RC Premium 3/2017

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TRAINING Sensomotorisches Koordinationstraining

Ein intelligentes Training ist der Weg zu einem Mehr an Lebensqualität von Miriam Wolter, ZAP Trainerin

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b Muskelaufbautraining, Kraftausdauertraining oder High Intensity Training, auch bekannt als HIT - unser Training ist leider oftmals nur auf bestimmte Trainingsarten beschränkt. Doch haben wir uns auch einmal überlegt, was Voraussetzung für jedes Training ist? Was ist die Basis, um überhaupt eine Bewegung ausführen zu können, um schließlich die verschiedensten Bewegungsmuster, wie sie beispielsweise in Tanzchoreografien vorkommen, durchführen zu können? Die sensomotorische Koordinationsfähigkeit mit all ihren Facetten ist hier entscheidend und liegt unseren Bewegungen zu Grunde. Basis für alle menschlichen Leistungen ist die Koordination, da jede Bewegung durch eine bestimmte Qualität und Ökonomie gekennzeichnet ist. Die Koordination wird als Zusammenwirken von Zentralnervensystem und Skelettmuskulatur verstanden und organisiert somit Körperhaltungen und Bewegungen. Das Koordinationstraining hat somit zum Ziel, das Zusammenspiel zwischen Reizaufnahme, Reizverarbeitung und Ansteuerung der Muskulatur ökonomischer zu gestalten. Durch Koordinationstraining soll im zentralen Nervensystem eine beschleunigte Signalverarbeitung erreicht werden. Neben der Koordination spielen bei Bewegungen jedoch auch die Kraft- und Ausdauerfähigkeiten eine Rolle. Eine Bewegung ist somit eine koordinative Leistung des sensomotorischen Systems, die ohne Ausdauer und Kraft nicht möglich wäre. Die Sensomotorik hingegen beschreibt das Zusammenspiel zwischen neuronaler Reizaufnahme und der motorischen Antwort darauf. Somit ist die Sensomotorik lediglich ein Teilbereich der Koordination. Das Sensomotorische System setzt sich zusammen aus Sensoren (auch Rezeptoren genannt), afferenten und efferenten Bahnsystemen, welche Reize und deren Antworten transpor-

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Sturz

Erhöhtes Sturzrisiko

Reduktion von Fahigkeiten

Sturzangst

Vermeidung körperlicher Aktivität

Abb.: Durch die Vermeidung körperlicher Aktivität entsteht ein Teufelskreis aus Sturzangst und Sturzrisiko.

tieren, neuronalen Netzwerken, welche Reize zu motorischen Antworten verarbeiten, und den Muskeln, die die Antwort der neuronalen Netzwerke in Muskelspannung umsetzen. Ein Beispiel für einen solchen komplexen Ablauf ist das Wegnehmen der Hand von einer heißen Herdplatte. Die Sensoren in der Hand schicken den Reiz über die neuronalen Netzwerke, wo diese in motorische Antworten umgewandelt werden. Von dort wird der Muskel über die efferenten Bahnsysteme erreicht und er beginnt zu kontrahieren, sodass sich die Hand von der Herdplatte löst.

Sturz, Sturzrisiko, Sturzfolgen

Vor allem bei älteren Menschen sind die konditionellen Fähigkeiten wie Kraft und Ausdauer aufgrund altersbedingter, degenerativer Faktoren wie Muskelatrophie oder verlangsamter Leistungs- sowie Verarbeitungsgeschwindigkeit vermindert. Kraft- und Koordinationsdefizite führen zu einer schlechten oder gar unzureichenden Bewegung. Alltägliche Bewegungen wie aufstehen, hinsetzen, gehen oder Treppen steigen sind kaum mehr oder nur mit dem Risiko der Sturzgefahr möglich.


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