitze bewegt. Bei einer tiefen Kniebeuge lässt es sich kaum vermeiden, dass die Knie vor die Fußspitzen kommen. Schaut man sich die Bewegungsdurchführung von Gewichthebern an, bei welchen die tiefe Kniebeuge für den Sport notwendig ist, kommt das Knie häufig vor die Fußspitzen und das bei hohen Gewichten. Die Arbeit der Strukturen an der Vorderseite des Knies, der Kniescheibe und der Patellasehne, ist etwas höher. Dagegen erhöht sich allerdings die Arbeit des unteren Rückens und der Hüften deutlich bei einer Kniebeugevariante, bei der die Knie nicht vor die Fußspitzen kommen. Das bedeutet die Belastung ist bei letzter Variante auf den unteren Rücken potenziell höher. Bei vorhandenen Problemen mit Strukturen der Vorderseite des Knies (Patellofemorales Gelenk oder Patellasehne) ist es unter anderem sinnvoll die Bewegung der Knie vor die Fußspitzen zu reduziere. Liegen keine Beschwerden in dem genannten Bereich vor, toleriert das Knie die Belastung gut und es ist sinnvoll im vollen Bewegungsausmaß zu trainieren. Trainiert man Kniebeugen häufig mit sehr hohem Gewicht und hat eine Kniebeugevariation gewählt, bei der das Knie exzessiv, d. h. mehr als 15 bis 20 cm vor die Fußspitzen kommt, macht es Sinn den Knievorschub etwas zu verringern. Dies dient der Prävention der Patellasehne, bei nicht vorhandener Problematik.

Was bedeutet das für Ihr Training?

Die oben beschriebenen Ergebnisse und anatomischen Gegebenheiten unseres Körpers weisen darauf hin, dass ein Training der Kniebeuge im vollen Bewegungsausmaß durchaus sinnvoll ist, um die Muskulatur der unteren Extremität effektiv und gleichmäßig zu trainieren. Die Kompressionskräfte auf Menisken und das patellofemorale Gelenk nehmen


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Die innovative Schmerztherapie bei Schiefzeh-Erkrankung Hallux valgus Die Erkrankung der Großzehe-Fehlstellung ist in Deutschland, sowie in den europäischen Industrienationen weit verbreitet. Mit zunehmendem Alter von über 60 Jahren sind mehr als 35 Prozent der Menschen betroffen. Etwa 90 Prozent der Frauen sind wesentlich häufiger vom Hallux valgus betroffen als Männer.

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Hallux valgus ist eine Fehlstellung des Großzehengrundgelenks, charakteristisch ist die Verdrehung und Abweichung der Großzehe nach außen.

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Genetische Veranlagung zur Binde gewebsschwäche Das häufige Tragen von zu engen, Zeheinschnürenden Schuhen

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Durch das tragen enger Schuhe entsteht durch Reibung eine Entzündung des Schleimbeutels begleite von einer Rötung & Schwellung im Großzehengrundgelenk.

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Single leg squat Anfangs- und Endposition am TRX

zwar mit der Tiefe der Kniebeuge zu, es gibt allerdings keine Studien, welche die Tiefe der Kniebeuge in Zusammenhang mit Verletzungen bringen. Besteht keine Vorerkrankung oder Verletzung spricht nichts gegen eine Kniebeuge im vollen Bewegungsausmaß. Im Folgenden betrachten wir das volle Bewegungsausmaß und was das für den Einzelnen bedeutet. Die funktionelle Beweglichkeit, die man für eine Kniebeuge benötigt, ist bei jedem Menschen individuell. Dem einen fällt es sehr leicht in die tiefe Hocke zu kommen und bei dem nächsten ist es schwieriger, weil zum Beispiel die Fersen bereits früh vom Boden abheben. Welcher Bereich durch eine andere Übung zusätzlich zu den Kniebeugen trainiert werden könnte, um die Durchführung der tiefen Kniebeuge zu verbessern, kann durch eine funktionelle Bewegungsanalyse eines Trainers festgestellt werden. Mögliche Ansätze • Verbesserung der Sprunggelenksmobilität (siehe Bild) oder Unterstützung durch Hilfsmittel, wie eine Erhöhung unter der Ferse • Verbesserung der Hüftgelenksbeweglichkeit, z. B. über deep squat hold (siehe Bild) • Verbesserung der Brustwirbelsäulenstreckung und Training des oberen Rückens

Welche Bedeutung hat das für Sie im Rahmen der Physiotherapie?

Menschen sind individuell und keine Maschinen, daher ist anzunehmen, dass nicht jede Kniebeugevariation für jeden

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Menschen passend oder geeignet ist. Im Folgenden sind verschiedene Problematiken beschrieben, die in der Physiotherapie häufig vorkommen. Welchen Einfluss haben sie auf die Durchführung der Kniebeuge? Patellofemorale Problematik Wie bereits erwähnt, gibt es Menschen, die davon profitieren die Bewegung des Knies vor die Fußspitze zu reduzieren. Bei Menschen mit Schmerzen an der Knievorderseite, kann diese Variation den Schmerz verringern oder komplett eliminieren. Bei vorhandenem Schmerz ist es sinnvoll die Tiefe der Kniebeuge an den Schmerz anzupassen. Verschwindet dieser Schmerz mit der Zeit, kann die Tiefe der Kniebeuge langsam gesteigert werden bis hin zur Durchführung im vollen Bewegungsausmaß. Dabei ist es wichtig auf den Körper zu hören. Falls erneut Schmerzen auftreten, kann die Tiefe wieder verringert werden. Zu Beginn können auch Kniebeugevariationen gewählt werden, bei denen es zu weniger Knievorschub kommt z. B. Box Squats oder low bar back squat. Patellasehnen Problematik Je tiefer die Kniebeuge desto mehr Kompressionskräfte wirken auf die Patellasehne. Bei vorhandener Patellasehnen Tendinopathie kann der Schmerz durch eine tiefe Kniebeuge mit den Knien weit vor den Fußspitzen verschlimmert werden. Sie müssen die Übung jedoch nicht ganz vermeiden, denn es gibt Möglichkeiten wie Sie die Kraft in den Beinen während der Reha mit geringer Belastung auf die Patellasehne erhalten können. Dabei können Sie wieder Knie-

beugevariationen wie Box Squat oder low bar squat wählen oder auch Ausfallschritte nach hinten (reverse lunges). Alle diese Übungen belasten die Sehne weniger und erhalten die Kraft, bis Sie die Kniebeuge wieder voll durchführen können. Verletzung des vorderen Kreuzbandes Die Belastung und Kraft, die auf das vordere Kreuzband wirken, sind bei Kniebeugen mit 90 Grad am höchsten, darüber und darunter nehmen sie ab. Bei tiefen Kniebeugen nehmen zwar die Kompressionskräfte allgemein zu, jedoch kommt es zur Reduktion der Scherkräfte, die auf das vordere Kreuzband wirken. Eine Schwäche der inneren Wadenmuskulatur und der vorderen und hinteren Schienbeinmuskulatur können dazu führen, dass das Knie während der Bewegung nach innen ausweicht. Dies bringt erhöhten Stress auf das vordere Kreuzband. Zu Beginn der Reha nach einer Kreuzbandproblematik sind sogenannte Minikniebeugen bis etwa 110° empfehlenswert. Im weiteren Verlauf kann unter Beurteilung von Kraft, Beweglichkeit und Schmerz individuell in Absprache mit dem Physiotherapeuten auch die tiefe Kniebeuge trainiert werden. Hilfsmittel dabei kann eine Erhöhung der Fersen sein, dadurch wird der Stress auf das vordere Kreuzband ebenfalls verringert. Femoroacetabular impingement (HIP) Bei einigen Menschen kommt es zu einer anatomischen Engstelle im Bereich der Hüfte, diese kann zu Schmerzen bei tiefen Kniebeugen führen, da die Enge deutlicher wird, je tiefer die Kniebeuge ausgeführt wird. In diesem Fall ist es zu


empfehlen, die Kniebeuge im schmerzfreien Bereich durchzuführen, bis die ursprüngliche Problematik behoben ist. Sie können zusätzlich über verschiedene Standbreiten und Fußpositionen ausprobieren, ob der Schmerz besser wird. Beispielsweise wirkt sich häufig ein etwas breiterer Stand und das Drehen der Füße nach außen positiv auf den Schmerz aus. Als Kniebeugevariation können Sie die Front Squats auswählen, da Sie dabei geringere Hüftbeugung haben und dadurch weniger Enge im Gelenk. Unterstützend ist es hilfreich die Gesäßmuskulatur (Musculus gluteus maximus, medius und minimus) zu trainieren, da diese den Gelenkkopf eher nach hinten ziehen und es dadurch zur Druckentlastung kommt. Probleme mit dem unteren Rücken Am tiefsten Punkt der Kniebeuge kippt das Becken nach hinten, da die Beugung der Hüftgelenke ausgeschöpft ist. Daraus resultiert eine leicht gebeugte Lendenwirbelsäule, das nennt man auch „butt-

wink“. Ist der „buttwink“ klein und spät, treten selten Probleme auf. Ist er allerdings schon früh vorhanden und deutlich sichtbar, kann in Kombination mit hohen Gewichten die Bandscheibe durch die gebeugte Haltung der Wirbelsäule unter Stress geraten. Daraus resultierend können direkt nach den Kniebeugen oder auch einen Tag später Rückenschmerzen auftreten. Für das Training v. a. mit hohem Gewicht besteht die Möglichkeit die Bewegung an dem Punkt mit wenig „buttwink“ zu beenden. Um diesen Punkt weiter nach unten zu verlagern, können Sie zusätzlich an der Hüft- und Sprunggelenksbeweglichkeit arbeiten. Im Folgenden wird kurz erklärt, warum die Beweglichkeit in Zusammenhang mit einem später auftretenden „buttwink“ steht. Ist die Gelenksbeweglichkeit des Sprunggelenks ausgeschöpft, muss die Hüfte mehr Arbeit übernehmen. Lässt die Hüfte nicht mehr Bewegung zu, wird die Bewegung durch das Becken kompensiert, ist diese Beweglichkeit aus-

geschöpft übernimmt letztendlich die Lendenwirbelsäule, welche als Resultat gebeugt wird. Um das zu vermeiden, sollten die vorherigen Gelenke möglichst beweglich sein. Die oben genannten Möglichkeiten sind reine Empfehlungen, das genaue Vorgehen ist immer individuell mit Trainern oder Therapeuten und den eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen abzuwägen. Zusammenfassend ist die Tiefe und Ausführung der Kniebeuge nicht für alle gleich, es kommt auf die Krankheitsgeschichte und die funktionellen und anatomischen Voraussetzungen des Einzelnen an. Pauschal sind Kniebeugen nicht schädlich für die Knie. Im Gegenteil dienen sie dem Aufbau schützender und stützender Muskulatur des Oberschenkels und können somit als Verletzungsprävention dienen.

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Da bleibt garantiert kein Auge trocken! Natürlich gibt es auch ein Extra-Becken für die kleinsten Wasserflöhe. Sie freuen sich an Planschbecken, verschiedenen Wasserspielen und der Mini-Rutsche. Hier sind sie ganz für sich und dürfen genüsslich im angenehm warmen Wasser herumplanschen. Planschen, rutschen, spritzen – im flachen Wasser des Babybeckens merken schon die Kleinsten: Wasser macht Spaß! Hier gewöhnen sie sich ganz schnell an das nasse Element und gewinnen Vertrauen.

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Passend in Bezug auf die Ausgabe II/2020 des RC Premium mit dem Titel „Mensch & Klima“ hat sich das Racket Center bei der Neuanschaffung von Druck- und Kopiersystemen für klimaneutrales Drucken entschieden. Durch die Zusammenarbeit unseres Lieferanten und Servicepartners MSP Kopiersysteme GmbH in Mühlhausen mit ClimatePartner wird die beim Drucken entstehende Umweltbelastung durch Investitionen in internationale Klimaschutzprojekte ausgeglichen. Bisher konnten Kunden von MSP auf diese Weise bereits 740 Tonnen CO2-Ausstoß kompensieren. » www.msp-team.de

Frank Brunner, Geschäftsführer MSP Kopiersysteme GmbH und Dr. Matthias Zimmermann

Tina Manescu und Samuel Beisse holen sich den Titel beim Green-Cup Carl Philipp Öhring belegt Platz 3

Der Green-Cup ist ein Einladungsturnier des Badischen Tennisverbandes, an dem die besten Tennisspieler*innen bis 10 Jahre aus Baden teilnehmen. Glückwunsch an Tina, Samuel, und Carl Philipp, die regelmäßig bei uns im Racket Center trainieren und an ihren Trainer Stev Kleine.

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Prof. Dr. med. Andreas Unterberg

IM INTERVIEW

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Foto: Philip Benjamin M.A. Bildjournalist/Fotodisigner, Ladenburg


„Auch wenn etwas Mystisches und Faszinierendes das menschliche Gehirn umrankt, ist mein Blick auf dieses Wunderwerk der Natur eher von Ehrfurcht und Demut bestimmt!“ Prof. Dr. Andreas Unterberg, Direktor der Neurochirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Heidelberg, Gehirn- und Wirbelsäulenchirurg im persönlichen Gespräch mit Matthias Zimmermann

S

ie ist vermutlich diejenige unter den medizinischen Disziplinen, die am meisten fasziniert und Bewunderung erfährt: die Neurochirurgie. Neurochirurgen öffnen einem Menschen den Schädel, um krankhafte Erscheinungen am Gehirn chirurgisch zu behandeln, unternehmen Eingriffe am peripheren Nervensystem und operieren die Wirbelsäule von einfachen Bandscheibenvorfällen bis zu komplizierten Verletzungen des Rückenmarks, z.B. einen Querschnitt. Sie arbeiten am Zentralen Nervensystem – an dem Organ, das uns bestimmt: unser Denken, Fühlen, Handeln, also unser ganzes Sein. Dies

Sehr geehrter Herr Prof. Unterberg, können Sie sich an das Gefühl erinnern, das Sie empfanden, als Sie zum ersten Mal auf ein lebendiges Gehirn geblickt haben? PROF. UNTERBERG: Ich kann mich in der Tat an meine erste Operation erinnern und nehme an, dass ich – mental gut vorbereitet – ein Höchstmaß an Konzentration angestrebt habe. Und bestimmt war ich sehr angespannt, als ich das erste Mal Instrumente in den Kopf eines Menschen eingeführt habe. Ich kann gut verstehen, dass viele das Gehirn als ein Phänomen betrachten, das etwas Mystisches umgibt und ein Gefühl der Faszination auslöst. Mein Blick auf das menschliche Gehirn ist vielmehr von Ehrfurcht bestimmt – das war damals so, und so ist es noch heute. Die Beschäftigung mit dem menschlichen Gehirn, insbesondere bei operativen Eingriffen durch die geöffnete Schädeldecke, lässt mich unverändert Ehrfurcht und auch Demut empfinden. Als Mediziner und Chirurgen ist es unsere Aufgabe, gemeinsam im Team die komplexe Funktionalität dieses Wunderwerks der Natur zu erhalten oder wiederherzustellen, soweit dies in unseren Möglichkeiten steht. Insofern bin ich mir bewusst, dass die Arbeit

zu tun setzt eine jahrzehntelange, bisweilen leidens- und entbehrungsreiche Ausbildung voraus, die Zeit, Energie und Intellekt sowie Durchhaltevermögen, Widerstandsfähigkeit und Mut braucht. Prof. Andreas Unterberg, Direktor der Neurochirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Heidelberg – eines der größten neurochirurgischen Zentren Europas – nimmt sich die Zeit zu diesem Gespräch, besucht das Racket Center mit großem Interesse und gewährt Einblick in sein eindrucksvolles Metier …

unserer Zunft viel Bewunderung erfährt. Gleichzeitig sind meine Kolleginnen, Kollegen und ich der Auffassung, dass man unseren Beruf nicht überhöhen sollte. Im Grunde betreiben wir ein gut geplantes Handwerk, das bisweilen durchaus künstlerische Züge aufweist. Man spricht ja ganz im Allgemeinen von „ärztlicher Kunst“. Worin besteht denn die ärztliche Kunst der Neurochirurgen im Besonderen? PROF. UNTERBERG: Lassen Sie mich Ihnen zunächst das Behandlungsspektrum der Heidelberger Neurochirurgischen Klinik vor Augen führen. Wir operieren gutartige und bösartige Tumore und Metastasen in teils sehr komplexen Erscheinungsformen und bisweilen tief im Gehirn liegend mit dementsprechend aufwendigen und langdauernden Verfahren. Bei degenerativen oder geschädigten Gefäßen legen wir zum Beispiel Bypässe, chronische Schmerzzustände oder Bewegungsstörungen wie etwa Parkinson behandeln wir durch das Einbringen von Elektroden ins Gehirn. In der Wirbelsäulenchirurgie reicht die Bandbreite von der Bandscheiben-OP bis zu sehr umfassenden Wiederherstellungsverfahren zur Stabilisierung des Rückgrats. Und die

Kinderneurochirurgie hat bei uns einen besonders hohen Stellenwert. Erwähnenswert ist sicherlich die Operation des offenen Rückens beim ungeborenen Baby. Die so genannte Spina bifida beim Fötus wird im Mutterleib nach dem Öffnen der Bauchdecke und der Gebärmutter der Schwangeren hindurch verschlossen. Bei allem, was wir tun, arbeiten wir stets nahe an empfindlichem Nervengewebe. Operieren an der Umgebung von Nervenzellen bedeutet: Null-Fehler-Toleranz. Kann man sagen, die ärztliche Kunst in der Neurochirurgie besteht in der Perfektion? PROF. UNTERBERG: Zu der erwähnten Demut gehört anzuerkennen, dass wir Ärzte auch nur Menschen sind – und Menschen sind nicht perfekt! Wenn, dann kann man Perfektion in dem Sinne verstehen, dass man die medizinischen, handwerklichen und technischen Möglichkeiten bei jedem Eingriff vollumfänglich ausschöpft – nicht um der Möglichkeiten willen, sondern um das bestmögliche Ergebnis für den Patienten zu erreichen. Dazu bedient man sich modernster bildgebender Verfahren, zum Beispiel der Magnet-Resonanz Tomographie, und zwar auch während des

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Eingriffs. Daraus entwickelt man einen Operationsplan. Auch oder gerade ein mehrstündiger Eingriff wird vorher im Geiste Schritt für Schritt durchgegangen, was eine entsprechend zeitaufwendige und intensive Vorbereitung mit sich bringt. Mit dieser Strategie geht man an die Arbeit. Und dann kann es im Verlauf des Eingriffs dazu kommen, dass schnell reagiert, umdisponiert und neue Wege gesucht werden müssen. Darin liegt nach meiner Einschätzung die ärztliche Kunst, die in der Neurochirurgie besonders zum Tragen kommt. Bedeutet das, Sie starten in eine Operation so zusagen als strategischer Navigator und befinden sich dann operativ in der Situation des akribischen Tüftlers? PROF. UNTERBERG: Neurochirurgen sind tatsächlich so etwas wie Tüftler mit der Lust am strategischen Denken. Stellen Sie sich das Gehirn mal vor: es ist ein komplexes Gebilde, bestehend zu rund 60 Prozent aus Fett – eine weiche, puddingartige Masse. Darin befinden sich bis zu 100 Milliarden Nervenzellen, die mit über einer Trillion Synapsen miteinander verbunden sind. Dort sitzt unsere Seele. Das Gehirn aber bestimmt nicht nur unsere Persönlichkeit, in dem auf wundersame Weise Ideen und Pläne produziert werden. Zuallererst ist unser Gehirn verantwortlich für unsere Vitalfunktionen wie Herzschlag und Atmung, für unsere Bewegung – das Laufen, Schwimmen oder Tanzen – aber auch für das Sehen und das Sprechen. Kommunikation ist das, was die Spezies Mensch so außergewöhnlich macht. All diese Funktionen, die gesamte Vielseitigkeit des Menschseins, können wir sehr gut im Gehirn verorten. Die Gehirnforschung hat die Kartografie des Gehirns sehr detailliert erschlossen. Sie zeigt, dass z. B. die Bereiche, die für die menschliche Sprache verantwortlich sind, in verschiedenen Gehirnregionen angesiedelt sind. Liegt darin auch der Grund, dass zum Beispiel bei einem Schlaganfall häufig die Sprache in Mitleidenschaft gezogen ist? PROF. UNTERBERG: Die Sprache kann einen wichtigen Hinweis darauf geben, ob jemand einen Schlaganfall erlitten hat und eine Gefäßschädigung vorliegt. Motorische Einschränkungen können sich auch bemerkbar machen, wenn es

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Prof. Dr. Andreas Unterberg, geboren 1955 in Schwelm, studierte in Gießen und München und promovierte 1982 an der LMU München. Seine Facharztausbildung für Neurochirurgie absolvierte er an der Freien Universität Berlin und der LMU München, wo er sich 1988 habilitierte. 1991 wurde er C3-Professor für Neurochirurgie an der FU Berlin und 1995 Stellvertretender Direktor der Klinik für Neurochirurgie der Charité. Seit April

2003 ist Prof. Unterberg Ordinarius und Direktor der Neurochirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Heidelberg.

Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte sind die Neurotraumatologie, die Neurochirurgische Intensivmedizin und die intraoperative Bildgebung

bei hirneigenen Tumoren. Unterberg ist besonders spezialisiert auf Hirntumorchirurgie, Schädel-Basis-Chirurgie und Hypophysenchirurgie.

Prof. Unterberg ist seit 2018 im Präsidium der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und nahm im Laufe seiner beruflichen Karriere verschiedene Aufgaben für wissenschaftliche

Vereinigungen wahr, z.B. der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie, der Deutsche Gesellschaft für Neurointensiv- und Notfallmedizin und dem European Brain Injury Consortium.

Als Spezialist der Neurochirurgie hat er in den vergangenen 17 Jahren in Heidelberg mehr als 2.500 Operationen unterschiedlicher Hirntumore

durchgeführt. Außerdem verfügt er über Erfahrungen bei mehr als 500 Hypophysen-Operationen sowie 3.300 Wirbelsäulenoperationen.


z. B. nicht gelingt, beide Arme parallel über den Kopf zu heben oder in der Gesichtsmimik Asymmetrien auftreten. Genau für diese Hinweise im Gesicht (Face), an den Armen (Arms) und in der Sprache (Speech) sollte jedermann sensibilisiert sein, um bei einem Gegenüber einen möglichen Schlaganfall sehr frühzeitig zu erkennen. Man bezeichnet dies als FAST Test. Das „T“ steht dabei für Time – also Zeit. Denn derlei Signale bedeuten eines: keine Zeit verlieren, unverzüglich den Notarzt rufen und in die nächste Stroke-Unit. Schlaganfallzentren sind heute so ausgestattet, dass der Arzt dort neben einer unverzüglichen medikamentösen Behandlung das Blutgerinnsel im Gehirngefäß auch mit einem Katheter, den man über die Leiste bis ins Gehirn vorschiebt, entfernen kann. Im besten Falle geht der Patient wenige Tage nach einem solch schwerwiegenden Ereignis und einer erfolgreichen so genannten Thrombektomie vollständig geheilt wieder nach Hause. Wenn man dann liest (wie im DER SPIEGEL, Nr. 24/2020, 26 S. ff: „Das Sterben der anderen“), dass Menschen trotz Hinweise auf einen Schlaganfall oder auch Herzinfarkt aufgrund der Angst vor einer Infektion mit dem Corona-Virus nicht in die Klinik gegangen sind, dann stimmt das im Angesicht solch fantastischer Therapiemöglichkeiten nachdenklich! PROF. UNTERBERG: Das SARS-CoV-2 und die Möglichkeit einer Covid-19 Erkrankung nimmt uns alle in Beschlag – unzweifelhaft. Wir können sagen, von

Beginn der Pandemie an alles erdenklich Mögliche getan zu haben, dass die Wahrscheinlichkeit einer Infektion in unserer Klinik gegen null geht. So, wie ich Ihr Haus und Ihre Maßnahmen wahrgenommen habe, bin ich überzeugt, dass das bei Ihnen in der Physiotherapie, im Fitnessbereich und an den anderen Stellen des Racket Centers genauso ist. Trotzdem, was uns betrifft, haben wir mit dem Lockdown einen signifikanten Rückgang der Patientenzahlen festgestellt. Die Herzklinik hat gleiches berichtet. Daher wurde in der RNZ ein Beitrag initiiert, dass unsere Kliniken ein sicherer Ort sind und bei Symptomen eines Infarkts am Herzen oder im Gehirn bitte schnellstmöglich die Klinik aufzusuchen ist. Wir wissen aber noch nicht gesichert, ob die Betroffenen aus Gründen der Angst den Gang in die Notaufnahme vermieden haben oder ob nicht etwa doch weniger Fälle eingetreten sind. Weniger Stress aufgrund des Lockdown mindert jedenfalls die Wahrscheinlichkeit eines kritischen Gesundheitsereignisses, und die Einschränkung der Bewegungsfreiheit hat auch weniger Stürze und in deren Folge weniger Kopfverletzungen zur Folge. Auch Schädel-Hirn-Traumata, die bei uns landen, sind deutlich weniger bei uns eingeliefert worden. Also: das gilt es alles in Ruhe statistisch aufzuarbeiten, denn nichts in der Welt darf so viel Besorgnis oder gar Angst auslösen, als dass man z. B. bei Schlaganfallsymptomen nicht unverzüglich in die Klinik eilt! Und das gilt für alle akuten Gefäßerkrankungen!

Ein Gehirngefäß kann im schlimmsten Falle auch mal platzen oder bluten. PROF. UNTERBERG: Wenn ein Gefäß eine Aussackung ausbildet, also ein so genanntes Aneurysma, und dieses gar platzt, ist dies in der Tat ein „schlimmster Fall“. Die Wahrscheinlichkeit, dass im Akutfall der Patient die Klinik rechtzeitig erreicht und diese dann wieder vollständig geheilt verlässt, ist gering. Bei einer leichten Blutung an einem Gehirngefäß, die sich über starke Kopfschmerzen bemerkbar macht, kann man das Gefäß raffen, mit einem Bypass überbrücken oder von innen mit einem Coil versiegeln, was meist zu sehr guten Ergebnissen führt. Die Zeit von der Diagnose bis zur Behandlung und auch die Dauer des Eingriffs, bei dem ein Gefäß bis zur Wiederherstellung abgeklemmt ist, hat erheblichen Einfluss auf das Behandlungsergebnis. Und auch bei zügiger Vorgehensweise müssen wir sicherstellen, keine Funktionsareale zu schädigen, also zum Beispiel die Fähigkeit des Sprechens und Verstehens zu erhalten. Doch auch die besten dreidimensionalen Darstellungen des Operationsbereichs im Gehirn können keine hundertprozentig verlässlichen Lokalisationen gewährleisten. Sie müssen wissen: wir bewegen uns in Bereichen von unter einem Millimeter. So dünn sind Gehirngefäße und so eng ist der Grenzbereich zwischen funktional gesundem Gewebe und erkranktem Gewebe.

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Ihr Spezialgebiet ist die operative Entfernung von Gehirntumoren. Wie lässt sich erkennen, ob ein Gehirnbereich gesund oder geschädigt ist? Bei orthopädischen Verletzungsbildern sieht man den gebrochenen Knochen, die verletzte Sehne oder den gerissenen Muskel. Können Sie im Gehirn zum Beispiel strukturelle oder farbliche Veränderungen sehen? PROF. UNTERBERG: Wir können Gefäßerkrankungen im Gehirn oder Verkalkungen anhand farblicher und struktureller Veränderungen durch das Mikroskop gut erkennen. Eine Gehirnatrophie wiederum zeigt sich in einem Substanzmangel. Das konkrete Leistungsvermögen des Gehirns im Sinne der Intelligenz oder Speicherfähigkeit kann man damit aber nicht beurteilen. Das Gehirn von Albert Einstein unterscheidet sich morphologisch – also anhand dessen, was wir sehen – nicht von anderen gesunden Gehirnen. Auch über die Funktionsfähigkeit lässt sich nur Ungefähres sagen, es gibt keine mit dem bloßen Auge sichtbaren Hinweise auf die exakte Lage bestimmter Zentren, z. B. des Sprachzentrums. Wenn wir im Gehirn einen Tumor entfernen müssen, dann ist die Unterscheidung zwischen gesundem und geschädigtem Gewebe unabdingbar wichtig. Allerdings kann ein Tumor die Lage verschiedener Gehirnareale verschieben, wodurch dieser die Kartografie der Gehirnbereiche verändert. Wenn wir also erkennen wollen, ob wir ein Gehirnareal vor uns haben, das die Sprachfähigkeit bestimmt, dann müssen wir das testen. Dazu befinden sich an dem Sauger auch Elektroden, die elektrische Impulse abgeben. Erst wenn wir diesen in den Kopf einführen und damit den Gehirnbereich stimulieren, können wir an der Reaktion des Patienten erkennen, wo genau wir uns befinden. An der Reaktion des Patienten? Wie kann man sich das vorstellen, wenn es um die Lokalisation eines Sprachareals geht? PROF. UNTERBERG: Indem wir mit dem Patienten sprechen! Nachdem wir die Schädeldecke geöffnet haben, wecken wir den Patienten auf. Wenn er wach und ansprechbar ist, stimulieren wir einzelne Hirnareale mithilfe der Elektroden und stellen standardisierte Verständnisfragen. Am Antwortverhalten

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können wir lokalisieren, in welchem Bereich wir operieren, also den Tumor entfernen ohne Beeinträchtigung der gesunden Areale. Wenn der Patient korrekt antwortet, zeigt dies, dass nur das Tumorgewebe entfernt wird. Offenbart der Patient Wahrnehmungs- oder Artikulationsprobleme, dann haben die Elektroden das Sprachzentrum getroffen. Die Grenzbereiche belegen wir mit kleinen Zahlenschildchen und erhalten eine präzise Kartografie. Bei der Tumorentfernung können wir uns dadurch in diesen Grenzbereich vortasten, um möglichst viel tumorinfiltriertes Gewebe zu entfernen, ohne gesundes Gewebe zu beeinträchtigen! Da stelle ich mir die Frage: Wer braucht mehr Mut? Der Arzt oder der Patient? PROF. UNTERBERG: Ich würde auf jeden Fall sagen, der Patient. Dieser muss natürlich wissen, dass das Gehirn keinen Schmerz empfindet. Es bedarf einer gründlichen Aufklärung über den gesamten Eingriff. Wir nehmen uns viel Zeit zur Vorbereitung und gehen mit dem Patienten die Schritte durch, die auf ihn zukommen und bei denen wir seine Mitwirkung brauchen. Diese so genannte Wachkraniotomie braucht viel gegenseitiges Vertrauen. Wenn der Patient ängstlich wird und sich verschließt, muss ein solches Verfahren unter Umständen auch abgebrochen werden. Also, Sie sehen, für den Arzt ist Selbstvertrauen und Zuversicht natürlich wichtig, zuvor-

derst jedoch braucht er Empathie, eine gleichermaßen professionelle wie einfühlsame Zugewandtheit, Können, Erfahrung und eine sehr ruhige Hand. Wie erwirbt man die ärztliche Kompetenz zu solch diffizilen chirurgischen Eingriffen? PROF. UNTERBERG: Genauso, wie jeder Mensch sich Expertise erwirbt, um in seinem Fachgebiet Spitzenleistungen zu erzielen: Eine langjährige, intensive Auseinandersetzung mit dem Sujet, viele Stunden des theoretischen Lernens und der praktischen Übung. Erfolgreich wird, wer einen Mentor hat, der es gut mit einem meint. Und das bedeutet: Fördern und Fordern. Der Mentor führt einen dann auch regelmäßig in Phasen der absoluten Grenzbelastung, oder, um in der Sprache des Sports zu sprechen, in Belastungsbereiche auf Topleistungsniveau. Das ist hartes Training. Nur dann gewinnen sie die Sicherheit, auch in schwierigen Situationen ruhig und konzentriert zu bleiben. Diese schwierigen Situationen gehören in der Gehirnchirurgie zum Tagesgeschäft – darüber haben wir gesprochen. Sie blicken nun mal teils mehrere Stunden hinweg durch ein Mikroskop mit 40-facher Vergrößerung, arbeiten an Gefäßen kleiner einem Millimeter, stehen dabei unter Zeitdruck und haben folgenreiche Entscheidungen zu treffen. Das trifft aber bisweilen auch auf einen Piloten, einen Krisenmanager oder einen Politiker zu. Das zu wissen


trägt zur Demut bei und vermeidet die Überhöhung des eigenen Tuns. Auch über Bescheidenheit haben wir bereits gesprochen. Was jedem Operateur freilich tiefe Zufriedenheit beschert, ist die Durchführung einer erfolgreichen Operation, die noch vor Jahren unmöglich gewesen wären. Sie feiern in diesem Jahr Ihren 65sten Geburtstag. Während Ihrer beruflichen Laufbahn haben Sie die enorme Entwicklung Ihres Fachgebiets miterlebt und auch mitgestaltet. Was war für Sie persönlich ein Aufbruch, also ein Ereignis oder Erlebnis, das Ihr Denken und Ihre weitere Entwicklung besonders geprägt hat? PROF: UNTERBERG: Mein Aufbruch in die USA im Anschluss an meine akademische Grundqualifikation war eine Entscheidung, die mein weiteres Leben geprägt hat. Ich erinnere mich gerne zurück an die 15 Monate, die ich dank eines DFG-Forschungsstipendiums am Medical College of Virginia in Richmond (Virginia) in der Abteilung für Neurochirurgie verbringen durfte. Mein Schwerpunkt damals lag auf der experimentellen neurochirurgischen Forschung mit Schwerpunkt posttraumatischem Hirnödem, also einer Form der Hirnschwellung. Beeindruckt haben mich in dieser Zeit vor allem die große Offenheit, das konstruktive Klima und die positive Wissenschaftskultur. Ich lernte neue Herangehensweisen und den Blick über den Tellerrand, durchaus mit einem

gewissen Abenteuergefühl. Dieses besondere Klima ist es, was ich persönlich mit Amerika in Verbindung bringe. Das forscherische Umfeld war äußerst inspirierend, und als man mir zum Ende des Stipendiums ein Angebot machte, wurde ich sehr nachdenklich. Wollen wir wirklich in den USA bleiben? Uns war dann doch schnell klar, dass wir mit unserer kleinen Tochter in die Heimat zurückkehren möchten, weil – und auch das war eine Erkenntnis – wir uns die Zukunft als Familie eben in Deutschland vorgestellt haben. Ich habe mich dann nach meiner Rückkehr mit dementsprechendem Esprit der klinischen Forschung in der Neurochirurgie zugewandt. So wurde ich Facharzt für Neurochirurgie. Diese Episode meines Lebens würde ich für mich persönlich durchaus als Aufbruch bezeichnen. Das Datum, das Ihnen den Eintritt in den Ruhestand eröffnet, rückt näher. Welche Pläne haben Sie für die Zukunft? PROF: UNTERBERG: Wenn Sie den Verdacht hegen, ich würde den Tag herbeisehnen, ab dem ich – bei aller Leidenschaft – nur noch Golfspielen kann, darf ich Ihnen entgegensetzen: Ich habe gerade erst meinen Vertrag um weitere zwei Jahre verlängert! In meinem beruflichen Metier erleben wir gerade spannende Zeiten mit enormen technischen Entwicklungen. Und ich spüre tatsächlich so etwas wie einen Aufbruch, an dem ich gerne noch einige Zeit teilhaben würde. Die Technologien aus der digitalen Welt

machen große Fortschritte und nehmen immer mehr Einzug in die medizinische Versorgung. Bei operativen Eingriffen werden wir uns in Zukunft verstärkt der Robotik, also dem Einsatz EDV gesteuerter Operationssysteme, bedienen. Wir erwarten uns eine noch höhere Genauigkeit, die bei Operationen im Gehirn für den Erfolg ausschlaggebend ist. Roboter werden uns Operateure dabei nicht ersetzen, vielmehr werden diese Systeme unsere Handlungen auslesen und in ganz feine Vorgänge übersetzen – präziser und gezielter, als das mit der freien Hand des Chirurgen möglich ist. Insofern bin ich sehr gespannt, welche Möglichkeiten zur Weiterentwicklung unseres Fachgebiets sich in den kommenden Jahren eröffnen werden. Gleichzeitig bin ich nicht nur Arzt, sondern auch Privatmensch. Und als solcher genieße ich es sehr, meinen Enkeln das zuteilwerden zu lassen, was ein Opa seinen Enkeln vermitteln kann. Und ich freue mich auf mehr freie Zeit, die ich den Werken von Johann Sebastian Bach widmen und auf das Orgelspiel verwenden möchte. Sehr geehrter Herr Prof. Unterberg, ich danke Ihnen sehr für Ihre kostbare Zeit, in der Sie unseren Leser*innen einen Einblick in Ihre Arbeit geben und auch in ihr Privates gewähren. Für beides wünsche ich Ihnen alles erdenklich Gute: Freude, Gelingen und Gesundheit …!

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WHO´S WHO

Gäste in unserer Rubrik “Who´s Who” sind dem Racket Center in besonderer Weise verbunden. Mit Erfahrung, Reputation und guten Kontakten leistet man sich gerne Unterstützung, wo es erforderlich und gewünscht ist – frei nach William Shakespeare: „Wozu hätten wir Freunde nötig, wenn wir sie nie nötig hätten?“ So sind die folgenden Zeilen immer auch ein Ausdruck von Respekt und Verbundenheit für ein Engagement, das uns in sehr selbstverständlicher und anspruchsfreier Weise zuteilwird – dem Racket Center und dem gesamten Team. Wir wissen das zu schätzen …

Mathias Schiemer

Marketingmann, Macher und Teamplayer

A

n dem Tag, an dem wir uns in seinem Heidelberger Büro treffen, jährt sich zum fünften Mal der Beschluss, Mathias Schiemer zum Geschäftsführer der Heidelberg Marketing GmbH zu bestellen. Vorausgegangen war ein umfassendes Auswahlverfahren der Personal Consulting Firma Kienbaum Executive Consultants GmbH mit anfangs mehr als 60 geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten. Am 15. Juli 2015 empfehlen der Verkehrsverein Heidelberg und der Aufsichtsrat der Heidelberg Marketing GmbH den Ur-Heidelberger mit BWLDiplom der Uni Mannheim – einstimmig. Auch der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Heidelberg schloss sich einstimmig an. Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner als Vertreter der Gesellschafterversammlung der Heidelberg Marketing GmbH nahm die Empfehlung gerne an, den Marketing-Experten

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nach beruflichen Stationen in Paris (Pernod Ricard), Köln (RTL) und Künzelsau (Würth) – wo er verschiedenen Leitungspositionen in den Bereichen Werbung & Promotion, Eventmanagement, Sales & Sponsoring innehatte – zurück in die Heimat zu holen. Bereits 2018 wurde auf Vorschlag des Gemeinderats die vorzeitige Verlängerung um weitere 5 Jahre bis 2025 beschlossen. Auf die Frage, ob die Verantwortungsträger auch heute noch glücklich über diese Entscheidung sind, meint er schmunzelnd: „Das können nur die Personen beantworten, die das betrifft – aber fragen dürfen Sie sie gerne!“. Er selbst ist ein Mann des offenen Worts, der sachlichen Auseinandersetzung und der klaren Entscheidung – und zwar zum Wohle des


Erfolgs für Heidelberg und seiner Bürger*innen: Als zusätzlicher Geschäftsführer der Heidelberg Congress GmbH sind der Umbau der Stadthalle, der Bau des Kongresszentrums und die Vermarktung der Großsporthalle Leuchttürme auf dem Weg in die Zukunft. Und wenn man sich die in den vergangenen fünf Jahren kontinuierlich steigenden Touristenzahlen ansieht – ganz zur Freude der Hoteliers, Gastronomen und Einzelhändler – dann spricht vieles dafür, dass die historische Stadt am Neckar auf diesem Zukunftsweg sehr gut vorankommt. Noch bis Ende Februar dieses Jahres betrug die Steigerung der Übernachtungszahlen 14 Prozent. Dann kam Corona: „Von 200 auf 0“ bezeichnet Schiemer diese Erfahrung, die er als eine totale Vollbremsung empfindet. Das ist für den Macher und Zukunftsgestalter eine in seinem gesamten Berufsleben einzigartige Erfahrung, die ihn in seinem Lebensmotto bestätigt: „Morgens aufzustehen, in den Spiegel zu schauen und sagen zu können, ‚ich bin gesund‘, bestimmt mein Dasein“. Corona macht drastisch bewusst, dass die eigene Gesundheit auch von der Gesundheit der Mitmenschen abhängt. Wenn der „Wir-Mensch“ und Teamplayer in den Spiegel kuckt, sieht er dabei auch stets die Menschen, die hinter ihm stehen!

Schlossbeleuchtung - Foto: Udo Filsinger

Dazu gehört zuallererst seine Frau. Ausgerechnet sie gehört zu den ersten Corona-Patienten Heidelbergs, was ihrem Ehemann schon vor dem Lockdown eine Zeit des Nachdenkens in häuslicher Quarantäne beschert. Glücklicherweise ohne ernste Symptomatik schärft die Situation dennoch das Bewusstsein für das enorme Maß des persönlichen Verantwortlichseins. Als erster Marketingmann der Stadt sagt Schiemer die Teilnahme an der ITB (Internationale Tourismus-Börse in Berlin) ab – noch vor der offiziellen Absage. All die hart erarbeiteten Pläne – randvoll mit Frühjahrs- und Sommerveranstaltungen – werden kurzerhand beiseitegeschoben. „In guten Zeiten kann jeder Tourismus“, lautet der selbstbewusste Leitspruch fortan. Mit der Kooperation Mannheim-Heidelberg unter der Überschrift „2 Städte 1 Erlebnis“ werden eine Reihe von Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen zur Stärkung des Tourismus während der Corona-Pandemie auf den Weg gebracht. Verantwortungsvolles Handeln macht Heidelberg zum Hotspot für Radfahren, Wandern und Outdoor – nicht aber für das SARS-CoV-2 Virus. Es dominieren Vernunft, Rücksicht und Besonnenheit jedes einzelnen. Die Heidelberger Bürgerschaft kommt gesundheitlich gut durch diese Krise. Neben Kooperationen und Kampagnen ist es der MarketingGmbH mindestens so wichtig, gerade jetzt mehr denn je zusammenzustehen. So wird jeder Hotelier persönlich angerufen, um Unterstützungsmöglichkeiten auszuloten. Die Gästeführer*innen, auf deren Ausbildung in Heidelberg viel Wert gelegt wird, erhalten Unterstützung bei der Antragstellung auf Coronahilfe. Das vielfältige gemeinnützige Engagement der Heidelberg Marketing GmbH wird aufrechterhalten, die Maskenaktion „Khmer for Khmer“ in Kooperation mit der Henkelstiftung setzt ein Zeichen zur Bekämpfung der Pande-

Heidelberger Herbst - Foto: Tobias Schwerdt

Heidelberger Schloss im Rahmen der Aktion „Heidelberg leuchtet“ Foto: Heidelberg Marketing / Tobias Schwerdt

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Blick vom Schloss auf Altstadt, Sonnenuntergang - Foto: Udo Filsinger

mie und der Solidarität. Die Altstadtinformationstafeln werden erneuert. Schaustellern wird die Erlaubnis erteilt, mit Ständen auf den Plätzen der Innenstadt ihre Einkommensquellen zu platzieren. Die Kreativköpfe stecken mitnichten im Sand, sondern rauchen geradezu vor Ideen, die in diesen Tagen in den Büros der Stadtmarketing-GmbH nur so sprudeln – auch im Office der Heidelberger Kultur- und Kongressgesellschaft mbH. Selbst wenn fortan auf Sicht gefahren wird, arbeiten die Teams weiter konsequent an der Vermarktung des Kongresszentrums, das sich schon jetzt eines hohen Allgemeininteresses und bereits konkreter Kundenanfragen erfreuen darf. Es sind die Ideen, die Heidelberg zum Leuchten bringen – und natürlich auch die unzähligen bunten Strahler, die vom historischen Schloss über die Heiliggeistkirche bis zur Stadthalle und anderer Bauten die Fassaden und Innenräume ausgewählter Heidelberger Sehenswürdigkeiten in ein farbenfrohes Licht tauchen. „Wir wollen Farbe in die Herzen bringen“, sagt der Heidelberger Marketing-Chef zu der Aktion, die in den Wochen der Einschränkungen so viel Zuversicht ausstrahlt und die Menschen ermutigt. Wenn Mathias Schiemer den Vergleich zieht, die Corona-Krise und der Lockdown seien wie „eine Vollbremsung von 200 auf 0“, dann gibt er den Kritikern recht, die sagen: Zweihundert ist doch viel zu schnell! „Wir waren zuletzt mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs“, räumt er ein und betont, wie sehr ihm die DNA Heidelbergs am Herzen liegt: Das tief verankerte Selbstverständnis, eine Kultur-, Wissenschafts- und zuallererst Wohnstadt zu sein – von internationalem Rang und mit bodenständigem Heimatgefühl gleichermaßen. Schließlich sind es die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt, deren Lebensqualität es vorrangig fortzuentwickeln gilt. Aus diesem Grund waren die Maßnahmen zur Steuerung der Touristenströme bereits auf den Weg gebracht. Intelligente Absprachen mit den Reiseveranstaltern hinsichtlich der zeitlichen Taktung von Bustouren und Neckarfahrten zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt sollten das Aufkommen der Gäste, das sich zu ganz bestimmten Zeiten oft enorm verdichtet, über den Tag hinweg besser verteilen. Wenn Heidel-

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berger Bürger auf authentische Weise in Videobotschaften ihre liebsten Orte der Stadt den Besucher*innen als „Places for you“ offerieren, dann führt das die Menschen auch in Ecken, die nicht auf den ersten Seiten des Reiseführers stehen. Diese „Geheimtipps“ aus dem Mund der Heidelberger sorgen für das besondere Flair der historischen Stadt und entlasten die Hauptanlaufstellen. Für mehrtägige Aufenthalte wiederum werden attraktive Anlaufpunkte im gesamten Umland ins Programmangebot integriert. Thementouren rund um Nachhaltigkeit, Sport, Freizeit, Wein, Kurpfalzgeschichte und vielem mehr können nicht nur mit Bus und Bahn, sondern auch auf zwei Rädern – sei es das E-Bike oder das Rennrad – absolviert werden. Eine bessere regionale Verzahnung ist das Ziel. „Hauptsache, man kommt abends zurück in die Heidelberger Hotel- und Gastronomiebetriebe“, meint der Stadtmarketingchef. Selbst wenn sich die Situation nach und nach wieder spürbar bessert und die Grundlage für Marketingarbeit Optimismus heißt, kann von Touristenströmen und großartigen Eventattraktionen derzeit noch keine Rede sein. Auch gesteht Schiemer, dass die unheimliche Leere in der Stadt unmittelbar nach dem Lockdown bei ihm ein Gefühl ausgelöst hat, das tief sitzt. Diese Leere mag am helllichten Tag und bei herrlichstem Wetter ermöglicht haben, dass eine Race-Drohne bei ihrem Flug über Heidelberg fantastische Bilder für einen besonderen Imagefilm eingefangen hat. Für jemanden, der für das Marketing dieser schönen Stadt die Verantwortung trägt, ist diese Leere jedoch „ein Horror, den man seinem ärgsten Feind nicht wünscht“. Spaziergänge durch die leere, wie gefrorene Stadt, haben Mathias Schiemer nachdenklich gemacht, und – wie ein Gegenpol und fast zum Trotz – Zuversicht, Tatkraft und ein Feuer an Ideen ausgelöst. Nein, die alte Normalität wird es nicht mehr geben. Die Zeit dieser Corona-Pandemie ist auch eine Zeit des Aufbruchs in dem Bewusstsein, in einer einzigartigen Stadt leben zu dürfen. Eine Stadt, die auf dem Fundament einer bürgerlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Tradition einer hoffnungsfrohen, aufstrebenden und lebenswerten Zukunft entgegengeht. In der neuen Normalität werden die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt vermehrt an einem Strang ziehen, davon ist Mathias Schiemer fest überzeugt …



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FRAGEN ANTWORTEN

Aufbruch! Wie sehen Sie das, Herr Schmid?

Bernd Schmid (Jhg. 1946) studierte Wirtschaftswissenschaften, Erziehungswissenschaften sowie Psychologie und gilt als Begründer der systemischen Transaktionsanalyse (TA).

Schmid gründete 1984 das „Institut für systemische Beratung“ (isb-GmbH) in Wiesloch. Aus verschiedenen Konzepten zum Menschenbild, zur Kommunikation und Begegnung kombiniert mit wirtschaftlichen Belangen entwickelte er Unternehmenskulturkonzepte. Für Konzepte und Lebensleistung wurde er mit Preisen geehrt z. B. von der europäischen TA-Gesellschaft (1988), der internationalen TA-Gesellschaft (San Francisco 2007) oder der deutschen Weiterbildungsbranche (Petersberg 2014). Im Jahre 2012 gründete er die Schmid-Stiftung, die gemeinwohlorientierte Organisationen in ihrer Entwicklung unterstützt. In seiner Freizeit ist er leidenschaftlicher Tennisspieler und langjähriger, geschätzter Gast des Racket Centers. Seine zahlreichen Veröffentlichungen stehen kostenlos zur Verfügung unter www.isb-w.eu/campus, darunter AM ZAUN und VERANTWORTUNG. Am Zaun Persönliche Essays von Bernd Schmid © 2016 tredition GmbH, Hamburg ISBN-10: 3734564875 Preis: 12,90 €

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Verantwortung von Bernd Schmid © 2016 tredition GmbH, Hamburg ISBN: 978-3-73455596-1 (Paperback) Preis: 7,90 €

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Wie kann aus einer Krise ein Aufbruch erwachsen?

Jedes System versucht eine gewisse Verlässlichkeit in seiner Lebenswelt herzustellen. Unwägbarkeiten und Entwicklung sollen einigermaßen unter Kontrolle sein. Wenn alle sich auf die dafür gefundenen Routinen eingespielt haben, neigt man dazu, bei diesen Gewohnheiten zu bleiben, auch wenn sie nicht mehr wirklich passen. Unterhalb einer bestimmten Schmerzgrenze leben viele mit suboptimalen Lösungen. Hier können Krisen wie ein Brennglas wirken. Vor- wie Nachteile zeigen sich in Vergrößerung. Routinen werden unterbrochen. Ein ‚weiter so‘ kann unmöglich werden und ist, näher betrachtet, auch nicht wünschenswert. Doch solche Erschütterungen erzeugen Verunsicherung und Angst. Daneben kann auch Hoffnung und der Wunsch nach Aufbruch erwachen. Da kann es sogar hilfreich sein, wenn die Rückkehr zur alten Welt unmöglich ist. Die Corona-Krise z. B. macht viele bekannte Schieflagen dramatisch deutlich, einerseits im Großen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, andererseits im nahen Umfeld. Zum Beispiel verdichteten sich Fragen der Kinderbetreuung, der Verantwortung in Beziehungen, der Stimmigkeit von Beruf und Familienleben usw. Auch wurde vielen Menschen deutlich, dass sie nicht so viel Shopping, Fernreisen, Entertainment und Luxus brauchen, um ein gutes Leben zu haben. Weniger wird oft überraschend als mehr empfunden. Und man spürt hautnah, wie wertvoll das Engagement von Menschen ist, die für unser tägliches Leben sorgen. Unternehmen bemerken, dass Homeoffice, Video-Konferenzen, Vertrauensarbeitszeit etc. funktionieren. Die Krise hat manche Barriere aus üblichen Bedenken weggesprengt. Viele sind überrascht, dass sie sich unter dem Druck von Notwendigkeit sprunghaft entwickeln können.


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Wie überwinden wir als Individuen, Organisation, Gesellschaft Ungewissheit, Unsicherheit und Angst?

Wenn die vertraute Welt plötzlich nicht mehr wie gewohnt funktioniert, löst dies zunächst Angst aus. Dies kann zu Erstarrung, Vogel Strauß Strategien, übermäßigem Sicherheitsstreben, gesteigertem Egoismus, zu Verschwörungsideen oder Sündenbocksuche führen. Wichtig ist, sich in solche Notprogramme zur Abwehr von Angst nicht zu verbohren, sondern Menschen zu finden, mit denen man über das eigene Befinden reden und gemeinsam die unübersichtlichen Gefilde erkunden kann. Überraschend stößt man grade in Krisen oft auf viel mehr Verständnis und Hilfsbereitschaft als man vermutet hätte. Das stärkt den Mut, den Unsicherheiten ohne Illusionen zu begegnen. Im Brennglas der Krise scheiden sich auch deutlicher vernünftige und solidarische von egomanischen und verantwortungslosen Strebungen. Anders als uns lange glauben gemacht wurde, ist das wichtigste Grundprinzip der Evolution Kooperation, ein sich miteinander abstimmen. Es beglückt, Unterstützung zu erfahren und Solidarität bieten zu können. Unzählige Hilfsaktionen zeugen davon. Und noch viel mehr Hilfsbereitschaft konnte noch gar nicht zum Einsatz gebracht werden. Entscheidend ist, sich den Ängsten zu stellen, damit sich echte Bedrohungen von kleinmütiger Verlust-Angst unterscheiden lassen.

Das offene Gespräch hilft, anderen und sich selbst wahrhaftiger zu begegnen. Dabei kann erkannt werden, was man wirklich zum guten Leben braucht und welche Veränderungen man gelassen und ohne existentielle Bedrohung annehmen kann. Wenn man sich in solchen Begegnungen bezogen und getragen fühlt, kann man schmerzlichere Verluste besser ertragen und einer unabsehbaren Zukunft zuversichtlich begegnen.

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Was sind Ihre persönlichen Hoffnungen, wenn es heute mehr denn je darum geht Zukunft zu gestalten?

Ich hoffe, dass die Welt in wesentlichen Fragen nicht zu den eingespielten alten Schieflagen zurückkehren kann. Es geht um die Lebenschancen der nächsten Generationen und am Ende um die Bewohnbarkeit des Planeten. Ich hoffe, dass das Brennglas der Pandemie klar zu erkennen gibt, was unvernünftig und rücksichtslos aber auch, was menschenwürdig ist. Ich hoffe, dass wir die offensichtlich werdenden Zusammenhänge in neue Identitäten, konkrete Pläne und selbstverständliche Gewohnheiten überführen und so eine lebenswerte Welt bewahren können. Ich wünsche mir, dass solche die Schalthebel der Macht ergreifen, die neben Machtwillen und Gestaltungskraft auch Demut mitbringen. Demut kommt von Dien-Mut und vermehrt die Würde derer, die sich in den Dienst von Höherem stellen. Vielleicht erkennen wir alle wieder mehr den Segen, dankbar zu sein, etwas zurückgeben zu wollen und Raubbau nicht weiter zu dulden.

Arbeitsrecht Bank- und Kapitalmarktrecht Bau- und Immobilienrecht Familien- und Erbrecht Gesellschaftsrecht Leasing und Factoring Medizinrecht Sanierungsberatung Umweltrecht Unternehmensnachfolge Vertriebsrecht Verwaltungsrecht

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Eigener Nachhaltigkeitsfonds der Sparkasse Heidelberg Gemeinsam mit der Sparkasse erfolgreich in eine nachhaltige Zukunft investieren

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as Thema Nachhaltigkeit hat für die Sparkasse Heidelberg schon immer eine ganz besondere Bedeutung. Hierzu zählen nicht nur Ökologie und damit der Umweltschutz, sondern auch die Ökonomie und das Soziale. Das Haus bietet deshalb schon seit geraumer Zeit nachhaltige Finanzinstrumente mit dem Schwerpunkt Investmentfonds an. Allein im Jahr 2019 haben Kundinnen und Kunden insgesamt über 200 Millionen Euro in Nachhaltigkeitsfonds und Immobilienfonds mit hohem Green Building Anteil investiert.

Bereits seit Juni 2020 investiert die Sparkasse Heidelberg im Rahmen ihres Eigengeschäfts in ihren Fonds und bietet nun ebenfalls ihren Kundinnen und Kunden die Möglichkeit einer für sie optimalen, nachhaltigen Anlagestrategie. Diese zeigten sich begeistert: Bereits während der Zeichnungsphase legten sie rund 10 Millionen Euro in dem Fonds an. Denn „Heidelberg Nachhaltigkeit Globale Aktien“ bietet – gerade in Zeiten, in

Nun hat das Institut erstmals einen eigenen Investmentfonds unter dem Namen „Heidelberg Nachhaltigkeit Globale Aktien“ aufgelegt. Dieser wird in eigenem Namen vertrieben und nach Vorgaben der Sparkasse von der DekaBank in Frankfurt am Main gemanagt. Dieser neue Fonds ist ein echter Heidelberger – aus Heidelberg, für Heidelberg und die gesamte Region. Unter dem Motto „Zukunft gestalten, nachhaltig investieren“ ist dieser Fonds etwas ganz Besonderes, denn er bildet eine gemeinsame nachhaltige Anlageplattform für die Sparkasse und ihre Kunden.

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denen positive Zinssätze von der EZB quasi abgeschafft wurden – zusätzlich eine ganz hervorragende Alternative, um höhere Renditechancen am weltweiten nachhaltigen Aktienmarkt wahrzunehmen. Der spezielle LowRisk-Ansatz legt dabei den Fokus auf Aktien mit geringen Schwankungen bei gleichbleibendem Renditepotenzial. Und bei der Auswahl der in den Fonds einfließenden internationalen Aktienwerte stellt der Deka-Nachhaltigkeitsfilter durch Ausschlusskriterien sicher, dass Unternehmen, die gegen elementare Nachhaltigkeitskriterien verstoßen, generell nicht berücksichtigt werden.

Neben Privatkunden haben sich ebenfalls bereits viele der Firmenkunden vom Konzept des Fonds überzeugt gezeigt. Insgesamt verdeutlicht der neue Nachhaltigkeitsfonds einmal mehr die Philosophie der Sparkasse, dass sie ihren Kundinnen und Kunden Produkte anbietet, in die sie aus eigener Überzeugung auch selbst investiert. Und diese Philosophie kann für das Zusammenspiel mit den Kundinnen und Kunden auf eine kurze, aber anschauliche Formel gebracht werden: „Gemeinsam + Nachhaltig = Erfolgreicher“.


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HERZLICH WILLKOMMEN

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allo, mein Name ist Martin Seiler, ich bin 29 Jahre alt und ich freue mich, dass ich mich Ihnen im aktuellen RC Premium Magazin vorstellen darf.

Geboren und aufgewachsen bin ich in Nußloch, das Racket Center war also schon immer zum Greifen nah. Schon als 18-Jähriger habe ich hier regelmäßig trainiert und bin nun sehr glücklich, selbst dort arbeiten zu können. Nach meinem Freiwilligen Sozialen Jahr beim Sportkreis Heidelberg absolvierte ich mein Bachelorstudium in Gesundheitsförderung. Hierbei merkte ich, dass ich sehr gerne mit Menschen arbeite – vor allem im Kontext Bewegung und Sport. So habe ich schon neben meinem Studium unterschiedliche Kindersport- und Fitnessangebote in Heidelberg geplant und angeleitet. Am besten haben mir dabei die Projekte an den Schulen sowie Projekte in der Natur gefallen. Im Anschluss meines Bachelorstudiums bin ich gerade dabei, meinen Master in Kindheits- und Sozialwissenschaften abzuschließen. Meine große Leidenschaft ist Handball, welchem ich bei der SG Nußloch nachgehe. Seit mehr als 15 Jahren bin ich dort aktiv. Zuerst als Spieler und in den letzten Jahren vermehrt als Trainer in unterschiedlichen Jugend- sowie Herrenmannschaften. Auch bin ich im Vorstand der Sportjugend Heidelberg, setze mich hier für die Interessen der Vereine ein und vertrete Jugendliche und junge Menschen unter 27 Jahren aus über 430 Vereinen in Heidelberg und der Region. Ab September 2020 werde ich im Racket Center als Leiter der Ballschule, sowie im Zentrum Aktiver Prävention als Trainer arbeiten und Sie dort mit Rat und Tat unterstützen. Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe und darauf, Sie demnächst persönlich kennen zu lernen.

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allo zusammen! Mein Name ist Adrian Keller und ich bin 27 Jahre alt. Seit April läuft zwar mein Vertrag, aber auf den Gängen der Physiotherapie bin ich – coronabedingt – erst seit Mitte Mai zu finden. Meine Ziele für die Zukunft waren mir schon ziemlich früh klar: Ich will Sport, Gesundheit und das Arbeiten mit Menschen unter einen Hut bekommen. Nachdem ich 2010 meine Mittlere Reife abgeschlossen hatte, absolvierte ich zuerst ein freiwilliges soziales Jahr in der Chirurgie Heidelberg und konnte dort erste Erkenntnisse und Erfahrungen sammeln. Direkt im Anschluss ging es dann mit der Ausbildung zum Physiotherapeuten weiter. Nach dem Examen 2015 begann ich als Berufseinsteiger in einer kleinen Praxis, in der ich sehr viel selbständig erarbeiten konnte. Nach zweieinhalb Jahren wechselte ich in eine Reha-Klinik für Orthopädie. Dort zu arbeiten war zwar das komplette Gegenteil im Vergleich zu einer Praxis, aber so konnte ich mich auch abends noch auf meine Fortbildungen konzentrieren und lernen. Mir war klar, dass eine Klinik nie die Stelle für meine Zukunft sein wird und so kam ich, wieder nach zweieinhalb Jahren, zum Racket Center. Allein schon aus Erzählungen wusste ich, dass dort aktive Arbeit und Fitness im Vordergrund stehen. Die Aufgaben überzeugten mich sofort und so bewarb ich mich. Nun bin ich sehr froh darüber, Teil dieses wunderbaren Teams zu sein und ich freue mich jeden Tag aufs Neue hier arbeiten zu können. In diesem Sinne bis bald, vielleicht auch mal unter meinen Händen!

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Die Ballschule Heidelberg im Turniersportverein Racket Center in neuen Händen

Martin Seiler tritt in die (großen) Fußstapfen von Michael Zimmermann Die Ballschule Heidelberg im TRC e. V. ist seit bald zwei Jahrzehnten ein Aushängeschild für das Racket Center Nußloch. An die eintausend Kinder im Vor- und Grundschulalter kamen in den Genuss der Erfahrung, wie ihr Bewegungsdrang durch ein herausragendes Konzept, umgesetzt von einfühlsamen Sportpädagogen, in ganz individuelle Bahnen gelenkt wurde. „Werde, der Du bist“, ist ein Motto, das dem pädagogisch geführten Umgang mit Bällen in Spielsituationen zugrunde liegt. Irgendein Sportler steckt in jedem Kind. Die Ballschule Heidelberg, entstanden aus einer wissenschaftlich fundierten Konzeption von Prof. Klaus Roth (Direktor Emeritus des Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg) und gefördert von der Manfred Lautenschläger Stiftung, ist als die wohl beste Grundlagenausbildung für den sportartübergreifenden Ballsport international anerkannt. Der Turniersportverein zählt zu den Gründungsmitgliedern und ersten Anbietern von Ballschulkursen überhaupt und ist Stützpunkt für den Bereich Rückschlagspiele. Mit dem Ballschul-Angebot wird auch unser Anspruch im Hinblick auf den Stellenwert der außerschulischen Bildung unterstrichen. Hierbei stehen psychomotorische Aspekte bei der Förderung von Kreativität und Koordination sowie emotionale-affektiv Aspekte beim Erleben und Erfahren von individuellen und gemeinschaftlichen Erfolgserlebnissen im Fokus. Der sozial-kognitive Aspekt kommt zusätzlich in weiteren Angeboten wie z. B. den Sportferienprogrammen

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Die Ballschule Heidelberg hat auch der weiterführenden Ausbildung von jungen Tennis- und Badmintonspielern ihre Prägung gegeben. „Wir wollen gute Sportler ausbilden“, heißt das Motto in der Tennisakademie Rhein-Neckar seit jeher: „Ein guter Sportler zu sein ist ein lebensbegleitendes Merkmal eines Menschen und kennzeichnet seine Einstellung zu anderen, zum Prinzip Leistung und Wettbewerb sowie zu Eigenverantwortlichkeit und Fairness. Junge Menschen dahingehend zu beeinflussen, mit ihrer Gesundheit, ihrem Leistungspotenzial und ihrem gesellschaftlichen Umfeld verantwortungsbewusst umzugehen, ist eine großartige Aufgabe“. Schon ab einem Alter von dreieinhalb Jahren können die Kleinsten im BallschulKindergarten die ersten Schritte auf dem Weg zum Ballsportler gehen. Das Konzept bietet, gerade bei Kindern in diesem Alter, eine hervorragende Möglichkeit, Freude an der Bewegung zu wecken und zu fördern. In den einzelnen Ballschulkursen kommen ganz unterschiedlich begabte und motivierte Kinder zusammen, erleben Bewegungsfreude und entwickeln dabei Gemeinschaftssinn. Kinder lieben die Gemeinschaft – die bisweilen auftretende Notwendigkeit, Unsicherheiten zu überwinden und eine behutsame Heranführung zu gewährleisten, darf darüber nicht hinwegtäuschen. zum Tragen, in deren Kinder den gesamten Tag über in gemeinschaftlichem Austausch stehen und über den Sport hinaus gefördert (und gefordert) werden.

Spätestens bei den Grundschulkindern zeigt sich: Wer schneller im Kopf ist, ist schneller auf den Beinen. Das tolle daran: dieser Zusammenhang gilt auch um-


gekehrt, denn: Grundlage für einen schnellen Kopf sind trainierte sogenannte exekutive Funktionen. Diese liegen der Entscheidungs- und Handlungsschnelligkeit zugrunde. Exekutivfunktionen bezeichnen einen Komplex an Fähigkeiten, die in allen reaktionsschnellen Mannschafts- und Individualsportarten von zentraler Bedeutung sind. Sie unterstützen die Selbstkontrolle beziehungsweise die Selbstregulationsfähigkeit und damit die Fähigkeit von Sportlern, ihre Aufmerksamkeit, ihr Verhalten und ihre Emotionen zielgerichtet und erfolgreich zu steuern. Natürlich liegen allem, was einen Menschen ausmacht, bestimmte Begabungen zugrunde. Die gute Nachricht dazu lautet: Eine gute Selbstkontrolle, trainierte exekutive Funktionen und mentale Stärke sind erlernbar – vor allem im Sport und besonders im Konzept der Ballschule! Die Wirkungen eines solchen ballsportbasierten Schulungsprogramms sind gut erforscht: Die exekutiven Funktionen und die Selbstregulationsfähigkeit beeinflussen über die gesamte Schulzeit den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler! Umso schmerzlicher ist es, dass aufgrund der Corona-Krise seit Mitte März auch das Angebot der Ballschule auf Eis gelegt werden musste. Das war und ist ein harter Einschnitt für unsere Ballschulkinder und – in Verbindung mit der Schließung der Schulen und dem damit verbundenen Homeschooling – ein schwerwiegender Verlust eines weiteren „allwöchentlichen“ Gemeinschaftserlebens.

• Ganzheitliche Ausbildung von Kindern in ihrer geistigen, emotionalen und motorischen Entwicklung • Vielseitiges Erleben und Wahrnehmen von Sportspielsituationen • Vermittlung spielübergreifender Fähigkeiten und Fertigkeiten mit dem Ball (z. B. Ballgefühl, Ballkoordination) • Soziale Einbindung in „Sportspielgruppen“ Ballschule Kindergarten für Kinder im Alter von 3½ bis 5 Jahre (1 x pro Woche) Ballschule Basic für Kinder im Alter von 5 bis 7 Jahre (2 x pro Woche) Ballschule Rückschlagspiele im Alter von 7 bis 9 Jahre (2 x pro Woche) Informationsabend und Vorstellung von Martin Seiler am Mittwoch, 23. September 2020, um 18.00 Uhr So brennen wir alle darauf, mit dem neuen Schuljahr auch die Kurse wieder aufnehmen zu können. Vor allem Martin Seiler freut sich, eine hervorragend eingeführte Ballschule übernehmen zu dürfen. Denn nach 18 Jahren verabschiedet sich Michael Zimmermann in den wohlverdienten Ruhestand. Sicherlich nicht wie geplant, sondern von „heute auf morgen“ ohne ein Wiedersehen und einen richtigen Abschied von „seinen“ Ballschulkindern. Um diesen großen Erfahrungsschatz zu bewahren und ein bisschen „Herzblut“ für das Konzept der Ballschule erlebbar zu machen, wird Michael anfänglich beratend und begleitend an der Seite von Martin stehen. So kann das Bewährte übergehen und nach und nach durch neue kreative Ansätze weiter verfeinert werden. Martin Seiler bringt durch seine Ausbildung und seine bisherige beruflichen Stationen ein hohes Maß an Erfahrung in der Kinder- und Jugend-Pädagogik mit. Er wird der Ballschule Heidelberg im Racket Center Nußloch über die Zeit seine ganz eigene

Handschrift geben und vielen Kindern den Start in jedweden Ballsport ebnen. Martin ist sich der besonderen Verantwortung für diejenigen, die sich im Team unter seiner Leitung den Ballschulkindern annehmen werden, wohl bewusst. Sie als Eltern können ihre Kinder guten Gewissens den Trainern und Pädagogen der Ballschule Heidelberg im Turniersportverein Racket Center e. V. anvertrauen. Für alle Beteiligten und Verantwortlichen gilt uneingeschränkt: Damit sich Kinder und Jugendliche positiv im Leben, beim Lernen und im Sport entwickeln können, sollten Eltern, Pädagogen und Trainer an der Ausbildung ihren eigenen exekutiven Funktionen und ihrer Selbstregulation arbeiten. Das Racket Center bietet dafür die besten Gegebenheiten. Wir freuen uns auf viele weitere Generationen an Ballschulkindern und ein stets gutes Miteinander!

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von Michael Quitsch, Cheftrainer Tennisakademie Rhein-Neckar

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n Dortmund geboren und aufgewachsen, in Bayreuth und Heidelberg studiert, seit beinahe 30 Jahren im RheinNeckar-Kreis sesshaft und hier eine zweite Heimat gefunden. Das sind – in zugegeben kürzester Form – meine bisherigen Stationen als Person Michael Quitsch. Eine etwas genauere Betrachtung zeigt, dass meine Trainertätigkeit im Bereich Tennis 1992 beim TC Blau-Weiß Leimen begann. 28 Jahre später und um viele Erfahrungen reicher, schlage ich bereits zum zweiten Mal nach 2006 im Racket Center Nußloch auf, um die über Jahre hervorragende Arbeit meines Vorgängers Rolf Staguhn fortzusetzen und, so hoffen wir, um einige Innovationen zu bereichern.

Zwischen Leimen Anfang der 90er Jahre und meinem im September 2020 fortgesetzten Engagement im Racket Center hatte ich das Glück, Menschen kennenzulernen, die mich – gewollt und auch ungewollt – motivierten, stets neugierig zu bleiben. Wann und wo immer sich mir die Chance bot, beobachtete ich, suchte Gespräche mit Athleten, den Eltern und vielen Kollegen, die ich in all den Jahren kennen- und schätzen gelernt habe. Aus alldem resultiert die Erkenntnis, dass sportliche, aber auch persönlichkeitsorientierte Ziele an den jeweiligen Menschen anzupassen sind und nicht umgekehrt. Denn letzteres bedeutete, eine Schablone aufzulegen und die Individualität, die in jeder Persönlichkeit unterschiedlich ausgeprägt ist, auszuradieren. In Sachen Persönlichkeitsentwicklung – hier vor allem von Jugendlichen – sehe ich uns Trainer in begleitender Verantwortung. Technik, Taktik und Athletik sind sicher wichtige Säulen der Trainingssteuerung. Ebenso wichtig aber sind Einstellung, Motivation und Durchhaltevermögen. Wir sollten versuchen, die Kinder, Jugendlichen aber auch Erwachsenen nicht nur dort abzuholen,

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wo sie sind – wir sollten sie auch dorthin begleiten, wohin sie wollen, Ihnen eigene Wege aufzeichnen und diese mit Ihnen gemeinsam gehen. Um diese und andere Erfolge zu erzielen braucht es ein Team, das bereit ist, sich erreichbare Ziele zu setzen. Was

anschließt sind viele kleinere Prozesse, die sich, wenn alle an einem Strang ziehen, beinahe von allein zu einem großen Ganzen fügen. Diese Vorgehensweise erinnert mich an das Sammeln und zusammensetzen von Mosaiksteinen zu einem am Ende gelungenen (Persönlichkeits-)Bild.


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Im Bereich Tennis sind diese Mosaiksteine Koordination, Technik, Taktik und Athletik. Im großen Feld der Gesundheits-/Sportorientierung, das vom Zentrum Aktiver Prävention (ZAP) hervorragend bedient wird, sind es allgemeine oder spezifische Fitness, Prävention und Rehabilitation. Im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung gilt es, positive Charaktereigenschaften auszubilden, um eine stabile Persönlichkeit zu entwickeln. Für all das ist Sport im Allgemeinen und Tennis im Speziellen ein Katalysator, denn hier verbinden sich Fit werden, Fit sein und Fit bleiben zu einer Lebensmaxi-

me: möglichst vielfältig Sport treiben zur Gesunderhaltung von Körper und Geist. Und genau an der Schnittstelle „Vielfältigkeit“ sehe ich mich, sehen wir uns als Wegbegleiter. Wer Tennis trainiert, sollte auch gleichzeitig seine Athletik verbessern (egal ob jung oder alt), bevor sich aufgrund der speziellen Bewegungsprofile Dysbalancen einstellen, die langfristig zu Einschränkungen führen können. Wer im ZAP seine Fitness trainiert, könnte auch mal einen Tennisschläger in die Hand nehmen, um in den Genuss eines sehr breit angelegten koordinativen Trainings zu kommen (Tennis ist Koordination auf hohem Niveau), das nicht nur die Bewegungsvielfalt unterstützt, sondern auch das Gehirn beweglich hält. Unser Ziel ist es, in unserem Hause interessante Kombinations-Angebote diesbezüglich zu kreieren, aufbauend auf der Intention und dem Leistungsniveau der jeweiligen Trainierenden.

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Sich stetig weiterentwickeln zu wollen, ist die vielleicht spannendste Geschichte in unserem Leben. Die Gewissheit, zu einem großen Ganzen zu gehören, kann hier eine treibende Kraft sein. In diesem Sinne werden wir versuchen, unseren Beitrag zu Ihrer Sportlichkeit zu leisten.

Stationen meiner Trainertätigkeit: 1992-1995:

TC BW Leimen

2006-2008:

Trainer Racket Center Nußloch mit Schwerpunkt Profitennis

1995-2006:

2008-2017: Ebenda:

2010-2013:

2015-2016:

Verbandstrainer BTV für die Altersklassen U10-U18 und Honorartrainer DTB für Kader-Athleten m/w Trainerausbilder im BTV mit Schwerpunkt Athletik Trainer TC Weinheim 1902

Gemeinsam mit einem engagierten Team die 1. Mannschaft des TC Weinheim 1902 von der Regionalliga in die 1. Bundesliga geführt Parallel zu Weinheim mein Engagement als Trainer/Coach der 1. Damen (2. Bundesliga) und 2. Damen (Oberliga) und als Nachwuchstrainer weibliche Jugend im Ski Club Ettlingen

Öffnungszeiten Sauna: Montag: Damentag Täglich: 10:00 bis 22:30 Uhr

Parallel zu Weinheim mein Engagement als Trainer der Herren 30 Oberliga des TC Waldhaus-Altlußheim

Trainerstatus: A-Trainer DTB, B- und C- Trainer BTV

Schwetzinger Straße 88 – 90 69190 Walldorf T 06227 8288-260 77 www.aqwa-walldorf.de


SAFE WORK Zurück ins Büro – aber wie?

Die Corona-Krise hat die Arbeitswelt tiefgreifend verändert. Millionen Home-OfficePlätze wurden geschaffen, doch für das erfolgreiche Arbeiten im Team braucht es auch Präsenz und kollegialen Austausch. Wie Unternehmen jetzt die sichere Rückkehr ihrer Mitarbeiter an den Firmenstandort gestalten können, erklärt Florian Werner. Herr Werner, welche langfristigen Folgen wird der Umgang mit dem Virus für Unternehmer und Beschäftigte haben? Florian Werner: Corona hat die Interaktionsmuster von Menschen tiefgreifend verändert. Die Folgen sind physische Distanzierung, verstärkte Hygienemaßnahmen und die Zunahme digitaler Kommunikation. In mancher Hinsicht hat das Virus Entwicklungen beschleunigt: das dezentrale Arbeiten, die Flexibilisierung von Arbeitszeiten, die verstärkte Nutzung von virtuellen Tools wie Videokonferenzen. Das alles wird auch künftig nicht mehr aus der Arbeitswelt wegzudenken sein. Allerdings sind persönliche Begegnungen das Salz in der Suppe jeder Unternehmenskultur. Erfolgreiches Arbeiten geschieht im Team und viele Mitarbeiter wünschen sich, ihre Aufgaben wieder in der vertrauten BüroUmgebung erledigen zu können und nicht in einem mehr oder weniger provisorischen Home-Office. Wie können Arbeitgeber eine sichere Rückkehr Ihrer Mitarbeiter an den Firmenstandort organisieren? Werner: Derzeit ist ein Mittelweg zwischen der Arbeit im Home-Office und regelmäßiger Präsenz am Standort sinnvoll. Damit die Mitarbeiter gern zurückkommen, müssen die Unternehmen Ihnen einen Arbeitsplatz anbieten, an dem sie nicht nur kreativ und produktiv sein können, sondern sich auch sicher und geschützt fühlen. Was muss sich an der Gestaltung von Büro- und Arbeitsräumen nun ändern? Werner: Über viele Jahre war der Trend, immer mehr Büroarbeitsplätze auf immer weniger Fläche zu verdichten, ungebrochen. Daraus wurde nun quasi über Nacht ein ganz massives Problem, denn Gesundheitsschutz in Corona-Zei-

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ten geht zwangsläufig mit Abstandhalten einher. Natürlich hilft es, einzelne Arbeitsplätze freizulassen und Plexiglasscheiben zu installieren, aber die Kunst besteht darin, trotz aller notwendigen Schutzmaßnahmen das Büro nicht wie eine Quarantänestation aussehen zu lassen. Entscheidend ist die Anpassung der Büro-Layouts, also die Anordnung der Arbeitsplätze, so dass ein Abstand von mindestens 1,50 Metern gewährleistet ist. Sinnvoll ist es aber auch, dass jedes Unternehmen bestimmte Spielregeln festlegt, also zum Beispiel auf das Händeschütteln zu verzichten oder Laufwege durch das Büro zu definieren. Einzelbüros sind für die meisten Unternehmen keine Option. Welche Alternativen gibt es? Werner: Die neuen Abstandsregeln führen zu einem höheren Platzbedarf. Das müssen große Konzerne ebenso wie kleine Betriebe bei der Planung berücksichtigen. Eine zentrale Rolle spielen Mittelzonenelemente und man muss

sagen: Die Hersteller machen ihre Hausaufgaben! Sie bieten ganz verschiedene, sehr ansprechende Gestaltungen an, die ihren Zweck erfüllen, seien es Rückzugselemente mit hohen Lehnen, Banksysteme mit Tischen oder Raumtrenner mit Bepflanzungen. Viele Unternehmen waren und sind darauf angewiesen, dass solche Maßnahmen schnell umgesetzt werden. Wie kann KAHL da helfen? Werner: Viele unserer Kunden stehen gerade vor unglaublichen Herausforderungen. Sie müssen sehr schnell auf eine völlig neue Situation reagieren. Das ist eine enorme gestalterische und konzeptionelle Aufgabe, für deren Bewältigung unsere Kunden gerne auf unsere guten Verbindungen zu Herstellern und unser planerisches Knowhow zurückgreifen. KAHL Büroeinrichtungen GmbH Industriestraße 17–19 68169 Mannheim post@kahl.de I www.kahl.de


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