TITEL
Mensch und Gehirn
Zur Evolution, Funktion und Leistungsfähigkeit des menschlichen Gehirns von Matthias Zimmermann
A
bermillionen Jahre hat es gedauert, bis aus einem Neuron ein Gehirn entstand. Dem Homo sapiens war es vergönnt, dass glückliche Umstände der Evolution sein Gehirn in nur wenigen tausend Jahren zu einem Wunderwerk der Natur reifen ließen. Anderen Arten der Gattung Homo vor uns ist das nicht gelungen – sie starben aus. Unsere Spezies hingegen geht auf die stolze (und auch ein wenig bedrohlich wirkende) Zahl von 10 Milliarden Exemplaren zu. Das ist eine Erfolgsgeschichte, die darauf hindeutet, dass wir unser Gehirn im Großen und Ganzen gewinnbringend einsetzen. Unser Denkorgan ist leistungsfähiger als das jedes anderen Lebewesens auf unserem Planeten. Es erlaubt uns umfangreiche motorische Handlungen und komplexe Denkleistungen, befähigt uns zur Abstraktion und Symbolik, zur Kommunikation und
8 RC Premium 3/2018
Verständigung, zu vielseitigen Koordinationsleistungen und feinmotorischer Schaffenskraft. Schenkt man der Intelligenzforschung Glauben, hat die generelle Intelligenz, die sich hinter spezifischen Begabungen verbirgt, von Generation zu Generation zugenommen – bis in die 90er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Seitdem aber scheint sich eine Trendwende abzuzeichnen. Der durchschnittliche Intelligenzquotient ist rückläufig. Werden wir wieder dümmer? Kehren wir zurück zu unseren geistigen Wurzeln – und woran mag das liegen? Wenden sich die Errungenschaften unserer Zivilisation gegen unsere evolutorische Fortentwicklung? Jüngere Forschungsergebnisse zum Zusammenhang zwischen Gehirnvolumen und Übergewicht sowie zwischen kognitiver und motorischer Intelligenz geben Anlass, sich damit zu beschäftigen …