RC Premium 3/2015

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ZAP3 INFORMIERT

Betriebliches Gesundheitsmanagement „Nice To Have“ oder unternehmerische Selbstverständlichkeit? von Dipl.-Psych. Peter Fauser

W

oran erkennt man ein Unternehmen, in dem das Thema „Gesundheit“ wirklich ernst genommen und nachhaltig gelebt wird? „Betriebliche(s) Gesundheitsförderung / Gesundheitsmanagement“ sind hier die gebräuchlichen Überschriften für die entsprechenden Aktivitäten. Angenommen man wäre in einem solchen Unternehmen zu Besuch, würde dort arbeiten oder etwa ein Praktikum machen - was wäre konkret zu beobachten?

Rahmenbedingungen

Bevor wir mit unserem Rundgang beginnen, lassen Sie uns kurz die (schon oft beschriebenen) aktuellen Rahmenbedingungen skizzieren: • Zunehmende Leistungsverdichtung, Komplexität und Veränderungsgeschwindigkeit („Es wird immer mehr, immer anspruchsvoller und immer unübersichtlicher, – eine Veränderung jagt die nächste: Produkte, Dienstleistungen, Markt- / Wettbewerbssituation, Abläufe, Ressourcen, Strukturen …“).

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• Steigendes Durchschnittsalter in der Belegschaft insgesamt infolge der demografischen Entwicklung. • Wenn man nichts unternimmt: Die Auswirkungen dieser beiden Entwicklungen, Leistungsverdichtung einerseits und älter werdende Belegschaften andererseits, sind in jedem Gesundheitsreport nachzulesen. • Ebenso eine Folge des demografischen Wandels: Zunehmender Wettbewerb um Nachwuchskräfte (junge Talente finden und im Unternehmen halten). • Was hält eigentlich Mitarbeiter im Unternehmen? (Inzwischen weiß man: mittel- und langfristig nicht nur das Geld – goldene Ketten sind dünn. Stichworte: Wertewandel, Generation Y).

Beginnen wir nun mit unserem Rundgang:

Wir beobachten eine Gesprächssituation zwischen einem Abteilungsleiter und seinem Team. Es handelt sich wohl um eine Besprechung nach Abschluss eines

Projekts und der Chef würdigt die Teamleistung insgesamt als auch die individuellen Beiträge zum Gesamtergebnis. Anerkennung und konstruktive Kritik (Lessons Learned: „fürs nächste Mal dazu lernen“) halten sich dabei die Waage. Gegenüber dem Abteilungsleiter bringen die Teammitglieder ihre Anerkennung für seine Unterstützung („Rückendeckung“) in kritischen Phasen zum Ausdruck. Im Verlauf unseres Rundgangs sind noch einige solcher Szenen zu beobachten, in denen wechselseitiges Feedback, Anerkennung und Würdigung bezogen auf erledigte Aufgaben bzw. erreichte Ziele zu beobachten waren. Johannes Siegrist beschreibt mit seinem Konzept der beruflichen Gratifikationskrisen (Effort-Reward-Imbalance) ein Phänomen, wonach das über längere Zeit erlebte Missverhältnis zwischen Arbeitseinsatz und hoher Verausgabung („Effort“ / „ich häng‘ mich rein“) und Belohnung („Reward“ / „und was kommt zurück?“) bei den Mitarbeitern zu gesundheitlichen Problemen führt. Unter


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