Man tut gut daran, „Frühverrentung“ und „Rente mit 63“ nicht als „Lohn für die Lebensleistung“ zu verkaufen und ein positives Verständnis von Arbeit und Produktivität zu pflegen. Politiker sprechen über das Ende des Arbeitslebens, als ob der Staat seine Bürger auszeichnet. Der „Traum von der Rente“ ist eine Verlockung, die längst widerlegt ist. Stattdessen gilt der Renteneintritt als „Top-Ten-Stressor“, also zu den stärksten belastenden Einschnitten im Leben! Und die einzelnen Arbeitnehmer sollten sich von der Illusion verabschieden, dass Chillen wirklich glücklich macht. Der „wohlverdiente Ruhestand“ ist kein Paradies. Studien zeigen eindrücklich, dass Menschen, die vor dem offiziellen Ruhestand ausscheiden, unglücklicher sind als Gleichaltrige, die weiterarbeiten. Keine Bevölkerungsgruppe leidet häufiger unter Depressionen als die Rentner (Bundesverband der Betriebskrankenkassen). Was ein Jahr vor der Verrentung mit Freude herbeigesehnt wurde, führt ein Jahr danach zu einer Ernüchterung, die die Lebensqualität drastisch mindert. Umgekehrt sollten Arbeitgeber statt ihrer ständigen Rhetorik vom Fachkräftemangel ernsthaft versuchen, die alten Mitarbeiter so lange wie möglich im Betrieb zu halten. Diese Art des „social freezing“ wäre wirklich sozial. Die dafür erforderliche Flexibilisierung und Berücksichtigung eines veränderten Arbeitsverhaltens im Alter fordert die Kreativität und den Fleiß der Personalmanager. Denen sei gesagt: es geht nicht um altersabhängige Lernfähigkeit, sondern altersunabhängige Motivation. Und genau dafür müssen Bedingungen geschaffen werden.
2b./c. „Produktivkraft“ und „Arbeitsausdauer“
„Produktivkraft“ und „Arebitsausdauer“ nutzen nicht nur der Gesellschaft als ganzes, sondern den Betrieben und letztlich dem Individuum. Die Alten sind so gesund wie nie zuvor, haben Jahrzehnte geschenkt bekommen, fühlen sich fit und leistungsfähig. Stattdessen ist der Eintritt in den Altersruhestand als biografischer Bruch organisiert, die häufig selbst bei fitten Menschen Anpassungsstörungen hervorrufen. So wird Rente zum Krankmacher – was bemerkenswerterweise sogar die Weltgesundheitsorganisation auch als solchen anerkennt. Letztlich brauchen wir als Gesellschaft auch ein verändertes Verständnis von Produktivität! Zivilgesellschaftliche Einrichtungen wie z.B. Vereine oder Stiftungen bieten enorme Entfaltungsmöglichkeiten, auch und gerade für Ältere. Die Wertschöpfung, die daraus erwächst, taucht in kaum einer ökonomischen Statistik auf. Wer seinen Enkeln bereichernde Freizeit-, vielleicht sogar Bildungsstunden schenkt, leistet einen erheblichen Beitrag für das Familien- und unser Gemeinwohl. Gleiches tut, wer Sport- oder Musikunterricht erteilt, sich in einer Theatergruppe engagiert oder um Bedürftige kümmert. Ein strukturierter Tagesablauf, soziale Kontakte, Erfolgserlebnisse und Sinnstiftung gehen damit einher und sind für viele Menschen das Elixier, um auch im Alter jung zu bleiben. Dabei darf nicht übersehen werden: ein Hobby ist ein Hobby. Eine Aufgabe ist etwas anderes – und vielen fehlt genau das!
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